Ausg. Nr. 186 • 1. Juli 2019 Das unparteiische, un ab hängige Ma ga - zin für Österreicherinnen und Österrei- cher in aller Welt erscheint zehn Mal im Jahr in vier verschiedenen pdf-Formaten http://www.oesterreichjournal.at

»Connected. Peter Kogler with …« im Kunsthaus Graz Ausstellung verknüpft österreichischen Medienkünstler mit Avantgardisten der Moderne (ab der Seite 112) © Fondation Oskar Kokoschka, Vevey / Foto: Julien Gremaud, Vevey © Fondation Oskar Kokoschka/Bildrecht Wien, 2019 © Fondation Oskar Kokoschka/Bildrecht Wien, / Foto: Julien Gremaud, Vevey © Fondation Oskar Kokoschka, Vevey

Sie sehen hier die Variante A4 mit 72 dpi und geringer Qualität von Bildern und Grafiken ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 2 Die Seite 2

Liebe LeserInnen, liebe Landsleute,

nicht nur die hohen Temperaturen, die uns zur Zeit mit bis zu 38 °C quälen, werden für einen heißen Sommer sorgen. Die bevorstehende Nationalratswahl, deren Termin mit wahrscheinlich 29. September endgültig am 3. Juli im Natio- nalrat beschlossen werden wird, wirft ihre Schatten voraus. Die im Parlament aktuell vertretenen Parteien ÖVP, SPÖ, FPÖ, NEOS und Liste Jetzt sind, wenn auch noch nicht „offiziell“, in den Wahlkampf eingestiegen, den Grünen steht aller Voraussicht nach ein Wiedereinzug in den Nationalrat bevor. In unserer Europa Forum Wachau 19 nächsten Ausgabe werden wir Sie wieder über für Sie wichtige Termine für die Teilnahme an der Nationalratswahl informieren… Liebe Grüße aus Wien Michael Mössmer Der Inhalt der Ausgabe 186

Staatsbesuch in Portugal 3 LTP Dunst: #politik-er-leben 73 Aktuelle Außenpolitik 8 Neue Volksschule für Bruckneudorf 74 27. Juni 1989: Ein Loch Eisenstadt: Abbiegeassistenten im »Eisernen Vorhang« 13 für städtische LKW 74 Übergangsregierung vorgestellt 63 EU: Jugendliche für mehr Ruster Kids on the Lake – leben gemeinsame Entscheidungen 16 und segeln am See 75 Aus den Bundesländern 17 Welt der Operette neu entdecken 75 Exportpreis und Exporttag 2019 35 Gustav-Adolf-Fest in Rechnitz 76 Europäischer Erfinderpreis 2019 geht nach Ansfelden 38 Land Burgenland kauft IST Nr. 2 der weltweit Synagoge Kobersdorf 77 besten Forschungsinstitutionen 41 »Luigi Tomasini« erzählt von Haydn 78 Bundespräsident gratulierte Best of Burgenland 2019 zu zehn Jahren IST Austria 42 Güssinger Kultur Sommer 2019 81 Talentcenter ist weltbestes Moderates Wachstumstempo 84 Lust auf Theater | 2019/2020 82 Bildungsprojekt 43 ______Der Urlaubseuro 2019 44 Moderates Wachstumstempo 84 Größte Airline Asiens in Wien 46 Air Arabia steuert Wien an 47 WIFO: Robuste Binnenwirtschaft 85 Malyj Trostenez – ein Ort Immobilienpreisspiegel 2019 86 ohne Wiederkehr 48 Unternehmensdemografie 2017 88 Deportiert. – Int. Tagung zur »Vermessung der Jugend« 89 dunkelsten Geschichte der Steuerausgleich mit Rebensaft 93 europäischen Eisenbahnen. 51 »OÖ Sommerfrische« in Wien 95 JWS: Gäste aus Kanada 53 Bischof Bünker verabschiedet 103 Die Lange Nacht der Die SALON Sieger 2019 96 fantastischen Geschichten 55 Personalia 97 US-Auszeichnungen für vier Elfriede Ott ist tot 100 österreichische KünstlerInnen 57 Leon Zelman Preis 2019 101 Weltbund-Tagung Auslands- Bischof Bünker verabschiedet 103 österreichertreffen 2019 5. bis 8. September in Eisenstadt 59 Dialog der Religionen 106 Nach der Europawahl – Zelluläre Müllentsorgung 107 was als nächstes passiert 60 Wie eine Körperzelle zu ihrer Bundeskanzlerin stellt Bestimmung findet 108 Übergangsregierung vor 63 Revolutionäre Innovation Demokratiewerkstatt-Profi- gegen Parkinson 109 Das Haus des Ölhändlers 119 Schulklassen ausgezeichnet 67 Flugzeug läßt sich von 150 Jahre Verfassungs- Turbulenzen nicht erschüttern 110 Impressum: Eigentümer und Verleger: Österreich gerichtsbarkeit in Österreich 68 Journal Verlag; Postadresse: A-1130 Wien, Dr. Scho - Neue Erkenntnisse könnten ber-Str. 8/1. Für den Inhalt verantwortlicher Her - Solarzellen günstiger machen 111 ausgeber und Chefredakteur: Michael Mössmer; Lek - »Burgenland Journal« torat: Maria Krapfenbauer. jede Art der Ver öffentli - Connected. Peter Kogler with … 112 Regierungsklausur 69 chung bei Quellenangabe ausdrücklich erlaubt. Fotos Budapest: Burgenland-Empfang 70 Piraten erobern Schloss Ambras 117 S. 2: NLK / Burchhart; Parlamentsdirektion / Johan- nes Zinner; UniCredit Bank Austria; Evangelischer Das Haus des Ölhändlers 119 Mehr Ärzte für das Burgenland 71 Pressedienst Österreich / Uschmann; Römerstadt Leistbares Wohnen in hoher Qualität 72 Rigoletto auf der Seebühne 124 Carnuntum / A. Hofmacher

In Zusammenarbeit mit PaN – Partner aller Nationen http://www.dachverband-pan.org/ ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 3 Österreich, Europa und die Welt Staatsbesuch in der Portugiesischen Republik

Bundespräsident traf in Lissabon seinen Amtskollegen Marcelo Rebelo de Sousa und ehemalige österreichische »Caritas-Kinder« Foto: HBF / Peter Lechner Foto: HBF Begrüßung des Bundespräsidenten durch Präsident Marcelo Rebelo de Sousa mit militärischen Ehren auf dem Praça do Império in Lissabon

m Zentrum des dreitägigen Staatsbesuchs Iin Portugal von 17. bis 19. Juni standen der bemerkenswerte wirtschaftliche Aufschwung in Portugal und die Förderung der Wirt- schaftsbeziehungen, besonders in den Berei- chen Tourismus und Nachhaltigkeit. Teil der österreichischen Delegation waren auch die Ministerinnen (Landwirtschaft), Elisabeth Udolf-Strobl (Wirtschaft) und (Familie). Am ersten Abend startete der Besuch in der Residenz des Österreichischen Botschaf- ters in Lissabon, Robert Zischg, wo der Bun - despräsident AuslandsösterreicherInnen traf.

»Portugal hat auf bewundernswerte Art und Weise einen Weg aus der Finanzkrise gefunden.«

Dickes Lob hatte Bundespräsident Ale- / Peter Lechner Foto: HBF xander Van der Bellen am 18. Juni im Rah- Bundespräsident Alexander Van der Bellen (l.) und Präsident Marcelo Rebelo de Sousa

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 4 Österreich, Europa und die Welt men seines Staatsbesuchs für das Gastgeber- land parat, als er mit Präsident Marcelo Re - belo de Sousa zusammentraf: „Die portugie- sische Wirtschaft hat Ende 2018 wieder Vor- krisenniveau erreicht“, stellte der Bundesprä- sident beeindruckt fest. Tatsächlich mach te Portugal zuletzt unter der Regierung des seit November 2015 amtierenden sozialistischen Ministerpräsidenten António Costa, dessen Minderheitsregierung von einem Linksblock („Bloco Esquerda“) aus Reformkommuni- sten und linken Grünen gestützt wird, eine positive ökonomische Entwicklung durch. Es wurden zentrale Anliegen der kleine- ren Linksparteien umgesetzt. Costa nahm Ge - halts- und Pensionskürzungen zurück, hob den Mindestlohn an und ließ die 35-Stun- den-Woche einführen. Das führte laut Befür- wortern seines Kurses zu einer Ankurbelung des Konsumverhaltens und damit der Wirt- Der Bundespräsident legte am Grab des Nationaldichters Luís de Camões (16. Jhdt.) in der schaft. Gleichzeitig wurde aber dennoch auf Kirche Santa Maria de Belém einen Kranz nieder. Budgetdisziplin geachtet, um die EU-Fi - nanzminister nicht zu vergrämen. Laut der Portugal-Außenstelle der Wirt- schaftskammer Österreich wuchs die lokale Ökonomie in den vergangenen zwei Jahren in einem Ausmaß von zwei bis drei Prozent. Neben dem Tourismus tragen der WKO zu - folge auch die steigenden Exporte, eine hö - here Inlandsnachfrage sowie der Bausektor maßgeblich zu diesem Wachstum bei.Gute Geschäftschancen bieten demnach die ex - portorientierten Industriezweige Portugals, aber auch der Bau-, Immobilien- und Ener- giebereich. Das hat auch zur Folge, daß die Arbeitslosigkeit in den vergangenen Jahren wieder gesunken ist. Sie betrug zuletzt unter sieben Prozent. Als Risikofaktor wird frei- lich weiter die hohe Staatsverschuldung ge - sehen, die weiter bei knapp 130 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) liegt. Alexander Van der Bellen jedenfalls orte- te noch Potential „zur Intensivierung unserer Zusammenarbeit“ im wirtschaftlichen Be - reich, selbst wenn sich diese bereits in den vergangenen Jahren höchst positiv entwik- / Peter Lechner Fotos: HBF Fahrt mit einer historischen Straßenbahn durch die Altstadt Lissabons kelt habe. Möglichkeiten für Kooperationen ge be es etwa in Feldern wie dem Tourismus. aber „eine starke, schlagkräftige Union, die len Radikalismus, Extremismus aber auch Dabei sollte der Fokus aber auch auf Nach- ihre Interessen und jene ihrer Bürgerinnen Populismus bekämpfen und Projekte för- haltigkeit ausgerichtet sein, forderte der und Bürger mit Deutlichkeit und Gewicht dern, welche die Europäische Union stärken“, Bundespräsident. auf der Weltbühne vertritt“, formulierte der sagte Portugals Präsident und nannte auch Mit Präsident Rebelo de Sousa habe er Bundespräsident. „Eine EU, die für Rechts- die Bekämpfung des Klimawandels hoch - auch über die „Zukunft der Europäischen staatlichkeit, Menschenrechte, für fairen rangiges Anliegen: „Wir müssen warnen vor Union“ gesprochen, erläuterte Alexander Van Welthandel und für die Bekämpfung der Kli- der Zerstörung unserer Planeten.“ der Bellen. Die EU stehe derzeit vor wichti- makrise mit Glaubwürdigkeit eintritt.“ In diesem Zusammenhang dankte Ale- gen Weichenstellungen. Wobei: „Die gestie- Rebelo de Sousa betonte die gemeinsame xander Van der Bellen seinem Amtskollegen gene Wahlbeteiligung bei den Europawahlen „Sicht einer offenen multilateralen Welt auf auch für die Unterstützung der „Initiative for in den meisten EU-Ländern läßt mich Mut dem Fundament der Solidarität und der För- More Climate Ambition“ und ergänzte: „Ge - schöpfen.“ Mehr denn je zuvor brauche es derung nachhaltiger Entwicklungen. Wir wol - meinsam wollen wir in diesem Rahmen im

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 5 Österreich, Europa und die Welt

Bundespräsident Alexander Van der Bellen bei seiner Begrüßung anläßlich des Wiedersehens mit den ehedem kleinen – und heute schon etwas betagten – Schützlingen aus Österreich und ihren Wohltätern (oder deren Nachkommen)… etwas betagten – Schützlinge aus Österreich und ihren Wohltätern (oder deren Nachkom- men) aus Portugal. Das kleine Land im Westen der Iberi- schen Halbinsel war im Zweiten Weltkrieg neutral und damit von den Wirren der Verwü - stungen verschont geblieben. Portugal ging es damals – zumindest von der Versorgungs- lage her – vergleichsweise gut. Die österrei- chische Caritas und ihre damals eben erst gegründete Schwesternorganisation in Por- tugal schickten zwischen 1947 und 1956 ins- gesamt 5.402 Mädchen und Buben zu portu- giesischen Pflegefamilien. Die Aktion wurde auch durch den portu- giesischen Diktator António de Oliveira Sa - lazar gefördert. Er hatte ab 1932 (und letzt- lich bis 1968) einen vom Katholizismus ge - kennzeichneten hierarchischen Ständestaat Fotos: HBF / Peter Lechner Fotos: HBF … und in diesem Bild mit seiner Frau Doris Schmidauer (links von ihm) etabliert, der nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 im Zuge der Neuordnung Vorfeld des Klimagipfels von UNO-Gene- wegende Momente in einem höchst festli - Europas international salonfähig werden ralsekretär Antonio Guterres im September chen Rahmen: Alexander Van der Bellen traf wollte. Die Kinder wurden auf Grundlage in New York ein starkes Zeichen setzen.“ ehemaligen österreichischen „Caritas-Kin- von Kriterien wie Unterernährung, Krank- Der Bundespräsident war von Rebelo de dern“ der Nachkriegsjahre und deren dama- heit oder Wohnverhältnisse ausgewählt. Die Sousa mit militärischen Ehren empfangen ligen portugiesischen Gastfamilien zusam- meisten stammten aus den urbanen Zentren worden und hatte am Grab des Nationaldich- men. Österreichs, wo die Versorgung mit Nah- ters Luís de Camões (16. Jhdt.) in der Kirche „Wir erinnern uns an eines der schönsten rungsmitteln oft prekär war. Santa Maria de Belém einen Kranz niederge- Kapitel in der Geschichte der Beziehungen Sie wurden mit Großtransporten mit der legt. zwischen Portugal und Österreich“, meinte Eisenbahn über die Pyrenäen sowie über den der Bundespräsident. Seeweg – mit dem Zug bis zum italienischen Treffen mit ehemaligen öster- Nach einer Filmvorführung über Einzel- Hafen Genua und dann mit dem Schiff bis reichischen »Caritas-Kinder« schicksale und Erinnerungen mancher „Cri- Lissabon – nach Portugal gebracht und wa - Am Nachmittag des 18. Juni traf der Bun - anças austriacas da Caritas“ und dem Besuch ren somit meist rund eine Woche unterwegs. despräsident nach einer Fahrt mit einer einer kleinen Ausstellung zu den „Caritas- In Lissabon erfolgte die Verteilung auf ver- historischen Straßenbahn durch die Altstadt Kindern“ kam es im Prunksaal des Lissabo- schiedene portugiesische Diözesen. Lissabons mit den sogenannten „Caritas- ner Außenministeriums zu einem Wiederse- Die Unterbringung der „Caritas-Kinder“ Kindern“ zusammen. Es waren emotional be - hen der ehedem kleinen – und heute schon erfolgte zwar in allen sozialen Schichten,

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 6 Österreich, Europa und die Welt großteils gehörten die Familien jedoch der gehobeneren Mittelschicht an. Die gute Er - nährungslage sowie das milde Klima förder- ten die rasche Erholung der kleinen Gäste aus Österreich, die sich durchschnittlich sechs Monate bis ein Jahr lang in Portugal aufhiel- ten. Probleme gab es laut Zeitzeugen allen- falls bei der Ausbildung, weil ein Schulbe- such in Portugal für die Gastkinder nicht verpflichtend war. „Es war eine glückliche Zeit“, erinnerte sich auch Zeitzeuge Alois Sablatnig mit einem Schmunzeln, „ich mußte nicht zur Schule gehen. Aber ich habe in Portugal damals viel gelernt. Zum Beispiel, wie man Sardinen ißt.“ Aber auch seine Gastfamilie habe ihn Foto; HBF / Peter Lechner Foto; HBF damals „viel fürs Leben gelehrt“, erinnerte Der Bundespräsident beim portugiesisch-österreichischen Wirtschaftsforum sich Sablatnig. Daher sei er über die Jahre auch immer wieder zurückgekommen. Er verehre Portugal, fügte der mittlerweile in Kanada lebende Sablatnig auf Portugiesisch dazu. Doch würden ihm in allen Sprachen die Worte fehlen, um dem Land und seinen Leuten die Dankbarkeit auszudrücken. Von seiten der ehemaligen Gastfamilien erinnerte der Unternehmer Antóno Amorim an ein ehemaliges „Caritas-Kind“: Gerhard Schießer. Dieser wuchs später geschäfts mäs- sig in das Kork-Imperium der Familie Amo- rim hinein und ermöglichte es dieser, über ein Joint Venture von Österreich aus den ost- europäischen Markt zu erobern. In manchen Fällen stand in den 1950er- Jahren sogar eine mögliche Adoption im Raum, der aber von den österreichischen El - tern im Normalfall nicht zugestimmt wurde.

Dokumente über die Aktion gibt es laut Kath - BMNT / Cesar Cordeiro Foto: press unter anderem in den Akten der Caritas Nachhaltigkeitsministerin Maria Patek beim Wirtschaftsforum im Gespräch zu den österrei- chisch-portugiesischen Wirtschaftsbeziehungen im Archiv der Katholischen Privat-Univer- sität Linz. Daher konnte der Bundespräsident an - Familien dafür sehr dankbar.“ Die grundle- Viele Pflegekinder hielten auch später läßlich des Wiedersehens mancher „Caritas- genden Kinderrechte wurden 1989 im UN- per sönliche Kontakte nach Portugal. Seit Kinder“ mit ihren portugiesischen Schwe- Übereinkommen über die Rechte des Kindes Mitte der 2000er-Jahre wurden auch über die stern und Brüdern den Dank Österreichs für angenommen und feiern heuer im November in Österreich bestehenden Vereine ehemali- diese „bemerkenswerte und großzügige Ge - ihr 30jähriges Jubiläum. Österreich hat die ger „Portugal-Kinder“ verlorene Kontakte ste“ ausdrücken, die „für immer in unseren Kinderrechtskonvention 1992 ratifiziert und wieder hergestellt. Die österreichische Bot- Erinnerungen und Herzen bleiben wird“. seither zahlreiche Maßnahmen gesetzt. „Un - schaft in Lissabon erinnerte in den vergange- Weil: „Hier in Portugal lernten diese trauma- ser aller Ziel ist es, die Rechte von Kindern nen Jahren u.a. mit einer Wanderausstellung tisierten Kinder wieder Kinder zu sein.“ Die zu garantieren und sie vor allen Formen von an die „Caritas-Kinder“ und unterstützte auch Geschichte der „Caritas-Kinder“ sei sowohl Gewalt zu schützen. Kinder sind unsere Zu - wissenschaftliche Forschungsarbeiten zur in Österreich als auch Portugal noch zu we - kunft und sie verdienen unsere uneinge- damaligen Hilfsaktion. nig bekannt, bedauerte indes Familienmini- schränkte Unterstützung und unseren vollen Zwei Buchprojekte („Das Land der Oran- sterin Ines Stilling in ihrer Rede und sie Respekt“, so Stilling. gen“ von Rosario Alçada Araújo sowie „Re - betonte, „daß der Schutz von Kinderrechten zepte des Lebens“ von Rosário Worisch Al - sowie die Übertragung von Verantwortung Teilnahme an einem österreichisch- vim), ein Filmprojekt der Regisseurin Su - an junge Menschen“ ein wichtiger Beitrag portugiesischen Wirtschaftsforum sana de Sousa Dias sowie eine Dissertation für Entwicklung und Frieden sei. „Mehr als Am 19. stand die Teilnahme an einem der portugiesischen Historikerin Ana Pinho 5.000 österreichische Kinder konnten zwi- österreichisch-portugiesischen Wirtschaftsfo- sind bisherige Ergebnisse dieses Engage- schen 1947 und 1956 ein Jahr bei portugiesi- rum auf dem Programm, bei dem auch die ments. schen Gastfamilien verbringen. Wir sind den zuständige Fachministerin Elisabeth Udolf-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 7 Österreich, Europa und die Welt

Strobl und Nachhaltigkeitsministerin Maria Patek vertreten waren. „Im Tourismus sehe ich besonders hohes Potential für die Zusammenarbeit mit Portu- gal, gerade was das Thema Nachhaltigkeit be trifft. Unser Plan T zeigt auf, wie wir den Tourismussektor zukunftsorientiert weiter- entwickeln und dabei das Umweltbewußt- sein in den Vordergrund rücken können“, be - tonte Patek. Während die portugiesische Wirtschaft weitgehend in Richtung Afrika und Latein- amerika ausgerichtet ist, fokussiert Österreich seine wirtschaftlichen Aktivitäten zu einem großen Teil Richtung Osten. Ziel des Wirt- schaftsforums war es, die beiden Länder hin- sichtlich der Schwerpunkte „Umwelt und In - frastruktur“, „Balanced Tourism“ sowie „In - Der Bundespräsident auf dem Weg über den Praça do Município ins Lissaboner Rathaus… novation und Digitalisierung“ stärker zu ver- netzen. Die Veranstaltung bot heimischen Unter- nehmerInnen die Chance, sich mit bereits in Portugal etablierten österreichischen Unter- nehmen auszutauschen und nachhaltige Lö - sungen oder Konzepte für die Herausforde- rungen portugiesischer Unternehmen, Städte und Gemeinden anzubieten.

Schlüssel der Stadt Lissabon Weiters traf Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit Parlamentspräsident Edu ardo Ferro Rodrigues und Bürgermeister Fer nando Medina zusammen, der ihm auch den „Schlüssel der Stadt Lissabon“ über- reichte. n http://www.bundespraesident.at Quellen: PRK/APA/BKA/BMNT … wo er von Bürgermeister Fernando Medina die »Schlüssel der Stadt Lissabon« erhielt. Fotos: HBF / Peter Lechner Fotos: HBF Bundespräsident Alexander Van der Bellen bei seinem Treffen mit Parlamentspräsident Edu ardo Ferro Rodrigues im Palácio de São Bento

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 8 Österreich, Europa und die Welt Aktuelle Außenpolitik

Bundeskanzlerin und Außenminister

Treffen mit Brexit-Chef- verhandler Michel Barnier Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein hat nach ihrem Amtsantritt am 7. Juni den Bre- xit-Chefverhandler Michel Barnier im Bun - deskanzleramt zu einem Gespräch empfan- gen. Bei dem Treffen versicherte die Kanzle- rin, daß Österreich ein verläßlicher Partner in der Europäischen Union bleiben wird. Im Fokus des Gesprächs stand vor allem der aktuelle Stand der Brexitverhandlungen. Aus österreichischer Sicht ist es entscheidend, daß die Einheit der EU-27 weiter aufrechter- halten wird. Außen- und Europaminister Alexander Schallenberg traf Barnier im Wie ner Außen- ministerium. Im Delegationsgespräch beton- ten Barnier und Schallenberg, daß eine Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein traf den Beauftragten der EU-Kommission für die Austritts- weiterhin bestehende Geschlossenheit der verhandlungen mit dem Vereinigten Königreich Michel Barnier EU-27 entscheidend sei.

Schallenberg vor dem Nationalrat: Er will Österreich Gehör verschaffen Österreich ist und bleibt ein verläßlicher Partner in der Welt und in Europa, betonte der neue Außenminister Alexander Schallenberg am 12. Juni in seiner ersten Rede vor dem Nationalrat. Da die Entwicklungen auf inter- nationaler Ebene weiterlaufen und wichtige Entscheidungen anstehen, brauche es jetzt aus seiner Sicht vor allem „Augenmaß für das Mögliche, Vertrauen, Verläßlichkeit und Stabilität“. Dem neuen Minister wurde von allen Fraktionen Vertrauen und Wertschät- zung entgegengebracht. Konkrete Wünsche äußerten die SPÖ, die sich mehr Engage- ment in der Klimakrise wünschte, sowie die Foto: BMEIA / Eugénie BergerFoto: Foto: BKA / Andy Wenzel NEOS, die sich für ein öffentliches Hearing Außenminister Alexander Schallenberg mit Barnier vor dem Außenministerium in Wien im Vorfeld der Bestellung eines neuen öster- reichischen Kommissionsmitglieds ausspra- litik müsse Kontinuität gewahrt werden, un - lich sei. Der diplomatische Dienst sowie die chen. terstrich Schallenberg, da etwa in der EU in engagierten MitarbeiterInnen des Ministeri- Mit großer Demut und einem großen Ver- den nächsten Wochen ganz wesentliche – ums werden in bewährter, hochprofessionel- antwortungs- und Pflichtgefühl gehe er seine strategische, personelle und inhaltliche – Wei - ler Art und Weise dafür Sorge tragen, daß die „äußerst anspruchsvolle Arbeit“ an, betonte chenstellungen vorgenommen werden. Auch Interessen Österreichs weiterhin effizient Schallenberg, der nicht nur für Europa, Inte- in Bezug auf die laufenden Geschäfte inner- vertreten werden, versicherte der Minister. gration und Äußeres, sondern auch für Kunst, halb der EU, die von den Verhandlungen über Im Bereich der Integrationsagenden setzt Kultur und Medien zuständig ist. Bundes- den Finanzrahmen, dem möglichen Austritt Schallenberg auf die gute Zusammenarbeit präsident Alexander Van der Bellen habe Großbritanniens bis hin zur Heranführung mit allen Gebietskörperschaften und der völlig zu Recht bei der Angelobung unter- der südosteuropäischen Staaten an die Union Zivilgesellschaft, da Integration nur gemein- strichen, daß die Regierung die Aufgabe ha - reichen, müsse Österreich seinen aktiven Bei - sam möglich sei. „Ein offenes Ohr für alle“ be, Österreich in der Welt als starkes, selbst- trag leisten. Er vertraue darauf, daß insbe- wolle er auch für alle VertreterInnen aus den bewußtes Land im Herzen Europas zu ver- sondere in außenpolitischen Fragen ein sehr Bereichen Kunst, Kultur und Medien haben. treten. Gerade in der Europa- und Außenpo- breiter, parteiübergreifender Konsens mög- Auch wenn in den kommenden Monaten kei -

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 9 Österreich, Europa und die Welt Foto: BMEIA / Eugénie Berger Foto: Alexander Schallenberg am 12. Juni vor dem Nationalrat. Rechts von ihm Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein und Vizekanzler und Justizminister ; links von ihm: Sozialministerin und Verteidigungsminister Thomas Starlinger ne großen Reformen durchgeführt werden können, sollte die Zeit für Dialog und Aus- tausch genutzt werden.

Bierlein: Beziehungen mit Slowenien intensivieren Nach seiner Unterredung mit Bundesprä- sident Alexander Van der Bellen am 13. Juni nutzte Sloweniens Präsident Borut Pahor seinen Aufenthalt in Wien zu einem Treffen mit Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein. „Wir wollen die bereits sehr guten Beziehungen mit Slowenien weiter intensivieren“, betonte die Regierungschefin. Das österreichische Jahr des Nachbarschaftsdialogs 2019/20 sol - le weitere Impulse geben, um die Koopera- tionen noch enger zu gestalten. Beide Staa- ten verbinde auch das Eintreten für die Er - weiterung der Europäischen Union um die Foto: BKA / Andy Wenzel Westbalkanstaaten. Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein mit dem slowenischen Präsidenten Borut Pahor In ihrem Gespräch ging es zudem um die dende österreichische Verhandlungsposition Abbruch, man habe aber das Einfrieren der wirtschaftliche Zusammenarbeit: Mit rund mit den besorgniserregenden Entwicklungen Verhandlungen durchgesetzt. Was die Bezie- 1.000 österreichischen Unternehmen vor Ort bzw. Menschenrechtsverletzungen und der hungen zu Rußland betrifft, herrsche große sei Österreich der mit Abstand wichtigste undemokratischen Vorgehensweise seit dem Sorge innerhalb der EU in Zusammenhang Investor in Slowenien. Schon davor unter- Amtsantritt von Recep Tayyip Erdogan 2014. mit den Plänen Moskaus, die Vergabe russi- strich der slowenische Präsident, wie wich- Kritisiert wird auch, daß der Türkei für die scher Pässe für Ost-UkrainerInnen zu er - tig ihm die Pflege und Stärkung der von den EU-Heranführungshilfe zwischen 2007 und leichtern. Hinsichtlich einer Verlängerung der beiden Regierungen bereits vereinbarten 2020 Finanzhilfen von mehr als 9 Mrd. € be - Sanktionen gegenüber Rußland gebe es dem - Projekte sei. reitgestellt würden, die keine Wirkung zeig- nach Einstimmigkeit auf EU-Ebene. ten, zumal in Zeiten des Brexit das EU-Bud- Die europäischen Staats- und Regie- Vor dem EU-Gipfel in Brüssel get nicht „allzu üppig“ ausgestaltet sei, wie rungschefs würden sich in den bevorstehen- Im Vorfeld des EU-Gipfels in Brüssel am FPÖ-Abgeordneter Robert Lugar sagte. Aus- den zwei Tagen neben dem EU-Personalpa- 20. und 21. Juni hat sich der EU-Hauptaus- gegangen ist die Initiative von den Freiheit- ket u.a. auch mit der Strategischen Agenda schuß des Nationalrats am 19. Juni in einer lichen. der Union bis 2024, dem mehrjährigen Fi - Stellungnahme an die Regierung einstimmig Außenminister Alexander Schallenberg nanzrahmen, dem Brexit, dem Klimawandel für einen Abbruch der EU-Beitrittsverhand- sagte, daß es unter den EU-Außenministern sowie der östlichen Partnerschaft auseinan - lungen mit der Türkei ausgesprochen. Statt- die klare Linie eines Aussetzens von Beitritts - dersetzen. dessen sollte aus Sicht der Parlamentsfrak- verhandlungen mit der Türkei gebe, nach- Hinsichtlich des Brexit meinte Bundes- tionen eine strategische Partnerschaft ange- dem sich das Land am Bosporus immer wei- kanzlerin Brigitte Bierlein, daß nach dem strebt werden. Argumentiert wird die bin- ter von der EU entferne. Das sei zwar kein Rücktritt der britischen Premierministerin

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 10 Österreich, Europa und die Welt

Theresa May die weitere Einheit der EU-27 von zentraler Bedeutung sei. Das habe sie so auch mit EU-Chefverhandler Michel Barnier besprochen. Schallenberg bekräftigte, daß der Ball nunmehr bei den Briten liege. „Wir warten darauf, was aus London kommt“, so der Minister, das Austrittsabkommen werde nicht wieder geöffnet. Im Hinblick auf die Verhandlungen zum mehrjährigen Finanzrahmen versicherte Bier - lein, daß sich Österreich als verläßlicher Partner und Nettozahler einbringen werde. Laut Außenminister hat Rumänien während seines Vorsitzes eine neue Verhandlungsbox zum Finanzrahmen vorgelegt, die insbeson- dere von den Interessen der Nettozahler ab - weiche. Auch aus Österreichs Sicht bewege sich diese Box in die falsche Richtung. Wien fahre weiterhin eine klare Linie und halte an Die Bundeskanzlerin am Europäischen mit dem luxenburger Premierminister Xavier Bettel (r.) der Obergrenze von 1 Prozent des Bruttona- und dem niederländischen Premierminister Mark Rutte (l.) … tionaleinkommens (BNE) fest. Qualität gehe vor Quantität, so Schallenberg, es reiche aus seiner Sicht, wenn es im Dezember zu einer Einigung kommt. Was die Strategische Agenda der EU bis 2024 betrifft, trage Österreich dieses Pro- gramm mit, wie Bierlein betonte. Die Agen- da beinhaltet im Wesentlichen den Schutz der BürgerInnen und ihrer Freiheiten, die Ent - wicklung einer starken und dynamischen wirtschaftlichen Basis, eine klimaneutrale Zu - kunft sowie die Förderung europäischer In - teressen und Werte in der Welt. Wichtig sei - en der Regierung zudem das Subsidiaritäts- prinzip sowie eine EU-Perspektive für die Staaten des Westbalkans. Geht es nach dem Außenminister, konn- ten in der EU-Agenda bis 2024 einige „rot- weiß-roten Punkte“ wie der Schutz der Bür- BKA / Andy Wenzel Fotos: … und bei ihrem Statement vor der internationalen Presse gerInnen oder die Stärkung der Wettbe- werbsfähigkeit untergebracht werden. Wich- gen stehen für die österreichische Bundesre- zung von früheren Schlußfolgerungen des tig sei darin auch ein klarer Hinweis zur EU- gierung sowohl die fachliche Expertise als Europäischen Rates. Perspektive für europäische Staaten. Unter auch das politische Können im Vorder- Am zweiten Tag äußerte sich die zum Per - den Europaministern habe man sich darauf grund.“ sonalpaket, dem sich die Staats- und Regie- verständigt, bezüglich des Beginns von Bei- Weitere zentrale Themen des Europäi- rungsspitzen bei einem Sondertreffen am 30. trittsverhandlungen mit Nordmazedonien schen Rates waren die Strategische Agenda Juni widmen werden: „Ich bin gestern ergeb- und Albanien spätestens im Oktober eine der EU 2019-2024 und der Mehrjährige Fi - nisoffen in die Beratungen gegangen und substantielle Entscheidung zu treffen. nanzrahmen für die Jahre 2021 bis 2027. Im auch wieder ergebnisoffen aus den Beratun- Vorfeld des vom Generalsekretär der Verein- gen herausgegangen.“ Man werde in diesem Bierlein beim Europäischen ten Nationen für den 23. September 2019 Punkt weiterhin eine Paketlösung anstreben. Rat in Brüssel einberufenen Klimagipfels haben sich die Bierlein bedauerte, daß in Sachen Klima- Beim Treffen der EU-Staats- und Regie- Staats- und Regierungsspitzen auch mit dem schutz nur ein „allgemeiner Beschluß“ ge - rungsspitzen am 20. und 21. Juni in Brüssel Thema Klimawandel befaßt. Zudem wurde faßt worden sei: „Ich hätte mir mehr ge - stand die künftige Besetzung der Führungs- im Zusammenhang mit dem Europäischen wünscht.“ Eine Einigung auf eine Klimaneu- spitze der EU-Institutionen auf der Agenda. Semester auch über die länderspezifischen tralität bis zum Jahr 2050 habe man nicht Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein, die ge - Empfehlungen beraten. Darüber hinaus gab erreichen können. In einer Fußnote bekannte meinsam mit Außenminister Alexander der derzeitige Ratsvorsitzende, der rumäni- sich ein großer Teil der EU-Mitgliedstaaten Schallenberg am EU-Gipfel teilnahm, beton- sche Präsident Klaus Johannis, einen Über- zu einer Erreichung der Klimaneutralität bis te im Vorfeld dazu: „Bei allen Personalfra- blick über die Fortschritte bei der Umset- 2050.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 11 Österreich, Europa und die Welt

Der Euro-Gipfel habe ergeben, daß man die Reform der Euro-Zone weiterführen wol - le. Beim Rettungsschirm ESM werde ein um - fangreiches Paket für Dezember angestrebt. Euro-Gruppe und Europäische Kommission sollen geeignete Lösungen zur Fi nanzierung des Eurozonen-Budgets vorantreiben. Auch beim EU-Finanzrahmen wolle man vor Ende des Jahres eine Einigung erzielen.

Gespräch mit Jean-Claude Juncker Bereits am Vortag traf Bierlein vor ihrer Teilnahme am Europäischen Rat in Brüssel den Präsidenten der Europäischen Kommis- sion, Jean-Claude Juncker. „Ich habe dem Präsidenten versichert, daß Österreich ein verläßlicher Partner in Europa und der Welt bleibt“, betonte die Regierungschefin. Im Zu ge dieses Gesprächs tauschte man sich BKA / Andy Wenzel Fotos: … und mit dem Präsidenten der Europäischen Kommission, Jean-Claude Juncker über die Themen des Europäischen Rates aus. Im Fokus standen unter anderem das Personalpaket, der Mehrjährige Finanzrah- men und die strategische Agenda. Die Bundeskanzlerin verwies beim EU- Budget auf die Sparsamkeit und den engen Austausch zwischen den Nettozahlern. Aus- serdem hielt die Kanzlerin fest: „Österreich ist darüber erfreut, daß die europäische Per- spektive für die Staaten des Westbalkans ent- schieden fortgeführt wird. Wir werden uns weiterhin dafür einsetzen“, so Bierlein.

Schallenberg EU-Rat in Luxemburg In Luxemburg vertrat Bundesminister Alexander Schallenberg Österreich am 17. Juni erstmals beim Rat für Auswärtige An gelegenheiten (RAB) sowie beim Rat für Allgemeine Angelegenheiten (RAA), der zur Foto: BMEIA / Eugénie Berger Foto: EU Global Strategy, der Gemeinsamen Außenminister Alexander Schallenberg mit der Hohen Vertreterin der EU für Außen- und Außen- & Sicherheitspolitik (GASP) sowie Sicherheitspolitik, Federica Mogherini, … zur politischen Situation im Sudan und den Beziehungen der Europäischen Union zu Jordanien tagte. Weiterer Themenpunkt war die jüngste Zuspitzung der Iran-Krise. Am 18. Juni berieten die EU-Europami- nister im Rahmen des Rates für Allgemeine Angelegenheiten über das Erweiterungspa- ket 2019, den nächsten mehrjährigen Fi - nanz rahmen und die Vorbereitung der Ta - gung des Europäischen Rates. Dabei standen insbesondere eine mögliche Aufnahme der Beitrittsverhandlungen mit Albanien und Nordmazedonien im Fokus. Schallenberg be tonte dabei, daß er ein „klares Grünes Licht“ für die Aufnahme von Beitrittsver- handlungen erwarte. „Es wird sicher noch schwierige Debatten geben, auch auf Euro- paministerebene, aber worum es geht, ist ein BMEIA / Eugénie Berger Foto: klares Signal“, so Schallenberg. … und Amtskollegen beim Rat für Auswärtige Angelegenheiten in Luxemburg

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 12 Österreich, Europa und die Welt

Schallenberg zu Besuch in Finnland Seine erste bilaterale Auslandsreise führ- te Außenminister Alexander Schallenberg am 24. Juni nach Helsinki. Im Mittelpunkt der Reise standen neben europapolitischen Fragestellungen, auch der EU-Ratsvorsitz, den Finnland am 1. Juli 2019 übernehmen wird. Im Rahmen der Reise traf Außenminister Alexander Schallenberg die finnische Euro- paministerin Tytti Tuppurainen und tauschte sich mit ihr über die Prioritäten des bevorste- henden finnischen EU-Ratsvorsitzes aus. Weite Gesprächsthemen waren die EU-Bei- trittsperspektiven für die Staaten des West- balkans sowie der Brexit. Anschließend führte der Außenminister ein Arbeitsgespräch mit seinem finnischen Amtskollegen Pekka Haavisto. Auf der Ta - gesordnung standen unter anderem die Ent- BMEIA / Eugénie Berger Foto: wicklungen in Ost- und Südosteuropa, die Außenminister Alexander Schallenberg tauschte sich mit der finnischen Europaministerin Tytti La ge in der Golfregion und die EU-Bezie- Tuppurainen über die Prioritäten des bevorstehenden finnischen EU-Ratsvorsitzes aus. hungen zu China. Netzwerkes „Centre of Excellence for Com- https://www.bundeskanzleramt.gv.at/ Schallenberg nutze seinen Aufenthalt batting Hybrid Threats“ in Helsinki, an dem https://www.bmeia.gv.at/ ebenfalls für einen Besuch des europäischen Österreich aktiv beteiligt ist. n Quellen: BKA, BMEIA, Parlamentskorrespondenz

Neues AÖ-Service: Registrierung ONLINE mittels LOG-IN Österreicher/innen, die im Ausland leben, haben die Möglichkeit, sich an einer österreichischen Vertretungsbehörde (Botschaft oder Generalkonsulat) registrieren zu lassen. Eine Registrierung dient dazu, eine Vertretungsbehörde in die Lage zu versetzen, in einer Notsituation rasch und effizient Hilfe leisten und konkret Auslandsösterreicher/innen über für sie relevante Informationen (…wie zum Beispiel über Wahlen, wichtige Gesetzesänderungen in Österreich, individuelle konsularische Angelegenheiten, Newsletter, gegebenenfalls auch Einladungen zu Veranstaltungen einer Vertretungsbehörde) verständigen zu können. Eine solche Registrierung ist für Auslandsösterreicher/innen nicht verpflichtend, sie liegt aber im Interesse jeder einzelnen Person. Mit Juni 2019 steht für die Auslandsösterreicher/innen und deren Angehörige (Nichtösterreicher/innen) im Rahmen des ONLINE-Registrierungsprogrammes – als ein weiteres Service - auch die Möglichkeit für ein „LOGIN“ und die selb- ständige Verwaltung ihrer personenbezogenen Daten zur Verfügung. Die sich Registrierenden können wählen zwischen der weiterhin bestehenden ONLINE-Registrierung über ein ONLINE- Formular oder der NEUEN Variante mittels „LOGIN“. So einfach geht es „MIT LOGIN“: Die sich Registrierenden legen ein persönliches Konto an und registrieren sich bei der zuständigen Vertretungsbehörde. Fortan können sie sich einfach und bequem einloggen (via E-Mail und Passwort Eingaben) – und ihre personenbezogenen Daten eigenständig verwalten. Die Angaben zur Erreichbarkeit (E-Mail-Adresse und/oder Telefonnummer) sind besonders wichtig, um eine verlässliche Kontaktaufnahme zu garantieren. Der Link dazu: https://www.bmeia.gv.at/buergerservice/treffpunkt-auslandsoesterreicherinnen/registrierung/ Das österreichische Außenministerium ist bemüht, seine Service-Angebote für österreichische Bürger/innen im Ausland fortlaufend zu optimieren bzw. zu erweitern und darf alle einladen, auch von diesem neuen Angebot zahlreich Gebrauch zu machen.

Ein Beitrag des Büros für AuslandsösterreicherInnen und digitale Anwendungen in der konsularischen BürgerInnenbetreuung im Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres. Ú

https://www.bmeia.gv.at/reise-aufenthalt/leben-im-ausland/treffpunkt-auslandsoesterreicherinnen/ ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 13 Österreich, Europa und die Welt 27. Juni 1989: Ein Loch im »Eisernen Vorhang«

Vor 30 Jahren, am 27. Juni 1989, durchtrennten die Außenminister von Ungarn und Österreich symbolisch den Grenzzaun zwischen den beiden Ländern. Foto: Landesmedienservice Burgenland Am Gedenkstein in einem Waldstück nahe Sopron (v.l.): Österreichs Außenminister Alexander Schallenberg, Ungarns Außenminister Peter Szijjártó und Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil um 30. Mal jährte sich am 27. Juni 2019 Rahmen des „Paneuropäischen Picknicks“ Grenze. Ende des Jahres 1989 öffnete sich Zjener Tag, an dem der „Eiserne Vor- am 19. August 1989 in der Nähe von St. Mar - die Grenze zur Tschechoslowakei. In der Fol - hang“, der Europa so lange getrennt hatte, garethen im Burgenland wurde die Grenze ge brach das kommunistische System in al - erstmals durchlässig wurde. Bereits ab Jah- abermals für einige Stunden symbolisch ge - len Staaten des „Warschauer Pakts“ zusam- resbeginn 1989 hatten die ungarischen Be - öffnet. Dieses Zeitfenster nutzten hunderte men. Die Ereignisse führten schließlich am hörden begonnen, an der Grenze zu Österreich DDR-BürgerInnen, die den Urlaub in Un - 3. Oktober 1990 zur Wiedervereinigung die Grenzkontrollen zu lockern. Am 27. Juni garn verbrachten, für eine Flucht. Ungarn Deutsch lands. Die Wende in Osteuropa, der 1989 kam es bei Klingenbach/Sopron zu öffnete schließlich am 11. September 1989 Fall der „Berliner Mauer“ und die Wieder- einem symbolträchtigen Treffen: Die dama- ab Mitternacht seine Westgrenze für jene vereinigung Deutschlands in den Jahren ligen Außenminister beider Staaten – Gyula DDR-BürgerInnen, die in Ungarn ausharr- 1989/1990 stellen die wichtigste politische Horn (Ungarn) und Alois Mock (Öster - ten. Auch über die westdeutschen Vertre- Zäsur seit Ende des Zweiten Weltkrieges in reich) – durchschnitten zum Zeichen der tungsbehörden in Budapest, Prag und War- Europa dar. Grenzöffnung die Drahtzäune und damit schau gelang tausenden DDR-BürgerInnen einen Teil des „Eisernen Vorhanges“, der die Ausreise. Vom »Eisernen Vorhang« jahrzehntelang die Trennlinie zwischen West- Diese Aktionen hatten Signalwirkung und zum »Grünen Band Europa« und Osteuropa dargestellt hatte. beschleunigten die als Fall des „Eisernen Am 1. Mai 2004 wurden weitere zehn Vorhanges“ bezeichnete Wende in Osteuro- Län der Mitglieder der Europäischen Union. Eine symbolische Geste pa. Ein weiterer Meilenstein wurde knapp Die Erweiterungsrunde machte – neben und ihre Nachwirkungen zwei Monate darauf erreicht: Am 9. Novem- Zypern und Malta – die Staaten des ehema- Bewacht blieb die Grenze zwischen Un - ber 1989 wurde die „Berliner Mauer“ geöff- ligen „Ostblocks“ zu EU-Mitgliedsstaaten: garn und Österreich allerdings weiterhin. Im net, in den Tagen danach die innerdeutsche Un garn, Tschechien, die Slowakei, Slowe-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 14 Österreich, Europa und die Welt © Wikipedia / Cc-by-sa-3.0 Foto: Pudelek (Marcin Szala) © Wikipedia Erhaltenes Teilstück der Grenzbefestigung zwischen der Tschechoslowakei (Čížov) und Österreich (Hardegg) nien, Polen sowie die drei baltischen Länder Estland, Lettland und Litauen. Rumänien und Bulgarien traten der EU am 1. Jänner 2007 bei. Kroatien folgte als 28. EU-Mit- gliedsland am 1. Juli 2013. Entlang des ehemaligen „Eisernen Vor- hangs“ verläuft nun in weiten Teilen eine Kette von Naturschutzgebieten, das „Grüne Band Europa“. Es hat eine Gesamtlänge von über 12.500 Kilometern und quert 16 EU- Mitgliedsländer. In Österreich erstreckt sich das „Grüne Band“ auf fast 1.300 Kilometern entlang der Staatsgrenze – von Oberösterreich, Nieder- österreich und dem Burgenland über die Steiermark bis nach Kärnten.

Bierlein: »In Frieden und Freiheit

leben zu können ist keine BKA / Dragan Tatic Foto: Selbstverständlichkeit« Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein (3.v.r.) mit Bundesministerin (r.), Direktorin Monika Sommer (2.v.r.) und einer Schülergruppe im Haus der Geschichte Österreich „Der Fall des Eisernen Vorhangs vor ge - nau 30 Jahren war und ist ein Glücksfall für te Österreich (hdgö) zum 30. Jahrestages des an die vielen Opfer gilt heute für uns alle: Österreich und Europa. Wir, die wir diesen Falls des Eisernen Vorhangs gemeinsam mit Das Haus der Geschichte Österreich leistet großen historischen Moment miterlebt ha - Bildungsministerin Iris Rauskala und Schü- einen wichtigen Beitrag dazu“, so die Bun - ben, tragen Verantwortung dafür, daß auch lerInnen des TGM sowie des Billrothgymna- deskanzlerin. die jüngere Generation über das damals Ge - siums. Bildungsministerin Iris Rauskaula beton- schehene aufgeklärt wird. Denn wir alle „Nach den Schrecken des Zweiten Welt- te: „Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs im wollen Frieden und Freiheit für die Zukunft kriegs hat der Kalte Krieg unser Land und Jahr 1989 wurde der Grundstein für die bewahren, in Frieden und Freiheit leben zu Eu ropa geprägt: Die Einschränkung der Frei- europäische Integration und die Ost-Erwei- können ist keine Selbstverständlichkeit“, heit, die Teilung Europas, die Sorgen der terung der Europäischen Union gelegt. Das sagte Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein an - Menschen und die Angst vor Eskalation wa - vereinte Europa ist vor allem eins: ein Frie- läßlich ihres Besuchs im Haus der Geschich- ren Teil des täglichen Lebens. Im Gedenken densprojekt, das es zu bewahren gilt.“

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 15 Österreich, Europa und die Welt

Bedeutung: Das Land sei von einer Randlage in das Zentrum eines neuen Europas gerückt. Es ist Ziel des Burgenlandes, betonte Dosko- zil, die grenzüberschreitende Zusammenar- beit mit den Nachbarstaaten und besonders Ungarn weiter zu intensivieren. „Wir alle le - ben in der gleichen Region im Zentrum Eu - ropas und daher ist es auch wesentlich, daß wir uns zu diesem gemeinsamen Europa be - kennen, und daß wir auch aus unserer ge - meinsamen Vergangenheit lernen“, so der Landeshauptmann. 1989 symbolisiere mit dem Abzug der sowjetischen Truppen das Ende der Diktatur, das Ungarn in einem Gefängnis gehalten ha - be, betonte der ungarische Außenminister Peter Szijjártó. Der Fall des Grenzzauns war der Zusammenbruch dieser Gefängnismau- Außenminister Alexander Schallenberg bei seiner Rede ern um Ungarn gewesen. An der Stelle des Zauns sei heute die Freizügigkeit der Men- schen und der Ideen getreten. Ungarn sieht der europäischen Integration Jahrzehnte der gemeinsamen Zukunft, meinte Szijjártó. Außenminister Alexander Schallenberg sagte, das Foto von 1989 hätte größte Sym- bolkraft und drücke den Wünsch nach Frei- heit und politischer Veränderung dieser Zeit aus. Der Minister dankte den mutigen Men- schen in Ungarn, die 1989 den Grenzzaun durchschnitten haben und auch den Men- schen auf österreichischer Seite für ihren humanitären Einsatz bei der Hilfe für die Flüchtlinge der DDR nach dem Fall des Eisernen Vorhangs. Der europäischen Inte- gration nach der Wende in Mittel- und Ost- europa sei Frieden und Stabilität unter Ach- tung der Menschenrechte in einem geeinten Fotos: BKA / Dragan Tatic Fotos: Europa zu verdanken, betonte der österrei- Gedenkstein zum Fall des Eisernen Vorhangs bei Sopron chische Außenminister. n Treffen am Grenzstein Am 27. Juni trafen die Außenminister von Ungarn und Österreich, Peter Szijjártó und Alexander Schallenberg, und Burgen- lands Landeshauptmann Hans Peter Dosko- zil einander in dem Waldstück bei Sopron und erin nerten an Akt, der heute als histori- sches Zeichen des Endes der Diktaturen in Mittel- und Osteuropa gewertet wird. Dem Treffen wohnten Landesrat Christian Illedits und der Fotograf des weltberühmten Fotos, Bernhard Holzner, bei. Die Bilder von der burgenländisch-ungarischen Grenze gingen vor 30 Jahren um die ganze Welt. Das Jahr 1989 stehe für eine Zeitenwen- de, für das Ende der Diktaturen in Mittel- und Osteuropa, für den Sieg von Demokratie und Freiheit, sagte Landeshauptmann Hans

Peter Doskozil. Für das Burgenland hatte der Foto: United States Information Service (USIS) Fall des Eisernen Vorhangs eine ganz große 1952, Österr.-tschechoslowakische Staatsgrenze bei Kittsee: Flüchtling zeigt sein Schlupfloch

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 16 Österreich, Europa und die Welt EU: Jugendliche für mehr gemeinsame Entscheidungen

78 Prozent halten EU-Mitgliedschaft für gute Sache – 89 Prozent sehen sich als EU-BürgerIn – ÖGfE-Jugendumfrage zum Schulschluß in Österreich

er EU-Sondergipfel am 30. Juni soll Deine Einigung über die Neubesetzung der Top-Positionen auf EU-Ebene bringen. Die Staats- und Regierungschefs würden mit etwas Kompromißbereitschaft Einigkeit de - monstrieren und damit zu einer Konsolidie- rung des derzeit positiven Stimmungsbildes zur Union beitragen“, kommentiert Paul Schmidt, Generalsekretär der Österreichi- schen Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE), Ergebnisse aus der jährlichen ÖGfE-Jugend- umfrage, die von September 2018 bis Mai 2019 unter 3704 Jugendlichen an AHS, BHS und Berufsschulen durchgeführt wurde. „Österreichs Jugendliche sind jedenfalls mehrheitlich dafür, daß die europäische Zu - sammenarbeit verstärkt wird. Daß Beschlüs- se in Zukunft wieder vermehrt auf Ebene der einzelnen Nationalstaaten fallen sollten, fin- Auf drei von zehn Befragte trifft dies jedoch interessiert sich dafür – davon 13 % „sehr“ det vergleichsweise geringe Zustimmung. nicht zu. und 43 % „eher schon“. Insgesamt 44 % sind Ge nerell wird die Mitgliedschaft unseres „Die Ergebnisse unserer Jugendumfrage am politischen Geschehen auf europäischer Lan des in der EU als gute Sache bewertet“, spiegeln jene Trends wieder, die auch im Ebene hingegen „eher nicht“ (34 %) oder Mehr als drei von vier befragten Jugend- Ergebnis der jüngsten Europawahlen zum „gar nicht“ (10 %) interessiert. lichen (78 %) sind der Ansicht, daß die Mit- Ausdruck kommen. Jene Parteien, die der EU „Die gestiegene Beteiligung an den Euro- gliedschaft unseres Landes in der Europäi- und einem Mehr an europäischer Integration pawahlen ist ein positives Signal. Dennoch schen Union eine „gute Sache“ ist. Nur für skeptisch bis ablehnend gegenüberstehen, braucht es mehr Anstrengungen, die europä- 4 % stellt sie explizit eine „schlechte Sache“ konnten europaweit nicht jene Zugewinne ische Politik, ihre oft komplexen Abläufe dar. 18 % zeigen sich unentschlossen und verzeichnen, die ihnen vielfach prognostiziert und ihre manchmal mühsame Entschei- nehmen eine neutrale Position ein („weder wurden. Die Wahlbeteiligung ist EU-weit ge- dungsfindung, besonders für Jugendliche bes - gut noch schlecht“). stiegen. Die Zukunft der EU im globalen Um - ser zu kommunizieren. Der Neustart der EU Insgesamt 89 % der Jugendlichen (Basis feld bewegt. Junge Menschen wurden gerade im Herbst bietet – rechtzeitig zum Schulbe- waren hier Befragte mit einer EU-Staatsbür- durch das Thema Umwelt- und Klimaschutz ginn – dazu eine Gelegenheit“, so Schmidt. gerschaft) fühlen sich selbst als EU-Bürger dazu motiviert, ihre Stimme abzugeben. Ein oder EU-Bürgerin. Für 43 % trifft dies „auf Bereich, bei dem der Mehrwert des Zu - Die Österreichischen Gesellschaft jeden Fall“ zu, für 46 % „eher schon“. Etwas sammenwirkens auf europäischer Ebene be - für Europapolitik mehr als ein Zehntel identifiziert sich hinge- sonders sichtbar wird. Umso wichtiger wäre Die ÖGfE wurde im Jahr 1991 gegründet gen nicht damit und sieht sich „eher nicht“ es, daß sich die Mitgliedsländer doch noch und ist ein parteipolitisch unabhängiger Ver- (9 %) oder „überhaupt nicht“ (2 %) als EU- auf das ambitionierte Ziel einer klimaneutra- ein, finanziert und gebildet von den österrei- BürgerIn. len Union bis 2050 einigen.“ chischen Sozialpartnern und der Oesterrei- Knapp drei Viertel der befragten Jugend- Jugendliche sind deutlich stärker am hei- chischen Nationalbank. Sie informiert über lichen (72 %) treten dafür ein, daß in Zu - mischen politischen Geschehen interessiert, die europäische Integration und steht für ei - kunft Entscheidungen mehr gemeinsam auf als an jenem auf EU-Ebene. Insgesamt 74 % nen offenen Dialog über aktuelle europapo- europäischer Ebene getroffen werden soll- gaben an, Interesse am Politikgeschehen in litische Fragen und deren Relevanz für Ös - ten. Etwas mehr als ein Viertel (28 %) plä- Österreich zu haben (27 % „sehr“, 47 % terreich. Sie verfügt über langjährige Erfah- diert für ein Mehr an nationalstaatlichen Be - „eher schon“), 26 % verneinten dies (19 % rung in Bezug auf die Förderung europäi- schlüssen. „eher kein“, 7 % „gar kein Interesse“). scher Debatten und agiert als Katalysator zur Was die Zukunft der Europäischen Union Europapolitische Entwicklungen werden Verbreitung von europapolitischen Informa- generell betrifft, so sehen diese sieben von mit weitaus weniger Aufmerksamkeit ver- tionen und Analysen. n zehn befragten Jugendlichen mit Zuversicht. folgt. Etwas mehr als jede/r Zweite (56 %) http://www.oegfe.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 17 Österreich, Europa und die Welt 25 Jahre EU-Referendum

Am 12. Juni jährte sich das Referendum über Österreichs EU-Beitritt zum 25. Mal. Anläßlich dieses Jubiläums fand im Burgenländischen Landtag ein Festakt statt.

uropa ist unsere Heimat und hat uns ge - Eschichtlich, kulturell und mental ge - prägt“, sagte Burgenlands Landtagspräsiden- tin Verena Dunst in ihrer Begrüßungsrede. „Unter ‚Europa‘ verstehen wir jedoch zuse- hends auch die Europäische Union. Dadurch verbindet uns EuropäerInnen noch viel mehr als die gemeinsame Kultur und Geschichte, denn die EU schafft Rahmenbedingungen, die unser aller Leben und Alltag beeinflus- sen – hier und jetzt und auch in Zukunft.“ Die Landtagspräsidentin zitierte den in Israel geborenen Historiker Yuval Noah Harari, der Europa als „bis jetzt das beste Beispiel in der Geschichte der Menschheit für Harmonie ohne Einförmigkeit“ bezeichnete. Laut dem Historiker „wäre die EU, wenn sie funktio- niert, ein Vorbild für eine weltweite Zusam - menarbeit.“ Dunst betonte: „Ein Blick in die v.l.: Landtagspräsidentin Verena Dunst, Vizekanzler a.D. Erhard Busek, Landeshauptmann Vergangenheit als auch in die Zukunft wei- Hans Peter Doskozil, Landesrätin Astrid Eisenkopf und Landesrat Heinrich Dorner sen die EU als Garantin des Friedens aus. Und für Frieden ist Wohlstand eine wichtige Voraussetzung!“ Vizekanzler a.D. Erhard Busek unter- strich, der EU-Beitritt sei eine „fundamenta- le Veränderung“ für Österreich gewesen. Er - innerungen an die Zeit vor dem EU-Beitritt seien notwendig, um die Veränderungen wahrzunehmen. Für Busek war es im Jahr 1994 keine Selbstverständlichkeit, daß Ös - terreich der EU beitreten werde. In den Ver- handlungen gab es Probleme beispielsweise in den Bereichen Verkehr, Landwirtschaft und auch mit der Akzeptanz der österreichischen Neutralität. Auch vor dem Referendum hatte der damalige Vizekanzler eher den Eindruck, Foto: Bgld. Landesmedienservice Festakt im Landtagssitzungssaal anläßlich 25 Jahre EU-Referendum die Bevölkerung sei eher gegen den Beitritt. In einer Kampagne wurde von der Bundesre- EU nicht leben. Man müsse Europa auch eine hat die besten Förderungen erhalten. Das war gierung Überzeugungsarbeit gemacht, die Seele geben. Und Busek erwähnte, er habe die Basis für einen Strukturwandel, der heu - schließlich in der hohen Zustimmung ende- das Wachstum von Europa mit seinen geisti- te in vielen Bereichen – wie Wirtschaft, Tou- te. gen und kulturellen Aspekten erlebt. Das rismus, Landwirtschaft, Bildung und bei der Der frühere Vizekanzler verwies auf den Jubiläum sei ein Feiertag für Österreich und Innovation – sichtbar ist.“ hohen Stellenwert der Europäischen Union Europa. Der Landeshauptmann unterstrich, das als Friedensprojekt: „Auf Basis der Mit- Landeshauptmann Hans-Peter Doskozil ge meinsame Europa sei richtig. Dennoch gliedschaft in der EU muß man Europa an sagte in seiner Rede, daß es im Burgenland müsse man sich die Frage stellen, wo die die nächste Generation weitergeben. Friede die höchste Zustimmung zum Beitritt zur Bedürfnisse der Menschen liegen. Zurzeit ist nicht selbstverständlich garantiert. Man Europäischen Union gegeben hat, habe auch dominieren die wirtschaftlichen Belange in muß überlegen, welche Rolle Europa künftig mit der Geschichte und der geografischen Europa. „In Zukunft soll eine Ausgewogen- in der Welt spielen möchte.“ Busek zitierte Lage als Grenzregion zu tun: „25 Jahre nach heit zwischen den wirtschaftlichen Belangen Jaques Delors, den früheren Präsidenten der dem EU-Referendum kann gesagt werden: und den Bedürfnissen der Menschen herge- Europäischen Kommission: Dieser sagte, Österreich und besonders das Burgenland ha - stellt werden“, so Doskozil abschließend. n nur von einem Binnenmarkt allein könne die ben die Chancen genutzt. Das Burgenland http://www.burgenland.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 18 Österreich, Europa und die Welt Hochrangige Delegation aus China in Kärnten

LH Kaiser begrüßt Gouverneur der autonomen Region Guangxi – gegenseitiger Austausch, verstärkte Zusammenarbeit und wirtschaftliche Kooperationen in einem Memorandum besiegelt Foto: Land Kärnten / fritzpress, Walter Fritz Foto: Land Kärnten / fritzpress, Walter Empfang der Delegation im Spiegelsaal der Landesregierung mit LH Peter Kaiser, LTPräs.Reinhart Rohr und Gouverneur Chen Wu

ine hochrangige Delegation aus der lichen Entwicklung des Landes. Chen Wu en und verstärkten Zusammenarbeit ein Me - Eautonomen Region Guangxi konnte Lan - be kräftigte den regelmäßigen Austausch morandum. deshauptmann Peter Kaiser am 20. Juni im zwischen den Regionen und lud Landes- „Dieses Memorandum sollte unsere Spiegelsaal der Landesregierung in Klagen- hauptmann Peter Kaiser mit einer Delega- Freundschaft und Zusammenarbeit verbes- furt willkommen heißen. Angeführt wurde tion nach Guangxi ein, um Kooperationen in sern, unsere Beziehungen intensivieren und die chinesische Delegation, die der Einladung den Bereichen Wirtschaft, Handel, Touris - Kontakte ermöglichen, die wirtschaftliche Kaisers gefolgt ist, vom Gouverneur der mus, Wissenschaft und Kultur auszuweiten. Kooperationen zur Folge haben und damit Region Guangxi, von Chen Wu. Kaiser nahm die Einladung gerne an und die positive Entwicklung in unseren beiden Der Landeshauptmann betonte in seiner kündigte seinen Gegenbesuch für das Früh- Regionen forcieren“, so Kaiser. Beide, Kai- Begrüßung, daß Kärnten sehr daran interes- jahr 2020 an, „weil ich aus einem Land kom- ser und Chen Wu, verständigten sich darauf, siert sei, die Zusammenarbeit mit Guangxi men möchte, das über politisch stabile Ver- daß nun auf Mitarbeiterebene die nächsten wieder aufleben zu lassen und sie auszuwei- hältnisse verfügt“, sprach Kaiser die Natio- konkreten Schritte für eine verstärkte Zu - ten und zu verstärken: „Ich freue mich, diese nalratswahl im Herbst dieses Jahres an. sammenarbeit erfolgen. hochrangige Delegation willkommen heißen Außerdem erfolgte von Seiten Chen Wu’s Guangxi liegt im Süden Chinas, verfügt zu können, die auch die wesentlichen Kom- auch eine Einladung zur China/Asien-Expo über eine ausgesprochen günstige geografi- petenzen für eine zukünftige, verstärkte Zu - im September 2019 in seiner Region, damit sche Lage und beheimatet 48,38 Mio. Ein- sammenarbeit unserer beiden Regionen ab - sich Kärntens Politik und Wirtschaft in die- wohnerInnen. Das autonome Gebiet setzt deckt. Wir erneuern und besiegeln damit un - sem großen Rahmen präsentieren kann. stark auf die Industrialisierung, die Automo- ser gegenseitiges Übereinkommen.“ Kaiser werde zudem die neu auflebende bilindustrie sowie die Nahrungsmittelverar- Auch Chen Wu betonte seine große Freu- Zusammenarbeit mit der Region Guangxi in beitung und den Maschinen- und Anlagen- de über die Zusammenarbeit und die Part- einer der nächsten Regierungssitzungen zum bau. Aber auch in kultureller Hinsicht möch- nerschaft seiner Region mit Kärnten und Thema machen. Der Landeshauptmann und te die Region mit Kärnten zusammenarbei- dankte für den Empfang an einem Feiertag. der Gouverneur unterzeichneten zur Bekräf- ten, ebenso wie im Universitären Bereich. n Chen Wu zeigte sich beeindruckt von der tigung der seit 1986 bestehenden Freund- https://www.ktn.gv.at/ Schönheit Kärntens und von der wirtschaft- schaft der beiden Regionen und der nun neu - https://de.wikipedia.org/wiki/Guangxi

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 19 Österreich, Europa und die Welt 24. Europa-Forum Wachau

Bierlein: Österreich steht für Stabilität und Kontinuität in der Europapolitik – Mikl-Leitner: Europa fit für die Zukunft machen – Eichtinger: Regionalisierung und Globalisierung »kein Gegensatz« Foto: NLK / Burchhart v.l.: Olaf Heinrich, Bezirkstagspräsident von Niederbayern, EU-Kommissar , Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, Zoran Zaev, Ministerpräsident der Republik Nordmazedonien, Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein, Landesrat Martin Eichtinger, Präsident des Europa-Forum Wachau, und Arno Kompatscher, Landeshauptmann der Autonomen Provinz Bozen

as Europa-Forum Wachau, das heuer die Zukunft Europas debattiert und diskutiert wicklung genommen habe, sei in den letzten Dbereits zum 24. Mal stattfand, wurde im wurde und diese Ideen, Gedanken und Anre- zehn Jahren von Herausforderungen wie der Jahr 1994 anläßlich des Beitritts Österreichs gungen hier am Göttweiger Berg einfließen, Euro- und Finanzkrise, der Migrationskrise, zur EU ins Leben gerufen. Es stand in die- wollen wir die Beteiligung der Bürgerinnen dem Brexit und seinen Folgen gebremst wor - sem Jahr unter dem Generalthema „Europa und Bürger in den Mittelpunkt stellen“, sagte den: „In den vergangenen zehn Jahren haben fit für die Zukunft machen“. Gäste aus ganz Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner am wir alle zu oft ein Europa der Defensive er - Europa trafen dabei im niederösterreichi- Eröffnungstag, dem 14. Juni. lebt. Worum es jetzt geht, ist, vom Europa der schen Stift Göttweig zusammen, um über die Im Zuge ihrer Teilnahme über 20 Jahre Defensive wieder zum Europa der Offensive Zukunft der Europäischen Union zu diskutie - habe es viele historische Ereignisse gege- zu gelangen.“ Genau dieser Fragestellung ren. Ziel ist es, das Thema Europa voranzu- ben – vom Fall des Eisernen Vorhangs im „Wie können wir Europa fit für die Zukunft treiben sowie die Beteiligung der BürgerIn- Jahr 1989 über den Beitritt Österreichs zur machen?“ habe man sich heuer auch am nen in den Mittelpunkt zu stellen. Seit 1995 Europäischen Union im Jahr 1995 bis zur Göttweiger Berg verschrieben. haben neben einem Staatspräsidenten bereits EU-Osterweiterung im Jahr 2004. Im Laufe Die Wahlbeteiligung bei der letzten Euro- 26 Premierminister und 32 Außenminister, dieser Zeit habe sich nicht nur die Geschich- pa-Wahl sei diesbezüglich ein positives Zei- drei Kommissare sowie über 10.000 Gäste te Europas gewendet und das Gesicht unse- chen dafür, daß Europa Zukunft habe und am Europa-Forum Wachau teilgenommen. res Kontinents erneuert, im Besonderen habe Europa unsere Zukunft sei: „Ein Europa, das „Mit der neuen Ausrichtung des Europa- auch das gemeinsame Europa Fortschritte wir mit Vernunft und Hausverstand gestalten Forum Wachau, wo im Rahmen von sechs Sa - gemacht, so die Landeshauptfrau weiter. müssen. Und nicht den Populisten und Ex - lons in den Regionen Niederösterreichs über Europa, das lange Zeit eine rasante Ent- tremisten überlassen dürfen, die das gemein-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 20 Österreich, Europa und die Welt

same Europa nicht stärken, sondern schwä- chen oder zerstören wollen“, betonte Mikl- Leitner. Um Europa fit für die Zukunft zu ma - chen, brauche man eine klare Aufgaben- und Kompetenz-Verteilung, sagte die Landes- hauptfrau: „Es braucht eine Europäische Union starker Mitgliedsstaaten und starker Regionen. Und dabei sollen und müssen die Mitgliedsstaaten und Regionen so viel wie möglich an Eigenständigkeit und Eigenver- antwortung behalten können. Mehr Europa dort, wo Europa groß sein kann – in der Si - cherheits-, in der Wirtschafts- oder in der Klima- und Außenpolitik, weniger Europa dort, wo es die einzelnen Staaten und Regio- nen besser können – also weniger Regulie- rungen, weniger Vorschriften, weniger Ein-

mischung.“ / Josef Bollwein Foto: Europa Forum Wachau „Brüssel muß begreifen, daß demokra- Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner bei ihrer Begrüßung im Stift Göttweig tisch starke Mitgliedsstaaten und starke Re - gionen im Eigeninteresse einer starken und werbsfähigkeit und Arbeitsplätze in Europa, Nordmazedonien und Albanien, die schon selbstbewussten Europäischen Union liegen nur so können wir unseren Wohlstand und wei ter sind, das Kapitel der Beitritts-Ver- müssen. Europa kann nur dann erfolgreich unsere Lebensqualität in Europa halten und handlungen aufzuschlagen. Nur so können sein, wenn es starke Regionen hat, wenn die ausbauen“, unterstrich Mikl-Leitner. wir europäische Werte und gegenseitige Kraft aus den Regionen kommt“, so die Lan- Überdies müsse Europa potenziellen Mit- Freundschaft auf Dauer am Westbalkan ver- deshauptfrau. gliedsländern glaubhafte Beitritts-Perspekti- ankern bzw. sichern“, unterstrich die Lan- Ein weiterer wichtiger Punkt sei, daß Eu - ven vermitteln: „Nur, wenn wir Sicherheit deshauptfrau. ropa die Innovations- und Technologie-Füh- und Stabilität vor unserer Haustüre garantie- Als vierten zentralen Punkt sprach sie in rerschaft zurückerobern und wieder zur Num - ren können, können wir auch zu Hause Si - ihrer Rede die Migrationspolitik Europas an. mer eins in Forschung, Innovation und Tech- cherheit und Stabilität nachhaltig garantie- „Migration ist seit vielen Jahren eine offene nologien aufsteigen müsse. „Dafür brauchen ren. Daher ist es jetzt unsere gemeinsame Wunde Europas. Wichtigste Voraussetzung wir mehr Mittel und Zusammenarbeit in der Verantwortung und Aufgabe, den Westbal- für ein langfristiges und funktionierendes gemeinsamen Forschungs- und Entwick - kan-Ländern beim Aufbau zu helfen, ihnen System ist dabei der Schutz der gemeinsa- lungspolitik. Nur das schafft mehr Wettbe- Perspektiven zu geben und mit Ländern wie men EU-Außengrenze, der gemeinsam si - Foto: Europa Forum Wachau / Josef Bollwein Foto: Europa Forum Wachau Ein Blick auf die zahlreichen Gäste aus dem In- und Ausland beim 24. Europa Forum Wachau

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 21 Österreich, Europa und die Welt chergestellt werden muß. Zusätzlich ist es aber auch unabdingbar, vor Ort Vorausset- zungen zu schaffen, die der lokalen Bevölke- rung neue Perspektiven ermöglichen.“ Wenn Europa auf all diese Herausforde- rungen Antworten mit Vernunft und Haus- verstand finde und vor allem auch an Tempo und schnelleren Entscheidungen zulege, dann werde Europa nicht nur wirtschaftlich stärker werden, sondern auch mehr Fitness und Wettbewerbsfähigkeit für die Welt von morgen erreichen. „Das ist unsere gemeinsa- me Aufgabe. Das muß unser gemeinsames Ziel sein. Und dafür machen wir uns stark, hier am Göttweiger Berg beim Europa-Fo - rum Wachau“, so Mikl-Leitner abschließend.

