VERÖFFENTLICHUNGEN DER STAATLICHEN ARCHIVE DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN

REIHE D

Ausstellungskataloge staatlicher Archive

Heft 16 Im Auftrage des Kultusministeriums von Nordrhein-Westfalen herausgegeben vom Nordrhein-Westfälischen Staatsarchiv Detmold

Hakenkreuz über Lippe Ein Rückblick

Selbstverlag des NW Staatsarchivs Detmold Detmold 1983

Hakenkreuz über Lippe Ein Rückblick

Ausstellung des Kreises Lippe in Verbindung mit dem Nordrhein-Westfälischen Staatsarchiv Detmold und der Lippischen Landesbibliothek Detmold

Detmold 1983 Titelbild: Wahlplakat der NSDAP-Kreisleitung Lemgo mit dem Titel «Hakenkreuz über Lippe» von Walter Steinecke (1931).

Ausstellungsstücke sind mit gekennzeichnet.

Zusammenstellung der Ausstellung und Bearbeitung des Kataloges: Hans-Peter Adler (Lippische Landesbibliothek Detmold) Theodor Helmert-Corvey (Nordrhein-Westfälisches Staatsarchiv Detmold) Satz und Druck: Druckerei Willi Rihn, Inh Hans-Dieter Rihn, Blomberg

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In diesen Tagen jährt sich zum 50. Mal die lippische Landtagswahl vom 15. Januar 1933. Sie war einerseits die letzte freie Wahl der Weimarer Republik, gilt andererseits auch als Voraussetzung und Vorstufe der Machtergreifung Hitlers am 30. Januar 1933. Denn durch eine Verkettung besonderer Umstände erlangte diese lippische Landtagswahl eine unerwartete politische Bedeutung. Das Votum der etwa 100‘000 lippischen Wähler geriet so zu einer Entscheidung über die politische Zukunft des ganzen deutschen Vol- kes. Dass die Nationalsozialisten bei dieser Wahl keineswegs die Mehrheit, sondern nur 39% der abgegebenen Stimmen und 43% der Landtagsmandate errangen, wird dabei häufig übersehen, wohl deshalb, weil die nationalsozialistische Ideologie diese Wahl zur Legende von der «Lippischen Durchbruchsschlacht» hochstilisiert hat. Der Kreis Lippe, der im Wesentlichen deckungsgleich ist mit dem früheren Land Lippe, hat die an ihn herangetragene Anregung gerne aufgegriffen, diesen Anlass zu einem Rückblick unter dem Titel «Hakenkreuz über Lippe» zu nutzen. Wir danken dem Nordrhein-Westfälischen Staatsarchiv Detmold und der Lippischen Landesbibliothek Detmold für die Vorbereitung und Durchführung der Ausstellung und verbinden die- sen Dank mit der Hoffnung, dass die Schulen diesen Rückblick auf die Zeit des national- sozialistischen Unrechtssystems in unserer lippischen Heimat als ein Angebot zur his- torischen Aufarbeitung und kritischen Gegenwartsbestimmung annehmen mögen.

Landrat |

5 INHALTSVERZEICHNIS

Lippe am Vorabend der Machtergreifung ...... 9 Soziale Lage S. 9; Arbeitskämpfe S. 10; Erwerbslosenkundgebungen S. 11; Politi- scher Terror S. 13 Die lippische Landtagswahl vom 15. Januar 1933 ...... 21 Schüler im Wahlkampf S. 21; Erste Phase des nationalsozialistischen Wahlkampfes S. 25; Zweite Phase des Wahlkampfes: Hitler geht auf die Dörfer S. 26; Wahlkampf der SPD S. 39; KPD-Wahlkampf S. 43; Ausschreitungen am Wahltag S. 45 Machtergreifung und Gleichschaltung ...... 49 Gleichschaltung S. 49; Hilfspolizei S. 52; Schutzhaft S. 54; Kontrollpolizei S. 56; Gleichschaltung der Gewerkschaften S. 56; Säuberung des Beamtenapparates S. 58; SPD-Verbot S. 60; Felix Fechenbach S. 63; Heinrich Drake S. 65; Wilhelm Mellies S. 66; Adolf Scholz S. 67; KPD: Verfolgung – Untergrund – Widerstand S. 69 Kirchenkampf ...... 71 Staatskommissar S. 71; Eingliederung der evangelischen Jugend in die Hitler-Jugend S. 74; Anschluss der Lippischen Landeskirche in die Kirchenprovinz Westfalen S. 76; Bekennende Kirche S. 81; Überwachung der Gottesdienste S. 85; Diffamierung und Verfolgung S. 87; Schulfrage S. 91; Vereidigung der lippischen Pfarrer S. 92; Katho- lische Kirche S. 93 Das Schicksal der Juden ...... 95 Antisemitische Hetze während der Weimarer Republik S. 95; Entlassung der Juden aus dem Staatsdienst S. 98; Richtlinien für den Kampf gegen die Juden S. 98; Ausschluss der Juden aus dem deutschen Volk S. 99; Judenboykott S. 101; Stigmatisierung S. 102; Planung und Durchführung der «Reichskristallnacht» S. 102; Die «Reichskristall- nacht» in Lippe S. 105; Die Endlösung S. 110; Die Bilanz S. 113 Alltag im Nationalsozialismus ...... 115 Hitlerjugend S. 116; Schüler im Nationalsozialismus S. 120; Geschichtsunterricht im NS-Staat S. 121; Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV) S. 123; Die Frau im NS- Staat S. 126; Wirtschaftliche LageS. 127 «Nationalsozialistische Kulturarbeit» ...... 129 Kunst im Dritten Reich S. 129; Säuberung der Musik S. 131; Ahnenforschung S. 131; Julfeiern S. 132; SS und Externsteine S. 134; NS-Kitsch S. 135; Richard-Wagner- Festwochen S. 136; Detmolder Grabbe-Wochen S. 140; Jahrestreffen zur Erinnerung an die lippische Landtagswahl vom 15. Januar 1933 S. 141; Geplante Grossbauten auf dem Hiddeser Berg bei Detmold S. 148 Die Redner der NSDAP in der zweiten Phase des lippischen Wahlkampfes ...... 155

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Abb. 1 Wahlplakat der NSDAP aus der Endphase der Weimarer Republik (Kat. Nr. 56) Lippe am Vorabend der Machtergreifung

*1 Lorenz, Ottokar: Die Beseitigung der Arbeitslosigkeit. 1932. (Nationalsozia- listische Vorstellungen zur Wirtschaftspolitik)

Detmold, Landesbibliothek o. Sign.

*2 Die soziale Lage der Gemeinde Schlangen Anfang 1933. Auszug aus einem Bericht des Ortsgruppenleiters der NSDAP in Schlangen an die Kreisleitung derNSDAP in Detmold.

Schlangen, 13.3.1934 Die Dorfschaft Schlangen zählte Anfang des Jahres 1933 einschliesslich der aus- wärts weilenden Wanderarbeiter 2445 Einwohner. Hiervon waren 1. arbeitslos: Haushaltungsvorstände ...... 285 dazugehörige Ehegatten ...... 244 arbeitsfähige Kinder ...... 287 minderjährige Kinder der arbeitslosen Familien ...... 307 zusammen 1123

Rentenempfänger: Haushaltungsvorstände ...... 169 dazugehörige Ehegatten ...... 101 minderjährige Kinder ...... 82 zusammen 352

2. Im Erwerb Stehende: Haushaltungsvorstände ...... 156 dazugehörige Ehegatten ...... 150 arbeitsfähige Kinder ...... 401 minderjährige Kinder ...... 263 zusammen 970

Gesamtzahl: 2445

Im Monat April des Jahres 1933 wurden allein für Wohlfahrtserwerbslose RM 5‘938,- ausgezahlt. Diese Aufstellung lässt ersehen, dass die Lage in Schlangen

9 geradezu erschreckend war und dass unter allen Umständen alle Hebel in Bewe- gung gesetzt werden mussten, um eine Besserung der Lage zu erzielen.

Detmold, Staatsarchiv L 113 A IV zu 5

*3 Pfaff, Alfred: Der Wirtschafts-Aufbau im Dritten Reich. 25. Tsd. München 1932. (NS-Vorstellungen zur Wirtschaftspolitik)

Detmold, Landesbibliothek o. Sign.

* 4 Arbeitskampf bei der Möbelfirma Rönn in Schötmar. Schreiben der Firmenleitung an die Landespolizeibehörde in Detmold.

Schötmar, 12. Oktober 1932 Die Belegschaft unseres Betriebes ist in einen wilden, ungesetzlichen Streik einge- treten. Lohnbeschwerden haben nicht bestanden, weil in Lippe, wo wir die höch- sten Löhne bezahlten und auch noch in der höchsten Lohngruppe bezahlen wol- len, kein Lohntarif besteht. Obwohl die Leute ordnungsmässig entlassen sind, umkreisen sie per Rad und zu Fuss unsere Fabrik und lassen diese durch fremde Elemente umkreisen. Gestern Mittag haben eine Anzahl Kommunisten geäussert, es wäre Zeit, in die Fabrik ein- zudringen und die Leute daraus zu entfernen. Da das Arbeitsamt in der Nähe unserer Fabrik liegt, werden wahrscheinlich Ar- beitslose von den Streikenden zu unserer Fabrik dirigiert, um die arbeitenden Leute zu beunruhigen. Die Streikenden haben schon auf kilometerweite Entfernung Arbeitsuchende be- gleitet, um zu sehen, ob sie zu uns wollten, und haben sie aufgehalten und zurück- gewiesen. Es sind sogar Reisende auf der Lehmkuhlenstrasse angehalten, die zu uns wollten. Diese mussten sich ausweisen, zu welchem Zwecke sie uns besuchen wollten. Gemäss den Bestimmungen der von Papen’schen Notverordnung ist der Tarif er- füllt, wenn der ortsübliche Lohn bezahlt wird. Das geschieht auch von unserer Seite. Wir haben aus anderen Orten gehört, dass die Polizei das Aufstellen von Streikpo- sten verboten und in Strafe genommen hat, wenn es auf solch ungesetzlicher Grundlage geschieht wie hier, wo kein Tarifvertrag verletzt worden ist. Demgegenüber müssen wir feststellen, dass die Polizei hier nicht genügend vor- geht, um die Leute an ihrer ungesetzlichen Handlungsweise zu hindern und im Notfälle Ordnungsstrafen zu verhängen. Wir haben wiederholt festgestellt, dass die Polizei ab und zu zu Rade die Strasse abfährt, worauf sich die Streikposten zu- rückziehen, aber sogleich wieder zurückkehren, wenn keine Polizei mehr da ist. Unseres Erachtens müsste die Polizeiverwaltung feststellen, ob dieser Streik ge- setzlich ist oder nicht und alsdann das Streikpostenstehen verbieten. Durch Er- kundigung beim Arbeitgeberverband kann sich die Polizei leicht unterrichten.

10 Es soll doch mit allen Mitteln erreicht werden, dass der Arbeitslosigkeit gegenge- steuert wird. Hier wird dieser Zweck in der unerhörtesten Weise sabotiert. Wir bedürfen daher dringend der behördlichen Unterstützung. Unser Betrieb war all die Jahre hindurch für die Gemeinde ein guter Steuerzahler. Wir müssen daher als erstes die Zahlung der Steuern einstellen, d.h. diese stunden lassen, wenn wir nicht arbeiten können. Innerhalb von wenigen Tagen wird der Betrieb wieder am Laufen sein, wenn die Polizei im Sinne der letzten Notverordnungen uns und die Arbeitswilligen vor dem Terror staatsverneinender Elemente schützen würde, die infolge des Streiks Unruhen und Zusammenstösse provozieren wollen. Nur durch eine besondere Anordnung der Landespolizeibehörde kann das geschehen.

Detmold, Staatsarchiv L 80 I e P Nr. 25

5 Kürzung der Arbeitslosenunterstützung. Schreiben des Reichsinnenministers an die Landesregierung in Detmold.

Berlin, 23. Juli 1932 Vom 24. Juli ab werden die auf Grund der Notverordnung vom 14. Juni 1932 er- heblich gekürzten Unterstützungssätze auch an solche Arbeitslose gezahlt, die bisher höhere Sätze bezogen haben. Es ist die Befürchtung geäussert worden, dass es infolge dieser Herabsetzung zu Unruhen kommen könnte. Ich bitte daher, die notwendigen polizeilichen Massnahmen zu treffen.

Detmold, Staatsarchiv D 100 Lemgo Nr. 1208

6 Henne, Karl-Heinz: Die lippische Arbeiterbewegung im Kampf gegen Verelen- dung und Faschismusgefahr während der letzten Jahre der Weimarer Republik. Ein Beitrag zur Sozialgeschichte Ostwestfalen-Lippes in der Zeit der Wirtschafts- krise 1929-1933 und zur Didaktik regionaler Sozialgeschichte. Dissertation d. Pädagogischen Hochschule Westfalen-Lippe 1976.

Detmold, Landesbibliothek L 1820

7 Hungermarsch auf Detmold.

Aus dem Bericht der staatlichen an die Kriminalabteilung in Detmold.

Detmold, 20. April 1932 Am 19. 4. 1932 um 15 Uhr fand eine in vielen örtlichen Versammlungen vorberei- tete Protestkundgebung der Erwerbslosen Lippes im «Neuen Kruge» in Detmold

11 statt. Die Kundgebung wurde auch der Hungermarsch auf Detmold genannt und sollte von mehreren 1’000 Erwerbslosen besucht werden. Die Teilnehmer hatten sich in ihren Wohnorten bereits versammelt und einige trafen in geschlossenem Zuge in Detmold ein. So wurde vom Herrn Inspektor V. ein geschlossener Zug von 150 Personen gemeldet, der sich durch die Paulinenstrasse bewegte. Der gut- geordnete geschlossene Zug wurde in der Paulinenstrasse angetroffen. Mehreren deutlich hörbar erfolgten Aufforderungen zum Auseinandergehen leisteten sie nicht sofort, sondern erst, als die Beamten dazwischen traten und sie zerstreuten, Folge. Alsbald schlossen sich aber wieder Teile zusammen, so dass beim Lippi- schen Hofe wieder ein geschlossener Zug formiert war. Als nunmehr der Führer festgestellt werden sollte, dieses auf der Strasse aber nicht möglich war, so dass er zur Feststellung der Personalien zur Wache geführt werden musste, wurden die Demonstranten der Polizei gegenüber sehr ausfallend, frech und beleidigend. Nach längeren Aufforderungen und gutem Zureden setz- ten sie sich endlich zum «Neuen Kruge» in Bewegung. Nach einigen 10 m hatten sie aber schon wieder einen geschlossenen Zug gebildet. Bei der dann folgenden Auflösung kam es zu Tätlichkeiten, wobei der Polizeiknüppel gebraucht wurde. Diese Demonstranten waren aus Lemgo. Kurz vor Beendigung der Protestkundgebung teilten die Kriminalbeamten, die zur Überwachung im «Neuen Kruge» waren, mit, dass zu einem geschlossenen Marsch durch die Strassen Detmolds, zum Regierungsgebäude aufgefordert sei. Fast sämtliche Teilnehmer formierten sich im Anschluss an die Kundgebung auf der Strasse vor dem «Neuen Kruge» zu einem Zuge. Die vor dem «Neuen Kruge» eingesetzten Beamten konnten sich nicht durchsetzen, ihre Anordnungen und Aufforderungen wurden nicht befolgt. Der Zug, an dem etwa 800 Personen teil- nahmen, setzte sich geschlossen in Bewegung. Um einen Durchmarsch in die Stadt zu verhindern, wurden die Weinbergstrasse, Langestrasse und Leopoldstra- sse abgesperrt. Während am «Lippischen Hof» die Absperrung durchgeführt wer- den konnte, durchbrachen die Demonstranten die Absperrkette in der Leopold- strasse. Sie gingen sofort mit Knüppeln gegen die Beamten vor und schlugen auf sie ein. Die Beamten waren in grösster Gefahr, mehrere waren von den Demon- stranten zu Boden geschlagen oder gerissen. Als mehrere Beamte, die den Zug in der Hornschestrasse begleiteten, den Beamten in der Leopoldstrasse zur Hilfe ka- men, entwickelte sich ein hartnäckiger Kampf. Die Demonstranten gingen ge- schlossen mit Knüppeln, die sie an den unteren Enden angefasst hatten, gegen die zahlenmässig sehr schwachen Beamten vor Als dann die Demonstranten doch zu- rückgeschlagen wurden, gingen sie durch die Exterstrasse und Langestrasse. In der Langestrasse vor dem «Lippischen Hof» und am Marktplatz kam es zu erneu- ten Zusammenstössen und Schlägereien. In dem weiteren Verlauf konnte die Menge nun nicht mehr geschlossen demon- strieren und ständig in Bewegung gehalten werden. Sie wich den Beamten, die die Strassen säuberten, überall aus. Zu wesentlichen Zusammenstössen ist es nicht mehr gekommen. Die Beamten wurden aber mit Steinen und anderen Gegenstän- den beworfen und in der übelsten Weise beleidigt.

12 Bei dem Zusammenstoss in der Leopoldstrasse ist auch aus den Reihen der De- monstranten geschossen worden.

Detmold, Staatsarchiv D 23 Detmold Nr. 4134

*8 Erwerbslosentumulte in Detmold. Bericht der Lippischen Landes-Zeitung vom 20. April 1932.

Detmold, Landesbibliothek

*9 Armut und Not. Schreiben eines lippischen S.A.-Mannes an den «Regierungsrat Herrn in Braunschweig». Billinghausen, 31. Mai 1932 Gestern fand ich im Lippischen Kurier die Mitteilung, dass Sie auf ihr Gehalt ver- zichtet, bzw. es den ausgesteuerten Erwerbslosen zugute kommen lassen wollen. Jetzt richte ich an Sie die Bitte, mir ein klein Bruchteil davon gelangen zu lassen. Bin als S. A. Mann in der Ortsgruppe Lage i./Lippe, erwerbslos, bekomme keinen Pfennig. Mein Vater ist Knappschaftsinvalide mit einer Monatsrente von 78 Mark. Davon ist Miete von 38 Mark zu zahlen, und 4 Personen zu unterhalten. Ich habe nichts mehr anzuziehen, da es an allem fehlt. Wenn ich zum Ausmarsch soll, fehlen mir Schuhe oder Stiefel. Hoffentlich gibts bald Arbeit, dann verdiene ich mir selbst was. Im festen Glauben an unsern Sieg verbleibe ich ...

Detmold, Staatsarchiv L 113 A IV zu 3

*10 Verordnung des Reichspräsidenten gegen politischen Terror vom 9. August 1932. Öffentliche Bekanntmachung

Detmold, Landesbibliothek Soz. 5/21 P

*11 Bley, Wulf: SA marschiert. Leben und Kampf der braunen Bataillone. 1933.

Detmold, Landesbibliothek H 13158

*12 Killinger, Manfred von: Die SA in Wort und Bild. Umgearb. Ausg. Leipzig 1934.

Detmold, Landesbibliothek H 13154

*13 Die Entwicklung der SA in Lippe. In: Lippischer Kalender, Jg. 1934, S. 86-87

Detmold, Landesbibliothek LZ 2 (1934)

13 14 Politische Schlägerei in Holzhausen-Externsteine am 31. Juli 1932 (Reichstags- wahltag). Aus dem Bericht der Gendarmeriestation in Horn an den Landespolizeidirektor in Detmold.

Horn, 1. August 1932 In den letzten Tagen sind in der Gemeinde Holzhausen-Externsteine unter den Mitgliedern der N.S.D.A.P. und S.P.D. mehrfach kleine Reibereien vorgekom- men. Am 28.7.1932, als einige Mitglieder der S.P.D. von einer Wahlversamm- lung in Horn kamen, rissen diese die Wahlplakate in Holzhausen-Externsteine von den Häusern. Sie wurden hierbei von Mitgliedern der N.S.D.A.P. über- rascht, und es kam in der Nacht zum 29.7.1932 gegen 24 Uhr zu einer kleinen Schlägerei. Nachdem laut geworden war, dass am 31.7.1932 die grosse Abrech- nung kommen würde, begab ich mich schon in der Nacht vom 30. zum 31.7.1932 und am Wahltage, morgens gegen 8 Uhr, nach Holzhausen-Externsteine. Irgend- welche Anzeichen zur Störung waren jedoch nicht festzustellen. Am 31.7.1932, gegen 9½ Uhr, rief der Gemeindevorsteher an, dass dort ein Lastkraftwagen mit etwa 15 N.S.D.A.P. Leuten vor dem Wahllokale vorgefahren wäre, und dass er diese zur Weiterfahrt auffordern würde. Zu einer Aufforderung seitens des Vor- stehers ist es aber nicht gekommen, da diese inzwischen abgefahren waren. Gegen 12¼ Uhr mittags wurde ich von dem Gemeindevorsteher telef. angerufen, dass es dort vor dem Wahllokale zwischen Mitgliedern der N.S.D.A.P. und S.P.D. zu Raufereien gekommen wäre und dass sien die S. A. von Horn auf dem Wege nach Holzhausen-E. befände. Ich verständigte mich sofort mit dem Gend.-Meister und wir beide begaben uns mit unseren Krafträdern nach Holzhausen-E. [...] Wir fuhren sofort mit unseren Krafträdern nach dem Wahllokale und sahen, dass eine grosse Schlägerei im Gange war. Dort machten wir von unserem Gummi- knüppel Gebrauch und säuberten die Strasse. Aktiver Widerstand wurde nicht ge- leistet. Als wir die Strasse frei und gehört hatten, dass S. A. Leute im Anmarsch seien, habe ich Herrn Gend.-Kommissar B. um Unterstützung gebeten. Inzwi- schen trafen auch schon mehrere Personenkraftwagen mit S.A. und S.S. Leuten aus Horn und Detmold ein, die sich aber nach unserer Aufforderung von dem Wahllokale zurückgezogen haben. Es konnten etwa 50 Personen sein. Da eine von diesen Personen eine Hundepeitsche trug, nahm ich ihm diese ab. Der Name der Person war nicht festzustellen, da dieselbe sofort in der Menge verschwand. Dann trafen 10 Sicherheitsbeamte von Detmold ein. Es wurden jetzt die Dorfeingänge besetzt, so dass fremde Angehörige der S.A. und S.P.D. nicht mehr in das Dorf gelangen konnten. Durch diese Massnahme wurde die Ruhe wieder sehr schnell hergestellt und ist es zu weiteren Zwischenfällen nicht mehr gekommen. Ausser- dem wurden auf der Strasse vor dem Wahllokale und im Dorfe Patrouillengänge ausgeführt. Nach Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung sind die Beamten aus Detmold gegen 18 Uhr auf Abruf wieder abgefahren. [. . .] Der Anlass zu den ganzen Streitigkeiten am Wahltage ist darauf zurückzuführen,

14 dass die S.P.D. Leute eine Hitlerfahne durch das Dorf geschleift und auf der Stra- sse bei dem Wahllokale verbrannt haben. [. . .]. Die S.P.D. Leute erklärten, dass die S. A. Leute ihre Plakate mit anderen überhängt hätten, so dass die Plakate der S.P.D. nicht mehr sichtbar gewesen wären und sei dieses der Hauptanstoss zu der Streitigkeit gewesen.

Detmold, Staatsarchiv L 80 I e P Nr. 7 Band II *15 Schlägerei am Wahlsonntag – Zwei Schwerverletzte in Holzhausen – Nationalsozia- listen und Reichsbannerleute im Handgemenge. Bericht der Lippischen Landes-Zeitung vom 1. August 1932.

Detmold, Landesbibliothek

*16 Jugend für uns! Für Volksfreiheit! Gegen Diktatur! Werbeplakat des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, Magdeburg 1930.

Detmold, Staatsarchiv D 81 Nr. 579

*17 Rohe, Karl: Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold. Ein Beitrag zur Geschichte und Struktur der politischen Kampfverbände zur Zeit der Weimarer Republik. Düssel- dorf 1966.

Detmold, Landesbibliothek St 3513.4° (34)

*18 Finker, Kurt: Geschichte des Roten Frontkämpferbundes. a. Main 1981.

Detmold, Landesbibliothek Y 3029

*19 Zwei Jahre Nazi-Mord – Macht Schluss mit der Nazi-Mordpest. Plakat der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Berlin 1932.

Detmold, Staatsarchiv D 81 Nr. 853

20 Flechtheim, Ossip Kurt: Die KPD in der Weimarer Republik. Frankfurt a. Main 1969.

Detmold, Landesbibliothek St 3043 a

21 Der Agitator. Jg 1.1931 (Schulungsmaterial für KPD-Funktionäre)

Detmold, Landesbibliothek Zs 620

15 22 Halle, Felix: Wie verteidigt sich der Proletarier in politischen Strafsachen vor Po- lizei, Staatsanwaltschaft und Gericht? 4. Aufl. Berlin 1931.

Detmold, Landesbibliothek o. Sign.

23 Giesecke, Konrad: Die KPD regiert. Eine realpolitische Utopie. Königsberg 1932. Detmold, Landesbibliothek St 7863

24 Weber, Hermann: Die Wandlung des deutschen Kommunismus. Die Stalinisie- rung der KPD in der Weimarer Republik. Bd. 1.2. Frankfurt a. Main 1969.

Detmold, Landesbibliothek St 6533

25 Bahne, Siegfried: Die KPD und das Ende von . Das Scheitern einer Politik 1932-1935. Frankfurt a. Main 1976.

Detmold, Landesbibliothek H 11141

*26 Hebel-Kunze, Bärbel: SPD und Faschismus. Zur politischen und organisatorischen Entwicklung der SPD 1932-1935. Frankfurt a. Main 1977.

Detmold, Landesbibliothek St 8506

*27 Schulze, Hagen: Anpassung oder Widerstand? Aus den Akten des Parteivorstands der deutschen Sozialdemokratie 1932/33. Bonn-Bad Godesberg 1975.

Detmold, Landesbibliothek 8.1980.1558

*28 Sozialdemokratische Parteikorrespondenz. Jg. 1932. Heft 3.

Detmold, Landesbibliothek Zs 927

*29 Rauchschwalbe, Karl: Geschichte der lippischen Sozialdemokratie. Bielefeld 1980.

Detmold, Landesbibliothek L 2351

*30 Wege und Ziele der Deutschen Demokratischen Partei (D.D.P.) in Lippe. (Flug- schrift). Lage 1928.

Detmold, Landesbibliothek L 150.2°

16

Abb. 2 Werbeplakat des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold von 1930 (Kat. Nr. 16)

17 *31 Döhn, Lothar: Politik und Interesse. Die Interessenstruktur der Deutschen Volks- partei. Meisenheim 1970.

Detmold, Landesbibliothek Stz 73 (16)

*32 Holzbach, Heidrun: Das «System Hugenberg». Die Organisation bürgerlicher Sammlungspolitik vor dem Aufstieg der NSDAP. Stuttgart 1981.

Detmold, Landesbibliothek Y 1444

33 Morsey, Rudolf: Der Untergang des politischen Katholizismus. Die Zentrumspar- tei zwischen christlichem Selbstverständnis und «Nationaler Erhebung» 1932/33. Stuttgart 1977.

Detmold, Landesbibliothek H 12360

34 Die alte Garde der Hitlerjugend. Entstehungsgeschichte der Hitlerjugend, Stand- ort Lage. In: Lippische Staatszeitung, Jg. 1935, Nr. 111, 122, 129.

Detmold, Landesbibliothek LZ 99.2° (1935)

35 Pälike, Wilhelm: Die Entwicklung des Nationalsozialismus in Lippe. In: National- sozialistischer Heimatkalender für Lippe, Jg. 1, 1934, S. 78-80.

Detmold, Landesbibliothek LZ 97 (1)

36 Pfeifer, Eva: Das Hitlerbild im Spiegel einiger rechtsgerichteter Tageszeitungen in den Jahren 1929- 1933. München 1968.

Detmold, Landesbibliothek St 6338

37 Maurer, Ilse u. Udo Wengst: Staat und NSDAP. 1930-1932. Quellen zur Ära Brüning. Düsseldorf 1977.

Detmold, Landesbibliothek 8.1980.1625

38 Horn, Wolfgang: Führerideologie und Parteiorganisation in der NSDAP 1919-1933. Düsseldorf 1972.

Detmold, Landesbibliothek Stz 307 (3)

39 Rosenberg, Alfred: Novemberköpfe. 2. Aufl. München 1939. (Polemik gegen Politi- ker und Geistesschaffende der Weimarer Republik.)

Detmold, Landesbibliothek H 12024

18 *40 Unser Wille und Weg. Monatsblätter der Reichspropagandaleitung der NSDAP. Jg. 2, 1932, Hefti.

Detmold, Landesbibliothek Zs 1060

*41 Heiden, Konrad: Geschichte des Nationalsozialismus. Berlin 1932.

Detmold, Landesbibliothek St 5806

*42 Rosenberg, Alfred: Das Parteiprogramm. Wesen, Grundsätze und Ziele der NSDAP. 21. Aufl. München 1941.

Detmold, Landesbibliothek Kps 74/123

*43 Reichspropagandaleitung der NSDAP. Rednermlormationen. 1932. Nr. 3/4. München 1932.

Detmold, Landesbibliothek o. Sign.

*44 Das System. (NS-Polemik gegen die Weimarer Republik.) Berlin 1932.

Detmold, Landesbibliothek H 7713

*45 Vogelsang, Thilo: Reichswehr, Staat und NSDAP. Beiträge zur deutschen Ge- schichte 1930- 1932. Stuttgart 1962.

Detmold, Landesbibliothek H 6737

*46 Treviranus, Gottfried Reinhold: Das Ende von Weimar. Heinrich Brüning und seine Zeit. Düsseldorf 1968.

Detmold, Landesbibliothek H 8669

*47 Bracher, Karl Dietrich: Die Auflösung der Weimarer Republik. Eine Studie zum Problem des Machtverfalls in der Demokratie. 5. Aufl. Villingen 1971.

Detmold, Landesbibliothek H 11284

*48 Schotte, Walther: Das Kabinett Papen-Schleicher-Gayl. Leipzig 1932.

Detmold, Landesbibliothek H 13140

19 *49 Hentschel, Volker: letzte Monate. Hitler und der Untergang der Repu- blik. 2. Aufl. Düsseldorf 1979.

Detmold, Landesbibliothek 8.1980.1137

*50 Papen, Franz von: Vom Scheitern einer Demokratie 1930-1933. Mainz 1968.

Detmold, Landesbibliothek H 8608

*51 Kühnl, Reinhard u. Gerd Hardach [Hrsg.]: Die Zerstörung der Weimarer Republik. Köln 1977.

Detmold, Landesbibliothek H 12205

*52 Hentschel, Volker: So kam Hitler. Schicksalsjahre 1932-1933. Eine Bild-Text-Repor- tage. Düsseldorf 1980.

Detmold, Landesbibliothek 4.1981.1

20 Die lippische Landtagswahl vom 15. Januar 1933

*53 Ankündigung der Landtagswahl. Bekanntmachung der Lippischen Landesregierung im Staatsanzeiger für das Land Lippe, Jahrgang 1932 Nr. 93 vom 23. November 1932.

Detmold, Landesbibliothek

*54 Die Kandidaten. Veröffentlichung der Wahlvorschläge für die Landtagswahl im Staatsanzeiger für das Land Lippe, Jahrgang 1933 Nr. 1 vom 4. Januar 1933.

Detmold, Landesbibliothek

*55 Schüler im Wahlkampf. a) Erlass der Lippischen Landesregierung an die höheren Schulen des Landes.

Detmold, 29. November 1932 Im Hinblick auf den bevorstehenden Wahlkampf in Lippe bitten wir, unsere Be- kanntmachung vom 18. September 1930 mit den Schülern und Schülerinnen nochmals eindringlich zu besprechen. Trotz mehrfacher Anregungen haben wir bisher davon abgesehen, die Bewegungsfreiheit der Schüler über den dort gezoge- nen Rahmen einzuengen. Wir haben das Vertrauen, dass die Schüler ihrerseits ei- nen massvollen Gebrauch von ihrer Freiheit machen und sich nicht in die politi- schen Tagesstreitigkeiten ziehen lassen. Wir sind entschlossen, jeden Missbrauch mit den in der Bekanntmachung angedrohten Massnahmen zu ahnden. Den Schulleitungen wird aufgegeben, uns in der Zeit bis zu den Wahlen jeden et- waigen Disziplinarfall von politischem Einschlag mitzuteilen, auch wenn er inner- halb der Schule bereinigt werden kann. Aus besonderem Anlass weisen wir auf die selbstverständliche Pflicht aller Lehr- kräfte hin, jede parteipolitische Beeinflussung der Schüler zu vermeiden.

Detmold, Staatsarchiv D 9 Detmold 1 Nr. 253

b) Bericht des Staatlichen Gymnasiums und Oberrealschule (Leopoldinum) an die Lippische Landesregierung.

Detmold, 16. Dezember 1932 Unter Bezugnahme auf die dortige Verfügung vom 29. November betreffend po- litische Betätigung der Schüler teile ich folgenden Fall mit: Am 14. des Monats wurde ich von dem Schriftleiter P. telefonisch davon in

21 Kenntnis gesetzt, dass Schüler unserer Anstalt mit grünen Mützen eine Frau, die am Volksblatt als Zeitungsträgerin angestellt ist, in der Exterstrasse belästigt hät- ten mit den Zurufen: «Heil Hitler; nieder mit der Volksblattfrau!» Die in Frage kommenden Schüler konnten alsbald ermittelt werden und gaben von den Vor- gängen folgende Darstellung: Vor längerer Zeit war diese betreffende Frau des Morgens vor Schulanfang auf dem Fahrrade, an dem sie einen Wimpel mit 3 Pfei- len führte, durch die Exterstrasse gekommen, in der sich die Schüler gerade befan- den. Einer der Schüler hätte ein Hakenkreuzabzeichen getragen, und die Frau hätte ihn aufgefordert, das Hakenkreuzabzeichen abzulegen mit dem Hinweis, er dürfe das als Schüler nicht tragen. Der betreffende Schüler gibt an, das Abzeichen daraufhin eingesteckt zu haben. Ob es dabei zu beleidigenden Äusserungen oder gar Tätlichkeiten seinerseits gekommen ist, war nicht festzustellen. Seit der Zeit scheint eine ziemliche Spannung zwischen den Schülern und der genannten Frau, die häufiger morgens mit ihnen auf dem Wege zur Schule zusammentrifft, zu be- stehen, und wenn die Schüler auch nicht zugeben wollten, in der letzten Zeit her- ausfordernde Bemerkungen und Zurufe gegenüber der Frau gemacht zu haben, so besteht doch durchaus die Möglichkeit, dass das geschehen ist. Immerhin trägt die Frau selbst einen Teil der Schuld, weil sie kein Recht hatte, dem Schüler das Tra- gen des Hakenkreuzabzeichens zu verbieten. Ich habe den Schriftleiter P. telefo- nisch von dem Ergebnis meiner Ermittlungen und von meiner Auffassung über die Vorkommnisse in Kenntnis gesetzt und ihn gebeten, auf die Frau einzuwir- ken, sich den Schülern gegenüber zurückhaltend zu benehmen, ich würde mei- nerseits dafür Sorge tragen, dass die Schüler in Zukunft sich der Frau gegenüber so benehmen, wie es sich gehört. Herr P. erklärte sich mit meiner Mitteilung einver- standen und war über die Regelung der Angelegenheit befriedigt. Die Schüler sind ent- sprechend verwarnt worden.

Detmold, Staatsarchiv D 9 Detmold 1 Nr. 253

*56 Gegen Hunger und Verzweiflung – Wählt Hitler! Zeitgenössisches Wahlplakat der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpar- tei.

Detmold, Institut für Lippische Landeskunde

*57 Einheitsfrontaktion. Zeitgenössisches Wahlplakat der Kommunistischen Partei Deutschlands.

Detmold, Landesbibliothek Soz. 6/5 P

*58 Eiserne Front gegen Hitler-Barone. Zeitgenössisches Wahlplakat der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands.

Detmold, Institut für Lippische Landeskunde

22 *59 Gegen Papen, Hitler, Thälmann. Zeitgenössisches Wahlplakat der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands.

Detmold, Landesbibliothek Soz. 7/22 P

*60 Die NSDAP in Lippe zwischen Reichstagswahlen (31. 7. 1932) und Landtagswahlen (1 5.1.1933). Aus einem Rundschreiben des Fachberaters für Kommunalfragen in der NSDAP, Bezirk Lippe, an die Parteigenossen in den Kreis- und Gemeindeparlamenten. Detmold, 5. August 1932 Das nächste Kampfziel der Nationalsozialisten in Lippe ist die bevorstehende Landtagswahl. Das Ergebnis der Reichstagswahl am 31. 7. hat gezeigt, dass wir noch nicht die ab- solute Mehrheit in Lippe erreicht haben. Ein triftiger Grund dafür ist in dem immer noch zu bürgerlichen Verhalten unse- rer Kommunalvertreter zu erblicken. Die Wählerschaft erwartete von uns, dass auch in den kleinsten Parlamenten das Drake-System scharf bekämpft und mög- lichst nach jeder Richtung hin mit Stumpf und Stiel ausgerottet wird. Die Fraktionsführer sind verantwortlich dafür, dass von jetzt ab in den Parlamen- ten seitens unserer Pgg. rein nationalsozialistische Politik getrieben wird. Es darf nicht mehr vorkommen, dass in einem Parlament 1. ein Pg. gegen, und der andere für eine Vorlage stimmt, 2. Ausgaben ohne Deckung bewilligt werden, 3. Haushaltspläne verabschiedet werden, die nur die marxistische Misswirtschaft der Nachkriegsjahre decken, 4. kommunistische Agitationsanträge (Gehälter bis 4‘000 RM) von uns unter- stützt werden, 5. aus geringfügigen Gründen Zuschüsse für kulturelle Zwecke (Schule, Kunst usw.) abgelehnt werden, 6. wie es leider noch in letzter Zeit vorgekommen ist, Unterstützungsgesuche der Ärmsten abgelehnt werden, 7. der Herabsetzung von Jagdpachtgeldern zugestimmt wird usw. Den erforderlichen Stimmenzuwachs können und müssen wir noch aus den klein- sten Schichten der Bevölkerung herausholen, wenn unsere Pgg. ihr Verhalten in den Parlamenten dementsprechend einstellen.

Detmold, Staatsarchiv L 113 A IV zu 3

*61 Steinecke, Grete: Der Führer zum ersten Mal in Lippe, Lemgo 1932. In: Steinecke: Wir Lipper. Detmold 1933, S. 19-26.

