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Arthur Russell EINSCHLAUFEN Betrifft: Diesel im Sound-Ozean Impressum Nº 02.11 DER MUSIKZEITUNG LOOP 14. JAHRGANG Ich bin neu hier. In all den vergangenen Jahren Gitarristen und damaligen Produzenten Gary hat sich unsereiner mit der roten Deppenmütze Lucas – zusammen mit dem unfähigen Rapper P.S./LOOP Verlag auf dem Kopf die Zeit mit Riesen-Panda-Erfor- Mark Sinclair eingespielt hat. «This guy just Postfach, 8026 Zürich schungen im chinesischen Urwald vertrieben, could not fi nd the beat», erinnert man sich an Tel. 044 240 44 25, Fax. …27 man hat das Monster «aus eisen und glas mit den Sprechsänger, der im Studio das Marimba [email protected] kugeln in den gelenken und den worten ja und mit einem Hammer malträtierte und später in www.loopzeitung.ch nein im mund» in die Schranken verwiesen, den Hollywood als Actionheld-Tor unter dem Pseu- schillernden Jaguarhai entdeckt und die wun- donym Vin Diesel eine XXX-Karriere hinlegte. Verlag, Layout: Thierry Frochaux derbare Aussicht vom melancholischen Hügel Eine XXX-Karriere hat der elegante Stuntman genossen, da dass solitäre Beobachten nicht die Russell nach diesem Duett glücklicherweise Administration, Inserate: Manfred Müller schlechteste Tätigkeit in diesen Tagen ist. nicht hingelegt, weil der Ruhm zu Lebzeiten ge- Während diesen vielseitigen Forschungstätigkei- mäss den Herrendichtern eine fragwürdige Sa- Redaktion: Philippe Amrein (amp), ten tauchte in den Tiefen des weltumspannenden che sei. Und so bleibt es den Nachmusikern der Benedikt Sartorius (bs), Koni Löpfe Sound-Ozeans – abghenkt von Trends, Zeit und Gegenwart wie dem Universalisten Panda Bear, Raum – ein Herr mit einem Cello und einem dem Mathematiker Caribou, den zarten - Mitarbeit: Reto Aschwanden (ash), Thomas Farmerhemd auf, sein Gesicht vernarbt von ei- Königen Hercules & Love Affair oder der or- Bohnet (tb), Pascal Cames (cam), Roman ner hartnäckigen Akne. Arthur Russell hiess der chestralen Folk-Kommune der Hidden Cameras Elsener, Christian Gasser (cg), Michael Gasser Sonderbare. Arthurs Klang-Forschungen ent- vorbehalten, auf den indirekten, verwirrenden (mig), Nino Kühnis (nin), Albert Kuhn, standen im Trockenen – erfüllt vom Blubbern Spuren von Arthur Russell zu wandeln. Einige Hanspeter Künzler (hpk), Tony Lauber (tl), Tim seines Aquariums – und wenn er denn auf See dieser Spuren sind in der vorliegenden Ausgabe Lawrence, Philipp Niederberger, Sarah Stähli, stach, dann geschah dies mit der orangefarbe- umrissen, die von der «nichtobligatorischen» Matt Wolf, Diana Zucca (zuc) nen Staten Island Ferry. Sein Walkman spielte New-Yorker-Disco durch die Kornfelder Iowas auf diesen Reisen die verschiedensten Versionen und, zum Schluss, auf die Fähre nach Staten Is- Druck: Rotaz AG, Schaffhausen seines eigenen Schaffens wie auch abseitige Mix- land führt. Tapes – von Bubblegum-Pop über Disco bis hin Ich ziehe vorderhand die rote Mütze, verneige Das nächste LOOP zu Free Jazz und Hip Hop. mich tief vor dem Werk, das Arthur Russell hin- erscheint am 31. März 2011 Gut möglich, dass er eines Tages auf der schwär- terlassen hat – und tauche ins Meer, fl iege zum Redaktions-/Anzeigenschluss: 24.03.2011 merischen Reise in den fünften Stadtteil New Mond und wieder zurück. Yorks auch den gescheiterten Roh-Track anhör- Titelbild: Arthur Russell te, den er – im Auftrag des Captain-Beefheart- Guido Zissou

Ich will ein Abo: (Adresse) 10 mal jährlich direkt im Briefkasten für 30 Franken (in der Schweiz). LOOP Musikzeitung, Langstrasse 64, Postfach, 8026 Zürich, Tel. 044 240 44 25, [email protected] DER GRENZENLOSE positions-, Rock-, Tanz- und Hip-Hop-Szene der Siebzi- Quer zu seiner Zeit, riss der Komponist ger- und Achtzigerjahre, die sich in Downtown New York bildete. New Wave, Disco, Hip Hop, straighter Pop, ver- und Multi-Instrumentalist Arthur Russell drehter Folk, intimer Voice-Cello-Dub: Russell bewegte sich innerhalb und zwischen Stilrichtungen und Szenen si- die Grenzen zwischen Disco und süssem multan und lotete wie kein anderer seiner Zeitgenossen das Potenzial einer befreiten, utopischen Musik aus. Als ihm Pop, minimalistischer Komposition und sein Ex-Freund und Manager Donald Murk ein stromli- nienförmigeres und kommerzielleres Profi l nahe legte, Folk nieder. Ein einführendes Porträt von meinte Russell: «Ich werde mich niemals festlegen.» Tim Lawrence, dem Autor der bisher ein- FLUCHT AUS DER PROVINZ zigen Arthur-Russell-Biographie «Hold Der Wert der Freiheit wurde Russell, der das Cellospiel sportlichen Aktivitäten vorgezogen hatte, bereits während On to Your Dreams». seiner Kindheit in Oskaloosa, Iowa bewusst. Der 1951 geborene Arthur war ein Aussenseiter in der Schule und Arthur Russell war ein Komponist und Multi-Instrumen- als seine Drogenexperimente zu Streitereien mit den Eltern talist, der während des kreativen Höhepunkts der Down- führte – sie entdeckten allerdings nur das Marihuana und town-Ära in New York lebte und arbeitete. Russell war ein nicht das LSD –, fl üchtete er nach San Francisco. Arthur skurriler Typ, der quer zu seiner Zeit stand. Während sich war erst 16 Jahre alt. seine Zeitgenossen – in schwarzes Leder gekleidet – auf das Nach einiger Zeit, in der Arthur ziellos herumlungerte, zog jüngste Gericht vorbereiteten und die Grenzen des Noise er mit seinem Cello in eine äusserst disziplinierte buddhis- erkundeten, trug Arthur Holzfällerhemden und kompo- tische Kommune. Russell besuchte nebenbei das Konserva- nierte esoterische, hymnische Musik, um buddhistische Er- torium und das Musik-College des indischen Meisters Ali leuchtung zu erlangen. Vernarbt von Akne, vertieft in seine Akbar Khan und entwickelte dort allmählich seine ätheri- Mehrspur-Aufnahmegeräte und permanent mit fi nanziellen sche Spielart des Folk. Auch bahnte sich eine Freundschaft Problemen kämpfend, rang Russell um Aufmerksamkeit, mit Allen Ginsberg an. Ginsberg war es auch, der Arthur bis er 1992 an den Folgen seiner AIDS-Erkrankung starb. 1972 für eine Aufnahme-Session mit Bob Dylan erstmals Russell war weit mehr als nur ein charmanter Aussenseiter nach Manhattan lockte. Russells New-Yorker-Odyssee und Sonderling, dessen unschuldige, geheimnisvolle Auf- nahm mit diesen Aufnahmen ihren Anfang. nahmen voller Schönheit noch immer nachhallen. Seine Werke entstanden im Herzen der bahnbrechenden Kom- bitte umblättern erhofft – Pop und buddhistische Empfi ndsamkeit in orches- trale Arrangements einführte. Philip Glass, der das Kon- zert besuchte, meinte später: «Arthurs Verständnis, dass die Mauern zwischen Konzertmusik, populärer Musik und Avantgardemusik illusionär waren und diese Mauern gar nicht existieren mussten, war anderen weit voraus. Russell lebte in einer Welt, in der es diese Mauern nicht gab.» Russell führte seine Erforschungen von unwahrscheinli- chen Grenzüberschreitungen fort und lud die Modern Lo- vers um Jonathan Richman für eine Serie von Konzerten in die Kitchen ein. Arthur fand im Proto-Punk der Mo- dern Lovers eine Ästhetik vor, die sich in Entwicklungen der Minimal-Music widerspiegelte. Zu diesem Zeitpunkt lehnte Russell das Angebot ab, das vierte Mitglied der zu werden. Er bevorzugte vielmehr eine explizitere und ehrliche Form von fröhlichem Pop, die Russell als Mitglied der Band The Flying Hearts umsetz- te. Ein paar Jahre später schloss sich Arthur einer New- Wave-Band namens The Necessaries an, sprang jedoch – unterwegs zu einem Konzert in Washington – aus dem Tourbus, als ihm der Gedanke, sich nur auf eine Grup- pe und einen Stil zu konzentrieren, unerträglich wurde. REIN IN DIE INTIME DISCO

Angezogen vom ekstatischen Potenzial der repetitiven Mu- sik, war Russell bereit für Disco. Seine wechselnde sexuelle THE MODERN LOVERS IM KUNST-CLUB Ausrichtung zog ihn in das dynamische Milieu des Down- town Dance. Nach angeblich erfüllenden Beziehungen zu Im Herbst 1973 kehrte Russell nach New York City zu- Frauen begann sich Arthur immer mehr für Männer zu inte- rück, um an der Manhattan School of Music Komposition ressieren. Nach Kürzestaffären mit Ginsberg ging Russell mit zu studieren. Doch die institutionelle Starrheit und Strenge dem Coiffeur Louis Aquilone aus, der eng mit Nicky Siano missfi el ihm; er schlief eine Zeitlang auf dem Fussboden von befreundet war. Siano war DJ in der Gallery, einer vorwie- Ginsbergs Wohnung im East Village und schmiedete lieber gend von schwarzen Homosexuellen besuchten Privatdisco. Freundschaften mit Komponisten der Downtown-Szene. Inspiriert von der Mischung aus ästhetischem Abenteuer Innerhalb von 18 Monaten wurde Russell zum musikali- und sozialer Fortschrittlichkeit des Clubs, bahnte Russell schen Leiter der Kitchen ernannt, damals ein bedeutendes mit Veröffentlichungen wie «Kiss Me Again», «Is It All Over Zentrum für experimentelle Musik und Video. Dort führte My Face?» und «Go Bang! #5» den Weg für den späteren er sein Stück «Instrumentals» auf, das – wie von Arthur Mutant-Disco-Sound. Der Dancefl oor wurde in diesen und anderen Tracks wie «Pop Your Funk» und «Clean On Your Arthur Russell wollte mehr als nur eines sein. Als sich Arthur Bean» mit damals ungewöhnlichen, verwirrenden Details bei einer unbedeutenden Affäre mit HIV ansteckte, wurde und Anspielungen unterfüttert, während Kollaborationen diese Diskussion schlagartig beendet. Russell schrieb kurz mit prominenten Produzenten wie Walter Gibbons, François nach der Diagnose «A Sudden Chill» und nahm bis kurz vor Kevorkian und Larry Levan sein Interesse an der grenzenlo- seinem Tod weiter Musik auf. 1992 starb Arthur Russell. Er sen Veränderbarkeit der Musik bestätigte. wurde 41 Jahre alt. Die letzte Person, die – abgesehen von In dieser Zeit genoss Russell einen gewissen kommerziellen Lee – an Arthurs Totenbett sass, war Allen Ginsberg. Erfolg in den Disco- und Dance-Kreisen und wurde zudem eingeladen, die Musik für Robert Wilsons Avantgarde-Oper POSTUMER RUHM «Medea» zu komponieren. Aber Arthur verpulverte das Geld, sobald er ein wenig Zaster auf der Seite hatte – sein en- Der Tod von Arthur Russell rief ein respektvolles, doch ger Freund und Mitmusiker Steven Hall nannte ihn «Studio begrenztes Echo hervor – und die Veröffentlichung des Junkie» – und wurde emotional und fi nanziell zunehmend postumen Albums «Another Thought» auf Philip Glass’ abhängig von seinem Partner Tom Lee. Lee gab Arthur die Label Point Music 1994 schien die letzte Wegmarke einer emotionale und ökonomische Geborgenheit, die er für seine letztlich vereitelten Karriere darzustellen. Doch zehn Jah- unberechenbaren Projekte benötigte. Zusätzlich halfen Rus- re später veröffentlichten die Labels Audika und Soul Jazz sells Eltern aus – in erster Linie dann, wenn ihr einziger Sohn mit «Calling Out of Context» und «The World of Arthur zusätzliche Instrumente und Equipment brauchte. Freilich Russell» zwei weitere Compilations, die ein riesiges Me- hielt diese Unterstützung nicht mit den Anzahlungen mit, dienecho auslösten und zum beispiellosen Interesse an Rus- die Russell von Labels wie Sire und West End erhalten hat- sells Musik beigetragen haben. te. Als die lukrativen Aufträge versiegten, wurden Russells Der grosse postume Ruhm bedeutet für Arthur Russells akustische Songs, sein unorthodoxer Dance und sein funky, Werk kein Comeback, sondern ein später, zu Lebzeiten elektronischer Pop elementarer und intimer. Das gefeierte Al- kaum möglicher Durchbruch. Denn Russell war ein be- bum «» bleibt das herausragende Werk dieser scheidener Trendsetter, der seine Zeitgenossen gelegentlich späten Phase. verwirrte, ein Verdammter innerhalb der kommerziellen Musikindustrie. Arthur hätte sich sicherlich vom Kult um MEHR ALS EINES seine Person und der ikonischen Überhöhung distanziert, betonte er doch immer wieder, dass seine Musik auf Zu- Heterosexuelle Freunde und Musiker erkannten Russells sammenarbeit basiere. Vielleicht ist es gerade wegen die- Homosexualität erst sehr spät. «Ich hatte keine Ahnung», ser Spannung – die Spannung zwischen dem Individuellen sagt der afroamerikanische Perkussionist Mustafa Ahmed. und dem Globalen, dem Leichten und dem Seriösen – dass «Da, wo ich herkam, war eine schwule Person eine extrava- Russells Leben und Werk eine so unwahrscheinliche Lei- gante Tunte. Arthur benahm sich überhaupt nicht so.» Der denschaft weckt. Posaunist und Komponist , ein weiterer enger Tim Lawrence Weggefährte, erinnert sich, dass Russell ihm anvertraut habe, Übersetzung aus dem Englischen: Sarah Stähli er sei ein «closet heterosexual». Russell bestand darauf, dass er mit seinem Leben als Schwu- Tim Lawrence ist Autor der überaus lesenswerten Biographie «Hold On to ler glücklich war, doch ähnlich wie in seiner Musik, wollte er Your Dreams. Arthur Russell and the Downtown Music Scene, 1973 – 1992» sich auch in seiner Sexualität eine gewisse Freiheit erhalten: (Duke University Press), die 2009 erschienen ist. SZENE F R I - S O N

