Politik in Fernsehserien
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Niko Switek (Hg.) Politik in Fernsehserien Edition Politik | Band 55 Niko Switek (Hg.) Politik in Fernsehserien Analysen und Fallstudien zu House of Cards, Borgen & Co. Die Publikation wurde ermöglicht durch Mittel der Fakultät für Gesellschafts- wissenschaften (SQVK und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchs) und des Fördervereins der Universität Duisburg-Essen. Die frei zugängliche digitale Publikation wurde ermöglicht mit Mitteln des BMBF-Projektes OGeSo- Mo der Universitätsbibliothek Duisburg-Essen. In diesem Projekt wird Open Access für geistes- und sozialwissenschaftliche Monografien gefördert und untersucht. Informationen und Ergebnisse finden Sie unter https://www.uni-due.de/ogesomo. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deut- schen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Dieses Werk ist lizenziert unter der Creative Commons Attribution 4.0 Lizenz (BY). Diese Lizenz erlaubt unter Voraussetzung der Namensnennung des Urhebers die Be- arbeitung, Vervielfältigung und Verbreitung des Materials in jedem Format oder Me- dium für beliebige Zwecke, auch kommerziell. (Lizenztext: https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de) Die Bedingungen der Creative-Commons-Lizenz gelten nur für Originalmaterial. Die Wiederverwendung von Material aus anderen Quellen (gekennzeichnet mit Quellen- angabe) wie z.B. Schaubilder, Abbildungen, Fotos und Textauszüge erfordert ggf. wei- tere Nutzungsgenehmigungen durch den jeweiligen Rechteinhaber. Erschienen 2018 im transcript Verlag, Bielefeld © Niko Switek (Hg.), Kapitel: jeweiliger Autor/Autorin Umschlaggestaltung: Maria Arndt, Bielefeld Redaktion: Almut Zimmer M.A. Druck: Majuskel Medienproduktion GmbH, Wetzlar Print-ISBN 978-3-8376-4200-1 PDF-ISBN 978-3-8394-4200-5 Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier mit chlorfrei gebleichtem Zellstoff. Besuchen Sie uns im Internet: https://www.transcript-verlag.de Bitte fordern Sie unser Gesamtverzeichnis und andere Broschüren an unter: [email protected] Inhalt THEORETISCHE ANSÄTZE & ANALYTISCHE ZUGÄNGE Spiegel, Daten, Narrative Politikwissenschaftliche Zugänge zu politischen Fernsehserien | 11 Niko Switek Polit-Serien im Fernsehen Gegenstandsbestimmung, Stand der Forschung und neue Perspektiven | 33 Andreas Dörner, Stefan Heinrich Simond Politik in Serie(n) Die Politik, das Politische und die Tragödie | 53 Henrik Schillinger Filme zwischen künstlerischer Freiheit und politischer Erkenntnis Zum Realitätsgehalt fiktionaler Medien | 77 Manfred Mai FALLSTUDIEN POLITISCHER FERNSEHSERIEN Eichwald, MdB Überleben im Haifischbecken Berlin-Mitte | 105 Florian Gilberg, Raphael David Moser, Said Rezek, Steffen Schulze Eurokrise, Sex und Klimawandel Krisenmanagement in der britischen Sitcom Yes, Prime Minister | 125 Ann-Kathrin Binot, Ulrike Gansen, Anatoli Kolembach, Martin Miller The Thick of It Macht, Medien und Marionetten | 153 Lisa Brose, Julia Linn, Michelle Magaletta Spiel der Kräfte Politik, Medien und Familie in Borgen | 177 Johannes Bongardt, Rieke Gießelmann, Matthias Jüschke, Jan Pfeifer, Christina-Johanne Schröder, Jonas Seyferth Sex, Drugs and Politics Die Polit-Serie Marseille | 201 Jonathan Beierl, Yannick Chougrani, Ilka Rasch, Sören Witt, Almut Zimmer Gomorrha Mafia und Staat im Verhältnis | 225 Taylan Yildiz House of Cards The American Machiavelli | 243 Florian Breitweg, Jakob Hager, Vanessa Molter, Cornelius Witt Fernsehserien und die Wahrnehmung der US-Präsidentschaft Einstellungen, politischer Zynismus und House of Cards | 271 Zaira Batroff, Lorena Capuozzo, Kai Jardner, Klaus Kamps Veep Das Amt des Vizepräsidenten der USA als institutionalisierte Bedeutungslosigkeit? | 285 Alexander Stock „Whatever it takes“ 24 und die Normalisierung des Ausnahmezustandes | 305 Frank Gadinger 人民的名义义 (Im Namen des Volkes) versus House of Cards Polit-Serien als Legitimierungsinstrument aktueller chinesischer Reformpolitik | 327 Ulrike Gansen, Martin Miller, Nele Noesselt, Jonas Seyferth Sind Drachen, Zombies und Aliens politisch?! Das Politische in der Phantastik am Beispiel der SF-Serie The Expanse | 345 Arne Sönnichsen REFLEKTION & DIDAKTISCHER EINSATZ Warum eigentlich nicht? Über die Unmöglichkeit, deutsches Politikmanagement im Fernsehen abzubilden | 363 Karl-Rudolf Korte Polit-Serien im Fachunterricht Empirische Befunde zum Medieneinsatz aus Schüler- und Lehrerperspektive | 373 Sabine Manzel ANHANG Autorinnen- und Autorenverzeichnis | 395 Theoretische Ansätze & analytische Zugänge Spiegel, Daten, Narrative Politikwissenschaftliche Zugänge zu politischen Fernsehserien Niko Switek EINLEITUNG: MEHR ALS UNTERHALTUNG Politik verkauft sich aktuell gut. Die Fernsehserie House of Cards