SPD – 04. WP Fraktionssitzung: 07. 05. 1963

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7. Mai 1963: Fraktionssitzung

AdsD, SPD-BT-Fraktion 4. WP, Ord. 7. 5. 63 – 10. 12. 63 (alt 1034, neu 10). Überschrift: »Protokoll der Fraktionssitzung vom 7. Mai 1963«. Anwesend: 154 Abgeordnete. Prot.: Eichmann und Hofer. Zeit: Ab 11.15 und 15.15 – 18.30 Uhr.

Erich Ollenhauer eröffnet die Sitzung um 11.15 Uhr. Zu 1: Erich Ollenhauer unterrichtet die Fraktion zunächst über das Ergebnis der Ver- handlungen der Tarifpartner der Metallindustrie beim Bundeswirtschaftsminister. Er kritisiert mit einigen Bemerkungen die Haltung der bad.-württ. Arbeitgeberverbände, die durch die Aussperrung eine starke Verhärtung der Fronten herbeigeführt hätten.1 Ebenso tadelt er die völlige Tatenlosigkeit Blanks.2 Ollenhauer begrüßt den Ausgang der Verhandlungen bei Erhard3, allerdings sei es hohe Zeit, daß durch die Schaffung eines Gutachter-Gremiums und eine Politik der gerechten Vermögensverteilung endlich die Voraussetzungen für eine von allen Seiten akzeptierte Lohnpolitik geschaffen würde. Zu 24: berichtet über seine Gespräche, die er während seiner 4-wöchigen Vortragsreise im April in den Vereinigten Staaten geführt hat. Seine Gesprächspartner waren insbesondere Präsident Kennedy, Außenminister Rusk, Verteidigungsminister McNamara und die Staatssekretäre Ball und Nitze.5 Außerdem habe er Unterredungen mit den Mitgliedern des Unterausschusses für Auswärtige Angelegenheiten des Senats und mit den Mitgliedern eines gemischten Ausschusses beider Häuser des Kongresses für Atomenergiefragen geführt.

1 Ein Metallarbeiterstreik in Baden-Württemberg, der am 29. 4. 1963 begonnen hatte, wurde von den Arbeitgeberverbänden der Metallindustrie erstmalig seit dem »Ruhreisenstreit« von 1928/29 mit ei- ner Gesamtaussperrung in den Tarifgebieten beantwortet. Vgl. AdG 1963, S. 10561. 2 BMA Blank hielt sich in dem Konflikt völlig zurück, während Bundespräsident Lübke am 2. 5. 1963 dem Präsidenten des BDA, Hans Constantin Paulssen, und dem Vorsitzenden des DGB, Ludwig Ro- senberg, seine Besorgnis über diesen Arbeitskampf ausdrückte. Ebd., S. 10561. 3 Zu den erfolgreichen Einigungsverhandlungen bei BMWi Erhard am 6./7. 5. 1963 vgl. ebd. S. 10561 f. – Die Einschaltung Erhards war schon vor dem offiziellen Ausbruch des Streiks in einem Gespräch von Erhard und dem IG Metall Vors. Otto Brenner am 27. 4. 1963 erörtert worden. Vgl. den Bericht Ollenhauers in: »Protokoll der Sitzung des Präsidiums am 29. April 1963«, AdsD, Präsidium vom 8. Januar 1962 bis 8. Juli 1963. Vor dem Gespräch bei Erhard am 6. 5. informierte Brenner noch das SPD-Präsidium. »Sitzung des Präsidiums am 6. Mai 1963«, ebd. Weitere Informationen dazu in: »Sit- zung des Parteivorstandes am 24. 5. (in Or. versehentlich ›6.‹) 1963«, AdsD, Parteivorstand. Parteirat vom 5. Sept. 1962 bis 28. Juni 1963. 4 Die Ziffern bezeichnen Unterpunkte von TOP 1 »Politischer Bericht«. 5 Zur Beurteilung dieser Reise und der von Erler geführten Gespräche vgl. SOELL, Erler I, S. 452 und 681 (Anm. 556); WILKER, Sicherheitspolitik, S. 218 f. Am 23. 4. führte Erler Gespräche mit Dean Rusk, George Ball und Botschafter George C. McGhee und am 24. 4. mit McNamara, dem stellv. Verteidigungsminister Roswell Gilpatric und dem Chef des Planungsstabes im State Department, Walt W. Rostow. Am 25. 4. war Erler bei Präsident Kennedy zu einem Vieraugengespräch, anschlie- ßend beriet er noch mit Kennedys Sicherheitsberater McGeorge Bundy. Robert Strange McNamara (geb. 1916), 1960 Präsident der Ford Corp., war von 1961 bis 1968 US-Verteidigungsminister. Paul Henry Nitze (geb. 1907), 1950-1953 Planungschef des State Department, nach akademischer Tätig- keit 1961-1963 Staatssekretär für internationale Angelegenheiten im Verteidigungsministerium, von 1963-1967 Marine- und 1967-1969 stellv. Verteidigungsminister, spielte für Erlers Kontakte zur Ken- nedy-Administration eine entscheidende Rolle; so WILKER, Sicherheitspolitik, S. 218 f.