- MÄRZ 2011 - MARS 2011 FR 4.3. 22h Balkan Elektro, 11.03.11 | FRIDAY |DOORS 22H | 5.- Balkan Beats In Concert From oldies to hip hop NATIONAL FANFARE SA 5.3. 22-5h OF KADEBOSTANY Breaks, Electro, Ghetto Funk (GE) UND TRUBACI FEATURECAST BEAT BATTLE SOUNDSISTEMA (BOMB STRIKES/UK) 18.03.2011 | FRIDAY | DOORS 20H | 24.- SUPPORT: PLUSHGRIZZLY (ZH) Hip Hop: Master of Ceremonies DI 8.3. 20h AI TRICKS BEAT (BE) The Return Of The Ladies US British Folk Rock BUSDRIVER AND ALL BECAUSE FR 11.3. 21h THE LADY LOVES (GB) Folk Noir, Voodoo, Wienerlied BLAKE WORRELL In Concert FROM PUPPETMASTAZ - US SA 12.3. 21.30h WENDY MCNEILL (CAN), 19.03.11 | SATURDAY | DOORS 21H | 10.- Discorock, Casiopop In Concert DIE STROTTERN (AUT), HERR BITTER (SG) DJ POSITIVE Swiss Rock a lot better CASIOFIEBER (SH/ZH) CHAOS-GIRLS-DJ-TEAM CHÂTEAU RÖSTI DO 17.3. 21h ALVIN ZEALOT | MRS. BURROUGHS & SPECIAL GUEST FR 18.3. 22h Giovedi Incasinato: Soul Shalom! Synthiepop, HipHop, Elektro 23.03.11 | WEDNESDAY | DOORS 20H | 16.- Sweet Soul, Northern Soul, ROCKRAINER (D) Funk, Afro-Funk Cinéma: Festival International DJS SOUL RABBI (D) DO 31.3. 21h de Films de Fribourg & Fri-Son présentent: NATTY B Doomfolk, Grunge & DOUBLECHIN In Concert HUSTLE & FLOW ARBOURETUM US, 2005 (BALTIMORE/USA) 29.03.11 | TUESDAY | DOORS 20H | 24.-

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CH sa 05.03. Totenmond (de) death metal THE YOUNG GODS Valborg (de) Quaedt (ch) 26.04.11 OWEN PALLETT CA mi 09.03. please.me (ch) beatles meets 04.05.11 mando diao thE DorKs (ch) ERLAND AND THE fr 11.03. 15 Jahre Gaswerk UK Favez (ch) rock CARNIVAL The GLIM Project (ch) vvk: starticket

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Die Liner Notes seines Freundes Tom Lee zu «Love Is Overtaking Me» sind ein zärtlicher Nachruf: «Die Songtexte von Arthur ent- standen aus Erinnerungen und Beobachtungen, kom- biniert mit Gedanken über Liebe und Hoffnung. Er schafft das mit einer Mi- schung aus Behutsamkeit und Humor. Arthurs Note- books sind gefüllt mit Phra- sen und Ideen, die er, der Country Boy aus dem Mit- telwesten, auf seinen Wan- derungen in und um New York gesammelt hat. Bruch- stücke von Gesprächen in einem Restaurant, Kinder- rufe, Werbesprüche und TV- Dialoge.» Steve D’Acquisto, prickelnde Sache. Disco, House und erst recht Techno ver- DJ in der Gallery und Au- Prickelnd und befreiend: Das Landei mitteln in aller Regel rabiate Tanzbefehle. Das kann häufi g tor der Lyrics von «Is It All cool sein, kann lange gut gehen – aber eine ganze Nacht Over My Face» meinte über Arthur Russell erfand in New York die unter dem selben Marschbefehl ist ein Graus. Irgendwann eine gemeinsame Aufnah- erwacht man aus der Dance-Trance und realisiert: Bin ich me-Session: «Wir glaubten, nichtobligatorische Disco, die einlädt, Marionnette? Bin ich Hampelmann? Ist der Sound unsere wir nehmen das ‘White Al- gnadenlose Peitsche? Das böse Erwachen nach stundenlan- bum’ auf, füllten vierzehn weil sie nie ganz fertig ist. gem, glücklichem Armeverrenken, Achselrollen, Hüftenro- Rollen 24-Track-Tape! Wir tieren, Beckenkreisen, die Beine je nach Stil und Tagesform spielten einen Song um den Versucht das mal, Männer: Die Augen rollen und weit auf- fest im Boden verankert oder im Gegenteil: die Füsse nervös anderen ein, dauernd ka- sperren wie ein besoffener König, dann tief aus der Gurgel auf der Lauer wie ein unberechenbarer Mittelfeldfussballer. men neue dazu. Es waren hinaus ein röhrendes Grunzen starten, das sich zu einem Nun aber die minimalistische Disco von Arthur Russells neun Leute im Studio für langsam aufsteigenden, bebenden Schrei bis in quiekende Gnaden: Sie lässt Gefühle von Anonymität, Einsamkeit und die Basic Tracks und in der Mezzosopranlage hinaufjauchzt. Wobei man sich für die Leere kaum oder gar nicht aufkommen. Es ist Musik, die zweiten Session waren es letzte Oktaven des Gelingens von einer Frau begleiten darf. einlädt, weil sie nie ganz fertig ist. Ein Sound, in den man gar dreizehn. Das Band lief Es ist der hormonelle Schrei des puren Wohlbefi ndens, ein sich einbringen kann wie ein Weihnachtsgeschenk. Denn Du fast Tag und Nacht.» Mixdrink aus Testosteron und Östrogen. Wie Mann weiss, bist das Weihnachtsgeschenk, der Sound wird Dir die Ge- Schliesslich – und retrospek- erzeugen Hoden verwirrlicherweise auch Östrogen und dito schenkbänder öffnen, Dich aus dem Seidenpapier schälen tiv wie immer – erfanden ist Östrogen umgewandeltes Testosteron. Arthur Russell ist und alle rund um Dich herum werden Ah und Oh raunen. und isolierten Musikstu- sowas aber piepegal, denn er ist nicht nur Cellist, Buddhist, «Keepin’ Up» ist so ein Ding. Eine Frau und ein Mann denten den Russell-ism als Sänger, Musiker, Komponist und Produzent, sondern auch singen umeinander herum, gestützt nur durch einen Bass, performative Kulturtech- schwul, gay und homosexuell. wenig Perkussion und zuckende Cello-Striche. Sowas gefällt nik. Dessen Umfeld bilde- Charles Arthur Russell ist im Mai 1951 in Oskaloosa im Arthur Russel. Dem Musikjournalisten David Toop verriet ten «andere Verfahren zur US-Staat Iowa geboren, gestorben 1992 in New York. Als er seine Privattheorie: «Nach einer Musik mit Schlagzeug, Erzeugung von Sichtbarkeit Landei und geschulter Cellist mit einem Background in wird eine ohne Schlagzeug kommen. Vielleicht bin ich ein oder Atmosphäre wie etwa klassisch-indischer Musik in der Disco-Welt eine Haupt- Exzentriker, ich weiss es nicht, aber das ist ja eine ganz ein- das Sampling nach Kod- rolle zu spielen – das ist schon sehr exklusiv. Mit einigen fache Idee. Wenn du etwas ohne Schlagzeug hörst, ist das wo Eshun, das Rendering Underground-Disco-Hits wurde Arthur etwas bekannt, einfach sehr aufregend. In den Weltraum nimmt man nicht nach Chion, der Groove aber einen Namen hatte er nur in New York. Erst nach sei- sein Schlagzeug mit, man nimmt nur seinen Geist mit. DJs in Diedrich Diederichsens nem Tod wurde die Musikwelt via Anthologien auf Russel sagen mir, niemand würde je mein ‘Let’s Go Swimming’ auf- Defi nition oder auch die aufmerksam. legen. Ich aber glaube, dass so ein Zeug eines Tages alltäg- Idee der Artikulation in der lich sein wird.» Netzwerktheorie von Bruno NICHTOBLIGATORISCHES TANZEN Arthur mochte den Gallery-DJ Nicky Siano und war eine Latour». Das kann nun er- Weile mit dem Star-Hairdresser Louis Aquilone zusammen, googeln, wer Zeit hat. Arthur Russell steht für etwas, das ich hier mal «die nicht- einem hervorragenden Tänzer. Russell wollte sich von Aqui- obligatorische Disco» nenne – eine sehr befreiende und lone auch tänzerisch inspirieren lassen, was offenbar hölzern Albert Kuhn UMKREISENDES PORTRÄT thurs Soundtrack – drehen wollte, einem biographischen Der berührende Film «Wild Combina- Faden. Chuck und Emily, die Eltern von Charles Arthur Russell Jr., zeichnen zunächst die Kindheit ihres verlore- tion» des Regisseurs Matt Wolf legt nen Sohnes nach, illustriert mit Super-8-Aufnahmen und Bildern aus dem Familienalbum: Die Mitgliedschaft in der Facetten der fragmentierten Persönlich- Oskaloosa Municipal Band, den träumenden Buben – «a different kid», wie ihn der Vater nennt –, der starke Akne- keit Arthur Russells frei und vermisst Befall, die Flucht in die Lektüre, die von bis zu Timothy Leary reichte, die Drogenexperimente und 1967 seinen tiefen Sound-Ozean. die Flucht nach San Francisco. Arthurs Vater erinnert sich unter Tränen an die Schläge, die er nach dem Auffi nden Ein Kassetten-Band dreht im Ozean Schlaufen, aus dem eines Marihuana-Depots seinem Sohn verpasst hat. Schlä- Off ertönen verzerrte Celloklänge und meditatives Sum- ge, die zum frühen Verlassen des Elternhauses und den 16- men, die sich zum zarten, suchenden Lied «Rabbit‘s Ear» Jährigen in eine buddhistische Kommune geführt haben. verbinden. Schnitt. Eine Plattennadel ritzt das Disco-Vinyl, Der Beat-Poet Allen Ginsberg berichtet in einem Video, das Freunde der Nacht tanzen in der mit Ballons verzierten kurz nach Russells Tod entstanden ist, von seinem ersten New-Yorker-Disco The Loft und kontrastieren die gegen- Treffen mit Arthur, der damals eine seltsame, halb-mili- geschnittenen, verwackelten Handkamerabilder, die Trak- tärische, halb-mongolische Buddhisten-Uniform getragen tore und weite Kornfelder zeigen. Schliesslich stellt der eng- haben soll: «I had a certain crush on Arthur». Die Mant- lische Musikjournalist David Toop, der für die Verbreitung ras, die Ginsberg und Russell zusammen eingespielt haben, von Russells Werk Mitte der Nullerjahre zentral war, die verschwinden nun von der Tonspur, die Hippie-Bilder ge- Einstiegs-Frage zum Werk von Arthur Russell, auf die es hören der Vergangenheit – und der Proto-Punk-Song «She keine Antwort gibt: «If you listen to Arthur‘s music and Cracked» der Modern Lovers zeigt den Wechsel der Zeiten, you‘re not familiar with it, you think, well, how can one das Ende der Episode San Francisco an. «Wild Combinati- single person work in all these different ways?» on» erklärt mit der fl iessenden, unaufgeregten Bildsprache Derart steckt der Film «Wild Combination – A Portrait of auch dem Russell-Neuling, dass Arthur alle diese Strömun- Arthur Russell» gleich in den ersten Minuten assoziativ die gen in sich aufgesogen und keine Widersprüche zwischen Koordinaten der Welten ab, die Arthur Russell zeitlebens scharfem Punk und ausufernden Mantras gesehen hatte. erschaffen und nie fertig gebaut hat. Hier der tiefe, echo- getränkte «Ocean of Sound» seiner intimen Songs, dort OHNE DRESSCODE die verspielte Disco und mittendrin, als Ursprung und als Missing-Link seines Werkes, die Country-Kornfelder Io- New York City. Arthur spielt mit Gitarre «folky Songs», was, Arthurs Herkunft. aufgezeichnet von einer statischen Kamera in einem leeren Raum. Man erlebt ihn als deplatzierten Gastmusiker bei «A DIFFERENT KID» den jungen Talking Heads, für die er mit seinem Cello eine alternative Version von «Psycho Killer» eingespielt hat. Ein Das Porträt folgt trotz dem experimentellen Hintergrund bleibendes Bild: Arthur spielt sitzend Gitarre und markiert des jungen amerikanischen Regisseurs Matt Wolf, der ur- mit seiner Nicht-Frisur und dem unmodischen Pullover Di- sprünglich nur einen kurzen Kunst-Film – unterlegt mit Ar- stanz zur sorgfältig codierten Band.

