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, I Gabor Tüskes - Eva Knapp Der ungarische Atlas Marianus

Eine charakteristische und zugleich seltene Gat- Entstehung und Drucklegung tung unter den Publikationstypen der geistlichen Literatur des 17. Jahrhunderts stellt der sog. Atlas Im schriftstellerischen Werk des Paul Esterhäzy Marianus, eine Sammlung von Erzählungen über zeichnete sich in der zweiten Hälfte der 80er Jahre Ursprung und Geschichte der besonders verehr- eine neue dichterische Zielsetzung ab, die zum Er- ten Mariendarstellungen, dar. Zu den berühmte- scheinen einer neuer Gattung führte. Sie richtete sten Vertretern dieser Gattung gehört das umfang- sich, im Gegensatz zu den früheren literarischen reiche Werk des Münchner Jesuiten Wilhelm Versuchen des Fürsten, auf die Erarbeitung eines Gumppenberg, das seit 1655 in mehreren Varian- Werkes in ungarischer Sprache, das von Anfang an ten verlegt wurde, mit seinem Titel sich auf die zur Drucklegung bestimmt war und in repräsenta- Bezeichnung der Gattung auswirkte und durch tiver Form herausgegeben werden sollte. Das seine zahlreichen Auflagen, Übersetzungen und Buch erschien 1690 in Nagyszombat (Tyrnau, Bearbeitungen einen bedeutenden Einfluß auf die Trnava) und enthält die mit Kupferstichen illu- Entwicklung der Frömmigkeit in Mitteleuropa strierte Geschichte von insgesamt 117, zum größ- ausübte. Obwohl Gumppenbergs Werk in der ten Teil europäischen, darunter mehreren ungari- Fachliteratur, vor allem im Zusammenhang mit schen sowie einigen außereuropäischen Marienbil- der Geschichte der Frömmigkeit und insbesonde- dern und -statuen. Laut der Widmung an den Le- re des Wallfahrtswesens im Barockzeitalter bis ser gab Esterhäzy das Buch zur Verbreitung der heute oft zitiert wird, stehen eine Untersuchung Herrlichkeit Mariä, "der ewigen Königin Un- der Entstehungs- und Wirkungs geschichte des garns", sowie "zum Trost und Heil der Ungari- Werkes sowie die Bestimmung seiner Charakteri- schen Nation, besonders der wahren frommen stika hinsichtlich Inhalt, Aufbau und Gattung Herzen" heraus. Im weiteren spricht er über die nach wie vor aus. "vielfachen ketzerischen Verirrungen" der Nation; Unter den Übersetzungen des Gumppenberg- das zeugt von der gegenreformatorischen Absicht sehen Werkes in die verschiedenen National- des Unternehmens. Auf dem Titelblatt wird nach sprachen nimmt die von Fürst Paul Esterhäzy dem Namen Esterhazys der 1687 erteilte Reichs- (1635-1713), dem Palatin Ungarns, erarbeitete fürstentitel vor dem Palatins titel genannt - das Adaptation einen besonderen Platz ein. Paul deutet darauf hin, daß das Werk von der politi- Esterhazy war einer der tatkräftigsten Mäzene im schen Laufbahn seines Verfassers nicht ganz unab- Kreis des ungarischen Hochadels des 17. Jahrhun- hängig ist. derts. Sein Hof in Kismarton (Eisenstadt) gehörte Auf die Entstehungszeit findet man im Buch nur zu den Zentren künstlerischen und musikalischen vereinzelte und indirekte Hinweise. "Es ist bereits Lebens in Westungarn, neben seiner politischen seit geräumiger Zeit, daß ich dies mein Vorhaben Laufbahn betätigte sich der Fürst als Laienkorn- zu verwirklichen gedenke", schreibt Esterhazy in ponist, -poet und -schriftsteller und übte sich ak- der Widmung. Ein Teil der aktuellen Zeitangaben tiv in den verschiedenen Gattungen der geistli- im Text ist nur von ungefährer Genauigkeit, so et- chen Literatur der Gegenreformation. Vor und wa beim Bild von Goa (215).1 Ein anderer Teil der nach der Vertreibung der Türken aus Ungarn Hinweise bezeichnet echte Termini post quem. (1686) spielte er eine wichtige Rolle in der Wie- Aus der Beschreibung von Fertö (Boldogasszony, derbelebung des religiösen Lebens des Landes, Frauenkirchen) erfahren wir zum Beispiel, daß insbesondere der Marienverehrung und der Wall- Esterhäzy 1661 zum ersten Mal die Statue dort fahrten. Sein repräsentatives Buch, das Gumppen- hintragen ließ (69). Bei der Statue von Loreto bergs Werk frei und in individueller Auffassung (Maria Loretto) bemerkt er, Anna julia Esterhäzy als Hauptquelle benützt und all diese Bestrebun- sei seine ältere Schwester "gewesen", sie war also gen in sich vereinigt, hat zur mitteleuropäischen bereits tot (79). julia Esterhazy ist am 20. Januar Wirkungsgeschichte des Originals wesentlich bei- 1669 gestorben, die entsprechende Stelle kann also getragen. erst danach entstanden sein. Die dem Erschei-

35 nungsjahr am nächsten stehenden Zeitangaben Jahren zu Papier gebracht waren, erst in der zwei- weisen auf die Zeit nach 1683 (die Türken haben ten Hälfte der 80er Jahre, zwischen 1687 und 1690 die Stadt Wien "zweimal" belagert, 102), bzw. auf erstellt wurden. 1687 hin (das Bild von Cameracum [Cambrai] Anhand der erhaltenen Handschriften läßt sich die wurde 1130 in der Trinitätskapelle aufgestellt, wo Arbeitsmethode Esterhäzys nachvollziehen. Dem- es bereits seit 557 Jahren verehrt wird, 139). Die nach machte er zuerst, meist aufgrund von Quel- Jahreszahl 1698 in der Eremitanumer (Einsiedel- len, kurze Aufzeichnungen in Latein über die Ge- ner) Beschreibung ist vermutlich als Erratum zu schichte der einzelnen Bilder. Diese Notizen wur- betrachten (96). den dann erweitert und in ungarischer Sprache Im handschriftlichen Nachlaß Esterhazys sind überarbeitet. In einigen Fällen fertigte der Autor Entwürfe und Reinschriften des gedruckten Textes zwei, zum Teil voneinander abweichende ungari- erhalten." Vor dem Entwurf zum Oktat6 leuel (Be- sche Fassungen an, die sich in Länge und Aus- lehrender Brief) sind am oberen Rand der ersten druck unterscheiden. Danach erfolgten die end- Seite die Jahreszahlen 1663, 1668 und 1681 zu le- gültige Bestimmung der Reihenfolge der einzelnen sen, die vermutlich auf Vorarbeiten zum geplanten Texte und die Abschrift ins reine. Unternehmen hinweisen. Dieser Belehrende Brief Das Buch ist literarisch um so bedeutender, als es erwähnt 115 Bilder und gibt Hinweise zur Benut- das erste gedruckte Werk von Esterhäzy darstellt, zung des Buches. Danach soll man an jedem Mitt- dem später weitere, zum Teil ebenfalls Maria ge- woch und Sonnabend, an den sieben Feiertagen widmete Drucke verschiedener Gattungen folg- Mariä sowie an den vier großen Feiertagen des ten.