Detmold, Landesbibliothek D 1410 v

23

Abb. 3 Wahlplakat der NSDAP zur lippischen Landtagswahl (Kat. Nr. 65) 24 *62 Ciolek-Kümper, Jutta: Wahlkampf in Lippe. Die Wahlkampfpropaganda der NSDAP zur Landtagswahl am 15. Januar 1933. München 1976.

Detmold, Landesbibliothek L 1774

*63 Eröffnung und erste Phase des nationalsozialistischen Wahlkampfes (4.-17.12.1932). Veranstaltungskalender der NSDAP für die Wahl zum lippischen Landtag (Ent- wurf: Arno Schwinger).

Mit Tagungen in Lemgo und Detmold eröffnete die NSDAP den Landtagswahl- kampf, in dessen erster Phase bis auf wenige Ausnahmen (so etwa die Reichstags- abgeordneten Berthold Karwahne und Wilhelm Böger sowie der Gauleiter West- falen-Süd, Josef Wagner) fast ausschliesslich sogenannte «Russlandfahrer» auftra- ten. Unter «Russlandfahrer» verstand man ehemalige KPD-Mitglieder, die nach einem Aufenthalt in der Sowjetunion vom Kommunismus abgefallen und NSDAP- Anhänger geworden waren. Der Rednereinsatz lässt auf die zunächst geringe Be- deutung der lippischen Landtagswahl für die Führung der NSDAP schliessen.

*64 Hakenkreuz über Lippe. Propagandaplakat der NSDAP in Lippe. Lemgo 1931.

Detmold, Staatsarchiv D 81 Nr. 1302

*65 Macht frei das Hermannsland. Wahlplakat der NSDAP zur lippischen Landtagswahl.

Detmold, Landesbibliothek Soz. 11/53 P

*66 Lippe in Not! Wahlplakat der NSDAP zur lippischen Landtagswahl.

Detmold, Landesbibliothek

*67 Das Lipper-Volk erwacht! – Der Marxismus sterbe, damit der Sozialismus lebe! Wahlplakat der NSDAP in Lippe.

Detmold, Landesbibliothek

*68 Lipper! Wählt Nationalsozialisten. Aufruf zur lippischen Landtagswahl.

Detmold, Landesbibliothek

25 *69 Die Wende im Wahlkampf. a) Aufruf des Reichspropagandaleiters Dr. an alle im lippischen Wahlkampf tätigen Redner und Propagandisten.

o. O., o. J. [28. Dezember 1932] Der Kampf um das kleine Land Lippe, der am 15. Januar zum Abschluss gebracht werden soll, hat in Anbetracht der gesamtpolitischen Situation eine ungeheure Bedeutung erlangt. Die nationalsozialistische Bewegung wird ihn mit aller Ener- gie durchfechten, und es muss dabei gelingen, am 15. Januar zum ersten Male wie- der seit dem 31. Juli einen grossen Prestige-Erfolg zu erringen. Das aber ist nur möglich, wenn jeder Redner und jeder Propagandist, jeder Ortsgruppen- und SA-Führer seine volle Pflicht und Schuldigkeit tut, wenn keiner sich in diesem Kampf schont, und ein jeder getreu dem Beispiel, das der Führer selbst gibt, sich mit seiner ganzen Person in die Arbeit hineinwirft. Die nationalsozialistische Bewegung steht vor der grossen Entscheidung. Es kann ihr nur dann gelingen, die Macht an sich zu reissen, wenn die ganze Partei mit Aktivität und Energie den Kampf um die Verantwortung aufnimmt. In Lippe ist die erste Möglichkeit geboten, von der Defensive wieder zur Offensive überzuge- hen. Parteigenossen, benutzt diese Gelegenheit und zeigt, dass der alte national- sozialistische Geist des Angriffs und der revolutionären Schlagkraft lebt und wei- ter wirkt.

Breitenhaupt, Archiv Freiherr von Kanne, Nachlass Bernd Freiherr von Kanne

b) Aufruf des Gauleiters der NSDAP Westfalen-Nord, Dr. Alfred Meyer, an die Par- teigenossen und Parteigenossinnen des Freistaates Lippe.

o. O., o. J. [28. Dezember 1932] Euer schönes Land, das herrliche Hermannsland, wird jetzt der Schauplatz eines Entscheidungskampfes, der siegreich beendet werden muss. Es gilt, Lippe von dem roten Regiment zu befreien, es gilt, die Schande von 1918 auch hier zu liquidieren, es gilt, Lippe dem Kranz der Staaten einzufügen, die, wie Anhalt, Thüringen, Braunschweig und Mecklenburg, in nationalem und sozialem Geist regiert werden. Seit Jahr und Tag ringt Ihr um die Macht in Lippe, mit un- zähligen Opfern an Gut und Blut. Mit beispiellosem Fanatismus habt Ihr die Be- wegung von Sieg zu Sieg geführt. Der letzte Wahlkampf gab Euch die Genugtu- ung, dass die Partei als die stärkste aus dem Kampf hervorging. Einen stolzen Sieg errangen dann unsere Kampfgenossen in Müssen und gaben damit zum Schre- cken unserer Gegner für den Wahlkampf den siegreichen Auftakt. Der Sieg von Müssen muss sich in jeder Stadt und in jedem Dorf Lippes wiederholen. Der Sieg in Müssen wurde errungen, weil jeder Parteigenosse sein Letztes hergab.

26 Es sei sich jeder Nationalsozialist des kommenden Kampfes bewusst. Lipper Parteige- nossen, Ihr habt die Ehre, die Entscheidungskämpfe des Jahres 1933 zu eröffnen. Sorgt dafür, dass Lippes Kampf der grossen nationalsozialistischen Armee in Deutsch- land als ein Fanal des Endsieges und als ein Musterbeispiel an Opfersinn, Fanatismus und Kampfeswillen erscheint. Kämpft zäh, damit Lippe für die im schwersten Kampf stehende Bewegung ein neuer Stützpunkt, eine feste Insel im feindlichen brandenden Meer wird. Ihr habt die Ehre, als Vorkämpfer während des ganzen Kampfes den Führer unter Euch zu haben. Seht auf ihn, der als Führer wieder in vorderster Linie steht und die grössten Anforderungen an sich selbst stellt. Schande dem, der ihm nicht nacheifert, ein Jämmerling, wer in diesem Kampf weich wird. Wir wollen denen, die immer noch glauben, die Bewegung zerschla- gen zu können, in diesem Wahlkampf zeigen, wie stark die Idee des Nationalso- zialismus, wie gewaltig und durchschlagend die Kraft unserer Organisation und Propaganda ist. Wir wollen allen zeigen, dass die nationalsozialistische Bewegung unerschütterlich und innerlich verbunden wie ein Block aus Granit zu diesem Kampf antritt. Jetzt wird über Lippe ein Trommelfeuer niedergehen, wie es noch in keinem Wahlkampf gesehen wurde. Die Bewegung soll zum Schrecken unserer Gegner auf kleinstem Raum den grössten Einsatz an Kraft zeigen. Sie sollen es merken, dass nach kurzer Ruhepause die Bewegung wieder marschiert, angreift und siegt.

Als Euer Gauleiter verlange ich von Euch, Parteigenossen und Parteigenossinnen, dass Ihr im Kampf Euer Letztes hergebt! Seid nicht Zuschauer dieses Kampfes, sondern leidenschaftliche Mitkämpfer. Führt die Anordnungen des Führers rest- los durch, darüber hinaus aber denkt Tag und Nacht darüber nach, wie Ihr selbst zum Siege beitragen könnt. Jeder werbe von Mund zu Mund. Heftet Euch an die deutschen Brüder und Schwestern, die noch nicht an unsere Weltanschauung glauben. Ringt um sie geduldig und leidenschaftlich. Jeder schmücke sein Haus mit nationalsozialistischen Symbolen. In Lippe sprechen die grössten Redner der Bewegung. Sorgt, dass die zögernden Volksgenossen die Hemmungen abstreifen und zu den Versammlungen kommen. Jeder suche sich deutsche Volksgenossen aus, die es wert sind, gewonnen zu werden, und versorge sie dauernd mit Propa- gandamaterial. Wenn jeder Nationalsozialist diesen Kampf so zu seinem Kampf macht, dann wird der Sieg unser sein. Der Sieg ruht auf des Messers Schneide, er wird nur errungen, wenn auch der letzte Parteigenosse als fanatischer Kämpfer sein Letztes hergibt. Wenn der Tag des 15. Januar zur Neige geht, muss das Regiment Drake gestürzt, soll der Geist des Juden Fechenbach und des Parasiten Heise ein für allemal gebannt sein. Siegreich sollen dann unsere Banner über Lippe flattern. Horst Wessel und sein To- tensturm, die Opfer unseres gigantischen zwölfjährigen Kampfes, sollen unseren Kampf segnen und sagen können: Lipper Kampfgenossen, Ihr zeigt Euch unser würdig, Ihr habt Eure Pflicht getan. Wir danken Euch! Und nun zum Kampf! Danken wir dem Schicksal, dass es uns diese Gelegenheit

27

Abb. 4 Schriftzüge Adolf Hitlers, seines Adjutanten Wilhelm Brückner, des Reichsführers SS , des Landwirtschaftsideologen Richard Walther Darré und des Reichs- tagsabgeordneten Wilhelm Meinberg im Gästebuch der Familie von Kanne auf Breitenhaupt (Kat. Nr. 70)

28 zur Abrechnung, zum Kampf und Sieg gegeben hat. Lipper Kampfgenossen: Die Fahne hoch, die Reihen fest geschlossen! Lippe soll und wird unser werden!

Detmold, Staatsarchiv L 113 A IV 3

*70 «Was gut werden soll, braucht Zeit». Schriftzug Adolf Hitlers im Gästebuch der Familie von Kanne auf Breitenhaupt bei Steinheim. Auf Breitenhaupt waren während des Wahlkampfes auswärtige Mitglieder der NSDAP untergebracht, etwa der Preussische Landtagspräsident Hans Kerrl, der Reichstagsabgeordnete Wilhelm Meinberg und der Landwirt- schaftsideologe Richard Walther Darré.

Breitenhaupt, Archiv Freiherr von Kanne

*71 Die Durchbruchsschlacht in Lippe. Schautafel über den Rednereinsatz der NSDAP in der zweiten Phase des lippi- schen Wahlkampfes (Entwurf: Arno Schwinger; Ausführung: Otto Ladleif).

''72 Adolf Hitler in Bösingfeld. Ankündigung einer Kundgebung der Nationalsozialisten am 4. Januar 1933.

Detmold, Landesbibliothek

*73 Schröder, Arno: Hitler geht auf die Dörfer. Der Auftakt zur nationalen Revolution. Bilder und Erlebnisse von der entscheidenden Januarwahl 1933 in Lippe. Detmold 1938.

Detmold, Landesbibliothek LH 395

*74 Hitler kämpft und siegt in Lippe. Hrsg. z. 13. u. 15. Januar 1934 v. d. Gauleitung West- falen-Nord d. NSDAP. Detmold 1934.

Detmold, Landesbibliothek LH 315

75 Dietrich, Otto: Mit Hitler an die Macht. Persönliche Erlebnisse mit meinem Füh- rer. Darin: Auftakt in Lippe, S. 173-77. 22. Aufl. München 1936.

Detmold, Landesbibliothek H 12719

76 Diehl, Albert: Wahlkampf in Lippe, Januar 1933. In: Nationalsozialistischer Hei- matkalender für Lippe, Jg. 1, 1934, S. 86-90. (mit Abb.)

Detmold, Landesbibliothek LZ 97 (1)

29 *77 Mit dem Führer zum Sieg! 1933/1943. Zur Erinnerung an die Durchbruchs- schlacht zur Machtübernahme, geschlagen am 15. Januar 1933 in Lippe. Detmold 1943.

Detmold, Landesbibliothek LH 423

*78 Mit Adolf Hitler im lippischen Wahlkampf. Erinnerungen eines SS-Mannes. In: Lippische Tageszeitung, Jg. 1934, v. 14. Januar.

Detmold, Landesbibliothek LZ 39.2° (1934)

*79 Steinecke, Walter: Der Kampf um Lippe: «Sieg!» In: Nationalsozialistischer Hei- matkalender für Lippe, Jg. 1, 1934, S. 63-65 (mit Abb.)

Detmold, Landesbibliothek LZ 97 (1)

80 10 Jahre Kampf der NSDAP in Lipperode. Lippstadt 1938.

Detmold, Landesbibliothek St 4065

81 Ausstellung: Die Kampfjahre der NSDAP im Gau Westfalen-Nord (Einladung zum 4. Erinncrungstreffen am 16. Januar 1937 im Landestheater Detmold).

Detmold, Landesbibliothek Soz 27/17 A

*82 Als Hitler über die Dörfer ging. Impressionen (Photos) aus dem lippischen Wahlkampf.

Detmold, Landesbibliothek und Staatsarchiv D 75 (Bildersammlung)

*83 Hitler-Kundgebung. Eintrittskarten zu Wahlveranstaltungen der Nationalsozialisten im Januar 1933.

Detmold, Landesbibliothek

*84 Wählt Hitler. Wahlaufkleber der Nationalsozialisten.

Detmold, Landesbibliothek

30 Wahlveranstaltungen am: Redner 03.01.1953 04.01.1955 05.01.1933 06.01.1933 07.01.1933 08.01.1933 09.01.1933 10.01.1933 11.01.1953 12.01.1935 15.01.1955 14» .01.193 5

Hitler Bösingfeld Leopoldshöhe Augustdorf Hohenheusen Schwalenberg l emqo llpperode Barntrup Bad Salzuflen Detmold Der 1lnqhausen Horn Kalldorf lege Schlangen Bloatoerg Almena Herrentrup Lemgo Helpup f rder Goebbels Bad Salzuflen Alverdieeen K1rchdonop Detmold Lüdenhausen Mosebeck Hussen lockhausrn Varenholz

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Rust Detmold Horn Hohenhausen Wüsten? Wüsten? Mussen Elbrinxen Heiden

Bösingfeld Kalldorf Meyer Detmold

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Klagges Hemfeld Schwalenberg

Kube Detmold Schötmar — Litzmann Detmold ______

Abb. 5 Schautafel über den Rednereinsatz der NSDAP in der zweiten Phase des lippischen Wahlkampfes (Kat. Nr. 71 ). Angaben zu den Rednern siehe S. 155.

Abb. 6 Als Hitler über die Dörfer ging Wahlveranstaltung in Bösingfeld (Kat. Nr. 72)

32

Abb. 7a/7b Wahlkampf 1933 – Massiver Einsatz moderner Propagandamittel durch die NSDAP: a) Lautsprecherwagen; b) Rundfunkreporter mit Übertragungswagen (Kat. Nr. 82)

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Abb. 8a SA spielt auf. In einem Zelt in Horn am 6. 1. 1933 (Kat. Nr. 82)

Abb. 8b Sammeln der SA-Motorradabteilungen am Falkenkrug bei Detmold (Kat. Nr. 82)

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Abb. 9a Schlangen am 12. 1. 1933: Hitler, stellvertretender Gauleiter Stangier, Gruppenführer Schepmann (Kat. Nr. 82)

Abb. 9b Hitler mit Gauleiter Meyer am 14. 1. 1933 in Bad Salzuflen (Kat. Nr. 82)

35 Abb. 10 Hotel «Kaiserhof» in Detmold. Das Hauptquartier der NSDAP im Wahlkampf (Kat. Nr. 86)

36 *85 Braunkittier: Adolf Hitler! Nationalsozialistische «Dichtung», während des Wahlkampfes, Hitler gewidmet von dem Oerlinghausener Sägewerksbesitzer Carl Bobe («Furor teutonicus»).

In «Deutschen Landen» hast Du es meisterhaft verstanden: Des Volkes grosse Massen in «Deiner Partei» zu erfassen. Viele auf Dich hoffen, dass bald die Freiheitspforte offen, Die das Jammertal überwindet und Tatchristentum entzündet.

Hier in unserm Hermannsland, des grossen Befreiers Stand, Im lippischen Cheruskergau seelisch tief in Dich schau, Wo ich als «Cherusker» geboren, schlage kirchliche Toren, Die teuflisch «Menschennass» zünden und vergeben Sünden!

Tatchristen lass uns werden im Arbeitsparadies auf Erden, Die Kirchenteufel vom Bösen göttlich in Freiheit erlösen, Sich erhebend macht Deine Partei den Weg zur Einheit frei, Durch einen Weltordnungsplan: «Freie Bahn für Jedermann.»

Lege auf gerechte Wage «Geist: Seele» in Deine Lippertage, Wo ich Versöhnung zünde und sie auch aller Welt verkünde, Mein Germanenblut voller Kraft alles römische erschlafft, Wird jeden Hass versengen, ihn mit wahrer Liebe sprengen!

In den nächsten Tagen, wenn Lippes kleine Wahl geschlagen, Hat Hindenburg dies Gedicht im göttlichen Erlösungslicht, Führe Deine Millionen wie Hermann gegen «Varus Legionen», Vernichte Zinswuchergeld, dann bist Du der Befreiungsheld!

Detmold, Staatsarchiv D 70 Nr. 82

*86 Hotel «Kaiserhof» in Detmold. Das Hauptquartier der NSDAP im Wahlkampf. a) Foto

Detmold, Staatsarchiv D 75 (Bildersammlung)

b) Schriftzüge Adolf Hitlers, Heinrich Himmlers, Hermann Görings u.a. im Gäste- buch des Kaiserhofs. Detmold, Januar 1933

Detmold, Heinrich Sauer Stiftung

37 c) Aus einem Rückblick des späteren lippischen Staatsministers Hans-Joachim Riecke.

Detmold, im Dezember 1933 Wer in den ersten Januartagen des Jahres 1933 als ahnungsloser Reisenderdas Ho- tel Kaiserhof in Detmold betrat, der musste sich in die Tage des Kriegsbeginnes zurückversetzt finden. Posten vor der Tür, parkende Kraftwagen auf beiden Stra- ssen, eilende Ordonnanzen, hastige, oft erregte Telefongespräche, laute Befehls- stimmen – ganz das Bild, wie es in den Vormarschtagen des Jahres 1914 ein Hotel bot, das von irgendeinem höheren Stabe besetzt war. Nur die Farbe der Uniform ist eine andere als damals: statt des Feldgrau das Braun der Armee, die sich Adolf Hitler in seinem Kampfe um Deutschland geschaffen hat. Der Führer hat wieder seine Truppen bereitgestellt zu einem grossen Angriff auf das «System» – es sollte der letzte Angriff werden. In Lippe ist Landtagswahl und sie wird entscheidend sein. Es geht nicht um die paar lippischen Landtagsmandate, noch nicht einmal um die Eroberung einer neuen Landesregierung. In diesem Kampfe stehen Freund und Feind vor dersel- ben Frage: Setzt die NSDAP ihren Siegeslauf ungebrochen durch die Kämpfe des Jahres 1932 fort oder war die «Schlappe» im November der Anfang vom Ende, der Beginn des so oft prophezeiten Niederganges der Bewegung? Blieb die NSDAP der entscheidende Machtfaktor in Deutschland oder sollte sie zur Bedeu- tungslosigkeit der übrigen Parteien herabsinken? Um die Antwort auf diese Frage ging es im lippischen Wahlkampf einzig und allein. Der Führer hatte es von An- fang an klar erkannt, worum es ging. Er selbst setzte sich in diesem Kampfe rück- sichtslos ein. Die besten Kräfte der Bewegung kamen zum Einsatz. Das Haupt- quartier dieses Kampfes war der Kaiserhof in Detmold.

Detmold, Staatsarchiv L 113 A II 10

*87 Lippe muss ein Erfolg werden. Aus dem Tagebuch von Joseph Goebbels.

Freitag, 13. Januar 1933. Vorgestern Abend: zuerst in Lemgo, dann in Müssen geredet. Alles überfüllt. Ich bin gut in Form. Höre dann in Lemgo noch eine Weile Hitler zu, der fabelhaft re- det. Mit ihm nach Baron Oeynhausen. [. . .] Hitler war nicht bei Papen. Alles noch in der Schwebe. Strasser wühlt. War bei Hindenburg. [...] So stell ich mir ei- nen Verräter vor. Ich habe immer klar gesehen. Hitler ist sehr bestürzt. Alles hängt nun von Lippe ab. Um 3h nachts ab nach Vinsebeck. Donnerstag: ausgeschlafen. [. . .1 Nachmittags zum Hermannsdenkmal. Steht ganz im Nebel und wirkt so grandios. Massig und drohend. Wie ein gutes Denk- mal und in der Idee fabelhaft. Trotzig gegen Frankreich. Das ist ja immer die Linie deutscher Politik gewesen. Auf der Burg geplaudert am Kamin. Sehr gemütlich. Abends in Lockhausen und Helpup geredet. Beides überfüllt, ich in bester Form.

38 Das gibt uns einen grossen Erfolg. Spät noch mit Ley über Strasser debattiert. Der durchschaut ihn auch. So ein Schubiack [?]. Jetzt querschiessen. Ein Verbrechen an der Bewegung. [. . .]

Samstag, 14. Januar 1933 Gestern: den ganzen Tag am Kamin geplaudert. [...] Nachmittags kommt Hitler. Er ist wieder fabelhaft. Begeistert alle. 2 Versammlungen in Detmold überfüllt. [. . .] Ich bin in bester Form. Abends spät am Kamin. Göring kommt. Es ist nett. Thema Strasser. Der ist im Begriff, uns an Schleicher zu verraten. Pfui Deubel! Aber er wird seinen Lohn erhalten. [. . .] Heute: die Zeitungen bringen die Mel- dung, dass Strasser nächste Woche zum Vizekanzler ernannt werden soll. Ein hundsgemeines Complott. [. . .] Heute noch 2 Versammlungen. Dann auf einen Tag Berlin. Lippe muss ein Erfolg werden. Wir haben alles dafür getan.

Mikrofilm des Tagebuchs im Bundesarchiv Koblenz. Urheberrechte: François Genoud, Pully (Schweiz).

*88 Goebbels, Joseph: Vom Kaiserhof zur Reichskanzlei. Eine historische Darstellung in Tagebuchblättern. (Darin: Lippischer Wahlkampf S. 234-241), 31. Aufl., München 1941.

Detmold, Staatsarchiv Dienstbibliothek C 4311

*89 Wählt Drake-Liste 1. Handzettel der SPD zu den lippischen Landtagswahlen mit einer Abbildung Hein- rich Drakes (Kohlezeichnung von Karl Henckel aus dem Jahre 1931).

Detmold, Landesbibliothek

*90 Liedtke, Walter: Erinnerungen an dramatische Stunden vor 25 Jahren: Durch die «Hermannschlacht». Lippe vor der Entscheidung. Wahlparole der SPD zum 15. Ja- nuar 1933: «Mit Heinrich Drake für das lippische Volk!» In: Freie Presse, Jg. 1958 v. 11. Januar.

Detmold, Landesbibliothek 142.2° (1958)

*91 Lipper, aufgepasst! Aus einem Flugblatt der SPD zu den lippischen Landtagswahlen.

Wir fragen: Warum machen in Lippe die aus dem Ruhrgebiet, aus Berlin, Ham- burg, aus Hannover und Westfalen herangeholten nationalsozialistischen Hor- den die Strassen unsicher? Warum belästigen sie die ruhige und friedliche lippi- sche Bevölkerung? Warum überbieten sich in Lippe die Nazi-Generäle in Schnod- derigkeiten und Frechheiten, während der «grosse Adolf» den Biederen mimt?

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Wählt Drake Liste 1 Abb. 11 Handzettel der SPD zur lippischen Landtagswahl (Kat. Nr. 89)

40 Warum der grosse Nazi-Wanderzirkus in Lippe? Warum schleppt man den ermüde- ten «grossen Adolf» bis ins kleinste Dorf? Weil die Nazis im Reich an den Drücker wollen und weil sie bei ihrem stetigen Rückgang im Reich glauben, dass durch eine übermenschliche Anstrengung unter Heranziehung ihres ganzen Trosses an Agi- tatoren aus dem Reich der Weltstaat Lippe auf den Kopf gestellt werden könnte. [. . .] Die Lipper sollen Stimmvieh sein für die «Nationale Konzentration», das heisst für die Verewigung der Papenschen Notverordnungspolitik! Deshalb hat Hitler die Detmolder bis nach Mitternacht im Zelt auf sich warten lassen, weil er in Köln im Hause des Baron von Schröder mit Herrn von Papen, dem Vertreter des Herrenklubs, darüber gekuhhandelt hat, wie die Nazis mit der Schwerindu- strie die «Nationale Konzentration» im Reich herstellen können. Deshalb ist Hit- ler nach der Versammlung in Lage eiligst mit seinem ganzen Stab nach Berlin ge- fahren, um dort seine braune Konkursmasse meistbietend an Papen oder Schlei- cher zu verschachern. Genau wie beim Papen-Kabinett der Barone, so halten die Nazis jetzt wieder ihren breiten Rücken hin, damit die «feinen Leute», die Baro- ne, Bank- und Industriefürsten, darauf in die Ministersessel klettern können. Darum diese neumodische Sorte von Wahlkampf, das Anflegeln von Andersge- sinnten, die Überfälle, die Schiessereien und Messerstechereien in Lippe!

Detmold, Staatsarchiv L 113 A IV zu 35

*92 Soll es so weit kommen? Plakat der SPD (?)

Detmold, Institut für Lippische Landeskunde

*93 Stärkt die Einheitsfront der Arbeiterschaft! Wahlplakat der SPD in Lippe.

Detmold, Staatsarchiv D 81 Nr. 1309

*94 An die lippischen Wähler! Wahlaufruf des Evangelischen Volksdienstes zur lippischen Landtagswahl.

Detmold, Staatsarchiv D 83 Nr. 28

*95 Noch lebt der alte Hansageist. Wahlplakat der Deutschen Volkspartei in Lippe.

Detmold, Landesbibliothek Soz. 7/16 P 2

41

Abb. 12 Wahlplakat der Deutschen Volkspartei in Lippe (Kat. Nr. 95)

42 *96 Brecht das rote Regiment! Wahlaufruf der Deutschnationalen Volkspartei zur lippischen Landtagswahl.

Detmold, Landesbibliothek Soz. 7/5 P 4

*97 Für ein Lippe der Arbeiter und Bauern! Aus dem Kampfappell der KPD zur lippischen Landtagswahl am 15. Januar 1933.

Arbeiter, Werktätige des Lipperlandes! Die verflossenen vier Jahre seit der letzten Landtagswahl sind Jahre der Krise ge- wesen, wie sie das kapitalistische Wirtschaftssystem noch nicht gekannt hat. Im Strudel dieser Krise gingen unter die zahllosen Versprechungen, die die Sozialde- mokratie und die übrigen kapitalistischen Parteien immer und immer wieder den Werktätigen des Lipperlandes gemacht haben. Was ist aus dem Versprechen der «Industrialisierung des Landes» geworden? Was aus der Sesshaftmachung der Wanderarbeiter? Wo ist das Land, das die kleinen Bauern und Landarbeiter bekommen sollten? Was ist aus Dörentrup geworden? Statt dieser Versprechungen sind geblieben die Tatsachen des Hungers und der Verzweiflung. Neun Millionen Erwerbslose ohne Arbeit und ohne Brot. Zwanzig- tausend Selbstmorde allein im Jahre 1931! Ein Heer von Obdachlosen und Bettlern bevölkert die Landstrassen! Notverordnungslohnabbau, betriebliche Lohnraubdiktate, Kürzung der Hunger- renten für die Erwerbslosen, Invaliden- und Fürsorgeempfänger prasseln auf die Armen nieder! Zölle verteuern die Lebensmittel, die Kindersterblichkeit nimmt zu und eine rapide Abnahme des Geburtenüberschusses, eine fortschreitende Zu- nahme der Verelendung auch der breiten Schichten der Angestellten, Beamten des Mittelstandes, der Kleinbauern und der Werkstudenten sind die Folge kapita- listischer Katastrophenpolitik. Die Ketten des Versailler Vertrages vergrössern die Ausbeutung der werktätigen Massen. Immer fieberhafter wachsen die Kriegsvorbereitungen der kapitalisti- schen Mächte, immer schärfer werden die Angriffe der herrschenden Klasse auf die Arbeiterklasse, um durch Faschismus und imperialistischen Krieg einen Aus- weg aus der kapitalistischen Krise zu finden. Jede Massnahme, die die Kapitalisten zur Überwindung der Krise anwenden, hat nur den einen Erfolg, dass die Gegensätze immer stärker, die Krise immer schärfer wird.

Detmold, Staatsarchiv L 113 A IV zu 35

*98 Gerhard, Dirk: Herausforderung Faschismus. Ostwestfalen-Lippe 1933-1978. Hrsg.: Sozialistische Jugend Deutschlands – Die Falken. Gelsenkirchen 1978.

Detmold, Landesbibliothek L 2277

43 *99 KPD-Wahlkampf: Hungermarsch auf Detmold. Geheimer Schnellbrief des Regierungspräsidenten in Minden an die Lippische Lan- desregierung in Detmold.

Minden, 24. Dezember 1932 Wie mir berichtet wird, beabsichtigt die K.P.D. in Lippe anlässlich der bevorste- henden lippischen Landtagswahlen am 27., 28. oder 29. Dezember 1932, voraus- sichtlich am 28. Dezember unter Einbeziehung der Ortsgruppen der dem Lande Lippe benachbarten Bezirke einen Hungermarsch auf Detmold durchzuführen. Unter Hinweis auf die Verordnung des Herrn Reichsministers des Innern vom 18. Juli 1932 bezw. 22. Juli 1932 und die Verordnung über den Burgfrieden vom 18. November 1932 ersuche ich, derartige Märsche mit allen Mitteln zu verhindern.

Detmold, Staatsarchiv L 80 I e P Nr. 12 Bd. 2

100 Thälmann in Lemgo. Mitteilung des Polizeipräsidenten Bielefeld an die Polizeidirektion Detmold.

Bielefeld, 19. Dezember 1932 Anlässlich der Landeswahlen in Lippe spricht in der Woche zwischen Weihnach- ten und Neujahr in Lemgo der kommunistische Parteiführer Thälmann. Die Un- terbezirksleitung Bielefeld hat schon jetzt auf diese Wahlversammlung hingewie- sen; insbesondere sollen die Mitglieder des Kampfbundes aus der Umgebung dar- an teilnehmen.

Detmold, Staatsarchiv L 80 I e P Nr. 12 Band 2

101 Auswärtige Bataillone. Aus einem Vernehmungsprotokoll der Kriminalpolizei Detmold.

Detmold, 6. Januar 1933 Ich bin seit dem 1. 10. 1932 Mitglied des Kampfbundes gegen den Faschismus der Ortsgruppe Bochum-Weitmar. Im Laufe des 5. 1. 1933 (Donnerstag) hörte ich zufällig von Kameraden, die der KPD in Bochum-Weitmar angehören, dass ein Lastkraftwagen noch am Abend des 5. 1. 1933 mit Angehörigen der genannten Partei nach Lage in Lippe fahren würde. [. . .] Ich habe gegen 22 Uhr in Bochum- Weitmar in der Spichernstrasse den Lastkraftwagen zum Mitfahren bestiegen. Mit mir zusammen bestiegen etwa noch weitere 24 Kameraden den Wagen. Die übri- gen etwa 25 Kameraden sind in der Nähe der Kastruperstrasse eingestiegen. Die Gesamtstärke der Teilnehmer, die durchweg der KPD m. E. angehören, beträgt etwa 50 Mann. [. . .] Am Freitag, den 6. 1. 1933 gegen 5 Uhr morgens trafen wir in Lage ein. Hier stiegen wirvoreiner Gastwirtschaft ab, wir betraten den Hof und machten die Bekanntschaft einiger Lagenser Genossen. Wie diese heissen, weiss ich nicht. Der äusseren Erscheinung nach musste sich dort das Parteibüro der

44 KPD befinden. [. . .] Gegen 11 Uhr wurden wir ersucht anzutreten und abzumar- schieren. Sie wollten nach Detmold und ich habe mich ihnen angeschlossen. Zu- nächst ging der Abmarsch in loser Ordnung vor sich, als die freie Landesstrasse erreicht war, schlossen sich die Teilnehmenden zu einem festen Zuge zusammen. In der Marschkolonne wurden Lieder gesungen. Auf den Vorhalt, dass der geschlos- sene Zug unterwegs nicht auf dem kürzesten Wege nach Detmold betroffen worden ist, kann ich keine Auskunft geben. Es war unsere Absicht, 2 Tage lang in hiesiger Gegend zu verbleiben und dann nach Bochum-Weitmar zurückzukehren.

Detmold, Staatsarchiv D 23 Detmold Nr. 4037

*102 Kampfbund gegen den Faschismus. Anstecknadel.

Detmold, Staatsarchiv D 74 C Nr. 375

*103 An die erwerbslosen Massen des Lipperlandes! – Ist das Politik für das lippische Volk? – Nationalsozialisten hört die Signale! Flugschriften der KPD zu den lippischen Landtagswahlen.

Detmold, Landesbibliothek

*104 Ausschreitungen am Wahltag. Schreiben des Lippischen Konsumvereins in Lage an den Oberstaatsanwalt in Det- mold.

Lage, 16. Januar 1933 Am 15. Januar d. J., abends, ist es zwischen Nationalsozialisten und Reichsban- nerleuten in Leopoldshöhe zu schweren Auseinandersetzungen gekommen. Hierbei sind, wie uns berichtet wurde, von der Frau unseres Lagerhalters B. in Leopoldshöhe und von Frau H., die als Mieterin in unserem Hause wohnt, dass von den Nationalsozialisten die Schaufensterscheibe unseres Ladens zertrümmert worden ist sowie 9 weitere Fensterscheiben; ausserdem ist die Ladeneingangstür stark beschädigt, auch sollen 3 oder 4 Personen durch Schüsse verletzt worden sein. Vernichtet sind ferner die Warenauslagen im Schaufenster. Wir beantragen daher: Strafantrag gegen die Täter wegen Sachbeschädigung und Körperverlet- zung und falls andere strafbare Handlungen vorgekommen sind, auch diese ge- richtlich zu ahnden.

Detmold, Staatsarchiv D 21 B Zug. 124/1953 Nr. 9

*105 Wahlzettel der lippischen Landtagswahl am 15. Januar 1933.

Detmold, Staatsarchiv L 80 I a Gruppe II Titel 2 Nr. 7a Band III

45

Abb. 13 Sonderausgabe der Lippischen Landes-Zeitung vom 15. Januar 1933 (Kat. Nr. 106)

46 __ ] Forstbezirke

> 50.0 40,0 – 49.9 30,0 – 39,9 20,0 – 29,9 10,0- 19,9%

A = Augustdorf La = Lage Ba = Barntrup Le = Lemgo BI = Blomberg Oe = Oerlinghausen Bö = Bösingfeld Sl = Schlangen DT = Detmold Sr = Schötmar H = Hohenhausen Sz = Salzuflen Ho = Horn Sw = Schwalenberg Entwurf: Hans Hülst

Abb. 14 Prozentualer Anteil der NSDAP-Stimmen an den örtlich abgegebenen gültigen Stimmen bei der Landtagswahl am 15. 1. 1933 (Kat. Nr. 109)

47 *106 Das vorläufige amtliche Gesamtergebnis. Sonderausgabe der Lippischen Landes-Zeitung vom 15. Januar 1933.

Detmold, Landesbibliothek

*107 Wahlergebnis der Stadt Detmold. Extrablatt der Lippischen Tageszeitung vom 15. Januar 1933.

Detmold, Landesbibliothek

*108 Das amtliche Endergebnis. Aus der Niederschrift über die Feststellung des ganzen Wahlergebnisses, verhandelt Detmold, den 21. Januar 1933, vormittags 9.30 Uhr, im grossen Sitzungssaale der Landesregierung.

Detmold, Staatsarchiv L 80 la Gruppe II Titel 2 Nr. 7 Band III b

*109 NSDAP-Hochburgen. Prozentualer Anteil der NSDAP-Stimmen an den örtlich abgegebenen Stimmen bei der Landtagswahl am 15.1.1933.

Abbildung aus: Hüls, Wähler und Wahlverhalten (vgl. Nr. 110), S. 83.

"110 Hüls, Hans: Wähler und Wahlverhalten im Land Lippe während der Weimarer Republik. Detmold 1974.

Detmold, Landesbibliothek LZ 45 (22)

*111 Engelmann, Bernt: Im Gleichschritt marsch. Wie wir die Nazizeit erlebten. (Darin: Detmold 1933, S. 18-41). Köln 1982.

Detmold, Landesbibliothek Y 2999

"112 Von der Weimarer Republik in das Dritte Reich. Lemgo 1930-1933. Lemgo 1981.

Detmold, Landesbibliothek L 2527.4°

*113 Die Zusammensetzung des Landtages 1933-1937. Verzeichnis der Mitglieder.

Detmold, Staatsarchiv L lOTit. 1 Nr. 232 (1933-III)

48 Machtergreifung und Gleichschaltung

*114 Hitler zum Reichskanzler ernannt. Sonder-Ausgabe der Lippischen Post (Lemgo) vom 30. Januar 1933.

Detmold, Landesbibliothek

*115 Die erste Sitzung des neuen Landtags. Wahl und Verpflichtung der neuen Landes- regierung: Regierungsrat Dr. Krappe, Malermeister Wedderwille und Landrat Klöpper. Bericht der Lippischen Post (Lemgo) vom 8. Februar 1933.

Detmold, Landesbibliothek

*116 Ein Volk, ein Reich, ein Führer. Plakat

Detmold, Landesbibliothek Soz. 12/53 P

117 Gleichschaltung der Länder. a) Vorläufiges Gesetz zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich vom 31. März 1933 (Reichsgesetzblatt Nr. 29 vom 2. April 1933, S. 153 f.)

Detmold, Staatsarchiv Dienstbibliothek F 10

b) 1. Ausführungsgesetz zum vorläufigen Gesetz zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich vom 3. April 1933 (Lippische Gesetz-Sammlung, Nr. 14 vom 4. April 1933).

Detmold, Landesbibliothek

c) Zweites Gesetz zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich vom 7. April 1933 (Reichsgesetzblatt Nr. 33 vom 7. April 1933, S. 173).

Detmold, Staatsarchiv Dienstbibliothek F 10

*118 Einzug des Herrn Reichsstatthalters Dr. Alfred Meyer in Lippe am 30. Mai 1933. (Huldigungsgabe der Lippischen Landesregierung. Fotoalbum mit Begleittext) Det- mold 1933.

Detmold, Landesbibliothek LH 313.4°

49 *119 Sengotta, Hans-Jürgen: Der Reichsstatthalter in Lippe 1933 bis 1939. Reichsrechtliche Bestimmungen und politische Praxis. Detmold 1976.