fährten wie Ernie Brooks halfen mir, Arthurs Sicht zu oder Steven Hall, Arthurs verstehen und seine Musik ZUM URSPRUNG Eltern und vielen anderen tiefer zu interpretieren. gesprochen hatte, erkannte Während der Arbeit am «Bevor ich Arthurs Musik Arthurs Musik expressio- ich das Bedürfnis nach ei- Film lernte ich von Ar- zum ersten Mal hörte, war nistisch wiederzugeben und nem biographischen Film, thur viel über das Dasein ich bereits fasziniert von den Film auf der Staten-Is- der den kulturellen Hin- als Künstler und über die dieser Figur. Mein Freund land-Fähre, bei den Piers der tergrund, die persönlichen Verwirklichung der eige- erzählte mir von einem lan- West Side oder in den Korn- Geschichten von Arthur nen Projekte – gegen alle ge vergessenen, schwulen feldern Iowas zu drehen. Russell und seinen Songs er- Widerstände. Denn Arthur Disco-Produzenten in einem Ich fand die Adresse von forschen sollte. rackerte sich ab: Er baute karierten Farmer-Hemd, der Arthurs Lebenspartner Tom Für das fi lmische Porträt Hindernisse in seinen Weg obsessiv Mixtapes seiner ei- Lee im Internet und bat verfolgte ich Arthurs Fuss- und frustrierte Mitarbeiter genen Musik auf der Fähre ihn um Erlaubnis, Arthurs stapfen, fuhr immer wieder und seine Freunde. Aber nach Staten Island hörte. Musik in meinem geplan- auf der Fähre nach Staten ich denke, Arthur erschuf, Allein dieses Bild reichte mir ten Experimental-Film zu Regisseur Matt Wolf Island und rannte mit einer ungleich anderen Personen, aus. Als ich schliesslich die verwenden. Monate später Videokamera durch Korn- eine Verbindung zu einem emotionale Intensität und rief mich Tom an und ich Offenheit, seiner Grosszü- felder. Ich interviewte Tom ursprünglichen, kindlichen komplexe Schönheit in Ar- traf ihn im Appartement gigkeit und der Verbindung, Lee im kleinen Apparte- und unschuldigen Ort. Und thurs Musik entdeckte, war im East Village, das er einst, die er noch immer zu Arthur ment, in dem Arthur obses- ich liebe es, mit ihm an die- es um mich geschehen. in Nachbarschaft zu Al- fühlt – so dass ich mich ent- siv gearbeitet hatte und traf sen Ort zu gehen.» Als Filmer mit einem ex- len Ginsberg, mit Arthur schied, den ursprünglich Chuck und Emily Russell in perimentellen Hintergrund bewohnt hatte. Ich war so geplanten Kurzfi lm auszu- der Idylle von Oskaloosa, Matt Wolf war mein erster Gedanke, inspiriert von Tom – seiner bauen. Als ich mit Wegge- Iowa. Diese Erfahrungen Enge Weggefährten wie der Modern-Lovers-Bassist Ernie Brooks, der später mit Arthur die Pop-Band The Flying Hearts unterhalten sollte, der Posaunist Peter Zummo, der auf dem Disco-Hit «Go Bang!» zu hören ist, der Kompo- nist Philip Glass und Steven Hall erinnern sich an den frem- den Neuankömmling in New York, während Ginsbergs Stimme aus dem Off von Russells «Buddhist Bubblegum» berichtet. So geht der Film immer weiter im Freilegen der Facetten und Schichten, im Umkreisen des Werkes von Ar- thur Russell. Allmählich wird der Ton der Freunde enttäuschter und frustrierter, etwa wenn Ernie Brooks über den abrupten Absprung Arthurs aus der höchst hoffnungsvollen Band The Necessaries berichtet und mit seinem Ausstieg die Hoffnungen auf das Pop-Startum für immer zerstörte. Auch Russells Zusammenarbeit mit dem Theaterregisseur Robert Wilson scheiterte letztlich, da Arthur den Zeitplan nicht einhalten konnte. Vielmehr splittete sich Arthurs Cha- rakter immer mehr auf und sein Werk versteckte sich hinter Disco-Pseudonymen wie Dinosaur L oder Loose Joints. «ARTHUR WAS ALL MUSIC»

Immer wieder sehen wir in «Wild Combination» Arthur beim Spielen des Cellos und beim Singen – in Video-Auf- nahmen, die der Perfektionist von sich selber fabriziert hat. Die fi lmischen Selbstporträts zeigen einen Musiker, der nach weiteren, verborgenen Schichten in seinem Werk sucht, ja, nach neuen Ausdrucksformen der Musik über- haupt forscht. «Arthur was all music,» wie seine Eltern er- zählen. Besonders diese denkwürdigen, intimen Momente erinnern an Auftritte von Gegenwartsmusikern wie dem Animal-Collective-Mitglied Noah Lennox alias Panda Bear, der in einem Interview mit der Zeitschrift «The Wire» seiner Bewunderung für Arthur Russell Ausdruck verliehen hat. Dank diesen Aufnahmen wird klar, wieso das Univer- sum Russell einen ebenfalls suchenden und forschenden Musiker wie Lennox so immens anspricht. «Wild Combination» ist auch das private Porträt der gros- sen Freundschaft zwischen Arthur und seinem Partner Tom Lee. Lee kümmerte sich rührend um seinen Freund Arthur, der einen Grossteil seines Spätwerkes im gemeinsamen Appartement eingespielt hat – begleitet nur vom Blubbern eines Aquariums, das Arthur eines Tages angeschleppt hat- te und ihm ein ozeanisches Gefühl beim Aufnehmen ver- mittelte. Lee erzählt vom begeisterten Jogger Arthur, der mit der eigenen Musik in seinem Walkman die Stadt, die niemals schläft, durchmessen hat. Tom Lee ist es auch, der nach Arthurs AIDS-Tod Tausende von Tonbändern noch immer auswertet, die Russell in seinem Elternhaus hinter- lassen hat und die nun Stück für Stück postum auf dem Label Audika erscheinen. AUF DEM OZEAN

Matt Wolf gelingt in seinem 70-minütigen, melancholisch stimmenden Porträt mehr als nur eine Annäherung an die fragmentierte Persönlichkeit und vermeidet – das ist wohl das grösste Verdienst – mit behutsamer Sensibilität eine Genie-Ikonisierung von Arthur Russell. Zum Schluss verlässt «Wild Combination» die pulsieren- de Stadt, durchschreitet noch einmal die Kornfelder Iowas und landet auf der Staten Island Ferry – ein Lieblingsort Russells, der als Chiffre für sein nie ankommendes Werk gelten darf. Auf der Fähre sehen wir einen Mann, alleine mit seinem Walkman an der Reling, während die Skyline New Yorks zum freundlichen, versöhnlichen Track «Wild Combination» vorübergleitet und der Blick unter die schäumende Wasseroberfl äche führt. Dort, wo Russells Sound-Ozean noch immer liegt.

Benedikt Sartorius

DVD: «Wild Combination – A Portrait of Arthur Russell» (Plexi). SZENE

Jennifer LAWRENCE in WINTER’SBONE Ein Film von Debra Granik

OSCARS® 2011 4 NOMINATIONEN BESTER FILM · BESTE HAUPTDARSTELLERIN BESTES ADAPTIERTES DREHBUCH · BESTER NEBENDARSTELLER

erscheint am 31. März Pilgerstätten Abotalon Seite 2 DIE U-BAHN PER BOOT nen klaren geographischen benden Schnappschuss, der ihn auf dem Wasser vor den Gratis gibt es in New York nicht viel. Die Überblick: Linkerhand, am Zwillingstürmen des World Trade Centers zeigt. Wer heute westlichen Ufer des Hud- fährt, entdeckt die erstaunliche neue Front von Hochhäu- Fahrt mit der Fähre nach Staten Island sons, New Jersey, hinter sern, die seit den Terrorattacken am gegenüberliegenden dem sich der wilde Westen Ufer in New Jersey entstanden sind oder am East River in ist die Königin der Ausnahmen. öffnet. Rechts die Brücken, Brooklyn in die Höhe wachsen. die nach Brooklyn führen Von der Fähre aus lässt sich die Entwicklung der Stadt 388 Veranstaltungen und Ereignisse listet der New Yorker und die weitläufi gen Ha- seit Jahrhunderten leicht verfolgen. Hätte eine Kamera Stadtführer «Time Out» dieser Tage auf, die man gratis fenanlagen von Red Hook, seit der Erfi ndung der Fotografi e aus der gleichen Positi- oder für wenig Geld miterleben kann: Burlesque-Shows in davor die Insel Ellis Island, on von Staten Island aus Manhattan jeden Tag in einem der Lower East Side, Yoga für Rockstars auf der Westseite, über die jeder Einwande- Bild festgehalten: Aneinander gereiht würden wir den Blick Gastro-Erlebnisse in Midtown und tolle Parties in Brook- rer einst kommen musste, auf einen Ameisenhaufen erhalten, in dem kein Stein auf lyn. Kaum ein Ausfl ug bietet aber so viel wie die kostenlose bevor er seinen Fuss in die dem anderen bleibt und sich alles lebensfreudig wie lebens- Fahrt mit der alle halbe Stunde ablegenden Fähre aus Man- Stadt setzen durfte. verachtend immer wieder aufeinander stürzt. Wie sich die hattan zur Insel Staten Island, dem fünften Stadtteil von New York Bay in einen einzigen, zusammenhängenden, New York City. STADTENTWICKLUNG IM BLICK urbanen Mechanismus verwandelt, in dem sich Menschen Ungeduldige und Erste-Klasse-Reisende mag es langweilen, bemühen, mehr als nur Versuchsmäuse in Antriebsrädern im Gedränge mit dem gemeinen Fussvolk, das vom frühen Je weiter sich das Schiff zu sein. Kleine Lichter im Abendmeer, weisse Segel im end- Morgen bis am Abend die Hauptverbindung zwischen der von Manhattan entfernt, losen Grün des Wassers, ein Porträt einer mit allen Wassern Insel und der Stadt nutzt, hinter den Schranken zu war- desto besser passen die gewaschenen Gesellschaft, die in dieser Bucht zusammen ten, bis der Weg auf die Fähre frei gegeben wird. Von acht Wolkenkratzer in den Bild- kommt. Millionen New Yorkern leben immerhin eine halbe Milli- ausschnitt der Hunderten Noch ein paar Minuten, ein, zwei Fotos mehr. Dann mit on Menschen auf der 153 Quadratkilometer grossen Insel, von Linsen, die mit jeder den Kopfhörern im Ohr und dem Sonnenuntergang in den dem fl ächenmässig drittgrössten Stadtteil New Yorks. einzelnen Fahrt der Fäh- Augen mit der einzigartigen «U-Bahn per Boot», wie sie re auf die Stadt gerichtet ein New Yorker Freund trocken nennt, zurück ins Feier- PLATZ FINDEN ALLE sind. Wer New York zwi- abend-Getümmel der Stadt, die niemals schläft. Dann und schen 1975 und dem 11. wann, zum Beispiel auf der Staten Island Fähre, aber mal Doch für Ausfl ügler ist das Ziel meist weniger die Insel September 2001 besuchte, tief durchatmet. oder ihr verrückter Mix aus Einwohnern – von einer rei- zeigt heute stolz den vergil- Roman Elsener, New York chen Schicht von Villenbe- sitzern, über Naturschützer und Aussteiger, zu Quartie- ren armer Schwarzer und Einwanderer, aus denen beispielsweise die Rapper des Wu Tang Clans stam- men. Auch fi nden weni- ge Städter Gefallen an patriotisch-pathetischen Veranstaltungen wie dem «Wild West Rodeo» auf dem Eiland. Wer als Nicht- bewohner der Insel die Sta- ten Island Ferry nimmt, hat meist den Weg zum Ziel. Denn bei allem Schubsen und Stossen im Fussvolk: Platz fi nden auf den mehr- stöckigen, orangen Schiffen noch immer alle – mitsamt den Velos. Und wenn die Motoren loslegen und die Fähre sanft vom Quai ab- legt, der Blick auf die Ha- fenanlage jenem auf das architektonische Wunder- werk der Skyline weicht, wenn die Fackel der Frei- heitsstatue mit dem Son- nenlicht spielt, erlebt man in New York einen der ma- gischen Momente, die diese Stadt auszeichnen. Wer nach Stunden des Fluges, Zuges oder Taxis orientierungslos in den Schluchten der Hochhäuser gelandet ist, erhält hier ei- michaela müller SZENE FÜR MEHR ROCK’N’ROLL IM FUSSBALL!