> Unmittelbar nach dieser Arbeit, 1691, er- Jahres je eine Beschreibung lesen, so wird man in schien zum Beispiel das Buch mit dem Titel ,,Az einem Jahr mit dem ganzen Werk fertig. Nach den Boldogsagos SzIJz Maria szombattya" (Der Sams- einzelnen Erzählungen sind jeweils die beiden Ge- tag der Seligen Jungfrau Maria), das Andachten, bete am Ende des Buches zu lesen. Diese "Ge- Erbauungstexte und Betrachtungen für die 52 brauchsanweisung", die den Einfluß der kalender- Samstage des Jahres enthält. In einem anderen, la- orientierten Andachtsübungen und geistlichen teinisch verfaßten und 1698 herausgegebenen Exerzitien der Jesuiten widerspiegelt, weist auf Werk behandelt Esterhäzy die unbefleckte Emp- eine frühere Absicht des Autors hin und ist im ge- fängnis Mariä auf scholastischer Grundlage und druckten Werk nicht mehr vorhanden. Demzufol- beweist die Glaubenssätze mit Hilfe yerschiedener ge kam Esterhazy von der Frömmigkeitstradition Wunder. In demselben Jahr gab er die Überset- der Jesuiten inzwischen ab, sein Werk war in sei- zung des Werkes Fasti Mariani I-II (München ner endgültigen Form als eine Historiensammlung 1630) des Münchner Jesuiten Andreas Brunner zur Unterhaltung der Leser gedacht. Wie die phi- heraus, in dem Erzählungen aus dem Leben der lologische Untersuchung der Handschriften zeigt, Heiligen und über die Wunder Mariä für alle Tage wurde der endgültige Aufbau des Werkes erst nach des Jahres zusammengestellt sind. All diese Werke der Niederschrift des Textes, kurz vor der Druck- wurden, wie andere gedruckte Arbeiten Esterhä- legung bestimmt. Auf die Zeit der Niederschrift zys, auf eigene Kosten des Fürsten in der Akade- weist eine Notiz in lateinischer Sprache hin, die in mischen Druckerei von Nagyszombat bzw. in der handschriftlichen Fassung des Werkes an die Wien gedruckt. Als Teil seiner literaturfördernden Geschichte des Bildes von Annicium (Le Puy) an- Tätigkeit finanzierte er die Herausgabe mehrerer schließt, Am Ende der Erzählung wird in einer mariologischer Werke, z. B. die des Mirakelbuches Anmerkung die Jahreszahl 1687 genannt, und von Boldogasszony (Frauenkirchen)! und der Pre- Esterhäzy bezeichnet sich als Reichsfürsten. Die digt, die bei der Einweihung der von ihm errichte- handschriftliche Fassung der Beschreibungen des ten Boldogasszonyer Kirche gehalten wurde.> Passauer und Goaer Bildes blieb gesondert und in Unter den handschriftlichen Prosawerken Ester- einem von der Handschrift des Kernmaterials ab- hazys befindet sich ebenfalls ein Stück, in dessen weichenden Format erhalten, diese beiden Be- Mittelpunkt Maria steht und das bisher in der For- schreibungen sind vermutlich nachträglich ent- schung unbeachtet blieb. Das Werk steht mit dem standen. Aus all dem geht mit ziemlicher Sicher- Buch über die Geschichte der Mariendarstellun- heit hervor, daß die endgültige Fassung und die gen in engem Zusammenhang und ist als dessen Reinschrift, selbst wenn die Idee des Werks Ester- unmittelbare Voraussetzung zu betrachten. Das hazy bereits früher beschäftigt hatte und einige 1675 geschriebene lateinische Autograph enthält Entwürfe vielleicht schon in den 60er und 70er die Geschichte der Boldogasszonyer Franziska-

36 nerkirche und Marienstatue sowie die Beschrei- entwachsenes Kruzifix" verehrt wird, "bei dem bung der Wunder von dem Jahr 1655 an." Das Ma- auch jetzt viele Wunder geschehen" .12 1649 spielte nuskript ist eine redigierte Reinschrift, an deren Esterhäzy auf der Schul bühne von Nagyszombat Ende zwei weitere Wunder aus den Jahren 1678 die Rolle judiths, eines der alttestamentlichen und 1680 von einer anderen Hand aufgezeichnet Vorbilder Marias, und er wurde Rektor beider Ma- sind. In dieser Form wurde das Werk zwar nicht rienkongregationen in Nagyszombat.P gedruckt, es diente jedoch als Grundlage zum Mi- Repräsentative Äußerungen der Marienverehrung rakel buch von Boldogasszony, das 1679 in Wien, begleiten das ganze Leben Esterhäzys. In deren und zwar in Latein und ohne Angabe des Autors, Hintergrund ist neben der mittelalterlichen Idee erschienen ist.? Das Buch, das von den Boldogas- der Marienminne der gegenreformatorische, auf szonyer Franziskanermönchen zusammengestellt Rekatholisierung abzielende Charakter der Kult- wurde, entspricht in seinem Aufbau und Inhalt ge- form ebenfalls klar zu erkennen. Der Einfüh- nau dem Aufbau und dem Inhalt der Handschrift. rungsteil seines Testamentes aus dem Jahre 1678 Der Titel des einführenden- historischen Teiles ist wie seine dort erwähnten Stiftungen im Zusam- mit dem Titel der Esterhazyschen Handschrift menhang mit dem Marienkult bezeugen in vielfa- fast wortwörtlich identisch, die Veränderungen cher Weise Esterhazys Marienverehrung.!' Um sind bloß stilistischer Natur, und als neues Ele- 1700 führte er die von ihm gestifteten Altäre und ment erscheinen vier Mariengebete am Ende des im Freien aufgestellten Statuen in einer eigener Li- Buches. Im ersten Teil über die Geschichte des ste auf.'> Demnach stellte die Hälfte der Statuen Ortes findet man mehrere Hinweise auf das Zeug- Maria dar, und mehr als die Hälfte der Altäre nis Esterhazys, auf seine Rolle für die Ereignisse stand unter dem Patronat oder Mitpatronat Mariä. bzw. darauf, daß die Zusammenstellung Wort für Von 1665 an bis zu seinem Tode pflegte er in Form Wort seine Arbeit sei. Die Bedeutung der Hand- regelmäßiger Wallfahrten, Mitgliedschaften in schrift wird dadurch erhöht, daß das Buch, durch verschiedenen Bruderschaften, Gaben, Altarstif- die neuen Mirakel ergänzt und Esterhäzy gewid- tungen, Votivbilder usw. enge Beziehungen zum met, 1697 in deutscher und ungarischer und größten, dynastisch bedeutungsvollen Wallfahrts- im darauffolgenden Jahr sogar in tschechischer ort des Habsburger-Reiches, zu Mariazell.t- Sprache erschienen ist." Esterhäzys Beispiel regte auch andere Familien Unter den inneren Anregungen, die Esterhäzy zur des Hochadels dazu an, Beziehungen zu Mariazell Zusammenstellung eines Buches über die Ge- aufzunehmen, und es trug bedeutend zur Entste- schichte der Marienbilder veranlassen konnten, hung und Blüte anderer Wallfahrtsorte bei. In der spielte seine tiefe Marienverehrung eine wesent- Zeit zwischen 1660 und 1711 förderte Esterhazy liche Rolle. Die wichtigsten Quellen dieser Vereh- an acht verschiedenen Orten in West- Transdann- rung sind im innigen Marienkult seiner Mutter, bien die Entstehung von Wallfahrtsorten durch die Krisztina Nyary, bzw. in seiner Erziehung durch Aufstellung von Marienbildern oder -statuen und die Jesuiten zu suchen. Märten Kopcsanyi widme- den Bau von Kirchen. Diese Tätigkeit entsprach te seine Sammlung mariologischer Gebete, Be- den Bestrebungen anderer Hochadliger, in den er- trachtungen und Predigten Krisztina Nyäry, "die wähnten Gebieten in erster Linie denen der Fami- die Ursache dieser Arbeit gewesen war",9 und lie Nadasdy, die ebenfalls Wallfahrtsorte grün- Esterhazy beschreibt selbst, wie er seine Mutter deten und die Wallfahrten förderten. Sie wollten oft vor dem Bild Marias (dem späteren Gnaden- dadurch die Bevölkerung möglichst fest an ihre bild von Boldogasszony) "unter sehr häufigen Herrschaftsgüter binden und in den ihnen unter- Tränen und Fürbitten" beten sah (67). Den Ein- stehenden Gebieten eine weitgehende konfessio- fluß der jesuitischen Erziehung zeigt die Tatsache, nelle Einheit schaffen. daß Esterhazy während seiner Lehrjahre der Ge- Unter den äußeren Anregungen des Werkes über danke des Eintritts in den Jesuitenorden beschäf- die Geschichte der Marienbilder steht der histori- tigre,'? bzw. daß er seine Schulhefte mit der In- sche Umstand an erster Stelle, daß Esterhazys schrift "Mariano Honori" versah."! Ein Ereignis, wichtigstes Lebensziel, die Vertreibung der Tür- das er in seinen Erinnerungen beschreibt, konnte ken durch die Befreiung von Buda im Jahre 1686 wohl kaum ohne Wirkung auf seine Beziehung zu sich zu verwirklichen schien. Maria wurde im 17. den Wallfahrtsorten bleiben: Mit seinen Grazer Jahrhundert als die himmlische Patronin des Schulkameraden besuchte er 1646 den steirischen Kampfes gegen die Türken betrachtet. Die Siege Wallfahrtsort Straßengel, wo ein "einem Baum über die Türken, so auch die Befreiung Budas