Im Zeichen der Westbalkan-Staaten

Am 15. Juni standen – nach der Begrüßung / Josef Bollwein Foto: Europa Forum Wachau durch Landesrat Martin Eichtinger, Präsi- Landesrat Martin Eichtinger, Präsident des Europa-Forum Wachau (im Hintergrund links: Moderator Prof. Paul Lendvai) dent des Europa Forums Wachau, und An - sprachen von Landeshauptfrau Johanna Mikl- zen“, so Mikl-Leitner weiter. Und diese Leitner und Bundeskanzlerin Brigitte Bier- Chancen und Perspektiven wolle man auch lein – standen Gesprächsrunden mit Arno den Westbalkan-Staaten einräumen. „Denn Kompatscher, Landeshauptmann der Auto- es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder nomen Provinz Bozen, und Olaf Heinrich, wir überlassen sie der Zukunft von China, Bezirkstagspräsident von Niederbayern, so - Rußland oder anderswo, oder sie werden wie mit Zoran Zaev, Ministerpräsident der Teil unserer europäischen Werte-Familie.“ Republik Nordmazedonien, und EU-Kom- So bald potentielle Beitritts-Länder Rechts- missar Johannes Hahn auf dem Programm. staatlichkeit, marktwirtschaftliche Kriterien Das Europa-Forum Wachau beschäftige und Menschenrechte erfüllten, dürfe es sich mit Herausforderungen und Fragen der „kein Zaudern und keine falschen Kompro- Zeit, so Landeshauptfrau Mikl-Leitner und misse geben“. erinnerte in diesem Zusammenhang an die Ein besonderes Anliegen ist der Landes- von ihr bereits tags zuvor formulierten vier hauptfrau auch die Zukunft der Regionen in zentralen Botschaften: eine klare Aufgaben- einem gemeinsamen Europa. Damit die Re - und Kompetenz-Verteilung in Europa, Euro- gionen für die Zukunft „Planbarkeit und pas Zurückeroberung der Innovations- und Kalkulierbarkeit haben“ sei es notwendig, Technologie-Führerschaft, ein geordnetes das kommende EU-Budget so schnell wie Sicherheits-System an den EU-Außengren- möglich zu beschließen. Das betreffe neben Foto: Europa Forum Wachau / Josef Bollwein Foto: Europa Forum Wachau zen, um so das Vertrauen der BürgerInnen in der Regionalförderung auch die Innovations- Abt Columban Luser bei der Begrüßung eine funktionierende Sicherheit-Politik Eu - förderung und Förderungen im Agrarbe- ropas wieder zu stärken und die Vermittlung reich, die für die „Entwicklung vieler Regio- dankte den 80 Studierenden und Jugendli - von glaubhaften Beitritts-Perspektiven für nen und die Qualitätssicherung in der Land- chen, daß sie sich beteiligt, aktiv eingebracht neue, potentielle Mitgliedsländer. Man müs - wirtschaft entscheidend und unverzichtbar und mitdiskutiert haben. „Die Ergebnisse aus se den Westbalkan-Staaten beim Aufbau hel- sind“, sagte die Landeshauptfrau. „Ein wett- den Arbeitskreisen werden auch auf europäi- fen und mit Ländern wie Nordmazedonien bewerbsfähiges Europa braucht es ein Euro- scher Ebene eingebracht“, so Eichtinger. Im und Albanien, die schon weiter wären, das pa der Regionen. Und für ein starkes Europa Mittelpunkt wären Zukunftsthemen wie Di - Kapitel Beitrittsverhandlungen aufschlagen. braucht es ein Europa auf Augenhöhe.“ Die gitalisierung, Technologie, künstliche Intel- Mikl-Leitner: „Es geht um glaubhafte und Landeshauptfrau ist auch überzeugt, daß die ligenz und Gesundheit gestanden. Eichtinger konkrete Perspektiven, daß die Westbalkan- Teilnahme von 80 jungen Menschen aus den ist auch überzeugt, daß Regionalisierung Staaten Mitglieder der Europäischen Union EU-Mitgliedsstaaten dem Europa-Forum und Globalisierung „kein Gegensatz sind“, werden können.“ Glaubhafte Perspektiven Wachau einen „neuen Spirit“ verliehen habe. die Regionen blieben der zentrale Motor der und neue Chancen, wie sie Österreich und Wirtschaftsentwicklung. Man sollte auch da - Niederösterreich bereits vor Jahrzehnten be - Eichtinger: Regionalisierung und für sorgen, daß jede und jeder ein Erasmus- kommen hätten. Globalisierung sind kein Gegensatz Programm erleben könne und die Begeiste- „Wir in Niederösterreich wissen ganz Landesrat Martin Eichtinger, Präsident rung für Europa weitergeben könne. Wichtig genau was es heißt, neue Chancen und Per- des Europa-Forum Wachau, informierte über sei auch der „sorgsame und kritische Um - spektiven zu bekommen und auch zu nut- die Ergebnisse aus den Arbeitskreisen und gang“ mit den neuen Medien.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 22 Österreich, Europa und die Welt

Bierlein: Österreich ist und bleibt ein starker, verläßlicher Partner „2019 ist ein besonderes Jahr: Zum 30. Mal jährt sich der Fall des Eisernen Vor- hangs, der Europa so lange trennte. Und vor 25 Jahren votierten die Österreicherinnen und Österreicher für den Beitritt zur Europä- ischen Union. Mit dieser Entscheidung rück - te unser Land ins Zentrum Europas. Und nach 25 Jahren können wir mit Stolz sagen: ,Österreich ist und bleibt ein starker, verläß- licher Partner in Europa und der Welt‘“, sagte Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein. Österreich werde seine Interessen in Europa weiterhin in bewährter Weise vertre- ten. „Gerade jetzt ist es wichtiger denn je, daß Österreich für Stabilität und Kontinuität steht, auch in der Europapolitik“, so Bier- lein. Die österreichische Bundesregierung werde die anstehenden Aufgaben im Interes- BKA / Andy Wenzel Foto: Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein se der Republik bestmöglich erfüllen – „mit Seriosität, Professionalität und Überzeugung für ein geeintes Europa“. In den nächsten Monaten und Jahren habe Europa wichtige Herausforderungen zu bewältigen wie etwa die Abwicklung des Brexit, die fortschreitende Digitalisierung oder die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit. „Es liegt an uns, wie wir mit diesen Heraus- forderungen umgehen. Das geeinte Europa ist stark genug, diese Fragen zu beantwor- ten.“ Österreich stehe bereit, seinen Beitrag zu leisten. „Die Prinzipien, die uns leiten, sind ein hoher Grad an Subsidiarität, das Bekenntnis zu einem innovativen, nachhaltigen und digitalen europäischen Binnenmarkt sowie die Aufrechterhaltung der EU-Perspektive für unsere Partner am Westbalkan“, betonte die Bundeskanzlerin. „Wenn wir die Europäische Union wei - BKA / Dragan Tatic Foto: terentwickeln möchten, müssen wir auch of - Außenminister Alexander Schallenberg fen für Veränderung in unseren Prozessen Austausches unter Einbindung der Bürger strategische, inhaltliche und personelle Aus- und unserer Kommunikation mit den Bürge- das ganze Jahr über. Europa kann es nur im richtung der EU in den kommenden Jahren. rinnen und Bürgern sein und mit ihnen ver- Miteinander geben“, sagte Landesrat Martin Für uns ist maßgeblich, welche Rolle Öster- stärkt den Dialog suchen. Die Lösungen kön - Eichtinger. Als wichtigste Ergebnisse der reich in dieser Neuausrichtung spielen wird“, nen wir nur im Gespräch miteinander fin- vorangegangenen Salons und damit Anliegen sagte Alexander Schallenberg, Bundesmini- den.“ Das Europa-Forum Wachau habe dazu der Bevölkerung nannte der Landesrat: „Die ster für Europa, Integration und Äußeres in auch heuer wieder einen wertvollen Beitrag Kommunikation muß verbessert, die EU- seiner Gastrede. geleistet und eindrucksvoll unter Beweis ge - Projekte müssen gesichert, die Chancen der Gemeinsam mit Bundeskanzlerin Brigitte stellt, daß es eine Dialogplattform von „ex - Digitalisierung müssen genützt werden.“ Bierlein werde er sich dafür einsetzen, die zellentem internationalen Renommee“ sei. österreichischen Interessen bestmöglich zu Schallenberg: Es geht um strategische, vertreten. „Gerade in dieser entscheidenden Eichtinger: Europa kann es nur im inhaltliche und personelle Ausrichtung Phase sehen wir es als unsere klare Aufgabe, nur im Miteinander geben „Das Europa-Forum Wachau findet heuer an diesen anstehenden Entscheidungsproz- „Europa verändert sich ebenso wie unse- zu einem wichtigen Zeitpunkt statt, denn die essen aktiv mitzuwirken. Es ist unsere Inten- re Anforderungen an Europa. Die neuen Europäische Union steht vor wesentlichen tion, Ergebnisse zu erzielen, welche die EU Wege beim Europa-Forum Wachau orientie- Weichenstellungen. Nach den Wahlen zum stärken und die österreichischen Interessen ren sich an einem umfassenden Prozeß des Europäischen Parlament geht es jetzt um die sicherstellen“, so der Außenminister.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 23 Österreich, Europa und die Welt

Mahrer: Weg vom Kirchturmdenken Harald Mahrer, Präsident der Wirt- schaftskammer Österreich, forderte den Wechsel von einer defensiven zu einer offen- siven Spielanlage in Europa: „Europa be - schäftigt sich zu viel mit sich selbst“. Ange- sichts der asiatischen Märkte etwa warte weltweit niemand auf Europa. Dort wisse man, was man wolle, Europa dagegen sei zu saturiert. „Hier müssen wir weg vom euro- päischen Kirchturmdenken“, dazu sei Euro- pa durchaus in der Lage. „Europa muß Inno- vationsmotor Nr. 1 werden und die zentralen europäischen Grundwerte der Freiheit, der Verantwortung, des Eigentums und der Nachhaltigkeit mit Kreativität, Innovation und Solidarität verbinden“, meinte Mahrer. Foto: Europa Forum Wachau / Josef Bollwein Foto: Europa Forum Wachau

Podiumsdiskussion Harald Mahrer, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich Im Anschluß folgte eine Podiumsdiskus- leben. Dieser stehe natürlich auch in Kon- zogen, wenn auch die Staaten des Westbal- sion mit Oliver Paasch, Ministerpräsident der kurrenz mit den anderen deutschen Bundes- kans Mitglieder der Europäischen Union sind. deutschsprachigen Gemeinschaft im König- ländern. Man müsse auch aufhören, „für Der innereuropäische Erneuerungsprozeß und reich Belgien, Pirkko Mirjami Hämäläinen, Probleme Brüssel die Schuld zu geben“ und der Erweiterungsprozeß, die beide Jahre dau - Botschafterin der Republik Finnland, Karo- was gut sei, als eigenen Erfolg zu verkaufen. ern, sollten parallel vorangetrieben werden. line Edtstadler, designiertes Mitglied des Eu - Für Europa begeistern müsse vor Ort Dafür brauche es aber auch den politischen ropäischen Parlaments, und Bestseller-Autor geschehen. Willen. Marc Elsberg. Johannes Hahn, EU-Kommissar für Euro - Zoran Zaev, Ministerpräsident der Repu- Für Arno Kompatscher, Landeshaupt- päische Nachbarschaftspolitik und Erweite - blik Nordmazedonien, sieht zur EU-Vollmit- mann der Autonomen Provinz Bozen, brau- rungsverhandlungen, sagte, daß Europa vor gliedschaft Nordmazedoniens keine Alterna- che es ein „Mehr an Subsidiarität, starke allem auch von der „internationalen Groß- tive. Die Europäische Union sei attraktiv und Regionen und starke Identitäten in Europa“. wetterlage“ abhängig sei. Abhängigkeit be - das „hat uns motiviert“. Man habe bereits Einen Mehrwert für ein starkes und gemein- stehe vor allem im Energiebereich und der vieles „gemacht und erreicht und wir glau- sames Europa könne man vor allem aus der „Verfügbarkeit seltener Erden“, die für die ben an Europa“, so Zaev. Man habe auch den Vielfalt ziehen. Dafür brauche es auch klare industrielle Fertigung benötigt werden. Ziel Namen geändert und die Identität bewahrt. Regeln und Wertehaltungen, ist Kompat- müsse eine Risikostreuung und eine Diversi- Zaev: „Wir wollen nicht gleich EU-Mitglied scher überzeugt. „Große Lösungen sind nur fikation bei Energiequellen sein. Und Ziel sein, wir wollen aber, daß die Verhandlung in einem gemeinsamen Europa möglich.“ müsse es auch sein, daß „wir wirtschaftlich dafür beginnen.“ Olaf Heinrich, Bezirkstagspräsident von so stark sind, daß wir ein Faktor sind“. Für Für Antonio Tajani, Präsident des Euro- Niederbayern, ist froh, in einem Freistaat zu Hahn ist ein gemeinsames Europa erst voll- päischen Parlaments, brauche es eine ge - meinsame Willenserklärung für ein „starkes und gemeinsames Europa“. Wichtige Grund- lagen dafür wären die Stärkung des Subsidi- aritätsprinzips, eine gemeinsame Außenpoli- tik, eine gemeinsame Migrationspolitik und ein gemeinsames Budget sowie mehr Geld für Forschung und Innovation. Bei der Su - che nach Lösungen müßte auch Afrika mit- einbezogen werden. Der Parlamentspräsident ist auch überzeugt, daß Stabilität am West- balkan auch mehr Stabilität für Europa be - deutet. Auch das europäische Parlament soll- te gestärkt werden, so Antonio Tajani ab - schließ end.

80 internationale StudentInnen präsentierten ihre Ideen für geeintes Europa Foto: Europa Forum Wachau / Josef Bollwein Foto: Europa Forum Wachau v.l.: der Landeshauptmann der Autonomen Provinz Bozen Arno Kompatscher, „Presse“-Chef- Bereits am ersten Tag des Europa-Forum redakteur Rainer Nowak und Olaf Heinrich, Bezirkstagspräsident von Niederbayern Wachau stand der Megatrend „Digitalisie-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 24 Österreich, Europa und die Welt

rung sowie neue Technologien in der Medi- zin“ im Vordergrund. Bei Fachgesprächen und Vorträgen diskutierten EU-Landesrat Mar tin Eichtinger, Matthias Horx vom Zu - kunftsinstitut, Brian Anthony vom MIT Mas - sachusetts und weitere Experten über die Chancen der Digitalisierung. „Niederösterreich ist bei der digitalen Weiterentwicklung des Gesundheitsbereichs auf einem sehr guten Weg. Seit Juni ist in Niederösterreich die E-Medikation flächen- deckend ausgerollt. Dadurch verhindern wir Doppelverordnungen und un terstützen Ärzte- und Apothekerpersonal bei der Dia- gnose durch fundiertes Datenmaterial. Das bringt einen Mehrwert an Qualität in der Gesundheitsversorgung für die Menschen“, so Eichtinger. „Der digitale Impfpaß ist ein weiterer Meilenstein im Gesundheitswesen Zoran Zaev, Ministerpräsident der Republik Nordmazedonien und ersetzt den bisherigen Papier-Impfpaß. Als Pilotland zählt Niederösterreich zu den bundesweiten Vorreitern.“ Im Rahmen des High Flyer Eve gaben 80 internationale StudentInnen und Jugendliche in der neuen Landesgalerie in Krems ihre Ideen zu einem gemeinsamen Europa zum Besten. „Es war beeindruckend, wie kreativ und weltoffen sich die Jugendlichen beim Start- Up Pitch präsentierten. Die StudentInnen haben mit ihren Ideen ein starkes Be kenntnis für ein vereintes Europa abgelegt“, so Lan- desrat Eichtinger. „Dieses Bekenntnis ist ein besonders wichtiges im 30. Jubiläumsjahr des Falls des Eisernen Vorhangs. Rebekka Dober gewann den Startup-Pitch und erhielt ein Interrail-Ticket im Wert von

800 Euro als Hauptpreis. n / Josef BollweinFoto: Europa Forum Wachau / Josef Bollwein Foto: Europa Forum Wachau https://www.europaforum.at/ Antonio Tajani, Präsident des Europäischen Parlaments Foto: Europa Forum Wachau / Josef Bollwein Foto: Europa Forum Wachau Gruppenfoto auf dem großen Platz des Stifts Göttweig mit den Fahnen Niederösterreichs, der EU und Österreichs

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 25 Österreich, Europa und die Welt Oikocredit Bildungsprojekt

Auma Obama in Oberösterreich – Fachwissen für 16 Fachkräfte des landwirtschaft- lichen Bildungsprojektes der Sauti KUU Foundation aus Ostafrika und Ghana

ungen Erwachsenen in Afrika fehlt es oft Jan Zukunftsaussichten, vor allem im Bereich der Landwirtschaft. Viele Familien sind im ruralen Gebiet landwirtschaftlich tätig, doch nur die wenigsten können davon leben. Daher braucht es den Austausch von Know-How, um Ideen weiterzuentwickeln und die Wertschöpfung zu steigern. Das Bil- dungsprojekt 2019 liefert dieses Wissen und trägt zu einem nachhaltigen Wachstum in Ostafrika und Ghana bei. „Obwohl die Aus- gangsbedingungen für die Landwirtschaft in Ostafrika und in Oberösterreich sehr unter- schiedlich sind, stehen wir vor derselben Her - ausforderung. Die zentrale Frage ist, wie aus der Landwirtschaft ein genügendes Einkom- men erwirtschaftet werden kann. In Ober- österreich haben wir viel Erfahrung darin ge - sammelt, uns auf verschiedene Marktbedin- gungen einzustellen und unsere bäuerlichen Betriebe sind stark darin, Marktchancen auf- zuspüren und zu nutzen. Von dieser Erfah- rung können auch die Projekt-Teilnehme - rinnen und -teilnehmer aus Afrika profitie- ren. Das macht den Wert des Bildungspro- jektes aus“, so Agrar-Landesrat Max Hie- Land OÖ / Sabrina Liedl Foto: gelsberger. LH Thomas Stelzer, ein Teilnehmer des landwirtschaftlichen Bildungsprojektes der Sauti KUU Foundation und Auma Obama bei einer Pressekonferenz in Linz Der Lehrgang für 16 landwirtschaftliche MultiplikatorInnen wurde von der Oikocredit Burt scher-Zauner: „Die interkulturelle Bil- sante Erweiterung ihres Bildungshorizonts. Austria und der Sauti Kuu – Auma Obama dungsbegegnung ist für die Oikocredit Mul- Aber auch für unser Lehrteam und die Schü- Foundation organisiert, mit Unterstützung tiplikatoren sowie für die SchülerInnen und lerinnen und Schüler erwarte ich interessante der Land wirt schaft lichen Fachschulen und Schüler eine sehr nachhaltige Erfahrung und Begegnungen. Sie können die Gelegenheit der Landesregierung Oberösterreich. Bereicherung. Das Projekt bringt unsere nutzen, um auch von unseren Gästen zu ler- Schülerinnen und Schüler in eine ungewohn- nen“, so LWBFS Burgkirchen-Direktor Ma - Wissensweitergabe in den te Rolle. Sie können ihr Wissen und ihre Fer- ximilian Mayer. Landwirtschaftlichen Fachschulen tigkeiten gemein sam mit den Lehrkräften an An der Fachschule Mauerkirchen waren die afrikanischen Gäste weitergeben. Die Organisation Oikocredit die afrikanischen Gäste in zahlreiche Works- In der Landwirtschaftlichen Fachschule Die Entwicklungsgenossenschaft Oiko- hops eingebunden. Die SchülerInnen der Burgkirchen liegt der Schwerpunkt auf den credit ist weltweit eine der führenden sozial LWBFS hatten dabei die Möglichkeit, ihr Themen Futterbau, Rinderzucht, Boden- und orientierten Investorinnen in der Landwirt- fachliches Können zu präsentieren und ihre Humusaufbau. Durch Exkursionen zu Betrie - schaft. Seit 40 Jahren helfen Mikrokredite Englischkenntnisse einzusetzen. Vom Cock - ben aus der Region wurde die Umsetzung in und Bildungsunterstützung Menschen in rund tailmixen bis zum Tischdecken, vom Textil- der Praxis plastisch vor Augen geführt. Zu - 70 Ländern aus der Armut. Die Wissenswei- design bis zur Marmeladebereitung, von der sätzlich wurden Betriebe aus den Bereichen tergabe durch die Landwirtschaftlichen Fach- Herstellung von Naturkosmetik bis zur Pro- Gemüsebau, Schaf- und Ziegenhaltung und schulen an die durch Oikocredit ausgewähl- duktveredelung über Exkursionen zu örtli - Milcherzeugung besucht, um tief in die Pra- ten Menschen ist eine wertvolle direkte Ent- chen Einrichtungen, wie der Diakonie Mau- xis einzutauchen. wicklungshilfe. Sie trägt zu einer dauerhaften erkirchen und der Bäckerei Sailer reicht die „Die Ausbildung an den Landwirtschaft- positiven Entwicklung bei und ist somit als Bandbreite der Unterweisung an der LWBFS lichen Fachschulen vermittelt das Wissen und nachhaltige Hilfe zur Selbsthilfe zu sehen. Mauerkirchen. Der praktische wie auch der die Fähigkeiten zum selbständigen Führen Investitionen in die Landwirtschaft sind eines theoretische Unterricht wurden in englischer einer Landwirtschaft. Für unsere Gäste aus der wirksamsten Mittel gegen Arbeitslosig- Sprache abgehalten. Di rek torin Adelheid Ostafrika Ghana ist sicherlich eine interes- keit und Armut im ländlichen Raum und tra-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 26 Österreich, Europa und die Welt Foto: LWBFS Mauerkirchen Foto: LWBFS Landesrat Max Hiegelsberger mit Hans-Georg Schwarz, Vorstandsmitglied Oikocredit Austria (5. v.r.); Viktor Leutgeb, Regionalrepräsentant für Oikocredit Oberösterreich (2. v.l.); den DirektorInnen der beteiligten Schulen und einem Teil der afrikanischen Agrar-Nachwuchsprofis

gen entscheidend dazu bei, die Ernährungssi- ständiges Leben zu geben. Mit neuer Kraft Kernbotschaft dieser Maßnahmen in benach- cherheit vor Ort zu stärken. und Selbstbewußtsein finden sie Wege, die teiligten ländlichen Gebieten lautet: „Nutze, Gegebenheiten vor Ort zu nutzen und etwas was du hast, um zu bekommen, was du Auma Obama Foundation – Sauti Kuu aus ihrem Leben zu machen. Die Organisa- brauchst!“ n Ziel der Auma Obama Foundation – Sauti tion setzt sich dafür ein, die Lebensqualität http://www.land-oberoesterreich.gv.at/ Kuu ist es, weltweit benachteiligten Kindern von Sauti Kuu Familien durch nachhaltige https://www.oikocredit.at/ und Jugendlichen Perspektiven für ein eigen- Landwirtschaftsprojekte zu verbessern. Die https://sautikuufoundation.org/ Foto: LWBFS Burgkirchen Foto: LWBFS Die afrikanischen Agrar-Nachwuchsprofis bei ihrem Besuch der Landwirtschaftlichen Berufsschule Burgkirchen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 27 Österreich, Europa und die Welt Europa der Regionen

»Europa der Regionen – machen wir jetzt was draus.« – diesem Thema widmete sich der Salzburger Landtag im Chiemseehof Foto: Land Salzburg / Franz Neumayr Plenarsitzung des Salzburger Landtags im neuen Sitzungssaal im Chiemseehof

Pallauf: Große Herausforderungen rungspolitik im Fokus. Faktoren wie Jugend- falt: „Klimapolitik endet nicht an den Lan- brauchen gemeinsame Anstrengungen arbeitslosigkeit, Bildungsstandards oder das desgrenzen! Die Klimakrise können die „Wir alle sind aufgerufen, uns dem Nach- Erreichen von Klimazielen sollen mehr Ge - Regionen, Länder und die Union nur ge - denken über die Zukunft Europas zu stellen, wicht haben.“ meinsam stoppen. Unser Ziel ist klar: Euro- uns vielfältig, streit- und konfliktfähig sowie pa soll der globale Taktgeber für den Klima- leidenschaftlich in die Diskussion einzubrin- Berger: Bereichernde Vielfalt schutz werden.“ gen. Europa passiert nicht im ‚fernen‘ Brüs- für das Projekt Europa sel, sondern tagtäglich in unserer unmittelba- Für die FPÖ-Abgeordnete Karin Berger Huber: Mit diesem Europa ren Umgebung“, betont Landtagspräsiden tin ist Europa der Regionen „die Idee einer Ge - spielt man nicht! Brigitta Pallauf (ÖVP). „Wir müssen Europa meinschaft an Staaten, die sich gerade durch „Wir NEOS wollen eine wirtschaftlich noch näher zu den Menschen bringen und ihre Unterschiedlichkeit auszeichnen. Gleich - starke und politisch selbstbewußte EU“, so ganz selbstverständlich in das tägliche Le - zeitig die strahlende Gegenveranstaltung Zweiter Landtagspräsident Sebastian Huber. ben integrieren. Denn nur wer mit dabei ist, zum prolongierten zentralistisch, multikultu- „Hierbei brauchen die Regionen eine laute kann politische Entscheidungen akzeptieren rellen und vereinheitlichten Moloch von EU- Stimme. Salzburg profitiert in vielen Berei- und nachvollziehen. Ich sehe den Salzburger Huldigern. Deshalb brechen wir Freiheitli - chen von der EU. Ohne ihre finanzielle Un - Landtag hier als wichtigen Vermittler!“ chen nach wie vor eine Lanze für unsere terstützung wäre beispielsweise das dritte Heimat. Als Österreicher, als Salzburger in Gleis nach Freilassing nicht möglich gewe- Forcher: Stärkung der Regionen und Eu ropa. Unsere Herkunft ist bereits eine Me - sen. Ebenfalls profitiert Salzburg stark im kluge Förderungspolitik daille mit einer besonderen Prägung. Einer Bereich der Forschung durch die Europäi- „Europa ist nicht das Problem, Europa ist Ausbildung und Erfahrung, die gerade die- sche Union. Von Investitionen der EU in den die Lösung!“ unterstreicht SPÖ-Abgeordne- ses Projekt EU in seiner Vielfalt bereichert.“ Tourismus oder in die Wirtschaft profitieren ter Gerald Forcher. „Die aktuelle Krise in - viele Salzburger Gemeinden. Das gemeinsa- nerhalb der EU verstärkt das Denken in en - Humer-Vogl: Klimapolitik endet me Europa ist unsere Heimat und unsere Zu - gen, nationalistischen Grenzen und Kateg- nicht an den Landesgrenzen kunft – mit diesem Europa spielt man nicht!“ orien. Die EU-feindliche Rhetorik und Poli- „Die Europawahl war eine Klimawahl. tik von vielen rechts-außen Parteien bringt Schließlich gibt es kein Problem, das lauter Salzburger Landtag live im Internet hart erkämpfte, demokratische und soziale danach schreit, grenzüberschreitend ange- Sitzungen des Landtags sowie der Aus- Errungenschaften in Gefahr. Ein Europa der packt zu werden“, sagt Kimbie Humer-Vogl, schüsse können live mitverfolgt werden. n Regionen, wie wir es meinen, hat die Stär- Klubobfrau der Grünen. Ob Energiewende, http://sbgltg.kavedo.com/local.html kung der Regionen und eine kluge Förde- ökologische Landwirtschaft oder Artenviel- https://www.salzburg.gv.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 28 Österreich, Europa und die Welt Geist & Gegenwart

»Fürchtet euch nicht. Es ist alles schon mal dagewesen.« Achter Pfingstdialog im steirischen Schloß Seggau Foto: Michaela Lorber Beim achten Pfongstdialog im Schloß Seggau (v.l.): Superintendent Wolfgang Rehner, Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl, Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl, Internetpionier Tim Cole und Geist und Gegenwart-Koordinator Herwig Hösele

ie seit 2005 biennal abgehaltenen Geist und Gegenwart-Pfingstdialoge. „Ein neuen Spitzenforschungszentrum Silicon DPfingstdialoge „Geist & Gegenwart“ Problem in Europa und Österreich ist die Austria Labs oder der Ansiedelung des neu - auf Schloß Seggau dienen immer auch der Tat sache, daß uns teilweise der Dialog ab - en Cyber-Security-Campus im Umfeld der Standortbestimmung des „Projekts Europa“, handengekommen ist. Für faire und sach- TU Graz. Eibinger-Miedl verwies aber auch seiner Chancen, Hoffnungen, aber auch Ge - orientierte Diskussionen fehlen oft die Zeit auf die Tatsache, daß „Digitalisierung letz- fährdungen und Probleme, seiner Entwick - und der Ort. Daher ist es gerade heute wich- tendlich eine Technologie ist, die dem Men- lungen und Herausforderungen. tig, daß es Veranstaltungen wie den Pfingst- schen nützen muß. Es liegt also an uns selbst, Der achte Pfingstdialog vom 5. bis 7. Juni dialog gibt, denen es gelingt internationale sie auch dementsprechend zu nutzen.“ 2019 stand unter dem Generalthema „Das Referenten einzuladen, die in die Breite und digitale Europa. Digital Europe. No borders, die Tiefe gehen und uns damit helfen, unsere Teil der Lösung sein: no limits?“. Der Untertitel „No borders, no eigene Position zu finden“, so der Landes- Für eine neue digitale Ethik limits?“ wurde bewußt mit einem Fragezei- hauptmann in seinem Eröffnungsstatement. Hauptredner des ersten Veranstaltungsta- chen versehen, denn die Idee der Grenzenlo- Vor allem das Thema Digitalisierung dürfe ges war der amerikanische Internetpionier sigkeit unserer Gesellschaft kann gleicher- man nicht ohne die Fragen der Ethik disku- Tim Cole, der in seiner Keynote-Speech maßen humanistisches Ideal wie in ihrer Ver- tieren. Die Auseinandersetzung damit was wiederum dafür eintrat, negative Auswir- absolutierung eine gefährliche Illusion sein. richtig ist, ist auch im Zeitalter der Digitali- kungen von Monopolbildungen großer Tech- Unser Zusammenleben braucht Begrenzun - sierung von zentraler Bedeutung. nologiekonzerne wie Google, Apple Face- gen durch Ethik und Regeln. Das gilt ganz book und Amazon durch gezielte Interven- besonders für das Thema der Digitalisierung. Eibinger-Miedl: Digitalisierung tionen einzubremsen. Unter dem Motto Nach der offiziellen Begrüßung und Ein- als Chance sehen! „Fürchtet euch nicht. Es ist alles schon mal leitung durch Geist und Gegenwart-Koordi- Wissenschafts- und Wirtschaftslandesrä- dagewesen“ verglich Cole die aktuelle Mo - nator Herwig Hösele und Grußworten von tin Barbara Eibinger-Miedl führte in ihrer nopolstellung der vier „GAFA“- Konzerne Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl und Re de wiederum die vielen Chancen der Di - mit historischen Beispielen und zeigte dabei Superintendent Wolfgang Rehner erinnerte gitalisierung für die Steiermark an und auf, wie diese zu Fall gebracht wurden. Dar- Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer untermauerte dies mit zahlreichen Beispie- aus wiederum leitet Cole vier zentrale For- an die Bedeutung der bereits traditionellen len, wie dem Silicon Alps Cluster, dem derungen ab, die vor allem vorsehen, die

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 29 Österreich, Europa und die Welt

Möglichkeiten der rechtlichen Regulierung ist da unser Platz? Wie können wir bestmög- etwa im Kartellrecht sowie die Markt- und lich die faszinierenden Chancen nützen?. Konsumentenmacht zu nutzen, um Groß- Gerade nach den Europawahlen wird es eine konzernen wie Google oder Facebook nicht große Aufgabe der EU sein, hier durch För- zu viel Macht über seine Kunden und Nutzer derung von Innovation und Kreativität sowie zu geben. Dazu notwendig sei auch eine in - fairen Rahmen- und Wettbewerbsbedingun- tensive Diskussion über eine digitale Ethik. gen die eigenständige Position Europas her- Cole rief die Anwesenden auf Einigkeit dar- auszuarbeiten. Europa muß offensiv, nicht über herstellen, was im digitale Zeitalter defensiv und ängstlich agieren. ethisch ist und sich aktiv an diesem Prozess Beim Pfingstdialog 2007 sprach der US- zu beteiligen. Denn wer nicht Teil der Lö - amerikanische Zukunftsforscher Jeremy Rif- sung sein will, ist automatisch Teil des Pro- kin in seinem Eröffnungsvortrag davon, daß blems. die EU ein vorbildhaftes Modell für den gan- zen Erdball mit großartigen Zukunftsper- Leitmotive eines zukunftsorientierten, spektiven sein könnte. Das haben in den letz- kreativen und innovativen europäi- ten Monaten auch zahlreiche weitere Denker schen Lebensmodells wie der israelische Starhistoriker Yuval Noah Die fundamentalen Errungenschaften und Harari bestätigt, der sagt, die EU sei das Werte der Aufklärung leiten uns dabei. Die Geist&Gegenwart-Koordinator Herwig Hösele „bessere Modell für die Welt“, das „Potential universellen Menschenrechte, die unantast- zu einer großen Zukunft“ habe. bare Menschenwürde, der Rechtsstaat, die li - Und: „Es gibt weltweit keine Region mit berale Demokratie und die offene Gesell- einem derartigen Konzentrat an Talenten und schaft müssen die Leitmotive eines zu - schöpferischer Begabung“ sowie „Die gei- kunftsorientierten, kreativen und innovati- stige Offenheit, sich bis ins hohe Alter neu ven europäischen Lebensmodells sein. zu denken und zu entwerfen, wird für die Welche ethischen, philosophischen, mo - Überlebensfähigkeit des Einzelnen und Eu - ralischen, demokratiepolitischen, techni- ropas entscheidend sein“. schen, wirtschaftlichen, arbeitsmarktpoliti- Europa kann, wenn es nur will, in allen schen, sozialen, medialen, kulturellen und wesentlichen Zukunftsfragen weltweit eine bildungsmäßigen Fragen stellen sich uns? wichtige Rolle einnehmen. Vor 30 Jahren Wie können wir die vielfältigen Chancen der fiel durch den großartigen Aufbruch und das Digitalisierung nutzen und gleichzeitig den mutige Engagement freiheitsliebender Bür- Gefahren und Risken, die von unbegrenzter gerinnen und Bürger der Eiserne Vorhang in und regelloser Digitalisierung und künstli - Europa und vor 25 Jahren stimmten die cher Intelligenz ausgehen, bis hin zu den Hor - ÖsterreicherInnen mit eindrucksvoller Zwei- rorvisionen (diese hat es übrigens bei jeder drittelmehrheit für den EU-Beitritt unseres Innovation gegeben und sie haben sich nie Landes. Es ist zu hoffen, daß die europäi- bewahrheitet, man denke nur an die Industri- schen Institutionen mit Kraft, Mut und Intel- alisierung oder Computerisierung), begeg- Landeshaupütmann Hermann Schtüzenhöfer ligenz in den nächsten fünf Jahren die Wei- nen? Bei weitem nicht alles, was machbar chen für einen neuen Aufbruch stellen und scheint, ist verantwortbar. Manche Verheis- diese nicht in parteitaktischem und nationa- sungen und Versprechungen einer schönen, listischem Klein-klein die Chancen verpaßt neuen, digitalen Welt sind trügerisch. Es gibt werden. eine generelle gesamtgesellschaftliche Ver- Der Pfingstdialog 2019 wollte dabei für antwortung, aber wir müssen uns auch unse- das entscheidende Zukunftsthema Digitali- rer individuellen Verantwortung im notwen- sierung Orientierung und Impulse für einen digen Umgang mit den Möglichkeiten der berechtigten und realistischen Optimismus Digitalisierung bewußt sein. geben. Hat das digitale Europa überhaupt noch Im Sinne der Nachhaltigkeit des Pfingst- eine Chance gegen den Turbo-Datenkapita- dialogs werden seine Ergebnisse, Referate lismus der USA und das autoritär-dirigistisch, und Diskussionsbeiträge, verbunden mit Eck - den sogenannten Fortschritt forcierende, chi- punkten für eine zu entwickelnde „europäi- nesisch-asiatische System? Wie können wir sche und österreichische Ethik der Digitali- in der Steiermark, in Österreich und Europa sierung“, die nicht nur Grenzen, sondern vor im globalen Wettbewerb, der vor allem von allem gangbare Wege in die Zukunft auf- den Giganten USA und China bzw. Asien zeigt, in einer Publikation und weiterführen- dominiert wird – erwähnt seien nur die Na - den Diskursen präsentiert werden. n men Huawei, Alibaba, Google, Amazon, Fotos: Michaela Lorber http://www.pfingstdialog-steiermark.at/ Microsoft, Facebook, Apple – mithalten, wo Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl https://www.verwaltung.steiermark.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 30 Österreich, Europa und die Welt Fahrverbote auf Landesstraßen

LH Platter: Fahrverbote auf niederrangigem Straßennetz als Notmaßnahme gegen massiven Ausweichverkehr – Ziel-, Quell- und Anrainerverkehr ausgenommen

m 20. Juni 2019 gab es erstmals Fahr- Averbote auf mehreren Landesstraßen bzw. dem niederrangigen Straßennetz im Großraum Innsbruck und dem Wipptal – eine Maßnahme seitens der Tiroler Landes- regierung, um dem massiven Ausweichver- kehr bei Stausituationen auf der Autobahn entgegenzuwirken: Unmittelbar nach den Autobahnabfahrten werden KFZ-LenkerIn- nen von 7 bis 19 Uhr, sofern sie nicht dem Ziel-, Quell und Anrainerverkehr zugerech- net werden können, keine Möglichkeit ha - ben, örtliche Stauumfahrungen vorzunehmen. Diese Fahrverbote gelten jeweils von Sams - tag 7 Uhr bis Sonntag 19 Uhr in beide Fahrt- richtungen. Die Maßnahme wird vorerst mit Samstag, Land Tirol / Brandhuber Foto: den 14. September 2019, befristet. v.l.: Oberst Markus Widmann, LHStvin Ingrid Felipe, LH Günther Platter und LHStv Josef Geisler „Eine außergewöhnliche Situation erfor- wir nicht länger zusehen – eine solche Situ- Fahrverboten ausgenommen. In Zusammen- dert außergewöhnliche Maßnahmen. Wenn ation braucht entsprechende Maßnahmen. Es arbeit mit der Asfinag soll bereits frühzeitig auf Tirols Straßen an besonders reiseintensi- geht darum, den transitierenden Verkehr zu mittels elektronischer Anzeigetafeln auf die ven Wochenenden ‚nichts mehr geht‘ ist lenken.“ Dies soll vor allem mit Unterstüt- Fahrverbote aufmerksam gemacht werden. Handeln gefragt“, erklärten Tirols Landes- zung von Navigationsgeräten gelingen, in Autobahnabfahrende werden dann unmittel- hauptmann Günther Platter, seine Stellver- welche die Fahrverbote eingespielt werden bar nach der Abfahrt durch eine entsprechen- treterin Ingrid Felipe, sein Stellvertreter Jo - und damit ein Anzeigen von Ausweichrouten de Beschilderung im Bereich der Landes- sef Geisler und Oberst Markus Widmann, verhindert wird. straßen auf das Fahrverbot hingewiesen und Leiter der Verkehrsabteilung der Polizei, am wieder auf die Autobahn geleitet. Tag vor dem ersten Verbot bei der Präsenta- Fahrverbot für alle Kraftfahrzeuge Eine Notwehrmaßnahme, wie auch Feli- tion im Landhaus. Dem fügte Sicherheitsre- Das Fahrverbot gilt für alle Kraftfahrzeu- pe berichtet: „Langfristig müssen wir an meh - ferent Geisler hinzu: „Es kann nicht sein, daß ge, die sich in Tirol auf Durchreise befin- reren Schrauben drehen. Doch das Problem es selbst für Einsatzfahrzeuge kein Durch - den – also auch PKW und Motorräder. Der des Ausweichverkehrs angesichts der stei- kommen mehr gibt. Dem können und dürfen Ziel-, Quell- und Anrainerverkehr ist von den genden Verkehrsdichte in Kombination mit Land Tirol ©

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 31 Österreich, Europa und die Welt

Straßensperren und ausgeklügelten Naviga- tionsgeräten, die extrem schnell reagieren und Stauumfahrungen vorschlagen, bringt uns nun dazu, diese Maßnahmen zu setzen. Wir reagieren damit auf die Ereignisse der ver- gangenen Wochenenden, an denen es mehr- fach zu Staus auf sämtlichen Ausweichrou- ten abseits der Inntal- und Brennerautobahn kam, da die Navigationsgeräte die Verkehrs- teilnehmenden auf die Landesstraßen gelotst haben, um den Stau auf der Autobahn zu um - fahren“. Mit dieser Maßnahme wolle man die Sicherheit auf den heimischen Straßen und die Flüssigkeit des Verkehrs bestmög- lich gewährleisten und für eine Entlastung der verkehrsgeplagten Bevölkerung entlang der klassischen Ausweichrouten sorgen, sind sich die Anwesenden einig.

Umsetzung durch Exekutive – Fokus auf Navigationsgeräte Gesetzlich basiert diese Maßnahme auf Verordnungen von Bezirkshauptmannschaft Innsbruck und Stadtmagistrat Innsbruck. Im Fokus stehen vor allem die Navigationsgerä- te. So werden die Fahrverbote durch die Exe - kutive in das Verkehrsinformationssystem des Innenministeriums eingespielt und ste- hen damit den Navi-BetreiberInnen zur Ver- fügung: „Wir sind zuversichtlich, daß die Navis die Strecke dann so berechnen, daß es zu keinem Ausweichverkehr kommt“, er - klärt Markus Widmann, der ergänzt, daß die Exekutive an noralgischen Punkten kontrol- lieren wird: „Reisende sollen auf den Haupt- verkehrsstrecken bleiben. Dies wird von uns genau beobachtet.“ Auch die Brennerstraße steht seitens der Verkehrspolizei und des Lan - des unter strenger Beobachtung, bei Bedarf bzw. bei einer Verschärfung der Situation können weitere Maßnahmen gesetzt werden. (1) L9 (Mittelgebirgsstraße) ab Hall Rich- tung Tulfes (2) L38 (Kreisverkehr Ampass Hausern) (3) und (4) Fahrverbot der L9 (Iglerstraße) und L32 (Aldranserstraße) (5) L38 (Ellbogenerstraße) ab Amras Kreis- verkehr Bleichenweg (6) L11 (Volserstraße) Kreisverkehr Vols sowohl Richtung Westen als auch Osten (7) L13 (Sellraintalstraße) Hohe Kreisver- kehr Kematen (8) Nach der Abfahrt auf der A13 Richtung Vinaders und Gries am Brenner soll auf der Gemeindestraße Nosslach ebenfalls ein Fahrverbot verordnet werden (9) Fahrverbot Kreuzung Patscher Straße- Romerstraße in Patsch n Land Tirol https://www.tirol.gv.at/ ©

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 32 Österreich, Europa und die Welt Vorarlberg als Fahrrad-Vorreiter

LR Rauch stellte in Berlin die erfolgreiche Vorarlberger Radverkehrspolitik vor

orarlberg ist österreichweit Spitzenrei- Vter im Radverkehr – werden hierzulan- de mit 16 Prozent Radverkehrsanteil doch mehr als doppelt soviele Alltagswege mit dem Fahrrad zurückgelegt als im Bundesschnitt. Über den Vorarlberger Weg der Radförde- rung berichtete Mobilitätslandesrat Johannes Rauch auf Einladung des Deutschen Instituts für Urbanistik beim Parlamentarischen Abend der Fahrradakademie in der Österreichischen Botschaft in Berlin am 4. Juni. Vor Bundestagsabgeordneten verschiede- ner Fraktionen, Landtagsabgeordneten und weiterem interessierten Fachpublikum wur- den Fragen der Radförderung im ländlichen Raum in den Räumlichkeiten der Österrei- chischen Botschaft erörtert. Vorarlberg war dabei als Best-Practice-Beispiel eingeladen, um aus der langjährigen erfolgreichen Fahr- radpraxis zu berichten. Landesrat Rauch be -

tonte dabei: „Angebot schafft Nachfrage! Deutsches Institut für Urbanistik / Doris Reichel Foto: Wenn wir wollen, daß die Menschen öfter LR Johannes Rauch stellte in Berlin die erfolgreiche Vorarlberger Radverkehrspolitik vor das Fahrrad wählen, müssen wir Ihnen her- vorragende Infrastruktur bieten. 2018 inve- oben. Das sehen erfreulicherweise auch im - verständlich ist und zum Alltag gehört. Auch stierten wir fast fünf Millionen Euro und da - mer mehr BürgermeisterInnen in Vorarlberg hier setzen wir Anreize durch spielerische mit über zehn Euro pro Einwohnerin bzw. so. Außerdem braucht es eine Stimmung, Wettbewerbe, Schulaktionen, Medienarbeit Einwohner. Hier ist aber noch viel Luft nach eine Kultur, in der Radfahren einfach selbst- und vielem mehr.“

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 33 Österreich, Europa und die Welt Foto: Deutsches Institut für Urbanistik / Doris Reichel Foto: Podium mit den TeilnehmerInnen am Parlamentarischen Abend der Fahrradakademie 2019 in der österreichischen Botschaft in Berlin

2017 wurden in der neuen Radverkehrs- informierten Bundesradkoordinator Martin ren politischen VertreterInnen der Bundesre- strategie „Ketten-Reaktion“ 124 Maßnah- Eder und Verkehrsplanerin Andrea Weninger publik brachte viel Lob und Anerkennung men festgelegt, die nötig sind um den Anteil (Rosinak&Peter, sie hat auch federführend für Vorarlbergs bisherigen Weg, aber auch des Radverkehrs weiter zu erhöhen und eine an der Erstellung des neuen Vorarlberger noch offene Punkte und Möglichkeiten der Radkultur zu etablieren. „Wir stehen nicht Mobilitätskonzepts mitgewirkt) und beton- Verbesserung wurden diskutiert. schlecht da, aber wir müssen noch mehr ten die Bedeutung des Radverkehrs, gerade erreichen, um zukunftsfähig unterwegs zu für den ländlichen Raum. Auch der Koordi- 650.000 Tafeln Schokolade sein. Der Umstieg aufs Rad ist auch für nator von der Radkompetenz Österreich, Alec Das große Interesse und die steigende unser Klima und unsere Um welt von zentra- Hager, befand sich im Publikum. U-Bahnen Teilnahme am Vorarlberger Fahrradwettbe- ler Bedeutung. Wir wollen 2030 21 Prozent oder ÖV-Systeme wie in Großstädten sind werb sind ein Beleg dafür, daß dieses Thema Radverkehrsanteil aufweisen. Wenn wir uns nicht in jedem Dorf möglich, das Fahrrad auf breite Akzeptanz in der Bevölkerung international, beispielsweise mit den Nieder- bietet hier Alternativen und kann zum Gelin- stößt. Diese Grafik belegt dies in „Schokola- landen vergleichen, sehen wir, wieviel noch gen einer Verkehrswende entscheidend bei- deeinheiten“. n möglich ist!“, so Rauch weiter. tragen. Die intensive Diskussion mit deut- https://vorarlberg.at/ schen Bundestagsabgeordneten und weite- https://nationaler-radverkehrsplan.de Münster und Freiburg als Vorbilder „Deutsche Städte wie Münster oder Frei- burg sind für uns Vorbild“, betonte der Lan- desrat: „Was hier in den Städten gelingt wol- len wir im suburbanen Raum umsetzen und zeigen: Wer öfter mit dem Rad unterwegs ist, ist gesünder, schneller und einfacher mo - bil und trägt dazu bei, Vorarlberg zu einer der zukunftsfähigsten Regionen Europas zu machen. Großartige Veranstaltungen wie diese helfen uns dabei, Brücken zu schlagen, Kooperationen zu bilden und gemeinsam unsere Regionen zu stärken.“

Fachveranstaltung an der Österreichischen Botschaft in Berlin Österreich war bei dieser Fachveranstal- tung stark vertreten: Neben Landesrat Rauch

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 34 Hamburg, Wien und Zürich

Verstärkte Kooperation bei nachhaltiger Entwicklung Foto: Senatskanzlei Hamburg Wiens Bürgermeister Michel Ludwig (r.) unterzeichnete gemeinsam mit Amtskollegin Stadtpräsidentin Corine Mauch von Zürich und dem Ersten Bürgermeister von Hamburg, Peter Tschentscher, eine Erklärung im Sinne der Agenda 2030 der Vereinten Nationen

m 11. Juni trafen in der deutschen Han- bild – um auch von anderen zu lernen. neffizienz und Innovation sowie Teilhabe Asestadt Hamburg die Stadtoberhäupter „Gerade auch die Entwicklung zur Smart und sozialer Zusammenhalt als überge- von Hamburg, Wien und Zürich zusammen. City, zu einer nachhaltigen und ökologi- ordnete Leitziele dienen. Peter Tschentscher, Erster Bürgermeister der schen Stadt der Zukunft ist von ganz beson- m Durch gegenseitige Information über die Freien und Hansestadt Hamburg, Michael derer Bedeutung. Hier nehmen wir uns sehr jeweiligen Best Practises und Erfah- Ludwig, Bürgermeister der Stadt Wien und gerne die Erfahrungen anderer Städte als Bei - rungsaustausch über Projekte wird die Corine Mauch, Stadtpräsidentin von Zürich, spiel. Denn in Wien geht es uns darum, eine nachhaltige Entwicklung der Städte im setzten damit den Auftakt für den neu ins Le - funktionale und soziale Durchmischung zu Sinne der „Agenda 2030 für nachhaltige ben gerufenen Städte-Trialog der drei Metro - erreichen“, so Bürgermeister Ludwig. Er hob Entwicklung“ der Vereinten Nationen polen. Neben intensiven politischen Gesprä- vor allem auch noch hervor, daß es wich tig sei, und insbesondere mit Blick auf das Ziel chen stand insbesondere auch der Erfah- „daß wir unser gemeinsames Engagement im 11 „Nachhaltige Städte und Gemeinden“ rungsaustausch der drei Städte in den unter- Klimaschutz in Verbindung mit der Stärkung und das Ziel 17 „Partnerschaften zur schiedlichsten Bereichen der kommunalen des Wirtschaftsstandortes und mit den sozia- Erreichung der Ziele“ beschleunigt. Entwicklung auf dem Programm. Um die Zu - len Fragen setzen. Denn nur so ist eine öko- m Die drei Städte setzen sich dafür ein, daß sammenarbeit auch in Zukunft noch weiter logische Weiterentwicklung zu erreichen.“ weitere europäische Großstädte mit zu intensivieren, unterzeichneten die Stadt- Die Stadtregierungen von Hamburg, Wien zusätzlicher Expertise diesem Beispiel oberhäupter eine „gemeinsame Erklärung und Zürich kommen daher im Kontext des folgen und gemäß den Entwicklungszie- über eine verstärkte Kooperation zwischen fortschreitenden Klimawandels überein, ihre len der Vereinten Nationen handeln. Hamburg, Wien und Zürich“. Kräfte als Motoren der sozialen, kulturellen, Bürgermeister und Stadtpräsidentin be - „Städte spielen in Europa eine zentrale technologischen und wirtschaftlichen Inno- kennen sich zur pro-aktiven Umsetzung der Rolle. Mehr als zwei Drittel der Bevölke- vation zu bündeln und ihren kontinuierlichen genannten Ziele und werden relevante Or - rung leben in städtischen Ballungsräumen“, Erfahrungsaustausch zum allseitigen Vorteil ganisationseinheiten und Institutionen ihrer betonte der Wiener Bürgermeister, der auch zu intensivieren, wie es in der unterzeichne- Städte entsprechend einbinden. Präsident des Österreichischen Städtebundes ten Erklärung heißt. Abschließend betonte Ludwig, daß man ist. Ludwig sieht insbesondere im starken m Der Fokus des gegenseitigen Austauschs sich gemeinsam dafür einsetze, daß die Städ- Bevölkerungswachstum und in Fragen des liegt auf den strategischen Ansätzen und te in Zukunft deutlich mehr Gehör finden – Klimaschutzes die gemeinsamen Herausfor- praktischen Erfahrungen in ihren städti- auch in Europa und auch innerhalb der Euro- derungen, die es zu bewältigen gilt. Wien schen Kernthemen, wobei Smart City, päischen Union. n nehme sich dabei auch andere Städte als Vor- Klimaschutz, Nachhaltigkeit, Ressource- https://www.wien.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 35 Österreich, Europa und die Welt Exportpreis und Exporttag 2019

Beeindruckende Leistungen heimischer Exporteure ausgezeichnetNeuauflage von go-international vorgestellt – »Africa Innovation Challenge« kürt gesellschaftliche Innovationen – 70 WKÖ-Wirtschaftsdelegierte vor Ort

m Vorabend des Exporttags 2019 zeich- Anete die Aussenwirtschaft Austria der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) am 24. Juni heimische Unternehmen aus, die durch ihr internationales Engagement unver- zichtbar für Wachstum, Wohlstand und Be - schäftigung in Österreich sind. Mit dem Ex - portpreis wurden nun bereits zum 25. Mal überdurchschnittliches Engagement und Er - folge heimischer UnternehmerInnen im Aus- land gewürdigt. Die Verleihung der Exportpreise vor mehr als 500 Gästen erfolgte durch Elisabeth Udolf-Strobl, Bundesministerin für Digitali- sierung und Wirtschaftsstandort (BMDW), und WKÖ-Präsident Harald Mahrer. Durch den abwechslungsreichen Abend im Mu - seumsQuartier Wien führte Alfons Haider. „Der Exportpreis ist mehr denn je ein Global EcoVision Award – voestalpine AG (v.l.): Präsident Harald Mahrer, Rudolf Zauner Signal an ganz Österreich, mit dem wir zei- (Verbund), Johann Prammer (voestalpine AG) und Mariana Kühnel Generalsekretär-Stellv. gen, wie wichtig die heimischen Exporteu- rinnen und Exporteure mit ihren internatio- nalen Erfolgen für Österreichs Wohlstand sind“, betonte WKÖ-Präsident Mahrer.