Detmold, Landesbibliothek LZ 45 (26)

*120 Riecke, Hans-Joachim: Lippe im Zeichen des nationalen Sozialismus. In: Natio- nalsozialistischer Heimatkalender für Lippe, Jg. 1, 1934, S. 54-55.

Detmold, Landesbibliothek LZ 97 (1)

*121 Das parlamentarische Ende in Lippe a) Ermächtigungsgesetz vom 21. Juni 1933.

Detmold, Staatsarchiv L 10 Tit. 1 Nr. 232 (1933-111)

b) Gesetz zur Aufhebung von Einrichtungen des Landtages.

Detmold, Staatsarchiv L 80 I a Gruppe II Titel 2 Nr. 3 Band IV

*122 Der Gau Westfalen-Nord. Detmold 1939.

Detmold, Landesbibliothek St 4026.4°

123 Schröder, Arno: Mit der Partei vorwärts! Zehn Jahre Gau Westfalen-Nord. Det- mold 1940.

Detmold, Landesbibliothek o. Sign.

124 Nationalsozialismus der Tat in Lippe. In: Nationalsozialistischer Heimatkalender für Lippe, Jg. 2, 1935, S. 57-59.

Detmold, Landesbibliothek LZ 97 (2)

*125 Gau-Nachrichten. Verfügungen, Anordnungen und Bekanntgaben der Nationalsozia- listischen Deutschen Arbeiterpartei, Gau Westfalen-Nord. Jg. 1., 1936.

Detmold, Landesbibliothek Zs 314

*126 Gleichschaltung der Feuerwehr in Bad Salzuflen. Aus dem Schreiben eines Salzufler Parteigenossen an den Gaukommissar Steinecke in Lemgo.

50 Bad Salzuflen, 2. Juni 1933 Die Feuerwehr in Bad Salzuflen muss noch gleichgeschaltet werden. Die Mehrzahl der Mitglieder sind ehemalige Marxisten und nur drei Feuerwehrleute sind in der N.S.D.A.P. und davon sind nur 2 vor dem 1. 1. 33 in die Partei eingetreten. Der Brandmeister B. ist erst nach dem 1. 1. 33 eingetreten, war früher Logenmitglied und wagte es noch jetzt, die beiden älteren Pg. gelegentlich einer Beerdigung eines Feuerwehrehrenhauptmannes in Schötmar einfach bei der Einladung zu überge- hen, so dass diese an dieser Beerdigung nicht teilnehmen konnten. Es wäre daher erwünscht, dass B. in Zukunft erst kameradschaftlicher denken lernte und dann mal wieder Brandmeister würde, aber jetzt muss ein Nationalsozialist an die Spit- ze.

Detmold, Staatsarchiv L 113 A 15 (ung.)

*127 Selbstanpassung. Schreiben eines Vereinsschriftführers an den Gaukommissar Steinecke in Lemgo.

Werl, 21. Mai 1933 Teile Ihnen hierdurch die Gleichschaltung des Vorstandes des «Biochemischen Vereins Werl» bei Schötmar mit, der Vorstand setzt sich wie folgt zusammen: I. Vorsitzender Aug. B. (parteilos), II. Vorsitzender Heinrich B. jr. (N.S.D.A.P.), I. Schriftführer Heinrich B. (parteilos), I. Kassierer und Sachwalter Fritz K. (N.S.D.A.P.), Beisitzer Wilhelm K. jr. (N.S.D.A.P.).

Detmold, Staatsarchiv L 113 A 15 (ung.)

*128 Staercke, Monika: Die Gleichschaltung der Presse im Land Lippe in der ersten Hälfte des Jahres 1933. In: Lippische Mitteilungen, Jg. 44, 1975, S. 160-200.

Detmold, Landesbibliothek LZ 44 (44)

*129 Presse in Fesseln. Eme Schilderung des NS-Pressetrusts. Berlin 1948.

Detmold, Landesbibliothek St 3018

*130 Abel, Karl-Dietrich: Presselenkung im NS-Staat. Eine Studie zur Geschichte der Pub- lizistik in der nationalsozialistischen Zeit. Berlin 1968.

Detmold, Landesbibliothek H 6616 b (2)

51 *131 Rimmele, Lilian-Dorette: Der Rundfunk in Norddeutschland 1933-1945. Ein Beitrag zur nationalsozialistischen Organisations-, Personal- und Kulturpolitik. Hamburg 1977.

Detmold, Landesbibliothek Y 949

132 Wulf, Joseph: Presse und Funk im Dritten Reich. Eine Dokumentation. Gütersloh 1964.

Detmold, Landesbibliothek St 5320

133 Wulf, Joseph: Theater und Film im Dritten Reich. Eine Dokumentation. Gütersloh 1964.

Detmold, Landesbibliothek SW 2101

134 SA und SS werden «Hilfspolizei». a) Erlass der Lippischen Landesregierung über die Einberufung und Verwendung der Hilfspolizei.

Detmold, 18. März 1933 Die zunehmenden Ausschreitungen von linksradikaler, insbesondere kommuni- stischer Seite haben zu einer unerträglichen ständigen Bedrohung der öffentli- chen Sicherheit, wie des Lebens und Eigentums der staatsbewussten Bevölkerung geführt. Die vorhandenen Polizeikräfte, deren ausreichende Vermehrung zur Zeit nicht angängig ist, werden seit langem über ihr Leistungsvermögen beansprucht und durch die häufige Notwendigkeit des Einsatzes ausserhalb der Dienstorte ih- rem eigentlichen Tätigkeitsgebiet oft zur Unzeit entzogen. Auf die freiwillige Un- terstützung geeigneter, als Hilfspolizeibeamte zu verwendender Helfer kann da- her nicht mehr verzichtet werden. Ihre Erfassung und ihre Einweisung in die ih- nen gegebenenfalls zu übertragenden hilfspolizeilichen Aufgaben erfolgt nach Massgabe besonderer Durchführungsbestimmungen. Aufgabe der nur unter Führung der ordentlichen Polizei einzusetzenden Hilfspo- lizei wird insbesondere sein: I. die Entlastung der ordentlichen Polizei: a) durch Unterstützung bei dem Schutz politischer Versammlungen und Auf- züge, b) bei der Sicherung von Lokalen und anderen Einrichtungen politischer Or- ganisationen, c) Unterstützung der Gendarmerie. II. Im Falle von Unruhen oder eines anderen polizeilichen Notstandes: a) die allgemeine Unterstützung der ordentlichen Polizei,

52 b) die Übernahme des Schutzes lebenswichtiger Betriebe sowie wichtiger im öffent- lichen Eigentum stehender oder dem öffentlichen Nutzen dienender Gebäude, Einrichtungen und Anlagen. Darüber hinaus kann die Hilfspolizei auch in anderen Fällen zum Schutze der durch staatsfeindliche Umtriebe gefährdeten öffentlichen Sicherheit eingesetzt werden.

Detmold, Staatsarchiv L 80 I e Gruppe IV Titel 5 Nr. 4 b) Aus den Durchführungsbestimmungen über die Errichtung und Verwendung von Hilfspolizeibeamten.

I. Einrichtung, Einberufung und Verwendung. 1. Die Hilfspolizei im Lande Lippe wird eingerichtet und aufgestellt von dem Lan- despolizeidirektor und auf die Bezirke der Ortspolizeiverwaltungen verteilt. [. . .] 4. Es dürfen nur ehrenhafte, wahlberechtigte, auf nationalem Boden stehende Deut- sche verpflichtet werden, die a) 21-45 Jahre alt sind, b) 1 Jahr ortsansässig sind, c) Schusswaffenkenntnisse nachweisen, d) entweder einer Organisation oder Partei angehören, die ihre Bereitschaft zur Unterstützung der Regierung klar zu erkennen gegeben hat oder Personen, die glaubhaft nachweisen, dass sie dazu bereit sind. Bis auf Weiteres kommen nur Angehörige der SS, SA und des Stahlhelms in Betracht. Bei diesen ist die Voraussetzung der einjährigen Ortsansässigkeit nicht erforderlich.

Detmold, Staatsarchiv L 80 I e Gruppe IV Titel 5 Nr. 4 c) Weisse Armbinde mit schwarzem Aufdruck «Hilfspolizei» und dem Dienstsiegel des Landespolizeidirektors.

Detmold, Staatsarchiv D 105 Brake Nr. 5 d) Ausweise der lippischen Hilfspolizei (in Form und Text wie bei der uniformierten Poli- zei).

Detmold, Staatsarchiv D 105 Brake Nr. 5 e) Erlass der Lippischen Landesregierung über die Auflösung der Hilfspolizei.

Detmold, 21. Dezember 1933 Nachdem eine unmittelbare Bedrohung des Staates und der öffentlichen Ordnung nicht

53 mehr besteht, löse ich die gemäss Verfügung vom 18. März 1933 gebildete Hilfs- polizei auf. Den Mitgliedern der S.A., S.S. und des Stahlhelms, die als Hilfspolizeibeamte Dienst getan haben, ist durch die Ortspolizeiverwalter in meinem Namen der Dank der Landesregierung auszusprechen.

Detmold, Staatsarchiv D 105 Brake Nr. 5

*135 Grundrechte ausser Kraft gesetzt! Verfügung der Gendarmerie-Inspektion an die Gendarmerie- und Kriminalbeamten des Landes.

Detmold, 4. Mai 1933 1. Nach der Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutze von Volk und Staat vom 28. II. d. Js. sind die Artikel 114, 115, 117, 118, 123,124 und 153 der Verfassung des Deutschen Reiches bis auf Weiteres ausser Kraft gesetzt. Es sind daher Beschrän- kungen der persönlichen Freiheit, des Rechts der freien Meinungsäusserung, ein- schliesslich der Pressefreiheit, des Vereins- und Versammlungsrechts, Eingriffe in das Brief-, Post-, Telegraphen- und Fernsprechgeheimnis, Anordnungen von Haussuchungen und von Beschlagnahmen sowie Beschränkungen des Eigentums auch ausserhalb der sonst hierfür bestimmten gesetzlichen Grenzen zulässig. D.h. Haussuchungen und Beschlagnahmen, sowie das Betreten von Grundstücken, Wohnungen und sonstigen Betrieben sind jederzeit zulässig. 2. Über Personen, die in Schutzhaft genommen sind, ist bis zum 6. d. Mts., vor- mittags, unmittelbar nach hier ein Verzeichnis, das den Stand, Vor- und Zuname, Wohnort, seit wann und wo in Schutzhaft, u. Parteieinstellung enthält, einzusen- den.

Detmold, Staatsarchiv D 105 Brake Nr. 4

136 Schutzhaft! – Inhaftierung politischer Gegner. Verfügung der Lippischen Landesregierung.

Detmold, 22. März 1933 1. Die Genehmigung zum Besuch der im Landgericht in Detmold untergebrach- ten politischen Gefangenen wird durch den Führer der Hilfspolizei, Regierungs- gebäude Zimmer 58, erteilt. Für die anderweitig untergebrachten politischen Ge- fangenen bleibt es bei der bisherigen Regelung. 2. Allgemeine Besuchszeit für alle lippischen Schutzhaftgefangenen jeden Mon- tag und Donnerstag von 9 bis 12 Uhr vormittags. 3. Anträge auf Haftentlassungen sind schriftlich durch die zuständigen Ortspoli- zeibehörden an die Landesregierung zu richten.

Detmold, Staatsarchiv D 100 Lemgo Nr. 1208

54

Abb. 15 Hilfspolizei (SA) bei der Verhaftung des Volksblattredakteurs Felix Fechenbach am 11.3.1933 vordem Landtagsgebäude in Detmold (Kat. Nr. 135/153d)

55 137 Kontrollpolizei a) Aus dem Erlass der Lippischen Landesregierung über die Einrichtung einer be- sonderen Kontrollpolizei.

Detmold, 3. Juli 1933 Zur Beobachtung und Überwachung der politischen Strömungen im Lande Lippe wird für dessen Bereich im Rahmen der Hilfspolizei eine besondere Kontrollpoli- zei eingerichtet. Die Angehörigen der Kontrollpolizei gelten als Hilfspolizeibe- amte, versehen ihren Dienst im Einvernehmen mit der örtlichen Polizeidienststel- le in bürgerlicher Kleidung und unterstehen in Bezug auf die Durchführung der ihnen übertragenen polizeilichen Aufgaben unmittelbar dem Landespolizeidirek- tor, dem auch ihre dienstliche Unterweisung obliegt.

Detmold, Staatsarchiv L 80 I e Gruppe IV Titel 5 Nr. 4

b) Bericht der Kontrollpolizeibeamten des Kreises Lemgo an den Landespolizei- direktor in Detmold

Lemgo, 1. August 1933 Unsere Tätigkeit als Kontrollpolizeibeamte gestaltete sich im Anfang naturgemäss äusserst schwierig. Wenn man als Neuling in ein solch grosses Gebiet hinein- kommt, ist es sehr schwer, überhaupt erst einmal den Anfang zu finden. Wenn hierbei nicht nach einem bestimmten Plan vorgegangen wird, ist gar nichts zu er- reichen, da selbstverständlich der Gegner jeden plumpen Versuch, hinter seine Schliche zu kommen, sofort bemerken würde. Wir haben also zuerst einmal die verschiedenen Dörfer unseres grossen Bezirks aufgesucht, hauptsächlich die früheren Hochburgen des Marxismus, und haben an Hand der Gemeindewahllisten festgestellt, welche Leute sich öffentlich zur S.P.D. und K.P.D. bekannt haben. Danach können wir jetzt diese Leute, indem wir bei Pg. Nachforschungen darüber anstellen, wie sie sich jetzt verhalten, an Arbeitsstätten usw. überwachen. Ferner haben wir mit den zuständigen Polizei- und Gendarmeriebeamten Fühlung genommen, damit unsere Arbeit Hand in Hand greift.

Detmold, Staatsarchiv L 80 I e Gruppe IV Titel 5 Nr. 4

138 Gleichschaltung der Gewerkschaften a) Verfügung der NSDAP, Gaupropagandaleitung Westfalen-Nord, an alle Kreislei- ter.

Münster, 3. Mai 1933 Trotz ausdrücklicher Anordnung des Gauleiters sind die Berichte über die Gleichschaltungsmassnahmen bei den Gewerkschaften bisher sehr spärlich einge-

56 troffen. Wir ersuchen Sie als verantwortlichen politischen Leiter Ihres Gebietes diesen erbetenen Bericht nach Rücksprache mit Ihrem Kreis-Betriebszellenleiter sofort per Eilpost nach hier an die Anschrift der Gau-Propagandaleitung einzu- senden. In dem Bericht ist anzugeben: 1. welche Gebäude oder Geschäftsstellen von der SA besetzt wurden (Verband angeben und Strasse benennen), 2. a) welche Funktionäre verhaftet b) und welcher vorläufige Ersatz von uns eingesetzt wurde, 3. ob die mit der Weiterführung der Arbeiterbanken betrauten Pg. sachlich geeig- net und auch für diesen Posten unbedingt einwandfrei und vertrauenswürdig sind.

Detmold, Staatsarchiv L 113 A 12 ung.

b) Bericht der NSDAP-Kreisleitung Detmold an die Gaupropagandaleitung Westfa- len-Nord in Münster.

Lage, 4. Mai 1933 Wie aus beifolgenden Zeitungsnachrichten ersichtlich, fand am 2. Mai, vormittags 10 Uhr die Gleichschaltungsmassnahme bei den hiesigen Gewerkschaften statt. 1. Besetzt wurden: a) das Volkshaus in Detmold, b) das Volkshaus in Bad Salzuflen, c) die vom freien Turnerbund mit Wirtschaftsbetrieb betriebene Turnhalle in Salzuflen. 2. An Funktionären wurden in Schutzhaft genommen: a) Bieker, Bauarbeiter-Verband, b) Linne, Ziegelarbeiter-Verband, c) Rubach, Fabrikarbeiter-Verband, d) Pinkowski, e) Hansen, f) Feldmann, g) Gottenströter, Holzarbeiter-Verband. 3. Arbeiterbanken haben wir in Lippe nicht. Mit der Weiterführung der Geschäfte ist Pg. Rosteck beauftragt.

Detmold, Staatsarchiv L 113 A 12 ung.

*139 Der Tag der nationalen Arbeit in Lippe. 1. Mai 1933. Detmold 1933. (Mit zahlreichen Abb.)

Detmold, Landesbibliothek L 114.4°

57 * 140 Warum Erzeugungsschlacht? Nur für Redner. (Sonderlieferung des Aufklärungs- und Redner-Informationsmaterials d. Reichspropagandaleitung)

Detmold, Landesbibliothek o. Sign.

*141 Block- und Zellen-Neuordnung der NSDAP, o. O. um 1935.

Detmold, Landesbibliothek o. Sign.

*142 Aufbau 1933. Ein Tatsachenbericht. München 1934.

Detmold, Landesbibliothek o. Sign.

*143 Schweitzer, Arthur: Die Nazifizierung des Mittelstandes. Stuttgart 1970.

Detmold, Landesbibliothek Stz 262 (9)

*144 Säuberung des Beamtenapparates. Übersicht über die Massnahmen nach dem Gesetz zur Wiederherstellung des Be- rufsbeamtentums. Das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933 in Verbindung mit dem Beamtenrechtsveränderungsgesetz vom 30. Juni 1933 ermög- lichte die Entlassung von Beamten u.a. bei nichtarischer Abstammung und man- gelnder nationaler Zuverlässigkeit. «Es war ein ausgeklügeltes System zur Aus- merzung und Bestrafung politischer Gegner unter Ausschaltung des Rechts.» (E. Kittel, Heimatchronik des Kreises Lippe, S. 306). Die erhaltene Liste aller Mas- snahmen nennt an erster Stelle Heinrich Drake.

Detmold, Staatsarchiv L 80 I Pers. Nr. 2301

*145 Feiten, Willi: Der Nationalsozialistische Lehrerbund. Entwicklung und Organisa- tion. Ein Beitrag zum Aufbau und zur Organisationsstruktur des nationalsozialis- tischen Herrschaftssystems. Weinheim 1981.

Detmold, Landesbibliothek Y 3646

*146 Matthias, Erich und Rudolf Morsey [Hrsg. ]: Das Ende der Parteien 1933. Düssel- dorf 1960.

Detmold, Landesbibliothek St 4487.4°

*147 Entfernung sozialdemokratischer Gemeindevorsteher aus ihren Ämtern. Verfügung der Lippischen Landesregierung.

58 Detmold, 14. März 1933 Die Landesregierung ersucht um Feststellung, welche sozialdemokratischen Ge- meindevorsteher, Stadträte, Polizeiverwalter und Vertreter der Polizeiverwalter vorhanden sind und wie die betreffenden kommunalen Körperschaften parteipo- litisch zusammengesetzt sind. Es besteht die Absicht, die sozialdemokratischen Gemeindevorsteher ihrer Ämter zu entheben.

Detmold, Staatsarchiv L 80 I e P Gruppe II Titel 2 Nr. 8

*148 Verbot des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold und der Eisernen Front. Aus der Verordnung der Lippischen Landesregierung.

Detmold, 17. März 1933 Auf Grund der Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutze von Volk und Staat vom 28. Februar 1933 (R.G.B1. I S. 83) wird verordnet:

Die im Lande Lippe bestehenden Organisationen des Reichsbanners Schwarz- Rot-Gold und der Eisernen Front sowie ihre Nebenorganisationen werden aufge- löst. Die Wiedererrichtung von Organisationen und Nebenorganisationen des Reichs- banners Schwarz-Rot-Gold und der Eisernen Front wird für das Land Lippe ver- boten.

§2 Das Tragen von Abzeichen jeder Art, welche die Zugehörigkeit zum Reichsban- ner Schwarz-Rot-Gold oder der Eisernen Front oder ihren Nebenorganisationen kennzeichnen, und das Zeigen von Fahnen mit den Abzeichen der Eisernen Front in der Öffentlichkeit, insbesondere auf Gebäuden und Grundstücken, ist verbo- ten.

Detmold, Staatsarchiv L 80 I e Gruppe IV Titel 5 Nr. 1 Band 1

149 Verbot sozialdemokratischer Organisationen a) Erlass der Lippischen Landesregierung.

Detmold, 11. April 1933 Unter Bezugnahme auf die Verordnung vom 17. März 1933, betr. Verbot des Reichsbanners und der Eisernen Front, wird darauf hingewiesen, dass zu den im § 1 a.a.O. genannten Organisationen und Nebenorganisationen des Reichsban- ners und der Eisernen Front gehören: sämtliche marxistische Turn-, Sport- und Gesangvereine, der Arbeitersamariter- bund, Arbeiter-Schachverein, Touristenverein «die Naturfreunde», der

59 Arbeiter-Radioklub und der weltliche Elternbund sowie sämtliche mar- xistische Jugendorganisationen. Die im Eigentum oder Besitz dieser Organisationen oder einzelnen Mitglieder derselben befindlichen Ausrüstungsgegenstände aller Art, Abzeichen usw. sind zu beschlagnahmen, polizeilich einzuziehen und polizeilich sicherzustellen. Be- sonderer Wert ist u.a. auf die Beschlagnahme und Sicherstellung von Mitglieder- verzeichnissen oder Kartotheken zu legen. Die vorstehenden Beschlagnahmen usw. sind sofort durchzuführen. Über das Ergebnis ist nach hier unverzüglich zu berichten.

Detmold, Staatsarchiv D 100 Lemgo Nr. 1208

b) Beschlagnahmtes Mitgliedsbuch der Freien Turnerschaft Lemgo im Arbeiter- Turn- und -Sportbund

Detmold, Landesbibliothek

*150 Verbot der Betätigung der SPD. Aus der Verordnung der Lippischen Landesregierung.

Detmold, 23. Juni 1933 Auf Grund der Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat vom 28. Februar 1933 (R.G.B1. I S. 83) wird Folgendes verordnet:

§1 Den Mitgliedern der Sozialdemokratischen Partei sowie ihrer Hilfs- und Ersatz- organisationen ist mit sofortiger Wirkung jede Tätigkeit im Interesse der Partei oder ihrer Mitglieder insbesondere propagandistischer Art verboten. Zugleich ist die Herausgabe und Verbreitung sozialdemokratischer Zeitungen und Zeitschrif- ten im Bereich des Landes Lippe untersagt.

§2 Das Vermögen der Sozialdemokratischen Partei sowie aller sozialdemokratischer Hilfs- und Ersatzorganisationen unterliegt der Beschlagnahme.

§3 Mitglieder der Sozialdemokratischen Partei, die heute noch dem Landtag oder den Vertretungskörperschaften der Gemeinden und Gemeindeverbänden ange- hören, werden mit sofortiger Wirkung von der Ausübung ihrer Mandate ausge- schlossen.

Detmold, Staatsarchiv L 80 I e Gruppe IV Titel 5 Nr. 1 Band 1

60 151 Beschlagnahme des Parteivermögens der SPD. Bericht der Gendarmeriestation Oerlinghausen an den Amtmann in Schötmar.

Oerlinghausen, 27. Juni 1933 Auf Grund der Verordnung der Lippischen Regierung betr. das Verbot der Betä- tigung der Sozialdemokratischen Partei, habe ich am 26. Juni 1933 das Parteiver- mögen der S.P.D., der Ortsgruppe Asemissen-Bechterdissen beschlagnahmt und wird diesem Bericht folgen. Beschlagnahmt sind folgende Gegenstände: 1. Bei dem I. Vorsitzenden, Holzarbeiter August W. in Asemissen eine Gesetz- sammlung. 2. Bei dem Arbeiter Fritz O. in Bechterdissen ein Protokollbuch. 3. Bei dem Kassierer, Schlosser August L. in Asemissen ein Kassabuch, 2 Stempel und ein Stempelkissen. Ausserdem wurde eine der S.P.D., Ortsgruppe Asemissen-Bechterdissen gehö- rende Bibliothek mit etwa 50 Bänden und Schrank beschlagnahmt und vorläufig bei dem früheren Vorsteher W. in Asemissen sichergestellt. Der Bücherschrank ist vorläufig von mir verschlossen. Da noch etwa 12 Bücher unter den Parteige- nossen ausgeliehen sind, diese auf meine Anordnung sofort einzusammeln sind, soll dann der Schrank von mir versiegelt werden. Den Schrankschlüssel habe ich bis zur Versiegelung in meinen Besitz und werde ich denselben dann dort einsen- den. Die Ortsgruppe will weiteres Vermögen nicht besitzen. Näheres ist aus den Kas- sa- und Protokollbüchern ersichtlich. In meinem übrigen Dienstbezirk sind weitere Ortsgruppen der S.P.D. nicht vor- handen.

Detmold, Staatsarchiv D 105 Schötmar Nr. 52

152 Verbot des Junggesellenklubs in Belle. Verfügung des Landrats in Detmold an den Amtmann in Blomberg.

Detmold, 7. November 1933 Auf Grund der Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat vom 28. Februar 1933 und der lippischen Verordnung vom 23.6. d. Js. ersuche ich um sofortige Auflösung des sich jetzt noch marxistisch betätigenden Junggesel- lenklubs in Belle. Das vorhandene Vermögen des Vereins ist zu beschlagnahmen und mit Bericht der Lippischen Landesregierung vorzulegen. Vom Veranlassten ersuche ich um Bericht.

Detmold, Staatsarchiv D 105 Blomberg Nr. 47

61

Abb. 16 Felix Fechenbach an seinem Arbeitsplatz (Kat. Nr. 153a)

62 *153 Auf der Flucht erschossen – Felix Fechenbach (1894-1933). a) Photo

Detmold, Landesbibliothek

b) «Der Fall Fechenbach», aus: Martin Wolf, Erinnerungen und Begegnungen. Det- mold 1966/1967, maschinenschriftliches Manuskript.

Felix Fechenbach hatte eine politische Vergangenheit. Er war während der Münchner Räterepublik im Winter 1918/19 Privatsekretär von gewesen und war Verfasser und Übermittler der sog. Fechenbach-Depesche. Vom Münch- ner Volksgericht war er in einem berüchtigten Verfahren wegen «Landesverrats» zu einem Jahre Gefängnis verurteilt worden. Dann kam Fechenbach nach Det- mold als Redakteur an das Sozialistische Volksblatt. Er hatte eine spitze Feder und die aufkommenden Nazis nicht geschont. Diese hassten ihn wie die Pest. Bei der Märzwahl 1933 war ich leider Zeuge eines beschämenden Vorfalls. Braune Rüpel schlugen Fechenbach auf der Langen Strasse nieder. Er wurde in «Schutzhaft» genommen und sass einige Monate in Herford ein. Im Mai sollte etwas geschehen. In einer Gastwirtschaft in der Langen Strasse in Detmold wurde ein Rollkom- mando zusammengestellt. Zum Führer dieses Kommandos war der Sturm-, später Brigadeführer Gastwirt Grüttemeier bestimmt worden. Auf seine Aufforderung sollen sich zig-Mann gemeldet haben. Doch Grüttemeier wollte nur Leute haben, «die Blut sehen könnten». Es wurde damals jedem, der es hören wollte, erzählt, dass folgende Leute für die Aktion ausgewählt wurden: ausser dem Sturmführer Grüttemeier, der SS-Führer Paul Wiese, ein Diplomkaufmann Segler und ein Mann namens Focke, aus Müns- ter stammend und mit einer Frau aus Salzuflen verheiratet. Diese Männer sollten Fechenbach – so wurde gesagt – von Herford ins KZ-Lager Dachau im Auto brin- gen. Man erzählte, Fechenbach habe seinen Freunden gesagt, er werde niemals einen Fluchtversuch machen. Die Sache soll sich dann weiter so zugetragen ha- ben, dass Fechenbach hinter Paderborn bei Scherfede aus dem Wagen gestossen sei, mit der Aufforderung, ein Bedürfnis zu befriedigen, dabei sei er mit mehreren Schüssen niedergeknallt. Alle wussten von dem Mord. Ich hörte schon am Nach- mittag des Mordtages von meinem Nachbar Brand davon. Nur die Justiz rührte sich nicht oder nahm auch gar nicht Kenntnis von dem Vorfall. Fechenbach war ja nur «auf der Flucht» erschossen.

Detmold, Staatsarchiv D 72 Martin Wolf

c) Verfügung der Lippischen Landesregierung an Felix Fechenbach.

Detmold, 3. März 1933 Auf Grund der Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutze von Volk und

63 Staat vom 28. v. Mts. wird Ihnen hiermit bis auf Weiteres das Auftreten als Redner in allen politischen Versammlungen und bei allen Veranstaltungen politischer Art im Lande Lippe untersagt. Zuwiderhandlungen ziehen Bestrafung nach § 4 der genannten Verordnung nach sich.

Detmold, Staatsarchiv D 100 Detmold Nr. 312

d) Photo von der Verhaftung Fechenbachs am 11. März 1933 vordem Landtagsge- bäude in Detmold.

Detmold, Institut für Lippische Landeskunde

e) Der Fechenbachgedenkstein im Kleinenberger Wald bei Seherfede. Der Gedenkstein wurde von dem ehemaligen Bundestagsabgeordneten August Berlin, einen Freund und Gefährten Fechenbachs, gestiftet und am 25. August 1973 durch den damaligen Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen, Heinz Kühn, enthüllt.

Photo: Wegener

f) Schueler, Hermann: Auf der Flucht erschossen. Felix Fechenbach 1894-1933. Köln 1981.

Detmold, Landesbibliothek L 2528

g) Victor, Walther: «Auf der Flucht erschossen». Zum Andenken an Felix Fechen- bach. In: Der Aufbau, Jg. 4, 1948, S. 705-707.

Detmold, Landesbibliothek D 47 (4)

h) Berlin, August: Felix Fechenbach ist unvergessen. In: Lippe heute, Jg. 1968, Nr. 11, S. 7.

Detmold, Landesbibliothek LZ 243.4° (1968)

i) Kempner, Robert: Felix Fechenbach – ein Märtyrer der Justizgeschichte. Son- derdruck 1969.

Detmold, Landesbibliothek L 1472

k) Schueler, Hermann: Felix Fechenbach. Ein Zeitzeuge Weimars. Manuskript des WDR zu einer Sendung am 13. 2. 1974.

Detmold, Landesbibliothek L 1498.4°

64 l) Mahne, Erhard: Rede anlässlich der Feierstunde am 5. August 1978 am Gedenk- stein des von SA-Männern am 7. August 1933 in Scherfede erschossenen Redak- teurs des Lippischen Volksblattes Felix Fechenbach.

Detmold, Landesbibliothek L 2028.4° (1978)

m) Felix Fechenbach. Geb. 28. Febr. 1894 / ermordet 7. Aug. 1933. Hrsg. Jungso- zialisten Lippe. Eigendruck 1980.

Detmold, Landesbibliothek L 2347

*154 Einzelschicksale: Heinrich Drake a) Schreiben des Landtagspräsidenten an die Lippische Landesregierung. Detmold, 11. Mai 1933 Am gestrigen Tage ist im Landtagsgebäude die Verhaftung des Abgeordneten Drake erfolgt. Ich bemerke, dass sie in meiner unmittelbaren Nähe erfolgte und dass es nur der mangelnden Geistesgegenwart des Abgeordneten Drake zu danken ist, in Aus- übung meines Hausrecntes nicht gezwungen zu sein, die Verhaftung zu unterbin- den. Ich durfte wohl erwarten, über eine solche Absicht in Kenntnis gesetzt zu wer- den, zumal sich über sie sehr leicht eine Verständigung herbeiführen liess. Die in der Verfassung gegebenen Pflichten und Rechte des Landtagspräsidenten gestatten es nicht, die Verhaftung eines Abgeordneten, wenn sie im Landtagsge- bäude erfolgt, zu billigen. Dass ich in diesem Falle den Zeitpunkt der Verhaftung, die mich an sich nicht be- rührt, für politisch nicht klug gewählt halte, sei nebenbei erwähnt.

Detmold, Staatsarchiv L 80 I a Gruppe II Titel 2 Nr. 3 Band IV

b) Aus einem Schreiben Heinrich Drakes an die Lippische Landesregierung.

Detmold, 11. Mai 1933 Nach meiner Verhaftung ist mir gestern Abend durch Herrn Rosteck (Staatskom- missar für das Gewerkschaftswesen, d. Verf.) gesagt worden, ich sei beschuldigt 1. Verbindungen mit Hannover (offenbar mit Gewerkschaften) aufgenommen zu haben, 2. Anweisungen erlassen zu haben, dass Reichsbannermarken in den Gewerk- schaften vertrieben wurden, 3. soll Frl. Rubach einen Brief an mich geschrieben haben, aus dem irgendetwas hergeleitet wird, 4. hat Herr Wedderwille mir vorher gesagt, ich sei verhaftet, weil ich Kassiber für Herrn Feldmann besorgt hätte.

65 Ich erkläre, dass alle diese Behauptungen bzw. Beschuldigungen vollkommen un- wahr sind. Ich habe weder direkt noch indirekt in irgendeiner Weise das getan, was mir so von mir unbekannter Seite vorgeworfen wird. [. . .] Ich erkläre ferner, dass ich mit dem Volkshause bzw. den Gewerkschaften nie et- was zu tun gehabt habe: Ich bin weder in ihnen beschäftigt gewesen noch habe ich an gewerkschaftlichen Verhandlungen teilgenommen. Meine Zugehörigkeit zum Zentralverband der Angestellten bzw. meine Verbindung mit ihnen be- schränkte sich darauf, dass der Kassierer etwa vierteljährlich den Beitrag abholte. Ich habe keinerlei Anteil an irgendwelchen Vorgängen, die Volkshaus und Ge- werkschaften betreffen und die jetzt in der Öffentlichkeit herausgestellt werden. Meine Verhaftung aus Rücksicht auf mein Leben und meine Gesundheit kann un- ter den lippischen Verhältnissen nicht vertreten werden. Meine Gesundheit leidet unter den nichtigen Beschuldigungen. Ich beantrage meine alsbaldige Entlassung.

Detmold, Staatsarchiv L 80 I Pers. Nr. 2373

*155 Einzelschicksale: Wilhelm Mellies (1899-1958). (1928-1933 Lippischer Landtagspräsident, 1952-1958 stellvertretender Bundesvor- sitzender der SPD, 1949-1958 MdB) a) Schreiben von Wilhelm Mellies an den Landtagswahlleiter

Lage, 21. April 1933 Nachdem die Landesregierung mir mitgeteilt hat, dass die Ausübung meines Landtagsmandates für sie untragbar sei, solange ich noch im Lehrerberuf tätig sei, lege ich hiermit mein Landtagsmandat nieder.

Detmold, Staatsarchiv L 80 I a Gruppe II Titel 2 Nr. 7 Band III b

b) Mitteilung der Landesregierung

Detmold, 28. November 1933 Auf Grund des § 4 des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April d. Js. sind die Lehrer Hagemann in Brake und Mellies in Lage zum 1. August a. Js. aus dem Dienst entlassen. Der Lehrer Adams in Bentrup ist auf Grund des § 6 a. a. O. zum 1. September d. Js. in den Ruhestand versetzt. Die Verfahren sind sämtlich abgeschlossen. Weitere Fälle der Anwendung des ge- nannten Gesetzes sind hier nicht anhängig.

Detmold, Staatsarchiv L 80 1 Pers. Nr. 2301

c) Bericht der Staatlichen Kontrollpolizei an den Oberstaatsanwalt in Detmold. Detmold, 16. Oktober 1933 Nach einer hier vertraulich eingegangenen Mitteilung hat der frühere Landtags-

66 Präsident Mellies in Waldheide ein Kolonialwarengeschäft. Seit einiger Zeit wird beobachtet, dass, besonders in den Abendstunden, viele frühere SPD-Anhänger nach Mellies gehen und scheinbar dort Zusammenkünfte abhalten. Die Beobach- tungen werden natürlich erschwert durch das Geschäft. Jedenfalls ist einwandfrei festgestellt worden, dass das Geschäft in der letzten Zeit auch von Kommunisten und Sozialisten einen starken Zuspruch hat, die in Pivits- heide ihren Wohnsitz haben. Eine Beobachtung durch den zuständigen Beamten wäre vielleicht angebracht. Der Vorsteher Wächter in Heidenoldendorf soll über den bei Mellies stattfinden- den Verkehr Auskunft geben können.

Detmold, Staatsarchiv D 21 B Zug. 124/1953 Nr. 36

*156 Einzelschicksale: Adolf Scholz. Scholz war Mitbegründer der lippischen KPD-Organisationen, 1920-1933 lippi- scher Landtagsabgeordneter, nach 1933 im illegalen Parteiapparat der KPD und der Internationalen Arbeiterhilfe (IAH) tätig, wiederholt verhaftet und zu Zucht- haus und KZ-Aufenthalt verurteilt, nach 1945 in der DDR als SED- und Wirt- schaftsfunktionär tätig.

a) Photo

Detmold, Staatsarchiv D 75 Nr. 3570

b) Fahndungsausschreiben des Landespolizeidirektors

Detmold, 28. März 1933 1. Der Kommunist Landtagsabgeordneter Scholz, immer noch auf freiem Fuss, ist festzunehmen. Scholz trägt graue Knickerbockerhose, Windjacke mit Haken- kreuz («nun erst recht» im Kranz). Brandrote Haare und Schmiss auf der linken Backe. Er reist unter dem Namen Hans Schmidt, Kurzwarenhandel, hält sich in der Woche dreimal bei seiner Frau auf.

Detmold, Staatsarchiv D 105 Brake Nr. 4

c) Mitteilung des Polizeipräsidenten in Essen an den Oberstaatsanwalt in Detmold.

Essen, 27. Dezember 1933 Der Holzbildhauer und lippische kommunistische Landtagsabgeordnete Adolf Scholz, geboren am 13. 1. [19J00 zu Eibau in Sachsen, wurde am 6. 12. 1933 we- gen Vorbereitung zum Hochverrat hier festgenommen. Er steht im Verdacht, in Gemeinschaft mit noch anderen in letzter Zeit kommunistische Druckschriften

67

Abb. 17 Adolf Scholz, Fahndungsfoto von 1933 (Kat. Nr. 156a)

68 verbreitet zu haben, in denen zum Sturz der Regierung aufgefordert wurde. Die Schriften enthielten ausser den Verleumdungen gegen die Reichsregierung auch Nachrichten, von denen der Verfasser wusste, dass sie falsch sind, und deren Ge- heimhaltung vor einer ausländischen Regierung im Falle der Wahrheit für das Wohl des Reiches erforderlich wäre. Diese Nachrichten sind durch die Verbrei- tung öffentlich bekannt geworden. Der nähere Tatbestand ist aus der in Abschrift beigefügten Flugschrift ersichtlich. Ausserdem ist Scholz geständig, sich mit dem Neuaufbau der Internationalen Arbeiterhilfe und der Roten Hilfe im Bezirk Ruhr- gebiet der K.P.D. beschäftigt zu haben.