37 nerkirche und Marienstatue sowie die Beschrei- entwachsenes Kruzifix" verehrt wird, "bei dem bung der Wunder von dem Jahr 1655 an.s Das Ma- auch jetzt viele Wunder geschehen" .12 1649 spielte nuskript ist eine redigierte Reinschrift, an deren Esterhazy auf der Schul bühne von Nagyszombat Ende zwei weitere Wunder aus den Jahren 1678 die Rolle judiths, eines der alttestamentlichen und 1680 von einer anderen Hand aufgezeichnet Vorbilder Marias, und er wurde Rektor beider Ma- sind. In dieser Form wurde das Werk zwar nicht rienkongregationen in Nagyszombat.P gedruckt, es diente jedoch als Grundlage zum Mi- Repräsentative Äußerungen der Marienverehrung rakel buch von Boldogasszony, das 1679 in Wien, begleiten das ganze Leben Esterhazys. In deren und zwar in Latein und ohne Angabe des Autors, Hintergrund ist neben der mittelalterlichen Idee erschienen ist.? Das Buch, das von den Boldogas- der Marienminne der gegenreformatorische, auf szonyer Franziskanermönchen zusammengestellt Rekatholisierung abzielende Charakter der Kult- wurde, entspricht in seinem Aufbau und Inhalt ge- form ebenfalls klar zu erkennen. Der Einfüh- nau dem Aufbau und dem Inhalt der Handschrift. rungsteil seines Testamentes aus dem Jahre 1678 Der Titel des einführenden· historischen Teiles ist wie seine dort erwähnten Stiftungen im Zusam- mit dem Titel der Esterhäzyschen Handschrift menhang mit dem Marienkult bezeugen in vielfa- fast wortwörtlich identisch, die Veränderungen cher Weise Esterhäzys Marienverehrung.!" Um sind bloß stilistischer Natur, und als neues Ele- 1700 führte er die von ihm gestifteten Altäre und ment erscheinen vier Mariengebete am Ende des im Freien aufgestellten Statuen in einer eigener Li- Buches. Im ersten Teil über die Geschichte des ste auf.'> Demnach stellte die Hälfte der Statuen Ortes findet man mehrere Hinweise auf das Zeug- Maria dar, und mehr als die Hälfte der Altäre nis Esterhäzys, auf seine Rolle für die Ereignisse stand unter dem Patronat oder Mitpatronat Mariä. bzw. darauf, daß die Zusammenstellung Wort für Von 1665 an bis zu seinem Tode pflegte er in Form Wort seine Arbeit sei. Die Bedeutung der Hand- regelmäßiger Wallfahrten, Mitgliedschaften in schrift wird dadurch erhöht, daß das Buch, durch verschiedenen Bruderschaften, Gaben,· Altarstif- die neuen Mirakel ergänzt und Esterhäzy gewid- tungen, Votivbilder usw. enge Beziehungen zum met, 1697 in deutscher und ungarischer und größten, dynastisch bedeutungsvollen Wallfahrts- im darauffolgenden Jahr sogar in tschechischer ort des Habsburger- Reiches, zu Mariazell." Sprache erschienen ist." Esterhazys Beispiel regte auch andere Familien Unter den inneren Anregungen, die Esterhazy zur des Hochadels dazu an, Beziehungen zu Mariazell Zusammenstellung eines Buches über die Ge- aufzunehmen, und es trug bedeutend zur Entste- schichte der Marienbilder veranlassen konnten, hung und Blüte anderer Wallfahrtsorte bei. In der spielte seine tiefe Marienverehrung eine wesent- Zeit zwischen 1660 und 1711 förderte Esterhäzy liche Rolle. Die wichtigsten Quellen dieser Vereh- an acht verschiedenen Orten in West- Transdanu- rung sind im innigen Marienkult seiner Mutter, bien die Entstehung von Wallfahrtsorten durch die Krisztina Nyäry, bzw. in seiner Erziehung durch Aufstellung von Marienbildern oder -statuen und die Jesuiten zu suchen. Mirton Kopcsanyi widme- den Bau von Kirchen. Diese Tätigkeit entsprach te seine Sammlung mariologischer Gebete, Be- den Bestrebungen anderer Hochadliger, in den er- trachtungen und Predigten Krisztina Nyäry, "die wähnten Gebieten in erster Linie denen der Fami- die Ursache dieser Arbeit gewesen war",? und lie Nadasdy, die ebenfalls Wallfahrtsorte grün- Esterhazy beschreibt selbst, wie er seine Mutter deten und die Wallfahrten förderten. Sie wollten oft vor dem Bild Marias (dem späteren Gnaden- dadurch die Bevölkerung möglichst fest an ihre bild von Boldogasszony) "unter sehr häufigen Herrschaftsgüter binden und in den ihnen unter- Tränen und Fürbitten" beten sah (67). Den Ein- stehenden Gebieten eine weitgehende konfessio- fluß der jesuitischen Erziehung zeigt die Tatsache, nelle Einheit schaffen. daß Esterhazy während seiner Lehrjahre der Ge- Unter den äußeren Anregungen des Werkes über danke des Eintritts in den Jesuitenorden beschäf- die Geschichte der Marienbilder steht der histori- tigte;'? bzw. daß er seine Schulhefte mit der In- sche Umstand an erster Stelle, daß Esterhäzys schrift "Mariano Honori" versah.'! Ein Ereignis, wichtigstes Lebensziel, die Vertreibung der Tür- das er in seinen Erinnerungen beschreibt, konnte ken durch die Befreiung von Buda im Jahre 1686 wohl kaum ohne Wirkung auf seine Beziehung zu sich zu verwirklichen schien. Maria wurde im 17. den Wallfahrtsorten bleiben: Mit seinen Grazer Jahrhundert als die himmlische Patronin des Schulkameraden besuchte er 1646 den steirischen Kampfes gegen die Türken betrachtet. Die Siege Wallfahrtsort Straßengel, wo ein "einem Baum über die Türken, so auch die Befreiung Budas