Sieger reichen vom innovativen KMU bis zum global tätigen Konzern „Die Sieger reichen vom innovativen KMU bis zum global tätigen Konzern. Wir zeichnen neue Ansätze aus, die Österreichs Außenwirtschaft beleben – von außergewöhn - lichen Marketingstrategien bis zu unentdeck - ten Nischen“, bekräftige Michael Otter, Lei- ter der Aussenwirtschaft Austria. Die Preiswürdigkeit der rund 270 Einrei- chungen wurde von einer unabhängigen Ex - pertenjury an hand der Exportleistungen der vergangenen Jahre beurteilt. Der Preis wird in sechs Hauptkate go rien vergeben: Gewer- Aussenwirtschaft Austria / Frank Helmrich Photographie Fotos: be & Handwerk, Handel, Industrie, Informa- Global Player Award – Greiner AG (v.l.): Präsident Harald Mahrer, Axel Kühner und Hannes tion & Consulting, Tourismus & Freizeit- Moser (Greiner AG), Mariana Kühnel Generalsekretär-Stellv. und Michael Otter, Leiter der Aussenwirtschaft Austria wirtschaft sowie Transport & Verkehr. Zu - dem gab es drei Son derpreise. „H2FUTURE“ ausgezeichnet. Das Unterneh - Greiner AG aus Oberösterreich, dem welt- Erstmals wurde der „Global EcoVision men leistet durch die derzeit weltgrößte weit erfolgreichen Spezialisten in den Berei- Award“ verliehen. Der Preis zeichnet österrei - PEM-Elektrolyseanlage zur Erzeugung und chen Kunststoffverarbeitung und Schaum- chische Unternehmen aus, die durch ihre in - Nutzung grünen Wasserstoffs einen wichti- stoffproduktion. Das Unternehmen mit knapp novativen Technologien, Produkte oder gen Beitrag zur langfristigen Dekarbonisie- 11.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von Dienstleistungen zu einer nachhaltigen Ent- rung energieintensiver Industrien in Europa. 1,6 Mrd. Euro hat eine Exportquote von rund lastung der Umwelt und zum Klimaschutz Der „Global Player Award“, der für die 87 Prozent. Die wichtigsten Auslandsmärkte beitragen. Als erster Preisträger wurde die erfolgreiche Internationalisierung eines Un - sind Deutschland, die USA und das Ver - voestalpine AG und ihr Leuchtturmprojekt ternehmens vergeben wird, ging heuer an die einigte Königreich.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 36 Österreich, Europa und die Welt Der Exporttag 2019

Bereits im Vorfeld des Exporttags haben Elisabeth Udolf-Strobl, Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW), und WKÖ-Präsident Mahrer die Verlängerung der Internationalisierungsof- fensive go-international unterzeichnet. „Go- international bietet österreichischen Export- betreiben seit 2003 maßgeschneiderte Unter- stützung. Durch die Unterzeichnung des För- dervertrags für die nun sechste Ausgabe ist es uns gemeinsam mit der Wirtschaftskammer gelungen, das Programm nachhaltig weiter- zuentwickeln“, so Udolf-Strobl.

Neue Märkte… Neue Märkte, neue Technologien, neue Foto: Aussenwirtschaft Austria / Frank Helmrich Photographie Foto: Der Expat award ging an Sieglinde Kaiser. Links von ihr Markus Huemer, President/Director Chancen – darum drehte sich der Ex porttag von Polytec Foha Inc., USA, und Peter Sedlmayer, Außenwirtschaft Austria/USA 2019 am 25. Juni, bei dem sich heuer über 3000 ExporteurInnen sowie Exportinteres- Mit dem „Expat Award“ wird eine Per- Tourismus und Freizeitwirtschaft sierte in der WKÖ trafen. Bei der Eröffnung sönlichkeit ausgezeichnet, die sich um den Gold: Cineplexx Kinobetriebe GmbH des Exporttags strich WKÖ-Präsident Ha - österreichischen Außenhandel besonders (Wien) rald Mahrer die beeindruckenden Erfolgsge- verdient gemacht hat. Dieser wurde heuer an Silber: Sportcamp Woferlgut schichten der österreichischen Exportbetrie- die Amerika-Expertin Sieglinde Kaiser ver- GmbH & Co KG (Salzburg) be hervor, die im Vorjahr die Schallmauer liehen, die seit 22 Jahren für Polytec tätig ist Bronze: Dolce Vita Speiseeis von 150 Mrd. Euro durchbrechen konnten. und sich als Vorsitzende der US-Niederlas- Produktions GmbH (Vorarlberg) „Und unsere Erfolgsstory ist noch lange sung Polytec Foha Inc. auf Nordamerika Transport und Verkehr nicht zu Ende, denn neue Märkte und Inno- konzentriert. Mit Sieglinde Kaiser wurde der Gold: Graz-Köflacher Bahn und vationen bieten neue Chancen. Vor allem bei Preis erstmals an eine Frau verliehen. Busbetrieb GmbH (Steiermark) Umwelttechnologien ist Österreich interna- Silber: 3LOG premium logistics GmbH tionales Vorbild. Die goldene Verbindung von Die Gewinner der Exportpreise 2019 in den sechs Kategorien (Wien) Umwelt- und Klimaschutz mit Wachstum Bronze: Road Solution – Logistik Service und Wohlstand, das ist der österreichische Gewerbe und Handwerk GmbH (Oberösterreich) Weg“, so Mahrer. Gold: FACC AG (Oberösterreich) Silber: Medek & Schörner GmbH (Niederösterreich) Bronze: htw formen- und fertigungs- technik gmbh (Vorarlberg)

Handel Gold: Pessl Instruments GmbH (Steiermark) Silber: Planlicht GmbH & Co KG (Tirol) Bronze: Pöttinger Entsorgungstechnik GmbH (Oberösterreich)

Industrie Gold: Miba AG (Oberösterreich) Silber: Melecs EWS GmbH (Burgenland) Bronze: W&H Dentalwerk Bürmoos GmbH (Salzburg)

Information und Consulting Gold: INTECO melting and casting technologies GmbH (Steiermark) Silber: PSPDFKit GmbH (Wien) Foto: BMDW Bronze: SBS Software Ges.m.b.H. Wirtschaftsministerin Elisabeth Udolf-Strobl und WKO-Präsident Harald Mahrer haben im (Salzburg) Rahmen des Exporttags die »go-international«-Initiative bis 2021 verlängert

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 37 Österreich, Europa und die Welt Foto: Aussenwirtschaft Austria / Frank Helmrich Photographie Foto: Über 3000 ExporteurInnen sowie Exportinteressierte waren zum Exporttag 2019 in die Wirtschaftskammer Österreich nach Wien gekommen.

70 WKÖ-Wirtschaftsdelegierte informieren vor Ort Beim Exporttag, dem alljährlichen Höhe- punkt der heimischen Exportwirtschaft, wa - ren alle 70 WKÖ-Wirtschaftsdelegierten aus den Auslandstützpunkten vor Ort in Wien, um BesucherInnen in persönlichen Gesprä- chen über Exportchancen und Innovationen aus dem Ausland zu informieren. Neben den Beratungsgesprächen gibt es zahlreiche Info-Sessions zu wichtigen Zu - kunftstrends wie Shared Economy oder Da - tensicherheit sowie Workshops von Google und aws. Zusätzlich bieten bei der Export- messe über 30 Aussteller ihre Export-Dienst- leistungen an. Auch das Netzwerken bleibt beim Exporttag nicht auf der Strecke. Foto: Aussenwirtschaft Austria / Frank Helmrich Photographie Foto:

»Africa Innovation Challenge« Neben den Beratungsgesprächen gab es zahlreiche Info-Sessions zu wichtigen Zukunfts- trends wie Shared Economy oder Da tensicherheit sowie Workshops von Google und aws. Im Rahmen des Exporttags 2019 präsen- tierten zudem heimische Start-ups bei der mit“ gewonnen, der zwischen 11. und 13. AMABO GmbH – Hersteller von Dach- „Africa Innovation Challenge“ ihre innovati- September 2019 in Kapstadt stattfindet. Die ziegel aus Altplastik mit Pilotprojekt in ven Produkte, Lösungen und Dienstleistun- Teilnahmekosten werden von der Jungen Kamerun gen für Afrika. Eine hochkarätige Jury afri- Wirtschaft übernommen. Platz eins und zwei Zusätzlich ging ein Spezialpreis an die kanischer ExpertInnen hat die zehn besten erhalten zudem einen Reise- und Aufent- Greensense GmbH, die digitale Lösungen Ideen ausgewählt. haltskostenzuschuß im Wert von 3.000 Euro zur Optimierung in der Landwirtschaft zur „Es freut mich ganz besonders, wenn ich von der Aussenwirtschaft Austria und Coca Verfügung stellt. die innovativen und kreativen Lösungen der Cola. Der dritte Platz erhält einen Reise- und Diese Start-ups haben eine Teilnahme am jungen Unternehmerinnen und Unternehmer Aufenthaltskostenzuschuß in Höhe von „South Africa Innovation Summit“ gewon- sehe, die in den Regionen Afrikas viel Gutes 2.000 Euro vom Rotary Club Neunkirchen. nen: bringen werden. Und mit seinen 1,2 Milliar- Das sind die Gewinner der Africa Innova- ARGE „Mobile fruit drying“ den Bewohnerinnen und Bewohnern ist Afri- tion Challenge 2019: base.energy handelsgmbh ka natürlich auch ein aufstrebender und be - YOUNIQX Identity AG – digitaler Compact Milling Systems G.m.b.H. deutender Markt mit massivem Potential für Identitätsnachweis als Rechtsbasis DAS Energy GmbH die österreichische Wirtschaft“, so WKÖ-Vi - für ein würdevolles Leben plasticpreneur zepräsident Jürgen Roth. Swimsol GmbH – schwimmende Solar- Tributech Solutions GmbH n Die zehn besten Start-ups haben die Teil- lösungen für dicht besiedelte Gebiete https://www.wko.at/ nahme am „South Africa Innovation Sum- und Regionen mit wenig Platz https://www.go-international.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 38 Österreich, Europa und die Welt Europäischer Erfinderpreis 2019 geht nach Ansfelden

Die österreichischen Erfinder Klaus Feichtinger und Manfred Hackl wurden für ihre Leistungen in der Kategorie »Industrie« ausgezeichnet. Foto: Europäische Patentorganisation Die Erfinder Manfred Hackl und Klaus Feichtinger mit dem Europäischen Erfinderpreis 2019 in der Kategorie »Industrie«

as Europäische Patentamt (EPA) hat am men rund 600 Gäste aus den Bereichen gei- Material zu gewinnen. Deshalb werden von D20. Juni auf einer Galaveranstaltung in stiges Eigentum, Politik, Wirtschaft, Wissen- den 58 Millionen Tonnen Kunststoffabfällen, Wien die österreichischen Erfinder Klaus schaft und Lehre teil. Der Preis wird jährlich die jedes Jahr in der EU anfallen, auch nur Feichtinger und Manfred Hackl mit dem Eu - vom EPA vergeben, um herausragende Er - 30 Prozent recycelt. ropäischen Erfinderpreis 2019 in der Kate- finder aus Europa und der ganzen Welt aus- gorie „Industrie“ ausgezeichnet. Gemeinsam zuzeichnen, die einen außergewöhnli chen Erfindung: Verbessertes haben sie das Kunststoffrecycling neu ge - Bei trag zu Gesellschaft, technologischem Kunststoffrecycling stal tet. Mit Hilfe ihrer Technologie können Fortschritt und Wirtschaftswachstum gelei- Die Idee, mit der die beiden österreichi- verschiedene Arten von Kunststoffabfällen stet haben. Die Finalisten und Gewinner in schen Erfinder und Geschäftsführer das Re - aufgearbeitet werden. Die produzierten Pel- fünf Kategorien (Industrie, Forschung, KMU, cycling von Kunststoff sozusagen neu erfan- lets sind nicht von neuen Kunststoffen zu Nicht-EPO-Staaten und Lebenswerk) wur- den, begann als einfache Zeichnung. Dank unterscheiden und können für die Herstel- den von einer unabhängigen internationalen ihrer patentierten „Counter-Current-Techno- lung von Produkten verwendet werden. Jury aus einem Pool von Hunderten von Er - logie“ (zu deutsch: „Gegenstromtechnolo- „Feichtinger und Hackl haben fast ihre findern und Erfinderteams ausgewählt, die gie“) kann heute eine viel größere Palette un - gesamte Karriere der Verbesserung des für den diesjährigen Preis vorgeschlagen wur - terschiedlichster Kunststoffabfälle zu Regra- Kunststoffrecyclings gewidmet“, sagte EPA- den. nulat verarbeitet werden. Daraus macht die Präsident António Campinos. „Sie haben die Industrie wieder Kunststoffe, die von neuem Effizienz des Recyclings gesteigert. Das ist Hochleistungsfähiges Kunststoff nicht zu unterscheiden sind. eine gute Nachricht zur Nachhaltigkeit für Kunststoffrecycling Kunststoffrecycling ist aufwendig und die Wirtschaft und zeigt, wie Innovationen Das Kunststoffrecycling ist seit Langem zeitintensiv. Die Trennung des Kunststoffs in der Industrie dazu beitragen können, auch ein Thema für die Industrie, da es weitaus von anderen Abfällen kann ziemlich lange ökologische und gesellschaftliche Probleme komplexer ist als die Verarbeitung von Ma - dauern. Um verwertbares Material zu gewin- anzugehen.“ terialien wie Glas und Metallen. Jede Art nen, ist für jede Art von Kunststoff ist ein ei - An der Verleihung des Europäischen Er - von Kunststoffpolymer erfordert ein spezifi- genes Verfahren nötig. Feichtinger und finderpreises in der Wiener Stadthalle nah- sches Verfahren, um wiederverwertbares Hackl haben eine neue Technologie entwik-

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Kunststoffrecycling wurde 2017 auf fast 32 Mrd. Euro beziffert. Bis 2024 wird ein jähr- liches Wachstum von ca. 6,5 Prozent auf einen Gesamtwert von nahezu 50 Mrd. Euro erwartet. Diese Expansion ist eine Folge des - sen, daß uns zunehmend bewußt wird, welch verheerende Auswirkungen Plastik auf die Umwelt hat. Diese Erkenntnis geht einher mit immer mehr gesetzlichen Vorschriften zur Förderung der Wiederverwertung. In der EU beispielsweise müssen bis 2030 sämtli- che Plastikverpackungen, die hier auf den Markt gelangen, recycelbar sein. So soll der Bedarf an neuem Kunststoff drastisch redu- ziert werden. Aufgrund dieser Entwicklun- gen investieren Getränkehersteller und ande- re Branchen in effiziente Recycling-Techno- logien wie die von Feichtinger und Hackl „Unsere Maschinen recyceln Kunststoff zu Pellets, ohne die Umwelt zu belasten“, sagt Feichtinger. „Die Pellets werden anschlies- Klaus Feichtinger und Manfred Hackl in ihrer Firmenzentrale in Ansfelden im Bezirk Linz-Land send zu neuen, alltäglichen Produkten verar- beitet.“ Das bedeutet, daß die Maschinen auch die Kreislaufwirtschaft in der Branche fördern. Hackl fügt hinzu: „Die patentierte Technologie wird heute weltweit in unseren Maschinen eingesetzt und sorgt für mehr Lei stung, bessere Qualität und höhere Pro- zeßstabilität.“ Die österreichische Technologie wird über die EREMA vermarktet, eine Tochterge - sellschaft der EREMA-Gruppe, die Hackl als CEO leitet und in die Feichtinger, der vor Kurzem als Mitgeschäftsführer zurückgetre- ten ist, weiterhin sein Know-how als Mana- ger im Bereich des geistigen Eigentums und der neuen Technologien einbringt. Heute sind mehr als 6.000 der EREMA-Recyclingsyste- me in 108 Ländern in Betrieb. Die Maschinen produzieren jährlich mehr als 14,5 Millionen Tonnen Kunststoffpellets, was das Unterneh-

Fotos: Europäische Patentorganisation men nach eigenen Angaben zum Weltmarkt- EREMA-Kunststoff-Recyclingmaschinen produzieren jährlich mehr als 14,5 Millionen Tonnen führer in der Entwicklung und Produktion Kunststoffpellets von Kunststoff-Recyclingsystemen macht. kelt, mit deren Hilfe Kunststoffe effizient zur Bewegungsrichtung der Extruderschnek- Die beiden Erfinder sind gemeinsam In - sortiert und getrennt werden können. Das ke bewegt. Man kann sich das so vorstellen, haber von 37 erteilten europäischen Patenten bedeutet weniger Müll und mehr aufbereite- als wenn man einem Fluß Wasser entnimmt, für ihre Recyclinginnovationen. Feichtinger tes Material für die Produktion. Ihre Recyc - indem man einen Becher entgegen der Fließ- erläutert die Bedeutung des Schutzes von gei - lingmaschinen können so groß sein wie Bus - richtung ins Wasser hält. Auf diese Weise stigem Eigentum für ihre Arbeit: „Für den se. Darin werden die Kunststoffabfälle be - kann das Material schneller verarbeitet wer- wirtschaftlichen Erfolg spielen Patente eine wegt, sortiert und gefiltert. Heraus kommt den als dies früher möglich war, und es geht große Rolle. Sie inspirieren und sind eine schließlich ein qualitativ hochwertiges Re - auch mit weniger hohen Temperaturen. Quelle für neue Ideen. Durch Patente kann granulat, das zur Herstellung neuer Produkte Diese Technologie, die aus einer Idee gebo- man sehen, wie Probleme von anderen ge- verwendet wird. ren wurde, die Feichtinger zunächst nur auf löst werden und neue Konzepte sowie ande- Eine Schlüsselrolle kommt dabei der die Schnelle aufskizziert hatte, ist ein we - re Wege zur Lösung von Herausforderungen innovativen „Counter-Current-Technologie“ sentliches Element der Recyclingmaschinen erdacht werden.“ Hackl fügt hinzu: „Sie ha - von Feichtinger und Hackl zu. Bei diesem der beiden Erfinder. Sie ist durch mehrere ben uns bei unseren Bemühungen geholfen, Ver fahren wird das Abfallmaterial in einen europäische Patente geschützt. die Kunststoffindustrie dazu zu ermutigen, Extruder eingespeist und entgegengesetzt Der Wert des weltweiten Markts für sich der Kreislaufwirtschaft zuzuwenden.“

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 40 Österreich, Europa und die Welt

Über den Europäischen Erfinderpreis Der Europäische Erfinderpreis ist einer der prestigeträchtigsten Innovationspreise Eu ropas. Er wurde 2006 vom Europäischen Patentamt ins Leben gerufen und ehrt einzel- ne Erfinder und Erfinderteams, deren Erfin- dungen Lösungen für einige der drängend- sten Probleme unserer Zeit darstellen. Um sich für den Preis zu qualifizieren, müssen alle Bewerbungen spezifische Kriterien er - füllen, wie mindestens ein europäisches Pa - tent vom Europäischen Patentamt auf die Er - findung erhalten zu haben. Die Finalisten und Gewinner in den fünf Kategorien wer- den von einer unabhängigen Jury bestehend aus internationalen Größen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Akademie und For- schung ausgewählt, welche die Vorschläge auf deren Beitrag zum technischen Fort- schritt, zur gesellschaftlichen Entwicklung, Mariana Karepova, Präsidentin des Österreichischen Patentamts, bei der Überreichung des Europäischen Erfinderpreises an Klaus Feichtinger und Manfred Hackl in Wien zum wirtschaftlichen Wohlstand und zur Schaffung von Arbeitsplätzen in Europa hin Haag und Wien. Das EPA wurde gegründet, reich mit Sitz in Wien. Es ist unter an derem überprüft. Der Gewinner des Publikumsprei- um die Zusammenarbeit europäischer Staa- zuständig für Patente, Gebrauchsmuster, ses wird von der Öffentlichkeit aus den 15 ten im Patentwesen zu fördern. Über das Marken, Geschmacksmuster (Designs), Halb - Finalisten im Vorfeld der Verleihung über zentrale Erteilungsverfahren beim EPA kön- leitertopographie und Schutzzertifikatsan- ein Online-Voting gewählt. Die diesjährigen nen Erfinder auf der Grundlage einer einzel- meldungen. 15 Finalisten wurden aus einem Pool von nen Patentanmeldung Patentschutz in bis zu Der Zugang zum Gewerblichen Rechts- Hunderten Erfindern und Erfinderteams aus- 44 Ländern (mit einem Markt von rund 700 schutz ist erleichtert worden: Nationale Mar- gewählt, die von der Öffentlichkeit, nationa- Millionen Menschen) erlangen. Das EPA gilt ken-, Patent- und Gebrauchsmuster können len Patentämtern in Europa und EPA-Mitar- überdies als die weltweit bedeutendste Be - auch online angemeldet werden. 2014 wurde beitern vorgeschlagen worden sind. hörde für Patentrecherchen und Patentinfor- dies bereits bei der Hälfte aller Marken und mationen. Erfindungen getan. Seit 1. Januar 2015 kön- Über das Europäische Patentamt nen Marken nicht nur online angemeldet, Das Europäische Patentamt (EPA) ist mit Über das Österreichische Patentamt sondern auch direkt nach dem Anmeldepro- fast 7.000 MitarbeiterInnen eine der größten Das Österreichische Patentamt ist eine dem zeß bezahlt werden. n europäischen Einrichtungen des öffentlichen Bundesministerium für Verkehr, Innovation https://www.erema.com/ Dienstes. Der Hauptsitz ist in München, Nie - und Technologie nachgestellte Behörde für https://www.epo.org/ derlassungen gibt es in Berlin, Brüssel, Den den gewerblichen Rechtsschutz in Öster- https://www.patentamt.at/ Fotos: Europäische Patentorganisation Gruppenfoto aller zum Europäischen Erfinderpreis Nominierten in der Wiener Stadthalle

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 41 Österreich, Europa und die Welt IST Austria Nr. 2 der weltweit besten Forschungsinstitutionen

Nature Index reiht IST Austria in Klosterneuburg an die Weltspitze – Wissenschaftsministerin Rauskala gratuliert Foto: IST Austria Campus des Institute of Science and Technology (IST Austria) in Klosterneuburg

it dem „Nature Index 2018“ veröffent- tionsoutput im Ranking sichtbar werden. Institute gelistet, gelang im Jahr 2018 der Mlichte die renommierte wissenschaftli- David Swinbanks, Gründer von Nature In - Schritt in die Weltspitze aller Wissenschafts- che Fachzeitung „Nature“ am 18. Juni die dex: „Das normalisierte Ranking ist beson - institutionen – ob jung oder altehrwürdig. Er gebnisse der jährlichen Auswertung der ders interessant, da es auch Licht auf kleine- Der nunmehrige zweite Platz im Gesamtran- Pu blikationsdaten von 82 weltweit etablier- re Institutionen wirft. Sie legen proportional king aller Forschungseinrichtungen zeigt, ten Fachjournalen. Erstmals wurde dabei gesehen einen richtigen Kraftakt hin und wä - daß das IST Austria auch mit den berühmte- auch die Größe der Institutionen berücksich- ren trotzdem im Standardranking viel weiter sten Einrichtungen der weltweiten Wissen- tigt, an denen die publizierenden Forscherin- unten platziert. Aber diese kleinsten Institu- schaftsszene erfolgreich konkurriert. nen und Forscher arbeiten. Die bereinigte Sta - tionen in den Top 10 haben eines gemein- Darüber hinaus platzierten sich auch die tistik zeigt ein für Österreich erfreuliches Bild: sam: den Ehrgeiz zu den besten der Welt zu Partner-Institutionen des erst kürzlich ge grün - das Institute of Science and Technology (IST gehören.“ deten BRIDGE Netzwerkes im Spitzenfeld. Austria) in Klosterneuburg findet sich welt- Das Weizmann Institut in Israel (Platz 3), das weit auf Platz 2 des Rankings. Platz 1 geht Grundlagenforschung at its best: u.a. auch als Vorbild für den Aufbau des IST an das Cold Spring Harbor Laboratory in IST Austria und BRIDGE-Netzwerk- Austria diente, sowie die Rockefeller Univer - New York, USA. Platz 3 belegt das Weiz- partner Weltspitze sität, USA (Platz 6) und das Okinawa Insti- mann Institute of Science in Rehovot, Israel. „Wir freuen uns, daß mit dem sensatio- tute of Science, Japan (Platz 10) bilden ein Neben dem IST Austria schafften es nur zwei nellen zweiten Platz im weltweiten Nature Netzwerk von Einrichtungen mit besonderem weitere europäische Institutionen (EPFL in Index die Leistungen unserer ForscherInnen Fokus auf Grundlagenforschung und Gradu- Lausanne und ETH Zürich) unter die besten am IST Austria gewürdigt werden. Dies ist iertenausbildung. Die fünfte Partner-Institu- 25 Forschungseinrichtungen weltweit. eine wunderbare Bestätigung für den einge- tion ist das Crick Institut in Großbritannien, schlagenen Weg, eine österreichische Er - das nur aufgrund seiner Eigentümerstruktur »Normalisiertes« Ranking folgsgeschichte zu schreiben“, so Tom Hen- nicht im Ranking erscheint. Tom Henzinger: Dieses „normalisierte“ Ranking erlaubt zinger, Präsident des IST Austria, das in die- „Daß sich auch unsere BRIDGE Partner un - den Vergleich von Institutionen verschiede- sem Jahr sein zehnjähriges Bestehen feiert. ter den Top 10 befinden zeigt, daß die Kom- ner Größe auf derselben Basis, wodurch auch War das IST Austria 2017 noch als eines der bination von Grundlagenforschung und Gra- kleinere Institutionen gemäß ihrem Publika- zehn weltweit besten, jungen „rising star“ duiertenausbildung ein besonders erfolgrei-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 42 Österreich, Europa und die Welt ches Modell für wissenschaftliche Exzellenz Artikel am gesamten Publikations-Output schaftler und vormals Professor an der Uni- darstellt.“ der jeweiligen Institution und relativiert versity of California in Berkeley, USA, und dadurch erstmals wissenschaftlichen Output der EPFL in Lausanne, Schweiz. Zum Nature Index im Vergleich zu deren Größe. Der Nature Index wird jährlich vom Wis - Wissenschaftsministerin gratuliert senschaftsjournal „Nature“ veröffentlicht. Über das IST Austria „Weltweit die Nummer 2. Zu dieser sen- Der Index ist ein Meßinstrument für den Er - Das Institute of Science and Technology sationellen Platzierung gratuliere ich allen folg wissenschaftlicher Einrichtungen in den (IST Austria) in Klosterneuburg ist ein For- Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern Naturwissenschaften. Publikationen, in de- schungsinstitut mit eigenem Promotions- am Institute for Science and Technology nen ForscherInnen ihre wissenschaftlichen Er - recht. Das 2009 eröffnete Institut widmet (IST) Austria sehr herzlich. Sie erhalten da - gebnisse in den angesehensten und bekann- sich der Grundlagenforschung in den Natur- mit eine klare Anerkennung ihrer exzellen- testen Fachjournalen präsentieren, zählen da - wissenschaften, Mathematik und Computer- ten Grundlagenforschung und großartigen bei als Währung des Erfolges. Der Nature wissenschaften. Das Institut beschäftigt Pro- Arbeit“, so Wissenschaftsminister Iris Rau- Index basiert auf einer Liste von 82 Quali- fessorInnen nach einem Tenure-Track-Mo - skala. „Das IST hat sich seit seiner Grün- tätsjournalen unterschiedlicher Fachgebiete. dell und Post-DoktorandInnen sowie PhD dung im Jahr 2007 stets auf der wissen- Er summiert die Beiträge von AutorInnen zu StudentInnen in einer internationalen Gradu- schaftlichen Überholspur befunden und sich Artikeln in diesen Journalen und analysiert ate School. Neben dem Bekenntnis zum Prin - längst als internationales Zentrum etabliert. deren Institutszugehörigkeit. So sollen dieje- zip der Grundlagenforschung, die rein durch Das Top-Ranking ist aber auch die objektive nigen Institute und Universitäten identifi- wissenschaftliche Neugier getrieben wird, Bestätigung, daß sich Österreich gesamt als ziert werden, die den größten Impact auf die hält das Institut die Rechte an allen resultie- Wissenschaftsstandort außerordentlich gut weltweite Forschungslandschaft haben. Das renden Entdeckungen und fördert deren Ver- ent wickelt und seine wissenschaftliche Pro- für das Jahr 2018 erstmals erstellte „norma- wertung. Der erste Präsident ist Thomas Hen - duktivität steigt.“ n lisierte“ Ranking berechnet den Anteil dieser zinger, ein renommierter Computerwissen- http://ist.ac.at/ Bundespräsident gratulierte zu zehn Jahren IST Austria ur zehn Jahre nach seiner Eröffnung im NJahr 2009 kann das IST Austria bereits in der weltweiten Top-Liga der Forschungs- institute mitspielen. Das Jubiläum und den großen Erfolg der vergangenen zehn Jahre feierte man am IST Austria eine Woche lang mit einer Serie von Veranstaltungen. Den Auf - takt bildete ein Festakt am 4. Juni mit hohen Gästen aus Politik und Forschung, an dem auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen teilnahm und dem Institut gratulierte. Mehr als 300 geladene Gästen aus For- schung, Politik und Wirtschaft waren am 4. Juni in die Raiffeisen Lecture Hall des IST Austria Campus in Klosterneuburg gekom- men, um das Jubiläum des Instituts zu feiern. „Es ist großartig, einen Ort wie das IST Au - stria, an dem nationale und internationale Foto: IST Austria / Anna Stöcher v.l.: IST Austria-Präsident Tom Henzinger, Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und der ehe- Forschungsgrößen zusammenkommen, in Ös - malige Präsident der Österreichischen Nationalbank, Claus Raidl terreich zu haben,“ sagte der Bundespräsi- dent in seiner Ansprache. Ein österreichi- Zellbiologe, daß die Wissenschaft als die am darauf den Abschluß der Jubiläumswoche. sches Wunder sei geschehen. Auch Landes- längsten anhaltende Revolution in der Ge - Er sprach in seinem Vortrag „Can Europe hauptfrau Johanna Mikl-Leitner sowie Präsi- schichte der Menschheit angesehen werden catch up in artificial intelligence?“ über die dent und Rektor der „Central European Uni- kann. Von der Vorgeschichte bis zur Gegen- derzeitige Goldrauschmentalität in der Er - versity“, Michael Ignatieff, gratulierten dem wart erforschten neugierige Köpfe die Natur forschung künstlicher Intelligenz und disku- Institut und seinem Präsidenten, dem Com- nach wissenschaftlichem Prinzip, und die tierte, wie Europa an den Entwicklungen puterwissenschafter Tom Henzinger, zu der Wis senschaft habe durch akribisch genaues partizipieren und eine aktive Rolle in der KI- beeindruckenden Entwicklung. Denken, durch experimentelle Methoden Forschung spielen kann. Es solle sicherge- Am 5. Juni faszinierte ein öffentlicher und reproduzierbare Ergebnisse als Haupt- stellt werden, daß das höchste Forschungsni- Vor trag des Nobelpreisträgers Sir Paul Nurse antrieb für Kultur und Zivilisation gewirkt. veau auf diesem Gebiet weiterhin in den of - ein 200köpfiges Publikum im Rahmen der Die ÖAW-IST Lecture von Bernhard fenen Gesellschaften Europas durchgeführt IST Lectures. In seinem Vortrag „Science as Schölkopf, einem der führenden Computer- wird, so seine Empfehlung. n revolution“ argumentierte der Genetiker und wissenschafter Deutschlands, markierte tags http://ist.ac.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 43 Österreich, Europa und die Welt Talentcenter ist welt- bestes Bildungsprojekt

Institution der Wirtschaftskammer Steiermark als »Champion of Innovation« beim Kongreß der »International Chamber of Commerce« in Rio de Janeiro geadelt.

aß am Talentcenter der WKO Steier- Dmark Top-Berufsorientierung geboten wird, ist in der Steiermark schon lange kein Geheimnis mehr. Schon 80 Prozent der stei- rischen Schüler durchlaufen die innovative Teststraße, um herauszufinden, welche Ta - lente in ihnen schlummern. Damit wurden in Sachen Berufsorientierung neue Maßstäbe gesetzt, die nun auch international ausgezeichnet wurden: Als bestes Bildungsprojekt wurde das Talentcenter beim Kongreß der „Interna- tional Chamber of Commerce“ in Rio de Ja - neiro ausgezeichnet. „Damit haben wir nicht nur die beste Bildungsinitiative der Welt in der Steiermark, sondern sind auch internatio- nal zum absoluten Vorbild geworden“, freu en sich WKO-Steiermark Präsident Josef Herk und WIFI-Institutsleiter Martin Neubauer über die Auszeichnung. Sie hoffen, daß das Steiermark / Foto Fischer WKO Foto: Konzept des Talentcenters auch in anderen v.l.: WKO-Direktor Karl-Heinz Dernoscheg mit Präsident Josef Herk und WIFI-Institutsleiter Martin Neubauer vor dem Talentcenter in Graz Ländern Anklang findet und so die Berufs- orientierung weltweit weiterentwickeln könn - gen Menschen stecken, zu identifizieren und kräftemangel effektiv entgegenwirken“, er - te. „Erste internationale Kooperationsgesprä - damit die richtige Bildungs- und Berufswahl klärt Herk. n che werden bereits geführt“, sagt Neubauer. zu begleiten. Nur so können wir dem Fach- http://www.talentcenter.at/ Gelobt wurde von der Jury der revolutio- näre und wissenschaftliche Zugang des Talentechecks. So würde der Entscheidungs- FH St. Pölten: Studienreise nach China prozeß der Jugendlichen über ihre Zukunft auf eine völlig neue Basis gehoben werden. uawei Technologies lud Österreichs Für die FH St. Pölten gewannen Lara Die Jury betonte auch die enge Verzahnung HStudierende erneut zur Teilnahme am Gamsjäger (Digital Media Management), zwischen Talentcenter, der Wissenschaft und Wettbewerb „Seeds for the Future“ ein. Stu- Bernhard Ganglbauer (Bahntechnologie und der steirischen Wirtschaft in der Begründung dentInnen der TU Wien, TU Graz, Uni Wien, Management von Bahnsystemen) und Julian ihrer Entscheidung. FH Oberösterreich, FH Joanneum und FH Lindenhofer (Information Security). Von Seiten der Uni Graz sehen Rektorin St. Pölten können mit Ideen zur Zukunft der Dazu PAN Yao, CEO von Huawei Christa Neuper und der wissenschaftlicher Informations- und Kommunikationstechnik Austria: „Wir freuen uns sehr, daß der Stu- Begleiter Martin Arendasy dieses Projekt als teilnehmen. Die zehn besten gewannen eine dierendenwettbewerb bei den Studierenden Musterbeispiel für eine erfolgreiche Koope- zweiwöchige Bildungsreise nach China und der FH St. Pölten jedes Jahr so gut ankommt ration zwischen Wissenschaft und Wirt- werden die Huawei-Zentrale in Shenzhen be - und auch heuer wieder zahlreiche Teilneh- schaft. suchen. mer fand. Ganz herzlich möchte ich den Die GewinnerInnen des Studierenden- diesjährigen drei Gewinnerinnen und Ge - Leuchtturmprojekt in wettbewerbs „Seeds for the Future“ von winnern gratulieren, die nicht nur fachlich, Sachen Berufsorientierung Huawei wurden im Wiener Rathaus von sondern auch persönlich einen positiven Ein- „Es macht mich stolz, daß wir in der Bürgermeister Michael Ludwig, dem chine- druck bei der Jury hinterlassen haben. Unse- Steiermark so ein besonderes Leuchtturmpro - sischen Botschafter Xiaosi Li und PAN Yao, re zweiwöchige Bildungsreise ermöglicht es jekt haben, das weltweit ausstrahlt“, betont CEO von Huawei Austria, ausgezeichnet. ihnen Einblicke in eines der führenden Tele- Herk. Er sieht im Talentcenter die einmalige Ende August fahren die zehn Studierenden kommunikationsunternehmen der Welt zu Chance, Jugendliche bestmöglich auf ihre für eine zweiwöchige Bildungsreise nach bekommen und ihr Wissen im Bereich IKT berufliche Karriere vorzubereiten. „Wir set- China, um kulturelle und technische Erfah- zu vertiefen.“ n zen alles daran, die Talente, die in jedem jun- rungen zu sammeln. https://www.fhstp.ac.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 44 Österreich, Europa und die Welt Der Urlaubseuro 2019

Weiterhin merkliche Kaufkraftvorteile im Osten und Süden Europas – die Türkei ist momentan die günstigste Destination

ktuelle Berechnungen von Statistik Wert von 100 Euro rund um die Hälfte mehr Überseedestinationen AAustria über Preisniveaus und die da mit an vergleichbaren Produkten und Dienstlei- wieder etwas teurer verbundene Kaufkraft der ÖsterreicherInnen stungen als in Österreich. Bulgarien rangiert Der Euro hat gegenüber anderen Wäh- im Ausland ergeben für Mai 2019 weiterhin mit 213 Euro als preisgünstigste Destination rungen im Jahresabstand etwas nachgege- merkliche Kaufkraftvorteile im Osten Euro- vor Rumänien (191 Euro), Ungarn (169 Eu - ben – dies bewirkt ein höheres Preisniveau pas und in den klassischen mediterranen Ur - ro), Tschechien (166 Euro), Polen (159 Euro) in ausgewählten Überseedestinationen. Für laubsdestinationen. Für 100 in Österreich und der Slowakei (142 Euro). USA-Reisende bietet sich mit einem Gegen- verdiente Euro erhält man in Kroatien für Die Veränderungen zum Vorjahr sind in der wert von 93 Euro (Mai 2018: 99 Euro) ein einen vergleichbaren tourismusrelevanten Mehrheit sehr gering ausgefallen; als Aus- Kaufkraftverlust basierend auf dem über 5- Warenkorb Waren und Dienstleistungen im nahme ist hier die Türkei hervorzuheben. Die - prozentigen Kursverlust des Euro gegenüber Wert von durchschnittlich 159 Euro, in Por- se verzeichnete mit einer Inflationsrate von dem US-Dollar. tugal 133 Euro, in Griechenland 131 Euro, in rund 19% im Jahresabstand einen starken An - Ähnlich stark waren die Kursunterschie- Spanien 126 Euro und in Italien, dem belieb- stieg der Konsumentenpreise, während die de gegenüber den Landeswährungen in testen Reiseziel der Österreicherinnen und türkische Lira gleichzeitig massiv an Wert Japan (+5 %; Euro-Gegenwert nunmehr 97 Österreicher, 110 Euro. Die mit Abstand teu- verlor (rund 29 %). Zusammen ergibt dies Euro, im Vorjahr noch 102 Euro) und vor al - ersten Reiseziele sind weiterhin die Schweiz einen Gegenwert von derzeit 231 Euro lem in Mexiko (+7 %, Euro-Gegenwert nun- (73 Euro), Dänemark (78 Euro) und Schwe- (+10,5 %). Damit ist die Türkei die günstig- mehr 170 Euro gegenüber 188 Euro im Vor- den (88 Euro). ste Destination im 28 Länder umfassenden jahr). Vergleich. Das beliebte Urlaubsland Kroa- Einzig der australische Dollar verlor Massive Abwertung der türkischen tien bringt für Reisende im Landesdurch- leicht (rund 3 %) gegenüber der europäi- Lira – Kaufkraftvorteile für Reisende schnitt einen Euro-Gegenwert von 159 Euro, schen Gemeinschaftswährung; Australien In ausgewählten osteuropäischen Ländern in Slowenien beträgt der Kaufkraftvorteil rangiert nunmehr bei einem Gegenwert von erhält man wie in den Vorjahren für einen immerhin noch rund ein Viertel (124 Euro). 89 Euro (zuvor 86 Euro).

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 45 Österreich, Europa und die Welt

Wenig Veränderung in der Eurozone währung für identische bzw. vergleichbare Informationen über etwa 2.400 vergleichba- Aufgrund der gemeinsamen Währung Güter und Dienstleistungen in verschiedenen re Güter und Dienstleistungen pro Land lie- und allgemein niedrigen Inflationsraten Ländern (z. B. Preis für 1 Liter stilles Mine- fert. (zwischen 0,2 % in Zypern und 2,7 % in der ralwasser in Österreich in Euro in Relation Für die Berechnung des „tourismusrele- Slowakei; Österreich +1,7 % im Jahresab- zum Preis für 1 Liter stilles Mineralwasser in vanten Preisniveaus“ wurde eine spezielle stand) sind innerhalb der Eurozone nur ge - der Schweiz in Schweizer Franken – in Slo- Gewichtung der einzelnen Ausgabenkate - ringfügige Veränderungen gegenüber dem wenien in Euro, etc.; 1 kg Reis, 1 Flasche gorien vorgenommen, die dem österreichi- Vorjahr festzustellen – dies gilt vor allem für Whisky, 1 Tagesticket für den öffentlichen schen Tourismus-Satellitenkonto (Statistik die klassischen Mittelmeerdestinationen wie Verkehr, 1 Paar Herrenschuhe, 1 Nächtigung Austria) entnommen wurde. Das Hauptge- Griechenland, Spanien und Italien. Irland im 4-Stern- Hotel, 1 Portion Spaghetti Bo - wicht – rund 60 % – entfällt auf die Bereiche mit 91 Euro bzw. die Niederlande, Belgien lognese im Restaurant etc.). Einzel-KKP wer - „Beherbergung“ sowie „Restaurants und und Frankreich mit 95 bis 97 Euro stellen den für sämtliche Positionen eines vergleich- Gaststätten“. weiterhin die teuersten Destinationen dar, baren Warenkorbes (nach ECOICOP) ermit - Zur Extrapolation der Daten auf den Deutschland liegt mit 100 Euro gleichauf mit telt und zu Ausgabengruppen hochaggre- aktuellen Stand wurden die zuletzt verfügba- Österreich. giert. Die KKP stammen aus Erhebungen im ren Verbraucherpreisindizes und Wechsel- Rahmen des Internationalen Wirtschaftsver- kursinformationen der einzelnen Länder her- Kaufkraftparitäten gleichsprogramms („European Comparison angezogen. Die eingesetzten KKP beziehen Kaufkraftparitäten (KKP) sind in ihrer Programme“ – ECP) unter der Ägide von sich auf nationale Durchschnittswerte. n einfachsten Form Preisrelationen in Landes- EUROSTAT und der OECD, das laufend http://www.statistik.at/

Touristenparitäten, Preisniveauindizes und Euro-Gegenwert, Mai 2019

Land Touristische KKP (AT=1) Preisniveauindex1) (AT=100) Euro-Gegenwert² (AT= € 100)

Österreich 1,0000 100,0 100 Belgien 1,0490 104,9 95 Bulgarien 0,9186 47,0 213 Dänemark 9,6210 128,8 78 Deutschland 1,0023 100,2 100 Frankreich 1,0342 103,4 97 Griechenland 0,7624 76,2 131 Irland 1,0930 109,3 91 Italien 0,9109 91,1 110 Kroatien 4,6700 62,9 159 Niederlande 1,0502 105,0 95 Polen 2,7025 62,9 159 Portugal 0,7544 75,4 133 Rumänien 2,4880 52,3 191 Schweden 12,1485 113,1 88 Schweiz 1,5572 137,8 73 Slowakei 0,7027 70,3 142 Slowenien 0,8034 80,3 124 Spanien 0,7967 79,7 126 Tschechien 15,5340 60,3 166 Türkei 2,9345 43,4 231 Ungarn 191,9692 59,1 169 Vereinigtes Königreich 0,8777 100,7 99 Zypern 0,8460 84,6 118 Australien 1,8104 112,3 89 Japan 126,3140 102,7 97 Mexiko 12,6002 58,9 170 USA 1,1982 107,1 93 Quelle: Statistik Austria, Preisniveaus und Kaufkraftparitäten. – 1) Preisniveauindex = KKP/Wechselkurs*100 Werte über 100 bedeuten, daß das Preisni- veau höher, solche unter 100, daß es niedriger ist als jenes in Österreich. – Die bei der Berechnung verwendeten Wechselkurse (Periodendurchschnitt Mai 2019) wurden von der Österreichischen Nationalbank veröffentlicht. 2) Euro-Gegenwert = 10.000/Preisniveauindex.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 46 Österreich, Europa und die Welt Größte Airline Asiens in Wien

150 Gäste aus Tourismus, Wirtschaft und Luftfahrt heißen China Southern Airlines bei Flughafen Wien-Event willkommen – Buchpatenschaft für drei Werke des öster- reichischen Sinologen Arthur von Rosthorn in der Nationalbibliothek Foto: Flughafen Wien AG Foto: Flughafen Wien Das erste Flugzeug von China Southern Airlines wurde am Flughafen Wien mit einem Water-Salute begrüßt.

ie größte asiatische Fluglinie China DSouthern Airlines fliegt ab sofort nach Wien – und 150 Branchengäste sowie der Flughafen Wien begrüßten sie am 19. Juni im Rahmen eines austro-chinesischen Galaa- bends im Prunksaal der Österreichischen Na - tionalbibliothek. Julian Jäger, Vorstand der Flughafen Wien AG, sowie Han Wensheng, COO von China Southern Airlines, unterstri- chen dabei die Bedeutung der neuen Route für beide Länder. Jäger begrüßte die Airline offiziell in Wien: „Wir freuen uns sehr, China Southern Airli- nes mit einer Direktverbindung willkommen zu heißen. Die neue Route setzt einen wich- tigen Meilenstein und stärkt die Tourismus- und Wirtschaftsbeziehungen zwischen Öster - reich und China. Verbindungen nach China Foto: Flughafen Wien AG Foto: Flughafen Wien zählen zu den beliebtesten im Langstrecken- Crew China Southern Airlines mit (v.l.) Julian Jäger, Vorstand der Flughafen Wien AG, Han angebot ab Wien. Mit Ürümqi und Guang - Wensheng, COO von China Southern Airlines, Norbert Kettner, Direktor des WienTourismus zhou sind ab sofort zwei Ziele in bedeuten- den Regionen in China bequem erreichbar.“ erheblich fördern. Sie wird auch die Kon- und werden einen wesentlichen Beitrag zur Wensheng sagte dazu: „Der erfolgreiche nektivität auf der Strecke verbessern und den Belt and Road Initiative leisten.“ Start der Verbindung Guangzhou-Ürümqi- Austausch und die Zusammenarbeit zwischen Wien ist ein mutiger und aufregender Schritt China und den Nachbarländern Österreichs, Buchpatenschaft vom Flughafen um China Southern zu einer internationalen, einschließlich Deutschland, der Schweiz, Wien an China Southern Airlines netzwerkorientierten Fluggesellschaft zu Frankreich und Italien, erleichtern. Alle un - Als Eventfläche für den gestrigen Gala- entwickeln. Diese neue Route wird die Zu - sere Bemühungen dienen dazu, den Aus- Abend wurde mit der österreichischen Na - sam menarbeit zwischen China und Öster- tausch, die Entwicklung und den Wohlstand tionalbibliothek eine besonders geschichts - reich in den Bereichen Wirtschaft, Handel, Chinas und Europas, der beiden größten trächtige Location gewählt. Der Flughafen Tourismus, Kultur und anderen Bereichen Volkswirtschaften der Welt, voranzutreiben Wien widmete der Airline im Rahmen des

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 47 Österreich, Europa und die Welt gestrigen Abends eine Buchpatenschaft, ge - wählt wurden drei Werke, darunter etwa die „Geschichte Chinas“ von Arthur von Rost - horn. Der österreichische Sinologe und Diplo - mat reiste im Jahr 1883 mit einem Schiff zum Zolldienst nach China, lernte das Land jahrelang gut kennen, wurde Botschaftsrat und unterrichtete anschließend sogar an der Universität Wien Sinologie. Er setzte sich in Europa für die Interessen Chinas und der chinesischen Kultur ein und schrieb später seine China-Memoiren. Die Widmung bleibt in drei seiner Werke verewigt und ist in der Nationalbibliothek einsehbar. Neben der beeindruckenden Kulisse sorgten auch musikalische Darbietungen von Opernsänger und Ba riton Clemens Unterrei- ner, er ist Ensemblemitglied an der Wiener

Staatsoper und zwei chinesischen Künstlerin- AG Foto: Flughafen Wien nen für beeindrucken de Momente. Über 150 Austro-chinesischer Galaabends im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek Gäste aus Wirtschaft, Tourismus und Kultur begrüßten die chinesische Airline in Wien, treibt China Southern eine beachtliche Flotte mond Award“ der Civil Aviation Administra- moderiert wur de der Event von Sonja Kato- an 820 Flugzeugen der Marken Boeing und tion of China (CAAC) und damit zur sicher- Mailath-Pokorny. Airbus. Die chinesische Airline führt täglich sten Airline Chinas ausgezeichnet. Das re - mehr als 3000 Flüge zu 224 Destinationen in nom mierte Marktforschungsinstitut Skytrax China Southern Airlines – 40 Ländern durch und hat im Jahr 2018 mehr hat der chinesischen Fluglinie außerdem das Größte Fluglinie in Asien als 139 Millionen Passagiere transportiert. 4-Stern Prädikat verliehen. n Als größte Fluglinie Asiens und eine der Am 15. Juni 2018 wurde China Southern http://www.viennaairport.com größten weltweit (nach Flottenstärke) be - Air lines mit dem „2-Star Flight Safety Dia- http://www.csair.com/en Air Arabia steuert Wien an och mehr Flugangebot ab Wien: Mit 15. NSeptember 2019 nimmt Air Arabia eine neue Direktverbindung nach Wien auf. Die Low-Cost Airline verbindet dabei den Flug- hafen Wien mit der drittgrößten Stadt der Vereinigten Arabischen Emirate, Schard- scha. Zunächst wird viermal wöchentlich ge - flogen, ab Mitte Dezember sogar täglich. Die Airline bedient mit ihrer Tochtergesell- schaft Air Arabia Maroc bereits eine Verbin- dung zwischen Wien und Marrakesch. „Mit Air Arabia kommt der größte Low- Cost Carrier der Vereinigten Arabischen Emirate nach Wien. Das Passagierwachstum in den Nahen und Mittleren Osten hat seit

Jahresanfang um 20 Prozent zugenommen. Foto: Air Arabia Mit der neuen Verbindung in das Heimat- Die Maschinen der Air Arabia – führende Low Cost Airline des Nathe und Mittleren Ostens – drehkreuz von Air Arabia nach Schardscha, werden ab Mitte Dezember 2019 vom Flughafen Wien abheben. wird diese Region künftig noch besser ab sten, Museen und einer historische Altstadt und börsenotiert am Dubai Financial Mar- Wien bedient“, so Julian Jäger, Vorstand der im Jahr 1998 sogar zur UNESCO Kultur- ket. Den operativen Betrieb startete Air Ara- Flughafen Wien AG, am 26. Juni. hauptstadt der Arabischen Welt ausgerufen. bia im Jahr 2003 und betreibt aktuell eine Schardscha ist die drittgrößte Stadt der Zunächst hebt jeden Mittwoch, Freitag, Flotte von 54 neuen Airbus A320 und A321. Vereinigten Arabischen Emirate und liegt Samstag und Sonntag ein Air Arabia-Flug- Bedient werden damit 170 Ziele von vier direkt neben Dubai am Persischen Golf. Die zeug aus Wien ab, Mitte Dezember erhöht Hubs aus in den Vereinigen Arabischen Emi- Destination bietet BesucherInnen neben die Fluglinie ihre Frequenzen auf einen täg- raten, Marokko und Ägypten. n Traumstränden auch besonders viel Kultur lichen Flug. Air Arabia ist die führende Low- http://www.airarabia.com/ und wurde mit zahlreichen Moscheen, Palä- Cost Airline des Nahen und Mittleren Ostens https://www.viennaairport.com/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 48 Österreich, Europa und die Welt Malyj Trostenez – ein Ort ohne Wiederkehr

Das Haus der Geschichte Österreich (hdgö) bringt eine Ausstellung über den lange

vergessenen Vernichtungsort Malyj Trostenez nahe Minsk nach Österreich. Foto: Haus der Geschichte Österreich / Lorenz Seidler Lorenz / Österreich Geschichte der Haus Foto: v.l.: IKG-Präsident Oskar Deutsch, Doris Schmidauer, Bundespräsident Alexander Van der Bellen und hdgö-Direktorin Monika Sommer

wischen 1942 und 1944 wurden in Wohin wird es einen verschlagen, in den Vor einem Jahr habe ich diesen Ort, habe ZMalyj Trostenez mehr als 55.000 Men- Wirren des Krieges, der Verfolgung, des ich Maly Trostenez besucht. Den Ort, an dem schen ermordet, darunter knapp 10.000 ös - Hasses. Doch bei aller Wehmut läßt uns der mehr als zehntausend jüdische Österreiche- terreichische Jüdinnen und Juden. Die Aus- Titel gleichzeitig hoffen – wohin und zurück. rinnen und Österreicher den gewaltsamen stellung „Vernichtungsort Malyj Trostenez. Wo auch immer jemand gestrandet ist. Er – Tod fanden. Und unzählige Angehörige ande- Geschichte und Erinnerung“, bislang in oder sie – findet zurück. Möglicherweise in rer Länder. Bei einer Zeremonie haben wir Deutschland, der Schweiz, in Tschechien und eine Heimat, in der er nicht mehr heimisch miteinander der Opfer gedacht. Das Reden Belarus gezeigt, ist zwischen 14. Juni und wird. Aber zumindest kann er versuchen, fiel mir schwer, sehr schwer, angesichts des 27. Oktober 2019 bei freiem Eintritt im hdgö wieder Wurzeln zu schlagen. Zumindest hat Grauens dieses Ortes. zu sehen. er überlebt. Wohin auch immer man dort seine Schrit- Dieser Hoffnung können wir uns bei te setzt, kommt man mit Bloodlands in Berüh - Rede von Bundespräsident Erzählungen über Maly Trostenez nicht hin- rung, wie der US-Historiker Timothy Snyder Alexander Van der Bellen geben. Maly Trostenez, diesen Namen kannte diesen blutgetränkten Boden so treffend ge - Meine Damen und Herren! niemand. Schon gar nicht kannten ihn dieje- nannt hat. Maly Trostenez war ein reiner Wohin und zurück. Sie kennen vielleicht nigen, die dazu bestimmt wurden, dorthin Vernichtungs-Ort. Die meisten, die hier an - diesen Film über die Flucht eines Wieners deportiert zu werden. kamen, wurden sofort umgebracht. Männer, vor den Nationalsozialisten und seine Rük- Hier gab es ein fragendes Wohin – doch Frauen, Kinder, die noch einige Tage zuvor kkehr nach Europa wenige Jahre später. für niemand ein Zurück. Menschen, die dazu in den Straßen Wiens unsere Nachbarinnen Georg Stefan Troller, der aus Wien Vertrie- aufgefordert waren, sich am Aspangbahnhof und Nachbarn waren. Gerade einmal sieb- bene, der Emigrant, schrieb das Drehbuch. einzufinden, die dort in Eisenbahnwaggons zehn! haben diese Hölle überlebt. Axel Corti – übrigens auch er ein Geflüchte- verladen wurden, die, ohne das Ziel zu ken- ter – führte Regie. Wohin und zurück – der nen, tagelang ohne Nahrung, ohne Wasser Meine Damen und Herren! Titel ruft Wehmut hervor, angesichts eines auf die Reise geschickt wurden: diese Men- Meine Frau und ich, haben einen Baum angedeuteten ungewissen Schicksals. schen waren Todgeweihte. gepflanzt. Wir haben damit den Grundstein

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gelegt für das Mahnmal, das nur wenige Daniel Sanwald für sein berührendes nen und jede einzelne der Ermordeten in un - Monate später als Ergebnis österreichisch- „Massiv der Namen“. ser gemeinsames Gedächtnis zurück holen. weißrussischer Zusammenarbeit errichtet Monika Sommer und ihrem Team dafür, So bleibt mir nur, im Sinne einer fried- wer den sollte: Für das „Massiv der Na - diese so wichtige Ausstellung nach Wien ge - lichen Zukunft zu mahnen: Niemals verges- men“. Es nennt die Vornamen aller österrei- holt zu haben. sen! chischen Opfer. Es holt damit die ermorde- Danke! ten Menschen in die Gegenwart. Es zwingt Meine Damen und Herren, schloß der Bundespräsident seine Rede am uns, sich mit ihrer Vergangenheit zu befassen Sie haben sicher von der Ausstellung „Ge - Eröffnungstag und übergab hdgö-Direktorin – und damit auch mit der unsrigen. Wir wol- gen das Vergessen“ des Fotografen Luigi Monika Sommer das Wort: „Es ist uns wich- len uns an die Geschehnisse in Maly Troste- Toscano gehört, die als erstes in Babyn Jar tig, an diesen innerhalb Österreichs kaum nez und an ähnlich grauenvollen Orten erin- in der Nähe von Kiew in der Ukraine gezeigt bekannten Vernichtungsort zu erinnern, denn nern, um sie dem Vergessen zu entreißen. wurde – einem weiteren Ort des nationalso- er ist Teil unserer Ge schichte. Nirgends, Wir wollen der unzähligen Opfer geden- zialistischen Massenmordes. Bis vor kurzem außer in Auschwitz-Birkenau, forderte die ken und dabei stets dessen gewahr sein, daß wurden die Porträts von Holocaust-Überle- Shoah so viele österreichische Opfer“, so sie von Menschenhand zu Opfern gemacht benden auch an der Wiener Ringstraße ge - Sommer. Lange war Malyj Trostenez verges- wurden. Darunter auch von einer Reihe von zeigt – und gleich mehrfach von Unbekann- sen. Die Erinnerung an die Opfer wurde in Österreicherinnen und Österreichern. Ihre ten mit Hakenkreuzen beschmiert bzw. mas- Österreich erst vom Verein „IM-MER Maly Verbrechen wurden allzu oft nur unzurei- siv beschädigt. Der Akt der Schändung zeigt, Trostinec erinnern“ um Waltraud Barton chend geahndet, weil es einfacher bzw. poli- daß wir noch einen weiten – gemeinsamen – angestoßen, der seit 2010 Gedenkreisen mit tisch opportun war, zu vergessen und zu ver- Weg des Widerstandes gegen den Hass und Angehörigen der Ermordeten durchführt. drängen. gegen den Antisemitismus zu beschreiten ha - Seit kurzem befindet sich vor Ort ein Denk- Ich möchte heute auch danken. ben. mal, das an die österreichischen Opfer er - Waltraud Barton, für Ihre Beharrlichkeit Aber der Akt der Zivilcourage, der folgte, innert: Bundespräsident Alexander Van der und Ihr großartiges Engagement, die Toten das Vernähen der Risse, die Bewachung der Bellen legte im Juni 2018 den Grundstein für von Maly Trostenez nicht weiterhin dem Ver- Porträts durch meist junge Menschen, birgt das Denkmal, das Bundeskanzler Sebastian gessen preiszugeben. Hoffnung. Kurz im März 2019 der Öffentlichkeit über- Dem Dokumentationsarchiv des österrei- Wer nach Maly Trostenez gebracht gab. chischen Widerstandes dafür, daß den Op - wurde, kam nicht zurück. Und wir können Das hdgö zeigt die Ausstellung am Alma- fern ihre Namen zurückgegeben werden dies nicht ungeschehen machen. Wir können Rosé-Plateau und stellt die Gräueltaten in konnten. nur unsere Stimme erheben und jeden einzel- Malyj Trostenez damit in unmittelbaren Zu - Foto: HBF / Peter Lechner Foto: HBF hdgö-Direktorin Monika Sommer führt Doris Schmidauer und Bundespräsident Alexander Van der Bellen durch die Ausstellung

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 50 Österreich, Europa und die Welt sammenhang mit dem Altan der Neuen Burg, vom dem Adolf Hitler 1938 den „Anschluß“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich verkündete. Malyj Trostenez ist ein europäischer und auch ein österreichischer Gedenkort. Für die Ausstellung wurde daher ein eigener Öster- reich-Teil erarbeitet. Das hdgö war dabei Mo - tor einer Kooperation zwischen dem Vienna Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI), _erinnern.at_, dem Dokumentations- archiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) und weiteren wichtigen Institutio- nen, die zudem von der Kunst- und Kultur- sektion des Bundeskanzleramtes unterstützt wurde. Anhand von bislang großteils unbekann- ten Quellen werden Einblicke in Biografien österreichischer Opfer gegeben, aber auch Täter, verfehlte Aufarbeitungen der österrei- chischen Nachkriegsjustiz und aktuelle For- men des Gedenkens thematisiert. Erinnert wird zudem an das Engagement Simon Wie - senthals, die Täter rechtlich zur Verantwor- tung zu ziehen. Das Modell des im März 2019 enthüllten österreichischen Denkmals in Malyj Troste- nez, das auf einen Entwurf von Daniel San- wald zurückgeht, verweist auf jüngste Initia- tiven des Gedenkens an einer zentralen NS- Mordstätte, die lange Zeit vergessen war.

Malyj Trostenez – ein österreichischer Gedenkort an die Shoah Der Vernichtungsort Malyj Trostenez steht in unmittelbarer Verbindung mit dem Beginn des deutschen Angriffskriegs gegen die Sowjetunion im Juni 1941. Waren bisher Vertreibung und Beraubung das Ziel der NS- Verfolgungspolitik, fiel nun die Entschei- dung zur Vernichtung. Am 15. Oktober 1941 begannen im ganzen Reich die Deportations- transporte. Aus Wien wurden von Oktober Foto: Haus der Geschichte Österreich / Lorenz Seidler 1941 bis Oktober 1942 fast wöchentlich Ausstellungsansicht im Haus der Geschichte Österreich 1000 Personen deportiert. Sie wurden in den Sammellagern im 2. Wiener Gemeindebe- Malyj Trostenez ist – nach Auschwitz- sowjetische Kriegsgefangene und nichtjüdi- zirk interniert und in offenen Lastwagen Birkenau – jener Ort, an dem die meisten sche Zivilbevölkerung, die als Partisanen- zum Aspangbahnhof gebracht. Von dort gin- österreichischen Opfer der Shoah ermordet verdächtige in weißrussischen Dörfern ge - gen in den Jahren 1941/42 insgesamt 45 wurden. Nahezu 10.000 österreichische Jü - fangen genommen und als „arbeitsunfähig“ Transporte mit mehr als 45.000 Menschen in dinnen und Juden wurden dort getötet. Ins- eingestuft wurde. die Gettos, Konzentrationslager und Ver- gesamt sind nur 22 österreichische Überle- Die Namen der meisten Opfer sind bis nichtungsorte. Zwischen Mai und Oktober bende bekannt, die von der SS als Zwangsar- heute unbekannt. 1942 wurden neun Transporte aus Wien nach beiterInnen eingesetzt wurden. Die internationale Wanderausstellung Malyj Trostenez geführt. Abgelegen und Die Gesamtzahl der von 1942 bis zum wird erstmals in Österreich gezeigt, zugleich doch per Bahn erreichbar, erschien Malyj Rückzug der Deutschen im Sommer 1944 in bildet Wien den Abschlußort des Ausstel- Trostenez für die NS-Behörden der Vernich- Malyj Trostenez Ermordeten liegt zwischen lungsprojekts. Die Ausstellung im hdgö wur - tung als geeigneter Exekutionsort für Mas- 55.000 und 60.000 Menschen. Überwiegend de am 13. Juni 2019 von Bundespräsident senerschießungen. Ab Juni 1942 wurden waren es Jüdinnen und Juden aus Weißruß- Alexander Van der Bellen eröffnet. n auch Gaswagen eingesetzt. land und dem Deutschen Reich, aber auch https://www.hdgoe.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 51 Österreich, Europa und die Welt Deportiert.

