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Freie und Hansestadt - Bezirksamt Gutachten zur Erhaltungsverordnung Cranz

Stand Juli 2014

Auftraggeber: Freie und Hansestadt Hamburg Bezirksamt Harburg Dezernat Wirtschaft, Bauen und Umwelt Fachamt Stadt- und Landschaftsplanung Harburger Rathausplatz 4, 21073 Hamburg Tel.: 040 42828-0 E-Mail: [email protected] www.hamburg.de/harburg/wohnen-bauen-verkehr/

Verfasser, Fotos und Gestaltung:

Falkenried 74 a, 20251 Hamburg Tel.: 040 460955-60 E-Mail: [email protected] www.elbberg.de

Projektbearbeitung: Dipl.-Ing. Bauassessor Gerd Kruse Dipl.-Ing. Marc Springer

Stand Juli 2014 Freie und Hansestadt Hamburg Bezirksamt Harburg Gutachten zur Erhaltungsverordnung Cranz

Inhaltsverzeichnis 1 Anlass und Grundlagen ...... 4 1.1 Aufgabenstellung ...... 4 1.2 Bestehende Planwerke und Vorgaben ...... 5 1.3 Instrument Erhaltungsverordnung ...... 13 2 Historische Kulturlandschaft Altes Land ...... 14 2.1 Allgemeine Informationen ...... 14 2.2 Die Raumstruktur des Alten Landes ...... 14 2.3 Entstehung der Reihendörfer ...... 18 2.4 Wertschätzung und Erhalt ...... 19 3 Ortsbilduntersuchung ...... 21 3.1 Fragestellung ...... 21 3.2 Ortsgeschichte ...... 21 3.3 Denkmalschutz ...... 26 3.4 Städtebau ...... 29 3.5 Gebäudeanalyse ...... 34 3.6 Ergebnis ...... 37 4 Leitfaden zur Anwendung einer Erhaltungsverordnung ...... 41 4.1 Leitbild ...... 41 4.2 Gebäudestellung und Gebäudeform ...... 43 4.3 Anbauten und Nebengebäude ...... 46 4.4 Balkone und Loggien ...... 47 4.5 Dachaufbauten ...... 48 4.6 Fassaden und Fenster ...... 50 4.7 Freiraum ...... 53 4.8 Werbeanlagen ...... 57 Quellenverzeichnis ...... 59 Abbildungsverzeichnis ...... 60

Anlagen Anlage 1: Gebäudeanalyse Estedeich Westseite mit Plan M 1:1.000 Anlage 2: Gebäudeanalyse Estedeich Ostseite mit Plan M 1:1.000

Wenn nicht anders angegeben, sind alle Pläne und Planausschnitte genor- det. Ist kein Maßstab angegeben, sind sie unmaßstäblich.

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1 Anlass und Grundlagen

1.1 Aufgabenstellung Der Ortskern von Cranz (im Stadtteil Cranz des Bezirks Harburg) ist als Teil der historischen Kulturlandschaft Altes Land an der Unterelbe von besonde- rer städtebaulicher und kultureller Bedeutung. Dieses kulturelle Erbe ist durch die starken Veränderungsprozesse im Bau- wesen, die wiederum Folge allgemeiner gesellschaftlicher Veränderungen sind, in Gefahr. Geänderte Anforderungen an die Wohnverhältnisse führen zu umfangreichen Veränderungen von Gebäuden durch z.B. durch den Aus- bau von Dachgeschossen zu Wohnzwecken oder Veränderungen der äuße- ren Gestalt durch Maßnahmen zur Wärmedämmung. Die allgemeine Verfüg- barkeit von Baustoffen aller Art führt zu einem Verlust von regionalen Bau- traditionen. Der Ortskern von Cranz ist bereits mehrfach Gegenstand städtebaulicher Untersuchungen gewesen. Zuletzt wurde er im Jahre 2009 als sogenanntes Milieuschutzgebiet identifiziert (vgl. Kapitel 1.2). Um diesen Bereich stärker zu schützen, wird die Aufstellung einer Erhaltungsverordnung nach § 172 Abs. 1 Nr. 1 des Baugesetzbuches (BauGB) erwogen. Ziel ist die „Erhaltung der städtebaulichen Eigenart des Gebiets auf Grund seiner städtebaulichen Gestalt“. Nicht Gegenstand dieser Untersuchung und der beabsichtigten Er- haltungsverordnung ist das dort unter Nr. 2 genannte weitere mögliche Ziel: „Erhaltung der Zusammensetzung der Wohnbevölkerung“ (sog. „soziale Er- haltungsverordnung“). Dieses Gutachten soll die fachlichen Grundlagen zur Aufstellung einer städ- tebaulichen Erhaltungsverordnung liefern. Das Untersuchungsgebiet ent- spricht im Wesentlichen dem identifizierten Milieugebiet, das in Abbildung dargestellt ist. Das Gutachten soll auch als Handbuch für Bauwillige und Verwaltung nutz- bar sein, um die besondere städtebauliche Eigenart des Stadtteils Cranz zu erhalten. Folgende Punkte waren Auftrag des Gutachtens: - Örtliche Bestandsaufnahme. - Untersuchung und Darstellung der städtebaulichen Gestalt und der er- haltenswerten Eigenart des Gebiets hinsichtlich der baulichen und Frei- flächengestaltung der privaten und öffentlichen Flächen. - Vorschlag zur Abgrenzung des Erhaltungsgebiets. - Beschreibung von veränderungsempfindlichen und -unempfindlichen Merkmalen und Teilbereichen des Gebiets. - Aufzeigen der historischen Strukturen und wesentlichen Gestaltungs- merkmale der einzelnen Teilbereiche. - Definition gestalterischer Zielvorstellungen. - Erarbeitung eines Gestaltungsleitfadens als Grundlage der Bewertung zukünftiger Bauanträge im künftigen Erhaltungsgebiet. - Vorschlag zu Abgrenzung eines Erhaltungsgebietes

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Das Untersuchungsgebiet des vorliegenden Gutachtens orientiert sich an der Ausdehnung des historischen Ortskerns. Dieser befindet sich zwischen dem nördlichen und dem südlichen Deichsporn an der Este beiderseits der Straße Estedeich sowie im westlichen Teil der Straße Am Alten Estesperr- werk (vergleiche auch Abbildung 16 auf Seite 25). Darüber hinaus werden auch die Bereiche um die beiden Ortseingänge von Norden kommend sowie von Südwesten kommend in das Untersuchungs- gebiet einbezogen, weil diese Bereiche ebenfalls als städtebaulich gestalt- bildend und ortsbildprägend wahrgenommen werden. Somit erstreckt sich das Untersuchungsgebiet über ca. 13,7 ha. Die Straße Cranzer Elbdeich, die direkt an den historischen Ortskern an- schließt, wird bis auf die Hausnummer 8 im Mündungsbereich zur Straße Estedeich nicht in das Untersuchungsgebiet für dieses Gutachten einbezo- gen. Einerseits ist die ursprünglich hier verlaufenden Deichlinie, die der Straße ihren Namen gab, nach der Sturmflut von 1962 im Rahmen der Inbe- triebnahme des neuen Spreewerks nach Norden verlegt und am alten Ort zurückgebaut worden. Damit hat sich das Ortsbild in diesem Bereich grund- legend geändert. Andererseits hat sich die Bebauung in der zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts dort ausgesprochen heterogen entwickelt, so dass die- ser Bereich nicht in das Untersuchungsgebiet einbezogen wurde

1.2 Bestehende Planwerke und Vorgaben

Milieuschutzgebiet Cranz Der Ortskern von Cranz ist seit 2009 ein Milieuschutzgebiet. Die Bezirksver- sammlung Harburg hat in ihrer Sitzung am 24.11.2009 die Festlegung des Milieugbietes Cranz beschlossen. Im Milieugebiet kann § 12 Abs. 2 der Ham- burgischen Bauordnung (HBauO) zur Anwendung kommen. Danach können bei baulichen Anlagen, die infolge ihres Umfangs, ihrer Höhe, ihrer Lage oder ihrer erhaltenswerten Gestaltungsmerkmale das Straßenbild, Ortsbild oder Landschaftsbild mitbestimmen, besondere Anforderungen an die Gestaltung der Außenseiten und der Dächer gestellt werden. Für die Umsetzung des Milieuschutzes ist das Bezirksamt zuständig. Der Milieuschutz hat in Hamburg eine langwährende Tradition: bereits 1972 wurde der Senat von der Bürgerschaft aufgefordert, darüber zu berichten, wie über den Denkmalschutz hinaus stärker als bisher Bauten, Baugruppen, Straßen, Plätze und Ortsteile erhalten werden können, die dazu beitragen, Hamburgs unverwechselbares Bild zu bewahren und gleichzeitig die Anzie- hungskraft der Stadt zu erhöhen. Um diesen "Milieuschutz" durchzusetzen wurden jedoch keine neuen gesetzlichen Bestimmungen geschaffen, son- dern die bereits vorhandenen Möglichkeiten genutzt. Außerdem wurde 1985 von der Baubehörde ein Milieuschutzbericht mit einer Bestandsaufnahme von 79 Hamburger Straßenzügen, Siedlungen und Quartieren veröffentlicht. In erster Linie ist der Milieuschutz ein Instrument der bezirklichen Planung. Zur Sicherung des Milieuschutzes können qualifizierte Bebauungspläne er- stellt, Gestaltungsverordnungen erlassen oder Erhaltungsgebiete gemäß §

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172 BauGB (s.o.) festgesetzt werden. Letztere dienen nicht nur der „Erhal- tung der städtebaulichen Eigenart des Gebiets auf Grund seiner städtebau- lichen Gestalt“, sondern können auch der Erhaltung der Zusammensetzung der Wohnbevölkerung dienen (Freie und Hansestadt Hamburg 2014).

1. Karte Milieuschutzgebiet Cranz vom 5. Februar 2009, M. 1:2.500 im Original, verkleinert auf M. 1:5.000 (Freie und Hansestadt Hamburg, Bezirksamt Harburg)

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Baustufenplan

2. Baustufenplan Cranz – , Ausschnitt im Originalmaßstab 1:5.000 mit Legende

Im Baustufenplan Cranz - Neuenfelde, festgestellt am 20.06.1961, wird das Untersuchungsgebiet als Wohngebiet festgesetzt. Es ist eine eingeschos-

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sige, offene Bauweise vorgeschrieben. Die Flächen des ehemaligen Schul- gebäudes Estedeich 102 werden als vorhandene Flächen für besondere Zwecke dargestellt. Die Grundstücke Estedeich 97 bis 101 und 103 bis 107 werden als Außen- gebiet festgesetzt, ebenso der westliche Uferbereich der Este.

Klarstellungsverordnung für den Innenbereich Im nördlichen Bereich des Untersuchungsgebietes gilt die Senatsverordnung über die Grenzen der im Zusammenhang bebauten Ortsteile in Cranz, Neu- enfelde und vom 2. Dezember 1997. In § 2 der Verordnung wird unter Nummer 3 festgesetzt, dass Wohngebäude giebelständig zur öffentli- chen Straßenverkehrsfläche auszuführen sind. Nummer 4 der Verordnung setzt fest, dass bei eingeschossigen Wohnge- bäuden Dächer als Satteldächer mit einer Neigung von 40 bis 50 Grad, bei Wohngebäuden mit zwei und mehr Vollgeschossen von höchstens 25 Grad auszuführen sind. Bei Anbauten sind abweichende Dachausführungen zu- lässig, wenn deren Form und Neigung auf das Hauptgebäude abgestimmt sind. Nummer 5 regelt, dass für Fassaden von Wohngebäuden rotes Ziegelmau- erwerk zu verwenden ist. Fachwerkgebäude sowie verputzte Fassaden sind zulässig, wenn sie sich in Farbe und Struktur in die unmittelbare Nachbar- schaft einfügen. Vorhandene Fachwerkfassaden dürfen in ihrem Gesamtein- druck nicht beeinträchtigt werden.

3. Ausschnhitt aus der Anlage IV zur Verordnung über die Grenzen der im Zusammenhang bebauten Ortsteile in Cranz, Neuenfelde und Francop, Originalmaßstab 1:2.000, verkleinert auf M 1:5.000

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Stadtbilduntersuchung Nach der Stadtbilduntersuchung Cranz-Neuenfelde-Francop (Freie und Hansestadt Hamburg 1990) erhält der Ortskern von Cranz die Klassifizierung „erhaltenswerte Siedlungsstruktur“. Die umgebenden Teilräume Cranzer Elbdeich und Estebogen werden als „ortsbildverträgliche Siedlungsstruktur“ klassifiziert.

Siedlungsentwicklungskonzept für den Süderelberaum Das Gutachten zur Siedlungsentwicklung der Ortsteile Cranz, Neuenfelde und Francop (Architektur und Stadtplanung Baum 2005) formuliert ein Leit- bild für die städtebauliche Entwicklung der Dörfer und Siedlungsbereiche mit einem Schwerpunkt auf mögliche Siedlungserweiterungen für den örtlichen Bedarf. Es soll auch helfen, die zahlreichen Anträge aus den bezirklichen Gremien, die sich mit ergänzender Wohnbebauung befassen, qualifiziert be- arbeiten zu können. Das Gutachten trifft Aussagen, an welchen Orten zusätzliche Bauflächen, vornehmlich für den Wohnungsbau einschließlich Folgeeinrichtungen und mögliche Gewerbeflächen, unter Berücksichtigung der vorhandenen Sied- lungsstrukturen und der historischen Kulturlandschaft ermöglicht werden können. Dabei werden planerische, technische, rechtliche und tatsächliche Rahmenbedingungen und Restriktionen aufgezeigt. Für den Stadtteil Cranz wird die Stadtbildbewertung der Stadtbilduntersu- chung Cranz-Neuenfelde-Francop (Freie und Hansestadt Hamburg 1990) übernommen und modifiziert, die Einstufung des Untersuchungsgebietes als „erhaltenswerte Siedlungsstruktur“ bleibt erhalten.

Denkmalliste Untenstehend sind die im Untersuchungsgebiet gelisteten Baudenkmale und Ensembles aufgeführt. Die Auflistung basiert auf der nachrichtlichen Denk- malliste der Hamburger Kulturbehörde (Freie und Hansestadt Hamburg 2014 a). Geführt sind alle vor dem 01.05.2013 eingetragen Baudenkmale. Die Karte aus dem Hamburger GeoPortal stellt diese Denkmale ebenfalls dar (Freie und Hansestadt Hamburg 2014 b).