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am Helvetiaplatz, Tel. 044 242 04 11, www.xenix.ch SEIN WERK AB KONSERVE fi ndet sich auch der erste Teil von «Ballad of the Lights», Von Disco zu Folk, von intimen Cello- das letzten Herbst in der bewegenden Fassung mit Allen Ginsberg als Single veröffentlicht wurde. Ebenfalls im Songs zum lupenreinen Pop: Mit immer Herbst erschien mit «Come to Life» ein noch unbekanntes Lied, das auf Terrible Records, dem Label des Grizzly-Bear- neuen Compilations und Wiederveröf- Bassisten und –Produzenten Chris Taylor, erschienen ist. Auch an der Tribute-Front blieb es nicht still: Da gab es fentlichungen wird Stück für Stück das einerseits die EP «Four Songs by Arthur Russell» mit Versi- onen von Jens Lekman oder dem Hidden-Cameras-Sänger musikalische Wirken von Arthur Russell Joel Gibb sowie, aktuell, das gleichnamige erste Album der Gedenkband Arthur’s Landing (Strut/Namskeio), in der aufgearbeitet. Eine vorläufi ge Übersicht. Weggefährten wie Ernie Brooks oder der Posaunist Peter Zummo mitwirken und die Kompositionen ihres Freundes Seit Arthur Russells Tod 1992 erscheinen immer wieder in einen neuen Kontext überführen. (bs) Compilations, Wiederveröffentlichungen und Singles, die immer wieder neue Facetten seines verzweigten, noch kaum veröffentlichten Werkes freilegen. Als Einstieg zu empfehlen sind die beiden bahnbrechenden Zusammen- stellungen «The World of Arthur Russell» (Souljazz) und «Calling Out of Context» (Audika), die 2004 beinahe zeit- gleich erschienen und mittlerweile wieder erhältlich sind. Erstere beleuchtet in erster Linie die Disco-Zeit Russells und Projekte wie Dinosaur oder Loose Joints, unterbricht den Tanz aber immer wieder mit klassischen Songs wie «A Little Lost» oder dem perkussiven «Treehouse». Zwölf Tracks, die zwischen 1985 und 1990 aufgenommen wur- den, enthält «Calling Out of Context». Allesamt blieben sie wie so viele andere Lieder zu Lebzeiten Russells unver- öffentlicht und zeigen, wie er in seinen späten Jahren den Dance-Tracks eine warme, intime Note verpasst hat – al- len voran «That’s Us/Wild Combination», das später Matt Wolfs Film den Titel geliehen hat. Das 2006 erschienene «Springfi eld» (Audika) funktioniert als Zusatz zu «Calling Out of Context» und bringt neben dem freien Synth-Pop- Titeltrack und einem DFA-Remix das hart-verzerrte Cello im grandiosen «You Have Did the Right Thing When You Put That Skylight In». 2005 wurde «World of Echo» (Audika) in einer erweiterten Fassung wieder veröffentlicht. Das Album, das erstmals 1986 erschienen ist, enthält 14 seiner intimen, ungreif- baren Lieder, eingespielt nur mit Cello und Stimme, wie beispielsweise «Let’s Go Swimming», das der Journalist Simon Reynolds als «masterpiece of oceanic mysticism» bezeichnet hat. «Another Thought», das kurz nach Rus- sells Tod zusammengestellt wurde, vertieft diese ozeanische Echo-Welt mit 15 Liedern, die auch das späte, versöhnlich- traurige «A Sudden Chill» beinhaltet. Die experimentelle Minimal-Music-Phase (1975 – 1981) deckt die Doppel-CD «First Thought Best Thought» (Au- dika) ab, welche die «Instrumentals» sowie «Tower of Meaning» versammelt. Veit Stauffer vom RecRec-Laden schrieb zu dieser Veröffentlichung: «Herzerwärmende und charismatische musikalische Einode, die damals bestens auf die „Obscure Records“-Serie von gepasst hätten. Die beteiligten Musiker aus dem New Yorker Um- feld von Laurie Anderson und Talking Heads dürfen uns nicht überraschen.» Eine Überraschung stellte 2008 die Compilation «Love Is Overtaking Me» (Audika) dar, die Arthur Russell als lu- penreinen Singer/Songwriter präsentierte – mitsamt Cow- boyhut auf dem Coverbild. Auf dieser Zusammenstellung befi nden sich u.a. Lieder mit seiner Band The Flying Hearts sowie einige Aufnahmen, die unter der Aufsicht der Co- lumbia-Eminenz John Hammond durchgeführt worden sind. Hammond glaubte, in Russell einen neuen Dylan oder Springsteen entdeckt zu haben. Die Zusammenarbeit scheiterte schliesslich an Arthurs Ungreifbarkeit und – ge- rüchteweise – seiner Akne. Auf «Love Is Overtaking Me» DIE NEUEN PLATTEN

Charles Bradley A Hawk and a Orchestre LCD Peter Sellers No Time for Dreaming Hacksaw Poly-Rythmo Soundsystem and Sophia (Daptone/Namskeio) Cervantine Cotonou Club London Sessions Loren (L.M. Dupli-cation/Import) (Strut/Namskeio) (EMI) Peter and Sophia Zum Ziel führen bekannt- (él records/Import) lich auch Umwege. Und Das aus Albuquerque, New Die Polyrhythmiker sind James Murphy hätte ich Charles Bradley hat sie Mexico stammende Duo A ein hydraköpfi ges Orches- vieles zugetraut, aber nicht Peter Sellers war genial. gleich alle genommen. Hawk and a Hacksaw ken- ter aus dem frankophonen das. Auf «London Sessi- Seine Sketchs beeinfl uss- Nachdem er 1962, ein nen Fans von ihrer Mitar- westafrikanischen Staat ons» machen LCD Sound- ten sowohl die Beatles wie Knirps noch, James Brown beit am wunderbaren Al- Benin. Es existiert seit system nun auch auf einem auch Monty Python. Mit im Apollo Theater in Har- bum «Gulag Orkestra» von rund vierzig Jahren – dass Tonträger den Schritt vom unvergesslichen Filmrollen lem auftreten sah, gabs für Beirut. Waren Akkordeo- wir von ihm seit fünfund- Projekt eines einzelgänge- schrieb er Kinogeschichte: Bradley nur noch einen nist und Drummer Jeremy zwanzig Jahren nur noch rischen Elektrotüftlers zur allen voran natürlich der Berufswunsch: Soulmusi- Barnes und seine Partnerin, Archivaufnahmen zu hören ausgekochten Live-Disco- durchgeknallte Inspector ker. Doch eben, das Leben. die Violinistin Heather bekamen, hat politische Combo, die Murphys Clouseau in «The Pink Während des Vietnamkrie- Trost, bei Beiruts feinem Gründe: Zuerst war eine Songs mit überraschender Panther», sein «Party- ges schien der Amerikaner Werk nur Mitarbeiter, tritt pseudo-marxistische Regie- Rohheit und Funkyness schreck» Hurundi V Bak- endlich eine gute Band zu- das Duo mit wechselnden rung der Meinung, Musik schärft und die eisigen shi, die Charaktere, die er sammen zu haben, dann Gastmusikern auch selbst- sei des Teufels, dann befand Elektrosounds zum Glühen in Stanley Kubricks «Dr. wurden seine Mitmusiker ständig in Erscheinung. In auch eine demokratische bringt. Das ist nicht zuletzt Strangelove» verkörperte, einberufen. Bradley be- ihrem Projekt leben die Bei- Regierung die Förderung das Verdienst der Rhyth- nicht zu vergessen Chance, gann, sich als Koch über den ihre Vorliebe für Folk der Künste für unnötig und musgruppe um Pat Maho- der Gärtner in «Being The- Wasser zu halten und ne- aus dem ehemaligen Jugos- so hat sich das Orchester ney und Ex-!!! Tyler Pope, re». Im Jahr 1960 stand benbei so ziemlich jede lawien, Rumänien und dem trotz Legendenstatus de- die dem charismatischen Sellers an der Seite von So- Gelegenheit für einen Gig restlichen Balkan aus und kadenlang eher schlecht als Murphy geradezu die Show phia Loren für «The Millio- wahrzunehmen. Und jetzt, ziehen dabei nicht nur die recht durchgebissen. Jetzt stehlen. «London Sessions» nairess» in London vor der fast vierzig Jahre nach dem witzige Balkan-Beat-Karte, das erste Album mit neuen ist kein Live-Album vor Pu- Kamera. George Martin Aufkeimen seines Trau- sondern wagen ernsthafte, (und ein paar alten) Songs blikum, sondern eine live holte das Duo in die Abbey mes, hat er es geschafft: genreübergreifende Kom- seit einem Vierteljahrhun- eingespielte Studio-Session Road Studios, um den Titel Der mittlerweile 62-Jährige positionen. Auf dem neuen dert, möglich gemacht im Stil der Peel-Sessions «Goodness Gracious Me» veröffentlicht seinen ersten Werk «Cervantine», das durch eine französische und führt in neun Songs für den Film aufzunehmen. Longplayer. Das Werk, in- meist instrumental, reich- Journalistin, die der Band durch die drei Studioalben. Das anspielungsreiche Du- spiriert durch den Mord haltig und elegant orches- zum Interview in die Pro- Interessant ist, wie in den ett eines indischen Arztes seines Neffen an seinem triert daherkommt, spüren vinz nachstieg und all ihre Live-Versionen die vielen mit seiner schönen Patien- Bruder, ist ganz alte Schule. AHAAH den Gemeinsam- Ersparnisse in die Band ge- Einfl üsse, Zitate und Refe- tin wurde als Single ver- Nur wer minutiös hinhört, keiten von Balkan-Sounds steckt hat. Herausgekom- renzen noch deutlicher zu öffentlicht und schoss gar wird anhand der sauberen und mexikanisch-spani- men ist ein Ohrenschmaus. Tage treten: In «All I Want» an die Spitze der britischen Produktion merken, dass schen Klängen nach. Auf Die Band war schon immer ist es der Bowie der Berlin- Charts. Was lag näher, als «No Time for Dreaming» Stücken wie «Mana Thelo das Bindeglied zwischen jahre, «All My Friends» ein ganzes Album nachzu- keine Wiederveröffentli- Enan Andre» und «Usku- dem jazzigen, bläserlastigen spielt mit einem Roxy-Mu- schieben? Die neue Version chung aus alten Stax-Tagen dar» hören wir aber auch Afrobeat von Fela Kuti und sic-Klavier-Riff und dem von «Peter and Sophia» ist. Bradley reiht sich breit- Sängerin Stephanie Hla- dem vertrackt swingenden, düsteren Pathos britischen enthält diverse Duett- und schultrig zwischen James dowskli. Im Zentrum des unterspielten Groove von Frühachtziger-Gothpops, Solostücke, dazu reichlich Brown und Wilson Picket sehr schönen Albums steht Sunny Ade. Dazu ist auch und immer wieder klingen Bonus-Material. Vor allem ein. Mit seiner erdfarbenen das achtminütige «No Rest heftig der Einfl uss von Murphys Helden durch, aber sind mit «Bangers Stimme lässt er die Emoti- for the Wicked», das mehr- Funk zu spüren. Das Alter die Talking Heads. Den- and Mash» und «I Fell in onen hoch kochen, seine fach den Rhythmus und hat der Band nichts vom noch beschleicht einen nie Love with an Englishman» Balladen sind nicht ele- die Stile wechselt. Wunder- Flair genommen, die mo- das ungute Gefühl, Mur- weitere Kultur-Clashs zu gant, sondern wunderbar schön ist auch das ruhige, dernen Aufnahmemetho- phy sei ein Post-Punk-Revi- hören – zwischen dem ita- schwer schleppend, und traurige, fi lmmusikartige den auch nicht. valist oder gar ein Plagiator lienischen Star und einem der Groove, der lässt einen «Lajtha Lassú», das auch – LCD Soundsystem sind britischen Komiker, dessen schon beinahe delirieren. in einem modernen Wes- hpk. schlicht zu gut, zu mitreis- offensichtliche Avancen die Für Retro-Soul-Fans. Aber tern Platz hätte. send und zu überzeugend, Loren nicht erwidert hat. nicht nur. nicht nur im Studio, son- tb. dern auch live. tl. mig. cg. DIE NEUEN PLATTEN Sound Surprisen Kaum eine Aufnahme-Session ist so legendär und histo- risch bedeutsam wie die Bristol Sessions, die Ralph Peer, ein Produzent und Talentscout der Victor Talking Machine Company, 1927 und 1928 in Bristol, Tennessee organisier- te. Die Bristol Sessions gelten als der Urknall der Country- Musik, und das nicht nur wegen der ersten Aufnahmen von The Kills Marianne Keren Ann Jimmie Rodgers und der Carter Family. Blood Pressures Faithfull 101 Es gab bereits ab 1922 Schellackplatten mit Countrysongs, (Domino/MV) Horses and High (EMI) und 1925 ging die Grand Ole Opry auf Sendung, doch erst Heels ab 1925 begannen Produzenten auf der Suche nach mu- In den Ohren dieses Schrei- (Naïve/MV) Keren Anns Meisterwerk sizierenden Hillbillies durch die Südstaaten zu reisen und bers haben die Kills bisher «La disparation» (2002) ihre mobilen Aufnahmegeräte überall dort aufzustellen, wo immer ein bisschen «ge- Marianne Faithfull befi ndet ist vielleicht das beste fran- sie auf gute und unverfälschte ländliche Musik stiessen – sucht» und auch bemüh- sich mitten in ihrem dritten zösischsprachige Album denn diese «Old Time Music» erfreute sich beim Publikum end geklungen. Einerseits (oder vierten?) kreativen einer Sängerin in diesem wachsender Beliebtheit. Ralph Peer hatte zuvor schon für das Boy/Girl-Duo-Format Lebenszyklus. In New Orle- Jahrtausend. Auf ihrem Okeh und Columbia ähnliche Sessions in Atlanta veranstal- der Combo, andererseits ans nahm sie – begleitet von neuen Werk «101» kommt tet, wechselte dann aber zum Konkurrenten Victor. Nach der zwanghaft wirkende lokalen Sessionmusikern uns Keren Ann Zeidel ersten Anläufen beschloss Peer, sein Glück in den südlichen Versuch, mit «Attitüde» wie dem Meters-Bassisten nun – wie schon auf der Appalachen zu suchen, einem weiträumigen Berggebiet, zu markieren, dass man George Porter Jr. – ihr 23. letzten Platte – komplett das sich seit jeher durch eine besonders reiche musikalische mit Trends und so partout Album auf. Neben acht Co- englischsprachig. Fans der Tradition auszeichnete. Im Juli 1927 richtete er sein Stu- nichts zu tun habe. Dass verversionen – u. a. Souliges französischen Sprache im dio in einer Hutfabrik in Bristol ein, einem kleinen Kaff, es das Duo Jamie Hince/ aus den Feder von Goffi n/ Pop mögen das bedauern. das sich vor allem durch seine Nähe zu anderen musikali- Alison Mosshart ohne King, Silvia Robinson oder Alle anderen sind froh, eine schen Zentren der Appalachen auszeichnete, und schaltete grössere fi nanzielle Ehren Allen Toussaint – hören wir charmante Alternative zu in der Lokalzeitung eine kleine Anzeige: «The Victor Co. nunmehr zu einem vierten vier eigene Songs, die im den englischen Girls zu ha- will have a recording machine in Bristol for 10 days, be- Album gebracht und dabei Team mit Doug Pettibone, ben, die zur Zeit das Land ginning Monday to record records.» Als erstes nahm Peer nie die gleiche Platte zwei Laurent Voulzy oder Da- überschwemmen. Wir hö- den bereits erfolgreichen Profi musiker Ernest V. Stoneman Mal serviert hat, zwingt zur vid Courts entstanden sind. ren zehn wunderschöne auf, doch das Interesse an den Sessions wuchs erst, als Revision des Vorurteils: die Ausgelassene New-Orleans- Songs, die meist eher ruhig ein Journalist den Aufnahmen beiwohnte und berichtete, beiden stehen für ihre Mu- Stimmung wird einzig auf als aufgeregt, atmosphä- Stoneman erhalte pro Aufnahmetag 100 Dollar und habe sik ein, daran gibts nichts «Gee Baby» geboten, an- risch unglaublich dicht sind 1926 mit seinem erfolgreichen Song «Skip To Ma Lou, My zu rütteln. Und inzwischen sonsten dominieren dezent und mehr als einmal Gän- Darling» ganze 3600 Dollar verdient. Da waren die Musi- hat sich Hince ein Mello- arrangierte, melancholische sehaut erzeugen – ob nun ker aus der Region plötzlich interessiert, und strömten zu tron zugelegt. Dieses und Balladen. Irgendwie exo- beim schönsten Song der Dutzenden zur Hutfabrik. Zwölf Tage später hatte Peer mit ein paar andere organische tisch klingt «Eternity», wäh- Platte, dem himmlischen neunzehn sorgfältig ausgewählten Musikern 76 Lieder auf- Zusatzklänge verleihen der rend Jackie Lomax’ «No «All the Beautiful Girls», genommen, darunter die ersten kommerziellen Aufnahmen Musik eine neue Fülle und Reason» von den Rolling oder bei «Run With You», von Jimmie Rodgers und der Carter Family. Der Erfolg die- auch eine neue Wärme. Stones stammen könnte. Die das an die Melancholie- ser Sessions war so gross, dass Peer im Oktober 1928 für Ausserdem steht nun im- vielleicht grösste Überra- Wave-Werke der Cocteau eine weitere Woche nach Bristol zurückkehrte – allerdings mer die Melodie im Mit- schung ist, dass die 64-Jäh- Twins erinnert. Bewunde- konnte er nicht an den künstlerischen und kommerziellen telpunkt, nicht etwa das rige ganz locker das Teen- rung verdienen auch ihre Höhenfl ug der ersten Sessions anknüpfen. krachende Schlagzeug oder Melodrama «Past, Present kunstvollen Arrangements, Diese zwölf Tage veränderten die amerikanische Musik. der Minimal-Purismus. and Future» von den Sh- die bei aller Üppigkeit die Daran dachte Ralph Peer allerdings nicht, wenn er seine T.Rex-artige Riffs und Ge- angri-Las interpretiert. Des Illusion des simplen Folk- Bandmaschine in Gang setzte und die Tennessee Mountai- trommel rücken Songs wie Weiteren hören wir die Gi- Pop-Songs aufrechterhal- neers, Uncle Eck Dunford, die Blue Ridge Corn Shucklers, «Future Starts Slow» oder tarristen John Porter, Wayne ten. Die melancholische, Blind Alfred Reed oder die Bull Mountain Moonshiners «Damned if She Do» in die Kramer (MC5), Lou Reed ruhige Stimmung wird ge- aufnahm. Er wollte den aktuellen Sound der ländlichen Nähe des Glam. Weitere und Tastenhexer Dr. John. legentlich durchbrochen, Musik einfangen und möglichst viele Platten verkaufen, Highlight sind die grungi- Produziert hat Faithfulls etwa im fast schon schla- was ihm auch bestens gelang. Aber die Bristol Sessions hal- ge Post-Reggae-Nummer langjähriger musikalischer gerhaften «Blood On My len bis heute nach – erst in der Country-Musik, später im «Satellite» und das be- Partner Hal Willner, der be- Hands», bei dem die fröh- Folk-Revival der Sechzigerjahre und bis heute überall dort, drohlich-schöne «DNA». reits die Klanglandschaften liche Melodie und die Wie- wo Musiker nach den Ursprüngen der Country-Musik gra- Ein unerwartet erfreuliches zu «Easy Come, Easy Go» ner Kaffeehaus-Geige die ben. Hörerlebnis. (2009) kreiert hat. «Horses blutige Story überdecken. Nun liegen die «Bristol-Sessions 1927 – 1928» erstmals and High Heels» vibriert Keren Ann ist mit diesem komplett vor, in einer prächtigen 5-CD-Box aus dem Hause hpk. vor Kreativität. In ihren Album dem perfekten Pop- Bear Family Records. Ein Schmuckstück – und die adäqua- Sechzigern klingt Marianne Song wieder verdammt te Form, um dieses, so Johnny Cash, «wichtigste Ereignis Faithfull inspirierter denn je. nahe gekommen. in der Geschichte der Country-Musik» zu dokumentieren.