Das Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI) lud in Kooperation mit der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und Unterstützung der ÖBB zur Internationalen Tagung zur dunkelsten Geschichte der europäischen Eisenbahnen.

ine gemeinsam vom Wiener Wiesenthal EInstitut für Holocaust-Studien (VWI) und der Österreichischen Akademie der Wis- senschaften konzipierte Tagung versuchte von 11. bis 13. Juni vergleichende Perspekti- ven auf die Vorbereitung, Organisation und Durchführung der Deportation von Jüdinnen und Juden aus den von der deutschen Wehr- macht im Zweiten Weltkrieg besetzten Ge - bieten, den ersten Schritt am Weg zur mör- derischen Vernichtung von Millionen Men- schen, zu entwickeln. ÖBB-Chef Andreas Matthä verwies bei der Begrüßung auf die zentrale Rolle der Bahnen in der grausamsten Geschichte des 20. Jahrhunderts, auf die Verpflichtung, der

Opfer zu gedenken und einen Beitrag zur ÖBB / Christian Zenger Foto: historischen Aufarbeitung zu leisten. Auch Andreas Matthä, Generaldirektor ÖBB-Holding AG, bei seinen Begrüßungsworten. Iris Eliisa Rauskala, Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung, wand - te sich an die TeilnehmerInnen der Ta gung. Foto: VWI Auch Iris Eliisa Rauskala, Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung, wand te sich an die TeilnehmerInnen der Ta gung. mit der Präsentation verschiedener künstleri- hen sich stets um den Völkermord, wie das scher, wissenschaftlicher und pädagogischer Verhältnis zwischen Opfern und Tätern auf-

Foto: VWI Vorhaben zur Deportation – darunter auch gestellt ist“, so Bartov. Im Völkermord, der Traude Kogoj berichtete über die von ihr das von Traude Kogoj betreute Arbeits- und von den Nationalsozialisten begangen wor- organisierte Ausstellung „Verdrängte Jah re. Ausstellungsprojekt der ÖBB „Verdrängte den war, seien die Berührungspunkte zwi - Bahn und Nationalsozialismus in Ös terreich Jah re. Bahn und Nationalsozialismus in Ös - schen den beiden Gruppen gering gewesen, 1938–1945“. terreich 1938–1945“. Einige der Panels der die Opfergruppe sei weggeführt, aus dem Die dreitägige Konferenz fand in den Ausstellung waren auch am Tagungsort zu Blickfeld geschafft worden. „Doch in den Räumlichkeiten der ÖBB-Zentrale am Wie- sehen. 1990er Jahren gab es abermals zwei Völker- ner Hauptbahnhof statt, eröffnet wurde sie Das Hauptreferat hielt der renommierte morde, einer in Ruanda, einer in Bosnien“, Historiker Prof. Omer Bartov zu „Anatomy so der Professor für europäische Geschichte *) „Anatomie eines Genozids. Das Leben und der Tod of a Genocide. The Life and Death of a Town und deutsche Studien an der Brown Univer- einer Stadt namens Buczacz.“ Called Buczacz“.*) „Meine Gedanken dre- sity in Providence, USA. „Da gab es nichts

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Geheimes, es gab keine Distanz zum Grau- en, da wurden Nachbarn von Nachbarn er - mordet.“ Ihn habe interessiert, wie so etwas möglich gewesen sei. 1995 habe er seine Mutter über ihre eigenen Erfahrungen, ihrer Vertreibung aus Buczacz, dem kleinen polni- schen Dorf, in dem auch Simon Wiesenthal geboren wurde, befragt. In seinen Studien ha - be er immer wieder erkannt, „daß die Gewalt in nerhalb der Gesellschaft wächst und nicht nur von außen injiziert wird“, so Bartov.

Zentrale Orte der Shoah In den letzten Jahren sind Sammellager und Deportations-Bahnhöfe als zentrale Orte der Shoah wiederentdeckt worden. Denkmä- ler und Gedenkstätten erinnern an die De - portation der jüdischen Bevölkerung und an- derer Opfergruppen in Ghettos, Vernichtungs - ÖBB / Christian Zenger Foto: lager und Mordstätten. Omer Bartov, Professor für europäische Geschichte und deutsche Studien an der Brown Uni- versity in Providence, USA, hielt das Hauptreferat. Über die Durchführung der Deportatio- nen etwa aus Berlin, Frankfurt am Main, und Ghettos wie Drancy, Fossoli, Wester- fig auch in Zentral und Ostmitteleuropa, sind Hamburg, München, Wien, Prag, Bratislava, bork, Theresienstadt und anderen Orten lie- hingegen noch kaum erfaßt. Budapest, Zagreb, Skopje, Saloniki, Rom, gen bereits Forschungsarbeiten vor, andere Eine umfassende vergleichend-analy- Mailand, aber auch aus Durchgangslagern lokale und regionale Deportationsorte, häu- tische Gesamtdarstellung der Deportationen aus dem nationalsozialistischen Herrschafts- bereich ist allerdings nach wie vor ein Desi - derat. Der gemeinsam vom Wiener Wiesen- thal Institut für Holocaust-Studien (VWI) und der Österreichischen Akademie der Wis- senschaften veranstaltete Workshop hatte sich zum Ziel gesetzt, vorliegende For- schungsergebnisse in vergleichender Perspek - tive systematisch zueinander in Beziehung zu setzen und so Gemeinsamkeiten und Un - terschiede in der Organisation und Durch- führung der Deportationen herauszuarbei- ten: Wie erfolgte die Erfassung und Internie- rung der jüdischen Bevölkerung? Welche Organisationen waren dabei bzw. an der Zu - sammenstellung der Transporte beteiligt? Wie gestaltete sich das Verhältnis zwischen Einige der Panels der Ausstellung waren auch am Tagungsort zu sehen. den zentralen Schaltstellen der „Endlösung“ (v. a. dem Eichmann-Referat im Reichssicher - heitshauptamt) und lokalen NS-Stellen bzw. Akteuren in Bezug auf Macht- und Entschei- dungskompetenzen? In welcher Form wur- den jüdische Organisationen zur Mitwirkung gezwungen? Welche Rolle spielten dabei die nach dem Vorbild der von Adolf Eichmann gegründeten Wiener Zentralstelle für jüdische Auswanderung eingerichteten Institutionen in Berlin (1939), Prag (1939) und Amster- dam (1941)? n https://www.vwi.ac.at/ https://www.oeaw.ac.at/ https://de.wikipedia.org/wiki/Omer_Bartov https://konzern.oebb.at/de/vielfaeltige-oebb/verdraengte-jahre

Fotos: ÖBB / Christian Zenger Fotos: https://volksgruppen.orf.at/slovaci/meldungen/stories/3001740/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 53 Österreich, Europa und die Welt Gäste aus Kanada

Österreich-Reise einer Gruppe des »Holocaust Education Centre Toronto« Foto: Neuberger Holocaust Education Centre Die Gruppe aus Toronto vor dem Oberen Belvedere, dem Palais des Prinz Eugen von Savoyen Personen in Begleitung des österrei- 15chischen Gedenkdieners Bo Leiter ka men von 17. bis 24. Juni auf Einladung des Jewish Welcome Service nach Wien, um jüdisches Leben vor und nach dem Holocaust zu ergründen. Für alle aus der Gruppe war dies der erste Wien-Besuch und sie hatten ein dichtes Programm zu absolvieren. Sie haben verschiedenste Institutionen besucht, wie das Simon Wiesenthal Institut, das Do– kumentationsarchiv des österreichischen Wi - derstands, Centropa, den ZPC-Campus. Und sie haben Gespräche mit der Generalsekretä- rin des Nationalfonds, Hannah Lessing, mit dem Direktor Béla Rásky vom Wiener Wie- senthal Instituts für Holocaust-Studien, mit Ed Serotta, Direktor der Organisation Centro - pa, und mit Ulrike Anton von Exil Arte ge - führt.

Dichtes Programm Auf dem Programm stand der Besuch des Hauses der Geschichte Österreichs, wo bis

27. Oktober die Ausstellung zum Vernich- Foto: Neuberger Holocaust Education Centre tungsort „Maly Trostinec“ nahe Minsk zu Der geschichtsträchtige Heldenplatz – einst und jetzt. Gleich neben der Nationalbibliothek ist das Haus der Geschichte Österreichs beheimatet, das von den Gästen besucht wurde… sehen ist. Er war eine der größten Vernich- tungsstätten des nationalsozialistischen Deut - Unter den Opfern befanden sich knapp Dann wurde das Jüdische Museum Wien schen Reichs. 1942 wurden hier 60.000 Men - 10.000 jüdische ÖsterreicherInnen (siehe den besucht, wo aktuell die Ausstellungen „Café schen sofort nach ihrer Ankunft ermordet. Beitrag auf der Seite 13). As. Das Überleben des Simon Wiesenthal“

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(bis 12. Jänner 2020), „Arik Brauer. Alle meine Künste“ (bis 20. Oktober 2019) und „Die drei mit dem Stift. Lily Renée, Bil Spi - ra und Paul Peter Porges“ (bis 17. No vember 2019) zu sehen sind. Milli Segal hat in ihr Museum zur Erinne- rung „Für das Kind“ eingeladen – es widmet sich der Geschichte der Kindertransporte zur Rettung jüdischer Kinder nach Großbritan- nien 1938/39. Ein Höhepunkt war für die Gruppe aus Toronto der Besuch mit Führung im Lern- und Gedenkort Schloß Hartheim, wo mit der Ausstellung „Wert des Lebens“ der Umgang der Gesellschaft mit Menschen steht, die den Erwartungen und Idealen der Mehrheitsge- sellschaft nicht entsprechen. Der betrachtete Zeitraum erstreckt sich vom Zeitalter der Aufklärung bis zur Gegenwart. Der themati- sche Bogen spannt sich von der Sortierung Besuch der Gruppe im Cafe Korb mit Susanne Trauneck (l.), Generalsekretärin des Jewish der Menschen in ökonomisch „Brauchbare“ Welcome Service, und Nino Loss (Bildmitte, sitzend) und „Unbrauchbare“ am Beginn der Indu- striegesellschaft bis zur aktuellen Forderung nach gesellschaftlicher Gleichstellung be hin - derter Menschen. Der anschließende Besuch in Mauthau- sen war für die meisten der in Kanada gebo- renen Enkelkinder von Holocaust-Überleben - den der erste Besuch in einer Gedenkstätte. Zwischen 1938 und 1945 waren etwa 190.000 Menschen aus mehr als 40 Nationen in den Konzentrationslagern Mauthausen und Gusen oder in einem der Außenlager inhaftiert. Min - destens 90.000 Personen wurden getötet. Die KZ-Gedenkstätte Mauthausen ist heute ein internationaler Ort der Erinnerung und der historisch-politischen Bildung. Zurück in Wien stand eine Sightseeing- Tour mit Schwerpunkt auf jüdischen Spuren auf dem Programm. Fotos: Neuberger Holocaust Education Centre Kultureller Höhepunkt war schließlich Der Besuch in Mauthausen war für die meisten der in Kanada geborenen Enkelkinder von Holocaust-Überleben den der erste Besuch in einer Gedenkstätte. das Sommernachtskonzert vor dem Schloß Schönbrunn – von dem alle restlos begeistert kommen: Der Besuch von Orten des jüdi- verleihen. Wir hoffen, daß Sie Botschafter des waren: der Venezolaner Gustavo Dudamel schen Lebens in der Vorkriegszeit und des Bildungszentrums werden und Ihr Wissen und dirigierte die Wiener Philharmoniker und die zeitgenössischen jüdischen Wien wird Ihre Verständnis verbreiten, das Sie aus Ihren Er - gefeierte chinesische Pianistin Yuja Wang Wahrnehmung grundlegend verändern und fahrungen aus der Wien-Reise 2019 mit Ihren trat als Solistin auf. Der ORF übertrug das Ihr Verständnis für diese Geschichte und die- Gemeinden gewonnen haben.“ n Konzert übrigens in mehr als 80 Länder. ses Land verbessern.“ https://www.holocaustcentre.com/ Und weiter: „Die Programmkomponen- https://www.centropa.org/ Vor der Wien-Reise ten wurden speziell ausgewählt, um eine dif- https://www.doew.at/ In einer vom Holocaust Education Centre ferenzierte, zeitgemäße Perspektive auf den http://www.exilarte.at/ Toronto zu dieser Reise vorbereiteten Infor- Holocaust, das jüdische Leben und sein Erbe http://fdk.millisegal.at/ mation hieß es: „Wir hoffen, daß Sie diese in Österreich zu bieten. Wir haben das Glück, https://www.hdgoe.at/ Erfahrung bereichernd und unvergeßlich fin- Gastredner, Wissenschaftler und Speziali- https://jewish-welcome.at/ den werden, während wir gemeinsam auf sten auf dem Gebiet der Holocaust-Studien https://www.mauthausen-memorial.org/ diese Bildungsreise gehen. Mit den Ereignis- zu treffen, die für ihr Fachwissen bekannt https://www.nationalfonds.org/ sen des Holocaust, die immer mehr in die sind. Diese Reise wird Ihr Verständnis des Ho - http://www.schloss-hartheim.at/ Geschichte eingehen, könnte diese Gelegen- locaust erweitern und Ihren Perspektiven des https://www.vwi.ac.at/ heit nicht zu einem relevanteren Zeitpunkt europäischen Judentums neue Dimensionen https://www.zpc.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 55 Österreich, Europa und die Welt Die Lange Nacht der fantastischen Geschichten

Bei der von der Botschaft der VAE unterstützten »Gala der Toleranz« vereinten sich orientalische und jüdische Kultur, Musik und Erzählung auf einer Bühne. Foto: PaN / Florian Wieser PaN / Florian Foto:

as Internationale Storytelling Festival Bei Scheherazade & Reb Klezmer wur- Symphonieorchesters und neuen Interpreta- Drichtete sich dieses Jahr in Wien spe- den am darauffolgenden Tag zwei fantastische tionen von Folke Tegetthoff), und jene eines ziell nur an Erwachsene. Bespielt wurde da - Kulturwelten zusammengeführt: Die Welt jüdischen Rabbis (mit Klezmer Musik und bei eine der eindrucksvollsten Locations der einer der wichtigsten Figuren der orientali- erzählt von Roman Grinberg). Stadt: das MuseumsQuartier (MQ). „Genau schen Literaturgeschichte, Scheherazade, mit „Eine gute Geschichte hat etwas Magi- das ist es, was das Festival so außergewöhn- der gleichnamigen Musik von Rimski-Kor- sches. Wer in eine gute Geschichte eintaucht, lich und unvergleichlich macht: daß die Men - sakov (gespielt von Mitgliedern des Grazer kann darin Abenteuer erleben und auf Reisen schen, die Orte und die Programme selbst eine Geschichte erzählen!“, sagt Tessa Te - getthoff, seit nunmehr neun Jahren Intendan- tin des Festivals. Dessen Gründer, Folke Te - getthoff, ergänzt: „Die Hauptrolle hat das Publikum inne, denn es läßt durch sein Zu - hören und Zusehen all die Geschichten erst lebendig werden…“

MQ Storymarathon Beim MQ Storymarathon am 15. Juni er - lebten die BesucherInnen einen Marathon der ganz besonderen Art: Knapp drei Stunden lang waren im fantastischen Am biente des Haupthofes im MQ die einzigartige Kraft und Faszination internationaler Erzählkunst zu spüren. Präsentiert wurden sämtliche For-

men der „erzählenden Künste“, von klassi- Wieser PaN / Florian Foto: scher Erzählkunst bis hin zu Tanz, Akroba- v.r.: S.E. Botschafter Hamad Al Kaabi, ÖVAEG-Generalsekretär Walter J.Gerbautz und tik, Sandmalerei und Musik. ÖVAEG-Vizepräsident Omar al Rawi im Haupthof des Museumsquartiers Wien

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 56 Österreich, Europa und die Welt Foto: PaN / Florian Wieser PaN / Florian Foto: Der Vorstand der Österreich-Vereinigte Arabische Emirate Gesellschaft – PaN, erweitert durch Vertreter des Dachverbandes PaN – mit S.E. Botschafter Hamad Al Kaabi (Bildmitte, mit ÖVAEG-Generalsekretär Walter J.Gerbautz l. und ÖVAEG-Vizepräsident Omar al Rawi r.) und den Mitgliedern des „Al Ain“-Theaterensembles gehen – der Fantasie sind dabei keine Gren- Friedens und des Glücks zwischen ihnen Tourismuswirtschaft und politikerfahrenen zen gesetzt. Das MuseumsQuartier ist ein Ort ebnen, wie der Botschafter sagte, der dafür Menschen gebildet, welcher auf verschieden - der Geschichten, der Gespräche und des Er - vier der prominentesten Mitglieder der im ste Weise bemüht ist, die beiden unterschied - lebens. Jeder, der das Areal besucht, entwik- gesamten arabischen Raum berühmten The- lichen Kulturkreise enger miteinander zu ver - kelt seine eigene MQ-Geschichte. Manch- atertruppe des „Al Ain“-Theaters nach Wien binden und gegenseitiges Verständnis zu mal ist es aber einfach auch schön, einem holte. wecken. Geschichtenerzähler zu lauschen und sich in Für die „Gala der Toleranz“, Scheheraza- Dazu zählt auch das Engagement der die Welt der Fantasie entführen zu lassen“, de & Reb Klezmer, vereinten sich orientali- Botschaft der Vereinigten Arabischen Emira- erklärte MQ-Direktor Christian Strasser. sche und jüdische Kultur, Musik und Erzäh- te im Rahmen des „Year of Tolerance, pro- lung für einen Abend auf einer Bühne. Für minente Mitglieder des angesehenen Thea- Ein Märchen aus 1001 Nacht die Lange Nacht der fantastischen Geschich- ters „Al Ain“ zum ersten Mal beim Interna- Der Botschafter der Vereinigten Arabi- ten mit insgesamt 18 Erzählkünstlern aus acht tionalen Storytelling Festival in Wien auftre- schen Eminrate in Österreich, S.E. Hamad Nationen wurden die VAE Partner von MQ ten zu lassen. Die Einladung der Botschaft Al Kaabi, hörte von diesem außergewöhnli - magicSTORIES im Wiener Mu seums quar - diese menschenverbindende Aufführung des chen Festival, das bereits seit 32 Jahren tier – um damit zum Ausdruck zu bringen, Stückes „Altasamuhh -Tolerance“ zu bewer- ebenfalls die „Toleranz Andersdenkenden ge - daß Geschichten es sind, die seit Tausenden ben und zu unterstützen, hat die ÖVAEG- genüber“ als eines seiner wichtigsten Inten- von Jahren Menschen verbinden. PaN und deren Vorstand gerne wahrgenom- tionen sieht – und Erzähler aus aller Welt, men. So nahm auch eine repräsentative An - aller Kulturen und Religionen präsentiert. Die ÖVAEG zahl von Vorstandsmitgliedern und Mitglie- Sein Land feierte gerade das große „Jahr der Die Österreichisch-Vereinigte Arabiscche dern und FreundInnen der Gesellschaft am Toleranz“. Also waren sich der Botschafter Emirate Gesellschaft-PAN wurde im Juli vorgelagerten VAE-Botschafterempfang im und Intendantin Tegetthoff schnell einig und 2003 von den Proponenten Architekt Walter Museums Quartier sowie an der großartigen eine fantastische Zu sammen arbeit war gebo- Hildebrand und Senator Walter J. Gerbautz und sehr gut besuchten Vorstellung von ren: Erstmalig wur den beide Veranstaltungen mit dem Ziel und im Sinne der Statuten des „Altasamuhh -Tolerance“ mit der eindrucks- von den VAE un terstützt, die im „Jahr der Dachverbandes aller österreichisch-ausländi - vollen Erzählung von Folke Tegetthoff teil. Toleranz“ das eigens für das Festival ge - schen Gesellschaften-PAN gegründet, um Auf dieser Basis plant auch die ÖVAEG- schriebene, 15mi nütige, nonverbale Theater- die Beziehungen beider Nationen auf den PaN weitere kulturelle Veranstaltungen , die stück „Altasamuhh“ (Toleranz) eines der be - verschiedensten Gebieten zu vertiefen und auch den Menschen in den Emiraten die rühmtesten Theater des arabischen Raumes ein Netz der Freundschaft auf der People to abendländische Musik näher bringen soll. n beisteuerten. Das Stück würde die Synony- People-Ebene zu schaffen. http://www.storytellingfestival.at/ me von Toleranz wie Koexistenz, Gleich heit Dazu wurde ein Vorstand aus den ver- http://www.oevaeg.at/ und Zusam menarbeit zwischen Menschen schiedenen Gesellschaftlichen Bereichen wie https://www.dachverband-pan.org/ präsentieren, die den Weg der Liebe, des der Kultur, Kunst, Diplomatie, Wirtschaft, https://www.mqw.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 57 Österreich, Europa und die Welt US-Auszeichnungen für vier österreichische KünstlerInnen

Seit 2005 verleiht das Internationale Komitee für die Künste des Kennedy Center Goldmedaillen für außerordentliche Leistungen © KCICA / Foto: elmanstudio © KCICA Nach der Verleihung in der Wiener Albertina (v.l.): Karel Komarek und Gattin Stephanie, Dirigent Franz Welser-Möst, Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler, Sänger Adrian Eröd, Kennedy-Center-Präsidentin Deborah F. Rutter und Schauspieler Christoph Waltz

as John F. Kennedy Center für darstel- Seit 2005 verleiht das Internationale der ganzen Welt inspiriert haben, die Gold- Dlende Künste gab am 19. Juni die Emp- Komitee für die Künste des Kennedy Cen- medaille des Kennedy Center in the Arts fänger der Goldmedaille des Kennedy Cen- ters auf seinem internationalen Gipfel die Globus“, erklärt Deborah F. Rutter, Präsiden- ter International Committee on the Arts Goldmedaillen in den Künsten für außeror- tin des Kennedy Centers. „Es ist eine Ehre, (KCICA) in the Arts bekannt. Der Preis, der dentliche Leistungen. Das Komitee zeichnet die diesjährige außergewöhnliche Gruppe DarstellernInnen und international führen- inspirierende Personen aus, deren Lebenslei- ungarischer und österreichischer Künstler den KünstlerInnen in ihren jeweiligen Län- stungen die weltweit Künste und Künstler und Kunstführer anzuerkennen.“ dern verliehen wird, wurde an die Dirigenten her vorgebracht, gefördert, unterstützt und ge - „Österreich und Ungarn sind ein Syn- Ádám Fischer und Ivan Fischer verliehen, an fördert haben. In diesem Jahr wurden die onym für Kultur und Tradition, und jedes den Komponisten und Pianisten György Kur - Preisträger bei zwei Zeremonien geehrt, von Land hat über Jahrhunderte hinweg einen tág und die Sopranistin Eva Marton aus Un - denen die erste am 18. Juni in Budapest in enormen Beitrag zur Kunstwelt geleistet. garn sowie an den Komponisten Iván Eröd; der Residenz des US-Botschafters und die Die Preisträger der diesjährigen Goldmedail- nach Österreich gingen die Medaillen an die zweite am 21. Juni in Wien in der Albertina le in den Künsten haben diese Beiträge nur Salzburger Festspielpräsidentin Helga Rabl- stattfand. verbessert, und es ist eine große Ehre, ihnen Stadler, Oscar-Preisträger Christoph Waltz; „Jedes Jahr überreichen wir Kreativen, diese Auszeichnung zu überreichen “, erklär- und Cleveland Orchestra-Musikdirektor Franz die die internationale Kunstwelt nachhaltig te Karel Komárek, Inhaber der SAZKA- Welser-Möst. geprägt und Generationen von Künstlern auf Gruppe, Hauptaktionär von Casinos Austria

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 58 Österreich, Europa und die Welt und Mitvorsitzender der Kennedy Center In - glied der Direktion des Festivals hat sie un - sche Exzellenz gelobt. Neben Orchesterresi- ternationales Komitee für die Künste. ter anderem ein hervorragendes Sponsoren- denzen in den USA, in Europa und in China netzwerk aufgebaut. Der Höhepunkt ihrer er - sind er und das Cleveland Orchestra regel- Österreich folgreichen Spendenaktion war die Finanzie- mäßig auf allen wichtigen internationalen Iván Eröd wurde 1936 in Budapest in einer rung des Wiederaufbaus des 2006 wiederer- Festivals zu Gast. Als Gastdirigent verbindet ungarisch-jüdischen Musikerfamilie gebo- öffneten Hauses für Mozart. Sie entwickelte Welser-Möst eine besonders enge und pro- ren. 1944 wurden seine Großeltern und sein auch die Idee, das Programm der Salzburger duktive künstlerische Partnerschaft mit den Bruder Opfer des Holocaust. Von 1951 bis Festspiele weltweit zu präsentieren, was auch Wiener Philharmonikern. Er war zweimal 1956 studierte Eröd an der Franz-Liszt-Mu - heute ein Grund für die Festspiele ist begrüßt auf dem Podium für das gefeierte Neujahrs- sikakademie in Budapest. 1956 emigrierte Besucher aus 85 Nationen, 47 davon außer- konzert und dirigiert das Orchester regelmä- Eröd nach Österreich und studierte von 1956 europäisch. ßig in Abonnementkonzerten im Wiener bis 1961 an der Wiener Musikakademie. Von Musikverein. Welser-Möst ist auch regelmä- 1962 bis 1968 war Eröd Solobegleiter und Christoph Waltz ist ein mehrfach mit dem ßiger Gast bei den Salzburger Festspielen, Studienleiter an der Wiener Staatsoper und Academy Award® ausgezeichneter Schauspie- wo er als Operndirigent mit jüngsten Auf- den Wiener Festspielen. Darüber hinaus war ler. Für seine Darstellung von Nazi-Oberst führungen wie Der Rosenkavalier, Fidelio, Eröd ein überaus produktiver Konzertpia- Hans Landa in Quentin Tarantinos Inglou- Aribert Reimanns Oper Lear und Richard nist – Solo, Kammermusik und Begleiter –, rious Basterds erhielt Waltz 2009 die Preise Strauss’ Salome, mit denen er Festivalge- der weltweit etwa 500 Auftritte hatte, darun- für Academy®, SAG, BAFTA, Golden Glo - schichte schrieb, Maßstäbe in der Interpreta- ter mit den Wiener Phiharmonikern und Karl be® und Cannes Film Festival. Waltz gewann tion gesetzt hat 2018 und wird für die Lei- Böhm. Von 1975 bis 1989 war er ordentli - seinen zweiten Oscar® für seinen Auftritt in stung auf dem Festival 2019 wiederbelebt. cher Professor für Komposition und Musik- Tarantinos Django Unchained. Die Rolle Welser-Möst wurde mehrfach ausgezeichnet theorie an der Grazer Musikakademie. Von von Dr. King Schultz wurde ihm auch als be - und ausgezeichnet. Er ist Ehrenmitglied der 1989 bis 2004 war er ordentlicher Professor ster Nebendarsteller bei den Golden Globe®- Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, Ge- an der Wiener Musikuniversität, von der er und BAFTA-Awards 2013 verliehen. Am 1. winner des Ehrenrings der Wiener Philhar- 2004 emeritiert wurde. Von 2004 bis 2005 Dezember 2014 wurde Waltz auf dem Holly- moniker, und mit der Kilenyi-Medaille der war Eröd Gastprofessor an der Budapester wood Walk of Fame mit einem Stern ausge- Bruckner Society of America ausgezeichnet. Musikuniversität. Sein Werk umfaßt drei zeichnet. Weitere bemerkenswerte Arbeiten 2017 wurde Welser-Möst für sein Engage- Opern, symphonische Musik, Konzerte, sind unter anderem seine Auftritte in Alita: ment und seine Leistungen als musikalischer Kammermusik und Vokalmusik. Er trat in Battle Angel, Downsizing, Die Legende von Botschafter mit dem Pro Arte Europreis aus- der ganzen Welt auf, unter anderem in Wien, Tarzan, Spectre, Big Eyes, The Zero Theo- gezeichnet. Seine Diskografie ist umfang- Berlin, London, New York, Minneapolis und rem, Carnage und Water for Elephants. 2013 reich und zahlreiche CDs und DVDs wurden Tokio, zusammen mit Künstlern wie den inszenierte Waltz die Richard-Strauss-Oper mit bedeutenden internationalen Preisen aus- Wiener Philharmonikern, Sir Roger Norring- Der Rosenkavalier. Seine Produktion wurde gezeichnet. Zu den jüngsten Aufnahmen mit ton, Leonard Slatkin, Andris Nelsons und Sir im Dezember 2013 an der Vlaamse Opera in dem Cleveland Orchestra gehörten die Sym- András Schiff. Antwerpen unter der musikalischen Leitung phonien von Johannes Brahms und Anton Zu Eröds Auszeichnungen zählen der Öster- von Dmitri Jurowski und Philipp Pointner Bruckner. Seine Salzburger Opernproduktio- reichische Staatspreis, der Verdienstorden der uraufgeführt. Im Jahr 2017 führte Waltz nen, darunter Rosenkavalier, die mit mehre- Stadt Wien, der Große Silberne Verdienstor- Regie bei Giuseppe Verdis Falstaff, ebenfalls ren internationalen Preisen ausgezeichnet den der Republik Österreich, der Béla Bar- mit der Vlaamse Opera. Die Arbeit von wurden, wurden alle im österreichischen tók / Ditta Pásztory-Preis und das Budape- Waltz in europäischen Fernseh-, Film- und Fernsehen ausgestrahlt und von Unitel für ster Mitglied der Széchenyi-Akademie für Theaterproduktionen erstreckt sich über drei die internationale Veröffentlichung auf DVD Literatur und Kunst, Ungarn. Jahrzehnte. Zu seinen Filmen zählen Gun- aufgezeichnet. Shy, Lapislazuli, Dorian, She, Falling Rocks, Helga Rabl-Stadler studierte Rechtswissen- Der Bruder unseres Gottes, The Beast, Ber- Goldmedaille 2019 in Ungarn schaft, Publizistik und Politikwissenschaft. lin Blues und Angst. Im Fernsehen war Wir bitten Sie um Verständnis, daß wir Von 1971 bis 1978 arbeitete sie als Journali- Waltz in den mit dem Adolf-Grimme-Preis Ihnen an dieser Stelle keine ebenso ausfüh- stin mit den Schwerpunkten Wirtschaft und ausgezeichneten Filmen Der Tanz mit dem lichen Lebensläufe und Verdienste der Preis- Politik. Sie war die erste Journalistin, die Teufel, Die Entführung des Richard Oetker trägerInnen aus Ungarn anbieten können. eine Kolumne für die österreichische Tages- und Dienstreise – Was für eine Nacht zu Le sen Sie aber bei Interesse auf Wikipedia, zeitung „Kurier“ verfaßte. 1983 wurde sie sehen. Für seine Arbeit in Du bist nicht al - ausführlich über diese: Mit inhaberin und Partnerin des Familien- lein – Die Roy Black Story erhielt Waltz den Ádám Fischer unternehmens Modehaus Resmann in Salz- Bayerischen und den Deutschen Fernseh- https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%81d%C3%A1m_Fischer burg und Linz. Von 1983 bis 1990 war sie preis sowie den RTL Goldenen Löwen. Iván Fischer Mitglied des österreichischen Parlaments. https://de.wikipedia.org/wiki/Iv%C3%A1n_Fischer 1988 wurde sie erste Präsidentin der Wirt- Franz Welser-Möst prägt seit 18 Jahren als György Kurtág schaftskammer Salzburg. Musikdirektor des Cleveland Orchestra eine https://de.wikipedia.org/wiki/Gy%C3%B6rgy_Kurt%C3%A1g 1995 wurde sie zur Präsidentin der Salz- unverwechselbare Klangkultur. Unter seiner Eva Marton burger Festspiele ernannt und trat von all Leitung wurde das Orchester wiederholt von https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%89va_Marton n ihren politischen Ämtern zurück. Als Mit- internationalen Kritikern für seine musikali- http://www.kennedy-center.org

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 59 Österreich, Europa und die Welt Weltbund-Tagung Auslandsösterreichertreffen 2019 5. bis 8. September in Eisenstadt Der Weltbund veranstaltet jedes Jahr für seine Mitglieder und deren FreundInnen ein großes, internationales Treffen in Österreich. Sie haben die Möglichkeit sich über Internet anzumelden. Kontakt: Dr. Irmgard Helperstorfer – http://www.weltbund.at/aktuelles_termine.asp An allen gekennzeichneten Veranstaltungen können Sie nur mit einer gedruckten Einladung oder einer Zugangsberechtigung teilnehmen, die Sie bei der Registrierung erhalten!

Donnerstag, 5. September Samstag, 7. September 09.00 – 18.00 Uhr Registrierung: Kultur Kongress Zentrum 10:00 – 12:00 Uhr Festakt mit Auszeichnung des „Aus- Eisenstadt, Foyer, Franz Schubert-Platz 6 landsösterreichers des Jahres 2019“ Ort: Schloss Esterházy, Haydnsaal, 13.30 – 16.00 Uhr Führung durch den Römersteinbruch Esterházyplatz 1 St. Margareten oder Weinwerk Neusiedl in 12:15 Uhr Mittagessen Neusiedl am See, Treffpunkt für die Abfahrt Ort: Hotel Burgenland, Franz Schubert-Platz 1 der Busse jeweils um 13.30 Uhr: Ort: Kultur Ausschließlich für Personen mit Zugangsbe- Kongress Zentrum Eisenstadt, Franz Schu- rechtigung! bert-Platz 6 14:30 – 17:30 Uhr Generalversammlung 2. Teil 13.00 – 16.00 Uhr Besichtigung der malerischen Freistadt Rust Ort: Kultur Kongress Zentrum Eisenstadt, Treffpunkt für die Abfahrt der Busse um Kleiner Saal, Franz Schubert-Platz 6 13.00 Uhr: Ort: Kultur Kongress Zentrum 20:30 Uhr Ball des Auslandsösterreicher-Weltbundes Eisenstadt, Franz Schubert-Platz 6 Ort: Kultur Kongress Zentrum Eisenstadt, Großer Saal, Franz-Schubert-Platz 6 19.00 Uhr Abendessen im Haydnbräu (Festliche Abendkleidung erwünscht) Ort: Pfarrgasse 22; Essen auf Rechnung des AÖWB; Getränke auf eigene Rechnung. Ver- Sonntag, 8. September bindliche Anmeldung unbedingt erforderlich! 09:00 Uhr Evangelischer Gottesdienst Ausschließlich für Personen mit Zugangsbe- Ort: Evangelische Pfarrkirche, rechtigung! St. Rochus Straße 1 09:00 Uhr Katholischer Gottesdienst Freitag, 6. September Ort: Dom St. Martin, Domplatz 1a 09:00 – 17:00 Uhr Registrierung: Kultur Kongress Zentrum 10:30 – 16:30 Uhr Abschlußveranstaltung Besuch des Weinguts Scheiblhofer, Eisenstadt, Foyer, Franz Schubert-Platz 6 Halbturnerstraße 1, 7163 Andau 09:00 – 13.30 Uhr Besuch des Nationalparks Neusiedlersee- Besichtigung des Weinguts, Betriebsführung Seewinkel Treffpunkt für die Abfahrt der sowie Winzerjause inkl. Weinverkostung Busse um 09.00 Uhr: Ort: Kultur Kongress Treffpunkt für die Abfahrt der Busse um Zentrum Eisenstadt, Franz Schubert-Platz 6 10.30 Uhr: Ort: Kultur Kongress Zentrum 09:10 – 11:10 Uhr Stadtführung durch die Eisenstädter Alt Eisenstadt, Franz Schubert-Platz 6 oder stadt und Schlossführung Teilnahmegebühr € 30,-; Verbindliche 11:10 – 13:10 Uhr Treffpunkt vor dem Schloss Esterházy: Ort: Anmeldung unbedingt erforderlich! Aus- Esterházyplatz 1 schließlich für Personen mit Zugangsberech- 14:00 – 18:00 Uhr Generalversammlung 1. Teil tigung! Ort: Kultur Kongress Zentrum Eisenstadt, Wir weisen ausdrücklich darauf hin, daß bei allen Veranstaltun- Kleiner Saal, Franz Schubert-Platz 6 gen, zu welchen Sie bei der Registrierung eine Zugangsberech- 19:30 – 22:00 Uhr Burgenland-Abend tigung erhalten, der Eintritt ausschließlich mit dieser möglich ist. Ort: Schloss Esterházy, Esterházyplatz. Bitte teilen Sie uns Ihre Anmeldung zu Veranstaltungen des Rah- Ausschließlich für Personen mit Zugangsbe- menprogramms rechtzeitig mit Ihrer Tagungsanmeldung mit. rechtigung! Änderungen vorbehalten.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 60 Europa Nach der Europawahl – was als nächstes passiert

Mehr als 200 Millionen Europäer haben bei der Europawahl 2019 ihre Stimme abgegeben. Damit ist die Wahlbeteiligung EU-weit auf 51 Prozenz gestiegen. Die neue Legislaturperiode beginnt am 2. Juli. © European Union 2019 – Source : EP / Photo: Marc Dossmann © European Union 2019 – Source : EP Ein Blick in den beeindruckenden Plenarsaal des Europäischen Parlaments in Brüssel

Vor der ersten Plenarsitzung Anfang Juli Eine Fraktion muß mindestens 25 Mit- lament bewerten, ob die Fraktionsbildung halten die Fraktionen ihre konstituierenden glieder haben, und es müssen ihr Abgeordne- den Bestimmungen der Geschäftsordnung ge - Sitzungen ab. Eine Fraktion muß aus minde- te angehören, die in mindestens einem Vier- mäß erfolgt ist. stens 25 Abgeordneten bestehen, die in min- tel der Mitgliedsstaaten (d. h. in mindestens destens einem Viertel der Mitglieds staaten sieben Mitgliedsstaaten) gewählt wurden. Wahl des Präsidenten, der Vize- (also mindestens 7) gewählt werden. Um ab Jedes Mitglied des Europäischen Parlaments präsidenten und der Quästoren dem 2. Juli offiziell anerkannt zu wer den, kann nur einer Fraktion angehören. Die Bil- Die neu gewählten Abgeordneten des müssen die Fraktionen ihre Zusammenset- dung einer Fraktion muß dem Präsidenten Europäischen Parlaments werden vom 2. bis zung dem Präsidenten bis zum 1. Juli mittei- des Parlaments mitgeteilt werden; in dieser 4. Juli in der konstituierenden Plenarsitzung len. Mitteilung sind der Name der Fraktion, die des Parlaments in Straßburg zusammenkom- Namen der Mitglieder und die Zusammen- men, um ihren Präsidenten, 14 Vizepräsiden- Was sind die Bedingungen setzung des Vorstands anzugeben, sowie eine ten und fünf Quästoren zu wählen. zur Bildung einer Fraktion? politische Erklärung, in der der Zweck der Nach der Wahl zum Europäischen Parla- Fraktion dargelegt wird. Wie wird der Präsident gewählt? ment schließen sich Abgeordnete verschie- Das Parlament nimmt im Regelfall keine Kandidaten können nur von einer Frak- dener Mitgliedsstaaten gemäß ihren politi- Bewertung der politischen Zugehörigkeit der tion oder von einer Gruppe von mindestens schen Ausrichtungen zu Fraktionen zusam- Mitglieder einer Fraktion vor. Mitglieder, die 38 Mitgliedern („niedrige Schwelle“) vorge- men. Auch zu einem späteren Zeitpunkt in sich zu einer Fraktion zusammenschließen, schlagen werden. Die Abstimmung ist ge - der Legislaturperiode können Fraktionen ak zeptieren damit definitionsgemäß, daß eine heim. (Artikel 15 GO) gebildet werden. Zum Ende der 8. Legisla- politische Zusammengehörigkeit zwischen Bei dieser Wahl stimmen die Abgeordne- turperiode gibt es im Europäischen Parla- ihnen besteht. Nur wenn die Mitglieder einer ten ab, indem sie einen Stimmzettel mit dem ment acht Fraktionen. Fraktion selbst dies bestreiten, muß das Par- Namen eines Kandidaten in die Urne werfen.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 61 Europa

Dieser Vorgang wird von acht Wahlhelfern beaufsichtigt, die unter den Abgeordneten ausgelost werden. Um gewählt zu werden, muß ein Kandidat die absolute Mehrheit der abgegebenen Stimmen erhalten, also 50 Pro- zent plus eine Stimme (Artikel 16). Leere oder ungültige Stimmzettel zählen nicht. Wird im ersten Wahlgang kein Kandi- dat gewählt, können derselbe oder andere Kandidaten unter den gleichen Bedingungen für einen zweiten Wahlgang nominiert wer- den. Dies kann bei Bedarf in einer dritten Runde wiederholt werden, wiederum mit den gleichen Regeln. Hat nach drei Wahlgängen kein Kandidat die absolute Mehrheit der abgegebenen Stimmen erhalten, können beim vierten Wahlgang nur die beiden Mitglieder Kandi- daten sein, die im dritten Wahlgang die höchste Stimmenzahl erhalten haben. Ge - wählt ist, wer die meisten Stimmen erhält. Sobald der neue Präsident gewählt ist, übernimmt er den Vorsitz und kann eine Er - öffnungsansprache halten, bevor die Wahl der Vizepräsidenten und Quästoren beginnt.

Wie werden die Vizepräsidenten und die Quästoren gewählt? Nach der Wahl des Präsidenten wählt das Parlament die beiden anderen wesentlichen politischen Gremien, die für den reibungslo- sen Ablauf der Tätigkeiten des Parlaments notwendig sind, und zwar in dieser Reihen- folge: 14 Vizepräsidenten und anschließend fünf Quästoren. Die Ernennungen erfolgen auf der glei- chen Grundlage wie für den Präsidenten (Ar - tikel 15 GO). Die 14 Vizepräsidenten wer- den in einer einzigen Abstimmung mit der ab soluten Mehrheit der abgegebenen Stim- men gewählt (Artikel 17 GO). Wenn die An - zahl der erfolgreichen Kandidaten weniger als 14 beträgt, wird eine zweite Abstimmung durchgeführt, um die restlichen Sitze unter den gleichen Bedingungen zu vergeben. Ist eine dritte Abstimmung erforderlich, genügt eine einfache Mehrheit, um die restlichen Sitze zu besetzen. Die Rangfolge der Vizepräsidenten wird durch die Reihenfolge ihrer Wahl und bei Stimmengleichheit durch das Lebensalter bestimmt. Bei einer Abstimmung durch Ak - klamation bestimmt eine geheime Abstim- mung die Rangfolge. Die Quästoren werden nach demselben Verfahren wie im Fall der Vizepräsidenten gewählt (Artikel 18). In der Praxis achten die Fraktionen darauf, daß die Vizepräsidenten und die Quästoren die zah- lenmäßige Stärke der Fraktionen ungefähr

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 62 Europa widerspiegeln und berücksichtigen das Er - gen (d. h. mit einer Stimme mehr, als die der Kommission seine Zustimmung erteilt gebnis der Wahl zum Präsidenten. Hälfte der Sitze ausmacht). Wenn der Kandi- hat, werden sie vom Rat in einem mit quali- Das Parlament wird auch über die zahlen- dat oder die Kandidatin die vorgeschriebene fizierter Mehrheit gefällten Beschluss offi- mäßige Zusammensetzung der Ausschüsse Mehrheit nicht erreicht, müssen die Mit- ziell ernannt. abstimmen und damit die neue Legislaturpe- gliedsstaaten durch einen Ratsbeschluß mit Im Falle einer wesentlichen Änderung riode beginnen. In den folgenden Wochen qualifizierter Mehrheit in nerhalb eines der Aufgabenverteilung innerhalb der Kom- werden die Ausschüsse dann ihre ersten Sit- Monats einen anderen Kandidaten oder eine mission während ihrer Amtszeit, der Beset- zungen abhalten, um ihre jeweiligen Vorsit- andere Kandidatin vorschlagen. Vor der zung eines frei gewordenen Postens oder der zenden und stellvertretenden Vorsitzenden Wahl 2014 hat das Parlament das Spitzen- Ernennung eines neuen Kommissionsmit- zu wählen. kandidaten-Verfahren eingeführt. Bei die- glieds nach dem Beitritt eines neuen Mit- sem Verfahren tritt jede europäische politi- gliedsstaates müssen sich die jeweiligen Wahl des Präsidenten der sche Partei mit einem Spitzenkandidaten Kommissionsmitglieder erneut einer Anhö- Europäischen Kommission oder einer Spitzenkandidatin für das Amt des rung vor den zuständigen Ausschüssen un - Die erste Möglichkeit für das Europäi- Kommissionspräsidenten bei den Europa- ter ziehen. sche Parlament, die Präsidentin oder den Prä - wahlen an, und die Partei, welche die mei- sidenten der Kommission zu wählen, ist die sten Sitze erringt und zusätzlich eine Mehr- Unerledigte Arbeit zweite Juli-Plenartagung (vom 15. bis 18. heit im Parlament hinter sich versammeln Die Ergebnisse sämtlicher Abstimmun- Juli). Sie oder er braucht die absolute Mehr- kann, benennt den vom Parlament für das Amt gen des Parlaments, die vor der Wahl am En - heit im Parlament, also die Hälfte der derzei- des Präsidenten der Kommission gewünsch- de einer Legislaturperiode durchgeführt tigen Mitglieder des Parlaments plus einen ten Kandidaten oder die gewünschte Kandi- wurden, bleiben für das Parlament der näch- (376). Erreicht die Kandidatin oder der Kan- datin. sten Legislaturperiode rechtsverbindlich. didat nicht die erforderliche Mehrheit, müs- Das bedeutet, daß das neu gewählte Parla- sen die Mitgliedsstaaten innerhalb eines Mo - Und die Kommissare? ment genau an der Stelle an den Vorlagen nats einen anderen Kandidaten vorschlagen. Der Europäische Rat nimmt im Einver- weiterarbeitet, wo das Parlament in seiner Der Europäische Rat beschließt mit qualifi- nehmen mit dem gewählten Kommissions- alten Zusammensetzung aufgehört hat, und zierter Mehrheit. präsidenten eine Liste der Kandidatinnen und zur nächsten Etappe in der Entscheidungs- Zur Europawahl 2019 nominierten die Kandidaten für die Kommission an. Diese findung voranschreitet. europäischen politischen Parteien erneut Kan - designierten Kommissionsmitglieder erschei - Für all jene Gesetzesvorlagen, über die didaten für das Amt des Kommissionspräsi- nen dann vor den parlamentarischen Aus- das Plenum vor den Wahlen nicht mehr ab - denten. In einer Erklärung vom 28. Mai hat schüssen in ihren künftigen Aufgabenberei- gestimmt hat, gibt es keine rechtswirksame sich die Konferenz der Präsidenten des EP chen zu Anhörungen, die voraussichtlich im Position des Europäischen Parlaments. Die (EP-Präsident und Fraktionsvorsitzende) wie - Oktober stattfinden werden. Geschäftsordnung des Parlaments sieht da - derholt zum Spitzenkandidaten-Prozeß be - Auch die Kandidaten für die Posten eines her vor, daß in solchen Fällen die Arbeit der kannt. Der nächste Kommissionspräsident Kommissionsmitglieds werden vom Europä- Abgeordneten (zum Beispiel in Form von muß demnach eine EU-weite Kampagne ge - ischen Parlament streng geprüft. Beschlüssen auf Ausschußebene) verfällt. Al - führt und sein Programm und seine Persön- Der Rat nimmt im Einvernehmen mit dem lerdings kann die neue Konferenz der Präsi- lichkeit vor der Europawahl bekanntgemacht gewählten Präsidenten der Kommission ein denten zu Beginn der neuen Legislaturperio- haben. Verzeichnis der designierten Kommissions- de beschließen, die Arbeit an diesen Geset- mitglieder an, wobei auf jeden Mitglieds- zesvorlagen ab dem bisher erreichten Stand Wie werden der Präsident der staat ein Kommissionsmitglied entfällt. Die - fortzusetzen. Kommission und ihre Mitglieder se designierten Kommissionsmitglieder er - ernannt? scheinen vor dem für ihren jeweiligen vor- Der Präsident der Kommission aussichtlichen Geschäftsbereich zuständigen Wieviele Mitglieder wird Das Europäische Parlament wählt den Parlamentsausschuss. Jeder Ausschuß be - das neue Parlament haben? Präsidenten der Kommission. Die erste Ge - wertet dann in einer Sitzung das Fachwissen Die neue Sitzverteilung im Europäischen legenheit dazu ist die zweite Plenarsitzung und den Auftritt des jeweiligen Kandidaten. Parlament mit 705 Abgeordneten wird gel- im Juli (15.-18. Juli). Das Ergebnis der Bewertung wird dem Par- ten, sobald das Vereinigte Königreich aus Eine der ersten Aufgaben des neu ge - lamentspräsidenten übermittelt. Dieses Vor- der EU austritt. wählten Parlaments besteht darin, den neuen gehen hat in der Vergangenheit auch schon Bis dahin bleibt die aktuelle Regelung Präsidenten der Europäischen Kommission, dazu geführt, daß schlecht bewertete Kandi- (751 Abgeordnete) in Kraft. d. h. den Leiter des Exekutivorgans der EU, daten ihre Kandidatur zurückgezogen haben. Die Mitgliedsstaaten, die im Zuge dieser zu wählen. Die Mitgliedsstaaten nominieren Schließlich muß die gesamte Kommission – Neuverteilung zusätzliche Sitze erhalten, kön - einen Kandidaten oder eine Kandidatin für einschließlich der Präsidentin bzw. des Prä- nen diese nach dem Austritt des Vereinigten dieses Amt, wobei sie die Ergebnisse der sidenten der Kommission und der Hohen Königreichs in Anspruch nehmen (Betroffen Wahl zum Europäischen Parlament berük- Vertreterin bzw. des Hohen Vertreters für sind Frankreich, Italien, Spanien, Polen, Ru - ksichtigen müssen. Außen- und Sicherheitspolitik – durch das mänien, Niederlande, Schweden, Österreich, Zudem muß das Parlament den neuen Parlament bestätigt werden. Dänemark, Slowakei, Finnland, Irland, Un - Präsidenten oder die neue Präsidentin der Sobald das Parlament der Präsidenten garn und Estland). n Kommission mit absoluter Mehrheit bestäti- oder dem Präsidenten und den Mitgliedern http://www.europarl.europa.eu/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 63 Innenpolitik Bundeskanzlerin stellt Übergangsregierung vor

Brigitte Bierlein: Für Verläßlichkeit stehen wir und um Vertrauen werben wir. Foto: Parlamentsdirektion / Thomas Jantzen 80. Sitzung des Nationalrates: Erklärungen der Bundeskanzlerin und des Vizekanzlers anläßlich des Amtsantrittes der neuen Bundesregierung ür Verläßlichkeit stehen wir und um Ver- Ftrauen werben wir“, bekräftigte die erste Bundeskanzlerin der Republik, Brigitte Bier - lein, am 12. Juni zu Beginn ihrer Erklärung vor dem Nationalratsplenum. Sie unterstrich diesen Leitgedanken mit einem Zitat von Cicero: „Nichts hält das Gemeinwesen bes- ser zusammen als die Verläßlichkeit.“ Bier- lein betonte, sie übernehme ihre Aufgabe mit großer Demut. Die Bundeskanzlerin stellte die am 3. Ju - ni von Bundespräsident Alexander Van der Bellen angelobte Übergangsregierung – be - stehend aus 12 ExpertInnen – vor, die nun die Regierungsgeschäfte leiten wird, nach- dem die Bundesregierung unter Sebastian Kurz aufgrund eines Mißtrauensantrags ab - Parlamentsdirektion / Johannes Zinner Foto: Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein bei ihrer Erklärung – links neben ihr: Vizekanzler und Justiz- berufen wurde. minister Clemens Jabloner

Appell Bierleins, das Gemeinsame antwortung des Parlaments, das Gemeinsa- dennoch müsse das verbindliche Element, vor das Trennende zu stellen me von das Trennende zu stellen. Das Mit- nämlich die Menschlichkeit, beachtet wer- Bierlein appellierte vor dem Hintergrund einander habe in Österreich Tradition, so die den. Als Herausforderungen für die Politik der aktuellen politischen Situation an die Ver - Bundeskanzlerin, wir alle seien verschieden, nannte die Bundeskanzlerin die Digitalisie-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 64 Innenpolitik rung, den Klimawandel, die Sicherung des Sozialsystems und den demographischen Wandel, wobei sie für ein lebenswertes, wirtschaftlich erfolgreiches und weltoffenes Österreich plädierte. Sowohl Bierlein als auch Vizekanzler Clemens Jabloner lobten die Bundesverfas- sung, die für die derzeitige einmalige Situa- tion kluge Vorkehrungen getroffen habe. Bierlein sprach von einer einmaligen Situa- tion, da erstmals eine Bundesregierung vom Bundespräsidenten eingesetzt wurde. Dabei habe sich gezeigt, was in der Bundesverfas- sung stecke und wie verläßlich sie sei, sagte Bierlein. Trotz einer ungewöhnlichen und heiklen Zeit könne von Staatskrise keine Re - de sein, wies Jabloner auf die solide Bundes- verfassung hin. Bierlein dankte in diesem Parlamentsdirektion / Johannes Zinner Foto: Vizekanzler und Justizminister Clemens Jabloner bei seiner Rede Zusammenhang auch dem Bundespräsiden- ten explizit für dessen umsichtiges und ruhi- daß dort hoch komplexe politische Struktu- keit und Funktionsfähigkeit der Gerichtsbar- ges Vorgehen. ren vorherrschen. In diesem Sinne rief sie keit stärken zu wollen. Bierlein thematisierte die einmalige Situ- vor allem im Hinblick auf Personalentschei- Was den Föderalismus und die Verwal- ation, daß ihre Übergangsregierung weder dungen für die EU dazu auf, Personen mit tungsreform betrifft, wird diesen Themen direkt noch indirekt gewählt sei. Man werde fachlicher Expertise und politischem Kön- nicht jene Bedeutung zukommen, wie bei daher kein politisches Programm abarbeiten, nen vorzuschlagen und in diesem Prozeß der vergangenen Regierung, hielt Jabloner man habe auch keine Wahlversprechen um - Einigkeit zu zeigen. Denn es sei wichtig, in fest. Das heiße aber nicht, daß er keine Über- zusetzen. Auch die Tagespolitik werde nicht Brüssel weiterhin als starke Stimme wahrge- legungen dazu anstellen werde. kommentiert und man werde auf das tages- nommen zu werden. politische Kalkül verzichten. Wichtige und Parteien unterstützen absehbare politische Fragen müssten von der Jabloner: Rechtsstaat und Grundrechte Übergangsregierung kommenden Regierung beantwortet werden, sind oberste Handlungsmaxime Nach den Erklärungen von Bundeskanz- so die Kanzlerin. Diese Bundesregierung wer - Auch Vizekanzler und Justizminister Cle- lerin und Vizekanzler kam die Parteipolitik de jedoch Stabilität und Sicherheit gewähr- mens Jabloner ging auf die aktuelle Situation zu Wort. Dabei legten die RednerInnen der leisten und in diesem Sinne sei sie auch voll ein, in der die neue Bundesregierung nicht einzelnen Fraktionen die jeweilige Sichtwei - handlungsfähig. Bierlein versprach dabei auf eine gesicherte Mehrheit im Nationalrat se der jüngsten Ereignisse und der aktuellen auch, höchste Sparsamkeit walten zu lassen. zurückgreifen kann. Die Regierung stehe un - politischen Situation in Österreich dar. Der Selbstverständlich werde man die Beschlüs- ter Beobachtung des Nationalrats und des- Übergangsregierung wurde parteiübergrei- se des Parlaments mit bestem Wissen und halb gelte es, dessen Vertrauen ständig zu er - fende Unterstützung zugesichert und für die Gewissen umsetzen, so Bierlein, denn im werben. Die Bundesregierung sei jedoch Übernahme der verantwortungsvollen Auf- Hohen Haus schlage das Herz der österrei- durch den Bundespräsidenten, der vom Volk gabe gedankt. chischen Demokratie und dieses schlage hef- direkt gewählt wird, demokratisch legiti- tig und lebendig. miert. ÖVP gegen teure Wahlzuckerl Wie schon nach ihrer Angelobung bekräf- Die Handlungsmöglichkeiten sieht der in Übergangsphase tigte Bundeskanzlerin Bierlein abermals, Vizekanzler beschränkt, hält dies aber für ÖVP-Klubobmann August Wöginger einen breiten Dialog mit den politischen Par- angebracht. Jabloner sieht die Aufgabe des nahm zunächst zu dem Vorfall Stellung, der teien, der Zivilgesellschaft und den Reli- Kabinetts in einer sachkundigen Fortführung die derzeitig ungewöhnliche Regierungssitu- gionsgemeinschaften führen zu wollen. der Amtsgeschäfte, wobei es auch darum ge - ation erst ausgelöst hat. Aufgrund des un - Die Bundeskanzlerin warf in ihrer Rede he, gegebenenfalls möglichen Schaden ab - faßbaren Ibiza-Videos hätte man nicht zur auch einen Blick über die Staatsgrenzen hin- zuwenden. Man werde aber keine Initiativen Tagesordnung übergehen können und Neu- aus und versicherte, ihre Regierung werde setzen, diese sollen der nach den nächsten wahlen seien eine Notwendigkeit gewesen, die Interessen in Europa und der Welt wahr- Nationalratswahlen legitimierten Bundesre- sagte er. Daß sich in der Folge ein „rot-blau- nehmen. Österreich bleibe ein verläßlicher gierung vorbehalten bleiben, ist er sich mit er Pakt“ zum Abwählen der Bundesregie- Partner (siehe den entsprechenden Beitrag der Bundeskanzlerin einig. rung entwickelt habe, ist seiner Ansicht nach ab der Seite 8). Als Justizminister sind für ihn Rechts- einzigartig in der zweiten Republik und et - Sie verhehlte jedoch nicht, daß nach den staat und Grundrechte oberste Handlungsma - was wofür die Mehrheit der Bevölkerung Europawahlen wesentliche Weichen auf EU- xime. Besonders die Europäische Menschen- kein Verständnis habe. Ebene gestellt werden müssen – man denke rechtskonvention steht für ihn unverrückbar Die nun mit den Amtsgeschäften betraute an den Mehrjährigen Finanzrahmen, an den im Zentrum des politischen Handelns. Jablo- Übergangsregierung werde die ÖVP im Sin - Brexit und an Personalentscheidungen – und ner bekräftigte, vor allem die Unabhängig- ne der Staatsverantwortung unterstützen,

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 65 Innenpolitik versicherte der Klubobmann. Wichtig sei je - doch, schnell wieder Handlungsfähigkeit auf Regierungsebene herzustellen. Der spät an - gesetzte Wahltermin würde nun längeren Stillstand bedeuten, so Wöginger. Er appel- lierte an die Abgeordneten, das, was man während der letzten Legislaturperiode ge - meinsam auf den Weg gebracht habe, zu beschließen und sprach sich dezidiert gegen das Einbringen und den Beschluß von neuen und teuren Vorhaben, sogenannten Wahlzuk- kerl, aus. Peter Haubner (ÖVP) erinnerte daran, daß Politik und insbesondere das Parlament dazu da sei, unterschiedliche Standpunkte auszudrücken. Diese werde man bei den De - batten im Hohen Haus weiterhin stark ver- treten, betonte er. Eine Regierung, die ge - stalte und Maßnahmen setze, befürwortet ÖVP-Klubobmann August Wöginger der Mandatar gegenüber der derzeitigen aus Beamten bestehenden, die nur verwalte. Für gute und richtige Maßnahmen sprach er der Übergangsregierung jedoch die volle Unter- stützung zu. Denn Stillstand, sei in jedem Fall die schlechteste Variante für die Entwik- klung Österreichs, meinte Haubner. Wäh- rend die SPÖ in letzter Zeit nur aus Rach- sucht und Zorn gehandelt habe, habe die ÖVP-FPÖ-Regierung Österreich auf einen guten Weg gebracht, keine neuen Schulden und keine neuen Steuern fabriziert und zum ersten Mal seit 60 Jahren ein Nulldefizit er - reicht, hielt der ÖVP-Abgeordnete fest.

SPÖ strebt Sachlichkeit und Kompromißlösungen an In der Regierungskrise käme es nun ganz besonders darauf an, daß PolitikerInnen mit fOTOS. Parlamentsdirektion / Johannes Zinner fOTOS. Empathie Verantwortung übernehmen und SPÖ-Klubobfrau Pamela Rendi-Wagner im richtigen Moment die richtigen Entschei- dungen treffen, sagte SPÖ-Klubobfrau Pa - trauen der Bevölkerung in die Politik zurük- Mut bedarf, meinte er. Das freie Spiel der mela Rendi-Wagner. Dem Bundespräsiden- kzugewinnen und zu stärken, so die SPÖ- Kräfte und die Kompromissfindung bezeich- ten Alexander Van der Bellen und der Bun - Chefin. nete er als Wesen der Demokratie, von dem deskanzlerin Brigitte Bierlein, die dem be - In inhaltlicher Hinsicht sprach sich Österreich profitieren könne. reits gerecht geworden seien, sprach sie da - Rendi-Wagner für neue Regelungen bei der her ihren vollen Dank aus. Dabei betonte die Parteientransparenz und der Parteienfinan- FPÖ will beschlossene Gesetze SPÖ-Klubobfrau auch, daß es sich um ein zierung sowie für Nichtraucherschutz aus. nicht rückgängig machen historisches Novum handle, daß erstmals eine Zu dem sollte freiwilliges Engagement durch Ideologie und verschiedene weltanschau- Frau an der Spitze der österreichischen eine Freistellung von fünf Tagen mit Entgelt- liche Ansichten seien das, was das Hohe Haus Bundesregierung steht. fortzahlung unterstützt werden sowie mittels ausmacht, meinte FPÖ-Klubobmann Nor- Für die kommende Phase erhofft sich Verfassungsänderung sichergestellt werden, bert Hofer. Da man Ideologie als Leuchtturm Rendi-Wagner Sachlichkeit statt Inszenie- daß Wasser nicht privatisiert werden kann. des Handels immer brauche, sollte es ihm rung und Gespräche statt Dialoglosigkeit, Auch SPÖ-Fraktionskollege Jörg Leichtfried zufolge im Parlament in der nunmehrigen die sie in der Vorgängerregierung verortete. unterstützt diese Initiativen gegenüber einem Phase nun darum gehen, Sachpolitik in den Ein spürbares Bemühen, gemeinsame Lö - Stillstand in der Übergangsregierung. Diese Vordergrund und taktische Überlegungen sungen zu finden, habe sie in den letzten außergewöhnliche Phase des Parlamentaris - hintan zu stellen. Der Klubobmann stellte Monaten schwer vermißt. Die Hand der So - mus müsse man als Chance begreifen, um klar, daß sich die FPÖ dazu entschieden zialdemokratie sei ausgestreckt, um kon- das Leben der Menschen zu verbessern, wenn - habe, in der Koalition beschlossene Gesetze struktiv zusammenzuarbeiten und das Ver- gleich es Verantwortungsbewußtsein und nicht rückgängig machen zu wollen, das

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 66 Innenpolitik betreffe auch die Raucherregelung. Wenn diese Regelung zu Fall gebracht wird, würde das eine hohe budgetäre Belastung bedeuten, warnte er. Den Vorwurf eines „rot-blauen Pakts“ wies Hofer zurück: Eine Koalition mit der SPÖ gibt es auf Bundesebene nicht. Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein be - zeichnete Hofer als hochangesehene, fach- lich und sozial kompetente sowie zielorien- tierte Persönlichkeit. Die von ihr angespro- chenen Werte wie Verläßlichkeit, Vertrauen, Stabilität, Sicherheit und Menschlichkeit tei - le er. Ein konkreter Apell der FPÖ richtete sich an den neuen Verteidigungsminister Thomas Starlinger. Daß ein im Regierungsüberein- kommen budgetär ausfinanziertes Projekt für ein differenziertes Schulwesen einfach ge - strichen wurde, bezeichnete FPÖ-Mandatar FPÖ-Klubobmann Norbert Hofer Walter Rosenkranz als große Ungerechtig- keit, vor allem gegenüber den bereits an der Schule angemeldeten SchülerInnen. Mittels eines mehrheitlich angenommenen Ent- schließungsantrags soll der Erhalt der Si - cherheitsschule Wiener Neustadt sicherge- stellt werden. Kritik gab es seitens des FPÖ- Mandatars auch gegenüber dem „von den ÖVP-Granden getriebenen“ Parteichef Seba- stian Kurz, der sich als Opfer darstelle und sich der Debatte im Nationalrat verweigere. Die Koalition habe so viel Wichtiges weiter- gebracht, das hätte man nicht aufs Spiel set- zen sollen, meinte Rosenkranz.