Belegenheit Typ bzw. Ensemle Datierung (ggf. Entwurf) Cranzer Elbdeich 8 Wohnhaus mit Einfriedi- 1934 (Jonny Garms) gung Estedeich 18 Wohngebäude 1840, um Estedeich 29 Einfamilienhaus 19. Jh., Ende Estedeich 59 Einfamilienhaus 19. Jh., Ende Estedeich 65 Wohnwirtschaftsgebäude 19. Jh., Ende Estedeich 78 Wohnhaus und Werftanlage 18. Jh., 2. Hälfte mit zwei Werkstattgebäu- den und Slipanlage Estedeich 83 Wohngebäude 19. Jh., Ende Estedeich 84 Einfamilienhaus 1860, um Estedeich 88 Gasthaus/Wohngebäude 1900, um

4. Tabelle Baudenkmale und Ensembles im Untersuchungsgebiet

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5. Karte Baudenkmale und Ensembles (Freie und Hansestadt Hamburg 2014)

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6. Karte Ortsbild Cranz mit Stadtbildbewertung und Kulturdenkmälern (Architektur und Stadtplanung 2005)

Überschwemmungsgebiete nach dem Wasserhaushaltsgesetz Die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt bereitet zurzeit die vorläufige Sicherung eines Überschwemmungsgebietes an der Este vor. Dies hat nach § 78 Abs. 1 Nr. 1 des Wasserhaushaltsgesetzes (WHG) ein Verbot für die Ausweisung von neuen Baugebieten zur Folge. Zudem wird unter anderem auch die Errichtung baulicher Anlagen nach den §§ 30, 33, 34 und 35 BauGB ausgeschlossen. Die in früheren Zeiten genutzten Bau- möglichkeiten durch Schaffung des vernichteten Hochwasserstauvolumens

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an andere Stelle im Überschwemmungsgebiet sind nach heutiger Rechts- lage nicht mehr möglich. Das Verbot greift nach dem Wortlaut des WHG mit der vorläufigen Sicherung des Überschwemmungsgebietes (§ 78 Abs. 6 WHG), spätestens aber mit der förmlichen Festsetzung. Ein Überschwemmungsgebiet ist nach § 54 Abs. 3 des Hamburgischen Wassergesetzes (HWaG) vorläufig gesichert, wenn die Wasserbehörde die Gebiete in Karten ausweist und dies öffentlich bekannt macht. Dieses Verfahren ist derzeit im Gange. Die öffentliche Aus- legung der beabsichtigten Überschwemmungsgebiete hat im Juni / Juli 2014 stattgefunden.

7. Karte Überschwemmungsgebiet der Este (Erweiterung), vorläufig gesichert, Stand: öffentliche Auslegung 10. Juni 2014 (Freie und Hansestadt Hamburg 2013, Bearbeitung ELBBERG)

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1.3 Instrument Erhaltungsverordnung Das Gutachten zur Erhaltungsverordnung wurde beauftragt, um den Einsatz des rechtlichen Instruments der Erhaltungsverordung nach § 172 des Bau- gesetzbuches (BauGB) zu überprüfen. Dort heißt es zusammengefasst: „Die Gemeinde kann in einem Bebauungsplan oder durch eine sonstige Sat- zung Gebiete bezeichnen, in denen zur Erhaltung der städtebaulichen Ei- genart des Gebiets auf Grund seiner städtebaulichen Gestalt - die Errichtung, - der Rückbau, - die Änderung oder die Nutzungsänderung baulicher Anlagen der Genehmigung bedürfen. Die Genehmigung darf nur versagt werden, wenn die bauliche Anlage allein oder im Zusammenhang mit anderen baulichen Anlagen das Ortsbild, die Stadtgestalt oder das Landschaftsbild prägt oder sonst von städtebaulicher, insbesondere geschichtlicher oder künstlerischer Bedeutung ist. Die Genehmigung zur Errichtung der baulichen Anlage darf nur versagt wer- den, wenn die städtebauliche Gestalt des Gebiets durch die beabsichtigte bauliche Anlage beeinträchtigt wird.“ Die Erhaltungsverordnung nach § 172 BauGB ist abzugrenzen von detaillier- ten gestalterischen Vorschriften, die in einer Gestaltungsverordnung nach § 1 der Hamburgischen Bauordnung (HBauO) möglich wären. In einer Gestal- tungsverordnung können Vorschriften für „die äußere Gestaltung von Anla- gen zur Durchführung baugestalterischer Absichten“ getroffen werden. Zusammengefasst muss sich eine Erhaltungsverordnung auf die Regelung der städtebaulichen Gestalt beschränken, gilt dafür aber auch bei Nutzungs- änderungen und Abrissen von Gebäuden. Sie kann keine detaillierten Vor- schriften für einzelne Bauteile machen, sondern gibt der Baugenehmigungs- behörde nur das Recht, aufgrund der städtebaulichen Bedeutung über die Zulässigkeit des Vorhabens zu entscheiden. Diese Unterscheidung ist darin begründet, dass das Städtebaurecht als Teil des Bodenrechts alleinige Angelegenheit des Bundes ist, während das Bau- ordnungsrecht (Gestaltung) allein Ländersache ist. In der Praxis ist bei Gebäuden eine trennscharfe Unterscheidung zwischen ihrer städtebaulichen und baugestalterischen Bedeutung jedoch kaum mög- lich. Dieses Gutachten soll der Baugenehmigungsbehörde als Grundlage für die Entscheidung über die Zulässigkeit von Vorhaben dienen. Die hier gemach- ten Aussagen sind jedoch nicht verbindlich sondern unterliegen der Beurtei- lung im Einzelfall. Die Erhaltungsverordnung gilt auch für Vorhaben, für die keine Baugenehmigung erforderlich ist.

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2 Historische Kulturlandschaft Altes Land

2.1 Allgemeine Informationen Das Alte Land an der Unterelbe ist eine historische Kulturlandschaft von be- sonderer Eigenart und Schönheit. Sowohl die Kultivierung als auch die Nut- zung haben eine anthropogen geprägte Landschaft mit verschiedenartigen Kulturlandschaftsteilen entstehen lassen. Cranz ist ein Teil dieser historischen Kulturlandschaft. Um für das Untersu- chungsgebiet in Cranz begründbare und belastbare Aussagen zum Erhalt der städtebauliche Eigenart und städtebaulichen Gestalt zu machen, ist es zwingend notwendig, eine Einordnung in den regionalen kulturgeschichtli- chen Kontext des Alten Landes vorzunehmen, um nachvollziehbar zu ver- stehen und zu belegen, was in Cranz warum erhaltenswert ist. Das Alte Land erstreckt dich über zwei Bundesländer, Niedersachsen und Hamburg. Der westliche Teil liegt in Niedersachsen, zu Ihm gehören die Samtgemeinde Lühe und die Gemeinde Jork im Landkreis . Der östli- che Teil liegt im Stadtgebiet der Freien und Hansestadt Hamburg, zu ihm gehören die Stadtteile Cranz, Neuenfelde und Francop im Bezirk Harburg. Das Alte Land ist ca. 170 km² groß, etwa 30 km lang und maximal 10 km breit. Die Grenzen des Alten Landes sind im Wesentlichen natürliche: Die im Norden, ein 0,5 bis 3 km breiter Moorgürtel im Süden, der Fluss Schwinge im Nordwesten. Im Osten verjüngt sich die Ausdehnung des Alten Landes und grenzt dort an die Marschsiedlung . Schwinge, Lühe und Este, drei Nebenflüsse der Elbe, zergliedern das Alte Land auf natürliche Weise in drei Bezirke, die seit dem Mittelalter als „Meilen“ bezeichnet werden und durch ihre Umdeichung historisch als Großpolder betrachtet werden können. Die Elbe und auch die Schwinge, Lühe und Este sind den Gezeiten ausgesetzt. Seit der Errichtung der Sperrwerke an den Mündungen der Ne- benflüsse im 20. Jahrhundert können die Nebenflüsse von der Gezeitenwir- kung abgetrennt werden. Der Begriff „Kulturlandschaft“ kann definiert werden als das Ergebnis der In- teraktion von Land und Leuten. Die Kulturlandschaft ist eine vom Menschen geprägte Landschaft, an der Lebens- und Wirtschaftsweisen ablesbar sind. Dies steht im Gegensatz zum Begriff der Naturlandschaft, welche von menschlichen Einflüssen weitgehend unberührt ist. In einer historischen Kul- turlandschaft sind auch bereits abgeschlossene Wirtschafts- und Lebensfor- men noch ablesbar.“ (Samtgemeinde Lühe u.a. 2011, S.6)

2.2 Die Raumstruktur des Alten Landes Die nach den Holländern benannte sogenannte Hollerkolonisation schuf eine neu gestaltete Kulturlandschaft mit giebelständigen Hofstellen, Entwässe- rungsgräben und streifenförmigen Beeten bzw. Hufen, auf denen hauptsäch- lich Ackerbau betrieben wurde. Die Kultivierung des Alten Landes erfolgte von Stade ausgehend nach Osten. Auch der Deichbau begann im Zusam- menhang mit der Kultivierung durch die Holländer ab dem 12. Jahrhundert.

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Begrenzt wurden die Kolonisationsgebiete durch natürliche Grenzen: durch die Marschflüsse Schwinge, Lühe und Este und durch die östliche Eindei- chung von Francop. Zunächst erfolgte die Entwässerung des kultivierten Landes trotz der Gezeitenwirkung über die Gräben und Fleete auf natürliche Weise in die Flüsse. Durch die ständige Nutzung und Entwässerung senkte sich allmählich die Oberfläche des Kultivierungsgebiets, gleichzeitig stieg der Meeresspiegel an, so dass vermehrt Überschwemmungen auftraten und der Deichbau erforderlich wurde. Ursprünglich war jede Kolonie für sich mit Deichen umgeben. Der Haupt- deich wurde zur Elbe oder den Flüssen errichtet, der Hinterdeich sowie seit- liche Deiche (Sietwenden) entstanden zum Schutz gegen eindringendes Wasser aus den südlichen Mooren oder den Nachbarländereien. Sowohl die Kultivierung als auch die Nutzung des Alten Landes haben eine anthropogen geprägte Landschaft mit verschiedenartigen Kulturlandschafts- teilen entstehen lassen (Samtgemeinde Lühe u.a. 2011, S. 5): - die Siedlungstypen Deich- und Marschhufendorf als Reihendörfer mit überwiegend giebelständiger Bebauung, - die streifenförmige Parzellierung, - die flussbegleitenden Deiche, - die Hinterdeiche, die das kultivierte Land (Polder) gegen das Moor ab- grenzen. - Die Wettern und Entwässerungsgräben, - die historische Bausubstanz der Altländer Höfe mit Schaugiebeln und weitere prägende historische Bebauung in den Siedlungsbändern - Obstgärten auf schmalen Marschhufen. Diese Strukturelemente sind in der folgenden Karte „Raumstruktur im Alten Land“ dargestellt. Die streifenförmigen Parzellierungs- und linearen Sied- lungsstrukturen sowie der flächige Obstbau sind die prägenden charakteris- tischen Merkmale der historischen Kulturlandschaft, die sich in Linien-, Punkt- und Flächenelemente unterscheiden. Zu den linearen Besonderhei- ten gehören die Siedlungsstrukturen mit der Reihung der giebelständigen Gehöfte und Häuser sowie die sich daran anschließenden Flurparzellen, die durch Gräben und Wettern begrenzt werden. Weitere prägende lineare Elemente sind die Deichlinien sowie die Straßen und Wege. Diese werden durch einzelne Punktelemente, wie die Kirchtürme mit ihrer Silhouettenwirkung, die Hofstellen und Windmühlen, unterbrochen. Den Flächenelementen werden das Acker- und Grünland sowie die Obst- bauflächen zugeordnet. Der Obstbau wurde vor allem seit 1870 flächenmäßig erweitert und erreichte in den 1960er Jahre seinen größten Umfang. Zur Entstehungszeit der Kul- turlandschaft war eine gemischte Landwirtschaft vorherrschend, zu der zwar auch der Anbau von Obst und Gemüse gehörte, das monokulturell durch Obstbau geprägte Landschaftsbild entstand aber erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Aus der beschriebenen Kolonisation der Marsch heraus entstanden charak- teristische Haus- und Hofformen, die als Teil der regionalen Bautradition heute noch herausragend das Bild der Siedlungen und der Kulturlandschaft prägen.

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Die oben genannten Kernelemente der Kulturlandschaft Altes Land sind in ihrer Gesamtheit und in ihrem Zusammenspiel von größerer Bedeutung als einzeln. Ein historischer Altländer Hof mag zwar einen Denkmalwert als Ge- bäude haben, wenn er aber inmitten einer von Industrie und Gewerbebetrie- ben überformten Landschaft steht, beschränkt sich seine Bedeutung auf die eines Reliktes, eines geschichtlichen Fragmentes. Es sind spezifische und identitätsbildende räumliche Elemente der Kulturlandschaft, die auch für den aufgeschlossenen Betrachter im Raum ablesbar und wahrnehmbar sind. (Samtgemeinde Lühe u.a. 2011, S. 10). Im Ortskern von Cranz ist das Zusammenspiel der Kulturlandschaftsele- mente des Alten Landes noch in einer seltenen Geschlossenheit erlebbar. Gerade in Anbetracht der Veränderung des Raums durch Industrieanlagen in der Umgebung (Werft und Flugzeugwerk) trägt die Erhaltung eines räum- lich intakten Ortskerns dazu bei die Identifikation der Bewohner mit der Kul- turlandschaft zu stärken.