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Ganz allgemein habe er den Eindruck gehabt, daß im Gegensatz zur Stimmung vor 1 Jahr das Klima zwischen der deutschen und amerikanischen Regierung sich wesentlich gebessert habe. Das sei nach seiner Ansicht vor allem auf das Verhalten der Bundesre- publik bei der Brüsseler Konferenz6, auf ihre Zustimmung zu den Vorstellungen der Administration Kennedy über die Atomrüstung der NATO-Allianz7 und nicht zuletzt auf die Bereitschaft der Bundesrepublik, sich an einer atlantischen Freihandelspolitik zu beteiligen, zurückzuführen. Hauptgegenstände der Gespräche seien der deutsch-französische Vertrag, die Verteidigungspolitik der NATO und europäische Fragen gewesen. Bezüglich des deutsch-französischen Vertrags sei drüben eine ruhigere Betrachtungs- weise eingetreten. Befürchtungen, daß die Bundesrepublik mit der Politik de Gaulles übereinstimme, bestünden nicht mehr, sie seien besonders an die Person von Adenauer geknüpft gewesen. In der Verteidigungspolitik sei die Haltung der amerikanischen Regierung prinzipiell unverändert. Sie sei nach wie vor gegen eine Ausbreitung der Atombewaffnung und gegen die Doktrin de Gaulles, wichtige nationale Interessen könnten heute nur noch durch nationale Atombewaffnungen gesichert werden. Da die europäischen Verbünde- ten weiterhin auf einem physischen Zugriff auf das Atom-Potential der Allianz bestün- den, sei das Projekt einer NATO-Atomstreitmacht in Form einer atombewaffneten interalliierten Flotte entwickelt worden. Im übrigen sei man drüben der Auffassung, daß eine gemeinsame Planung der atomaren Strategie die beste Lösung, die gemischten Atomstreitkräfte nur die zweitbeste Lösung sei. Er habe diesen Auffassungen nachdrücklich zugestimmt und auf die Notwendigkeit einer weiteren Verstärkung der konventionellen Streitkräfte hingewiesen.8 Was die europäischen Fragen angehe, so messe die Kennedy-Regierung der nächsten Zollrunde im GATT große Bedeutung bei.9 Sie hoffe bei diesem Versuch der Intensi- vierung der wirtschaftlichen Verflechtung Westeuropas und Nordamerikas auf die Unterstützung der Bundesrepublik. Das gelte gleichermaßen, wenn auch erst mittelfri- stig, für den Anschluß Großbritanniens zur EWG. Anschließend berichtet Erler noch, daß er in den USA auf ein sehr reges Interesse am innenpolitischen Geschehen der Bundesrepublik und hier insbesondere auf die Tatsa- che der Stärkung der Position der Sozialdemokraten nach den Wahlen in Berlin und in Rheinland-Pfalz gestoßen sei.10