37 wurden ihrer Hilfe zugeschrieben, und somit Über die Umstände der Druckarbeiten und der wirkten diese Siege sich fördernd auf die Marien- Erscheinung des Buches wissen wir nur wenig. verehrung aus. Mit der Erteilung des Reichsfür- Mit Nagyszombat und den Jesuiten von Nagy- stentitels am 8. Dezember 1687 erreichte Esterha- szombat verbanden Esterhäzy enge Beziehungen zy den Höhepunkt seiner persönlichen und politi- von seiner Kindheit an. Die Universität und die schen Karriere, von da an mußte er jedoch im po- Druckerei bildeten zu dieser Zeit ein wichtiges litischen Leben vielfache Enttäuschungen erlei- geistiges Zentrum innerhalb der Kultur des katho- den. Seine Adressen, in denen er die elenden Zu- lischen Hochadels, und in den Produkten der stände seines Landes beschrieb, wurden von der Druckerei an der Wende des 17. zum 18. Jahrhun- Wiener Regierung wiederholt mißachtet, und als dert spiegeln sich die Ergebnisse der Zusammen- Josef, der Sohn Leopolds 1., zum ewigen König arbeit zwischen Hochadel und Jesuiten. Die Bü- Ungarns gekrönt wurde (am 9. Dez. 1687), büßte cher wurden unter schwierigen finanziellen Um- Esterhäzy auch in der Heimat einen großen Teil ständen, hauptsächlich mit der Unterstützung seiner politischen Popularität ein. Die ungarische hochadliger Mäzene, verlegt, und neben der ver- Ständeversammlung 1687/88 legitimierte die Ab- hältnismäßig großen Zahl der lateinischen Werke hängigkeit von Österreich, man begann mit der konnten nur wenige ungarische Bücher gedruckt Nutzbarmachung und dem Ausverkauf der von werden. Die meisten Autoren waren Jesuiten, so den Türken zurückeroberten Gebiete. Obwohl daß Esterhäzys Schrift gleich zweifach zu den Esterhazy mit diesen zentralisierenden Bestrebun- Ausnahmen gehörte. Die Druckerei legte großen gen der Habsburger, die auf eine neue Inbesitz- Wert auf die Illustrierung der Drucke, und in den nahme des Landes hinausliefen, nicht in allem ein- 90er Jahren erschienen immer häufiger Bücher mit verstanden war, konnte er seinem Machtbereich Kupferstichen." In der Reihe der reich illustrier- als Palatin, wie das von Emma Ivänyi gezeigt wur- ten Drucke gehörte das~Werk von Esterhäzy zu de, immer weniger Geltung verschaffenY Poli- den ersten, und die Kupferstiche dazu wurden im tisch wurde er allmählich in den Hintergrund ge- Auftrag des Palatins von seinem eigenen Hofkup- drängt, und Anfang der 90er Jahre zeigte er die ferstecher angefertigt. Die Druckerei wurde zu je- Zeichen der Ermüdung und Enttäuschung. ner Zeit von Marton Szentivänyi geleitet; die ver- Den Forschungen von Geza Galavics können wir hältnismäßig vielen Druckfehler sprechen für eine weiterhin entnehmen, daß sich der Verlust an po- nicht allzu sorgfältige Arbeit. Von den Druckern litischer Bedeutung, den Esterhazys nach 1687 er- der Nagyszombater Publikationen aus den 90er litt, auf seine kunstfördernde und ebensowohl auf Jahren sind uns jänos Friedl und janos Hauck mit seine schriftstellerische Tätigkeit auswirkte." Sei- Namen bekannt.22 Über die Höhe der ersten Auf- ne Aktivitäten als Mäzen nahmen sprunghaft zu; lage stehen uns keine genauen Angaben zur Verfü- als ihm der Reichsfürstentitel erteilt wurde, ließ gung, wir können jedoch von der bei den mit Kup- er vor dem Schloß von Frakn6 (Forchtenau) eine ferstichen illustrierten Büchern üblichen Auflage Marienstatue aufstellen, und 1689 opferten er und von einigen hundert Exemplaren ausgehen. seine Frau Eva Thököly für die Rettung seiner Schlösser vor den Türken ein großformatiges Vo- tivbild nach Mariazell. 1690 ließ er einen neuen Gattung Altar für die Gnadenstatue in Mariazell errichten, und die Kapelle, die den Altar aufnahm, ließ er in Sammlungen von Berichten über die Herkunft der Kupfer stechen.'? Den Wallfahrtsorten in der Hei- Mariengnadenbilder wurden in erster Linie zu- mat ließ er ebenfalls regelmäßig Spenden zukom- sammengestellt, um die Darstellungen und Kult- men: 1694 schenkte er der Gnadenstatue in Maria- orte zu registrieren, sie optisch und topographisch völgy Goldkronen in Wert von 600 rheinischen zu erfassen und zu dokumentieren. Die wichtigste Gulden.i? 1695 begann er mit dem Bau der neuen ideen- und geistlichkeitsgeschichtliche Vorausset- Kirche in Boldogasszony und 1701 mit dem des zung für die Entstehung der Gattung bestand dar- Kalvarienberges in Kismarton (Eisenstadt). In die in, daß sich seit dem 15. Jahrhundert auch in der Reihe dieser Unternehmen fügt sich das Buch römischen Kirche eine spezielle Verehrung be- über die Mariendarstellungen, das mit Kupfersti- stimmter Mariendarstellungen verbreitete. Zu den chen zu illustrieren und zu drucken eine großzü- wesentlichsten Elementen dieses Kultes gehörte gige finanzielle Opferbereitschaft des Fürsten er- die Idee des "uralten Abbildes", d. h. daß man für forderte. authentisch gehaltene Marienbilder besaß. 1478

38 wurde das Marienbild der S. Maria del Popolo in und der Engel und ordnet die Bildmotive den Mo- Rom von Papst Sixtus IV. für ein sog. Lukasbild, naten des Jahres zu. also für ein vom Evangelisten Lukas gemaltes Wie die Forschungen von Stephan Beissel, Torsten Bild, erklärt, und dieser Akt trug wesentlich zur Gebhard, Wolf gang Brückner und anderen gezeigt Herausbildung der Idee des "Gnadenbildes" bei. haben, tauchte am Anfang des 17. Jahrhunderts die Zur Zeit der Reformation wurde der Gebrauch re- charakteristische gegenreformatorische Vorstel- ligiöser Darstellungen zu einem der grundlegen- lung auf, wonach die katholisch gebliebenen und den Streitfragen, die Stellungnahme der 25. Sit- rekatholisierten Gebiete im Rahmen der aufblü- zung des Trienter Konzils (1563) garantierte je- henden Wallfahrten und der sich erneuernden Ma- doch den Katholiken die Möglichkeit der Bil- rienverehrung auch in geographischem Sinne zu derverehrung auch weiterhin. In der Zeit nach der Ländern Mariä umgestaltet werden sollten. Im Reformation begann die "Wiederentdeckung" der Zeichen dieser Vorstellung stellte zum Beispiel mittelalterlichen Darstellungen, in den lokalen Ferreolus Locrius (Ferry de Locre), Pfarrer von Kultzentren erschienen zahlreiche Bilder neben Arras, ein Inventar jener Mönchsorden, Klöster, den Statuen, die Zahl der kirchlichen Bestimmun- Länder, Provinzen und Städte zusammen, die Ma- gen hinsichtlich der Darstellungsweise nahm zu, ria als Patronin verehrten." Friedrich Forner und in den durch die Entdeckungen und Missions- stellte in seiner 1620 herausgegebenen und mit ei- fahrten erschlossenen Gebieten setzte ebenfalls ner Widmung an Kaiser Ferdinand II. versehenen eine rege Verbreitung der wunderbaren Ereignisse gegenreformatorischen Streitschrift den Schutz und Darstellungen ein. Unter den Faktoren, die der von der Reformation in Zweifel gezogenen die Entfaltung eines speziellen Kultes der Marien- Marienwallfahrtsorte, Wunder und Bildervereh- bilder, die Neubewertung der Darstellungen als rung in den Mittelpunkt und behandelte die ein- "Gnadenbilder" förderten, spielten in ganz Euro- zelnen Orte und Bilder in geographischer Reihen- pa die hochadligen Familien mit ihren Kirchen- folge.26 Die erste selbständige und in ihrer Wir- und Kapellenstiftungen sowie die Mönchsorden kung weitreichende Zusammenfassung über die eine wichtige Rolle. Letztere bevorzugten meist wunderwirkenden Marienbilder Europas und der die Verehrung eines bestimmten Bildtyps. Wäh- Übersee wurde vom venetianischen Domherren rend des 17. Jahrhunderts vereinigten sich geistli- Felice Astolfi im Jahre 1623 verfaßtP Astolfi che Kultformen, Laientraditionen, literarische und bringt sein Material in 15 Büchern, und zwar in künstlerische Äußerungen von größter Vielfalt in der chronologischen Folge der Entstehungsdaten der Verehrung der Marienbilder, die oft mit ver- der einzelnen Orte und nimmt neben den