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Legende ELBE-URSTROMTAL

Deichhufensiedlung entlang ehemaliger Elbdeiche

Deichhufensiedlung entlang der ELBE Flüsse Twielenfleth Marschhufensiedlung in linearer Kolonisation

Stade GEEST Altes Land mit Meilen

Wedel Elbe-Urstromtal Grünendeich

Geest und Geestrand

A 26 Geestrandsiedlungen (historische Kerne/heutige Ausdehnung)

Heutige Elbdeichlinie Steinkirchen

Jork Cranz ELBE Fluss und Flussdeiche

Hinterdeich zum Moor GEEST Neuenfelde Autobahn Bestand Ladekop Estebrügge

Autobahn Planung Horneburg

Haupt-/Nebenstraßen Bahn Cuxhaven - Hamburg

Bahnstrecke

Buxtehude

Neu Wulmstorf Neugraben

GEEST

B 73

7. Karte Raumstruktur im Alten Land (Samtgemeinde Lühe u.a. 2011) Raumstruktur Altes Land

0 5 km Maßstab 1: 100.000

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2.3 Entstehung der Reihendörfer Die charakteristische Siedlungsform des Reihendorfs entstand durch die von den Kolonisatoren aus Holland mitgebrachte Fluraufteilung in nach Länge und Breite vermessene Hufe. Die aneinander gereihten langgestreckten Beetstreifen orientierten sich an einer meist geradlinigen Straße bzw. einem Wasserlauf (Marschhufendorf) oder an einem dem Flussverlauf folgenden Deich (Deichhufendorf) mit der jeweiligen Hofstelle giebelständig zur Straße und zum Deich. Die Gebäude erhalten so ihre Erschließung über die Haupt- verkehrswege. In Ausnahmen sind auch zweite oder dritte Bebauungsreihen mit entsprechenden Erschließungsstraßen entstanden.

9. Marschhufendorf (Schematische Darstellung)

10. Deichhufendorf (Schematische Darstellung)

Als Sonderformen des Deichhufendorfes zu betrachten sind die Reihendör- fer entlang der Flussdeiche Schwinge, Lühe und Este, der drei Nebenflüsse der Elbe im Alten Land. Dies sind unter anderem die Dörfer Steinkirchen, Mittelnkirchen, Estebrügge und Cranz.

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Auf dem Deich siedelten die Einwohner, die nicht auf die Landwirtschaft für ihren Lebensunterhalt angewiesen waren, wie Handwerker, Fischer oder Ka- pitäne. So ist eine besondere Siedlungsstruktur entstanden, mit giebel- und traufständigen Gebäuden, die beiderseits am Verlauf von Straße und Deich orientiert sind. Die Bauten auf der Deichseite stehen auf der Deichkrone oder in hochwassersicherer Höhe im Außendeichbereich an den Deich gelehnt. Teilweise ist außendeichs ein Kellergeschoss vorhanden, dass bei einem extremen Hochwasser überflutet wird.

11. Deichhufendorf mit Bebauung auf den Flussdeichen von Schwinge, Lühe und Este.

2.4 Wertschätzung und Erhalt Der unverwechselbare Charakter des Alten Landes als Kulturlandschaft ist durch aktuelle Entwicklungen und Nutzungsänderungen gefährdet. Die prä- gende Eigentümlichkeit droht durch die starken Veränderungsprozesse in Gewerbe, Landwirtschaft und im Bauwesen verlorenzugehen. Hervorgeru- fen werden diese Prozesse vornehmlich durch den enormen Nutzungsdruck, den die Flächenknappheit in der Hamburger Kernstadt und in den Urbanisie- rungszonen mit sich bringt. Gewerbe und Landwirtschaft sind heute großflä- chig organisiert und nicht mehr so kleinteilig wie in der Vergangenheit. Die heutigen Wohnansprüche an Wohnfläche, Wärmedämmung und Freiraum- nutzung sind in den kleinen eng aneinander gereihten historischen Gebäu- den schwer zu befriedigen. Vorhandene Bausubstanz wird zerstört, regional typische Bauformen wer- den von vereinheitlichten und überregional verwendeten Bauformen und Prinzipien verdrängt. Räumliche Bezüge von Siedlungen und Landschaft ge- hen durch Überformung verloren. Die vorhandenen Gebäude und die Siedlungsstrukturen sind Ausdruck einer spezifischen regionalen Baukultur, deren Fortführung und Entwicklung für den Erhalt und die Pflege dieser historischen Kulturlandschaft von großer Bedeutung ist. Dabei geht es nicht nur um den Erhalt geschützter Baudenkmäler und En- sembles, sondern vor allem auch um ein zeitgemäßes neues Bauen im Be-

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wusstsein einer langen regionalen Tradition. Es geht um die Weiterentwick- lung der regionalen Baukultur im Alten Land auch mit den Mitteln des mo- dernen Bauens. „Der Werterhalt und die Wertentwicklung von Bausubstanz und Siedlungs- bild darf nicht nur auf die schon formal geschützten Baudenkmäler be- schränkt bleiben. Sie müssen sich auch in der Diskussion um das alltägliche Bauen wiederfinden, um sich in den Ergebnissen der alltäglichen Bautätig- keit bei Modernisierung, Neubau, Erweiterung von Wohn-, Landwirtschafts-, Geschäfts- und Gewerbebauten im Rahmen einer gesellschaftlich getrage- nen Baukultur strukturell, gestalterisch und funktional auszuprägen (Samt- gemeinde Lühe u.a. 2011, S. 25). Im Grunde muss es bei jedem zukünftigen Bauvorhaben nicht mehr heißen „warum ist dieser Eingriff noch vertretbar?“, sondern „was trägt dieses Ge- bäude positiv zum Ortsbild bei?“

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3 Ortsbilduntersuchung

3.1 Fragestellung Der kleine Stadtteil Cranz liegt ganz im Westen der Freien und Hansestadt Hamburg im Bezirk Harburg. Er hat umfasst eine Fläche von 1,3 km² und hat rund 750 Einwohner (Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein 2012). Der Stadtteil grenzt im Westen an die niedersächsische Gemeinde Jork und im Osten an den Hamburger Stadtteil Neuenfelde. Mit diesem Gutachten soll bestimmt werden, welcher Bereich durch eine Er- haltungsverordnung besonders zu schützen ist, und welches die erhaltens- werte städtebauliche Struktur ist. Es ist also die Frage zu stellen: Welche Merkmale der städtebaulichen Struktur prägen das Ortsbild und welche Merkmale können für ein städtebauliches Leitbild über- nommen werden? Dabei ist zu hinterfragen und zu begründen, worin die städtebauliche, ge- schichtliche oder künstlerische Bedeutung dieser leitbildprägenden Merk- male besteht. Über die Jahrzehnte hat jede Architektur- und Stilepoche zeit- typisches hinzugefügt. Dies gilt für die Entstehungszeit des Ortes, aber auch für jüngere Entwicklungen der Nachkriegszeit und für die heutige Bautätig- keit. Da das Ortsbild vielerlei Veränderungen erfahren hat, ist eine Bewer- tung dieser Merkmale erforderlich. Es erfolgt eine Klassifizierung: welche Merkmale sind für das Leitbild der Erhaltungsverordnung bestimmend, wel- che sind akzeptabel und welche sind störend für das Ortsbild und damit in Zukunft unerwünscht.

3.2 Ortsgeschichte Das auf dem linken Esteufer in der zweiten Meile des Alten Landes gelegene Cranz bildet den westlichsten Stadtteil des Bezirks Harburg. Es ist urkundlich erstmals für das Jahr 1341 belegt und gehört zu den älteren, schon vor der Hollerkolonisation besiedelten Dörfern des Alten Landes. Dies ist auch an der weniger regelmäßigen Flurteilung abzulesen. 1395 trat es an die Stelle des aufgrund von mittelalterlichen Landveränderungen verschwundenen Fährortes Urenfleth, der zuerst 1255 und zuletzt 1391 genannt wurde. Während die kirchenrechtliche Zuordnung zum Kirchspiel Estebrügge (Diö- zese Verden) seit dem 15./16. Jahrhundert besteht, hat die politische und verwaltungsstrukturelle Zugehörigkeit mehrfach gewechselt. Nachdem sowohl die Schweden als auch die Dänen einige Jahrzehnte die Herrschaft im damaligen Ort übernommen hatten, gehörte Cranz im 19. Jahr- hundert zunächst zum Königreich Hannover und später zu Preußen. Das ursprünglich der Hauptmannschaft Königreich unterstellte Cranz wurde bei deren Auflösung 1879 in eine Gemeinde umgewandelt, die dem bereits 1852 gegründeten Amt Jork bzw. ab 1885 dem Kreis Jork im Regierungsbe- zirk Stade angegliedert war. 1937 kam Cranz im Zuge des Groß-Hamburg- Gesetzes als Ortsteil des Bezirks Harburg zur Stadt Hamburg.

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Cranz war durch eine für das Alte Land besondere Einwohnerstruktur ge- kennzeichnet. Mehrheitlich lebten hier ursprünglich Kleinbauern ohne eige- nes Land (Kötner). Diese waren zunehmend mit ein wenig eigenem Land ausgestattet. Die sonst in den Reihendörfern des Alten Landes angesiedel- ten Großbauern (Hufner) fehlten bis auf eine Ausnahme. Hoch hingegen war seit je her die Zahl der Fischer (1647 waren es 16) und Schiffer, die um 1880 mit rund 60 Kapitänen unter den etwa 600 Einwohnern ihren Höchststand erreicht hatte. Der Bevölkerungsanstieg auf die heute rund 750 Einwohner resultiert aus dem Bau der Wohnsiedlung Estebogen, die in den 1960er Jahren auf dem Gelände einer früheren Cranzer Ziegelei entstand. Die Wirtschafts- und Einwohnerstruktur in Cranz spiegelt sich auch in der Anlage der etwa 800 Meter langen, kleinstädtisch verdichteten Deichreihen- siedlung entlang der heutigen Straße Estedeich im heutige Ortskern wider, die dem gewundenen Lauf des Estedeichs folgt. Zunächst breitete sich die Bebauung auf der westlichen Straßenseite aus. Hier verzeichnet schon die Kurhannoversche Landesaufnahme von 1769 eine recht dichte Siedlungs- zeile.

12. Kurhannoversche Landesaufnahme von 1769 (Maßstab 1:25.000)

Die seinerzeit mit nur wenigen Gebäuden besetzte Deichseite wird erst im Verlauf des 19. Jahrhunderts verstärkt in die Bebauung einbezogen, so ist in

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der Preußischen Landesaufnahme von 1880 eine durchgehende Gebäude- reihe erkennbar. Die erhöhte Gebäudestellung auf der östlichen Straßen- seite, wo sämtliche Bauten entweder auf der Deichkrone stehen oder außen- deichs an den Deich lehnen, ergibt ein eindrucksvoll geschlossenes charak- teristisches Ortsbild. Auf der westlichen Straßenseite hat sich die Bebauung im Vergleich zu 1769 nun stark verdichtet. Zwischen den beiden markanten Deichspornen im Norden und Süden hat sich nun der Cranzer Ortskern ent- wickelt.

13. Preußische Landesaufnahme von 1878/89 (Maßstab 1:25.000)

An der Estemündung sind Anlegeplätze für die ansässigen Schiffer entstan- den. Hier lagen deren Frachtsegler für die Elbe-, Nord- und Ostseefahrt und teils auch für die Große Fahrt über den Atlantik in den Wintermonaten ver- täut, wenn wegen der Witterung nicht gefahren werden konnte.

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14. Ansichtskarte: Cranz, Deich und Dorfstraße, 1909 (www.hamburg-bildarchiv.de)

15. Ansichtskarte: Cranz, Im Dorf, um 1910 (www.hamburg-bildarchiv.de)

Mit dem Beginn der Dampfschifffahrt auf der Elbe entwickelte sich Cranz aber auch zu einem Fährhafen und war in der zweiten Hälfte des 19. Jahr- hunderts Haltepunkt der Linie Hamburg - über Elbe und Este. Ab den 1920er Jahren wurde Cranz Endpunkt der Fähre Cranz – Blankenese, die auch heute noch vor allem zu touristischen Zwecken in Betrieb ist.

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16. Skizze Topografie Cranz, Überlagerung 1878, 1959 und nach 1962

Sehr tiefgreifende Veränderungen im Landschaftsbild erfolgten mit dem Bau des neuen Hauptdeichs nach der Sturmflut von 1962. Kurz zuvor war die Estemündung etwas nach Westen verlegt worden. Nun entstand innerhalb der zur Elbe vorgeschobenen neuen Deichlinie ein zweites Sperrwerk zur Abdämmung der Este. Damit wurde auch eine durchgehende Straßenver- bindung am Elbufer von Hamburg ins Alte Land geschaffen. Bis dahin exis- tierte die nördlichste Straßenverbindung über die Este im fünf Straßenkilo- meter südlich gelegenen Estebrügge. Ein erstes Sperrwerk war 1959 weiter südlich errichtet worden und ermöglichte anstelle der Fährverbindungen erstmals eine direkte Verbindung für Fußgänger und Radfahrer zum anderen Esteufer. Da der parallel zum Straßenzug „Cranzer Elbdeich“ verlaufende alte Elbdeich nach Fertigstellung des neuen Deichs abgetragen worden ist, vermittelt heute lediglich der Estedeich einen Eindruck der alten Deichhöhen und vergleichsweise steilen alten Deichquerschnitte. Der Estedeich weist im Wesentlichen noch den mittelalterlichen Verlauf auf und ist daher sowohl siedlungsgeschichtlich, städtebaulich und topographisch von herausragen- der Bedeutung (Hellberg u.a. 1999).

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3.3 Denkmalschutz Die Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland für Harburg und Um- gebung weist eine Reihe von wertvollen erhaltungswürdigen Ensembles auf. In ihr sind die aus denkmalpflegerischer Sicht erhaltenswerten Gebäude ver- zeichnet. Die Wohnbebauung mit einzelnen eingestreuten Gewerbebetrie- ben setzt sich aus einer Vielzahl unterschiedlicher Haustypen des 19. Jahr- hunderts zusammen, die sowohl trauf- als auch giebelständig angeordnet sind und in ihrem äußeren Erscheinungsbild die breite Palette der im 19. und 20. Jahrhundert verwendeten Materialien und Schmuckformen widerspie- geln. Verzeichnet sind eine Reihe qualitätvoller Einzelobjekte, meist Wohn- häuser, die aus baugeschichtlichen und städtebaulichen Gründen schüt- zenswert sind. Zu den wenigen ehemals landwirtschaftlich genutzten Objek- ten gehört das Hallenhaus Estedeich 65.

17. Straßenansicht Estedeich 65 18. Straßenansicht Estedeich 94

Über ältere Kerne verfügen das weiter unten vorgestellte Wohnhaus Este- deich 78 und der mehrfach umgebaute Gasthof „Altes Fährhaus“ (Estedeich 94), welcher schon im frühen 17. Jahrhundert erwähnt wird. Der heutige Bau, bei dem es sich um das älteste Haus des Ortes handeln soll, ist wohl Mitte des 18. Jahrhunderts entstanden.