6 Erler hatte zuvor schon im Präsidium über die USA-Reise berichtet. Vgl. »Protokoll der Sitzung des Präsidiums am 29. April 1963«, AdsD, Präsidium vom 8. Januar 1962 bis 8. Juli 1963. Gemeint war die Ministerratstagung der EWG am 1. und 2. 4. 1963; vgl. dazu AdG 1963, S. 10502-10505, insbe- sondere die dort wiedergegebenen Ausführungen Schröders und Erhards. 7 Vgl. GRABBE, S. 340. 8 Vgl. dazu Erlers Darlegungen in Nr. 43. 9 Vom 16.-21. 5. 1963 tagte in Genf eine Ministerkonferenz des GATT, die sich vorrangig mit dem Abbau von Handelsschranken befaßte. Vgl. AdG 1963, S. 10584 f. 10 Vgl. dazu das bei SOELL, Erler I, S. 681 (Anm. 557) angeführte Wort von Walter Henkels im ZDF (am 30. 5. 1963): »Man hat manchmal den Eindruck, Herr Kennedy versteht sich besser mit der deut- schen Sozialdemokratie als mit der gegenwärtigen Bundesregierung.«

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Zu 34: Im Anschluß an den Bericht Erlers referiert über den Gang der Beratungen im Auswärtigen Ausschuß über den deutsch-französischen Vertrag. Die Referate von Furler11 und die Diskussion hätten erkennen lassen, daß die CDU auf 2 Linien operiere: Auf der einen Seite haben sie durch Furler und Majonica12 bekräftigen lassen, daß der Vertrag mit den Grundsätzen der römischen Verträge und der NATO durchaus vereinbar sei, auf der anderen Seite habe sie durch von Merkatz13 die Berich- tigung der Distanzierung de Gaulles vom Prinzip der Supranationalität unterstreichen lassen. Weiterhin habe Staatssekretär Carstens14 sich von der Befürchtung Hallsteins15, daß der Konsultationsmechanismus des deutsch-französischen Vertrags den EWG-Vertrag möglicherweise beeinträchtigen könne, distanziert und dabei auf die schon bestehenden Konsultationen zwischen den Vertragsparteien hingewiesen. Carlo Schmid macht noch in einer kurzen Intervention darauf aufmerksam, daß eine Präambel innerstaatlich rechtsverbindlich sei und völkerrechtlich innerhalb ihrer Funk- tion dem Inhalt der Verträge gleichwertig und für die authentische Auslegung von Verträgen unerläßlich sei.16 Diese Grundsätze seien vom internationalen Gerichtshof in Den Haag in der praktischen Rechtsprechung verwirklicht worden. Die Sitzung wird bis 15.00 Uhr unterbrochen. Protokoll: H. Eichmann Erich Ollenhauer eröffnet um 15.15 Uhr die unterbrochene Fraktionssitzung. Zu 2: Franz Seume begründet den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung von Vor- schriften auf dem Gebiete des Umstellungsrechtes (siehe Anlage). Dieser Gesetzent- wurf soll als interfraktioneller Antrag eingebracht werden.17 Die Fraktion stimmt der Einbringung des Gesetzentwurfs zu. Außerhalb der Tagesordnung:

