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Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database

Digitale Literatur/Digital Literature

Zeitschrift/Journal: Pollichia Kurier

Jahr/Year: 2018

Band/Volume: 2018_04

Autor(en)/Author(s): diverse

Artikel/Article: Pollichia Kurier 1 NATURFORSCHUNG POLLICHIA POLLICHIA Jahrgang 34, Heft 4 Oktober bis Dezember 2018 KURIER Einzelpreis e 2.00

Vierteljährliches Infoblatt des Vereins für UMWELTBILDUNG NATURSCHUTZ Naturforschung und Landespflege e. V. – ISSN 0936-9384

Berichte aus Arbeitskreise Landespflege und Veranstaltungs- Aus den Museen dem Verein und Gruppen Naturschutz programme

Wenn Steffen Boiselles 100 %-Pälzer den Pfäl- (mit Grillen am Abend – kulinarisch gemeint) zerwald erkundet, dann selbstverständlich mit steht ein Beitrag in diesem Heft. Steffen Boi- Weck, Worscht unn Woi, und so mag ihm selle war im Haus der Artenvielfalt dabei, als auch der Nachweis der Elwetritsch gelingen. dort für einen Tag der Artenvielfalt im August Über die Funde beim POLLICHIA-Tag der Natur die Türen geöffnet waren. EDITORIAL POLLICHIA-KURIER

Liebe MitgliederInnen,

ein außergewöhnlich warmer und sonnen- Bei der Herbsttagung sollen neben Referaten und nicht etwa durch Hochrechnungen. reicher Sommer neigt sich seinem Ende zu aus der Mitgliederschaft auch Vertreter des Dafür müssen die verantwortlichen Behör- und wir konnten dieses Jahr wieder einmal MUEEF zu Wort kommen, wobei wir beson- den nun sorgen und die Bevölkerung auch eine Vielzahl – manchmal sogar richtige Men- ders auf das Referat zu neunen Landeskom- informieren. Schließlich ist der Pfälzerwald gen – an Faltern beobachten. Aber nicht pensationsverordnung gespannt sind, denn nicht nur ein MAB Biosphärenreservat, son- überall, und einige seltene Arten sind und diese ist gerade für die Eingriffs-Ausgleichs- dern auch ein großflächiges FFH-Gebiet – bleiben selten. Wir werden dieses Phänomen Bewertung von besonderem Interesse. also europarechtlich geschützt. Da kann es im nächsten Jahr noch einmal vertieft im Zuge Aktuell hat uns ein anderes Thema stark doch nicht sein, dass eine derartige Belastung unserer Frühjahrstagung analysieren. Aktuell beschäftigt: das Kerosinablassen über dem auf ihn herniedergeht! ist ja wieder die Diskussion um Glyphosat ent- Pfälzerwald. Nachdem das Thema im letzten Nach einigen Problemen – darüber wird noch brannt, nachdem eine neue Studie in einer Jahr – Dank der Presse und der IPP (siehe den gesondert zu berichten sein – hat sich nun renommierten Fachzeitschrift publiziert Bericht in diesem Kurier) – stärker in den auch die Situation bezüglich des ArtenFin- wurde, nach der vor allem der Verlust der Fokus gekommen ist, wurden auch in diesem ders wieder besser eingespielt und normali- Darmbakterien bei den Bienen als Folge des Jahr schon wieder mehrere Fälle bekannt. siert. Wir sind sehr positiv gestimmt, dass Glyphosateinsatzes für das sogenannte Bie- Angeblich soll ja am Boden nichts ankommen diese sich auch in der nächsten Zukunft noch nensterben verantwortlich sein soll. Die vor- – doch warum fliegt man dann gezielt über weiter verbessern wird. gelegten Daten erscheinen nachvollziehbar schwach besiedeltem Gebiet, wo wenig Bür- In allernächster Zeit wird auch eine generelle und könnten das Phänomen gut erklären. ger (sprich Wähler) wohnen? Das ist wenig Sitzung des erweiterten Präsidiums stattfin- Zuerst „steigt“ aber noch die Herbsttagung schlüssig … und nun, nachdem der Protest den, bei der wir verschiedene Themen und vorher auch noch die Herbstexkursion – nicht mehr zu überhören und zu überlesen besprechen, wie die Zukunft der POLLICHIA bei beiden werden wir uns ebenfalls schwer- war, hat sich auch die Politik der Sache ange- aussehen könnte. Falls Sie Themenvorschlä- punktmäßig Naturschutzthemen anneh- nommen. Hauptsache ist, dass sich nun ge oder Anregungen haben, lassen Sie mich men. Über die Herbstexkursion, wo wir uns etwas tut, und es soll ja auch zeitnah über die diese bitte wissen – wir werden alles gerne bei der Tour sowohl das von jüdischer Ablassvorgänge informiert werden. Aber: aufnehmen und diskutieren. Vielen Dank Geschichte stark geprägte Worms anschau- neben der Reduzierung der Ablassvorgänge schon vorab! en, als auch das überregional bedeutsame müssen endlich auch Daten auf den Tisch, Mit herzlichen Grüßen, Naturschutzgebiet Eich-Gimbsheimer Alt- welche Gefährdungen an Menschen und rhein – werden wir im nächsten Kurier dann Natur auftreten können. Das kann nur Ihr ausgiebig berichten. anhand von Messungen vor Ort geschehen Dr. Jürgen Ott

POLLICHIA - Verein für Naturforschung und Landespflege e. V., gegr. 1840 Nach § 30 des Landesnaturschutzgesetzes anerkannte Naturschutzvereinigung · Mitglied im Deutschen Naturschutzring e. V. (DNR) · Bun- desverband für Umweltschutz POLLICHIA-Geschäftsstelle: Erfurter Straße 7, 67433 Neustadt, Tel.: (0 63 21) 92 17 68, Fax: 92 17 76 Internet: www.pollichia.de · E-Mail: [email protected] · Bürozeiten: Montag, Mittwoch, Freitag 9 - 15 Uhr Bankverbindung: Sparkasse Südliche Weinstraße in Landau, IBAN DE46 5485 0010 0010 0684 19, BIC: SOLADES1SUW

Pfalzmuseum für Naturkunde – POLLICHIA-Museum, Hermann-Schäfer-Straße 17, 67098 Bad Dürkheim Leiter: Museumsdirektor Dr. Frank Wieland Öffnungszeiten: Di-So 10.00 Uhr - 17.00 Uhr, Mi 10.00 Uhr - 20.00 Uhr, Mo geschl.; Tel.: (0 63 22) 94 13-0, Fax: (0 63 22) 94 13-11

Präsident: Vizepräsident (komm.): Schriftführer: Rechner: Beauftragter für Beauftragter für Schriftleiter der Mitteilungen Dr. Jürgen Ott Dr. Andreas Bauer Werner Schimeczek Dr. Reinhard Landespflege: Museumsfragen: der POLLICHIA und Friedhofstraße 28 Karolinenstraße 50 Bischof-Hugo-Straße 19 Speerschneider Heiko Himmler Prof. Dr. Dieter Uhl POLLICHIA-Bücher (kom.): 67705 Trippstadt 67434 Neustadt 76829 Landau Sportplatzstraße 40 Große Ringstraße 45 Villenstr. 13 Dr. Peter Diehl Telefon: (0 63 06) 99 38 88 E-Mail: [email protected] Telefon: (0 63 41) 3 14 06 76857 Rinnthal 69207 Sandhausen 67433 Neustadt Schifferstraße 27 E-Mail: [email protected] E-Mail: schimeczek@polli- Telefon: (0 63 46) 31 81 E-Mail: pollichia- E-Mail: [email protected] 67547 Worms chia.de E-Mail:speerschneider@polli- [email protected] E-Mail: [email protected] chia.de POLLICHIA- KURIER 34 (4) –2018 HERBSTTAGUNG 1

Herbsttagung

Programm für die Herbstagung der POLLICHIA am Sonntag, 4. November 2018, im Pfalzmuseum für Naturkunde

Vormittagsprogramm: 11.15-13 Uhr Nachmittagsprogramm: 14-17.30 Uhr 11.15 Uhr: Einführung in die Tagung und Aktuelles zur POLLICHIA 14 Uhr: Jennifer Schell (MUEEF): Die neue Landeskompensa- 11.30 Uhr: Gabriele Neumann: Die Wildkatze in Rheinland-Pfalz: tionsverordnung in Rheinland-Pfalz Gefährdungen, Schutzmaßnahmen und Monitoring 14.30 Uhr: Torsten Kram (MUEFF): Aktion Grün 12 Uhr: Stefan. Munzinger: arten | pisa - unkenntnis, kenntnis 15 Uhr: Sabine Hoos: Förderung des Biotopverbundes im und expertenblindheit Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen durch 12.3 0 Uhr: Heinz Peter Wierig: Deiche und Deichunterhaltung – das EU-Projekt LIFE Biocorridors aktueller Stand der Fortschreibung der Deichpflege- pläne in Rheinland-Pfalz 15.30 bis 15.45 Uhr: Kaffeepause

13 bis 14 Uhr: Mittagspause 15.45 Uhr: Dieter Raudszus: Vogelschutz und Weinbergsflur Im Pfalzmuseum wird ein Imbiss vorbereitet 16.30 Uhr: Michael Ochse: Schmetterlinge und Mahd 17 Uhr: Abschlussdiskussion und Ende der Tagung

Vor der Tagung findet eine Sitzung des Hauptausschusses der POL- LICHIA am gleichen Ort statt (9.30-11 Uhr). Die Mitglieder des Hauptausschusses sind hierzu herzlich eingeladen. 2 INHALTSVERZEICHNIS 34 (4) –2018 POLLICHIA- KURIER

Berichte aus dem Verein Landespflege und Naturschutz Tag der Natur 2018 –POLLICHIAner aktiv in Trippstadt Bewirtschaftungsplan für das Natura 2000-Gebiet Pfälzer- (Jürgen Ott) 3 wald –die Stellungnahme der POLLICHIA (Heiko Himmler) 38 Kerosin über dem Pfälzerwald –muss das sein? (Jürgen Ott) 4 Neue Landesverordnung zum Biosphärenreservat Erste gemeinsame Kartierexkursion –POLLICHIA und KoNat Pfälzerwald (Heiko Himmler) 40 erkunden den Westerwald (Jürgen Ott) 6 Heuwerbung, zweiter Blühhorizont und Wiesenpilze auf Tag der Artenvielfalt im Haus der Artenvielfalt (Peter Neumayer) 7 geschützten Wiesen bei Mohrweiler im Eifelkreis Bitburg- Georg von Neumayer Stiftung und POLLICHIA (Peter Neumayer) 8 Prüm (Teil 2) (Beate Jacob) 44 POLLICHIA lehnt neue Landesverordnung über Gebote für Berichte aus den Arbeitskreisen Photovoltaik-Freiflächenanlagen auf Grünland in AK Ast ronomie benachteiligten Gebieten ab (Jürgen Ott) 47 Ein Astronomischer Sommernachtstraum am 27. Juli 2018 – „Star Partys“ in Kusel, Haßloch und Wachenheim (Rolf-Dieter Aus den Museen Schad, Martin Bertges, Sebastian Voigt, Jan Fischer) 9 Molluskensammlung Diehl von der POLLICHIA über- nommen (Katharina Schneeberg) 48 AK Botanik Vegetationsentwicklung auf einer vor zehn Jahren freigelegten Neumitglieder 48 Kalkfelsfläche bei Herxheim am Berg (Heiko Himmler, Michael Höllgärtner, Dieter Raudszus) 11 Verstorbene 48 „Scheinfrucht“ –ein heikler botanischer Begriff (Hans Reichert) 12 Nachweis einer neuen Dactylorhiza-Hybride in der Pfalz Rezensionen 49 (Peter Steinfeld) 13

AK Geowissenschaften Veranstaltungsprogramme Das Kreuznacher Rhyolith-Massiv: Anmerkungen zu seinem Hauptverein 51 Aufbau, seiner Altersstellung und seiner Entstehungs- Bad Dürkheim 51 geschichte (Teil 2) (Karlheinz Schultheiß) 16 Bad Kreuznach 51 Donnersberg 51 AK Insektenkunde Rheinland-Pfalz Germersheim-Kandel 51 Schmetterlinge in der ehemaligen Nike-Station Kaiserslautern 51 (Michael Ochse, Ernst Blum, Norbert Scheydt) 20 Kusel 51 Fatale Wärmeeinwirkung auf die Brutzelle einer Landau 51 Töpferwespe – Eumenes spec. (Vespidae: Eumeninae) Pirmasens 52 (Gerd Reder) 24 Speyer 52 Arbeitskreis Insektenkunde Rheinland-Pfalz 52 AK Meteorologie Studienreisen der Gruppe Kaiserslautern 52 Sommer 2018 –Heiß, trocken, aber kein Jahrhundert- Pfalzmuseum für Naturkunde 53 sommer (Wolfgang Lähne) 26 GEOSKOP auf Burg Lichtenberg bei Kusel 55 Muss des soi? 56

Berichte aus den Gruppen Bad Dürkheim Impressum 47 Schüler legen Trockenmauer frei (Markus Hundsdorfer) 31 Erste Kolkrabenbrut auf einem Hochspannungsmast im Landkreis Bad Dürkheim (Manfred Ilzhöfen, Dieter Raudszus) 32 Donnersberg Studienre ise ohne Sorgen –„Sans Soucis“ (Margot Dörzapf) 33 Kaiserslautern Georg Schwarzer (1939-2018), Klaus Voges (1942-2018) (Wolfgang Nägle) 34 Ludwigshafen „Verschottert und versiegelt“–Betonpolitik der Stadt Ludwigshafen schadet Natur und Klima (Reiner Schönfelder) 35 Speyer 150 Jahre POLLICHIA Kreisgruppe Speyer (Anna Mikulowska) 35 Ausstellung in der Pfälzischen Landesbibliothek Speyer: „Aller Gewächs der Bäumen, Stauden und Kräutern –Historische Pflanzenbücher“ (Anna Mikulowska) 36 Museales Naturzentrum Dudenhofen: Erich Bettag hat mit seinen Schätzen der Natur ein weiteres Ziel erreicht (Anna Mikulowska) 36 Berichte aus dem Verein

Tag der Natur 2018 – Die Experten der POLLICHIA haben sich nun POLLICHIAner aktiv in am Wochenende 16. und 17. Juni 2018 zen- Trippstadt tral in Trippstadt direkt neben dem Schloss vor dem katholischen Kindergarten St. Josef getroffen, wo das „Hauptlager“ aufge- Wie jedes Jahr seit nunmehr 20 Jahren fand schlagen wurde; in dem Zusammenhang im Juni wieder der GEO-Tag der Natur (TdN) danken wir der Gemeinde Trippstadt sehr – früher Tag der Artenvielfalt (TdA) – statt, herzlich für die Bereitstellung der Lokalität den seinerzeit die Zeitschrift GEO aus der und ihre Unterstützung! Dort standen Taufe gehoben hatte. An diesem Tag gehen Bestimmungsbücher, Informationsmateria- in ganz Deutschland Spezialisten und inte- lien und Stereomikroskope bereit, um das ressierte Laien in ein vorher definiertes gesammelte Material zu bestimmen und Gebiet und sammeln alle Informationen zu anzuschauen, sowie auch Tische, Bänke, Pflanzen, Pilzen und Tieren, derer sie hab- Getränke und kleine Snacks zur Stärkung. haft werden können. Mit dieser Aktion soll Mehrere Stereomikrospkope hatte auch speziell auf die Artenvielfalt in unserer Natur wieder der AK Mykologie aufgestellt, wobei aufmerksam gemacht werden, und oft das Ehepaar Keth sich auch in Sachen Ver- gelangen dabei tolle Artnachweise für einen sorgung (Suppe und leckerer Kuchen) her- Raum, nicht selten auch Neunachweise. vortat. Die gesammelten Daten wurden Auch die POLLICHIA hat sich an dieser Akti- gleich in den ArtenFinder eingegeben, da on schon mehrfach beteiligt, zuletzt im vori- von der KoNat Herr Stefan Altschuck anwe- gen Jahr zusammen mit unserem saarländi- send war, der als (noch) neuer Geschäftsfüh- Abb. 1: Otto Schmidt und Klaus Schau- schen Schwesterverband, der DELATTINIA, rer der KoNat den Besuchern auch die Funk- bel haben schon direkt an der Straße i m Nationalpark Hunsrück-Hochwald. tionsweise des ArtenFinders näher bringen eine interessante Pflanze entdeckt. In diesem Jahr stand eher die Kulturland- konnte. schaft im Zentrum des Interesses und wir Übrigens beschränkte sich der TdA bzw. Fläche war auch für die Entomologen sehr haben mit unseren Spezialisten ein ganz TdN nicht nur auf das Wochenende – die interessant, da sie ausgesprochen blüten- normales Dorf – nämlich Trippstadt in der Botaniker waren schon am Freitag vor dem reich war. Letztes Untersuchungsgebiet war Pfalz – mit seinem direkten Umfeld unter die Wochenende sowie an einem weiteren Ter- das Schloss mit dem Schlossgarten, wo sich Lupe genommen. Die Bezeichnung „ganz min danach unterwegs, und zu Beginn des 155 Arten fanden, wobei hier auch einige normales Dorf“ sah der Bürgermeister, Herr Septembers waren die Nachtfalter-Spezia- angepflanzte Exoten waren (u. a. Hemlock- Manfred Stahl, natürlich nicht ganz so... listen auch nochmal in Trippstadt für einen tanne, Douglasie). Ziel war es hier, einerseits auf den Lebens- „Nach(t)fang“. Auch ist geplant, mit der Neben 22 Tagfaltern – die Gruppe wurde raum Dorf aufmerksam zu machen und Gemeinde eine Info-Veranstaltung zum v. a. von Udo Weller bearbeitet bzw. betreut andererseits auch zu zeigen, wie man dort Thema Biodiversität durchzuführen – die – konnten auch zwei tagaktive Nachtfalter für Pflanzen, Pilze und Tiere noch Verbesse- Aktion soll also keine Eintagsfliege sein. registriert werden, wobei die meisten Arten rungen erreichen kann – also die verschiede- Was konnte denn nun gefunden werden? in der oben genannten Brache, daneben nen Lebensraumfunktionen im Siedlungs- Die Botaniker Otto Schmidt und Klaus auch einige im Schlossgarten und im Garten bereich aufwerten kann. Der Erhalt unserer Schaubel konnten bereits auf dem Grund- des Autors festgestellt wurden. Seltene heimischen Natur ist heute wichtiger denn stück des Autors 157 Pflanzen (Gefäßpflan- Arten waren dabei nicht, aber mit dem je, man braucht sich gerade nur anzuschau- zen und Gräser) finden. Ihr nächstes Unter- Schwalbenschwanz durchaus attraktive en, wie landauf, landab die Vorgärten zu suchungsgebiet war der Friedhof von Arten. naturfernen Kies- und Koniferenwüsten Trippstadt, wo sie insgesamt 226 Pflanzen Bei den Nachfaltern gab es ausgesprochen umgestaltet werden! registrierten. In dem versiegelten Bereich gute Ergebni sse, so fanden Andreas Werno Unsere saarländische Schwesterorganisati- um den Faselstall im innerdörflichen Bereich und sein Kollege beim Nachtfang auf dem on DELATTINIA hatte ihren TdN übrigens konnten sie nur sechs Arten feststellen, auf Grundstück des Autors – der Leucht- und auch in einem Dorf veranstaltet, und zu einer Ruderalfläche an der Kreuzung Karls- Fangplatz war direkt neben dem Schwenker gegebener Zeit wollen wir die Ergebnisse talstraße und Jörg-Jäger-Äcker waren es und somit sehr arbeitsfreundlich gelegen – einmal vergleichen. aber schon wieder 96 Arten. Gerade diese rund 180 Arten, teils auch in größeren Zah- 4 BERICHTE AUS DEM VEREIN 34 (4) –2018 POLLICHIA- KURIER

Abb. 2: Nachtfang am Tag der Natur – besonders ergiebig waren die Ergebnisse im Abb. 4: Ernst Blum und Rudi Sander Garten des Autors. Links im Bild Andreas Werno. beim Nach(t)fang – an der Flasche im Vordergrund hat sich eine Watsonalia len. Im Schlosspark waren es dagegen nur einem Trippstadter Garten gefunden binaria niedergelassen. knapp 60 Arten. Beim „Nach(t)fang” am wurde. 5. September gelang Ernst Blum und Rudi Bei den Fledermäusen war das Ergebnis aufgrund ihres Entwicklungsstandes noch Sander im selben Garten die Beobachtung interessanterweise umgekehrt wie bei den nicht sicher angesprochen werden konnten weiterer Arten, wobei auffällig war, dass der Nachtfaltern. Die höchste Artenvielfalt zeig- (hier v. a. Rostpilze). In und um den Schloss- Buchsbaumzünsler im Vergleich zum Juni te sich im Schlosspark – dort hatte Steffen park konnte die Mykologen-Gemeinschaft nun sehr viel häufiger war. Der Buchs dürfte Wüst, genau wie im Garten des Autors, Bat- rund 65 Arten finden, die sicher anzuspre- damit in den Trippstädter Gärten und im corder aufgestellt. Im Schlossgarten konn- chen waren. Als sehr ungewöhnlich konnte Schlosspark kaum noch zu halten sein. ten insgesamt sechs Fledermausarten (u. a. Peter Keth feststellen, dass drei Arten der Die Untersuchungen der Herpetofauna Zweifarb-, Rauhhaut- und Breitflügelfleder- Gattung Hygrocybe (Zäher, Kirschroter und wurden von Dr. Christoph Bernd in verschie- maus) registriert werden, wobei am Abend Zerbrechlicher Saftlin g) im Schlosspark zu denen Garten-Tümpeln durchgeführt, und zusätzlich ein Batdetektor zum Einsatz kam, finden waren. Diese Arten fruktifizieren dort wurden die üblichen Verdächtigen im o. g. Garten nur zwei (Zwergfledermaus eigentlich in dieser Region und Höhe erst ab angetroffen: Berg-, Faden- und Teichmolch, und Kleiner Abendsegler). Ende Oktober bis Anfang Dezember, solan- Teichfrosch und auf der Straße umherwan- Last but not least sollen die Pilze Erwähnung ge es nicht zu kalt ist (allenfalls -5 bis -6 dernd die Erdkröte. Vereinzelt können im finden, die unter der Leitung der Familie Grad), dieser Fund war also sehr ungewöhn- Ort auch Mauereidechsen festgestellt wer- Keth erfasst wurden. Im bereits mehrfach lich – für die Forscher natürlich erfreulich. den, die aber wegen der sicher zu hohen genannten Garten wurden sicher 104 Arten Der TdN klang am Abend mit einem Grillen Hauskatzendichte nur eine geringe Lebens- erfasst, die teils erst nach mikroskopischer aus, wobei natürlich auch Fachgespräche dauer haben. Kürzlich erhielt der Autor auch Kontrolle sicher ansprechba r waren. Dazu geführt wurden und die eine oder andere B ilder einer jungen Schlingnatter, die in kommen noch ca. 20 Arten, welche aber Art no ch erfasst wurde. Alle genauen Ergebnisse der jeweiligen Erfassungen sollen in den Mitteilungen der POLLICHIA veröffentlicht werden.

Jürgen Ott, Trippstadt (Fotos: J. Ott)

Kerosin über dem Pfälzer- wald – muss das sein?

Auf Einladung der „Initiative Pro Pfälzer- wald“ (IPP) fand am 2. September 2018 auf dem Gelände der Totenkopfhütte bei Mai- kammer eine Kundgebung statt, bei der auch der Unterzeichner als Re dner eingela- den war, da sich die POLLICHIA zu dem Thema bereits geäußert hatte (vgl. auch Abb. 3: Peter Keth (rechts) erläutert die Pilzfunde. Kurier 2018, Heft 2). Die Veranstaltung war POLLICHIA- KURIER 34 (4) –2018 BERICHTE AUS DEM VEREIN 5

über wenig bewohntem Gebiet geflogen wird, also da, wo wenig Menschen (sprich Wähler) wohnen. Damit können wir auch im Umkehrschluss ausschließen, dass über- haupt keine Schäden zu befürchten sind. Aber – und das ist die Gretchenfrage – was kommt denn nun an verschiedenen Sto ffen in welchen Mengen am Boden an und was davon ist schädlich? In seiner Rede zeigte Professor Kaina (Uni Mainz) auf, dass durchaus ein kleiner Anteil der verschiedenen Inhaltsstoffe des Kero- sins (er bezog sich v. a. auf Benzol, doch sind es auch noch weitere) am Boden ankommen kann. Entscheidend sind aber auch die Rah- menbedingungen (Flughöhe, Witterung etc.), die darauf einen großen Einfluss haben kön nen. Unbekannt ist auch, ob Akkumula- tionen, wir hatten ja schon mehrere Fälle in Abb. 1: Der Autor bei seinem Vortrag bei der Kerosin-Veranstaltung. (Foto: Nga Ott) diesem und den letzten Jahren, stattfinden. Und zur ökotoxikologischen Wirkung – z. B. sehr gut besucht, es fanden fast 300 Besu- und es kann so nicht weitergehen – der Pfäl- auf Boden-, Mikro- oder Wasserorganismen cher am Sonntagmorgen den Weg zu dieser zerwald und andere Orte müssen vor diesen – ist praktisch nichts bekannt, ebenso zu Kundgebung – sicher auch ein Ergebnis der Immissionen geschützt werden. Die Thema- subletalen Wirkungen. Noch gar kein überaus erfolgreichen Petition der IPP, bei tik hat übrigens auch schon Eingang in den Thema sind kumulative oder synergistische der sich mittlerweile bereits mehr als 75.000 Koalitionsvertrag gefunden und es ist zu Wirkungen, vor allem auch in Stresszustän- Menschen gegen das Kerosinablassen über hoffen, dass sich nun auch etwas bewegt. den wie z. B. in diesem langen warmen und dem Pfälzerwald ausgesprochen haben. In seiner Rede wies der Unterzeichner trockenen Sommer, oder die Wirkung auf Das Thema bewegt die Bürger in der Pfalz darauf hin, dass bisher nicht bekannt ist, wie sensible Personen (Asthmatiker o. ä.), Kin- sehr, was man an den vielen Leserbriefen in viel und welche Stoffe am Boden ankom- der und alte Menschen. der RHEINPFALZ ablesen kann, die ebenfalls die men und ob dadurch Schäden für Mensch, Eine seriöse Risikoabschätzung ist also im Thematik durch ihre Berichterstattung Natur und Umwelt auftreten oder zu wel- Moment nicht möglich. voran und in den Fokus einer breiten Öffent- chen Bedingungen sie zu erwarten sind. Aus Sicht eines Natur- und Umweltschutz- lichkeit gebracht hat. Damit schießen schnell Vermutungen ins verbandes ist es vollkommen inakzeptabel, Bei der Veranstaltung sprachen neben Ver- Kraut (Zitat: „ich habe da Flecken auf mei- dass diese Ablassvorgänge über einem tretern verschiedener politischer Parteien nem Obst, ist das davon?“), die möglicher- l Biosphärenreservat (MAB Pro- auch Vertreter der Pfalztouristik, des Pfälzer- weise unbegründet, vielleicht auch doch gramm), waldvereins und ein Wissenschaftler (Öko- begründet sind; wir benötigen also verläss- l einem Komplex aus FFH-Gebieten toxikologe) der Uni Mainz. liche Informationen und abgesicherte (europarechtlich geschützten Gebie- Einmütiges Fazit aller Redner war: Es muss Daten. ten) und mehr und umfassender über die Ablassvor- Dass am Boden gar nichts unten ankommt, l nationalen Naturschutzgebieten gäng e von Kerosin informiert werden, Wis- ist wohl auszuschließen, denn das ergibt (NSG) erfolgen. sensdefizite müssen aufgearbeitet werden, sich einfach aus der Tatsache, dass gezielt Es ist nicht nachvollziehbar, dass man einer- seits in Schutzgebieten beispielsweise die Wege nicht verlassen darf (was wir begrü- ßen) oder für die FFH-Gebiete detaillierte Bewirtschaftungspläne aufgestellt werden, um Biotope und Arten zu stützen, aber andererseits die Ökosysteme möglicherwei- se durch abgelassenes Kerosin – völlig legal – geschädigt wer den. Das konterkariert alle Naturschutzbemühungen und auch die Anstrengungen für eine regionale und nachhaltige Entwicklung im Pfälzerwald. Ein Redner – Herr Baldauf (MdL, CDU) – ging dabei so weit, dass er Ausgleichszahlungen für den Naturschutz forderte. In dem Zusammenhang darf natürlich nicht unerwähnt bleiben, dass wir alle mehr oder weniger an dem Problem beteiligt sind. Der stetig wachsende zivile Personen- und Frachtflugverkehr, zu dem noch der militäri- sche gerechnet werden muss, ist für das Pro- Abb. 2: Interview mit dem SWR. (Foto: W. Stutterich) blem letztendlich verantwortlich. Das 6 BERICHTE AUS DEM VEREIN 34 (4) –2018 POLLICHIA- KURIER

Ablassen von Kerosin ist auch eine Folge von Billigflügen und dem Konsumverhalten. Wer für 20 Euro nach Malle fliegen will und wer frische Mangos aus Afrika auf dem Tisch haben will, ist in gewissem Sinne auch für die Problematik verantwortlich.

Wir können folgendes Fazit ziehen: l Es wird nicht umfassend gemeldet, l es wird nicht gemessen – weder gene- rell noch bei Ablassvorgängen – und l es sind kaum akt uelle und wissen- schaftliche Studien zur Wirkung von Kerosin auf Mensch und Umwelt vor- handen. Damit ist eine seriöse Risiko- und Wirkungs- abschätzung bei diesem sicher bestehen- den Problem momentan nicht machbar und das muss sich schleunigst ändern! Hoffen wir mal, dass das für November avisierte Abb. 1: Blick über das Naturschutzgebiet Dreifelder Weiher – im Frühjahr und Gutachten uns einiges an neuen Erkenntnis- Herbst ein Eldorado für Zugvögel. sen bringt. Erste gemeinsame Kartie- danach das Quartier in Nistertal bezogen. Jürgen Ott, Trippstadt rexkursion – POLLICHIA Danach ging es nochmals ins Gelände, und und KoNat erkunden den einige Naturschutzgebiete der Westerwälder Westerwald Seenplatte wurden untersucht. Ornitholo- gisch war es – jahreszeitbedingt – nur wenig Zu ihrer ersten gemeinsamen Kartierexkur- interessant, doch konnte der Silberreiher sion starteten Stefan Altschuck (KoNat - registriert werden, der für diese Gegend doch Koordinierungsstelle der kooperierenden noch eine Rarität ist. Aufgrund der selbst hier Forderungen der POLLICHIA Naturschutzverbände) und der Autor, beglei- hohen Temperaturen – an einem örtlichen zum Ablassen von Kerosin: tet von den beiden POLLICHIA-Praktikanten Supermarkt schloss am Nachmittag sogar der Clara Guckenbiehl und Lukas Diesinger in Imbissstand wegen der Sommerhitze! – l Umfassende und sofortige Information den Westerwald. Zwei Tage lang sollten dort konnten einige südliche Arten erfasst wer- der Fachbehörden und der Öffentlich- einige vorher ausgewählte Feuchtgebiete den. So war am NSG Haidenweiher die Südli- keit (sofort und nicht erst danach) erkundet werden, und die Daten sollten auch che Mosaikjungfer präsent und ließ sich an l Vollständige und zeitnahe Dokumenta- gleich in den ArtenFinder eigegeben werden. ihrem Flugort, eine trocken gefallene Schlen- tion aller Ablassvorgänge, sowohl ziviler Start war am 6. August 2018 morgens am ke mit einem Schilfgürtel, ausgiebig fotogra- als auch militärischer – welche Dunkel- Haus der Artenvielfalt, und dann ging es fieren. Auch Verstöße gegen das Natur- ziffer gibt es hier? gleich bei bestem Wetter in den Norden von schutzgesetz bzw. die NSG-Rechtsver- l Aufbau und Führung eines entspre- Rheinland-Pfalz. ordnung konnten festgestellt werden: so gin- chenden Katasters (was, wann und wo Gleich nach der Ankunft wurde der kleine gen am NSG Brinkenweiher einige junge abgelassen wurde) Fluss Nister unter die Lupe genommen und Damen nebst ihren Pferden baden, was die- l Ermittlung der möglichen Schäden für Mensch und Natur l Rein ökonomisch begründete Ablass- vorgänge sind generell zu untersagen l Wenn so viele Fälle direkt nach dem Start auftreten, ist auch generell die Wartung der Flugzeuge zu verbessern l Es sind Alternativen zum Ablassen von Kerosin (fuel dumping) zu prüfen und zu entwickeln; die Kostenfrage für die Fluggesellschaften muss hier vor dem Gesundheits- und Naturschutz zurück- stehen l Es sollten minde stens 3 Messstellen ver- teilt über das Biosphärenreservat einge- richtet werden, die geeignet sind, sach- gerechte Messungen von möglichen Belastungen durchzuführen

Abb. 2: Reiterinnen nebst ihren Pferden bei Bade im NSG Brinkenweiher. . POLLICHIA- KURIER 34 (4) –2018 BERICHTE AUS DEM VEREIN 7

sen augenscheinlichen Spaß machte, aber eben nicht erlaubt ist. Am Abend nach dem Abendessen war aber noch nicht Schluss; dann wurde ein Batcorder installiert und der Fledermausfauna in Nistertal nachgestellt. Am nächsten Tag ging es weiter, und es wur- den weitere Gewässer bzw. Bereiche an den Westerwälder Seen untersucht. Dabei konn- te auch Kontakt zu einem sehr naturinteres- sierten Campingplatzbetreiber geknüpft werden, bei dem im kommenden Jahr Infor- mationsveranstaltungen zu Libellen und zum ArtenFinder durchgeführt werden sollen. Nachmittags ging es dann bei immer noch brütender Hitze zurück in die Pfalz und die Beteiligten waren sich einig, dass diese Tour im nächsten Jahr unbedingt wiederholt wer- den muss.

