Dissertation Gesamt Online
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AUS DEM INSTITUT FÜR GESCHICHTE DER MEDIZIN DER MEDIZINISCHEN FAKULTÄT CHARITÉ – UNIVERSITÄTSMEDIZIN BERLIN DISSERTATION SPORT UND SPORTMEDIZIN IM NATIONALSOZIALISTISCHEN DEUTSCHLAND – Entwicklung und Gestaltung einer Fachdisziplin unter besonderer Berücksichtigung der Olympischen Sommerspiele 1936 in Berlin ZUR ERLANGUNG DES AKADEMISCHEN GRADES DOCTOR MEDICINAE (D R. MED .) vorgelegt der Medizinischen Fakultät Charité – Universitätsmedizin Berlin von Jörn-Arne Ristau aus Templin - 2 - Gutachter: 1.: Priv.-Doz. Dr. phil. T. Beddies 2.: Prof. Dr. med. E. Seidler 3.: Priv.-Doz. Dr. med. H. Mellerowicz Datum der Promotion: 01.02.2013 - 3 - Inhaltsverzeichnis Einleitung: Forschungsstand und Vorgehensweise 5 1 Sport im Nationalsozialismus 17 1.1 Die „Gleichschaltung“ des Sports………………………………………………. 17 1.1.1 Die Auflösung des Deutschen Reichsausschusses für Leibesübungen (DRA)…………………………………………………….. 18 1.1.2 Die Schaffung des Deutschen Reichsbund für Leibesübungen (DRL)…… 20 1.1.3 Das Reichssportamt……………………………………………………….. 21 1.1.4 Auf dem Weg zum Nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübungen (NSRL)……………………………………………….. 22 1.1.5 Die Einordnung des Sports in die „totale Kriegsführung“….……………...26 1.1.6 Das Reichssportabzeichen und Versehrtensportabzeichen……………….. 29 1.1.7 Zusammenfassende Betrachtung………………………………………….. 34 1.2 Sport und Leibeserziehung in nationalsozialistischen Organisationen………….. 35 1.2.1 Die Hitlerjugend (HJ)…………………………………………………….. 35 1.2.1.1 Das erste Abkommen zwischen DRL und Hitlerjugend…………... 36 1.2.1.2 Das Leistungsabzeichen der Hitlerjugend………………………… 37 1.2.1.3 Das zweite Abkommen zwischen DRL und Hitlerjugend………… 39 1.2.1.4 Das Amt für Leibesübungen und das Amt für körperliche Ertüchtigung……………………………………………………….. 41 1.2.1.5 Die Hitlerjugend im Zweiten Weltkrieg – Leibeserziehung im „totalen Kriegseinsatz“………………………………………… 42 1.2.1.6 „Leistungssport als natürlicher Anreiz“…………………………… 46 1.2.2 Die Schutzstaffel (SS)……………………………………………………... 50 1.2.2.1 Sport und Auslese…………………………………………………. 51 1.2.2.2 Wettkampf und die Fragen des Leistungssports…………………... 54 1.2.3 Die Sturmabteilung (SA)...………………………………………………... 58 1.2.3.1 Die „Wiederaufnahme des Kampfgedankens“……………………. 59 1.2.3.2 Im Spannungsfeld zwischen SA und DRL/NSRL………………… 60 1.2.3.3 Das SA-Sportabzeichen…………………………………………… 63 1.2.3.4 Im Zwiespalt mit dem Leistungssport…………………………….. 68 1.3 Die Reichsakademie für Leibesübungen (RAfL)...……………………………… 72 1.3.1 Grundlagen und Aufgaben der Reichsakademie für Leibesübungen……... 72 1.3.2 Aufbau und Gliederung der Reichsakademie für Leibesübungen………… 76 1.3.3 Die Reichsakademie für Leibesübungen im Erbe der Deutschen Hochschule für Leibesübungen (DHfL)………………………...………… 84 2 Sportmedizin 88 2.1 Sportmedizinische Historie bis 1933……………………………………………. 88 2.1.1 Auf dem Wege zur Dresdener Hygiene Ausstellung 1911………………... 88 2.1.2 Die Organisation und Gestaltung der deutschen Sportmedizin bis 1933…. 95 2.2 Sportmedizin unter dem Hakenkreuz…………………………………………... 104 2.2.1 Die Strukturierung des Sportarztwesens…………………………………. 104 2.2.2 Zur Bedeutung des Sportmediziners……………………………………... 