Detmold, Staatsarchiv D 21 B Zug. 124/1953 Nr. 34

*157 9‘000 hinter Gittern! Kommunisten, Parteilose, Sozialdemokraten. Aufruf zur Winterhilfe der Roten Hilfe Deutschlands (einer Organisation der KPD). Berlin 1933.

Detmold, Landesbibliothek Soz. 6/9 P

*158 KPD: Verfolgung – Untergrund – Widerstand a) Aus dem Erlass der Lippischen Landesregierung

Detmold, 8. Februar 1933 Die Ortspolizeibehörden werden hierdurch angewiesen, mit sofortiger Wirkung Versammlungen und Aufzüge der Kommunistischen Partei Deutschlands sowie ihrer Hilfs- und Nebenorganisationen unter freiem Himmel wegen unmittelbarer Gefahr für die öffentliche Sicherheit im Allgemeinen zu verbieten. Die Rechts- grundlage gibt § 1 Abs. 2 der Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutze des deutschen Volkes vom 4. des Monats sowie Artikel 123 Abs. 2 der Reichsverfassung. Erscheint es den Polizeiverwaltern verantwortlich, eine Ausnahme von jener Regel zuzulassen, so ist darüber rechtzeitig unter Darlegung der Gründe die Entschei- dung der Landesregierung einzuholen.

Detmold, Staatsarchiv D 105 Schötmar Nr. 63

b) Aus dem Bericht des Bürgermeisters in Lemgo (als Ortspolizeibehörde) an die Lippische Landesregierung.

Lemgo, 4. April 1933 Zum dortigen Ersuchen betr. Bericht über die Tätigkeit staatsfeindlicher Parteien wird mitgeteilt, dass sich die hiesige K.P.D. in den Monaten Januar/Februar d. Js. sichtlich bemühte, den ihr bei den lipp. Landtagswahlen entstandenen Stimmen- verlust durch verstärkte Agitationstätigkeit wieder aufzuholen. Einen entscheidenden Rückschlag erhielten die Bestrebungen der K.P.D. durch

69 die mit dem 1.3.33 einsetzende Polizeiaktion und die Inschutzhaftnahme der führenden und treibenden Kommunisten. Hiermit hörte jede bemerkbare Agitation schlagartig auf, es ist jedoch mit der Möglichkeit durchaus zu rechnen, dass von den noch auf freiem Fusse befindlichen Kommunisten im Geheimen weitergearbeitet wird, wenigstens so- weit ganz fanatische Anhänger derselben hierfür in Frage kommen. Immerhin werden diese Bemühungen nicht mehr auf ganz so fruchtbaren Boden fallen wie bisher, denn die ergriffenen polizeilichen Massnahmen haben entschieden abschreckend gewirkt.

Detmold, Staatsarchiv L 80 I e P Nr. 12 Bd. 2

c) Meldung der Gendarmeriestation Hiddesen vom 26. Mai 1933 über das Ankleben kommunistischer Handzettel («Anstatt Arbeit und Brot: Lüge und Mordhetze in Rundfunk und Presse»/»Heraus mit Ernst Thälmann und allen proletarisch- politischen Gefangenen») an Fernsprechmasten.

Detmold, Staatsarchiv L 80 I e P Nr. 12 Bd. 2

d) «Stürzt die Papen-Hitler-Hugenberg-Lhktatur»/,, Rotes Volksblatt, Kampforgan für Detmold und Umgebung». Flugschriften der KPD (verteilt am 4. März 1933 in Detmold auf der Langen Strasse).

Detmold, Staatsarchiv D 23 Detmold Nr. 4038 und D 83 Nr. 28

e) «Lippische Rote Post. Revolutionäres Organ der Werktätigen!» vom Juni 1933.

Detmold, Staatsarchiv D 83 Nr. 28

*159 Rühle, Gerd: Das Dritte Reich. Dokumentarische Darstellung des Aufbaues der Na- tion. Das erste Jahr, 1933. Berlin 1934.

Detmold, Landesbibliothek H 12038

*160 Sternberg, Fritz: Der Faschismus an der Macht. Amsterdam 1935.

Detmold, Landesbibliothek St 6853

70 Kirchenkampf

*161 Baumgärtner, Raimund: Weltanschauungskampf im Dritten Reich. Die Auseinan- dersetzung der Kirchen mit Alfred Rosenberg. Mainz 1977.

Detmold, Landesbibliothek H 7947.4° (B 20)

*162 Grundmann, Walter: Gott und Nation. Ein evangelisches Wort zum Wollen des Nationalsozialismus und zu Rosenbergs Sinndeutung. 2. Aufl. Berlin 1933. (Eine Auseinandersetzung mit der NS-Ideologie v. evangelischer Seite)

Detmold, Landesbibliothek VIII. 193

*163 Norden, Günther van: Kirche in der Krise. Die Stellung der evangelischen Kirche zum nationalsozialistischen Staat im Jahre 1933. Düsseldorf 1963.

Detmold, Landesbibliothek Th 3005

*164 Norden, Günther van: Der deutsche Protestantismus im Jahr der nationalsoziali- stischen Machtergreifung. Gütersloh 1979.

Detmold, Landesbibliothek Y 3700

*165 Einsetzung eines Staatskommissars der Lippischen Landeskirche. a) Erlass des Staatskommissars der Lippischen Landeskirche über die Auflösung der Lippischen Landessynode.

Detmold, 27. Juni 1933 Auf Grund meiner Bestellung zum Staatskommissar für die Lippische Landeskir- che löse ich hiermit die Lippische Landessynode auf und enthebe ich die gegen- wärtigen Mitglieder des Landeskirchenrats dieses Amtes.

Detmold, Staatsarchiv L 80 III Nr. 4281

b) Aus dem Sitzungsprotokoll des Landeskirchenrates

Detmold, 27. Juni 1933 Gerade als der Landeskirchenrat sich mit der Frage der Auflösung der kirchlichen Körperschaften beschäftigte, erfolgte der Anruf des Landesschulrats Wollen- haupt, dass er zum Kommissar der Lippischen Landeskirche ernannt sei und dass die gewählten kirchlichen Körperschaften Lippes aufgelöst seien.

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Abb. 18 Der Staatskommissar für die Lippische Landeskirche: Landesschulrat Ludwig Wollenhaupt (1882-1961) (Kat. Nr. 165/166)

72 Der Landeskirchenrat gibt dazu folgende Erklärung zu Protokoll: Der Landes- kirchenrat hat am 21. Februar 1933 in der ersten Sitzung, die er nach der Wahl der neuen Landesregierung hielt, sich sofort bereit erklärt, mit ihr unter Wahrung der beiderseitigen Zuständigkeit zum Segen unseres Landes Hand in Hand zu arbei- ten. Er hat ferner, als zur Schaffung einer deutschen evangelischen Reichskirche aufgerufen wurde, sich sofort freudig zu diesem Gedanken bekannt, zunächst von sich aus und dann in Gemeinschaft mit der Landessynodc alles getan, um den re- formierten Zweig der Reichskirche sofort ins Leben zu rufen. Der Landeskirchen- rat stellt dieses ausdrücklich fest und schliesst seine Sitzung mit dem herzlichen Wunsche, dass auch alle in der Zukunft zu treffenden Massnahmen der Lippi- schen Landeskirche zum Segen gereichen mögen.

Detmold, Staatsarchiv L 80 III Nr. 4281

*166 Der Staatskommissar: Ludwig Wollenhaupt. Gebürtig aus Thüringen, ab April 1933 Landesschulrat in Lippe, NSDAP-Ortsgrup- penleiter in Detmold.

Photo

Detmold, Staatsarchiv D 75 Nr. 3569

*167 Innere Verbundenheit von Staat und Kirche. Verordnung des Staatskommissars der Lippischen Landeskirche.

Detmold, 29. Juni 1933 Die läppische Landeskirche begrüsst die nationale Erneuerungsbewegung des deutschen Volkes und wird freudig mithelfen, dass sie zu einer allgemeinen gei- stig-sittlichen Wiedergeburt Deutschlands führt. Volkstum und Vaterland sind gottgegebene Güter von höchstem sittlichem Wert; Dienst am Volk und Vaterland, Hingabe und Opferwillen für Blut und Boden, für Rasse und Heimat gehören zu den höchsten sittlichen Pflichten. Es ist auch die Aufgabe der Religion und der Kirche, dieses Pflichtgefühl zu pflegen und die in- nigste Verbindung von Volkstum und Religion herzustellen. Die Lippische Landeskirche wird daher in allen ihren Gliedern im gleichen Geiste wie der neue deutsche Staat und Hand in Hand mit ihm ihren Dienst am deut- schen Volke tun und das hohe Gut der christlichen Religion, einer echt deutschen Frömmigkeit zu einer das ganze Leben beherrschenden Macht zu erheben trach- ten. Um der inneren Verbundenheit der christlichen Kirche mit dem nationalen Staat, unter dessen starkem Schutz ihr irdischer Bestand, die ruhige Ordnung zu ihrem neuen Aufbau und damit die freie Verkündigung des Evangeliums im deutschen Volke für alle Zukunft gewährleistet ist, sichtbaren Ausdruck zu verleihen, ordne ich hiermit an: 73 Bei allen festlichen Anlässen in Kirche und Staat sind hinfort ausser der Kirchen- fahne auf den evangelischen Kirchen und kirchlichen Gebäuden die Hoheitszei- chen des Reiches, die schwarz-weiss-rote und die Hakenkreuzfahne, zu hissen.

Detmold, Staatsarchiv L 80 III Nr. 4281

*168 Eingliederung der evangelischen Jugend in die Hitler-Jugend. a) Abkommen zwischen dem Jugendführer des Deutschen Reiches Baldur von Schirach und dem Reichsbischof Ludwig Müller.

Berlin, 19. Dezember 1933 1. Das Evangelische Jugendwerk erkennt die einheitliche staatspolitische Erzie- hung der deutschen Jugend durch den nationalsozialistischen Staat und die Hitler-Jugend als Träger der Staatsidee an. Die Jugendlichen des Evangelischen Jugendwerkes unter 18 Jahren werden in die Hitler-Jugend und ihre Untergliederungen eingegliedert. Wer nicht Mitglied der Hitler-Jugend wird, kann fürderhin innerhalb dieser Altersstufen nicht Mitglied des Evangelischen Jugendwerkes sein. 2. Geländesportliche (einschliesslich turnerische und sportliche) und staatspoliti- sche Erziehung wird bis zum 18. Lebensjahre nur in der Hitler-Jugend getätigt. 3. Die gesamten Mitglieder des Evangelischen Jugendwerkes tragen entsprechend ihrer Zugehörigkeit zur Hitler-Jugend den Dienstanzug der Hitler-Jugend. 4. An 2 Nachmittagen in der Woche und 2 Sonntagen im Monat bleibt dem Evan- gelischen Jugendwerk die volle Freiheit seiner Betätigung in erzieherischer und kirchlicher Hinsicht mit Ausnahme der in Ziffer 2 genannten Betätigung. An diesen Tagen werden, wenn nötig, die Mitglieder jeweils von der anderen Or- ganisation beurlaubt. Für die Mitglieder des Evangelischen Jugendwerkes wird der Dienst in der Hit- ler-Jugend ebenfalls auf 2 Wochentage und 2 Sonntage im Monat beschränkt. Ausserdem wird für die evangelische Lebensgestaltung und evangelische Jugenderziehung durch volksmissionarische Kurse und Lagerden Mitgliedern des Evangelischen Jugend Werkes vom Dienst in der Hitler-Jugend ein entspre- chender Urlaub erteilt.

Detmold, Staatsarchiv L 80 C Nr. 45

b) Mitteilungsblatt des Führerrates des Evangelischen Jugendwerkes in Lippe (Kra- mer, Hartkopf, Dassel, Rehme) vom 27. Dezember 1933.

An alle Mitglieder unseres Evangelischen Jugendwerkes! In für unser Werk ernster schicksalsschwerer Stunde senden wir allen unseren Mitgliedern einen herzlichen Neujahrsgruss. Wir haben ja von unserer Reichsleitung die ersten Mitteilungen über den vom

74 Reichsbischof mit dem Reichsjugendführer abgeschlossenen Vertrag Kenntnis er- halten. Nach diesem Vertrage sollen die Jugendlichen unseres Werkes im Alter von 10 bis 18 Jahren pflichtmässig zur Hitlerjugend bezw. zum Deutschen Jung- volk oder BdM. gehören, falls sie noch Mitglieder unserer Gruppen sein wollen. Unser Reichsführerrat hat seine Zustimmung zu dem Vertrage versagen müssen, weil er wie auch fast alle deutschen Kirchenführer und sämtliche evangelischen Reichsjugendführer auf dem Standpunkt steht, dass dieser Vertrag eine allmähli- che Auflösung unseres Werkes bedeutet, da eine Doppelmitgliedschaft aus ver- schiedenen Gründen praktisch sehr schwer durchführbar ist und somit der Nach- wuchs unseres Werkes ausstirbt. Die rechtliche Gültigkeit dieses Vertrages wird nachgeprüft. Da die Vereinbarung erst in zwei Monaten in Kraft tritt, haben wir Zeit. In Über- einstimmung mit der Reichsleitung machen wir es jedem Führer und jedem Mit- glied zur Pflicht, nicht eigenmächtig und übereilt zu handeln, sondern unbedingt die Weisungen unserer Reichs-, Bundes- oder Landesführung abzuwarten. Was unser Verhältnis zur Staatsjugend betrifft, so wollen wir als Werk, wie auch als Einzelne auf keinen Fall im Gegensatz zur Staatsjugend unseren Weg gehen, sondern wir wollen in Kameradschaft und Freundschaft nebeneinander stehen, ge- mäss unserer Losung: Mit Luther und Hitler für Glauben und Volkstum. Jedem Einzelnen rufen wir zu: Seid fest, unbeweglich und nehmt immer zu in dem Werk des Herrn! (1. Kor. 15,58) Unser ganzes Werk aber stellen wir in die Hand des Herrn, dem alle Macht gegeben ist. Er wird uns den rechten Weg führen.

Detmold, Staatsarchiv L 80 C Nr. 45 c) Schreiben des Pastors Kramer an Staatsminister Riecke Detmold, 30. Dezember 1933 Eben versuchte ich, Sie fernmündlich zu sprechen; Herr Wedderwille sagte mir je- doch, dass Sie zu einer Besichtigung seien. So bitte ich Sie auf diesem Wege dringend, Herrn Hartkopf noch heute aus der Schutzhaft zu entlassen; er ist Hauswart des Evangelischen Vereinshauses und als solcher gerade auch über Neujahr dort dringend nötig, zumal seine Frau den Arm gebrochen hat. Was das Mitteilungsblatt betrifft, wegen dessen Hartkopf in Schutzhaft sein soll, so ist dasselbe nur für unsere Mitglieder bestimmt gewesen: es enthält lediglich Tatsachen, die uns von unserer Reichslcitung mitgeteilt sind. Sie glauben nicht, wieviel Proteste aus dem ganzen Reich an Hindenburg, Hitler, Frick und an den Reichsbischof wegen dieses Vertrags geschickt sind! Gern würden P. Dassel und ich mal persönlich mit Ihnen die Sache in aller Ruhe besprechen: Auch wir stehen zu Hitlers Werk.

Detmold, Staatsarchiv L 80 C Nr. 45

75 *169 Riedel, Heinrich: Kampf um die Jugend. Evangelische Jugendarbeit 1933-1945. München 1976.

Detmold, Landesbibliothek H 11497

*170 Anschluss der Lippischen Landeskirche an die Kirchenprovinz Westfalen. a) Erklärung der Lippischen Landesregierung.

Detmold, Oktober 1933 a) Es widerspräche dem nationalsozialistischen Staatsprinzip, wenn einer der Stammeszugehörigkeit entsprechenden Gliederung des Reichsgebietes von ir- gendeiner Seite vorgegriffen würde. b) Die nach völkischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten natürliche und notwendige Angliederung des lippischen Staatsgebietes an Westfalen darf un- ter keinen Umständen aus konfessionellen Gründen durch einen Zusammen- schluss der Lippischen Landeskirche mit der räumlich von ihr getrennten und fern abliegenden reformierten Kirche Hannovers (Ostfriesland) durchbrochen werden. c) Dies um so weniger als der Wunsch nach einem Zusammenschluss dieser Art nur auf einer Seite, nämlich in Ostfriesland, vorhanden ist, im lippischen Kir- chenvolk aber und in der Landessynode keinen Widerhall findet. d) Der dem lippischen Kirchenvolk erwünschte Anschluss an Westfalen würde auch keineswegs irgendwelche Beeinträchtigung des Bekenntnisstandes der Lippischen als einer reformierten Landeskirche noch der in ihr vorhandenen lutherischen Gemeinden bedeuten, zumal auch kirchlich das lippische Land dem benachbarten Minden-Ravensberg viel näher steht als den vielmehr nach den Niederlanden orientierten reformierten Gemeinden Ostfrieslands. e) Ein Zusammenschluss der Lippischen Kirche mit Ostfriesland würde ohne alle Frage eine Verschärfung der konfessionellen Gegensätze innerhalb des Landes und eine Verstärkung des ostfriesischen Einschlages in der lippischen Pfarrer- schaft zur Folge haben, was im Interesse des Volkes, des Staates und der Kirche unter allen Umständen vermieden werden muss.

Detmold, Staatsarchiv L 80 L Nr. 45

b) Flugschrift der «Glaubensbewegung Deutsche Christen, Gau Lippe-Detmold» zur Anschlussfrage der Lippischen Landeskirche vom Oktober 1933.

Detmold, Staatsarchiv L 80 L Nr. 45

76 c) Schreiben des evangelischen Bischofs von Münster an den Reichsstatthalter von Lippe und Schaumburg-Lippe.

Münster, 11. Dezember 1933 In Beantwortung Ihres Schreibens vom 7. d. Mts. möchte ich Ihnen mitteilen, dass ich in letzter Woche erneut einen ausführlichen Bericht an die Reichskirchenre- gierung gesandt habe, den Anschluss der lippischen Gemeinden nach Westfalen hin betreffend. Ausserdem habe ich den Deutschen Christen in Lippe die Anwei- sung gegeben, sich ebenfalls in Berlin für einen Anschluss nach Westfalen ener- gisch einzusetzen. Die allgemeine kirchliche Lage scheint mir allerdings so ver- worren zu sein, dass im Augenblick von der Reichskirchenregierung wohl keine Entscheidung getroffen wird.

Detmold, Staatsarchiv L 76 C 10 a d) Flugblatt von 33 Ältesten und Predigern reformierter Gemeinden Lippes vom 23. Ap- ril 1934; verantwortlich: Pastor van Senden.

An die reformierten Gemeinden in Lippe! Wie durch Zeitungsmeldungen und auf andere Weise bekannt wird, hat der Lippi- sche Landeskirchenrat mit dem Bischof Adler in Münster einen Vertrag abge- schlossen, nach welchem die Lippische Landeskirche vom 1. Juli ds. Js. ab zur unier- ten Kirche Westfalens gehört und dem Bistum Münster unterstellt ist. Wir müssen zu diesem Vorgang Folgendes erklären: 1. In der evangelischen Kirche Westfalens tobt gegenwärtig der heftigste Kampf. Ein grosser Teil der westfälischen Gemeinden und Pfarrer – bislang sind es, soweit uns bekannt ist, reichlich die Hälfte aller Gemeinden – stehen unter der Führung von Präses D. Koch gegen das derzeitige Kirchenregiment unter Bischof Adler. Der Kampf hat so scharfe Formen angenommen, dass an eine friedliche Lösung nach menschlichem Ermessen in absehbarer Zeit nicht zu denken ist. Durch den Anschluss an Westfalen werden die lippischen Gemeinden zwangsläufig in diesen Kampf hineingezogen werden. 2. Der Kampf ist von Seiten des bischöflichen Kirchenregiments mit Gewaltmass- nahmen geführt worden. Die rechtmässige Provinzialsynode wurde gewaltsam aufgelöst. Das gleiche geschah mit Kirchenvorständen. Pastoren wurden zwangs- mässig beurlaubt und versetzt, ohne dass die Gemeinden dazu gefragt wurden. Durch den Anschluss an Westfalen kommen die lippischen Gemeinden unter die Gewalt dieses bischöflichen Kirchenregiments. 3. Nach unserem reformierten, auf die Heilige Schrift gegründeten Bekenntnis, kann es in der Kirche keinen Bischofstitel und keine Bischofsmacht geben, wie sie jetzt in Westfalen eingeführt sind. Ausserdem sieht die reformierte Kirche in dem Bischof eine gefährliche Annäherung an die katholische Kirche Roms. Durch den Anschluss an Westfalen werden Bischofstitel und Bischofsamt auch in unserer Kir- che eingeführt. Damit wird unser Bekenntnis aufgegeben.

77 4. Nach der Erfahrung der letzten 100 Jahre verlieren reformierte Gemeinden in- nerhalb der preussischen Union leicht ihr reformiertes Bekenntnis und ihren re- formierten Charakter. In dem Anschlussvertrag sollen genügende Sicherungen enthalten sein, dass dies bei uns nicht geschieht. Unter dem jetzigen Reichskir- chenregiment werden aber dauernd durch einen Federstrich Kircnenordnungen und Gesetze beseitigt. Durch den Anschluss an Westfalen wird unsere Lippische Landeskirche dem Reichsbischof, der zugleich preussischer Landesbischof ist, in ganz anderer Weise untergeordnet, als dies bisher der Fall war. 5. Nach Zeitungsmeldungen soll durch den Anschluss die Kirchensteuer herabge- setzt werden. Das kann nur dadurch möglich sein, dass in Zukunft die westfälische Kirche von sich aus Mittel aufwendet für die lippische. Abgesehen von der Frage, ob das auf die Dauer der Fall sein wird, ist zu bemerken, dass es sich bei diesen Mitteln schliesslich um staatliche handelt. Durch den Anschluss an Westfalen ge- rät unsere Landeskirche in finanzielle Abhängigkeit vom Staate. 6. Die reformierten Kirchen und Gemeinden ganz Deutschlands haben sich am 18. und 19. April in Osnabrück auf einem reformierten Kirchenkonvent enger zu- sammengeschlossen, um eine einzige reformierte Kirche in der grossen deutschen evangelischen Kirche zu werden. Im Zusammenhang mit dem Anschluss an das Bistum Münster hat sich die Leitung der Lippischen Landeskirche ausserhalb die- ses Zusammenschlusses gestellt. 7. Der kirchliche Kampf in Westfalen geht wie in der ganzen evangelischen Kir- che zuletzt darum, ob Gottes Wort allein gelten und bekannt werden soll oder nicht. Durch die Eingliederung in die Bischofskirche Westfalens stellt sich die Lip- pische Landeskirche in die Front der Gegner der Bekenntniskirche. Wir gehören aber in die Bekenntnisfront, denn «die Zeit des Bekennens ist da!»

Detmold, Staatsarchiv D 83 Nr. 31

e) Protokoll der Staatsanwaltschaft über die Vernehmung des Ortsgruppenleiters der NSDAP in Oerlinghausen.

Detmold, 28. April 1934 Am 26. April d. Js., abends, ist in Oerlinghausen das anliegende Flugblatt, über- schrieben: «An die reformierten Gemeinden in Lippe» datiert vom 23. April 1934, herausgegeben von Büker, van Senden, Tölle, Güse, Schlepper, Stiewe, gedruckt im Verlage der Lippischen Tageszeitung (Ernst Münnich in Detmold) verbreitet worden. Die Verbreitung erfolgte durch Angehörige des Jungvolks. Durch meine Nachfragen habe ich festgestellt, dass eine Tochter des Pastors Tölle in Oerling- hausen-welche kann ich nicht sagen – Mitglieder des Jungvolks mit der Verbrei- tung des Flugblattes beauftragt hat. U.a. haben sich bei der Verbreitung betätigt: der Sohn des Klempnermeisters R., ein Sohn des Kirchenvorstandsmitgliedes G. – beide sind Mitglied des Jungvolks –. Die anderen Mitglieder des Jungvolks habe ich nicht mehr festgestellt.

78 Gerade die Verbreitung des Flugblattes durch Mitglieder des Jungvolkes ist in Oerlinghausen ganz besonders übel aufgefallen. Der Inhalt des Flugblattes muss beanstandet werden. Er trägt ohne Zweifel Un- frieden in die Bevölkerung. Das Flugblatt trägt auch weiter dazu bei, den von der Regierung mit allen Mitteln angestrebten Frieden in der Kirche zu untergraben, denn es wird in Ziffer 1 am Ende von einem «Kampfe» gesprochen, der so scharfe Formen angenommen habe, dass an eine friedliche Lösung nach menschlichem Ermessen in absehbarer Zeit nicht zu denken sei. Es wird weiter überall in dem Flugblatt von dem «Bischof» gesprochen, unter den jetzt die evangelische Kirche gestellt würde. Die Lippische Landeskirche hat bis- her einen Bischof nicht gekannt. Es ist nun tatsächlich so, dass der einfache Mann, der sich bisher mit den kirchlichen Fragen nicht beschäftigt hat, aus dem Flug- blatt entnimmt, dass wir der katholischen Kirche, in der man bisher in der Haupt- sache den Bischof kannte, unterstellt werden sollen. Dass diese meine Ansicht richtig ist, ergibt sich daraus, dass mir gesprächsweise in Oerlinghausen diese Meinung schon mitgeteilt wurde. Damit endlich Ruhe in die Bevölkerung hinein kommt, bitte ich darum, dass das Flugblatt beschlagnahmt und die Weiterverbreitung untersagt wird.

Detmold, Staatsarchiv D 21 B Zug. 124/1953 Nr. 21 f) Aus der Verfügung des Oberstaatsanwalts.

Detmold, 28. April 1934 I. Neue J.-Sache [Ermittlungssache] gegen van Senden wegen politischen Ver- gehens. [. . .] III. Der Herr Staatsminister hat die Beschlagnahme des Flugblattes angeordnet und weiter bestimmt, dass mit allen Mitteln versucht werden soll, die Weiter- verbreitung des Flugblattes zu unterbinden.

Detmold, Staatsarchiv D 21 B Zug. 124/1953 Nr. 21 g) Schreiben des Pastors van Senden an den Reichsinnenminister Dr. Frick, Berlin.

Detmold, 28. April 1934 Bezugnehmend auf unser Telegramm vom heutigen Tage betr. Beschlagnahme ei- nes Flugblattes rein kirchlichen Inhalts durch die Staatspolizei erlaube ich mir un- ter Beifügung eines Exemplars des betr. Flugblattes zur Begründung Folgendes zu berichten: Der Reformierte Kirchenkonvent, der am 18. und 19. ds. Mts. in Osnabrück tagte, hat folgenden Beschluss gefasst: Der Reformierte Kirchenkonvent stellt fest, dass die derzeitige Landeskirchenre- gierung in Lippe mit ihrem Anschluss an die bischöfliche Kirche Westfalens sich

79

Abb. 19 Hermann van Senden (1880-1955), Pfarrer an der reformierten Landesgemeinde und Stadtgemeinde Detmold, Mitglied des Bruderrates der Bekennenden Kirche in Lippe (Kat. Nr. 170-189)

80 mit dem reformierten Bekenntnis und der Barmer Erklärung, die auch von den drei anwesenden Vertretern des Lippischen Landeskirchenrates angenommen war, in Widerspruch gesetzt hat. Der Konvent beauftragt den Kirchenausschuss, diese Stellungnahme den lippischen Gemeinden kundzutun und nichts unver- sucht zu lassen, die leitenden lippischen Brüder zur Erkenntnis ihres Irrweges zu bringen. – Im Sinne dieses Beschlusses hat eine Versammlung von Ältesten und Pastoren das beigelegte Flugblatt in den lippischen reformierten Kirchengemeinden verteilen lassen. Unter Berufung auf die Verfügung des Herrn Reichsinnenministers vom 1. Feb- ruar, nach welcher jedes polizeiliche Eingreifen in die kirchliche Auseinanderset- zung wie Schutzhaft, Polizeibeschlagnahme u.ä. unterbleiben soll, bitte ich den Herrn Reichsinnenminister um seinen Schutz. Ich handle damit in Übereinstimmung mit dem Mitunterzeichner des an den Herrn Reichsinnenminister abgesandten Telegramms, Pastor Frerichs, Leopolds- höhe in Lippe.

Detmold, Staatsarchiv L 80 L Nr. 45

h) Vereinbarung zwischen der Evangelischen Kirche der Altpreussischen Union und der Lippischen Landeskirche überden Eintritt der Lippischen Landeskirche in die Kirchenprovinz Westfalen vom 17. April/9. Mai 1934.

Detmold, Staatsarchiv L 76 C 10a

171 Bekennende Kirche. Aus dem Tätigkeits- und Stimmungsbericht der NSDAP-Gauinspektion VII des Gaues Westfalen-Nord für den Monat Mai 1935.

Bei der hiesigen Staatsanwaltschaft sind verschiedene Verfahren anhängig gewor- den, in denen evangelische und zwar regelmässig reformierte Pastoren als Be- schuldigte oder auch als Zeugen in Frage kommen. Dabei hat sich als Gesamtein- druck ergeben, dass die fanatischen Anhänger der Bekenntniskirche regelmässig auch Gegner des nationalsozialistischen Staates sind, wenn sie auch dieses leug- nen und darauf hinweisen, dass in der Mitgliedskarte, die von den Anhängern der Bekenntniskirche unterschrieben wird, im vorgedruckten Text Worte stehen, durch die die staatliche Obrigkeit anerkannt wird. Diejenigen Pastoren, welche fanatische Anhänger der Bekenntniskirche sind, ar- beiten systematisch. Als anschauliches Beispiel wird [. . .] eine Aussage des Pa- stors Ruperti in Lüdenhausen beigefügt, die dieser vor dem Oberstaatsanwalt in Detmold am 22. Mai 1935 gemacht hat und die deutlich zeigt, dass die Pastoren der Bekenntniskirche nach bestimmten Anweisungen einer Zentrale handeln und genau wie früher die Kommunisten Stubenversammlungen organisieren, um so

81 für die Bekenntniskirche Mitglieder zu werben. Durch die systematische Arbeit dieser Fanatiker ist in den in Frage kommenden Gemeinden eine völlige Spaltung eingetreten, und es muss leider gesagt werden, dass in der Regel die Mehrzahl der kirchlichen Gemeindemitglieder auf Seiten der Pastoren steht, die für die Be- kenntniskirche arbeiten. Durch eine masslose Hetze versetzt man die kirchen- gläubigen Gemeindemitglieder in den Wahn, die Bibel und der christliche Glaube seien in Gefahr. Es hagelt Angriffe auf den Reichsbischof Müller. Unter Zitierung von Bibelstellen und unter dem Deckmantel der Auslegung derselben werden aber nicht allein die kirchlichen Lehr- und Glaubensfragen behandelt, sondern es wird indirekt gegen den Staat gehetzt. Werden diese Leute gestellt, so behaupten sie stets, auf dem Boden des jetzigen Staates zu stehen. Dabei können sie selbst nicht verkennen, dass mindestens der kleine Mann aus dem Volke, z.B. der kleine Bauer oder Geschäftsmann auf dem Lande, ihre Reden gar nicht anders auffassen kann, als richten sie sich gegen den heutigen Staat. Diese Zustände bilden eine ausserordentliche öffentliche Gefahr und zwar sowohl für die nationalsozialistische Bewegung als auch für den nationalsozialistischen Staat an sich. Es gilt, diesen Zuständen mit aller Macht zu begegnen. Das kann aber nicht da- durch geschehen, dass man den einen oder anderen Pastor aufgrund einer Anzei- ge auf 2 oder 3 Tage in Schutzhaft nimmt und dann wieder laufen lässt. Das sind Nadelstiche, die zu nichts anderem führen, als die in Haft genommenen Pastoren zu Märtyrern ihres Glaubens zu stempeln. Es muss hier in ganz systematischer und umfassender Weise vorgegangen werden. Genauso wie auf der Gegenseite nach einem bestimmten System, nach Anweisungen einer Zentrale gearbeitet wird, genau so muss die Abwehr des Staates nach bestimmten Grundsätzen orga- nisiert werden. Und diese sind meines Erachtens folgende: Von den örtlichen politischen Leitern, als welche in erster Linie die Ortsgruppen- leiter in Frage kommen, darf niemals aus einer plötzlichen Aufwallung der Entrü- stung heraus gehandelt werden. Die Ortsgruppenleiter müssen systematisch zu- sammengenommen werden und darüber belehrt und dahin geschult werden, wie man solchen Leuten am besten begegnet. Es hat sich mehrfach ergeben, dass Be- schuldigungen politischer Art gegen Pastoren erhoben worden sind, die an sich zwar berechtigt gewesen sein mögen, bezüglich deren bei näherem Zufassen sich aber herausgestellt hat, dass die als Zeugen benannten Personen den Sachverhalt nicht mehr genau kannten. Das darf unter keinen Umständen vorkommen. Denn wenn ein Verfahren gegen einen Pastor auf Grund solcher Anzeige eingeleitet wird und wegen der erwähnten Mängel zur Einstellung kommt, ist das eine Nie- derlage der politischen Stelle. Kommt es in solchem Verfahren zu einer gerichtli- chen Hauptverhandlung und wird der Betreffende, weil das Beweismaterial unsi- cher ist, freigesprochen, so ist eine solche politische Niederlage für den Staat und die Bewegung geradezu verhängnisvoll. Deswegen halte ich es für angebracht, dass die Ortsgruppenleiter durch die Kreis- leiter bezw. durch von diesen heranzuziehende Fachleute (vertrauenswürdige Staatsanwälte) eingehend und streng vertraulich instruiert werden, wie sie sich in

82 diesen Fällen zu benehmen haben. Für diese Instruktion möchte ich folgende Grundsätze aufstellen: 1. Die Ortsgruppenleiter dürfen niemals, auch wenn sie über das Verhalten des betreffenden Pastors berechtigterweise empört sind, in der ersten Aufwallung ih- res Gefühls selbständig handeln. Sie haben vielmehr mit kühler Überlegung und aller Selbstbeherrschung in erster Linie für die Sicherung des Beweismaterials zu sorgen, d.h., durch kurze Niederschriften, die von den betreffenden Zeugen zu unterschreiben sind, deren Wahrnehmungen alsbald nach dem festzustellenden Ereignis sicherzustellen und umgehend ihrem Kreisleiter einzusenden. 2. Es darf nicht vorkommen, wie es tatsächlich geschehen ist, dass die Ortsgrup- penleiter über weitere wesentliche Äusserungen des betreffenden Pastors nur vom Hörensagen unterrichtet sind, weil sie und andere Parteigenossen es ablehnen, den Gottesdienst oder andere Versammlungen, in denen der Pastor sich äussert, zu besuchen. Die Versammlungen, in denen der Pastor spricht, müssen in unauf- fälliger Weise von vertrauenswürdigen und urteilsfähigen Personen weiterhin be- sucht werden. Und diese Personen müssen ihre Wahrnehmungen unmittelbar nach dem fraglichen Vorgang melden. Der Ortsgruppenleiter hat dann wiederum, wie oben geschildert, zu verfahren. Es muss selbstverständlich vermieden werden, in den Kirchenstreit als solchen einzugreifen, andererseits ist nicht zu verkennen, dass gewisse Pastoren in dieser Beziehung sich ausserordentlich empfindlich stel- len, um von vornherein jede Abwehrmassnahme des Staates abzuschneiden. Sie haben in der Beziehung auch schon auf die Bevölkerung eingewirkt. So ist mir ein Fall bekannt, dass ein Transparent der Hitlerjugend, das jetzt in der Woche der H.J. in einem evangelischen Dorfe aufgehängt war und die Aufschrift trug «Kampf den konfessionellen Verbänden», bei der Bevölkerung schon Anstoss er- regt hat, weil man darin bereits eine unzulässige Einmischung des Staates und der Bewegung in die kirchlichen Angelegenheiten gesehen hat. Dieses Beispiel zeigt wiederum, wie dringend hier Abhilfe not tut. Dies ist nur möglich durch eine systematische Arbeit, wie ich sie oben vorgeschlagen habe. Dadurch wird auch erreicht, dass zur strafrechtlichen Verfolgung wirklich geeig- nete Fälle bei den Gerichtsbehörden anhängig gemacht werden können. Diese müssen dann auch wirklich energisch verfolgt und die in Frage kommenden Pa- storen mit empfindlichen Strafen belegt werden. Für die Bestrafung kommen in solchen Fällen in Frage, die Vorschriften des Strafgesetzbuches wegen Beleidi- gung, § 185 ff., § 130 a St.G.B. (Kanzelparagraph) und die Vorschriften des Gesetzes gegen heimtückische Angriffe auf Staat und Partei vom 20. Dezember 1934.

Wenn in der von mir vorgeschlagenen Weise energisch und zielbewusst gehandelt wird, so wird, des bin ich überzeugt, jeder anständig denkende Deutsche und auch der nichtverhetzte Teil der Pfarrer sich von jenen Fanatikern abwenden, und damit wird die nationalsozialistische Bewegung und der Staat vor einer noch meist unterschätzten Gefahr bewahrt bleiben.

Detmold, Staatsarchiv L 113 A III 1

83 oc

Abb. 20 Einladung zum Bekenntnisgottesdienst in der Marktkirche zu Detmold (Kat. Nr. 172) *172 Bekenntnisgottesdienst am Sonntag, dem 4. April 1937, in der Marktkirche in Det- mold mit Generalsuperintendent D. Dibelius, Berlin.

Handzettel

Detmold, Staatsarchiv L 113 A IV 22

*173 Überwachung der Gottesdienste a) Gottesdienstordnung zur Einführung des Landessuperintendenten Professor Lic. Neuser in der reformierten Stadtkirche zu Detmold am Reformationsfest, 1. No- vember 1936.