wirkli- schiedenen ideellen Inhalten beladen wurden. chen Darstellungen und historischen Daten die Am Anfang der Gattungsentwicklung stehen die verschiedensten legendenhaften Eregnissen im Zu- spätmittelalterlichen Sammlungen von Marien- sammenhang mit der Marienverehrung in seine wundern, theologische Traktate über die Bil- Sammlung auf. Bei der Jahreszahl 1000 wird etwa derverehrung sowie lokale Beschreibungen, d. h. in vierzehn Zeilen von der Weihe Ungarns an die Mirakelbücher, die die Geschichte eines Wall- Gottesmutter durch König Stephan den Heiligen fahrtsortes und die dort geschehenen Wunder er- berichtet. Der Jesuit Jakob Gretscher (Gretser) zählen. Ein frühes Beispiel für ein solches Mira- beschäftigt sich in einem seiner Traktate mit den kelbuch ist die von Joannes Trithemius 1511 zu- Christus- und Mariendarstellungen, die als nicht sammengestellte Sammlung über Geschichte und von menschlicher Hand herrührend betrachtet Wunder der Dettelbacher Marienstatue.P Unter werden.t" Den in Rom befindlichen, sog. Lukas- den Autoren, die sich theoretisch mit der Bildver- bildern widmet er besondere Aufmerksamkeit. ehrung befaßten, sind die Arbeiten des Conradus Die zentrale Idee, die hinter der geographischen Brunus - der unter anderem gegen die "Magde- Bestandaufnahme der Mariengnadenbilder steckt, burger Zenturien" das Wort erhob -, des als akti- wird durch die mariologische Traktatsammlung ver Teilnehmer des Tridentinums bekannten Ga- des Jesuiten Laurentius Chrysogonus eindrucks- briele Paleotti und des Joannes Molanus hervorzu- voll zum Ausdruck gebracht.s? Der Grundgedanke heben, da sie selbst für die literarische Entwick- dieses Werkes besteht darin, daß die allmächtige lung von Bedeutung waren.>' So untersucht Mola- Hilfe Mariä nicht nur das menschliche Leben, nus in seiner betreffenden Schrift nach theologi- sondern die ganze Welt durchdringt. schen Erörterungen die verschiedenen Darstel- Bestimmend sowohl für die weitere Entwicklung lungsmöglichkeiten der Heiligen, Christi, Marias als auch für die Bezeichnung der Gattung wurde

39 das große Unternehmen des Münchner Jesuiten tik, der später nach Ungarn gekommene Benedik- Wilhelm Gumppenberg. Als erstes gab Gumppen- tinermönch aus St. Lambrecht, seine monumenta- berg einen Entwurf des geplanten Werkes 1655 le Handschrift über die Geschichte Mariazells zu- heraus. Diesem folgte zwei Jahre später die mit sammen.i? In Koptiks Auffassung ist das ganze Kupferstichen illustrierte Beschreibung von 100 Gebiet im Einzugsbereich des Ortes, d. h. das gan- Mariengnadenbildern. Während das Buch in neuen ze Habsburger-Reich, .Regio Mariana", und die- Auflagen verlegt wurde, arbeitete Gumppenberg ser Gedanke stellt einen bestimmenden Faktor in weiter und ließ 1672 eine wesentlich erweiterte den Beziehungen der verschiedenen gesellschaftli- Fassung des ursprünglichen Textes mit der Be- chen Schichten zu Mariazell dar. schreibung von 1200 Marienbildern erscheinen. Esterhäzy hat, wie das aus diesem gedrängten Da Gumppenbergs Sammlung die bedeutendste Überblick der gattungsgeschichtlichen Vorausset- Anregung und zugleich die wichtigste Quelle für zungen und der Gattungsentwicklung bis zur Mit- Esterhazys Arbeit wurde, werden wir sie unter te des 18. Jahrhunderts hervorgeht, in einer sekun- den Quellen behandeln. dären, halbliterarischen geistlichen Gattung ge- Die Wirkung des Gumppenbergschen Werkes läßt wirkt, die sich zum einen ständig mit anderen sich bis ins 19. Jahrhundert verfolgen. Von der Gattungen mischte und überlappte, andere For- Mitte des 17.Jahrhunderts an erscheinen in dichter men in sich aufnahm bzw. von ihnen aufgenom- Reihenfolge Sammlungen, die die Mariengnaden- men wurde, die zum anderen in engem Zusam- bilder bestimmter Gebiete, Provinzen oder Län- menhang mit verschiedenen religiösen Hand- der, so etwa die von Böhmen;'? Mähren, Schle- lungsformen stand. Esterhazy griff zu dieser Gat- sien," Litauen;" Polen.v und Sizilien>' bzw. die tung zu einem Zeitpunkt, als sie besonders beliebt Marienbilder je eines Mönchsordens= beschrei- und bereits voll entwickelt war, und der Verweltli- ben. Seit dem Ende des 17. Jahrhunderts werden chungsprozeß in den verschiedenen, für den die Gnadenbildbeschreibungen immer öfter als Laiengebrauch bestimmten geistlichen Publikatio- Grundlage verschiedener Andachtstexte verwen- nen einsetzte. Zur wichtigsten Grundlage seiner det, so vor allem bei der unter der Bezeichnung Arbeit hat Esterhazy gerade jenes Werk gewählt, "geistliche Wallfahrt" bekannten Frömmigkeits- das die wesentlichsten Charakteristika der Gat- form sowie bei den monatlichen, auf mehrere Tage tung sozusagen gebündelt aufweist. verteilten Andachtsübungen.w So verarbeitete z. B. Antonius Maurisberg im Jahre 1709 die Ge- schichte von zwölf steirischen Marienwallfahrts- Die Quellen orten in Versen, indem er jedem Ort einen Zyklus von Epigrammen, Chronostichen, Bildgedichten Wie in seinen früheren Werken, so etwa im Mars und Anagrammen widmete und die jeweiligen Zy- Hungaricus, führt Esterhäzy seine Quellen auch klen den Tierkreiszeichen zuordnete.'? In der er- diesmal nicht auf. In der Widmung sagt er nur, er sten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde die Reihe hätte sein Buch "von vielen Stellen Zeugnis neh- der Sammlungen über die Gnadenbilder einzelner mend und auch gewisse Geschichten lesend" ge- Städte oder Länder fortgesetzt. Thomas Ertl gab schrieben. Über das Marienbild von Mianum z. B. gleich zwei Bücher heraus, in denen er die (Charnbery) in Sabaudia (Savoyen) bemerkt er, Geschichte von je 11 Marienbildern aus Wien und "über die vielen Wunder" von ihm "ist bereits ein seiner Umgebung bzw. aus Österreich erzählt. eigenes Buch gedruckt worden" (192). In der Vor- Unter den ersten berichtet er über die Geschichte rede an die Leser der zweiten, erweiterten Ausga- des 1697 nach Wien gebrachten Bildes von Märia- be aus dem Jahr 1696 verrät er jedoch, seine größte p6CS.38 Auf dem aus falt baren Vorsatzkupfer des Hilfe sei "das lateinisch herausgegebene Buch des Buches ist die Vedute von Wien mit den klein- Jesuitenpaters Guilielmus Gumppenberg gewesen, formatigen Darstellungen der Gnadenbilder zu se- dem ich den größeren Teil der Historien ent- hen. In Ertls zweitem Buch findet man ebenfalls nahm";'! einen Hinweis auf Ungarn: den Bezeugungsbrief Wilhelm Gumppenberg ist 1609 in München ge- Adam Czobors aus dem Jahre 1689 über das Wei- boren und trat 1625 in den Jesuitenorden ein.42 nen des von Kirälyfalva nach Wiener Neustadt ge- Jahrzehntelang lehrte er Theologie und Philoso- brachten Marienbildes im Jahre 1683.39 Etwa zu phie an verschiedenen deutschen Universitäten, derselben Zeit und von der lokalen Variante der trat als Redner auf und war vier Jahre lang päpstli- Atlas-Marianus-Idee ausgehend stellte Odo Kop- cher Beichtvater in Rom. Er starb am 8. Mai 1675