11 (1904-1975), MdB (CDU) 1953-1972, vom 29. 1. 1959 bis 25. 5. 1960 Vors. des Aus- schusses für Auswärtige Angelegenheiten, Präsident des Europäischen Parlaments 1960-1962, Vize- präsident 1962-1973. 12 (geb. 1920), MdB (CDU) 19. 11. 1950-1972, 1959-1969 Vors. des außenpolitischen Arbeitskreises der CDU/CSU-Fraktion und Mitgl. des Fraktionsvorstandes. 13 Hans-Joachim von Merkatz (1905-1982), MdB 1949-1969 (DP bis 1960, danach CDU), BM für Angelegenheiten des Bundesrates 1955-11. 12. 1962, Okt. 1956-1957 zugleich BMJ, Okt. 1960-1961 zugleich BM für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte. 14 Karl Carstens (1914-1992), CDU, seit 1954 im Auswärtigen Dienst, 1960-1966 Staatssekretär im Auswärtigen Amt, 1966/67 im BMVtdg. 15 Walter Hallstein (1901-1982), CDU, 1958-1967 Präs. der EWG-Kommission, zuvor von 1951-1958 Staatssekretär im Auswärtigen Amt. Seine Befürchtungen hatte er auch öffentlich in einer Rede vor dem Europäischen Parlament am 27. 3. 1963 geäußert. Vgl. Walter HALLSTEIN, Europäische Reden. Hrsg. von , Stuttgart 1979, S. 428. 16 Im Auswärtigen Ausschuß versuchte die SPD durch Erler zunächst noch, den Text des Ratifizie- rungsgesetzes zu ändern, was von der Mehrheit abgelehnt wurde. Danach konzentrierte sich der Ausschuß ganz auf den Inhalt der Präambel und wurde sich darin einig, daß diese integrierender Ge- setzesbestandteil sei und die gleiche rechtliche Bindekraft besitze. Siehe Sitzung des Parteivorstandes am 11. Mai 1963, AdsD, Parteivorstand. Parteirat vom 8. Sept. 1962 bis 28. Juni 1969; vgl. AdG 1963, S. 10571. Am 8. 5. 1963 wurde sie vom Ausschuß dann einstimmig verabschiedet. 17 Der beiliegende »Entwurf eines Gesetzes zur Änderung von Vorschriften auf dem Gebiet des Um- stellungsrechtes«, d. h. von ehemaliger Reichsmark auf DM bezog sich auf RM-Guthaben von vor Mai 1945 bei Berliner Kreditinstituten. Er wurde am 14. 5. 1963 als gemeinsamer Antrag von CDU/CSU, SPD, FDP eingebracht; vgl. BT Anl. 84, Drs. IV/1229.

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Erich Ollenhauer verabschiedet Karl Wittrock.18 Zu 3: Fritz Schäfer erläutert den Entwurf der Tagesordnung für die nächsten Plenarsit- zungen. In der morgigen Sitzung soll in 1. Lesung der von der Bundesregierung eingebrachte Entwurf eines ersten Gesetzes zur Änderung des Beteiligungsverhältnisses an der Ein- kommen- und Körperschaftssteuer beraten werden.19 In dieser Woche soll[en] die Strafprozeßordnung in 3. Lesung20 und der Bundeshaushalt in 2. Lesung 21 behandelt werden. Die 3. Lesung des Bundeshaushalts, die 2. und 3. Lesung des deutsch-französischen Vertrages und die 3. Lesung des Gesetzentwurfs zur Änderung des Beteiligungsver- hältnisses an der Einkommen- und Körperschafssteuer soll[en] in der nächsten Woche abgeschlossen werden.22 Die CDU will die Verabschiedung des 2. Neuregelungsgeset- zes zur Kriegsopferversorgung verzögern.23 Erwin Schoettle bringt der Fraktion die von ihm beabsichtigten Ausführungen zur 2. Beratung des Bundeshaushaltsplans zur Kenntnis. Er schlägt eine Verstärkung des außerordentlichen Haushalts um 1 Mrd. DM vor.24 Die Ausgabenansätze für werbende Zwecke25 im außerordentlichen Haushalt sollen durch Kapitalaufnahmen bedient werden. Falls dies nicht in dem erforderlichen Um- fang möglich ist, sollte der Haushaltsausschuß über die Rangfolge der zu bedienenden Ansätze entscheiden. Heinrich Ritzel ergänzt die Ausführungen von Erwin Schoettle. Er weist darauf hin, daß eine Verlagerung auf den außerordentlichen Haushalt vorgenommen werden müs- se, wenn man Steuererhöhungen vermeiden wolle. Bisher habe noch kein Bundeshaus- halt mit einem nennenswerten Defizit abgeschlossen. In der Aussprache über die Einbringung eines entsprechenden Antrages auf Änderung des Haushaltsgesetzes (§ 22, Abs. 3) beteiligen sich Heinrich Ritzel, Georg Kurlbaum, Hans Hermsdorf, Fritz Erler, Walter Seuffert und Willy Könen.