Detmold, Staatsarchiv L 76 C 10a

b) Bericht über die Einführung zur Unterrichtung des Reichsstatthalters in Lippe und Schaumburg-Lippe. Detmold, 2. November 1936 In der Anlage wird zunächst das auf den einzelnen Plätzen ausliegende Programm beigefügt. Hierzu äussere ich mich wie folgt: Zu 3. des Programms. Die Worte des stellvertretenden Landessuperintendenten Pastor Ewerbeck, Lemgo, boten nichts Besonderes. Zu 5. Die Ansprache des Vorsitzenden der Landessynode, Pastor Hänisch, Lem- go, war schon kämpferischer eingestellt. Der Nationalsozialismus wurde zwar mit keinem Wort erwähnt, doch wurde vom Redner mit Betonung auf die notwen- dige Verteidigung der Schrift und des Evangeliums hingewiesen. Zu 6. Das Amtsgelübde des neuen Landessuperintendenten bot nichts von politi- schem Interesse. Zu 8. Der Vertreter der Lutheraner, Superintendent Peters, Bad Salzuflen, betonte etwa in demselben Masse wie der Pastor Hänisch, vgl. oben zu 5., die Notwendig- keit der Verteidigung der Schrift und des Glaubens. Zu 10. Die Ansprache des Vertreters des Reformierten Arbeitsausschusses für ganz Deutschland, des Kirchenpräsidenten Horn aus Nordhorn, habe ich als eine Taktlosigkeit vor allem wegen des zugrunde gelegten Bibeltextes empfunden. Er verlas nämlich eine lange Textstelle des Alten Testaments, wonach Jerusalem die Stadt sei, zu der alle Stämme Judas wallfahrten und wo die Stühle des Gerichts ständen. Auch in seinen weiteren Ausführungen kam der Redner wiederholt auf Jerusalem und die Stämme Davids zu sprechen. Ich habe allerdings nur empfunden, denn zu beweisen ist es nicht, dass die Verle- sung und Auslegung dieser typisch von Jerusalem und den Stämmen Judas han- delnden Stelle des Alten Testaments geschah als eine bewusste Betonung gegen die Strömungen des deutschen Volkes, die das Alte Testament als undeutsch und jüdisch ablehnen (Rosenberg, Mythos).

85 Ich glaube auch nicht fehlzugehen in der Annahme, dass man deswegen einen fremden Pastor zur Verlesung und Auslegung dieser Bibelstelle des Alten Testa- ments herangeholt hatte. Nach der Ansprache des Vertreters der Lippischen Lu- theraner (vgl. Ziffer 8 des Programms) musste man füglich eine entsprechende Ansprache eines Vertreters der lippischen Reformierten erwarten. Als solcher wäre wohl Pastor Ewerbeck in Lemgo in Frage gekommen. Man wollte aber wohl einen lippischen Pastor nicht in dieser Richtung politisch belasten. Zu 12. Den Höhepunkt der Feier bildete naturgemäss die Predigt des neuen Lan- dessuperintendenten. Er machte den Eindruck eines klugen gebildeten Theolo- gen, aDer auch nicht mehr. Er sprach zwar zum Teil mit Pathos, aber, genau bese- hen, ohne innere Leidenschaft. Seine Leidenschaftlichkeit als Redner schien mir mehr erdacht als wirklich gefühlt. Auch er sprach viel von der Unantastbarkeit der Heiligen Schrift, des «Worts» und des Evangeliums, er sprach von den Spannungen und Gegensätzlichkeiten in der Welt draussen, streifte ganz obenhin die Tatsache, dass es auch antikirchliche und antireligiöse Strömungen gäbe, und dass der «Diener des Worts» sich des Evangeliums nicht schämen dürfe (Zitat nach Paulus Brief an die Korinther) und unter Umständen auch alle Leiden und Unbill ertragen müsse um unseres Herrn Jesu Christi willen. Solche Worte können aber nach Lage der Sache in einer Antrittsrede als Führer der Lippischen Landeskirche nicht als eigentliche Kampfansage gegen den Natio- nalsozialismus aufgefasst werden. Sie wurden offenbar von dem neuen Mann er- wartet. Dagegen fiel mir Folgendes auf: Der Redner wies eindringlich und pathetisch dar- auf hin, dass wir in einer Zeit der Spannungen und der Kämpfe lebten, Völker zer- fleischten sich in unheilvollem Bruderkrieg, aber wir lebten hier in Deutschland auf einer Insel des Friedens und könnten in Ruhe Gott dienen. Dafür könnten wir – nun, dachte ich, würde der Redner sagen, unserem Führer Adolf Hitler nicht ge- nug danken, oder: dafür könnten wir unserem Herrgott nicht genug danken, dass er uns diesen Führer geschenkt habe, der uns die freie Religionsausübung unter seinem starken Schutz ermögliche, stattdessen sagte er nur, dafür könnten wir Gott nicht genug danken. Zu 14. Im Schlussgebet und Segen erbat der Landessuperintendent in seiner Für- bitte den Schutz des Höchsten einmal für die Wehrmacht und dann auch für den Führer. Das war aber so obenhin und ohne Betonung, dass es von vielen über- haupt nicht wahrgenommen sein wird. Im Ganzen kann gesagt werden, dass diese Feier sich dem Nationalsozialismus gegenüber zwar ablehnend verhalten hat, dass aus ihr aber nicht zu entnehmen ist, dass man nun unter Führung des neuen Landessuperintendenten einen ei- gentlichen Kampf gegen den Nationalsozialismus auf kirchlichem Gebiet begin- nen wolle. Die Grundeinstellung war mehr defensiv als offensiv.

Detmold, Staatsarchiv L 76 C 10a

86 *174 Diffamierung und Verfolgung a) Schreiben des Bruderrates der Bekennenden Kirche in Lippe – unterzeichnet von Pastor van Senden – an den Reichsinnenminister Dr. Frick, Berlin.

Detmold, 4. März 1935 Am 28. Februar 1935, kurz vor Mittag, wurde der Pfarrvikar Hossius in Alverdis- sen i. Lippe durch den Kommissar der Landespolizei, Hunke, abgeholt und in Det- mold in Schutzhaft genommen, in der er sich zurzeit noch befindet. Wir erheben hiergegen Einspruch und bitten den Herrn Reichsinnenminister, sich die Akten vorlegen zu lassen und die Freilassung des Genannten zu bewirken. Wenn auch uns über die Anklagepunktc Genaues nicht vorliegt, ist doch aus An- deutungen der Polizei und Vermutungen der Familie Hossius und ausserdem durch Mitteilungen, die der Kreisleiter Prüssncr am Sonnabend, den 2. März 1935 dem Kirchenvorstand in Alverdissen gemacht hat, wahrscheinlich, dass es sich um folgende Punkte handelt: I. In einer Weihnachtspredigt, deren in Frage kommender Teil der Landespoli- zei in Detmold schon seit 3 Wochen vorliegt, wird Vers 4 des 9. Kapitels des Jesaja ausgelegt: «Denn alle Rüstung derer..Diese Auslegung wird fälschlich als ein an Landesverrat grenzender Hinweis auf die heutigen Kasernenbauten gedeutet, wozu, wie die Einsicht in die Akten ergeben wird, keine Veranlas- sung vorliegt. II. Am 13. Jan. 1935 wurde auf die Saarrückgliederung in der Einleitung der Pre- digt Bezug genommen. Hossius hat etwa gesagt: «Es steht in Gottes Hand, welcher Ausgang für Deutschland am segensreichsten sein wird.» Das Glockengeläut am Abend vorher habe die Gemeinde aufgefordert, für- bittend der Saarrückgliederung zu gedenken. Auch diese Redewendung ist im Sinne der Vaterlandsfeindschaft verstanden worden. III. In einem Privatgespräch mit einem Lehrer, welcher sich für ein Zusammenge- hen von Kirche und Schule erklärte, hat H. geäussert: Solange der jetzige Lan- desschulrat Wollenhaupt die Leitung habe, könnte es für die Kirche nur heis- sen: Schiedlich, friedlich. Diese Äusserung hängt mit dem Aufkommen der Bestrebungen der Deutschen Glaubensbewegung zusammen. Wir bitten zu prüfen, ob nicht auch eine Überschreitung der Befugnisse der Lan- despolizei vorliegt, da unseres Wissens die Anordnung einer solchen Schutzhaft nur mit Genehmigung höherer Instanzen statthaft ist. Vor allem bitten wir, die Aufhebung der Schutzhaft unverzüglich anzuordnen, da eine Verdunkelungsgefahr oder sonstige Nachteile dadurch nicht zu befürchten sind, während andererseits durch die Fortdauer der Schutzhaft die Gemeinde im- mer stärker beunruhigt wird, zum Schaden nicht der Kirche, aber der deutschen Sache.

Detmold, Staatsarchiv L 76 C 10a

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Abb. 21a Hans Hossius (1906-1974), Pfarrvikar in Alverdissen (Kat. Nr. 174a)

Abb. 21b Paul Ruperti (1879-1937), Pfarrer in Lüdenhausen (Kat. Nr. 174b) b) Schreiben der NSDAP-Kreisleitung Lemgo an die Staatspolizeistelle Bielefeld, Aussenstelle Detmold.

Detmold, 5. März 1936 Der Pastor Ruperti – Lüdenhausen, der schon jahrelang als konfessioneller Het- zer bekannt ist und im Lippischen Norden «Rasputin» genannt wird, versucht wieder einmal den Frieden der Gemeinde Lüdenhausen in unverantwortlicher Weise zu stören. So hat er in der letzten Kirchenvorstandssitzung beanstandet, dass die Gemeinderäte, die vor Kurzem den Bürgermeister beerdigten, als Träger des Sarges den deutschen Gruss auf dem Friedhof anwandten. Er hat versucht und es auch fertiggebracht, dass die Mehrzahl des Kirchenvorstandes einen Beschluss fasste, wonach die Ausübung des Grusses am offenen Grabe nach Niederlassen des Sarges verboten ist. Ruperti hat die Absicht, diesen Beschluss, der eine ungeheuere Provokation gegen unseren Führer und die Bewegung darstellt, am Sonntag der Gemeinde von der Kanzel aus bekannt zu geben. Er wählt ausgerechnet den Heldengedenktag, also den Tag, an dem sehr viele Kirchenbesucher vorhanden sein werden. Die Erre- gung über diese Provokation ist so stark, dass die Gefahr besteht, wenn Pastor Ru- perti diesen Beschluss verlesen würde, dass irgend etwas passieren könnte. Es ist daher zur Aufrechterhaltung von Ruhe, Frieden und Ordnung unbedingt erfor- derlich, dass dem Pastor vorher klargemacht wird, dass wir uns diese Herausforde- rung nicht gefallen lassen. Ich bitte daher, unverzüglich das Erforderliche zu veranlassen. Im Übrigen überreiche ich Anlagen, aus denen alles Nähere hervorgeht. Beson- ders verdienen Punkt 2 und 3 der Anlage besondere Beachtung.

Detmold, Staatsarchiv D 21 B Zug. 124/1953 Nr. 20

*175 Verbot von Flugschriften der Bekennenden Kirche. Rundschreiben der Geheimen Staatspolizei, Staatspolizeistelle für den Regierungs- bezirk Minden und die Länder Lippe und Schaumburg-Lippe.

Bielefeld, 24. Februar 1937 In letzter Zeit werden vielfach Flugblätter und Hetzschriften der Bekennenden Kirche verbreitet, die eine aussergewöhnliche Propaganda für die Bekenntnis- schule aufweisen. Es handelt sich besonders um die Flugschriften: «Evangelische Eltern, seid auf der Hut», «Liebe evangelische Eltern», «Evangelische Eltern, habt Acht, es geht um die evangelische Schule», «Warum Bekenntnisschule» u.a.m.

Diese Verbreitung ist unzulässig. Ich ersuche daher, diese und ähnliche Blätter beim Auftauchen sicherzustellen und unter gleichzeitiger Feststellung des Ver- breiters nach hier zu berichten. Die Verbreitung der erwähnten Flugschriften in der Kirche bleibt hiervon unberührt.

89

Abb. 22 Flugblatt der Bekennenden Kirche (Kat. Nr. 176)

90 Gleichzeitig weise ich darauf hin, dass eine Veröffentlichung von Hinweisen für die Bekenntnisschule in der Tagespresse zu unterbinden ist. Veröffentlichungen dieser Art sind nur in den Kirchenblättern gestattet.

Detmold, Staatsarchiv D 105 Brake Nr. 36

*176 Evangelische Eltern habt Acht! – Es geht um die evangelische Schule! Flugblatt der Bekennenden Kirche

Detmold, Staatsarchiv L 80 III Nr. 4518

*177 Aus dem Leben der lippischen Landeskirche 1937-1949. In: Lippischer Kalender, Jg. 1950, S. 53-62. (Behandelt u.a. den Kirchenkampf u. Verfolgung in Lippe)

Detmold, Landesbibliothek LZ 2 (1950)

*178 Schreck, Karl: Aus dem Kampf der Bekennenden Kirche in Lippe 1933-1945. o. O. 1969.

Detmold, Landesbibliothek L 1003.4°

*179 Niemöller, Martin: Bekennende Kirche in Westfalen. Bielefeld 1952. (Lippe häufig erwähnt)

Detmold, Landesbibliothek Th 1721 li

*180 Adolph, Walter: Geheime Aufzeichnungen aus dem nationalsozialistischen Kir- chenkampf 1935-1943. Bearb. v. Ulrich von Hehl. 2. Aufl. Mainz 1980.

Detmold, Landesbibliothek 4.1981.56

*181 Klingler, Fritz: Dokumente zum Abwehrkampf der deutschen evangelischen Pfar- rerschaft gegen Verfolgung und Bedrückung 1933-1945. Nürnberg 1946.

Detmold, Landesbibliothek H 2706

*182 Röhm, Eberhard u. Jörg Thierfelder: Evangelische Kirche zwischen Kreuz und Ha- kenkreuz. Bilder und Texte einer Ausstellung. Stuttgart 1981.

Detmold, Landebibliothek Y 2263

91 183 Vereidigung der lippischen Pfarrer. a) Schreiben der NSDAP-Ortsgruppe Heiligenkirchen an die Kreisleitung in Det- mold.

Heiligenkirchen, 27. August 1938 In der obigen Angelegenheit ist mir bekannt geworden, dass der Pastor Voget in Heiligenkirchen Rundschreiben an andere Pastoren versendet, die sinngemäss zum Ausdruck bringen, dass die Pastoren den Eid auf den Reichsstatthalter ver- weigern sollen. Gleichzeitig liegt auch eine Erklärung bei, die der jeweilige Pastor ausgefüllt zurücksenden und gleichzeitig erklären soll, ob er gewillt ist, seinen Eid abzulegen, oder zu verweigern. Durch Voget sind ca. 50 solche Rundschreiben verschickt worden, die von mehreren Pastoren unterzeichnet waren, u.a. von Pas- tor van Senden, Schmidt, Wessel und Schreck.

Detmold, Staatsarchiv L 76 C 10a

b) Schreiben der Bekennenden Kirche in Lippe (van Senden, Hossius, Wessel, Schmidt, Schreck) an den Landeskirchenrat.

Detmold, 24. August 1938 Dem Benehmen nach befasst sich der Landeskirchenrat mit der Frage der Vereidi- gung der lippischen Pfarrer. Dazu tragen wir dem Landeskirchenrat Folgendes vor: Nach dem Bekenntnis unserer Kirche (Heidelb. Kat. Fr. 99-102) kann man gottse- lig einen Eid nur dann schwören, 1. wenn die Obrigkeit oder sonst die Not es fordert. . . Wir stellen fest, dass der Staat den Eid nicht eindeutig gefordert hat. Das Reichskirchenministerium hat den sächsischen Bekenntnispfarrern erklärt, weder Staat noch Partei haben den Eid verlangt, darum könne ihn das Reichskirchenministerium nicht abneh- men. 2. Auch der vom Staat geforderte Eid darf nur geschworen werden, wenn da- durch die Treue und Wahrheit erhalten und gefördert wird, Gott zur Ehre und dem Nächsten zum Heil. Der gegenwärtig den Pfarrern auferlegte Eid streitet gegen Gottes Ehre, da hinter diesem Eid ein Totalanspruch steht. Gegen diesen Totalanspruch sichert kein Vorbehalt unter Berufung auf das Ordinationsge- lübde, denn entgegen dem Totalitätsanspruch Gottes wird der Totalitätsan- spruch des Staates, entgegen der biblischen Offenbarung die nationalsozialisti- sche Weltanschauung, entgegen dem Gesetz Gottes das Sittlichkeits- und Mo- ralgefühl der germanischen Rasse grundsätzlich und praktisch geltend ge- macht. Reichsminister Rust laut Frankf Zeitung vom 1. August 1935: «Einer Eidesverweigerung kommt es gleich, wenn ein Beamter den Eid nur mit Vorbe- halten leistet. Der Schwur der Treue verträgt seiner Natur nach keine Ein- schränkung.» Wir würden das Gewissen des Nächsten heillos verwirren und dem Staat ge- 92 genüber unwahrhaftig werden, wenn wir ihm die gewissenhafte Erfüllung der Amtspflichten beschwören, obwohl wir im Gehorsam gegen Schrift und Be- kenntnis den von ihm erlassenen Gesetzen zur «Befriedung der Kirche» wider- stehen müssen. Durch diesen Eid würde also die Unwahrheit und des Nächsten Unheil gefördert. Nach vorstehenden Darlegungen können wir den in Frage stehenden Eid nicht «gottselig» schwören. Obwohl und weil der Eid weithin geleistet ist, halten wir die Bezeugung dieser Wahrheit auch durch die Kirchenregierung für notwendig, damit wir die Sün- de, soviel an uns ist, helfen wehren und verbieten (Heidelb. Kat. Fr. 100).

Detmold, Staatsarchiv L 76 C 10a

*184 Katholische Kirche Rundschreiben der Geheimen Staatspolizei, Staatspolizeistelle für den Regierungs- bezirk Minden und die Länder Lippe und Schaumburg-Lippe.

Bielefeld, 30. Januar 1937 In der Nummer 3 des kirchlichen Amtsblattes für die Erzdiözese Paderborn vom 28.1.37 wird unter Nr. 52 ein Hirtenschreiben des Erzbischofs von Paderborn, das in schärfster Form zu einem angeblichen Kampf gegen das Christentum Stel- lung nimmt, veröffentlicht. Dieses Hirtenschreiben soll nach Anweisung des Erz- bischofs morgen, am 31.1.1937 in allen Pfarr-, Filial- und Klosterkirchen von der Kanzel verlesen werden. Gegen die Verlesung des Hirtenbriefes in den Kirchen ist nicht einzuschreiten, je- doch ist jede Vervielfältigung durch Druck oder Schrift mit Ausnahme in kirchli- chen Amtsblättern zu verhindern.

Detmold, Staatsarchiv D 105 Brake Nr. 34

*185 Mahn- und Bittruf an die katholischen Eltern der Erzdiözese Paderborn Hirtenbrief des Erzbischofs von Paderborn für den Erhalt der katholischen Bekenntnisschule vom 4. März 1937.

Detmold, Staatsarchiv L 113 A IV 22

*186 Nötges, Jakob: Nationalsozialismus und Katholizismus. Köln 1931. (Auseinanderset- zung mit der NS-ldeologie v. katholischer Seite)

Detmold, Landesbibliothek 8.1980.434

93 *187 Leers, Johann von: Der Kardinal und die Germanen. Eine Auseinandersetzung mit Kardinal Faulhaber. 2. Aufl. Hamburg 1934.

Detmold, Landesbibliothek H 1033

*188 An ihren Taten sollt ihr sie erkennen! Mönchen-Gladbach 1936. (NS-Hetzschrift ge- gen angeblich kriminelle Handlungen katholischer Kleriker)

Detmold, Landesbibliothek XX. 128

*189 Hockerts, Hans Günter: Die Sittlichkeitsprozesse gegen katholische Ordensange- hörige und Priester 1936/37. Eine Studie zur nationalsozialistischen Herrschafts- technik und zum Kirchenkampf. Mainz 1971.

Detmold, Landesbibliothek H 7947.4° (B 6)

*190 Schwarz, Dieter: Die grosse Lüge des politischen Katholizismus. Berlin 1938.

Detmold, Landesbibliothek St 2338

*191 Breuning, Klaus: Die Vision des Reiches. Deutscher Katholizismus zwischen De- mokratie und Diktatur 1929-1934. München 1969.

Detmold, Landesbibliothek Th 3451

*192 Müller, Hans: Katholische Kirche und Nationalsozialismus. Dokumente 1930 bis 1935. München 1963.

Detmold, Landesbibliothek Th 2052 rc

*193 Langer, Hans-Otto: Der Kirchenkampf in der Ara der Kirchenausschüsse 1935 bis 1937. Bielefeld 1971.

Detmold, Landesbibliothek Kps 72/31

*194 Repgen, Konrad: Hitlers Machtergreifung und Katholizismus. Versuch einer Bilanz. Saarbrücken 1967.

Detmold, Landesbibliothek Kps 68/99

*195 Binder, Gerhart: Irrtum und Widerstand. Die deutschen Katholiken in der Ausei- nandersetzung mit dem Nationalsozialismus. München 1968.

Detmold, Landesbibliothek Th 3406

94 Das Schicksal der Juden

*196 Antisemitische Hetze während der Weimarer Republik. Beschwerde der israelitischen Gemeinde Bad Salzuflen an das Lippische Landesprä- sidium.

Bad Salzuflen, 1. August 1931 Mit Gegenwärtigem gestatte ich mir, Sie auf das Treiben der Nationalsozialisten hier im Bade Salzuflen aufmerksam zu machen. Ist dem Landespräsidium bekannt, dass hier in Bad Salzuflen in den letzten Tagen wieder eine grosse antisemitische Hetze getrieben wird, und was gedenkt das Landespräsidium zu tun, um sofortige Abhilfe zu schaffen. Heute Morgen waren wieder mal viele Häuser mit beiliegendem Zettel [«Hopfen- handeln möcht’ der Jud, Hopfenzupfen nie! Der Jud muss hinaus!» d. Verf.] be- klebt, die verschiedenen Inhalt hatten. Heute Morgen steht hier an der roten Bude der Nazi, welche 50 Meter vom Kurpark entfernt steht, in grossen Lettern ge- schrieben: «Der Jude muss heraus», und sonstige Beleidigungen des Judentums. Wir Salzufler Israeliten erblicken in diesem Treiben der Nazis eine Aufreizung zum Klassen- und Rassenhass, ferner Schädigung des Bades, da beide jüdische Pensionen leer sind. Heute steht wieder ein Schild an der roten Bude: «Kauft und wohnt nicht bei Juden». Wir denken, dass jetzt das Landespräsidium genug Grund hat einzuschreiten, nachdem mehrere Vorstellungen bei der Stadt und Badever- waltung erfolglos geblieben sind. Wir verlangen: Sofortige Schliessung der roten Bude. Einziehung der ca. 7 Meter langen Fahne. Verbietung des Uniformtragens und Enthaltsamkeit jeder antise- mitischen Tätigkeit, wie das in Baden-Baden und Bad Homburg auch geschehen ist.

Detmold, Staatsarchiv L 75 Abt. IV Gruppe 7 Nr. 51

*197 Schweitzer, Hans u. Joseph Goebbels: Das Buch Isidor. Ein Zeitbild voll Lachen und Hass. 3. Aufl. Müncnen 1929.

Detmold, Landesbibliothek St 2266

*198 Meister, Anton: Die Presse als Machtmittel Judas. München 1931.

Detmold, Landesbibliothek St 1757 (18)

*199 Beyer, Karl: Jüdischer Intellekt und deutscher Glaube. 2. Aufl. Leipzig 1933.

Detmold, Landesbibliothek St 2001

95 *200 Leers, Johann von: 14 Jahrejudenrepublik. Die Geschichte eines Rassenkampfes. 2. Aufl. Berlin 1933.

Detmold, Landesbibliothek H 743

*201 Schulz, F. O. H.: Jude und Arbeiter. Ein Abschnitt aus der Tragödie des deutschen Volkes. Berlin 1934.

Detmold, Landesbibliothek St 2059

*202 Zielenziger, Kurt: Juden in der deutschen Wirtschaft. Berlin 1930.

Detmold, Landesbibliothek St 3274

*203 Fritsch, Theodor: Handbuch der Judenfrage. Die wichtigsten Tatsachen zur Beur- teilung des jüdischen Volkes. 31. Aufl. Leipzig 1932.

Detmold, Landesbibliothek St 7842

*204 Rosenberg, Alfred: Die Protokolle der Weisen von Zion und die jüdische Weltpo- litik. 20. Tsd. München 1933. (Die sog. «Protokolle» waren längst als Fälschung ent- larvt, wurden dessen ungeachtet von den Nazis erneut zur Judenhetze missbraucht)

Detmold, Landesbibliothek St 2012

205 Feder, Gottfried: Die Juden. 5. Aufl. München 1933. (Feder war der Mann der ersten Stunde nach dem 1. Weltkrieg. Er hatte eine der niedrigsten Mitgliedsnummern der NSDAP)

Detmold, Landesbibliothek St 1757 (4)

206 Hauptmann, Hans: Deutschlands heimliche Herren! Rotaryklub und Herrenklub als Stosstrupps Judas. München 1932.

Detmold, Landesbibliothek o. Sign.

*207 Mosse, Werner E. [Hrsg.]: Entscheidungsjahr 1932. Zur Juden frage in der Endphase der Weimarer Republik. 2. Aufl. Tübingen 1966.

Detmold, Landesbibliothek St 4325 (13)

208 Leers, Johann von: Forderung der Stunde: Juden raus! Berlin 1933.

Detmold, Landesbibliothek o. Sign.

96

Abb. 23 Plakat des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten, März 1933 (Kat. Nr. 209) 97 *209 Unser Führer in Krieg und Frieden: Herr Reichspräsident Generalfeldmarschall von Hindenburg. Plakat des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten vom [30. März] 1933.

Detmold, Staatsarchiv D 81 Nr. 1354

*210 Entlassung der Juden aus dem Staatsdienst. Schreiben der NS-Beamtenabteilung, Kreis Lippe, an die Lippische Landesregierung.

Detmold, 8. April 1933 Seitens der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei, Reichsleitung, ist unter dem 30. März 1933 folgende Verfügung ergangen: «Im Verfolg des Aufrufes der Parteileitung zur planmässigen Durchführung des Boykotts gegen jüdische Geschäfte usw. ordne ich hiermit an, dass alle zuständi- gen Amtswalter der Beamtenabteilung der NSDAP bei den zuständigen Behör- dendienstleitern vorstellig werden, um die Durchführung folgender Richtlinien sicherzustellen. 1. Sämtliche in den Reichs-, Staats- und Kommunalverwaltungen sowie bei den Körperschaften des öffentlichen Rechts beschäftigten jüdischen Arbeiter und Angestellten sind zu entlassen. 2. Den in den gleichen Verwaltungen beschäftigten jüdischen Beamten ist sofort die weitere Ausübung ihrer Tätigkeit zu untersagen. 3. Alle vorbereitenden Massnahmen zur Entfernung aller jüdischen Beamten aus den Ämtern, die durch eine demnächst erscheinende Verordnung der Reich- sregierung auf Grund des Ermächtigungsgesetzes ermöglicht wird, sind bereits jetzt zu treffen. 4. Beamte, die nachweisbar gegen die Boykottanordnung verstossen, sind umge- hend hierher zu melden. Ich erwarte, dass diese Anordnung mit der nötigen Energie durchgeführt wird.» Ich bitte die Landesregierung, die Durchführung dieser Richtlinien bei den unter- stellten Dienststellen erforderlichenfalls anzuordnen.

Detmold, Staatsarchiv L 80 I Pers. Nr. 2301

211 Schulz, E. H. u. R. Frercks: Warum Arierparagraph? Em Beitrag zur Judenfrage. Berlin 1934.

Detmold, Landesbibliothek St 2054

212 Richtlinien für den Kampf gegen die Juden. Aus dem Rundschreiben der NSDAP-Kreisleitung Detmold an sämtliche Ortsgrup- pen und Stützpunkte.

98 Detmold, 9. August 1935 1. Es darf kein Verkehr mit Juden gepflegt werden. 2: Es dürfen keine jüdischen Arzte in Anspruch genommen werden. 3. Es sollen nach Möglichkeit an allen Dorf- bzw. Stadteingängen Schilder ange- bracht werden mit der Aufschrift: «Juden sind nicht erwünscht». 4. Es ist selbstverständlich, dass die Badeanstalten aus Reinlichkeitsgründen für Juden verboten werden. 5. Die Staats- und Gemeindebehörden dürfen keine Aufträge an Lieferanten vergeben, die oder deren Frauen heute noch bei Juden kaufen, bzw. mit ihnen Handel treiben. 6. Die Bürgermeister haben das Recht, den Juden das Ankäufen von Grundstü- cken zu verbieten. 7. Es ist erlaubt, die Namen bzw. Fotografien der Volksgenossen zu veröffentli- chen, die heute noch bei Juden kaufen. 8. Die Schrift an den Stürmerkästen, dass die Juden unser Unglück sind, dürfen wieder angebracht werden. 9. Juden, die im Besitze von Wandergewerben sind, kann der Wandergewerbe- schein entzogen werden, mit der Begründung, dass sie politisch unzuverlässig sind. 10. Die Ortsgruppen- und Stützpunktleiter stellen fest, ob Juden, die im Besitze eines Wandergewerbescheines sind, sich deutscher Weiterverkäufer bedie- nen. 11. Die Ortsgruppen- und Stützpunktleiter werden gebeten, der Staatszeitung Aufnahmen einzusenden von Volksgenossen, die heute noch mit Juden han- deln, bzw. bei Juden kaufen. Diese Aufnahmen sind zur Veröffentlichung in der Presse bestimmt. Detmold, Staatsarchiv L 113 A

*213 Ausschluss der Juden aus dem deutschen Volk. Gaubefehl des NSDAP-Gauleiters Westfalen-Nord, Dr. Alfred Meyer.

Nürnberg, 17. September 1935 Der Jude ist durch das Reichsbürgergesetz vom 15. September 1935 aus dem deut- schen Volke ausgeschlossen worden. Durch das Gesetz zum Schutze des deut- schen Blutes und der deutschen Ehre ist ihm die Vergiftung des deutschen Blutes unmöglich gemacht. Durch zahlreiche andere Massnahmen des Führers ist ihm die Ausübung von Rechten, die lediglich dem deutschen Volksgenossen zustehen, unterbunden. Er ist entnationalisiert und das Ziel muss sein, dass der Deutsche in dem Juden den Angehörigen eines fremden Volkes sieht, welches in Deutschland lediglich Gastrecht hat. Über die durch den Führer nun in Bezug auf das Judentum getroffenen Massnah- men hinaus Einzelaktionen gleich welcher Art vorzunehmen, ist strengstens ver-

99

19) erg, Detmold, Bruchstrasse (Kat. 2 Nr. Bruchstrasse Detmold, erg, Posten vordem Geschäft Alsb Geschäft Posten vordem - und und SA

- Abb. 24 SS 24 Abb.

100 boten und wird auf das rücksichtsloseste und schärfste durch Partei und Staat be- straft werden. Insonderheit ist aus aussenpolitischen und wirtschaftspolitischen Rücksichten der wirtschaftliche Vernichtungskampf gegen den Juden zu unterlas- sen. Dieser Befehl ist von Seiten der Hoheitsträger jedem Parteigenossen bekanntzu- geben und mit jedem Führer der Gliederungen der Partei zu besprechen. Ich er- warte, dass in meinem Gau rückhaltlos und in blindem Gehorsam dieser Befehl befolgt wird und muss die Hoheitsträger für seine strengste Einhaltung verant- wortlich machen.

Detmold, Staatsarchiv L 113 A I 1

*214 Der Stürmer. Deutsches Wochenblatt zum Kampfe um die Wahrheit. Hrsg.: . Jg. 13. 1935.

Detmold, Landesbibliothek St 2322.2°

*215 Die Juden in Deutschland. Hrsg. v. Institut zum Studium d. Judenfrage. München 1935.

Detmold, Landesbibliothek St 2168

*216 Des Stürmers Kampf. Nürnberg 1937. (Selbstdarstellung des antisemitischen Hetz- blattes)

Detmold, Landesbibliothek o. Sign.

*217 Walk, Joseph [Hrsg.]: Das Sonderrecht für die Juden im NS-Staat. Eine Sammlung der gesetzlichen Massnahmen und Richtlinien. Inhalt und Bedeutung. Heidelberg 1981.

Detmold, Landesbibliothek Y 2376

*218 Hahn, Fred: Lieber Stürmer. Leserbriefe an das NS-Kampfblatt. 1924 bis 1945. Stutt- gart 1978.

Detmold, Landesbibliothek Stz 255 (A 19)

*219 Judenboykott a) Photo von SS- und SA-Posten vor dem Geschäft Alsberg, Detmold, Bruchstr. 16- 18 im Jahre 1938.

Detmold, Staatsarchiv D 75 Nr. 2847

101 b) Aufkleber: «Wer beim Juden kauft, ist ein Volksverräter».

Detmold, Landesbibliothek

*220 Stigmatisierung. Stempel des Dr. med. Franz «Israel» Cohn, Dortmund, mit dem Abdruck des Ju- densterns und dem Zusatz «Zur ärztlichen Behandlung ausschliesslich von Juden berechtigt».

Detmold, Staatsarchiv D 105 Schötmar Nr. 8

*221 Schluss jetzt mit diesem Verbrecherpack! Parteiamtliche Wandzeitung («») nach dem Attentat des Juden Herschel Seidel Grünspan auf den deutschen Gesandschaftsrat Ernst vom Rath in Paris.

Detmold, Institut für Lippische Landeskunde

*222 Planung und Durchführung der «Reichskristallnacht». a) Fernschreiben der -Zentrale an alle Leiter oder Stellvertreter der Staats- polizeilei ts teilen.

Berlin, 9. November 1938 Dieses Fernschreiben ist sofort und auf dem schnellsten Wege vorzulegen. 1. Es werden in kürzester Frist in ganz Deutschland Aktionen gegen Juden insbe- sondere gegen deren Synagogen stattfinden. Sie sind nicht zu stören, jedoch ist im Benehmen mit der sicherzustellen, dass Plünderungen und sonstige besondere Ausschreitungen unterbunden werden können. 2. Sofern sich in Synagogen wichtiges Archivmaterial befindet, ist dieses durch eine sofortige Massnahme sicherzustellen 3. Es ist vorzubereiten die Festnahme von etwa 20 bis 30 Tausend Juden im Rei- che. Es sind auszuwählen vor allem vermögende Juden. Nähere Anordnungen ergehen noch im Laufe dieser Nacht. 4. Sollten bei den kommenden Aktionen Juden im Besitz von Waffen angetroffen werden, so sind die schärfsten Massnahmen durchzuführen. Zu den Gesamtak- tionen können herangezogen werden Verfügungstruppen der SS sowie allge- meine SS. Durch entsprechende Massnahmen ist die Führung der Aktionen durch die Stapo auf jeden Fall sicherzustellen. Plünderungen, Diebstähle usw. sind auf jeden Fall zu verhindern. Für die Sicherstellung von Materialien ist so- fort mit der zuständigen SD-Ober- und Unterabschnittsführung Verbindung aufzunehmen.

Detmold, Staatsarchiv M 1 I PNr. 1714

102 b) Fernschreiben von SS-Gruppenführer Heydnch «an alle»

München, 10. November 1938 Betrifft: Massnahmen gegen Juden in der heutigen Nacht. Auf Grund des Attentats gegen den Legationsrat vom Rath in Paris sind im Laufe der heutigen Nacht 9. auf 10.11.38 im ganzen Reich Demonstrationen gegen die Juden zu erwarten. Für die Behandlung dieser Vorgänge ergehen die folgenden Anordnun- gen. 1. Die Leiter der Staatspolizeistellen oder ihre Stellvertreter haben sofort nach Eingang dieses Fernschreibens mit den für ihren Bezirk zuständigen politi- schen Leitungen – Gauleitung oder Kreisleitung – fernmündlich Verbindung aufzunehmen und eine Besprechung über die Durchführung der Demonstra- tionen zu vereinbaren, zu der der zuständige Inspekteur oder Kommandeur der Ordnungspolizei zuzuziehen ist. In dieser Besprechung ist der politischen Leitung mitzuteilen, dass die deutsche Polizei vom Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei die folgenden Weisungen erhalten hat, denen die Massnahmen der politischen Leitungen zweckmässig anzupassen wären. A. Es dürfen nur solche Massnahmen getroffen werden, die keine Gefährdung deutschen Lebens oder Eigentums mit sich bringen (z.B. Synagogenbrände nur, wenn keine Brandgefahr für die Umgebung ist). B. Geschäfte und Wohnungen von Juden dürfen nur zerstört, nicht geplündert werden. Die Polizei ist angewiesen, die Durchführung dieser Anordnung zu überwachen und Plünderer festzunehmen. C. In Geschäftsstrassen ist besonders darauf zu achten, dass nichtjüdische Ge- schäfte unbedingt gegen Schaden gesichert werden. D. Ausländische Staatsangehörige dürfen – auch wenn sie Juden sind – nicht be- lästigt werden. 2. Unter der Voraussetzung, dass die unter 1. angegebenen Richtlinien eingehal- ten werden, sind die stattfindenden Demonstrationen von der Polizei nicht zu verhindern, sondern nur auf die Einhaltung der Richtlinien zu überwachen. 3. Sofort nach Eingang dieses Fernschreibens ist in allen Synagogen und Ge- schäftsräumen der jüdischen Kulturgemeinden das vorhandene Archivmaterial polizeilich zu beschlagnahmen, damit es nicht im Zuge der Demonstrationen zerstört wird. Es kommt dabei auf das historisch wertvolle Material an. Nicht auf neue Steuerlisten usw. Das Archivmaterial ist an die zuständigen SD-Dienst- stellen abzugeben. 4. Die Leitung der sicherheitspolizeilichen Massnahmen hinsichtlich der Demon- strationen gegen Juden liegt bei den Staatspolizeistellen, soweit nicht der In- spekteur der Sicherheitspolizei Weisungen erteilt. Zur Durchführung der si- cherheitspolizeilichen Massnahmen können Beamte der Kriminalpolizei sowie Angehörige des SD. der Verfügungstruppe und der allgemeinen SS herangezogen werden. 5. Sobald der Ablauf der Ereignisse dieser Nacht die Verwendung der eingesetz- ten Beamten hierfür zulässt, sind in allen Bezirken so viele Juden-insbesondere

103 wohlhabende – festzunehmen, als in den vorhandenen Hafträumen unterge- bracht werden können. Es sind zunächst nur gesunde männliche Juden nicht zu hohen Alters festzunehmen, nach Durchführung der Festnahme bezüglich mit den zuständigen Konzentrationslagern wegen schnellster Unterbringung der Juden in den Lagern Verbindung aufzunehmen. Es ist besonders darauf zu ach- ten, dass die auf Grund dieser Weisung festgenommenen Juden nicht misshan- delt werden. 6. Der Inhalt dieses Befehls ist an die zuständigen Inspekteure und Kommandeu- re der Ordnungspolizei und an die SD-Oberabschnitte und SD-Unterab- schnitte weiterzugeben mit dem Zusatz, dass der Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei diese polizeilichen Massnahmen angeordnet hat. Der Chef der Ordnungspolizei hat für die Ordnungspolizei einschliesslich der Feuer- löschpolizei entsprechende Weisungen erteilt. In der Durchführung der ange- ordneten Massnahmen ist engstes Einvernehmen zwischen der Sicherheitspoli- zei und der Ordnungspolizei zu wahren. Der Empfang dieses Fernschreibens ist von den Stapoleitern oder seinem Vertreter durch Fernschreiben an das Geheime Staatspolizeiamt z. Hd. SS-Standartenführer M. zu bestätigen.