40 in . Von seinen bei den kleineren An- Mirakelbücher, so z. B. die Arbeiten des Joannes dachtsbüchern ist das erste eine sog. geistliche Trithemius, Bohuslav Balbin und Andreas Goldo- Wallfahrt zu den Kirchen Roms, verteilt auf die nowski, Sammelwerke wie die zum Teil bereits er- Tage des Jahres, während im Mittelpunkt des wähnten Kollektaneen des Ferreolus Locrius, Fe- zweiten die Verehrung des leidenden Christus lice Astolfi und Joannes Baptista Alberti, im wei- steht. Sein Hauptwerk stellt die auch von Esterha- teren die Jubiläumspublikation von Octavius Pan- zy als Quelle genannte Sammlung Atlas Marianus ciroli über die Kirchen Roms.t" die Kirchenge- dar, die zwischen 1655 und 1862 mindestens fünf- schichte von Baronius, das Calendarium Maria- zehn verschiedene Ausgaben und Bearbeitungen num des Antonius de Balinghem und die I conolo- erlebte und auch ins Deutsche, Italienische und gia des Placidus Samperius. Die einzelnen Be- Tschechische übersetzt wurde. Das Buch erschien schreibungen teilt er in beliebiger Reihenfolge, in zwei voneinander wesentlich abweichenden ohne ein vorher festgelegtes System mit. Die Bil- Grundausgaben: Die Ausgabe 1657 enthält in zwei der aus demselben Gebiet oder derselben Quelle Oktavbänden, geteilt in vier Bücher, die illustrier- stehen oft nebeneinander, dieselben Gebiete und te Beschreibung von insgesamt hundert Marienbil- Quellen kehren jedoch mehrere Male wieder. dern, die Ausgabe aus dem Jahr 1672 enthält in ei- Demnach hat Gumppenberg kontinuierlich, die nem einzigen Folioband, und/zwar geteilt in vier Quellen in der Reihenfolge ihres Eintreffens aus- Triaden und zwölf Zenturien, die Geschichte von wertend am Buch gearbeitet, ein äußeres Prinzip 1200 Bildern ohne Illustrationen. Kennzeichnend des Aufbaus schwebte ihm nicht vor. Statt dessen sowohl für die komplizierte Editionsgeschichte hilft in beiden Grundausgaben ein kompliziertes als auch für die Beliebtheit des Werkes und seine System von Registern, an das vorgelegte Material über den Jesuitenorden weit hinausreichende Be- möglichst vielseitig heranzutreten. Die Ausgabe deutung ist die Tatsache, daß die Ausgabe 1657 1672 enthält 13 verschiedene Register. Mit ihrer noch in demselben Jahr in und in Mün- Hilfe können wir einen Überblick über Stoff, chen und 1659 noch einmal in Ingolstadt verlegt Form und Hersteller der Gnadenbilder, ihre be- wurde.t- sonderen Eigenschaften, ihre Verehrung und die In der an Maria von Loreto gerichteten Widmung ihnen zugeschriebenen Mirakel wie über andere der Ausgabe 1672 faßt Gumppenberg seine Ziel- Erzählmotive erhalten, und die Mitwirkenden am setzung und die Entstehungsgeschichte des Wer- Buch sowie die benutzten Quellen sind ebenfalls kes zusammen. Er wollte demnach durch die in einem umfangreichen Register aufgeführt. Au- Sammlung und Veröffentlichung der alten Ge- ßer der Zahl der beschriebenen Bilder sowie dem schichten ("fabulosa antiquitas") über die mit Vorhandensein bzw. Fehlen der Illustrationen be- Wundern glänzenden ("per miracula inclaru- steht ein weiterer Unterschied zwischen den bei- erunt") Marienbilder die Verehrung Mariä erhö- den Grundausgaben darin, daß Gumppenberg in hen und den Nutzen der Kirche ("Ecclesiae utili- der Ausgabe 1672 vor jeder Beschreibung ein Ana- tatem") fördern. Seine Gedanken über das geplan- gramm zur Ehre der unbefleckten Empfängnis te Buch teilte er zuerst seinen Ordensbrüdern mit, eingefügt hat. Das Nebeneinander der Anagram- die zur Generalwahl1650 aus Trient nach Rom ge- me und Register läßt klar die zweifache, geistliche fahren waren, und bat sie, den Plan dem neuen und wissenschaftliche Zielsetzung des Unterneh- General vorzulegen. 1652 wendete er sich in einem mens erkennen. Brief an die Vorsteher der europäischen Provinzen Auf die Frage, welche Ausgabe von Esterhäzy zur und die Rektoren der Kollegien mit der Bitte, Ge- ersten, 1690 erschienenen Ausgabe seiner Arbeit schichten über die Marienbilder zu sammeln und benutzt wurde, kann vorerst keine endgültige ihm zu schicken. Seine Arbeit erhielt sowohl vom Antwort gegeben werden. Die Hauptquelle der General Goswin Nickel als auch vom Assistenten zweiten Ausgabe aus dem Jahr 1696 kann nur die der deutschen Provinz, Christoph Schorrer, Un- nicht illustrierte Münchener Ausgabe 1672 gewe- terstützung. 1655 legte er seine Vorstellungen im sen sein. Diese Ausgabe war nach dem Possesso- Druck vor und schickte diese in die Provinzen, aus renvermerk des Exemplars der Nationalbibliothek denen er große Hilfe in Form von Publikationen Szechenyi in der Bibliothek Esterhäzys vorhan- und brieflichen Informationen über die einzelnen den;" die Grundausgabe 1657 oder eine ihrer Va- Gnadenbilder erhielt. rianten hingegen sind weder im Katalog der Ester- Die benutzten Quellen gibt Gumppenberg überall hazyschen Bibliothek noch in den Verzeichnissen konsequent an. Als Hauptquellen dienten ihm die der Bibliothek des Kismartoner (Eisenstädter)

41 Franziskanerklosters aufgeführt." Die Erstausga- der Kult entfaltete sich in der zweiten Hälfte des be 1657 und die späteren lateinischen Ausgaben 17.jahrhunderts." Das Mirakelbuch von Hietzing sind in ihrem Text und Bildmaterial vollkommen erschien zwischen 1660 und 1680 in drei Ausga- identisch, und die Ausgabe 1672 bringt im ersten ben. Von diesen ist uns zwar heute kein Exemplar Zenturium den vollständigen Text der Ausgabe bekannt, Esterhäzy konnte aber alle Ausgaben als 1657 ohne jede Veränderung, in derselben Reihen- Quelle heranziehen. Der Text, der dem vierten folge. Esterhazy konnte daher im Prinzip alle Bild, dem von Passau, beigefügt ist (119 f.), erzählt Ausgaben als Textquelle benutzen. In Wirklichkeit nicht die Geschichte dieses Bildes, sondern stellt jedoch sprechen zwei schwerwiegende Gründe da- eine gekürzte Variante der zweiten Hälfte des beim für, daß der Ausgabe 1690 nur die Erstausgabe Bild von Mariazell gebrachten Textes (90 f.) dar. 1657 oder eine ihrer Varianten als Quelle dienen Letzterer Text berichtet über die Herkunft des auf konnten. Zum einen wurden alle Illustrationen in Ludwig den Großen zurückgehenden sog. Schatz- Esterhäzys Buch, die auf Gumppenberg beruhen- kammerbildes, wozu Esterhazy noch soviel hinzu- de Texte begleiten, aufgrund der von Gumppen- fügt, daß eine Kopie dieses Bildes 1620 nach Pas- berg gebrachten Illustrationen angefertigt. Der sau gekommen sei. Da nun die Geschichte des Pas- andere Grund ergibt sich aus dem Vergleich der sauer Bildes, das nach einer Mariendarstellung des Texte. Die Beschreibungen jener drei Bilder, die Lucas Cranach gemalt wurde, Esterhäzy aus meh- bei Esterhazy zu finden sind, in Gumppenbergs reren Quellen bekannt sein konnte,"? wissen wir Ausgabe 1657 jedoch fehlen und erst in der