Jürgen Ott, Trippstadt Abb. 1: Bau von Wildbienen-Hotels. (Foto: Wolfgang Lähne) (Fotos: J. Ott)

Der Tag der Artenvielfalt im Haus der Artenvielfalt

Unser Haus der Artenvielfalt in der Erfurter Straße (Sitz der POLLICHIA) war am Samstag, den 11. August, von 13 bis 17 Uhr geöffnet, und es gab an diesem Tag ein volles, abwechs- lungsreiches Programm zum Thema Arten- vielfalt. So wurde von Herrn Weller eine Führung im Haus der Artenvielfalt angeboten, bei der die verschiedenen umgesetzten Aspekte der Nachhaltigkeit bei der Bauweise erläutert wurden. Weiterhin gab es im Außenbereich zwei Führungen von Herrn Lähne und Herrn Hahn, die auf die vorhandene Artenvielfalt und auf das Mikroklima rund um das Haus Abb. 2: Am Präsentationstisch von Anna Mikulowska. (Foto: Wolfgang Lähne) eingingen. Von Günther Hahn wurde für Jugendliche vortag das seit ca. drei Jahren laufende und Junggebliebene ein Stand zum Basteln Projekt zum Konversionsgelände der von Wildbienenhotels angeboten. Besucher ehemaligen Raketenstation bei Haß- konnten sich über Wildbienen und den Bau loch vor. von Bienenhotels informieren und mit den l Bianca Steimle und Jörg Homann von von der Ortsgruppe Edenkoben zur Verfü- der Kreisgruppe Bad Kreuznach gung gestellten Materialien auch ein einfa- berichteten sehr anschaulich über das ches, aber effektives Bienenhotel selbst Projekt Naturschutzgebiet Wingerts- zusammenbauen und für den eigenen Gar- berg, über die dortigen Aktivitäten und ten mitnehmen. Arbeitseinsätze der Ortsgruppe und Weiterhin wurde von Anna Mikulowska ein über die auftretenden Herausforde- umfangreicher Präsentationstisch zum rungen. „Umweltbildungsprojekt Speyer & Umwelt l Stefan Altschuck stellte als Geschäfts- für Jugendliche“ angeboten, bei dem es führer der KoNat das Artenfinderpro- darum ging, Landschaftseinheiten durch jekt vor und erläuterte in seinem kom- Pflanzen, Boden und Bodentiere zu bewer- pakten und umfassenden Vortrag die ten. Es gab Ergebnisse und Infos, und es war Ursprünge, Organisation und Zielset- auch etwas zum Selbst-Hand&Auge-Anle- zung und was bis heute erreicht wurde. gen dabei. Als besonderen Gast hatten wir den in der Zusätzlich gab es drei interessante Vorträge Pfalz beispielsweise durch seine Cartoons in Abb. 3: Ein Bild von Steffen Boiselle für zu verschiedenen Themen der Artenvielfalt: der Sonntagsausgabe der RHEINPFALZ bekann- die POLLICHIA. Der betrübte Blick der lin- l Andreas Bauer von der Kreisgruppe ten Cartoon-Zeichner Steffen Boiselle (100 ken Person mag daher rühren, dass an Neustadt stellte in seinem Lichtbilder- Prozent Pfälzer), der Besucher gegen eine jenem Tag der FCK in Halle 2:0 verloren hat. 8 BERICHTE AUS DEM VEREIN 34 (4) –2018 POLLICHIA- KURIER

Abb. 4: Bei Steffen Bioselle herrschte Abb. 5: Führung durch das Außengelände mit Wolfgang Lähne und Günther Hahn. rege Nachfrage – wann hat man schon (Foto: U. Weller) einmal die Gelegenheit, sich selbst als Karikatur von dem bekannten pfälzi- Auch inhaltlich ist die Nähe von Stiftung und dabei größere Vermögen besser als im Ver- schen Cartoon-Zeichner zu bekommen? POLLICHIA aus der Satzung eindeutig abzu- ein verwaltet und über einen längerfristigen (Foto: A. van Look) lesen. So heißt es in der Satzung der POLLI- Zeitraum für verschiedene Projekte verwen- CHIA: „Ziel ist die Förderung der Naturwis- det oder geschützt werden. Dies war der kleine freiwillige Spende zeichnete und damit senschaften und ihrer Begleitwissenschaften Anlass für die POLLICHIA zur Wiederbele- das Programmangebot abrundete. So ent- in Forschung, Lehre und Anwendung sowie bung und Ausbau der Stiftung. Vorrangig stand an diesem Tag auch die hier wiederge- die Förderung der naturwissenschaftlichen sollen daher Projekte der POLLICHIA unter- gebene Karikatur zur POLLICHIA. Landesforschung und der Landespflege in stützt werden. Die POLLICHIA und ihre Stif- Insgesamt war es eine gelungene und har- Rheinland-Pfalz…“ Und in der Satzung der tung ergänzen sich deshalb perfekt. monische Veranstaltung mit zahlreichen Georg von Neumayer Stiftung wurde fest- Der Georg von Neumayer Stiftung ist es ein interessierten Besucher, die bei sonnigem gelegt: „Zweck der Stiftung ist die Förde- besonderes Anliegen, mit ihren Aktivitäten aber nicht zu heißem Wetter ins Haus der rung der Naturforschung und der Landes- in der Gesellschaft Verständnis für den Wert Artenvielfalt gefunden hatten und ein vielfäl- pflege, die Förderung naturwissen- der Artenvielfalt und den Schutz der Natur tiges Programm erleben konnten. Dieses Pro- schaftlicher Arbeiten und des naturwissen- als unseren Lebensraum zu vermitteln. gramm war jedoch nur dank der vielen frei- schaftlichen Nachwuchses.“ Man erkennt Im Sinne der Satzung hat die St iftung dieses willigen, ehrenamtlichen Akteure möglich, also, dass auch inhaltlich POLLICHIA und Jahr bereits die folgenden Aktivitäten unter- die sowohl bei der Vorbereitung als auch bei Stiftung in der gleichen Richtung unterwegs stützt: der Durchführung engagiert mitgewirkt sind. l Neumayer Nachwuchspreis -> Son- haben. Danke! Aber auch vor dem historischen Hinter- derpreis bei Jugend Forscht 2018 auf grund ist die Verbindung klar. Die ursprüng- Landesebene Peter Neumayer, Edenkoben lich von Georg von Neumayer 1907 ins l Neumayer-Preis für besondere Leis- Leben gerufene Stiftung wurde 1966 von tungen in den Naturwissenschaften der POLLICHIA in nicht rechtsfähiger Form an einen Schüler der Georg-von-Neu- wiederbelebt und dann 2006 von der POL- mayer-Schule Realschule Plus Kirch- Georg von Neumayer LICHIA in eine rechtsfähige Stiftung über- heimbolanden Stiftung und POLLICHIA führt. Die Stiftung wurde dabei mit einem l Konzeption, Umsetzung und Pflege initialen Stiftungsstock von 50.000 € aus- des Gartens am Haus der Artenvielfalt Gehört die Georg von Neumayer Stiftung zur gestattet. Durch Spenden, Zustiftungen l Organisation von Veranstaltungen: POLLICHIA? Dies ist eine Frage, die ich in ver- und Zu schüsse konnte mit Zustimmung des Tag der Natur 2018, Vortrag zu Eh-da- schiedenen Varianten immer wieder von Hauptausschusses von der Stiftung ein Flächen POLLICHIAnern und POLLICHIAnerinnen schönes großes Grundstück erworben und l Bereitstellung von Räumlichkeiten für höre und die ich jedes Mal klar mit Ja beant- ein repräsentatives Geschäftsstellengebäu- POLLICHIA-Veranstaltungen, z. B. worte. Dies ergibt sich für mich aus verschie- de errichtet werden, das mit 1.000.000 €im Hauptausschuss-Sitzungen, Arbeits- denen Betrachtungsweisen. Stiftungsvermögen geführt wird. Da ein Teil kreistreffen, Ortsgruppentreffen Die Georg von Neumayer Stiftung wurde in der Bausumme über Bankdarlehen finan- l Zuschuss an Arbeitskreise (z. B. ihrer jetzigen Form im Jahr 2006 von der POL- ziert wurde, stehen der Stiftung aber vor- Gefriertruhe für den AK Insektenkun- LICHIA offiziell gegründet. Die POLLICHIA ist übergehend nur geringe Erträge für Projekt- de Rheinland-Pfalz) die Stifterin, die sowohl den Vorstand als förderungen zur Verfügung. Daher ist es das l Planung und Spendensammlung für auch das Kuratorium der Stiftung alle fünf Ziel, das Stiftungsvermögen durch profes- Wettermessstation in Gedenken an Jahre neu bestimmt und damit wesentlichen sionelles Fundraising weiter auszubauen, den Namengeber Georg von Neu- Einfluss hat. Alle Vorstandsmitglieder müs- um den finanziellen Rahmen der Förderun- mayer sen POLLICHIA-Mitglieder sein, davon zwei gen ausdehnen zu können und auch lang- Peter Neumayer, Edenkoben sogar aus dem POLLICHIA-Präsidium. fristig abzusichern. Als Stiftung können Berichte aus den Arbeitskreisen

AK Astronomie

Ein Astronomischer Som- mernachtstraum am 27. Juli 2018 – „Star Par- tys“ in Kusel, Haßloch und Wachenheim

Am Abend des 27. Juli 2018 fanden zwei besondere Himmelsereignisse zeitgleich statt: (1) eine Mars-Opposition, bei der der rote Planet mit einer Distanz von 58 Millio- nen Kilometern den Minimalabstand zur Erde erreichte und damit hell strahlend am Himmel erkennbar war, und (2) eine totale Mondfinsterni s, bei der der Mond vollstän- dig in den Schatten der Erde eintauchte und einzig durch Sonnenlicht, das durch die Erd- atmosphäre gestreut wurde, rötlich als „Blutmond“ angestrahlt wurde. Die Mondfinsternis dieses Abends war Abb. 1: Großer Andrang bei der „Star Party“ auf der Burg Lichtenberg. besonders lang. Mit einer Dauer von 103 Minuten war sie die längste totale Mond- ersten Besucher ein. Kurz vor dem offiziellen Besucherandrang: Rund 300 Gäste, darun- finsternis des 21. Jahrhunderts. Sie unterbot Beginn der Veranstaltung kam es zu einem ter viele Kinder und auch zwei Mitarbeiter die maximal mögliche Dauer einer Mond- in diesem Umfang völlig unerwarteten der RHEINPFALZ, lauschten um 21 Uhr finsternis hierbei nur um drei Minuten. Ein echtes Jahrhundertereignis! Der POLLICHIA-Arbeitskreis Astronomie hatte sich an zwei Standorten gerüstet: am Ballonfahrerplatz in Wachenheim und auf dem Gelände des Modellflugvereins in Haß- loch. Aber auch der Arbeitskreis Astronomie am Urweltmuseum GEOSKOP auf Burg Lichtenberg bei Kusel hatte sich entspre- chend vorbereitet.

„Star Party“ des AK Astronomie am GEOSKOP Noch bei strahl endem Sonnenschein wur- den am Fuß des Bergfrieds, dem imposan- ten und weithin sichtbaren Hauptturm der 385 m hoch gelegenen Burg Lichtenberg, drei Teleskope, Beamer und Leinwand, Tische, Bänke sowie sonstiges Equipment (inklusive eines Ausschankes mit kühlen Getränken) aufgebaut. Ab 20 Uhr trafen die Abb. 2: Der „Blutmond“ über dem Mars. 10 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 34 (4) –2018 POLLICHIA- KURIER

Beobachtung des AK Astronomie am Ballonfahrerplatz bei Wachen- heim Uwe Klünder, der ehemalige Leiter des AK Astronomie, und seine Mitstreiter hatten am bekannten Ballonfahrerplatz bei Wachenheim fünf Teleskope aufgebaut. Von den etwa 100 Besuchern hatten einige auch ihre Ferngläser mitgebracht. Nachdem der Mond eine gewisse Höhe über dem Horizont erreicht hatte, ko nnte die Mond- finsternis sehr gut beobachtet werden. Der Mars zeigte sich, wie von den anderen Beob- achtungsplätzen auch, wegen dort herr- schender Sandstürme verschleiert. Außer- dem konnten Planeten, die ISS und weitere Objekte im Sommerdreieck Wega-Deneb- Atair beobachtet werden.

Abb. 3: Entspannte Betrachtung der Mondfinsternis. Beobachtung des AK Astronomie auf dem Gelände des Modellflug- gespannt der Eröffnung der „Star Party“ auch relativ dunkel und man konnte sich an vereins in Haßloch (Ergänzung von durch Martin Bertges, den Leiter des AK ihrem rötlichen Leuchten erfreuen. Zwi- Herbert Dressler) Astronomie am GEOSKOP. schendurch wurde mit den Teleskopen auf Die Veranstaltung wurde von Herbert Dress- Ende Juli wird es spät dunkel, so dass in der den nicht weit entfernten Saturn ler und drei weiteren Mitgliedern des AK Dämmerung anfangs nur Venus und Jupiter geschwenkt, um dessen wundervolles Ring- organisiert. Etwa 120 Besucher kamen und beobachtet werden konnten. Trotz fort- system zu bewundern. erlebten live das interessante Himmelsereig- schreitender Dunkelheit war im Dunst der Für viel Aufmerksamkeit sorgte auch der nis: Erst den Sonnenuntergang, nach eini- Erdatmosphäre von Mond und Mars Überflug der Internationalen Raumstation ger Zeit den aufgehenden verfinsterten zunächst nichts zu sehen. Da half es auch (ISS), die als gleißender, sich rasch bewegen- Mond, den roten Mars und anschließend nicht, auf den 33 Meter hohen Turm der der Lichtpunkt zwischen 22.36 Uhr und den immer heller werdenden Mond in allen Burg Lichtenberg zu steigen. Geduld war 22.40 Uhr ungefähr in west-östlicher Rich- Stufen bis hin zu einer sommerlichen Voll- angesagt. Doch dann, etwa gegen 22 Uhr, tung den Beobachtungsort querte. mondnacht. Vielleicht können wir etwas gab sich der Mond – obgleich bereits voll- Bis zum offiziellen Ende der Veranstaltung von dem großen Interesse auf die regulären ständig im Kernschatten der Erde – als ganz um Mitternacht konnte man dem Mond Beobachtungsabende des AK übertragen. schwach kontrastierendes, rötliches Him- beim Verlassen des Erdschattens zusehen, melsrund zu erkennen. Kurz darauf tauchte bis er schließlich wieder in seinem gewohnt Fazit: Die Amateurastronomen der POLLI- auch der tiefrötliche Mars über dem Hori- hellen Schein erstrahlte. CHIA konnten an drei Standorten über 500 zont auf. Beide Himmelskörper erschienen Die „Star Party“ vom 27. Juli war ein absolu- Besuchern den Sternenhimmel nahebrin- für irdische Beobachter nicht weit voneinan- ter Höhepunkt im Veranstaltungspro- gen. Solche Teilnehmerzahlen sind in unse- der entfernt, der Mars leicht unterhalb des gramm des seit 2014 am GEOSKOP beste- rem Verein nicht alltäglich. Wahrlich eine Mondes. Es bildeten sich lange Schlangen henden Arbeitskreises Astronomie. Das erst galaktische Aktion! an den Teleskopen. im März dieses Jahres von Manfred Smolis Zum Höhepunkt der Mondfinsternis um aus Pluwig bei Trier dem Museum gestiftete Rolf-Dieter Schad, Zweibrücken 22.22 Uhr standen sowohl Mond als auch Celestron-C8-Teleskop hat seine „Feuertau- Martin Bertges, Neunkirchen am Potzberg Mars noch verhältnismäßig tief über dem fe“ mit Hunderten Durchblicken prächtig Sebastian Voigt, GEOSKOP Südosthorizont. Am Ende der Finsternis um bestanden. Jan Fischer, GEOSKOP 23.14 Uhr sah es besser aus. Dann standen (Fotos: Urweltmuseum GEOSKOP) die Himmelskörper deutlich höher, es war POLLICHIA- KURIER 34 (4) –2018 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 11

AK Botanik

Vegetationsentwicklung (Sedum div. spec.). Die folgenden Pflanzen- l Riemenzunge (Himantoglossum hir- auf einer vor zehn Jahren arten sind besonders bemerkenswert: cinum, bundes- und landesweit freigelegten Kalkfelsflä- l Kugel-Lauch (Allium sphaerocepha- gefährdet): Die Riemenzunge hat che bei Herxheim am Berg lon, bundes- und landesweit gefähr- nach jahrzehntelangem Fehlen die det): Diese hauptsächlich im Mittel- Pfalz in den 1980er Jahren wieder meergebiet verbreitete Art zählt zu besiedelt und sich seither ausgebrei- Im Rahmen des Flurbereinigungsverfahrens den charakteristischen Arten der Tro- tet; wir erachten sie nur mehr als südwestlich von Herxheim am Berg, in des- ckenrasen nördlich vo n Bad Dürk- schwach gefährdet (Art der Vorwarn- sen Gebiet sich unter anderem der seit 1954 heim; zusammen mit dem Haar-Pfrie- liste). Ein Trupp steht am Rand der als Naturschutzgebiet ausgewiesene Fels- mengras ist sie für die Pflanzengesell- abgeschobenen Fläche. Die früh ein- berg befindet, wurde im Jahr 2008 auf einer schaft namengebend (Kugellauch- setzende Dürre im Jahr 2018 ließ nur ca. 0,55 ha großen Rebfläche der Boden Haarpfriemengras-Trockenrasen, wenige Exemplare blühen und fruch- weitgehend abgeschoben. Geblieben ist Allio-Stipetum capillatae). Der Kugel- ten. eine überwiegend dünn übere rdete, teil- Lauch ist auf der abgeschobenen Flä- l Zwerg-Schneckenklee (Medicago weise auch frei liegende Kalkfelsplatte. Sie che häufig geworden. Es handelt sich minima, bundes- und landesweit bietet Pflanzen ähnliche Standortbedingun- um das größte Vorkommen im Kalk- gefährdet): Der Zwerg-Schnecken- gen wie der im Nordosten unmittelbar gebiet von Herxheim, Leistadt und klee hat sich in den vergangenen 20 anschließende Felsberg. Dessen in Fachkrei- Kallstadt. Jahren noch stärker als die Riemen- sen weithin berühmter Trockenrasen ist mit l Duvals Schwingel (Festuca duvalii, zunge ausgebreitet und ist in der Pfalz ungefähr 0,32 ha deutlich kleiner als die neu bundes- und landesweit gefährdet): nicht mehr gefährdet. Bei unserer abgeschobene Fläche. Wir sind keine Experten für die Bestandsaufnahme im Juli waren die Anlass für das Abschieben des Bodens Schwingel-Arten. Die Zuordnung der Pflanzen zur Unkenntlichkeit ver- waren Beeinträchtigungen der Heidelerche starren, stark blau bereiften Horste zu dorrt, aber wir fanden ein paar Früch- durch die Bodenordnung. Die Heidele rche Duvals Schwingel bleibt daher unter te. Zahlreich scheint der Zwerg- ist in Rheinland-Pfalz vom Aussterben Vorbehalt. Die Pflanzen sehen aus wie Schneckenklee hier nicht zu sein. bedroht; der Brutbestand ist auf unter 200 jene des benachbarten Felsbergs, bei l Büschel-Miere (Minuartia rubra, bun- Paare gesunken. Die Rebfluren zwischen denen es sich sicher um Duvals des- und landesweit stark gefährdet): Leistadt, Herxheim und Weisenheim am Schwingel handelt. Auf der abge- Die Büschel-Miere wächst auf der Berg sind ein Verbreitungsschwerpunkt. Die schobenen Fläche sind diese Pflanzen abgeschobenen Fläche zu Hunder- Heidelerche ist hier an unauffällige Säume in den Teilbereichen zahlreich, wo der ten, stets in kleinen dichten Gruppen. zwischen den Wingerten gebunden; auch Kalkfels freigelegt wurde. Duvals Sonst ist sie am Felsberg nur vereinzelt profitiert sie von kleinparzelliger Nutzung Schwingel kommt nur in Mitteleuro- an konkurrenzarmen Stellen des Fels- mit unterschiedlichem Rhythmus der pa vor, er ist im gesamten Areal bands an der Hangkante des Berntals Bodenbearbeitung. Die Flurbereinigung bedroht. Die Art wurde übrigens im zu finden. Auch die weiteren Vorkom- verschle chterte ihre Lebensgrundlagen, Jahr 1860 anhand Dürkheimer Exem- men im Kalkgebiet von Herxheim, weshalb Ausgleichsmaßnahmen durchzu- plare beschrieben. Kallstadt und Leistadt sind individu- führen waren. Die Heidelerche hat sich auf der abgescho- benen Fläche bislang nicht eingestellt. Grund hierfür ist, dass der Südrand des Kalk- plateaus mittlerweile als Ausflugsziel allzu beliebt und die Ausgleichsfläche zum Pick- nick- und zum Hundespielplatz degradiert ist. Die Fläche ist aber zum Wuchsort etlicher seltener Pflanzenarten der Trockenrasen geworden. Noch gibt es unterschiedliche Entwicklungsrichtungen, aber es besteht die Möglichkeit, dass hier der größte Tro- ckenrasen des Kalkgebiets zwischen Herxheim, Kallstadt und Leistadt entsteht. Gegenwärtig ist der Bewuchs ein Mosaik aus mehr oder minder ruderalen Anteilen auf Flächen mit vergleichsweise mächtiger Bodenauflage, bereits den Trockenrasen zuzuordnenden Beständen mit aspektbil- dendem Feld-Beifuß (Artemisia campestre) bei dünnerer Bodenbedeckung und niedrig- Abb. 1: Frühjahrsaspekt mit blühendem Faserschirm (linkes Drittel des Bildes) und wüchsigen Trockenrasen mit Fetthennen den fahlen, vorjährigen Sprossen des Haar-Pfriemengrases. 12 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 34 (4) –2018 POLLICHIA- KURIER

um chamaedrys), Mauerpfeffer (Sedum acre) und Einjährige, die in Trockenrasenlücken regelmäßig zu finden sind, etwa das Niedrige Horn- kraut (Cerastium pumilum) und die Felsennelke (Petrorhagia saxifraga). l 23 Arten gehören zu den typischen Arten der halbruderalen Queckenflu- ren. Besonders kennzeichnend sind et wa Golddistel (Carlina vulgaris), Dürrwurz (Inula conyza), Sichelmöhre (Falcaria vulgaris) und Siebenbürgi- sches Perlgras (Melica transsylvanica). Eine nicht allzu häufige Art dieser Gruppe ist der Löwenzahnblättrige Pippau (Crepis vesicaria ssp. taraxaci- folia). l 17 Arten sind Ruderalarten, z. B. die Kanadische Goldrute (Solidago cana- Abb. 2: Sommeraspekt mit Feld-Beifuß. densis), der Feinstrahl (Erigeron annu- us) und der Rainfarn (Tanacetu m vul- enarm. Auf der Pionierfläche hat sich l Faserschirm (Trinia glauca, landes- gare). das mit Abstand größte Vorkommen und bundesweit stark gefährdet): Die l Vier Arten kennzeichnen trockenwar- dieser besonders seltenen und be- starke Präsenz des Faserschirms auf me bis mesophytische Säume, bei- drohten Art entwickelt. der abgeschobenen Fläche war spielsweise der Dost (Origanum vul- l Buckel-Fetthenne (Sedum dasyphyl- neben dem zahlreichen Auftreten der gare). lum, bundesweit gefährdet, landes- Büschel-Miere die größte Überra- l Weitere 13 Arten wachsen in unter- weit stark gefährdet): Die Art wurde schung. Der Faserschirm ist im Kalk- schiedlichen Vegetationseinheiten, von Dieter Raudszus vor einigen Jah- gebiet nördlich von Bad Dürkheim sel- etwa auf Graswegen oder in Wiesen, ren auf der abgeschobenen Fläche ten. In den meisten Trockenrasen fehlt oder es handelt sich um Gehölzjung- gesehen. Wir haben sie im Juli 2018 er, und wo er vorkommt, gibt es nur wuchs. nicht gefunden, was nicht bedeutet, wenige Exemplare. Als Pionierart ist er Tatsächlich sind sicher mehr als 100 Arten dass sie nicht mehr vorhanden sei. hier bislang nicht in Erscheinung vorhanden. Zwischen Anfang April und Kleine Vorkommen wenig auffälliger getreten. Die Bestandsgröße auf der Anfang Juli wurde nicht gesucht, um keine Arten sind gerade hier leicht zu über- abgeschobenen Fläche beträgt über Vögel zu stören, und die Dürre hatte vom sehen. Die Buckel-Fetthenne wächst 100 Exemplare; hier hat sich das größ- Mai- und Juniaspekt nicht viel übrig gelas- an wenigen Stellen auf dem Felsberg te Vorkommen der Dürkheimer sen. Eine Liste der von uns gefundenen und am Felsband. Gegend entwickelt . Auch bei Grün- Arten steht auf der Homepage unter der l Haar-Pfriemengras (Stipa capillata, stadt, wo der Faserschirm ebenfalls Rubrik des AK Botanik. landes- und bundesweit gefährdet): vorkommt, ist uns kein vergleichbar Das Haar-Pfriemengras ist die aspekt- großes Vorkommen bekannt. Heiko Himmler, Sandhausen bestimmende und eine besonders Die Zahl der mittlerweile bekannten Pflan- Michael Höllgärtner, Jockgrim charakteristische Art der kontinental zenarten beträgt 95. Sie lassen sich nach Dieter Raudszus, Bad Dürkheim geprägten Steppenrasen. Es wächst ihren Standortansprüchen bzw. ihrer pflan- (Fotos: H. Himmler) auf dem Felsberg-Plateau zahlreich; zensoziologischen Zugehörigkeit folgen- auf dem Felsband werden die bislang dermaßen gruppieren: besonders üppigen Bestände durch l Elf Arten sind Charakterarten der Tro- hier lagernde Ausflügler sukzessive ckenrasen. Außer den voranstehend „Scheinfrucht“ – ein heik- zerstört. Auf der abgeschobenen Flä- beschriebenen Arten zählen hierzu ler botanischer Begriff che wurden die ersten Horste im Jahr auch Wundklee (Anthyllis vulneraria), 2014 gesehen. Besonders in diesem Gold-Aster (Aster linosyris), Kartäu- und im vergangenen Jahr hat die ser-Nelke (Dianthus carthusianorum) Im letzten POLLICHIA-Kurier wird im Beitrag Anzahl stark zugenommen; inzwi- und Hufeisenklee (Hippocrepis como- „Muss des soi?“ mit Recht kritisiert, dassn i schen liegt sie weit über hundert. In sa). Kinderbüchern selbst renommierter Verlage seinem pannonischen Kernareal und l Typische Begleiter der Trockenrasen- biologische Sachverhalte falsch dargestellt auch in Rheinhessen, wo die klimati- vegetation, die aber des Öftern auf werden. Einige teils krasse Fehler sind schen Bedingungen für das Haar- Mauern und ihre Kronen, Wegränder anhand abgebildeter Buchseiten demons- Pfriemengras günstiger sind, tritt es und ähnliche trockene, nährstoffar- triert. Als falsch wird auch angekreidet, dass zuweilen halbruderal auf; es lässt sich me Kleinstrukturen übergreifen, sind die Erdbeere als Frucht bezeichnet wird. Sie auch leicht aus Samen ziehen. Beides mit 27 Arten vertreten. Zu ihnen zäh- sei in Wirklichkeit eine Scheinfrucht. zeigt eine gewisse Pionierfähigkeit len neben dem streckenweise aspekt- Diese Aussage führt meines Erachtens auf der Art an, die ihr bei der Besiedlung bestimmenden Feld-Beifuß z. B. botanisches „Glatteis“. Ich möchte meine der abgeschobenen Fläche zugute Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia Meinung dazu äußern und begründen. kam. cyparissias), Edel-Gamander (Teucri- Dazu sind einige fachwissenschaftliche Erör- POLLICHIA- KURIER 34 (4) –2018 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 13

terungen notwendig, mit denen ich die ten-Anteil auffällig ist, wie z. B. beim Apfel, Die größte Population der Wasgau-Finger- Leser hoffentlich nicht überfordere. wo das, was wir essen, der stark verdickte wurz existiert aktuell im Schöneichelsmoor Der bedeutende Pflanzenmorphologe Wil- Stielbecher ist, und das, was wir wegwerfen bei Eppenbrunn. Von dort stammt auch das helm Troll (1897-1978), bei dem etliche und mundartlich als Apfelkrotzen bezeich- Typus-Exemplar (KREUTZ 2010). Das Vorkom- noch lebende Veteranen der pfälzischen nen, d er Fruchtknoten-Anteil, also die men ist dem Autor dank der Hilfsbereit- Botanik an der Universität Mainz studiert wahre Frucht im Sinne der „Scheinfrucht- schaft von Peter Wolff seit Ende der 1990er haben, definierte die Frucht kurz und bün- Befürworter“. Bei fast unzähligen Pflanzen- Jahre bekannt. Bei einer Überprüfung des dig als „Blüte im Zustand der Samenreife“. arten ist der Stielbecher-Anteil unauffällig Bestandes am 18. Juni 2012 zählte ich Das ist meiner Meinung nach die bestmög- und macht nur eine dünne, äußere Schicht erfreulicherweise über 400 blühende Pflan- liche Definition, da man sie auf die enorme der Frucht aus. Kein Botaniker käme auf die zen dieser seltenen Dactylorhiza-Art. Vie lfalt der Fruchtformen anwenden kann, Idee, in diesem Fall von Scheinfrüchten zu Zudem entdeckte ich ein Exemplar von ohne sich in Widersprüchen zu verheddern. reden. Eine saubere Begriffsanwendung Dactylhoriza fuchsii am Südrand des Moores Da sich die Erdbeere unbestreitbar aus der wird auch dadurch schwierig, dass es flie- (im Übergangsbereich zwischen der an- Erdbeerblüte entwickelt, ist sie im Sinne obi- ßende Übergange von „auffällig“ zu moorigen Pfeifengraswiese und einem gro- ger Definition ganz klar eine Frucht. Dem „unauff ällig“ gibt. ßen Adlerfarnbestand). Die Pflanze wuchs zitierten Kinderbuch ist also in diesem Punkt Ich plädiere deshalb (nicht als Einziger) etwa 3-4 Meter von den ersten „Vosagiaca- kein Fehler unterlaufen. Wilhelm Troll war dafür, den Begriff „Scheinfrucht“ abzu- Gruppen“ entfernt. Bereits während ich kein Freund des Begriffes „Scheinfrucht“. In schaffen oder ihn wenigstens auf die Fälle zu meine Funde notierte, ging mir der Gedanke seinem Lehrbuch der Botanik sucht man ver- beschränken, wo aus einem dichten Kom- durch den Kopf, künftig verstärkt auf mög- geblich danach. Er findet sich jedoch auf vie- plex von mehreren Blüten ein aus mehreren liche Bastarde zwischen den beiden mor- len Internetseiten und in vielen botanischen Früchten bestehendes Gebilde hervorgeht, phologisch gut unterscheidbaren Taxa zu Lexika und bezieht sich auf solche Früchte, das eine einzelne Frucht vortäuscht. Das ist achten. an deren Bildung nicht nur Fruchtknoten beim Maiskolben der Fall. Jedes einzelne beteiligt sind, sondern weitere Blütenteile. Korn des Maiskolbens ist eine Frucht. Der Fund der neuen Dactylorhiza-Hybri- Oft entwickelt sich Fruchtfleisch aus dem Kolben insgesa mt täuscht eine Frucht nur de oberen Teil des Blütenstiels, dem sogenann- vor. Im Prinzip gleiche Verhältnisse haben In den Jahren 2016 – 2018 hatte der Autor ten Blütenboden. So ist es bei der Erdbeere. wir beim Ananas, bei der Feige und bei der die Gelegenheit, das Stüdenbachtal bei Alles Saftige an der Erdbeere ist also ein dick Maulbeere. Eppenbrunn regelmäßig zu begehen. Im angeschwollenes Stiel-Ende. Die Samen Was noch zu tun bleibt, ist das Finden eines Schöneichelsmoor war das Exemplar von D. sind in kleinen Nüsschen enthalten, die als akzeptablen Begriffs für die Früchte, die ich fuchsii aus dem Jahr 2012 nicht mehr vor- braungelbe Pünktchen über dieses Stiel- nicht mehr Scheinfrüchte nennen möchte, handen. Anfang Juni 2018 fiel mir allerdings Ende verteilt sind. Diese Nüsschen entste- die ja aber doch etwas Besonderes sind, da unweit der ehemaligen „Fuchsii-Stelle“ hen aus freien Fruchtblättern, wie sie bei in ihnen mehr als der Fruchtknoten präsent eine Pflanze ins Auge, die aufgrund ihres relativ urtümlichen Pflanzenfamilien wie ist. Ich habe an anderer Stelle den Begriff Habitus und ihrer Blütenmerkmale eine den Hahnenfußgewächsen und den Rosen- „Erweiterungsfrüchte“ zur Diskussion Dactylorhiza-Hybride (D. fuchsii x D. vosa- gewächsen die Samenanlagen umhüllen. In gestellt. giaca) vermuten ließ. Wenn man sich über der Evolution kam es bald zur Vereinigung viele Jahre mit heimischen Orchideen und mehrerer Fruchtblätter zu einem einheitli- Dr. Hans Reichert Orchideenbastarden beschäftigt und auch chen Gebilde, dem sogenannten Stempel. Neue Anschrift: wiederholt z. B. Kreuzungen zwischen D. Dessen unterer Teil wird als Fruchtknoten Kohlweg 16 fuchsii und D. majalis studieren konnte (vgl. bezeichnet. 66123 Saarbrücken DIERSTEIN & STEINFELD 2017), dann bekommt Die Verfechter des Begriffes Scheinfrucht man irgendwann ein Gespür für solche würden die Frucht am liebsten als „Frucht- Funde. Trotzdem setzt die sichere Bestim- knoten im Zustand der Samenreife bezeich- mung von Hybriden gute Kenntnisse über nen“, also nur solche Gebilde als wahre Nachweis einer neuen die Elternsippen, deren arttypischen Merk- Früchte gelten lassen, an denen keine ande- Dactylorhiza-Hybride in male und Variationsbreite voraus. Für eine ren Blütenteile (wie z. B. Stiel und Blütenhüll- der Pfalz verlässliche Aussage ist überdies eine Beur- blätter) beteiligt sind. Sie kämen damit aber teilung der gesamten Fundsituation (Er- enorm in die Bredouille, da dann nämlich Einleitung und Vorgeschichte scheinungsbild der vorhandenen Elternpo- bald die Hälfte aller Blütenpflanzen Schein- Bekanntlich findet sich in einigen sauren pulationen, Blühzeitpunkt etc.) vor Ort früchte hätte. Meist ist die Beteiligung des Mooren der Pfalz und den angrenzenden unabdingbar. Primärbastarde (Kreuzungen Blütenbodens an der Fruchtbildung nicht so Nordvogesen eine endemische Dactylorhi- der ersten Filialgeneration) spiegeln im all- auffällig wie bei der Erdbeere. Bei sehr vielen za-Sippe, die von P. Wolff (WOLFF 1998 u. gemeinen den Einfluss der beteiligten Pflanzen bildet jedoch der obere Blütenstiel 2018) eingehend untersucht wurde und die Parentalarten wieder und zeigen meist eine becher- oder krugförmige Vertiefung, mittlerweile im Rang einer eigenständigen einen +/- intermediären Charakter. Aller- die den Fruchtknoten umschließt. Der Ar t als Dactylorhiza vosagiaca (P. WOLFF ex dings treten dominantere Merkmale (wie Fruchtknoten ist quasi in den Blütenstiel KREUTZ & WOLFF) HERR-HEIDTKE & HEIDTKE ex P. z. B. dunkle Blütenfarbe, ausgeprägte hineingerutscht. Fruchtknoten und Stielbe- WOLFF in die Florenliste Deutschlands einge- Blattfleckung) meist stärker hervor. Unge- cher verwachsen dabei meist so eng, dass flossen ist (WOLFF 2017). Benannt wurde das achtet dessen lassen sich grundsätzlich die Gewebe an der reifen Frucht nicht mehr Taxon nach dem Naturraum „Wasgau“, Hybriden der F1-Generation mit geübtem zu unterscheiden sind. Man spricht dann einer geologisch und morphologisch recht Blick relativ klar identifizieren. Eine ge- von unterständigen Fruchtknoten. einheitlichen Landschaft, die sich vom südli- nauere Untersuchung der gefundenen Es ist inkonsequent, von Scheinfrüchten nur chen Pfälzerwald bis über die Grenze nach Pflanze bestätigte dann auch meinen Ver- dann zu reden, wenn der Nicht-Fruchtkno- Frankreich erstreckt. dacht, dass es sich um die Kreuzung 14 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 34 (4) –2018 POLLICHIA- KURIER

Abb. 1: D. fuchsii, Stüdenbachtal, 3. Juni Abb. 2: D. fuchsii x D. vosagiaca, Schön- Abb. 3:D. vosagiaca, Schöneichelsmoor, 2018. eichelsmoor, 4.Juni 2018. 7. Juni 2016.

D. fuchsii x D. vosagiaca handelte. Zudem Das registrierte Exemplar von D. fuchsii x D. nur geringfügig länger als der Fruchtkno- erbrachte ein erneuter Kontrollgang nur vosagiaca tendiert im habituellen Bereich ten. wenige Tage später noch zwei weitere mehr zu der schlankeren D. fuchsii. Auch die Exemplare dieser bemerkenswerten Bas- stärker gefleckten, mehr blaugrün gefärb- Gefahr durch Hybridisierung tard-Kombination. ten und kürzeren Stängelblätter zeigen den Aufgrund ihrer Vielgestaltigkeit, Farbschön- Einfluss vom Fuchs-Knabenkraut. Die grö- heit und ihres seltenen Auftretens stoßen Charakterisierung der Hybride ßeren Einzelblüten und die violette Blüten- Orchideenbastarde bei Naturfreunden Wenn sich die Elternarten in einer Reihe färbung stammen hingegen von D. vosagia- immer wieder auf ein besonderes Inte resse. von Merkmalen relativ deutlich unter- ca. Auch die etwas gedrungenere Innerhalb der Gattung Dactylorhiza kann scheiden, dann sind die meist intermediär Infloreszenz lässt den Einschlag der Was- Hybridisierung gelegentlich aber zu Proble- ausgebildeten Bastarde in der Regel gut gau-Fingerwurz erkennen. Die (unteren) men führen, denn prinzipiell scheint es hier ansprechbar. Allerdings lassen sich bei klar Tragblätter nehmen bei der Hybride eine keine Bastardierungsschranken zu geben, zu differenzierenden Ausgangsarten im Mittelstellung ein. Bei D. vosagiaca sind die so dass bei vermehrter Kreuzbestäubung Falle einer Hybridisierung die mannigfal- Brakteen am Grunde des Blütenstandes der Bastarde untereinander oder mit den tigsten Merkmalskombinationen beob- relat iv breit, purpurn und deutlich länger als Elternarten ganze Hybridschwärme entste- achten. Mit anderen Worten – Mischlinge die Fruchtknoten einschließlich der geöffne- hen können. In Nordrhein-Westfalen haben können in ihrem Erscheinungsbild bzw. in ten Blüten , bei D. fuchsii sind sie im Ver- sich beispielsweise an verschiedenen Stellen ihrer Ausprägung auch sehr variabel sein. gleich schmäler, grünlicher und in der Regel mittlerweile stabilisierte Hybridpopulatio- nen herausgebildet und die ursprünglich vorhandenen Ausgangsarten verdrängt. Im Saarland lässt sich verstärkt beobachten, dass D. incarnata bei gemeinsamen Vor- kommen mit D. praetermissaoder D. majalis durch Introgression an einigen Fundorten gefährdet ist. Diese Gefahr besteht aber für den Bestand der Wasgau-Fingerwurz am Schöneichelsweiher nicht, insbesondere so lange nicht, wie das Moor von größeren Stö- rungen verschont bleibt. D. vosagiaca wächst hier vor allem in den sauren Torf- moos-Teppichen, die anscheinend von D. fuchsii (und auch D. majalis) nicht besiedelt werden. Überdies ist das Fuchs-Knaben- kraut seit dem Einzelfund aus dem Jahr 2012 hier nicht mehr aufgetaucht. Von D. fuchsii findet sich derzeit nur eine kleine Population in einer wechseltrockenen Magerwiese talaufwärts, etwa 200 Meter oberhalb der Moorfläche, wo auch die Abb. 4: D. fuchsii (Habitus), Stüden- Abb. 5: D. fuchsii x D. vosagiaca (Habi- „Fuchsii-Bilder“ entstanden. bachtal, 6. Juni 2018. tus), Schöneichelsmoor, 6. Juni 2018. POLLICHIA- KURIER 34 (4) –2018 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 15

Mittlere Sonnentau (Drosera intermedia) sogar noch aus, da er nun auf den offenen, torfig-schlammigen Böden (wo sonst Was- ser steht) Fuß fassen konnte. Von D. vosagiaca zählte der Verfasser in den letzten drei Jahren jeweils „nur“ etwa 200 – 250 blühende Exemplare, also deutlich weniger als im Jahr 2012. Das heißt aber nicht, dass der Bestand sich nachhaltig negativ verändert hat, da es in Orchideen- Populationen immer wieder zu starken Schwankungen bei der Anzahl blühender Pflanzen kommen kann. Bestandsschwan- kungen lassen sich überdies auch bei ande- ren Pflanzengruppen beobachten, wie die beiden folgenden Beispiele aus dem Schön- eichelsmoor belegen. Im Mai 2016 entdeckte der Verfasser auf einer etwa 12 m² großen Fläche im Randbe- reich rund 140 blühende Individuen des Fie- Abb. 6: D. vosagiaca (im Biotop), Schöneichelsmoor, 3. Juni 2018. berklees (Menyanthes trifoliata), im Mai 2017 kamen an der gleichen Stelle nur ein Ein bedeutender Erstfund recht zählebig und ausdauernd sein kön- knappes Dutzend Pflanzen (weniger als Bislang lagen keine Informationen vor, dass nen. Nach Abschluss der Untersuchungen 10 % des Vorjahres) zur Blüte. Erfreulicher- die Kreuzung D. fuchsii x D. vosagiaca schon soll eine wissenschaftliche Aufarbeitung weise zeigten sich dann im darauf folgen- einmal beobachtet bzw. beschrieben des Fundes an anderer Stelle erfolgen. den Frühjahr wieder wesentlich mehr Blü- wurde. Da es sich bei einer der Parentalarten tentriebe. (Wasgau-Fingerwurz) um einen Regional- Weitere Beobachtungen im Schön- Mit Mooren verbindet man unweigerlich die Endemiten handelt, der nur in der Pfalz und eichelsmoor weißen „Wattebäuchen“ der fruchtenden in den „Vosges du Nord“ vorkommt, kann Über die Bedeutung des Verlandungsmoo- Wollgräser. In den Jahren 2016 und 2017 die Hybride mit dem Fuchs-Knabenkraut res am Schöneichelsweiher hat P. Wolff wurde man allerdings beim Anblick des potenziell auch nur hier entstehen bzw. auf- bereits im POLLICHIA -Kurier berichtet Nassbiotops enttäuscht, da vom Schmal- treten. Mit dem aktuellen Fund von D. fuch- (WOLFF 2009). Es gilt demnach als das am blättrigen Wollgras (Eriophorum angustifo- sii x D. vosagiaca wurde demnach nicht nur besten erhaltene Moor der Pfalz. Daran hat lium) nur wenig zu sehen war. Im Vergleich die Pfalz, sondern letztendlich auch sich aufgrund des +/- gleichmäßigen Was- zu früheren Jahren konnte tatsächlich der Deutschland um einen neuen Orchideen- serhaushaltes bis heute auch nichts geän- Eindruck entstehen, dass sich das Verlan- Bastard bereichert. Ob zumindest eine dert. Selbst in dem trockenen Sommer 2018 dungsmoor v erändert haben könnte. In die- Hybridpflanze im nächsten Jahr wieder war das Moor zumindest in den Kernberei- sem Jahr wurde man aber eines Besseren erscheint, wird die kommende Vegetations- chen immer nass. Aufgrund des etwas nied- belehrt. Im Mai und Juni trat E. angustifoli- periode zeigen. Langjährige Kontrollen rigeren Wasserstandes in den Schlenken um stellenweise wieder Aspekt bildend auf haben bestätigt, dass manche Kreuzungen breitete sich in diesem Sommer der seltene und verzauberte quasi die Moorflächen mit seinen weißen Wollschöpfen. Die Beobach- tungen zeigen, dass es durchaus Sinn macht, solche Biotope über mehrere Vege- tationsperioden aufzusuchen, um sich einen umfassenden Eindruck über den Zustand des Moores zu verschaffen.