Detmold, Staatsarchiv M 1 1 P Nr. 1714

c) Fernschreiben des Chefs der Ordnungspolizei, Sonderbefehlsstab, an die Regie- rung Minden mit dem Vermerk «Verschlüsselt eingegangen!», «Geheim».

Berlin, 10. November 1938 Der jüdische Mordüberfall in Paris hat spontane Demonstrationen und Aktionen gegen Juden, jüdischen Besitz und jüdische Synagogen im ganzen Deutschen Reich ausgelöst. Diese Demonstrationen und Aktionen sind verständlich und po- lizeilich nur nach ganz bestimmten Richtlinien zu überwachen bzw. einzuschrei- ten. Es wird befohlen: 1. Die Befehlsstellen der Ordnungspolizei setzen sich sofort ins Einvernehmen mit den zuständigen Sicherheitsorganen und in Verständigung mit den zu- ständigen Polizeiverwaltungsdienststellen und treten mit den zuständigen Parteidienststellen in Verbindung, um genau darüber unterrichtet zu sein, wo welche Demonstrationen und Aktionen stattfinden. 2. Die Ordnungspolizei begleitet solche Demonstrationen und Aktionen nur mit schwachen Kräften in Zivil, um eventuelle Plünderungen zu verhindern. Uni- formierte Ordnungspolizei wird nur im äussersten Notfälle eingesetzt, Ver- haftungen nimmt nur die Sicherheitspolizei vor. 3. Die Polizeidienststellen haben sich sofort mit den Parteidienststellen in Ver- bindung zu setzen und dafür Sorge zu tragen, dass Brandlegungen unter allen Umständen unterbleiben. 4. Zerstörte offene Läden, Wohnungen, Synagogen und Geschäfte von Juden sind zu versiegeln, zu bewachen, vor Plünderungen zu schützen.

104 5. Polizeiliche Verstärkungen sind, soweit notwendig, von der allgemeinen und aktiven SS gemäss Befehl des Reichsführers SS anzufordern. 6. Grössere Demonstrationen und Aktionen dieser Art sind sofort an mich zu mel- den.

Detmold, Staatsarchiv M 1 I PNr. 1714

*223 Freimark, Peter u. Wolfgang Kopitzsch: Der 9./10. November 1938 in Deutschland. Dokumentation zur «». Hamburg 1978.

Detmold, Landesbibliothek Kps 79/53

*224 Diamant, Adolf: Zerstörte Synagogen im November 1938. Eine Bestandsaufnahme. Frankfurt a. M. 1978.

Detmold, Landesbibliothek H 12425

*225 Oppenheimer, Max, Horst Stuckmann u. Rudi Schneider: Als die Synagogen brann- ten. Zur Funktion des Antisemitismus gestern und heute. Frankfurt a. Main 1978.

Detmold, Landesbibliothek H 12485

*226 Lauber, Heinz: Judenprogrom. «Reichskristallnacht» November 1938 in Gross- deutschland. Gerlingen 1981.

Detmold, Landesbibliothek Y 997

*227 Die «Reichskristallnacht» in Lippe a) Jahresbericht der Freiwilligen Feuerwehr Detmold und Lemgo.

Detmold, Staatsarchiv D 107 A Nr. 62

b) Bericht der NSDAP-Kreisleitung Detmold an die Gauleitung Westfalen-Nord.

Detmold, 12. November 1938 Aus Anlass der Ermordung des Botschaftsrats vom Rath ist es auch in Lippe zu Ausschreitungen gegen jüdische Geschäfte gekommen. Gegen 12 V2 Uhr nachts bewegte sich ein grösserer Zug von Partei- und Volksge- nossen durch die Strassen der Stadt Detmold, welche Schmährufe auf die Juden ausstiessen. Im Anschluss hieran wurden die jüdischen Geschäfte vollkommen de- moliert. Es handelt sich um die Geschäfte der Juden Rosenbaum, Vogelhut und

105 das Geschäft des Halbjuden Baer. Der letztere ist wohl der gehassteste Mann in Detmold gewesen, weil sein Auftreten äusserst frech und herausfordernd war. – Gegen 1.00 Uhr nachts brach in der Synagoge in Detmold Feuer aus. Das Gebäu- de ist bis auf die Umfassungsmauern niedergebrannt. Wegen der bestehenden Einsturzgefahr müssen einige Mauern abgetragen werden; mit der Arbeit ist be- reits begonnen. Auch in Lemgo ist es in der gleichen Nacht zu erheblichen Ausschreitungen ge- kommen. In Mitleidenschaft gezogen wurde das Geschäft des Juden Katzenstein. Ausserdem wurden in den Privatwohnungen der Juden Lenzberg und Frenkel Fensterscheiben zertrümmert. – Die Synagoge ist ebenfalls ausgebrannt. In Alverdissen wurden die Fensterscheiben in der Wohnung des Juden Arensberg zertrümmert und auch die Einrichtung z.T. demoliert. In Bösingfeld wurden Fensterscheiben des Juden Frankenstein und die Räumlich- keiten, soweit sie für die Lederhandlung des Juden benutzt wurden, zertrümmert. Ausserdem wurde die Einrichtung der Synagoge vollkommen demoliert; ein Brand ist hier nicht ausgebrochen. In Bad Salzuflen befinden sich keine offenen jüdischen Ladengeschäfte. Die em- pörte Volksmenge hat dort die Privatwohnungen der Juden Obermeier, Hamlet und Berghausen erheblich zerstört. – Die Einrichtung der Synagoge ist auch hier vollkommen zertrümmert; ein Brand ist nicht ausgebrochen. In Lage ist das einzige sich noch dort befindliche Geschäft des Felljuden Werthau- er zerstört. – Die Synagoge in Lage ist vor kurzer Zeit in den Besitz der Stadt über- gegangen. Ebenso sind in den Orten Oerlinghausen, Schwalenberg und Barntrup, in denen sich je 1 Judengeschäft befand, Ausschreitungen vorgekommen und die Einrich- tungen der Geschäfte zertrümmert worden. In Schötmar sind die Schaufenster der 3 jüdischen Geschäfte zertrümmert; die La- deneinrichtungen sind nicht beschädigt. Ausserdem wurden Fensterscheiben in 2 Privatwohnungen von Juden demoliert. – Die Synagoge ist in Brand geraten und innen vollständig ausgebrannt. In der Stadt Horn sind 3 jüdische Geschäfte vollkommen demoliert. – Die Innen- einrichtung der Synagoge ist ebenfalls zertrümmert. – Als das Geschäft des Juden Hirschfeld zerstört wurde, kam die 82jährige Jüdin Hirschfeld die Treppe aus ih- rem oberen Schlafzimmer herunter, wahrscheinlich infolge des Lärms. Auf der Treppe ist sie ausgerutscht, so dass sie sich erhebliche Verletzungen zugezogen hat. Es wurde sofort ärztliche Hilfe herbeigeholt. Der Arzt ordnete die Überfüh- rung in das Landeskrankenhaus an. An den erlittenen Verletzungen ist sie am an- deren Tage verstorben. Ich betone ausdrücklich, dass es sich hier um einen Unfall handelt und dass irgendwelche Gewaltmassnahmen gegenüber der Jüdin nicht an- gewandt sind. In Silixen sind in 3 jüdischen Geschäften, es handelt sich um Viehhändler namens Katz, die Wohnungen z.T. zertrümmert. In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 und am 10. November vormittags sind alle namhaften Juden und z.T. auch Jüdinnen in Schutzhaft genommen. Die

106 letzteren sind z.T. wieder freigelassen. Inzwischen wurden aus dem Kreisgebiet Lippe 45 Juden einem Konzentrationslager überwiesen.

Detmold, Staatsarchiv L 113 A zu IV 24

c) Schreiben der NSDAP-Gauleitung Westfalen-Nord an die Kreisleitung Detmold.

Münster, 14. November 1938 Im Bericht der Gauleitung an den Stellvertreter des Führers ist mit Bezug auf die obenbezeichnete Angelegenheit vorläufig Folgendes berichtet: In den kommenden Versammlungen wird es dringend erforderlich sein, auf die Aktion gegen das Judentum in der Nacht v. 9.-10. November ausführlich einzu- gehen. Insbesondere muss unter Darstellung des gefährlichen Einflusses des Ju- dentumes auf die Berechtigung dieser Aktion immer wieder hingewiesen werden. Es mehren sich jetzt schon wieder die Stimmen, die sagen, «man hätte es auch an- ders machen können», «die armen Juden sind doch auch Menschen», insbesonde- re hätte man «doch diese grossen Materialschäden vermeiden können». Es kommt nunmehr schnellstens darauf an, aus einzelnen Kreisen einige ausführ- liche Stimmungsbilder über den Eindruck dieser Aktionen zu bekommen. Sie wollen daher unverzüglich in kurzen Stich Worten auf Folgendes eingehen: Gegen wen richtete sich die Aktion besonders, d.h. welche Juden haben durch ihr ty- pisch jüdisches Verhalten solche Aktionen direkt herausgefordert? Wer führte aie Aktion durch (S A-SS-pol. Leiter und kam es – wie behauptet von einzelnen Orten – zu einer gewissen Rivalität zwischen einzelnen Organisationen?!)? Ist Raub und Beteiligung durch lichtscheues Gesindel festgestellt? Wie ist die Stimmung zu die- sen durchgeführten Aktionen jetzt, und wie drückt sie sich bei den einzelnen Volks- schichten aus. Wie gross ist der entstandene Materialschaden?

Detmold, Staatsarchiv L 113 A zu IV 24

d) Stimmungsbericht der NSDAP-Kreisleitung Detmold an die Gauleitung Westfalen- Nord.

Detmold, 23. November 1938 Das Auftreten vieler Juden war in letzter Zeit geradezu herausfordernd und wur- de von allen Volkskreisen als sehr belästigend empfunden. Nach der Ermordung des Botschaftsrats Pg. vom Rath war es nur zu verständlich, dass es zu antisemiti- schen Kundgebungen kam. Besonders herausfordernd war das Auftreten der Ju- den Kauders, Buchholz, Baer in Detmold, Blank in Horn, Arnsberg in Alverdis- sen, Frankenstein in Bösingfeld und Obermeier in Bad Salzuflen. Die Aktion ist gemeinsam von der SA, SS und Politischen Leitern durchgeführt. Von einer Rivalität der einzelnen Gliederungen untereinander habe ich nichts be- merkt noch feststellen können. Da die Absperrungen durch die Gliederungen

107 o oc

Abb. 25 Die Synagoge in Detmold (Kat. Nr. 227e) vorgenommen wurden, sind Unbeteiligte oder lichtscheue Elemente in keinem Falle an die betreffenden Gebäude oder Geschäfte herangekommen. Von den Parteigenossen ist diese Aktion mit grösster Befriedigung aufgenommen. Andererseits sind aber noch sehr viele Volksgenossen vorhanden, die politisch nicht reif genug sind, um die Dinge richtig zu sehen und daher die Massnahmen zu kritisieren versuchen. Es sind dieses in erster Linie die Spiesser und kirchlich beeinflusste Personen. In der Arbeiterschaft hat die Aktion gegen das Judentum allgemeine Befriedigung ausgelöst. Wie gross der entstandene Materialschaden ist, steht nicht fest.

Detmold, Staatsarchiv L 113 A zu IV 24 e) Photo der Synagoge in Detmold, Lortzingstrasse.

Detmold, Staatsarchiv D 75 Nr. 2059 f) Aus einem Vernehmungsprotokoll der Staatsanwaltschaft Detmold.

Eselheiden, 6. November 1947 In der Nacht vom 8. zum 9. November 1938 fand bei den Externsteinen bei Horn i. L. eine feierliche Vereidigung von neuen SS-Bewerbern statt. An dieser Vereidi- gung hatte die gesamte Standarte teilzunehmen. Ich selbst gehörte damals als Sportreferent dem Standartenstab an. Ich bin mit den Männern aus Bad Salzuflen und Lage mit einem Salzufler Autobus dorthin gefahren, zu den Externsteinen. An dieser Vereidigung hatte auch der damalige Kreisleiter Wedderwille teilge- nommen. Wie ich später im Internierungslager Recklinghausen von Wedderwille erfahren habe, hat er die Anordnung zu der Judenaktion kurz zuvor von der Gau- leitung Westfalen-Nord bekommen gehabt und hat bei dem Führer der Standarte die SS-Männer angefordert. Wie der genaue Befehl gelautet hat, kann ich nicht sa- gen, da ich damals kein Einheitsführer gewesen bin. Auf der Rückfahrt von den Externsteinen habe ich von den Männern erfahren, dass sie bei den Juden Demon- strationen veranstalten sollten.

Detmold, Staatsarchiv D 21 B Zug. 34/1976 Nr. 149 g) Aus einem Vernehmungsprotokoll der Kriminalpolizei Detmold.

Detmold, 12. Juni 1947 Nebenberuflich bin ich freiwilliger Feuerwehrmann. Als der Alarm wegen dem Synagogenbrand durchkam, lag ich schon im Bett. Ich bin dann sofort zur Wache gelaufen. Wir durften aber mit den Wagen noch nicht sofort ausfahren. Wir waren darüber alle verdutzt. So etwas war nämlich noch nicht dagewesen. Erst als ein Kamerad, der an der Synagoge vorbei musste, zur Wache kam, erfuhren wir, was gespielt wurde. Nach einiger Zeit rückten wir dann aus. Die Synagoge brannte

109 schon sehr stark. Es war daran auch nichts mehr zu retten. Wir hatten uns so le- diglich auf den Schutz der umstehenden Häuser zu beschränken. Ich habe noch einige SS-Leute, die da herumstanden, mit an die Arbeit geholt, was sie auch gerne taten.

Detmold, Staatsarchiv D 21 B Zug. 34/1976 Nr. 149

228 Mahne, Erhard [Hrsg.]: Dokumentation zur «Reichskristallnacht» in Lippe. Det- mold 1978.

Detmold, Landesbibliothek L 2047.4°

229 Die Endlösung. Aus einer Verfügung des Oberfinanzpräsidenten Westfalen in Münster an die Vor- steher der Finanzämter. (Die Verfügung ist als Abschrift von Abschrift überliefert).

Münster, 8. Dezember 1941 Die Abschiebung der Juden beginnt in den Regierungsbezirken Minden und Münster und im Lande Lippe am Sonnabend, 13. 12. 1941. Schon vom 10. 12. 1941 ab werden die Juden in Sammellagern in Bielefeld und Münster zusammen- gezogen. Die Verwaltung und Verwertung des eingezogenen Vermögens der Juden ge- schieht durch mich. Eine Ausnahme wird nur bezüglich des Hausinventars ge- macht, dessen Verwertung ich den Finanzämtern übertrage. Eine Abschiebungs- liste der Juden und 1 Stück der von ihnen aufgestellten Vermögensverzeichnisse folgt alsbald. Die Wohnungsschlüssel erhalten die Finanzämter von der Gestapo unmittelbar zugesandt. Zur Vermeidung von Verwechselungen ist jeder Schlüssel mit dem Namen des Juden zu versehen. Sollte die Gestapo auch die Vermögenser- klärungen an das Finanzamt abgeben, so ist ein Stück davon als Unterlage für die Verwertung des Mobiliars zurückzubehalten, das andere Stück und etwa abgege- bene Schmucksachen, Urkunden und Barmittel sind mir zu senden. Da ein Bestandsvergleich von der Gestapo an Ort und Stelle nicht vorgenommen wird, hat das Finanzamt umgehend durch zwei Beamte in den Wohnungen der Juden festzustellen, ob die in den Vermögensverzeichnissen aufgeführten Sachen vorhanden sind. Über fehlende Stücke wie auch über die Auffindung von nicht aufgeführten Sachen ist ein kurzer Vermerk aufzunehmen und von beiden Beam- ten zu unterschreiben. Erfahrungsgemäss haben die Juden wiederholt kurz vor dem Abtransport Sachen verschenkt, obwohl das Vermögen mit rückwirkender Kraft ab 15.10.41 eingezogen worden ist. Sollten die von der Gestapo angelegten Siegel abgenommen oder beschädigt sein, so ist dies ebenfalls zu vermerken. Bis zur Fortschaffung des Mobiliars ist die Wohnung stets beim Verlassen wieder zu versiegeln.

110 Es ist mit allen Mitteln anzustreben, dass die Wohnungen möglichst bald freige- macht und dem Wohnungsmarkt zur Verfügung gestellt werden. Das Finanzamt stellt zunächst fest, welche Gegenstände für die Reichsfinanzver- waltung brauchbar sind. Es kommen nur wirklich gut erhaltene Sachen in Frage. Diese sind möglichst bald aus der Wohnung zu schaffen und im Finanzamt oder einem anderen geeigneten Raum unterzubringen. Es sind hierbei auch die Bedürf- nisse der Abteilung Zoll zu berücksichtigen. Die Verteilung der Sachen im einzel- nen behalte ich mir vor. Schreibtische und sonstige Behälter sind auf wichtige Schriftstücke durchzuse- hen, damit bei der Abwicklung der Vermögensverwaltung nicht wichtige Beweis- mittel wie Verträge, Hypothekenbriefe, Quittungen und andere wichtige Urkun- den verloren gehen. Zweckmässig werden alle Schriftstücke zunächst gebündelt, gekennzeichnet und in einem Raume des Finanzamts aufbewahrt, bis die Abwick- lung erledigt ist. Kunstgegenstände, wie bessere Ölgemälde, Kupferstiche und sonstige wertvolle Bilder, Plastiken aus Bronze und Marmor, kunstvolles Porzellan, weiter Gegen- stände aus Edelmetall und Briefmarkensammlungen sind nach Kennzeichnung aus der Wohnung herauszunehmen, in einem Raume des Finanzamts sicherzu- stellen und mir zu melden. Ebenso jüdisches Schrifttum. Bücher werden zweckmässig ebenfalls in einem besonderen Raum untergebracht, damit vor ihrer Verwertung ein Sachverständiger der Polizei oder der Stadtbüche- rei sie durchsieht und die Bücher, die verboten oder deren Verbreitung uner- wünscht ist, aussondert. Diese werden einer später zu benennenden Stelle zuge- sandt werden. Gleichzeitig mit der Bestandsaufnahme oder bald nachher hat ein Gerichtsvollzie- her oder ein anderer zuverlässiger Schätzer – bewährt haben sich die Beamten der städtischen Pfandleihämter – den Wert der einzelnen Gegenstände abzuschätzen. Wegen der Haftung des Reichs darf nichts verschenkt werden, auch nicht an ande- re Behörden oder die Partei; andererseits sind die Preisstoppbestimmungen zu be- achten. [. . .] Zwecks schneller Räumung der Wohnung ist für möglichst baldige Verwertung des Mobiliars zu sorgen. Nach den von hier mit einzelnen Städten geführten Ver- handlungen hat sich als der beste Weg der Verwertung die Übernahme des gesam- ten Mobiliars zum Taxpreise durch die Wirtschafts- und Wohlfahrtsämter der Städte erwiesen. Ich bitte deshalb, sofort dieserhalb mit den zuständigen Stellen in Verbindung zu treten. Wenn diesen gegenüber darauf hingewiesen wird, dass bei der heutigen Mangellage der Verkauf der Sachen keine Schwierigkeiten macht und dass das Angebot an die Gemeinde nur gemacht werde, um zu gewährleisten, dass die Sachen, insbesondere Textilien und Wohnungseinrichtungen in die richtigen Hände, wie der Bombengeschädigten, der jung Verheirateten, der Kriegshinter- bliebenen usw., kommen, während bei einer Versteigerung in der Regel Wieder- verkäufer den grössten Teil der Sachen an sich bringen werden, werden die meisten Gemeinden gern das Angebot annehmen. Ich weise darauf hin, dass überdies die Gauleitung des Gaus Westfalen-Nord eine entsprechende Empfehlung an die

111 Landräte und grösseren Städte gerichtet hat. Die Annahme des Angebots hat für das Finanzamt den Vorteil, dass es weder lür den Abtransport der Möbel noch für die Beschaffung von Abstellräumen zu sorgen hat. Kommt eine Einigung mit der Gemeinde nicht zustande, so müssen die Sachen versteigert werden, oder sie müssen, wenn eine Versteigerung sich nicht lohnt, dem Altwarenhandel zum Taxpreise zur Verfügung gestellt werden. Um einen zweimaligen Transport und die sich bei einer gemeinsamen Lagerung in grösseren Räumen ergebenden Schwierigkeiten und Unsicherheiten zu vermeiden, emp- fiehlt es sich, durch Verhandlungen mit den Gerichtsvollziehern und dem Altwa- renhandel zu erreichen, dass die Wohnungen sofort geräumt und die Sachen in ihr Versteigerungslokal oder auf ihre Lager gebracht werden. In den Wohnungen der Juden sollen zur Vermeidung von Zwischenfällen Versteigerungen nicht vor- genommen werden. Es ist daraus zu ersehen, dass bei allen Versteigerungsbedin- gungen die Bestimmung aufgenommen wird, dass der Ersteigerer zusätzlich die Versteigerungsgebühren zu tragen hat. [. . .] In steuerlicher Beziehung bemerke ich, dass die Reichsfluchtsteuer von den abge- schobenen Juden in der Regel nicht erhoben werden soll, da ihr ganzes Vermögen ohnehin schon dem Reich gehört. Reste von Steuerschulden sollen niedergeschla- gen werden, auch wenn die Voraussetzungen hierfür nicht ganz erfüllt sind. Et- waige Banksicherheiten für die Reichsfluchtsteuer und andere Steuern sind frei- zugeben. Eine nachträgliche Erhebung von Steuern käme nur in Frage, wenn bis- her nicht bekannte Forderungen gegen die Juden in solcher Höhe geltend ge- macht würden, dass sie aus den vorhandenen Werten abzüglich der Steuern nicht gedeckt werden können.

Detmold, Staatsarchiv D 1 Nr. 6010 *230 Kurzman, Dan: Der Aufstand. Die letzten Tage des Warschauer Ghettos. Gütersloh 1979.

Detmold, Landesbibliothek H 12578

*231 Moczarski, Kazimierz: Gespräche mit dem Henker. Das Leben des SS-Gruppen- führers und Generalleutnants der Polizei Jürgen Stroop, aufgezeichnet im Moko- tow-Gefängnis zu Warschau. Düsseldorf 1978. (Stroop stammte aus Detmold. Er war der Liquidator des Warschauer Ghettos 1943 und wurde 1952 in Warschau hin- gerichtet)

Detmold, Landesbibliothek H 12295

*232 Mark, Bernhard: Der Aufstand im Warschauer Ghetto. Entstehung und Verlauf. Berlin 1957. (Zahlreiche Fotos zeigen «Herrenmensch» Stroop in voller Aktion)

Detmold, Landesbibliothek H 5734

112 *233 Die Bilanz a) Liste der aus dem Konzentrationslager nicht zurückgekehrten Juden aus dem Kreis Detmold

Detmold, Staatsarchiv D 1 Nr. 6141

b) Aus einem Bericht des Oberkreisdirektors des Kreises Detmold an die Lippische Landesregierung

Detmold, 18. Juni 1946 Nach Anhörung der Stadt- und Dorfgemeinden über das Schicksal der seit 1933 aus Lippe ausgewanderten und deportierten Juden wird zur Bezugsverfügung be- richtet: Zu I. Die Anzahl derjuden im Kreise zu Beginn des Jahres 1933 betrug244, am 1. Sep- tember 1939 115 und im April 1945 noch 19 Personen. Die Anzahl der bis zum 1. Mai 1946 in den Kreis zurückgekehrten Juden beläuft sich auf 17 Personen. Zu II. Seit 1933 haben aus dem Kreise Detmold 71 Juden Deutschland verlassen. Die Auswanderung erfolgte in die Länder Argentinien 26 USA 19 England 6 Palästina 5 Südafrika 4 Mexiko 4 Australien 3 Holland 2 Kolumbien 1 Griechenland 1 Zu III. In KZ-Lager wurden seit 1933 81 Juden verschleppt. In der Hauptsache kommen folgende Lager in Frage: Buchenwald, Lublin, Auschwitz, Theresienstadt, Maut- hausen. Über das Schicksal der in die Lager verschleppten Juden konnten nur un- genaue Angaben ermittelt werden. Insgesamt sollen 55 ums Leben gekommen sein. Selbstmord vor der Verschleppung hat kein Jude begangen. Zu IV. Im Allgemeinen waren die Juden in den Städten und Dörfern keinen besonderen Gewalttätigkeiten und Greueltaten ausgesetzt, abgesehen von kleinen Schikanen, die von den Ortsgruppenleitern und sonstigen Funktionären der Parteiorganisa- tionen ausgeführt wurden. [. . .] An systematischen Massnahmen wurden durchgeführt:

113 a) Geschäftsbehinderung bis zum vollständigen Erlahmen des Geschäftsbetrie- bes. b) Beschränkung des Einkaufs von Lebensmitteln auf 1 Stunde am Tage (12 bis 13 Uhr). c) Wegnahme von Telefon und Radio. d) Verbot zum Besuch von Heilbädern, daher Schädigung der Gesundheit. e) Entfernung aus den Wohnhäusern, eigenen Häusern und Zusammenbrin- gung von Familien in enge Mietwohnungen. f) Beschlagnahme von Wertpapieren des Auslands und Entschädigung eines Zwangskurses von höchstens 1/3 des Wertes. g) Verfügungsbeschränkung des Bankkontos. h) Zahlung einer Busse anlässlich des Todes Herrn vom Rath im Werte von 25% des Vermögens in Raten sowie eine weitere Rate von 6¼%. i) Enteignung von Schmuckgegenständen in Gold, Silber und Platin, Brillanten und Perlen, silberner Essbestecke sowie sämtliches Silbergeld gegen Bezah- lung von höchstens 1/30stel des Wertes. Sämtliche goldenen Uhren mussten abgeliefert werden. j) Wegnahme der Koffer in den Konzentrationslagern mit zum grössten Teil sehr wertvollem Inhalt. Bettwäsche, Anzüge, Unterzeug und dergleichen wurde ebenfalls abgenommen. Als Ersatz für diese Sachen wurde den Juden nur altes, wertloses, schmutziges Zeug gegeben. k) Tragen des Judensterns auf der linken Brustseite. l) Reisebeschränkung, Verbot von Eisenbahnfahrten. In dringenden Fällen war eine polizeiliche Genehmigung erforderlich. m) Ausgehverbot von abends 8 Unr bis zum anderen Morgen.

Detmold, Staatsarchiv D 21 B Zug. 34/1976 Nr. 149

c) Liste der aus dem Konzentrationslager nicht zurückgekehrten Juden aus dem Kreis Lemgo

Detmold, Staatsarchiv D 1 Nr. 6141

*234 Bödeker, Heinrich: Schmerzliches Gedenken. In: Heimatland Lippe, Jg. 71, 1978, S. 269-280. (Handelt von den Judenverfolgungen in Lippe)

Detmold, Landesbibliothek LZ 160.4° (71)

114 Alltag im Nationalsozialismus

235 Nationalsozialismus – Der organisierte Wille der Nation. Werbeplakat der Reichspropaganda-Leitung der NSDAP.

Detmold, Staatsarchiv D 83 Nr. 29 b

236 Führer zum 6. Reichsparteitag der NSDAP zu Nürnberg vom 5. bis 10. September 1934. München 1934.

Detmold, Landesbibliothek o. Sign.

237 Führer zum 7. Reichsparteitag der NSDAP zu Nürnberg vom 10. bis 16. September 1935. München 1935.

Detmold, Landesbibliothek o. Sign.

*238 Nationalsozialismus im Alltag. Beispiele und Arbeitsmaterialien aus der Bildungsar- beit. Hrsg.: Niedersächs. Landeszentrale für politische Bildung. 2. Aufl. Hannover 1981.

Detmold, Landesbibliothek Kps 81/1356.4°

*239 Focke, Harald und Uwe Reimer: Alltag unterm Hakenkreuz. Wie die Nazis das Le- ben der Deutschen veränderten. Ein aufklärendes Lesebuch. 41.-53. Tsd. Reinbek b. Hamburg 1980.

Detmold, Landesbibliothek Kps 81/1422

*240 Mosse, George L.: Der nationalsozialistische Alltag. So lebte man unter Hitler. Kö- nigstein/Taunus 1978.

Detmold, Landesbibliothek H 12470

*241 Klose, Werner: Generation im Gleichschritt. Ein Dokumentarbericht. Oldenburg 1964.

Detmold, Landesbibliothek St 5121

*242 Grunberger, Richard: Das zwölfjährige Reich. Der Deutschen Alltag unter Hitler. Wien 1972.

Detmold, Landesbibliothek H 9456

115

Abb. 26 Werbeplakat der Hitler Jugend (Kat. Nr. 246) 116 *243 Ruhl, Klaus-Jörg: Brauner Alltag 1933-1939 in Deutschland. Fotografierte Zeitge- schichte. Düsseldorf 1981.

Detmold, Landesbibliothek 4.1982.44

*244 Deutscher Kraftfahrer und Du, der es werden will! Aufruf des Nationalsozialisti- schen Kraftfahrerkorps.

Detmold, Landesbibliothek Soz. 13/36 P 1

*245 Stoll, Friedrich Albert Robert: Jungens, Männer und Motore. Berlin 1940. (Bericht über das NS-Kraftfahrerkorps).

Detmold, Landesbibliothek H 10428

*246 Auch Du gehörst dem Führer. Werbeplakat der Hitlerjugend.

Detmold, Institut für Lippische Landeskunde

*247 Hannsmann, Margarete: Der helle Tag bricht an. Ein Kind wird Nazi. Hamburg 1982.

Detmold, Landesbibliothek Y 3335

*248 Benzing, Richard: Grundlagen der körperlichen und geistigen Erziehung des Klein- kindes im nationalsozialistischen Kindergarten. Berlin 1941.

Detmold, Landesbibliothek o. Sign.

*249 Wille und Macht. Führerorgan der nationalsozialistischen Jugend. Jg. 1935.

Detmold, Landesbibliothek V 279 b

*250 HJ im Dienst. Ausbildungsvorschrift für die Ertüchtigung der deutschen Jugend. Hrsg. v. d. Reichsjugendführung. Berlin 1935.

Detmold, Landesbibliothek St 2194

*251 Jungen – eure Welt. Das Jahrbuch der Hitler-Jugend. Jg. 3, 1939.

Detmold, Landesbibliothek Zs 61

117 *252 Schirach, Baldur von: Die Hitler-Jugend. Idee und Gestalt. Berlin 1934.

Detmold, Landesbibliothek St 2065

*253 Klönne, Arno: Hitlerjugend. Die Jugend und ihre Organisation im Dritten Reich. Hannover 1955.

Detmold, Landesbibliothek St 3748

*254 Brandenburg, Hans-Christian: Die Geschichte der HJ. Wege und Irrwege einer Ge- neration. Köln 1968.

Detmold, Landesbibliothek St 6330

*255 Grün, Max von der: Wie war das eigentlich? Kindheit und Jugend im Dritten Reich. Neuwied 1979.

Detmold, Landesbibliothek H 12591

*256 Boberach, Heinz: Jugend unter Hitler. Fotografierte Zeitgeschichte. Düsseldorf 1982.

Detmold, Landesbibliothek 4.1982.286

*257 Klose, Werner: Generation im Gleichschritt: Die Hitlerjugend. Ein Dokumentarbe- richt. Neuausg. Oldenburg 1982.

Detmold, Landesbibliothek Y 2506

*258 Die Aufgabe des deutschen Mädels. Aus dem Schulungsbrief IV des Bundes Deutscher Mädel (BDM) in der Hitlerjugend, Obergau Westfalen.

März/April 1934 Das äussere Bekenntnis und die innere Zugehörigkeit zum Nationalsozialismus verpflichten! Wenn Du Dich entschlossen hast, «Hitler-Mädel» zu sein, so sei es mit Würde. Denn erst aus Gesinnung und Haltung heraus erwirbst Du Dir das Recht, es zu sein. Das Ziel ist gegeben, und wir sind überzeugt, dass es unser Ziel ist. Die Zeit ist da zur Erfüllung. Die Frau ist das Schicksal eines Volkes, sie bedeutet alles im Volke! Es ist daher unser Recht, mit zu erfüllen, und Recht ist Pflicht. Wir, die zukünftigen Mütter

118 des neuen Geschlechts, haben eine heilige Pflicht. Die Pflicht, zu wachsen und zu wer- den. Erst aus einem «Werde» kommen wir zu einem «Werte». Zu einem wertvollen Menschen müssen wir uns erziehen. Weg mit allen hemmenden Regungen. Was wir wollen, das können wir. Und unsere erste Aufgabe ist, aufzubauen, uns von Grund auf zu ändern und zu bessern. Wir werden viel Kraft dazu brauchen. Kraft des Geistes, Kraft des Willens, Kraft des Herzens und Kraft der Liebe. Doch die Kraft ist zutiefst in uns, rassegegeben. Wir müssen sie nur zu lösen und zu entwickeln wissen. Der Weg zu einem gesunden Geistesleben ist die tägliche und stündliche Prüfung unserer Gedanken und Gefühle. Schulung des gesunden Menschenverstandes. Die Dinge, wie sie sind, erfassen können. Das Gute unterscheiden vom Schlechten. Vorurteilsfrei und selbständig denken lernen. Wieder glauben an die Gesundheit und Schönheit des Lebens. Je mehr Aufgaben unser Willen zu bewältigen sucht, desto stärker und tiefer wird er. Wir müssen lernen, unseren Körper und Geist zu beherrschen. Der Sport ist uns ja gegeben, zu ertüchtigen, damit wir allen Aufgaben gewachsen sind. Entsagen lernen mit frohem Gesicht. Wieder verzichten können auf unvernünftige Wünsche. Sich beugen lernen und gehorchen. Auch wenn es schwer fällt, seine Pflicht erfüllen. Aus dem Herzen kommen gute und arge Gedanken. Reinen Herzens sein! Rein und sittlich denken. Gross sein im Handeln, gross im Geben, gross im Verzeihen. Das Stück Heldentum in unserer Seele nicht wegwerfen, denn Opfermut und Selbstlosigkeit ist grösstes Heldentum des Frauenherzens. Nicht Neid und Missgunst in uns wuchern lassen. Aus Neid kommt viel Leid. Weg mit dem Hochmut des Geldes und des Geistes. Fort mit aller Ichsucht, denn Eigennutz ist ein Laster, das schädigender wirkt als alle andern. Wahr sein, zuerst gegen Dich, dann gegen die andern. Wenn Du so zur Persönlichkeit heranreifst, deutsches Mädchen, erfüllst Du Deine Pflicht an Vaterland und eigenem Sein!

Detmold, Staatsarchiv L 113 A III 16

*259 Führer der Jugend: Dein Amt verpflichtet! (Baldur von Schirach) Führerausweis der Hitler-Jugend.

Detmold, Staatsarchiv D 70 Nr. 185 Zug. 87/1982

119 *260 Varenholz, Führerinnenschule des BDM, Obergau Westfalen. Bielefeld o. J.

Detmold, Landesbibliothek o. Sign.

*261 Kampflied der Hitler-Jugend in Lage. Aus: Chronik des Bannes 55 (Lippe). Maschinenschriftliches Manuskript vom De- zember 1942.

Lasst wehen die Wimpel im Morgenrot, die Zähne zusammengebissen! Es wurde so mancher durch Mord und Tod aus uns’ren Kolonnen gerissen. Klebt auch das Blut am Fahnenschaft, wir kämpfen weiter, bis Deutschland erwacht!

Wir ziehen vom Dunkel zum Sonnentag und schwingen die lohenden Feuer. Wir bauen den Deutschen Arbeiterstaat und brechen das rote Gemäuer. Fliesset Dein Blut in purpurner Pracht, es findet Rache, wenn Deutschland erwacht.

In Teutoburg hell das Hermannsschwert blitzt, wild flattern die Wimpel, die roten. Die Lag’sche Hitler-Jugend schützt die Heimat, den lippischen Boden. Hat man uns stets auch höhnend verlacht, Kampf die Parole, bis Deutschland erwacht!

Detmold, Staatsarchiv L 113 A IV 10

*262 HJ-Badehose.

Detmold, Staatsarchiv D 70 Nr. 185 Zug. 87/1982

*263 Deutsche Jugend erwache! Aufruf des Nationalsozialistischen Schülerbundes. Berlin 1930.

Detmold, Landesbibliothek

*264 Hitler-Gruss in den Schulen. Erlass der Lippischen Landesregierung. Detmold, 9. August 1933 Die Anordnung in Nr. 60 des «Staatsanzeigers für das Land Lippe» vom 22. Juni

120 1933 betr. Einführung des Hitlergrusses erstreckt sich auch auf die Lehrer und den Grussverkehr in den Schulen. Insbesondere wird hiermit noch verordnet, dass die Schüler und Schülerinnen der höheren Lehranstalten, der Fachschulen, sämtlicher Volks- und Berufsschulen, der gehobenen und der Privatschulen des Landes zu Beginn und Schluss jeder Un- terrichtsstunde den Lehrern und Lehrerinnen durch Aufstehen, Einnehmen von strammer Haltung und Erhebung des rechten Armes den zum Deutschen Gruss gewordenen Hitler-Gruss zu erweisen haben.

Detmold, Staatsarchiv L 80 III Nr. 4349

*265 Staatsjugendtag. Lehrplan für den nationalsozialistischen Unterricht am Staatsjugendtag in der ka- tholischen Volksschule Bad Salzuflen.

Bad Salzuflen, 6. September 1939 I. Geschichtliche Entwicklung der nationalsozialistischen Bewegung. II. Männer der Bewegung. (Der Führer, Hermann Göring, Dr. Goebbels, Horst Wessel usw.) III. Organisation der Bewegung. (SA, SS, PO, Hitler-Jugend) IV. Programm der Bewegung, Aufgaben und Ziele. a) Schaffung der wahren Volksgemeinschaft b) der Kampf um Arbeit und Brot c) die Sorge für den Bauernstand d) Ordnung der nationalen Arbeit und Feierabendwerk e) der nationale Sozialismus der Tat f) Rasse und Volkstum, die Grundlagen zum Neuaufbau g) der kulturelle Aufbau h) der Kampf für Ehre, Gleichberechtigung und Frieden.