Ausga- nicht genau, worauf sein Irrtum zurückzuführen be 1672 auftauchen, gehen nicht auf Gumppen- ist. Weiterer quellenkritischer Forschung bedarf berg zurück. Diese drei Texte sind die Beschrei- die Beantwortung der Frage, ob die Beschreibung bungen der Bilder von Passau, Tal (Märiavölgy, tatsächlich "die öffentliche Meinung seiner Zeit Marienthal, Marianka) und Goa, und Esterhäzy widerspiegelt't>? bzw. inwiefern diese TextsteIle berichtet zum Teil von anderen Ereignissen und zur Herausbildung der nationalen Züge des Pas- Daten und in anderer Reihenfolge als Gumppen- sauer Bildtyps und zu seiner Verbreitung in Un- berg. Aus alldem ist mit Sicherheit anzunehmen, garn beigetragen hat." Das fünfte bei Gumppen- daß die Hauptquelle der Publikation von Esterhä- berg fehlende Gnadenbild ist das von Goa. Der Be- zy aus dem Jahr 1690 die illustrierte Erstausgabe schreibung konnte ebensowohl einer der gedruck- des Gumppenbergschen Werkes von 1657 oder ei- ten Missionsberichte der Jesuiten als auch eine ne ihrer Varianten gewesen ist, und die Ausgabe Biographie des hl. Franz Xaver zugrunde liegen, 1672 des Gumppenbergschen Buches erst nach vor allem aber Daniello Bartolis Werk über die Ge- 1690, wahrscheinlich durch die Vermittlung der schichte der Missionen der Jesuiten in Asien, das Jesuiten, zu Esterhazy gelangte. von Gumppenberg in der Ausgabe 1672 bei der Be- Wie der Vergleich der bei den Werke zeigt, sind schreibung der asiatischen Marienbilder ebenfalls von den insgesamt 117 Bildern in Esterhazys Pu- als Quelle benutzt wurde. blikation 100 nach Gumppenbergs Buch beschrie- Die Beschreibungen der auf ungarischem Gebiet ben. Fünf der 17 übrigen Beschreibungen behan- befindlichen Bilder sind hinsichtlich ihrer Quel- deln ausländische, die restlichen 12, zusammen len in zwei Gruppen zu teilen. Zur ersten Gruppe mit dem von Esterhäzy Kroatien zugeordneten gehören die Bilder, deren Geschichte bereits vor Tersato (Trsat), ungarische Marienbilder. Vier der einigen Jahrzehnten bekannt wurde, so daß Ester- ausländischen Bilder stehen im Mittelpunkt eines hazy neben der zeitgenössischen mündlichen österreichischen bzw. südbayrischen Wallfahrts- Überlieferung auch gedruckte Quellen, meist Mi- ortes. Zwei, die beide ein anti türkisches Element rakel bücher zur Verfügung gestanden sind. In die- in ihrer Legende enthalten, befinden sich in Wien se Gruppe gehören die Berichte über die Bilder (Hietzing, Karmelitenkirche), und Esterhäzy von Pozsony (Bratislava / Preßburg),52 'Iersato.v konnte sie während seiner Wiener Aufenthalte Mariavolgy>' und Zagrabremete (Remete)." Der auch unmittelbar kennenlernen. Über das Bild von zweiten Gruppe gehören Texte über solche Bilder Hietzing stand ihm außerdem ein 1662 erschiene- an, in deren Geschichte Esterhäzy selbst eine akti- nes Mirakelbuch zu Verfügung, das er als Quelle ve Rolle gespielt hat, bzw. die sich auf seinem Gut benutzen konnte, obwohl seine Beschreibung ge- befanden. Als Quellen kommen hier meist die Fa- rade in diesem Fall ziemlich skizzenhaft-ist." Ma- milienüberlieferung, eventuell Dokumente aus ria Taferl galt neben Mariazell und Sonntagberg dem Familienarchiv bzw. die persönlichen Erfah- als dritter bedeutender Wallfahrtsort Österreichs, rungen und Erinnerungen Paul Esterhäzys in Be-

42 tracht. Hierher gehören die Berichte über die Bil- umfaßt und der Illustration auf der gegenüberlie- der von Boldogasszony, Frakn6 (Forchtenau), genden Seite wieder eine Illustration folgt, befin- Kismarton (Eisenstadt), Röjt (Rattersdorf), Lore- den sich zwischen den beiden jeweils zwei leere to, Päzsit (Kisboldogasszony, Kleinfrauenhaid), Seiten. Lok (Unterfrauenhaid) und Osli. Beim Text über Hinsichtlich der Reihenfolge der Texte hat Ester- Boldogasszony konnten ihm noch seine erwähnte häzy die Einteilung Gumppenbergs nicht beach- Handschrift sowie das 1679 erschienene Mirakel- tet, sondern ordnete das Material nach dem terri- buch als Grundlage dienen.t'' und beim Bild von torialen Prinzip um und stellte die Texte nach Loreto konnte er auch von der entsprechenden Ländern bzw. Provinzen zusammen. An erster Stelle in Augustinus Maria Romers Geschichte des Stelle steht Italien mit 30 Bildern, ihm folgen Un- Servitenordens ausgehenY Hier soll noch die Be- garn mit 11, Kroatien mit 1, Deutschland mit 17, schreibung des Bildes von Päzsit (Kleinfrauen- Böhmen mit 5, Belgien mit 12, Sizilien mit 9, Mal- haid) erwähnt werden, wo als Vorgeschichte der ta mit 2, Spanien und Frankreich mit je 6, Lothrin- Bildstiftung über den Ursprung eines eigentümli- gen mit 2 Bildern, dann kommen Savoyen, Dalma- chen Tanzbrauches berichtet wird (80 f.). Derselbe tien, Polen und Litauen mit je 3 Bildern. Die Rei- Brauch ist in einem Urbarium des Herrschaftsgu- he schließen vier Bilder unter der zusammenfas- tes von Frakn6 (Forchtenau) aus dem Jahre 1675 senden Bezeichnung "Indien" ab, von denen sich 2 aufgezeichnet, die erwähnten Personen und be- in Südamerika und je eins auf den Kanarischen In- schriebenen Ereignisse sind jedoch durch keine hi- seln bzw. in Indien befinden. storische Angaben zu belegen. 58 Ausbau und Ein- Zwischen dem handschriftlich erhaltenen Inhalts- richtung des Kultortes sind mit dem Namen verzeichnis und dem Aufbau des gedruckten Wer- Esterhäzys verbunden, und er hat auch die Wie- kes sind drei Unterschiede festzustellen, die zum derbelebung des Brauchs gefördert. Wir können Teil auf nachträgliche Ergänzungen der Hand- also vermuten, daß die Beschreibung unmittelbar schrift, zum Teil auf Fehler der Druckerei zurück- auf der mündlichen Überlieferung beruht, die gehen. Nr. 41, das Bild von Remete, gehört nach Esterhazy als erster aufzeichnete und die dann in der Einteilung der Handschrift zu Kroatien, im verschiedenen Varianten zusammen mit dem gedruckten Buch jedoch zu Ungarn, obwohl es im Brauch bis ins 20. Jahrhundert lebendig blieb.?? Text selbst als "im Kroatenland" befindlich be- zeichnet wird. Das Passauer Bild wird in der Handschrift unter Nummer 46 aufgeführt, im Inhalt und Aufbau Buch hingegen steht es zwischen Nummer 58 und 59 mit der Bezeichnung 00. Der dritte Unter- Im quartformatigen Buch, das 217 numerierte Sei- schied besteht darin, daß die beiden letzten sizilia- ten enthält, steht vor dem Titelblatt das fürstliche nischen Bilder, die von De Camera (Messina) und Wappen Paul Esterhazys, nach dem Titelblatt ist Drepanum (Trapani) in der Handschrift und im die Widmung an den Leser auf drei nicht nume- Buch in umgekehrter Reihenfolge stehen. rierten Seiten zu lesen. Der Widmung schließen Aus dem Vergleich mit dem Werk von Gumppen- sich die Berichte über die Geschichte von 117 Ma- berg geht hervor, daß Esterhazy einige Orts be- rienbildern mit je einer Illustration an. Auf den zeichnungen Gumppenbergs, die sich auf kleinere Seiten 216 und 