18 Karl Wittrock, MdB (SPD) seit 1953, Mitgl. des Fraktionsvorstandes, schied am 8. 5. 1963 aus dem aus, da er zum Regierungspräsidenten in Wiesbaden ernannt worden war. Vgl. DATEN- HANDBUCH 1949-1982, S. 127. 19 Er wurde am 8. 5. 1963 vom Plenum in 1. Lesung in Verbindung mit der 2. Lesung des Haushaltsge- setzes 1963 beraten. Vgl. BT Sten. Ber. 53, S. 3460-3494. 20 Sie stand am 9. 5. 1963 auf der TO des Plenums. Nach einer interfraktionellen Vereinbarung wurde die »Rücküberweisung an den Rechtsausschuß« beschlossen. BT Sten. Ber. 53, S. 3616. 21 Vgl. Anm. 19. 22 Siehe Nr. 59. 23 Ein am 26. 3. 1963 von der SPD-Fraktion eingebrachter Entwurf wurde erst am 19. 6. 1963 vom Plenum in 1. Lesung behandelt, zusammen mit einem zwischenzeitlich am 7. 6. 1963 von der BReg vorgelegten eigenen Entwurf. Vgl. BT Anl. 84, Drs. IV/1148 und Anl. 85, Drs. IV/1305; BT Sten. Ber. 53, S. 3788-3811. Zur geschäftsordnungsmäßigen Behandlung vgl. Nr. 59, Anm. 3. 24 Schoettle sprach in der allgemeinen Aussprache am 8. 5. 1963. Vgl. BT Sten. Ber. 53, S. 3465-3468. 25 Nach dem Haushaltsrecht und Art. 115 GG, waren Kreditaufnahmen durch die öffentliche Hand in der Regel nur für »werbende Zwecke« zulässig. Der Begriff »werbender Zweck« war jedoch in Theorie und Praxis stark ausgeweitet worden, so daß z. B. ein Park als »werbender Zweck« galt. Vgl. dazu Friedrich Karl VIALON, Haushaltsrecht, 2. Aufl. 1959, S. 236.

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Die Fraktionsmehrheit spricht sich für den Vorschlag von Erwin Schoettle und Hein- rich Ritzel und für die Einbringung eines Änderungsantrages aus.26 Zu einem späteren Zeitpunkt sollen die Arbeitskreise III und V die noch offene Frage der Vermögensbil- dung in privater und öffentlicher Hand beraten.27 Zur weiteren Vorbereitung der Beratung des Bundeshaushaltsplans 1963 im Bundestag dient als Arbeitsgrundlage eine Zusammenstellung der Änderungsvorschläge aus den Arbeitskreisen zu den Einzelplänen mit der Stellungnahme des Fraktionsvorstandes (Anlage V/21 Li/kl). Die Fraktion verabschiedet die Einzelpläne mit den aus der Vorla- ge V/21 ersichtlichen Änderungen (siehe Anlage zum Protokoll).28 Zu 5: Hans Hermsdorf bittet um Prüfung der Frage, ob es nicht möglich sei, Kennedy zu bitten, vor dem Parlament zu sprechen.29 Erich Ollenhauer erklärt sich bereit, diese Anregung aufzunehmen, ist jedoch in Bezug auf die Chance der Verwirklichung sehr skeptisch. Harry Liehr wendet sich gegen die Methode der Auslegung der Präsenzliste am Frei- tag.30 Dazu bemerkt Fritz Schäfer, daß er in dieser Frage bereits mit dem Bun- des[tags]präsidenten Fühlung aufgenommen habe. Ende der Sitzung 18.30 Uhr. , den 9.௔5. 1963 Protokoll: F. Hofer