tl. tb. Christian Gasser DIE NEUEN PLATTEN PJ Harvey Kein PJ-Harvey-Album tönt wie das letzte, das war schon immer so. Man nehme nur schon die letzten Alben. Zuerst «White Chalk», wo sie ihre Stimme erstmals in einem hö- heren Register erzwitschern liess und dazu neue post-fol- kige Saiten aufzog. Darauf folgte das beefheartig-sperrige und laute «A Woman a Man Walked By» an der Seite des alten Mitstreiters John Parish. Wye Oak Robert Pollard Yuck Parish ist auch diesmal wieder dabei, mit Ex-Bad Seed Civilian Space City Kicks Yuck Mick Harvey, Drummer Jean-Marc Butty und Co-Pro- (City Slang/TBA) (Guided By Voices, INC./ (Fat Possum/Import) duzent Flood. Und nie zuvor hat sie einen mutigeren Sei- Import ten-, Quer- oder Weitsprung gewagt. Denn zum ersten Wer sich im Netz über Wye Manchmal frage ich mich Mal drehen sich ihre Texte nicht primär um ihre Innen- Oak erkundigt, stolpert vor Robert Pollard, Ex-Gui- schon, wohin das noch welt. Inspiriert von den englischen War Poets des ersten allem über unterschiedli- ded-By-Voices-Chefsalat führen soll mit dem neuen Weltkriegs, nimmt sie diesen als Ausgangspunkt für eine che Einschätzungen. Indie, und ungestürzter König des heissen Scheiss in Sachen Reihe von vagen und doch emotional träfen Beobachtun- Noise-Pop, Shoegaze oder LoFi, eröffnet seinen neuen Indie-Rock. Der Scheiss ist gen über die Seele der heutigen Nation. Die Stimme hat Americana – alles gemünzt Langspieler gleich mal mit aus den US of A, es zerrt sich in den hohen Lagen nun erst richtig eingenistet, noch auf das Duo aus Baltimore, Unbequemem. «Mr. Fan- an allen Ecken und En- kein Harvey-Album hat zudem mit so vielen so herrlichen das früher als Monarch tastic Must Die!» stellt sich den, es gibt Feedbacks und Melodien aufgewartet («All and Everyone»!). Dabei ist die unterwegs war. Musiker- quäkend quer, während Ziiiiiooooooouuuuuuuuu- begleitende Musik durchwegs «versöhnlich» eingestimmt. naturgemäss tut sich auch der Titelsong Pollard-unty- uhhhh-Soli, der Gesang be- Aber irgendwie versteht es das Ensemble, den folkig-rocki- Sängerin Jenn Wasner mit pisch die Gehörgänge frei- wegt sich zwischen harmo- gen Grundton mittels Autoharp, Posaunen, Mellotron und der Selbstkategorisierung bläst. Man denkt «Hä?», nischen Zweistimmigkeiten Rhodes so weit von den ausgetretenen Pfaden abschweifen schwer, einmal liess sie sich und macht das angebracht und, ähm, einem eigenen zu lassen, dass man sich ständig wieder beim staunenden aber erweichen und be- dumme Gesicht dazu, um Referenzsystem. Kommt Gedanken ertappt, so etwas wirklich noch nie gehört zu schied in einem Interview: mit dem dritten Song be- einem bekannt vor, oder? haben. Sublim. «Folk-Noise, am ehesten.» ruhigt zu werden: Pollard Dinosaur Jr., Sparklehorse, Am ehesten, genau. Auf bleibt Pollard, bleibt der Pavement, Flaming Lips, Hanspeter Künzler «Civilian», ihrem dritten grossartige und unermüd- Smudge, Lemonheads, Werk, zeigen sich Wye Oak liche Songfabrikant, der Throwing Muses? Nein. PJ Harvey: «Let England Shake» (EMI). jedoch auch als Apologe- eigentlich viel mehr Ohren Obwohl eigentlich eben ten des verwaschenen und verdient hätte. «I Wan- doch: Ja. Denn Yuck, um verträumten Indie-Pop. na Be Your Man on the deren Debüt es hier gehen Ihre Lieder schleichen sich Moon» beispielsweise: ein soll, machen ganz, ganz schnurrend an, scheinen Song wie eine Rüeblitorte. genau das, was Dinosaur sich vor lauter Schüchtern- Dicht, kompakt, irritieren- Jr., Sparklehorse, Pave- heit fast schon wieder zu- der Einstieg und grosses ment, die Flaming Lips, rückzuziehen, attackieren Finale. Oder «One More Smudge, Lemonheads und dann aber unversehens. Touch»: der klassische die Throwing Muses in Kurz, heftig und durchaus Pollard-Plätscherer. Oder den mittleren Neunziger- hinterrücks – mit Gitarren- «Something Strawberry» jahren gemacht haben. Aus verzerrungen, Elektrose- mit seiner dünn janglenden der Perspektive der Nost- quenzen und pulsierendem Telecaster-Gitarre. Oder algikerin eine tolle Sache: Bass. Während Wasner oder oder. Robert Pollard Endlich gibt es einen neuen die stimmlich unterkühlte checkts einfach. Unermüd- Soundtrack zu all den alten Unschuld gibt, streut ihr lich hebt der Held aller Erinnerungen an die langen Partner, Multiinstrumen- VierspürlerInnen kleine Nächte am See, an die als talist Andy Stack, verque- Kristalle, macht schnell ei- Liebe getarnten Sehnsüchte re Rhythmen ein, spaltet nen Schnappschuss davon, nach weissdergeierwas, an Sounds und schichtet sie um gleich wieder weiter zu Sommer, die sich anfühlten – neu geordnet – wieder eilen auf der ewigen Suche wie Jahrzehnte. Für den In- übereinander. Wye Oak nach dem perfekten Einfall. die-Rock ist das alles aber spielen gerne mit diffi zilen Wie soll man sagen: Pop im weniger toll. Betrübt muss Strukturen und geben sich abgewetzten Tankstellen- man feststellen, dass Indie dabei so gelassen wie un- arbeiterhemd? Jedenfalls langsam aber sicher auch erschütterlich. «Civilian» überzeugt Pollard einmal zur Schule wird, defi nier- heisst die Platte übrigens, mehr mit seinen Kleinoden bar, rezyklierbar, reprodu- weil laut Wasner jeder nor- zwischen befreiten Über- zierbar. Und damit beliebig mal sein wolle, doch: «Kei- songs und angenehm un- und irgendwie auch, man ner ist es.» angenehmer Sperrigkeit. 18 muss es sagen, tot. Daumen rauf! mig. nin. nin. DIE NEUEN PLATTEN