19. Straßenansicht Estedeich 78 20. Straßenansicht Estedeich 36

Als eines der wenigen Fachwerkgebäude im Ort ist das auf 1820 datierte Kapitänshaus Estedeich 36 hervorzuheben. Der Straßengiebel besitzt drei Vorkragungen, die jeweils durch profilierte geschweifte Knaggen unterstützt werden. Dabei ist die untere Knaggenreihe besonders kräftig ausgebildet. An den gerundeten Füllhölzern, den Balkenköpfen und an der Haustür fin- den sich aufwendige Schnitzereien. Die Darstellung eines Schiffes im Tür- oberlicht weist unverkennbar auf den Beruf des Bauherrn. Bei einer umfas-

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senden Sanierung des Giebels 1948 sind die Ausfachungen, welche im Gie- beldreieck vielfältige Musterungen zeigen, erneuert worden. Dieses Ge- bäude wird zwar in der Denkmaltopgrafie beschrieben, jedoch nicht in der Denkmalliste der Hamburger Kulturbehörde mit Stand vom 21.05.2014 auf- geführt. (vergleiche Tabelle 5 auf Seite 10). Bemerkenswert sind ferner zwei ebenfalls giebelständig ausgerichtete Putz- bauten aus der Mitte des 19.Jahrhunderts, die in ihren fünfachsigen, sym- metrisch gegliederten Straßengiebeln jeweils durch ein Gurtgesims zu- rück- haltend dekoriert sind. Das Gebäude Estedeich 84, vermutlich um 1860 er- baut, zeigt zusätzlich Bogenbegleitprofile oberhalb der rundbogigen Fenster. Etwas früher, um 1840, dürfte Estedeich 18 entstanden sein, zu dessen mit- tigem Eingang mit klassizistischer Haustür eine Freitreppe führt.

21. Straßenansicht Estedeich 84 22. Straßenansicht Estedeich 18

Gegen Ende das 19. Jahrhunderts erfreute sich eine Bauweise besonderer Beliebtheit, die durch die Verwendung der Materialien Putz und Backstein in der straßenseitigen Schaufassade gekennzeichnet ist, während die übrigen Fassaden komplett ziegelsichtig belassen wurden. Beispielhaft seien die hin- sichtlich ihrer dekorativen Ausgestaltung sehr ähnlichen Traufenhäuser Es- tedeich 83 und 88 (Gasthof zur Post) erwähnt, die allerdings unterschiedliche Baukörper aufweisen, sowie das giebelständig orientierte Wohnhaus Este- deich 78, das im Kern auf die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts zurückgeht. Im Zuge des Umbaus ist es 1905 aufgestockt, die äußere Fachwerkfassade massiv erneuert und das Reetdach durch eine Pfannendeckung ersetzt wor- den. Das Gebäude bildet zusammen mit den erhaltenen Anlagen einer bis 1985 betriebenen kleinen Flusswerft eine hochinteressante schützenswerte Gesamtheit. Neben den Slipanlagen sind hier zwei Werkstattgebäude zu nennen: Das ältere, unmittelbar an den Deich grenzende weist außen eine horizontale, am Schiffsbau orientierte Beplankung auf, der Erweiterungsbau von 1905 zeigt eine Fachwerkkonstruktion. Anlagen wie diese Werft waren an den Nebenflüssen der Elbe für eine rege Küstenschifffahrt kennzeich- nend, denn hier wurden besonders kleinere Schiffe wie Elbewer und Jollen gefertigt und repariert.

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23. Straßenansicht Estedeich 83 24. Straßenansicht Estedeich 88

Als einziges landwirtschaftliches Bauwerk ist im Ortskern das Hallenhaus mit Kellergeschoss Estedeich 65 erwähnenswert, dessen Giebel eine für die Bauzeit typische Detaillierung aufweist. Hierzu zählt die Ausbildung des so- genannten Schweizer Daches mit einem weiten Dachüberstand, Giebelpfahl und durchbrochenem Holzwerk sowie die mit Sägeornamenten verzierten Ortgangbretter. Ein typisches Motiv der Bauzeit ist ferner die hinter zwei Säu- len zurückliegende Eingangsloggia, der hier ein schmiedeeiserner Beischlag vorgelegt ist.

25. Straßenansicht Estedeich 78 26. Straßenansicht Estedeich 65

Ähnlich gestaltete Eingänge zeigen die beiden fünfachsigen Traufenhäuser Estedeich 29 und 59. Sie sind typische Vertreter eines um die Jahrhundert- wende weitverbreiteten Bautypus, dessen Straßenfassade mit übergiebel- tem Mittelrisalit und weiterem historistischen Dekor repräsentativ gestaltet wurde. So zeigt Nr. 29 rundbogige Fensteröffnungen mit Bogenbegleitprofi- len, Nr. 59 hingegen rechteckige Fenster mit spätklassizistischen Fenster- bekrönungen sowie eine für die Bauzeit typische Schieferdeckung. Hervor- zuheben ist hier auch der filigrane Zaun als ein qualitätvolles Beispiel für die in Cranz häufig anzutreffenden straßenraumprägenden Einfriedungen.

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27. Straßenansicht Estedeich 29 28. Straßenansicht Estedeich 59

Deutlich erkennbar sind die unterschiedlichen Siedlungsanlagen und -Struk- turen beidseitig der Este. Der auf dem Ostufer gelegene westliche Teil von Neuenfelde, der ehemals Cranz hieß und heute Neuenfelder Fährdeich ge- nannt wird, weist eine lockere Bebauung auf und verfügt über größere von Bebauung freigehaltene Flächen. Er ist insgesamt noch stark landwirtschaft- lich geprägt, wird aber auch durch die ansässige Werft bestimmt. Auf dem gegenüberliegenden Westufer hat sich der im Winkel zwischen Este und Elbe gelegene Ortsteil Cranz zu einer eng bebauten Handwerker- und Hafensied- lung entwickelt. Alte Hafenanlagen haben sich hier jedoch so gut wie keine erhalten. (Hellberg u.a. 1999, S. 281 ff)

3.4 Städtebau Das Cranzer Ortsbild (außerhalb der Siedlung Estebogen) wird durch zwei unterschiedliche Siedlungsreihen geprägt: Eine einzeilige Siedlungsreihe verläuft parallel zum nördlichen Elbdeich. Innerhalb des Erhaltungsberei- ches verläuft ein zweizeiliges, 800 m langes Siedlungsband nahezu recht- winklig hierzu entlang des stark geschwungenen Estedeichs. Hier, zwi- schen zwei markanten Deichspornen (vor Haus Nr. 107 im Norden und Haus Nr. 19 im Süden) hat sich der Ortskern von Cranz entwickelt.

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29. Heutiger Siedlungsgrundriss mit Straßen, Este- und Elbdeich sowie Wassersystem, M 1:5.000

Die Parzellierung in Cranz stellt sich heute etwa rechtwinklig vom Straßen- raum und vom Deich ausgehend dar. Dies gilt sowohl für die westlich der Straße Estedeich gelegenen Grundstücke, die sich zum Landschaftsraum

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orientieren, als auch für östlich vom Deich abgehende Parzellen, die sich zur Este hin orientieren. Die typischen Parzellenbreiten liegen auf beiden Seiten der Straße Estedeich zwischen zwischen 10 und 20 Metern. Die Parzellen- tiefe beträgt zwischen 20 und 80 Metern, sowohl an der Ostseite zum Este- ufer, als auch an der Westseite. Hier stoßen die bebauten Flurstücke viel- mals auf in andere Richtungen aufgeteilte landwirtschaftlichen Fluren, was darauf hinweist, dass das Entwässerungssystem nach holländischem Vor- bild in schon bestehende Flurteilungen hineingebaut wurde und Cranz somit älter ist als die Hollerkolonisationen.

30. Der nördliche Berich des Ortskerns, von Osten gesehen (Microsoft Bing 2014)

Die Bebauung wirkt kleinstädtisch geschlossen Sie ist in der Regel ein- bis zweigeschossig und folgt dem Verlauf der Straße und des Deiches. Bis auf kleine Vorgärten bzw. Vorzonen sind die Gebäude direkt am Straßenraum angeordnet. In Ausnahmen sind die Gebäude etwas weiter zurückversetzt. Es herrscht eine halboffene Bauweise vor mit geringen Grenzabständen. Die typischen Abstände zwischen den Gebäuden betragen von Wand zu Wand zwischen einem und vier Metern. Insbesondere die Deichbebauung auf der Ostseite ist bis auf wenige Baulücken nahezu durchgehend auf diese Weise bebaut. Die Fugen zwischen den Gebäuden ermöglichen hier interessante Sichtbeziehungen vom Deich zum dahinterliegenden Uferbereich der Este. Über die unbebauten Flächen ergeben sich als „Landschaftsfenster“ Blicke über die Uferlandschaft der Este. Auf der Westseite kommen häufiger auch größere Grenzabstände vor, so dass hier teils von einer offenen Bauweise gesprochen werden kann.

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31. Perspektivskizzen zum Prinzip der städtebaulichen Struktur

Die vorherrschenden Bautypen sind ein- bis zweigeschossige Wohnge- bäude mit Pfannendeckung. Zu einem großen Teil ist die vorhandene Be- bauung zwischen der Mitte des 19. Jahrhunderts und dem Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden. Die Firstrichtung der Gebäude ist sowohl trauf- als auch giebelständig. Ins- besondere einige Gebäude der Gründerzeit sind traufständig angeordnet, besitzen aber eine Zwerch- oder Quergiebel zu Straßenseite. Allerdings herrscht wie im übrigen Alten Land die Giebelständigkeit der Gebäude vor. Insbesondere im südlichen Bereich des Ortskerns stehen vermehrt auch Wohnbauten aus den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts. Die weni- gen (früher landwirtschaftlichen) Wohnwirtschaftsgebäude (insgesamt zwei) dürften kaum vor 1800/1850 entstanden sein. Vorherrschend sind rechteckige Grundrisse. Ausnahmen bilden annähernd quadratische bzw. abgewinkelte Grundrisse bzw. Grundrisse in freier Form, insbesondere aus jüngerer Zeit. Die giebelständigen Bestandsbauten orien- tieren sich mit ihrer Schmalseite am Straßen- und Deichverlauf, die trauf- ständigen, oft aus der Zeit um die Jahrhundertwende stammenden Bau- ten,mit der längeren Seite ihres Grundrisses. Typische straßenseitige Fas- sadenlängen reichen von 9 bis 13 Metern. Auffallend im Ortsbild sind die erhaltenen Kubaturen und Gestaltungen der der trauf- und giebelständig ausgeführten gründerzeitlichen Wohn- und Ge- schäftshäuser mit jeweils harmonischer symmetrischer Fassadenaufteilung mit stehenden Fensterformaten ohne Balkone zur Straße und kleinen Ein- gangsloggien. Auch die beiden traditionellen giebelständigen Hallenhäuser, von denen eines mit einer Gründerzeitfassade hergestellt ist, fallen im Orts- bild auf. Vorherrschende Materialien bei diesen im positiven Sinne ortsprägenden Bauten sind Backstein und heller Putz. Die Bauten spiegeln so anschaulich die regionale Baukultur im Alten Land wider. Ergänzt wird das Ortsbild durch gut erhaltene Wohngebäude aus der Zwischenkriegszeit mit zeittypischer Gestaltung sowie durch giebelständige Siedlungshäuser aus der Nach- kriegszeit in ebenfalls oftmals gut erhaltener zeittypischer Gestaltung, vor- nehmlich mit recht steilem Satteldach und mit einer Backsteinfassade aus- geführt.

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32. Typischer Bestand aus den 1950er Jahren 33. Gründerzeitfassade überformt

Ein nicht unerheblicher Teil des Gebäudebestandes wurde im Laufe der Zeit sichtbar baulich überformt, dies gilt auch für eine Anzahl von insgesamt re- gionaltypischen Gebäuden. Die Überformungen werden sichtbar durch Ver- änderungen der Fensteröffnungen, dem teilweisen oder vollständigen Erset- zen oder Ergänzen des Fassadenmaterials oder durch Erweiterungen der bestehenden Kubatur. Auch die im Zuge von Modernisierungsmaßnahmen aus jüngerer Zeit angebrachten Wärmeschutzfassaden fallen im Ortsbild auf. Neben der markanten Siedlungsstruktur schaffen topografische Besonder- heiten, wie die auf der Deichkrone erbaute Ostzeile des Doppelbandes und die reizvolle Uferregion zur Este mit ihren bis ans Wasser angrenzenden Hausgärten eine besondere Ortsbildqualität. Die dem geschwungenen Deich folgenden Straßenfassaden der Gebäude wirken dabei besonders reizvoll. Außerdem charakteristisch sind die in weiten Bereichen noch vorhandenen Vorgärten mit ihren Grundstückseinfriedungen, teilweise traditionell als Lat- tenzaun hergestellt. Der gewundene Verlauf des Straßenraums wird dominiert durch das recht steile Profil des Estedeiches. Wegen der Straßenverbreiterungen in der zweiten Hälften des 20. Jahrhunderts wird dieser über einen Großteil seiner Länge durch Stützmauern abgefangen. Die Zufahrt zu den hochliegenden östlichen Grundstücken erfolgt vielerorts durch schleifende Deichüberfahrten und durch Deichscharten. Die Gehwege verlaufen westlich an der Fahrbahn und östlich auf dem Deich. Durch Fahrbahnausbauten wurde insbesondere die Breite des Gehweges westlich an der Fahrbahn auf einen schmalen Streifen reduziert. Begegnungen von Fußgängern sind teilweise nicht mög- lich.

34. Schmaler Gehweg 35. Enger Straßenraum

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Die Straßenraumsituation bedeutet für den Fahrverkehr unübersichtliche Verhältnisse, dies gilt insbesondere für den intensiven Busverkehr (haupt- sächlich Buslinie 150 Estebogen - Bahnhof Altona). Entsprechend niedrige Fahrgeschwindigkeiten sind erforderlich und auch ortsangemessen. Es be- steht eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf 30 km/h. Für die Straße Este- deich liegt eine Ausbauplanung unter besonderer Berücksichtigung des Bus- verkehrs vor, die teilweise eine weitere Verbreiterung der Fahrbahn vorsieht.