NEOS sehen einmalige Chance für Reform der Parteienfinanzierung Großen Dank für die Übernahme der Ver- antwortung durch Brigitte Bierlein sprach Fotos. Parlamentsdirektion / Johannes Zinner Fotos. NEOS-Klubobfrau Beate Meinl-Reisinger NEOS-Klubobfrau Beate Meinl-Reisinger aus. Nun sei es wesentlich, daß in die politi- sche Situation Ruhe einkehre, um besonnen NEOS-Fraktionskollegin Irmgard Griss VetreterInnen wählen, nicht aber die Bun des - und abseits von Parteipolitik die Ge schicke sagte zur historisch einmaligen Situation, daß regierung. Daß diese aufgrund der Vorkomm - des Landes zu lenken, meinte sie. Dies sei das Erfordernis nach Vertrauen ganz be - nisse die Mehrheit verloren hat, sei ein nor- zwar politisches Neuland, aber auch eine sonders für die Gerichtsbarkeit gelte. Es ge - maler demokratischer Prozeß, der seiner An - einmalige Chance, um das Vertrauen der nüge nicht nur, daß Gerechtigkeit hergestellt sicht nach nicht in Frage zu stellen ist. Menschen zu stärken. Denn Verlässlichkeit wird, sie müsse auch stets sichtbar sein, so - Daß das Parlament nun Gesetze beschlies- und Vertrauen müsse nicht nur für die Regie- daß kein Anschein von Unsachlichkeit ent- sen kann, die nicht von der Regierung dik- rung, sondern auch für das Parlament gelten. stehe, so Griss. Dafür sieht sie drei Erforder- tiert wurden und wo keine Koalitionsverein- In den vergangenen Monaten habe man hier nisse: die institutionelle Unabhängigkeit, barungen das freie Spiel der Kräfte binden, viele Machtspielchen und reichlich Taktie- eine ausreichende finanzielle Ausstattung so - befürwortet er. Mit diesem „lebendigen Par- ren miterleben müssen. Dieses kleinkarierte wie die Auswahl der RichterInnen und Staats - lamentarismus“ könnten nun auch Gesetze Hick-Hack würde Meinl-Reisinger in anwältInnen nach objektiven Kriterien. beschlossen werden, die das Budget nicht be - Zukunft gerne missen und forderte ihre Poli- lasten, etwa im Bereich Tierschutz und Kli- tiker-KollegInnen dazu auf, mit klugen Liste JETZT will lebendigen maschutz. Auch die Gesetzgebung zur Par- Gesetzen und einem Bekenntnis zu Transpa- Parlamentarismus nützen teienfinanzierung ist für Zinggl ein Gebot renz dafür zu sorgen, die eigene Macht zu Dem Geschäftsführenden Klubobmann der Stunde. Zwei wichtige Elemente dabei beschränken. Außerdem sollten nun keine der Liste JETZT, Wolfgang Zinggl, war es sind für ihn die Kontrolle durch den Rech- Beschlüsse gefaßt werden, die das Budget wichtig, im Zuge der Debatte festzuhalten, nungshof sowie höhere Strafzahlungen bei belasten, so die NEOS-Klubobfrau. daß die BürgerInnen ihre parlamentarischen Überschreitungen der Wahlkampfkosten.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 67 Innenpolitik

Auch Fraktionskollegin Daniela Holzin- ger-Vogtenhuber hob die Vorteile der gegen- wärtigen Regierungssituation hervor. Nicht nur schreibe man dieser Tage Geschichte, weil es zum ersten Mal in Österreich eine Bundeskanzlerin gibt, sowie eine Bundesre- gierung, die zu gleichen Teilen aus Frauen und Männern besteht, sondern auch weil man das erste Mal von einer „echten Trennung der Staatsgewalten“ sprechen könne. Weil die Regierung frei von wahltaktischen Überlegun - gen agieren könne, sieht Holzinger-Vogten- huber auch das demokratisch gewählte Par- lament als handlungsfähiger denn je zuvor. Das Hohe Haus sollte diese „Stunde der Wahrheit“ nützen, so die JETZT-Mandata- rin. n

https://www.parlament.gv.at Parlamentsdirektion / Johannes Zinner Foto. Quelle: Parlamentskorrespondenz Der Geschäftsführende Klubobmann der Liste JETZT, Wolfgang Zinggl Demokratiewerkstatt-Profi- Schulklassen ausgezeichnet Dritte NR-Präsidentin Kitzmüller: Profi-TeilnehmerInnen können die Bedeutung von Demokratie und demokratischem Miteinander erleben. m 25. Juni wurden wieder Demokratie- Awerkstatt-Profis ausgezeichnet. Geehrt wurden die jungen Politikinteressierten aus Wien, weil sie an vier verschiedenen Schul- klassen-Workshops der Demokratiewerkstatt teilgenommen und sich dabei umfassend mit den Themen Parlament, Partizipation und Demokratie auseinandergesetzt haben. Die Übergabe der Medaillen übernahm diesmal Dritte Nationalratspräsidentin Anneliese Kitzmüller. Sie bedankte sich bei ihnen für die begeisterte Teilnahme an den Workshops der Demokratiewerkstatt. Die TeilnehmerIn- nen der Demokratiewerkstatt hätten nicht nur die Arbeit des Parlaments kennengelernt, sondern dabei auch selbst die Bedeutung von Demokratie und demokratischem Miteinan- der erleben können. „Das ist wichtig, denn ihr seid die jungen Menschen, die die Parlamentsdirektion / Raimund Appel Foto: Zukunft der österreichischen Demokratie Ehrung der Schulklassen, welche vier mal an Demokratiewerkstätten oder Workshops teilge- nommen haben. mitgestalten werden“, sagte Kitzmüller. Demokratie bedeute, ein friedliches Zu - als 112.000 SchülerInnen an den Workshops Demokratie-Profi-Auszeichnung wurde bis- sammenleben in einem Land zu ermögli - teil. Anwesend waren auch die NR-Abge- her an 244 Klassen mit etwa 5.450 Schüle- chen. Voraussetzung dafür seien gegenseiti- ordneten Wolfgang Gerstl (ÖVP) und Ste- rInnen verliehen. ger Respekt und Wertschätzung, die es er - phanie Cox (Liste JETZT) sowie die Bun - Infos zur Workshop-Anmeldung finden möglichen, daß jede Meinung gleichermas- desrätin Daniela Gruber-Pruner (SPÖ). sich auf der Website der Demokratiewerk- sen gehört wird und Mitbestimmung für alle Die Demokratiewerkstatt vermittelt Schü - statt. Und traditionell war bei dieser Feier zur möglich ist. Das werden die TeilnehmerIn- lerInnen interaktiv die Gesetzgebung und die Titelverleihung auch das Maskottchen der nen, die heute als Demokratiewerkstatt-Pro- Funktion von Gesetzen, die Rolle von Zivil- Demokratiewerkstatt, Lesco, anwesend. n fis geehrt werden, mitnehmen. gesellschaft und Medien in der Demokratie, http://www.demokratiewebstatt.at Die Demokratiewerkstatt feiert heuer ihr Wissen über die Europäische Union sowie https://www.parlament.gv.at zwölfjähriges Bestehen. Bisher nahmen mehr die Geschichte der Republik Österreich. Die Quelle: Parlamentskorrespondenz

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 68 150 Jahre Verfassungs- gerichtsbarkeit in Österreich

Das Reichsgericht (1869 bis 1918) als Vorläufer des heutigen Verfassungsgerichtshofes

as Reichsgericht der konstitutionellen DMonarchie war ein Vorläufer des Ver- fassungsgerichtshofes. Die besondere Bedeu - tung des Reichsgerichts liegt darin, daß eini- ge institutionelle Besonderheiten, die den österreichischen Verfassungsgerichtshof von anderen Verfassungsgerichten unterschei- den, bereits dort zu finden sind. Das Reichs- gericht war der erste Vertreter einer Ge - richtsbarkeit des öffentlichen Rechts für die „im Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder“ Altösterreichs („Cisleithanien“). Der Verwaltungsgerichtshof wurde erst eini- ge Zeit später, im Jahr 1876, errichtet.

Standort des Reichsgerichts am Schillerplatz Das Reichsgericht wurde mit den Staats- grundgesetzen vom 21. Dezember 1867 – der sogenannten Dezemberverfassung 1867 – © Verfassungsgerichtshof Österreich Der frühere Standort des Reichsgerichts am Schillerplatz errichtet. Es nahm seine Tätigkeit am 21. Ju - ni 1869 auf. Seinen Sitz hatte es in Wiener glieder des Reichsgerichts nicht vorgesehen. wicklung. Das Gericht war von den ersten Innenstadt, zunächst in der Bankgasse (Nr. Unvereinbarkeitsbestimmungen fehlten. Die Gesetzesbeschlüssen der Provisorischen Na - 10, dann Nr. 14), schließlich am Schiller- Mitglieder des Reichsgerichts wurden auf tionalversammlung nicht direkt betroffen, platz 4. Lebenszeit bestellt. Das Reichsgericht kannte stellte seine Arbeit aber im Dezember 1918 bereits die Funktion der so genannten ständi- ein. Mit Gesetz vom 25. Jänner 1919 wurden Hüter der Grundrechte gen Referenten, die das Gericht aus seiner die „dem ehemaligen österreichischen Reichs - Das Reichsgericht war zur Entscheidung Mitte für die Dauer von drei Jahren wählte. gerichte zugewiesenen Aufgaben“ dem neu bei Kompetenzkonflikten (z.B. zwischen Dem Vorsitzenden des Reichsgerichts kam errichteten deutschösterreichischen Verfas- Gerichten und Verwaltungsbehörden) und in ein Stimmrecht grundsätzlich nicht zu; nur sungsgerichtshof übertragen. Am 24. Febru- „streitigen Angelegenheiten öffentlichen bei Stimmengleichheit hatte auch er seine ar 1919 erfolgte schließlich die offizielle Rechtes“ berufen; dazu gehörte vor allem Stimme abzugeben. Amtsübergabe des Präsidenten des ehemali- auch die Entscheidung über Beschwerden gen Reichsgerichts, Karl von Grabmayr, an der StaatsbürgerInnen wegen Verletzung der Letzter Präsident des den Präsidenten des neuen Verfassungsge- ihnen durch die Verfassung gewährleisteten Reichsgerichts: Karl von Grabmayr richtshofes, Paul von Vittorelli, der bereits politischen Rechte. Damit war das Reichsge- Letzter Präsident des Reichsgerichts war dem alten Reichsgericht angehört hatte. richt das weltweit erste speziell zur Prüfung der Tiroler Rechtsanwalt und ehemalige Ab - von Grundrechtsverletzungen geschaffene geordnete zum Abgeordnetenhaus Karl von Der Verfassungsgerichtshof heute Gericht. Grabmayr. Grabmayr wurde 1919 zum Prä- Dem Verfassungsgerichtshof obliegt es, sidenten des (deutschösterreichischen) Ver- die Einhaltung der Verfassung zu kontrollie- Auf Lebenszeit bestellt waltungsgerichtshofes ernannt. ren. Durch seine Aufgabe als „Grundrechts- Der Präsident des Reichsgerichts und sein gerichtshof“ und seine Zuständigkeit zur Stellvertreter wurden vom Kaiser ohne Vor- Der (deutschösterreichische) Prü fung von Gesetzen und Verordnungen ist schlag, die zwölf Mitglieder und vier Ersatz- Verfassungsgerichtshof als Nachfolger er in besonderer Weise dazu berufen, der männer zu gleichen Teilen auf Grund von Nach dem Zusammenbruch der Mon - demokratisch-rechtsstaatlichen Grundord- Dreiervorschlägen der beiden Häuser des archie und der Entstehung der Republik nung Wirk samkeit zu verschaffen und ihren Reichsrats ernannt. Abgesehen vom Erfor- Deutschösterreich vorerst in den Rechtsbe- Bestand zu sichern. Der Sitz des VfGH ist dernis einer nicht spezifizierten Sachkunde stand des neuen Staates übernommen, war heute auf der Freyung 8, 1010 Wien. n war eine weitere Qualifikation für die Mit- das Reichsgericht doch eine Institution in Ab - https://www.vfgh.gv.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 69 »Burgenland Journal« Regierungsklausur

Regierungs-Fahrplan für zentrale Vorhaben: Pflegeplan, Bio-Wende, Gratis-Kinder- garten, Mindestlohn und freiwilliger zusätzliche Englischunterricht an Volksschulen

entrale Vorhaben welche die Regierung Zim kommenden Halbjahr umsetzen will, standen am 13. und 14. Juni auf der Agenda der zweitägigen Regierungsklausur im süd- burgenländischen St. Martin an der Raab. Die Regierungsmitglieder haben sich auf ein weitreichendes Arbeitspaket festgelegt: Der Fahrplan zur Umsetzung von zentralen Vor- haben wie Pflegeplan, Gratiskindergraten, Bio-Wende, Mindestlohn und der freiwillige zusätzliche Englischunterricht an Volksschu- len wurden fixiert. Landeshautmann Hans Peter Doskozil: „Wir haben bereits im Vorfeld der Regie- rungsklausur vorausgeschickt, uns darauf ver - ständigen zu wollen, welche Vorhaben und Projekte wir bis zur Landtagswahl, bis Ende des Jahres umsetzen wollen. Das haben wir bei dieser Regierungsklausur gemacht. An - Foto: Bgld. Landesmedienservice dererseits ist es mir auch wichtig, klar zu do - Regierungsklausur in St. Martin an der Raab mit den Schwerpunkten Pflege, Bildung und Mindestlohn (v.l.) Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, Landeshauptmann-Stellvertreter kumentieren, daß die Regierung im Burgen- Johann Tschürtz, SPÖ-Klubobfrau Ingrid Salamon und FPÖ-Klubobmann Geza Molnar land auch nach den Geschehnissen auf Bun - desebene genauso funktioniert, wie in den bedeutet, das ab 1. Oktober 2019 in einer Zusammenarbeit. In Sachen Sicherheit wur- letzten vier Jahren. Wir diskutieren Dinge in - Tochtergesellschaft der KRAGES die pfle- den weitere Verbesserungsschritte gesetzt, tern, gehen nach außen geschlossen und wir genden Angehörigen beschäftigt werden wie das neue, in Begutachtung befindliche arbeiten die Themen, die für das Burgenland können. Wir halten das, was wir angekündigt Feuerwehrgesetz oder das Projekt Sicher- wichtig sind, ab.“ haben, ein und setzen es um“, so Doskozil. heitspartner. Letzteres werde man flächen- Der zweite wesentliche Punkt werde der deckend burgenlandweit ausbauen. Erfreu- Pflege, Mindestlohn und Mindestlohn sein. Ein Statusbericht liege lich gut laufe auch die Wirtschaft, so Bildung zentrale Themen bereits vor. Trotz des engen zeitlichen Kor- Tschürtz: „Es gibt heuer ein Investitionsvo- Vom Zeitplan her werde man Ende Ok - setts, werde man gemeinsam daran arbeiten, lumen von 85 Millionen Euro im Burgen- tober den Auflösungslandtag haben, so Dos - die gesetzlichen Grundlagen dafür zu schaf- land. Das löst Förderungen von rund neun kozil. Darüber hinaus werde man noch den fen, damit der Mindestlohn ab 1. Jänner Millionen Euro aus.“ einen oder anderen Sonderlandtag haben, um 2020 sowohl im Landes- aber auch im lan- die zentralen Vorhaben wie im Bereich der desunmittelbaren Bereich in Kraft tritt. Salamon: Großes Programm vorge- Pflege, dem Gratis-Kindergraten, dem Min- Der dritte Bereich sei die Bildung, wo man nommen, das auch umgesetzt wird destlohn im Landes- und landesnahen Be - neben dem freiwilligen zusätzlichen Eng- „Alle Themen die wir uns vorgenommen reich oder auch den freiwilligen zusätzlichen lischunterricht an Volksschulen mit Beginn haben, arbeiten wir ab. Dafür müssen wir Englischunterricht an Volksschulen be - des nächsten Schuljahres, auch den „tatsäch- noch über 30 Gesetzesanpassungen und Än - schließen zu können. Ein ganz ein wesent- lichen, effektiven alle Zeiten und alle Alters- derungen noch machen müssen. Das haben licher Faktor sei natürlich auch der Beschluß gruppen umfassenden Gratiskindergarten um - wir auch schon gut vorbereitet“, so SPÖ- des Budgets im Dezember. Im Jänner werde setzen wird“, so Doskozil. Dieser Kindergar- Klubobfrau Ingrid Salamon. Beispiele dafür es dann einen kurzen, durch Inhalte gepräg- tenbereich werde bisher von den Gemeinden seien das Bodenschutzgesetz, das Kinderbil- ten Wahlkampf geben. „Ein kurzer Wahl- unterschiedlich gehandhabt. Künftig soll der dungs- und Betreuungsgesetz oder das Sozi- kampf, der weniger Kosten wie andere Wahl - Kindergarten zur Gänze gratis sein und zu alhilfegesetz. Es gehe um Lösungen, man kämpfe verursachen wird, ist auch für die den Ferienzeiten sollen attraktive Betreuungs - werde diese Arbeit machen und abliefern. Bevölkerung wichtig.“ In weiterer Folge wür - zeiten für die Eltern zur Verfügung stehen. Bisher habe man in diesem Jahr 132 den sich die gewählten Parteien, wie auch Gesetzesanträge beschlossen, dreiviertel da - immer die Wahlen ausgehen, wieder auf das Nächste Schritte zu von seien mit den Stimmen aller Landtags- Arbeiten für das Burgenland konzentrieren. noch mehr Sicherheit abgeordneten beschlossen worden, nur fünf Der Zeitplan in Bezug auf die Pflege Landeshauptmann-Stellvertreter Johann Pro zent, sieben Gesetze mußten mit den Stim - „wird eingehalten werden können. Das Tschürtz lobte die gute, partnerschaftliche men der Abgebordneten der Regierungspar-

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 70 »Burgenland Journal« teien beschlossen werden, so FPÖ-Klubob- rung noch vor sich habe sei sehr ambitio- dungsreform. Auch zur Bio-Wende kommt mann Geza Molnar. „Das spricht gleicher- niert. Die dafür noch zu beschließenden Ge - Zustimmung. maßen für den Arbeitseifer wie für die Qua- setze verhandle man bereits. „Wir werden im „Wenn es um die Ökologisierung der lität der Arbeit. Wenn man 95 Prozent der Jahr 2019 auf ungefähr 160 Gesetzesbeschlüs - Landwirtschaft geht, kann niemand etwas Gesetze nicht alleine als Koalition beschlies- se kommen. In den grundsätzlichen Fragen dagegen haben.“ Mit der bisherigen Bilanz sen muß, dann zeichnet das ein etwas ande- sei sich die Koalition einig. Der Zukunfts- sei man sehr zufrieden, und das, was die res Bild, wie es die Opposition darzustellen plan Pflege habe seine Wurzeln im Koali- Regierung noch vor habe, könne sich se hen versucht.“ Das Programm, das die Regie- tionsübereinkommen, ebenso die Besol- lassen, so Molnar. n Budapest: Burgenland-Empfang

Der jährliche Empfang in der Residenz der Österreichischen Botschaft ist ein Symbol des Zusammenwirkens und des Miteinanders Bei einem „Burgenland-Empfang“ in der Residenz der Österreichischen Botschaft in Budapest traf Landeshauptmann Hans Peter Doskozil gemeinsam mit Landesrat Christi- an Illedits am 19. Juni 2019 an der Spitze einer burgenländischen Delegation mit zahl- reichen Persönlichkeiten aus Politik, Wirt- schaft, Verwaltung und Kultur sowie mit hochrangigen Vertretern des Diplomatischen Corps zu informellen Gesprächen zusam- men. Im Mittelpunkt dieses bereits traditio- nellen Sommerfestes, das vom Joseph- Haydn-Brass musikalisch umrahmt wurde, standen die Pflege bestehender Kontakte sowie die Vertiefung der guten Beziehungen. „Diese Beziehungen zwischen Österreich und Ungarn insgesamt und zwischen dem Burgenland und Ungarn im Speziellen sind etwas Besonderes. Dieses Sommerfest in der Foto: Bgld. Landesmedienservice österreichischen Residenz hier in Budapest v.l.: Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, László Mosóczi, Ungarns Staatssekretär für ist deshalb ein Symbol dieses Zusammen- Verkehrspolitik, Botschafterin Elisabeth Ellison-Kramer und Landesrat Christian Illedits beim wirkens und des Miteinander. Bereits im bereits traditionellen Sommerfest in der Österreichischen Residenz in Budapest Vorfeld dieses Empfanges bin ich mit Dr. László Mosóczi, dem ungarischen Staatsse- kretär für Verkehrspolitik, zusammengetrof- fen. Diese guten Kontakte mit Ungarn sind uns sehr wichtig, denn wir leben in der glei- chen Region im Zentrum Europas. Es ist deshalb wesentlich, daß wir uns zu diesem gemeinsamen Europa bekennen, es auch leben und aus unserer gemeinsamen Vergan- genheit lernen. Ich danke daher den Mitar- beiterinnen und Mitarbeitern der österreichi- schen Botschaft hier in Budapest - mit Bot- schafterin Mag. Ellison-Kramer an der Spit- ze - für die Förderung dieser Beziehungen in unserer Region, für die Verbundenheit mit dem Burgenland, für die Verdienste um ein freundschaftliches und partnerschaftliches Miteinander. Diese bilaterale Zusammenar- beit wird auch hinkünftig für das Burgenland Botschaft Budapest Foto: Österreichische Ein Blick auf einen Teil der vielen Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und von vorrangiger Bedeutung sein“, so Lan- Kultur sowie hochrangige Vertreter des Diplomatischen Corps, die der Einladung des Landes deshauptmann Hans Peter Doskozil. n Burgenland gefolgt sind

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 71 »Burgenland Journal« Mehr Ärzte für das Burgenland

Ab Herbst jährlich fünf kostenlose Studienplätze für BurgenländerInnen – Land, KRAGES und Danube Private University vereinbaren Kooperation

m die wohnortnahe ärztliche Versor- Ugung für die Zukunft abzusichern, wird es im Rahmen einer Kooperation des Landes Burgenland und der KRAGES mit der Danube Private University (DPU) in Krems ab dem Wintersemester 2019/20 jährlich fünf ko- stenlose Studienplätze für BurgenländerInnen geben. Die entsprechende Vereinbarung wur - de am 19. Juni von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil gemeinsam mit KRAGES-Ge - schäftsführer Harald Keckeis und der Füh- rung der DPU präsentiert. Laut aktuellen Daten der Burgenländi- schen Gebietskrankenkasse gehen in den nächsten Jahren 60 Prozent der Allgemein- medizinerInnen des Burgenlands in Pension. Ebenso besteht bei FachärztInnen für Anäs-

thesiologie und Intensivmedizin, Allgemein- Foto: Bgld. Landesmedienservice chirurgie, Orthopädie und Traumatologie, v.l.: Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, DPU-Präsidentin Hon.-Prof. Brigitte Wagner- Innere Medizin sowie Kinderheilkunde ver- Pischel, Robert Wagner, Direktor für wissenschaftliche Koordination der DPU, und KRAGES- Geschäftsführer Harald Keckeis stärkter Bedarf. Das Land Burgenland hat bereits eine Reihe von Maßnahmen gesetzt, genländischen Gesundheitspolitik – denn der DPU zu studieren. Die Abwicklung und um die wohnortnahe ärztliche Versorgung erst mals bietet das Burgenland für Burgen- Finanzierung erfolgt durch eine interne Re - nachhaltig abzusichern – darunter die Ein- länder finanzierte Medizin-Studienplätze an, gelung zwischen Land und DPU bezüglich richtung der Akutordinationen, Förderungen die in der Folge auch im Burgenland arbei- Studiengebühren – „teilweise durch eine Ko - für Medizinstudierende und Turnusärzte so - ten werden“, so der Landeshauptmann. stenreduktion, teilweise werden uns Studien- wie eine eigene Ordinationsförderung. Eigentlich sei die Schaffung von Medi- plätze gratis zur Verfügung gestellt, aber die Um aber bereits bei der Ärzteausbildung zin-Studienplätzen Sache des Bundes – da - Kosten trägt jedenfalls das Land Burgen- anzusetzen und AbsolventInnen von Medizin - bei sei es vor allem ein Problem, daß viele land“, so Doskozil. studien künftig an das Burgenland zu „bin- Mediziner aus EU-Staaten auf Kosten des Das Auswahlverfahren für die Bewer- den“, kommt nun ein neues, attraktives An - Steuerzahlers ausgebildet werden, danach berInnen führt die Danube Private University gebot hinzu: Auf Basis einer Kooperation aber nicht in Österreich arbeiten: „Das ist aber nach den geltenden Kriterien durch. Zum zwischen dem Land Burgenland, der Bur- eine Aufgabenstellung der Bundesregierung. Zug sollen pro Jahrgang die jeweils Bestge- genländischen Krankenanstalten GmbH Wir haben jetzt für das Burgenland einen im reihten kommen. Danach trifft das Land (KRAGES) und der Danube Private Univer- Bundesländervergleich völlig neuen Weg ein - Burgenland mit den Nominierten eine ver- sity (DPU) in Krems werden ab Herbst jähr- geschlagen, mit der wir unserer eigenen Ver- tragliche Vereinbarung, daß sie nach Absol- lich fünf kostenlose Studienplätze für junge antwortung für die Absicherung der wohn- vierung ihres Studiums fünf Jahre lang den BurgenländerInnen zur Verfügung gestellt, die ortnahen ärztlichen Versorgung gerecht wer- Arztberuf im Burgenland ausüben müssen – bereit sind, nach ihrer Ausbildung als Haus- den“, betont der Landeshauptmann: „Für die entweder in einer burgenländischen Kran- arzt oder Facharzt mit Kassenvertrag im Bur - Umsetzung dieses Projektes haben wir mit kenanstalt oder als KassenvertragsärztIn im genland oder in einer burgenländischen der DPU einen renommierten Partner gefun- Landesgebiet. Krankenanstalt tätig zu sein. den, der eine hochwertige Ausbildung garan- tiert.“ Zusammenarbeit von KRAGES und DPU Die Kooperationsvereinbarung Konkret betrifft die Kooperation zwi- Ab dem Wintersemester 2019/20 wird es „Wir haben mit der Danube Private Uni- schen Land Burgenland und DPU, die mit 1. außerdem eine enge Zusammenarbeit zwi- versity eine Kooperationsvereinbarung ge - Juli 2019 in Kraft tritt, den Konsekutiven schen KRAGES und DPU in Sachen For- troffen, die gestern auch bereits in der Lan- Bachelor- und Masterstudiengang Human- schung und Lehre geben – vor allem bei den desregierung beschlossen wurde. Sie gibt medizin an der DPU Krems mit einer Studien - klinischen Praktika. Denn im Rahmen der uns seitens des Landes Burgenland die Mög- dauer von 6 Jahren (plus 2 Toleranzseme- sechsjährigen Grundausbildung in Human- lichkeit, bereits ab Herbst 2019 pro Jahr fünf ster). Fünf BurgenländerInnen jährlich be - medizin im Bachelor- und Masterstudien- Studierende an diese Privatuniversität zu no - kommen ab dem Studienjahr 2019/20 – also gang sind mehrere Praxis-Module zu durch- minieren. Das ist ein Meilenstein in der bur- ab Oktober – die Möglichkeit, kostenlos an laufen: Studierende der DPU können den

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 72 »Burgenland Journal« praktischen Unterricht künftig auch in Abtei- lungen der KRAGES-Krankenhäuser im Bur - Leistbares Wohnen in hoher Qualität genland absolvieren. ÄrztInnen der KRA- GES können zudem in die Erstellung von Masterthesen eingebunden werden. KRAGES-Geschäftsführer Harald Kek- keis erläutert: „Für die KRAGES ist die Ver- einbarung mit der Danube Private University ein großer Schritt. Wir vernetzen unsere Standorte damit mit einer weiteren renom- mierten Lehreinrichtung. Wir erwarten uns einerseits einen Austausch von Studenten, aber auch, daß wir zukünftig ärztliches Per- sonal für unsere vier Standorte bekommen. Wir erwarten uns aber auch insgesamt eine Attraktivierung unserer Standorte, insbeson- dere für unser Leitspital im Süden, das Kran- kenhaus Oberwart. Moderne medizinische und pflegerische Infrastrukturen treffen hier auf die typisch burgenländische Art der per-

sönlichen Zusammenarbeit.“ Keckeis stellt Foto: Bgld. Landesmedienservice außerdem in Aussicht: „Perspektivisch ge - v.l.: Gemeinderätin Andrea Gottweis, Bürgermeister Kurt Maczek, Wohnbau-Landesrat Hein- plant ist ein Trainingscenter der Privatuniver - rich Dorner, Karin Zauber Lohmeyer (Sprecherin Bürgerinitiative „Housing for all“), Günter Schütter (Bürgerinitiative „Housing for all“), Alfred Kollar, Obmann der Oberwarter Siedlungs- sität am Standort Oberwart.“ genossenschaft (OSG) und Vizebürgermeister Franz Rechberger Sie sei sich sicher, „daß mehr Ärzte im Burgenland ihren beruflichen Standort als ohnen muß leistbar sein und bleiben: Wohnbauförderung zuständig war, Rosen: Landärzte oder Ärzte in der KRAGES fin- WIn diesem Punkt sind sich sowohl „Wir haben im letzten Jahr die Wohnbauför- den werden“, erklärt DPU-Präsidentin Hon.- Wohnbau-Landesrat Heinrich Dorner und derung neu beschlossen, einen Sozialzuschlag Prof. Brigitte Wagner-Pischel und verweist OSG-Direktor Alfred Kollar als auch die Ge - eingeführt. Sowohl die Baulückenschließung auf einen Ausbildungsschwerpunkt für Zahn - meindevertretung in Pinkafeld mit Bürger- als auch Abrisse werden gefördert. Wir star- ärzte an der DPU im vergangenen Jahrzehnt: meister Kurt Maczek und Vizebürgermeister teten eine Wohnbau- und Informationsinitia- „Recht viele davon sind bereits im Burgen- Franz Rechberger einig. Bei der gemeinsamen tive. Die Förderansuchen sind dadurch um land in eigener Praxis tätig, das wollen wir Pressekonferenz sagte Bürgermeister Mac- 100 Prozent gestiegen. Wir können stolz auf auch in der Humanmedizin auf den Weg zek: „Auf dem ehemaligen Areal der Kaser- das Burgenland sein: Es gibt die niedrigsten bringen.“ Die DPU werde „ein internationa- ne Pinkafeld wurde ein Branchenmix zu- Mietzinsen im Bundesländervergleich. Das les Netzwerk mit anerkannten Wissenschaft- sammengebracht, es gibt Reihenhäuser, Start - Burgenland steht an erster Stelle.“ lern aus ganz Europa hier hinbringen.“ wohnungen sowie leistbares Wohnen.“ Die Karin Zauber Lohmeyer, Sprecherin der Oberwarter Siedlungsgenossenschaft ist seit Bürgerinitiative „Housing for all“, setzt sich Voraussetzungen für das Stipendium 1964 Partner in Pinkafeld, wo nun zwei Drit- dafür ein, daß Wohnen bezahlbar sein und Voraussetzung für die Gewährung des tel des Kasernenareals gekauft wurden, um bleiben muß. Ihre Forderungen: Stipendiums sind eine mindestens zweijähri- Wohnungen zu errichten. m der Zugang zu leistbarem/sozialen Woh- ge durchgehende Hauptwohnsitzmeldung im Der OSG-Obmann wies auf die Initiative nen darf nicht durch die EU beschränkt Burgenland, österreichische Staatsbürger- „Housing for all“ hin: „Für uns, die Ober- werden, schaft oder gleichgestellt, die Anmeldung zum warter Siedlungsgenossenschaft, ist es eine m Investitionen von Gebietskörperschaften Zulassungsverfahren auf der Homepage der Selbstverständlichkeit, daß wir der Be - im Bereich des leistbaren Wohnbaus müs - DPU, die Bereitschaft zur Absolvierung des völkerung leistbares Wohnen zur Verfügung sen von den Maastricht-Kriterien ausge- Bewerbungs- und Auswahlverfahrens sowie stellen. Wir stehen hinter der Initiative. Mit nommen werden, ein entsprechender Antrag beim Amt der Bur - der Wohnbauförderung wird leistbares Woh- m Gemeinnützige Wohnbauträger müssen genländischen Landesregierung. Förde- nen geschaffen.“ Wichtig ist Kollar auch: Finanzmittel zu verbesserten Konditionen rungswürdig ist, wer sich dazu verpflichtet, „Wir schaffen Wohnraum für Jedermann.“ von der europäischen Investitionsbank innerhalb von sechs Monaten nach Abschluß Sein Dank gilt aber auch „den 151 Gemein- erhalten, der Ausbildung zur Ärztin/zum Arzt für All- den im Burgenland, die das möglich ma - m Kurzzeitvermietungen von Wohnraum gemeinmedizin oder zur Fachärztin/zum Fach- chen.“ Stellvertretend dankte er Bürgermei- über digitale Plattformen müssen gerecht arzt in einer burgenländischen Krankenanstalt ster Kurt Maczek für die gute Zu sam men - auf europäischer Ebene geregelt werden, oder als Kassenvertragsärztin/-arzt im Land arbeit aller Gemeinden mit der OSG. m um den Wohnbedarf in den europäischen Burgenland tätig zu werden und diese ärztli- Der Wohnbau-Landesrat und das Land Regionen darstellen zu können, müssen che Tätigkeit mindestens fünf Jahre im Bur- Bur genland stehen für leistbares Wohnen. entsprechende Daten europaweit standar- genland aufrecht zu erhalten. n Dorner streute dabei seinem Vorgänger, Alt- disiert erhoben werden. n https://www.krages.at/ Landeshauptmann Hans Niessl, der für die https://www.housingforall.eu/at/

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 73 »Burgenland Journal« #politik-er-leben

LTP Dunst: »Interesse an politischen und gesellschaftlichen Prozessen sind unbezahlbare Erfahrungen und aus demokratiepolitischer Sicht enorm wichtig.« Foto: Landesmedienservice Burgenland Landtagspräsidentin Verena Dunst (Mitte links) stellte gemeinsam mit den Projektpartnern die Demokratie-Offensive vor.

en Landtag und politische Zusammen- plan Geschichte und Sozialkunde/Politische des außerschulischen Praktikums als Guides Dhänge den Menschen näherbringen und Bildung abgestimmt sind. Die Themen rei- einzubinden. Auch für Erwachsene sollen zur aktiven Teilnahme an der Politik einla- chen von den politischen Parteien und direk- die Landhausführungen attraktiver gestaltet den – um diese Ziele zu erreichen, startete ten Formen der Partizipation bis hin zur werden. Landtagspräsidentin Verena Dunst eine um - Macht von Zivilgesellschaften. Die Module Dunst: „Es gibt bereits bestehende Ange- fassende Demokratie-Offensive unter dem enthalten jeweils kurze Informationsteile. Im bote wie Live-Stream, Informationen über Titel #politik-er-leben. Gelingen soll das mit Anschluss finden sich Arbeitsaufträge in Gesetzesvorlagen oder die Gebärdensprache einem Bündel an Maßnahmen und Veran- Form von offenen Fragen oder Diskussions- bei Landtagssitzungen. Aber wir wollen staltungen, so Dunst, die im Rahmen einer und Interpretationsaufgaben, die in Einzel- mehr: einen neuen, modernen, einladenden Pressekonferenz am 12. Juni die Koopera- oder Teamarbeit bearbeitet werden können. und serviceorientierten Web-Auftritt, der alle tionspartner und die Eckdaten zu dem Pro- Ziel ist es, für die Jugendlichen möglichst in - Burgenländerinnen und Burgenländer einla- jekt vorstellte. „Die von mir initiierte Demo- formative und interaktive Informationen zur den soll, aktiv an der Politik mitzuwirken – kratie-Offensive soll den Landtag und politi- Verfügung zu stellen, die ihr Interesse an po - an dieser neuen ,Demokratie-Homepage‘ sche Zusammenhänge den Menschen aller litischen Fragen und das Verstehen von wird derzeit intensiv gearbeitet. Wichtig ist Altersgruppen im Land näherbringen. Sie Zusammenhängen und Wirkungsweisen von mir aber auch das Landhaus mehr zu öffnen sol len wissen, warum sie am demokratischen politischen Entscheidungen wecken. Mit und dazu gehören unbedingt zielgruppen- Entscheidungsprozeß aktiv teilnehmen, wie Schulbeginn 2019/2020 soll das Konzept spezifische, altersgerechte Führungen im man politische Debatten führt und welche implementiert werden. Landhaus die über den Landtag im Burgen- Rechte sie haben“, so Dunst. Als Projektpart - land, die Politik und die Geschichte des Bur- ner fungieren die Fachhochschule Burgen- Neues Besucherprogramm genlandes informieren.“ land, die Pädagogische Hochschule, die Aka- für alle Altersgruppen demie Burgenland, die Bildungsdirektion und In Zukunft werden Führungen im Land- Informationsabende und Diskussions- die Burgenländischen Volkshochschulen. haus für jede Altersgruppe speziell gestaltet. veranstaltungen in Gemeinden Durch deren Mitwirkung sind die Arbeiten Durch ein neues Besucherprogramm sollen Um das Politikverständnis in der Bevöl- für das Projekt bereits weit gediehen. Die alle Altersgruppen – vom Kindergartenkind kerung zu verbessern, wird es in Zusammen- Projektleitung übernimmt Doris Wagner. bis hin zu Senioren über den Landtag im arbeit mit den Volkshochschulen Burgenland Burgenland, die Politik und Geschichte des Diskussionsveranstaltungen und Informa- Demokratieportal für SchülerInnen Burgenlandes informiert werden. Es werden tionsabende rund um die Themen Politik und Die Bildungsdirektion Burgenland und spezielle Führungsprogramme für Kinder- Demokratie in Gemeinden geben. Dazu wird die Pädagogische Hochschule Burgenland garten- und Volksschulkinder ausgearbeitet. die Volkshochschule Burgenland neue Kon- arbeiten an einem neuen Demokratieportal, Für SchülerInnen der Sekundarstufe sind zepte entwickeln. worauf SchülerInnen über die LMS Plattform ebenfalls spezielle Führungen geplant und es Weitere Details zum Demokratie-Paket (Lernen mit System) zugreifen können. Ge - wird bereits daran gearbeitet Studierende an werden in den kommenden Wochen präsen- plant sind sechs Module, die auf den Lehr- der Pädagogischen Akademie im Rahmen tiert. n

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 74 »Burgenland Journal« Neue Volksschule für Bruckneudorf ie ehemalige Konservenfabrik in Bruck - Dneudorf wird für künftige Verwen- dungszwecke umgebaut und saniert. Das un - ter Denkmalschutz stehende Objekt soll in Zukunft für 134 Kinder als Volksschule die- nen. In einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bildungslandesrätin Daniela Winkler, Bil - dungsdirektor Heinz Zitz, OSG-Geschäfts- führer KommR Dir. Alfred Kollar und Bür- germeister Gerhard Dreiszker wurde das Pro - jekt am 19. Juni dort vorgestellt. „Es freut mich, daß hier auf diesem Gelände ein zu - kunftsweisendes Projekt entsteht. Das ist eine ganz wichtige Investition in die Bildung und damit in die Zukunft der Kinder, die die - se Schule besuchen werden“, so Winkler. Als Bauträger fungiert die Oberwarter Siedlungs - genossenschaft – OSG. Die Gesamtkosten Foto: Bgld. Landesmedienservice werden sich auf rund 10. Mio. Euro belau- v.l.: Bildungsdirektor Heinz Zitz, Bürgermeister Gerhard Dreiszker, Bildungslandesrätin Danie- la Winkler und OSG-GF KommR Dir. Alfred Kollar nach der Pressekonferenz fen. Der Schulbetrieb soll 2021/2022 starten. Es entsteht eine Volksschule mit acht neudorf ein ausgezeichnetes Umfeld für eine der Leitha. Von der Gemeinde Bruckneudorf Klassen, die auf zehn erweiterbar ist und in positive Entwicklung geboten werden. und dem Bundesland indem sie eigentlich der eine Musikschule integriert wird. Außer- Davon bin ich felsenfest überzeugt.“ leben, erfahren die Kinder in der Schule rela- dem werden zwei Klassen für eine Ganztag- Bürgermeister Gerhard Dreiszker: „Der- tiv wenig. Darum freut es mich umso mehr, schule mit Nachmittagsbetreuung, ein Spei- zeit werden die Kinder unserer Gemeinde in daß in Zukunft die Kinder unserer Gemeinde sesaal, ein Turnsaal und Kreativräume ge- Niederösterreich in der Gemeinde Bruck an die Volksschule besuchen können und unter baut. Der Außenbereich wird ebenfalls neu ge - der Leitha unterrichtet. Die Schülerinnen und anderem die Geschichte des Burgenlandes staltet. Winkler: „Den Schülerinnen und Schü - Schüler lernen dort die Geschichte von Nie - und ihrer Heimatgemeinde lernen.“ n lern wird in dieser neuen Volkschule Bruck - derösterreich und der Gemeinde Bruck an http://www.bruckneudorf.eu/ Eisenstadt: Abbiegeassistenten für städtische LKW ie österreichweit vermehrt auftretende DZahl von Abbiegeunfällen im „toten Win kel“ von LKW nahm sich Eisenstadt zum Anlaß, die LKW der städtischen Wirtschafts- betriebe mit sogenannten Abbiegeassisten- ten auszustatten. Drei Fahrzeuge sind nun mit dem neuen System unterwegs. „Die Ver- kehrssicherheit liegt uns sehr am Herzen. Auch wenn in Eisenstadt noch kein städti- sches Fahrzeug in so einen Unfall verwickelt war, haben wir gehandelt und aktiv in die Aufrüstung unserer wichtigsten LKW inve- stiert“, erklärt Bürgermeister Thomas Steiner. Die neuen Abbiegeassistenten überwa- chen den toten Winkel auf der rechten Fahr- zeugseite und sorgen für höhere Sicherheit der VerkehrsteilnehmerInnen. Eine Seiten- kamera überwacht einen definierten Bereich entlang der Seite des Fahrzeugs. Sobald das System durch Einlegen des Blinkers akti- Foto: Magistrat der Landeshauptstadt Freistadt Eisenstadt Bürgermeister Steiner läßt sich das System des Abbiegeassistenten im städtischen LKW erklären. viert wird und eine Bewegung stattfindet, warnt das System optisch (Kamerabild) und pro Fahrzeug. Die drei Fahrzeuge des städti- freue mich, daß wir damit einen weiteren akustisch (Lautsprecher) den Fahrer. schen Bauhofs, die am meisten in der Stadt Beitrag zur Verkehrssicherheit leisten kön- „Die Aufrüstung der LKW durch einen unterwegs sind wurden in den vergangenen nen“, so der Bürgermeister abschließend. n Abbiegeassistenten kostet rund 2.000 Euro Wochen mit dem System ausgestattet. Ich http://www.eisenstadt.at/

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 75 »Burgenland Journal« Ruster Kids on the Lake – leben und segeln am See n der letzten Juniwoche startete diese IInitiative des Burgenländischen Yacht- clubs und der boats2sail Academy, die auch von der Stadt Rust unterstützt wird. 20 Kin- der der zweiten Schulstufe der neuen Mittel- schule Rust bekamen die Gelegenheit mit er - fahrenen Trainern auf schnellen Booten der Boats2Sail Academy erste Segelerfahrungen zu sammeln. Die Kinder hatten großen Spaß und auch ein Flautentag konnte die gute Stimmung nicht trüben und wurde für Stand Up Paddel Bewerbe genutzt. Die Vision die- ses Projektes ist es, allen Kindern aus Rust und Umgebung den Segelsport nahezubrin- gen, Barrieren abzubauen und langfristig den einen oder anderen Teilnehmer in den Kader des sportlich sehr er folgreichen Bur- genländischen Yacht Clubs einzubauen.

Gerold Stagl (Bürgermeister Stadtge- Foto: Burgenländischer Yacht-Club meinde Rust): „Es ist uns wichtig, daß unse- v.l.: LH Hans Peter Doskozil, LR Christian Illedits, Wilhelm Falb (Oberbootsmann BYC), Dieter re Jugendlichen verschiedene Aktivitäten am Conrad (Präsident BYC), Markus Hiebeler (Boat2Sail) mit den Kindern der Opti-Trainings- See erlernen. Dieses Projekt soll einen Dau- gruppe des BYC erhafte Einrichtung werden und jedem reden und auch ganz klar den Yachtclub für Clemens Kruse (Sportdirektor BYC): Ruster Schüler drei Jahre lang die Möglich- alle öffnen. Die Schüler sollen die Liebe „Die Jugendlichen sollen so viele Wasserta- keit bieten Segeln zu lernen.“ zum See und zum Segelsport finden. Mit der ge wie möglich erleben, dann kommt der Dieter Conrad (Präsident BYC): „Wir boats2sail academy haben wir den idealen Spaß am Segeln ganz von allein.“ n wollen hier Fakten setzen, anstatt nur zu Partner für die Umsetzung gefunden.“ https://www.byc.at/ Die Welt der Operette neu entdecken ie Seefestspiele Mörbisch veranstalte- Dten im Jahr 2018 mit „Gräfin Mariza“ erstmalig eine Operettenaufführung in abge- änderter Form speziell für Kinder und Ju - gendliche. Mehr als 2.000 SchülerInnen durften dabei eine musikalische Reise erle- ben und das einmalige Ambiente kennenler- nen. Ein anschließender Blick mit Führun- gen hinter die Kulissen sorgte bei den Jüng- sten für zusätzliches Staunen. Nach diesem enormen Interesse erwartete die SchülerIn- nen bei den Seefestspielen Mörbisch 2019 mit „Das Land des Lächelns“ ein weiteres Operetten-Highlight. „Es ist ganz wichtig, dem neuen Publi- kum von morgen schon heute das Genre der Operette auf diese einzigartige und eindrucks - volle Art und Weise näher zu bringen. Wir wollen den Schülerinnen und Schülern des- halb auch in Zukunft dieses nachhaltige Er - Foto: Landesmedienservice Burgenland lebnis ermöglichen und so ihr Interesse für Landesrätin Daniela Winkler und Bildungsdirektor Heinz Josef Zitz mit und den Kindern der die Aufführungen bei den Seefestspielen Volksschulen Andau, Neufeld an der Leitha und Olbendorf bei den Seefestspielen Mörbisch Mörbisch wecken“, betonte die Bildungslan- In zehn Vorstellungen erleben die rund Die wunderbaren Musiknummern von Franz desrätin am 24. Juni 2019 im Rahmen einer 2500 Gäste die Liebesgeschichte zwischen Le hár und den launigen Erzählungen brin- Aufführung von „Das Land des Lächelns“ dem Wiener Mä del Lisa und dem chinesi- gen den Kindern den Inhalt von „Das Land für Kinder der Volksschulen Andau, Neufeld schen Prinzen Sou-Chong. Als Erzähler führt des Lächelns“ näher. n an der Leitha und Olbendorf. Autor Gernot Kranner durch die Handlung. https://www.seefestspiele-moerbisch.at/

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 76 »Burgenland Journal« Fröhlich, was da lebt in Ost und West

Die Evangelischen Pfarrgemeinde A.B. Rechnitz unter Pfarrer Carsten Marx und Kurator Josef Reiter luden zum Gustav-Adolf-Fest nach Rechnitz Foto: Landesmedienservice Burgenland Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (10.v.r.), Landtagspräsidentin Verena Dunst (5.v.l.), Rechnitzs Bürgermeister Martin Kramelhofer (8.v.r.), Landtagsabgeordneter Christian Drobits (6.v.r.), Grünen-Landessprecherin und Landtagsabgeordnete Regina Petrik (7.v.r.), Fest- predigerin Prälatin Gabriele Wulz (7.v.l.), Bischof Michael Chalupka (4.v.l.), Pfarrer Carsten Marx (9.v.r.), Superintendent Manfred Koch (9.v.l.), Pfarrerin und Obfrau des GA Zweigvereins Burgenland, Ingrid Tschank (r.) sowie weitere Offizielle nach dem Festakt in Rechnitz

as Gustav-Adolf-Fest der Evangelischen die Frage, ob der Landeshauptmann fröhlich Nach den Interviews und Grußworten DPfarrgemeinden im Burgenland wurde sei, antwortete er: „Ich bin ökumenisch auf- wurde auch noch der neue Bischof der Evan- 20. Juni – zu Fronleichnam – in Rechnitz un - gewachsen, meine Mutter ist evangelisch, gelischen Kirche A.B., Michael Chalupka ter dem Motto „Fröhlich, was da lebt in Ost mein Vater katholisch. Für mich ist ,Ost/ auf die Bühne gebeten. Er tritt sein Amt offi- und West!“ gefeiert. Ausgerichtet wurde es West‘ schon eine Frage der Betrachtungswei - ziell als Nachfolger von Michael Bünker am von der Evangelischen Pfarrgemeinde A.B. se. Überall leben Menschen. Sie haben im mer 1. September 2019 an: „Ich bin eigentlich Rechnitz unter Pfarrer Carsten Marx und die gleichen Ziele, sie möchten gesund sein, noch Bischofslehrling, aber schon gewählter Kurator Josef Reiter. Nach dem Gottesdienst eine Altersversorgung haben und es soll ihnen Bischof. Es ist wunderbar, daß es so viele wurden die Ehrengäste, an der Spitze Lan- gut gehen. Aus diesem Blickwinkel ist ,Ost/ Traditionen in Österreich gibt“, scherzte Cha - deshauptmann Hans Peter Doskozil und West‘ gar nicht so unterschiedlich.“ Erst da - lupka. Und was macht ihn fröhlich? „Zur Landtagspräsidentin Verena Dunst, begrüßt nach antwortete er auf die Frage und meinte Fröhlichkeit gehört Übung, ich werde dem- und die Festansprachen durchgeführt. Teil dazu: „Fröhlichkeit ist, wenn man privat und nächst noch mehr Zeit mit meiner Tuba ver- des Festes war ein Geistliches Konzert mit beruflich erfolgreich ist. Es liegt an der bringen.“ dem Berliner Vokalkreis in der evangeli- Grundeinstellung, positiv zu denken.“ Die Ausrichtung eines Gustav-Adolf-Fe - schen Kirche in Rechnitz. Die Landtagspräsidentin antwortete dar- stes ist für jede Pfarrgemeinde eine große Eine Führung beim Mahnmal Kreuzstadl auf: „Wenn ich höre, wie es in anderen Län- Herausforderung. „Sie ist ein wunderbares in Zusammenarbeit mit R.E.F.U.G.I.U.S. dern auf der Welt zugeht, weiß ich nicht, wie Geschenk und ein Grund zum Danken. Durch stand ebenfalls auf dem Programm. Auch die man bei uns nicht fröhlich sein kann. Es geht jedes Fest wachsen unsere freundschaftli - Jahreshauptversammlung des burgenländi- uns so gut, wir alle können fröhlich darüber chen Kontakte und wir stärken unseren schen Gustav-Adolf-Vereines (GAV) wurde sein.“ Und Grünen-Landessprecherin und Glauben“, sagte Pfarrer Carsten Marx beim durchgeführt. Landtagsabgeordnete Regina Petrik meinte Fest in Rechnitz. n Landeshauptmann und Landtagspräsiden - dazu: „Zusammenhalten ist noch immer bes- https://evang-bgld.at/ort/rechnitz/ tin wurden in Diskussionsrunden nach dem ser. Ich bin ein fröhlicher Mensch und höre http://www.refugius.at/ Festgottesdienst auf die Bühne gebeten. Auf gerne Melodien oder singe diese auch.“ http://www.rechnitz.at/

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 77 »Burgenland Journal« Land Burgenland kauft Synagoge Kobersdorf

Wichtiges historisches Baudenkmal soll generalsaniert werden und anschließend Raum für Ausstellungen, Konzerte, Symposien und vor allem für eine lebendige Auseinandersetzung mit dem jüdischen Erbe des Burgenlandes bieten.

nmittelbar vor dem 160jährigen Jubi- Uläum erwirbt das Land Burgenland die Synagoge Kobersdorf und plant eine umfas- sende Sanierung und Adaptierung als Veran- staltungsstätte. Bei der Synagoge, deren fei - erliche Einweihung am 11. April 1860 statt- fand, handelt es sich um eines der wenigen erhaltenen Zeugnisse jüdischen Lebens im Burgenland. Das Gebäude steht auch sinn- bildlich für das Schicksal der jüdischen Mit- bürgerInnen – insbesondere in der Zeit des Na tionalsozialismus – und soll in Zukunft gleichermaßen Veranstaltungsstätte wie Mahn mal sein. „Uns ist das kulturelle und vor allem das jüdische Erbe im Burgenland ein besonderes Anliegen“, betont Landes- hauptmann Hans Peter Doskozil.

Große Bedeutung für jüdische Gemeinde „Wir wissen, daß die Synagoge für die jüdische Gemeinde von äußerst großer Be - deutung ist. Ich bin mir sicher, daß wir mit dem Kauf der Synagoge einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt eines wirklich wichtigen Foto: Bgld. Landesmedienservice und bedeutenden historischen Gebäudes bei- Die Synagoge Kobersdorf soll generalsaniert werden tragen, das viel mehr ist als nur altes Gemäu- er“, so Doskozil. auch am historischen Gebäude begonnen hin die Funktion eines Mahnmals ausüben. Zuspruch erhält der Landeshauptmann werden. Anschließend soll ein Sanierungs- Das Gebäude soll nach der erfolgten Ge - auch von der Israelitischen Kultusgemeinde konzept erarbeitet und die Synagoge gene- neralsanierung entsprechend der Intention Wien (IKG): „Die Israeltische Kultusge- ralsaniert werden. Ziel der Restaurierung ist der vormaligen Besitzer ein Kultur-, Wissen- meinde Wien als zuständige Kultusgemeinde die Erhaltung der historischen Bausubstanz, schafts- und Bildungszentrum mit einem auch für das Burgenland begrüßt den auf konservatorische Maßnahmen an den origi- Schwerpunkt auf regionaler jüdischer Kultur Initiative von Landeshauptmann Doskozil nalen Mauern, die Sanierung des Daches, die und Geschichte sein und einen regelmäßigen erfolgten Kauf des Gebäudes der ehemaligen statische Sicherung und die Durchführung Veranstaltungsbetrieb (geführt von der lan- Synagoge Kobersdorf, dem einzigen noch notwendiger Wiederherstellungsmaßnahmen deseigenen Kulturbetriebsgesellschaft) ent- existierenden freistehenden Synagogengebäu - im Innen- und Außenbereich. Diese behutsa- falten. Geplant sind Kooperationen mit ver- de der ,Sieben Jüdischen Gemeinden‘ des men konservatorischen Maßnahmen haben schiedenen Institutionen. Burgenlandes. Es wird damit nicht nur ein den Zweck, möglichst viel Originalsubstanz Die Synagoge von Kobersdorf soll ein wichtiger Beitrag zur Erinnerungskultur ge - zu retten und die begonnene Form einer al - sichtbares Zeichen dafür sein, daß das Land leistet, sondern gerade in Zeiten eines stei- terswertigen Restaurierung fortzuführen. Burgenland sich seiner jüdischen Wurzeln, genden Antisemitismus auch durch die ge - Die Arbeiten erfolgen wie bisher in enger seiner jüdischen Traditionen und seiner Ver- plante kulturelle Verwendung das wichtige Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt. antwortung für die jüdischen Opfer aus der und richtige Zeichen gesetzt“, kommentiert Ziel ist es, das Gebäude so weit wie möglich Zeit des NS-Terrors bewußt ist. IKG-Präsident Oskar Deutsch. in den ursprünglichen Zustand zu versetzen. Die Restaurierung wird mehrere Jahre in Dadurch soll die historische Aussagekraft der Anspruch nehmen. Die baulichen Maßnah- Die Zukunft Synagoge – als sichtbarer Zeitzeuge einer men werden von der BELIG – Beteiligungs- Bereits in den nächsten Wochen soll mit grausamen historischen Epoche – nicht zer- und Liegenschafts GmbH durchgeführt. n Erstmaßnahmen sowohl am Grundstück als stört werden und das Gebäude auch weiter- http://www.ojm.at/gemeinden/kobersdorf/

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 78 »Burgenland Journal« Historische Kostümführung in Eisenstadt

»Luigi Tomasini« erzählt von Joseph Haydn Foto: Magistrat der Landeshauptstadt Freistadt Eisenstadt Bereits die Generalprobe für die Kostümführung war ein Erfolg: Klaus Leitgeb alias „Luigi Tomasini“ führte bereits Stadtführerkolleginnen und Mitarbeiterinnen des Tourismusverbands Eisenstad. Auch Bürgermeister Thomas Steiner zeigte sich von der Führung beeindruckt. er Todestag von Joseph Haydn jährt narik). Treffpunkt ist gegenüber vom Schloß schwingte Auftritte. Die Musik ist zeitlos Dsich heuer zum 210. Mal. Die Stadt Esterházy, eine Anmeldung beim Tourismus- und verbreitet immer Frohsinn und Heiter- Eisenstadt hat deshalb das ganze Jahr 2019 verband Eisenstadt Leithaland ist erforder- keit. dem großen Meister gewidmet. Auch zahl- lich: [email protected] oder reiche Organisationen und Musikgruppen 02682 / 67390. Haydn in allen Facetten beteiligen sich an diesem Gedenkjahr. Etwas Der Name des großen Komponisten zieht ganz besonderes hat sich der Tourismusver- Neue Wege: Haydn jazzt sich wie ein roter Faden durch Eisenstadt. band Eisenstadt Leithaland einfallen lassen: durch die Fußgängerzone Nicht nur Chor, Orchester und andere Musi- Spezielle historische Kostümführungen – die Rund um den 210. Todestag am 31. Mai kensembles, Museen, Organisationen und erste fand am 14. Juni statt. 2019 gab es besondere Veranstaltungen: Institutionen setzen mit Joseph Haydn aus- Die historische Altstadt von Eisenstadt Sowohl im Joseph Haydn Konservatorium einander, sondern auch ein Eiskunstlaufwett- und ihre Bauwerke haben vieles zu erzählen, als auch in der Bergkirche gab es klassische bewerb und diverse Mehlspeisen tragen den bei einer Stadtführung werden diese Ge - Konzerte im Gedenken an Joseph Haydn. wohlklingenden Namen. schichte so richtig lebendig. Besonders bei Eine andere Facette wurde am 15. Juni, in „Das Jahr 2019 hat sich ganz dem Geden- den abendlichen Kostümführungen mit der Innenstadt geboten: Die New Orleans ken an den großen Komponisten verschrie- Luigi Tomasini – erster Geiger der Hofka- Dixielandband von Wolfgang Friedrich hat ben. Der Blumenschmuck der Stadt steht da - pelle der Esterházys und enger Freund von Werke von Haydn verjazzt und wird diese her auch ganz im Zeichen von Joseph Haydn Joseph Haydns – erwarten die Teilnehmer bei ihrem Konzert als „Walking Act“ in der und beinhaltet sein Lieblingsobst – die Überraschungen aus der Barockzeit. Fußgängerzone darbringen. Das Hauptin- Pomeranze – als besonderes Element“, er - strument der Band – ein „Sousaphon“ – klärt Bürgermeister Thomas Steiner. Diese Termine wurde anläßlich eines Konzertaufenthaltes Zierpflanze ist eine Orangensorte und kann m Freitag, 26. Juli 2019 in New Orleans angeschafft und es ist seit in gekochter Form (zum Beispiel als Marme- m Samstag, 31. August 2019 dieser Zeit möglich, so wie in New Orleans, lade) auch gegessen werden. Beim am 1. m Freitag, 27. September 2019 auch ohne Strom bei allen Veranstaltungen Mai 2018 enthüllten Haydn-Denkmal in der Jeweils um 18.30 Uhr, Dauer ca. 120 Minu- aufzutreten. Die Band formiert sich je nach Bürgerspitalgasse wurden kürzlich die ersten ten, MindestteilnehmerInnen 15 Personen, Engagement immer wieder neu und garan- Bäume gepflanzt. n Kosten: € 23,- (inkl. Wein und kleiner Kuli- tiert dadurch abwechslungsreiche und be - http://www.eisenstadt.at/

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 79 »Burgenland Journal« Best of Burgenland 2019

Weinprämierung Burgenland – Präsentation der Landessieger am 5. Juni im Schloß Esterházy in Eisenstadt Foto: LK Burgenland / Martina Lex Alle Gewinner der Weinprämierung 2019 mit Präsident Nikolaus Berlakovich, Landesrätin Astrid Eisenkopf, Weinbaupräsident Ök.-Rat Andreas Liegenfeld, Weinkönigin Tatjana I., Weinprinzessin Laura und weiteren Ehrengästen. ieses Jahr wurden 1.701 Proben (2018: D1.617 Proben) zur Weinprämierung Bur - genland eingereicht. Davon wurden 695 Weine mit einer Goldmedaille ausgezeich- net. Eine Besonderheit dieses Jahr war die Prämierung von 17 Landessiegern, durch die Erweiterung der Kategorie „Rosé-Wein“. Im Burgenland wird eine Weingartenfläche von rund 13.100 Hektar bewirtschaftet, wobei auf 56 Prozent der Rebfläche Rotwein und auf 44 Prozent Weißwein erzeugt werden.

Neue Kategorie »Rosé« Mit der neuen Kategorie „Rosé“ werden heuer erstmals 17 Landessieger ausgezeich-

net. Mit dem Jahrgang 2018 durften heuer Foto: LK Burgenland / Magdalena Kaiser zum ersten Mal Weine unter der Herkunfts- Landwirtschaftskammer-Präsident Nikolaus Berlakovich gratuliert Bettina und Erich Scheibl- bezeichnung „Rosalia DAC“ in Verkehr ge - hofer, den Inhabern des gleichnamigen »Weinguts des Jahres 2019«. bracht werden, welche unter anderem als nen Kategorien vertreten war, von klassi- gezeichnete Qualität der burgenländischen „Rosé“ verarbeitet werden. Lediglich im Rah - schen Weißweinen bis vollmundigen Rot- Weine. Die Landesweinprämierung ist Grad- men des Weststeiermark DAC ist es ebenso weinen. messer und Standortbestimmung für die hei- gestattet, Roséweine mit spezifischer Her- mischen Winzerinnen und Winzer. Die hohe kunft in Verkehr zu bringen. Das Weingut Aushängeschild der burgen- Anzahl der eingereichten Weine zeigt die Be - Scheiblhofer wurde, wie bereits 2012 und ländischen Landwirtschaft deutung dieser Prämierung für die heimische 2017, mit dem Titel „Weingut des Jahres „Der Wein ist das Aushängeschild der Weinwirtschaft“, so NR Nikolaus Berlako- 2019“ prämiert. Aufgefallen ist der Betrieb burgenländischen Landwirtschaft. Hervorra- vich, Präsident der Landwirtschaftskammer, Allacher Vinum Pannonia, da das Weingut gend ausgebildete, kreative und moderne anläßlich der Landessiegerpräsentation am mit insgesamt 6 Finalweinen in 6 verschiede - Winzerinnen und Winzer stehen für die aus- 5. Juni im Schloß Esterházy in Eisenstadt.