Gruff Rhys Heidi Happy Iness Mezel Shona Foster Rumer Hotel Shampoo Hiding with the Beyond the Trance The Moon & You Seasons of My Soul (Ovni/MV) Wolves (Wrasse/MV) (Beach Hut Records/Import) (Atlantic/Warner) (Two Gentlemen/Irascible) Auf seinem dritten Solo- Iness Mezel wurde in Pa- Shona Foster wurde in John Grant hat es mit album bricht Gruff Rhys Das Hin und Her ist vor- ris geboren, lebte als Kind Schottland geboren, wuchs «Queen of Denmark» mit einer der Grundregeln über. Seit gut zwei Jahren ein paar Jahre in Algeri- in Yorkshire auf und wohnt 2010 vorgemacht. Der der Super Furry Animals, ist Heidi Happy alias Pris- en, wo ihr Vater herkam, heute in Brighton. Das Ameri kaner hat die Musik seiner Band. Bei dieser ran- ka Zemp nun in Luzern dann ein paar weitere in steckt so ziemlich die As- der frühen Siebzigerjahre giert das Saxofon zuoberst daheim. Amsterdam, ihre der Auvergne, wo der itali- soziationen ab, die einem wiederauferstehen lassen, auf der Not-To-Do-Liste. Studienstadt, hat sie hinter enische Grossvater und die auch zur Musik als erstes die honigsüssen Seiten im Doch auf seinem Album sich gelassen. Auf ihrem französische Grossmutter einfallen, also in der obi- Visier. Während sich Grant «Hotel Shampoo» ist der dritten Album «Hiding wohnten, um schliesslich gen Reihenfolge: ein biss- nicht zuletzt von West- Waliser erstmals schwach with the Wolves» macht wieder in Paris zu landen. chen verrückt, ein bisschen coastlern wie Bread inspi- geworden und hat das Ins- die Musikerin ihren Hö- Das Jura-Studium brach sie neblig und ländlich und rieren liess, steht Rumer trument zugelassen. In ho- rern gleich klar, was Sache ab, um mit diversen nord- ziemlich viel kunstschü- – bühnenbenannt nach der möopathischer Dosierung, ist: Zum Auftakt gibts eine und westafrikanischen so- lerhafte Verstiegenheit. Sie englischen Kinderbuchau- selbstverständlich. Trotz- Breitseite Streicher, dann wie karibischen Bands zu gehört zur neuen Garde torin Rumer Godden – für dem ist es eine Ansage: singt Heidi Happy. Sanf- singen. Dazwischen nahm von singenden Songschrei- dasselbe Jahrzehnt, aber Der 40-Jährige emanzipiert ter, gefühlvoller und auslo- sie barocke und jazzige berInnen, der eine simple mit anderen Vorbilder: sich auf seinem Solo-Pfad tender denn je. Und zwar Gesangsstunden. All diese Akustikgitarre niemals aus- Karen Carpenter und Ca- zunehmend vom Sound von einer nicht wartenden Einfl üsse müssten in ihrer reicht, wenn sie nebst kra- role King. Sprich, die in seiner Formation. Durch Liebe. Die Musikerin hat eigenen Musik zusammen- chendem Schlagzeug und Pakistan aufgewachsene die 13 neuen Songs pfeift ihren Sound entrümpelt, spielen, sagt sie, damit es grandiosem Piano nicht Britin badet im Schwelg- ein entspannter Wind. Am bietet keine schrulligen tatsächlich ein Ausdruck auch noch ein postironi- gesang. Wer jetzt Duffy liebsten ergeht sich Rhys in Momente mehr und auch ihres Wesens werde. Und sches Streichorchester – sagt oder auch nur denkt, leicht zynischen Tour-Be- mit überbordender Ironie siehe da, den freudvoll von Foster selber arrangiert hat Hiebe auf die Tatzen obachtungen. Musikalisch ist Schluss. Gerade mal ein berber-rockigen Resultaten – und ein paar Handorgeln verdient. Denn Rumer, die lehnt er sich dabei nicht aus bisschen Twang und Italo- auf diesem ihrem dritten und Trompeten in den Topf ihre Künste bei der Indie- dem Fenster, sondern gehö- Westernfeeling darf zwi- Album haftet nicht der werfen kann. Was das gan- Band La Honda schärfte, rig zurück und lässt sich da- schendurch noch sein. Im Hauch von trockenen, po- ze Album zusammenhält, ist keine Blaupauserin. bei von klanglicher Milde Gegensatz zu den Geigen litisch korrekten Hausauf- ist eine Stimme, die à la Vielmehr vertritt sie den umkuscheln. Rhys wirft so müssen sich die Gitarren gaben an. Kate Bush über die Wogen windhaucherischen Retro- ziemlich alles zusammen, jetzt in leiser Zurückhal- Für die Aufnahmen verleg- einer Melodie gleiten kann, Pop derart überzeugend, was ihm unterkommt und tung üben. Das Werk ist te sich Mezel ins idyllische als gäbe es nichts Leich- dass gestaunt werden darf nicht zu deftig erscheint: kein jubilierendes, vielmehr Studio von Peter Gabriel teres auf der Welt. Auch und gelobt werden muss – ein wenig Bossa Nova, vie- ein bedächtiges und vor al- im ländlichen Westen von steckt in den dramatischen so wie das Burt Bacharach le launische Gitarrenparts lem erwachsenes. Eins, das England. Als Produzent Liedern immer auch ein er- tut, einer der bekennenden und ein grosser Schwall zu seiner linden Melancho- waltete Justin Adams, frischender Hauch von Be- Fans der 31-Jährigen. Ru- Lounge-Music. Dazu singt lie steht und sich anfühlt der von seiner Arbeit mit drohlichkeit. Was man dem mer spielt mit dem Kitsch, der Musiker, als ob er der wie ein Schmetterling auf Robert Plant, Brian Eno, faszinierenden Album al- den sanften Ohrschmeich- leibhaftige, aber sehr bri- der Hand. Man spürt: Hier Tinariwen und Lo›Jo her lenfalls ankreiden kann, ist lereien, dennoch gibts hier tische Halbbruder von ist eine starke Vision am bekannt ist. «Beyond the eine gewisse Einspurigkeit mehr als blossen Schein. Beach-Boy Brian Wilson Werk. Eine, die weiss, was Trance» ist ein feuriges der Tempi – so sticht das Die Komplexität liegt in wäre. «Hotel Shampoo», sie will. Symphonischer Groove-Album, dessen eh schon herrliche «Bad In- den porträtierten Gefühlen, das seinen Titel den gratis und sinnesfreudiger Pop, mannigfachen Feinheiten tentions» auch noch wegen in den Details – weshalb Haarwaschfl äschchen ver- der nicht nach rechts oder und bemerkenswerte Ori- des beschwingten Auftrittes die Hörlust selbst nach dankt, die Rhys auf seinen links schaut, sondern direkt ginalität sich erst mit der als Glanzmoment hervor. zwanzig Umgängen nicht Tourreisen stets mitlaufen das Zentrum der Gefühle Zeit – aber keineswegs zu nachgelassen hat. Gewiss, lässt, predigt die Relaxtheit anpeilt und dort auch hin- spät – offenbaren. hpk. aufrechte Punker würden ebenso wie die Altersmilde trifft. Heidi Happy ist ein angesichts von «Seasons of und erntet dafür fast unge- veritabler Wurf gelungen. hpk. My Soul» nichts als Brech- teilte Zustimmung. reiz verspüren, wir aber mig. befi nden: wunderwunder- mig. wunderschön.

mig. DIE NEUEN PLATTEN Stahlberger Im Osten ist ein Stern aufgegangen. Bis vor zwei Jahren war Manuel Stahlberger noch Comic-Zeichner und Kabarettist im überschaubaren Kleintheater-Rahmen. Dann erschien das Stahlberger-Album-Debüt «Rägebogesiedlig» und der St. Galler fand sein Gesicht auf dem Cover der Coop-Zei- tung wieder. Seither absolvierte er mit seinen Mitmusikern über sechzig Auftritte, und nahdiesnah mauserte sich die Sea of Bees Cake Iron and Wine Kleinkunst-Combo zur Popband. Songs for the Ravens Showroom of Kiss Each Other Nun also das Zweitwerk, erneut von Olifr «Guz» Maur- (Crosbill Records/ Import) Compassion Clean mann produziert. Fungierte die Musik beim Vorgänger (Upbeat Records/Import) (4AD/MV) noch als Teppich für die bescheiden beiläufi g erzählten, Julie Baenzigers Porträt auf ganz und gar grossartigen Texte, federt, orgelt und rockt die der Rückseite ihrer Platte In jeder WG-Küche gern Von hier an ist es mit der Band nun so zwingend, dass auch Menschen ohne Dialekt- sagt eigentlich schon alles. gesehen ist ja der Cake. Vergötterung nicht mehr kenntnis freudig mitwippen können. Wobei die wahrschein- Es zeigt Kopf und Herz der Ob als Gebäck von WG- weit. Der unter dem Na- lich «die immer gleiche Temperatur von Stahlbergers Stim- Sea of Bees alleine an einem Eltern oder als CD. Denn men Iron and Wine musi- me» (Pressetext) etwas redundant fi nden dürften. Will man herbstlichen Strand, Haare Cake ist – wie Cake auch – zierende Sam Beam hat ein unbedingt Kritik anbringen, dann am ehesten am Umstand, im Gesicht, Augen zusam- mehrheitsfähig. Kein Fuss, wunderbares Album auf- dass Manuel Stahlberger nicht besonders gut singen kann. mengekniffen. Ein Bewer- der nicht mitwippt, keine genommen, das einen ei- Doch das macht nichts bei diesen Songs: Zum Auftakt pol- bungsfoto für die Stelle als Lippe, die sich nicht zum genwilligen Streifzug durch tert «Heimat» zur torkelnden Surfgitarre. Anschliessend unerschrockene Weltrette- Mitpfeifen oder -summen die Geschichte darstellt. Es tänzelt die Radiosingle «Wanderwätter» im Funkgewand rin sieht anders aus. Aber verformt, wenn John Mc- ist so vielschichtig, dass es durch diverse Schweizer Ausfl ugsziele. Durchs Titelstück zum Glück retten nicht Crea seine zahlreichen un- sich nicht auf einen Nenner schiessen die E-Gitarren wie bei Dylans «Cold Irons Bound» nur breitbrüstige Superhel- terschwelligen Hits («Ne- bringen lässt – ausser eben – mehr Rock gabs bei Stahlberger noch nie. «Immer wieder dInnen die Welt, sondern ver There», «Pretty Pink wunderbar, wundervoll. use» badet in Achtziger-Synthies, «Baron» verbindet Tal- zuweilen auch introver- Ribbon», «Satan Is My Woran das liegt? Vielleicht, king-Blues mit Disco-Beat und erinnert an Blumfelds «Pro tierte Selbstzweifl erInnen. Motor», «Daria») aus den weil das Album nicht am Familia», und auf «Pünkt & Gschenk» lässt Basser Marcel Beispiel: Julie Baenziger, die Lautsprechern kullern lässt. Stück aufgenommen wur- «Bit-Tuner» Gschwend seine Liebe zu Joy Division freien kleine Welten erbastelt, die Vielleicht liegt es daran, de, sondern nur Stück für Lauf. wohlig, warm und weitläu- dass Cake seit ihrem Album Stück. Beam ist scheinbar «Abghenkt» präsentiert Stahlberger auf Augenhöhe mit fi g wüstenhaft sind, Welten, «Fashion Nugget» (1996) wie ein Schwamm, der alles Musikern wie den Aeronauten oder auch Element of Crime. die willkommen heissen in so gut wie gar nichts an Mögliche aufsaugt. Oder er Regener und Stahlberger verbindet die lakonische Poesie, einer Zeit, in der vor allem ihrem Klang änderten und ist wie ein Typ, der Meister doch wo der Norddeutsche mittlerweile zum Tranigen ten- Ablehnung und Ausschluss als steter Tropfen den Stein im toten Mann machen ist, diert, konterkariert der Ostschweizer die melancholischen Trumpf zu sein scheinen. höhlen, weil in jedem neuen und sich im Wasser mal da Untertöne mit Wortwitz: «En Sunntig uf em Suschte isch en Das Tolle an Sea of Bees ist, Song auch der alte Hit mit- hin und mal dort hin trei- verpfuschte» – schöner lässt sich Wanderfrust nicht in Wor- dass dies gelingt, ohne in schwingt. Vielleicht liegt es ben lässt, ganz entspannt, te fassen. Und komme nun keiner mit dem Mani-Matter- die Entrücktheitsschubla- aber auch an der erfrischen- die Sonne auf dem Bauch Vergleich. Er wäre für Stahlberger eine Beleidigung. de zu fallen. Zwar schlägt den Unprätentiösität, die und im Herzen. Dazwi- Baenziger immer mal wie- McCrea und seine Mitmu- schen zwitschert Beam ein Reto Aschwanden der ein kindliches Timbre siker seit jeher an den Tag paar Zeilen vom schönen an. Am Ende der Vinylrille legen. Von Anfang an hiess oder auch abstrusen Land- Stahlberger: «Abghenkt» (Irascible). überzeugt sie aber mit In- Cake trockene Instrumen- leben aus der Goldkehle. tensität und Dringlichkeit, tierung, eingängige Melodi- Konkret: der Mann spielt die jegliche Eskapismus- en, rhythmische Versiertheit den wunderbarsten Folk, vorwürfe gleich mal an die ohne gekünstelt zu wirken bastelt Songs, die ganz Wand fahren. Joe Hill ist und, ganz einfach, Spass. schön viel Jazz haben, zi- Baenziger trotzdem nicht Auch mit dem neuesten tiert Air anno 1997 und und ihre Platte eignet sich Album «Showroom of The Byrds anno 1968, zweifelsohne besser dazu, Compassion» geht das auf bläst mit Siebzigerjahre- gemeinsam in der Wiese zu und man wippt, tippelt und Saxophon zum Funk und liegen, als auf der Strasse für zappelt im Beat ohne es zu gibt auch mal den saftigen die Revolution zu kämpfen. merken, so dass das einzige, Rocker, wenns sein muss. Aber da jede Umwälzung was man dem notorischen Mit einem Wort: sauber. im Kleinen beginnt, würde Flanellhemd- und Bartträ- Sam Beam macht glücklich. ich Sea of Bees selbst dafür ger McCrea sagen möchte, noch nicht abschreiben. ist: «Einfach nie aufhören, cam. bitte.» nin. nin. DIE NEUEN PLATTEN