36. Regelquerschnitt mit Innen- und Außendeichsbebauung (Freie und Hansestadt Hamburg 1990)

Über die beiden Sperrwerke, eines im Norden am Cranzer Hauptdeich und eines weiter südlich im Ortskern von Cranz erfolgen Verbindungen über die Este nach Osten in die Dritte Meile des Alten Landes. Die reine Fuß- und Radverbindung über das Alte Estesperrwerk im Ortskern bietet zugleich reiz- volle Einblicke in den Ufer- und ehemaligen Hafenbereich von Cranz.

3.5 Gebäudeanalyse Um die städtebauliche Qualität des Cranzer Ortskerns zu begründen ist ne- ben der Betrachtung der Siedlungsstruktur auch eine vertiefende Betrach- tung der einzelnen Gebäude unerlässlich. Damit werden Antworten auf diese zwei Kernfragen gegeben: Welche Gebäude bzw. Gebäudetypen sind leitbildprägend im Sinne der zu erhaltenden städtebaulichen Eigenart? An welchen typischen Merkmalen soll sich ein Leitbild für künftige Bau- vorhaben orientieren? Der Ortskern weist eine Reihe von wertvollen erhaltungswerten Gebäuden und Gebäudensembles auf, die teilweise als schützenswerte Kulturdenkmä- ler klassifiziert sind (vgl. Kapitel 3.3). Im Rahmen dieses Gutachtens wurde eine Bestandsanalyse durchgeführt, mit dem Ziel einer Aufnahme und Bewertung aller Gebäude im Untersu- chungsbereich mit Ausnahme von Gebäuden in zweiter Reihe, da diese. nicht ortsbildprägend sind. Mittels einer Fassadenabwicklung der straßenbegleitenden Bebauung die Gebäude am Estedeich erfasst (vgl. Pläne Anlage 1 und Anlage 2). Darauf aufbauend wird bewertet, welche Gebäude aufgrund ihrer äußeren Merk- male in ihrem aktuellen Zustand als typisch für die Altländer Baukultur in Cranz anzusehen sind und damit besonders beitragen zur städtebaulichen Eigenart des Ortbildes. Die in der Gebäudeanalyse untersuchten Merkmale und ihre Ausprägungen sind in nachfolgender Tabelle aufgeführt und erläu- tert.

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Kriterien der Gebäudeanalyse

Geschossigkeit I Eingeschossig

I + D Eingeschossig mit ausgebautem Dachge- schoss I + DD Eingeschossig mit ausgebautem Drempel- dachgeschoss (baurechtlich zweigeschossig) II Zweigeschossig

II + D Zweigeschossig mit ausgebautem Dachge- schoss II + DD Zweigeschossig mit ausgebautem Drempel- dachgeschoss (baurechtlich dreigeschossig) Gebäudestellung Firstständig, giebelständig, Winkelgrundriss, T-Grundriss, quadra- tisch Dachform Satteldach, Satteldach mit Zwerchgiebel, Walmdach, Walmdach mit Zwerchgiebel, Mansarddach, Walmdach auf Winkelgrundriss, Sat- teldach mit Quergiebel, Zeltdach, Pultdach, Flachdach Dachneigung Von 0° (Flachdach) bis zu 54° Baualter und bis Ende des Traditionelles Bauen Baustil 19. Jahrhunderts 1870 bis 1918 Gründerzeitliches Bauen 1918 bis 1945 Zwischenkriegszeit 1945 bis ca. 1970 Nachkriegszeit ca. 1970 bis heute Aktuelle Bautätigkeit Veränderungs- Zeittypisch oder überformt zustand Bewertung für Leitbildprägend* das Gestaltungs- Die regionale Baukultur beispielhaft widerspiegelnde Gebäude leitbild überwiegend des traditionellen Bauens und der Gründerzeit. Kuba- tur und Fassadenstrukturen sind zeittypisch erhalten oder wieder- hergestellt. Hinweis: Auch Gebäude jüngerer Altersklassen können leitbildprä- gend sein, wenn sie die Merkmale des regionaltypischen Bauens sauber abbilden. Dies trifft im Untersuchungsgebiet einmal zu (Est- dedeich Nr. 60). * Der Begriff „leitbildprägend“ ist abzugrenzen vom Begriff „ortsbild- prägend“, der hier bewusst nicht verwendet wird. Das Ortsbild kann durch Gebäude auch negativ geprägt werden. Bewertet wurde hier jedoch nur die positive Prägung des Ortsbildes, um ein Leitbild ent- wickeln zu können. Bedingt leitbildprägend Gebäude aller Altersklassen, deren Kubatur und Fassadenstruktu- ren regionaltypische Merkmale eingeschränkt abbilden. Traditionelle und gründerzeitliche Strukturen sind teilweise überformt. Zeittypi- sche Zwischen- und nachkriegszeitliche Strukturen, außerdem aktu- elle Bauten mit zumindest teilweiser Bezugnahme auf traditionelle und gründerzeitliche Merkmale. Nicht leitbildprägend Aus der traditionellen Struktur deutlich herausfallende Bauten.

37. Tabelle Kriterien der Gebäudeanalyse

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Beispiele für Baualtersklassen in Cranz

Traditionelles Bauen Gründerzeitliches Bauen bis Ende des 19. Jahrhunderts 1870 bis 1918

Zwischenkriegszeit Nachkriegszeit 1918 bis 1945 1945 bis etwa 1970

Aktuelle Bautätigkeit seit etwa 1970

38. Beispiele für die Baualtersklassen (Baualter und Baustil) in Cranz

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3.6 Ergebnis Von den insgesamt 95 analysierten Gebäuden im Untersuchungsgebiet sind 34 leitbildprägend, also etwa ein Drittel. Es handelt sich hierbei um die regi- onale Baukultur widerspiegelnde Gebäude ganz überwiegend aus der Zeit des traditionellen Bauens und der Gründerzeit (Entstehungszeit vor 1918). Ihre Kubatur und Fassadenstrukturen sind zeittypisch erhalten. Ihre Ausfüh- rung, ihr Gebäudezustand und ihre Gestaltelemente bestimmen das Ortsbild und damit die städtebauliche Eigenart im positiven Sinne. Die Bauten haben deshalb Leitcharakter für künftige Bautätigkeit. Es handelt sich um Traditions- und Gründerzeitbauten. Ein Gebäude aus der Nach- kriegszeit zeigt zudem typische Merkmale des traditionellen Bauens und wird ebenfalls als leitbildprägend eingestuft. Es handelt sich um das Wohnhaus Estedeich Nr. 60. Es ist giebelständig am Straßenraum orientiert, hat ein steiles Satteldach mit 50° Dachneigung und eine rote Klinkerfassade mit ste- henden, symmetrisch angeordneten Fensteröffnungen. Neubauten, Erweiterungsbauten und Umbauten sollten sich an deren Ge- staltungsmerkmalen orientieren. Dabei geht es nicht um die historisierende Rekonstruktion von traditionellen oder Gründerzeitbauten, sondern um ein zeitgemäßes Bauen im Bewusstsein einer langen regionalen Bautradition unter Beachtung einfacher, das Ortsbild positiv bestimmender Gestaltprinzi- pien.

Anzahl

Leitbildprägend 34 Bedingt leitbildprägend 37 Nicht leitbildprägend 24 Gesamt 95

39. Tabelle und Diagramm Ergebnis der Gebäudeanalyse

37 Gebäude haben einen bedingt leitbildprägenden Charakter. Es handelt sich um Gebäude aller Altersklassen, deren Kubatur und Fassadenstruktu- ren im Grundsatz regionaltypische Merkmale abbilden. Traditionelle und gründerzeitliche Gestaltmerkmale Strukturen sind teilweise überformt. Zeit- typische zwischen- und nachkriegszeitliche Elemente nehmen Bezug auf re- gionale traditionelle und gründerzeitliche Gestaltmerkmale. Die Gebäude sind in Ausführung, Gebäudezustand und mit Blick auf ihre Gestaltelemente aber nicht bestimmend für Ortsbild im positiven Sinne. Sie fügen sich in der Gesamtschau städtebaulich ein und stechen weder positiv noch negativ her- vor.

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24 Gebäude werden als nicht leitbildprägende Bauten bewertet, ihre stören- den Merkmale überwiegen gegenüber möglichen Merkmalen mit Bezug zum ortstypischen Bauen. Sie sind deshalb auch nicht in einem positiven Sinne ortsbildbestimmend. Sämtliche bauliche Anlagen innerhalb des Untersuchungsgebietes liegen im Geltungsbereich des geltenden Baustufenplanes Cranz-Neuenfelde oder aber innerhalb des Geltungsbereiches der Verordnung der im Zusammen- hang bebauten Ortsteile in Cranz, Neuenfelde und Francop. Diese soge- nannte Innenbereichsverordnung stellt klar, dass Bauvorhaben wie in „im Zu- sammenhang bebauten Ortsteilen“ beurteilt werden. Im Uferbereich der Este läuft zurzeit das Verfahren für die Ausweisung eines Überschwemmungsgebietes. Danach wären dort Neu- und Erweiterungs- bauten unzulässig.

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627

624

670

645

359

659

362

678 41 361

672 657

658 317

360 35

430

316

682

33 33a

651

32 315

677 723

31

724

Cranzer Hauptdeich

313 30

649 29

312

309

307 27

642 26 660 763 654

696 668 24

368

365 366 23 279 372 730

367 373 718 22 681

666 799

664 717

21 Cranzer Elbdeich Cranzer

685 20 19 715

371 369 746 232 370 Gutachten18 zur Erhaltungsverordnung Cranz 745 233 728 375 560

234 561 647 45 273

570 16

379 648

667 725

798

697 382

726 749 760 600 759 801

13

680

381 727

802 12 378

666 744

800 720 490 11 757 10a 652 661

749 10 680

674 265 9 720 602

698 224 619 380 47a 604 223 744 111 515 264 608 383 603 8 103 618 Cranzer Hauptdeich 673 65 620 720 609 67 756 621 586 665 262 676 109

731 602 587 69 107 61 63 614 589 59 611 610 590 377 57 614 776 748 71 608 39a 39 719 51a 55 73 675 779 Estedeich 609 584 75 593 743 699 70 105 68 72 74 594

398 41 66 anlage 43 Stellplatz- 506 64 77 610 777 62 595 613 400 47 206 79 87a 574 60 78 775 399 49 Estedeich 81 596 101 493 51 509 205 78a 254 706 87 99

712 37 Estedeich 401 770 778 508 622 397 207 80 83 612 97 208 204 85 575 93 544 1c 46 89a 95 791 97 1 210 82 398 214 566 209 202 170 395 35 44 48 84 Estedeich 567 89 488 1b 773 550 397 31a 211 40 44a 568 86 402 437 201 98 1e 1a 33 774 199 88 804 213 172 404 38 436 198 1899 31 408 90 100 407 790 388 403 569 482 387 29 36 442 94 174 435 440 2 177 386 424 409 196 479 711 102 94 9 27 96 100 179 7 195 13a 710 792 5 11 51830 98 796 3 434 577 576 700 25 412 517 564

516 ESTE 1897 392 390 28 ESTE 563 410 106 391 519 443 483 24 17 21 421 19 1515 1895 10 22 413 1893 1898 495 419 1894 8 797 1896 101 12 20 496 418 414 417 497 18 415 416 103 513 190 169 498

721 433 Estebogen 500 722 188

16a Am Alten Estesperrwerk

105

501 484 156

Alter Fährweg

154 512 806 107

152 808 486

485 150 158 159 683 810 160 148

545 494 161 109 162 164 163 146 805

145 470 807

Neuenfelder Fährdeich 143

502 809 823 112 684 36. Karte Ergebnis Gebäudeanalyse, Verkleinerung ohne Maßstab (Maßstab 15161:1.000 im Original) 824

503 441 142 1891

478 812 110 811

137

814 Legende504 813 1892 136 114

816 492 Bewertung für das Gestaltungsleitbild 815

131

533 510 818 426 817

z.B. Leitbildprägend z.B. 675 Bedingt leitbildprägend z.B. Nicht leitbildprägend 86 604 130 Die regionale Baukultur beispielhaft Gebäude aller Altersklassen, deren Kubatur und Aus der traditionellen Struktur deutlich 820 116 795 widerspiegelnde Gebäude überwiegend des Fassadenstrukturen regionaltypische Merkmale herausfallende Bauten. 819 198 traditionellen Bauens und der Gründerzeit. 49 eingeschränkt abbilden. Traditionelle und 67 Ergebnis Kubatur und Fassadenstrukturen sind gründerzeitliche Strukturen sind teilweise 2840 Gebäudeanalyse zeittypisch erhalten oder wiederhergestellt. überformt. Zeittypische Zwischen- und Grenze des Untersuchungsgebietes und 117

nachkriegszeitliche Strukturen, außerdem vorgeschlagene Grenze des Geltungsbereiches Neuenfelder Fährdeich Neuenfelder aktuelle Bauten mit zumindest teilweiser der Erhaltungsverordnung Bezugnahme auf traditionelle und gründerzeit- Grenze des Überschwemmungsgebietes der Este liche Merkmale. 822 (Entwurf zur vorläufigen Sicherung) 821 Verkleinerung ohne Maßstab Wasserflächen der Este 750 (Maßstab 1:1.000 im Original)

752 39 785 782

784 783

3424

765

2028

2652

2651

2629

Neuenfelder Fährdeich

2645 627

624

670

645

359

659

362

678 41 361

672 657

658 317

360 35

430

316

682

33 33a

651

32 315

677 723

31

724

Cranzer Hauptdeich

313 30

649 29

312

309

307 27

642 26 660 763 654

696 668 24

368

365 366 23 279 372 730

367 373 718 22 681

666 799

664 717

21 Cranzer Elbdeich Cranzer

685 20 19 715

371 369 746 232 370 Gutachten18 zur Erhaltungsverordnung Cranz 745 233 728 375 560

234 561 647 45 273

570 16

379 648

667 725

798

697 382

726 749 760 600 759 801

13

680

381 727

802 12 378

666 744

800 720 490 11 757 10a 652 661

749 10 680

674 265 9 720 602

698 224 619 380 47a 604 223 744 111 515 264 608 383 603 8 103 618 Cranzer Hauptdeich 673 65 620 720 609 67 756 621 586 665 262 676 109