109 2.2.3 Der II. Internationale Sportärzte-Kongress 1936………………………… 114 2.2.3.1 Zusammenfassende Betrachtung………………………………… 122 2.2.4 Das Reichssportsantorium in Hohenlychen……………………………… 123 2.3 Berliner Sportmedizin………………………………………………………….. 127 2.3.1 Sportärztliche Beratungs- und Untersuchungsstellen……………………. 127 2.3.1.2 Die II. Medizinische Klinik (Poliklinik) der Charité…………….. 127 - 4 - 2.3.1.3 Die Chirurgische Universitätsklinik in der Ziegelstraße………... 132 2.3.2 Die Schaffung eines Sportärztlichen Institutes an der Medizinischen Fakultät der Berliner Universität – Protokoll eines Versuches…...……... 139 3 Die Olympischen Spiele in Berlin 1936 151 3.1 Die XI. Olympischen Spiele Berlin – Hintergründe und Durchführung der Veranstaltung…………………………… 151 3.1.1 Die Vergabe der Olympischen Spiele 1936 nach Berlin………………… 151 3.1.2 Olympische Spiele und der Nationalsozialismus………………………... 153 3.1.3 Internationale Boykottbewegungen……………………………………… 156 3.1.4 Der August 1936…………………………………………………………. 161 3.2 Die Organisation des medizinischen Dienstes…………………………………. 164 3.2.1 Der ärztliche Dienst bei den Olympischen Spielen……………………… 164 3.2.1.1 Das Arzthaus……………………………………………………... 165 3.2.1.2 Das Friesenhaus………………………………………………….. 166 3.2.1.3 Rettungs- bzw. Sanitätsstellen auf dem Reichssportfeld………… 167 3.2.1.4 Grünauer Regattastrecke…………………………………………. 171 3.1.1.5 Stationäre Betreuung…………………………………………….. 172 3.1.1.6 Deutschlandhalle…………………………………………………. 172 3.1.1.7 Kiel……………………………………………………………….. 173 3.1.1.8 Die Stadt Berlin…………………………………………………...174 3.1.1.9 Das Olympische Dorf……………………………………………. 175 3.1.1.10 Die deutsche Olympiamannschaft……………………………….. 178 3.1.2 Nichtärztliches Personal im Gesundheitsdienst der Olympischen Spiele...180 3.3 Frohwalt Heiß – Biografie eines deutschen Sportmediziners………………….. 181 3.3.1 Lebenslauf und Ausbildungsgang………………………………………... 181 3.3.2 Die Habilitation und das Verhältnis zu Karl Gebhardt…………………... 185 3.3.3 Fortsetzung einer sportmedizinischen Karriere in der Bundesrepublik…. 190 Schlussbetrachtung 193 Anhang 198 Die Organisation des medizinischen Dienstes bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin – Liste beteiligter Mediziner……………………………………………...198 Der II. Internationalen Sportärztekongress Berlin 1936 – Liste deutscher Redner…........ 205 Gliederung und Aufbau der Hitler-Jugend…………………………………………….... 208 Abkürzungsverzeichnis 209 Quellen- und Literaturverzeichnis 210 I Quellenverzeichnis………………………………………………………………. 210 Archive – Ungedruckte Quellen……………………………………………......... 210 II Literaturverzeichnis……………………………………………………………… 211 Zeitungen und Zeitschriften……………………………………………………... 211 Literatur vor 1945………………………………………………………………... 211 Literatur nach 1945………………………………………………………………. 217 Verzeichnis der Abbildungen……………………………………………………………. 221 Verzeichnis der Tabellen………………………………………………………………… 223 Lebenslauf……………………………………………………………………………….. 