Plain Zest Gregg Allman Moritz Krämer The Big Bang EMA We Hungry Low Country Blues Wir können nix dafür Boogie Past Life Martyred (myspace.com/plainzest) (Rounder/Import) (Tapete/Irascible) Naked On Top Saints (Pottwalplatten) (Souterrain Transmissions/ In anderen Teilen der Wie schon auf seiner letz- Wie schmecken Wörter? Irascible) Schweiz entfalten feenhafte ten, 1997 veröffentlich- Schwer zu sagen, aber Same old story, es ist doch Popblumen ihre Blüten oder ten Scheibe huldigt das wenn man Moritz Krä- immer wieder das gleiche Mal wieder eine Porti- bärtige Mundart-Rapper Southern-Rock-Urgestein mer anhört, dann muss Lied und Leid, wenn ein on Süss-Saures. Erika M. mischen einen breitband- wiederum dem Blues. Für man wohl zu dem Schluss Sänger «please don‘t go» Anderson – kurz EMA kompatiblen Cocktail. Im «Low Country Blues» hat kommen, dass das Kauen, heult. Das geht ans Herz – schreibt Folksongs, die Nordosten hingegen fl iegen er sich den angesagten Knatschen und Lutschen und an die Nieren. Mit die- sie gern mit übersteuerten die Fetzen. Seit den Achtzi- Produzent T-Bone Burnett einzelner Wörter und la- sem Bittschrei startet der Gitarren zu Noise-Ungetü- gerjahren pfl egt die Munot- geholt. Dieser hat diesem konischer Sätze ein Ge- erste Longplayer der Lau- men ausbaut. Dazu singt stadt eine Punk- und Ga- Projekt seinen wärmenden nuss – aber für den Hörer fener Band, die bislang mit sie mit viel Hall auf der rage-Kultur, die sich stets Roots-Touch verpasst: In zuweilen ein bisschen an- einer EP und heissen Kon- Stimme, die dynamisch gesunden Nachwuchses kleiner Besetzung, vor- strengend ist. Was hat er zerten aufgefallen ist. Das tönt wie einst Cat Power erfreut. Zum Beispiel Plain wiegend live und ziemlich jetzt wieder über den Tun- Quartett rockt klassisch, und offenherzig wie Liz Zest. Die Musik der vier laid-back eingespielt (Den- fi sch gesungen? Wer stirbt mit Gitarre, Bass, Schlag- Phair, bevor sie zur Rock- jungen Schaffhauser sitzt nis Crouch am Bass, Jay aus? Wer wirft die Katze zeug und Gesang. Das sau mutierte. Die Songs wie eine Ohrfeige, fl etscht Bellerose am Schlagzeug, vom Balkon? Das hat na- Debüt ist mit «Naked On wirken verstörend und die Zähne und beisst wie mit den Gitarristen Doyle türlich auch Vorteile, denn Top» betitelt, das Cover verführerisch. «Fuck Cali- grüner Meerrettich. Bramhall II und Burnett sel- Krämers Popsongs werden zeigt die vier jungen Her- fornia», eröffnet die Frau Der Titel ihrer Platte «We ber, sowie Dr. John am Pia- nicht so schnell langweilig. ren als Mischwesen, halb aus LA einen Song und Hungry» ist Programm. no), verströmen die zwölf Krämer ist wieder einer Pferd, halb Mensch. Das singt danach unbeirrt eine Wer hungrig ist, ist wü- Songs entspannte Dynamik dieser typischen Songwri- Zentauren-Quartett steht schmeichelnde Melodie vor tend – und Wut brandet und Authentizität. Gast- ter aus dem Hause Tapete. und tanzt auf dem guten al- fi ependen Feedbacks. Nicht einem vom ersten Riff bis musiker setzen zusätzliche Ähnlich wie die Kollegen ten Bretterboden, der schon nur hier erinnert EMA an zum letzten Akkord entge- instrumentale Akzente wie Frevert und Wilking gehen Rock‘n‘Roll, Rockabilly, Velvet Underground. Bei gen. Kompromisslos wird auch eine Horn-Section, seine Songs gut ins Ohr, Soulrock und Rock ausge- Bedarf kann sie’s zwar draufl os gebrettert. Plain die den überwiegend ur- sind aber geheimnisvoller. halten hat. Das Album lebt auch akustisch, lieber aber Zest verplempern ihre Zeit banen Blues in Richtung Bislang war Krämer nur von seiner Sixties-Gitarre, schichtet sie Spur auf Spur nicht damit, an Arrange- des Big-Band-Sounds eines Theaterleuten bekannt, den auf Hochglanz polier- zur wogenden Wall of ments rumzufeilen oder Bobby Bland oder Amos schrieb für die Berliner ten Gitarrensoli, massiven Sound, die immer schön Soli auszubauen. Geschönt Milburn färbt. Der gerade Volksbühne und andere Bassdrums und dem auf- schrundig bleibt, denn auf- wird nichts, denn die Vier erst von den Folgen einer Häuser Lieder oder gab gekratzten Soulshouter genommen wurde im Do- spielen sautight und bau- Lebertransplantation ge- dort den musikalischen David Steiner mit seiner It-Yourself-Verfahren. So en effektiven Druck auf. nesene Allman schliesslich Leiter. Als Texter in eige- guten Portion Arroganz in bleibt der Produktionsove- Die Songs sind kurz und spielt seine Hammond B3, ner Sache geht er ganz im der Stimme. Songwriting? rkill aus. Und doch wirkt schmerzlos und die Riffs aber es ist sein intensiver Thema «Ich und Du» auf, Gross. Nicht wenige Lieder das Klangbild in Songs scharfkantig. Man hört Gesang, der hier dominiert als Musiker spannt er den haben diesen besonderen wie «Milkman» wie eine förmlich das Skateboard – gereift, aber stets voll Bogen weit, probiert sich Moment, in dem der Song LoFi-Variante des TV-On- über den Asphalt knallen. grosser Dringlichkeit. Mit an Country, Swing, Pop, zur Ruhe kommt und Platz The-Radio-Sounds. Und Plain Zest sind ein energie- «Low Country Blues» ist jagt eine Jazzkatze über für eine neue Melodie ist. immer wieder kommt ei- geladener Motor, der Punk ihm ein zeitloses Statement den Kontrabass und bringt Hits? Da gibt es wohl ei- nem Labelkollegin Zola nicht als Pose, sondern als gelungen, eine persönliche, die E-Gitarre in die Klang- nige, bei denen in Zukunft Jesus in den Sinn, die zwar Lebenshaltung versteht. wunderschöne Hommage schmelze. Krämer feiert das mitgesungen wird. «Lu- viel synthetischer zu Werke Der ideale Soundtrack für an den Country- & Chica- Leben: «Solange ich hier cky» steht da ganz vorne: geht, aber ähnlich weite Skater und Leute, die hung- go-Blues. Seit einem halben bin, bin ich noch nicht aus- Ein Song, der etwas ruhiger Klangkathedralen baut. rig und wütend sind und es Jahrhundert reizt Gregg gestorben oder im Zoo.» und vertraut ist wie ein gu- Das waren jetzt etwas viele bleiben wollen. Allman die Möglichkeiten Auf Zeilen wie diese muss ter, alter Freund, der weiss, Vergleiche. Besser Sie hören des Genres aus – getrieben man erst mal kommen – wie und für was dein Herz einfach mal rein. Ist zwar zuc. von Traditionsbewusstsein und mit Moritz Krämer schlägt. «Lucky to see you, anstrengend. Aber es lohnt und lustvoller Neugier. bekommt das Wort von der my good old friend...» sich. «Krämerseele» eine ganz tl. neue Bedeutung. cam. ash.

cam. DIE NEUEN PLATTEN London Hotline Die Sache mit Interviews ist die, dass keine noch so gründ- liche Vorbereitung voraussagen lässt, wie die Begegnung dann tatsächlich verläuft. So verlasse ich mich gewöhnlich lieber auf meine schwätzerischen Improvisationsfähigkei- ten. Und wenn ich doch einmal tagelang Material zusam- mentrage, ist es jedes Mal wieder ein Fehler. Zuletzt gesche- hen bei Marianne Faithfull. Mit dem lähmend-schweren The Low Marianne Peppermoon Fragenkatalog im Kopf war ich dann so verkrampft, dass Anthem Dissard Les moissons mir ob der Blödheit des tatsächlich Gefragten zwanzig Mi- Smart Flesh L‘abandon d‘ambre nuten lang Peinlichkeitsschauder über den Rücken liefen. (Bella Union/Irascible) (Le Pop Musik/Import) (IC Music/Import) In den letzten Tagen hat es regelrecht Interviews gehagelt, und keines war wie das andere. Es begann mit Iness Mezel, Aufgenommen haben The Das neue Album der in Ari- Das wunderbare Pariser wo ich keinerlei Hemmungen hatte, die simpelsten Fragen Low Anthem ihr neues zona lebenden Französin Trio Peppermoon hat schon zu stellen, weil ich wirklich nichts wusste über die Frau. Werk in einer leerstehen- gefällt fast noch besser als 2009 mit seinem Debüt Über den Althasen Gregg Allman hatte ich gelesen, dass er den Pastasaucen-Fabrik in ihr auch nicht schlechter «Nos Ballades» erfreut. Mit mit Vertretern meiner Zunft selten freundlich umspringe Rhode Island. Was nicht Erstling «L‘entredeux». «Les moissons d‘ambre» – das Gegenteil war der Fall. Was er einst vom britischen ohne Nachhall geblieben Nach der Trennung von ist jetzt das zweite Album Blues-Boom in den Sixties gehalten habe, wollte ich wis- ist: Man fühlt und hört wie ihrem Ehemann beschreitet von Mastermind Pierre Faa sen. Er lachte lauthals: «Ah, my brother used to say: British die Lieder durch die Räume die in Tucson gestrandete & Co. erschienen. In ihrer Blues – there‘s no such thing as British Blues! The Blues fl iessen – bis sie auf Wider- Französin auf ihrer «Ab- Heimat eher unbekannt, was born in the South!» Stuart Braithwaite von der schot- stand von Wänden und kehr» – so der übersetzte scheint man Peppermoon tischen Post-Rock-Combo Mogwai war wieder ein ande- Fenstern stossen, abprallen Titel – nach wie vor den zuerst im Ausland zu ent- rer Fall. Die Band gilt als ziemlich kämpferisch, derweil und sich neue Wege su- Weg zwischen französi- decken, wie die Reaktionen ihre düster schimmernde Musik auf diffi zile Stimmungen chen. Ihnen seien bloss jene schem Chanson und ame- aus Holland, Deutschland schliessen liesse. Aber Braithwaite entpuppte sich als eine Songs gelungen, die das rikanischem Indie-Pop. Da oder Asien – speziell Tai- echte Frohnatur. Seine Antworten waren nicht darum so Gefühl und die Geschwin- fehlen dann natürlich auch wan, wo 2010 die Band in kurz und furchterregend knapp, weil er etwa hätte gemein digkeit des Gebäudes re- keine Mariachi-Bläser, wie den Charts zwischen Lady sein wollen, nein: für ihn ist das Musizieren halt einfach spektiert hätten, erklärte sie von den Songs der be- Gaga und Susan Boyle ge- nur eine Frage von Gitarre einstecken, «Gring abe u seck- denn auch Sänger Ben freundeten Calexico her landet war – zeigen. In der le». Er brachte mich zünftig ins Schwitzen, denn eigentlich Knox Miller gegenüber der bekannt sind. Der Einfl uss Tat gibt es hier eine feine hatten wir schon nach zehn Minuten alle Fragen abgehakt. «Washington Post». Durch der mexikanischen Kultur Band zu entdecken, die Nach 25 Minuten fragte ich ihn eher aus Verlegenheit, «Smart Flesh» zieht sich in Arizona ist mindestens das Verhältnis zwischen ob er wisse, was aus Luke Sutherland geworden sei, dem eine getragene, fast sakra- so gross wie im benach- Sixties-Retro-Pop und mo- Gründer von Long Fin Killie und Bows: Ach, der sei extra le Stimmung. Jede einzelne barten New Mexico. Für dernem French-Pop fein aus Frankreich zurückgekommen, um bei den Albumauf- Note wird ausgekostet und zehn der elf Songs hat der auslotet. Zur hellen, betö- nahmen und auch bei der Tournee mitzumachen. Kurios, ausgespielt, was bisweilen Komponist und Morrico- renden Stimme von Sän- dass Stuart dieses einzige wichtige neue Mogwai-Faktum klingt wie eine Musikscha- ne-Schüler Christian Ra- gerin Iris entwirft Pierre nicht eingefallen war, als ich ihn ganz am Anfang fragte, tulle, die kurz davor ist, ih- vaglioli geschrieben. Den Faa süffi ge Melodien. Das was denn neu sei an den neuen Mogwai. ren letzten Klang von sich Filmmusikeinfl uss merkt erinnert dann auf der einen Auf die Begegnung mit Mike Skinner alias The Streets zu geben. Das Jetzt blenden man einigen der Tracks Seite an den Sixties-Ye-Ye- freute ich mich weniger. Bei früheren war The Low Anthem so gut denn auch deutlich an. Im Pop von Françoise Hardy er ein unwilliger Gesprächspartner gewesen, dem man je- wie aus, lieber lassen sie Sä- englisch-französischen Du- oder Jane Birkin, auf der den Wurm einzeln aus der Nase ziehen musste. Diesmal gen singen und die Geigen ett «Neige Romain» mit anderen Seite nähert man zeigte er sich in aufgeräumtester Stimmung und bedankte heulen – und beschwören Brian Lopez wird dann sich auch britischem Pop sich sogar sehr für die «jahrelange Unterstützung». Der ka- die Melancholie vergange- auch noch der grandio- à la Belle and Sebastian nadische singende Songschreiber Ron Sexsmith war noch ner Tage. Den Kompositi- se Song aus dem Western oder Camera Obscura an. ziemlich verschlafen, aber freundlich und das Orchestre onen des Quartetts haftet «High Noon» bearbeitet. Die Piano-basierten Songs Poly-Rythmo de Benin erinnerte einen daran, dass Musik nicht ein Gramm Fett an, Tex Ritters «Do Not Forsa- gehen angenehm ins Ohr, nicht nur ein Konsumgut für die Facebook-Generation sein sie sind so karg und aus- ke Me O My Darling» wird wie etwa die Single «La fa- muss. gemergelt, dass sie schon hier zu «Forsake me not, çon, la manière» oder mein Das schwierigste Interview kam zum vorläufi gen Schluss: beinahe transparent wir- oh my darling. Though if persönliches Lieblings- The Naked & Famous. Schwierig nicht, weil sich die Boys ken. Einmal mehr huldigen you do, oh glory, I shall stück «Sur tous les toits», und Girls etwa stachelig gegeben hätten. Nein, sie waren The Low Anthem den zer- be without tears.» Schöne bei dem wir zusätzlich ein einfach nur zu sonnig und umkompliziert. Wohnen daheim brechlichen Gefühlen und Platte! Banjo hören. Sehr schönes in Neuseeland bei den Eltern und verbringen den ganzen den Folk-Blues-Seiten der French-Pop-Album! Tag vor dem Computer, zu dem sie bestimmt auch sehr Americana. Und das Atmo- tb. lieb sind. Darum meine dringliche Bitte an jede Newcomer- sphärische, das steht dabei tb. Band: Nur nicht lieb sein im Interview! Liebe Interviews nun ganz zuvorderst. sind so langweilig wie der ewige Sonnenschein von Los Angeles. mig.