26 Der am 7. 5. 1963 von der SPD-Fraktion eingebrachte Änderungsantrag zum Haushaltsgesetz – Text in der Anl. sowie BT Sten. Ber. 53, S. 3662 (Anl. 20) – wurde am 9. 5. 1963 abgelehnt. Vgl. ebd., S. 3652. 27 In der »Sitzung des Parteivorstandes am 24. 5. (in Or. fälschlich ›6‹.) 1963« wurde Deist mit der Ausarbeitung entsprechender Vorschläge mit dem Ziel einer Vorlage Anfang 1964 betraut. AdsD, Parteivorstand. Parteirat vom 5. Sept. 1962 bis 28. Juni 1963. 28 Die »Vorlage V/21«, also AK Öffentliche Finanzwirtschaft, vom 6. 5. 1963 »Betr.: Voraussichtliche finanzielle Auswirkungen der SPD-Änderungsanträge zur 2. Beratung Bundeshaushaltsplan 1963« enthielt nur eine Aufstellung über die Höhe der betreffenden Beträge in Mio. DM., beim Einzelplan 04-Bundeskanzler 5.0 und bei 06-Inneres 15.0 jeweils »haushaltsverbessernd«. »Haushaltsverschlech- ternd wirkten sich die Vorschläge aus bei 05-Auswärtiges Amt 0,1, 06-Inneres 58,6, 10-Ernährung 20,0, 24-BMSchatz 40,0, 25-Wohnungswesen 20,0 und 36-Ziviler Notstand 36,0, zusammen 174,70 Mio. DM. Per saldo erhöhten danach die Änderungsanträge der SPD-Fraktion das Etatdefizit um 154,7 Mio. DM. – Gemeint ist hier jedoch die ebenfalls auf den 6. 5. datierte Vorlage V/20 »Betr. Vorbereitung der 2. Plenarlesung Bundeshaushaltsplan 1963, hier: Unterlage für die Fraktionssitzung am 7. Mai 1963« (Anl.). Sie enthielt zu jedem Einzelplan in einer Spalte »Vorschläge« die »Wünsche aus den Fraktionsarbeitskreisen« und in der Spalte »Bemerkungen« die »Empfehlungen des Frakti- onsvorstandes« zu den Vorschlägen der Arbeitskreise für die Abstimmung und das Verhalten im Plenum und der Angaben über das Abstimmungsverhalten beim Haushalt 1962 sowie über die Be- richterstatter und in einigen Fällen auch zu den vorgesehenen Sprechern im Plenum. Ergänzungen infolge der Beschlüsse der Fraktion waren von Schäfer hs. eingetragen worden. Die Anlagen enthal- ten des weiteren die Änderungsanträge zur 2. Beratung des Haushaltsplans 1963, jeweils datiert auf den 7. 5. 1963. Die von der SPD-Fraktion eingebrachten Änderungsanträge sind abgedruckt als An- lagen zu den Plenarsitzungen vom 8. und 9. 5. 1963; BT Sten. Ber. 53, S. 3546-3548 (Anl. 5, 6, 7, 8 und 9), S. 3656 (Anl. 5) und S. 3660-3662 (Anl. 14, 16, 18, 19 und 21). 29 Anläßlich des Besuches von Präs. Kennedy in der Bundesrepublik vom 23.-26. 6. 1963; vgl. Nr. 59. 30 Die Eintragung in die Präsenzliste war Voraussetzung für die Zahlung von Tagegeldern. Vgl. auch Nr. 59, TOP 1.

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