225 Selbständigkeitserklärung………………………………………………………………...227 - 5 - EINLEITUNG : FORSCHUNGSSTAND UND VORGEHENSWEISE Im nationalsozialistischen Deutschland wurde Sport als eine „körperliche Tätigkeit“ verstanden, „die um ihrer selbst willen und zur Körperstählung ausgeübt wird und bei der die nach Zeit und Raum oder bestimmten Regeln messbare Leistung im Vordergrund“ stand.1 In unserer heutigen Gesellschaft wird dem Sport ein hoher Stellenwert beigemessen. Nahezu ein jeder kommt mit dem Sport in Berührung, sei es aktiv als Sporttreibender oder passiv konsumierend in der Rolle des Zuschauers. Neben dem omnipräsenten Anspruch und Streben nach Leistung, welcher damals wie heute unumstößlich mit dem Begriff des Sports verbunden ist, nimmt vor allem in unserer heutigen Gesellschaft der Gesundheitsgedanke einen zunehmend ausgeprägten Stellenwert ein. In diesem Zusammenhang sei auf die damals gebräuchliche Begrifflichkeit der „Leibesübungen“ eingegangen, welche heutzutage veraltet erscheint und kaum mehr gebräuchlich ist. Die Leibesübung war ein „Sammelbegriff für alle planmäßig betriebenen körperlichen Übungen zur Erhaltung und Steigerung der menschlichen Leistungsfähigkeit.“ 2 Entsprechende Begriffsklärung wurde weiterführend ergänzt: „Die Pflege dieser Übungen ist in unserer Zeit (sc. die Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland) als Ausgleich gegen die gesundheitlichen Schäden der industriellen Entwicklung außerordentlich verbreitet und so überaus bedeutungsvoll, dass sie von allen Kulturstaaten gefördert und zum Teil auch beaufsichtigt wird.“ 3 Die exakte Abgrenzung der Leibesübung zum Sport ist schwierig, und die Übergänge erscheinen fließend. Das Leistungsprinzip lag beiden Begrifflichkeiten zu Grunde, per definitionem wurde der Begriff der Leibesübungen jedoch um den Aspekt der Gesundheitsförderung und -erhaltung erweitert. Der Auffassung des Jahres 1937 folgend, wurde der Sport, neben der Gymnastik und dem Spiel als ein Element der Leibesübungen verstanden. In diesem Zusammenhang wurde angemerkt, dass vor allem „die Kampfspiele […] zu dem Gebiet des Sports“ überleiten. 4 Die Spiele wiederum umfassten „Scherz- und 1 Sport: Artikel in: Der Neue Brockhaus, Vierter Band S –Z, Leipzig 1938, S. 280. 2 Leibesübungen: Artikel in: Der Neue Brockhaus, Dritter Band L –R, Leipzig 1937, S. 51. 3 Ebenda. 4 Ebenda. - 6 - Tummelspiele aller Art bis zum harten Kampfspiel, wie Fußball, Handball, Rugby […] Eishockey u.a.“ 5 Aufgrund der ausgeprägten Schnittmenge der Begriffe „Sport“ und „Leibesübung“ erscheint gerade nach heutigen Gesichtspunkten der synonyme Gebrauch durchaus legitim. Gesundheitsförderung und -wahrung sind von gesteigertem Interesse und wachsender Bedeutung für unsere moderne Gesellschaft. Darüberhinaus sind die Formung und das Erreichen körperlicher Ideale in Analogie zu der erwähnten „Körperstählung“ und die Sicherung daraus resultierender Eitelkeiten von großer Gewichtung. Formung beinhaltet Erziehung, und Erziehung wird in erster Linie Kindern und Jugendlichen zuteil, das galt damals wie heute. Inwiefern der Sport der Verwirklichung dieser Ziele in der nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland der Jahre 1933 bis 1945 dienen sollte, gilt es zu ergründen. Das Aufgreifen des Gesundheitsaspektes verweist unweigerlich auf die Parallelen von Sport bzw. Leibesübungen zur Medizin und somit zum Berufsstand des Arztes. Im Dienste der Verbindung von Sport und Medizin steht und stand der Sportarzt. Klärend sei an dieser Stelle auf das damalige Verständnis des Begriffes „Sportarzt“ eingegangen. Demnach war