Literatur DIERSTEIN, K.-H. & P. STEINFELD (2017): Beob- achtungen an Dactylorhiza-Hybriden im Saarland. – Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 34 (2): 93-113. KREUTZ, C.A.J. (2010): Beitrag zur Kenntnis europäischer, mediterraner und vorderasia- tischer Orchideen. – Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 27 (2): 171-236. WOLFF, P.(1998): Die hybridogenen Dactylor- hiza-Formenschwärme in Mooren der Pfalz und der Nordvogesen. – Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 15 (1): 63-78. WOLFF, P. (2009): Das Moor am Schönei- chelsweiher – ein noch fast intakter Nassbio- Abb. 7: Schöneichelsmoor, Aspekt mit Eriophorum angustifolium, 27. Mai 2018. top. – POLLICHIA-Kurier 25 (1): 9-11. 16 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 34 (4) –2018 POLLICHIA- KURIER

WOLFF, P. (2017): Dactylorhiza vosagiaca. – wald-Vosges du Nord. – In: Wissensch. Jahr- In: Beiträge zur Fortschreibung der Florenlis- buch des grenzüberschreitenden Biosphären- te Deutschlands (Pteridophyta, Spermato- reservates Pfälzerwald-Vosges du Nord. Bd. phyta) – Neunte Folge, Kochia 10: 55-72. 19, im Druck. WOLFF, P. (2018): Dactylorhiza vosagiaca, die Wasgau-Fingerwurz, eine neue Orchideen- Peter Steinfeld, Hornbach Art, fast nur im Biosphärenreservat Pfälzer- (Fotos: P. Steinfeld) AK Geowissenschaften

Das Kreuznacher Rhyo- in der Kontaktzone zwischen dem rötli- Zur relativen Altersstellung und lith-Massiv: Anmerkun- chen Rhyolith und den Sedimentgesteinen zur Entstehung des Kreuznacher gen zu seinem Aufbau, freizulegen und diese (vgl. Abb. 6) zu Rhyolith-Massives seiner Altersstellung und dokumentieren. 1. Die relative Altersstellung des Kreuzna- Nachdem an diesem Aufschluss nur gefrit- cher Rhyolith-Massives im Schichtprofil des seiner Entstehungsge- tete aber leider keine Sedimentgesteine Saar-Nahe-Beckens schichte (Teil 2) mit sichtbaren Einschmelzungs-Einwir- Nachdem BURKHART (1826: Fig. 5) auf den in kungen entdeckt werden konnten, der West-Umrandung des „Porphyrs“ am 5. Bei der vermeintlichen „Kurparkverwer- erscheint es angebracht, eine solche Rotenfels steilgestellten Schichtkomplex fung“ in Bad Kreuznach handelt es sich um Gesteinsprobe aus dem Kontaktbereiche (vgl. Abb. 3 ) und REIS (1921: 10) auf die die Schlotwand eines Intrusivkörpers eines Lagerganges zum sedimentären Überschiebung an der Südwest-Umran- Gegenüber vom Kurpark in Bad Kreuznach Nebengestein, der am Burgberg von Burg dung des Rhyolithes (vgl. Abb. 4) aufmerk- grenzt am dortigen Prallhang der Nahe Lichtenberg aufgeschlossen ist, vorzustel- sam gemacht hatte, stand eigentlich fest, eine steil stehende Berührungszone das len. Die abgebildete Gesteinsprobe (vgl. dass zum einen die beiden in unterrotlie- Gestein des Rhyolith-Massives gegen Sedi- Abb. 7) stammt aus dem Kontaktbereich genden Gesteinsschichten eingeschlosse- mentgesteine des Oberrotliegenden ab. einer Kuselit- Intrusion zu den angrenzen- nen Lagergänge älter sind als der Kreuzna- Diese Berührungszone wird von STAPF & den hangenden Sedimentgesteinen. cher Rhyolith und dass zum andern der STRACK (1980: Abb. 6 und Seite 8) unter Kreuznacher Rhyolith bedeutend jünger Berufung auf WAGNER (1923: Abb. „Profil I, 6. Die kleinen domartigen Intrusivkörper am sein muss als das Grenzlager mit seinen Profil am Kurpark Kreuznach“) als eine Ver- Rötelstein bei Altenbamberg und die abso- Basisschichten. Leider scheinen diese bei- werfung angesprochen. Da nun der in hal- lute Altersbestimmung der Rhyolith-Massi- den Publikationen, die über die relative ber Höhe an diesem Prallhang entlang ver- ve im Saar-Nahe-Bergland Altersstellung des Rhyolithes („saure Mag- laufende „Panoramaweg“ diese als sog. Rechterhand des kleinen Tälchens, das bei matite“) zu den „intermediären bis basi- „Kurpark-Verwerfung“ interpretierte Altenbamberg von Westen her in eine Tal- schen“ Intrusiv- und Effusivgesteinen samt Berührungszone quert, stellte sich bei weitung der Alsenz eintritt, stehen am Weg- den zugehörigen Sedimentgesteinen infor- näherem Hinsehen heraus, dass sich hier rand (vgl. Abb. 8) kleine domartige zum mierten, zunächst einmal für längere Zeit (vgl. Abb. 5) Rhyolith und gefrittete, also Rhyolith-Massiv gehörende Intrusivkörper von der geologischen Forschung unbeach- durch Hitzeeinwirkung gehärtete Sedi- an. tet geblieben zu sein. So hat FALKE, der (vgl. mentgesteine miteinander verzahnen. Aus einer „Zone mit frischen Biotiten“, die BANK 1970: 5-7) seit dem Jahre 1948 als Folglich kann es sich bei dieser vermeintli- ORLIAC und SCHÄFER hier am Rötelstein vor- außerordentlicher und ab dem Jahre 1951 chen Verwerfung zwischen dem Rhyolith fanden, stammt übrigens auch die als ordentlicher Professor am Geologischen und dem Nebengestein nur um die Schlot- Gesteinsprobe, welche die beiden genann- Institut der Uni Mainz tätig war, und u. a. wand eines Intrusivkörpers handeln. ten Geowissenschaftler (vgl. ORLIAC & SCHÄ- (vgl. KUTSCHER 1970: 8-10) zahlreiche Publi- Nachdem diese an die Schlotwand angren- FER 1969) für eine Altersbestimmung des kationen über das saarpfälzische Rotliegen- zenden Sedimentgesteine zu den „Kreuz- Kreuznacher Rhyolithes benötigten. Das de verfasst hat, den Entstehungszeitraum nacher Schichten“ gehören, drangen also ermittelte „Rubidium-Strontium-Alter“ der „Porphyr-Massive“ (vgl. FALKE 1964: 49 nach der Ablagerung dieser Sedimentge- ergab den Wert von 272 Millionen Jahren und 1974: 11) an die Wende vom Unterrot- steine noch rhyolithische Gesteinsschmel- mit einer beiderseitigen Schwankungsbrei- liegenden zum Oberrotliegenden datiert. zen in die höchsten Sedimentgesteins- te von 7 Millionen Jahren. Nach den für die Der Mainzer Geologe und FALKE-Schüler schichten des Oberrotliegenden ein. drei Rhyolith-Massive festgestellten Alters- LORENZ, der auf die Publikation von REIS Folglich ist der Kreuznacher Rhyolith werte (vgl. ORLIAC & SCHÄFER 1969: 250) (1921) aufmerksam geworden war, publi- bedeutend jünger als von LORENZ (1973) geordnet, verfügt das Nohfelder Rhyolith- zierte, wie bereits vermerkt, im Jahre 1973 angenommen, der selbigen in die Zeit nach Massiv über ein Alter von rund 278 Mil l. Jah- die Ergebnisse von Kartierungen in der Süd- den Grenzlager-Ergüssen datierte. Anläss- ren, das Kreuznacher Rhyolith-Massiv über umrandung des Rhyolith-Massives, die lich einer erdgeschichtlichen Wanderung ein Alter von rund 272 (+ / - 7) Millionen Jah- dann auch die von REIS (1921) festgestellte (POLLICHIA-Exkursion der Kreisgruppe ren und das Donnersberger Rhyolith-Massiv Existenz einer Überschiebung b ei Alten- Bad Kreuznach vom 22.10.2011) um die über ein Alter von rund 253 (+ / - 10) Millio- bamberg bestätigten. Bezüglich der Alters- Kauzenburg bot es sich dann auch an, den nen Jahren. stellung der Rhyolith-Intrusion kam der Versuch zu unternehmen weitere Bereiche Mainzer Geologe zu dem Schluss (vgl. POLLICHIA- KURIER 34 (4) –2018 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 17

Rhyolith-Massiv, Lemberg und Bauwald). Dann folgten effusive Decken, die man frü- her als Grenzlager bezeichnete.“ Nach dem Gelände-Befund am Prallhang der Nahe bei Bad Kreuznach zu urteilen, wo im Kontakt zur Schlotwand einer Rhyolith-Intrusion anstehende Sedimentgesteine des höheren Oberrotliegenden (sog. Sponheimer Schich- ten) eingeschmolzen und gefrittet wurden, war der Rhyolith-Vulkanismus zu diesem Zeitpunkt noch aktiv. Somit hat, wie bereits angedeutet, die Platznahme der Kreuzna- cher Rhylith-Intrusion lange Zeit nach den Deckenergüssen des Grenzlagers begon- nen und bis in das höchste Oberrotliegende hinein angedauert. Wenn sich die Platznahme der Kreuznacher Rhyolith-Intrusion nachweislich über einen langen geologischen Zeitraum erstreckte, dann dürfte letzteres auch auf die beiden anderen großen Rhyolith-Massive zutref- fen. Folglich gelten die von ORLIAC & SCHÄFER (1969: 250) ermittelten Alterswerte nur für den jeweiligen speziellen Bereich der Intru- sion, dem die entsprechende Probe ent- nommen wurde.

2. Die Nahe-Caldera und das Kreuznacher Rhyolith-Massiv Auf die Existenz einer sog. Nahe-Caldera hat KRUPP (1984), der sich (vgl. KRUPP 1981) im Rahmen eines von der Deutschen For- schungsgemeinschaft geförderten Projek- tes zur Untersuchung pfälzischer Quecksil- bervorkommen intensiv mit der Geologie des Saar-Nahe-Berglandes beschäftigte, Abb. 5: Sedimentgesteine der sog. Sponheimer Schichten in der Kontaktzone zur aufmerksam gemacht. Nach seinen For- Rhyolith-Intrusion. Nur wenige Meter von den aufragenden rötlichen Felsen der schungs-Ergebnissen nahm die Caldera-Bil- Rhyolith-Intrusion entfernt ist an der Wegböschung die Kontaktzone zwischen den dung , wie bereits angedeutet, mit der För- Sedimentgesteinen und dem Rhyolith aufgeschlossen. Unter einer anstehenden der ung großer Mengen rhyolithischer Tuffe Schicht eines gefritteten grünlichen Siltsteins lagert ein in sich stark gegliedertes grau- und dem gleichzeitigen Einsinken des es Rhyolithgestein. Bei der Platznahme der Rhyolith-Intrusion wurden die an die Daches der entleerten Magma-Kammer Schlotwand angrenzenden Schichten aus Sedimentgesteinen von der aufsteigenden entlang von Ringbrüchen ihren Anfang. Bei Gesteinsschmelze zerstückelt, wobei die entstandenen Gesteinstrümmer mitge- diesen initialen explosiven Ausbrüchen kam schleppt und eingeschmolzen oder, wie an der Schlotwand geschehen, gefrittet wur- es auch im weiten Umfeld des Förderschlo- den. Durch die mit Hammer und Meißel an den anstehenden grünlichen gefritteten tes zur Ablagerung von rhyolithischen Siltsteinen der Schlotwand und an dem sich damit verzahnenden grauen rhyolithi- Ignimbriten. In die Magma-Kammer nach- schen Gestein angebrachten Abschlagflächen wurde es möglich, diese beiden strömende Gesteinsschmelze bewirkte die Gesteinsarten entsprechend kenntlich zu machen. Partien aus dunkelgrauem Rhyo- Anhebung bzw. die Aufdomung des Calde- lith kommen übrigens, wie bereits erwähnt, auch im Basisbereich des Rhyolith-Stein- ra-Bodens. An diesem Vorgang der Aufdo- bruches bei Traisen vor. mung beteiligten sich zunächst vier Intrusio- nen. Auch weiterhin kamen Tuffe und LORENZ 1973: 153), dass die Rhyolith-Intrusi- entstanden an der Wende Unter/ Oberrot- Ignimbrite zur Ablagerung, während der on und die Überschiebung zeitgleich sind liegendes. LORENZ (1973,39) ist jedoch der Kreuznacher Rhyolith späterhin im östlichen und dass der Rhyolith somit viel jünger sein Ansicht, dass es wesentlich jünger und größ- Teil der Ringbruchzone intrudierte. Die über- muss als die in diese Überschiebung einbe- tenteils effusiv sei.“ Der ehemaliger FALKE - aus kompliziert abgelaufene Entstehung zogene Lavadecke der Grenzlagerzeit. Der Schüler und spätere Landesgeologe ATZ- der Nahe-Caldera, die hier in einer kürzest Landesgeologe GEIB (vgl. GEIB & HEYL BACH, der seine Dissertation aus dem Jahre möglichen Form beschrieben wurde, führt 1974: 23/24) kommentiert dann anlässlich 1953 über das Blatt Kusel in gekürzter Form KRUPP (1984) auf einen postulierten „Batho- einer Exkursion die Frage nach der Alters- im Jahre 1955 v eröffentlichte, schätzte spä- lithen“ (also auf einem im Untergrund vor- stellung des Kreuznacher Rhyolith-Massives terhin unverständlicherweise (vgl. ATZBACH handen gewesenen und zum Erdinnern hin mit den Worten: „Nach der allgem ein herr- 1983: 10) das Alter des Kreuznacher Rhyo- breiter gewordenen Magma-Körper) schenden Ansicht ist das Kreuznacher Rhyo- lith-Massives wie folgt ein: „Zuerst bildeten zurück. Wie bereits erwähnt, hat KRUPP lith-Massiv eine oberflächennahe Intrusion, sich saure intrusive Stöcke (Kreuznacher (1984) die Ergebnisse seiner Geländearbeit 18 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 34 (4) –2018 POLLICHIA- KURIER

gerungen des Hunsrücks, quer durch das Saar-Nahe-Becken zum bereits außerhalb dieses Ablagerungstroges gelegenen graniti- schen Grundgebirge im Kaiserbachtal, wo am Rande des Rheingrabens eine letzte Spur überliefert ist. Möglicherweise hatten die bei- den Geowissenschaftler HANEKE und LORENZ, also Schüler und Lehrer, Kenntnis von der bereits erwähnten erdgeschichtlichen Exkur- sion vom 19.10.2013 erhalten, bei der die Entstehung der Nahe-Caldera mit der Exis- tenz eines Heißen Fleckes in Zusammenhang gebracht wurde und die Exkursionsteilneh- mer verschiedene Zeichnungen zur Entste- hung der Nahe-Caldera durch die Aktivität eines Heißen Fleckes erhielten. Jedenfalls fin- det sich in einer Publikation der beiden genannten Geologen (vgl. HANEKE & LORENZ 2014: 256) folgende Bemerkung: „Obwohl es ziemlich gesichert ist, dass viele Flutbasalte Abb. 6: Bereich der Schlotwand in unmittelbarer Nähe zur Rhyolith-Intrusion. Bei der auf intensiven Vulkanismus initialer Hotspot- Anlage eines Weges, der als „Panoramaweg“ bezeichnet wird, galt es, einen steil zum Aktivität zurückzuführen sind, kann diese Tal hin abfallenden Felsvorsprung der Rhyolit-Intrusion passierbar zu machen. Eine Genese für das Saar-Nahe-Becken ausge- dabei im Bereich der Schlotwand beim Herausbrechen von Felsblöcken aus der Rhyo- schlossen werden. Ihre Magmengenese wird lith-Intrusion entstandene Nische ist heute mit Hangschutt verschüttet. In Richtung auf die intensive Krustenzerrung und zum Kontakt mit den Sedimentgesteinen hin endet diese von Hangschutt verfüllte dadurch verursachte Schmelzbildung in der Nische an einer saiger stehenden hellen, wohl nur lokal ausgebildeten bandartigen deshalb hochliegenden Asthenosphäre Struktur. Diese Struktur besteht aus Material von Sedimentgesteinen, das bei der unter der bis ca. 30 km verdünnten , aber vor- Platznahme der Gesteinsschmelze losgerissen, hochgeschleppt und in einem offen- her orogen verdickten variscischen Kruste bar nicht komplett eingeschmolzenen Zustand ausgewalzt wurde. zurückgeführt.“

über die Nahe-Caldera, in der nachgewiesen Gemeinsamkeiten mit der unvergleichlich Schlussbemerkungen wurde, dass es sich bei der vermeintlichen größeren rezenten Yellostone-Caldera ver- Wenn auch im Vergleich zu den Rhyolith- effusiven Rhyolith-Lava südöstlich des Rhyo- fügt (vgl. SCHULTHEISS 2016), kann letzteres als Massiven vom Donnersberg und von Nohfel- lith-Massives (LORENZ 1973) um einen Ignim- ein nicht wegzuleugnender Hinweise auf die den vom Kreuznacher Rhyolith-Massiv keine brit handelt (vgl. Abb. 5), mit Kollegen des Existenz einer Nahe-Caldera gewertet wer- entsprechende Kartierung existiert, die über Geologischen Institutes in Mainz, zu denen den. dessen Aufbau und Struktur informieren auch LORENZ gehörte, diskutiert. Im Jahre könnte, so steht jedenfalls fest, dass darin 2004 publizierten LORENZ & HANEKE eine 3. Die Nahe-Caldera und der zugehörige rot- dom- und gangförmige Intrusivkörper unter- Arbeit, die sich mit den grundlegenden Fra- liegendzeitliche Heiße Fleck schiedlichen Alters vertreten sind. Ein solcher gen aller vulkanischen Erscheinungsformen Anlässlich einer erdgeschichtlichen Exkursi- aus einem besonders harten Rhyolith beste- im Saar-Nahe-Becken befasst. Was in diesem on der POLLICHIA-Gruppe Bad Kreuznach hender gangartiger Intrusivkörper quert Zusammenhang den vermeintlichen großflä- vom 19.10.2013 in den Raum zwischen Bad unterhalb von Bad Münster am sog. „Felsen- chigen Deckererguss einer rhyolithischen Münster am Stein und Norheim wurde die eck“ das Tal der Nahe, wo eine Engstelle mit Lava (vgl. LORENZ 1973: Abb. 1 sowie GEIB & Nahe-Caldera, wie bereits vermerkt, als das steil aufragenden Uferflanken zur Ausbil- LORENZ 1974: Abb. 2 u. Abb. 3) an der Südost- Werk eines Heißen Fleckes interpretiert und dung gelangte und die dort vorhandenen flanke des Kreuznacher Rhyolith-Massives deren Entstehung und ihr jetziges Erschei- Stromschnellen darauf hindeuten, dass sich betrifft, bei der es sich, wie bereits hinrei- nungsbild anhand von entsprechenden hier ein harter Gesteinsriegel der Tiefenerosi- chend erläutert, um einen Ignimbrit (vgl. Längsschnitt-Zeichnungen durch die Erd- on der Nahe energisch widersetzt. Zusam- KRUPP 1984) handelt, so hält LORENZ im Einver- kruste erläutert. Dabei bekamen die Exkursi- men mit der Steilwand des Prallhanges am nehmen mit seinem ehemaligen Schüler und ons-Teilnehmer Informations-Blätter mit den Rotenfels und dem Prallhang mit dem Rhein- späteren Landesgeologen HANEKE (vgl. LORENZ entsprechenden Zeichnungen ausgehän- grafenstein, dem Wahrzeichen von Bad et al. 2004: 103 u. 112) weiterhin an der Deu- digt. Nachdem nun die Yellostone-Caldera Münster am Stein, verleiht auch das Felsen- tung als eine Rhyolith-Lava fest und bestreitet den Endpunkt einer langen Spur bildet, die eck dem dortigen Nahetal einen alpinen Cha- zudem (vgl. LORENZ et al. 2004: 104-106) die der zugehörige Heiße Fleck („Hot spot“) seit rakter. Existenz einer Nahe-Caldera. Leider wird bei seiner Entstehung an der Erdoberfläche hin- der diesbezüglichen Argumentation überse- terlassen hatte, stand somit im Falle der Nahe- Literatur hen, dass es sich bei der Nahe-Caldera um Caldera ganz unvermittelt die Frage nach ATZBACH, O. (1983): Geologische Karte von eine „resurgente“ Caldera handelt, von der einer möglichen zu diesem fossilen Heißen Rheinland-Pfalz 1 : 25000, Erläuterungen lediglich der Unterbau überliefert ist und folg- Fleck gehörenden Spur im Raume. Wie es sich Blatt Meisenheim. – Mainz. lich auch keine Überreste einer ehemaligen dann auch sehr rasch herausstellte (vgl. BANK,H. (1970): HORST FALKE; Abh. Hess. L.- Kraterfüllung mehr vorhanden sein können. SCHULTHEISS 2016), führt diese Spur von der Amt Bodenforsch., 56, HORST FALKE-Fest- Da es sich zwischenzeitlich herausstellte, dass rotliegendzeitlichen Wittlicher Senke, durch schrift: 5-7, Wiesbaden. diese rotliegendzeitliche Caldera über viele die gefalteten devonzeitlichen Meeresabla- BURKART, J. (1826): Geognostische Skizze der POLLICHIA- KURIER 34 (4) –2018 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 19

zum Kreuznacher Rhyolith und sedimentä- rem Oberrotliegenden nordöstlich von Bad Kreuznach, Hydrogeologie des unteren Nahegebietes, am 20. April 1974. – Ber. u. Mitt. oberrh. geol. Ver., N. F. 56: 115-124. HANEKE, J. (1987): Der Donnersberg. – POL- LICHIA-Buch Nr. 10. Bad Dürkheim. HANEKE, J. & LORENZ, V. (2014): Vulkanismus im Rotliegenden des Saar-Nahe-Beckens in der Nordpfalz (Exkursion L am 26. April 2014). – Jber. Mitt. 0berrhein. Geol. Ver., N. F. 96: 247-274. KRUPP, R. (1984): The Nahe Caldera – A Resurgent Caldera in the Permocarbonife- rous Saar Nahe Basin, SW-. – Geo- log. Rundschau 73: 981-1005. KUTSCHER, F. (1970): Schriften von HORST FALKE. – Abh. Hess. L.-Amt Bodenforsch. 56, HORST FALKE –Festschrift: 8-10, Wiesbaden. LORENZ, V. (1973): Zur Altersfrage des Kreuz- Abb. 7: In Einschmelzung begriffen gewesenes Sedimentgestein im Kontaktbereich nacher Rhyolithes unter besonderer Berück- zu einer Kuselit-Intrusion. Nach der Platznahme der Kuselit-Intrusion, von der die Kon- sichtigung der Stratigraphie und Überschie- taktzone zu den schwach gefritteten Sedimentgesteinen aufgeschlossen ist, kam der bungstektonik in seiner südlichen Nachschub an Gesteinsschmelze zum Stillstand, weswegen das in der unmittelbaren Umrandung (Saar-Nahe-Gebiet, SW- Kontaktzone eingeschmolzene Sedimentgestein nicht mehr weitertransportiert Deutschland). – N. Jb. Geol. Paläont. Abh., wurde und somit ein spezielles Stadium des stattgefundenen Einschmelzungsprozes- 142, 2: 139-164. ses überliefert blieb. Dieser Querschnitt durch die Kontaktzone einer Kuselit-Intrusion LORENZ, V. & HANEKE, J. (2004): Relationship zu den Sedimentgesteinen zeigt, dass sich die geringfügig plastisch verformten, dunk- between diatremes, dykes, sills, lacoliths, len tonig-siltigen Sedimentgesteine in einer scharfen, wenn auch unregelmäßig ver- intrusive-extrusive domes, lava flows, and laufenden Trennlinie von dem gelblichgrau gefärbten magmatischen Gestein abset- tephra deposits with unconsolidated water- zen. Dieses graugelbe Gestein kristallisierte also aus einer an eingeschmolzenen Sedi- saturated sediments in the late Variscan mentgesteinen bestehenden Gesteinsschmelze aus. Vermutlich, durch letzte gering- intermontane Saar-Nahe-Bassin, SW Ger- fügige Transportbeanspruchung bedingt, wurde die hier im Stadium der Erstarrung many. – Physical Geolocy of High-Level Mag- befindliche, aus eingeschmolzenem sedimentärem Nebengestein bestehende, stark matic Systems, Geological Society, London, abgekühlte Gesteinsschmelze zerstückelt und abgerollt. Die aus eingeschmolzenen Special Publications (eds. BREITKREUZ, C. & Sedimentgesteinen bestehende Gesteinsschmelze verfügte also nach ihrer Erstarrung PETFORD, N.), 234: 75-124, London. über eine gelblichgraue Farbe. Übrigens besitzen alle Bereiche dieser Kuslit-Intrusion, MESCHEDE, M. (2015): Geologie Deutsch- die aus einer Gesteinsschmelze mit einem hohen Anteil an eingeschmolzenen Sedi- lands, ein prozessorientierter Ansatz. – Ber- mentgesteinen auskristallisiert sind, eine gelblichgraue Farbe. Dieses Foto gehörte, lin, Heidelberg neben anderen Fotos von dieser Kuselit-Intrusion, zu einem Diavortrag mit dem Titel MINNING, M. E. & LORENZ, V. (1983): Rotlie- „Der Burgberg von Burg Lichtenberg und seine Umgebung, ein einzigartiges Freilicht- gend-Ignimbrite in der Prims-Mulde (Saar- museum der Erdgeschichte (Erdkruste und Oberflächenrelief)“, der am 26.2.2005 auf Nahe-Senke/ Südwestdeutschland). – dem Veranstaltungsprogramm der POLLICHIA-Gruppe Kusel stand. Nachdem die Mainzer geowiss. Mitt., 12: 261-290, Kontaktzonen von Gesteinsschmelzen zu den Sedimentgesteinen im Saar-Nahe-Berg- Mainz. land bislang keine nähere Beachtung gefunden hatten, wurde anlässlich der erdge- MÜLLER, G. (1982): Der saure permische Vul- schichtlichen Tagung vom 30.9.2011 in Bad Dürkheim (POLLICHIA-Museum) einem kanismus im N-Saarland. – Saarland, Experten für den Vulkanismus im Saar-Nahe-Becken dieses Foto überreicht, der dann Herausgeber: Vereinigung der Freunde der auch bestätigte, einen solchen Befund noch nie gesehen zu haben. Mineralogie und Geologie e. V.: 67-96, Göt- tingen. Gebirgsbildungen des Kreises Kreuznach FRECHEN, J. (1967): Das Magma; S. 1-45; In: ORLIAC, J. & SCHÄFER, K. (1969): Das Rubidi- und einiger angrenzender Gegenden der BRINKMANN, R. (Hrsg.): Lehrbuch der Allgemei- um-Strontium-Alter unterpermischer Rhyo- ehemaligen Pfalz; Das Gebirge in Rhein- nen Geologie, Band 3, Stuttgart. lithe des Saar-Nahe-Gebiets. – N. Jahrbuch land=Westphalen, Vierter Band: 142-219, GEIB, K.W. & HEYL (1974): Exkursion in die f. Geologie und Paläontologie, Monatshef- Bonn. Umgebung von Bad Münster am Stein – te, Jahrgang 1969: 246-252. DREYER, G., FRANKE, W. & STAPF, K. R. G. (1983): Ebernburg am 16. April 1974 (Heilquellen- REIS, O. M. (1921): Die Umgebung des Lem- Geologische Karte des Saar-Nahe-Berglan- geologie, Rhyolith des Kreuznacher Massivs bergs und des Bauwalds zwischen Münster a. des und seiner Randgebiete 1 : 100 000, und Morphologie; Rotenfels). – Jber. u. Mitt. Stein, Altenbamberg und Odernheim. – Son- Mainz oberrh. Geol. Ver., N. F. 56: 21-25. derdruck aus den Geognost. Jahresheften FALKE, H. (1964): Zur Tektonik des Rotliegen- GEIB, K. W. & SONNE, V. (1974): Exkursion in 1918/19, XXXI./XXXII. Jahrgang: 299-348, den im Saar=Nahegebiet. – Jber. U. Mitt. das Nahe-Bergland und in die Randgebiete mit Beiträgen von M. SCHUSTER. oberrh. geol. Ver., N. F. 46: 35-54. des westlichen Mainzer Beckens am 18. RITTMANN, A. (1981): Vulkane und ihre Tätig- FALKE, H. (1974): Das Rotliegende des Saar- April 1974. – Jber. u. Mitt. oberrh. geol. Ver., keit. – Stuttgart. Nahe-Gebietes. – Jber. u. Mitt. oberrh. geol. N. F. 56: 35-46. SCHMINCKE, H.-U. (2010): Vulkanismus. – Ver., N. F. 56: 1-14, Stuttgart. GEIB, K.,W. & LORENZ, V. (1974): Exkursion Darmstadt. 20 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 34 (4) –2018 POLLICHIA- KURIER

SCHULTHEISS, Kh. (1974): Ein bemerkenswerter Großaufschluß im saarpfälzischen Rotlie- genden („Grenzlagergruppe“) bei Freisen. – Westricher Heimatblätter, Heimatkundl. Mitt. aus dem Kreis Kusel, n. F., Jg. 5, Nr. 2: 47- 73, Weißenthurm. SCHULTHEISS, Kh. (2016): Die Nahe-Caldera (Rotliegend-Zeit, Saar-Nahe-Becken, der zugehörige Heiße Fleck und die von ihm hin- terlassene Spur. – POLLICHIA-Kurier, Jg. 32, Heft 3, S. 21-23 . STAPF, K. R. G. & STRACK, D. (1980): Zur Tekto- nik der nordöstlichen Nahe-Mulde im Raum Bad Kreuznach. – Oberrhein. Geol. Abh. 29: 29-50. WAGNER, W. (1923): Die Lagerungsverhältnis- se am Westufer des Mainzer Beckens bei Bad Kreuznach und die Kochsalzquellen von Bad Kreuznach und Bad Münster am Stein. – Notizblatt des Vereins für Erdkunde und der Abb. 8: Teilansicht von einem kleinen domartigen Intrusivkörper am „Rötelstein“ Hessischen Geologischen Landesanstalt zu westlich von Altenbamberg Dieser kleine aus rötlichem Rhyolith bestehende, an er Darmstadt, V. Folge, 6. Heft: 76-162. Böschung eines Waldweges aufgeschlossene Intrusivkörper verfügt übrigens über eine auffallende Ähnlichkeit mit demjenigen am Rotenfels. Auch im vorliegenden Karlheinz Schultheiß, Bad Kreuznach Falle ist der domartige, wenn auch recht kleine Intrusivkörper von einer schon zu (Stadtteil: Bad Münster am Stein/ einem früheren Zeitpunkt in Erstarrung übergegangenen und daher auch von einer Ebernburg) intrusionstektonisch geringfügig beanspruchten Ummantelung eines rhyolithischen Gesteins umgeben. AK Insektenkunde

Schmetterlinge in der malige Nike-Militärstation mit dem auf der Wald über viele Jahrzehnte an dieser Stelle ehemaligen Nike-Station Topographischen Karte von 2007 als unterbrochen, und es stellte sich eine Vege- „Dürre Eichen“ bezeichneten Flurnamen. tation des Offenlandes ein. Etwa drei Kilometer südlich von Haßloch Bedingt durch die Nutzung zur Lagerung findet sich am Südrand des Waldes die ehe- von Munition und Militärgeräten blieb der Tab. 1: Anzahl der Schmetterlinge der ehemaligen Militärstation bei Haßloch ihre Verteilung auf die verschiedenen Familien oder Gruppen.