Hanspeter Künzler DIE NEUEN PLATTEN 45 Prince Pete Hartfi eld durfte 1961 eine Single für ein Unterlabel von Motown Records aufnehmen, nachdem er in den Clubs von Detroit auf sich aufmerksam machen konnte. Diese dem Doo-Wop angelehnte Ballade hat den Zeitsprung je- doch nicht verkraftet. Unbeschadet überstanden hat diesen aber «Mighty Man» (Georgia), welches zwei Jahre später Radiohead Gil Scott- Various Artists für das kleine «Baby»-Label eines Kollegen aufgenommen The King of Limbs Heron & Jamie Voodoo Rhythm wurde. Ein Soul-R’n’B-Meisterwerk mit Bläsern und einer (XL/MV) xx Compilation Vol. 3 Rhythmusküche, welche The Contours entlehnt sein könn- We’re New Here (Voodoo Rhythm/Irasci- te, sowie einem Klavier und reibenden Vocals, welche The Das digitale Rauschen war (XL/MV) ble) Five Du-Tones das Wasser reichen. Und am Schluss gibt es laut, als Radiohead kurz- zur Krönung ein 17 Sekunden gehaltener Hochtonschrei, fristig ein neues Album Vor einem Jahr erschien Aller guten Dinge sind wonach dann leider viel zu schnell Schluss ist. Das nicht be- ankündigten, das vorerst der grosse Soul-Poet Gil Drei – auch im Reich des sonders ansprechend aufgemachte Cover zeigt wenigstens nur via Internet erhältlich Scott-Heron mit «I’m New Reverend Beat-Man, der ein Photo von Mr. «Detroit Fireball» Hartfi eld. ist und im Ende März auch Here» wieder auf der Bild- sechs Jahre nach der zwei- John Wesley Coleman liest Gedichte oder spielt mit The physisch veröffentlicht fl äche. Die erste Platte nach ten Label-Compilation die Golden Boys Memphis-Soul und –Rock’n’Roll-beeinfl uss- wird. Natürlich erwartete 16 Jahren in der Versen- angewachsene und interna- ten Garage-Rock. War es bei Tyvek eine Überraschung, die Web-Kommune von der kung zeigte ihn als Wieder- tional ausgeweitete Schar dass sie sich plötzlich auf grossartigen spastischen Punk «wichtigsten Band der Ge- auferstandenen, der sein an Voodoo-Rhythm-Haus- zurück besinnten, so lag es bei Wes in der Luft, denn sei- genwart» wiederum nicht «broken home» verlassen bands zur grossen Revue ne Soloplatten duften stets mehr kratzen als mit den Boys. weniger als einen Meilen- hat und sich in der neuen einlädt. 21 Songs zelebrie- «Minor Wes» (Sick Thought) ist seine Hommage an die stein, eine Wegmarke in der Welt zuerst fi nden musste. ren das ewiggültige Label- Dischord-Gründer und Straight-Edge-Wegbereiter Minor Kunst-Pop-Landschaft, die Nun folgt eine Neubear- Motto «Records to Ruin Threat. Hardcore wird zurückgeführt in die Garage, wo er das Quintett aus Oxford beitung des bewegenden Any Party», das gleich zu wieder Spass macht. zuletzt mit dem leichtfüssi- Werkes, vorgenommen Beginn von den Boogie- Als die Franzosen von Jack of Heart bei ihrem Konzert als gen «In Rainbows» gesetzt vom 22-jährigen Jamie Meistern The Juke Joint Zugabe eine zehnminütige Version von «96 Tears» an- hatte. «The King of Limbs» Smith, der mit seiner Band Pimps aufgenommen wird stimmten, wurde sogleich der Entscheid gefällt, ein Plat- setzt in den acht Liedern The xx als Produzent und und über die famose One- tenlabel ins Leben zu rufen, um diese fuzz-getränkte Ver- auf einen verästelten Unter- Perkussionist den kalten, Man-Band King Automatic sion als Maxi zu veröffentlichen. Perpetrator Records aus grund: Trommeln spielen städtischen Raum schlaf- in die eleganten Todesgefi l- Neuseeland war nun schneller. Klar wird die Live-Version scheinbar chaotisch gegen- wandlerisch auslotet. Smith de der neuformierten Dead nicht annähernd erreicht, jedoch genügt es alleweil, um einander an – vorab im montiert aus tieftönenden Brothers führt. Später tanzt Stubenpunks glücklich zu machen und ihnen einen Hauch raffi nierten, offenen Start- Club-Beats, Pitch-Stimmen, der Chef persönlich den von dem ans Sofa zu liefern, was unten in der Garage läuft. Song «» –, karge Samples aus Scott-Herons- höllischen «Jesus Christ «Marry Me» ist eine Abkehr von der dunklen psychedeli- Gitarren und einiges Flim- Vergangenheit wie im wun- Twist», die Genfer Mama schen Seite ihrer letzten, mittlerweile ausverkauften LP auf mern sind zu hören, wäh- derbaren «My Cloud» und Rosin kochen ihren Cajun Born Bad. Hier wird die sonnige Verspieltheit von den So- rend Thom Yorkes Gesang unklaren Dub(step)-Ele- sehr scharf und heiss, der nic Chicken 4 mitgenommen auf eine Fahrt im Hurrlibus. in seiner unnachahmlichen menten eine neue Klang- amerikanische Helmbruder Klage-Lage weit vorne im collage für die harsche Po- Bob Log III – dessen «Shit» Philipp Niederberger Klangbild anzutreffen ist esie des 61-Jährigen. Nicht natürlich perfekt ist – und und seine berührendsten immer gelingt die Neube- der alte Labelheld King Momente in der pochenden arbeitung: Ein Track wie Khan schauen ebenfalls Piano-Ballade «Codex» fei- das drängend-unheimliche beim freudigen Klassen- ert. Überhaupt fi ndet die «New York Is Killing Me» treffen vorbei, das selbst Band in der zweiten Hälfte verliert in der neuen Versi- von den ruralen Einsiedlern des kurzen Albums zu einer on die knochige Radikalität Possessed By Paul James schwebenden Eleganz, setzt und fl irtet zu hart mit dem und Andy Dale Petty nicht sich mit einigen Geistern kommunen Nachtleben. gemieden wird. Und so ans Lagerfeuer im Schatten Ansonsten zeigt sich Jamie gönnen wir uns noch einen eines knorrigen Baums und Smith als umsichtiger Rei- Absacker, sinken tief mit versöhnt alle verwirrten seführer, der in die Höhen den schwerblütigen Movie Band-Adepten – die sich und die Tiefen strebt und Star Junkies und der trip- mehr als nur dieses ver- Scott-Herons erzählende penden Berner-Oberland- meintliche Zwischenwerk Baritonstimme in keine un- Brüderschaft von Roy and erhofft haben – mit dem freiwillig komische Alters- the Devil’s Motorcycle, ehe ausklingenden «Separa- rolle drängt. Eine überaus das Fest mit den Monsters tor», das das digitale Rau- lohnenswerte, generatio- in Tränen endet – und glo- schen mit Stille übertönt. nenübergreifende Platte am rios niedergeschrieen wird. Puls der Zeit. bs. bs. bs. SZENE

Do. 24.2.11 Aktionshalle 20:30 Fabrikjazz MATANA ROBERTS Coin Coin Fr. 4.3.11 Clubraum 21:00 Woo-Hah! *JOELL ORTIZ Dj Tenzking Sa. 5.3.11 Clubraum 18:00 NATIONALER KONGRESS DER ALTERNATIVEN LINKEN

JAUNE TOUJOURS Chanson/Gypsy 21:00 OPEN SEASON Ska / Reggae 22:45

SMITH & SMART HipHop / Mash-ups 0:15

Mi. 9.3.11 Clubraum 20:30 Fabrikjazz CARLA KIHLSTEDT Causing a Tiger Fr. 11.3.11 Aktionshalle 20:30 Sugarshit Sharp *MOGWAI RM Hubbert

Di. 22.3.11 Ziegel oh Lac 21:30 Ziischtigmusig HELLDORADO Support Di. 29.3.11 Ziegel oh Lac 21:30 Ziischtigmusig FU MANCHU Support *Vorverkauf: Zürich: Crazy Beat, Jamarico, Jelmoli (044 212 13 11), Migros City • Aarau: Dezibelle • Baden: Zero Zero • Bern: Olmo Ti- ckets • St. Gallen: BRO • Winterthur: Jamarico

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Daumenklavierspielen mit Konono N° 1 Brennen mit Hacke, Kid und Julee

«Plötzlich reden alle über Afrika. Auch Leute, die keine Ahnung davon ha- Als das Showbusiness noch unschuldig war, gab es die schöne Einrichtung ben»: So führte Klaus Walter im vergangenen Herbst eine Ausgabe seiner der Revue: Eine Art bunter Abend mit Auftritten verschiedener Künstler. Radio-Sendung «Was ist Musik?» ein. Walter spielte in dieser wie immer Diese Tradition greift die «Burn Baby Burn Tour» auf. Die Beteiligten sind sehr hörenswerten Radioinsel in erster Linie Tracks ab der «Congotronics- allesamt Legenden des gehobenen Untergrundes. Unvergessen etwa Julee Compilation «Tradi-Mods vs. Rockers», auf der Bands, DJs und Musiker Cruise, die in «Twin Peaks» traumhafte Melodien aus dem Albtraum- wie Deerhoof, das Animal Collective oder Mark Ernestus Stücke der kon- land sang. Ebenfalls mit dabei: Alexander Hacke von den Einstürzenden golesischen Kasai Allstars und den Daumenklavierspielern von Konono Neubauten, der mit seiner Partnerin Danielle de Picciotto auf dem neuen N° 1 neu bearbeiten. Letztere besuchen nun gleich für vier Konzerte die Album «Hitman‘s Heel» Balladen und Italo-Western-Sounds mit surrealis- Schweiz. Mit im Gepäck wird das Kollektiv die antiquierten technischen tischen Visuals verbindet. Dazu kommen Elektro-Blueser Khan sowie Kid Gerätschaften haben, die von den belgischen Kolonialherren auf den Stras- Congo Powers, der als Gitarrist der Cramps und dem Gun Club ein Stil- sen Kinshasas vergessen wurden und der Band zur verzerrenden Verstär- spektrum von Punk bis Country entwickelte. Neben Einzelauftritten wird kung ihrer Likembes – den Daumenklavieren – dienen. Man darf sich freu- die Burn-Baby-Burn-Crew einige Nummern gemeinsam aufführen. Eben: en auf diesen ungreifbaren, verzerrten Ton und auf den durchgehenden, Eine Revue, und zwar eine ganz besondere. (ash) höchst tanzbaren Weltrhythmus, den diese Band, die derzeit so attraktiv für Techno-Produzenten und experimentelle PopmusikerInnen ist, ent- 12.3., Dampfzentrale, Bern; 13.3., Stall 6, Zürich; 20.3., Kaserne, Basel facht. Auch und gerade für Leute, die keine Ahnung von Afrika haben. (bs)

15.3., Treibhaus, Luzern; 16.3., Bad Bonn, Düdingen; 17.3., Exil, Zürich; 19.3., Palace, St. Gallen

Schlachtgesänge mit Manowar Diskutieren mit M4Music Heavy Metal ist in den Augen vieler Stadtmenschen die Musik der Hinter- wäldler, die sich in Aggloschuppen wie dem Z7 in Pratteln zusammenrot- Ans M4Music-Festival geht man eigentlich nicht der Konzerte wegen. ten. Doch nun fallen die wilden Kerle in Basel-Stadt ein. Im Sommer wird Nix gegen Schweizer Acts in der Bestätigungssaison (Navel, Heidi Hap- das Sonisphere-Festival mit Iron Maiden und Judas Priest im Joggeli gas- py, Steff La Cheffe) oder Tanzbares aus dem Ausland wie Ebony Bones, tieren, und schon im März ziehen Manowar gen St. Jakob an der Birs. Ein The Streets (Bild), Goose und Frittenbude. Seltener sind allerdings Gele- geschichtsträchtiger Ort: Einst siedelten hier die Aussätzigen und ebenda genheiten, Insidern bei der Diskussion aktueller Business-Issues zuzuhören. wurden – das dürfte der Band gefallen – die tapferen, aber zahlenmässig Die gibt es einmal mehr bei der «Conference», dem kostenlosen Nachmit- unterlegenen Eidgenossen 1444 von den Armagnaken massakriert. Ma- tagsprogramm. Diesmal wird etwa über Sinn und Unsitten der IFPI, dem nowar sind die Erfi nder und Bewahrer des True Metal, und die lauteste Dachverband der Tonträgerproduzenten, sowie die «Clouds» als Distribu- Band der Welt. Obermacker Joey De Maio sagt gerne Sachen wie: «I’m tionsplattform diskutiert. Die Keynote spricht Peter Sunde, Mitbegründer prepared to die for metal. Are you?» Das fi ndet selbst in der notorisch ni- von Pirate Bay, über sein neuestes Projekt «Flattr», ein Mikrospenden- belungentreuen Heavy-Szene manch einer lächerlich. Indes: Die ersten vier Dienst, mit dem Nutzer eine Art freiwillige Kultur-Flatrate entrichten. Und Alben der Lederunterhosenträger sind unanfechtbare Meisterwerke. Weil schliesslich gibt es auch noch eine Nabelschau für die schreibende Zunft. die Studiotechnik aber erst heute imstande sei, ihre Heldenepen wahrhaftig Unter dem Titel «Musikkritik in der Kritik» diskutieren unter anderem abzubilden, haben Manowar unlängst ihr Debütalbum «Battle Hymns» Jean-Martin Büttner und Ex-«Spex»-Chef Max Dax über Unabhängigkeit neu eingespielt. Nun werden die Schlachtgesänge integral aufgeführt. Und und Qualitätsanspruch zwischen gekürzten Redaktionsbudgets, Blogs und wir holen Hellebarde und Saubanner raus. Hail and Kill! (ash) der Unübersichtlichkeit des Digitalzeitalters. (ash)

25.3., St. Jakob Halle, Basel 24.3., La Case à Chocs, Neuchâtel; 25. – 26.3, Schiffbau, Zürich SZENE SZENE SZENE SZENE SZENE

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