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 80 »Burgenland Journal«

Berlakovich weiter: „Burgenlands Weine sind national und international top. Sie fin- den sich bei verschiedensten Weinbewertun- gen immer wieder auf Spitzenplätzen. Seit 1966 wird die Landesweinprämierung veran - staltet. Sie bietet den heimischen Winzerin- nen und Winzern eine große Bühne zur Prä- sentation ihrer Weine. Burgenländische Wei - ne sind Botschafter des gesamten Landes. Sie repräsentieren aber auch die Besonder- heiten jeder einzelnen Region. Burgenländi- sche Winzerinnen und Winzer leisten einen wichtigen Betrag zur Stärkung der Regionen und der regionalen Wirtschaft.“

Zufrieden mit dem Jahrgang 2018 Foto: Weingut Scheiblhofer / steve.haider.com Foto: Weingut „Der Jahrgang 2018 stellt sowohl quanti- Weingut Scheiblhofer, »Hall of Legends« für Lagerung in Barriquefässern und exklusive Events tativ als auch qualitativ sehr zufrieden. Der frühe Erntebeginn im August geht in die Ge - ger Erfahrung in unseren Betrieben beweist BesucherInnen ihre Weineindrücke vertie- schichte ein und stellte die Betriebe teilweise einmal mehr die Spitzenposition der Burgen- fen. vor kellertechnische Herausforderungen. ländischen Weinwirtschaft“, so Ökonomierat „Den Mitarbeitern der Burgenländischen Auf die verfrühte Rebblüte im Mai folgten Andreas Liegenfeld, Weinbaupräsident. Landwirtschaftskammer danken wir zur gu - ein heißer Juni und Juli, wobei lediglich im Gespannt wartete eine Vielzahl von Win- ten Organisation und Durchführung der Lan- Juni noch einige Niederschläge zu verzeich- zerInnen und WeinliebhaberInnen im Schloß desweinprämierung. Wir freuen uns, daß der nen waren, während sich der Juli eher trok- Esterházy auf die Präsentation des Ergebnis- Ruf der burgenländischen Qualitätsweine ken gestaltete. Ein milder September berei- ses der diesjährigen Weinprämierung. Als national und auch auf internationaler Ebene, tete ideale Voraussetzungen für die Lese, so Moderatorin trat wieder die Organisatorin auch durch Veranstaltungen wie die Wein- daß diese weitestgehend Anfang Oktober ab - der Burgenländischen Weinprämierung und prämierung Burgenland, immer bekannter geschlossen war. Der Jahrgang präsentiert Geschäftsführerin des Burgenländischen wird und möchten dazu unseren Weinbaube- sich mit sehr fruchtigen und sortentypischen Weinbauverbandes, Verena Klöckl, auf. Vor trieben recht herzlich gratulieren“, so Präsi- Weinen mit dichtem und elegantem Körper. der Bekanntgabe der Landessieger hatten die dent Berlakovich und Weinbaupräsident Lie- Die reife und ausgewogene Säure unterstützt Gäste die Möglichkeit, alle Finalweine der genfeld abschließend. die Fruchtigkeit, während der moderate Al - jeweiligen Sortengruppe zu verkosten und Die Organisatoren bedanken sich bei koholgehalt für angenehmen Trinkgenuß sich selbst ein Bild ihres persönlichen Lan - allen Sponsoren für die Unterstützung. n sorgt. Die Kombination aus jungen Winzer- dessieger-Favoriten zu machen. Nach der https://bgld.lko.at/ talenten mit Top-Ausbildung und langjähri- Präsentation der Landessieger konnten die https://www.scheiblhofer.at/ Foto: Weingut Scheiblhofer / steve.haider.com Foto: Weingut Die modernen Verkostungsräumlichkeiten des Weinguts Scheiblhofer in Andau bei Nacht

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 81 »Burgenland Journal« Wie man Hasen jagt

Das neue Programm des Güssinger Kultur Sommers 2019 Foto: Bgld. Landesmedienservice Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (6.v.r.) mit Intendant Frank Hoffmann (7.v.r.), Bürgermeister Vinzenz Knor (6.v.l.), Vizebürgermeister Alois Mondschein (2.v.r.), Güssings Burgherr Gilbert Lang (r.) sowie allen Verantwortlichen und Darstellern auf der Burg Güssing

ie man Hasen Jagt“, ein Stück von WGeorge Feydeau, feierte am 22. Juni Premiere auf der Burg Güssing. Die Proben dazu wurden bereits im März begonnen, da - mit die Darsteller maximale Sicherheit in ihren Rollen erlangten, um sich am Premie- renabend und bei allen Folge-Vorstellungen ganz und gar der Lust am Theaterspiel hin- geben zu können. Für Landeshauptmann Hans Peter Doskozil war es die Premiere als Landeshauptmann, als Kulturlandesrat war er bereits 2018 dabei. „Voriges Jahr war es eher noch ein Kennenlernen, es gab viele organi- satorische Fragen zu beantworten.“ Er klärte bei der Präsentation der Komödie am 7. Juni auch auf, welche Rolle der Kulturbereich in der Zu kunft spielen wird. Gleichzeitig si - Foto: Bgld. Landesmedienservice cherte er Intendanten Frank Hoffmann und Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (r.) und Intendant Frank Hoffmann seinem Team zu, daß man sich in Güssing weiterhin Zukunft keine Sorgen um die fi - Vizebürgermeister Alois Mondschein war Weitere Termine auf der Burg Güssing: nanzielle Unterstützung machen müsse. zu Scherzen aufgelegt: „Ich finde es toll, daß 5., 6., 12., 13., 19. und 20. Juli „Hier steckt viel persönliches Engagement es einen aktuellen politischen Bezug im Stück Auch heuer schließen sich an die Serie drinnen. Ein guter Grund, sich das Stück gibt. Ich lese da von einem Raucherzim- der Theater-Vorstellungen auf der Burg Güs- auch anzusehen.“ Doskozil war bei der Pre- mer“, schmunzelte er in Anspielung auf die sing wieder eine Reihe von Veranstaltungen miere am 22. Juni selbst anwesend. auf Bundesebene seit vielen Monaten ge - mit erstklassigen Künstlern und Ensembles Das Bühnenbild wurde wieder von Nor- führte Debatte um generelles Rauchverbot in an: bert Arturo gestaltet. „Ich bin jedes Jahr er - der Gastronomie. Nebenbei bedankte er sich m Klapa Neverin: 3. August, 19.30 Uhr: staunt, was mir dazu einfällt. Die Idee ist beim Landeshauptmann, daß dieser sich da - Heiliggeistkirche Stegersbach immer gleich vorhanden, das Bühnenbild für einsetzt, daß es in Güssing schon bald m Margret’s Musi: 10. August, 19.30 Uhr: steht zu 98 Prozent.“ Und Güssings Bürger- kein „Rotes“ (Kultursommer) und „Schwar- Freilichtmuseum „Ensemble“ Gerersdorf meister Vinzenz Knor ernannte seinen Inten- zes“ (Burgspiele)-Theater mehr geben wird, m „Sir“ Oliver Mally & Martin Gasselsber- danten Frank Hoffmann bei der Pressekonfe- sondern in Zukunft in Güssing auf allen Ebe- ger: 17. August, 19.30 Uhr: Freilichtmu- renz zum „Ehrenbürger des Südburgen- nen parteipolitisch unabhängig zusammen- seum „Ensemble“ Gerersdorf lands“. „Es ist erstaunlich und lobenswert, gearbeitet werden soll. m Cécile Verny / Johannes Maikranz: 7. Sep - was Du im Süden machst. Ein Dankeschön Das Programm: „Wie man Hasen jagt“, tember, 19.30 Uhr: Freilichtmuseum ergeht auch an Landeshauptmann Hans Peter eine Komödie von Georges Feydeau. Regie: „Ensemble“ Gerersdorf n Doskozil für die finanzielle Unterstützung.“ Frank Hoffmann. http://www.kultursommer.net/

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 82 »Burgenland Journal« Lust auf Theater | 2019/2020

Die neue Spielsaison in den Kulturzentren

m Herbst startet in den Kulturzentren des ILandes Burgenland die neue Theatersaison mit einem erneut vielfältigen Programm für Erwachsene und Kinder. Die neue Saison bringt insgesamt 28 Theater-Produktionen an 90 Spielterminen und viele Stars der öster- reichischen und internationalen Bühnenwelt ins Burgenland. In gewohnter Weise wird ein thematischer Bogen rund um rasante Komö- dien, klassisches Sprechtheater und Musik- bzw. Tanztheater gespannt. Kunterbunte Stücke und märchenhafte Musicals lassen auch das jüngste Publikum in die spannende Welt des Theaters eintauchen. Lust auf Theater – Unter diesem Motto bieten die Kulturzentren an vier Standorten ein flächendeckendes Theaterangebot im ge - samten Burgenland. Die Vielfalt dieser Spar- te wird auch in der Saison 2019/2020 sicht- bar gemacht. Mit bekannten Stücken und namhaften Akteuren verspricht die kommen- de Spielzeit ein Fest für TheaterliebhaberIn- nen zu werden. Ihrer wichtigsten Aufgabe, dem ganzen Burgenland leistbare Kultur für Jung und Alt vor die Haustüre zu bringen, kamen die Kul- turzentren auch in der vergangenen Saison mit Begeisterung nach. Neben Theatervorstel- lungen für Erwachsene ist es auch ein zen - trales Anliegen, Theatererlebnisse für Kin- der, Kindergärten und Schulen anzubieten. Das Interesse in der Spielzeit 2018/19 war groß: insgesamt rund 48.600 Gäste besuch- ten die Vorstellungen an den Standorten Ei - senstadt, Raiding, Oberschützen und Güssing. „Seit Jahrzehnten sind die Theatervor- KBB – Kultur-Betriebe Burgenland GmbH / Peter Reichert Foto: Die Posse mit Gesang „Einen Jux will er sich machen“ – der Nestroy-Klassiker – mit Christian stellungen der Kulturzentren fixer Bestand- Spatzek wird für gute Unterhaltung sorgen. teil des burgenländischen Kulturlebens. Es ist mir ein großes Anliegen, der Bevölkerung für eine verläßliche und ökologische Ener- Kulturgenuß von Nord bis Süd“,sagt Energie auch weiterhin ein vielfältiges und spannen- gieversorgung – wir bemühen uns auch Burgenland Vorstandsvorsitzender Michael des Kulturprogramm anbieten zu können – einen Beitrag zur Lebensqualität im Land zu Gerbavsits. und das in nächster Umgebung“, so Landes- leisten. Daher führen wir eine bereits lang- hauptmann Hans Peter Doskozil. jährig bestehende Tradition fort und sind Die neue Theatersaison 2019/2020 Daß die Theatervorstellungen wie ge wohnt Partner der Kulturzentren Burgenland. Wie In der Saison 2019/2020 warten zahlrei- energiegeladen über die Bühnen gehen, ist die Kulturzentren, bieten auch wir unseren che starke Theatererlebnisse auf die Gäste: durch die langjährige Kooperation mit der Kundinnen und Kunden ein vielseitiges An - Die Vielfalt der Sparte Theater wird mit Energie Burgenland möglich. Die Partner- gebot, mit dem wir ihre Wünsche und Be - einem abwechslungsreichen Programm im schaft verbindet bereits seit dem Jahr 2000 dürfnisse abdecken wollen. Was uns zudem Bereich Sprech- und Musiktheater für den landesweiten Energiedienstleister und verbindet, ist die Nähe zu den Kundinnen Erwachsene und unterhaltsamen (Mitmach-) den flächendeckenden Kulturversorger. und Kunden: Wir sind mit sieben Kunden- Theaterstücken für Kinder und Familien aus- „Als Landesenergiedienstleister liegen centern im ganzen Land immer in der Nähe gedrückt. Ebenso werden wie bereits in der uns die Burgenländerinnen und Burgenlän- unserer Kundinnen und Kunden, die Kultur- Vergangenheit Theaterstücke für Schulklas- der am Herzen. Deshalb sorgen wir nicht nur zentren agieren auch landesweit und bieten sen und Kindergärten aufgeführt.

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Theater für Erwachsene Die Kulturzentren setzen seit über 40 Jahren auf ein abwechslungsreiches Theater- programm. Bereits 1978 wurde mit Unter- stützung der Arbeiterkammer Burgenland das erste Abonnement angeboten, das mittler- weile zu einem fixen Bestandteil des burgen- ländischen Kulturangebots geworden ist. In der Spielzeit 2019/2020 werden die Standorte Eisenstadt, Oberschützen und Güs - sing erneut zum Schauplatz eindrucksvoller Theaterabende mit herausragenden Produk- tionen. Eine Saison lang können Be sucherIn - nen der Kulturzentren einen bunten Mix aus Schauspiel und Musiktheater genießen. „Das neue Saisonprogramm der Kultur- Betriebe Burgenland zielt mit einem ab - wechslungsreichen Theaterangebot auf ein breites Publikum. Unser Theaterprogramm »Die Wahrheit« – Beziehungskomödie nach Florian Zeller bietet dem Publikum in nächster Nähe und zu leistbaren Preisen eine größtmögliche Programmvielfalt: von Klassikern der Welt- literatur über unterhaltsame Stücke und Komödien bis hin zu Musicals der Spitzen- klasse“, so Dietmar Posteiner, Geschäftsfüh- rer der Kultur-Betriebe Burgenland. Unter dem Motto „Es darf gelacht wer- den“ bescheren amüsante Komödien mit herrlicher Situationskomik heitere Theatera- bende. So spielt z.B. Daniel Glattauers Ko - mödie „Vier Stern Stunden“ mit aktuellen Reizthemen. Auch der Nestroy-Klassiker „Einen Jux will er sich machen“ mit Christi- an Spatzek wird für gute Unterhaltung sor- gen. Herrliche Situationskomik bieten hin- gegen die Stücke „Schmetterlinge sind frei“ oder „Freundschaftsspiel“ – beides Produk- tionen der Neuen Bühne Wien. Foto: KBB – Kultur-Betriebe Burgenland GmbH / Foto: Marina MaiselKBB – Kultur-Betriebe Burgenland GmbH / Jan Friese Foto: Im Bereich Tanztheater verspricht die ful- »Die Schneekönigin« – Familienmusical nach Hans Christian Andersen minante Irish Dance Show „Timeline“ pure Energie. Die Zusatzveranstaltung „Fred staltungen sollen das Interesse des jungen Vier Produktionen stehen in der neuen Astaire – ein Leben für den Tanz“, eine Publikums für die Welt des Theaters nach- Saison auf dem Programm. Hommage an den amerikanischen Lein- haltig fördern. wandstar, wird mit viel Musik und beein- Kindergartentheater druckenden Choreographien ebenso für Schultheater Das Kindergartentheater in den Kultur- einen unvergeßlichen Abend sorgen! Theater mit Klasse: Ein spezielles Pro- zentren fasziniert die kleinsten Gäste ab 3 Aber auch Schauspiel-Klassiker stehen am gramm für Volksschulen sorgt für besondere Jahren. Das junge Publikum wird auch in der Programm. So öffnet sich unter anderem der Theatererlebnisse gemeinsam mit den Klas- neuen Saison lustige und spannende Aben- Vorhang für Dürrenmatts „Die Physiker“, senkameraden. Insgesamt 43 Mal hebt sich teuer zum Mitsingen und Mitmachen auf der Arthur Millers „Tod eines Handlungsreisen- der Vorhang für Schultheater- Vorführungen: Theaterbühne erleben können. In der Ad - den“ oder Schillers „Kabale und Liebe“. Das Kinderstück „Ginpuin“ thematisiert auf ventzeit steht mit „Es hat sich halt eröffnet“ 14 verschiedene Produktionen stehen ab liebevolle Weise das Anderssein; „Peter ein klingender Adventkalender am Pro- Herbst 2019 auf dem Spielplan. Pan“ erzählt die berühmte Kindergeschichte gramm. vom Erwachsenwerden und mit „Die Schöne Musiktheater zum Mitmachen ist indes Theater für Kinder und das Biest“ wird ein zauberhaftes Mär- das Mira Lobe-Stück „Valerie und die Gute- Seit 1988 wird in den Kulturzentren Jahr chenmusical zur Aufführung gebracht. Lu - Nacht-Schaukel“. für Jahr ein buntes Theaterprogramm für stiges Draufgängertum und Abenteuer sind Zwei Produktionen stehen in der neuen Kinder angeboten. Speziell auf die jeweilige hingegen die Ingredienzen von Mozarts Saison auf dem Programm. n Altersgruppen abgestimmte Theaterveran- Singspiel „Die Zauberflöte“. https://kultur-burgenland.at/

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 84 Wirtschaft Moderates Wachstumstempo

Optimismus in der heimischen Wirtschaft, trotz erneut steigender Heraus- forderungen im Exportgeschäft – BIP-Anstieg für Österreich unverändert mit 1,4 Prozent für 2019 und 1,3 Prozent für 2020 erwartet

ie Talfahrt der Konjunkturstimmung in DÖsterreich hat ein zumindest vorläufi- UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator Österreich ges Ende gefunden: „Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator ist im Mai auf 2,2 Punkte gestiegen. Erstmals seit sieben Monaten hat sich die Stimmung in der öster- reichischen Wirtschaft wieder verbessert“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Nach dem deutlichen Ab - schwung ausgehend vom Konjunkturhöhe- punkt rund um den Jahreswechsel 2017/18 pendelt sich die heimische Wirtschaft nun auf ein moderateres Wachstumstempo ein. „Die Inlandsnachfrage, insbesondere die Kon sumenten, tragen derzeit das Wirt- schaftswachstum in Österreich. Durch die Abschwächung der Weltwirtschaft ist jedoch in den vergangenen eineinhalb Jahren viel Schwung verloren gegangen. Die Wachs- tumsraten haben sich von rund 3 Prozent Trendwende dar, läßt jedoch zumindest auf Gestützt auf die positive Verbraucher- rund um den Konjunkturhöhepunkt daher eine Stabilisierung der Konjunkturstimmung stimmung hält der Optimismus im Dienstlei- mittlerweile halbiert. Dieses ruhigere Tem - nach einer langen Abschwungsphase schlie- stungssektor kaum vermindert an. Am Bau po, das etwa der Höhe des Potenzialwachs- ßen. Maßgeblichen Anteil daran hat die gute hat sich die Stimmung angesichts voller Auf- tums entspricht, dürfte die heimische Wirt- Stimmung unter den heimischen Konsumen- tragsbücher sogar erneut verbessert und er - schaft jedoch beibehalten“, so Bruckbauer. ten, die im Mai sogar den höchsten Wert des reicht ebenfalls ein Jahreshoch. „In den ein- laufenden Jahres erreicht hat. zelnen Sektoren der österreichischen Wirt- Stabilisierung der Dazu haben die weiterhin rückläufige schaft hat sich die Stimmung im Mai zu - Konjunkturstimmung Arbeitslosigkeit, die höhere Lohndynamik meist verbessert. Selbst die heimische Indu- Die erstmalige Verbesserung des UniCre- sowie leicht unterstützende fiskalische Ak - strie hat erstmals seit drei Monaten wieder dit Bank Austria Konjunkturindikators seit zente, unter anderem durch den Familienbo- an Zuversicht gewonnen, trotz der erneuten über einem halben Jahr stellt zwar keine nus Plus beigetragen. Verschlechterung des Exportumfelds. Der In -

Österreich Konjukturprognose Prognose 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020

Wirtschaftswachstum (real, Vdg. z. Vorjahr) 1,8 2,9 0,7 0,0 0,7 1,1 2,0 2,6 2,7 1,4 1,3

Industrieproduktion (real, Vdg. z. Vorjahr) 7,0 6,7 0,1 0,8 1,1 2,4 2,5 4,2 3,8 2,5 2,0

Privater Konsum (real, Vdg. z. Vorjahr in %) 1,0 1,3 0,5 -0,1 0,3 0,4 1,4 1,4 1,6 1,5 1,33

Investitionen (real, Vdg. z. Vorjahr in %) *) -2,6 6,6 0,9 1,6 -0,4 2,3 4,3 3,9 3,4 2,3 1,2

Inflationsrate (Vdg. zum Vorjahr in %) 1,9 3,3 2,4 2,0 1,7 0,9 0,9 2,1 2,0 1,7 1,9

Arbeitslosenquote (nationale Definition) 6,9 6,7 7,0 7,6 8,4 9,1 9,1 8,5 7,7 7,4 7,43

Beschäftigung (Vdg. zum Vorjahr in %) **) 0,8 1,9 1,4 0,6 0,7 1,0 1,6 2,0 2,5 1,8 0,8

Öff. Haushaltssaldo (in % des BIP) ***) -4,4 -2,6 -2,2 -2,0 -2,7 -1,0 -1,6 -0,8 0,1 0,1 0,2

Öffentliche Verschuldung (in % des BIP) 82,7 82,4 81,9 81,3 84,0 84,7 83,0 78,2 73,8 71,4 69,0

*) Bruttoanlageinvestitionen **) ohne Karenzgeldbezieher, Präsenzdiener und Schulungen ***) eigene Schätzung Quelle: UniCredit Research

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 85 Wirtschaft dikator für die internationale Industriestim- Auswirkungen auf die heimische Export- zent im Jahresdurchschnitt 2018 erwarten mung ist auf den niedrigsten Wert seit Som- wirtschaft hat sich angesichts der andauern- wir allerdings nur noch eine Verringerung auf mer 2013 gesunken“, meint Bank Austria den Verunsicherung durch die Handelspoli- 7,4 Prozent für 2019“, so Pudschedl. Bisher Ökonom Walter Pudschedl. Während sich in tik der USA mittlerweile deutlich reduziert. erwarteten die Ökonomen der UniCredit den europäischen Ländern zumeist eine Das Risiko einer US-Rezession im Jahr 2020 Bank Austria eine Arbeitslosenquote von 7,3 leichte Aufwärtstendenz zeigt, stellen aktuell ist weiterhin evident und wird das Wachstum Prozent im Jahresdurchschnitt 2019. die Entwicklungen in den USA sowie eini- auch in Österreich belasten. Im Jahr 2020 ist gen Schwellenländern die österreichische in Österreich unter den schwierigen interna- Inflation bleibt niedrig Exportwirtschaft vor erhöhte Belastungen. tionalen Rahmenbedingungen nur mehr mit Aufgrund des energiepreisbedingt niedri- einem Wirtschaftswachstum von 1,3 Prozent geren Starts ins Jahr 2019 wird die durch- Privater Konsum trägt zu rechnen. schnittliche Teuerung im ersten Halbjahr Wachstum in Österreich 2019 auf 1,7 Prozent sinken, nach 2,0 Pro- In der heimischen Wirtschaft zeigen sich Arbeitsmarkt beginnt zent im Gesamtjahr 2018. Der Auftrieb nach der Abschwächung des Wirtschafts- langsamere Konjunktur zu spüren durch den Ölpreis wird in den kommenden wachstums im ersten Quartal 2019 auf 1,4 Die Abschwächung der Konjunktur zu Monaten voraussichtlich weiter abnehmen. Prozent im Jahresvergleich nunmehr Anzei- Jahresbeginn wirkt sich zeitverzögert nun Damit wird die Inflation niedrig bleiben. „Wir chen für eine Stabilisierung der Konjunktur. auf dem heimischen Arbeitsmarkt aus. Auf- erwarten, unterstützt durch den Ölpreis, ei - „Der Abwärtstrend scheint gestoppt. Das grund des nachlassenden Beschäftigungs- nen Rückgang der Inflation im Jahresdurch- Wirtschaftswachstum wird sich in den kom- wachstums ist seit dem Frühjahr die Anzahl schnitt 2019 auf 1,7 Prozent. Der kräftige menden Monaten etwa auf dem Niveau vom der Arbeitslosen nach saisonbereinigten Da - Konsum wird jedoch in Österreich erneut für Jahresbeginn bewegen, getragen von der In - ten sogar wieder angestiegen. Die Arbeitslo- eine um etwa drei Zehntel höhere Inflation als landsnachfrage, insbesondere dem Konsum. senquote, die zwischenzeitlich auf 7,3 Pro- im Euroraum sorgen“, erwartet Bruck bauer. Damit erwarten wir ein Wirtschaftswachs- zent saisonbereinigt gesunken war, liegt zur Trotz des 2020 schwächeren Wirtschafts- tum von 1,4 Prozent im Jahr 2019“, meint Jahresmitte bei 7,4 Prozent. „Trotz der Ver- wachstums sollte sich die Teuerung auf 1,9 Pudschedl. langsamung der Konjunktur wird sich im Prozent erhöhen, da nachfrageseitig von et - Die Aussicht auf eine mögliche leichte Jahresvergleich der Rückgang der Arbeitslo- was Druck nach oben auszugehen ist. n Er holung der Weltwirtschaft mit positiven sigkeit auch 2019 fortsetzen. Nach 7,7 Pro- https://www.bankaustria.at WIFO: Robuste Binnenwirtschaft stützt die Konjunktur in Österreich

ach einer Verlangsamung der Dynamik junkturtest des Ös terreichischen Instituts für terreich weiterhin mäßig und ließ im April ge - Nder Weltwirtschaft im Laufe des Vor- Wirtschaftsforschung WIFO vom Mai sind genüber dem Vormonat sogar etwas nach. Als jahres expandierte diese im I. Quartal 2019 die Unternehmen trotz Eintrübung seit dem bedeutendster Preistreiber zeigten sich er - mäßig. Im Einklang damit schwächte sich Konjunkturhöhepunkt Ende 2017 und An - neut die Ausgaben für Wohnung, Wasser und das Wachstum der heimischen Exporte leicht fang 2018 nach wie vor zuversichtlich. Im Energie sowie für Restaurants und Hotels. ab. Die Binnenwirtschaft stützt die österrei- Konsumentenvertrauen halten einander die chische Konjunktur. Das BIP stieg in Öster- positiven und pessimistischen Einschätzun- Inflation, VPI und HVPI reich im I. Quartal 2019 gegenüber dem Vor- gen gemäß der jüngsten Befragung die Waa - Die Inflationsrate mißt die Veränderung quartal um 0,4 %. ge. Einen spürbar pessimistischeren Aus- der Verbraucherpreise gegenüber dem Vor- Im I. Quartal 2019 dürfte die Weltwirt- blick geben u. a. der Uni-Credit-Bank-Aus- jahr. Der Verbraucherpreisindex (VPI) ist ein schaft nur mäßig expandiert haben, wobei tria-Einkaufsmanagerindex sowie Unsicher- Maßstab für die nationale Inflation. Der Har- die Entwicklung regional sehr unterschied- heitsindikatoren wieder. monisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) ist lich verlief. Im Euro-Raum und in den USA Die Konjunkturabkühlung beginnt sich die Grundlage für die vergleichbare Messung wuchs das reale Bruttoinlandsprodukt, in ei - nun auch auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar der Inflation in der EU und für die Bewer- nigen Schwellenländern hingegen schwäch- zu machen, wenngleich die Situation immer tung der Preisstabilität innerhalb der Euro- te sich die Konjunktur weiter ab. Das Wachs - noch günstig ist. Die Zahl der unselbständig Zone – siehe auch http://www.statistik.at/ tum der heimischen Exporte war zuletzt aktiv Beschäftigten erhöhte sich nach vor- leicht gedämpft. Im Gegensatz dazu erwies läufigen Schätzungen im Mai mit 74.000 im WIFO-Investitionstest sich die Binnennachfrage im I. Quartal er - Vorjahresvergleich weiter. Im Bereich der Der WIFO-Investitionstest ist eine halb- neut als stabile Wachstumsstütze der öster- Ar beitslosigkeit zeichnet sich hingegen ein jährliche Befragung von Unternehmen zu reichischen Wirtschaft. Das Wachstum der Ende der Erholung ab, die Arbeitslosenquote ihrer Investitionstätigkeit. Die Indikatoren sind Konsumausgaben der privaten Haushalte gemäß nationaler Definition stagnierte sai- Salden zwischen dem Anteil der positiven ver stärkte sich weiter, und auch die hohe sonbereinigt. und jenem der negativen Meldungen an der Dy namik der Bauinvestitionen hielt an. Die Inflationsrate entsprach im April 2019 Gesamtzahl der befragten Unternehmen. n Die Vorlaufindikatoren zeichnen für Ös - mit 1,7 % (VPI und HVPI) dem Durchschnitt http://www.konjunkturtest.at terreich ein gemischtes Bild. Laut dem Kon- des Euro-Raumes. Der Preisauftrieb ist in Ös - http://www.wifo.ac.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 86 Wirtschaft Immobilienpreisspiegel 2019

WKÖ präsentierte aktuelle Trends und neueste Entwicklungen in der Branche

m Jahr 2018 gab es insgesamt 108.000 ten laufend daran, den Preisspiegel marktge- in Wien hat in keiner Form zu einem Ab - IImmobilien-Transaktionen, was einen ge - recht anzupassen und eine noch größere De - schwung der Preise geführt, und die kom- ringfügigen Rückgang von rund 2,6 % im tailtiefe der Daten anzubieten“, unterstreicht menden Projekte in den Landeshauptstädten Vergleich zu 2017 bedeutet. Während die An - Edlauer. wie Linz, Graz, Innsbruck oder Salzburg zahl der verbücherten Kaufverträge in den Österreichweit sind die Kosten für Bau- bringen dringend benötigte innovative Flä- Kategorien Wohnhaus und Wald österreich- grundstücke um 4,97 % auf durchschnittlich chen auf den Markt. weit gestiegen ist, sind die Transaktionen in 265,87 Euro/m² gestiegen. Neuwertige Miet- Bei den Geschäftsflächen zeige sich die den Kategorien Bauland, Landwirtschaft und wohnungen werden bundesweit im Durch- Situation eher durchwachsen. Das sei einer- Wohnung tendenziell rückgängig. Das Trans - schnitt um 7,62 Euro netto pro Quadratmeter seits der aktuellen Wirtschaftsentwicklung aktionsvolumen ist um 5 %, auf rund 29,5 vermietet (+ 1,24 %). Bei Wohnimmobi- geschuldet, andererseits zeigt E-Commerce Mrd. Euro, gestiegen. Über 20.000 Bau- lien – so der aktuelle Preisspiegel 2019 – ist immer stärkere Auswirkungen, so Gollenz. grundstücke, rund 43.000 Eigentumswoh- der durchschnittliche Quadratmeterpreis Erst - Die Gesamtgröße der Handelsflächen ist nungen und annährend 30.000 verbaute Lie- bezug österreichweit um 8,8 % gestiegen, rückläufig. „Es wird sicherlich sehr spannend, genschaften und wechselten ihre Besitzer“, wobei ein direkter Vergleich mit dem Preis- wie und in welcher Form die Geschäftsflä- faßte Georg Edlauer, Obmann des Fachver- spiegel aufgrund der aktualisierten Parame- chen in den kommenden Jahren genutzt wer- bandes der Immobilien- und Vermögenstreu- ter nicht möglich ist. den. Eine sinnvolle Nutzung wird an den händer in der Wirtschaftskammer Österreich einzelnen Betreibern liegen“, zeigt sich Gol- (WKÖ), am 18. Juni die Ergebnisse des Gewerbe-Immobilien: Anpassung lenz überzeugt. Der wichtigste Faktor wird aktuellen Immobilienpreisspiegels 2019 in des Mietermixes an die Wünsche die Anpassung des Mietermixes an die Wün- Wien präsentiert wurde, zusammen. der Konsumenten sche und Gewohnheiten der Konsumenten Seit 30 Jahren publiziert der Fachverband „Wir verzeichnen in allen Landeshaupt- sein. der Immobilien- und Vermögenstreuhänder städten einen Anstieg der Büromieten, was jährlich den österreichischen Immobilien- wir als guten wirtschaftlichen Indikator deu- Wien ist anders – preisspiegel, ein – nicht nur für die Immobi- ten,“ berichtet Gerald Gollenz, Obmann-Stv. Eigentumsquote bei 20 % lienwirtschaft – österreichweit, anerkanntes des Fachverbandes. Die massive Fertigstel- „Wien ist grundsätzlich anders“, unter- Nachschlagewerk. „Wir evaluieren und arbei - lung von 260.000 Quadratmeter Bürofläche streicht der stv. Fachverbands-Obmann Mi -

Gebrauchte Eigentumswohnungen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 87 Wirtschaft

Bauland – Gute Wohnlage

chael Pisecky. Im Vergleich zu allen anderen gewohnungen ist hier großes Angebot vor- Eugen Otto: Run auf Wiener Bundesländern, wo die Eigentumsquote bei handen. Die Mietpreise sanken im vergange- Zinshäuser ist nicht abgeebbt durchschnittlich 60 % liegt, bewohnen in nen Jahr um 2,3 %, speziell bei größeren Woh - „Der Run auf Zinshäuser ist nicht abge- Wien nur 20 % der Bevölkerung eine eigene nungen. Die Nachfrage nach Einfamilien- ebbt. Dies zeigt sich schon alleine daran, daß Wohnung oder ein eigenes Haus. Der Markt häusern bleibt hoch, viele Wiener weichen die Milliardengrenze zum 4. Mail in Folge ist also vergleichsweise klein. Es gibt kaum nach Niederösterreich aus. übertroffen wurde. Mit 1,38 Milliarden Euro gebrauchte Eigentumswohnungen, weshalb verzeichnet Otto Immobilien im Vorjahr den die Preise auch 2018 um 4 % gestiegen sind. Wien: Günstige Wohnungen fehlen stärksten Umsatz seit Beginn der Aufzeich- Der große Anteil an Sozialwohnungen in nungen im Jahr 2009“, erklärt Eugen Otto Moderate Steigerung zu erwarten Wien prägt weiterhin die Wohnsituation, anhand der Ergebnisse aus dem Ersten Wie- Mit einer moderaten weiteren Steigerung wirkt preisdämpfend, es mangelt an sozialer ner Zinshaus-Marktbericht von Otto Immo- ist auch in den kommenden Jahren zu rech- Treffsicherheit. Günstige Wohnungen, spe- bilien. Während die Maximalpreise auf ho - nen. Im Erstbezug gibt es viele Fertigstellun- ziell schon lange vermietete, werden „aufge- hem Niveau stabil geblieben bzw. nur leicht gen und ein breites Angebot, speziell in den hoben“ und fehlen so dem Markt für die angestiegen sind, legten die Mindestpreise in Bezirken 10, 21, 22, und 23. Getrieben durch Neuvergabe. Der Handlungsbedarf für eine einigen Bezirken teils kräftig zu. Der höch- die hohen Grundkosten und die gerade in ausgewogene Bewirtschaftung des Wiener ste Zuwachs bei den Mindestpreisen wurde den letzten Jahren stark gestiegenen Bauko- Wohnmarkts bleibt groß. mit einem Plus von 23 % im 2. Bezirk ver- sten, liegen die Preise um 6,5 % über dem zeichnet, allerdings war dieser auch führend Vorjahr. Durch den hohen Marktdruck wer- bei den Preissteigerungen der Maximalprei- den höhere Preise auf Kundenseite aller- se mit 7 %. Die Renditen spiegeln aktuell dings kaum mehr akzeptiert. Gegenteilig das besondere Investoreninteresse an Lagen wirkt sich die neue Widmungskategorie aus, im 1., 2., 15.und 20. Bezirk wider – hier fie- die mit der letzten Bauordnungsnovelle len die Maximalrenditen zwischen 0,2 %- und beschlossen wurde und die vorsieht, daß bei 0,4 %-Punkten. Laut Otto Immobilien ist nur Um- und Neuwidmungen 2/3 für den geför- mehr in einigen Bezirken außerhalb des Gür- derten Wohnbau reserviert sind. „Damit ist tels eine Rendite um 3 % erzielbar. Alle an - der Wert für Baugrundstücke gesunken, was deren liegen darunter. Bei den Preiskate - wiederum dazu führt, daß kaum verkauft gorien war die Zahl verkaufter Zinshäuser wird und die Preise für bereits gewidmete bis 5 Mio. Euro mit einem Anteil von 79 % Grundstücke steigen“, kritisiert Pisecky. diesmal vergleichsweise niedriger, der An - Die gewerblichen Bauträger tragen we - teil der Verkäufe mit höheren Volumina hat sentlich zur zunehmenden Sättigung des sich heuer im Vergleich zu 2017 von 10 % Marktes bei und durch die vielen Investitio- auf 21 % mehr als verdoppelt. n

nen in freifinanzierte Miethäuser und Vorsor - © PWK Immobilien- und Vermögenstreuhänder https://www.wkimmo.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 88 Wirtschaft Unternehmensdemografie 2017

Rund 90 Prozent der 42.417 Unternehmensneugründungen waren im Dienstleistungsbereich angesiedelt.

m Jahr 2017 wurden laut Statistik Austria I42.417 neue Unternehmen in Österreich gegründet. Gemessen an den insgesamt am Markt aktiven Unternehmen entspricht das einer Neugründungsrate von 7,7 %; gegen - über dem Vorjahr (2016: 8,3 %) ist diese Rate leicht gesunken. Pro Neugründung wurden 2017 im Durchschnitt 1,6 Arbeits- plätze geschaffen. Im Produzierenden Be - reich (ÖNACE 2008 Abschnitte B-F) wur- den pro Neugründung mehr Arbeitsplätze (1,8 Beschäftigte) geschaffen als im Dienst- leistungsbereich (ÖNACE 2008 Abschnitte G-S: 1,5 Beschäftigte). Im gleichen Zei- traum (2017) wurden 37.171 Unternehmen ge schlossen (Schließungsrate: 6,8 %); durch- schnittlich gingen pro Schließung 1,5 Arbeits - plätze verloren.

Neugründungen des Dienst- leistungsbereichs dominieren 89,5 % der Unternehmensneugründungen erfolgten im Dienstleistungsbereich, die meisten davon im Gesundheits- und Sozial- wesen (10.035), im Handel (6.891) sowie in den freiberuflichen/technischen Dienstlei- stungen (5.274). Die höchste Neugründungs- rate (11,9 %) verzeichnete ebenfalls der Wirtschaftsbereich Gesundheits- und Sozial- wesen – dazu zählen etwa die Branchen Haus - krankenpflege, Pflegeheime oder Tages be - schaften und anderen Rechtsformen (4.825 tätig. Die Zweijahresüberlebensrate (von treuung von Kindern –, gefolgt von den son- bzw. 11,4 %) gegründet. Auch die Verteilung 2012 auf 2014) betrug 70,7 %; nach drei Jah- stigen Dienstleistungen (10,4 %). An dritter der Neugründungen nach Beschäftigten - ren waren 62,0 % und nach vier Jahren und vierter Stelle reihen sich die Wirtschafts - größenklasse spiegelt die kleinbetriebliche 54,7 % dieser Unternehmenskohorte noch bereiche sonstige wirtschaftliche Dienstlei- Struktur der österreichischen Wirtschaft wi - aktiv. Die Fünfjahresüberlebensrate beträgt stungen (10,0 %) und Verkehr (9,4 %) ein. der: Die überwiegende Mehrheit (81,9 %) nur mehr 49,3 %. Nach Wirtschaftsbereichen Am niedrigsten war der Anteil neu gegrün- der neu gegründeten Unternehmen waren betrachtet gab es die höchsten Fünfjahres- deter Unternehmen im Dienstleistungssektor ohne unselbständig Beschäftigte. 13,5 % der überlebensraten in den Bereichen Energie- beim Grundstücks- und Wohnungswesen Unternehmen hatten im Jahr der Gründung versorgung (74,5 %), Wasserversorgung und (4,3 %), im Bereich Finanz- und Versiche- zwischen einem und vier unselbständig Be - Abfallentsorgung (65,1 %), in der Herstel- rungsleistungen (4,7 %) sowie bei den frei- schäftigte; nur 3,3 % bzw. 1,3 % waren mit lung von Waren (62,1 %) sowie im Grund- beruflichen/technischen Dienstleistungen zwischen fünf und neun bzw. mit zehn und stücks- und Wohnungswesen (61,6 %). (5,9 %). mehr unselbständig Beschäftigten erstmals Die Unternehmensdemografie-Statistik am Markt aktiv. wird auf Basis von Administrativdaten sowie Die meisten Unternehmen werden als statistischen Registern erstellt. Die entstan- Klein- und Kleinstbetriebe gegründet Hohe Überlebensraten in der dene Datenbasis wird von unechten Neu- Beinahe drei Viertel (73,5 %) der 2017 Energie- und Wasserversorgung gründungen bzw. Schließungen bereinigt. neu gegründeten Unternehmen waren Ein- Die Überlebensraten der Unternehmen Detaillierte Ergebnisse bzw. weitere In - zelunternehmen (31.194). 6.398 Neugrün- eines Gründungsjahrgangs (d. h., einer Grün- formationen zur Statistik der gesamten Un - dungen (15,1 %) erfolgten als Kapitalgesell- dungskohorte) sinken von Jahr zu Jahr: Von ternehmensdemografie finden auf dieser Sei - schaften; etwas weniger häufig wurden neue den 2012 neu gegründeten Unternehmen wa - te der Statistik Austria: Unternehmen in Form von Personengesell- ren ein Jahr später noch 84,5 % am Markt http://www.statistik.at/web_de/statistiken/wirtschaft/unternehmen_arbeitsstaetten/unternehmensdemografie_ab_2015/index.html

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 89 Chronik »Vermessung der Jugend«

2.263 junge Menschen im Alter zwischen 14 und 29 Jahren wurden in Österreichs größter Jugendstudie von DocLX und Marketagent.com befragt.

m 18. Juni präsentierten DocLX, Öster- Areichs größte Eventagentur mit touristi- schem und digitalem Schwerpunkt, und Mar - ketagent.com den neuen Jugend Trend Mo - nitor. In Österreichs größter Jugendstudie werden 2.263 junge Menschen im Alter zwi- schen 14 und 29 Jahren repräsentativ zu aktuellen Themen befragt. „Wir sehen das Bild einer sehr vernünfti- gen Jugend, die bereits mit der Digitalisie- rung aufgewachsen ist und eine gewisse Am - bivalenz entwickelt hat. Schattenseiten der Digitalisierung sind ebenso bewußt wie Vor- teile, Potentiale und verbindende Faktoren“, faßt DocLX-Gründer Alexander Knechtsber- ger zusammen. „Digitalisierung ist ein fixer Bestandteil des Lebens der jungen Österreicher und wird nicht mehr losgelöst gesehen. Im Umgang mit digitalen Medien und Devices sind die 14- bis 29jährigen sehr bewußt und nutzen sie gezielt. Auch eine Auszeit vom hyperdi- gitalen Dauerstress wird als immer erstre- benswerter angesehen“, so Marketagent.com- Geschäftsführer Thomas Schwabl.

Mobilität im Wandel 70,4 % der jungen ÖsterreicherInnen wünschen sich kostenfreie öffentliche Ver- kehrsmittel, womit der Trend zur Abkehr vom eigenen PKW untermauert wird. 25,9 % sprechen sich für autofreie Innenstädte aus und beachtliche 27,2 % wären für eine Ab - schaffung des Tempolimits auf Autobahnen. Nur 13,6 % unterstützen ein Verbot von Ver- brennungsmotoren. Die Einführung einer City-Maut halten 12,6 % der Befragten bin- nen der nächsten zehn Jahre für realistisch, die Abschaffung des Tempolimits hingegen sogar 14,5 %. Jeder fünfte junge Österrei- cher kann sich vorstellen, daß der öffentliche Verkehr in der nächsten Dekade gratis ange- boten werden wird. Ein eigenes Auto zu ha - ben, halten nur mehr 47 % der befragten jun- tungsgemäß stärker ausgeprägt als in Wien (30,2 %). Nur 20,8 % der jungen Menschen gen Menschen für wichtig. 21,4 % denken, (61,4 %). Bei der Frage nach der Relevanz kann sich mit dem Gedanken eines autonom daß Elektromobilität relevant ist und 17,2 % von Carsharing und Mobilitätsplattformen fahrenden Autos noch gar nicht anfreunden. sprechen sich für Car-Sharing aus. Mobili- zeigen sich hingegen kaum Unterschiede Ähnlich ambivalent ist auch die Einstel- tätsplattformen wie Uber, CAR:GO oder Ta - zwischen urbaner und ruraler Population. lung zu Zustelldiensten mit Drohnen: 50,6 % xify haben für 16,7 % der Befragten sehr In ein autonom fahrendes Auto würden der Befragten begrüßen sie. Auch hier zeigen hohe Relevanz. 46 % der jungen Österreicher einsteigen; al - sich Männer (61,2 %) wesentlich technik- Mit 81,1 % ist der Wunsch nach dem lerdings ist die Zustimmung bei Männern und innovationsaffiner als Frauen (39,4 %). eigenen Auto in den Bundesländern erwar- (60,9 %) stärker ausgeprägt als bei Frauen 44,3 % sind der Überzeugung, daß Amazon

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 90 Chronik und Co. in den nächsten zehn Jahren die Bestellung wie im Flug liefern werden.

Hoher Stellenwert für Electronic Sports 26,9 % der jungen ÖsterreicherInnen definieren „Counterstrike Global Offensive“, „Dota 2“, „FIFA“ oder „League of Legends“ als „echte“ Sportart. 39,4 % sehen intensive Beschäftigung mit eSports nicht als sportli- che Betätigung im eigentlichen Sinn an. 29,1 % sind an eSports interessiert: Auch hier zeigen sich Männer (47,7 % sind sehr in - teressiert) als deutlich digitalaffiner. 26,8 % haben eSports-Turniere schon auf Streaming - plattformen wie Twitch verfolgt, 10,4 % im Fernsehen. eSports wird jedoch eine wesentliche Be - deutung zugemessen: 78,1 % denken, daß digitale Sportarten Menschen auf der ganzen Welt verbinden und 67,9 % sind überzeugt, daß sie wichtige Fähigkeiten wie Konzentra- tion oder Reaktionsgeschwindigkeit positiv beeinflussen. Knapp 60 % schreiben ihnen auch eine bessere Teamfähigkeit zu. Der durchschnittliche österreichische eSportler verbringt täglich 1,2 Stunden mit seiner digi- talen Sportart.

Digitale Schattenseiten 13 % der jungen ÖsterreicherInnen waren bereits selbst Opfer von Online-Mobbing. 36,2 % waren mit dem Thema bereits im per- sönlichen Umfeld konfrontiert. 70,5 % der Betroffenen ist das Online-Mobbing nahe gegangen und hat sie betroffen gemacht. 52,7 % haben die Beiträge beim jeweiligen Plattformanbieter – überwiegend juristisch unregulierte Digitalgiganten aus den Verei - nigten Staaten – gemeldet. Jeweils knapp 20 % haben die verursachende Person entwe - der digital oder persönlich zur Rede gestellt. 15,9 % haben sich an eine Vertrauensperson gewandt. 12,4 % erachten Online-Mobbing als noch verletzender als persönliche Unter- len sich unwohl, wenn sie sich subjektiv ge - von Diskriminierung aufgrund ihrer Äußer- griffigkeiten. 75,9 % sehen keinen Unter- sehen nicht attraktiv fühlen. Digitale Vorbil- lichkeit stärker betroffen als Männer schied, ob sie im realen oder digitalen Um - der wie Influencer und Blogger haben je - (17,3 %). Fast die Hälfte (49,1 %) haben sol- feld attackiert werden. 86 % halten Online- doch nur einen sehr geringen Einfluß: Nur che Diskriminierungen schon im persönli - Mobber für bemitleidenswert und denken, 3,8 % der jungen Österreicher nehmen sie chen Umfeld erfahren müssen. Daher ist es daß sie sich durch ihre digitalen Attacken zum Vorbild. Immerhin ist der perfekte Part- nicht verwunderlich, daß 80,9 % der Befrag- selbst größer machen. 27,7 % denken, daß ner (89,3 %) für die 14- bis 29jährigen noch ten die „Body Positivity Bewegung“ für wich - man Haßpostings nicht ernstnehmen sollte. wichtiger als der perfekte Job (83,8 %). tig erachten. Hier ist die Zustimmung bei 21,1 % sind so abgebrüht, daß sie Online- Knapp die Hälfte der jungen Erwachse- Frauen mit 91,4 % besonders stark ausge- Mobbing als Alltagsrealität wahrnehmen. nen (47,4 %) kann sich kosmetische Zahnbe- prägt. handlungen, Laserbehandlungen (31,6 %) Schönheitsideale sind nicht ideal oder eine Fettabsaugung (16,2 %) vorstellen. Bewußter Umgang mit den Ressourcen 72,4 % der jungen Menschen würden Ein Drittel der Befragten lehnt kosmetische Die Generation der 14- bis 29jährigen ihren Körper gerne nach einem Idealbild for- Eingriffe zur Gänze ab. sucht einen bewußten Umgang mit der Um - men und 64,2 % wünschen sich, daß ihr Aus- 21,9 % waren schon selbst eine Zielschei- welt und achtet auf einen ökologisch nach- sehen auf andere positiv wirkt. 52,6 % füh- be von Body Shaming. Frauen (26,7 %) sind haltigen Lebensstil. 6,5 % setzen dafür auf

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 91 Chronik vegetarische Ernährung und 2,6 % auf ein veganes Leben. 66,8 % halten vegetarische Ernährung für gesund und ein Viertel (24,8 %) spricht dieses Urteil auch über einen veganen Lebensstil aus. Die überwie- gende Mehrheit (79,5 %) glaubt, daß vegeta- rische Ernährung umweltfreundlicher sei. Über zwei Drittel (67,8 %) denken dies auch über Veganismus. 78,4 % sind der Überzeu- gung, daß vegetarische Ernährung ein lang- fristiger Trend und kein „Hype“ ist. Bei Ve - ganismus sind nur 44,3 % der Befragten die- ser Überzeugung. Beim Einkauf von Lebensmitteln achten nur 17 % auf den „Nutri-Score“ (Anm.: Nähr - wertangabe auf dem Lebensmittel-Etikett). Zwei Drittel (66,1 %) der jungen Menschen ist dieser bisher noch nie aufgefallen. Mehr als die Hälfte (51,7 %) versucht jedoch, Pla- stikverpackungen weitestgehend zu vermei- den. Etwas stärker ausgeprägt ist das Um - weltbewußtsein in dieser Hinsicht bei Frau- en (57,5 %). Das Plastiksackerl ist auf jeden Fall Teil der Vergangenheit: 94 % der jungen Menschen transportieren ihre Einkäufe zu - meist in mitgebrachten Taschen, Sackerln oder Rucksäcken. Ähnlich viele (91,1 %) spre- chen sich auch für ein Verbot von Plastiksak- kerln aus. Dieses hat die Verwaltungsregie- rung auf Initiative von Ex-Umweltministerin Elisabeth Köstinger im Nationalrat durchge- setzt. 88,2 % unterstützen ein generelles Ver- bot von Plastikverpackungen. Ähnlich viele junge Menschen (83,6 %) können sich auch ein Verbot von Einweg-Plastikverpackungen vorstellen. Echten Pelz tragen nur 2,9 % der jungen Menschen. 59,2 % sprechen sich deutlich da - gegen aus. 71 % befürworten ein Verkaufs- verbot für echten Pelz. Nur 11,5 % sind klar gegen dieses Verbot.

Impfpflicht: Gesunder Menschenverstand es als „Freund“ bezeichnet und 7,6 % es bereits eine digitale Auszeit gegönnt und fast 38,4 % sind für eine generelle Impf- schon als eigenen Körperteil betrachten. die Hälfte (48,1 %) hat dies demnächst vor. pflicht. Weitere 46,3 % stimmen dieser für Durchwegs kritisch ist die Einstellung zur Ein knappes Drittel (30,2 %) kann sich einen gefährliche Krankheiten zu. Nur 15,3 % ver- Nutzung des digitalen Dauerbegleiters: Handyverzicht allerdings nicht vorstellen. wehren sich der gesetzlichen Verpflichtung 78,4 % sagen, daß ihre Freunde zu viel Zeit Ein handyloser Tag löst bei 30,8 % der zur Gesundheitsvorsorge. Noch stärker ist mit dem mobilen Device verbringen und jungen Menschen Unruhe aus, ein Viertel das Bewußtsein, wenn es um die eigenen 72,2 % sind sich bewußt, daß sie selbst zu (25,2 %) fühlt sich ohne Smartphone gelang- Kinder geht: 93,8 % würden ihren Nachwuchs viel Zeit in gebückter Haltung über dem weilt und für ein weiteres Viertel bedeutet präventiv impfen lassen. Dagegen spricht Smartphone investieren. Nur 24,2 % kritisie- die Abstinenz vom Handy pure Entspan- sich nur ein verschwindender Prozentsatz von ren dies an ihren Eltern. nung. 6,2 % der Befragten aus. 74,3 % wünschen sich zumindest manch- mal eine Auszeit vom digitalen Webgebleiter Bewegtbild bewegt Smarter Umgang mit dem Smartphone und können sich „Digital Detox“ vorstellen. die jungen ÖsterreicherInnen 73,7 % der 14- bis 29jährigen sehen ihr Dem steht ein Viertel (25,7 %) der Befragten Wenn sich die jungen ÖsterreicherInnen Smartphone als normalen Gebrauchsgegen- gegenüber, für das ein Handyverzicht unvor- für einen Content-Kanal entscheiden müs- stand. Bedenklich ist, daß ein Zehntel (9,4 %) stellbar wäre. Jeder Fünfte (21,6 %) hat sich sten, würde mehr als die Hälfte (54,8 %) auf

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 92 Chronik

Streaming-Abos wie Netflix, Amazon Video oder Sky setzen. 14,9 % würden nicht auf Pri - vatsender verzichten wollen; und 9,6 % hal- ten das öffentlich-rechtliche Fernsehen für essentiell. Über das aktuelle Tagesgeschehen infor- mieren sich 55,7 % der jungen Menschen in sozialen Netzwerken, wobei hier auch die Inhalte der klassischen Medienmarken hin- zuzuzählen sind. 38,4 % konsumieren die Digitalangebote der Tagezeitungen. Gleich- auf liegt Radio als wesentliches Informa- tionsmedium. 34,1 % konsumieren Nachrich - ten im Fernsehen, ein Viertel (23,9 %) liest Tageszeitungen in gedruckter Form und ein weiteres Viertel (24,3 %) informiert sich in Online-Medien, so genannten Publisher- Sites. Die Bedeutung sozialer Medien nimmt mit zunehmendem Alter deutlich ab, worin sich auch eine Differenzierung in der Wahr- nehmung der Informations- und Quellenqua- lität widerspiegelt.

Digitalisierung als Fluch oder Segen Mehr als die Hälfte (52,2 %) der jungen Menschen befürwortet ein bedingungsloses Grundeinkommen im Bewußtsein, daß die fortschreitende Digitalisierung Arbeitsplätze kosten wird. 90,8 % der jungen Österrei - cherInnen würden auch bei Bezug des bedin- gungslosen Grundeinkommens arbeiten. Nur 2,4 % würden die Arbeit verweigern, wenn sie rund 1.500 Euro im Monat ohne Gegen- leistung beziehen könnten. 35,2 % halten das bedingungslose Grundeinkommen in den nächsten zehn Jahren für realistisch. Große Sorgen vor der Digitalisierung als Jobkiller hat die Jugend nicht: 68,1 % halten Bits und Bytes nicht für die Konkurrenten der Zukunft auf dem Arbeitsmarkt. Nur 7 % sehen ihren (künftigen) Ar beitsplatz durch die Digitalisierung gefährdet. n http://www.marketagent.com/

Schulschluß: 240.000 Wiener SchülerInnen starteten in die Ferien um Abschluß des Schuljahres besuchten ihren Leistungen im abgelaufenen Schuljahr weilen: So haben wir heuer mit den Summer ZBildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky, und wünsche tolle Ferien! Für jene Kinder City Camps ein supertolles Ferienprogramm Bildungsdirektor Heinrich Himmer und mit negativem Zeugnis lautet das Motto: auf die Beine gestellt. Dabei kann man sich Bezirksvorsteher Wilfried Zankl die Volks- Keep cool! Jetzt gilt es, nach den Ursachen auch gleich fit fürs nächste Schuljahr ma - schule Karl-Löwe-Gasse in Wien-Meidling. zu forschen, die Probleme an den Wurzeln chen – denn an fünf Standorten gibt es Lern- Stellvertretend für insgesamt fast 240.000 zu packen, sich für die Nachprüfung vorzu- hilfe für alle, die es brauchen. Hier sind auch SchülerInnen wünschten sie den Kindern der bereiten – und trotzdem auch die Ferien zu noch Plätze frei!“ 2. Klasse Volksschule sowie den LehrerIn- genießen.“ Alle Infos über freie Plätze in den Sum- nen eine schöne und erholsame Ferienzeit. Stadtrat Jürgen Czernohorszky: „Aber mer City Camps mit Lernhilfe – den „Sum- Bildungsdirektor Heinrich Himmer: „Ich auch jene SchülerInnen, die in den Ferien in mer Schools“ – gibt es unter gratuliere allen Wiener SchülerInnen zu der Stadt bleiben, werden sich nicht lang- http://www.summercitycamp.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 93 Chronik Steuerausgleich mit Rebensaft

Bayerische Bauern mußten den Salzburger Kirchenherren jährlich eine Pferdeladung Wein abliefern.

arum Bauern eines kleinen Bergdorfs Wgleich mehrfach steuerpflichtig wa - ren, welche Form von „road pricing“ im Mit - telalter in Mode war, und warum man sich mit Weinlieferungen an das kirchliche Fi - nanzamt nicht der Bestechung verdächtig machte, enthüllt dieser „Salzburger Grenz- fall“ mit bayerischer Schlagseite. Wo der Südrand von Bayern an Tirol grenzt, liegt das 2.000-Seelendorf Schleching, ein kleiner Luftkurort. Das war nicht immer so. Über Jahrhunderte hat sich ein Relikt aus der Zeit gehalten, in der Salzburg mehr poli- tischen Einfluß hatte. Als unfreie Bauern wa - ren die meisten Schlechinger bis Anfang des 19. Jahrhunderts Grunduntertanen des baye- rischen Herzogs und mehrerer Salzburger Grundherren. So hatten etwa das Domkapi- tel und St. Peter hier Besitz. Nicht nur, denn Foto: Land Salzburg / Ferdinand Lainer auch den Klöstern Baumburg und Frauen- Die Säumerei mit Pferden war in den Alpen eine wichtige Erwerbsquelle für die Bauern. Hier eine Nachstellung über den Felbertauern. chiemsee gehörten hier Land und Leute. ihre Steuerschuld in bar. Rebensaft-Ersatz Weinhöfen in Südtirol. Abgerundet wurde Käse für die Oberen für die fürsterzbischöfliche Tafel kam dafür das Weinsortiment durch Ankäufe aus dem An die Herren waren Abgaben zu leisten. aus Salzburgs niederösterreichischen und Friaul. Für den bayerischen Herzog trieb sein Mar- südsteirischen Besitzungen und eigenen quartsteiner Pfleger zwei Drittel des Zehents Überbleibsel Alt-Salzburger ein, ein Drittel stand dem Pfarrer von Gras- Verbundenheit sau zu. Doch auch die Salzburger wollten be - Schleching blieb bis 1817 kirchlich Teil zahlt sein. So hatten die großen Bauernhöfe des Bistums Chiemsee, das dem Salzburger jährlich 300 Käselaibe abzuliefern. Auch Lu - Erzbistum unterstellt war. Sichtbare Salz- xusgüter waren gefragte Steuerwährung. burg-Bezüge lassen sich heute nur noch Einige Schlechinger Bauern waren im Ne - schwer ausmachen. Wandmalereien in der bengewerbe Transportunternehmer und be - Streichenkirche, einem ehemaligen Wall- förderten mit Pferden Wein aus Südtirol fahrtsort hoch über dem Achental werden sowie Salz entlang der Tiroler Achen. dem in Salzburg aktiven Conrad Laib, zwei Glasfenster einem Meister von Tamsweg Flüssige Weinsteuer für die Kirche zugeschrieben. Ein Saum Wein, also die Menge, die auf ein Pferd passte, war pro Hof jährlich nach Kurioses über Grenzen hinweg Salzburg abzuliefern. Das läßt sich aus Die „Salzburger Grenzfälle“ versammeln Grundbüchern aus dem Jahr 1385 nachlesen, Kuriositäten rund um die Grenzen Salzburgs auch die verpflichteten Hofnamen wie Graf, und bilden eine aufschlußreiche Lektüre zu Haider, Piltzl, Huefl, die heute noch erhalten Geschichte, Landeskunde und Politik des Lan - sind. Steuern mit Wein zu bezahlen war in des. Autor Stefan Mayer beschäftigt sich seit Nordtirol, in Bayern, im Salzburgischen Zil- 2002 mit grenzfälligen Besonderheiten in und lertal und im Pinzgau häufige Praxis, Be - um Salzburg, die bereits vier Bücher füllen. zeichnungen wie „Weinlehen“ erinnern heu - Um 6,90 Euro kann Band 4 per E-Mail an te noch daran. Foto: Land Salzburg / Rufus46 mailto:[email protected] An einem alten Saumpfad in den Chiem- bzw. unter ++43 / (0)662 8042-2417 bestellt Steter Tropfen für die Tafel gauer Alpen liegt die Streichenkirche. werden. Digitale Versionen aller vier Bände Bauern dieser Gegend bezahlten den Salz- Im ausgehenden Mittelalter sattelten die burger Erzbischöfen einst Steuern mit Käse stehen hier kostenlos zur Verfügung: Schlechinger „Weinzinser“ um und beglichen und Wein. http://www.salzburg.gv.at/grenzfaelle

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 94 Chronik 614 selbstgebaute Bienenhotels auf der »Garten Tulln« uf der „Garten Tulln“ wurde am 27. Juni Adas größte Nützlingshotel der Welt er - richtet. Über 1.000 SchülerInnen aus über 60 Schulen sowie rund 100 Privatpersonen aus ganz Niederösterreich haben in den vergan- genen Wochen an ihrem persönlichen Bei- trag gearbeitet. „Ich danke allen Teilnehme- rinnen und Teilnehmern, die mit ihrem En - gagement ein wichtiges Zeichen für die För- derung der Artenvielfalt in Niederösterreich gesetzt zu haben“, so Landesrat Martin Eich- tinger. Mit 614 Baukästen mit einem Netto- volumen von 31,37 Kubikmetern wurde der gültige Guinness World Record überboten – der lag bei 18,46 Kubikmetern, aufgestellt in Großbritannien im August 2017. „Natur im Garten“ will damit im Jahr des 20jährigen Jubiläums ein Ausrufezeichen für die Biodi- versität und gegen das Artensterben in unse- ren Gärten und Grünräumen setzen. Foto: NLK / Filzwieser Am Weltrekordversuch nahmen Schulen Auf der „Garten Tulln“ wurde das größte Nützlingshotel der Welt errichtet. Im Bild: Landesrat mit Kindern im Alter zwischen acht und 14 Martin Eichtinger mit teilnehmenden Schülerinnen Jahren teil. Auch Privatpersonen waren dazu derösterreich, sind ökologisch wertvoller als dene Wildbienenarten. Ein Nützlingshotel eingeladen. Nach dem Weltrekordversuch ein riesengroßes Nützlingshotel. bietet davon rund 20 Prozent geeignete Nist- nahmen die TeilnehmerInnen ihre Nützlings- Wildbienen zählen zu den wichtigsten Be - möglichkeiten. Auch andere Insekten finden hotels wieder mit nach Hause, denn viele stäubern der heimischen Kulturpflanzen. In in diesen Unterkünften Unterschlupf. n kleine Nützlingshotels, verteilt in ganz Nie - Niederösterreich gibt es rund 700 verschie- https://www.naturimgarten.at/ Bad Ausseer Konditorei erhält steirisches Landeswappen as Bad Ausseer Traditions-Kaffeehaus DLewandowsky-Temmel GmbH wurde am 6. Juni von Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer mit dem steirischen Landes- wappen ausgezeichnet. Im Kurcafé – Kondi- torei Lewandowsky-Temmel gratulierte er gemeinsam mit zahlreichen Gästen Ge - schäftsführer Wilfried Temmel und seinem Bruder Charly Temmel zur Auszeichnung. In seiner Laudatio sagte Schützenhöfer: „Den Anstrengungen, dem großen Durchhal- tevermögen und nicht zuletzt auch dem finanziellen Einsatz der Familie Temmel ist es zu verdanken, daß sich die Konditorei in den letzten zehn Jahren zu einem hervorra- genden, viel frequentierten kulinarischen Un - ternehmen entwickelt hat.“ Das Haus habe durch die Verschmelzung von moderner Ar - chitektur und historisch belassenem Gebäu- dealtbestand ein Alleinstellungsmerkmal in Foto: Abendpost / Seiberl Bad Aussee erlangt, genauso wie die aus Ei - v.l: Charly, Heike und Wilfried Temmel bei der Überreichung des Landeswappens mit Landes- generzeugung stammenden Mehlspeis- und hauptmann Hermann Schützenhöfer Eisspezialitäten, so der Landeshauptmann neu und weiter geschrieben wird. Daß das so folg bei“, so der Landeshauptmann, der weiter. „Nicht zuletzt auch das berühmte gut gelingen kann, liegt einerseits an der gu - abschließend der Familie Temmel herzlich Temmel-Eis aus Graz und Los Angeles trägt ten Führung des Unternehmens, andererseits dankte. n dazu bei, daß im Café Lewandowsky-Tem- tragen aber auch die Mitarbeiterinnen und http://www.kommunikation.steiermark.at/ mel österreichische Kaffeehausgeschichte Mitarbeiter einen wesentlichen Teil zum Er - https://temmel.com/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 95 Gastronomie & Kulinarisches »OÖ Sommerfrische« in Wien