„Kleinschmetterlinge“ 38 Asselspinner (Limacodidae) 1 Bärenspinner (Arctiidae) 10 Eulenfalter (Noctuidae) 43 Eulenspinner (Thyatiridae) 4 Glucken (Lasiocampidae) 5 Holzbohrer (Cossidae) 1 Kahneulchen (Nolidae) 2 Prozessionsspinner (Thaumetopoeidae) 1 Schwärmer (Sphingidae) 5 Sichelflügler (Drepanidae) 5 Spanner (Geometridae) 55 Tagfalter 27 Trägspinner (Lymantriidae) 3 Wurzelbohrer (Hepialidae) 2 Abb. 1: Der wunderschöne De Geers Langhornfalter (Nemophora degeerella [L., Zahnspinner (Notodontidae) 6 1758]) ist so benannt wegen der überaus langen Fühler, die den Mitgliedern der Schmetterlings-Familie eigen sind, wenn auch nicht so sehr wie bei dem hier abgebil- Summe Schmetterlinge 208 deten Männchen. POLLICHIA- KURIER 34 (4) –2018 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 21

Tab. 2: Die auf der ehemaligen Militärstation bei Haßloch in den Jahren 2009-2018 nachgewiesenen Schmetterlinge. Wissenschaftlicher Artname Deutscher Artname Status Rote Liste Rhl.-Pfalz Nachtfalter Abrostola tripartita Silbergraue Nessel-Höckereule - Acentria ephemerella - Acronicta leporina Woll-Rindeneule - Acronicta megacephala Großkopf-Rindeneule - Acronicta rumicis Ampfereule - Aethalura punctulata Grauer Erlen-Rindenspanner - Abb. 2: Unauffällige geflügelte Agriphila inquinatella - Schmuckstücke auf dem Gelände der Agrotis exclamationis Ausrufungszeichen - früheren Nike-Station: Rotbraunes Anarta myrtilli Heidekrauteulchen 3 Ochsenauge (Pyronia tithonus), Antonechloris smaragdaria Smaragdspanner 3 Apamea ophiogramma Schlangenlinien-Grasbüscheleule V Aplocera plagiata Großer Johanniskraut-Spanner - Apoda limacodes Großer Schneckenspinner - Apotomis betuletana - Archips oporana Kiefernnadelwickle - Archips xylosteana - Aterpia corticana - Atolmis rubricollis Rotkragen-Flechtenbärchen 3 Autographa gamma Gamma-Eule - Axylia putris Putris-Erdeule - Cabera exanthemata Braunstirn-Weißspanner - Abb. 3: ... der Kleine Feuerfalter (Lycae- Cabera pusaria Weißstirn-Weißspanner - na phlaeas), Calophasia lunula Möndcheneule - Campaea margaritata Perlglanzspanner - Camptogramma bilineata Ockergelber Blattspanner - Catoptria falsella - Catoptria permutatellus - Chiasmia clathrata Gitterspanner - Choristoneura lafauryana - Chortodes extrema Weißgraue Sumpfgraseule 3 Clostera curtula Erpelschwanz-Rauhfußspinner - Colostygia pectinataria Prachtgrüner Bindenspanner - Comibaena bajularia Pustelspanner 3 Abb. 4: ... der Purpurstreifen-Zwerg- Cosmia trapezina Trapezeule - spanner (Idaea muricata), Cossus cossus Weidenbohrer - Crambus lathoniellus - Crambus pascuella - Crambus perlella - Crambus pratella - Cybosia mesomella Elfenbein-Flechtenbärchen - Cyclophora pendularia Grauer Gürtelpuppenspanner 2 Cyclophora punctaria Gepunktet. Eichen-Gürtelpuppen- spanner - Deilephila elpenor Mittlerer Weinschwärmer - Deltote bankiana Silbereulchen V Deltote uncula Ried-Grasmotteneulchen 3 Dendrolimus pini Kiefernspinner - Abb. 5: ... der Smaragdspanner (Anto- Drepana curvatula Erlen-Sichelflügler 3 nechloris smaragdaria) Drepana falcataria Heller Sichelflügler - Dypterygia scabriuscula Dunkle Knötericheule V Ecliptopera silaceata Braunleibiger Springkrautspanner - Ectropis crepuscularia Zackenbindiger Rindenspanner - Eilema complana Gelbleib-Flechtenbärchen - Eilema depressa Nadelwald-Flechtenbärchen - Eilema sororcula Dottergelbes Flechtenbärchen - Ennomos alniaria Erlen-Zackenrandspanner - Epinotia ramella - Eratophyes amasiella Birken-Faulholzmotte - Abb. 6: ... der Zweifarbige Doppellini- en-Zwergspanner (Idaea degeneraria), 22 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 34 (4) –2018 POLLICHIA- KURIER

Euchoeca nebulata Erlengebüsch-Spanner - Eudonia mercurella - Eupithecia assimilata Hopfen-Blütenspanner - Eupithecia goossensiata Heidekraut-Blütenspanner 3 Eupithecia nanata Heidekraut-Blütenspanner - Eupithecia selinata Silgen-Blütenspanner 1 Eupithecia semigraphata Feldthymian-Blütenspanner 3 Eupithecia tripunctaria Dreipunkt-Blütenspanner - Euplagia quadripunctaria Spanische Flagge, Russischer Bär - Euplexia lucipara Gelbfleck-Waldschatteneule - Euproctis similis Schwan - Abb. 7: ... die Seladoneule (Moma alpi- Euthrix potatoria Trinkerin, Grasglucke - um), Evergestis extimalis Rübsaatpfeifer - Evergestis forficalis Kohlzünsler - Falcaria lacertinaria Birken-Sichelflügler V Geometra papilionaria Grünes Blatt - Gluphisia crenata Pappelauen-Zahnspinner V Habrosyne pyritoides Achat-Eulenspinner - Hedya nubiferana Grauer Knospenwickler - Heliomata glarearia Steppenheiden-Gitterspanner 2 Hemaris fuciformis Hummelschwärmer 2 Hepialus humuli Hopfen-Wurzelbohrer - Hoplodrina ambigua Hellbraune Staubeule - Hoplodrina octogenaria Gelbbraune Staubeule - Abb. 8: ... der Hopfen-Blütenspanner Hylaea fasciaria Zweibindiger Nadelwald-Spanner - (Eupithecia assimilata), Hyloicus pinastri Kiefernschwärmer - Hypatopa binotella - Hypena proboscidalis Nessel-Schnabeleule - Hypomecis punctinalis Aschgrauer Rindenspanner - Hypomecis roboraria Großer Rindenspanner V Idaea aversata Breitgebänderter Staudenspanner - Idaea degeneraria Zweifarbig. Doppellinien-Zwerg- spanner 3 Idaea dimidiata Braungewinkelter Zwergspanner V Idaea humiliata Braunrandiger Zwergspanner V Idaea muricata Purpurstreifen-Zwergspanner V Idaea rufaria Rötlicher Trockenrasen- Abb. 9: ... der Ockergelbe Blattspanner Zwergspanner 3 (Camptogramma bilineata), Idaea rusticata Südlicher Zwergspanner - Idaea straminata Olivgrauer Doppellinien- Zwergspanner V Idaea subsericeata Graulinien-Zwergspanner V Ipimorpha subtusa Pappel-Blatteule 3 Jodis lactearia Laubwald-Grünspanner 2 Lacanobia contigua Pfeilflecken-Kräutereule - Lacanobia oleracea Gemüseeule - Lasiocampa quercus Eichenspinner - Lasiocampa trifolii Kleespinner - Laspeyria flexula Sicheleule - Ligdia adustata Pfaffenhütchen-Harlekin - Lomaspilis marginata Schwarzrand-Harlekin - Abb. 10: ...... der Silgen-Blütenspanner Lomographa bimaculata Zweifleck-Weißspanner - (Eupithecia selinata) Lygephila pastinum Nierenfleck-Wickeneule V Lymantria dispar Schwammspinner - Macaria alternata Dunkelgrauer Eckflügelspanner - Macaria liturata Violettgrauer Eckflügelspanner - Macaria notata Hellgrauer Eckflügelspanner - Macroglossum stellatarum Taubenschwänzchen I Malacosoma neustria Ringelspinner - Meganola strigula Ungebändertes Eichen-Kleinbärchen3 Mesoligia furuncula Trockenrasen-Halmeulchen - Miltochrista miniata Rosen-Flechtenbärchen - Mimas tiliae Lindenschwärmer - Moma alpium Seladoneule V Abb. 11: ... das Grüne Blatt (Geometra papilionaria), POLLICHIA- KURIER 34 (4) –2018 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 23

Mythimna albipuncta Weißpunkt-Graseule - Mythimna ferrago Kapuzen-Graseule - Mythimna pallens Bleiche Graseule - Mythimna unipuncta Wandernde Schilfgraseule I Nascia cilialis - Nemophora degeerella De Geers Langhornfalter - Noctua comes Breitflügelige Bandeule - Noctua fimbriata Bunte Bandeule - Noctua pronuba Hausmutter - Nola cucullatella Hecken-Kleinbärchen D Nomophila noctuella Wanderzünsler - Abb. 12: ... der Achat-Eulenspanner Notocelia rosaecolana - (Habrosyne pyritoides), Notodonta dromedarius Dromedar-Zahnspinner - Notodonta ziczac Zickzack-Zahnspinner - Ochropacha duplaris Zweipunkt-Eulenspinner - Ochropleura plecta Hellrandige Erdeule - Oecophora bractella - Oligia fasciuncula Moorwiesen-Halmeulchen V Oncocera semirubella - Orgyia antiqua Schlehen-Bürstenspinner - Ostrinia nubilalis Maiszünsler - Oxyptilus chrysodactyla - Pammene fasciana Früher Kastanienwickler - Paracolax tristalis Trübgelbe Spannereule - Abb. 13: ... der Zickzack-Zahnspinner Parapoynx stratiotata Wasseraloe-Zünsler - (Notodonta ziczac), Parascotia fuliginaria Pilzeule 3 Pelosia muscerda Erlenmoor-Flechtenbärchen 3 Peribatodes rhomboidaria Rauten-Rindenspanner - Perizoma alchemillata Hohlzahn-Kapselspanner - Pheosia gnoma Birken-Zahnspinner - Phiaris umbrosana - Philereme transversata Großer Kreuzdornspanner 3 Phlyctaenia perlucidalis - Phragmatobia fuliginosa Zimtbär - Plagodis dolabraria Hobelspanner - Pleuroptya ruralis Nesselzünsler - Pleurota bicostella - Abb. 14: ... der Gelblichweiße Klein- Protodeltote pygarga Waldrasen-Grasmotteneulchen - spanner (Scopula floslactata), Ptycholoma lecheana - Pyrausta aurata Goldzünsler - Pyrausta purpuralis Purpurroter Zünsler - Rheumaptera undulata Wellenspanner V Rivula sericealis Seideneulchen - Rusina ferruginea Dunkle Waldschatteneule - Scopula floslactata Gelblichweißer Kleinspanner - Scopula immorata Marmorierter Kleinspanner - Scopula rubiginata Violettroter Kleinspanner - Scotopteryx luridata Braungrauer Wellenstriemenspanner - Spatalia argentina Silberfleck-Zahnspinner 2 Spilosoma lutea Gelber Fleckleibbär - Abb. 15: ... die Spanische Flagge (Eupla- Tethea or Pappel-Eulenspinner - gia quadripunctaria) als Raupe Thalpophila matura Gelbflügel-Raseneule V Thaumetopoea processionea Eichenprozessionsspinner 2 Thera obeliscata Zweibrütiger Kiefern-Nadelholz- spanner - Thera variata Veränderlicher Nadelholzspanner - Thyatira batis Rosen-Eulenspinner, Roseneule - Triodia sylvina Ampfer-Wurzelbohrer - Watsonalla binaria Zweipunkt-Sichelflügler - Watsonalla cultraria Buchen-Sichelflügler - Xanthorhoe ferrugata Dunkler Rostfarben-Blattspanner - Xestia c-nigrum Schwarzes C - Xestia ditrapezium Trapez-Bodeneule - Abb. 16: ... und schließlich noch ein Tag- Ypsolopha nemorella falter, der Kurzschwänzige Bläuling (Cupido argiades). 24 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 34 (4) –2018 POLLICHIA- KURIER

Tagfalter und Dickkopffalter ner, Rötlicher Trockenrasen-Zwergspanner, Vanessa atalanta Admiral - Smaragdspanner, Steppenheiden-Gitter- Anthocharis cardamines Aurorafalter - spanner und der Zweifarbiger Doppellinien- Thymelicus sylvestris Braunkolbiger Braun-Dickkopf- Zwergspanner als hervorzuhebende Arten falter - trockener Magerflächen zu nennen sind. Brenthis daphne Brombeer-Perlmutterfalter G Die gefährdeten Arten Ried-Grasmotten- Polygonia c-album C-Falter - eulchen und die Weißgraue Sumpfgraseule Vanessa cardui Distelfalter - stammen aus den Feuchtbiotopen in den Celastrina argiolus Faulbaum-Bläuling - Randbereichen des Gebietes oder sind mög- Carterocephalus palaemon Gelbwürfeliger Dickkopffalter V licherweise aus den angrenzenden Königs- Nymphalis polychloros Großer Fuchs 3 wiesen zugeflogen. Unter den Funden Pieris napi Grünader-Weißling - dominieren Arten von Wald- und Waldrand- Polyommatus icarus Hauhechel-Bläuling - biotopen, darunter sind zu nennen der Lycaena phlaeas Kleiner Feuerfalter - Erlenmoor-Flechtenbärchen, Hummel- Aglais urticae Kleiner Fuchs - schwärmer, Grauer Gürtelpuppenspanner, Aricia agestis Kleiner Sonnenröschen-Bläuling V Laubwald-Grünspanner, Silgen-Blüten- Coenonympha pamphilus Kleines Wiesenvögelchen - spanner und Silberfleck-Zahnspinner und Cupido argiades Kurzschwänziger Bläuling G unter den Tagfaltern der Große Fuchs. Araschnia levana Landkärtchenfalter - Leptidea sinapis s.l. Leguminosen-Weißling V Michael Ochse, Weisenheim am Berg Boloria dia Magerrasen-Perlmutterfalter 2 Ernst Blum, Neustadt-Gimmeldingen Maniola jurtina Ochsenauge - Norbert Scheydt, Oberotterbach Ochlodes sylvanus Rostfarbiger Dickkopffalter - Pyronia tithonus Rotbraunes Ochsenauge V Melanargia galathea Schachbrett - Thymelicus lineola Schwarzkolbiger Braun-Dickkopf- falter - Fatale Wärmeeinwirkung Inachis io Tagpfauenauge - auf die Brutzelle einer Coenonympha arcania Weißbindiges Wiesenvögelchen - Töpferwespe – Eumenes Gonepteryx rhamni Zitronenfalter - spec. – (Vespidae: Eumeni-

Durch Ernst BLUM und Michael OCHSE wur- Anzahl von Meldungen aus dem ArtenFin- nae) den fünf Lichtanlockungen zur Erfassung der seit 2011 immerhin bisher 208 Schmet- von Schmetterlingen durchgeführt (25. terlingsarten nachgewiesen werden. Ende Juli 2018 bemerkte Herr Udo WELLER die Mai/18. August 2009, 3. Juni /20. August Unter di esen wurden auch verschiedene Brutzelle einer Eumenes-Art (Eumenidae), 2011, 6. Juli 2017). Dadurch ist diese Insek- Arten der Roten Liste der Großschmetterlin- welche an einem ungewöhnlichen Unter- tengruppe zwar nicht umfänglich erfasst ge in Rheinland-Pfalz von 2014 nachgewie- grund angebaut war. Die Urne haftete am worden, jedoch konnten ergänzt durch eine sen, von denen der Heidekraut-Blütenspan- Fliegengitter (Abb. 1) eines Fensters in Harxheim (Verbandsgemeinde Zellertal). Dies war nicht der erste Versuch, denn direkt nebenan gab es weitere Nestgründungen, welche er bereits im Anfangsstadium ent- fernt hatte. Das Fenster befindet sich in östlicher Rich- tung. Schon frühmorgens lag dies in voller Sonneneinstrahlung. In dieser ungewöhnlich lange anhaltenden Schönwetterperiode stie- gen die Höchsttemperaturen auf 35° Celsius und mehr. Um sich gegen die anbahnende Hitze zu wappnen, hatten die Bewohner all- täglich am zeitigen Morgen den Rollladen herabgelassen. Bis zum Nachmittag blieb der Laden verschlossen. Die Urne lag nun folglich außerhalb der direkten Sonneneinstrahlung und befand sich in dem schmalen, zeitweise stark aufgeheizten Zwischenraum. Am 8. August habe ich die Brutzelle abgelöst, um unter kontrollierten Bedingungen die Identität der Eumenidae festzustellen. Beim Abb. 16: Ein Bewohner lichter Wälder mit Eichenunterwuchs ist der bizarre Silber- Ablösen blieb der Urnenboden an der fein- fleck-Zahnspinner (Spatalia argentina[[D & S], 1775]). Er legt seine Eier dort an nied- maschigen Kunststoffgaze hängen. Dadurch rigen Eichenbüschen ab. Da diese Bedingungen in der Vorderpfalz noch vor allem in war der Einblick in das Zelleninnere möglich. den lichten Kiefernwäldern gegeben sind, hat er hier viele Vorkommen. Daneben Im Inneren befanden sich vier völlig vertrock- kommt er in Rheinland-Pfalz nur im Nahetal in einem eng begrenzten Bereich vor. nete Schmetterlingsräupchen un-bekannter POLLICHIA- KURIER 34 (4) –2018 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 25

erwachsene Eumenes-Larve das Zelleninne- re mit einem wasserabweisenden Sekret aus. Im Regelfall findet die Entwicklung ein- jährig statt. Das bedeutet, dass die Eume- nes-Larve den Winter überliegt und sich erst im Folgejahr, bei ansteigenden Temperatu- ren, verpuppt. Gleich danach findet auch der Schlupf statt, wobei sie mit den Mandi- beln die Wand der Urne öffnet und die Brut- stätte verlässt.

Abschließende Bemerkungen zur Brut- platzwahl und zur begonnen Entwick- lung l Das Eumenes-Weibchen hatte einen äußerst ungewöhnlichen Brutplatz ausgewählt, denn die Urne hebt sich sehr deutlich von der Umgebung ab. Sie befindet sich direkt auf dem Prä- Abb. 1: Brutzelle (Urne) der Töpferwespe Eumenes spec. an einem Fliegengitter. sentierteller für Nahrung suchende Nach der Versorgungsphase wird der „Kragen“ abgetragen und der Eingang ver- Vögel. schlossen. Harxheim (VG Zellertal), 23. Juli 2018. (Foto: U. Weller) l Die sich im Zwischenraum – zwischen Fenster und Rollladen – entwickelnde Artzugehörigkeit. An einem der Räupchen Hinweis zur Erstellung von Brutzel- Stauwärme ließ die eingetragenen haftete – ebenfalls vollkommen eingetrock- len von Faltenwespen der Gattung Schmetterlingsräupchen (Larvenfut- net – die Larve einer Eumenes-Art. In der Urne Eumenes ter) und das Eumenes-Lärvchen selbst lagen weitere, geschrotete Überbleib- Nach dem Anfertigen der filigr anen Urne, äußerst rasch eintrocknen. Dies muss sel, v. a. unverdauliche Kopfkapseln von welche aus Löss-Lehm geformt wird, erfolgt innerhalb kurzer Zeit geschehen sein, unterschiedlichen Schmetterlingsräupchen. die Eiablage. Hierbei führt die Wespe den denn im Regelfall sind die Räupchen Im Nachhinein konnte die Identität der Hinterleib in die Öffnung ein und heftet ein erst nach ca. einer Woche vollständig Erbauerin nicht festgestellt werden. Auch das Ei an die Zellendecke. Danach erfolgt im aufgezehrt. Ausschließen von brutbiologischen Konstan- nahen Umfeld das Aufspüren von Schmet- ten, wie sie von BLÜTHGEN (1961), SCHMID- terlingsräupchen, welche zugleich paraly- Literatur EGGER (2003), REDER (2013) und REDER & PETIT- siert werden. Die Räupchen – es werden ca. BLÜTHGEN, P. (1961): Die Faltenwespen Mit- JEAN (2015) angeführt werden, erbrachten 4-6 Stück eingetragen – werden anschlie- teleuropas. – Abhandlung der Deutschen keine schlüssigen Erkenntnisse. Demzufolge ßen in der Brutzelle als Larvenfutter depo- Akademie für Wissenschaft zu Berlin – Klas- könnte/müsste es sich bei der Faltenwespe niert. Abschließend wird der „Kragen“ der se Chemie, Geologie, Biologie 2: 1-251. Ber- um Eumenes coarctatus (LINNAEUS), Eumenes Urne abgetragen und die Öffnung mit lin. papillarius (CHRIST) (Abb. 2) oder Eumenes einem Verschlusspfropfen des gleichen Bau- REDER, G.(2013): Erkenntnisse zur Brutplatz- pedunculatus (PANZER) gehandelt haben. materials verschlossen. Nach dem Aufzeh- wahl der Faltenwespe Eumenes papillarius ren der Räupchen – was im Regelfall ca. eine (CHRIST, 1791) (Hymenoptera: Vespidae: Woche in Anspruch nimmt – kleidet die Eumeninae). – Fauna und Flora in Rhein- land-Pfalz 12 (3): 1087-1094. Landau. REDER, G. & K. PETITJEAN (2015): Die Pillenwes- pe Eumenes coronatus (PANZER) tarnt ihre Brutzellen mit Pflanzenfasern - nebst Anmerkungen zur Nistweise verwandter Arten (Hymenoptera: Vespidae, Eumeni- nae). – Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz 13 (1): 141-164. Landau. SCHMID-EGGER, C. (2003): Bestimmungs- schlüssel für die deutschen Arten der solitä- ren Faltenwespen (Eumeninae). – DJN: 54- 102. Hamburg.

Gerd Reder Am Pfortengarten 37 67592 Flörsheim-Dalsheim E-Mail: [email protected]

Abb. 2: Ein Männchen der Töpferwespe Eumenes papillarius (Christ). Flörsheim- Dalsheim, 15. Juni 2018. Foto: (G. Reder) 26 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 34 (4) –2018 POLLICHIA- KURIER

AK Meteorologie

Sommer 2018 – Heiß, Tab. 1: Klimaparameter der Monate April bis August an der Wetterstation Mannheim trocken, aber kein 2018 und 2003 im Vergleich zu den langjährigen Mittelwerten der Klimastation Pisa. Jahrhundertsommer? Mannheim 2018 April Mai Juni Juli August Mittl. tägliche Höchsttemperatur (°C) 20,6 23,7 25,9 30,0 29,0 Seit Anfang April herrscht bei uns fast durch- Mittlere Tagesmitteltemperatur (°C) 14,2 17,5 20,3 23,1 22,4 gehend sehr warmes und trockenes Wetter Mittlere tägliche Tiefsttemperatur (°C) 6,5 10,6 14,5 15,7 15,5 vor und der Sommer will auch im September Niederschlagssumme (mm) 39 70 41 37 14 noch nicht weichen. Zeit, ein zumindest vor- Tage mit Niederschlag >= 1 mm 4 9 4 4 3 läufiges Résumé zu ziehen und die Frage zu Sonnenscheindauer (h) 244 271 249 323 262 beantworten, wie außergewöhnlich die letzten Monate aus meteorologischer bzw. Pisa 1961-1990 April Mai Juni Juli August klimatologischer Sicht waren. Und vor Mittl. tägliche Höchsttemperatur (°C) 18,0 21,9 25,7 29,1 28,8 allem: Haben wir i m Südwesten nach dem Mittlere Tagesmitteltemperatur (°C) 12,7 16,2 19,9 22,9 22,8 Extremsommer 2003 und den Hitzewellen Mittlere tägliche Tiefsttemperatur (°C) 7,3 10,5 14,0 16,6 16,7 2015 einen neuen Rekordsommer erlebt? Niederschlagssumme (mm) 80 61 43 24 57 Betrachtet man die verdorrte Vegetation, Tage mit Niederschlag >= 1 mm 9,7 7,3 5,2 2,5 3,6 gewinnt man tatsächlich den Eindruck eines Sonnenscheindauer (h) 192 242 267 316 279 extremen Sommers. Auf nicht beregneten Flächen ist kaum noch etwas Grünes zu Mannheim 2003 April Mai Juni Juli August sehen, Laubbäume in den Wäldern sind Mittl. tägliche Höchsttemperatur (°C) 17,2 21,8 29,5 28,2 31,7 ungewöhnlich licht, und im Straßenbegleit- Mittlere Tagesmitteltemperatur (°C) 11,1 16,2 22,6 21,7 24,1 grün sind immer häufiger verdurstende Mittlere tägliche Tiefsttemperatur (°C) 4,5 10,2 15,8 15,0 16,4 Bäume zu erkennen. Weniger Stress erlitt Niederschlagssumme (mm) 18 87 12 28 22 nur die trockenheitsresistente Vegetation, Tage mit Niederschlag >= 1 mm 4 14 3 8 5 wie sie bei uns typischerweise auf Trocken- Sonnenscheindauer (h) 231 187 287 271 319 rasenstandorten anzutreffen ist. In weiten Teilen lässt das Landschaftsbild dieser Tage denen, die typischerweise jeden Sommer in ches Niveau auf, und der August war sogar eher an den Mittelmeerraum erinnern. Und der Toskana gemessen werden. Gleiches gilt deutlich trockener. Allerdings bildet die tatsächlich decken sich die Klimaparameter für die Sonne, die ähnlich häufig bzw. lange Gesamtniederschlagssumme nur einen Teil- von April bis August mit den typischen Ver- wie typischerweise in Pisa schien, und im aspekt hinsichtlich der Beurteilung des Wit- hältnissen Südfrankreichs oder der Toskana, Prinzip auch für den Niederschlag: Der April terungsverlaufs und dessen Wirkung auf die wie der Vergleich der Daten der Wetterstati- war in Bezug auf die Gesamtsumme sogar Natur. Fast noch wichtiger ist die Nieder- on Mannhei m mit den langjährigen Mittel- trockener als üblicherweise in der Toskana schlagsverteilung, d. h. wie häufig und mit werten der Wetterstation Pisa nahe legt (vgl. zu erwarten. Mai bis Juli wiesen ein ähnli- welcher Intensität es geregnet hat. Hier wer- Tab. 1). Die Wetterstation Mannheim befin- det sich zwar nicht direkt in der Pfalz – aber im Zentrum der historischen Kurpfalz – und ist klimatisch für den gesamten vorderpfäl- zischen Raum repräsentativ. Außerdem ist sie, mit Ausnahme der Höhenlagen (Wein- biet), im weiteren Umkreis die einzige Stati- on des Deutschen Wetterdiens tes, an der alle Klimaparameter erfasst werden. Und sie bietet aufgrund ihrer bis ins 18. Jahrhundert zurückreichenden Messreihe die Möglich- keit, den aktuellen Sommer hinsichtlich des langfristigen Klimatrends zu bewerten. Die in Tabelle 1 wiedergegebenen Mittel- und Extremwerte verdeutlichen, dass in der pfälzischen Oberrheinebene alle Monate seit Anfang April die gleichen bzw. im Früh- ling sogar noch etwas höhere Lufttempera- turen (Tagesmittelwerte und mittlere Tages- höchstwerte) wie im langjährigen Durchschnitt in Pisa aufwiesen. Auch die absoluten Maxima, die Ende Juli/Anfang Abb. 1: Klimatische Wasserbilanz und Niederschläge an der Agrarmeteorologi- August bis auf 37°C anstiegen, entsprechen schen Station Speyer im Zeitraum 1.1.2018-6.9.2018. POLLICHIA- KURIER 34 (4) –2018 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 27

Tab. 2: Anzahl der Sommertage, der Heißen Tage und absolute Maxima der Lufttem- Tage und im August drei Tage und somit in peratur der Monate April bis August an der Wetterstation Mannheim 2018 und 2003. vergleichbarer Häufigkeit wie in Pisa. Betrachtet man die Niederschlagssummen Mannheim 2018 April Mai Juni Juli August in der gesamten Pfalz (vgl. Tab. 4), fällt die Sommertage 2018 (Tx >= 25°C) 7 14 19 27 24 typische, unregelmäßige Verteilung auf. Der Sommertage 2003 (Tx >= 25°C) 2 9 27 25 28 meiste Regen fiel in den drei Sommermona- Heisse Tage 2018 (Tx >= 30°C) 0 2 3 17 16 ten im Bereich des Pfälzerwaldes, der West- Heisse Tage 2003 (Tx >= 30°C) 0 1 15 7 17 pfalz und in Teilen der südlichen Weinstraße Absolute Höchsttemperaturen 2018 28,8 31,0 31,1 36,6 36,8 mit insgesamt etwa 130-170 mm und etwa Absolute Höchsttemperaturen 2003 26,2 30,3 35,1 37,7 39,0 70-100 mm von der Vorderpfalz bis nach Rheinhessen sowie im Kreis Donnersberg. Tab. 3: Mittel- (T-Mittel) und Extremwerte (T-Max) der Lufttemperatur Juni bis Aber selbst die in Kaiserslautern von Juni bis August 2018 an Stationen des Deutschen Wetterdienstes (D), der POLLICHIA (P), der August aufsummierten 164 mm reichen Agrarmeteorologie Rheinland-Pfalz (A) und von Klima Palatina (K). Alle Angaben nicht ganz an die dortigen langjährigen Mit- in °C. telwerte (191 mm im Zeitraum der Referenz- periode1961-1990) heran und resultieren T-Mittel Jun Jul Aug Som zudem fast zur Hälfte aus einem Nieder- Mannheim (D) 20,3 23,1 22,4 21,9 schlagsereignis am 11. Juni, während dem Bad Dürkheim (P) 20,2 22,7 21,5 21,5 70,5 mm Regen in kurzer Zeit fielen. Gene- Bad Dürkheim (D) 20,4 22,9 22,0 21,8 rell summierte sich ein beträchtlicher Teil der Bad Dürkheim (A) 19,5 22,1 21,2 20,9 Regenmengen aus nur wenigen kurzen Winnweiler (P) 18,7 21,2 20,1 20,0 Starkregenereignissen im Zusammenhang Kirchheimb. (P) 18,9 21,5 20,6 20,3 mit Gewittern, welche sich vorrangig über Göllheim (P) 18,6 21,4 20,5 20,2 dem Bergland ausbildeten. An fast allen Nie- Rockenhausen (P) 18,7 20,8 19,7 19,7 derschlagsstationen in der Pfalz fiel etwa die Obermoschel (P) 18,3 20,5 19,5 19,4 Hälfte der diesjährigen Sommernieder- Kalmit (K) 16,9 20,9 19,8 19,2 schläge jeweils an nur zwei Tagen (aber nicht Maikammer (K) 20,3 22,9 22,0 21,7 überall zum gleichen Datum) und lokal sehr Römerberg (K) 21,0 23,2 22,5 22,2 unterschiedlich verteilt, wie insbesondere Speyer (A) 21,0 23,1 22,2 22,1 die maxi malen Tagessummenwerte der drei Alzey (D) 19,2 21,9 21,1 20,7 Bad Dürkheimer Stationen (POLLICHIA, Bad Bergzab. (D) 20,1 22,9 22,1 21,7 DWD und Agrarmeteorologie) verdeutli- Kaiserslautern (D) 18,8 21,4 20,2 20,1 chen (Tab. 4). Auch dies ist ein typisches Pirmasens (D) 18,2 21,2 20,1 19,4 Merkmal der Niederschlagsregime im Som- Worms (D) 20,1 22,6 21,5 21,4 merklima des Mittelmeerraumes. Solche kurzzeitigen Starkregenereignisse T-Max Jun Jul Aug Som können dabei kaum vegetationsphysiolo- Mannheim (D) 31,1 36,6 36,8 36,8 gisch wirksam werden. Einerseits wird das Bad Dürkheim (P) 32,0 37,7 37,8 37,8 Niederschlagswasser eines solchen Schau- Bad Dürkheim (D) 30,4 36,4 36,4 36,4 erereignisses im reliefierten Gelände bereits Bad Dürkheim (A) 30,7 35,8 36,2 36,2 zu einem größeren Teil oberflächlich abge- Winnweiler (P) 30,1 35,4 36,0 36,0 führt, noch bevor es im ausgetrockneten Kirchheimb. (P) 29,3 35,1 35,2 25,2 Boden versickern kann. Andererseits durch- Göllheim (P) 29,3 36,3 37,8 37,8 feuchtet auch ein Starkregen nur die oberste Rockenhausen (P) 30,2 35,2 36,3 36,3 Bodenschicht. Als Faustregel gilt, dass Obermoschel (P) 30,9 36,5 37,4 37,4 10 mm Niederschlag einen normal trocke- Kalmit (K) 27,5 32,0 32,0 32,0 nen Boden etwa 10 cm tief durchfeuchtet, Maikammer (K) 30,2 35,2 35,5 35,3 20 mm etwa 20 cm tief und so weiter. Bei Römerberg (K) 32,4 38,2 37,4 38,2 komplett ausgetrocknetem Boden wie im Speyer (A) 32,9 38,5 37,7 38,5 diesjährigen Hochsommer ist die Durch- Alzey (D) 29,5 35,3 35,3 35,3 feuchtung sogar noch weniger tiefgreifend Bad Bergzab. (D) 30,2 34,7 34,5 34,7 und effektiv. Da die kurzen Regenereignisse Kaiserslautern (D) 30,6 34,9 35,5 35,5 die Hitzeperioden nicht beendeten und die Pirmasens (D) 29,0 32,6 33,7 33,7 intensive Sonneneinstrahlung und die Worms (D) 30,2 35,8 36,0 36,0 hohen Temperaturen an den Folgetagen den Boden wieder schnell austrockneten, konnte der Regen nicht hinreichend der den Schwellenwerte als Beurteilungsmaß derpfalz in den Sommermonaten im lang- Vegetation zugute kommen. Schon nach herangezogen. Üblicherweise wird die jährigen Mittel jeweils bei 50-60 mm und im drei bis vier Tagen war auch nach den weni- Anzahl der Tage, an der eine bestimmte Nie- Pfälzerwald sowie der Westpfalz bei 60-80 gen Starkregen kaum noch hinre ichend derschlagsmenge überschritten wird – mm liegen, verteilen sich in der Regel je Restfeuchte in den Böden vorhanden, zumal unter anderem 1,0 mm und 10,0 mm Monat auf etwa 10 Tage, an denen mehr als zwischen den Regenereignissen immer wie- Tagesniederschlagssumme – betrachtet. 1 mm Regen fällt. In diesem Sommer waren der mehrtägige niederschlagsfreie Perioden Die Regenmengen, die bei uns in der Vor- es in Mannheim im Juni und Juli jeweils vier herrschten. 28 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 34 (4) –2018 POLLICHIA- KURIER

Angesichts des thermischen Verlaufs des Sommers und der unregelmäßigen Nieder- schlagstätigkeit ist das überwiegend gelb- braun dürre Landschaftsbild unseres dies- jährigen Sommers kaum verwunderlich, und noch seltenerer Regen hätte womög- lich kaum einen noch drastischeren Ein- druck in unserer Landschaft hinterlassen. Den Niederschlagsmangel verdeutlicht die in Abbildung 1 dargestellte klimatische Wasserbilanz seit Jahresbeginn für den Standort der agrarmeteorologischen Stati- on Speyer. Während aufgrund der reichli- chen Winterniederschläge noch bis in den Frühling hinein die Niederschlags- und Was- serbilanz relativ ausgeglichen war, ist seit Mai ein sich immer mehr verschärfendes Defizit erkennbar. Anfang September betrug das Niederschlagsdefizit bereits etwa 110 mm Abb. 2: Tagesmittelwerte der Lufttemperatur (°C) in Mannheim vom 1.4.2018 bis und die Klimatische Wasserbilanz erreichte zum 6.9.2018 im Vergleich zu den langjährigen Mittel- und Extremwerten im Zeit- einen Wert von -375 mm, wobei allerdings raum 1850-2016. auch in durchschnittlichen Sommern gerade in der Vorderpfalz, im Kreis Donnersberg und in Rheinhessen häufig ein Niederschlagsde- fizit herrscht. Die Wetterprognosen zum Redaktionsschluss der vorliegenden Ausga- be des POLLICHIA-Kuriers ließen auch kein Ende der trockenen Sommerwitterung vor Mitte September erkennen. Inwieweit Pflan- zen unter Wassermangel leid en, lässt sich mittels der nutzbaren Feldkapazität (nFK) angeben. Sie gibt an, wieviel pflanzenver- fügbares Wasser im Boden vorhanden ist. Bei einer nutzbaren Feldkapazität von 0 % nFK ist kein Wasser mehr im Boden vorhanden. Als kritischer Wert für das Pflanzenwachs- tum gelten ca. 40 % nFK. Nach Berechnun- gen des DWD lag im Juli die nFK im Bereich von der Vorderpfalz bis nach Rheinhessen zwischen etwa 10 % und 30 % und im August unter 10 %. Neben den geringen und sehr unregelmäßi- Abb. 3: Mittlere Sommertemperaturen (Juni-August) am nördlichen Oberrhein gen Niederschlägen waren für die Trocken- 1755 – 2018. heit im Sommer 2018 die hohen Lufttempe- raturen entscheidend. Wie Abbildung 2 verdeutlicht, lagen die Werte seit Anfang April permanent und mit einer überwiegen- den Abweichung von 3-7 K sehr deutlich über den langjährigen Mittelwerten. Nur an wenigen Tagen wurden die Mittelwerte unters chritten, was sehr ungewöhnlich ist, da auch in früheren extrem heißen Sommern wie 1947 und 2003 mehr oder weniger lange Perioden mit kühlen Tagen auftraten. Ein Grund dürfte in der ungewöhnlichen nordhemisphärischen Zirkulation zu suchen sein. So wird das Wetter in den mittleren Brei- ten – und somit auch bei uns – von einem Band starker Höhenwinde, dem sogenann- ten Jetstream, um die nördliche Hemisphäre wesentlich mitbestimmt. In den letzten Jahr- zehnten hat sich der Jetstream tatsächlich signifikant verlangsamt und ist dabei welli- Abb. 4: Jährliche Anzahl der Sommertage und der Heißen Tage in Mannheim 1843- ger geworden. Eine schwächere Sommerzir- 2018. POLLICHIA- KURIER 34 (4) –2018 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 29

Tab. 4: Monatssumme (RR-Summe) und Tagesmaxima (RR-Max) des Niederschlags lich der absoluten Maxima lag 2003 vorn. Juni bis August 2018 an Stationen des Deutschen Wetterdienstes (D), der POLLICHIA Damals wurden in Mannheim Spitzenwerte (P), der Agrarmeteorologie Rheinland-Pfalz (A) und von Klima Palatina (K). Alle bis 39,0 °C gemessen, während in diesem Angaben in mm. Jahr maximal 36,8 °C erreicht wurden (Tab. 2). Der absolute Rekord mit 39,8 °C stammt RR-Summe Jun Jul Aug Som übrigens aus 2015. Mannheim (D) 41 37 14 92 Auch hinsichtlich der Gesamtniederschlags- Bad Dürkheim (P) 45 26 27 98 summe lag 2003 mit 62 mm in Mannheim Bad Dürkheim (D) 33 22 41 96 eindeutig vor 2018 mit 92 mm. Nimmt man Bad Dürkheim (A) 71 45 18 134 noch schlussendlich die Anzahl der Som- Winnweiler (P) - - 31 - mertage (Maxima >= 25 °C) und der heißen Kirchheimb. (P) 56 41 20 117 Tage (Maxima >= 30 °C) als Richtlinie, steht Göllheim (P) 54 13 27 94 2003 mit 80 Sommertagen bzw. 39 Heißen Rockenhausen (P) 26 50 26 102 Tagen ebenfalls vor 2018 mit 70 bzw. 36 Obermoschel (P) 29 28 50 107 Tagen (Tab. 3). Weniger eindeutig fällt das Kalmit (K) 35 38 25 98 Urteil aus, wenn man noch den April und Maikammer (K) 30 37 19 86 den Mai hinzuzieht. Denn beide Monate Römerberg (K) 25 28 13 66 waren 2018 deutlich wärmer als 2003. Mit- Speyer (A) 30 32 21 83 telt man den Zeitraum vom 1. April bis zum Alzey (D) 44 47 25 116 31. August, kommt man 2018 in Mannheim Bad Bergzab. (D) 55 41 45 141 auf einen Durchschnittswert von 19,5 °C Kaiserslautern (D) 81 42 41 164 gegenüber 19,1 °C im Jahr 2003. In der End- Pirmasens (D) 80 30 39 149 bilanz wird somit der September entschei- Worms (D) 45 13 16 74 den. So fehlten bis zum 8. September noch zehn Sommertage bz w. vier Heiße Tage bis RR-Max Jun Jul Aug Som zu einem neuen Rekord. Hinsichtlich der Mannheim (D) 23,9 25,5 6,9 25,5 Mitteltemperaturen April bis September Bad Dürkheim (P) 18,8 22,8 9,0 22,8 dürfte der bisherige Sommerhalbjahresre- Bad Dürkheim (D) 12,7 28,9 7,7 28,9 kord aus 2003 wohl überboten werden, Bad Dürkheim (A) 31,4 39,3 6,7 39,3 denn der weitere Witterungsverlauf des Winnweiler (P) - - 8,4 - Septembers müsste deutlich kühler ausfal- Kirchheimb. (P) 23,2 18,8 5,4 23,2 len als im langjährigen Mittel und in Bezug Göllheim (P) 42,1 5,7 8,9 42,1 zur aktuellen Wetterprognose zu erwarten. Rockenhausen (P) 12,8 33,5 5,9 33,5 Um in Gegenüberstellung zu 2003 noch- Obermoschel (P) 17,6 10,3 11,7 17,6 mals auf den Aspekt Niederschläge und Kalmit (K) 12,7 30,1 10,8 30,1 dem subjektiven Eindruck eines diesjährig Maikammer (K) 9,5 23,8 4,4 23,8 noch verdorrteren Vegetationsbildes Römerberg (K) 16,1 18,1 4,8 18,1 zurückzukommen, ließe sich dies anhand Speyer (A) 12,8 13,6 6,7 13,6 der Messdaten durch die damals auch im Alzey (D) 15,9 31,2 7,7 31,2 Vorfeld andere Niederschlagsverteilung Bad Bergzab. (D) 33,9 23,9 26,6 33,9 erklären. So verdeutlichen Tabelle 1 und Kaiserslautern (D) 70,5 16,0 14,6 70,5 Abbildung 5, dass sich im Mai 2003 die im Pirmasens (D) 28,8 17,1 10,3 28,8 Gegensatz zu 2018 höheren Niederschlags- Worms (D) 25,4 6,6 7,7 25,4 summen auf deutlich mehr Tage verteilten und auch im etwas kühleren Hochsommer- monat Juli der Regen etwas häufiger als in kulation hat weniger Wetterwechsel zur haben, dass sich in Mitteleuropa auch mal diesem Sommer fiel (acht Tage mit Nieder- Folge. Das Wetter wird beständiger, wie LEH- ein Tiefdruckgebiet ortsfest etabliert und zu schlagssumme >= 1 mm gegenüber vier MANN und COUMOU 2015 in Nature Scientific einem Niederschlagsüberschuss führt: Tagen im Juli 2018). Dies könnte im Verlauf Reports zeigten. Die schwache Zirkulation Weniger Wechselhaftigkeit und mehr Extre- des Sommers 2003 zumindest zeitweise über dem Nordatlantik hatte in Mitteleuropa me? Ein Szenario, das sich nicht abschlie- eine etwas höhere nutzbare Feldkapazität in diesem Sommer eine lange und recht ßend beantworten lässt. (nFK) als 2018 zur Folge gehabt haben. beständige Hochdrucklage zur Folge und Und wie ist nun der diesjährige Sommer in Zum Schluss noch die Einordnung des aktu- erklärt – als Folge der intensiven Sonnenein- Bezug zum langjährigen Trend einzuordnen ellen Sommers in Bezug zum langfristigen strahlung – die durchgehend hohen Tempe- und wie ist die Eingangsfrage, ob wir einen Trend. Abbildung 3 verdeutlicht den homo- raturen und seltenen kühleren Tage. Im ver- neuen Rekord-Jahrhundert-Sommer nach genisierten Verlauf der Sommermitteltem- gangenen Winter führte die gehemmte 2003 erlebt haben, zu beantworten? peraturen (Juni-August) seit Mitte des 18. Zirkulation zu langanhaltend mildtrüber Betrachtet man „nur“ die drei klassischen Jahrhunderts am nördlichen Oberrhein auf Witterung. Offenbar spiegelt dies unsere Sommermona te Juni-August, fällt das Urteil Basis der langen Klimareihen Karlsruhe, heimische Witterung der näheren Zukunft in Bezug auf die Rekordfrage eindeutig aus: Mannheim und Frankfurt (die drei zugrun- wider: Die Witterung wechselt nicht mehr so Mit einem Mittelwert von 22,8 °C (vgl. deliegenden Klimareihen sind zu einer rasch wie früher, sondern ein Wetterlagent- Tab. 1) war es diesbezüglich 2003 eindeutig Gesamtreihe „Nördlicher Oberrhein“ ypus bleibt längere Zeit erhalten. Dies kann wärmer als im Sommer 2018, der bei uns im zusammengefasst und standort- sowie für unsere Sommer aber auch zur Folge Durchschnitt bei 21,9 °C lag. Auch hinsicht- messtechnischspezifisch homogenisiert). 30 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 34 (4) –2018 POLLICHIA- KURIER