Detmold, Staatsarchiv L 80 III Nr. 4349

*266 Geschichtsunterricht im NS-Staat. Erlass der Lippischen Landesregierung an sämtliche höheren Schulen.

Detmold, 27. Juni 1933 Um des gegenwärtigen geschichtlichen Augenblicks willen, in dem wir als Deut- sche leben und in ausserordentlicher Weise zum Handeln berufen sind, soll unter Durchbrechung des fortlaufenden, zeitgeschichtlich geordneten Lehrplanes die Entstehung und der Durchbruch der nationalen Revolution in den oberen Klassen der höheren Schulen ausführlich behandelt werden. Den besonderen erzieherischen Wert dieser Massnahme erblickt die Landesregie- rung 1. in der Gegenwartsnähe des zu behandelnden Stoffes. Grundkräfte und Grund-

121 bindungen unseres Lebens werden von den Herzen, die im Takt der neuen Zeit schlagen, und vom Geist der Jugend unmittelbar erfasst. Dadurch werden Kräf- te zum eigenen Handeln und Gestalten frei. 2. Die leidenschaftliche Begeisterung für das jüngst vergangene und weiterhin dauernde Geschehen soll ausgewertet und gebändigt – aber nicht gedämpft! – werden durch die bewusste Arbeitsleistung an ihm. Die Jugend soll von der Be- geisterung über die Ereignisse als einer überaus wertvollen, lebensmächtigen Grundlage zum unbedingten, nüchternen Gehorsam gegen die Befehle und Forderungen des Staates und zur schweren Verantwortung für das Geschehen und Handeln selbst geführt werden. 3. In der Durchbrechung des gewöhnlichen und gewohnten Lehrganges wird der Ausnahmezustand besonders deutlich. Die Jugend soll ihn nicht nur in den Feiern, sondern vor allem in der Arbeit spüren. Sie soll wissen, dass sich an die- ser Stelle für sie die volle Hoheit des Staates zeigt, da er über den Ausnahmezu- stand entscheidet. Durch die in die Tiefe gehende Behandlung des Zeitgeschehens vom Bismarck- reich zur nationalen Revolution wird aufs Neue klar, dass Geschichte ihrem We- sen nach politische Geschichte ist. Völker führen in ihrer ursprünglichen Ordnung ein unbewusstes – pflanzenhaftes – Dasein, erst der Grad ihrer politischen For- mung und ihrer Fähigkeit dazu entscheidet über ihre historische Grösse. Unser aus den Stahlgewittern des Weltkrieges erstehendes Zeitalter ist in beson- derem Masse vom Politischen her bestimmt. Gerade für die Jugend ist darum das Politische der Vorhof, durch den sie in alle übrigen Bezirke der Zeit eintritt. Das Wesen und der Vorrang des Politischen kann nur, wie einst von Bismarck und allen grossen Staatsmännern, unter dem Gesichtspunkt der Aussenpolitik verstan- den werden. Es muss mit den alten verfälschenden Vorstellungen der Bindestrich- Politik (Wirtschafts-, Sozial- usw. Politik), die das Politische zur Magd anderer Lebensgebiete zu machen versuchte, aufgeräumt werden. Das Politische muss wieder deutlich werden als ein Gebiet eigenen Denkens und Handelns, das – wie das Moralische nach den Gegengesetzen «gut» und «böse» – unter dem Gesetz des Freund-Feind-Verhältnisses sich ordnet. Bei einem so ausgerichteten Unterricht wird ein politisches Leben geschaffen, dessen das werdende Reich dringend bedarf. Aber auch das Wesen der Geschichte wird neu begründet. Gegenüber den Gedan- kenwellen des 19. Jahrhunderts – der marxistischen und der liberalistischen –, die den Sinn der Geschichte von einem phantastischen Ziele her zu deuten versuch- ten, ist die Geschichte als vergangene Wirklichkeit und damit als unabänderliche Grundlage der gegenwärtigen und zukünftigen Wirklichkeit anzuerkennen. Nur unter dieser Voraussetzung wird uns die Geschichte als ein Quell lebendiger Kräfte wahrhaft lebendig, weil sie dem Leben entsprechen. Von dem Geschehe- nen als bindender und verpflichtender Ausgangsstellung aus ringen wir als Deut- sche um unseren geschichtlichen Auftrag.

Detmold, Staatsarchiv D 9 Detmold 1 Nr. 291

122

Abb. 27 Morgenappell im Jugenderholungsheim Bösingfeld (Kat. Nr. 267) *267 Arterhaltung und Volksgemeinschaft. Aus der Arbeit der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) in Lippe. Maschi- nenschriftliches Manuskript.

Detmold, im November 1936 Ausgangspunkt und Endpunkt unseres Denkens ist das Volk, ist die Gemein- schaft. Und der Einzelne in der Gemeinschaft wird danach bewertet, in welchem Masse er sich für das Gemeinschaftsganze einsetzt. Das gilt aber nicht nur für das kleinste Glied, den Einzelnen, sondern auch für die Organisationsformen, die im Dienste der Gemeinschaft stehen. Jede Organisation hat ihren ganz bestimmten Aufgabenkreis, mit verschiedenen Motiven, die sich aber alle in dem grossen und letzten Ziel, der Arterhaltung unse- res Volkes, schneiden. Erhaltung der Art, Erhaltung der Rasse ist Kardinalgrund- satz unseres völkischen Zusammenlebens. Und die Organisation würde ihren Sinn verloren haben, d.h. sie würde nicht mehr existenzberechtigt sein, die nicht ihre ganze Kraft in den Dienst dieser Aufgabe stellte. Man kann wohl behaupten, dass der nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) das schönste und lohnendste Aufgabengebiet zugefallen ist – die Gesund- heitsführung des deutschen Volkes. Die Sorge für die Gesundheit, für das Wohl des einzelnen Volksgenossen und damit des ganzen Volkes, das ist der letzte und tiefste Sinn des Sozialismus. So ist die NSV dazu berufen, in vorderster Front des Sozialismus zu kämpfen. Es ist klar, dass sich uns der Sozialismus des nationalsozialistischen Staates in an- derer Form vorstellt als der marxistische Sozialismus. Unsere Sorge gilt nicht dem erblich Kranken, sondern dem erbgesunden deutschen Volksgenossen, dem das Elend der letzten Jahrzehnte in den Knochen steckt. Uns liegt der gesunde Volks- genosse mehr am Herzen als der Kranke, wobei unter gesund und krank immer nur erbgesund und erbkrank zu verstehen ist. Aus dieser Überlegung heraus wird uns erst die Wichtigkeit der Aufgabe der NSV klar. Die Gesundheit eines Volkes ist die Grundlage seiner Arterhaltung. Also die NSV schafft die Voraussetzungen zu dem Ziel, das wir uns gesteckt haben. Die Methoden, um diese Voraussetzungen zu schaffen, sind verschiedene. Wir wollen aus dem grossen Rahmen der Betreuung nur zwei Gebiete herausgreifen – die Sorge um die deutsche Mutter und um das deutsche Kind, die deutsche Ju- gend. [. . .] Nur eine gesunde Jugend kann zu starken und kräftigen Menschen heranwachsen, und nur ein starkes und kräftiges Geschlecht kann sich im politischen Spiel der Völker behaupten. Das war auch der Grundgedanke bei der Schaffung der Jugen- derholungsstätten, die der Gau Westfalen-Nord in vorbildlicher Weise durchge- führt hat. Mehr als 1‘000 Kinder finden monatlich in den Erholungsheimen unse- res Gaues Pflege und Erholung, und ungefähr 18‘000 Kinder werden täglich in Kin- dergärten und Kindertagesstätten betreut. Auch das Lipperland hat an dieser Erholungspflege seinen besonderen Anteil. «Hier erholt sich die Jugend des Führers», so lesen wir am Eingang zu einem Ju-

124 genderholungsheim. Viele junge Menschen werden hier zum ersten Mal mit dem Gedanken der Gemeinschaft vertraut. Sie merken, dass es noch eine grössere Ge- meinschaft gibt als die kleine Familie. Sie fühlen, dass sie als die Jugend des Füh- rers dereinst in dieser Gemeinschaft vor Aufgaben gestellt werden. «Ich sehe Kin- der, die ihren Müttern und auch mir gehören», sagte der Führer.

Detmold, Staatsarchiv L 80 I a Gruppe XXX Tit. 1 Nr. 2

*268 Ein Jahr Arbeit der NSV, Gau Westfalen-Nord. Text: Grete Steinecke, Lemgo; Photo: Thermann, Lemgo, o. O., o. J. [Lemgo, August 1936]

Detmold, Staatsarchiv D 72 Steinecke Nr. 2

*269 Kraft durch Freude. Jahreswende 1934/35. Hrsg.: Gauamt Kraft durch Freude, Gau Westfalen-Nord. Münster 1934. (Enthält das Reiseprogramm des Gauamtes für 1935)

Detmold, Landesbibliothek o. Sign.

*270 Freizeitschaffen im Deutschen Volksbildungswerk. Hrsg.: Die Deutsche Arbeits- front/NS-Gemeinschaft «Kraft durch Freude». Berlin 1938.

Detmold, Landesbibliothek o. Sign.

*271 Kraft durch Freude. Veranstaltungsbroschüre der Deutschen Arbeitsfront, NS-Gemeinschaft «Kraft durch Freude», Kreis Lippe – Ortsgruppe Detmold für 1939/1940.

Detmold, Landesbibliothek Soz. 11/58 Pi

*272 Harte Zeiten – Härterer Wille! Aufkleber zur Sammlung des Winter-Hilfs-Werks (WHW) 1934/1935.

Detmold, Landesbibliothek o. Sign.

273 Wo bleiben unsere WHW-Spenden? Broschüre, herausgegeben von der Gauleitung der NSDAP, Amt für Volkswohlfahrt, Gau Westfalen-Nord, Münster.

Detmold, Landesbibliothek o. Sign.

*274 Gatzka, Wolfgang: WHW-Abzeichen. Ein Führer durch das interessante Sammelge- biet der Serien des Winter-Hilfs-Werks von 1933 bis 1945. München 1981.

Detmold, Landesbibliothek Y 3645

125 275 Stellrecht, Helmut: Der Deutsche Arbeitsdienst. Aufgaben, Organisation, Aufbau. 5. Aufl. Berlin 1933.

Detmold, Landesbibliothek St 2010

276 Kretzschmann, Hermann: Bausteine zum Dritten Reich. Lehr- und Lesebuch des Deutschen Arbeitsdienstes. Leipzig 1933.

Detmold, Landesbibliothek St 2074

277 Faber, Gustav: Schippe, Hacke, Hoi. Erlebnisse, Gestalten, Bilder aus dem freiwilli- gen Arbeitsdienst. Berlin 1934.

Detmold, Landesbibliothek D 790 g

*278 Selzner, Claus: Die Deutsche Arbeitsfront. Idee und Gestalt. Berlin 1935.

Detmold, Landesbibliothek St 2146 (11,5)

*279 Krüger, Alfred: Der Deutsche Arbeitsdienst als Baustein zum Dritten Reich. Leipzig 1935.

Detmold, Landesbibliothek St 2155

*280 Seipp, Paul u. Wolfgang Scheibe: Spaten und Ähre. Das Handbuch der deutschen Jugend im Reichsarbeitsdienst. Heidelberg 1938.

Detmold, Landesbibliothek St 7290

*281 Das Mutterherz ist der schönste unverlierbarste Platz des Sohnes, selbst wenn er schon graue Haare trägt, und jeder hat im ganzen Weltall nur ein einziges solches (Adalbert Stifter). Wochenspruch der NSDAP, herausgegeben von der Reichspropagandaleitung, Folge 21, 17.-23. März 1942.

Detmold, Staatsarchiv L 113 A IV zu 19

*282 Ehrenkreuz der deutschen Mutter, 1. Stufe in Gold (mit Band).

Detmold, Staatsarchiv D 74 C Nr. 120

*283 Reden an die deutsche Frau. Reichsparteitag Nürnberg 1934. Berlin 1934.

Detmold, Landesbibliothek o. Sign.

126 284 Den deutschen Frauen. Frauenkongress Reichsparteitag Nürnberg 1935. o. O. 1935.

Detmold, Landesbibliothek o. Sign.

*285 Klinksiek, Dorothee: Die Frau im NS-Staat. Stuttgart 1982.

Detmold, Landesbibliothek Y 3398

*286 Hahn, A. u. Lotte Knoll: Einkaufswinke für die Hausfrau. Mit e. Anh.: Kampf dem Verderb! Aufbewahrung und Pflege der Lebensmittel. Minden 1936.

Detmold, Landesbibliothek o. Sign.

*287 Köstlin, Helmut: Die Kartoffelkäferfibel. Hrsg. v. Kartoffelkäfer-Abwehrdienst d. Reichsnährstandes. Berlin 1941.

Detmold, Landesbibliothek o. Sign.

288 Wirtschaftliche Lage. a) Bericht eines Detmolder Nachrichtenagenten (Ic-Referent, Kennziffer: K 336) an die Lippische Landesregierung.

[Detmold,] 26. Mai 1934 In letzter Zeit habe ich sehr oft davon gehört, dass in der Landwirtschaft, in Hand- werkerkreisen eine grosse Unzufriedenheit einmal wegen zu niedriger Preise und bezügl. des Handwerks, weil keine Zahlungen geleistet werden könnten, Klage geführt werde. Wenn ich diesen Erscheinungen, da es ja stets Unzufriedene geben wird, anfangs keine Bedeutung beigemessen habe, so habe ich doch in den letzten Wochen einige Male selbst bei Veranstaltungen die Beobachtung gemacht, dass überall geschimpft wird. Wenn die Unzufriedenen früher mit ihren Äusserungen sehr vorsichtig waren, so lassen sie jetzt ihrem Redefluss freien Lauf. Am besten kann man diese Beobachtung bei festlichen Veranstaltungen (an den Theken) und auch bei Beerdigungen machen. Ferner ist mir persönlich aufgefallen, dass unter den Notstandsarbeitern ein auf- fallender Stimmungswechsel zu verzeichnen ist. Wenn man vor Monaten an sol- chen Arbeitsstellen vorbeikam oder solche Arbeitskolonnen aufsuchte, so gab es auf den Hitlergruss ein freudiges «Heil Hitler». Heute hingegen hört man nur noch ein ganz schwaches «Heil». Dieselbe Beobachtung kann man auch an anderen Stellen machen. Die Begeiste- rung, die im Vorjahre überall zu beobachten war, ist nicht mehr festzustellen. Erst gestern wurde mir von einem Parteigenossen aus Bielefeld, der z. Z. in hiesi- ger Gegend als Kontrollbeamter in viele Betriebe und Häuser kommt, erklärt, dass

127 die Stimmung z. Z. sehr schlecht sei. Landwirte erklären z.B. auf den Hinweis, wie es wohl in Deutschland sein würde, wenn der Kommunismus zur Macht ge- kommen wäre: «Schlechter könnte es mir dann auch nicht ergehen.» Von einigen SA-Führern ist mir erklärt, dass die Stimmung in der SA ebenfalls viel zu wünschen übrig lasse. Dieses ist vielleicht auf eine stellenweise zu starke dienstliche Inanspruchnahme und darauf, dass der betr. Führer versagt, zurück- zuführen. Aus den verschiedensten Beobachtungen und Äusserungen habe ich den Ein- druck gewonnen, dass die angekündigten Versammlungen gegen Meckerer usw. wohl nur einen sehr schwachen Besuch aufzuweisen haben werden. Es sei denn, dass als Redner bekannte Persönlichkeiten der Bewegung (sog. Kanonen) in den Versammlungen sprechen werden.

Detmold, Staatsarchiv L 113 A III 2

b) Tätigkeits- und Stimmungsbericht der NSDAP-Kreisleitung Lemgo. Lemgo, 27. Mai 1935 Die Möbelindustrie geht in Lippe ziemlich flau. Es ist in vielen Betrieben Kurzar- beit eingeführt worden, und es wäre wünschenswert, wenn gerade der lippischen Möbelindustrie mit Heeres-Aufträgen über die flaue Zeit hinweggeholfen würde. Katastrophal sind auch die Verhältnisse in der Zigarren-Industrie. Im Hohenhau- ser Gebiet wird auch kurzgearbeitet. Die Einkünfte der Bevölkerung sind da- durch so geschwächt, dass der Arbeiter kaum noch den notwendigen Lebensun- terhalt davon bestreiten kann.

Detmold, Staatsarchiv L 113 A IV zu 3

c) Tätigkeits- und Stimmungsbericht der Gauinspektion VII des Gaues Westfa-len- Nord für den Monat Oktober 1935. Detmold, 28. Oktober 1935 Die Butter-, Fett- und Fleischversorgung ist in letzter Zeit auch hier zweifellos schwieriger geworden. Die Zahl der schlachtreifen Schweine nimmt offensicht- lich wesentlich ab. Eine grössere Fleischwarenfabrik arbeitet daher schon seit Wo- chen stark verkürzt. Es ist zwar zu erwarten, dass die Nachfrage auf dem Lande und in den kleineren Städten in nächster Zeit stark zurückgehen wird, da dann die Hausschlachtungen beginnen werden. Gerüchtweise verlautet, dass sowohl Fleisch wie auch Butter im Schwarzhandel vertrieben werden. Im Einvernehmen mit der Kreisbauernschaft soll jetzt an die Behörden herangetreten werden, um das Augenmerk der Sicherheitsorgane in starkem Masse auf diese Dinge zu len- ken. Die Ursache des augenblicklichen Mangels an schlachtreifen Schweinen ist zwei- fellos in der Futtermehlknappheit zu suchen.

Detmold, Staatsarchiv L 113 A III 1

128 «Nationalsozialistische Kulturarbeit»

*289 Gamm, Hans-Jochen: Der braune Kult. Das Dritte Reich und seine Ersatzreligion. Ein Beitrag zur politischen Bildung. Hamburg 1962.

Detmold, Landesbibliothek St 5790

*290 Vondung, Klaus: Magie und Manipulation. Ideologischer Kult und politische Reli- gion des Nationalsozialismus. Göttingen 1971.

Detmold, Landesbibliothek H 9601

*291 Willrich, Wolfgang: Säuberung des Kunsttempels. Eine kunstpolitische Kampfschrift zur Gesundung deutscher Kunst im Geiste nordischer Art. München 1937.

Detmold, Landesbibliothek SW 64 p

*292 Rave, Paul Ortwin: Kunstdiktatur im Dritten Reich. Hamburg 1949.

Detmold, Landesbibliothek H 3625

*293 Roh, Franz: «Entartete» Kunst. Kunstbarbarei im Dritten Reich. Hannover 1962.

Detmold, Landesbibliothek SW 1934

*294 Grosse deutsche Kunstausstellung im Haus der Deutschen Kunst zu München. Jg. 1941-1943.

Detmold, Landesbibliothek Zs 392

*295 Thomae, Otto: Die Propaganda-Maschinerie. Bildende Kunst und Öffentlichkeitsar- beit im Dritten Reich. Berlin 1978.

Detmold, Landesbibliothek Y 953

*296 Wulf, Joseph: Die Bildenden Künste im Dritten Reich. Eine Dokumentation. Gü- tersloh 1963.

Detmold, Landesbibliothek SW 1953

129

Abb. 28 Vorlesungsplan der Lippischen Heimatschule Detmold (Kat. Nr. 297)

130 *297 Lippische Heimatschule Detmold. Vorlesungsplan für das Winterhalbjahr 1933/1934.

Detmold, Landesbibliothek Soz. 16/125 P

*298 Säuberung der Musik von artfremden Einflüssen. Schreiben des NSDAP-Ortsgruppenleiters Detmold an die Lippische Landesregie- rung. Detmold, 20. Juli 1933 Vor einiger Zeit war ich in Salzuflen und hatte dort Gelegenheit, Folgendes zu be- obachten: Im Hotel «Luisenhof» spielt eine Kapelle. Im Laufe des Abends be- dienten sich die Musiker häufiger ihrer Jazz-Instrumente, die sie ganz offen auf dem Podium an Ständern aufgehängt hatten. Wie mir bekannt ist, hat die derzeiti- ge Reichsregierung versprochen, die deutsche Kunst zu säubern und speziell die Musik von artfremden Einflüssen, wozu in erster Linie sicherlich die Jazz-Musik zu rechnen ist, zu befreien. Ich halte es für meine Pflicht, die Regierung in ihren Bestrebungen weitgehendst zu unterstützen und halte mich daher für verpflich- tet, Ihnen davon Mitteilung zu machen. In diesem Zusammenhang möchte ich auch erwähnen, dass ich aus dem Café Klinge, Detmold, Hornsche Str., deutlich Jazz-Musik gehört habe. Ich nehme an, dass der Lippischen Regierung die nötigen Mittel zur Verfügung stehen, um diesem Unwesen in Lippe Einhalt zu gebieten. Weite Kreise der lippi- schen Bevölkerung würden Ihnen sicher für ein scharfes Durchgreifen sehr dank- bar sein.

Detmold, Staatsarchiv L 80 la Gruppe III Titel 10 Nr. 1 Band II

*299 Kerschbaumer, Erwin: 25 Jahre Lippisches Landeskonservatorium. Künstlerische und pädagogische Arbeit der letzten zehn Jahre. In: Nationalsozialistischer Hei- matkalender für Lippe, Jg. 9, 1942, S. 87-88.

Detmold, Landesbibliothek LZ 97 (9)

300 Wiegand, Eduard: Die Entwicklung der Lippischen Landesbibliothek und des Lip- pischen Landesarchivs im Dritten Reich. In: Nationalsozialistischer Heimatkalen- der für Lippe, Jg. 5, 1938, S. 97-109.

Detmold, Landesbibliothek LZ 97 (5)

*301 Das Ahnen-Schatzkästlein. Anleitungen und Vordrucke für völkische Ahnenfor- schung und ihre Auswertung. Ein Sammel-Kästchen für die eigene Familienge- schichte der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Detmold, Staatsarchiv D 70 Nr. 185 Zug. 87/1982

131

Abb. 29 Julfeier der SS an den Externsteinen 1936 (Kat. Nr. 308)

132 *302 Goetz, Hans: Die neue Kartei für Familienforschung (Ahnen-, Nachfahren- und Sip- penkartei). 2. Aufl. München 1935.

Detmold, Landesbibliothek o. Sign.

*303 Nationalsozialistische Schallplatten. Hrsg. v. «Funkhörerdienst», Aufnahme- und Vertriebsstelle für nationalsozialistische Schallplatten. Hauptverzeichnis. 2. Aufl. München 1931.

Detmold, Landesbibliothek o. Sign.

*304 Link, Anton: Das Dorfbuch als Mittelpunkt des dörflichen Lebens. Hrsg. v. d. Deut- schen Arbeitsfront NS-Gemeinscnaft Kraft durch Freude. Berlin 1941.

Detmold, Landesbibliothek o. Sign.

*305 Die neue Gemeinschaft. Das Parteiarchiv für nationalsozialistische Feier- und Frei- zeitgestaltung. Jg. 7, 1941.

Detmold, Landesbibliothek Zs 747

*306 Erntefeste. Rüstzeug zur Festgestaltung. Hrsg. v. Reichs-Amt Volkstum und Hei- mat der NS-Gemcinschaft Kraft durch Freude. Berlin 1934.

Detmold, Landesbibliothek o. Sign.

*307 Material zur Gestaltung von Mittwinterfeiern im kleinen Kreis der Ortsgruppen. Hrsg.: Hauptschulungsamt der NSDAP, o. O. o. J.

Detmold, Landesbibliothek o. Sign.

*308 Die Julfeiern der SS a) Aufnahme einer Julfeier 1936 bei den Externsteinen.

Detmold, Staatsarchiv D 75 Nr. 3573

b) Programm einer Julfeier der des Standortes Detmold vom 21. De- zember 1942.

Detmold, Staatsarchiv L 113 A IV 13

*309 Vorschläge für die Abhaltung einer Totenfeier. Hrsg.: Der Reichsführer SS/SS- Hauptamt. Nur für den Dienstgebrauch, o. O. o. J.

Detmold, Landesbibliothek o. Sign.

133 310 Schweizer, B.: Die Externsteine und andere germanische Heiligtümer am Osning unter dem Schutze des Reichsführers SS. In: Der Gau Westfalen-Nord (vgl. Nr. 122), S. 270-274.

311 Nüse, Karl: Die Egsternsteine als Künder germanischer Gotschau [sic!]. In: Hagal, Jg. 13, 1936, S. 183-190.

Detmold, Landesbibliothek St 2358 (13)

*312 Kater, Michael H.: Das «Ahnenerbe» der SS 1935-1945. Ein Beitrag zur Kultur- politik des Dritten Reiches. Stuttgart 1974.

Detmold, Landesbibliothek H 10247

313 Kaiser, Friedhelm: Germanenkundliche Tagung in Detmold. In: Heimat und Reich, Jg. 1938, S. 315-317.

Detmold, Landesbibliothek Hz 146(1938)

314 Müller, Wilhelm: Teutoburg, Irminsul und Siegfriedfrage. 3. Aufl. Weimar 1937.

Detmold, Landesbibliothek H 1247

315 Teudt, Wilhelm: Die Externsteine als germanisches Heiligtum. Jena 1934.

Detmold, Landesbibliothek LK 229

316 Franssen, Arendt: Die Externsteine, das einzige germanische Heiligtum der Vor- zeit auf deutschem Boden. In: Der Türmer, Jg. 1934, Augustnummer.

Detmold, Landesbibliothek LK 233

*317 Hüser, Karl: Wewelsburg 1933 bis 1945. Kult- und Terrorstätte der SS. Eine Doku- mentation. Paderborn 1982.

Detmold, Landesbibliothek Y 2507

*318 Meyer, Harald: Wewelsburg. SS-Burg, Konzentrationslager, Mahnmal, Prozess, 1982.

Detmold, Landesbibliothek Kps 82/1128

134 *319 NS-Kitsch. a) «Sturmkaffee – Marke S.A. « Kaffeetüte des Kaffee-Versandhauses Bergisch-Land in Remscheid.

Detmold, Landesbibliothek o. Sign.

b) Glückwunsch- und Trauerkarten mit NS-Motiven.

Detmold, Staatsarchiv L 80 la Gruppe I Titel 5 Nr. 7

c) Schmucktclegramm.

Leihgeber: Horst Badura, Detmold

d) Angebotsliste über Fahnen, Laternen, Girlanden und Wimpelketten mit Haken- kreuz.

Detmold, Landesbibliothek o. Sign.

e) Haarspange mit Hakenkreuz. Entwurf der Firma Wilhelm Meyer Co., Schötmar.

Detmold, Staatsarchiv L 80 la Gruppe I Titel 5 Nr. 7

f) «Mein Höchstes». Vorlagen der Firma Wiegand & Frank, Detmold, für Zigarren- kistenpackungen.

Detmold, Staatsarchiv L 80 la Gruppe I Titel 5 Nr. 7

g) «Freiheitswille». Vorlagen der Firma Gebrüder Khngenberg, Detmold, für Zigar- renkistenpackungen.

Detmold, Staatsarchiv L 80 la Gruppe I Titel 5 Nr. 7

*320 Postkarten mit NS-Motiven

Detmold, Landesbibliothek o. Sign.

*321 Reichswichtige Richard-Wagner-Festwoche Detmold a) Veranstaltungsplakat zu der Detmolder Richard-Wagner-Festwoche vom 20.-30. Juli 1935 unter dem Protektorat von Frau Winifred Wagner.

Detmold, Landesbibliothek Soz. 16/42 P

135

Abb. 30 Detmolder Richard-Wagner-Festwoche 1935 (Kat. Nr. 321)

136 b) Aufruf der Vereinigung «Freunde und Förderer der Detmolder Richard-Wagner- Festwochen» e. V.

Detmold, 15. Dezember 1936 Der von allen Seiten der Öffentlichkeit, der Besucher, der Mitwirkenden und der Presse eindeutig und begeistert anerkannte Erfolg, der unter der Schirmherrschaft von Frau Winifred Wagner-Bayreuth und Herrn Reichsstatthalter und Gauleiter Dr. Alfred Meyer von der Stadt Detmold ins Leben gerufenen Richard-Wagner- Festwochen ist zum Anlass geworden, den Gedanken einer Erschliessung des gros- sen Kulturgutes und der Kunstwerke Richard Wagners auch in den kommenden Jahren immer erneut zu verwirklichen. Die Detmolder Wagnerstätte, die sich in den Dienst des deutschen Nationalheiligtums Bayreuth gestellt hat, soll eine blei- bende Einrichtung werden, die alljährlich Tausenden deutscher Volksgenossen einen bleibenden Eindruck von der Grösse des deutschen Meisters vermitteln und gleichzeitig zum tiefen Verständnis seiner Werke führen soll. Für das Schaffen Ri- chard Wagners den Sinn zu vertiefen, heisst nationalsozialistische Kulturarbeit im höchsten Sinne treiben. Denn Wagner ist uns heute als Mensch, als Politiker, als Dichter und Komponist in seinen Werken, in seinen Schriften und seiner Weltan- schauung als Deuter grosser deutscher Vergangenheit und grosser deutscher Mei- sterkunst ein einzigartiger Deuter auch der Gegenwart und Vermittler deutscher Grösse. Die Detmolder Wagnerstätte, die auf das Bayreuther Kulturerlebnis vorbereitet, bedarf der dauernden Förderung und sicheren Grundlage, wenn sie ihre hohen Aufgaben restlos verwirklichen will. Zu dem Zwecke ist die Vereinigung der «Freunde und Förderer der Detmolder Richard-Wagner-Festwochen» gegründet worden, deren Schirmherrschaft Frau Winifred Wagner-Bayreuth und Reichs- statthalter und Gauleiter Dr. Alfred Meyer übernommen haben. Ihre Aufgaben und die Bedingungen der Mitgliedschaft ersehen Sie aus den Sat- zungen, die wir Ihnen heute mit der Bitte übersenden, durch Ihre Mitgliedschaft uns bei dem Ausbau der Detmolder Wagnerstätte zu unterstützen.

Detmold, Staatsarchiv D 23 Detmold Nr. 4796 c) Aus dem Stimmungs- und Lagebericht des Gaues Westfalen-Nord für den Monat Dezember 1936.

Die alte Residenzstadt Detmold mit dem Reichtum architektonischer Schönhei- ten aus vergangenen Jahrhunderten, den verträumten Giebeln und Gassen, den Anlagen um Palais und Schloss, den Bauten aus Renaissance und Barock und mit einem Landschaftsbilde, das mit seinen weiten Wäldern und ihren verborgenen Waldteichen, den Wiesen, Tälern und Höhenzügen des Teutoburger Waldes sich wie ein zur Wirklichkeit erwachtes Traumbild vom deutschen Märchen und von deutscher Romantik dem entzückten Auge darbietet, dazu der bedeutungsvolle geschichtliche Boden, auf dem vor Zeiten und wiederum in der Gegenwart der

137 Kampf um die deutsche Freiheit bis zum endlichen Siege ausgetragen wurde, und die unmittelbare Nähe der Externsteine, eines Zeugnisses aus altgermanischer Zeit, diese Fülle der Eindrücke von Natur und schöpferischem Volkstum, die sich zu einem einheitlichen Bilde des «Deutschen» verbinden, bildet die Grundlage für den Aufbau einer lebendig in die Zukunft wirkenden deutschen Kulturstätte, de- ren Aufgabe es ist, wahrhaft grosse und wahrhaft deutsche, im Volkstum verwur- zelte Meisterkunst zum tiefen Erlebnis zu bringen und dadurch zugleich an der Neugestaltung des deutschen Menschen und seines Lebensgefühls mitzuarbei- ten. Im Mittelpunkt der im Jahre 1935 in gemeinsamer Aufbauarbeit des Gauleiters von Westfalen-Nord mit der Stadt Detmold geschaffenen Detmolder Kulturstät- te, die alljährlich die Besucher aus allen Teilen des Reiches und des Auslandes zum festlichen Erlebnis deutscher Meisterkunst nach Detmold führt, steht das Lebenswerk Richard Wagners und der deutsche Kulturgedanke eines Bayreuth. In den Kunstwerken, den kulturpolitischen und regeneratorischen Schriften Ri- chard Wagners und in der Bayreuther Kulturstätte, vom Genius der eigenen Zeit vorauseilend gestaltet und vollendet, sieht der deutsche Nationalsozialismus gleichsam sein eigenes, vollkommenes und kulturell umfassendstes Spiegelbild.

Dabei ist Detmold bewusst in den Dienst Bayreuths getreten. Während im Fest- spielhause von Bayreuth das Kunstwerk Richard Wagners selbst in höchster künstlerischer Vollkommenheit dem deutschen Volke dargeboten wird, hat sich Detmold die besondere Aufgabe gestellt, den Weg nach Bayreuth und den Weg zum tiefsten Erlebnis deutscher Meisterkunst aufzuweisen und zu führen, indem es Freunden deutscher Volksgenossen in seinen Festwochen das Verständnis und Erlebnis erschliesst. Mit dieser auch heute noch, ja gerade heute erst recht ausser- ordentlich wichtigen Aufgabe haben die Detmolder Festwochen ihr eigenes, cha- rakteristisches Gepräge erhalten, da sie nicht – wie im Nationalheiligtume der deutschen Kultur auf dem grünen Hügel vor den Toren Bayreuths – das Kunst- werk unmittelbar auf das Publikum wirken lassen, sondern durch die Auswahl der Aufführungen, ihre organische Verbindung, durch einführende Vorträge und durch die Einbeziehung der von Wagner selbst aufgewiesenen Bögen, die von sei- nem Schaffen zur mitgestaltenden Umwelt, zu den schöpferischen Kräften des Volkes und grosser deutscher Meisterpersönlichkeiten führen, auf das Kunstwerk vorbereiten und dadurch der deutschen Zukunft eine unmittelbar mit den tiefsten Geheimnissen der deutschen Kultur vertraute Gemeinschaft deutscher, von ih- rem Volke und der Grösse seiner Kultur erfüllten Volksgenossen zuführt. Die Entwicklung der Detmolder Richard-Wagner-Festwochen hat dem kühnen Plane Recht gegeben. In der gesamten deutschen Presse erschienen begeisterte Zustimmungen zu dem Plan und seiner bisherigen Verwirklichung. Frau Wini- fred Wagner schrieb am Ende der zweiten Festwoche: «Von allen Seiten wird mir berichtet, wie famos die Detmolder Woche verlaufen ist, und mit Ihnen freue ich mich, dass all Ihre Mühe und Arbeit so von Erfolg gekrönt worden sind.» Auch der künstlerische Oberleiter der Bayreuther Festspiele, Staatsrat Heinz Tietjen,

138 der Generalintendant der Preussischen Staatstheater, schrieb: «Ich verfolge seit mehreren Jahren mit grossem Interesse die von Ihrem Herrn Reichsstatthalter ab- gehaltenen und immer neu angeregten produktiven Veranstaltungen für die Sache Richard Wagners und insonderheit des Bayreuther Werkes. Der wertvolle Ein- satz Ihrer eigenen Person und die Art und Weise, wie Sie an die Dinge herangehen und sie durchführen, hat mich davon überzeugt, dass Detmold durch seine Initia- tive, den künstlerischen Ernst und das Verantwortungsbewusstsein heute schon ein wichtiger Vorort für den Bayreuther Gedanken und für unser Werk auf dem Hügel geworden ist. Ich bitte Sie, überzeugt zu sein, dass ich Ihnen mit jeder Un- terstützung zur Verfügung stehen werde, die in meiner Macht liegt, und ich bitte, auch Ihrem Herrn Reichsstatthalter mitzuteilen, dass der Begriff Detmold sowohl bei Frau Winifred Wagner als auch bei mir einen guten Klang hat.»

Detmold, Staatsarchiv L 113 A zu 3

*322 Richard-Wagner-Festtage. NS-Gemeinschaft «Kraft durch Freude», Gau Westfa- len-Nord, Detmold 1939.

Detmold, Staatsarchiv L 113 A IV 15

*323 Richard-Wagner-Festwoche, Detmold (1813-) 1938. Programm zum 11. und 15. Juni 1938.

Detmold, Staatsarchiv L 113 A IV 15

*324 5. Richard-Wagner-Festwoche, Detmold 30. Mai – 4. Juni 1939. Richard Wagner und die deutsche Romantik. Unter der Schirmherrschaft von Winifred Wagner u. Alfred Meyer. Detmold 1939.

Detmold, Landesbibliothek o. Sign.

*325 Richard-Wagner-Festwoche, Detmold, 24. Mai bis 6. Juni 1942. Beethoven und Wagner, die Gestalter des deutschen Heldenepos. (Veranstaltungsprogramm)

Detmold, Landesbibliothek o. Sign.

*326 Absage der Richard-Wagner-Festwoche 1942 (Postkarte, datiert v. 13. 5. 1942)

Detmold, Landesbibliothek o. Sign.

*327 Daube, Otto [Hrsg.]: Amtlicher Führer durch die reichswichtige Richard-Wagner- Festwoche, 1935. Detmold 1935.

Detmold, Landesbibliothek LV 50

139 328 Daube, Otto: Aufbau im lippischen Kulturleben. Rückblick auf ein Jahr national- sozialistischer Kulturarbeit. In: Nationalsozialistischer Heimatkalendcr für Lippe, Jg. 4, 1937, S. 81-88.

Detmold, Landesbibliothek LZ 97 (4)

*329 Daube, Otto: Vom Vorort zum Hügel. Detmold im Dienste Bayreuths. Aufgaben und Wege der Detmolder Richard-Wagner-Festwochen. Mit einem Rückblick auf die Festwochen 1935-1938. Detmold 1938.

Detmold, Landesbibliothek LV 63

*330 Daube, Otto: Die Detmolder Richard-Wagner-Festwochen. Aufgaben und Wege. In: Der Teutoburger Wald, Jg. 15, 1939, Nr. 5.

Detmold, Landesbibliothek LZ 68.4o (15)

331 Daube, Otto: Die Detmolder Richard-Wagner-Festwochen. In: Der Gau Westfalen- Nord (vgl. Nr. 122), S. 250-255.

*332 Einladung zu einer Feierstunde anlässlich der Eröffnung der Richard-Wagner- Schule in Detmold, 22. Februar 1941.

Detmold, Landesbibliothek o. Sign.

*333 Detmolder Grabbe-Wochen. Unter der Schirmherrschaft von Reichsminister Dr. Joseph Goebbels veranstaltet von Reichsstatthalter Gauleiter Dr. Alfred Meyer. a) Veranstaltungsprogramm für den 29.-31. Oktober 1937.