Das war Oberösterreichs erstes Genuss & Kulturfestival in Wien Foto: Land OÖ / Heinz Kraml v.l.: Landesrat Günther Steinkellner, Starkoch Lukas Nagl, Maria-Theresia Wirtl (Leiterin Genussland Oberösterreich), Landeshauptmann Thomas Stelzer, Johannes Artmayr (Geschäftsführer Strasser Steine), Landesrat Markus Achleitner und Landesrat Max Hiegelsberger

infach Auszeit vom Alltag nehmen und ler Knödeln von der Fleischerei Leibetseder „Wir freuen uns sehr, daß wir Oberöster- EOberösterreich genießen. Dieser Auffor- aus Schlägl genau richtig, und Gourmetfein reich in Wien präsentieren dürfen, weil derung sind am 20. und 21. Juni rund 7.000 lockte mit dem besten Leberkäse aus dem Oberösterreich ist ja Österreich im Kleinen. Be sucherInnen nachgekommen und haben die Hausruckviertel. Alles was Österreich zu bieten hat, haben wir oberösterreichische Gastfreundschaft bei der Starkoch Lukas Nagl servierte den Gä - auch in Oberösterreich. Ob’s die Almen sind, erstmals veranstalteten „OÖ Sommerfrische“ sten kulinarische Highlights auf Haubenni- die Berge, die Seen, das Kulturland oder die im Kursalon Wien im Stadtpark richtig ge - veau in der Strasser Schauküche. Mehr als Kulinarik. Oberösterreich liegt einfach im nossen. Eine breite Palette an kulinarischen 800 Portionen gingen in kürzester Zeit über Trend, wenn es darum geht, das richtige Pa - und kulturellen Highlights wurde kredenzt – die Theke. Zum Mitkochen und Mitbacken ket für Erholungssuchende zu schnüren. Heu - „Sommerfrischln“ auf oberösterreichisch von Knödel und Krapfen hat die aus dem TV te soll ein starkes Zeichen von Landwirtschaft war einfach angesagt. bekannte Resi Oma eingeladen. Aber auch und Tourismus gemeinsam ausgehen. Wir „Oberösterreich zeichnet sich nicht nur international bekannte Edelbrände und aus- wollen hier in Wien präsentieren und zeigen, durch seine Gastfreundschaft, sondern durch gewählte Weine fanden regen Zuspruch, wie toll Oberösterreich ist“, sagt Wirtschafts- seine Kultur und Kulinarik aus. Bei der ‚OÖ ebenso die Kostproben der für ihre Vielfalt und Tourismus-Landesrat Markus Achleit- Sommerfrische‘ hier in Wien kann man die bekannten Bierjuwele Oberösterreichs. Kon- ner. Vielfältigkeit unseres Angebotes erstmals in ditormeister Leo Jindrak kredenzte nicht nur Musikalische Leckerbissen lieferten die seiner Breite und mit allen Sinnen erleben“, Kostproben seiner Linzertorte, sondern auch aus Oberösterreich stammenden SängerIn- so Oberösterreichs Landeshauptmann Tho- sommerfrische Erdbeer omelettes. nen Cesár Sampson, die Poxrucker Sisters und mas Stelzer bei der Eröffnung. „Oberösterreich ist ein Land der Vielfalt. mehrere Kapellen, wie Blechsalat oder das Neben Botschaftern aus den Nachbarlän- Diese Vielfalt zeigt sich nicht nur in seiner aus Bad Ischl stammende Salonensemble. dern begrüßte er unter anderem VertreterIn- Kulturlandschaft, sondern auch bei den ober- Rundum war die erste „OÖ Sommerfri- nen vom Verein der Oberösterreicher in Wien, österreichischen Spezialitäten. Mir ist es da - sche“ mehr als gelungen – im Wiener Stadt- viele WienerInnen und unzählige extra aus her ein besonderes Anliegen, diese kulinari- park haben die OberösterreicherInnen die Oberösterreich angereiste Gäste. schen Erlebnisse gemeinsam mit unseren Ge - richtige Location gefunden. Der Stadtpark nusslandpartnern vom Land in die Stadt zu ist Wiens älteste öffentliche Parkanlage, die 70 AusstellerInnen – mehr als 50 Pro- bringen. Die ‚OÖ Sommerfrische‘ ist dazu um 1860 entstand, und wird sowohl von Tou - duzentInnen aus dem Genussland OÖ ein hervorragendes Vehikel, diesem Anspruch ristInnen als auch von einheimischen Bürge- Im Zentrum der Veranstaltung stand die gerecht zu werden“, so Agrar-Landesrat Max rInnen gern besucht. Schon im Biedermeier oberösterreichische Kulinarik. 50 Produzen- Hiegelsberger. war das Wasserglacis vor dem Karolinen- tInnen aus dem Genussland Oberösterreich Aber auch der Spaß kam bei der „OÖ stadttor ein beliebter Unterhaltungsort. Die- haben die Gäste mit ihren Produkten und ku - Sommerfrische“ nicht zu kurz. So machte sem Anspruch ist das erste große oberöster- linarischen Köstlichkeiten verwöhnt. Frischen Oberösterreichs Landeshauptmann im nach- reichische Kultur & Genussfestival in Wien Saibling vom Holzkohlengrill gab’s vom geahmten Starthaus des kommenden AUDI voll und ganz gerecht geworden. n Traunseefischer Johann Parzer. Wer es eher FIS Ski Weltcup in Hinterstoder eine sportli- http://www.land-oberoesterreich.gv.at/ deftig mochte, war bei den Innviertler Knö- che Figur. Der Rudersimulator zog ebenfalls http://www.genussland.at/ deln von Franz Jenichl oder den Mühlviert- viele Gäste an. https://de.wikipedia.org/wiki/Wiener_Stadtpark

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 96 Gastronomie & Kulinarisches Die SALON Sieger 2019

270 SALON Weine, davon 17 Sieger und zehn Auserwählte: In Wien wurden die ausgezeichneten Weine aus Österreichs härtestem Weinwettbewerb präsentiert. Foto: ÖWM / Anna Stöcher Foto: ÖWM / 17 Sieger und 10 Auserwählte: In Wien wurden die ausgezeichneten Weine aus Österreichs härtestem Weinwettbewerb präsentiert.

inzigartige Weine entstehen in allen Auch den Wein-Entwicklungen der letz- perfekt zusammenpassen – sein Sommelier EWeinbaugebieten Österreichs. Das bestä - ten Zeit Rechnung trägt der SALON Rech- verwende seit 20 Jahren Weine aus Öster- tigen die 270 prämierten Weine aus dem nung: Den erstmals vergebenen Sekt-Katego - reich. Besonders geriet er beim spannenden diesjährigen SALON Österreich Wein, die riesieg konnte umgehend ein Wein der neuen Thema Lagerpotential und Komplexität ge - am 18. Juni im Wiener Palais Niederöster- heimischen Schaumwein-Spitzenkategorie reifter heimischer Weine ins Schwärmen. reich erstmals dem gespannten Publikum prä - Sekt g.U. erringen. Darüber hinaus fanden sentiert wurden. Naturgemäß konnte dabei Weine mit alternativer Stilistik Eingang in Über den SALON Österreich Wein Österreichs größtes Weinbaugebiet Nieder- eine eigens geschaffene Kategorie. Seit über drei Jahrzehnten gilt der SA - österreich mit 148 Weinen die meisten Ver- LON Österreich Wein als die Staatsmeister- treterInnen stellen. Dahinter folgen das Bur- Die Nummer eins der Welt schaft des heimischen Weins, sein Urteil ge - genland mit 75, die Steiermark mit 35 und kochte das Galadinner nießt höchstes Vertrauen bei WinzerInnen, Wien mit acht Weinen. Auch die Weinbaure- Ausgiebig gewürdigt wurden die 27 HändlerInnen und KonsumentInnen. Ein gion Bergland stellt mit drei Weinen aus dem SALON Sieger und Auserwählten 2019 bei Teil des Erfolgs beruht auf dem mehrstufi- Weinbaugebiet Kärnten und einem Vertreter einem exklusiven Galadinner im Palais Co - gen, unabhängigen Blindverkostungsmara- aus Oberösterreich sein Weinbaupotenzial burg. Dabei bot sich für die Gäste die wohl thon, durch den die besten der besten öster- unter Beweis. einmalige Gelegenheit, in Wien vom italie- reichischen Weine aus tausenden Einrei- Im SALON findet sich aber nicht nur die nischen Starkoch Massimo Bottura kulina- chungen für den SALON ermittelt werden. Vielfalt der österreichischen Weinbaugebie- risch verwöhnt zu werden. Bottura, der mit In 17 Kategorien geht der beste Wein jeweils te, sondern auch jene der heimischen Wein- seiner „Osteria Francescana“ in Modena ak - als SALON Sieger hervor, zudem ermitteln stile wieder: von klassisch-fruchtbetonten tuell die renommierte Liste „The World’s 50 Fachmagazine, WeinjournalistInnen und über körperreiche Weiße und Rote bis hin zu Best Restaurants“ anführt, kredenzte ein sie- Sommeliers zehn SALON Auserwählte. edelsüßen Raritäten und herausragenden ös - bengängiges Menü mit einigen seiner legen- Durch diesen dualen Bewertungsmodus ver- terreichischen Sekten. Die Besten der jewei- dären Signature Dishes wie etwa „The Crun- eint der SALON Jahr für Jahr in einzigarti- ligen Sorten- und Geschmackskategorien, die chy Part of the Lasagna“. Massimo Bottura ger Manier aufstrebende Talente und öster- 17 SALON Sieger, wurden Wien ebenso outete sich als einer der größten internatio- reichische Winzer-Ikonen. n präsentiert wie die zehn von Experten nomi- nalen Fans von österreichischem Wein: Sein https://www.oesterreichwein.at/ nierten SALON Auserwählten. Essen und österreichischer Wein würden https://www.osteriafrancescana.it/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 97 Personalia Der Bundespräsident ist Kaunertaler Ehrenbürger

Großer Festakt in Heimatgemeinde von Alexander Van der Bellen Foto: Land Tirol / Kaser Foto: Land Tirol Gratulation an den frischgebackenen Ehrenbürger der Gemeinde Kaunertal (v.l.): Ernst Schöpf (Präsident des Tiroler Gemeindeverbandes), LHStv Josef Geisler, Doris Schmidauer (Ehefrau des Bundespräsidenten), Bundespräsident Alexander Van der Bellen, LHStvin Ingrid Felipe, LH Günther Platter, LR Johannes Tratter und Alfred Riedl (Präsident Österreichischer Gemeindebund)

m Rahmen eines großen Festaktes wurde schenkt. Deswegen freue ich mich ganz be - Bürger der Gemeinde Kaunertal mit beson- IBundespräsident Alexander Van der Bel- sonders über diese große Wertschätzung. Ich derem Stolz, unserem Bundespräsidenten len am 6. Juni die Ehrenbürgerschaft seiner bedanke mich bei allen Kaunertalerinnen und heute diese Auszeichnung verleihen zu dür- Heimatgemeinde Kaunertal verliehen. Ne - Kaunertalern: Es ist jedes Mal wieder schön, fen. Alexander Van der Bellen ist ein Politi- ben VertreterInnen aus Politik, Wirtschaft hier zu sein, es ist schön, einer von euch zu ker von internationalem Format, dem Auf- und Wissenschaft waren zahlreiche Gäste ins sein!“ grund seines staatsmännischen Agierens Tiroler Oberland gekommen, um diesem Er - Auch LH-Stellvertreterin Ingrid Felipe Respekt aus allen politischen Lagern gezollt eignis beizuwohnen. freute sich, dem Geehrten ihre Anerkennung wird. Dabei hat er aber auch nie auf seine „Die letzten Tage und Wochen waren auszusprechen: „Mit großer Wertschätzung Wurzeln vergessen und ist unser bekannte- politisch gesehen sehr turbulent. Da ist es und Freude habe ich Bundespräsident Ale- ster Botschafter“, so Bürgermeister Josef gut, wenn man jemanden in der Hofburg hat, xander Van der Bellen in den vergangenen Raich an den Geehrten gerichtet. der die Nerven bewahrt und sich nicht trei- Wochen beobachtet, wie besonnen und ruhig ben lässt, der mit Lebenserfahrung und poli- er seinen Pflichten in diesen politisch unru- Über die Ehrenbürgerschaft tischem Gespür ganz einfach das Richtige higen Zeiten nachgekommen ist. Seine be - Der Kaunertaler Gemeinderat hatte am tut“, ließ Tirols Landeshauptmann Günther dachte Vorgehensweise, begleitet von seiner 29. August 2018 einstimmig beschlossen, Platter die Geschehnisse Revue passieren. überlegten Kommunikation haben gezeigt, Alexander Van der Bellen in Anerkennung „Alexander Van der Bellen hat in den Jahr- wie verantwortungsvoll er das Amt des Bun - und Würdigung seiner starken Verbunden- zehnten seines politischen Wirkens immer despräsidenten erfüllt und damit auch ein heit zu seiner Heimatgemeinde, die er als wieder gezeigt, daß ihm viel an einer Kultur Vorbild für alle politisch Tätigen ist.“ Bundespräsident der Republik Österreich des Miteinanders liegt und er übt sein Amt zum Ausdruck bringt, die Ehrenbürgerschaft auch in diesem Sinne aus. Mit der Ehrenbür- Verleihung im feierlichen Rahmen zu verleihen. gerschaft würdigt seine Heimatgemeinde Wie immer in Tirol bei Feierlichkeiten Die Ehrenbürgerschaft ist ein in den dieses Engagement mit der höchstmöglichen dieses Formats, lud Platter zum Landesüb- Stadtrechten der Statutarstädte und Gemein- Auszeichnung. Die Kaunertalerinnen und lichen Empfang, der von der Schützenkom- deordnungen festgelegtes Recht der Kom - Kaunertaler können ganz besonders stolz auf panie Kaunertal und der Musikkapelle Kau- munen, Persönlichkeiten mit diesem höch- ihren ‚Sohn‘ Alexander sein.“ nertal im Beisein von zahlreichen Fahnenab- sten Rang auszuzeichnen. Zuständig hierfür Für den Bundespräsidenten war der Tag ordnungen durchgeführt wurde. Musikalisch ist der jeweilige Gemeinderat. n in seiner Heimat ein ganz besonderer: „Hier umrahmt wurde die Veranstaltung von Kin- http://www.bundespraesident.at/ im Kaunertal wurde mir als Flüchtlingskind dern der Volksschule Feichten. http://www.tirol.gv.at/ seit vielen Jahrzehnten eine Heimat ge - „Es erfüllt mich und alle Bürgerinnen und http://www.kaunertal.eu/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 98 Personalia Landtagspräsidentin a.D. Preinstorfer feierte 90. Geburtstag in runder Geburtstag ist immer ein Freu- Edentag. Und feiert man wie die Jubilarin ihren 90. Geburtstag, dann bedeutet das, daß man viel erlebt, geschafft und daher noch einen Grund mehr zum Feiern hat. Als Vor- reiterin hat dies Johanna Preinstorfer sicher- lich in vielerlei Hinsicht: Sie bekleidete Funktionen wie die der Landtagspräsidentin oder einer Bürgermeisterin in Oberösterreich zum ersten Mal als Frau und wurde so zum Vorbild für viele. Oberösterreich hat sich für ihr Engagement und den Einsatz in ihrer Arbeit sowie darüber hinaus zu bedanken. Daher gratuliere ich sehr herzlich zum heuti- gen runden Jubiläum und bin mir sicher, daß Johanna Preinstorfer ein Vorbild für viele Frauen war, die unsere politische Landschaft

durch ihr Engagement heute verstärkt berei- Foto: Land OÖ / Denise Stinglmayr chern“, so Landeshauptmann Thomas Stel- Landeshauptmann Thomas Stelzer mit Landtagspräsidentin a.D. Johanna Preinstorfer zer, der der Jubilarin anläßlich ihres Ge - burtstages am 24. Juni einen Besuch in ihrer Sozialpolitikerin und politische Pionierin, dentin des OÖ. Landtages und wurde im Heimatgemeinde Ohlsdorf abstattete. über die Parteigrenzen hinweg, hoch angese- November 1982 erste Bürgermeisterin Ober- „Johanna Preinstorfer war eine der ersten hen. Für ihren unermüdlichen Einsatz möch- österreichs in Ohlsdorf. Ihre Funktionen weiblichen Vorreiterinnen in Oberöster- te ich Johanna danken“, betonte Landtags- reichten von der Bezirks- und Landesbäuerin reichs Politik und hat unser Bundesland über präsident Sigl. über die Österreichische Frauenbewegung, viele Jahre maßgeblich mitgestaltet. In ihrer Landtagspräsidentin a.D. Johanna Preins- Gemeinderätin und Landtagsabgeordnete. n politischen Laufbahn war sie als engagierte torfer war von 1979 bis 1991 die erste Präsi- https://de.wikipedia.org/wiki/Johanna_Preinstorfer Ehrenring des Landes Steiermark für Barbara Frischmuth m Weißen Saal der Grazer Burg überreich- Ite Landeshauptmann Hermann Schützen- höfer am 14. Juni der aus Altaussee stammen - den Schriftstellerin Barbara Frischmuth den Ehrenring des Landes Steiermark. An der feierlichen Überreichung nahmen unter an - deren Bundesministerin a.D. Ruth Feldgrill- Zankel, Landtagspräsident a.D. Franz Maj- cen, LHStv. a.D. Kurt Jungwirth, LHStv. a.D. Peter Schachner-Blazizek, Bischofsvi- kar Heinrich Schnuderl, Stadtrat Günther Riegler und ORF-Chef Gerhard Koch teil. Schützenhöfer: „Ihre vielen Leserinnen und Leser empfinden Ihr Schaffen als Berei- cherung und Beförderung des Gemeinwohls in seiner ganzen Breite und Tiefe. Ihre Kunst und Ihr reiches Bemühen um eine Sprache des Verbindens von Menschen und Kulturen ist immer auch eine starke sozialpolitische Positionierung. Ich danke Ihnen sehr herz- lich für Ihre vielfältigen Verdienste um das Foto: Land Steiermark / Frankl Kulturgut der Steiermark.“ Große Freude bei der Verleihung des Ehrenringes in der Grazer Burg: Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer mit der Literatin Barbara Frischmuth „Es macht mich stolz einer der bedeu- tendsten Autorinnen der österreichischen Ge - rung und namens Ihres Heimatlandes Steier- deshauptmann abschließend. n genwart und einer gesellschaftspolitischen mark als Zeichen des Respekts und der An - http://www.kommunikation.steiermark.at/ Akteurin für eine Kultur des Miteinanders erkennung den Ehrenring des Landes Steier- http://www.barbarafrischmuth.at/ namens der Steiermärkischen Landesregie- mark, überreichen zu dürfen“, so der Lan- https://de.wikipedia.org/wiki/Barbara_Frischmuth

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 99 Personalia Kärnten: Großes Ehrenzeichen für Werner Scherf erner Scherf, geschäftsführender Vor- Wstand der Carinthian Tech Research (CTR), erhielt am 28. Juni das Große Ehren- zeichen des Landes Kärnten für seine Ver- dienste rund um die CTR und den For- schungsstandort Kärnten. Ohne sein enga- giertes Zutun und seine stetigen Bemühun- gen um internationale Sichtbarkeit im Be - reich der Innovations- und Technologiesyste - me wären weder die CTR noch der For- schungsstandort Kärnten im Bereich der Mikrosensorik national bzw. international so erfolgreich. Und als wäre das noch nicht ge - nug, zeigte sich Werner Scherf stets bestrebt JungforscherInnen auf ihrem Aus- und Weiterbildungsweg zu begleiten. Foto: Büro LHStv.in Schaunig „Werner Scherf gestaltete und begleitete v.l.: LHStv.in Gaby Schaunig, Werner Scherf, Vizebürgermeisterin Petra Oberrauner und Bür- germeister Günther Albel nach der Verleihung des Großes Ehrenzeichen des Landes Kärnten höchst erfolgreich, motiviert und engagiert den Werdegang der CTR von der schwieri- zu übernehmen und förderte den wissen- eine Rarität der Manager-Welt: „Scherf hat gen Frühphase, in der er die Verantwortung schaftlichen Nachwuchs in allen seinen Tä - neben dem großen strategischen Feingefühl für die CTR übernahm, bis zum Merger zwi- tigkeitsfeldern“, beschrieb Technologierefe- auch für seine Mitarbeiterinnen und Mitar- schen der CTR und den Silicon Austria Labs rentin LHStv.in Gaby Schaunig den Geehr- beiter immer ein offenes Ohr und das macht (SAL). Ohne seine vorausschauenden, zu - ten. ihn zu einem Forschungsmanager, der es ver - kunftsorientierten Bemühungen wäre SAL Die designierte SAL-Divisions-Leiterin steht, wissenschaftliche Exzellenz mit Herz so nie zustande gekommen. Als CEO inspi- für Sensorsysteme, Christina Hirschl, lang- und Verstand zu verbinden.“ n rierte er, scheute nicht davor zurück eine jährige Mitarbeiterin des Ehrenzeichenträ- https://www.ktn.gv.at/ Vorbildfunktion – auch für andere Zentren – gers, charakterisiert ihren Vorgesetzten als https://www.ctr.at/ »Goldene Wien-Tasse« für Michael Heltau ürgermeister Michael Ludwig über- Breichte am am 7. Juni dem Doyen des Wiener Burgtheaters, Kammerschauspieler Michael Heltau, die „Goldene Wien-Tasse“. Michael Heltau ist der erste Künstler, der diese seltene persönliche Ehrengabe des Bür - germeisters erhalten hat. Bis dato wurde sie nur an Bürgermeister, z.B. Christian Ude aus München, Roberto Cosolini aus Triest, oder auch an Landeshauptmann Luis Durnwalder aus Südtirol, überreicht. Die „Goldene Wien-Tasse“ ist ein Danke- schön des Bürgermeisters und der Stadt Wien für wunderbare Theaterstunden auf allen großen Bühnen Wiens, die Michael Heltau dem Theaterbegeisterten Wiener Publikum über Jahrzehnte bereitet hat. Der Künstler, der im Juli bereits 86 Jahre alt wird, hatte im Vorjahr seinen Abschied von der Bühne bekannt gegeben. Die Überreichung war begleitet von Foto: PID / Jobst einem angeregten Gespräch über das Theater Wiens Bürgermeister Michael Ludwig bei der Überreichung der Auszeichnung an den Doyen des Wiener Burgtheaters, Michael Heltau und die Stadt Wien, die Michael Heltau so sehr liebt, wie er betonte. Für ihn sei Wien erte den Bühnenabschied von Michael Hel- zahlt, um dann sagen zu können, der ist aber unvergleichlich und eine der schönsten Städ- tau, den dieser mit einem launigen Statement auch alt geworden.“ n te, die er kenne – mit einer wunderbaren kommentierte: „Ich möchte nicht einer von http://www.wien.gv.at Theaterszene. Bürgermeister Ludwig bedau- denen sein, wo das Publikum Geld dafür be - https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Heltau

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 100 Personalia Elfriede Ott

Die überaus beliebte Schauspielerin starb am 12. Juni 2019, einen Tag nach ihrem 94. Geburtstag.

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka „Ott war eine große Schauspielerin, die es nicht nur im Theater an der Josefstadt schaffte, die österreichische Lebensweise auf die Bühne zu bringen. Für ihre Förderung des Nachwuchses, aus der viele großartige SchauspielerInnen hervorgingen, gilt unser besonderer Dank. Ott wird mit ihrer Lei- stung für das kulturelle Österreich stets im Herzen des Landes und seiner Menschen verankert bleiben“, sagte Nationalratspräsi- dent Wolfgang Sobotka. „Meine Gedanken und mein Mitgefühl sind bei ihrer Familie und Wegbegleitern.“

Zweite NR-Präsidentin Doris Bures „Elfriede Ott war nicht nur eine der beliebtesten Schauspielerinnen Österreichs und Wiens, sondern für mich geradezu der Inbegriff einer Wiener Theaterlegende mit Hirn, Können, Herz und viel Schmäh. Sie prägte als eine der wenigen Universalkünst- lerinnen ein halbes Jahrhundert die Wiener Theaterbühnen und fand dabei immer Zeit junge Schauspieltalente zu fördern. Ihre Auftritte und ihr verschmitztes Lächeln wer- den mir sehr fehlen“, so die Zweite National- ratspräsidentin Doris Bures. „Meine tiefe An - teilnahme und mein Beileid gehören nun der Familie und den Angehörigen, denen ich in diesen Stunden viel Kraft wünsche. Österreich wird Elfriede Ott immer ein ehrendes An - denken bewahren“, so Bures abschließend.

ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz © Wikipedia / / Cc-by-sa-3.0 / Foto: Manfred Werner © Wikipedia / Cc-by-sa-3.0 Foto: Elfriede Ott bei der Premiere von „Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott“ am 29. „Elfriede Ott war eine der herausragen- September 2010 im Wiener Gartenbaukino. den Künstlerpersönlichkeiten des Landes, die in den vergangenen Jahrzehnten nicht nur auf Bundespräsident Van der Bellen ne, im Fernsehen und Film einzusetzen, wo - der Bühne, sondern auch in Film und Fern- „Die Republik Österreich verliert mit El - für sie generationenübergreifend bewundert sehen das Publikums zu begeistern verstand. friede Ott eine ihrer beliebtesten und profi- wurde. Nicht zuletzt widmete sie sich enga- Mit ihrem vielseitigen Talent als Schauspie- liertesten Schauspielerinnen. Besonders in giert der Ausbildung angehender Bühnenta- lerin, Kabarettistin, Regisseurin, Festspielin- typisch österreichischen Rollen begeisterte lente und bot ihnen die Möglichkeit, erste tendantin und Autorin sowie ihrer anstecken- sie jahrzehntelang ein dankbares Publikum Theatererfahrungen zu sammeln. den Vitalität verewigte sich die Grande Da - und spielte sich in die Herzen der Theaterbe- Wir alle werden Elfriede Ott ein ehrendes me des Volksschauspiels in den Herzen der geisterten. An der Seite zahlreicher Schau- und dankbares Andenken bewahren. Unser Menschen. Prägend war sie als Lehrerin auch spiellegenden wirkte sie erfolgreich am The- Mitgefühl ist bei ihrer Familie, ihren Ange- für Generationen von Schauspielerinnen und ater in der Josefstadt, wo sie sich besonders hörigen und ihren Freundinnen und Freun- Schauspielern, die durch die Ott’sche Schule um die Pflege des Wiener Volksstückes ver- den“, sagte Bundespräsident Alexander Van ihren Weg zu großen Karrieren fanden. Un - dient gemacht hat. Bis ins hohe Alter ver- der Bellen anläßlich des Todes von Elfriede ser Mitgefühl gilt ihren Angehörigen.“ n mochte Elfriede Ott ihr Talent auf der Büh - Ott am 12. Juni. https://de.wikipedia.org/wiki/Elfriede_Ott

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 101 Personalia Leon Zelman Preis 2019

Am 12. Juni – dem Geburtstag von Leon Zelman – wurde Shoshana Duizend-Jensen im Wiener Rathaus ausgezeichnet.

er Leon Zelman Preis wurde heuer zum Dsechsten Mal vergeben. Ziel des Preises ist, die Personen zu würdigen, die sich im Sinne Leon Zelmans aktiv für die Erinne- rung an die Shoah und den Dialog zwischen dem heutigen Österreich und den Opfern der NS-Verfolgung und ihren Nachkommen ein- setzen. Er richtet sich an Bildungs- und Ju - gendarbeit sowie Projekte, die den interkul- turellen Dialog fördern. Leon Zelman appel- lierte stets an eine verantwortungsbewußte Gesellschaft, die sich für eine Welt enga- giert, in der Antisemitismus und Rassismus keinen Platz mehr haben. Die Jurybegründung: „Die Preisträgerin Shoshana Duizend-Jensen setzt sich seit vie- len Jahren umfassend mit der Entrechtung, Be raubung, Vertreibung und Verfolgung Wie - ner Jüdinnen und Juden auseinander. In ihrer Arbeit als Historikerin macht Duizend-Jen- sen zerstörtes und verschwundenes jüdisches Leben in der Stadt sichtbar und zeigt die vie- Foto: Andrea Schütz len Leerstellen, die in Wien während der NS- WIens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler und Shoshana Duizend-Jensen mit der Urkunde Zeit, aber auch nach 1945 entstanden sind, auf. Durch ihre Ausstellungen und Publika- Jude leicht erkennbar, während seines Medi- Som mer 1982 im Anna-Freud-Kindergarten tionen trägt sie dazu bei, das Bewußtsein der zin-Studiums wurde er einmal von der Uni- in Wien 18. Wegen meiner Behinderung wur de Öffentlichkeit in Bezug auf die Shoah und Rampe gestoßen und war schweren antise- ich aber leider nicht in der Kindergärtnerin- deren Folgen zu schärfen und zu sensibilisie- mitischen Anfeindungen ausgesetzt. Er kehr- nenbildungsanstalt zugelassen. ren. Ihr Engagement und ihre Empathie spie- te 1946 aus der Emigration nach Wien zu - geln sich nicht nur in ihrer wissenschaftli - rück, wurde ein beliebter Arzt und ist am Behinderung chen Arbeit und deren Vermittlung, sondern 22.3.1961 unter tragischen Umständen ver- Die Tragik der Behinderung wurde mir auch in ihrem zivilgesellschaftlichen Enga- storben. Meine Mutter Dr. Hedwig Jensen, erstmals in meinem 9. Lebensjahr bewußt, gement in der Flüchtlingshilfe, sie unterstützt geb. Egger, wurde am 13.4.1926 in Wien ge - als sich mein Gesundheitszustand ver- ,Shalom Aleikum‘ wider“, so die Begründung boren und lebt 93jährig in Wien, Neubau. schlechterte. Im Jahr 1970 hatte ich plötzlich der Jury. Ich bin als behütetes Mädchen mit meiner kaum mehr Kraft zum Leben, der schwere, nichtjüdischen Mutter und jüdischen Groß- angeborener Herzfehler, der schon früher Angelika Shoshana Duizend-Jensen stell- mutter Elisabeth Jensen in Wien 7 aufge- diagnostiziert wurde, begann sich auszuwir- te uns folgende Anmerkungen zu ihrem Le - wachsen. Ich besuchte dank der liberal ein- ken und ich wurde im Frühjahr 1970 ope- benslauf zur Verfügung: gestellten Leiterin eines städtischen Kinder- riert, indem mir eine künstliche Herzklappe gartens ab meinem 3 1/2. Lebensjahr den Kin - eingesetzt wurde. Diese und zahlreiche wei- Kindheit dergarten der Stadt Wien am Schottenring, tere Operationen waren sehr so traumatische „Ich wurde am 24. 10. 1961 in Wien als lernte dort trotz meiner fehlenden Daumen Erlebnisse. Tochter des Dr. Bernhard Jensen (Internist) und verkürzten Arme wesentliche, hand- Die Behinderung war für meine Mutter und der Dr. Hedwig Jensen (Kinderärztin) in werkliche Fertigkeiten und erlangte mühelos eine so schwere seelische Belastung, daß sie Wien mit Missbildungen an beiden Armen, die Schulreife. Ab 1968 besuchte ich erfolg- mit mir nie darüber sprach. Erst als ich im Händen und am Herzen geboren. reich die Volksschule der Stadt Wien in Wien Alter von 35 Jahren über die Ursache zu for- Mein Vater „Bobby“ Jerusalem, (der sich 7, Stiftgasse. Ich besuchte von 1972 bis 1980 schen begann und andere ähnlich behinderte später vor dem Hintergrund des drohenden das Gymnasium im 6. Bezirk, Amerling - Menschen kennenlernte, erzählte mir meine Nationalsozialismus in Jensen umbenannte) straße und maturierte 1980 mit gutem Er - Mutter die ganze Wahrheit. Sie hatte in der wurde am 26. 12. 1915 in Wien geboren und folg. Zunächst studierte ich ein paar Monate Nacht, nachdem mein Vater starb, das Medi- mußte im März 1938 als Erster der Familie Medizin, wollte aber eigentlich Kindergar- kament Softenon der deutschen Aachener vor den Nazis in die USA fliehen. Er war als tenpädagogin werden praktizierte bis zum Pharmafirma Grünenthal eingenommen und

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 102 Religion und Kirche dann noch mehrmals. Da im Beipackzettel kombination aus Politikwissenschaft und wo es noch nicht passierte, Kenntlichmachung nichts über eventuelle Gefahren für Ungebo- Judaistik. In meiner Diplomarbeit beschäf- ehemaliger jüdischer Zentren in Wien einzu- rene stand, ja sogar propagiert wurde, daß tigte ich mich mit der jüdischen Jugend vor setzen und führe diesbezügliche Gespräche das Mittel harmlos wie ein Zuckerplätzchen 1938, auch um herauszufinden, in welchem mit Bezirksvorstehungen und anderen Insti- sei, nahm es meine Mutter, um nach dem Umfeld mein Vater in den 30er-Jahren in tutionen. furchtbaren Schock, ein paar Stunden schla- Wien lebte. Im Jahr 1995 erschien mein er - Fallweise engagiere ich mich sehr poli- fen zu können. Es handelte sich um den stes Buch mit dem Titel „Sei stark und mu - tisch, wie auch im vergangenen Wahlkampf Wirkstoff Thalidomid, der seit 1959 in tig! Chasak we’emaz! 40 Jahre jüdische Ju - zum Bundespräsidenten und gehe auf De - Deutschland als „Contergan“ rezeptfrei im gend in Österreich am Beispiel der Bewe- monstrationen. Umlauf war und schwerste Behinderungen gung „Hashomer Hazair“ 1903-1943“. Ich zur Folge hatte. Ich kämpfte von 1996 bis wollte aber das Judentum nicht nur studie- Mein politisches Lebensmotto ist 2008 um meine eigene Entschädigung und ren, sondern auch leben und so trat ich 1997 Ich möchte 2015 nach Österreich Ge - gründete im Jahr 2008 geneinsam mit zwei zum Judentum über und wählte den Namen flüchtete in ihrem schweren Weg der Inte- anderen Frauen die „Selbsthilfegruppe der Shoshana. gration weiter begleiten. Contergan- und Thalidomidgeschädigten Ich möchte noch viel mehr als bisher Österreichs“ um auch andere Betroffene in Beruflicher Werdegang gegen Antisemitismus, Israelhaß und aber ihrem Kampf um Anerkennung und finan- Im Herbst 1992 fand ich eine Anstellung auch gegen Ausgrenzung gegenüber Ge - zielle Abfindung zu unterstützen. Wir er - als Historikerin im Wiener Stadt- und Lan- flüchteten und Zugewanderten kämpfen. reichten mit vereinten Kräften mit viel Über- desarchiv, wo ich mit Ausnahme einiger Un - Als Historikerin widme ich mich der Er - zeugungs- und Medienarbeit eine einmalige terbrechungen wegen Karenzierung bis heu - innerungsarbeit. Ich liebe mein jüdisches Entschädigung für die Contergangeschädig- te arbeite. Die Schwerpunkte der Arbeit ver- Volk in all seinen Facetten von orthodox bis ten Österreichs. schoben sich von der Betreuung der Foto- sekular. Die Trauer über das im Holocaust sammlung (1992-1999) mehr und mehr auf Verlorene bewegt mich dazu, das jüdische Jüdische Herkunft das Erschließen zeithistorischer Archivbe- Leben vor der Vernichtung vor allem in mei- Die Tatsache, daß mein Vater Jude war, stände und Bestände, die die Geschichte der ner geliebten Heimatstadt Wien immer wie- erzählte man mir nicht. Ein Konsens des Juden in Wien abbilden. 1998 hielt ich am der in Erinnerung zu rufen. Mein größtes An - Schweigens wurde von allen Familienmit- Institut für Judaistik der Universität Wien ein liegen und Lebensziel ist es, den Menschen gliedern durchgehalten, zu schwer war die Semester lang eine Vorlesung zum Thema davon zu erzählen und sie dafür zu begei- Vergangenheit vor allem für den jüdischen „Jüdisches Vereinsleben“, 1991-2000 war stern. Ich möchte den Verlust der jüdischen Teil meiner Familie. Sogar meine, im ge - ich Mitglied der Historikerkommission der Generationen in Wien aufzeigen und gegen meinsamen Haushalt lebende jüdische Groß- Republik Österreich mit dem Projekt „Jüdi- das Vergessen ankämpfen. Menschen ver- mutter, die erst Ende 1939 aus Wien in die sche Gemeinden, Vereine, Stiftungen und schiedenster Herkunft sollen spüren können, USA flüchten konnte, sprach niemals darü- Fonds, Arisierung und Restitution“. Ich halte wen und was sie in ihrer Nachbarschaft ha - ber, erzählte mir, dem neugierigen Kind, nur laufend Vorträge und machte im Rahmen des ben könnten, würden noch hunderttausende immer wieder von schrecklichen Hurrikans Jüdischen Instituts für Erwachsenenbildung Jüdinnen und Jüdinnen hier leben. Die wich- in ihrer Exilstadt Miami Beach. Ich wurde zahlreiche Führungen durch das jüdische tigste Vorbeugung vor dem völkischen und getauft und wuchs sehr katholisch auf. Wien. Im Jahr 2018 kuratierte ich die Aus- nationalistischen Hass ist das Wissen um das Meine mütterliche, nichtjüdische Großmut- stellung „Gepündert, verbrannt, demoliert. größte Verbrechen der Menschheit, den Ho - ter hat sich rührend um mich gekümmert, Verschwundene Zentren jüdischen Lebens in locaust. Es genügt nicht, Jugendliche als hielt mich aber vom jüdischen Teil der Fami- Wien“. Seit kurzem bin ich Teil des Kern- Pflichtprogramm durch Mauthausen zu füh- lie fern und war nicht frei von antisemiti- teams der Historischen Internetplattform der ren, in Ergänzung dazu möchte ich gerne schen Vorurteilen. Stadt Wien Wien Geschichte Wiki und ver- daran mitwirken, Jugendliche mit jüdischen Erst ab dem Tod meiner Großmutter fasse in dieser Funktion wissenschaftliche Schicksalen und jüdischen, verschwundenen 1979, in meinem 18. Lebensjahr, emanzi- Artikel zum Jüdischen Wien und zeithistori- Institutionen in ihrer Wohn- und Schulumge- pierte ich mich und begann einen intensiven schen Themen. bung konfrontieren und auf diese Weise Ver- Kontakt zu meiner Tante Edith Stein, Toch- gangenheit lebendig werden lassen.“ ter der Schriftstellerin Else Jerusalem, geb. Ehrenamtliches Engagement Kotany, der Halbeschwester meines Vaters, Im April 2019 wurde ich gemeinsam mit Der Jewish Welcome Service zu pflegen. Edith gab mir das wesentliche drei anderen Frauen zum ersten weiblichen 1980 wurde die Organisation auf Initiati- Rüstzeug für meinen späteren Beruf und Tempelvorstand des Wiener Stadttempels ve des damaligen Bürgermeisters Leopold meine intensive Beschäftigung mit den gewählt und möchte mich hier für Frauen- Gratz und des Stadtrates Heinz Nittel ge - Ursachen und Folgen des Holocaust. Sie hat - rechte engagieren. meinsam mit dem 2007 verstorbenen Leon te eine riesige Bibliothek, die ich geradezu in Seit 2015 betreue ich ehrenamtlich im Zelman gegründet. Präsident ist der jeweili- mich aufgesogen hatte. Leider verstarb Edith Rah men des Vereins „Shalom Alaikum. ge Bürgermeister der Stadt Wien. Weitere Stein im Jahr 1987. Jewish Aid for refugees“ geflüchtete Men- Aufgaben neben dem Besuchsprogramm sind schen aus de, Kongo, Syrien und Afghani- die Unterstützung von Gedenk -und Erinne- Studium stan. rungsinitiativen sowie Information und Ser- Im Jahr 1982 inskribierte ich an der Uni- Anläßlich meiner Ausstellung begann ich vice für jüdische Wien-BesucherInnen. n versität Wien Geschichte und eine Fächer- mich für die Erhaltung, Würdigung und da, https://jewish-welcome.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 103 Religion und Kirche Bischof Bünker verabschiedet

Bundespräsident Van der Bellen zum evangelisch-lutherischen Bischof Michael Bünker: »Sie haben dem unverzichtbaren Teil des Ganzen eine Stimme gegeben.« – Festgottesdienst in der Wiener lutherischen Stadtkirche Foto: epd / Uschmann „Ihr Wirken als Bischof hat unserer Republik viel gebracht“, dankte Bundespräsident Van der Bellen (l.) dem scheidenden Bischof Bünker. it einem Festgottesdienst in der Wie- Mner lutherischen Stadtkirche hat der Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich, Michael Bünker, am 29. Juni Ab - schied aus seinem Amt genommen. „Daß ich mich als ein schlechthin geborgener Mensch einbringen konnte in der Kirche Jesu Christi und in der Welt Gottes, unter seinen Men- schen, das hat mich wohl im Tiefsten getra- gen wie es hoffentlich alle trägt, die aus die- sem Glauben leben und vor allem die, die davon öffentlich zu reden haben“, sagte Bünker in seiner Predigt. Neben zahlreichen Gläubigen waren bei der Feier viele Vertre- terInnen von Kirche, Ökumene und öffentli- chem Leben zugegen, darunter auch Bundes - präsident Alexander Van der Bellen, Wiens Bürgermeister Michael Ludwig, Weihbi- schof Helmut Krätzl, Metropolit Arsenios Foto: epd / Uschmann Kardamakis und kurz auch Oberrabiner Paul Den „guten Kampf des Glaubens“, wie er in seinem Konfirmationsspruch aus dem ersten Chaim Eisenberg. Außenminister Alexander Timotheusbrief angesprochen wird, stellte Bünker in den Mittelpunkt seiner Predigt.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 104 Religion und Kirche

Schallenberg nahm in Vertretung von Bun - des kanzlerin Brigitte Bierlein am anschlie- ßenden Abschiedsfest teil. Bünker wird mit 31. August nach 12 Jahren als Bischof in Pension gehen, auf ihn folgt Michael Cha- lupka, den die Synode im Mai gewählt hat.

Bünker: Einsetzen für das gute Leben für alle Den „guten Kampf des Glaubens“, wie er in seinem Konfirmationsspruch aus dem er - sten Timotheusbrief angesprochen wird, stellte Bünker in den Mittelpunkt seiner Pre- digt: Glaube bestimme „den ganzen Men- schen, mit Kopf, Herz und Hand, mit Leib und Seele.“ Das Geborgensein in Jesus Chri- stus sei nicht ein „Privatbesitz“ sondern ein Auftrag, für jene einzutreten, die am Rand stehen. Bünker erinnerte in diesem Zusam - Bundespräsident Van der Bellen: „Ihr Wirken als Bi schof hat unserer Republik viel gebracht!“ menhang an Carola Rackete. Die 31jährige Kapitänin der Sea-Watch 3, hatte mir ihrem Schiff, auf dem sich gerettete Flüchtlinge befanden, auf Lampedusa angelegt und war daraufhin verhaftet worden. „Sie hat Men- schen auf sicheren Boden gebracht und muß nun rechnen, dafür ins Gefängnis zu gehen“, sagte der Bischof. Einer offenen und pluralen Gesellschaft im weltanschaulich und religiös neutralen Verfassungsstaat „jetzt und in Zukunft“ tue es gut, wenn sich Menschen aus dem Glau- ben heraus einsetzen, „nicht nur für das Ei - gene, die eigenen Überzeugungen, die eige- nen Leute, sondern für das Ganze, für das gute Leben für alle und für die Bewahrung der Schöpfung, die die Grundlage ist für das gute Leben für alle auch in Zukunft.“ Beim „guten Kampf des Glaubens“ gehe es schließlich „um das Morgen. Für die Kinder Bürgermeister Ludwig: Es sei sehr wichtig, über nationale Grenzen hinaus zu wirken… und Enkel. Für die an Freitagen streikenden Jugendlichen. Für das gedeihliche Miteinan- der in aller Vielfalt in Europa und in unserem Österreich. Für ein gutes Leben für alle.“

Van der Bellen: Als Minderheit für das Ganze mitverantwortlich Bundespräsident Van der Bellen erinnerte vor den Festgästen an Bundespräsident Ru - dolf Kirchschläger, der 1981 von der Evan- gelischen Kirche als „unverzichtbarem Teil des Ganzen“ gesprochen hat. „Sie haben als Bischof diesem unverzichtbaren Teil des Ganzen eine Stimme gegeben, die Gewicht hat weit über Österreich hinaus“, sagte Van der Bellen. Die Evangelische Kirche habe immer ausgezeichnet, „daß sie sich als Min- derheit für das Ganze mitverantwortlich sieht“. Denn neben den politischen Parteien Fotos: epd / Uschmann brauche es auch „aufrechte Bürgerinnen und Weihbischof Krätzl: „Ich danke dir für alles, was ich persönlich von dir erfahren und gelernt habe.“

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 105 Religion und Kirche

römisch-katholische Weihbischof Helmut Krätzl aus: „Ich danke dir für alles, was ich persönlich von dir erfahren und gelernt habe: In der Ökumene, im Glauben, in der öffent- lichen Tätigkeit.“ Erst in der persönlichen Begegnung mit Protestanten sei er „draufge- kommen, daß unseren Glauben viel mehr verbindet als uns trennt.“ Das hätten die Kir- chen auch in Europa zu zeigen: „Daß es bei aller Unterschiedlichkeit doch eine größere Einheit gibt.“ In einer Nebenbemerkung über den Streitpunkt des gemeinsamen Abend- mahls betonte Krätzl allerdings: „Wenn wir gegenseitig die Taufe anerkennen, dann ver- stehe ich nicht, warum wir bis heute den eucharistischen Leib nicht teilen.“ In Gegen- wart und Zukunft hätten die Kirchen „Werte zu vermitteln in einer Sprache, die die Men- schen verstehen“. Synodenpräsident Peter Krömer dankte dem Bischof namens der Landeskirche…

Synodenpräsident Krömer: Dank für unendlichen Einsatz Für Bünkers „unendlichen Einsatz, Fleiß, Treue und Gewissenhaftigkeit“ dankte na - mens der Landeskirche Synodenpräsident Peter Krömer. Über 20 Jahre – zwölf Jahre als Bischof und acht als Oberkirchenrat – ha - be Bünker seine Gaben in die Kirchenleitung eingebracht. Gerade das Reformationsjubi- läum 2017 sei stark mit Bünker verbunden gewesen, dabei sei es ihm gelungen, „die Botschaft der Reformation in die Öffentlich- keit zu tragen“. In den letzten Monaten hätte die Debatten um die Trauung für alle und um den Karfreitag „viel abverlangt“, Bünker ha - be sich dabei immer „sehr stark für die evan- gelische Sache eingesetzt“. „Namens der Sy - Fotos: epd / Uschmann Die Festgemeinde in der Wiener lutherischen Stadtkirche node sind wir für diesen Einsatz sehr dank- bar“, betonte der Synodenpräsident. Bürger, die die Demokratie tragen“. Van der kann.“ Ebenso würdigte Ludwig Bünkers Den Gottesdienst in der Wiener Innen- Bellen würdigte auch Bünkers „unerschrok- frühzeitige Beschäftigung mit Fragen des stadt gestalteten die evangelisch-lutheri- kenen Blick in den Abgründe der Geschich- Umweltschutzes und der Klimagerechtigkeit schen OberkirchenrätInnen Ingrid Bachler, te, auch der eigenen Kirche“. Dabei habe er und seine Auseinandersetzung mit dem kom- Dieter Beck, Gerhild Herrgesell, Günter Kö - es jedoch „nicht bei dem Gedenken allein“ plexen und potentiell gefährlichen Verhältnis ber und Karl Schiefermair ebenso wie der re - belassen sondern „Konsequenzen für das Hier von Politik und Religion: „Wir müssen dar- formierte Landessuperintendent und Vorsit- und Jetzt“ eingemahnt. „Ihr Wirken als Bi - auf achten, daß Religion nie wieder dazu zende des Ökumenischen Rats der Kirchen, schof hat unserer Republik viel gebracht“, herangezogen wird, Konflikte und Kriege zu Thomas Hennefeld, und der evangelisch-re - schloß der Bundespräsident. führen“, unterstrich Ludwig. Der scheidende formierte Oberkirchenrat Klaus Heußler. Bischof sei ein starker Träger des Mitein- Für die Musik verantwortlich zeichneten Bürgermeister Ludwig: Wichtig, über anders der Religionen, auch in Wien, gewe- Heinz Haunold an der Violine und Landes- nationale Grenzen hinaus zu wirken sen. Von Anfang an sei es ihm gelungen, kantor Matthias Krampe an der Orgel. Unter Wiens Bürgermeister Michael Ludwig hob Glaube mit Intellekt und sozialer Kompetenz seiner Leitung war auch ein Ensemble des in seinem Grußwort Bünkers internationales zu verbinden. Albert Schweitzer Chors zu hören, das von Engagement als Generalsekretär der Ge - einem Jazzensemble unter Flip Philipp mein schaft Evangelischer Kirchen in Europa Weihbischof Krätzl: Kirchen begleitet wurde. Als Solistin wirkte Carole hervor: „Gerade in Zeiten wie diesen ist es verbindet mehr als sie trennt Alston. sehr wichtig, über nationale Grenzen hinaus Seinen persönlichen Dank und den Dank Die Grußworte moderierte Vikarin Julia zu wirken und aufzuzeigen, daß der Nationa- des Kardinals Christoph Schönborns, der Schnizlein-Riedler. n lismus nicht die Lösung der Probleme sein sich in Rom befand, sprach der emeritierte https://evang.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 106 Religion und Kirche Dialog der Religionen

Wolfgang Sobotka sieht Kampf gegen Antisemitismus als demokratischen Grund- konsens – Nationalratspräsident und Prof. Armin Lange rufen Religionsgemein- schaften zu gemeinsamem Auftreten gegen Judenhaß auf

er Kampf gegen den Antisemitismus Dmuß demokratischer Grundkonsens wer den“, betonte Wolfgang Sobotka am 24. Juni beim Dialog der Religionen vor Ver- treterInnen der in Österreich anerkannten Kirchen und Religionsgemeinschaften im Par lament. Der Nationalratspräsident appel- lierte dabei an alle Religionsgemeinschaften, gemeinsam gegen Judenhaß aufzutreten und für Toleranz und Öffnung einzustehen. Reli- gionen sollten ihre Gläubigen gegen Juden- haß immunisieren, bekräftigte auch Profes- sor Armin Lange, der in seinem Impulsrefe- rat die Religionsgemeinschaften aufrief, antisemitische Stereotypen und Symbole aus dem kulturellen und religiösen Gedächtnis zu verbannen.

Sobotka ruft Religions- gemeinschaften zum Dialog auf „In einer modernen und demokratischen Foto: Parlamentsdirektion / Thomas Jantzen Gesellschaft ist der Dialog zwischen den Re - Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka vor Religionsvertretern beim Dialog der Religionen ligionsgemeinschaften von entscheidender Bedeutung, um den gesellschaftlichen Zu - sem Zusammenhang an antisemitische Sym- sammenhalt zu erhalten und zu stärken“, bole und Stereotypen, aber auch an die Ritu- steht für Sobotka fest. In einem demokrati- almordverleumdungen, die zu Haß und Ge - schen Staat müsse es unterschiedliche An - walt führen. Als symptomatisch nannte er sichten zu verschiedenen Themen geben. dabei den Fall Robert Bowers, der sein an Wichtig sei es deshalb, die Bereitschaft zum jüdischen Gläubigen in einer US-Synagoge Dialog zu erhalten und dadurch ein friedli- begangenes Massaker mit dem Hinweis auf ches Zusammenleben zu sichern. jüdische Ritualmorde legitimierte. Der Nationalratspräsident zeigte sich in Antisemitische religiöse Symbole seien seinen Begrüßungsworten besorgt über nach Bestandteile der kulturellen und religiösen wie vor bestehenden Antisemitismus in der Gedächtnisse der westlich-christlichen und Gesellschaft und meinte, der Kampf gegen islamischen Welten und würden von Antise- den Antisemitismus sei ein europäisches The - miten abgerufen werden, um die Wirklichkeit ma, wobei Österreich aufgrund seiner Ge - haßgeleitet zu interpretieren, betonte Lange. schichte eine besondere Verantwortung tra - Den Religionsgemeinschaften komme daher ge. Der Kampf gegen den Antisemitismus eine zentrale Rolle in der Bekämpfung des müsse auch dem Parlament ein großes Anlie- Antisemitismus zu, haben sie doch über einen gen sein, unterstrich er und stellte klar, jeder sehr langen Zeitraum zur Tradierung antise- Angriff gegen jüdische MitbürgerInnen sei mitischer Stereotypen beigetragen. Foto: Parlamentsdirektion / Thomas Jantzen Armin Lange, Professor für auch ein Angriff auf ÖsterreicherInnen. Religionen sollten nach Meinung Langes Judaistik an der Universität Wien ihre Gläubigen gegen Judenhass immunisie- Lange fordert Religionen zum Kampf ren und ihnen gemeinsame positive Erfah- das Christentum als auch der Islam seien Re - gegen antisemitische Stereotypen und rungen mit Juden ermöglichen. An die Stelle ligionen der Liebe, erinnerte Lange und Symbole auf antisemitischer Stereotypen sollten Traditio- schloss mit dem Aufruf: „Bemühen Sie sich, Antisemitismus sei in seiner Irrationalität nen treten, die den Respekt vor den Anders- daß diese Liebe auch gegenüber den Anders- ein quasi-religiöses Phänomen, gab Armin gläubigen lehren und das Judentum als die gläubigen den Haß verdrängt!“ n Lange zu bedenken. Der Professor für Judai- Mutter der abrahamitischen Religionen ernst https://www.parlament.gv.at stik an der Universität Wien erinnerte in die- nehmen, plädiert Lange überdies. Sowohl Quelle: Parlamentskorrespondenz

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 107 Wissenschaft & Technik Zelluläre Müllentsorgung

Innsbrucker Zellbiologen entdecken neuen Protein-Abbau-Weg mit unerwarteter Funktion

amit Zellen ihre Funktion erfüllen und Dgesund bleiben, müssen laufend neue Proteine gebildet sowie alte und fehlerhafte Proteine entfernt werden. Defekte in diesen Prozessen können zu Erkrankungen wie Krebs oder Neurodegeneration führen. Ein Team um den Zellbiologen David Teis vom Bio- zentrum der Medizin Uni Innsbruck konnte nun einen neuen Protein-Abbau-Weg identi- fizieren, der zudem auch eine essentielle Funktion im intrazellulären Lipidstoffwech- sel erfüllt. Das neue Wissen lässt potentielle Therapie-Ansätze für den gezielten Abbau von Proteinen erwarten. Zellen müssen ihren intrazellulären Ab - fall entsorgen und recyclen. Damit wird ver- hindert, daß sich Proteine ansammeln und Schaden anrichten. Zellen bedienen sich da - für eines ausgeklügelten Müll-Managements, MUI / Heidegger Foto: das bestimmte Gruppen von Proteinen in un - Die Zellbiologen (v.l.) Oliver Schmidt, David Teis, Michael Widerin und Yannick Weyer. terschiedliche Proteinabbau Systeme ein- humanen Zellen, entdeckte das Team tat- und damit zu schweren Membran-Defekten. schleust. Für den gezielten Abbau von Mem- sächlich einen neuen Abbau-Weg. „Durch Die Zellen regeln die Produktion von Sphin- bran-Proteinen waren bisher zwei Entsor- die Ausschaltung des ESCRT-Systems konn- golipiden über die Orm-Proteine. „Orm2, ein gungswege bekannt: ERAD (ER-assoziierte ten wir mit genetischen Screens erkennen, Substrat des EGAD-Wegs, das wir im Hefe- Proteindegradation) und der ‚multivesicular daß ein weiterer Mechanismus – EGAD Modell gefunden haben, kommt auch in hu - body‘ (MVB) Weg, der vom Proteinkomplex (Endosome und Golgi-assozierte Degrada- manen Zellen vor und wird mit der Entste- ESCRT (‚endosomal sorting complexes tion) – eine zentrale Rolle im Müllmanage- hung chronisch entzündlicher Erkrankungen required for transport’) gesteuert wird. „Sind ment übernimmt“, so Schmidt. Der EGAD- in Verbindung gebracht“, so Schmidt, der diese Abbauprozesse aufgrund einer Fehl- Prozeß benutzt eine molekulare Maschine, sich vor diesem Hintergrund in weiteren Un - funktion gestört, kann das zu schwerwiegen- die unter anderem Membran-Proteine auf- tersuchungen auf den Einfluß des EGAD- den Erkrankungen von Krebs bis Neurode- spürt, die verwaist sind und nicht auf den Pfades im Rahmen des Fettstoffwechsels fo - generation führen“, weiß Zellbiologe David richtigen Organellen sitzen. Sind diese ver- kussieren will. Teis, der mit seinem Team an der Sektion für waisten Proteine einmal erkannt, sorgt EGAD Der EGAD-Pfad könnte sich als vielver- Zellbiologie des Innsbrucker Biozentrum seit dafür, daß sie für den Abbau markiert und sprechende Angriffsfläche für neue thera- vielen Jahren zum Zellstoffwechsel forscht aus der Membran der Organellen herausge- peutische Ansätze erweisen. „Unsere Ergeb- und die Funktion des ESCRT-Komplexes löst werden. Erst in dieser Form können sie nisse dürften für künftige biotechnologische bereits maßgeblich aufklären konnte. vom Proteasom, einem zellulären Müllzerk- Innovationen, also für die Entwicklung von leinerer, abgebaut werden. Medikamenten relevant sein, mit denen Pro- Regieübernahme bei der teine gezielt abgebaut werden sollen. Damit zellulären Müllentsorgung Überraschende Rolle im könnte es gelingen, die schädliche Akkumu- Im Rahmen eines FWF-geförderten Pro- zellulären Lipidstoffwechsel lation von Proteinen zu korrigieren und die jekts und in Zusammenarbeit mit einem in - Unter den Proteinen, die über den EGAD- Behandlung von damit verbunden Erkran- ternationalen Team von WissenschafterInnen Pfad abgebaut werden, fanden sich auch vie - kungen zu ermöglichen “, schließt Teis. der ETH Zürich, der Universität Osnabrück le, die im Fettstoffwechsel der Zelle eine Die Entdeckungen der Innsbrucker Zell- und dem Research Institute of Molecular Rolle spielen. „Unsere Experimente zeigen, biologen wurden in der renommierten Fach- Pathology, IMP, in Wien stellte sich Erst - daß zu wenig Sphingolipide produziert wer- zeitschrift The EMBO Journal publiziert. n autor Oliver Schmidt aus dem Innsbrucker den, wenn der EGAD-Weg nicht funktio- https://www.i-med.ac.at/ Biozentrum nun die Frage, ob tatsächlich alle niert“, erklärt Teis. Sphingolipide sind spe- Forschungsarbeit: Endosome and Golgi‐associated Protein-Abbauwege in Zellen bekannt sind zielle Fettmoleküle und einer der Hauptbe- degradation (EGAD) of membrane proteins regulates oder nicht. Mit Bäckerhefe, einem Modellor- standteile in der Membran tierischer Zellen. sphingolipid metabolism. Oliver Schmidt et al. The ganismus, in dem diese hoch konservierten Ein Mangel an Sphingolipiden führt zu einer EMBO Journal (2019) e101433 Abbau-Wege ebenso zu finden sind wie in falschen Zusammensetzung der Membranen https://doi.org/10.15252/embj.2018101433

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 108 Wissenschaft & Technik Wie eine Körperzelle zu ihrer Bestimmung findet

Eine internationale Studie unter maßgeblicher Mitwirkung der MedUni Wien beleuchtet den Mechanismus, wie sich undifferenzierte Zellen auf ihre biologische Bestimmung im Körper festlegen.