2018 lag demnach gemeinsam mit 1859 auf dem zweiten Platz. Betrachtet man die gesamte Zeitreihe, fällt auf, dass in der ers- ten Hälfte des 19. Jahrhunderts ebenfalls heiße Sommer gehäuft auftraten. Aber im Gegensatz zum aktuellen Trend seit Anfang der 1990er Jahre wurde die Folge sehr war- mer Sommer damals immer wieder auch von kühlen Sommern unterbrochen, wäh- rend wir seit vielen Jahren nur noch mehr oder weniger überdurchschnittlich warme Sommer erleben. Dementsprechend zeigt die Trendkurve – hier als geglättete gleiten- de 10-Jahresmittelwerte – seit den 1980er einen markanten und relativ stetigen Anstieg. Im Mittel liegen die Werte derzeit deutlich höher als in irgendeinem anderen Zeitraum seit mindestens Mitte des 18. Jahr- hunderts. Abb. 5: Niederschlagshäufigkeit April-September 2003 und April-August 2018. Hinsichtlich des Gesamtsommerhalbjahres gibt die bereits diskutierte Anzahl der Som- Tab. 5: Anzahl der Tage mit einer Niederschlagssumme >= 1,0 mm bzw. 10,0 mm Juni mertage und der Heißen Tage einen besse- bis August 2018 an Stationen des Deutschen Wetterdienstes (D), der POLLICHIA (P), ren Überblick. Abbildung 4 verdeutlicht den der Agrarmeteorologie Rheinland-Pfalz (A) und von Klima Palatina (K). Trendverlauf für Mannheim seit 1843. Die zugrundeliegenden Messdaten wurden RR >= 1 mm Jun Jul Aug Som fehlerbereinigt und auf den heutigen Mess- Mannheim (D) 4 4 3 10 standard homogenisiert. Zwar ist die Bilanz Bad Dürkheim (P) 4 2 4 10 für 2018 noch nicht vollständig, da noch Bad Dürkheim (D) 4 2 5 11 der Witterungsverlauf der kommenden Bad Dürkheim (A) 4 2 4 10 Wochen aussteht. So können Sommertage Winnweiler (P) - - 7 - bei uns bis Anfang der dritten Oktoberdeka- Kirchheimb. (P) 5 4 5 14 de auftreten. Die vorläufigen Zahlen bis zum Göllheim (P) 4 3 4 11 8. September zeigen jedoch, dass wir uns Rockenhausen (P) 4 4 6 14 auch hier im Niveau der beiden heißesten Obermoschel (P) 3 5 7 15 Sommer (1947 und 2003) bewegen. Nach- Kalmit (K) 4 4 7 15 denklich macht, dass seit 1996 nicht mehr Maikammer (K) 5 3 5 13 das langjährige Mittel an Sommertagen Römerberg (K) 4 3 5 12 (bezüglich der Referenzperiode 1961-1990 Speyer (A) 5 5 5 15 etwa 50 Sommertage und etwa 10 Heiße Alzey (D) 5 3 5 13 Tage) unterschritten wurde. Bad Bergzab. (D) 5 5 6 16 Ein endgültiges kurzes Résumé folgt in der Kaiserslautern (D) 4 5 7 16 kommenden Ausgabe des POLLICHIA- Pirmasens (D) 5 4 9 18 Kuriers. Worms (D) 5 3 4 12 Literatur RR >= 10 mm Jun Jul Aug Som https://www.dwd.de/DE/leistungen/beson Mannheim (D) 1 1 0 2 dereereignisse/temperatur/20180906_wa Bad Dürkheim (P) 2 1 0 3 ermstersommer_nordenosten2018.pdf?_ Bad Dürkheim (D) 1 1 0 2 _blob=publicationFile&v=3 Bad Dürkheim (A) 2 1 0 3 COUMOU, D., LEHMANN, J. & J. BECKMANN Winnweiler (P) - - 0 - (2015): The weakening summer circulation Kirchheimb. (P) 2 2 0 4 in the Northern Hemisphere mid-latitudes. Göllheim (P) 1 0 0 1 Science (Express). [DOI: 10.1126/science.- Rockenhausen (P) 1 1 0 2 1261768]. Obermoschel (P) 1 1 2 4 LEHMANN, J. & COUMOU, D. (2015): The influ- Kalmit (K) 2 1 1 4 ence of mid-latitude storm tracks on hot, Maikammer (K) 0 1 0 1 cold, dry and wet extremes. Nature Scienti- Römerberg (K) 1 1 0 2 fic Reports [DOI 10.1038/srep17491]. Speyer (A) 2 2 0 4 https://scilogs.spektrum.de/klimalounge/hi Alzey (D) 2 1 0 3 tze-ohne-ende/ Bad Bergzab. (D) 1 1 1 3 Kaiserslautern (D) 1 2 1 4 Wolfgang Lähne, Römerberg Pirmasens (D) 4 1 1 6 Worms (D) 1 0 0 1 Berichte aus den Gruppen

Bad Dürkheim Schüler legen Trockenmauer frei

Am Haardtrand zwischen Bad Dürkheim und Grünstadt liegt das alte Winzerdorf Weisenheim am Berg. Der Blick aus dem Bio- logiesaal der dort beheimateten Realschule plus zählt zu den schönsten weit und breit. Auf der einen Seite schaut man direkt in den Pfälzerwald – auf der anderen Seite breitet sich die Rheinebene aus, bevor sich dahinter der Odenwald erhebt. Dieser herrliche Blick lässt die Wege durch die grauen Täler der Theorie oft ein bisschen angenehmer erscheinen. Im Februar 2018 verließ die Klasse 9a bepackt mit Sägen, Ast- und Heckenscheren die warme Schule. Ihr Ziel war eine mit Sträuchern und Bäumen überwachsene Tro- Abb. 1: Die Trockenmauer vor der Freistellung. ckenmauer nordöstlich des Schulgeländes. Das Arbeiten in dieser Kälte stieß nicht nur auf Begeisterung, war aber so früh im Jahr notwendig, weil die Arbeit vor dem Beginn der Brutzeit beendet sein musste. Die Real- schule plus in Weisenheim am Berg liegt nicht nur wunderschön, auf dem Schulge- lände und in der näheren Umgebung leben auch verschiedene Reptilienarten. Im Arten- Finder wurden seit 2015 für dieses Gebiet bereits 17 Meldungen eingestellt. Darunter fünf Mauereidechsen (Podarcis muralis), drei Blindschleichen (Anguis fragilis), eine Schlingnatter (Coronella austriaca) und acht Ringelnattern (Natrix natrix). Alle Reptilien benötigen in ihrem Lebensraum Plätze, an denen sich diese wechselwarmen Tiere auf- wärmen können. Dafür eignen sich unter anderem die noch vorhandenen Trocken- mauern. Allerdings müssen diese von der Sonne beschienen werden können, damit sich die Steine entsprechend aufwärmen. Die Ringelnattern profitieren außerdem von Abb. 2: Die Klasse 9a bei der Freistellung. 32 BERICHTE AUS DEN GRUPPEN 34 (4) –2018 POLLICHIA- KURIER

steht Ihnen eine Bank für ein Picknick zur Verfügung. Die Realschule plus in Weisenheim am Berg hat sich dafür entschieden, „Nachhaltig- keit“ als Schulziel in ihrem Profil zu veran- kern. In diesen Rahmen passt die Paten- schaft für diese Trockenmauer gut hinein. Kurz vor dem Ende des Schuljahres im Juni rückten die Schüler bereits zum zweiten Mal an. Die Brombeersträucher hatten die Mauer schneller überwuchert, als es den Schülern lieb war. Es bietet sich an, die „letz- ten Schultage“ vor den Ferien für nachhalti- gen und praktischen Naturschutz zu ver- wenden.

Markus Hundsdorfer 67134 Birkenheide [email protected] Abb. 3: Das Ergebnis kann sich sehen lassen. (Fotos: M. Hundsdorfer)

den auf dem Schulgelände vor wenigen Jah- Rahmen einer Übung ein Kinderspiel. Diese Der Autor ist Fachleiter für Biologie an der ren angelegten Amphibientümpeln und Bäume hätten die Mauer mittelfristig desta- Realschule plus in Weisenheim am Berg und dem seit 1983 bestehenden Teich. bilisiert und wahrscheinlich zum Einsturz Mitarbeiter der POLLICHIA-Gruppe Bad Bevor sich die Schüler ans Freischneiden der gebracht. Dürkheim. Mauer machten, musste zunächst die Besit- Wer von der Realschule plus nach Norden zerin ausfindig gemacht und um Erlaubnis läuft, kann westlich des Sportplatzes weite- gefragt werden. Sie unterstützte das Vorha- re, terrassenförmig angelegte und überwu- ben sofort und wünschte den Schülern viel cherte Trockenmauern entdecken. Dies Erfolg. Auch die Untere Naturschutzbehör- deutet darauf hin, dass die ser Randbereich Erste Kolkrabenbrut auf de des Kreises Bad Dürkheim wurde konsul- des Haardtrands in früheren Zeiten land- einem Hochspannungs- tiert und um Erlaubnis gefragt. Von dieser wirtschaftlich anders genutzt wurde, denn mast im Landkreis Bad Seite gab es ebenfalls grünes Licht, ging es niemand baut ohne Grund eine Trocken- doch um die Förderung lokaler und mauer in den Wald und lässt sie anschlie- Dürkheim geschützter Reptilienpopulationen. ßend zuwachsen. Nach diesem Projekttag war die direkt an Für die meisten Schüler war dieser prakti- Seit einigen Jahren wird über Beobachtun- einem Weg liegende Mauer wieder weitge- sche Einsatz für den Naturschutz eine will- gen des Kolkraben im Pfälzerwald bzw. in hend frei. Mit Schülern anderer 9. Klassen kommene Abwechslung. Die lobenden und der Rheinebene berichtet. In der Avifauna wurden noch einige Nacharbeiten durchge- motivierenden Worte einiger Spaziergänger der GNOR Bd.4.1 wird von dem ersten Brut- führt. Das Fällen der auf der Mauer stehen- taten ihr Übriges. Sie können diese Mauer nachweis im Kreis Südwestpfalz im Jahr den größeren Bäume wäre mit Schülern zu finden, wenn Sie dem Wirtschaftsweg, der 2004 berichtet. Seit 2015 häuften sich auch riskant gewesen. Für das Technische Hilfs- gegenüber der Jahnstraße in die Felder die Meldungen und Informationen über werk Frankenthal war deren Beseitigung im führt, folgen. An der Mauer angekommen Kolkraben am Haardtrand bzw. aus der

Abb. 4: Heckenscheren-Parade. Abb. 1: Kolkrabenhorst... POLLICHIA- KURIER 34 (4) –2018 BERICHTE AUS DEN GRUPPEN 33

Die Gruppe begann ihren Aufenthalt mit stadt...) größere Häuser entstanden sind. einem Besuch des Schau- und Versuchsgar- Die einzelnen Stadttore wurden nach dem tens von Karl Foerster (1874-1970) in Pots- Gebiet benannt, zu dem sie führen (Nauener dam-Bornim. Um sein Wohnhaus, das gera- Tor, Brandenburger Tor...). Dann ging es zum de stil- und fachgerecht renoviert wird, hat Neuen Park mit Schloss Cecilienhof. Kaiser Foerster einen „Garten der sieben Jahreszei- Wilhelm II hatte das Schloss für seinen Sohn ten“ angelegt. Er besteht aus Senkgarten Kronprinz Wilhelm und dessen Gattin Ceci- (sunken garden nach englischem Vorbild), lie errichten lassen. 1945 tagten hier die alli- Frühlingsweg, Herbstbeet und Steingarten ierten Siegermäch te vertreten durch Chur- und vermittelt ganzjährig ein vielfältiges chill bzw. Attlee (Großbritannien), Stalin Gartenerlebnis. (UdSSR) und Truman (USA). Noch während Bei einer Schifffahrt konnte die Gruppe vom der Potsdamer Konferenz gab Truman den Wasser aus erste Schlösser- und Parkimpres- Befehl zum Bombenabwurf über Hiroshima. sionen gewinnen. Die Gartenlandschaft um Die Stadtrundfahrt endete am Alten Markt, die zahlreichen Schlösser von Berlin und wo die Gruppe sehen konnte, wie alte Bau- Potsdam zählt zum Weltkulturerbe. werke renoviert worden sind: Die ehemalige Vom Bassinplatz mit der Peter und Paul-Kir- Orangerie, der Reitpferdestall der preußi- che startete die Gruppe am zweiten Tag zu schen Könige, beherbergt heute das Film- einer Stadtrundfahrt durch Potsdam. Die museum. Als neuer Sitz des Brandenburger Abb. 2: ... auf dem Hochspannungsmast. barocke Innenstadt besteht in der Regel aus Landtages wurde das im Krieg zerstörte Typenhäuser, während in den Vorstädten Stadtschloss in seinen Um- und Aufrissen Rheinebene. Wir hatten bisher von keiner (wie z. B. Nauener Vorstadt, Berliner Vor- rekonstruiert und zeigt nun wieder die alte Kolkrabenbrut im Landkreis Bad Dürkheim gehört. Dennoch standen bei uns die Stein- brüche am Haardtrand unter besonderer Beobachtung. Nach einigen Hinweisen wurde der Kolkrabenbrutplatz am 9. April 2018 entdeckt. Auf einem Hochspannungs- mast am Naturdenkmal „Hoher Felsen“, zwischen Mertesheim und Asselheim gele- gen, hatten die Kolkraben ihr Nest gebaut. Eifrig brütete jeweils ein Altvogel. Erste Füt- terungen der beiden Jungraben konnten am 22.4.2018 beobachtet werden. Am 30. 5. 2018 flogen die beiden jungen Raben erfolgreich aus. Damit ist jetzt der Kolkrabe auch im Landkreis Bad Dürkheim wieder hei- misch.

Manfred Ilzhöfer Westlicher Graben 6 67269 Grünstadt Abb. 1: Schau- und Versuchsgarten von Karl Foerster. (Foto: M. Dörzapf) Dieter Raudszus Waldgasse 20 67098 Bad Dürkheim-Ungstein (Fotos: M. Ilzhöfer)

Donnersberg Studienreise ohne Sorgen – „Sans-souci“

Potsdam und Umgebung waren vom 15. – 20. Juli das Ziel einer mehrtägigen Fahrt der Ortsgruppe Donnersberg. Das Land Bran- denburg gilt als „Land der 1000 Seen“ und die Organisatoren der Reise, Familie Will, hatten am Petzin-See ein Landhotel gefun- den, in dem die POLLICHIAner/innen gut untergebracht und bestens versorgt waren. Abb. 2: Sanssouci. (Foto: M. Dörzapf) 34 BERICHTE AUS DEN GRUPPEN 34 (4) –2018 POLLICHIA- KURIER

Abb. 3: Die Exkursionsgruppe im Park Babelsberg. (Foto: U. Weller)

Fassade. Auch die Nikolaikirche wurde wie- der Promi nenz an: Der Modeschöpfer Wolf- Kaiserslautern der aufgebaut und der von Friedrich II erbau- gang Joop hat sich in seinem Heimatort nie- te Palast Barberini ist renoviert und wurde dergelassen. zum Museum. Im Zentrum der Stadt ist aber Den letzten Tag des Aufenthaltes in Pots- Günter Schwanzer auch zu erkennen, wie sich Widerspruch dam begann die Reisegruppe im Babelsber- (1939-2018), regt gegen den Abriss von Gebäuden aus ger Park, den man bereits bei der Schifffahrt Klaus Voges (1942-2018) der DDR-Zeit. Viele nutzten die anschließen- vom Wasser aus gesehen hatte. Lenné und de Freizeit zu einem Bummel durch das Hol- Fürst Pückler-Muskau hatten ihn für Prinz ländische Viertel. Wilhelm (den späteren Kaiser Wilhelm I) und Die Kreisgruppe Kaiserslautern trauert um Den nächsten Vormittag verbrachte die seine Gemahlin Augusta angelegt – genau zwei Mitglieder ihres Vorstandes, die mit Gruppe am Sommersitz und Refugium von gegenüber von Schloss Gli enicke, das für wenigen Tagen Abstand im Juni verstor- Friedrich dem Großen, der sich mit Schloss seinen Bruder Carl erbaut worden war. Wie ben sind. und Park Sanssouci ein Preußisches Arka- ein Märchenschloss liegt darin Schloss Günter Schwanzer (1939-2018) war über dien geschaffen hatte. Erst 1991 ging sein Babelsberg. viele Jahrzehnte Schriftführer und Verant- Wunsch in Erfüllung, hier beigesetzt zu wer- Am Nachmittag sah die Gruppe dann noch wortlicher für unsere Computerabrech- den. Bei hochsommerlichen Temperaturen Babelsberg als Filmstadt. 1917 wurde hier nungen, Klaus Voges (1942-2018) hatte bewunderten die POLLICHIAner/innen die die Ufa gegründet und nachdem die sowje- ebenfalls für Jahrzehnte das Amt des Ver- Terrassenanlage mit Weinbau und Wasser- tische Besatzungsmacht im Osten wieder einsrechners und Kassenwartes inne. fontäne im Zentrum, ebenso wie das Neue die deutsche Filmindustrie etablieren wollte, Beide waren in ihren letzten aktiven Jahren Palais und die später in den etwa 300 ha gro- 1946 die Defa. Zu Fuß bummelte man durch als Ingenieure bei Opel angestellt – Günter ßen Landschaftspark eingefügten klassizis- eine vornehme Villengegend, in der Film- Schwanzer im Computerwesen, Klaus tischen und romanischen Gebäude. größen sessh aft waren und sind. Voges als Werksleiter des Motorenwerks. Nach dem Mittagessen im Krongut Born- Bereichert mit Eindrücken einer herrlichen Im Ruhestand waren sie in großem stedt, das sich an den Schlosspark Seenlandschaft und vielen neuen bzw. auf- Umfang für die POLLICHIA aktiv, nahmen anschließt, führt Dr. Eisert hier durch das gefrischten Kenntnissen aus der Geschichte an fast allen Veranstaltungen teil, begleite- „Italienische Dorf“. Der Große Kurfürst wurde am nächsten Tag die Rückreise zum ten viele Tagesexkursionen und nahmen (Friedrich Wilhelm vom Brandenburg) hatte Donnersberg angetreten. an fast allen Reisen und Großexkursionen das Gut erworben und Friedrich Wilhelm I der Kreisgruppe aktiv teil. Beide Herren nutzte den vom Gut erwirtschafteten Margot Dörzapf, Homburg betrieben die der POLLICHIA wichtigen Gewinn zum Unterhalt der Potsdamer Wai- Grundwissenschaften Botanik, Zoologie senhäuser (für die unehel ichen Kinder sei- oder Geologie als interessierte Laien. Aber ner Soldaten). Der Gartenarchitekt Peter ohne ihre Mitarbeit wären viele unserer Josef Lenné, der u. a. hier wirkte, hat auf Aktivitäten sicherlich unterblieben. Als dem Bornstedter Friedhof seine letzte Ruhe- langjährige Mitarbeiter im Vorstand der stätte gefunden. Im 19. Jahrhundert wur- Kreisgruppe waren sie im echten Sinne den Gut und Dorfkirche im italienischen Stil unersetzlich. Wir sind sehr traurig und aus- und umgestaltet. Damals lebte das werden ihr Andenken in Ehren halten. Kronprinzenpaar Prinz Friedrich Wilhelm (der spätere Kaiser Friedrich III) und seine Wolfgang Nägle, Kaiserslautern Gemahlin Victoria hier. Heute zieht es wie- POLLICHIA- KURIER 34 (4) –2018 BERICHTE AUS DEN GRUPPEN 35

Ludwigshafen gische Verantwortung übernehmen, ehe der Natur. Viele Persönlichkeiten unterstütz- man sie bei anderen einfordert. ten in hervorragender Weise den Fortlauf „Verschottert und versie- und die Zielsetzung der POLLICHIA-Kreis- Reiner Schönfelder, Ludwigshafen gruppe Speyer, welches den Rahmen spren- gelt“ – Betonpolitik der gen würde, hier alle bei Namen und Tätigkei- Stadt Ludwigshafen scha- ten zu nennen. Über den Werdegang der det Natur und Klima letzten Jahrzehnte bis zum Jahre 1990 kann Speyer ausführlichst in Natur und Landschaft um Speyer – naturkundliche Beiträge der Kreis- Sie sind ein ökologisches Ärgernis und leider 150 Jahre POLLICHIA gruppe Speyer der POLLICHIA; Speyer 1990 voll im Trend – Schotterflächen bzw. –beete. Kreisgruppe Speyer nachgelesen werden (Publikation zum Vor allem in Neubaugebieten(z. B. Melm) Anlass der 2000-Jahre-Feier der Stadt Spey- breiten sie sich immer weiter aus. Dagegen er und 150 Jahre POLLICHIA; ausleihbar möchte die Stadt Ludwigshafen versuchen Die POLLICHIA Kreisgruppe Speyer feiert über Landesbibliothek bzw. noch erhältlich vorzugehen. Mit Merk- und Infoblättern will zum Jahresende hin ihr 150-jähriges Beste- über die Kreisgruppe Speyer). man Hausbesitzer über naturnahe Alterna- hen. Heute zählt die Kreisgruppe Speyer seit vie- tive n aufklären. „Ein Umdenken muss statt- Gründungstag war der 30. Dezember 1868. len Jahren in stabiler Anzahl knapp 100 Mit- finden“; der Meinung bin ich auch, aber Es waren die 1860er Jahre (also 28 Jahre glieder und bietet nach wie vor Vorträge und zuerst – und vor allem – bei der Stadtverwal- nach der Gründung der POLLICHIA über- Exkursionen mit spannenden Themen und tung selbst: haupt im Jahre 1840), als Dr. Erich von Neu- Referenten an, welche auch mit Zufriedenheit Wer baut denn Ludwigshafen an allen Ecken mayer erkannte, dass eine Dezentralisie- besucht werden – u. a. auch von (Noch-) und Enden zu – versiegelt wertvolle Frei- und rung des Vereins bei dem „stark Nicht-POLLICHIAner/innen, d. h. allgemein Grünflächen? Wer fördert durch allzu inten- ausgeprägten Lokalpatriotismus der Pfäl- interessierten Bürgern u Bürgerinnen. Den sive (falsche) Grünpflege den Arten- zer“ unerlässlich sei. Er forderte Obmänner allgemeinen Zielen der POLLICHIA entspre- schwund und das Insektensterben? in allen Teilen der Pfalz auf. Übrigens zwölf chend – Naturforschung, Naturschutz und Die Betonpolitik der Stadt Ludwigshafen Mitglieder von insgesamt 199 der pfalzwei- Umweltbildung – bemüht sich die Kreis- schadet der Natur und dem Klima schon seit ten POLLICHIA zählte die Stadt Speyer, und gruppe um ein Mitdenken und Mitagieren. Jahren. Vor dem Hintergrund wirkt die Akti- es war Dr. Mühlhäuser, prakt. Arzt aus Spey- Im Bereich Naturschutz ist die Kreisgruppe on gegen private Schotterflächen (wenn er, welcher maßgebliche Arbeit leistete. nach wie vor im städtischen Naturschutzbei- auch richtig) doch recht scheinheilig! So fand nun auch in Speyer daraufhin eine rat vertre ten (aktuell A. Mikulowska). Auch Denn was macht denn die Stadt Ludwigsha- erste Versammlung zur Gründung einer ist in diesem Jahr sehr erfolgreich eine fen für den Natur- und Klimaschutz? Kreisgruppe statt, eben am 30. Dezember Speyerer Initiative gestartet: „Speyer blüht l Frischluftschneisen zubauen 1868. Bereits im Folgejahr – so zu lesen im für Biene, Hummel und Co“, initiiert durch l Betonwüsten schaffen Jahresbericht 1869/70 – zählte die POLLI- den Imkerverein Speyer, welche in gemein- l Einheitsgrün (Rasen) pflegen statt CHIA-Kreisgruppe Speyer schon 29 Mitglie- samer Aktion mit Stadt, Forst und weiteren Wiesenflächen anlegen der, von mittlerweile 263 pfalzweit. Es han- Teilnehmern u. a. auch von der POLLICHIA l Bäume fällen, ohne nachzupflanzen delte sich um praktizierende Ärzte, Lehrer Kreisgruppe tatkräftig unterstützt wird diverser Schulen, Beamte, Ingenieure wie (Heinz Peter Wierig). Im Bereich Umweltbil- Endlich ökologische Verantwor- auch Geistliche. dung wurde 2015 ein für fünf Ja hre ange- tung übernehmen Der Erste und Zweite Weltkrieg waren für setztes „integriertes PROJEKT SPEYER & Die n eue Oberbürgermeisterin der Stadt die gesamte POLLICHIA pfalzweit lähmende UMWELT“ für Jugendliche ab 9. Klasse+ ins Ludwigshafen will mehr Wohnraum schaf- Einschnitte. Trotzdem gelang es, die POLLI- Leben gerufen, um dieser Zielgruppe eine fen, eines ihrer Hauptwahlversprechen. CHIA wieder neu ins Leben zu rufen: Im Plattform zu bieten, ihre eigene unmittelba- Dafür soll nun der Flächennutzungsplan neu Jahre 1920 kam der Anstoß aus Speyer auf re Heimat mit realem Bezug und lokaler erstellt werden. Veranlassung des Historischen Vereins der Relevanz zu erforschen (A. Mikulowska; Keine guten Aussichten für eine positive Pfalz (bis heute tätig), vertreten durch Dr. näheres dazu auf der POLLICHIA-Homepa- ökologische Entwicklung – und in der Tat, Sprater; die POLLICHIA zählte bald wieder ge unter POLLICHIA Kreisgruppe Speyer > man ist sogar bereit, ein bestehendes, natur- 1.200 Mitglieder pfalzweit mit zwölf Orts- pdf Umweltbildungsprojekt; s. a. POLLI- nahes Biotop am Zehnmorgenweiher in und Kreisgruppen. Im November 1948 war CHIA-Kurier 2016 [1]: 39 f. und POLLICHIA- Friesenheim für ein neues Wohnbaugebiet dann – nach letztendlich Auflösung in 1945 Kurier 2017 [2]: 34 f.). Im Bereich Naturfor- zu opfern. Doch dagegen gibt es b ereits – erneut der Hauptverein in Bad Dürkheim schung ist unser langjähriges Mitglied Erich Widerstand seitens einer Bürgerinitiative gegründet worden. Der Namenserhalt Bettag an einem ungewöhnlichen Ziel ange- und der örtlichen Naturschutzverbände „POLLICHIA“ mitsamt Wiedererstehung in kommen: nämlich der Übergabe seiner (POLLICHIA, NABU, BUND, ORBEA). Dieses ihre r alten Form ist Herrn Prof. Dr. Künkele umfangreichen verbliebenen Fundstücke Beispiel macht deutlich, wie es um die öko- aus Landau zu verdanken – entgegen der aus jahrzehntelangem Sammeln an ein logische Verantwortung der Stadt Ludwigs- Absicht der damaligen Kreisregierung. „Museales Naturzentrum“, welches spe- hafen bestellt ist. Natur und Klima werden Im Juli 1949 schließlich wurde auch die ziell für seine umfangreiche Sammlung im schnell zur Nebensache, wenn es darum Kreisgruppe Speyer wiederbelebt. Es waren Schulgebäude der Realschule plus Duden- geht, Wohnraum zu schaffen. Forstmeister Karl Kern und Alois Gruber im hofen, in Trägerschaft des Rhein-Pfalz-Krei- Um noch einmal darauf zurückzukommen: Vorsitz, Studienrat Ernst Roos und Studien- ses und der Ortsgemeinde Dudenhofen, Schotterflächen / -beete sind zweifellos ratswitwe Anna Kirchner als Rechner bzw. angelegt wurde. Weiteres dazu siehe naturfern u nd klimafeindlich – genau wie Schriftführerin. gesonderter Bericht hier im Heft. die Betonpolitik der Stadt Ludwigshafen! Es ging wieder aufwärts mit der Kreisgruppe [Quelle zur Historie der POLLICHIA-Kreis- Deshalb denke ich: Erst einmal selbst ökolo- Speyer mit Vortr ägen und Wanderungen in gruppe-Speyer: Natur und Landschaft um 36 BERICHTE AUS DEN GRUPPEN 34 (4) –2018 POLLICHIA- KURIER

Speyer – Kreisgruppe Speyer der POLLICHIA, Wir laden alle herzlichst zur Eröffnung am Naturkundliche Beiträge der Kreisgruppe Dienstag, 6. November 2018, 19 Uhr in die Speyer der POLLICHIA zum Stadt- und Ver- Pfälzische Landesbibliothek Speyer ein! einsjubiläum 1990] Dauer der Ausstellung: bis einschließlich 19. Januar 2019 (Montag bis Freitag 9-18 Uhr, Anna Mikulowska, Speyer Samstag 9-12 Uhr). Der Ausstellungsband ist über die Landesbi- bliothek zu gegebener Zeit erhältlich. Ausstellung in der Pfälzi- (siehe auch https://lbz.rlp.de/de/veranstal- schen Landesbibliothek tungen/kulturelle-veranstaltungen/) Speyer: „Aller Gewächs Vorträge begleitend zur der Bäumen, Stauden und Ausstellungsphase in der Pfälzi- Kräutern – Historische schen Landesbibliothek Speyer: Pflanzenbücher“ Passend zum historischen Rückblick freuen wir uns auf folgende Referenten und The- Sehr erfreut und dankbar sind wir über das men: Angebot der Landesbibliothek in Speyer, l Prof. Dr. Emil Dister (ehemaliger Leiter federführend Leiterin Frau Ute Bahrs, wel- des WWF-Aueninstituts in Rastatt): che unser 150jähriges Jubiläum zum Anlass „200 Jahre Oberrhein-Ausbau – eine nehmen, von November 2018 bis Januar ökologische Bilanz“, am Mittwoch, Schaukästen „Meet Your Neighbours“. 2019 eine Ausstellung zu veranstalten: 28. November 2018, 19 Uhr. (Foto: A. Mikulowska) „Aller Gewächs der Bäumen, Stauden u. l Dr. Volker John (ehemaliger Leiter der Kräutern - Historische Pflanzenbücher“. Botanischen Abteilung im Pfalzmu- Museales Naturzentrum Konzept der Ausstellung und Erarbeitung seum für Naturkunde – POLLICHIA- eines Begleitkatalogs liegen in den Händen Museum) „Zur Historie der botani- Dudenhofen: Erich Bettag von Herrn Dr. Armin Schlechter von der Pfäl- sc hen Sammlungen der POLLICHIA“, hat mit seinen Schätzen zischen Landesbibliothek. am Dienstag, 15. Januar 2019, 19 der Natur ein weiteres Ziel Uhr. erreicht (s. a. Veranstaltungen der POLLICHIA Kreis- Aus Anlass des 150-jährigen Jubiläums zeigt gruppe Speyer in diesem Heft) das Landesbibliothekszentrum ausgewähl- Der 22. August dieses Jahres war für Natur- te Pflanzen- und Kräuterbücher aus seinem forscher und Entomologe Erich Bettag, Bestand vom 15. bis 19. Jahrhundert, die langjähriges Mitglied der POLLICHIA-Kreis- teils reich illustriert sind. Der Pflanzenwelt Schaukästen „Meet Your gruppe Speyer, ein besonderer Tag: die kommt schon in der Antike als Teil der Natur Neighbours“ Eröffnung des „Musealen Naturzentrums eine große Bedeutung zu, wie auch das Dauer: parallel zur Ausstellung, 7. Novem- Dudenhofen“. Seit Jahrzehnten und frühes- maßgebliche Werk dieser Epoche zeigt, die ber 2018 bis 15. Januar 2019. ter Jugend an (u. a. bereits seit dem 14. ‚Naturalis Historia‘ von Gaius Plinius Secun- Im Erdgeschoß und im Obergeschoß der Lebensjahr Mitglied der POLLICHIA) hat dus. Der biblische Schöpfungsbericht trennt Landesbibliothek werden zehn Schaukäs- Erich Bettag sein Leben der Naturbeobach- die Flora von Fauna; die Pflanzen entstehen ten aufgestellt: Ursprünglich von der POLLI- tung gewidmet (s. a. Bericht im POLLICHIA- schon am dritten Tag, die Tiere erst am fünf- CHIA und der GNOR ins Leben gerufen und Kurier 2016 [3]: 48). Neben dem entomolo- ten. Im 16. Jahrhundert dominieren Kräuter- finanziell durch die Stiftung Natur und gischen Interesse fiel sein Auge auch auf so bücher, bei denen ihr medizinischer Nutzen Umwelt Rheinland-Pfalz unterstützt, wer- manchen fossilen Fund, so dass nicht nur im Vordergrund steht. Als wichtiger Autor den hier mit den Bildern des Naturfotogra- eine umfangreiche entomologische, son- der Zeit ist hier der aus dem pfälzischen fen Dirk Funhoff tierische und pflanzliche dern auch eine beeindruckende Fossilien- Bergzabern stammende Jakob Theodor Nachbarn in Rheinland-Pfalz präsentiert. Sammlung an Exponaten und Kostbarkei- Tabernaemontanus hervorzuheben. Späte- Auf 20 Tafeln werden schutzwürdige und ten zusammenkam, welche durch das re Pflanzenbeschreibungen wie die von bemerkenswerte Tiere und Pflanzen in gesamte Zeitalter der Fauna und Flora reicht. Johann Adam Pollich zielten auf die lücken- Rheinland-Pfalz gezeigt, die oft in unserer Einen großen Teil seiner entomologischen lose Dokumentation der Flora eines unmittelbaren Umgebung leben, ohne dass Sammlung hatte Bettag bereits 2008 für bestimmten Gebietes ab. Carl von Linné die Öffentlichkeit sie als solche (er)kennt. wissenschaftliche Zwecke an das Naturhis- schuf im gleichen Zeitraum die Grundlagen Begleitet von informativen Kurztexten und torische Museum Mainz – Landessammlung der modernen botanischen Nomenklatur, Aktivstationen, ist die Ausstellung ein erleb- für Naturkunde Rheinland-Pfalz abgege- und Forschungsreisende wie Alexander von barer Genuss für alle Sinne – vor allem auch ben. Noch verblieb nun eine nicht unerheb- Humboldt oder auch der aus Neuwied stam- geeignet für einen Besuch mit Schulklassen! liche „Rest“-Sammlung an weiteren ento- mende Prinz Maximilian zu Wied dokumen- (Siehe auch: https://www.dirk-funhoff.de/- mologischen Präparaten wie auch Fossilien, tierten Flora und Fauna bis dahin weitge- meet-your-neighbours.htm /) womit nun eine beeindruckende Bildungs- hend unbekannter Länder. stätte etabliert werden konnte: Diese befin- Anna Mikulowska, Speyer det sich als „Museales Naturzentrum“ in der Armin Schlechter Realschule Plus in Dudenhofen als Dauerein- richtung, realisiert durc h die Ortsgemeinde Dudenhofen und dem Rhein-Pfalz-Kreis. Am 22. August dieses Jahres konnte die POLLICHIA- KURIER 34 (4) –2018 BERICHTE AUS DEN GRUPPEN 37

Dauerausstellung nach langen Planungs- und Umsetzungsprozessen eröffnet wer- den. 16 Vitrinen und ein 10 Meter langer Erdzeitalter-Strahl entlang der Wand, ergänzt mit deckenhohen graphischen Erläuterungen, geben der Ausstellung über zwei Flure im Obergeschoss einen professio- nellen Museumsflair. Zu Besonderheiten gehören übrigens auch Funde aus den „Spuren der Menschheit“ wie z. B. ein Faustkeil aus der Altsteinzeit,n a welchem Besucher besonders gerne „Hand-anlegen“, aber auch Kuriositäten aus dem Wald in Form von Anomalien an Baumresten und Wurzelknollen, deren Schönheit auf einzigartige Weise von Bettag herausgearbeitet wurden. Zur Dauerausstellung gibt es einen Ausstel- lungskatalog, erarbeitet von Archäologin Abb. 1: Vitrinen im Musealen Naturzentrum Dudenhofen. Laura Fauß, mit Auflistung sämtlicher Expo- nate mit Zuordnung der Vitrinen und Rega- le. Eine zeitliche Einordnung stellt den roten Faden der Ausstellung dar. Der Katalog ist für 6 j käuflich (s. u. Kontakt). Erich Bettag war immer bemüht, seine Wert- schätzung der Natur an andere weiterzuver- mitteln, was er in unzähligen Exkursionen, aber auch in seiner Tätigkeit als Beauftragter für Naturschutz und Landespflege umge- setzt hat. Auch sind seine zahlreichen Veröf- fentlichungen von großem Wert für d ie Wis- senschaft. Dieses Museale Naturzentrum schließlich gibt in seinem Sinne jungen Men- schen wie auch weiteren Interessierten die Möglichkeit, sich auf diesem Wege für die Schätze der Natur zu begeistern, für den Schutz der Natur sensibilisiert zu werden und letztendlich Zusammenhänge zwi- schen Flora-Fauna-Mensch verstehen und wertschätzen zu lernen. Das Museale Zentrum Dudenhofen ist allge- Abb. 2: Erdzeitalter-Strahl an der Wand im Musealen Naturzentrum. mein für Intere ssierte zu den Öffnungszei- ten der Realschule plus zugänglich. Ein Kon- zept liegt in Erarbeitung, welches die Ausstellungsmodalitäten optimieren wird. Interessierte Gruppen können nach Voran- meldung die gesammelten Schätze aus der Natur bei einer Führung kennenlernen. Kon- takt: Realschule plus, Iggelheimer Str. 37, 67373 Dudenhofen; Tel: 06232/900550, sekretariat@schule-dudenhofen-roemer- berg.de; Rektor Christian Wallner. [Quellenangabe: Ausstellungskatalog „Schätze der Natur – Fossilien, Insekten, Anomalien aus Holz, gefunden und bear- beitet von Erich Bettag – Museales Natur- zentrum Dudenhofen“; Schriften des Ver- eins für Heimatgeschichte und -kultur Dudenhofen, Bd. 9, 2018.]