731 602 587 69 107 61 63 614 589 59 611 610 590 377 57 614 776 748 71 608 39a 39 719 51a 55 73 675 779 Estedeich 609 584 75 593 743 699 70 105 68 72 74 594

398 41 66 anlage 43 Stellplatz- 506 64 77 610 777 62 595 613 400 47 206 79 87a 574 60 78 775 399 49 Estedeich 81 596 101 493 51 509 205 78a 254 706 87 99

712 37 Estedeich 401 770 778 508 622 397 207 80 83 612 97 208 204 85 575 93 544 1c 46 89a 95 791 97 1 210 82 398 214 566 209 202 170 395 35 44 48 84 Estedeich 567 89 488 1b 773 550 397 31a 211 40 44a 568 86 402 437 201 98 1e 1a 33 774 199 88 804 213 172 404 38 436 198 1899 31 408 90 100 407 790 388 403 569 482 387 29 36 442 94 174 435 440 2 177 386 424 409 196 479 711 102 94 9 27 96 100 179 7 195 13a 710 792 5 11 51830 98 796 3 434 577 576 700 25 412 517 564

516 ESTE 1897 392 390 28 ESTE 563 410 106 391 519 443 483 24 17 21 421 19 1515 1895 10 22 413 1893 1898 495 419 1894 8 797 1896 101 12 20 496 418 414 417 497 18 415 416 103 513 190 169 498

721 433 Estebogen 500 722 188

16a Am Alten Estesperrwerk

105

501 484 156

Alter Fährweg

154 512 806 107

152 808 486

485 150 158 159 683 810 160 148

545 494 161 109 162 164 163 146 805

145 470 807

Neuenfelder Fährdeich 143

502 809 823 112 684 41. Karte Geltungsbereich der Erhaltungsverordnung (Vorschlag), ohne Maßstab1516 (Grundlage ALKIS Maßstab 1:1.000) 824

503 441 142 1891

478 812 110 811

137

814 504 813 1892 136 114

816 492 815

131

533 510 818 426 817

130

820 116

795 Legende 819 Geltungsvereich der 2840 Erhaltungsverordnung

Grenze des Untersuchungsgebietes und 117 vorgeschlagene Grenze des Geltungsbereiches (Vorschlag)

der Erhaltungsverordnung Fährdeich Neuenfelder Grenze des Überschwemmungsgebietes der Este 822

(Entwurf zur vorläufigen Sicherung) 821 ohne Maßstab Wasserflächen der Este 750 (Grundlage: ALKIS Maßstab 1:1.000)

752 40 785 782

784 783

3424

765

2028

2652

2651

2629

Neuenfelder Fährdeich

2645 Freie und Hansestadt Hamburg Bezirksamt Harburg Gutachten zur Erhaltungsverordnung Cranz

4 Leitfaden zur Anwendung einer Erhaltungsverordnung

4.1 Leitbild Ziel dieses Gutachtens ist es, für den Bereich des Planens und Bauens eine Entscheidungsgrundlage für Bauherren und Verwaltung zu schaffen, um zu bewerten, welche Bauvorhaben sich in das Ortsbild einfügen und damit lang- fristig dessen besondere städtebauliche Eigenart und Gestalt sichern. Dabei werden einfache und nachvollziehbare Gestaltungsprinzipien in Form eins Gestaltungleitfadens definiert. Ein Bauvorhaben ist auf die Einhaltung dieser Prinzipien zu überprüfen. Eine solche Handhabe kann ein Weg sein, die Bau- kultur in Cranz und damit einen besonders bemerkenswerten Teil der histo- rischen Kulturlandschaft Altes Land zu erhalten und die Qualität als Wohn- standort zu sichern. Hierzu wird zunächst ein Leitbild definiert und anschließend für alle städte- baulich relevanten Gebäudemerkmale die Leitbildrelevanz beschrieben. Gleiches erfolgt für die städtebaulich relevanten Merkmale des Freiraumes. Die in Kapitel 3 durchgeführte Ortsbilduntersuchung zeigt, dass insbeson- dere die in traditionellem Baustil in der Zeit bis zum Ende des 19. Jahrhun- derts entstandenen Gebäude sowie die in der Gründerzeit zwischen 1870 und 1918 entstandenen Gebäude leitbildprägend sind. Dies gilt in besonde- rem Maße und ohne Einschränkungen für die zeittypisch erhaltenen bzw. zeittypisch wiederhergestellten Gebäude aus dieser Zeit. Als Grundlage für das zukünftige Bauen, sowohl für Neubauten, Erweiterun- gen als auch für Renovierungen bieten sich zweierlei städtebauliche-hoch- baulichen Haltungen an: 1. Das Bauen soll zeitgemäß und modern sein, es muss aber Bezug nehmen auf die Merkmale entweder des traditionellen Bauens (19. Jahrhundert und älter) oder der Gründerzeit. 2. Historisierende Bauten sind möglich, sollen sich aber sauber und trennscharf an den Vorbildern entweder des traditionellen Bauens oder der Gründerzeit orientieren. Bau- und Stilmerkmale unterschiedlicher Epochen sind dabei nicht zu vermi- schen. Auf eine städtebauliche Einfügung besonders in Bezug auf Gebäu- dekubatur und Gebäudestellung ist zu achten. Die besonders leitbildprägen- den Baumerkmale sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst. Ein Bau- vorhaben lässt sich an diesen Punkten auf seine Leitbildtauglichkeit abprü- fen.

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Gebäudemerkmal Zulässig bei Bezugnahme auf Traditionel- Gründerzeit les Bauen 1. Beschränkung auf die typische Parzellenbreite X X 2. Halboffene Bauweise mit geringem seitlichem X X Grenzabstand. 3. Ein- bis maximal zweigeschossige Baukörper X X 4. Giebelständige Anordnung mit Orientierung am X X Straßenraum in bestehender Gebäudeflucht Zu bevorzugen 5. Traufständige Anordnung mit Orientierung am Stra- X ßenraum in bestehender Gebäudeflucht Nachrangig, nur bei Er- satz beste- hender Be- bauung 6. Rechteckige Baukörper mit Satteldach X X 7. Dachneigungen 45° bis 50° X 8. Dachneigungen 35°bis 45° X 9. Zwerchgiebel oder kurzer Quergiebel (Fassade bis X 0,5 m vor Hauptfassade) zur Straßenseite, Dach- neigung 35° bis 45° 10. Symmetrische Fassadenaufteilung mit stehenden X X Fensterformaten 11. Verzicht auf Balkone und Loggien zur Straßenseite, X X außer Eingangsloggien 12. Fassadenmaterial roter Backstein X X 13. Fassadenmaterial heller Putz X

42. Tabelle Zulässige Gebäudemerkmale bei Bauvorhaben

Bau- und Stilmerkmale nicht zu vermischen bedeutet zum Beispiel: wird sich bei der Planung auf den traditionellen Stil bezogen, sollte das Gebäude gie- belständig mit steilem Satteldach über 45° keine Zwerch- oder Quergiebel haben, eine Backsteinfassade und keine Putzfassade. Außerdem sollte es mit einer symmetrischen Fassadenaufteilung mit stehenden Fensteröffnun- gen ausgeführt werden. Bei Bezugnahme auf die Prinzipien von Gründer- zeitbauten soll das Gebäude bevorzugt giebelständig stehen, hat ein Sattel- dach von 35° bis zu 45 ° Dachneigung. Eine traufständige Gebäudestellung kommt in Cranz zwar vor, stützt aber nicht den Gesamteindruck, der im We- sentlichen durch giebelständige Gebäuden erzeugt wird. Neubauten sollten daher grundsätzlich giebelständig erfolgen. Bei Modernisierung oder Instandsetzung von traufständigen Gründerzeitge- bäuden sind Zwerch- oder kurze Quergiebel möglich. Fassaden von Quer- giebeln dürfen nicht mehr als 0,5, m vor Hauptfassade stehen. Fassaden können in rotem bis rotbraunen Backstein oder in hellem Putz ausgeführt werden. Fensteröffnungen sind auch hier in stehenden Formaten und sym- metrisch auszuführen. Ergänzend zur obenstehenden Matrix werden die Gebäudemerkmale in den folgenden Unterkapiteln thematisch gegliedert, detailliert diskutiert und dabei

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zeichnerisch illustriert. Analog zur Darstellung in den Karten (Abbildung 40 sowie Anhang 1 und 2) sind die untenstehenden Zeichnungen mit leitbildprä- genden Merkmalen grün angelegt, die Zeichnungen mit bedingt leitbildprä- genden bzw. ausnahmsweise zulässigen hellgrün und die Zeichnungen mit nicht leitbildprägenden Merkmalen grau. Bei Einhaltung dieser Prinzipien kann davon ausgegangen werden, dass die städtebauliche Gestalt im Sinne von § 172 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 BauGB nicht beeinträchtigt wird

4.2 Gebäudestellung und Gebäudeform Gebäudegrundrisse sollten deutlich rechteckig sein und eine eindeutige Richtung haben, also keine quadratische Form. Die Gebäudestellung orien- tiert sich entweder traufständig oder giebelständig am geschwungenen Ver- lauf von Deich und Straße. Das Prinzip einer halboffenen Bauweise ist bei- zubehalten. Der Baukörper steht in der Bauflucht. Als Dachform sollte das Satteldach verwendet werden, entweder in einer tra- ditionell typischen steilen Neigung von über 45° oder aber gründerzeittypisch von 35° bis 45°. Die bestehenden Parzellenbreiten sollten eingehalten wer- den, ebenso die geringen Grenzabstände einer halboffenen Bauweise.

43. Giebelständige Gebäudeform mit tradionell 44. Keine traufständigen Gebäude mit tradionell steiler Dachneigung steiler Dachneigung

leitbildprägend

bedingt leitbildprägend

nicht leitbildprägend

45. Legende Einstufung der Gebäudemerkmale (analog zu den Lageplänen)

Bei traufständigen Gebäuden ist unter Bezugnahme auf gründerzeitliche Ge- bäudemerkmale bei Satteldächern mit einer Neigung von 35° bis 45° ein Zwerchgiebel zur Straßenseite mit einer Dachneigung von 35° bis 45° mög- lich. Ein Zwerchgiebel ist eine Dachgaube, bei der die Wand soweit vorge- zogen wird, dass sie auf der Hauptaußenwand aufsitzt. Die durchgehende Traufe des Hauptdaches wird dadurch unterbrochen. Insbesondere auch bei

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Neubauten sind Gebäude mit Zwerchgiebeln beliebt, da heute das Dach fast immer ausgebaut wird und auf diese Weise senkrechte Wände und senk- rechte Fenster auch in Teilen des Obergeschosses möglich sind.

46. Giebelständige Gebäudeform mit 47. Traufständige Gebäudeform mit Gründerzeittypischer Dachneigung gründerzeittyischer Dachneigung

Winkelige und T-förmige und sollten vermieden werden. Orientierungsrah- men ist immer der deutlich rechteckige Grundriss. Durch die Ausführung ei- genständiger Quergiebel wird die eindeutige Gerichtetheit des Baukörpers aufgehoben. Das Gebäude ist dann nicht mehr eindeutig giebel- oder trauf- ständig.

48. Kein T-förmiger Grundriss 49. Kein Winkelgrundriss

50. Kein Vieleckiger Grundriss 51. Keine Staffelung von Geschossen

Das Walmdach kommt im Alten Land nur bei alten Speichergebäuden oder an den Rückseiten der Hallenhäuser vor und sollte im Wohnungsbau nicht

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verwendet werden. Es kommt auch im Untersuchungsgebiet vor, ist aber nicht zeittypisch für Wohngebäude. Das ursprünglich aus Frankreich stam- mende und in den 1920er Jahren im Siedlungshausbau beliebte Mansard- dach kommt zwar vereinzelt vor, ist aber eigentlich nicht Teil der regionalen Bautradition und sollte deshalb ebenfalls vermieden werden.

52. Kein Walmdach 53. Kein Mansarddach

Das Krüppelwalmdach kommt im Alten Land insbesondere an Wirtschafts- gebäuden bzw. an Katen vor. In Cranz ist dieses Gebäudemerkmal zwar an einigen Gebäuden vorhanden, es prägt aber nicht das Ortsbild. Es schwächt die Wirkung des Giebels ab und sollte deshalb nicht verwendet werden. Das Krüppelwalmdach ist in Einfamilienhausgebieten beliebt, vor allem, weil bei kleinen Grundstücken auf Grund der zurückweichenden Giebelspitze nä- her an die Grenze gebaut werden kann. Da dies hier keine Rolle spielt und auch die Baukosten gleich sind, sollte dem bis in die Spitze reichenden senk- rechten Giebel der Vorzug gegeben werden. Pult- und Flachdächer sind Elemente des modernen Bauens. Im Alten Land sind sie fremd und sollten deshalb auch in Cranz nicht ausgeführt werden.

54. Kein Krüppelwalmdach 55. Kein Reetdach

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56. Kein Flachdach 57. Keine Pultdach, keine versetzten Dachflächen

Als Material für die Dachdeckung sollten Dachpfannen oder bei Bezug- nahme auf gründerzeitliche Baumerkmale auch Dachschiefer verwendet werden. Reetdächer kommen bei historischen traditionellen Altländer Höfen vor, in der Ortslage Cranz sind ländliche Hofstrukturen aber siedlungshisto- risch schon lange nicht mehr präsent.

4.3 Anbauten und Nebengebäude Anbauten und Nebengebäude sollten sich in der Gestaltung am Hauptge- bäude orientieren und sich diesem unterordnen. In der Mehrzahl der Fälle ist die einzige Erweiterungsmöglichkeit der Anbau im rückwärtigen Bereich in die Tiefe der schmalen Parzellen hinein. Dies ist auch aus städtebauliche Gründen sinnvoll, weil damit der historische Fassadenrhythmus nicht durch Nebengebäude unterbrochen wird. Anbauten und freistehende Nebenge- bäude sollten sich in ihrer Gebäudeform, Stellung und Dachneigung an den Hauptgebäuden orientieren. Anbauten an traufständige Hauptgebäude sind quer zur Firstrichtung richtig angeordnet. Wenn in Ausnahmen Nebengebäude neben das Hauptgebäude angeordnet werden sollen, dann soll dies deutlich zurückgesetzt von der Gebäudeflucht erfolgen. Anbauten an die straßenseitige Fassade sollten vermieden wer- den, dies gilt auch für Windfänge. Materialien und Dachneigungen sollten sich ganz oder teilweise am Hauptgebäude orientieren.

