Publikumszeitschriften 2012: Verkauf Bezeichnet
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................................................................................................................................................................ x317 media perspektiven 6/2012 Der Kauf einer Zeitschrift zum regulären Einzel- Vertriebswege Daten zum Markt und zur Konzentration verkaufspreis bzw. zum vollen Abonnementspreis der Publikumspresse in Deutschland im ist für die Zugehörigkeit zur Publikumspresse I. Quartal 2012 grundsätzlich ein wesentliches Identifizierungs- merkmal. Diese Verkäufe werden auch als harter U Publikumszeitschriften 2012: Verkauf bezeichnet. Bei vielen Titeln kommen weitere Verkaufsexemplare durch die Vertriebswege Kaum Anteilsverschiebungen Mitgliederstücke, Sammelbezug, Lesezirkel und Bordexemplare (besonders in Flugzeugen) zustande. im rückläufigen Markt Für diese Hefte erhält der Verlag aber nur einen Von Andreas Vogel* (mitunter Bruch-)Teil des regulären Verkaufspreises, was sich in den Vertriebsumsätzen des Titels be- Nur noch neun Im nahezu 1 500 Titel umfassenden Sortiment der merkbar macht. Der faktisch preisreduzierte Ver- Zeitschriften mit Publikumspresse gibt es 2012 noch genau neun kauf durch den Verlag ergibt nur Sinn in Hinsicht Millionenauflage Zeitschriften mit einer Millionenauflage. Sieben auf die Anzeigenkunden: Denn diese beurteilen die davon sind wöchentliche oder 14-tägliche Pro- Werbeträgerqualität zuerst nach der Reichweite, grammzeitschriften. Hinzu kommen Bild am Sonn- dann aber häufig auch nach der verkauften Ge- tag als wöchentliche Illustrierte in Zeitungsausstat- samtauflage. Beide Werte werden durch die wei- tung und Landlust als zweimonatliche Familien- teren Vertriebswege (mitunter deutlich) gesteigert. zeitschrift. Während viele Titel in den letzten Quar- talen aus dem Kreis derjenigen mit Millionenauf- Beunruhigend für die Verlage ist zudem die Ent- Werbeeinnahmen lage ausgeschieden sind – darunter Stern, Spiegel, wicklung der Werbeeinnahmen. Sie blieben für die tendenziell sinkend Bild der Frau und Freizeit Revue – ist Landlust Publikumspresse 2011 im dritten Jahr in Folge ganz frisch aufgestiegen. Und hat zugleich in den netto unter 1,5 Mrd Euro. Bei der Berechnung der letzten Jahren ein stetig wachsendes Segment der Anzeigenseiten sowie der Bruttowerbeeinnahmen Landleben-Titel begründet. Der Vorgang erscheint gab es zum 1. Januar 2011 eine Veränderung (vgl. symptomatisch für die gesamte Pressegattung: Tra- Tabelle 1). Der VDZ hat seine eigene Anzeigen- ditionelle wöchentliche oder 14-tägliche Titel ver- statistik eingestellt und nutzt seitdem Daten aus kaufen sich anhaltend weniger, Zeitschriften bei- der Nielsen-Werbestatistik. Die Ausweisung der spielsweise zu neuen Lebensstil-Konzepten haben Daten erfolgt nun nicht mehr durch Meldung der bei deutlich geringeren Erscheinungsfrequenzen Verlage, sondern durch Zählungen von Nielsen. immer noch sehr gute Marktchancen. Vorjährige Vergleichsdaten wurden von Nielsen bis in das Jahr 2008 zurückgehend bereitgestellt. Rückläufige Für das erste Quartal 2012 hat der Pressehandel Auflagen, höhere einen Absatzrückgang von 6 Prozent (1) gegenüber Angesichts der andauernd sinkenden Auflagen und Beobachtung der Verkaufspreise dem Vorquartal gemeldet. Der Umsatzrückgang der sinkenden Gesamtumsätze der Verlage mit der Konzentration bei betrug allerdings nur 1,6 Prozent. Denn die gekauf- Publikumspresse scheint die Frage legitim, ob die Publikumspresse ten Titel sind heute im Durchschnitt deutlich teu- Publikumspresse überhaupt noch der Aufmerk- auch im digitalen rer als in den früheren auflagenstarken Jahren. In- samkeit einer Konzentrationsuntersuchung bedarf. Zeitalter wichtig zwischen kostet jeder zweite Titel im Presse handel Nimmt nicht auch ihre publizistische Bedeutung über 4 Euro, jeder vierte Titel über 5,50 Euro. Ein- im Kontext der digitalen Medienvielfalt laufend zelne vierteljährlich erscheinende Zeitschriften weiter ab? Betrachtet man die 1 117 Onlineange- haben bereits einen Einzelverkaufspreis von 15 bote, die sich im Januar 2012 der IVW-Kontrolle Euro erreicht. Das Lesepublikum geht der Publi- unterzogen, so zeigt sich: In einer Rangfolge nach kumspresse insgesamt gesehen kaum verloren, aber Visits redaktionellen Contents vereinigen die hier diese Leser erwerben Zeitschriften deutlich weni- führenden 25 Webangebote einen Anteil von 47 ger häufig als noch vor zehn Jahren. Nach Prozent aller Visits redaktioneller Seiten auf sich. statistischen Zahlen des Bundesverbandes Presse- Unter ihnen sind immerhin sechs Marken der Pub- Grosso verkaufte der Presseeinzelhandel im Jahr likumspresse. Zudem wird die publizistische Viel- 2001 insgesamt 3,8 Milliarden Pressestücke (Pub- falt deutscher Onlineangebote jenseits aller PR- likumspresse und Tagespresse). 