Anna Mikulowska, Speyer (Fotos: A. Mikulowska) Abb. 3: Während den Eröffnungsreden des Musealen Naturzentrums am 22. August: Erich Bettag mit Archäologin/Autorin des Kataloges Laura Fauß. Landespflege und Naturschutz

Bewirtschaftungsplan für eine wichtige Messlatte für alle künftigen einiges anzumerken gehabt. Beispielsweise das Natura 2000-Gebiet Vorhaben im Natura 2000-Gebiet. Wenn sie ist es fragwürdig, dass die Fichte mit Antei- Pfälzerwald – die Stellung- mit Erhaltungsmaßnahmen kollidieren, ist len bis 20 % als Erhöhung der Vielfalt in nahme der POLLICHIA eine Genehmigung an besonders hohe Buchenwäldern empfohlen wird. Zu den Anforderungen geknüpft, auch hinsichtlich Schluchtwäldern, den Bachauenwäldern des Ausgleichs. und den Moorwäldern als seltenen, emp- Für FFH- und Vogelschutzgebiete schreibt findlichen natürlichen Wäldern auf Son- die FFH-Richtlinie die Erstellung spezieller Die forstliche Planung – ein Buch derstandorten steht im Forstbeitrag, dass Pflege- und Entwicklungspläne vor. Im Mai / mit sieben Siegeln geprüft werden solle, ob und wo mögli- Juni wurde von der SGD Süd der Planent- Mit 44 Karten und 429 Seiten ist der Bewirt- cherweise auf freiwilliger Basis ein Nut- wurf für das FFH-Gebiet „Biosphärenreser- schaftungsplan ein voluminöses Werk, und zungsverzicht denkbar ist. vat Pfälzerwald“ und das EU-Vogelschutz- dennoch ist er alles andere als vollständig. Man kann geteilter Meinung sein, ob groß- gebiet „Pfälzerwald“ zur Stellungnahme Immer wieder wird im Bewirtschaftungs- flächiger Nutzungsverzicht in unseren Wäl- verschickt. Die merkwür dige Bezeichnung plan auf die Planung der Forstverwaltung dern wirklich sinnvoll ist, nachdem „Bewirtschaftungsplan“ geht übrigens hingewiesen, etwa bei der Abgrenzung von Deutschland seinen Holzbedarf nicht unmittelbar auf die FFH-Richtlinie zurück. Maßnahmenflächen für den Hirschkäfer, decken kann und die Umweltstandards in Der Plan ist in einen Grundlagen- und einen das Große Mausohr, den Schwarz- und den Ländern, aus denen wir durch Importe von Maßnahmenteil gegliedert. Bei den Maß- Mittelspecht. Welche Planungen das sind, Holz und Holzprodukten unsere Versor- nahmen wird entsprechend den rechtlichen kann man nur vermuten. gungslücken schließen, vielfach niedriger Anforderungen zwischen Erhaltungs- und Die Anlage „Forstfachlicher Beitrag zum als bei uns sind. Schlucht- und Moorwälder Entwicklungsmaßnahmen unterschieden. Bewirtschaftungsplan“ ist es jedenfalls sind aber als kleinflächige Sonderbiotope Zur Umsetzung der Erhaltungsmaßnahmen unerwarteterweise nicht. Sie lag zur Stel- für die Holzversorgung von verschwindend ist das Land verpflichtet, theoretisch zumin- lungnahme noch nic ht vor. Inzwischen geringer Bedeutung, für den Naturschutz dest. Vor allem ist der Bewirtschaftungsplan wurde sie zur Verfügung gestellt. Wir hätten aber von höchstem Wert – aus Natur- schutzsicht müssen sie in aller Regel nut- zungsfreie Naturwaldreservate sein. Die Aussage, vielleicht hier und da nicht zu nut- zen, falls ohnehin niemand nutzen will, passt nicht in eine Naturschutzplanung. Es kommt noch besser. Im Grundlagenteil des Bewirtschaftungsplans heißt es im Abschnitt „Forstwirtschaftliche Nutzung des Gebiets“ unter Verweis auf Planungen des Forstes: „Langfristiges Ziel ist die Errei- chung einer möglichst ausgeglichenen Altersklassenverteilung zur dauerhaften Sicherung eines günstigen Erhaltungszu- stands für Lebensraumtypen und Arten. Hierzu kann es bei unausgeglichenen Altersstrukturen erforderlich sein, in über- proportional vorhandene ältere Altersstu- fen verstärkt einzugreifen, um die Verjün- gung zu fördern.“ Es soll also ein Problem für den Naturschutz sein, dass es zu viele Abb. 1: Der Thymian-Ameisenbläuling (Maculinea arion). Diese Art ist für besonders alte Bäume gibt?? Das wäre einmalig für repräsentative Magerwiesen und Borstgrasrasen im Pfälzerwald typisch. Deshalb Deutschlands Wälder. Auf über 90 % der müssen die Gebiete, in denen er vorkommt, in das Natura 2000-Schutzgebietsystem Waldfläche im Pfälzerwald kann man Ver- aufgenommen werden. (Foto: O. Eller) jüngung der heimischen Bäume fördern, POLLICHIA- KURIER 34 (4) –2018 LANDESPFLEGE UND NATURSCHUTZ 39

ohne einen alten Baum fällen zu müssen. rungen und Gebietsergänzungen beziehen Buchenwälder haben ein kleines globales sich zu großen Teilen auf den Wasgau. Oliver Areal, und der Pfälzerwald zählt zu ihren Eller hat etliche Bereiche mit Magerwiesen Kernregionen. Deshalb besteht hier eine benannt, die für den Naturschutz von besondere Verantwortung für ihre best- höchster Wertigkeit sind. Ihre Repräsentanz mögliche Erhaltung. Unsere Forderung ist nicht nur an Pflanzen wie dem Kleinen für die Buchenwälder im FFH-Gebiet „Pfäl- Knabenkraut (Orchis morio) zu erkennen, zerwald“ lautet deshalb, dass der best- sondern auch an Tieren wie dem global mögliche Erhaltungszustand hergestellt bestandsbedrohten Thymian-Ameisen- werden muss, und zwar nach den vom bläuling (Maculinea arion), der im Pfälzer- Bundesamt für Naturschutz mitgeteilten wald eine im mitteleuropäischen Maßstab Kriterien. Das Bundesamt ist die höchste bedeutende Population bildet. Die folgen- Fachbehörde; es steht einer Landesinstanz den Bereiche des Wasgaus sollten als Teile nicht zu, dessen Vorgaben zu relativieren. des FFH-Gebiets nachgemeldet werden: Dies bedeutet: l Grünlandgebiete zwischen Hauen- l Auf mindestens 40 % der Fläche müs- stein und Spirkelbach sen die Stammdurchmesser 50 cm l Grünlandgebiete von Dahn bis in die oder mehr betragen. Umgebung von Busenberg l Pro Hektar muss es mindestens sechs l Wiesen um Oberschlettenbach Biotop- oder Altbäume und mindes- l Klingbach-Quelltäler zwischen der tens drei Stück stehendes und liegen- Burg Lindelbrunn und Gossersweiler- des Totholz geben. Stein Abb. 2: Der Erlenwoog bei Kaiserslau- l Der Anteil nicht für den Lebensraum l Schwobtal östlich von Schönau tern – Lebensraum zweier FFH-Libellen- typischer Baumarten muss unter l Wiesen östlich von Hirschthal arten (Leucorrhinia pectoralis und L. 10 % bleiben. Weitere von uns empfohlene Ergänzungen albifrons). (Foto: J. Ott) l Beeinträchtigungen dürfen allenfalls sind z. B. der Ungeheuersee bei Weisenheim kleinflächig wirksam sein. am Berg, der Pechsteinkopf, der Wo in Bachoberläufen noch der fast ausge- oberhalb von mit dem Helm- storbene Steinkrebs vorkommt, soll der Ergänzungen des Gebiets bach sowie Teilen der Täler, die Streuobst- Schutz dieser Restbestände Vorrang vor Der Bewirtschaftungsplan wäre ein geeig- wiesen um Dernbach und das Naturschutz- anderen Naturschutzzielen haben. Dazu netes Instrument gewesen, um konkrete gebiet „Wolfsteig“ bei Pleisweiler mit gehört der Verzicht auf Maßnahmen zur Korrekturvorschläge für die die Abgrenzung seinen Kalk-Magerrasen. Her stellung der Längsdurchgängigkeit. der Natura 2000-Gebiete zu unterbreiten. Denn vor allem beim FFH-Gebiet wurden Hinweise zu bestimmten Lebens- Teilweise stimmen die Zielvorstellungen vielfach schutzwürdige Bestände direkt räumen, Arten und Einzelgebieten aber nicht überein: So nennt der Bewirt- außerhalb der Gebietsgrenze n gelassen. Es Etliche Aussagen des Bewirtschaftungs- schaftungsplan als Ziel für die Fließgewässer gibt etliche FFH-würdige Teilgebiete des plans, die nicht im Einklang mit dem „Mai- die Erhaltung und Wiederherstellung natur- Pfälzerwalds, die komplett außerhalb des stream“ im Naturschutz und der Landes- naher Fließstrecken an allen Bächen. Von Gebiets geblieben sind. Beim Meldeverfah- pflege stehen, in der Sache aber gut der Wiederherstellung sollten jene Bachab- ren hatten wir seitens der POLLICHIA bereits begründet sind, haben wir in unserer Stel- schnitte ausgenommen werden, an denen auf diese Defizite hingewiesen, aber unsere lungnahme ausdrücklich befürwortet. Hier- sich gut erhaltene Triftanlagen befinden. Ein Anregungen wurden größtenteils ignoriert. zu zählen: konkretes Beispiel ist das Leinbacht al zwi- Wir haben unsere Stellungnahme genutzt, An Felsen sollen keine Freistellungen mehr schen Waldleiningen und . um nochmals auf die Notwendigkeit von vorgenommen werden, weil dadurch der Für das Berntal bei Leistadt sieht der Bewirt- Gebietsergänzungen hinzuweisen. Prächtige Dünnfarn (Tichomanes specio- schaftungsplan vor, keine Ausdehnung von Überhaupt nicht zu begreifen i st die FFH- sum) geschädigt würde. Er ist an das kühl- Weinbauflächen in verbuschte Bereiche Gebietsabgrenzung zwischen Herxheim am feuchte Standortklima beschatteter Felsen zuzulassen. An Naturschutzbelangen aus- Berg, Kallstadt und Leistadt. Das Berntal, gebunden. In der Vergangenheit wurden gerichteter Weinbau in begrenztem das bei aller Schutzwürdigkeit nur ein paar etliche Vorkommen durch Freistellungen Umfang könnte aber zur Wiederherstellung Fragmente von FFH-Lebensraumtypen und von Felsen erheblich beeinträchtigt. der ehemaligen Lebensraumqualität beitra- keine FFH-Arten enthält, ist im Schutzgebiet Die natürliche Ausbreitungsdynamik der gen (keine Biozide, keine Dauerbegrünung, enthalten. Das Plateau des Felsbergs wurde Buche soll gesteuert werden: Zwar sind die Auflagen zur Düngung). aber außen vor gelassen, obwohl sich hier Buchenwälder nach der FFH-Richtlinie Schließlich haben wir noch einige weiterge- der größte Bestand des Lebensraumtyps besonders zu schützen und zu fördern, wo hende Vorschläge unterbreitet: „Steppenrasen“ der Pfalz befindet – er ist die weitere Ausbreitung der Buche im Pfäl- Umfangreiche Maßnahmen empfehlen wir laut EU-Vorgaben prioritär zu schützen! Mit zerwald zum Verlust von Eichen- und zwerg- zur Erhaltung der letzten Gelbbauchunken- der beharrlichen Nicht-Einbeziehung des strauchreichen Kiefernwäldern führt, soll Vorkommen nördlich von Bad Dürkheim Felsbergs ins FFH-Gebiet, zumal wider bes- dort eingeschränkt werden. und zur Wiederbesiedlung weiterer Gebiete seres Wissen, verstößt nach unserer Über- Auwälder an Bächen sollen durch Umbau am Haardtrand. zeugung das Land gegen die FFH-Richtlinie. naturferner Bestockungen hergestellt wer- In bachbegleitenden Erlen-Auwaldstreifen Auch die Trockenrasen vom Berntal-Aus- den, nicht aber durch Aufforstungen bisher im Offenland sollte zumindest auf Teilflä- gang bis nach Kallstadt müssen ins FFH- waldfreier Flächen. Sie würden die Wasser- chen die historische niederwaldartige Gebiet integriert werden. pflanzenvegetation und die Libellen beein- Bewirtschaftung wieder aufgenommen Unsere weiteren Vorschläge für Arrondie- trächtigen. oder nachgeahmt werden. 40 LANDESPFLEGE UND NATURSCHUTZ 34 (4) –2018 POLLICHIA- KURIER

Fischbach und Ludwigswinkel sollten Auf- forst ungen schutzwürdiger Magerrasen, die vor rund 20 Jahren vorgenommen wor- den sind, wieder rückgängig gemacht wer- den. Mittlerweile erfuhren wir von der SGD Süd, dass der Bewirtschaftungsplan in die künfti- gen Forsteinrichtungswerke integriert wer- den soll. Dies bedeutet zwangsläufig, dass in der Forsteinrichtung inhaltliche und flä- chige Konkretisierungen erfolgen. Aller- dings werden Forstbedienstete einschließ- lich Forsteinrichtern meistens nicht über die nötige Fachkunde für die vielfach sehr spe- ziellen Schutzbelange verfügen. Wir haben daher die Forderung nachgereicht, dass Forsteinrichtungswerke, die das Natura 2000-Gebiet betreffen, das Einvernehmen mit der oberen Naturschutzbehörde erfor- Abb. 3: Der Bittenbacher Woog im Leinbachtal. Die Erhaltung solcher Triftanlagen dern und die Naturschutzverbände beteiligt sollte auch im FFH-Gebiet Vorrang vor der Renaturierung der Bäche haben. werden müssen.

Bei der Pflege von Wiesen sollte die Mahd schützende Lebensraumtypen charakteris- Heiko Himmler, Sandhausen nie großflächig am Stück, sondern in Einzel- tisch sind. Solange dies nicht hinreichend flächen mit zeitlichem Versatz erfolgen, sicher ausgeschlossen werden kann, sind damit beispielsweise Wildbienen nicht mit die Kalkungen im FFH-Gebiet im Sinn der einem Schlag die Nahrungsgrundlage ent- FFH-Richtlinie unverträglich und verstoßen Neue Landesverordnung zogen wird. damit gegen das EU-Recht. Die „Notwen- zum Biosphärenreservat Bei der Pflege und Nutzung des Grünlands digkeit“ tritt nur durch die forstliche Entnah- Pfälzerwald ist der Thymian-Ameisenbläuling besonders me von Holz ein. Wenn die Bodenparameter zu berücksichtigen. Hierzu sollte eine all- Anlass zur Vermutung geben, dass die Holz- jährliche, kurze und extensive Beweidung entnahme einen Mangel an Calcium oder Im August legte die Landesregierung den mit Schafen stattfin den, die nicht zu einem Magnesium in FFH-Gebieten zur Folge hat, Entwurf der neuen Landesverordnung für quantitativen Abfressen der Krautschicht so muss sie eingeschränkt werden oder auch das Biosphärenreservat Pfälzerwald vor. Wir führt und auch nicht während des Julis zur unterbleiben. waren zur Stellungnahme aufgefordert und Hauptflugzeit stattfinden soll. In mehrjähri- Im FFH-Gebiet soll die Pflanzung von Dou- kamen dem natürlich nach. gen Abständen sollte eine scharfe Bewei- glasien ausgeschlossen sein, weil das laten- Zunächst ist die Landesverordnung eine dung der Flächen stattfinden. te Risiko der Expansion insbesondere in Fels- Anpassung an neue Rechtsvorgaben. Seit Im Wasgau soll die Erhaltung wildkrautrei- biotope besteht. Gleiches gilt auf an- 1958 war der Pfälzerwald als „Naturpark“ cher Extensiväcker in die Planung aufge- grenzenden Flächen, von denen aus Ansied- ausgewiesen. 1992 wurde er von der nommen werden. Dies lässt sich für das lungen innerhalb des FFH-Gebiets möglich UNESCO als Biosphärenreservat anerkannt. Vogelschutzgebiet mit ihrer Bedeutung für wären. Bei einer Novelle des Bundesnaturschutzge- einige der besonders zu schützenden Arten Die Altbaumgruppen für Spechte sollten setzes wurden dort Biosphärenreservate als begründen. größer sein. Je Brutplatz des Schwarz- und eigenständige Schutzgebietskategorie an- Zur Entwicklung von Buchenwäldern aus des Grauspechts werden Altbaumgruppen erkannt, neben Naturschutzgebieten, Land- Fichten-Beständen haben wir auf Vorkom- von 3-5 Bäumen empfohlen; für den Mittel- schaftsschutzgebieten etc. Diese Eigenstän- men der endemischen Lanzettblättrigen specht sollen jeweils 7-10 Bäume genügen. digkeit wurde vom Glockenblume (Campanula baumgartenii) Wir empfehlen, in Lebensräumen von Landesnaturschutzgesetz vom Oktober hingewiesen, die bei zu starker Lichtstellung Spechten (abzugrenzen ist der gesamte 2015 übernommen. Es bestimmte, dass zur beeinträchtigt werden kann (Verdrängung Aktionsradius) ein Zehntel der bereits als Ausweisung eine Rechtsverordnung zu durch Adlerfarn und Brombeeren). Habitat geeigneten Flächen aus der Nut- erlassen ist. Diese liegt nun mit der Landes- Die Robinie und auch die Kastanie sollen als zung zu nehmen und ein weiteres Zehntel verordnung vor. nicht ursprünglich einheimische, die natür- mit jüngerem Baumbestand so zu entwi- Mi t der Verordnung wird das Ergebnis der liche Artenvielf alt beeinträchtigende Baum- ckeln, dass es die Funktion der Stilllegungs- bisherigen, jahrelangen Diskussionen um die arten zurückgedrängt werden. flächen nach deren natürlichem Absterben Kernzonen fixiert. Bisher gibt es 16 Kernzo- übernehmen kann. nen mit einer Gesamtfläche von 3.884 ha, Speziell bei der Forstwirtschaft halten wir Der Ausbau von Forstwegen sollte nur zuläs- von denen die größte – das „Quellgebiet der Nachbesserungen für geboten, um den sig sein, wenn er keine Arten beeinträchtigt, Wieslauter“ – 2.400 ha umfasst. Dies ent- Anforderungen der FFH-Richtlinie zu genü- die für Lebensraumtypen des FFH-Gebiets spricht 2,1 % der Gesamtfläche des Biosphä- gen: typisch sind. Es sollte nicht mehr geschehen, renreservats. Nach den UNESCO-Vorgaben Die FFH-Gebietsteile sind von der forstlichen dass Wege mit vielfältig bewachsenen Mit- für B müssen die Kernzonen aber 3 % des „Bodenschutzkalkung“ auszunehmen. Sie telstreifen, auf denen etwa der Dukatenfal- jeweiligen Gebiets einnehmen. Durch Ver- schädigt bedrohte Pflanzenarten, wahr- ter leben kann, geschottert werden. größerungen sechs bestehender und die scheinlich auch solche, die für besonders zu Auf den ehemaligen Militärflächen bei Ausweisung sieben weiterer Kernzonen POLLICHIA- KURIER 34 (4) –2018 LANDESPFLEGE UND NATURSCHUTZ 41

wird das Flächensoll erreicht. Allerdings sind die einzelnen Kernzonen wei- terhin – mit Ausnahme des Quellgebiets der Wieslauter – relativ klein (vgl. Tab. 1): l < 100 ha: 6 Kernzonen (die kleinste mit 4 ha) l 100-250 ha: 6 Kernzonen l 250-500 ha: 5 Kernzonen (die nach dem „Quellgebiet der Wieslauter“ größte Kernzone misst 366 ha) Wir hätten uns das Auffüllen mit möglichst wenigen, dafür großen Flächen gewünscht, nehmen in unserer Stellungnahme aber das Ergebnis als Kompromiss nach mehrjährigen Verhandlungen hin. Anders verhält es sich mit den Pflegezonen, die in Biosphärenreservaten mindestens 20 % der Fläche umfassen sollen. Sie waren für den Pfälzerwald nie Gegenstand intensi- ver Diskussionen und sind nach der neuen Abb. 1: Der Pfälzerwald wird immer wieder als das größte zusammenhängende Landesverordnung gegenüber dem bisheri- Waldgebiet Deutschlands bezeichnet; demnach sollte es hier besonders einfach gen Stand unverändert. Besonderer Schutz- sein, Flächen für die Kernzonen zu finden. Doch das Gegenteil war der Fall. (Foto: J. zweck der Pflegezonen ist neben der Ergän- Ott) zung, Pufferung und Vernetzung der Kernzonen laut Verordnung „die Erhaltung, schaft sowie ihrer Arten und Lebensgemein- keineswegs nutzungs- und pflegeabhängig, Entwicklung oder Wiederherstellung der schaften auch zur Bewahrung der Kultur- was schon Wilhelm Busch auf den Punkt nutzungs- oder pflegeabhängigen Teile der landschaft vorrangig erhalten und weiter- brachte („Am besten hat’s die Forstpartie, Landschaft, ihrer Arten und Lebensgemein- entwickelt werden müssten. Sie definieren der Wald, der wächst auch ohne sie“). Als schaften, auch zur Bewahrung des typischen sich quasi automatisch als Pflegezonen – und Kulturlandschaft soll er nicht wahrgenom- Charakters der Kulturlandschaft.“ trotzdem sind sie es nicht. Ebenso fehlt der men werden; die Forstwirtschaft in Rhein- Konsequent ist daher die Ausweisung der größte Teil jener Bereiche, in dem das Natur- land-Pfalz legt, wie anderswo auch, mitt ler- Haardtrand-Naturschutzgebiete als Pflege- schutzprojekt „Hirtenwege im Pfälzerwald“ weile großen Wert auf Naturnähe. Bleibt die zone, einschließ lich Korridoren dazwischen. durchgeführt werden soll. Dieses Projekt Aufgabe der Pflegezonen, die Kernzonen zu Ansonsten umfassen die als Pflegezonen entspricht perfekt den Zielsetzungen für die puffern und zu vernetzen. Als Streifen hätte dargestellten Bereiche überwiegend Wald, Pflegezone und soll, so will es die Landesver- ein Bruchteil der Fläche gereicht, beispiels- hauptsächlich im Wasgau westlich von Dahn ordnung, dennoch größtentei ls außerhalb weise als 100 m breiter Streifen. Die Vernet- und Bundenthal, als breites Band im zentra- von ihr stattfinden. zungsfunktion sollte der ganz normale Wald len Pfälzerwald von Hinterweidenthal über Statt dessen sind hunderte von Hektar Wald erfüllen können, jedenfalls ergibt sich das Johanniskreuz bis und Franken- als Pflegezone deklariert. Doch der Wald ist aus dem Anspruch der Multifunktionalität, stein sowie zwischen dem Hochspeyerbach- bzw. Speyerbachtal und dem Isenachtal. Die neben dem Haardtrand bedeutendsten und artenreic hsten Kulturlandschaftsgebiete bleiben außen vor: Nicht als Pflegezonen ausgewiesen sind nach dem Verordnungs- entwurf l der Teil des Wasgaues nördlich und östlich des Wieslautertals, l der Teil des Wasgaues nahe der franzö- sischen Grenze von Ludwigswinkel bis Bobenthal, l der von kleinparzelliertem Offenland sowohl an Hängen als auch in Talsoh- len durchsetzte Nordwestteil von Hel- tersberg bis Kaiserslautern und Land- stuhl, l die Offenlandbereiche im mittleren Pfälzerwald mit Streuobstwiesen und waldfrei gehaltenen Talsohlen, etwa um Iggelbach und Esthal, sowie Abb. 2: Die Pflegezonen sollen wertvolle Kulturlandschaften umfassen, wie die l der Grünstadter und der Bockenhei- Offenlandgebiete des Wasgaus mit ihren Mager- und Streuobstwiesen. Nach der mer Berg mit ihren Magerrasen. geplanten Abgrenzung bleiben aber gerade die meisten dieser Gebiete draußen – Dies sind diejenigen Bereiche, in denen nut- als Pflegezonen sind größtenteils „normale“ Wirtschaftswälder vorgesehen. (Foto: zungs- und pflegeabhängige Teile der Land- H. Himmler) 42 LANDESPFLEGE UND NATURSCHUTZ 34 (4) –2018 POLLICHIA- KURIER

Abb. 3: Die Zonierung. Die Farben und Signaturen bedeuten: Rot = bisherige Kernzonen. Blau = zusätzliche Kernzonen im Staatswald. Grün = zusätzliche Kernzone im Kommunalwald. Türkis = Pflegezone. Hellgelb = Entwicklungszone. Graue Kreuz- schraffur = Wildtierkorridor. (Abdruck mit freundlicher Erlaubnis des MUEEF) POLLICHIA- KURIER 34 (4) –2018 LANDESPFLEGE UND NATURSCHUTZ 43

Tab. 1: Die Kernzonen des Biosphärenreservats „Pfälzerwald“.

Bezeichnung (Lage) Größe lt. zusätzlich lt. Größe gesamt Landesverordnung 2007 Landesverordnung 2018 Adelsberg (südlich von Ludwigswinkel) 191 ha 67 ha 258 ha Bobenthaler Kopf (östlich von Bobenthal) 319 ha 14 ha 333 ha Eischkopf (zwischen Eußerthal und Albersweiler) 58 ha 58 ha Enkenbachtal (westlich von Elmstein) 253 ha 253 ha Erlenbachtal (südwestlich von Elmstein) 274 ha 274 ha Eulenhald (zwischen Weidenthal und Waldleiningen) 19 ha 19 ha Großer Berg (zwischen Weidenthal und Waldleiningen) 73 ha 73 ha Großer Stephansberg (zwischen Eppenbrunn und Lemberg) 181 ha 181 ha Haidbrunnen (südwestlich von Waldleiningen) 4 ha 4 ha Hohe Halde (südlich Eppenbrunn) 54 ha 11 ha 65 ha Humberg (südlich von Kaiserslautern) 77 ha 8 ha 85 ha Hundsberg (südöstlich von Heltersberg) 81 ha 66 ha 147 ha Karlsdell (zwischen Weidenthal und Waldleiningen) 92 ha 92 ha Lehmberg (zwischen Dahn und Salzwoog) 87 ha 87 ha Leiterberger Platte (südwestlich von Waldleiningen) 18 ha 18 ha Mittlerer Gleisberg (südöstlich von Esthal) 37 ha 37 ha Mummelsköpfe (nordwestlich von Ludwigswinkel) 51 ha 60 ha 111 ha (nördlich von Neidenfels) 130 ha 130 ha Quellgebiet der Wieslauter (nördlich von Hinterweidenthal) 2.400 ha 2.400 ha Rohrweiher (südwestlich von Ludwigswinkel) 22 ha 22 ha Schnepfenberg (östlich von Ruppertsweiler) 137 ha 137 ha Stabenberg (zwischen Neustadt und Deidesheim) 227 ha 227 ha Teufelsleiter (nordwestlich von Frankenstein) 366 ha 366 ha 3.884 ha 1.493 ha 5.377 ha die im § 6 des Landeswaldgesetzes verankert erheblich beeinträchtigen können. Grundsätzlich schlagen wir vor, zunächst ist. l Von den Schutzbestimmungen sind den Bewirtschaftungsplan für das FFH- und Wir fordern daher in unserer Stellungnah- nach dem Verordnungsentwurf das Vogelschutzgebiet „Pfälzerwald“ me eine vollständige Überarbeitung der nicht nur die Geltungsbereiche abzustimmen und fertigzustellen. Dann Pflegezonen-Ausweisung. Wald sollte – bestehender Bebauungspläne aus- könnte die Landesverordnung die nahelie- außer in der besagten Pufferfunktion – nur genommen, sondern auch jene gende Funktion erfüllen, Empfehlungen dort Pflegezone sein, wo historische Wald- künftiger Bebauungspläne. Für des Bewirtschaftungsplans rechtsverbind- nutzungsformen wieder aufgenommen / bereits aufgestellte Bebauungspläne lich zu machen. nachgeahmt werden (z. B. Waldweide) akzeptieren wir diesen Bestands- Unsere vollständige Stellungnahme kön- oder nutzungsbedingte Waldtypen erhal- schutz. Es kann aber nicht angehen, nen Sie sich auf unserer Homepage ten werden können oder sollen (z. B. Kie- den Schutz für alle Bereiche voraus- anschauen (Rubrik „AK Landespflege“). fernwälder mit Besenheide). Die Pflegezo- eilend aufzuheben, für die künftig nen sollten in die oben aufgezählten ein Bebauungsplan erstellt wird. Heiko Himmler, Sandhausen Gebiete verlegt werden. Bebauung wird durch die Schutzbe- Einige weitere Forderungen, die wir in stimmungen keineswegs unmög- . unserer Stellungnahme erheben, gehen lich. Die Schutzbestimmungen for- mehr ins Detail. Exemplarisch seien dern lediglich, dass die Beeinträchti- genannt: gungen ausgeglichen werden. Das l In den Pflegezonen muss die Pflan- ist ein Mindeststandard; er muss zung gebietsfremder Baumarten selbstverständlich im Biosphärenre- und die Förderung ihrer Naturverjün- servat gelten. gung untersagt sein, insbesondere l Von den Schutzbestimmungen für von Douglasie, Fichte, Schwarz-Kie- Kernzonen bleiben unter anderem fer, Weymouths-Kiefer, Rot-Eiche die Unterhaltung von Energiefreilei- und Robinie. Dies ist insbesondere tungen und Versorgungsleitungen notwendig, um keine spontane Aus- ausgeklammert, ebenso „Vorhaben, breitung dieser Arten in die Kernzo- für die beim Inkrafttreten dieser Ver- nen zu provozieren. ordnung eine behördliche Genehmi- l Bei den Schutzbestimmungen emp- gung erteilt war“ (welche Vorhaben fehlen wir, bestimmte Handlungen auch immer dies sein mögen). Wir nicht nur innerhalb des Biosphären- plädieren dafür, diese Bereiche, die reservats zu verbieten, sondern auch nicht sich selbst überlassen bleiben außerhalb von ihm, sofern sie auf das können, aus den Kernzonen heraus- Gebiet einwirken und es dadurch zunehmen. 44 LANDESPFLEGE UND NATURSCHUTZ 34 (4) –2018 POLLICHIA- KURIER

Heuwerbung, zweiter Blühhorizont und Wiesen- pilze auf geschützten Wie- sen bei Mohrweiler im Eifelkreis Bitburg-Prüm (Teil 2)

Aktuelle Untersuchungen Vor den im vorherigen Kurier beschriebenen Zusammenhängen wurden am 17. Septem- ber und 14. Oktober 2017 sechs Wiesen, die exemplarisch für die Mohrweiler Wiesen in ihrer Gesamtheit stehen, eingehender untersucht hinsichtlich 1) ihres Arteninventars und besonders ihres Blühhorizonts (also derzeit blühende Arten) in den verschiedenen Wuchssta- dien a) nach der Mahd zur Heuzeit im Juni/Juli, b) nach später Mahd Ende Abb. 1: Magerwiese im zweiten Aufwuchs mit Rundblättriger Glockenblume, Wie- August, c) im bis dahin nicht gemähten sen-Flockenblume, Acker-Witwenblume, Rot-Klee und Hornklee. ersten Aufwuchs; 2) ihres Vorkommens an Wiesenpilzen (v. a. Nr. 5 „Auf dem Wehrbüsch“ (gegenüber Das Flurstück war als Mähwiese ab 1993 im Gattungen Saftlinge und Ellerlinge) ent- von Nr. 2, 3 und 4) BSP, ab 2003 wurde es als extensive Schaf- sprechend 1a) bis c) sowie d) im frischen a) Gemarkung Malberg, Flur 1, Flurstücke weide im FUL gefördert. Aktuell ist es als Aufwuchs nach dem 2. Schnitt zwischen Nr. 648 und 649; gesa mt 0,2332 ha. Beide Mähwiese von 2015 bis Ende 2019 im EULLa dem 17.9. und 14.10. Flurstücke waren von 1988 bis Ende 2014 im unter Vertrag. Die untersuchten Wiesen kann man im Biotopsicherungsprogramm und werden Internetportal LANIS (www.natur- derzeit von 2015 bis Ende 2019 im EULLa Ergebnisse hinsichtlich der Entwicklung schutz.rlp.de) über die Flurstückssuche des gefördert. In der Biotopkartierung sind sie eines zweiten Blühhorizonts Kartendienstes aufrufen und im Luftbild als Borstgrasrasen kartiert. a) bei Wiesen, die zur Heuzeit im Juni/Juli ansehen. b) Gemarkung Malberg, Flur 1, Flurstück Nr. gemäht wurden: 630/2 teilweise mit 0,55 ha und zwar der an Die Wiesen Nr. 1, 2 und 3 zeigten Mitte Sep- Nr. 1 „Auf Mohrweiler“ die o. g. Flurstücke angrenzende Bereich bis tember einen frischgrünen, niedrigen bis Gemarkung Malberg, Flur 1, Flurstücke Nr. zu dem im Flurstück liegenden Feldgehölz. mittelhohen Aufwuchs. Aufgrund dieser 2062/32, 2063/33, 2064/34; gesamt Das Flurstück war von 1995 bis 1999 im FUL, Tatsache müssen sie schätzungsweise zur 0,6071 ha. Sie wurden im Biotopsiche- aktuell wird es nicht im EULLa gefördert. typischen Heuzeit im Juni / Juli gemäht und rungsprogramm „Extensivierung von Dau- abgeerntet worden sein. ergrünland“ von 1993 bis Ende 2014 geför- Nr. 6 „Auf Meilter“ (südlich an Nr. 2 angren- Bestandsbildende Gräser sind vor allem dert, seitdem ist keine Antragstellung bzw. zend) Rotes Straußgras und Ruchgras, Zittergras weitere Förderung im derzeitigen Vertrags- Gemarkung Malberg, Flur 1, Flurstück Nr. und Goldhafer. Nur die beiden letzteren naturschutz-Programm EULLa erfolgt. 700/1; 0,8997 ha. zeigten vereinzelte, neue Ähren bzw. Blü-

Nr. 2 „Auf Meilter“ Gemarkung Malberg, Flur 1, Flurstück Nr. 702; 0,2224 ha. Das Flurstück war früher nicht im Biotopsi- cherungsprogramm, FUL oder PAULa und wird aktuell nicht im EULLa gefördert.

Nr. 3 „Auf Meilter“ (nördlich von Nr. 2) Gemarkung Malberg, Flur 1, Flurstücke Nr. 2134/620 und 2135/620; gesamt 0,6444 ha. Die Fläch e wurde früher nicht und wird auch aktuell nicht in einem Vertragsnaturschutz- Programm gefördert.