58. Anbau in gleicher Firstrichtung 59. Anbau quer zur Firstrichtung bei traufständigen Gebäuden

Freistehende Nebengebäude sollten an der Langseite der Parzelle ausge- richtet werden, um so auch hin den Rückräumen ein ruhiges und regelhaftes Ortsbild zu erzielen. In Ausnahmen können sie sich auch quer zur Parzelle orientieren.

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60. Freistehendes Nebengeäude mit gleicher 61. Freistehendes Nebengebäude quer zur Firstrichtung Firstrichung des Hauptgebäudes akzeptabel

62. Nebengebäude neben dem Hauptgebäude 63. Keine Flach- oder Pultdächer bei Nebengebäuden

4.4 Balkone und Loggien Balkone und Loggien sind in Cranz untypisch, mit Ausnahme der Eingangs- loggien (vgl. Kapitel 4.6). Deshalb sollte auf Balkone und Loggien ganz ver- zichtet werden, sie sollten zumindest nicht an der straßenseitigen Fassade angebracht bzw. eingebaut werden. Am wenigsten stören sie rückwärtig an- geordnet, Auf Einschnitte in und Anbauten an das Dach sollte ganz verzichtet werden.

64. Balkon an rückwärtiger Fassade 65. Ausnahmsweise Balkon an seitlicher Fassade

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66. Kein Balkon zur Straße 67. Keine Loggien zur Straße

4.5 Dachaufbauten Dachaufbauten sind im Alten Land und in Cranz eher untypische Gebäude- merkmale. Dachgeschosse werden bei Neubauten, aber auch bei Erweite- rungen und Sanierungen fast immer ausgebaut. Zwerchgiebel sind hierbei sehr beliebt, weil sie gerade Wände auch in Teilen des Dachgeschosses er- möglichen. Bei giebelständiger Bauweise sollte auf die Herstellung eines Zwerchgiebels verzichtet werden. Stattdessen sollten besser Dachgauben verwendet werden, da sie nicht so stark mit dem Hauptdach konkurrieren und damit die eindeutige Gebäuderichtung weniger stören. Dachflächenfenster oder auch Dachgauben sollten möglichst regelmäßig auf dem Dach angeordnet werden. Sie sollten auf dem Dach eine klar unterge- ordnete Position haben, um die Dachlandschaft möglichst wenig zu beein- flussen. Gauben mit kleinem Giebeldach (Giebelgaube) oder mit „abge- schlepptem“ Dach als Schleppgaube ausgeführt werden.

68. Giebelgaube 69. Schleppgaube

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Fledermausgauben sind typisch für Reetdächer, diese sind in Cranz schon lange nicht mehr ortstypisch. Gauben mit Flachdach haben eine Kubatur, die die eindeutige Richtung des Gebäudes stört. Sie sollten deshalb vermeiden werden.

70. Keine Fledermausgaube (nur bei 71. Keine Flachdachgauben Reetdächern, in Cranz untypisch)

Dachflächenfenster sollten auf dem Dach in einer Reihe und im gleichen For- mat angeordnet werden. Die Glasflächen sollten flächenmäßig dem Deck- material deutlich untergeordnet sein. Auf Einschnitte in das Dach sollte ganz verzichtet werden.

72. Dachflächenfenster regelhalft linear anordnen 73. Keine Dacheinschnitte

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Solaranlagen haben mit der städtebaulichen Gestalt insofern etwas zu tun, als das sie das Ortsbild unangenehm stören können. Sie sind gestalterisch schwierig einzubinden. Technisch bedingt fallen sie auf roten Ziegeldächern unangenehm auf. Sie haben eine glatte schwarze Oberfläche und sind meist oberhalb der Dachebene auf Gestellen montiert. Sie sollten in jedem Fall regelhaft und ruhig angeordnet eingebaut werden. Es gibt erste technische Lösungen für sogenannte „In-Dach-Systeme“, bei denen die Solarmodule in das Deckmaterial integriert sind.

74. Solaranlagen regelhaft angeordnet 75. In-Dach-Solarmodul (www.ratgeberzentrale.de)

4.6 Fassaden und Fenster

Fassaden Die Fassaden der historischen Gebäude wirken in der Regel ruhig und auf- geräumt. Nebeneinanderliegende Fenster sind gleich groß und horizontal in einer Höhe aufgereiht. Lediglich die Eingänge sind besonders hervorgeho- ben, bei gründerzeitliche Bauten oft durch Eingangsloggien und Ornamente. Fenster in den Obergeschossen sind senkrecht über den Erdgeschossöff- nungen angeordnet oder symmetrisch über die Fassade verteilt. In der Ord- nung der Fassade sind waagerechte und/oder senkrechte Achsen zu erken- nen. Obergeschossfenster sind oft etwas kleiner als die im Erdgeschoss.

76. Traditioneller giebelständiger Bautyp, 77. Traditioneller giebelständiger Bautyp, Fassade in zeittypischem Zustand Fassade mit Überformungen

Fassaden mit vielen unterschiedlichen großen Öffnungen wirken dagegen unruhig. Fassaden in Cranz sollten sogenannte „Lochfassaden“ sein, d.h.

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der Wandanteil ist größer als der Fensteranteil. Waagerechte Fensterbänder oder Stahl-/Glasfassaden sind zu vermeiden. Viele historische Fassaden im Untersuchungsgebiet sind durch Umbaumaß- nahmen über die Jahrzehnte verändert und damit überformt worden. Die Mehrzahl dieser Überformungen erfolgte augenscheinlich im Stil der 1950er und 60er Jahre, mit der Erneuerung von Fassaden und dem Einbau größe- rer, liegender Fensteröffnungen sowie einer Versachlichung von Formen- sprache und Materialien.

78. Giebelständiger Gründerzeittyp, Fassade in 79. Giebelständiger Gründerzeittyp, Fassade mit zeittypischem Zustand Überformungen

80. Traufständiger Gründerzeittyp, Fassade in 81. Traufständiger Gründerzeittyp, Fassade mit zeittypischem Zustand Überformungen

82. Traufständiger Gründerzeittyp, Fassade in 83. Traufständiger Gründerzeittyp, Fassade mit zeittypischem Zustand Überformungen

Gebäude sollten entweder mit roten bis rotbraunen Backsteinfassaden her- gestellt werden oder mit Putzfassaden in hellen Farben. Die älteren Wohn- und Hallenhäuser in traditioneller Bauweise sind ausnahmslos in rotem Backstein hergestellt. Die Wiederherstellung und der Neubau von Fachwerk- fassaden sind möglich, sollten sich aber in Ausführung und Gliederung an

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den regionalen Vorbildern des traditionellen Bauens orientieren. Auch die Fachwerkhäuser haben Ausfachungen aus rotem Ziegelmauerwerk. Historisch wurden mangels günstiger Transportmöglichkeit Baumaterialien verwendet, die in der unmittelbaren Umgebung vorzufinden waren. Ziegel wurden im 19. und 20. Jahrhundert in vielen Ziegeleien im Alten Land, auch direkt in Cranz hergestellt. Ein Wandel in den Baumaterialien erfolgte durch die Entwicklung der Eisen- bahn und des Dampferverkehrs. So wurde es möglich, Baustoffe über lange Wege in großen Mengen nach Cranz und ins Alte Land zu transportieren. Ab ca. 1870 wurden zunehmend Schiefer für die Dächer und vorgefertigte prunkvoll historisierende Putz- und Stuckgliederungen für den Fassaden- schmuck verbaut. Der Eingang wurde als zurückliegende Eingangsloggia mit Eingangssäulen gestaltet.

Fenster Die grundsätzliche Proportion des Fensters wird schon durch die Öffnung in der Fassade vorgegeben. Lange Zeit gab es nur stehende Fensterformate, das heißt, das Fenster ist höher als es breit ist. Liegende Fensterformte oder übereck liegende Fenster sind im Wohnungsbau erst ab ca. 1920 mit dem modernen Bauen aufgekommen (Bauhaus). Im Cranz kommen bei den historischen Gebäuden in zeittypischen Zustand nur stehende Formate vor. Das Verhältnis von Breite zur Höhe beträgt etwa zwischen 1:1,8 und 1:2,8, damit überwiegt die Höhe deutlich gegenüber der Breite. Bei Fachwerkbauten sind die Fenster wegen des umgrenzenden Fachwerks naturgemäß rechteckig, bei Mauerwerksbauten der Gründerzeit (etwa 1870 bis 1914) kommen als obere Abschlüsse auch Bögen vor. Klei- nere Öffnungen, z. B. die obersten Fenster im Giebel, kommen bei Gründer- zeitbauten auch in Sonderformen vor (Kreis oder Halbkreis). Die Art der Fenster und die Fensterteilung sollte zur Entstehungszeit des Hauses passen. Als historisches Material ist Holz vorzuziehen. Allerdings sind gestalterisch befriedigende Ergebnisse heute auch mit Fenstern aus Kunststoff möglich. Historische Profile und gebogene Stürze können nach- gebildet werden. Für Neubauten gilt: sprossenlose Fenster sind akzeptabel, wenn die Propor- tion stimmt. Wenn es Sprossen sein sollen, sind Fantasieteilungen zu ver- meiden, besser ist die Orientierung an zeittypischen Vorbildern, auch hier gilt: eine Mischung aus Fensterformaten verschiedener Bauepochen ist zu vermeiden, entweder sollte eine Bezugnahme auf die Merkmale des traditi- onellen Bauens oder der Gründerzeit erfolgen. Bei Bestandsbauten ist eine Rückführung in den zeittypischen Zustand anzustreben.

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Traditionell: Gründerzeitlich um 1800 um 1800 um 1900 um 1900 um 1910

Zwischenkriegszeit Nachkriegszeit Aktuelles Bauen um 1930 um 1960 um 1960 bis um 1980 heute

84. Beispiele für zeittypische Fensterformate und -teilungen

4.7 Freiraum

Freiraumstruktur als Teil des Ortsbildes Die städtebauliche Gestalt wird in entscheidendem Maße mitgeprägt durch die besondere Struktur des Freiraumes mit der Topografie des Estedeiches, die Gestaltung von Vorgärten und Vorzonen sowie des öffentlichen Straßen- raumes mit seinen verschleifenden Grundstückszufahrten über den Deich und den markanten Stützmauern am deichseitigen Fahrbahnrand. Im Querschnitt ist die die Abfolge durch den Siedlungsraum: Fluss, Garten, Haus auf Deich, Vorgarten oder Vorzone, Gehweg auf Deich, Deichbö- schung, Fahrbahn auf Niveau des Marschlandes, Gehweg, Vorgarten oder Vorzone, Haus, Garten, Grünland.

85. Charakteristische Freiraumstrukur 86. Deichüberfahrten und Stützmauern

Im Folgenden werden deshalb einige einfache und für Bauherren wie für die öffentliche Hand nachvollziehbare und umsetzbare Gestaltvorschläge ge- macht.

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Öffentlicher Raum Der Straßenraum wird durch den Estedeich entscheidend geprägt. Die Dei- che sind in der Entwicklungsgeschichte des Alten Landes mehrfach erhöht und verbreitert worden. Je breiter das Deichprofil wird, desto näher rückt der Deichfuß in den Straßenraum hinein und beeinträchtigt diesen. Entspre- chend muss an manchen Stellen das Deichprofil schmal gehalten werden. Hierzu werden auf der Landseite der Deiche Stützmauern verwendet. Ihre Gestaltung sollte möglichst ruhig und zurückhaltend erfolgen, unter Verwen- dung regionaltypischer Materialien. Das Blendmauerwerk der Deiche sollte vorzugsweise in rotem Klinker hergestellt werden. Absturzsicherungen soll- ten einfache, weiß angemalte Stahlgeländer sein oder sich am traditionellen weißen senkrechten Lattenzaun orientieren (vgl. untenstehende Ausführun- gen zu Einfriedungen). Auch Deichscharten, die die Zufahrt zu Grundstücken ermöglichen, sollten in Klinker hergestellt werden bzw. mit Klinker verblendet werden. Das historische regionale Baumaterial im Straßen- und Wegebau ist der Klin- ker. In Cranz selbst waren einige Ziegeleien ansässig (siehe Abbildung 16 auf Seite 25). Naturstein kommt im Alten Land nicht vor und wurde erst seit dem 19. Jahrhundert mit Eisenbahn und Schiff hergeschafft. In Cranz scheint bereits eine erste Pflasterung der Straße in Naturstein vorgenommen wor- den zu sein, so legen es alte Ansichtskarten nahe. Im öffentlichen Raum ist der Klinker als leitbildprägend zu betrachten, in Verwendung als Wegebelag, aber auch zur Verblendung von Stützmauern und Deichscharten.

87. Deichscharte im Cranzer Ortskern 88. Klinkerstützmauer Neuenfelder Fährdeich

Deshalb sollten Gehwege und Nebenflächen in rotem Klinker gepflastert werden. Für die Fahrbahndecke ist gegen die Verwendung von Asphalt nichts einzuwenden, da eine mit Klinkern gepflasterte Fahrbahn in Cranz nicht nachzuweisen ist.

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Vorgärten und Vorzonen Ihren Beitrag zum Ortsbild leistet auch die Vorgartenstruktur, sowohl auf der Westseite der Straße Estedeich, als auch auf dem Estedeich selbst vor den Gebäuden auf der Ostseite. Dort, wo die Grundstücke zu wenig Raum für die Anlage eines Vorgartens bieten, wird die Pflasterung des Gehweges bis di- rekt an die Hauswand herangezogen. Es entstehen damit kleine private Vor- zonen für die Häuser. In einigen Abschnitten stehen die Häuser auch direkt am Gehweg. Bedingt durch die Orientierung der der Gebäude am gewunden Verlauf von Deich und Straße kommt den Vorgärten und den Vorzonen eine besondere raumprägende Bedeutung zu. Sie sind wichtiger Teil der Bandstruktur eines Deichhufendorfs wie Cranz. Einem Deichhufendorf fehlen in der Regel an- gelegte Platzsituationen. Die Vorgärten bzw. die versiegelten Vorzonen der Gebäude haben hier eine Ersatzfunktion. Die Baulücken geben reizvolle Bli- cke auf die Landschaft bzw. den Uferbereich der Este frei. Aufgrund von Fahrbahnverbreiterungen und einer damit einhergehenden Verschiebung von Grundstücksgrenzen sind die Einfriedungen in vielen Fäl- len nicht mehr die ursprünglichen. Viele Einfriedungen sind in den fünfziger und sechziger Jahren im Stile der Zeit neu hergestellt worden. Es handelt sich oftmals um weiß lackierte Stahlrohrkonstruktionen oder Stahlzaunfelder, oftmals in Verbindung mit Klinkermauern oder -pfeilern.