b die lichtempfindlichen Zapfen der Re - dert sich die Menge der RNS-Produktion dienleiter Igor Adameyko von der MedUni Otina im Auge, die blutpumpenden Mus - dementsprechend. Wien und dem Karolinska Institut dazu: keln des Herzens oder die Zellen des Aus- Die Ergebnisse zeigen, daß die Zellen im „Das könnte bedeuten, daß eine komplexe scheidungssystems der Nieren, der mensch- Laufe ihres Weges bis ins Erwachsenenalter und lange Abfolge von widersprüchlichen liche Körper besteht aus hunderten Zellty- mehrfach konkurrierenden Wahlmöglichkei- Signalen die Zelle auf eine Reihe von mög- pen, die höchst spezialisiert sind, um ihre ten gegenüberstehen und eine Reihe von bi - lichen Ergebnissen vorbereitet, und erst am Aufgaben mit größter Präzision zu erfüllen. nären Entscheidungen treffen, bis sie ihre Ende wird die Situation entschieden und auf Diese Billionen von komplexen Zellen ent- endgültige Bestimmung erreichen. Bei den eine einzige gültige Option reduziert.“ stehen alle aus einer einzigen Art von Ur - Zellen der Neuralleiste läuft das zum Bei- Welche Faktoren tatsächlich zur endgülti- keimzelle. Jetzt haben WissenschafterInnen spiel in drei Phasen ab: Aktivierung der kon- gen Entscheidung führen, ist noch nicht ge - der Medizinischen Universität Wien, der Har - kurrierenden genetischen Programmierun- klärt. Das Team schätzt, daß es wahrschein- vard Medical School, des Karolinska Insti- gen, die um die Aufmerksamkeit der Zelle lich eher externe Signale aus dem Umfeld tuts in Schweden und anderen Institutionen wetteifern, graduelle Beeinflussung in Rich- der Zelle sind als Signale, die aus der Zelle neue Hinweise bezüglich der molekularen tung einer der Alternativen und die endgülti- selbst erfolgen. Sie macht sich bereit, auf das Lo gik der Zellen, die ihre Bestimmung prägt, ge Bestimmung der Zelle. Die erste Verzwei- eine oder andere Signal zu reagieren, was entdeckt. gung in der Entwicklung erfolgt auf einer aber die Zelle dann genau in eine bestimmte Die ForscherInnen untersuchten den Wer- Schnittstelle, wo die Zelle der Neuralleiste Richtung treibt, ist noch unverstanden. Die degang von primitiven Zellen aus der Neu- sich entscheiden muß ob sie eine sensorische Erkenntnisse beziehen sich vorerst zwar aus- ralleiste (embryonale Gewebestruktur) von Nervenzelle oder ein anderer Zelltyp wird. schließlich auf Zellen der Neuralleiste, doch Mäusen – das sind Zellen, die in der frühen An der nächsten Weggabelung muß sich die derselbe Denkansatz könnte auch zum Ver- Entwicklung auftreten und Grundlage für die Nervenzelle entscheiden, ob sie eine Glia- ständnis der Zelldifferenzierung in anderen Bildung von außerordentlich verschiedenar- zelle oder ein Neuron wird und so weiter bis Geweben beitragen. tigen Zelltypen im Körper sind. Beim Men- ihre endgültige Bestimmung erreicht ist. schen ist sie für die Entstehung des Gesich- Vom rechten Weg abkommen tes, der Zähne, der Sinnesneuronen, der Pig- Konkurrenz buhlt um die Zelle Die Studienbeobachtungen helfen dem mentierung, der neuroendokrinen Zellen Konkurrierende Gruppen von Genen – Verständnis, wie Zellen reifen, um ihre Rolle sowie der Gliazellen und vieler anderer Zel- genetische Programme, die verschiedene zu erfüllen, aber auch, was genauso wichtig len im Körper verantwortlich. Um die gene- Zellfunktionen regulieren – drängen die Zel- ist, wie sie „vom Weg abkommen“ und sich tischen Veränderungen in einzelnen Zellen, len gleichzeitig in unterschiedliche Entwick- unkontrolliert teilen – das wesentliche Kenn- Zelle für Zelle zu beobachten, setzten die lungspfade hinein. Je näher die Zelle zu einer zeichen etwa eines Karzinoms. Obwohl die ForscherInnen die Methode der Einzelzell- Entscheidungsgabelung kommt, desto grös- Zellspezialisierung ein streng kontrollierter Sequenzierung ein. ser ist die Ko-Aktivierung der zwei geneti- Prozess ist, können Fehler in der Differen- schen Programme, die jedes für sich die Zel - zierung auftreten, die dann zu bösartigem Zahlreiche Weggabelungen le in eine andere Richtung locken wollen – Wachstum führen. Adameyko: „Krebserre- mit Entscheidungen zum Beispiel zu einer Entscheidung, ob sie gende Ereignisse geben noch immer Rätsel Die Studiengruppe zeichnete den Zell- ein Kieferknochen oder eine Nervenzelle auf, und unsere Studien lassen vermuten, daß Werdegang in Form eines Entscheidungs- wird. Sobald sich eine Zelle für einen Pfad sie auf Grund von Fehlberechnungen entste- baumes mit einer Reihe von Weggabelungen entscheidet, wird dieses genetische Pro- hen, wo, ähnlich wie bei einem abstürzenden auf. Um die Abfolge der Zell-Entscheidun- gramm stärker, während das konkurrierende Computerprogramm, die Zelle in einem feh- gen festzustellen und wie sich diese damit Programm schwächer und stillgelegt wird. lerhaften Stadium festhängt, obwohl die zu - auf ihre vorgegebene Bestimmung festlegt, Beobachtungen lassen vermuten, daß die grundeliegende Hardware immer noch in beobachteten Die ForscherInnen die Anzahl Zelle ihre Entscheidung erst trifft, nachdem Ordnung ist.“ der Veränderungen der RNS (Ribonuklein- beide Programme teilweise aktiviert wurden, Das Verständnis der grundlegenden Bio- säure). Veränderungen in der RNS entstehen, wobei sie auf beide Alternativen vorbereitet logie der Wahlentscheidungen der Zellen wenn eine Zelle beginnt, ihre Startbefehle von wird, bevor sie sich festlegt. Das war überra- könnte aber auch dazu beitragen, künstliches den Genen auszuführen und sich zu transfor- schend für die ForscherInnen, die erwartet Gewebe für medizinische Be handlungen mieren. Da genetische Programmierung ak - hatten, daß die Zelle eine frühe Präferenz für wachsen zu lassen. n tiviert oder stillgelegt werden kann, verän- die eine oder andere Option zeigt. Ko-Stu- https://www.meduniwien.ac.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 109 Wissenschaft & Technik Revolutionäre Innovation gegen Parkinson

Einer Studierendengruppe der FH Wiener Neustadt ist es nun gelungen, ein neues Wearable zu entwickeln, das den therapeutischen Markt für Parkinson-PatientInnen revolutionieren will.

und sechs Millionen Menschen leiden Rweltweit unter Parkinson, die Hälfte da - von hat mit den Symptomen des Freezings und des Trippelings zu kämpfen. Einer Stu- dierendengruppe der FH Wiener Neustadt ist es nun gelungen, ein neues Wearable zu ent- wickeln, das den therapeutischen Markt für Parkinson-PatientInnen revolutionieren will. Zusammen mit dem führenden Parkinson- Spezialisten Dieter Volc, der bereits auf 25 Jahre Erfahrung mit der Krankheit zurück - blicken kann, entwickelte die Studierenden- gruppe ein Produkt, das den beiden Phäno- menen des Freezing und des Trippelings ent- gegenwirken soll. Durch Freezing und Trip- peling wird die Mobilität der Betroffenen stark eingeschränkt, was in vielen Fällen zu schwerwiegenden Stürzen und gefährlichen NLK / Pfeiffer Foto: Situationen führen kann. Eben jene Situatio- v.l.: Ferdinand Perktold (CFO Helpsole), Ines Nechi (CEO Helpsole), Petra Bohuslav (NÖ nen sollen durch die Innovation künftig ver- Landesrätin), Andreas Müllner (COO/CTO Helpsole) und Philip Lederle (CSO Helpsole) hindert werden können, indem diskrete Rei - Events für die Teilnahme an der Berkeley persönlich eine Riesensache, sondern natür- ze in Form von Vibration verabreicht wer- Summer School gingen die Studierenden der lich auch eine unglaubliche Chance zur Wei - den. So soll die Lebensqualität der Betroffe- FH Wiener Neustadt als Sieger hervor. Im terentwicklung unseres Produkts“, freut sich nen nachhaltig verbessert werden. Rahmen der Spin-off-Strategie des Landes „Helpsole“-Mitgründer Ferdinand Perktold. Von Anfang an stand das Start Up-Center Niederösterreich und unter Federführung der „Wir wollen gerade im Technologiebe- der FH Wiener Neustadt dem Helpsole-Team Technologiefinanzierungsgesellschaft tecnet reich bewußt den internationalen Wissens- mit Rat und Tat zur Seite. Leiter Thomas equity und dem accent Gründerservice austausch fördern und jungen heimischen Wally CFA sieht den Erfolg als Bestätigung kämpften heuer 12 Teams aus niederösterrei- Gründern den Blick über die Grenzen er- des Wegs, den die FH Wiener Neustadt seit chischen Fachhochschulen um die Teilnah- möglichen“, betont Doris Agneter, Geschäfts - Jahren eingeschlagen hat. „Wir fördern inno- me an dem zehntägigen Aufenthalt im Silicon führerin von tecnet equity. Und accent vative Ideen und helfen jungen GründerIn- Valley sowie den den an der Berkeley Entre- Geschäftsführer Michael Moll erklärt: „Die nen bei der Entwicklung ihrer Geschäfts- preneurship Summer School im August. Teams, die in den vergangenen zwei Jahren idee. An der FH Wiener Neustadt ist riesiges „Mit der Teilnahme an der Berkeley im Silicon Valley waren, haben durch diese Potential vorhanden – Erfolgsgeschichten wie Summer School, die heuer zum dritten Mal Teilnahme eine ganz erstaunliche Weiterent- jene von Helpsole zeigen, daß wir so junge stattfindet, wollen wir einen Schritt setzen, wicklung erhalten.“ Menschen auf ihrem Weg zum erfolgreichen damit auch niederösterreichische Studentin- Unternehmen begleiten und gleichzeitig einen nen und Studenten die US-amerikanische Land Niederösterreich schlägt Brücke wertvollen Beitrag zur lokalen Wirtschaft Gründungskultur und den besonderen Spirit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft leisten können.“ im Silicon Valley erleben können“, erklärt Das Land Niederösterreich schloß im Rah - Landesrätin Petra Bohuslav. „Denn neben men der Amerikareise von Wirtschaftslandes - »Helpsole« gewinnt Teilnahme der Summer School wird auch ein Blick hin- rätin Petra Bohuslav eine Kooperation mit an der Berkeley Summer School ter die Kulissen von Firmen wie Google, der Universität Berkeley ab. Diese Koopera- Eine weitere Bestätigung dafür, daß es Facebook und Co geworfen. Dort wird das tion ist Teil der Spin-off-Strategie Nieder- sich bei „Helpsole“ um ein Start Up mit gros- Team auch ihr Projekt vorstellen und wert- österreich und verstärkt die Brücke von der sem Potential handelt: Bei einem durch tec- volle Tipps zur Weiterentwicklung erhalten“. Wissenschaft zur Wirtschaft. Damit werden net, accent, WKO und Open Austria (Initia- „Als wir eingereicht haben, hätten wir nie neue Impulse für Start Ups und Spin-offs in tive der Außenwirtschaft Austria und des damit gerechnet, das Ganze zu gewinnen. Niederösterreich geschaffen. n Außenministeriums) organisierten Pitching Die Reise nach Berkeley ist nicht nur für uns http://www.fhwn.ac.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 110 Wissenschaft & Technik Flugzeug, das sich von Turbu- lenzen nicht erschüttern läßt

Eine neue Erfindung reduziert die Auswirkungen von Turbulenzen auf Flugzeuge um 80 Prozent. Bei der internationalen Airshow in Paris wird das neue Konzept von der TU Wien nun erstmals einer breiten Öffentlichkeit präsentiert.

ie sind eine Qual für Menschen, die unter SFlugangst leiden: Selbst große, schwere Flugzeuge werden von heftigen Turbulenzen kräftig geschüttelt. Die Erfindung eines Dis- sertanten an der TU Wien soll dieses Problem nun deutlich verringern: Fluggeräte werden mit speziellen Sensoren ausgestattet und so - bald eine Turbulenz erkannt wird, kann man mit Hilfe einer ausgeklügelten Regelungs- technik gegensteuern. Simulationen und Flug - experimente zeigen, daß die Stabilität der Flugbahn und somit der Komfort der Passa- gierInnen erheblich verbessert werden kann. Sogar noch bessere Ergebnisse könnte man in Zukunft durch neuartige Flügelkon- struktionen erzielen, die ihre Geometrie ver- ändern und an die Turbulenzen anpassen können, ähnlich wie Flügel von Vögeln. Die neue Steuerungstechnik zur Lösung von Tur- bulenzproblemen wurde auf einer der wich- tigsten Luftfahrtmessen, dem Pariser Aéro- Wien © TU salon, von 17. bis 23. Juni erstmals dem Fach - Landeanflug bei atmosphärischen Turbulenzen – Visualisierung der lokalen Verteilung von Auftrieb und Luftwiderstand publikum öffentlich präsentiert. sagt Prof. Georg Schitter, Leiter der For- dort wirken der vertikale Schub und die neue Turbulenzen: ausgleichen schungsgruppe für intelligente mechatroni- Auftriebsregelung in dieselbe Richtung, statt ausweichen sche Systeme. Kleine, genau der Turbulenz sodaß sich eine besonders gute Dämpfung Heute versucht man, Turbulenzen vor- entgegenwirkende Schwingungsbewegun- ergibt. herzusagen und besonders turbulente Luftre- gen der Flügelklappen genügen, um den Auf - gionen zu umfliegen. Das kostet Zeit, Geld trieb zu variieren und damit die Schwingun- Weitere Schritte sind geplant und Treibstoff. In Zukunft soll es möglich gen des Flugzeugs deutlich zu dämpfen. „Man Noch besser könnte man die Auswirkung sein, Turbulenzen direkt zu durchfliegen, kann sich das so vorstellen wie bei geräusch- von Turbulenzen abfedern, wenn man noch ohne schwere Erschütterungen zu erleiden – unterdrückenden Kopfhörern mit noise can- drastischere Möglichkeiten hätte, steuernd in und zwar mit den Flugzeugen, die es heute celling: die Störungen, die von außen auf das die Aerodynamik der Flügel einzugreifen. bereits gibt. Wenn man nämlich ihre Flügel- System einwirken, werden genau gegengleich Das soll bei neuen Flugzeugtypen gelingen, klappen auf die richtige Weise ansteuert, erzeugt und heben sich insgesamt auf. Das indem man speziell adaptive Elemente in die kann man die Auswirkung von Turbulenzen Ergebnis: ein turbulenzfreier Flug“, erklärt Flügel einbaut. „Wenn man auf kurzer Zeits- drastisch reduzieren. András Gálffy. kala nicht nur die Flügelklappen ansprechen, „Zunächst werden in Fühlern vor dem Durch Simulationsrechnungen und unbe- sondern sogar die Geometrie des Flügels ver - Flugzeug Sensoren eingebaut, die den Luft- mannte Testflüge konnte man zeigen, daß ändern könnte, wäre unsere Methode noch druck messen und dadurch Turbulenzen sich die Störeffekte durch Turbulenzen mit einmal deutlich wirkungsvoller“, sagt András registrieren“, erklärt András Gálffy, Erfinder der neuen Technik um über 80 Prozent ver- Gálffy. „Das streben wir nun mit adaptiven und nunmehr Assistent am Institut für Auto- ringern lassen. Die neue Methode wurde be - Flügeln an, mit sogenannten Morphing matisierungs- und Regelungstechnik der TU reits zum Patent angemeldet. Nun soll durch Wings, die Vogelflügeln nachempfunden Wien. „Sekundenbruchteile später, wenn die Tests an bemannten Flugzeugen gezeigt wer- sind.“ Weitere Forschung dazu ist bereits ge - Flügel in diese Luftregion gelangen, kann den, daß sich die Ergebnisse auf die kom- plant. n man mit Hilfe einer intelligenten Ansteue- merzielle Luftfahrt übertragen lassen. https://www.tuwien.at/ rung der Aktorik, die bei uns am Institut ent- Besonders interessant ist die Technik So sieht die Turbulenz-Dämpfung aus: wickelt worden ist, bereits gegensteuern“, auch für senkrecht startende Fluggeräte – https://youtu.be/LxvfOesdDkE

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 111 Wissenschaft & Technik Neue Erkenntnisse könnten Solarzellen günstiger machen

»On-the-fly« maschinelles Lernen erkennt atomare Wechselwirkungen in komplexen Materialien

uf atomarer Ebene können Materialien genden Schritte vorzunehmen. Wenn der Aeine reiche Palette an dynamischem Ver - Fehler zu hoch ist, schaltet die Maschine auf halten zeigen, das sich direkt auf ihre physi- die genauen, aber rechenintensiven MD-Be- kalischen Eigenschaften auswirkt. Seit vie- rechnungen um. Je mehr Simulationszeit ver - len Jahren versuchen WissenschafterInnen geht, desto mehr lernt die Maschine und die se Dynamik in komplexen Materialien bei desto genauer wird sie. Auf diese Weise sind verschiedenen Temperaturen zu beschreiben. immer weniger MD-Berechnungen erforder- Physiker der Universität Wien haben nun lich, was schließlich dazu führt, daß alle Zeit- eine neue „On-the-fly“-Maschinenlernmetho- schritte von der Maschine ausgeführt wer -

de entwickelt, die solche Berechnungen durch © Menno Bokdam / Universität Wien den. Die Selbstlernfähigkeit bei laufendem direkte Einbindung in das weitverbreitete Hochsymmetrische Atomstruktur Be trieb reduziert den Bedarf an menschli- Vienna Ab-initio Simulationspaket (VASP) von MAPbI3 bei Raumtemperatur. chem Eingreifen, der bei bestehenden Me - ermöglicht. Die Vielseitigkeit der selbstler- thoden des Maschinenlernens üblicherweise nenden Methode belegen neue, im Fachjour- erforderlich ist. nal Physical Review Letters veröffentlichte Um die Leistungsfähigkeit der neuen Erkenntnisse über die Phasenübergänge von Methode unter Beweis zu stellen, haben die Hybrid-Perowskiten, die wegen ihres Poten- Forscher damit Übergänge zwischen den tials als neuartige Solarzellen-Materialien zu verschiedenen Atomstrukturen des MAPbI3- dienen von großem wissenschaftlichem In– Perowskits nach Änderung der Temperatur teresse sind. untersucht. Dieses Material ist wegen seines Bei Raumtemperatur befinden sich die Potentials als neues, billiges Solarzellen-Ma - Atome aller Materialien in ständiger Bewe- terial eingesetzt zu werden sehr beliebt. Es gung. Selbst solides Gestein besteht aus besteht aus organischen Molekülen, die sich schwingenden Atomen. Die physikalischen schnell drehen können und durch ein Gitter

Eigenschaften von Materialien stehen in di - © Menno Bokdam / Universität Wien aus Blei- und Iodidatomen getrennt sind. Je rektem Zusammenhang mit der Anordnung Dreidimensionale Verteilung der Orientierung nach Temperatur entstehen drei verschiede- ihrer Atome. Je nach Temperatur oder Druck des Moleküls in den drei verschiedenen ne Kristallphasen. Die atomaren Mechanis- können sich diese Anordnungen und die Ma - Kristallphasen. Wenn die Temperatur erhöht men in der Nähe der Übergangstemperatur wird (orange → rot → gelb), können die terialeigenschaften ändern. Veranschaulicht Moleküle mehr Orientierungen erreichen. sind sehr schwer experimentell zu bestim- am Beispiel eines Diamanten, ist dieser, der Die rote Verteilung entspricht der Raum- men, und herkömmliche MD-Simulationen transparent und hart, weil die Kohlenstoffa- temperaturstruktur. würden selbst auf einem modernen Super- tome im Diamantkristall periodisch angeord- computer jahrelange Rechenzeit erfordern. net sind. Aus den gleichen Atomen entsteht licht. Dies wird durch die Entwicklung eines Mit der neuen „On-the-Fly“-Methode kann bei anderer Anordnung schwarzer, spröder effizienten und robusten datengesteuerten die Maschine nach dem Lernen die Phasen- Graphit. Für einfache Materialien ist es mög - selbstlernenden Algorithmus erreicht und übergangstemperaturen und Gitterkonstan- lich, die Position ihrer Atome bei verschie- vor allem durch die direkte Integration die- ten dieses Materials mit beispielloser Präzi- denen Temperaturen mit quantenmechani- ses Algorithmus in das Vienna Ab-initio Si - sion vorhersagen. Die neu entwickelte Metho - schen Molekulardynamik-(MD)-Simulatio- mulation Package (VASP). Im neuen Ansatz de ist allgemein und auf viele andere zukünf- nen genau zu bestimmen. Solche Berech- kann die „Maschine“ ganz allein die wesent- tige materialwissenschaftliche Probleme an - nungen sind jedoch rechenintensiv und be - lichen Bestandteile für eine einfachere wendbar und wird in der kommenden Ver- schränken die praktische Anwendung auf ein Beschreibung der wechselwirkenden Atome sion von VASP für ForscherInnen weltweit paar hundert Atome und eine begrenzte Si - noch während der MD-Simulationen bereit- verfügbar sein. n mulationszeit. stellen. Bereits nach der Berechnung von http://www.univie.ac.at/ Physiker aus der Gruppe Computerge- einigen hundert bis tausend Zeitschritten ist Publikation in Physical Review Letters stützte Materialphysik an der Universität die Maschine genau genug, um eine Vorher- “Phase Transitions of Hybrid Perovskites Simulated by Wien haben nun einen neuen Ansatz entwik- sage der Positionen der Atome im nachfol- Machine-Learning Force Fields Trained on the Fly with kelt, der diese Einschränkungen überwindet genden Zeitschritt zu machen. Bayesian Inference”, Ryosuke Jinnouchi, Jonathan Lahnsteiner, Ferenc Karsai, Georg Kresse and Menno und Simulationen komplexer Materialien für Die Maschine ist auch in der Lage, eine Bokdam, Phys. Rev. Lett. 122, 225701 (2019), zukünftige Energieanwendungen ermög- Schätzung ihrer Genauigkeit für die nachfol- DOI: 10.1103/PhysRevLett.122.225701

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 112 Kultur Connected. Peter Kogler with …

… verknüpft österreichischen Medienkünstler mit Avantgardisten der Moderne – von 28. Juni bis 20. Oktober 2019 im Kunsthaus Graz © Peter Kogler Peter Kogler, Hauptbahnhof Graz, 2003, Ausführung: TYPICO uf zwei Stockwerken widmet sich die lotte Perriand und besonders an Bühnen- und bau und der zweiten Unterführung ergänzt AAusstellung „Connected. Peter Kogler Ausstellungskonzepten von Friedrich Kies - wurde, kennt auch ein breites Publikum vor with…“ dem Denken in einer vernetzten Welt ler, die im Kunsthaus ihren idealen Entfal- Ort seine Arbeiten. Graz bedeutet in Koglers von Bildern und Codierungen. Eine Matrix tungsraum bekommen. Sie finden sich auch Schaffen aber noch viel mehr. So ist hier aus Arbeiten des Medienkünstlers Peter in den Kommunikationserfindungen von Otto seine Produzentengalerie Artelier Contem- Kogler der letzten 30 Jahre formt im unteren Neurath und Hedy Lamarr sowie in den sich porary beheimatet, mit der Kogler viele Geschoß im Kunsthaus Graz die Struktur und parallel zur Technik entwickelnden Bildfin- Druckerzeugnisse wie auch seine ersten di - greift eine Geschichte künstlerischer Avant- dungen von Kogler. gitalen Projekte realisierte. In der Sammlung garde-Netzwerke auf, die 1924 in Wien bei der Neuen Galerie Graz sind dementspre- Friedrich Kieslers „Internationaler Theater- Peter Kogler und sein Netzwerk chend einige seiner Werke vertreten und auch ausstellung“ beginnt. Zentral ist die Bedeu- Der Name Peter Kogler ist seit Jahrzehn- im Österreichischen Skulpturenpark steht tung der Wirkkraft von Formen und Rhyth- ten weit über Graz hinaus international be - eine riesenhafte Bank als endlos sich win- men im organisch-technologisch geprägten kannt. Spätestens seit 2003 und der großen dende Rasterstruktur um einen Baum am Lo - Raum. Sie lassen sich bei Fernand Léger und Wandarbeit in der Grazer Bahnhofshalle, die tosteich. Kogler ist einer der wichtigsten und George Antheil ebenso ablesen wie an den nicht nur über die Jahre bestehen blieb, son- ersten Medienkünstler Österreichs mit einer Möbel- und Wohnbauentwürfen von Char- dern sogar um eine weitere im Bahnhofsneu- Affinität zum Technoiden und so gibt es di -

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 113 Kultur

rekte inhaltliche Schnittmengen seiner Arbeit mit dem Kunsthaus und dessen techno-uto- pischer Architektur. In Korrespondenz zur Collage-Praxis des Medienkünstlers formt sich im Kunsthaus ein mehrdimensionales Bezugssystem. Als räum - liche Montage werden im unteren Geschoß bedeutende Leihgaben und Neuinterpretatio- nen der Avantgarde in einer Struktur von Koglers großflächigen Wandarbeiten im bio- morph-technologischen Raum zusammenge- bracht. In enger Zusammenarbeit mit Peter Kogler entstand für die Ausstellung eine of - fene Matrix, die sich als eigene Wand- und Trägerstruktur in die „Living Architecture“ von Peter Cook und Colin Fournier und de - ren Geschichte hineinwebt. Kogler schiebt für den unteren Ausstellungsraum (Space02) eine rechtwinklig organisierte Struktur ein, die sich als Geste der Moderne im organisch- technischen Raum manifestiert und einen Rahmen für Werke der Avantgarde und eine der Zeit und ihrer Technik adäquate Neuin- terpretation durch den Klangkünstler Win- fried Ritsch schafft. Das geometrische Raster, bestehend aus mechanisch bewegten und fixen Vorhängen,

über 80 übereinander gereihten collagierten Foto: Atelier Kogler Bildern, Tapetenwänden, einem LED-Moni- Peter Kogler, Installationsansicht „Artists & Robots“, Grand Palais, Paris, 2018 © Atelier Peter Kogler / Franz West Archiv / Franz West Estate Archiv / Franz West Atelier Peter Kogler / Franz West © Peter Kogler, Franz West, „Hirn mit Ei (Wiener Küche)“, 1994, Regional Contemporary Art Collection of Occitanie Montpellier – France

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 114 Kultur

torraum und hängenden Stoffbahnen, for- miert sich zu flexiblen Wänden, deren vi - suelle Muster aus verschiedenen Phasen des bald vier Jahrzehnte währenden Schaffens von Kogler den Raum strukturieren und gleich- zeitig visuell zum Fließen bringen.

Das hypnotische Ballet mécanique Im Zentrum der Präsentation im Space02 steht die Reflexion des wegweisenden und revolutionären Ballet mécanique. Das bis heute nachhallende Werk, das als erste surre- alistisch-dadaistisch geplante Verbindung zwischen Filmmontage und mechanisierter Musik zwischen den Künstlern Fernand Léger als Bildkompositeur, Dudley Murphy als Kameramann und George Antheil als Komponist Anfang der 1920er-Jahre geplant

war, wollte in den Worten von Antheil „dem Universalmuseum Joanneum / N. Lackner Foto: (heutigen) Zeitalter sowohl die Schönheit Nach der Ausstellungseröffnung am 27. Juni (v.l.): die kaufmännische Direktorin des Univer- wie auch die Gefahr seiner unbewußten me - salmuseum Joanneum Alexia Getzinger, der Künstler Peter Kogler, Kuratorin Katrin Bucher Trantow, Kulturstadtrat Günter Riegler, Kunsthausleiterin Barbara Steiner und die Abgeordne- chanischen Philosophie und Ästhetik klar- te zum Steirisch Landtag Sandra Holasek machen.“ Der Effekt des Stückes ist hypno- tisch: schnellste, mechanisch präzise Rhyth- beiten für den öffentlichen und den Museums - Umsetzung der Neuinterpretation unterstüt- men wechseln sich mit Attacken auf die raum macht, zeigt in seiner ausschließlich zen Winfried Ritsch das Atelier Algoryth- Tasten des Instrumentes und furchterregen- maschinell gespielten Neuinterpretation der mics und Studierende der Kunstuniversität der Stille ab. Winfried Ritsch, der seit vielen Partitur wie exemplarisch sein Vorgehen für Graz. Jahren als experimenteller Klangkünstler und eine Verankerung des Stückes vor Ort und in Automateninstrumentenbauer installative Ar - der Architektur des Hauses selbst ist. Für die Eintauchen in Architektur, Struktur, Bild und Sound Im oberen Geschoß (Space01) setzt sich das vernetzte Denken in der Gestalt eines im - mersiven Illusionsraumes fort: Ein dynami- sches Liniengeflecht Peter Koglers versetzt dort mit rauschhaftem Sound von Franz Po - massl die bestehende Gitterstruktur der Architektur in hypnotische und spürbare Be - wegung. Entlang von Parallelen in Koglers analytischem Medienschaffen und wegwei- senden Ereignissen und Bildfindungen der Avantgarde – wie dem prägenden Film Bal- let mécanique von Fernand Léger und Dud- ley Murphy – entsteht ein verzweigtes Netz von künstlerischen Experimenten in der Auseinandersetzung mit dem reproduzierba- ren Bild. Das dadaistische Ballet mécanique, das in Wien bei Friedrich Kiesler auf dessen berühmter Raumbühne 1924 uraufgeführt wur de, führt über zu Kieslers correalistischen Bühnenideen und Légers Ziel einer Synthese der Künste zugunsten einer neuen Gesell- schaft, das er mit Kunstschaffenden wie Char - lotte Perriand teilt. Entlang einer grundsätz- lichen Beschäftigung mit neuen Techniken und technologischen Entwicklungen formt- Connected Mediengeschichte nach, die in Österreich tief verwurzelt ist. Die Ausstellung

Foto: Universalmuseum Joanneum / N. Lackner Foto: ist damit zugleich im Sinne einer Abwick - Peter Kogler, Ohne Titel, Courtesy Neue Galerie Graz, Universalmuseum Joanneum lung von Mustern, Strukturen und Bildmon-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 115 Kultur

tagen im Raum als künstlerisches Projekt wie auch als Einbettung von Koglers Schaf- fen in eine allgemeine Kunst- und Medien- geschichte zu lesen, in der dem Menschen eine zentrale Rolle zukommt. Eine Ausstellung als Netz, als Abbild des Denkprozesses, als Spiegel einer alltäglichen algorithmischen Suche nach Markern im Internet – oder eben als Gehirnstruktur aus Synapsen, Neuronensträngen und Botenstof- fen: „Connected. Peter Kogler with…“ läßt sich als Geflecht erleben, in dem das bewegte Publikum zum wesentlichen Teil der fließen- den Struktur wird. Als Bezugssystem legt es sich in den dreidimensionalen Kunstraum der Maschinenarchitektur des Kunsthauses, formt sich über historische, konzeptuelle, inhaltli- che und gestalterische Kriterien und legt dabei im Sinne von Deleuze und Guattari den Fokus auf ein maschinisches Denken der Beziehungen.

Das Kunsthaus Graz: Ein »Friendly Alien« „Auf ins Unbekannte!“ ist auf einer der ersten Skizzen für das Kunsthaus Graz zu lesen. Nach über fünfzehn Jahren Ausstel- lungsbetrieb ist der „Friendly Alien“ mehr als nur gelandet – er hat sich längst als inter-

Bild links: Fernand Léger, „Deux papillons jaunes sur une échelle“, 1951,Courtesy Musée national Fernand Léger, Biot. Schenkung der Lutèce Foundation, 1978 Bild unten: „Connected. Peter Kogler

Foto: Centre Pompidou, MNAM-CCI, Dist. RMN-Grand Palais - © Jacques Faujour, Bildrecht Wien, 2019 Foto: with ...“, Ausstellungsansicht, 2019 Foto: Universalmuseum Joanneum / Foto:

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 116 Kultur national anerkanntes Zentrum für Gegen- wartskunst etabliert. Die Architektur des Kunsthauses Graz stellt immer wieder von Neuem vor künstle- rische und kuratorische Herausforderungen. Die Ausstellungsräume sind ungewöhnlich, es gibt keinen rechten Winkel und keine weis- sen Wände, sondern lediglich Hängepunkte, in denen Displays befestigt werden können. Doch gerade das erlaubt ungewöhnliche Aus - stellungsinszenierungen. Das hat eine Reihe von KünstlerInnen über die Jahre immer wie - der eindrucksvoll in ihren Ausstellungen gezeigt.

BIX-Medienfassade oder: Das hohe Interesse an niedriger Auflösung Die BIX-Medienfassade ist ein einzigar- tiges Medium urbaner Kommunikation. Ihre Erfinder realities:united erhielten dafür 2005 den „Inspire Award“ der Deutschen Tele- © Bildrecht Wien, 2019 kom. Fernand Léger (1881-1955), Dudley Murphy, „Ballet Mécanique“, 1923-1924,Videostills, Die akustische Skulptur des amerikani- Courtesy of Cinédoc, Paris schen Klangkünstlers Max Neuhaus ist fest- er Bestandteil des Kunsthauses Graz – ein nen in Amsterdam (NL), Hannover und Forschungsprojekt“ in Kooperation mit der ähnliches Werk befindet sich bei Dia:Beacon Hamburg (DE) auch zur Eröffnung des euro- Akademie der bildenden Künste in Wien, in Upstate New York (US). päischen Kulturhauptstadtjahrs 2007 in reiste ins Ujazdowski Castle Centre for Con- Luxemburg gezeigt. Darüber hinaus war die temporary Art in Warschau (PL). „Graz Ar - Eine Bilanz mit Perspektive international viel beachtete Ausstellung chitektur“ und „Auf ins Ungewisse“ waren Graz, 27./28. September 2003: Als archi- „Chikaku. Zeit und Erinnerung in Japan“ in modifizierter Form im MSU (Museum of tektonischer Schlußpunkt des „Europäischen nach ihrer Präsentation im Kunsthaus Graz Contemporary Art) in Zagreb (HR) zu se hen Kulturhauptstadtjahres Graz 2003“ wurde das auch im MARCO (Museo de Arte Contem- und „Congo Stars“ jüngst in der Kunsthalle Kunsthaus Graz eröffnet. Zehn Jahre danach poránea) in Vigo (ES) und im Taro-Okamo- Tübingen (DE). n ist der „Friendly Alien“ nicht mehr aus dem to-Museum in Kawasaki (JP) zu sehen. Die http://www.kunsthausgraz.at Stadtbild von Graz wegzudenken und Anzie- Ausstellung „Taumel, ein künstlerisches https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Kogler hungspunkt für Kunst- und Kulturinteres- sierte aus aller Welt. 90 Ausstellungen – dar- unter viel besprochene Gruppenausstellungen wie HyperAmerika, China Welcomes You, Geknetetes Wissen, Glaube Liebe Hoffnung, Congo Starsund Einzelausstellungen von etwaSol Le Witt, Romuald Hazoumè, Katha- rina Grosse, Ai Weiwei, Berlinde de Bruyk- kere, Erwin Wurm, Koki Tanaka, Haegue Yang – wurden von insgesamt 1.192.678 Personen (Stand: 31. Dezember 2018) be - sucht; ein eindrucksvoller Beleg für das vita- le Interesse an der profunden und intensiven Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst. Die internationale Strahlkraft des Kunst- hauses Graz zeigt sich nicht nur in seiner exponierten Architektur, sondern auch darin, wie sehr seine „Inhalte“, also die Ausstellun- gen, reisen: Neben dem Projekt „Bewegliche Teile. Formen des Kinetischen“, das auch im Museum Tinguely in Basel (CH) zu sehen

war, wurde die Personale des früh verstorbe- Universalmuseum Joanneum / Eduardo Martinez Foto: nen Künstlers Michel Majerus nach Statio- Das Kunsthaus Graz

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 117 Kultur Piraten erobern Schloss Ambras

Ein historischer Blick auf den Konfliktherd Mittelmeerraum – Ausstellung von Schloss Ambras und Universität Innsbruck von 20. Juni bis 6. Oktober 2019 © KHM-Museumsverband Galeeresklaven – Detail aus: Kriegszug Kaiser Karls V. gegen Tunis: Einnahme von La Goletta, Karton als Vorlage für Bildteppiche, die im Auftrag der Statthalterin Maria von Ungarn angefertigt wurden. Jan Cornelisz Vermeyen, 1546/1550; Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie, Inv.-Nr. 2043 ie Ausstellung Piraten und Sklaven im zählige Frauen und Männer Opfer von Seepi- Seeräubers und die Wahrnehmung des Pira- DMittelmeer lädt ein zu einer abenteuer- raterie: Entführung, Versklavung und Löse - ten als „Helden“ u.a. durch die verschiede- lichen Reise in den Mittelmeerraum der See- gelderpressung. Ein solches Schicksal prägte nen Medien von Film und Literatur. fahrer und Freibeuter. Sie erzählt von be - entscheidend ihren weiteren Lebensweg und Präsentiert werden Gemälde und Stiche, rühmten Piraten und vom militärischen Kon- den ihrer Familien. Waffen und Harnische sowie seltene origina- flikt zwischen dem Habsburgischen und dem Piraten und Sklaven im Mittelmeer be - le Sklavenberichte aus dem 16. bis ins frühe Osmanischen Reich. Dabei standen sich die handelt zum ersten Mal in einer Ausstellung 19. Jahrhundert. Die Objekte stammen aus mächtigsten Herrscher ihrer Zeit sowie be - das Thema der frühneuzeitlichen kulturellen dem reichhaltigen Bestand der Sammlungen rüchtigte Seehelden gegenüber. Es ging um Kontakte und Konflikte in dieser Region. des Kunsthistorischen Museums sowie von die Kontrolle des westlichen Mittelmeerrau- Darüber hinaus wird der einstige Kulturaus- Leihgebern (Albertina, Wien, Benediktiner- mes und der nordafrikanischen Küste. tausch zwischen Okzident und Orient auch stift Göttweig, Franckesche Stiftungen zu Schlüsselereignisse waren die Belage- im Lichte der aktuellen Entwicklungen in Halle an der Saale, Internationales Maritimes rung von Tunis 1535 und die Schlacht von diesem Lebensraum beleuchtet. Aufgezeigt Museum Hamburg. Österreichische Akade- Lepanto 1571. Über Jahrhunderte wurden un - wird ebenso der Wandel des Begriffs des mie der Wissenschaften, Staatsbibliothek zu

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Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Universitäts- und Landesbibliothek Tirol, Wienbibliothek im Rathaus, Österreichische Nationalbiblio- thek, Privatleihgeber) Erstmalig in einer Ausstellung von Schloss Ambras Innsbruck ist das Ausstellungskon- zept als Partizipationsprozeß entstanden. Es war eine Zusammenarbeit des Kunsthistori- schen Museums mit der Universität Inns- bruck und mit Tiroler Bildungseinrichtungen (Institut für LehrerInnenbildung und Schul- forschung, Institut für Organisation und Ler- nen (Wirtschaftspädagogik), Akademisches Gymnasium Innsbruck, Bundeshandelsaka- demie und Bundeshandelsschule Innsbruck, HTL Bau und Design Innsbruck). Entstan- den ist es im Rahmen des Förderprogramms Sparkling Science, gefördert vom Bundes- ministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung. Die Sonderausstellung entstand in Koope - ration von Schloss Ambras Innsbruck mit der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck. Zur Ausstellung, kuratiert von Matthias Pfaffenbichler, erscheint ein reich bebilder- ter deutschsprachiger Katalog mit Zusam - n menfassungen auf Englisch. © KHM-Museumsverband https://www.schlossambras-innsbruck.at/ Deckelbecher – Syrien um 1600, Bronze, Kunsthistorisches Museum Wien, Kunstkammer © KHM-Museumsverband Sklavenmarkt – aus: Pierre Dan, Historie van Barbayren [….], Amsterdam 1684, Stecher: Jan Luyken; Drucker: Jan Claesz ten Hoor

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 119 Kultur Das Haus des Ölhändlers

Das Römische Stadtviertel in Carnuntum ist um eine Attraktion reicher. Foto: Römerstadt Carnuntum / A. Hofmacher Foto: Römerstadt Carnuntum / Die Rekonstruktion des Geschäftslokals im Haus des Ölhändlers beleuchtet die Rolle Carnuntums als Wirtschaftsstandort und als Absatzmarkt für Fernhandelsprodukte an der Kreuzung zweier wichtiger Handelsrouten, der Donau und der Bernsteinstraße.

as frisch fertiggestellte Haus des Öl - eines Ölhändlers, ein Raum als Wäscherei Dhändlers wurde am 27. Mai Nieder- für Stoffe, sowie der Teil einer überdachten österreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl- Straßenhalle. Durch die rekonstruierte Stra- Leitner eröffnet. Seither können alle Besu- ßenfront werden auch die dahinterliegenden cherInnen die neuen Räumlichkeiten entdek- Wohnbauten funktional und architektonisch ken und Wissenswertes über den Handel von in das Stadtbild integriert und der Eindruck Olivenöl und anderen Waren erfahren. Für eines dicht verbauten Stadtviertels verstärkt. die Vermittlung des römischen Alltagslebens Auf Grundlage der archäologischen Be - in Carnuntum wurde mit den neuen Rekon- funde wurde ein Geschäftslokal für Waren struktionen ein weiteres spannendes Kapitel des gehobenen Bedarfs vor dem Wohnge- hinzugefügt. bäude des Inhabers rekonstruiert. Das Ge - schäftslokal besaß neben einer Theke für den Ausbau des Römischen Stadtviertels Straßenverkauf auch einen Lager-, Ausstel- Um das ehemalige Aussehen und die lungs- und Verkaufsraum für eine größere dichte innerstädtische Siedlungsstruktur des Anzahl von Kunden. Römischen Stadtviertels zur Zeit der Kaiser- konferenz noch verständlicher zu gestalten, Olivenöl als wichtiges Handelsprodukt wurde die Straßenfront entlang der sogenann - Zu den meistimportierten Fernhandels- ten Südstraße als Ergänzung zum bestehen- produkten zählte neben Wein vor allem Oli- den Stadtensemble wiederaufgebaut. Neu venöl. Gerade mit Olivenöl konnten profita-

hin zugekommen sind ein Gewerbebereich Foto: Römerstadt Carnuntum / RSC ble Geschäfte gemacht werden, da es nicht mit Verkaufsräumen und dem Warenlager Eine der Öl-Amphoren nur zu den wichtigsten Grundnahrungsmit-

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teln gehörte, sondern auch für die Körper- pflege nach dem Baden in der Therme, als Grundlage für Salben, als Sonnen- und Käl- teschutz sowie vor allem auch als Brennstoff für Öllampen und damit als Beleuchtungs- mittel eine enorme Rolle spielte. Seit dem zweiten Jahrhundert n. Chr. wurde das Olivenöl vorwiegend aus der süd- spanischen Provinz Baetica im heutigen Andalusien nach Pannonien importiert. Als Transportbehälter dienten Amphoren und Fässer. Amphoren sind nicht nur eine wichti- ge archäologische Quelle für Handelskon- takte, sondern geben auch Aufschluss über das Konsumverhalten der Bewohner Carnun - tums. Die Form der Amphoren wie auch am Gefäßkörper angebrachte Pinselaufschriften und Stempel informierten den Käufer über In -

halt, Gewicht, Herkunft, Händler und Trans- Foto: Römerstadt Carnuntum / RSC porteur der Ware. Gelegentlich sind auch Römische Amphoren wurden vorwiegend für Transport und Lagerung von Olivenöl, Wein, Fischsaucen, Früchten oder Getreide verwendet. staatliche Kontrollvermerke zu finden, da der Export des Öls vom Staat besteuert wurde. in vielen Varianten, die sich in Fischart, Ver- Inhaber des neu rekonstruierten Geschäftslo- Ein weiteres wichtiges und in speziellen arbeitung und Lagerdauer unterschieden. kals weiterverkauft wurden. Amphoren transportiertes Fernhandelspro- Durch Großhändler wurde das Öl und die dukt war die Fischsauce, das Würzmittel der Fischsauce im großen Stil in Südspanien ge - Neue Rekonstruktionen bereichern Römer schlechthin. Auch bei den Würzsau- kauft und mit Hilfe von Transportunterneh- Vermittlung in Carnuntum cen hatten die Produkte aus Südspanien den mern an den Bestimmungsort gebracht, wo Die neuen Präsentationsmaßnahmen tra- größten Marktanteil. Dem universalen Ge - die Produkte über ein dichtes Vertriebsnetz gen nicht nur dazu bei, die Stadtstruktur aus brauch als Gewürz entsprechend gab es sie an den spezialisierten Einzelhändler, wie den der Zeit um 308 n. Chr. besser sichtbar zu ma - Foto: Römerstadt Carnuntum / RSC Neu zu entdecken sind die Verkaufsräume eines Ölhändlers, ausgestattet mit Amphoren für Olivenöl und verschiedenen Kostgefäßen.

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chen und noch verständlicher zu gestalten, sondern beleuchten mit den neuen Themen auch die Rolle Carnuntums als Wirtschafts- standort und als Absatzmarkt für Fernhan- delsprodukte an der Kreuzung zweier wich- tiger Handelsrouten, der Donau und der Bernsteinstraße. Damit wird auch für die Ver - mittlung des Alltagslebens der BewohnerIn- nen Carnuntums, das von geschäftigem Trei- ben in den Straßen geprägt war, ein weiteres spannendes Kapitel hinzugefügt. Die neuen Rekonstruktionen führen den eingeschlage- nen Weg fort, das Leben unserer Vorfahren so detailreich wie möglich darzustellen. In Verbindung mit der Carnuntum-App wird die ehemalige Metropole am Do naulimes nun noch lebendiger und greifbarer.

Die Geschichte der Foto: Römerstadt Carnuntum / RSC Römerstadt Carnuntum Die neue Rekonstruktion in Carnuntum: das Haus des Ölhändlers Im Jahr 6 n.Chr. errichtete der spätere gionslager entstand eine zivile Siedlung, die Unter Kaiser Hadrian erhielt Carnuntum Kaiser Tiberius im Raum Carnuntum ein so genannte canabae legionis, die gemein- um das Jahr 124 n.Chr. das Stadtrecht und befestigtes Winterlager – der Beginn von sam mit dem Legionslager die Militärstadt wurde zum Municipium Aelium Karnuntum. 400 Jahren römischer Präsenz in Carnuntum. umfaßte. Gegen Ende des 1. Jhs n.Chr. ent- In diese Zeit fällt auch die Teilung der Pro- Unter Kaiser Claudius wurde um das Jahr 54 stand im Bereich des heutigen Petronell-Car- vinz Pannonien in Oberpannonien (pannonia n.Chr. ein Legionslager im Bereich der heu- nuntum eine zivile Siedlung, die spätere Zi - superior) und Unterpannonien (pannonia tigen Marktgemeinde Bad Deutsch-Alten- vilstadt von Carnuntum. Diese unterstand inferior) und Carnuntum wurde zur Haupt- burg errichtet, das die Keimzelle für die nicht dem Militärkommando, sondern hatte stadt der Provinz Oberpannonien mit Sitz Stadt Carnuntum bildete. Rund um das Le - eine eigene zivile Stadtverwaltung. des Statthalters. In den Jahren 171-173 n.Chr. Foto: http://www.oesterreichfotos.at / Michael Mössmer Foto: http://www.oesterreichfotos.at Im Jahr 6 n.Chr. errichtete der spätere Kaiser Tiberius im Raum Carnuntum ein befestigtes Winterlager – das war der Beginn von 400 Jahren römischer Präsenz in Carnuntum.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 122 Kultur leitete Kaiser Marc Aurel von Carnuntum aus die Feldzüge gegen die Markomannen und schrieb hier nachweislich das zweite Buch seiner berühmten Selbstbetrachtungen. Im Jahr 193 n.Chr. wurde der damalige Statthalter Septimius Severus von seinen Truppen in Carnuntum zum Kaiser ausgeru- fen, und dieser erhob Carnuntum in Folge in den Rang einer Colonia (Colonia Septimia Aurelia Antoniniana Karnuntum). Ende des 2. Jahrhunderts und Beginn des 3. Jahrhun- derts n.Chr. erreichte Carnuntum seine größ- te Ausdehnung mit rund 10 km² und einer Einwohnerzahl von weit über 50.000. Car- nuntum war somit die zweitbedeutendste Stadt nördlich der Alpen. Für das Aufblühen der Stadt waren vor allem drei Gründe ausschlaggebend: Car- nuntum liegt strategisch günstig auf dem so Zum Beispiel: die Werkstätte im Färberhaus… genannten Altenburger Plateau. In diesem Bereich der Donau ist das südliche Donauu- fer um rund 30 Meter höher als das Nord - ufer. In Carnuntum war über 400 Jahre dau- erhaft eine römische Legion und eine Ala, eine Reitereinheit, fix stationiert. Die Trup- penstärke umfaßte daher rund 6.000 Mann (5.000 Fußsoldaten und 1.000 Kavalleristen). Darüber hinaus lag Carnuntum am Schnitt- punkt der beiden bedeutendsten antiken Fernhandelsrouten, der Bernsteinstraße vom Baltikum nach Aquileia und der Limesstraße von West nach Ost entlang der Nordgrenze des Imperiums. Ein letztes Mal stand Carnuntum im Jahr 308 n.Chr. im Rampenlicht der Weltpolitik. Am 11. November 308 n.Chr. berief der be - reits abgetretene Kaiser Diokletian in Car-

nuntum eine Kaiserkonferenz ein, um das / Michael Mössmer Fotos: http://www.oesterreichfotos.at System der Tetrarchie neu zu ordnen und … oder ein Blick in das „Wohnzimmer“ des Statthalters dem Reich Stabilität zu geben. In den nach- folgenden Auseinandersetzungen der Tetrar- wissenschaftliche Erforschung begann in der Trotz rund 130 Jahren Forschungstätig- chen ging Kaiser Konstantin als neuer star- zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Carnun - keit ist nur rund ein halbes Prozent der ehe- ker Mann hervor. Somit wurden in Carnun- tum wurde als „Pompeji vor den Toren maligen Stadtfläche von Carnuntum freige- tum indirekt die Weichen für die rasche Aus- Wiens“ bezeichnet, und erste Grabungen wur - legt. Einige der feldarchäologisch untersuch- breitung des Christentums gestellt, die in der den im Bereich des Legionslagers unternom- ten Flächen, wie etwa das Legionslager oder Vereinbarung von Mailand im Jahr 313 men. 1885 folgte die Gründung des „Vereins das Auxiliarkastell, wurden nach Abschluß n.Chr. gipfelte. Carnuntum“, der als Gesellschaft der Freun- der Grabungsarbeiten aus konservatorischen Die letzte Erwähnung im römischen de Carnuntums bis heute als einer der älte- Gründen wieder zugeschüttet. Bei anderen, Amtskalender erfolgte im Jahr 430 n.Chr. sten archäologischen Fördervereine tätig ist. wie dem Römischen Stadtviertel, wurde eine Danach geriet Carnuntum in Vergessenheit, Im Jahr 1904 wurde das Museum Carnunti- weiterführende museologische Präsentation da das ehemalige Vindobona, das heutige num in Bad Deutsch-Altenburg von Kaiser umgesetzt. Die Tatsache, daß die antike Stadt Wien, mehr an geostrategischer Bedeutung Franz Josef eröffnet. Das Museum wurde Carnuntum in weiten Teilen nie modern erlangte. aus privaten Mitteln finanziert, um eine überbaut wurde, macht Carnuntum zu einem „Heimstatt für die Funde von Carnuntum“ einzigartigen Schatz für die Wissenschaft. Wiederentdeckung und zu errichten. Im 20. Jahrhundert wurden wei - wissenschaftliche Erforschung tere Grabungen in der ehemaligen Zivilstadt Grundlagenforschung heute Bereits in der Renaissance wurden Funde von Carnuntum im Raum Petronell-Carnun- und innovative Präsentation aus Carnuntum in die kaiserlichen Samm- tum unternommen mit dem Ziel, ein Frei- 130 Jahre nach Gründung der Gesellschaft lungen nach Wien verbracht. Die moderne lichtmuseum zu schaffen. der Freunde Carnuntums ist die Römerstadt

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 123 Kultur

Carnuntum eine der führenden Kulturerbe- stätten und Innovationsführer zukunftswei- sender Forschungsmethoden und State of the art-Präsentation. Die Europäische Kommis- sion würdigte die Leistungen 2014 mit der Verleihung des ersten Europäischen Kultur - erbe-Siegels. In den Jahren 2000 bis 2012 wurden die bereits in den 50er Jahren des 20. Jahrhun- derts ergrabenen Flächen neu untersucht, um genaue Erkenntnisse über die Siedlungs- chronologie und Bauhistorie zu erhalten. Um die Mauern dauerhaft zu sichern, setzte das Museum gemeinsam mit der Denkmal- behörde ein bislang weltweit einmaliges Kon - zept um: direkt am Originalstandort wurde ein römisches Stadtviertel errichtet. Insge- samt wurden 26 Millionen Euro vom Land Niederösterreich investiert. Ziel ist es, ein Das Hauptgebäude … Zeitfenster in das frühe 4. Jh. n.Chr., also in die Zeit der Kaiserkonferenz zu öffnen. Die Rekonstruktionen wurden mit Mit- teln der experimentellen Archäologie errichtet und sind voll funktionstüchtig. Experimen- tell bedeutet, daß die römischen Werkzeuge nachgeschmiedet wurden und beim Bau zum Einsatz kamen, die Tonplatten für die Fußbo - denheizungen in den eigenen Öfen gebrannt wurden, man für die Dachkonstruktionen nur Altholz verwendete, das wie bei den Rö - mern üblich, gehackt und nicht geschnitten wurde. Der Bau selbst erfolgte unter Anwen- dung antiker Handwerkstechniken. Die Innenausstattung wurde entspre- chend dem archäologischen Befund weitge- hend rekonstruiert, also Wandmalereien, Bodenbeläge und Einrichtungsgegenstände, die anhand von Reliefdarstellungen rekon- struiert werden konnten. Allerdings: alles, was zu sehen ist, basiert auf einem archäolo- gischen Befund. Was nicht bekannt war, wird auch nicht gezeigt. Wiedererrichtet wurden als Vollrekon- / Michael Mössmer Fotos: http://www.oesterreichfotos.at … mit römischer Therme struktion ein römisches Bürgerhaus, eine rö - mische Stadtvilla sowie eine öffentliche Ther - derne Forschungsmethoden, vor allem zer- bildarchäologie) zu untersuchen. Das Ziel ist menanlage. Darüber hinaus wurde eine Teil- störungsfreie, nicht invasive Methoden, zum ein parzellengenauer Kataster der römischen rekonstruktion ausgeführt, um das einzige in Einsatz. So gelang im Jahr 2011 ein Sensa- Stadt, der einerseits die Grundlage für die Carnuntum erhaltene römische Fußboden- tionsfund: Weltweit einmalig wurde die nach weiteren Forschungsschwerpunkte bilden mosaik zu schützen. Die Thermenanlage ist dem ludus magnus in Rom zweitgrößte, ideal - soll, andererseits ein wertvolles Instrument ganzjährig beheizt und ermöglicht ein Erle- typische Gladiatorenschule in Carnuntum ge - für die örtliche Raumplanung bereitstellen ben mit allen Sinnen. funden. Der Komplex ist unweit des Amphi- soll. Neben der archäologischen Feldfor- Die Rekonstruktionen sind keine musea- theaters der Zivilstadt in Petronell gelegen schung werden auch die Aufarbeitung des len Objekte, sondern selbsterklärende Prä- und seit rund 2000 Jahren ungestört erhalten. umfangreichen Fundmaterials sowie das sentationen der damaligen Lebenskultur, die Diese Weltsensation war der Anlaß, in Zu - Management der Sammlungen weiter fortge- Besuchern einen anschaulichen und „be- sammenarbeit mit dem Ludwig Boltzmann führt. Die archäologischen Sammlungen von greifbaren“ Zugang zur römischen Vergan- Institut die gesamte antike Stadtfläche von Carnuntum beherbergen mehrere Millionen genheit bieten. Carnuntum in den Jahren 2012 bis 2015 mit Exponate. n Zusätzlich zu den archäologischen Gra- zerstörungsfreien Methoden (Georadar, Elek - http://www.carnuntum.at/ bungen kommen allerdings immer mehr mo - tromagnetik, Airborne Laserscanning, Luft- https://www.oesterreichfotos.at/ - Sehenswertes

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 124 Kultur Rigoletto auf der Seebühne

Am 17. Juli eröffnet die Verdi-Oper die 74. Bregenzer Festspiele. Foto: Bregenzer Festspiele / Lisa Mathis Regisseur und Bühnenbildner Philipp Stölzl betont in seiner Inszenierung Verdis einzigartige Kontraste zwischen Spektakel und intimem Kammerspiel. Gemeinsam mit Heike Vollmer zeichnet er auch für das Bühnenbild verantwortlich.

ine besondere Premiere erwartet die Gä - Vier Orchesterkonzerte laden Liebhaber Namen, bevor er mit Spielfilmen wie „Nord- Este der Bregenzer Festspiel im kommen- symphonischer Musik in den Großen Saal wand“, „Goethe!“ und „Der Medicus“ für den Sommer: 73 Jahre nach Festivalgrün- des Fest spielhauses, drei literarisch-musika- Aufsehen sorgte. Als Opernregisseur insze- dung erklingt erstmals die bekannte Arie „La lische Kleinode kredenzt das Festival erneut nierte der gelernte Bühnenbildner unter an - donna e mobile“ auf der Bregenzer Seebüh- im Seestudio bei Musik & Poesie und an derem bei den Salzburger Festspielen, am ne. Das Sommerfestival am Bodensee prä- einem Abend gibt es ein Wiedersehen mit The ater an der Wien sowie in Berlin an der sentiert Rigoletto als Spiel auf dem See. Die der in Vorarlberg wohl be kannten und aus Deutschen Oper und an der Staatsoper. Die Oper von Giuseppe Verdi eröffnet am 17. Ju - Tirol stammenden Musicbanda Franui. musikali sche Leitung liegt bei Enrique Maz - li die kommende Festspielsaison, bis zum Insgesamt stehen während fünf Sommer- zola und Daniele Squeo, es spielen die Wie- Saison schluß am 18. August stehen 27 See- wochen mehr als 80 Veranstaltungen auf dem ner Symphoniker. bühnen-Vorstellungen auf dem Programm. Spiel plan des Festivals am Bodensee. Mazzola dirigierte im Sommer 2017 die Im Mittelpunkt der Oper im Festspiel- See-Premiere und Festspielstart ist am Oper im Festspielhaus Moses in Ägypten. haus steht mit dem „Ritter von der traurigen 17. Juli, das letzte Spiel auf dem See geht Gestalt“ eine der bekanntesten Figuren der zum Saisonende am 18. August 2019 über Ein Ritter von Weltliteratur Weltliteratur: Don Quichottevon Jules Mas- die Bühne. Giuseppe Verdis schaurig-schönes im Festspielhaus senet feiert am 18. Juli Premiere. Die Werk- Meisterwerk wurde noch nie auf der Seebüh- Als Oper im Festspielhaus zeigen die stattbühne wird mit einer Uraufführung und ne gezeigt. Bregenzer Festspiele im Sommer 2019 Jules einer Österreichischen Erstaufführung erneut Regie bei Rigoletto führt der 1967 in Mün - Massenets Don Quichotte. Die 1910 in Mon - zum Ort für zeitgenössisches Musiktheater. chen geborene Philipp Stölzl, der gemein - te Carlo uraufgeführte „Comedie heroïque Das Kornmarkt-Theater ist nicht nur zum sam mit Heike Vollmer auch für das Bühnen- feiert am 18. Juli 2019 Premiere am Boden- fünften Mal Heimstätte des Opernstudios, bild verantwortlich zeichnen wird. Er mach- see, es folgen zwei weitere Aufführungen. Der sondern lockt auch mit einer Schauspiel Pre- te sich als Regisseur von Musikvideos unter selbsternannte „Ritter von der traurigen Ge - miere des Deutschen Theaters Berlin. anderem für die Sängerin Madonna einen stalt“ gehört seit Jahrhunderten zu einer der

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 125 Kultur faszinierendsten Gestalten der Weltliteratur. Auf der Opernbühne machte ihn der franzö- sische Komponist zum leidenschaft lich Lie- benden. Die Stoffgrundlage schuf der spani- sche Schriftsteller Miguel de Cervantes An - fang des 17. Jhdts. Das Libretto stammt von Henri Cain nach Jacques Le Lorrains Le Chevalier de la longue figure (1904). Am Pult der Wiener Symphoniker steht Antonino Fogliani, der im vergangenen Festspielsom mer die musikalische Leitung von Carmen innehatte. Für die Inszenierung zeichnet Mariame Clement verantwortlich, die erstmals bei den Bregenzer Festspielen arbeitet und in den vergan genen Jahren unter anderem am Royal Opera Hause Covent Garden, im Theater an der Wien, beim Glyndebourne Festival und Foto: Bregenzer Festspiele / Lisa Mathis an der Opera national du Rhin tätig war. Festspiel-Präsident Hans-Peter Metzler mit Regisseur und Bühnenbildner Philipp Stölzl und Festspiel-Intendantin Elisabeth Sobotka bei der Präsentation des Festpiel-Programms 2019 Bühne und Kostüme entwirft Julia Hansen, ebenfalls erstmals bei den Bregenzer Fest- ein Wiedersehen mit dem Ritter: Zwei Tage spielen zu Gast. nach der Pre miere der Oper im Festspielhaus zeigt das Deutsche Theater Berlin Don Qui- Wunderwandelwelt jote als Premiere und Koproduktion in der auf der Werkstattbühne Inszenierung von Jan Bosse. Mit Ulrich Ma - Zum Festspielfinale geht eine Musikthea- thes und Wolfram Koch sind zwei gleicher- ter-Uraufführung über die Werkstattbühne. maßen renommierte wie bekannte Schauspie - Der französische Multi-Künstler François ler zu sehen. Sarhan realisiert mit Wunderwandelwelt eine musiktheatrale Installation an zwei Abenden, Kleines Jubiläum: für die er Musik, Text, Konzept und Raum Fünftes Bregenzer Opernstudio entwirft. Koproduktionspartner ist das in der Fünf Jahre nach Gründung erarbeiten die Nähe von Paris beheimatete Zentrum für jungen Sängerinnen und Sänger des Opern- elektroakustische Musik La Museen Circuit, studios mit Peter I. Tschaikowskis Eugen Kooperationspartner sind die Donaueschin- One gin ein Werk mit anspruchsvollen Par- ger Musiktage. Das Bregen zer Publikum tien, das 1879 für die Aufführung durch Stu- kennt Sarhans Schaffen von seiner 2011 auf dentInnen des Moskauer Konservatoriums der Werkstattbühne gezeigten Ur aufführung ge schrieben wurde. Regie im Kornmarkt- Horne Work. Theater führt Jan Eßinger, Valentin Uryupin

Ebenfalls auf der Werkstattbühne ist an Foto: Bregenzer Festspiele / Lisa Mathis dirigiert das Symphonieorchester Vorarl- den beiden letzten Juli-Tagen als Österreichi- Die musikalische Leitung liegt bei Enrique berg. Die öffentliche Meisterklasse Anfang sche Erstaufführung das Musiktheaterwerk. Mazzola (im Bild) und Daniele Squeo Juli leitet erstmals Dmitry Vdovin, Chef des Der Reigen nach Arthur Schnitzlers gleich- 2009 von ihm gegründeten Opernstudios am namigem Schau spiel zu sehen. Das 2012 von Quijote im Konzert und als Schauspiel Bolshoi-Theater Moskau. Komponist Bernhard Lang und Librettist Unter der Leitung ihres Chefdirigenten Michael Sturminger ge schaffene Werk wird Philippe Jordan spielen die Wiener Sympho- Musik & Poesie von Alexandra Liedtke inszeniert, am Diri - niker an zwei aufeinanderfolgenden Tagen In Luftkunst, einen Russischen Salon und gentenpult steht Walter Kobera. Der Reigen alle Symphonien von Johannes Brahms. Er - einen Ort für Narren verwandelt sich das See - ist eine Koproduktion mit der Neuen Oper öffnet wird die Symphoniker-Konzertreihe studio an drei Abenden anläßlich der belieb- Wien. mit Giuseppe Verdis opulentem Requiem, ten Reihe Musik & Poesie. Nikolaus Habjan Denselben Stoff verarbeitet die in Bre- am Pult steht der ehe malige Chefdirigent Fa - ist erneut als Kunstpfeifer und Puppenspieler genz wohlbekannte Musicbanda Franui im bio Luisi. Das Symphonieorchester Vorarl- zu erleben. Aus dem Festspiel-Opernstudio großen Saal des Festspielhauses unter dem berg widmet dem „Ritter von der traurigen stammt die Mez zosopranistin Aytaj Shikhali- Titel „Arthur Schnitzler: Reigen zu einem Gestalt“ seine traditionelle Konzertmatinee zada, die wenig bekannte Lieder von Peter I. Konzert mit Drama“. Franui begleitet die unter der Leitung von Ariane Matiakh: Rund Tschaikowsky präsen tiert. Lesung sämtlicher Rollen durch die Schau- um die Geschichte von Don Quijote stehen Der aus Vorarlberg stammende Schrift- spieler Sven-Eric Bechtolf und Regina Fritsch Werke von Maurice Ravel, Jacques Ibert und steller Michael Köhlmeier spürt Narrenfigu- mit Prater-Karussellmusik, Belcanto-Melo- Richard Strauss auf dem Programm. ren nach. n dien und böhmischen Weisen. Und auch am Kornmarkt-Theater gibt es http://bregenzerfestspiele.com/

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