2011 waren dies Texte und Firmenauftritte auch 2012 noch ganz noch 2,44 Milliarden – ein Rückgang um 35,8 Pro- wesentlich mit Einnahmen aus anderen Quellen zent. 2001 gab jeder Einwohner im Jahr 2001 im finanziert – die Publikumspresse gehört hierzu Presseeinzelhandel 49,51 Euro aus. (Zur Ermittlung eben so wie die Tagespresse. Daher gilt es, selbst der Gesamtausgaben für Presseprodukte müssten zur Analyse der Anbietervielfalt bei digitalen noch die Käufe im Bahnhofsbuchhandel sowie Angeboten unverändert aufmerksam die Entwick- Ausgaben für Presseabonnements und privaten lungen auf den Pressemärkten zu betrachten. Lesezirkelbezug hinzu addiert werden). 2011 betru- gen die Pro-Kopf-Ausgaben im Presseeinzelhandel mit 41,81 Euro rund 15,5 Prozent weniger. Der Umsatz sinkt somit ebenfalls, aber deutlich lang- samer als der Absatz. ................................................................................. * Wissenschaftliches Institut für Presseforschung und Medienberatung (WIP), Köln. Andreas Vogel media perspektiven 6/2012 x318 ................................................................................................................................................................ 1 Publikumspresse: Daten zum Anzeigenaufkommen ........................................................................................................................................................................ 2011 2010 2009 2008 2007 2006 ........................................................................................................................................................................ Nettowerbeeinnahmen in Mio Euro 1 440 1 450 1 409 1 693 1 822 1 856 Bruttowerbeeinnahmen in Mio Euro 3 477 3 353 3 209 3 622 1) 1) Anzeigenseiten 187 562 181 278 175 543 188 796 1) 1) ........................................................................................................................................................................ 1) Durch Umstellung der Statistik keine Vergleichsdaten vorhanden. Quellen: VDZ , PZ Online (nach Nielsen Media Research), ohne Kundenpresse. Titelsortiment ist Ende März 2012 bildeten 1 451 Periodika die titel- Untersuchung Konzepte, die für nichtberufliche weiter gewachsen hinterlegte Gesamtheit der Publikumspresse. Dies Lebenswelten Orientierungen ermöglichen und Er- ist das Ergebnis einer vollständigen Revision des lebnisse verschaffen, redaktionell weitgehend un- WIP-Titelbestandes (2) im Frühjahr 2012 (nach zu- abhängig von Sonderinteressen Dritter gestaltet letzt 2004), die alle Einträge im Datenbestand auf werden, mit mindestens vier Heften im Jahr als ihr gegenwärtiges Erscheinen bzw. ihren konkreten Kaufpresse vertrieben werden und hauptsächlich Einstellungsmonat überprüft hat. Daraufhin wur- für den deutschen Markt bestimmt sind. Es ist kein den die Daten für den Zeitraum bis in das Jahr Kriterium der Gattungszuordnung, ob ein Titel in 2006 rückwirkend korrigiert (vgl. Tabelle 2, Zeilen einer Zeitungs- oder einer Zeitschriftenausstattung „gesamt“). Die Gesamtzahl der mindestens 14-täg- erscheint. Nicht überwiegend tagesaktuelle Wo- lich erscheinenden Titel wurde in den Vorjahren chenzeitungen rechnen daher zur Publikumspresse. zutreffend abgebildet. Bei den seltener erscheinen- Eine strikte Marktabgrenzung gewährleistet in den den Titeln ist hingegen eine größere Korrektur Zeitreihen homogene Gesamtheiten. Die redaktio- nötig gewesen. Die vollständige zeitnahe Erfassung nelle Gestaltung fehlt reinen Rezept- oder Strick- aller Marktaustritte erfordert einen erheblichen zeitschriften ebenso wie Comic-, Rätsel- oder Ressourcenaufwand und ist mitunter gar nicht mög- Roman heften – sie werden im Folgenden ausge- lich. Denn für die Zählungen macht es zum Bei- schlossen. Sonderhefte, unregelmäßig erscheinende spiel einen Unterschied, ob ein Titel viermal im Titel, nicht mindestens quartalsweise erscheinende Jahr oder nur dreimal (keine ausreichende Perio- Titel und Oneshots gehören ebenfalls nicht zur en- dik) erscheint. Gleiten Hefte in unregelmäßige Er- geren Publikumspresse. Sie entziehen sich zudem scheinungsintervalle ab, so meldet dies kein Ver- der detaillierten Analyse, denn sie können nicht lag. Titel, die nur noch jenseits des Pressehandels IVW-gemeldet werden. vertrieben werden, können nahezu unbemerkt vom Markt genommen werden. Nach der Revision kann Alle der IVW gemeldeten Titel werden nach diesen Gattungsbereinigte umso gesicherter der zentrale Befund aus den letz- Kriterien kontrolliert und neu sortiert. Überwie- IVW-Auflagenliste ten Jahren benannt werden: Das Sortiment der gend gratis vertriebene Titel, Mitgliedschaftspresse als Datenbasis deutschen Publikumspresse erweitert sich auch in oder als Kundenpresse herausgegebene Periodika der heutigen Medienkonkurrenz von Jahr zu Jahr werden aussortiert.