89. Einfriedungen und Absturzsicherungen aus 90. Regionaltypsicher senkrecht gelatteter weißer den 1950er/1960er-Jahren Zaun

Als Orientierungsrahmen gilt aber, dass Zäune und Hecken möglichst schlicht und niedrig gehalten und dem kleinstädtischen Rahmen entspre- chen sollten, da sonst der raumbildende Charakter der Vorgärten verloren geht. Als Zaun sollte auf den charakteristischen senkrechten Lattenzaun, ty- pischerweise weiß gestrichen, zurückgegriffen werden. Die Höhe sollte da- bei zwischen 80 und 100 cm liegen. Lebende Einfriedungen können ge- schnittene Hecken sein mit heimischem Charakter, wie Liguster, Feldahorn, Kornelkirsche, Eibe, Buche oder Buchsbaum. Diese Arten können gut ge- schnitten werden. Auch bei Hecken ist ein in den Grundzügen zurückhalten- der, niedriger Wuchs förderlich für die räumliche Wahrnehmung der Ge- samtstruktur, eine Höhe von 60 bis 100 cm kann hier als Anhaltspunkt gelten.

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91. Historisches Vorbild für den weißen Lattenzaun (Ausschnitt aus Abbildung 14 auf Seite 24)

92. Senkrecht gelatteter, weißer Holzzaun mit Pforte

93. Geschnittene Hecke mit weiß gemalter Gartenforte

Nicht verwendet werden sollten: Wälle und Mauern aus Naturstein oder Pflanzsteinen, geschlossene Holzzäune (Flechtwände), Zäune mit überwie- gend waagerechter oder kreuzweiser Gliederung (z.B. waagerechte Bohlen, Jägerzäune).

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Gärten am Fluss Zu beachten ist, dass beim Anlegen von Gärten im Überschwemmungsge- biet der Este (vergleiche Kapitel 1.2 auf Seite 11) unter anderem die Errich- tung von Mauern, Wällen oder ähnlicher Anlagen quer zur Fließrichtung des Wassers unzulässig ist, ebenso wie das Anlegen von Baum- und Strauch- pflanzungen, die den Wasserabfluss behindern.

94. Privatgärten zur Este nördlich des alten 95. Uferlandschaft südlich des alten Sperrwerks Sperrwerks

4.8 Werbeanlagen In der aktuellen Nutzungsstruktur ist das Wohnen die prägende Nutzung. Nur noch vereinzelt sind im Ortskern von Cranz gewerbliche Nutzungen wie Lä- den oder Gastronomiebetriebe angesiedelt, die durch Außenwerbung auf sich aufmerksam machen könnten. Auch ansprechende, durchaus leitbild- prägende Gebäude können durch schlecht angebrachte Werbung in ihrer Gestalt überformt werden und damit ihren Leitbildcharakter verlieren. Des- halb sind auch für die Anbringung von Werbeanlagen ein paar einfache Re- geln erforderlich: Die Werbenanlagen sollen sich hinsichtlich Umfang, Werkstoff, Form, Farbe und maßstäblicher Anordnung dem kleinteiligen Charakter des Straßenzu- ges und dem Gebäude, an dem sie angebracht sind, anpassen. Sie sollten nicht höher als die Fensterbrüstung des ersten Obergeschosses angebracht werden und dürfen wesentliche Architekturteile und Gliederungselemente der Fassade nicht überdecken. Einzelbuchstaben oder angeleuchtete Schil- der wirken graziler als selbstleuchtende Werbekästen.

96. Anbringung von Werbenalagen an Fassaden

Freistehende Werbeanlagen sollten nach Möglichkeit vermieden werden, da sie den sowieso schon sehr engen Stadtraum noch weiter verstellen. Wenn sie dennoch aufgestellt werden, ist darauf zu achten, dass sich in Größe und

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Stellung in das Ortsbild einfügen. Auf Leuchtstelen und -schilder sollte we- gen deren in diesem Kontext untypischen Erscheinungsbild verzichtet wer- den.

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Quellenverzeichnis Architektur und Stadtplanung Baum (2005): Hamburg-Harburg, Siedlungs- entwicklungskonzept, Cranz-Neuenfelde-Francop, Hamburg Freie und Hansestadt Hamburg (2004): Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Amt für Landesplanung, Abt. für Landschaftsplanung (Hrsg.): Landschaftsplanerisches Entwicklungskonzept (LEK) für den Süderelbe- raum, Hamburg Freie und Hansestadt Hamburg (2014 a): Denkmalliste nach § 6 Absatz 1 Hamburgisches Denkmalschutzgesetz vom 05. April 2013, (HmbGVBl S. 142), Auszug für den Bezirk Harburg, Stand: 21.05.2014 Freie und Hansestadt Hamburg (2014 b): GeoPortal, http://www.geoportal- hamburg.de/Geoportal/geo-online/index.html, letzter Zugriff: 03.07.2014 Freie und Hansestadt Hamburg (Hrsg.) (1990): Stadtbild Hamburg, Cranz – Neuenfelde - Francop, Gestaltungs-Leitfaden, Milieuschutzfibel, Anleitung zur Gestaltung bei Renovierung, Umbau und Neubau, Hamburg Freie und Hansestadt Hamburg Baubehörde, Landesplanungsamt (Hrsg.) (1990): Stadtbild Hamburg, Cranz - Neuenfelde - Francop, Stadtbildunter- suchung, Hamburg Hellberg, Lennart/Albrecht, Heike/Grundert, Heino (1999): Harburg und Umgebung. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Hamburg- Inventar Bezirk Harburg. Hamburg: Hans Christians Verlag Kleefeld, Klaus Dieter/Burggraaff, Peter/Lange, Beate (2007): Länderüber- greifende Kulturlandschaftsanalyse Altes Land, Köln Samtgemeinde Lühe/Gemeinde Jork/Freie und Hansestadt Hamburg, Be- zirksamt Harburg (Hrsg.) (2011): Baufibel Altes Land, Hamburg

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Abbildungsverzeichnis 1. Karte Milieuschutzgebiet Cranz vom 5. Februar 2009, M. 1:2.500 im Original, verkleinert auf M. 1:5.000 (Freie und Hansestadt Hamburg, Bezirksamt Harburg)...... 6 2. Baustufenplan Cranz – Neuenfelde, Ausschnitt im Originalmaßstab 1:5.000 mit Legende ...... 7 3. Ausschnhitt aus der Anlage IV zur Verordnung über die Grenzen der im Zusammenhang bebauten Ortsteile in Cranz, Neuenfelde und Francop, Originalmaßstab 1:2.000, verkleinert auf M 1:5.000 ... 8 4. Tabelle Baudenkmale und Ensembles im Untersuchungsgebiet ...... 9 5. Karte Baudenkmale und Ensembles (Freie und Hansestadt Hamburg 2014) ...... 10 6. Karte Ortsbild Cranz mit Stadtbildbewertung und Kulturdenkmälern (Architektur und Stadtplanung 2005) ...... 11 7. Karte Überschwemmungsgebiet der Este (Erweiterung), vorläufig gesichert, Stand: öffentliche Auslegung 10. Juni 2014 (Freie und Hansestadt Hamburg 2013, Bearbeitung ELBBERG) ...... 12 8. Karte Raumstruktur im Alten Land (Samtgemeinde Lühe u.a. 2011) ...... 17 9. Marschhufendorf (Schematische Darstellung) ...... 18 10. Deichhufendorf (Schematische Darstellung) ...... 18 11. Deichhufendorf mit Bebauung auf den Flussdeichen von Schwinge, Lühe und Este...... 19 12. Kurhannoversche Landesaufnahme von 1769 (Maßstab 1:25.000) ...... 22 13. Preußische Landesaufnahme von 1878/89 (Maßstab 1:25.000) ...... 23 14. Ansichtskarte: Cranz, Deich und Dorfstraße, 1909 (www.hamburg-bildarchiv.de) ...... 24 15. Ansichtskarte: Cranz, Im Dorf, um 1910 (www.hamburg-bildarchiv.de) ...... 24 16. Skizze Topografie Cranz, Überlagerung 1878, 1959 und nach 1962 ...... 25 17. Straßenansicht Estedeich 65 ...... 26 18. Straßenansicht Estedeich 94 ...... 26 19. Straßenansicht Estedeich 78 ...... 26 20. Straßenansicht Estedeich 36 ...... 26 21. Straßenansicht Estedeich 84 ...... 27 22. Straßenansicht Estedeich 18 ...... 27 23. Straßenansicht Estedeich 83 ...... 28 24. Straßenansicht Estedeich 88 ...... 28 25. Straßenansicht Estedeich 78 ...... 28 26. Straßenansicht Estedeich 65 ...... 28 27. Straßenansicht Estedeich 29 ...... 29 28. Straßenansicht Estedeich 59 ...... 29 29. Heutiger Siedlungsgrundriss mit Straßen, Este- und Elbdeich sowie Wassersystem, M 1:5.000 .... 30 30. Der nördliche Berich des Ortskerns, von Osten gesehen (Microsoft Bing 2014) ...... 31 31. Perspektivskizzen zum Prinzip der städtebaulichen Struktur ...... 32 32. Typischer Bestand aus den 1950er Jahren ...... 33 33. Gründerzeitfassade überformt ...... 33 34. Schmaler Gehweg ...... 33 35. Enger Straßenraum ...... 33 36. Regelquerschnitt mit Innen- und Außendeichsbebauung (Freie und Hansestadt Hamburg 1990) .. 34 37. Tabelle Kriterien der Gebäudeanalyse ...... 35 38. Beispiele für die Baualtersklassen (Baualter und Baustil) in Cranz ...... 36 39. Tabelle und Diagramm Ergebnis der Gebäudeanalyse ...... 37 40. Karte Ergebnis Gebäudeanalyse, Verkleinerung ohne Maßstab (Maßstab 1:1.000 im Original) ..... 39 41. Karte Geltungsbereich der Erhaltungsverordnung (Vorschlag), ohne Maßstab (Grundlage ALKIS Maßstab . 1:1.000) ...... 40 42. Tabelle Zulässige Gebäudemerkmale bei Bauvorhaben ...... 42 43. Giebelständige Gebäudeform mit tradionell steiler Dachneigung ...... 43 44. Keine traufständigen Gebäude mit tradionell steiler Dachneigung ...... 43 45. Legende Einstufung der Gebäudemerkmale (analog zu den Lageplänen) ...... 43 46. Giebelständige Gebäudeform mit Gründerzeittypischer Dachneigung ...... 44 47. Traufständige Gebäudeform mit gründerzeittyischer Dachneigung ...... 44 48. Kein T-förmiger Grundriss ...... 44 49. Kein Winkelgrundriss ...... 44

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50. Kein Vieleckiger Grundriss ...... 44 51. Keine Staffelung von Geschossen ...... 44 52. Kein Walmdach ...... 45 53. Kein Mansarddach ...... 45 54. Kein Krüppelwalmdach ...... 45 55. Kein Reetdach ...... 45 56. Kein Flachdach ...... 46 57. Keine Pultdach, keine versetzten Dachflächen...... 46 58. Anbau in gleicher Firstrichtung ...... 46 59. Anbau quer zur Firstrichtung bei traufständigen Gebäuden ...... 46 60. Freistehendes Nebengeäude mit gleicher Firstrichtung ...... 47 61. Freistehendes Nebengebäude quer zur Firstrichung des Hauptgebäudes akzeptabel ...... 47 62. Nebengebäude neben dem Hauptgebäude ...... 47 63. Keine Flach- oder Pultdächer bei Nebengebäuden ...... 47 64. Balkon an rückwärtiger Fassade ...... 47 65. Ausnahmsweise Balkon an seitlicher Fassade ...... 47 66. Kein Balkon zur Straße ...... 48 67. Keine Loggien zur Straße ...... 48 68. Giebelgaube ...... 48 69. Schleppgaube ...... 48 70. Keine Fledermausgaube (nur bei Reetdächern, in Cranz untypisch) ...... 49 71. Keine Flachdachgauben ...... 49 72. Dachflächenfenster regelhalft linear anordnen ...... 49 73. Keine Dacheinschnitte ...... 49 74. Solaranlagen regelhaft angeordnet...... 50 75. In-Dach-Solarmodul (www.ratgeberzentrale.de)...... 50 76. Traditioneller giebelständiger Bautyp, Fassade in zeittypischem Zustand ...... 50 77. Traditioneller giebelständiger Bautyp, Fassade mit Überformungen ...... 50 78. Giebelständiger Gründerzeittyp, Fassade in zeittypischem Zustand ...... 51 79. Giebelständiger Gründerzeittyp, Fassade mit Überformungen ...... 51 80. Traufständiger Gründerzeittyp, Fassade in zeittypischem Zustand ...... 51 81. Traufständiger Gründerzeittyp, Fassade mit Überformungen...... 51 82. Traufständiger Gründerzeittyp, Fassade in zeittypischem Zustand ...... 51 83. Traufständiger Gründerzeittyp, Fassade mit Überformungen...... 51 84. Beispiele für zeittypische Fensterformate und -teilungen ...... 53 85. Charakteristische Freiraumstrukur ...... 53 86. Deichüberfahrten und Stützmauern ...... 53 87. Deichscharte im Cranzer Ortskern ...... 54 88. Klinkerstützmauer Neuenfelder Fährdeich ...... 54 89. Einfriedungen und Absturzsicherungen aus den 1950er/1960er-Jahren ...... 55 90. Regionaltypsicher senkrecht gelatteter weißer Zaun ...... 55 91. Historisches Vorbild für den weißen Lattenzaun (Ausschnitt aus Abbildung 13 auf Seite 25) ...... 56 92. Senkrecht gelatteter, weißer Holzzaun mit Pforte ...... 56 93. Geschnittene Hecke mit weiß gemalter Gartenforte ...... 56 94. Privatgärten zur Este nördlich des alten Sperrwerks ...... 57 95. Uferlandschaft südlich des alten Sperrwerks ...... 57 96. Anbringung von Werbenalagen an Fassaden...... 57

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