über den durch eine Zurückstellung gekränkten Francis Underwood, der in einem Rache- feldzug unter Einsatz aller legalen und illegalen Mittel und Strategien das US- Präsidentenamt erobert, erzielte weltweite Aufmerksamkeit und Erfolg. Parallel dazu reüssierten weitere Produktionen, wie Veep, Scandal oder Alpha House, die alle explizit unterschiedliche Facetten des Politikbetriebs in der US-Hauptstadt Washington D.C. fokussieren. Aber auch in Europa finden sich in letzter Zeit Beispiele erfolgreicher Polit-Serien: Borgen über eine Premierministerin in Dä- nemark, Baron Noir über innerparteiliche Machtkämpfe in der sozialistischen Partei und die Präsidentschaftswahl in Frankreich sowie in Deutschland Eich- wald, MdB als Satire über einen Hinterbänkler im Bundestag. Zum Zusammenhang von Popkultur – zu der die als Unterhaltungsformate konzipierten Fernsehserien zählen – und Politik existieren zahlreiche Arbeiten und Studien. Das ist aufgrund des ubiquitären Charakters von Politik nicht über- raschend, weswegen auch popkulturelle Produkte ohne direkten Bezug auf die politische Sphäre auf ihren politischen Gehalt oder Aussagen hin inspiziert wer- den können. Ausgangspunkt für diesen Band ist aber die zunehmende Zahl von Serien, die sich dezidiert dem Politikbetrieb widmen und diesen als Stoff für unterhaltsame, dramaturgisch aufgebaute und fiktive Erzählungen verwenden. Aus zwei Gründen ergibt sich eine besondere Aktualität und Relevanz einer sol- chen Betrachtung: Das ist erstens eine Aufwertung des Serien-Formats und 12 | Switek zweitens die zunehmende Zahl von Politikserien, die aus anderen Ländern als den USA als Stammland der Unterhaltungsindustrie stammen. Anders als Spielfilme sind Serien zeitlich weniger begrenzt und können ihre Geschichten über Folgen und Staffeln hinweg entwickeln (Kelleter/Jahn- Sudmann 2014). Charaktere und Rollen können über längere Zeit aufgebaut so- wie Erzählstränge pausiert oder wiederaufgenommen werden. Neu ist eine Ver- schiebung bei den Produktionsbedingungen: Mit dem Aufkommen der auf Abonnement-Modellen basierenden Fernsehsendern (HBO, Showtime) und in jüngerer Zeit den Streaming-Portalen im Internet (Netflix, Amazon Prime) sinkt die Bedeutung von Werbung und steigt die Relevanz der Bindung von Kunden und Zuschauern. Die Bereitschaft, mehr Ressourcen und finanzielle Mittel für Serien-Produktionen einzusetzen, zieht renommierte Filmregisseure und promi- nente Schauspieler an, wodurch sich paradoxerweise die Serien in Qualität und Charakter wiederum Spielfilmen annähern. Die Sender oder Plattformen setzen auf Profilierung und Sichtbarkeit, welche sie durch aufwendige und qualitativ hochwertige Eigenproduktionen gewinnen wollen (Kelleter/Jahn-Sudmann 2014). Damit werden einerseits sonst als zu sperrig oder zu komplex eingestufte Themen als Gegenstand interessant. Zugleich ändern sich die Erzählstrukturen, da einzelne Folgen nicht mit Berücksichtigung von Werbeunterbrechungen und Cliffhangern konzipiert werden müssen (Kelleter 2012). Das ermöglicht insge- samt längere und kontinuierliche Erzählungen und speziell für Politikserien eine andere Art des Aufgreifens und Behandelns von Politik. Neben den USA mit ihrer umfangreichen Unterhaltungsindustrie kommen aus Großbritannien einige bekannte Politikserien – meist beauftragt und ausge- strahlt von der öffentlich-rechtlichen British Broadcasting Corporation (BBC). So ist die viel gerühmte Netflix-Produktion House of Cards eine Adaption einer BBC-Miniserie aus den 1990er Jahren, die Serien Yes, Minister, Yes, Prime Mi- nister und The Thick of It rücken das Amt des britischen Premierministers und seines Kabinetts sowie die Charakteristika der Ministerialbürokratie in den Mit- telpunkt. In jüngerer Zeit kommen jedoch zunehmend Produktionen aus weiteren europäischen Ländern hinzu, wodurch sich in der Konsequenz eine originelle Vergleichsebene ergibt. Die verschiedenen Serien stehen für bestimmte politi- sche Kulturen und spiegeln nationale Eigen- und Gegebenheiten (Neumann/ Nexon 2013: 13ff). Über eine vergleichende Betrachtung lassen sich Erkenntnis- se zu in ihnen enthaltenen Mustern und Bildern von Politik sowie in diesen sich ausdrückenden kulturellen Spezifika gewinnen. Das liefert einen Hinweis darauf, inwieweit Serien als unterhaltsame popkul- turelle Produkte sinnvoll für eine ernsthafte Bearbeitung durch die Sozial- und Politikwissenschaften aufgegriffen werden können. Dieser konzeptionell ange- Spiegel, Daten, Narrative | 13 legte Beitrag skizziert den Rahmen einiger möglicher Forschungsperspektiven auf Polit-Serien und zeigt verschiedene Analysedimensionen auf. Grundsätzlich stehen dabei die Serien und ihre Inhalte als Erzählungen von Politik im Mittel- punkt (und nur am Rande der Produktionsprozess bzw. deren Rezeption