Detmold, Landesbibliothek GA 7036 (Ka 236) und GA 7294 (Ka 235)

b) Veranstaltungsprogramm für den 14.-16. Oktober 1938.

Detmold, Landesbibliothek GA 7035 (Ka 236)

c) Veranstaltungsprogramm für den 13.-J 9. Oktober 1941.

Detmold, Landesbibliothek GA 7027 (Ka 233)

d) Veranstaltungsprogramm tür den 13.-19. Oktober 1942.

Detmold, Staatsarchiv L 80 la Gruppe XXXII Titel 2 Nr. 5b Band III

140 e) Veranstaltungsprogramm für den 27.-30. Oktober 1943.

Detmold, Staatsarchiv L 80 la Gruppe XXXII Titel 2 Nr. 5b Band III

*334 Detmolder Grabbe-Woche 1941. Ankündigung im Staatsanzeiger für das Land Lippe Nr. 42 vom 4. Oktober 1941.

Detmold, Landesbibliothek o. Sign.

*335 Hollo, Heinrich: Grabbe-Ehrung in Detmold – Grabbe, der völkische Seher. In: Der Gau Westfalen-Nord (vgl. Nr. 122), S. 260-264.

*336 Grabbe. Festschrift zur Grabbe-Woche 1936. In: Heimat und Reich, Jg. 1936, Heft 9.

Detmold, Landesbibliothek Hz 146 (1936)

*337 Detmolder Grabbetage 1938 im Spiegel der deutschen Presse: 1. Grabbe, ein Vor- kämpfer der völkischen Idee. 2. Grabbes Traum wurde Wirklichkeit. 3. Einsatz für Grabbe ist eine deutsche Sache. Ausgew. v. Heinrich Hollo. Detmold 1938.

Detmold, Landesbibliothek LC 325.4°

338 Grabbe-Tage im Gau Westfalen-Nord. Grabbe-Tage in Detmold, Bielefeld, Gel- senkirchen, Münster. Bielefeld 1940. (Veranstaltungsprogramm für d. 10.-18. Feb- ruar 1940)

Detmold, Landesbibliothek LC 312

339 Meyer, Alfred: Rede des Reichsstatthalters und Gauleiters Dr. A. Meyer anlässlich der Gründung der Grabbe-Gesellschaft am 31. Oktober 1937. In: Der westfälische Erzieher, Jg. 5, 1937, S. 560-561.

Detmold, Landesbibliothek PP 49 g.4° (5)

*340 Jahrbuch der Grabbe-Gesellschaft. Jg. 1. 1939. Detmold 1939.

Detmold, Landesbibliothek LZ 124

*341 Die «Lippische Durchbruchsschlacht» vom Januar 1933 – Jährliche Erinnerungs- treffen a) Einladungsschrift und Programmfolge für die Veranstaltung in Detmold am 15. Januar 1936.

Detmold, Landesbibliothek o. Sign.

141 b) Einladungsschrift und Programmfolge für die Veranstaltungen in Lemgo und Detmold am 16. und 17. Januar 1937.

Detmold, Landesbibliothek Soz. 27/17A

c) Ankündigungsplakat der Wiedersehensfeier am 15. Januar 1936.

Detmold, Landesbibliothek o. Sign.

d) Einladungsschrift und Programmfolge für die Veranstaltungen in Bad Salzuflen, Lemgo und Detmold am 15. und 16. Januar 1938.

Detmold, Staatsarchiv L 113 A IV 7

e) Einladungsschrift und Programmfolge für die Veranstaltungen in Lemgo und Detmold am 14. und 15. Januar 1939.

Detmold, Landesbibliothek o. Sign.

f) Einladungsschrift und Programmfolge für die Veranstaltungen in Lemgo und Detmold am 13. und 14. Januar 1940.

Detmold, Staatsarchiv L 113 A IV 7

g) Einladungsschrift und Programmfolge für die Veranstaltungen in Lemgo, Det- mold und Bad Salzuflen am 14. und 15. Januar 1944.

Detmold, Landesbibliothek Soz. 27/23 A

h) Einladungsschrift und Programmfolge für die Veranstaltungen in Lemgo und Detmold am 14. und 15. Januar 1945.

Detmold, Staatsarchiv L 113 A IV 7

*342 Eintrittskarten zu Erinnerungskundgebungen.

Detmold, Landesbibliothek und Staatsarchiv L 113 A IV 7

*343 Dauer-Ausweis für die jährlichen Erinnerungsfeiern.

Detmold, Staatsarchiv L 113 A IV 7

142

Abb. 31 Erinnerungstreffen 1936 (Kat. Nr. 341c)

143 *344 Kampfgenossen und Kampfgenossinnen aus dem Lipper Wahlkampf. a) Aus einer Rede des Gauleiters Dr. Alfred Meyer auf einer Erinnerungskundge- bung 1934.

Als Gauleiter von Westfalen-Nord und Reichsstatthalter von Lippe heisse ich Sie alle, die Sie zu dem Treffen zur Erinnerung des Lippischen Wahlkampfes und ent- scheidenden Wahlsieges des Januar vorigen Jahres sich eingefunden haben, herz- lich willkommen. Mit Recht erfüllt uns heute die Erinnerung an den 15. Januar vorigen Jahres mit Stolz und Freude. Der Kampf war hart und schwer gewesen, der Sieg hatte auf des Messers Schneide geruht. [. . .] Es ist mir heute ein herzliches Bedürfnis, noch einmal allen denen, die sich da- mals im Kampf eingesetzt haben, vom ersten führenden Parteigenossen bis zum letzten kleinen Amtswalter und SA- und SS-Mann den Dank der Bewegung aus- zusprechen. Es war ein harter Kampf, den wir zu führen hatten. Im eisig kalten Winter mussten Nacht für Nacht Tausende von braven SA- und SS-Kameraden und Amtswaltern ihre schwere Pflicht erfüllen. Die Partei legte in diesem Wahl- kampf herrliche Proben ihres Opfersinnes und ihrer Treue zur Idee und zum Füh- rer ab. Der Führer aber selbst als wahrer Führer trug die Hauptlast des Kampfes. Von allen Rednern hielt er die meisten Versammlungen ab. Seinem Einsatz ist in erster Linie der Wahlsieg zu danken gewesen. [. . .] Als Reichsstatthalter von Lippe möchte ich aber nicht zuletzt voller Stolz und Dank des lippischen Volkes gedenken. Die Lipper haben damals in einer Zeit wü- stester Verleumdung dem Führer ihre Herzen geöffnet, ihm ihr Vertrauen ge- schenkt und ihm den Sieg gegeben, den die Bewegung in schwerster Zeit benötig- te. Jetzt hat der Führer ein Jahr lang die Macht in Händen, und Deutschland ist neu erstanden. In ihren Gräbern können nun die Millionen Toten des Weltkrieges und die Toten der Bewegung ruhig schlalen. Deutschland hat seine Ehre wieder hergestellt und die lebende deutsche Generation hat am 12. November vorigen Jahres bewiesen, dass die deutsche Nation nunmehr endlich geeint ist und den Weg zum Dritten Reich, das die Erfüllung und Sehnsucht der besten Deutschen seit Jahrhunderten ist, beschritten hat.

Detmold, Staatsarchiv D 72 Alfred Meyer Nr. 8

b) Schreiben des Vereins der Lipper für Hannover und Umgegend an den Lippi- schen Staatsminister.

Hannover, 12. Eismond [Januar] 1934 Nach einstimmigem Beschluss des Vereins der Lipper für Hannover und Umge- gend, in dem die in Hannover wohnenden Lipper vereinigt sind in Treue und An- hänglichkeit an die alte Heimat, habe ich Ew. Excellenz unsere wärmste Teilnah- me zum Ausdruck zu bringen zu dem Erinnerungstage des vor einem Jahre erfolg- ten Wahlsiegs!

144 Wir sind stolz darauf, dass in unserer Heimat, in der vor 1‘900 Jahren zum ersten Mal welschem Übermut Halt geboten wurde, auch die zweite Befreiungsschlacht siegreich geschlagen wurde! Wir sind der festen Zuversicht, dass, nachdem unser geliebtes deutsches Vater- land durch die nationale Erhebung von den schwarz-roten Fesseln befreit ist und wir ein einiges Volk geworden sind, wir bald wieder als wirtschaftlich starkes und freies Volk ohne das Joch des Versailler Vertrages unter den Völkern der Erde da- stehen! Deutschlands Einigkeit, meine Stärke! Meine Stärke, Deutschlands Macht! An dieses Wort des Cheruskerfürsten, das er uns von seiner hohen Warte im Teu- toburger Walde mahnend zuruft, wollen wir immer denken und danach handeln! In Gedanken und im Geist werden in den Tagen der Feierlichkeiten in Lippe die Lipper der Leinestadt dabei sein!

Detmold, Staatsarchiv L 113 A II 10

*345 Zum dritten Jahrestag des bahnbrechenden Wahlsieges von Detmold: Der Führer bei seinen treuen Kampfkameraden von 1933. Illustrierter Beobachter, 11. Jahrgang, Folge 4 vom 23. Januar 1936

Detmold, Staatsarchiv L 113 A

*346 In dankbarer Treue 15. 1. 1933-15. 1. 1936.

Ehrenurkunde

Detmold, Landesbibliothek o. Sign.

*347 Postkarten zu den Erinnerungsfeiern 1938.

Detmold, Landesbibliothek und Staatsarchiv L 113 A IV 7

*348 Aufmarschpläne zum Lippischen Erinnerungstreffen 1938.

Detmold, Staatsarchiv L 113 A IV 7

*349 Photos der Lippischen Erinnerungstreffen.

Detmold, Landesbibliothek und Staatsarchiv D 75 (Bildersammlung)

145

Abb. 32a Erinnerungstreffen 1934: Varenholz in Erwartung Hitlers (Kat. Nr. 349)

Abb. 32b Erinnerungstreffen 1934: Hitler auf dem Marktplatz in Lemgo (Kat. Nr. 349)

146

Abb. 33a Erinnerungstreffen 1937: Vorbeimarsch der Formationen vordem Landestheater in Detmold (Kat. Nr. 349)

Abb. 33b Erinnerungstreffen 1937: Reichsminister Rust (Mitte) im Kaiserhof in Blomberg (Kat. Nr. 349)

147

Abb. 34a Lage der Bauten auf dem Hiddeser Berg zwischen Detmold (links) und dem

Hermannsdenkmal (rechts oben) (Kat. Nr. 350)

Abb. 34b Modell der grossen Volkshalle mit den Glockentürmen (Kat. Nr. 350)

148 *350 Das Tor des 15. Januar – Die geplanten Grossbauten auf dem Hiddeser Berg bei Detmold. a) Ideenwettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für eine Volkshalle mit Parteige- bäuden und Stadion für die Stadt Detmold unterhalb des Hermannsdenkmals auf dem sogenannten Hiddeser Berg. Detmold, 25. April 1937 Das Gelände soll folgende Anlagen aufnehmen: 1. Eine Volkshalle, 10‘000 Menschen fassend, für die verschiedensten Partei-und «Kraft-durch-Freude»-Veranstaltungen. Kleine Nebensäle für Besprechungen und Beratungen, Räume für Wirtschaftsbetriebe, Garderoben, Toiletten. 2. Die Ehrenhalle der NSDAP des Gaues Westfalen-Nord. Die Halle soll die Na- men der Gefallenen des Gaues, Fahnen und Symbole der Bewegung aufneh- men sowie die Namen der Toten, die sich um die Bewegung im Gau verdient gemacht haben. Eine Halle, die den Kampf und Aufstieg der Bewegung in Lippe zeigt. 3. Gebäude der Partei und ihrer sämtlichen Gliederungen wie Politische Leitung, SA, SS, HJ, Frauenschaft, Arbeitsfront, NSV usw. für Lippe. 4. Geschäfts- und Verwaltungsräume der Volkshalle. 5. Pflegstätte für Germanenkunde. Vortragssäle, Sammlungs- und Ausstellungs- räume, Geschäftsräume, Freilicht-Museen für germanisch-vorgeschichtliche Häuser, Gräber usw. 6. Sportanlagen: Stadion nebst Gebäuden, offene Schwimmanlage, Reitbahn, Schiessstand, als Vorkampfanlage für Nürnberg. 7. Biwakplätze und Parkplätze. 8. Freilichtbühne für etwa 3’000 Personen. 9. Verkehrstechnische Fragen: Umgehungsstrasse um Detmold zum Gelände, An- schluss an die Eisenbahn, eigener Bahnhof. Anschluss an die Reichsautobahn im Zuge Bielefeld-Detmold-Kassel. [. . . ] Vorprüfer: Reichsarchitekt Prof. Speer. Die Entscheidung trifft der Führer.

Detmold, Staatsarchiv L 80 III Nr. 4533

b) Aufnahmen nach den Entwürfen der Architekten Hermann Bartels (Münster) und Felix Ganteführer (Recklinghausen).

Detmold, Staatsarchiv D 75 Nr. 3456

c) Aktennotiz des Reichsstatthalters von Lippe und Schaumburg-Lippe, Dr. Alfred Meyer, übereine Besprechung beim Führer am 12. Januar 1938. Detmold, 15. Januar 1938 Der Führer nahm Kenntnis von den Bauplänen der Architekten G. und W. Der Führer hat sich dann eingehend mit mir über den Bauplan des Architekten Bartels

149 o

Abb. 35 Gesamtansicht des Bauprojektes: links hinten die Lehrstätte der deutschen Kunst, davor die Adolf-Hitler-Schule; rechts hinten «Das Tor des 15. Januar» mit der Pflegestätte für Germanenkunde (Ahnenerbe der Reichsführung SS), davor die Freilichtbühne; mitte vorne die «Gauschulungsburg». (Kat. Nr. 350) unterhalten. Er hat mehrmals die Gesamtanlage für gut befunden (Ahnenerbe, Türme des Kampfes und Sieges, Volkshalle, Lehrstätte der Deutschen Kunst, Adolf-Hitler-Schule, Gau-Führer-Schule, Freilichtbühne, Totenmonument). Der Führer wünscht nun den genauen Plan von allen Grundrissplänen, Berech- nung usw. zu sehen. Der Turm des Kampfes soll versinnbildlichen, wie der Führer und die Partei um die Menschen in Lippe und Deutschland ringen. Dr. Ley soll genau festlegen, welche Mittel er für den Bau der Volkshalle zur Ver- fügung stellt. Mit der Freilassung der Volkshalle für Theater und Konzerte hat sich der Führer einverstanden erklärt. Der Führer sagte seine Hilfe zu. Eingehend hat der Führer mit mir über die Richard-Wagner-Woche gesprochen. Er äusserte seine Anerkennung über die Detmolder Arbeit. Mit Tietjens und Frau Winifred Wagners Plan, die Bayreuther kleine Besetzung nach Detmold zu brin- gen, ist er einverstanden. Befehlen kann er das allerdings nicht, um keine Präze- denzfälle zu schaffen. Der Führer sagte mir finanzielle Hilfe bei Bedarfsfall zu.

Detmold, Staatsarchiv L 76 C 20a d) Aus einer Aktennotiz über eine Besprechung in der Lippischen Landesregierung am 9. August 1940.

Das jetzige Bauprojekt «Hiddeser Berg», in die landschaftlich schönste und histo- risch bedeutendste Gegend des Gaugebietes gesetzt, soll Detmold zu dem Kultur- zentrum des Gaues der NSDAP Westfalen-Nord machen. Es soll als Hauptbe- standteil eine Volkshalle enthalten, in welcher feierliche Veranstaltungen aller Art des Gaues Westfalen-Nord, desgl. konzertliche Darbietungen und Theatervor- stellungen (Richard-Wagner-Aufführungen usw.) stattfinden sollen. Der Haupt- raum der Volkshalle soll ein Fassungsvermögen von etwa 3‘000 Menschen haben. Ausser dem Hauptraum, der möglichst zugleich Konzert- und Theaterraum sein soll, ist noch an eine Vorhalle und an etliche Nebenräume gedacht; ob in diesen Räumen auch eine Bewirtung der Gäste stattfinden kann, liegt noch nicht fest, wahrscheinlich werden dafür aber besondere Räume in einem anderen Gebäude geschaffen werden müssen. Ausser der Volkshalle als Mittelpunkt des gesamten Bauprojektes sind noch fol- gende Bauvorhaben vorgesehen: die Gauschule der NSDAP, die Gauschule der Arbeitsfront, eine Adolf-Hitler-Schule, eine Richard-Wagner-Schule, Bauten für die Unterbringung des Ahnenerbes, Schaffung von Sportmöglichkeiten. Nach Ansicht des Regierungschefs ist der Bau der Gauschule der NSDAP und der Gauschule der Arbeitsfront besonders dringlich, weil im Gaugebiet keine ausrei- chenden Gebäude für die Unterbringung dieser Schulen vorhanden sind. Der Regierungschef wünscht das Projekt «Hiddeser Berg» in aller Kürze dem

151 Führer vortragen zu können, er hat die Absicht und die Hoffnung, dass der Führer nach Genehmigung des Bauvorhabens auch die Finanzierung übernimmt, und zwar zum mindesten, soweit die Beschaffung und Herrichtung des insgesamt be- nötigten Grund und Bodens, die Schaffung der Zufahrtsmöglichkeiten und der Bau sowie die Ausgestaltung der Volkshalle in Betracht kommen. Die Kosten für den Bau und die Unterhaltung der Gauschule der Arbeitsfront soll gegebenenfalls die Arbeitsfront übernehmen, die im Übrigen für die Unterhaltung der gesamten Anlagen überhaupt stärkstens interessiert werden soll. Die Adolf-Hitler-Schule wie die Gauschule der NSDAP und die Richard-Wagner-Schule werden gegebe- nenfalls von der NSDAP erbaut und unterhalten, für die Herstellung und Unter- haltung der Bauten des Ahnenerbes wird der Reichsführer SS in Frage kommen.

Zur Durchführung der Vorbereitungen wie der Bauarbeiten einschliesslich Grunderwerb, desgl. für die Überwachung und Ausführung der späteren Unter- haltung usw. der gesamten Bauanlagen soll ein Zweckverband (NSDAP, Reichs- schatzmeister Schwarz, Arbeitsfront, Reichsorganisationsleiter Dr. Ley, Ahnen- erbe, Reichsführer SS Himmler) gebildet werden, dessen Leiterund Vorstand der Gauleiter und Reichsstatthalter Dr. Meyer werden muss. Dieser Zweckverband ist der Träger des gesamten Unternehmens. Der Regierungschef hat den Wunsch ausgesprochen, ihm schnellstens Rohent- würfe über die oben angedeutete Ausgestaltung des Bauprojektes «Hiddeser Berg» vorzulegen, desgleichen den Entwurf einer gesetzlichen Bestimmung, nach welcher ihm als Reichsstatthalter vom Führer zur Erleichterung des Bauvorha- bens die Befugnisse übertragen werden, welche das Reichsgesetz über die Neuge- staltung deutscher Städte vom 4. 10. 1937 (RGBl. I S. 1054) zur Durchführung städtebaulicher und ähnlicher Massnahmen verleiht. Darüber hinaus sollen in Verbindung mit dem ersten Rohentwurf die Zufahrtsmöglichkeiten festgelegt werden, die in Verbindung mit der Reichsbahn, der Reichsautobahn und den sonstigen Reichs- und Landesstrassen in Frage kommen.

Detmold, Staatsarchiv L 80 IIb Gruppe V Titel 2 Nr. 9

e) Entwurf eines Erlasses des Führers und Reichskanzlers über bauliche Massnah- men auf dem Gelände «Hiddeser Berg» bei Detmold.

17. August 1940 Für das Gelände des «Hiddeser Berges» bei Detmold ordne ich die Durchführung von baulichen Massnahmen der NSDAP an. Die Bestimmungen des Gesetzes über die Neugestaltung deutscher Städte vom 4. Oktober 1937 (RGBl. I S. 1054) sind entsprechend anzuwenden. Ich beauftrage den Gauleiter und Reichsstatthalter Dr. Alfred Meyer, die im § 1 Abs. 2 und § 3 des Gesetzes vom 4. Oktober 1937 erwähnten Massnahmen zu tref- fen.

152 Die Befugnisse des Beauftragten beziehen sich auf das Gebiet der Gemeinden Det- mold, Hiddesen und Heidenoldendorf.

Detmold, Staatsarchiv L 80 IIb Gruppe V Titel 2 Nr. 9

*351 Die Volkshalle in Lippe. Mit Original-Lithographien von Walter Steinecke. Lemgo (?)o.J. [1941].

Detmold, Staatsarchiv D 72 Alfred Meyer Nr. 46

352 Bartels, Hermann: Die Grossbauten der Partei im Gau Westfalen-Nord. In: Der Gau Westfalen-Nord (vgl. Nr. 122), S. 245-249.

*353 Bergenthal, Josef: Die grossen Bauten auf dem Hiddeser Berg bei Detmold. In: Na- tionalsozialistischer Heimatkalender für Lippe, Jg. 6, 1939, S. 65-67; sowie in: Hei- mat und Reich, Jg. 1938, S. 347-350.

Detmold, Landesbibliothek LZ 97 (6) und Hz 146 (1938)

153 Die Redner der NSDAP in der zweiten Phase des lippischen Wahlkampfes

Richard Walther Darré - Landwirt, Reichstagsabgeordneter, NS-Landwirt- schaftsideologe (’Blut und Boden') Dr. Wilhelm Frick - thüringischer Innen- und Volksbildungsminister, NSDAP-Reichstagsfraktionsführer Dr. Josef Goebbels - NSDAP-Reichspropagandaleiter Hermann Göring - Reichstagspräsident Adolf Hitler - Führerder NSDAP Hans Kerrl - Präsident des Preussischen Landtags Dietrich Klagges - braunschweigischer Volksbildungsminister, Reichstagsabgeordneter Wilhelm Kube - NSDAP-Fraktionsführer im preussischen Landtag Dr. Robert Ley - Gauleiter Rheinland, Reichstagsabgeordneter, Reichsorganisationsleiter der NSDAP Karl von Litzmann - General im I. Weltkrieg, «Löwe von Brzeziny» (Schlacht bei Lodz, vgl. NS-Benennung Litzmann- stadt), Alterspräsident des Reichstags und des preussischen Landtags Dr. Alfred Meyer - Gauleiter Westfalen-Nord Wilhelm Meinberg - Landwirt, Stahlhelmführer im Ruhrkampf, Reichstagsabgeordneter August Wilhelm von Preussen- Sohn Kaiser Wilhelms II., SA-Standartenführer und Redner Alfred Rosenberg - Schriftleiter des ‘Völkischen Beobachters' Bernhard Rust - Landesinspekteur und Gauleiter Südhannover- Braunschweig, Wahlkommissar für den lippischen Wahlkampf Josef (Jupp) Wagner - Gauleiter Westfalen-Süd

155 Veröffentlichungen der staatlichen Archive des Landes Nordrhein-Westfalen herausgegeben im Auftrage des Kultusministeriums von Nordrhein-Westfalen

Reihe A: Inventare staatlicher Archive

Das Hauptstaatsarchiv Düsseldorf und seine Bestände 1. Landes- und Gerichtsarchive von Jülich-Berg, Kleve-Mark, Moers und Geldern. Be- standsübersichten. Bearbeitet von Friedrich Wilhelm Oediger. Siegburg: Respubli- ca-Verlag 1957. X, 472 S., geb. – DM 27,50. 2. Kurköln (Landesarchiv und Gerichte), Herrschaften, Niederrheinisch-Westfälischer Kreis, Ergänzungen zu Band 1. Bearbeitet von Friedrich Wilhelm Oediger. Siegburg: Respublica-Verlag 1970. XII, 718 S., geb. – DM 40,00. 3. Noch nicht erschienen. 4. Stifts- und Klosterarchive. Bestandsübersichten. Bearbeitet von Friedrich Wilhelm Oediger. Siegburg: Respublica-Verlag 1964. XXIV, 570 S., geb. – DM 32,00. 5. Archive des nichtstaatlichen Bereichs (Städte und Gemeinden, Korporationen, Fa- milien- und Hofesarchive, Sammlungen, Nachlässe). Handschriften. Bearbeitet von Friedrich Wilhelm Oediger. Siegburg Respublica-Verlag 1972. XII, 547 S., geb. – DM 44,00. 6. Noch nicht erschienen. 7. Noch nicht erschienen. 8. Die Lehnsregister des Herzogtums Kleve. Bearbeitet von Emil Dösseler und Fried- rich Wilhelm Oediger. Siegburg: Respublica-Verlag 1974. XX, 930 S., 1 Karte, geb. – DM 94,00.

Das Staatsarchiv Münster und seine Bestände 1. Behörden der Übergangszeit 1802-1816. Bearbeitet von Wilhelm Kohl und Helmut Richtering. Münster: Selbstverlag des Staatsarchivs 1964. XVI, 320 S., 1 Tabelle, bro- sch. – DM 23,00. 2. Gerichte des alten Reiches. Teil I: Reichskammergericht A – K. Bearbeitet von Günter Aders unter Mitwir- kung von Helmut Rientering. Münster: Selbstverlag des Staatsarchivs 1966. XIV, 439 S., 1 Abb., geb.-DM 34,00. Teil II: Reichskammergericht I – Z. Reichshofrat. Bearbeitet von Günter Aders unter Mitwirkung von Helmut Richtering. Münster: Selbstverlag des Staatsarchivs 1968. 482 S., geb.-DM 38,00.

156 Teil III: Register. Bearbeitet von Helmut Richtering. Münster: Selbstverlag des Staatsarchivs 1973. 443 S., geb. – DM 52,50. 3. In Vorbereitung: Nachlässe aus Politik und Verwaltung. Bearbeitet von Manfred Wolf.

Das Staatsarchiv Detmold und seine Bestände 1. Archiv des niederrheinisch-westfälischen Grafenkollegiums. Bearbeitet von Martin D. Sagebiel. Detmold: Selbstverlag des Staatsarchivs 1975. 512 S., geb. – DM 72,50.

Reihe B: Archivführer und Kurzübersichten

1. Die Bestände des Nordrhein-Westfälischen Staatsarchivs Münster. Herausgegeben vom Staatsarchiv Münster. Bearbeitet von Helmut Richtering. 3. Auflage. Münster: Selbstverlag des Nordrh.-Westf. Staatsarchivs 1979. 439 S., brosch. – DM 15,00 (ver- griffen). 2. Übersicht über die Kirchenbücher des Personenstandsarchivs Brühl. Herausgegeben vom Personenstandsarchiv Brühl. Bearbeitet von Karin Horn, Wilhelm Höbsch, Wolfgang Huschke und Udo Schuster. Neustadt/Aisch. Degener u. Co. 1970. 27 S., brosch. – DM 2,00 (vergriffen). 3. Die Bestände des Nordrhein-Westfälischen Staatsarchivs Detmold und Personen- standsarchivs Westfalen-Lippe. Herausgegeben und bearbeitet vom Nordrh.-Westf. Staatsarchiv Detmold. – Erweiterte Neubearbeitung-. Detmold: Selbstverlag des Nordrh.-Westf. Staatsarchivs 1980. 304 S., brosch. – DM 15,00. 4. Die Bestände des Hauptstaatsarchivs Düsseldorf. Kurzübersicht. Düsseldorf: Selbst- verlag des Hauptstaatsarchivs 1974. 390 S., 4 Abb., brosch. – DM 15,00. 5. Die Bestände des Personenstandsarchivs Detmold bis 1874/1875. Herausgegeben vom Staatsarchiv Detmold. Bearbeitet von Günther Engelbert und Ilse Kötz. Det- mold: Selbstverlag des Staatsarchivs 1975. 108 S. – DM 7,00. 6. Quellen zur Zeitgeschichte in den staatlichen Archiven des Landes Nordrhein-West- falen. Nichtstaatliches Schriftgut, nichtschriftliches Archivgut, Nationalsozialis- mus. Herausgegeben vom Hauptstaatsarchiv Düsseldorf und den Staatsarchiven Münster und Detmold. Bearbeiter: J(oachim) Lilla, H(ans)-J(oachim) Behr, P(eter) Veddeler. Münster: Selbstverlag des Staatsarchivs 1978. 127 S., brosch. – DM 6,00 (vergriffen). 7. Die staatlichen Archive des Landes Nordrhein-Westfalen. Archivführer. Düsseldorf: Selbstverlag des Nordrh.-Westf. Hauptstaatsarchivs 1979. 28S., mit 13 Abb., brosch. – DM 2,00.

157 Reihe C: Quellen und Forschungen aus den staatlichen Archiven

1. Peter Hüttenberger, Nordrhein-Westfalen und die Entstehung seiner parlamentari- schen Demokratie. Herausgegeben vom Hauptstaatsarchiv Düsseldorf. Siegburg: Respublica-Verlag 1973. XII, 571 S., geb. – DM 49,00. 2. Irmgard Lange, Entnazifizierung in Nordrhein-Westfalen. Richtlinien, Anweisun- gen, Organisationen. Herausgegeben vom Hauptstaatsarchiv Düsseldorf. Siegburg: Respublica-Verlag 1977. VIII, 584 S.. geb. – DM 49,00. 3. Peter Dohms, Flugschriften in Gestapo-Akten. Nachweis und Analyse der Flugschrif- ten in den Gestapo-Akten des Hauptstaatsarchivs Düsseldorf. Herausgegeben vom Hauptstaatsarchiv Düsseldorf. Siegburg: Respublica-Verlag 1977. 683 S., geb. – DM 65,00. 4. Rheinisch-Westfälische Quellen in französischen Archiven. Teil I: Quellen aus der Zeit der französischen Revolution und des ersten Kaiser- reichs Frankreich unter besonderer Berücksichtigung des Roerdepartements. Bear- beitet von Helmut Dahm, Wilhelm Engels und Hans Schmitz mit einer verwal- tungsgeschichtlichen Einleitung von Ingrid Joester. Herausgegeben vom Nordrh.- Westf. Hauptstaatsarchiv. Siegburg: Respublica-Verlag 1978. 246 S., geb. – DM 37,00. 5. Manfred Petry, Der Paffendorfer Zehntstreit. Ein Papierrotulus über die Prozessaus- lagen des Stiftes Essen (1353-1355). Herausgegeben vom Nordrh.-Westf. Haupt- staatsarchiv. Siegburg: Respublica-Verlag 1978. 116S., brosch.-DM 10,00. 6. Peter Veddeler, Die lippische Rose. Entstehung und Entwicklung des lippischen Wappens bis zur Gegenwart. Herausgegeben vom Nordrh.-Westf. Staatsarchiv Det- mold. Detmold: Selbstverlag des Nordrh.-Westf. Staatsarchivs 1978. 112 S., 118 Abb., geb.-DM 36,00. 7. Das Nordrhein-Westfälische Staatsarchiv Münster 1829-1979. Münster: Selbstverlag des Nordrh.-Westf. Staatsarchivs 1979. 133 S., 84 Abb., geb. – DM 38,50. 8. Das Schriftgut der NSDAP, ihrer Gliederungen und angeschlossenen Verbände in der Überlieferung staatlicher Behörden im Bereich des heutigen Landes Nordrhein- Westfalen. Teil 1-3. Bearbeitet von Klaus Wisotzky. Düsseldorf: Selbstverlag des Nordrh.-Westf. Hauptstaatsarchivs 1981. Insgesamt 775 S., brosch. – DM 25,00. 9. Demontagen im Land Nordrhein-Westfalen 1946 bis 1951. Spezialinventar zu den im Nordrhein-Westfälischen Hauptstaatsarchiv in Düsseldorf vorhandenen Demon- tage-Akten. Bearbeitet von Dieter Scriverius. Siegburg: Respublica-Verlag 1981. XXVI, 347 S., geb. – DM 64,00. 10. Theodor Josef Lacomblet, Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins – Nachweis der Überlieferung-. Bearbeitet von Wolf-Rüdiger Schieidgen. Siegburg: Respublica-Verlag 1981. 205 S., brosch. – DM 36,00.

158 11. Zeugnisse rheinischer Geschichte. Urkunden, Akten und Bilder aus der Geschichte der Rheinlande. Eine Festschrift zum 150. Jahrestag der Einrichtung der staatlichen Archive in Düsseldorf und Koblenz. Bearbeitet von den Mitarbeitern der beiden Archive. Redaktion: Franz-Josef Heyen und Wilhelm Janssen. Neuss: Verlag Gesell- schaft für Buchdruckerei 1982. XVI, 487 S., 183 Abb., Ln. – DM 54,00.

Reihe D: Ausstellungskataloge staatlicher Archive 1. Fürstin Pauline. Ihr Leben und Wirken. Eine Ausstellung von Archivalien und Ge- mälden im Staatsarchiv Detmold anlässlich der Wiederkehr ihres Geburtstages vor 200 Jahren. Herausgegeben von Günther Engelbert. Detmold: Selbstverlag des Staatsarchivs 1969. 39 S., 3 Abb., 2 Schautafeln, brosch. – DM 1,00 (vergriffen). 2. Landespräsident Heinrich Drake 1881-1970. Ausstellung des Staatsarchivs Detmold. Herausgegeben vom Staatsarchiv Detmold. Bearbeitet von Martin Sagebiel und Herbert Stöwer. Detmold: Selbstverlag des Staatsarchivs 1971. 64 S., 11 Abb., brosch. – DM 2,00. 3. Nordrhein-Westfalen. Entstehung und Aufbau. Ausstellung der staatlichen Archive des Landes Nordrhein-Westfalen. Herausgegeben vom Hauptstaatsarchiv Düssel- dorf. Düsseldorf: Selbstverlag des Hauptstaatsarchivs 1972. 106 S., 14 Abb., brosch. – DM 2,00. 4. Wirtschaft und Gesellschaft am Niedrrhein. Dokumente aus 9 Jahrhunderten. Aus- stellung des Hauptstaatsarchivs Düsseldorf. Düsseldorf: Triltsch 1974. 85 S., 17 Abb., brosch. – DM 3,00. 5. Lassalle in Düsseldorf. Dokumente. Ausstellung des Hauptstaatsarchivs Düsseldorf zum 11. April 1975. Düsseldorf: Triltsch 1975. 15 S., 1 Abb., geb. – DM 0,50 (vergriffen). 6. Denkmalpflege in Ostwestfalen-Lippe. Dokumente. Ausstellung des Staatsarchivs Detmold. Detmold: Selbstverlag des Staatsarchivs 1975. 32 S., 16 Abb., brosch. – DM 1,00 (vergriffen). 7. Dokumente rheinischer Geschichte aus 12 Jahrhunderten. Ausstellung des Nordrh.- Westf. Hauptstaatsarchivs Düsseldorf. 2. erweit. Auflage. Düsseldorf: Triltsch 1979. 16 S., 20 Abb., Mappe. – DM 8,00. 8. Dokumente westfälischer Geschichte. Ausstellung des Staatsarchivs Münster 1976. 4. veränderte Auflage. Münster: Selbstverlag des Nordrh.-Westf. Staatsarchivs 1981. 23 S., 30 Abb., Mappe. – DM 10,00. 9. Konrad Adenauer. Seine Zeit – Sein Werk. Ausstellung des Historischen Archivs der Stadt Köln im Staatsarchiv Münster 1976. Köln: Grafische Werkstatt Druckerei Gebr. Kopp OHG 1976. 319 S., 33 Abb., brosch. – DM 10,00. 10. Schlüssel und Schild. Kommunales Wappenwesen in Westfalen. Ausstellung des Nordrh.-Westf. Staatsarchivs Münster 1978. Greven: Druckhaus Cramer. 57 S., 17 Abb., brosch. – DM 5,00.

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11. Karten und Pläne zur Technikgeschichte. Ausstellung des Nordrh.-Westf. Staatsar- chivs Münster 1979. Warendorf: Schnell-Druck. 47 S., 9 Abb., brosch. – DM 1,00 (vergriffen). 12. Das Rechtswesen in Ostwestfalen-Lippe. Ausstellung des Nordrh.-Westf. Staatsar- chivs Detmold 1979. Detmold: Selbstverlag des Nordrh.-Westf. Staatsarchivs. 63 S., 15 Abb., brosch. – DM 4,00. 13. Confessio Augustana. Die Reformation in Lippe. Ausstellung des Nordrh.-Westf. Staatsarchivs Detmold 1980. Detmold: Selbstverlag des Nordrh.-Westf. Staatsar- chivs. 96 S., 20 Abb., brosch. – DM 8,00. 14. Voesse 4- Goesen. Westfalen im Spanisch-Niederländischen Krieg (1566-1609). Aus- stellung des Nordrh.-Westf. Staatsarchivs Münster 1982. Münster: Selbstverlag des Nordrh.-Westf. Staatsarchivs. 112 S. mit 26 Abb., brosch. – DM 7,50. 15. Wandel der Landschaft im Spiegel von Karte, Plan und Luftbild. Ausstellung des Nordrh.-Westf. Hauptstaatsarchivs Düsseldorf. Zusammenstellung der Ausstellung und Bearbeitung des Katalogs: Heike Preuss unter Mitwirkung von Wilhelm Engels, Paul Hoffmann, Horst Romeyk und Erich Wisplinghoff. Düsseldorf: Triltsch 1982. 32 S. mit 6 Abb., geh. – DM 5,00.

Reihe E: Beiträge zur Archivpraxis

1. Bildliche Darstellung. Archivarische Erschliessung und quellenkritische Bewertung. Von Horst Romeyk. Düsseldorf: Selbstverlag des Hauptstaatsarchivs 1976. 83 S., bro- sch. – DM 5,00. 2. EDV und Archive. Ein Ratgeber. Von Horst Romeyk. Neue überarbeitete Ausgabe. Siegburg: Respublica-Verlag 1981. 140 S., brosch. – DM 8,00. 3. Zur Archivierung des Datenmaterials der amtlichen Statistik in Nordrhein-Westfa- len. Von Rainer Stahlschmidt. Siegburg: Respublica-Verlag 1980. 122 S., brosch. – DM 12,00.

Der Archivar. Mitteilungsblatt für deutsches Archivwesen. Herausgegeben vom Nord- rhein-Westfälischen Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, Schriftleitung (geschäftsführend seit 1961): Gisela Vollmer. Erscheint 4 mal jährlich. Jahrgang 1 ff. nebst Beiheft 1. Siegburg: F. Schmitt 1947/48ff. Verzeichnis der Jahrgänge 1-30, 1947/48-1977. Bearbeitet von Margret Pollen. Düsseldorf 1979. VII, 188 S. (Jg. 32, 1979, H. 4). Beiheft 1: Übersicht über die Veröffentlichungen der Archivverwaltungen und Archive in der Bundesrepublik Deutschland 1945-1970. Zusammengestellt von Hans Schmitz und HanneloreTiepelmann. Düsseldorf 1971. 116 Sp. –DM 4,50.

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