Nr. 4 „Auf Meilter“ (an Nr. 3 angrenzend) Gemarkung Malberg, Flur 1, Flurstücke Nr. 618/1 und 705/1; gesamt 0,6982 ha. Die Fläche war ab 1993 im BSP und wird aktuell nicht im EULLa gefördert. Abb. 2: Magerwiese mit Schwarzer Teufelskralle, Klappertopf, Berg-Platterbse und Rot-Klee. POLLICHIA- KURIER 34 (4) –2018 LANDESPFLEGE UND NATURSCHUTZ 45

ten. Die Gräser hatten nach der Mahd noch- mals Blattmasse, aber kein Höhenwachs- tum mehr entwickelt, so dass die Blüten der erneut blühenden Kräuter die Gräser über- ragten oder, wenn niedrigwüchsig, auf glei- cher Höhe mit ihnen waren. Folgende Kräuter hatten Blüten und bilde- ten einen bunten, reichhaltigen Blühhori- zont: Schafgarbe (Achillea millefolium), Rundblättrige Glockenblume (Campanula rotundifolia ), Wiesenflockenblume (Cen- taurea jacea), Witwenblume (Knautia arvensis), Rauer Löwenzahn (Leontodon hispidus), Herbst-Löwenzahn, Margerite (Leucanthemum vulgare), Hornklee (Lotus corniculatus), Kleine Bibernelle (Pimpinella saxifraga) und Rot-Klee (Trifolium pratense). Dies ist mit zehn Krautarten rund die Hälfte der insgesamt 18 festgestellten Kräuter auf den Flächen Nr. 1 und 3 Abb. 3: Magerwiese im Spätsommer (erster Aufwuchs) mit Teufelsabbiss, Kantigem Auf der Fläche Nr. 2 kommen zusätzlich zu Johanniskraut, Schafgarbe u. a. den oben genannten Kräutern weitere typi- sche Arten vor, die sie als Borstgrasrasen Blütenstände vorhanden. Man kann somit davon ausgehen, dass zwar definieren, und zwar Kreuzblümchen (Poly- Zu den vorgefundenen Kräutern mit langer sämtliche Diasporen auf der Fläche verblie- gala vulgaris), Berg-Platterbse (Lathyrus lini- Blühzeit gehören: ben sind. Aber dies bedeutet nicht, dass sie folius), Blutwurz (Potentilla erecta), Augen- Schafgarbe, Frauenmantel (Alchemilla auch alle keimen konnten, denn in einer ver- trost und Mausohr-Habichtskraut (Hiera- spec.), Rundblättrige Glocken-blume, Wie- filzten Grasnarbe sind die Keimbedingun- cium pilosella). Hier blühten von den festge- sen-Flockenblume, Augentrost, Gemeines gen nicht gut. stellten insgesamt 22 Krautarten mit 14 Ferkelkraut (Hypochoeris radicata), Knautie, Arten also mehr als die Hälfte im zweiten Herbst-Löwenzahn, Moschus-Malve, Kleine c) bei Wiesen, die spät (Mitte bis Ende Aufwuchs. Bibernelle, Blutwurz und Rot-Klee. August) gemäht wurden: Nach ROTHMALER (2005) werden die meisten Von den insgesamt dort vorkommenden 20 Die Wiese Nr. 5 war Mitte September sehr der o. g. Arten von Insekten bestäubt, und Kräutern blühten also noch zwölf Arten. Das kurzrasig und demnach erst gegen Ende zwar unspezifisch, d. h. sowohl von Haut- ist qualitativ ein ebenso gutes Ergebnis wie August gemäht und abgeerntet worden. flüglern (Bienen, Hummeln, Wespen) als bei den im Frühsommer gemähten Wiesen Das Erntegut war in Siloballen am Rand der auch von Zweiflüglern (Fliegen), Faltern und mit ihrem frischen Zweitaufwuchs, aber im Fläche gelagert. Mitte September gab es Käfern. Einige Arten sind auf bestimmte Vergleich zu deren zweitem Blühhorizont demnach null Blüten, also keinen zweiten Bestäuber spezialisiert, nämlich Augentrost gab es im nicht gemähten Altaufwuchs Blühhorizont mit Nahrung für nektarsau- und Hornklee auf Hautflügler, Knautie und quantitativ weniger Blüten. gende Insekten auf der Wiese, deren ansons- Kreuzblümchen auf Bienen und Falter, Rund- Während die Wiese Nr. 6 im Herbst noch ten großer Reichtum an Arten anhand deren blättrige Glockenblume auf Bienen, Rot- gemäht wurde, zeigte eine Besichtigung im nachwachsenden Blätter bestimmbar war Klee besonders auf Hummeln. Einige dieser April 2018, dass d ie Wiese Nr. 4 auch nach und durch die Biotopkartierung (siehe Arten sind außerdem auch zur Selbstbestäu- Mitte Oktober nicht gemäht worden war. LANIS) bestätigt wi rd. bung fähig, nämlich Kreuzblümchen, Wie- sen-Flockenblume und Herbst-Löwenzahn. b) bei Wiesen, die bis Mitte September nicht gemäht waren: Die Wiesen Nr. 4 und Nr. 6 waren bis Mitte September noch nicht gemäht. Bei beiden Flächen war der Aufwuchs überständig, von strohigen Gräsern dominiert, kaum mittel- hoch (generell bedingt durch die allgemeine Magerkeit und zusätzlich durch ein trocken- kaltes Frühjahr), aber durchaus dicht und am Boden leicht verfilzt. Wie von den Gräsern, so standen auch von den meisten Kräutern die abgeblühten Blü- tenstände bzw. Fruchtstände im Aufwuchs. Und wie bei den im Frühsommer gemähten Wiesen blühten auch hier keine Gräser mehr oder nur noch vereinzelt. Aber einige Kräuter haben eine lange Blütezeit, und so waren neben den alten Fruchtständen auch jüngere Abb. 4: Hygrocybe chlorophana (Stumpfer Saftling). 46 LANDESPFLEGE UND NATURSCHUTZ 34 (4) –2018 POLLICHIA- KURIER

o. g. Pilze in den jeweiligen Wiesen erschie- nen: l In Nr. 1 mit erster Mahd zur Heuzeit, zweiter Mahd zwischen Mitte Sep- tember und Mitte Oktober und am 14.10. kurzrasiger, offenliegender Grasnarbe: elf der o. g. 14 Arten, ver- treten mit (geschätzt) zahlreichen Individuen. l In Nr. 2 mit erster Mahd zur Heuzeit, zweiter Mahd zwischen Mitte Sep- tember und Mitte Oktober und Nr. 6 (Teilfläche neben Nr. 2) mit erster Mahd zwischen dem 17.9. und 14.10., beide mit kurzrasiger, offen- liegender Grasnarbe: sieben der o. g. 14 Arten, vertreten mit zahlreichen Individuen. l In Nr. 3 mit erster Mahd zur Heuzeit, Abb. 5: Hygrocybe coccinnea (Kirschroter Saftling). am 14.10. mit niedrigem Aufwuchs und relativ dichter Grasnarbe: sieben Theoretisch hätten bei der Ernte des Auf- breitung ihrer unterirdischen Myzele bedarf der o. g. 14 Arten mit weniger Indivi- wuchses wenigstens viele bereits reife Dia- einer langen Zeit ohne Störungen wie duen als bei Nr. 1, 2, 6 und 5. sporen von Kräutern ausfallen können. Umpflügen oder sonstiger Eingriffe in das l In Nr. 4 ohne Mahd, am 14.10. mit Praktisch werden allerdings bei der Produk- Bodengefüge. Ihre Fruchtkörper, die sie ab mittel hohem Aufwuchs und verfilz- tion des silierten Gärheus nicht so viele Dia- Ende August bis in den November hinein ans ter Grasnarbe: keine der o. g. Arten; sporen auf der Fläche verblieben sein, wie es Tageslicht schieben, sind relativ klein (ver- l In Nr. 5 mit später Mahd Ende August, bei einer Heuwerbung mit ihrer verlänger- gleichbar mit der Größe von Pfifferlingen). am 14.10. mit niedrig em Aufwuchs ten Trocknungszeit und ihren mehrmaligen Die Arten der Saftlinge und Ellerlinge und offener Grasnarbe: zehn der o.g. Arbeitsgängen des Wendens der Fall gewe- machen durch kräftige Farben – rot, orange, 14 Arten mit den meisten Individuen. sen wäre. gelb, weiß und schwarz – auf sich aufmerk- Daraus lässt sich schließen: Der spät gemähte, überständige Aufwuchs sam, während die Zärtlinge mit helleren und 1) Es ist offenbar unverzichtbar, dass die hätte immerhin noch als raufutterreiches dunkleren Brauntönen unauffälliger sind. Wiesen im Herbst einen niedrigen Auf- Heu für Pferde verwendet werden können. Die meisten Wiesenpilze der o. g. Gattun- wuchs mit einer möglichst offen liegenden Für die Produktion von hochwertigem Gär- gen stehen bundesweit auf der Roten Liste Grasnarbe haben. heu hingegen war die späte Mahd definitiv (Bundesamt für Naturs chutz 2016). 2) Dabei scheint eine Aufwuchshöhe und - viel zu spät und es drängt sich die Vermu- Insgesamt wurden in den sechs untersuch- dichte wie bei Nr. 3 ungünstiger zu sein als tung auf, dass der Bewirtschafter an der Ver- ten mageren Wiesen auf dem Mohrweiler bei den offeneren Wiesen Nr. 1 und 5 mit wertung des Aufwuchses gar nicht interes- Plateau Mitte Oktober 2017 folgende Wie- mehr Arten, sowie bei Nr. 2 und 6 mit gleich siert ist, worauf vor allem das senpilze gefunden und von Frau Prof. Ruth- vielen Arten, aber mehr Individuen. Rundballenlager aus früheren Jahren hin- satz bestimmt: 3) In einem nicht gemähten Aufwuchs mit deutet. Dies läs st darauf schließen, dass der Stumpfer Saftling (Hygrocybe chloropha- verfilzter Grasnarbe wie bei Nr. 4 haben die Bewirtschafter Geld mit seiner Arbeit na), Blassrandiger Saftling (Hygrocybe quie- Wiesenpilze keine Chance, Fruchtkörper zu (Mähen und Abräumen) verdient, nicht aber ta), Kirschroter Saftling (Hygrocybe cocci- entwickeln. mit dem Produkt. Bezahltes Mähen und nea) und Schneeweißer Ellerling Abräumen aber erfolgt typischerweise bei (Cuphophyllus virgineus) in allen Wiesen Aussichten Flächen, die im Rahmen von Biotoppflege-, außer Nr. 4; Schw ärzender Saftling (Hygro- Insgesamt lässt sich feststellen, dass einige Vertragsnaturschutz- und Kompensations- cybe conica) in den Wiesen Nr. 1, 2, 5 und 6; der von RUTHSATZ (2009) genannten Kriterien maßnahmen gepflegt werden. Wiesen-Ellerling (Cuphophyllus pratensis) in für den Erhalt des Artenreichtums von Wie- Mitte Oktober zeigte sich dann ein begin- den Wiesen Nr. 1, 2 und 6; Amiant-Körn- sen auf dem Mohrweiler Plateau gegeben nender zweiter Blühhorizont mit vereinzel- chenschirmling (Cystoderma amianthinum) sind und zwar: a) eine kleinparzellierte Feld- ten Blüten von Rundblättriger Glockenblu- und Blasser Wiesenellerling (Cuphophyllus flur mit hoher Diversität der Nutzer, somit me, Knautie, Herbst-Löwenzahn, Rot-Klee, pratensis var. pallida) in den Wiesen Nr. 1 räumlich und zeitlich differenzierte Nutzun- Blutwurz, Mausohr-Habichtskraut und und 5; Gelbrandiger Saftling (Hygrocybe gen incl. Brachezeiten, und b) die Heuwer- Augentrost, für die Insektenfauna wahr- insipida) und Zitronengelber Saftling bung (wenngleich nicht auf allen Wiesen, scheinlich zu spät. (Hygrocybe glutinipes) ausschließlich in was in Zukunft forciert werden müsste) mit Nr. 5; Schnürsporiger Wiesenellerling ihren positiven Effekten. Hinzu kommt c) die Ergebnisse hinsichtlich der Entwicklung von (Cucphophyllus fornicatus) nur in der Wiese bestehende Magerkeit der Wiesen auf- Wiesenpilzen Nr. 1; sowie drei nicht genauer bestimmte grund von geringer oder keiner Düngung. Die Wiesenpilze der Gattungen Saftlinge Zärtlinge (Entoloma spec.) verteilt in allen Würde zudem noch d) gelegentlich eine (Hygrocybe), Ellerlinge (Cuphophyllus) und Wiesen außer in Nr. 4. Schafherde im Herbst / Wi nter über die Wie- Zärtlinge (Entoloma) kommen in mageren, Bezogen auf die Nutzung der Wiesen, also sen des Plateaus ziehen und für einen gewis- von ausgiebigen Stickstoff- und Gülledün- auf Schnitt und Abernten ihres Aufwuchses, sen Diasporentransport sorgen, der nicht gungen verschonten Wiesen vor. Die Aus- waren Mitte Oktober folgende Anzahl der nur von RUTHSATZ (2009), sondern auch von POLLICHIA- KURIER 34 (4) –2018 LANDESPFLEGE UND NATURSCHUTZ 47

BONN & POSCHLOD (1998) als wichtiger Faktor POLLICHIA lehnt neue Lan- Wir regen an, das Thema in einem breiteren für die Verbreitung von Arten sowie deren desverordnung über Kreis zu diskutieren und auch in die jeweiligen genetischem Austausch propagiert wird, Gebote für Photovoltaik- Naturschutzbeiräte auf den verschiedenen wäre die Situation nahezu wieder perfekt. Freiflächenanlagen auf Verwaltungsebenen einzubringen. Das Mohrweiler Plateau würde sich ebenso als Freilichtmuseum traditioneller Wiesen- Grünland in benachteilig- Jürgen Ott, Trippstadt wirtschaft in der Eifel anbieten, wie als wis- ten Gebieten ab senschaftliches Studienobjekt, bei dem nicht nur ein unbezahltes „Freizeit-Monito- Im Rahmen der TÖB-Beteiligung (Träger ring“ mit sechs Flächen, sond ern ein profes- öffentlicher Belange) hat die POLLICHIA eine sionelles Monitoring mit Schwerpunkt auf negative Stellungnahme abgegeben, da die für die Wiesen geeignete Bewirtschaftungs- neue Landesverordnung nach unserer Auf- weisen getätigt wird. Angesichts von seit fassung gravierende negative Folgen für den 2010 gestrichenen Effizienzkontrollen bei Naturschutz mit sich bringen wird. der Biotoppflege und beim Vertragsnatur- Unsere Gründe für die Ablehnung sind: schutz ist zwar kaum damit zu rechnen, aber Die Bereitstellung von elektrischem Strom als vielleicht läge nach Erweiterung des angren- Beitrag zur unbestritten notwendigen Ener- zenden FFH-Gebiets z. B. ein EU-LIFE-Projekt giewende soll vorrangig aus der Erzeugung im Rahmen des Möglichen. durch Photovoltaik-Anlagen auf Privathäu- Mindestens aber sollte das Mohrweiler Pla- sern, Gewerbe- oder Industrieflächen erfol- teau wie ein ausgewiesenes Naturschutzge- gen, nicht aber durch Anlagen auf Grünland biet behandelt und Gegenstand der Biotop- oder sonstigen Freiflächen mit unverbautem betreuung und -pflege werden, die v. a. Boden. Einfluss nimmt auf die richtige Bewirtschaf- Dort ist es die Anlage von Photovoltaik-Anla- tung (Heuwerbung) der Kompensationsflä- gen nur in Ausnahmefällen, wenn keine chen. Zudem sind die o. g. Verbesserungen naturschutzfachlichen Gründe entgegenste- bei den Bewirtschaftungsvorgaben der Ver- hen, zuzulassen. Auf keinen Fall sind sie tragsnaturschutzprogramme für den Erhalt jedoch in jedweden Schutzgebietskatego- aller noch im Land verbliebenen Wiesen not- rien gemäß BNatSchG zuzulassen. Ebenso wendig – im wa hrsten Sinne des Wortes, um wenig sind sie auf Flächen mit gefährdeten die Not zu wenden... Biotoptypen laut der einschlägigen Roten Liste des Bundesamts für Naturschutz (BfN) Impressum Literatur oder mit Vorkommen bestandsbedrohter Herausgeber: BAARNBOOX – Pferdewissen online: Ver- Arten zuzulassen. Sie sollen auch nicht auf POLLICHIA Verein für Naturforschung und gleich zwischen Silage/Heulage und reiner landwirtschaftlich genutzten Flächen zuge- Landespflege e. V. Heufütterung für Pferde; www.barn- lassen werden. Erscheinungsweise des POLLICHIA-Kuriers: boox.de In jedem Fall ist bei Photovoltaik-Anlagen, die Vierteljährlich BONN, S. & POSCHLOD, P. (1998): Ausbrei- nicht auf Gebäuden errichtet werden, die ISSN 0936-9348 tungsbiologie der Pflanzen Mitteleuropas. – Eingriffsregelung von §§ 14, 15 BNat-SchG Auflage: 2400 Stück Quelle & Meyer Verlag, Wiesbaden. anzuwenden. Redaktion: Heiko Himmler Bundesamt für Naturschutz (Hrsg., 2016): Die Nutzung von Freiflächen durch großflä- Redaktionsadresse: Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und chige Photovoltaik-Anlagen verschärft unnö- Heiko Himmler, Große Ringstraße 45, Pilze Deutschlands; Band 8 (Teil1) – Großpil- tig die bereits bestehende Flächenkonkur- 69207 Sandhausen ze. – Bonn-Bad Godesberg. renz – aktuell werden immer noch täglich (mail: [email protected]) LANIS (Landschaftsinformationssystem der rund 60 ha Boden bundesweit versiegelt – POLLICHIA-Geschäftsstelle Erfurter Straße 7 Naturschutzverwaltung RLP): Biotopkartie- und es wird zu einem weiteren Verlust von 67433 Neustadt/Wstr. rung. www.naturschutz.rlp.de. Flächen führen, die für den Naturschutz (mail: [email protected]) ROTHMALER, W. (2005): Exkursionsflora von besonders interessant sind. Gerade ertrags- Namentlich g ekennzeichnete Beiträge geben Deutschland, Gefäßpflanzen – Kritischer schwache Böden und Grünländer sind für nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers Band (10. Auflage) – Spektrum Akademi- viele stark rückläufige Arten (Feldvögel, wieder. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Bei- scher Verlag, Heidelberg. Insekten etc.) besonders wichtig; ohne diese träge verantwortlich. Die Redaktion behält sich vor, eingesandte Beiträge zu kürzen. RUTHSATZ, B. (2009): Schutzwürdigkeit von Flächen sind weitere dramatische Rück- Einzelpreis: Euro 2,00 Mähwiesen und ihrer Flora am Beispiel von gangstendenzen programmiert. (für POLLICHIA-Mitglieder im Jahresbeitrag Landschaften im westl ichen Rheinland- Die Verordnung kann auch im Widerspruch abgegolten) Pfalz. – Tuexenia 29: 121-144. zum Ansatz der Etablierung regionaler Kreis- Die Wiedergabe in anderen Printmedien oder im läufe und der nachhaltigen Nutzung stehen. Internet ist bei Angabe des POLLICHIA-Kuriers Beate Jacob Sinnvoll wäre eine Festsetzung in einschlägi- als Originalquelle grundsätzlich zulässig. Illtgesdell 4 gen Regelungswerken, die für neue Bauge- Redaktionsschluss für das nächste Heft: 54614 Schönecken biete eine Ausrichtung der Gebäude und 21. Dezember 2018 e-Mail: [email protected] Dachneigungen vorschreibt, die eine best- Satz und Druck: (Fotos: B. Jacob) mögliche Ausnutzung der Solarenergie Maierdruck · 67360 Lingenfeld ermöglichen (nicht unbedingt zur Photovol- www.maierdruck.de · Tel. 0 63 44 / 93 90 57 taik, sondern auch oder vor allem zur Wär- meerzeugung). Aus den Museen

Molluskensammlung diums der Biologie und Chemie an der Die Exemplare sind sorgfältig etikettiert und Diehl von der POLLICHIA Johan nes Gutenberg Universität Mainz im auf Karteikarten erfasst, sodass die Samm- übernommen Jahr 1968. Aus diesem Jahr stammen auch lung nach Aufarbeitung wissenschaftlich die ersten Belege. 1985 forcierte er seine genutzt werden kann. Derzeit ist sie am Am 24. April 2018 hat Herr Oberstudienrat Sammeltätigkeit weiter und sammelte zum Haus der Artenvielfalt in Neustadt an der Hans-Georg Diehl aus Eisenberg/Pfalz der einen selbst Schnecken und Muscheln in der Weinstraße untergebracht. POLLICHIA seine umfangreiche Conchylien- näheren Umgebung sowie auf Urlaubsrei- sammlung übergeben. Die Sammlung sen in der Schwäbischen Alb, in Österreich Katharina Schneeberg, umfasst etwa 15.000 Exemplare von Weich- oder Frankreich. Exotische Exemplare befin- Pfalzmuseum für Naturkunde tierschalen aus rund 8.000 Arten. den sich ebenfalls in der Sammlung und Herr Diehl entdeckte seine Sammelleiden- wurden als Mitbringsel von Bekannten oder schaft bereits während seines Lehramt-Stu- du rch Käufe erworben.

Auch für die nukleargerüstete Streitmacht de r Vereinigten Staaten Ein ungewöhnlicher Besucher bei einem Depot der US-Armee in gibt es Feinde, denen sie nicht gewachsen ist. Und diese Feinde Bruchmühlbach-Miesau (Kreis Kaiserslautern) hat für einen Poli- sind mitten unter uns; viele von uns haben sie schon selbst gese- zeieinsatz gesorgt. Eine etwa ein Meter lange Ringelnatter suchte hen. in der Nacht auf Dienstag einen Weg in das Gebäude, wie die Nein, hier geht es nicht um „Schläfer“ – die Wirklichkeit ist viel... Beamten mitteilten. Das Sicherheitspersonal des Depots alarmier- Nun ja, lesen Sie selbst die Meldung der Deutschen Presseagentur, te daraufhin die Polizei, die sich ihrerseits Verstärkung bei einem die am 25. Juli in der RHEINPFALZ stand: Tierschutzverein holte. Dessen Helfern wiederum gelang es, die Schlange einzufangen und an einer geeigneten Stelle wieder aus- zusetzen. Die Ringelnatter sei dabei zwar aggressiv gewesen, habe aber keinen verletzt, sagte ein Polizeisprecher. Geburtstage / Verstorbene

Normalerweise würden Sie an dieser Stelle die Geburtstage sehen. Der Datenschutz hat hoffentlich nichts dagegen, dass wir unserer Diese Tradition müssen wir einstellen – kein Dank dafür an die traurigen Pflicht nachkommen, Ihnen unsere verstorbenen Mitglie- Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Wir würden uns strafbar der mitzuteilen: machen, wenn wir die Geburtstage wie bisher veröffentlichen wür- den. Eventuell lauern irgendwo findige Advokaten nur darauf, Dr. Helmut Bach, Chemiker, Bad Dürkheim, am 15.9.2018 mit 83 Unvorsichtige vor den Kadi zu zerren. Jahren, Via Kurier zur Meldung des eventuellen Nicht-Einverständnisses mit Ilse Freder, Kirchheimbolanden, im April 2018 mit 96 Jahren, der Veröffentlichung des Geburtstags aufzurufen würde nicht rei- Ute Haußmann, Apotheker, Frankenthal, am 18.7.2018 mit 85 Jah- chen. Wir dürften nur die Geburtstage jener abdrucken, die sich ren, damit ausdrücklich einverstanden erklären. Theoretisch denkbar Friedrich Wilhelm Hirschmann, Bad Dürkheim, am 10.9.2018 mit 86 wäre manches, um solche Einverständniserklärungen zu bekom- Jahren, men, aber praktisch machbare Lösungen gibt es anscheinend (der- Dr. Horst Hömke, Kirchheimboland en, am 4.4.2018 mit 92 Jahren, zeit) nicht. Manfred Kerth, Zweibrücken, Anfang Juni 2018, mit 77 Jahren, Siegmar Ohliger, Herschweiler-Pettersheim, Ehrenmitglied der POL- LICHIA, am 13.6.2018 mit 81 Jahren, Gisela Wilcke, Kirchheimbolanden, am 26.9.2018 mit 82 Jahren, Helene Zielonka, Kirchheimbolanden, am 8.9.2018 mit 82 Jahren, Robert Zill, Kaiserslautern, mit 90 Jahren. POLLICHIA- KURIER 34 (4) –2018 REZENSIONEN 49 Rezensionen

Die Raubfliegen Deutschlands hat sein Zoologiestudium mit der 13. Auflage bestritten, einem Entdecken – Beobachten – Bestimmen „Wälzer“ von über 580 Seiten. Nun ist der „Brohmer“, editiert von Matthias Schaefer, Emeritus an der Universität Göttingen, in 25. durchgesehener Ausgabe erschienen – mit 765 Seiten. Die 2016 Autoren: Danny Wolff, Markus Gebel, Fritz Geller- erschienene 24. Auflage ist nun noch einmal aktualisiert und von Grimm einigen Fehlern befreit worden. Komplett für die 24. Auflage neu Erscheinungsjahr: 2018 bearbeitet wurden die Beiträge „Mollusken“, „Schmetterlinge“ Verlag: Quelle & Meyer, Wiebelsheim und „Fische“. Für jede der systematischen Gruppen wird das derzei- Umfang: gebunden, 344 S., über 400 farbige Abb., 6 tig gültige System wiedergegeben, in das moderne molekulargene- Tabellen. Format 12 x 19 cm tische Erkenntnisse einflossen und das manche tradierte Systematik ISBN: 978-3-494-01733-4 obsolet werden lässt. So ist das Buch auf dem Stand der Wissen- Preis: 24,95 € schaft. Schaefer und seine fünf Mitbearbeiter haben den schon von Wolfgang Tischler begründeten Weg einer konsequent didakti- Die bei Naturfreunden besonders beliebten Raubfliegen sind schen Ausrichtung fortgesetzt. Ein einheitliches Konzept der Schlüs- äußerst attraktiv und faszinierend. Erstmalig liegt ein e nahezu voll- sel für alle Tiergruppen, kurze, prägnante Beschreibungen, vor allem ständige, fotografische Dokumentation unserer heimischen Raub- aber instruktive Strichzeichnungen führen fast zwangsläufig dazu, fliegen vor. Ein reich illustrierter Bestimmungsschlüssel berücksich- dass vor allem Studierende der Zoologie sich die beschriebenen Taxa tigt alle in Deutschland bis heute nachgewiesenen Raub- einprägen, insbesondere auch ihre Einordnung in das taxonomische fliegenarten. Die Autoren liefern erstmals umfassende und fachlich Umfeld begreifen. Allerdings muss man sich auf das Arbeiten mit fundierte Informationen über Entwicklung, Lebensräume, Lebens- diesem Werk einlassen, ein „Schmökern“, wie vielleicht in einem weise und Verhalten dieser Insekten. Die Artenporträts werden Feldführer mit Fotos, ist hier nicht möglich. Erfreulich ist die Aufnah- durch genaue Verbreitungskarten und ebenso brillante wie einzig- me von Neozoen bis hin zu jüngst eingewanderten Arten, beispiels- artige Aufnahmen ergänzt. Durch die außergewöhnliche Qualität weise der Schwarzmundgrundel Neogobius melanostomus. Nur ins der Makrofotos sind die relevanten Bestimmungsmerkmale gut zu Register hat es diese Art noch nicht geschafft, was in der 26. Auflage erkennen. Dieser Naturführer ermöglicht auf leicht verständliche sicherlich nachgeholt werden wird. Eine 26. Auflage wird dieses Weise einen erfolgreichen Zugang zu diesen überaus faszinierenden Werk bestimmt erleben, auch noch eine 30. oder vielleicht sogar 50. Tieren und ist zugleich ein unverzichtbares Nachschlagewerk für alle Denn es ist ein Jahrhundertwerk, dessen Wert – trotz hervorragen- fachlich Interessierten. Bislang hat der Rezensent damit den der und leicht zu beschaffender Informationen aus dem Internet – „Waschzettel“ des Verlags abgeschrieben, der in seiner werbenden zeitlos erhalten bleiben wird. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass Diktion keineswegs übertreibt. Ein paar weitere Anmerkungen seien es auch weiter die Spezialisten in der zoologischen Taxonomie geben jedoch hinzugefügt, was dem Rezensenten besonders gut gefallen wird. Können wir das hoffen? hat. Über den wirklich faszinierenden Fotos sollten die wunderbar klaren Zeichnungen nicht vergessen werden, die den Bestimmungs- Peter Diehl, Worms schlüssel begleiten. Höchst interessant ist auch der Exkursion die Geschichte der Raubfliegenforschung in Deutschland. Dass Natur- forschung immer in ein historisch-gesellschaftliches Umfeld einge- bettet ist und herausragender Protagonisten bedarf, wird hier Die Federn der Vögel Mitteleuropas knapp, aber eindrücklich nacherzählt. Schließlich gefallen die kur- Ein Handbuch zur Bestimmung der wich- zen Kapitel zum „Making of“, nämlich zum Sammeln, Präparieren tigsten Arten und vor allem zum Fotografieren. Dieses Buch wurde von Kennern und Könnern geschrieben. Autor: Hans-Heiner Bergmann Peter Diehl, Worms Erscheinungsjahr: 2. erweiterte Auflage, 2018 Verlag: Aula-Verlag, Wiebelsheim Umfang: gebunden, 768 S., 370 Farbfotos, 337 farbi- ge Federntafeln, 1 Tabelle. Format 17 x 24 cm Brohmer: Fauna von Deutschland ISBN: 978-3-89104-812-2 Preis: 49,95 € Autor: Matthias Schaefer Erscheinungsjahr: 25. durchgesehene Auflage, 2018 Schon drei Jahre nach dem Erscheinen der Erstauflage (Rezension im Verlag: Quelle & Meyer, Wiebelsheim Pollichia-Kurier 4/2015) hat der Aula-Verlag H.-H. Bergmanns Hand- Umfang: gebunden, 765 S., Format 12 x 19 cm buch zur Federbestimmung in überarbeiteter Auflage herausge- ISBN: 978-3-494-01760-0 bracht. Um 136 Seiten erweitert werden nun die Federn von 330 in Preis: 39,95 € Mitteleuropa vorkommenden Vogelarten beschrieben, so dass eine sichere Bestimmung möglich ist. Von Bartgeier bis Zaunkönig sind Seit seinem ersten Erscheinen 1914 ist der „Brohmer“ für Zoologen die wichtigsten Brutvögel und Durchzügler berücksichtigt. Neu hin- das, was der „Oberdorfer“ oder der „Rothmaler“ für Botaniker ist: zugekommen sind 30 Arten – darunter Schreiadler, Purpurreiher ein fachlich untadeliger und leicht zu handhabender Bestimmungs- und Spornammer. Einige Arten, für die jetzt zusätzliche Federbelege schlüssel für in Deutschland lebende Tiere, der verlässliche Bestim- vorliegen, sind neu dargestellt. Hochwertige, großformatige Farbta- mungen teilweise bis auf das Artniveau ermöglicht. Der Rezensent feln zeigen alle bestimmungsrelevanten Federmerkmale. Die Federn 50 REZENSIONEN 34 (4) –2018 POLLICHIA- KURIER

kleiner Arten sind oft sogar im Maßstab 1:1 dargestellt, sodass schutz zeigen, wie die Grünlandtypen dauerhaft erhalten werden gefundene Federn auch auf die Farbtafeln gelegt und unmittelbar können und welchen Gefährdungen sie unterliegen. Die Autoren verglichen werden können, ansonsten hilft eine Skala und Prozent- sind alle Männer der Praxis, die in Landesämtern für Naturschutz angabe beim Größenvergleich. Jede Art wird zudem ausführlich in oder in Fachbüros arbeiten. Entsprechend praxisnah sind Inhalt und einem eigenen Porträtteil vorgestellt. Verweise – durch Fotos unter- Gestaltung des Werks – bis hin zur manchmal etwas hölzernen Dik- stützt – zum Tafelteil ermöglichen sofortige Vergleiche. Im Tafelteil tion. Aber es ist eben ein Fach- und kein Lesebuch. Auf jeden Fall ist sind die Artnamen (neben dem deutschen und wissenschaftlichen das W erk unverzichtbar für Naturschützer, Agrarwirte, Studenten Namen) auch in Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch auf- der Biologie, der Landschaftspflege, der Landschafts- und Agrar- geführt. Wichtige Hinweise zu naturschutzrechtlichen Belangen ökologie sowie für alle Naturliebhaber. und wertvolle Tipps zum Umgang mit Federfunden, eine anatomi- sche Einführung der Vogelflügel machen dieses Handbuch zu einem Peter Diehl, Worms einzigartigen Nachschlagewerk für alle Vogelfreunde und feder- kundlich Interessierten. Es heißt schon fast Eulen nach Athen zu tra- gen, wenn auch an dieser Stelle wiederholt werden darf, wie sehr Hans-Heiner Bergmann nicht nur für seine umfassende ornithologi- sche Expertise zu bewundern ist, die seit Jahrzehnten in zahlreichen Büchern und Tonträgern erfahrbar ist, sondern stets auch für sein Hinweise für Autoren und alle, die es didaktisches Geschick. Ihm zur Seite bewährt sich seit langem der werden wollen Aula-Verlag. Die gemeinsamen Werke sind nicht nur gut, sondern sie sind einfach auch schön. Der POLLICHIA-Kurier bietet Mitgliedern und Freunden der POLLI- CHIA die Möglichkeit für Publikationen unterschiedlichster Art. Peter Diehl, Worms Informationen aus dem Vereinsleben haben ebenso Raum wie klei- nere wissenschaftliche Beiträge, die hier binnen weniger Wochen erscheinen. Wir bitten darum, die folgenden Hinweise zu beachten: Grünlandtypen Erkennen – Nutzen – Schützen l Umfang der Texte: Damit die Vielfalt im Kurier gesichert ist, können die Beiträge nur eine bestimmte Länge haben. Mehr als 20.000 Zeichen einschließlich Leerzeichen sollten es nicht Autoren: Peter Sturm, Andreas Zehm, Henryk Baum- sein. Längere Beiträge müssen geteilt werden. bach, Wolfgang von Brackel, Georg Verbü- l Fotos: Bitte übermitteln Si e die Bilder als separate jpg-Dateien; cheln, Martin Stock, Frank Zimmermann binden Sie die Bilder nicht in die Textdokumente ein. Für eine Erscheinungsjahr: 2018 optimale Druckqualität sollte die Auflösung 300 Pixel/Zoll Verlag: Quelle & Meyer, Wiebelsheim betragen. Bilder mit einer Auflösung unter 72 Pixel/Zoll sind Umfang: gebunden, 344 S., 466 farb. Abb., 31 Tab., nicht druckfähig. 30 Verbreitungskarten, 15 x 21 cm l Formatierung der Texte: Geben Sie sich keine Mühe mit Käs- ISBN: 978-3-494-01678-8 ten, unterschiedlichen Schriftgrößen und ähnlichem. Das Preis: 39,95 € muss ohnehin alles bei der Druckvorbereitung wieder gelöscht werden. Verwenden Sie aber bei wissenschaftlichen Deutschlands Wiesen und Weiden sind vielfältig und manche atem- Namen den Kursivsatz und bei Autorenangaben Kapitälchen. beraubend schön. Obwohl sie historisch auf der Zerstörung von Bitte keine Großbuchstaben! natürlicher Vegetation beruhen, nämlich auf der Rodung des l Angaben zum Autor: Es ist Ihnen überlassen, ob am Schluss ursprünglichen Waldes, werden sie häufig als Sinnbild intakter Natur des Beitrags außer dem Namen und dem Wohnort auch die betrachtet. Zu dieser Sicht beigetragen hat sicherlich auch, dass – vollständige Anschrift, vielleicht auch die Mailadresse und die zumindest extensiv genutztes – Grünland eine unvergleichliche Fülle Telefonnummer stehen. Der Wohnort muss allerdings sein. von Pflanzen und Tierarten beherbergt. Deshalb wird nicht nur die l Literaturverzeichnis: Un glaublich, aber wahr – es gibt keine Erhaltung der Schönheit, sondern auch die Erhaltung der ökologi- DIN zu Literaturverzeichnissen! Innerhalb der POLLICHIA- schen Vielfalt eine immer wichtigere Aufgabe beim notwendigen Publikationen sollen die Angaben aber einheitlich sein. Bei- Schutz von Grünlandflächen. Angesichts von intensiver Stallhaltung spiele sind in (fast) jedem Kurier ausreichend vorhanden. des Nutzviehs und zurückgehender Bedeutung etwa der Schäferei l Rubriken: Wenn es sich nicht von selbst erschließt, geben Sie ist es nämlich nicht mehr selbstverständlich, dass uns die schönen bitte an, in welcher Rubrik Ihr Beitrag erscheinen soll. Wiesen und Weiden erh alten bleiben. Richtig schützen kann aber l Redaktionsadresse: Die Mailadresse für Kurierbeiträge ist nur, was man kennt. Hier springt das vorliegende Bestimmungsbuch [email protected]. in die Bresche. Es stellt 23 Grünlandtypen vor, so beispielsweise blu- l Redaktionsschluss: Er steht immer im Impressum. menbunte Trocken- und Borstgrasrasen, Berg- und Flachland-Mäh- wiesen, Fettweiden sowie die Salzwiesen der Küste. Anhand wesentlicher Kennzeichen, Standorteigenschaften und charakteris- tischer Pflanzenarten wird es jedem Interessierten möglich, die ver- schiedenen Typen zu erkennen. Zahlreiche Fotos runden die Steck- briefe ab. Tabellen der typischen Pflanzenarten mit Blühzeiten und Blütenfarben in Kombination mit Karten zur Verbreitung in Deutsch- land machen eine Unterscheidung der Grünlandtypen einfach. Far- bige Marker am Seitenrand erleichtern das Auffinden bestimmter Gründlandtypen. Praxisnahe Hinweise zur Nutzung und zum Natur- POLLICHIA- KURIER 34 (4) –2018 VERANSTALTUNGSPROGRAMME 51 Veranstaltungsprogramme

Hauptverein 19 Uhr im Nebenraum der Gaststätte des Kleintierzuchtvereins P 85 in Kandel, Badallee, Nähe Schwimmbad. Sonntag, 4. November 2018 Herbsttagung in Bad Dürkheim vgl. Einladung und Programm auf Seite 1! Kaiserslautern

Mittwoch, 14. November 2018 Bad Dürkheim Lichtbildervortrag: Die Wasserversorgung antiker Städte (Die Schönheit von Bädern, Brunnen und Aquädukten) 7. November und 5. Dezember 2018 (jeweils Mittwoch) Bilder aus vielen POLLICHIA-Reisen Monatstreffen der POLLICHIA-Ortsgruppe Bad Dürkheim: Referent: Wolfgang Nägle Jeden ersten Mittwoch im Monat um 20 Uhr im Pfalzmuseum für 19.15 Uhr, Gemeindehaus am Messeplatz Naturkunde – POLLICHIA-Museum, Bad Dürkheim, Kaiserslauterer Str. 111 (bitte Parkplatz im Hof benutzen): Mittwoch, 12. Dezember 2018 Es werden naturkundliche Beobachtungen aus unterschiedlichen Lichtbildervortrag: Schachtelhalme – Mehr als nur ein lästiges Tier- und Pflanzengruppen ausgetauscht sowie Naturschutzthemen Unkraut behandelt. Gelegentlich gibt es kurze Referate zu speziellen The- Verwandtschaftsbeziehungen, Genetik, Ökologie und Vorstellung men. de r einheimischen Sippen Kontakt: Referent: Klaus Schaubel Michael Ochse, Waldstr. 51, 67273 Weisenheim am Berg 19.15 Uhr, Gemeindehaus am Messeplatz 06353/9592760, [email protected] http://www.museumsgesellschaft-bad-duerkheim.de/- pollichia.html Kusel

Samstag, 10. November 2018 Bad Kreuznach Vortrag: Artenvielfalt im Wandel der Zeit, Teil III. Gebietsfremde Tier- arten in unserer Natur Samstag, 10. November 2018 Referent: Dr. Christoph Bernd, Bexbach Jahresabschlusstreffen der POLLICHIA-Gruppe Bad Kreuznach, 19 Uhr, Hauswirtschaft Koch, Trierer Straße 36 Gäste sind herzlich willkommen Der im Verlauf der Nacheiszeit bis heute andauernde Schwund der Vormittags ab 10 Uhr: Artenvielfalt in Mitteleuropa ist anhand der absoluten Artenzahl Powerpoint-Präsentation: Relikte der postglazialen Wärmezeit – kaum fassbar. Die Ursache hierfür ist die schon vor Jahrhunderten Schätze der Schmetterlingsfauna des Mittelrheingebietes einsetzende Ansiedlung einer Vielzahl von ursprünglich nicht heimi- Referent: Dr. Thomas Geier, Bad Kreuznach schen Tierarten, wodurch die Verarmung der Fauna anscheinend Nachmittags ab 14 Uhr kompensiert wird. Während das Auftreten einiger exotischer Arten Foto-Präsentation: Jahresrückblick in Bildern ungläubiges Erstaunen hervorruft, ist die Mehrzahl dieser Arten in Referent: Jörg Homann, Hargesheim unserer Umwelt so eingewöhnt, dass sie uns überhaupt nicht als Haus der SeniorInnen in Bad Kreuznach, Mühlenstraße 25, Veran- nicht bodenständig auffallen. Der dritte Teil der Vortragsreihe stellt staltungsraum im 2. OG die fremden Arten, ihre Biologie, Lebensweise, Herkunft und heuti- Anfahrt: Mit Bahn (Fußweg ca. 10 min.) oder Bus (Fußweg ca. 2 ge Verbreitung vor und beschäftigt sich mit der Ansiedlungsge- min.). Bei Anfahrt mit dem PKW Parkmöglichkeit im direkt gegen- schichte und der emotional geführten Debatte über das Problempo- überliegenden Parkhaus Innenstadt (gebührenpflichtig). tential neozoer Tierarten.

Samstag, 1. Dezember 2018 Donnersberg POLLICHIA-Stammtisch mit Besprechung des Programms für 2019 19 Uhr, Hauswirtschaft Koch, Trierer Straße 36 Dienstag, 6. November 2018 Austausch von aktuellen Fragen des Naturschutzes, der Landespfle- Vortrag: Der Stern von Bethlehem – aus astronomischer Sicht ge und in der Jugendarbeit. Referent: Dr. Christian Theis, Planetarium Mannheim 19.30 Uhr, DRK-Geschäftsstelle in der Dannenfelserstraße in Kirch- heimbolanden Landau

Donnerstag, 29. November 2018 Germersheim – Kandel Buchvorstellung: Die Landschaften der Pfalz – Geo-Touren für Fami- lien Dienstag, 22. Januar 2019 Referent: Dr. Geiger Mitgliederversammlung der Pollichia-Kreisgruppe Germersheim. 19 Uhr, Stadtbibliothek Landau Da Vorstandswahlen erfolgen sollen, ist das Kommen vieler Mitglie- der besonders wichtig. 52 VERANSTALTUNGSPROGRAMME 34 (4) –2018 POLLICHIA- KURIER

Dienstag, 4. Dezember 2018 2) Die Schaben Deutschlands – drinnen und draußen (Referent: POLLICHIA- Treff Alban Pfeifer) Jahresrückblick mit Beiträgen von Mitgliedern 14 – 16.30 Uhr, Bad Dürkheim, Forschungswerkstatt des Pfalzmuse- 18 Uhr, Gemeindesaal der Matthäuskirchengemeinde, Landau, ums Ebernburgstr. 1 a

Pirmasens Studienreisen der Gruppe Kaiserslautern

Dienstag, 18. Dezember 2018 Liebe Reisefreunde, Gemütliches Beisammensein zum Jahresausklang Wir zeigen Naturaufnahmen (digital) unserer Mitglieder. Bitte mel- der übliche halbjährliche Infobrief kann aus Kostengründen erst den, wer dazu beitragen möchte. nach unserer Programmsitzung gegen Ende September verschickt werden. Deswegen steht diese Info nur im Kurier. Dienstag, 19. Februar 2019 Obwohl wir unsere Vereinstätigkeit reduzieren müssen, wollen wir Jahreshauptversammlung in sehr kleinem Umfang noch die eine oder andere Reise anbieten und bitten Sie, nicht nur um Ihre Teilnahme, sondern auch darum, sich bald unverbindlich anzumelden, weil wir Optionen für Verkehrs- Speyer mittel und Hotels nur vereinbaren können, wenn wir über die Teil- nehmerzahlen wenigstens ungefähr kennen. Wir bieten noch einmal zwei Kurzreisen an, eine Städtereise nach Zum Anlass des Jubiläumsjahres „150 Jahre POLLICHIA-Kreisgruppe Hildesheim, Berlin und Potsdam und im Frühjahr ein Wiedersehen Speyer“: mit Istanbul. Ausstellung in der Pfälzischen Landesbibliothek zur Historie der POLLICHIA: Reiseziel: Hildesheim – Berlin – Potsdam „Aller Gewächs der Bäumen, Stauden und Kräutern – Histori- Reisetermin: 20.-24. Oktober 2018 sche Pflanzenbücher“ Preis: Ca. 5.90 € (Konzipiert und veranstaltet von der Landesbibliothek) Orte: Hildesheim, Berlin, Potsdam Zeitraum: 7. November 2018 – 19. Januar 2019 Buchungsstand: frei Eröffnung: 6. November 2018, 19 Uhr Ergänzend zwei Vorträge vor Ort (In Kooperation mit der Reiseziel: Istanbul POLLICHIA-Kreisgruppe Speyer): Reisetermin: 8.-12. April 2019 Prof. Dr. Emil Dister: „200 Jahre Oberrhein-Ausbau – eine ökologi- Preis: Ca. 9.90 € sche Bilanz“. Mittwoch, 28. November 2018, 19 Uhr. Orte: Hagia Sophia, byzantinische Kirchen, Serail, Archäologisches Dr. Volker John: „Zur Historie der botanischen Sammlungen der POL- Museum, Bosporusfahrt LICHIA“. Dienstag, 15. Januar 2019, 19 Uhr. Buchungsstand: frei Im Foyer und im Obergeschoß zusätzlich: Schaukästen „Meet Your Neighbours“ (gleiche Zeiten wie die Ausstellung) Busreise nach Hildesheim und Berlin 20. – 24. Oktober 2018 Ort: Pfälzische Landesbibliothek, Otto-Mayer-Str. 9, 67346 Speyer Wir bieten, wie schon öfter, eine Kurzreise in die Hauptstadt an. Darüber hinaus wollen wir interessierten Mitreisenden ein Wieder- sehen mit den Welterbestätten in Hildesheim und Potsdam bieten. Arbeitskreis Insektenkunde Rheinland-Pfalz Wir hoffen auf so viel Zuspruch, dass sich ein Reisebus ermöglichen lässt. So kommen wir ohne Probleme an die Hotels und in Hildesheim Samstag, 12. Januar 2019 auch zu den meisten Besichtigungspunkten. Monatstreffen Hildesheim: Das Römer & Pelizäus-Museum in Hildesheim ist nach 1) Auf Insektensuche in Uganda (Referent: Dr. Michael Ochse) dem Museum in Kairo wohl das am besten ausgestattete ägyptische 2) Schlüsselblumen-Würfelfalter (Referent: Norbert Scheydt) Muse um für die Pyramidenzeit. Der Hildesheimer Dom ist ein einzig- 14 – 16.30 Uhr, Bad Dürkheim, Forschungswerkstatt des Pfalzmuse- artiges Ensemble von Architektur und Skulptur von der Romanik bis ums zum Barock. Wir nennen nur einige wenige: Die Bernwardstür (Bron- zepforten von 1015), Christussäule des Bischofs Bernward (Bronze- Samstag, 9. Februar 2019 säule, um 1020, spiralig umlaufende Darstellungen des Lebens Monatstreffen Jesu), Thietmarleuchter, Heziloleuchter (romanische Radleuchter 1) Stand der Schmetterlingsforschung in der Pfalz, in Rheinhessen um 1054 bzw. 1064), der tausendjährige Rosenstrauch. und an der Nahe (Referent: Dr. Michael Ochse) Die Godehardbasilika ist ein Juwel romanischen Kirchenbaus, erbaut 2) Die Raupennahrungspflanzen des Karstweißlings (Referent: Dr. 1071 und unversehrt durch die Kriege auf uns gekommen. Die hoch- Thomas Geier) romanischen, figuren- und ornamentreichen Kapitelle gehören zu 14 – 16.30 Uhr, Bad Dürkheim, Forschungswerkstatt des Pfalzmuse- den Meisterwerken ihrer Art. ums St. Michael, eine der bedeutendsten ottonischen (vorromanischen) Kirchenbauten Deutschlands, ist nach dem Krieg wiedererstanden. Samstag, 9. März 2019 Die berühmte bemalte Holzdecke (um 1200) war ausgelagert wor- Monatstreffen den. 1) Bestandsentwicklung des Großen Feuerfalters im Raum Wolfstein In Berlin lassen wir Ihnen völlig freie Hand für Ihr eigenes Programm. (Referent: Rainer Pohlers) Interessierte Teilnehmer können jedoch am Montag sowohl im POLLICHIA- KURIER 34 (4) –2018 VERANSTALTUNGSPROGRAMME 53

Neuen Museum als auch im Pergamonmuseum an einem gemein- 9. April: Das Erbe der Byzantiner. Vormittags: Seemauern, Kirche der samen Besuch in kleinerer Gruppe teilnehmen. Hl. Sergios und Bacchos (Küçük Aia Sofia), Hippodrom mit Schlan- In Potsdam wollen wir am Montag ein wenig in die Zeit Friedrichs gensäule aus Delphi und Obelisk Tutmosis IV, Palastzisterne – Yere- des Großen zurückkommen. batan Saraj, Hagia Sophia. Nachmittags: Besuch im Archäologi- Schloss und Park von Sanssouci, oft als preußisches Versailles schen Zentralmuseum und im Keramikmuseum. Spaziergang im bezeichnet, sind eine Synthese der Kunstrichtungen des 18. Jahr- Großen Basar. Abendessen in einem Altstadtrestaurant. hunderts in den Städten und Höfen Europas. Das Ensemble ist ein 10. April: Die berühmten Moscheen. Vormittags : Sultan-Achmed- herausragendes Beispiel von Architekturschöpfungen und Land- Camii (Blaue Moschee), Grabtürbe Sultan Achmeds, Ägyptischer schaftsgestaltungen vor dem geistigen Hintergrund der monarchis- Basar und Yeni-Valide-Camii (Moschee der Sultansmutter). Nach- tischen Staatsidee. Wir werden eine Führung im Schloss vereinbaren mittags: Rüstem-Paşa-Camii (Grüne Moschee) und der Bezirk der und die Parks mit der Grabstätte des Königs (und seiner Hunde!) mit Sülemanie (Moschee, Türben, Medrese). Abendessen am Bosporus. einem Spaziergang erkunden. 11. April: Vormittags: Besuch des alten Palastbezirks der Sultane Wenn Sie Potsdam nicht besuchen wollen, können Sie sich natürlich (Topkapimuseum, ggf. Harem, Irenenkirche). Nachmittag: Museum auch in Berlin umtun. Dort bieten sich so viele Möglichkeiten, dass türkischer Kunst im Paşa-Ibrahim-Palast, Fahrt nach Eyüp (Eyüp-Sul- wir kein für alle gleich günstiges Programm ausarbeiten. Unser Pro- tan-Camii, Café Pierre Loti), Byzantinische Landmauer, Fetiye-Camii- grammgerüst stellt also nur einen Rahmen dar, der noch gemeinsam byzantinische Pamakaristos-Klosterkirche, Tekfur-Saray (Baureste auszufüllen ist. Ganz anders ist es mit dem vorgeschalteten Besuchs- des Porphyrogennetospalastes). Abendessen am Goldenen .Horn tag in Hildesheim. Hier werden wir einen erprobten Rundgang zu 12. April: Besuch der Choraklosterkirche mit herrlichen Fresken- und den allerwichtigsten Monumenten anbieten (von dem man sich Mosaiken. Transfer zum neuen Flughafen. Flug nach Frankfurt natürlich ausklinken kann). Unser letzter Besuch liegt nun schon 16 (17.45-19.50 Uhr), Bustransfer nach Kaiserslautern. Jahre zurück und viele unserer Mitglieder kennen vielleicht Hildes- heim noch gar nicht. Wir bitten um sehr baldige unverbindliche Anmeldung. Endgültig angemeldet sind die Teilnehmer ohnehin erst nach Eingang der übli- Programmgerüst chen Anzahlung. Samstag, 20. Oktober: 7.30 Uhr Abfahrt Uni Süd – Busfahrt nach Hil- Bei der Berlinfahrt hoffen wir auf so viele Teilnehmer, dass sich ein desheim, ca. 13 Uhr Hotelbezug (M&A-Cityhotel). Besuch des welt- Reise bus ermöglichen lässt. Falls die Zahl zu gering ist, fahren wir mit berühmten Römer & Pelizäus-Museums (europaweit die wichtigste der Bahn. Das Hotel in Hildesheim liegt in Bahnhofnähe und die Alt- altägyptische Sammlung), Dom (Pforten, Godehartsschrein, Chris- stadt ist fußläufig leicht zu erreichen. In Berlin sind die öffentlichen tussäule, Heziloleuchter, Thietmarleuchter, Bernwardsäule), Gode- Verkehrsmittel immer angeraten. hartkirche, St.Michael (Decke) Die Istanbulreise werden wir auch bei geringerer Besetzung ohne Sonntag, 21. Oktober: Weiterfahrt nach Berlin, Hotel-Checkin Park- Preiserhöhung organisieren können, da dort ein kleinerer Bus leicht inn by Radisson am Alexanderplatz. Tag zur freien Verfügung zu mieten ist. Montag, 22. Oktober: Museumstag – Museumsinsel (Ägyptisches Museum – Pergamonmuseum) Anmeldung per Brief an Dienstag, 23. Oktober: Potsdam (Sanssouci, Neues Palais, Parks, POLLICHIA – Kaiserslautern, Im Langacker 5, 67661 Kaiserslautern Botanischer Garten) Ggf. auch anrufen unter 0631 50832 oder mailen an wolfgang.nae- Der Tag kann auch aufgeteilt werden, so dass der Morgen für Berlin [email protected] und der Nachmittag für Potsdam möglich wäre. Mittwoch, 24. Oktober: Heimfahrt nach Kaiserslautern (Zwischen- stopp als Überraschung) Pfalzmuseum für Naturkunde Falls nur wenige Teilnehmer zusammenfinden, fahren mit der Bahn. Dienstag, 6. November 2018 Vortrag „Dem Fischotter auf der Spur – eine duft(end)e Sache“ Flugreise Istanbul 8. – 12. April 2019 Der Vortrag im Rahmen der Sonderausstellung „Alles Scheiße“ stellt die weltweit dreizehn Fischotterarten vor und beleuchtet die Erfor- Nach den Zeiten des Ausnahmezustandes hat sich das Leben in der schung insbesondere des Eurasischen Fischotters. Nachdem der Türkei wieder normalisiert. Wie man erfährt, hat der neugewählte wasserliebende Marderverwandte durch Lebensraumverlust und Präsident sogar vor, Berlin zu besuchen. Die stattgehabten politi- weitere anthropogene Faktoren in Deu tschland beinahe ausgerot- schen Ereignisse in der Türkei, so schlimm sie auch waren, sollten uns tet wurde, nimmt sein Bestand seit den 1990er Jahren wieder zu. während unserer Reise überhaupt nicht betreffen. Wir wollen aber Diese Entwicklung ist für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den dadurch verursachten Rückgang des Tourismus und die damit nicht immer sind leicht zu verfolgen, da die Tiere scheu sind. Hier ver- verbundenen Erleichterungen (und auch die günstigeren Hotelprei- mag die Untersuchung der Hinterlassenschaften Licht ins Dunkel zu se) nutzen, um noch einmal die großartigen einmaligen Sehenswür- bringen. digkeiten der vielleicht schönsten Stadt Europas zu sehen. Wir wer- 19 Uhr, Referent: Dr. Wolfgang Gettmann den wahrscheinlich eine kleine Gruppe sein, können auf viele private Wünsche ei ngehen und alles Interessante sehen. Das Programmge- Mittwoch, 7. November 2018 rüst ist daher nur als ein Vorschlag zu betrachten – wir können Ihre Schummerstunde „Vom kleinen Maulwurf,“ … Vorschläge einbeziehen. Schwein, Pferd und Tauben können beweisen, dass sie dem Maul- wurf nicht auf den Kopf gemacht haben. Gut, dass die Fliegen sich Programmgerüst in solchen Dingen auskennen. Für Kinder von 4-7 Jahren in Begleitung. Kosten 4 € pro Familie. 8. April: Bustransfer Kaiserslautern – Fraport, Flug nach Istanbul Anmeldung erforderlich unter Telefon 06322/9413-21 (tgl. außer (9.05-13 Uhr). Erste Besichtigungen, Stadtrundfahrt, Hotelbezug im montags). Hotel Momento. 17 Uhr, Leitung: Birte Schönborn 54 VERANSTALTUNGSPROGRAMME 34 (4) –2018 POLLICHIA- KURIER

Mittwoch, 7. November 2018 Vormittags erfolgt ab 9.30 Uhr eine gemeins ame Exkursion mit Treff- POLLICHIA-Stammtisch punkt am Exkursionsort. Am Nachmittag erfolgt dann die gemein- 20 Uhr, Leitung: Dr. Michael Ochse same Bestimmung und Besprechung der gefundenen Pilzarten im Pfalzmuseum. Information und Anmeldung für Erstteilnehmer Freitag, 9. November 2018 unter Tel.: 06247/991926. Einführung: „Bierbrauen im Kochtopfmaßstab“ 9.30 Uhr, Leitung: Peter Keth Die Veranstaltung versteht sich als Vorbereitung auf den Aktionstag „Bierbrauen“ am folgenden Tag. Teilnehmerinnen und Teilnehmer Samstag, 17. November 2018 arbeiten sich angeleitet in die Thematik ein. Was ist eigentlich Malz? Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde e.V. Wie funktioniert die Gärung und warum macht die Hefe deas? Wi „Pflanzen im Terrarium“ misst man den Stammwürzegehalt? Und woran merke ich, dass das Kosten: 3 € pro Person. Bier jetzt „fertig“ ist? Solche Hintergründe zu den Vorgängen bei der 18.30 Uhr , Referent: Beat Akret Bierherstellung werden erläutert und auch ganz praktisch vorge- stellt. Eine Bierverkostung analog einer Weinprobe rundet das Pro- Mittwoch, 21. November 2018 gramm ab. NaturTreff für Senioren: „Highlights der Sonderausstellung – Was Kosten: 3 €pro Person. Anmeldung erforderlich unter 06322/9413- Kuhfladen & Co spannend macht” 31 (täglich außer montags). Die Gäste lernen ausgewählte Ausstellungsstücke der aktuellen 15 bis 17.30 Uhr, Leitung: Monika Kallfelz Sonderausstellung des Pfalzmuseums kennen. Sie werden sich wun- dern, wie spannend dieses Thema sein kann! Samstag, 10. November 2018 Kosten: 7,50 € pro Person einschl. Eintritt, Kaffee und Kuchen. Aktionstag: „Bierbrauen im Kochtopfmaßstab“ Anmeldung erforderlich unte r 06322 / 9413-21 (täglich außer mon- Teilnehmerinnen und Teilnehmer brauen ihr eigenes Bier und erfah- tags). ren viel über die Rohstoffe und deren Verarbeitung. Die Gärung dau- 14.30 bis 16 Uhr, Leitung: Monika Kallfelz ert etwa 1 Woche. Zum Abfüllen des fertigen Bieres treffen wir uns nach Absprache kurz am folgenden Wochenende. Altersgruppe: Mittwoch, 21. November 2018 Jugendliche ab 16 Jahren und Erwachsene. Falls möglich bitte eine Schummerstunde „Fuchsbeute“ He rdplatte und einen großen Kochtopf (10 Liter) mitbringen. Kos- Wenn ein kleiner Fuchs erwachsen wird, erlebt er so manches Aben- ten: 12 € pro Person. Anmeldung erforderlich unter 06322/9413- teuer, und bevor er im nächsten Frühjahr selbst eine Familie gründen 31 (täglich außer montags). kann, muss er auch noch den Winter überstehen. 9 bis 16.30 Uhr, Leitung: Monika Kallfelz Für Kinder von 4-7 Jahren in Begleitung. Kosten 4 € pro Familie. Anmeldung erforderl ich unter Telefon 06322/9413-21 (tgl. außer Dienstag, 13. November 2018 montags). Buchvorstellung: „Die Landschaften der Pfalz entdecken“ 17 Uhr, Leitung: Birte Schönborn Der Herausgeber trägt Passagen aus dem neuen Werk aus der Reihe der Bücher rund um die Geographie und Geologie der Pfalz vor. Das Mittwoch, 21. November 2018 Multiautorenwerk, an dem auch Mitarbeiter des Landesamtes für „Bienenvölker im Umweltmonitoring – Stadt/Land-Vergleich zu Geologie und Bergbau, des Pfalzmuseums für Naturkunde und des Rückständen in Bienenprodukten“ Urweltmuseums Geoskop mitgewirkt haben, gibt einen umfangrei- Das Institut für Bienenkunde Celle hat diverse Projekte in den The- chen Einblick in die Grundlagen der Geowissenschaften in Bezug auf menfeldern „Bienenvölker als Umweltindikatoren“ und „Umwelt- die Pfalz und präsentiert zahlreiche Geo-Touren und Wanderungen, monitoring mit Bienenvölkern“ durchgeführt. In diesem Vortrag auf denen die behandelten Themen direkt in der Natur nachvollzo- präsentiert der Leiter des Bieneninstituts Celle Daten zu den gen werden können. Umweltkontaminanten Pflanzenschutzmittelwirkstoffe, polyzykli- Kosten: Eintritt frei. sche aromatische Kohlenwasserstoffe und Schwermetalle im Stadt- 19 Uhr, Referent: Dr. Michael Geiger Land-Vergleich. Kosten: 3 € pro Person. Mittwoch, 14. November 2018 19 Uhr, Referent: Dr. Werner von der Ohe, Institut für Bienenkunde Schummerstunde „Das Apfelmäuschen“ Celle Das Mäuschen hat sich einen Apfel als Haus ausgesucht. Doch leider schmecken Äpfel dem Mäuschen ganz besonders gut… Sonntag, 25. November 2018 Für Kinder von 4 –7 Jahren in Begleitung. Kosten 4 € pro Familie. Outdoor-Programm „Es ist Herbst und bald wird’s kalt!“ Anmeldung erforderlich unter Telefon 06322/9413-21 (tgl. außer Was passiert in der Natur, wenn es Herbst ist und der Winter kommt? montags). Es gibt Spannendes von den verschiedenen Strategien der Tiere und 17 Uhr, Leitung: Birte Schönborn Pflanzen im Winter zu erfahren. Damit uns selbst nicht kalt wird, ste- hen Spiele und andere Aktionen auf dem Programm. Für Familien Donnerstag, 15. November 2018 mit Kindern ab 6 Jahren. VFMG Bezirksgruppe Pfalz Kosten: 6 € pro Familie. Anmeldung erforderlich unter Telefon „Vögel – die artenreichste Wirbeltiergruppe im eozänen Ökosystem 06322/9413-21 (tgl. außer montags). der Grube Messel“ 13 bis 16 Uhr, Leitung: Micaela Mayer 20 Uhr, Referent: Dr. Gerald Mayr, Senckenberg Forschungsinstitut Mittwoch, 28. Nov ember 2018 Samstag, 17. November 2018 NaturTreff für Senioren: Highlights der Sonderausstellung – Was Fachtreffen der Interessengemeinschaft Pilzkunde und Naturschutz Kuhfladen & Co. spannend macht (IPN) und des Arbeitskreises Mykologie der POLLICHIA im Pfalzmu- Die Gäste lernen ausgewählte Ausstellungsstücke der aktuellen seum Sonderausstellung des Pfalzmuseums kennen. Sie werden sich wun- POLLICHIA- KURIER 34 (4) –2018 VERANSTALTUNGSPROGRAMME 55

dern, wie spannend dieses Thema sein kann! Donnerstag, 15. November 2018 Beschreibung der Sonderausstellung siehe Sonderseiten vorne im Einführung in die makroskopische Gesteinsbestimmung (Magmati- Heft. Zum Ablauf der Veranstaltung siehe Sonderseite vorne im Heft. te) Kosten: 7,50 € pro Person einschl. Eintritt, Kaffee und Kuchen. Fortbildung für Schüler und Erwachsene. Der Besuch der Veranstal- Anmeldung erforderlich unter 06322 / 9413-21 (täglich außer mon- tung „Einführung in die makroskopische Gesteinsbestimmung tags). (Grundlagen)“ bzw. adäquate Kenntnisse werden vorausgesetzt. 14.30 bis 16 Uhr, Leitung: Monika Kallfelz Ort: Urweltmuseum GEOSKOP, Seminarraum. Kosten: 6 Ř pro Per- son. Altersgruppe: ab 8 Jahren. Anmeldung erforderlich unter Mittwoch, 28. November 2018 06381/993450 oder [email protected]. Schummerstunde „Was war hier bloß los?“ 19 bis 21 Uhr, Leitung: Dr. S ebastian Voigt Eine Geschichte ganz ohne Worte. Wer Spuren lesen kann, kann sie trotzdem erzählen. Für Kinder von 4 bis 7 Jahren in Begleitung. Donnerstag, 22. November 2018 Kosten 4 € pro Familie. Anmeldung erforderlich unter Telefon MuseumsTreff 06322/9413-21 (tgl. außer montags). Alle Natur- und Kunstinteressierten sind zu einer Kurzführung mit 17 Uhr, Leitung: Birte Schönborn dem Thema „Auf den Spuren der Saurier“ und anschließendem Austausch bei Kaffee und Kuchen geladen. Freitag, 30. November, bis Samstag, 1. Dezember 2018 Altersgruppe: ab 12 Jahren. Kosten: 7 € pro Person. Anmeldung Museumsnacht am Herzogweiher erforderlich bis spätestens drei Werktage vor der Veranstaltung Eine ganze Nacht im Museum voller spannender Erlebnisse und inte- unter 06381/993450 oder [email protected]. ressanter Entdeckungen, Geschichten, Spiele und einer Schatzsu- 14 bis 16 Uhr, Leitung: Dr. Sebastian Voigt & Ingrid Hertel che. Für Kinder und Jugendliche ab der 3. Klasse. Kosten: 13 € pro Kind. Anmeldung erforderlich unter Telefon Donnerstag, 22. November 2018 06322/9413-21 (tgl. außer montags). Einführung in die makroskopische Gesteinsbestimmung (Sedimen- 19 bis 9 Uhr, Leitung: Birte Schönborn und Micaela Mayer tite) Fortbildung für Schüler und Erwachsene. Der Besuch der Veranstal- Sonntag, 2. Dezember 2018 tungen „Grundlagen“ und „Magmatite“ bzw. adäquate Kenntnis- Offene Forschungswerkstatt für alle se werden vorausgesetzt. Die Offene Forschungswerkstatt bietet die Möglichkeit für kleine Kosten: 6 € pro Person. Altersgruppe: ab 8 Jahren. Anmeldung un d große Naturbegeisterte selbst forschend und gestaltend aktiv erforderlich unter 06381/993450 oder info@urweltmuseum- zu werden. An diesem Sonntag rund ums Thema Tannen und Zap- geoskop.de. fen. Ob er nur kurz mal reinschnuppert oder im Thema versinkt bleibt 19 bis 21 Uhr, Leitung: Dr. Sebastian Voigt jedem Gast überlassen. Kosten im Museumseintritt enthalten. Donnerstag, 29. November 2018 11 bis 16 Uhr Einführung in die makroskopische Gesteinsbestimmung (Metamor- phite) Mittwoch, 5. Dezember 2018 Fortbildung für Schüler und Erwachsene. Der Besuch der Veranstal- POLLICHIA-Stammtisch tungen „Grundlagen“, „Magmatite“ und „Sedimentite“ bzw. adä- 20 Uhr, Leitung: Dr. Michael Ochse quate Kenntnisse werden vorausgesetzt. Kosten: 6 € pro Person. Altersgruppe: ab 8 Jahren. Anmeldung Samstag, 8. Dezember 2018 erforderlich unter 06381/993450 oder info@urweltmuseum- Treffen des Arbeitskreises Insekt enkunde in Rheinland-Pfalz geoskop.de. Referent: Dr. Rolf Mörtter: „Die neotropische Insektenwelt Venezue- 19 bis 21 Uhr, Leitung: Dr. Sebastian Voigt las und Perus“ Referent: Gerhard Schwab: „Interessante Tagfalterbeobachtungen Samstag, 1. Dezember und Sonntag, 2. Dezember 2018 in RLP” Fossil- und Edelsteinpräparation für Kinder 14 bis 16.30 Uhr Im Rahmen des Mittelalterlichen Weihnachtsmarktes auf Burg Lich- tenberg (Pfalz) bietet das Urweltmuseum GEOSKOP Fossil- und Edel- Donnerstag, 20. Dezember 2018 steinpräparation für Kinder an. VFMG Bezirksgruppe Pfalz Kosten: 3 € je Modellblock. Altersgruppe: Kinder aller Altersstufen. „Jade – der kaiserliche Edelstein der chinesischen Geschichte und ein 12 bis 17 Uhr, Leitung: Dr. Jan Fischer besonderer Schmuckstein mit mystischer Kraft“ 19.30 Uhr, Referent: Dr. Gunther Isbarn Mittwoch, 5. Dezember 2018 „TERRA MAGICA – das wissenschaftliche Forum am Urweltmuseum GEOSKOP“ GEOSKOP „Alles Scheiße“ – Über Wissenschaft hinter dem, was hinten heraus- kommt Donnerstag, 8. November 2018 Vom 30. Mai 2018 bis 23. Juni 2019 zeigt das Pfalzmuseum seine Einführung in die makroskopische Gesteinsbestimmung (Grundla- Sonderausstellung „Alles Scheiße“. Hinter dem provokanten Titel gen) verbirgt sich ein spannendes und wissenschaftlich weitreichendes Fortbildung für Schüler und Erwachsene ohne Vorkenntnisse. Thema. Die Nutzung und Erforschung von Kot in ökologischem, Kosten: 6 € pro Person. Altersgruppe: ab 8 Jahren. Anmeldung wirtschaftlichem und medizinischem Kontext birgt zahlreiche faszi- erforderlich unter 06381/993450 oder info@urweltmuseum- nierende Beispiele. Woher weiß man, was die Süßwasserhaie der geoskop.de. Pfalz vor rund 300 Millionen Jahren gefressen haben? Wieso fressen 19 bis 21 Uhr, Leitung: Dr. Sebastian Voigt Tiere ihren Blinddarmkot? Warum hat der Storch weiße Beine? Sie 56 VERANSTALTUNGSPROGRAMME 34 (4) –2018 POLLICHIA- KURIER

werden staunen, wie nützlich das ist, worum wir normalerweise lie- Meisen und Schwalben kennt jeder, oder? Vielleicht aber auch ber einen großen Bogen machen! nicht... Jedenfalls nicht, wenn es um Deta ils wie einzelne Arten oder Altersgruppe: ab 10 Jahren. Kosten: Eintritt frei. das Brutverhalten geht. Sehen Sie selbst: 19.30 Uhr, Referent: Dr. Frank Wieland In der vorigen Ausgabe haben wir Mittwoch, 12. Dezember 2018 die freibrütende Blaumeise vorge- „Die Sterne am Himmel – Pulsare, Leuchtfeuer im Universum“ stellt. Hier kommt sie noch einmal Pulsare sind unter den Sternen am Himmel eine Besonderheit. Einen aus einem anderen Buch. Dort Teil ihrer Strahlung geben sie gerichtet ab, wie der rotierende Schein- gibt es auch eine Laubholzmistel – werfer eines Leuchtfeuers. Entdeckt wurden Pulsare erst durch die nur auf welchem Baum? Rinde Möglichkeit der radioastronomischen Beobachtung. Die Entste- und Blätter erinnern am ehesten hung eines solchen Pulsars wurde von chinesischen Astronomen am an eine Buche. Allerdings ist die 4. Juli 1054 beobachtet. Die besondere Eigenart der Pulsare blieb Buche der einzige einheimische jedoch bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts verborgen. Laubbaum, auf dem es keine Mis- Altersgruppe: ab 10 Jahren. Kosten: Eintritt frei. teln gibt. 19 Uhr, Referent: Martin Bertges Wenn die Blaumeise im Freien brüten kann, dann kann das die Muss des soi? Kohlmeise natürlich auch. Wen- den wir uns, nachdem dies geklärt Verdummungsfaktor Kinderbuch (Teil 2) ist, den Schwalben zu.

Wie sehen Amseleier aus? – Unterschiedlich. Im „Handbuch der Vögel Mitteleuropas“ von Urs Glutz von Blotzheim, Band 11/2, S. 882/883 steht hierzu: Sehr klein und damit in der Wie- „Färbung und Zeichnung sehr variabel. Grundfarbe frischer Eier dergabe leider recht unscharf und stets grün, in vielen Fällen aber stark ausbleichend. Sammlungsma- schwach aufgelöst, aber dennoch terial läßt drei verschiedene extreme Typen erkennen: eindeutig ist diese Rauchschwal- 1) Grund blaßgrün bis trübweiß be zu sehen, die gerade ihr Nest mit graublauem Hauch, selte- anfliegt. – Wirklich ihres? Außen ner rahmfarben mit grauem angebracht, gehört es der Mehl- Ton. Feine helle oder dunklere, schwalbe; Rauchschwalben nis- lehmbraune bis rostrote Frickel ten in Gebäuden. oder Fleckchen ziemlich gleich- mäßig verteilt... „Was müssen Tierkinder lernen?“ 2) Ähnlich, aber so dicht verwischt fragen hier die Autoren, die selbst braun gewölkt, daß die Eier fast noch einiges lernen müssten. Bei- einfarbig braun erscheinen. spielsweise, dass Mauersegler Eher selten. keinen gegabelten Schwanz und 3) Auf saftig grünem bis blaugrü- keine weiße Bauchseite haben, nem Grund weniger dicht, aber dass sie keine Nester außen an gröber und dunkler gezeichnet.“ Gebäude bauen – kurz, dass Mau- So wie diese Kinderbuch-Amseleier sehen sie jedenfalls nie aus. Da ersegler keine Mehlschwalben hat anscheinend jemand der Amsel Eichelhäher-Eier ins Nest gelegt sind. – zu dieser Art würden die Eier halbwegs passen. Wenn es schon so ein Kreuz mit Das Nest des Teichrohrsängers sollten Kin- Mauerseglern und Schwalben ist der nicht zu Gesicht bekommen, denn – warum nicht einfach kreuzen? diese Art nistet in Röhrichten. Sollten sie Und fertig ist die Mauerschwalbe. dennoch eines finden, werden sie es nicht – Wir suchen weiter Kinderbücher erkennen. Jedenfalls nicht, wenn ihre durch; kann sein, dass wir auch Informationsquelle das Kinderbuch war, noch die Bordsteinschwalbe fin- das die nebens tehende Abbildung enthält. den, was in einem Kinderbuch Das Teichrohrsänger-Nest hat nämlich kei- besonders fatal wäre. neswegs eine solche bizarre Form, sondern ist schlicht napfförmig. Außerdem scheint das hier abgebildete Nest einen Material- fehler zu haben, denn der Teichrohrsänger verbaut nicht irgendwelches Gras, son- dern vorjährige Schilfrispen. POLLICHIA- KURIER

Am Rhein gab es im vergangenen Sommer eine üppige Tomaten- Eier- und Cocktailtomaten reifen. Besonders reichhaltig entwickelte ernte. Nicht nur Nanopartikel und Medikamentenrückstände, son- sich die Schlammbodenvegetation auf trockengefallenen Ufern von dern auch Tomatensamen passieren die Kläranlagen und gelangen Altrheinarmen. Darüber erfahren Sie mehr in der nächsten Aus- letztlich in den Rhein. Die monatelange Kombination von Niedrig- gabe des POLLICHIA-Kuriers. (Foto: H. Himmler) wasser und Wärme ließ mancherorts, wie hier bei Speyer, Fleisch-,

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So wie hier bei Mechtersheim sah es im Sommer In welchen meteorologischen Fakten manife- 2018 in weiten Teilen der Pfalz aus. Der Mais stiert sich der allgegenwärtige Eindruck einer verdorrte auf den Feldern, die Wiesen glichen nicht enden wollenden Hitze und Dürre? Und Trockenrasen. Vielerorts zeigten die Bäume kann dieser Sommer eine Folge des Klimawan- schon Ende August ihre Herbstverfärbung – eine dels sein? Antworten auf diese Fragen gibt der Notreaktion auf den Wassermangel. Nur die Ro- Beitrag von Wolfgang Lähne ab Seite 26 in die- binien, wie auch hier im Hintergrund, zeigten ser Ausgabe des POLLICHIA-Kuriers. (Foto: W. sich unbeeindruckt. Lähne) War der Sommer 2018 ein „Jahrhundertsom- mer“, der zweite nach dem Hitzesommer 2003?