217 sind je ein Gebet an Gott und Provinzen und Landschaften beziehen, so etwa die Maria in Prosa zu lesen. Vier nicht numerierte von Österreich, Tirol, Franken, vom Rheingebiet, Blätter schließen das Werk ab, die das Inhaltsver- Elsaß, Burgund und Gascogne unbeachtet ließ. zeichnis und eine Liste der Druckfehler aufwei- Zum anderen fügte er als neues Element im Ver- sen. Die Paginierung beginnt auf der zweiten Seite gleich zu Gumppenberg die Beschreibungen der des Textes zum ersten Bild, zwischen die Seiten elf ungarischen Bilder zusammen mit dem Kroa- 154 und 155 wurden außerdem zwei nicht nume- tien zugeordneten und ebenfalls neu hinzugekom- rierte Seiten nachträglich eingefügt. Die Paginie- menen Tersato zwischen die beiden, mit den mei- rung bezieht sich nur auf die Textseiten, die Illu- sten Bildern vertretenen Länder, Italien und strationen wurden vom Stecher extra mit fortlau- Deutschland, ein, so daß sich dieser neue Block in fenden Nummern versehen. Die Illustrationen der ersten Hälfte des Buches zu finden ist. Die wurden jeweils auf Einzelblättern gedruckt, deren drei bei Gumppenberg ebenfalls fehlenden öster- Rückseiten keinen Text enthalten. Wenn daher reichischen Bilder stehen nebeneinander innerhalb eine Beschreibung nur eine einzige gerade Seite des deutschen Materials, das gleichfalls neu hinzu-

43 gekommene Bild von Goa dagegen steht am Ende Exzerpierens an; er redigiert die Texte neu und des Werkes. Im ungarischen Block wechseln sich kürzt sie. Stellen, die ihm weniger wichtig sind, Bilder, die auf Esterhäzys Herrschaftsgut zu fin- läßt er weg. Die Methoden des Weglassens, Kür- den sind, mit Bildern aus anderen Gebieten ab. zens, Hervorhebens und Neuredigierens wendet Esterhäzy hat sich mit der Erweiterung und Neu- er in den meisten Texten an. Nur äußerst selten ordnung des Gumppenbergschen Werkes, das geht übersetzt er wörtlich. Ebenso selten werden in- allein aus diesem Aufbau hervor, zum Ziele ge- haltliche Ergänzungen hinzugefügt, und diese sind setzt, zum einen die Bilder auf den ihm unterste- meist nur interpretierenden, aktualisierenden henden Gebieten als mit anderen Gnadenbildern Charakters. Die eine Möglichkeit des Exzerpie- in Ungarn gleichrangig aufzuführen und zum an- rens besteht darin, ganze Texteinheiten wegzulas- deren die ungarischen Darstellungen in den Rah- sen und die stehengelassenen Stellen zusammen- men des europäischen Bilderkultes einzuordnen. zuziehen (188). Ein anderes Mal übernimmt Ester- Wenn Esterhäzy Bilder aus ungarischen Gebieten häzy nur den Kern der ursprünglichen Beschrei- außerhalb seines Herrschaftsgutes in die Samm- bung und verzichtet auf den einführenden und ab- lung aufnahm, dann wohl deswegen, weil diese im schließenden Teil (185 f.). Die Quellenhinweise westlichen Teil des Landes als die bekanntesten Gumppenbergs läßt er konsequent weg, und statt galten. Bei dem ferner liegenden Tersato könnte der konkreten Mirakel begnügt er sich mit einem die Beziehung zu Mikl6s Zrinyi als Grund für die allgemeinen Hinweis auf die Wunder (158 f.). Die Aufnahme in Betracht kommen, da Zrinyi mit den aktualisierende Ergänzung besteht oft darin, daß Erbauern der Kirche von Tersato, der Familie Esterhäzy außer der Jahreszahl eines Ereignisses Frangepän, in Verwandschaft stand. die Zahl der seitdem vergangenen Jahre angibt Für den Inhalt der Erzählungen waren die Quellen (139). In anderen Fällen hingegen verzichtet er auf bestimmend: Im Mittelpunkt steht die Absicht, die Erwähnung der Jahreszahl oder nennt aus un- die Legenden der Marienbilder, ihre aus wunder- bekannten Gründen ein anderes Datum (139). Ei- baren Elementen zusammengesetzte Geschichte ne aktualisierende Ergänzung anderer Art macht und ihre Verehrung aufzuzeichnen. Nach dem ste- der Autor, indem er etwa bemerkt, die prote- reotypen Titel, der auf Aufbewahrungsort und stantische Adelsfamilie, die in der Geschichte des Wundertätigkeit der Bilder hinweist, berichtet betreffenden Bildes eine Rolle spielte, sei inzwi- Esterhazy zuerst meist von der Herkunft der Bil- schen zum Katholizismus übergetreten (105-107). der, von ihrer Entdeckung oder Entstehung und Ein eindrucksvolles Beispiel für die interpretie- beschreibt den Weg, auf dem sie zum späteren rende Ergänzung bietet die Geschichte von Det- Kultort gelangt sind. Außerdem berichtet er in telbach, wo die Gestalt, die der Mikl6s (Nikolaus) den meisten Fällen vom Bau der Kirche, der Ka- genannten Hauptfigur der Erzählung im Traum pelle oder des Klosters, von der Betreuung der erscheint, von Esterhäzy mit dem hl. Nikolaus Kultstätte und den Formen des Kultes, vor allem identifiziert wird (94-103). von den Wallfahrten und Mirakeln. Besondere Gumppenbergs gelehrte Bemerkungen werden Beachtung widmet er der Wundertätigkeit der Bil- von Esterhäzy im allgemeinen nicht übernommen, der und den damit zusammenhängenden legen- z. B. wenn Gumppenberg über das Bild von Padua denhaften und historischen Ereignissen. In der bemerkt, er könne dessen Herkunft vom hl. Lukas Einführung wird manchmal die geographische La- nicht beurteilen ("non habeo dicere", S. 28 f.). ge des Ortes beschrieben, der Leser wird mit den Gumppenberg hatte, wie er berichtet, Athanasius lokalen Schutzheiligen und anderen bedeutenden Kireher über das Bild gefragt und erörtert dessen Persönlichkeiten der Ortsgeschichte bekannt ge- Stellungnahme ausführlich, für Esterhäzy ist das macht, und am Schluß der Beschreibungen steht jedoch nicht wichtig genug, um erwähnt zu wer- meist ein allgemeiner Hinweis auf die Mirakel. den (58-61). Relativ selten macht Esterhazy von Dem Umfang nach weisen die Texte eine große einer anderen Möglichkeit der Kürzung Ge- Vielfalt auf, ihre Länge reicht von einer halben bis brauch, wenn er nämlich Teile, die selbständige zu sechs Seiten, wobei die meisten Beschreibungen Erzählungen innerhalb der Beschreibungen sind eine bis zwei Seiten umfassen. und mit der Geschichte des Bildes nur indirekt im Die vergleichende Analyse der Texte zeigt, daß Zusammenhang stehen, wegläßt. So verzichtet er Esterhäzy die Struktur der Gumppenbergschen z. B. beim Bild von Tremitanum (Isole Trerniti) Beschreibungen nur selten übernimmt. Am häu- auf die Wiedergabe der von Gumppenberg aus- figsten wendet er die verschiedenen Techniken des führlich erzählten Geschichte über König Diome-

44 des (S. 43 f.), und beim Bild vom Jungfrauenberg der verschiedenen Erzähltechniken und Motive, (Avellino) läßt er das Exempel, das den mit dem durch die Wechselwirkung der mündlichen Tra- Bild verknüpften Aberglauben (daß nämlich be- dierung und der literarischen Gestaltung ständi- stimmte Lebensmittel an den Ort nicht mitge- gen Modifizierungen unterworfen sind, so daß bracht werden dürfen) beweisen soll, ebenfalls eine schriftlich festgehaltene Variante nur als ein weg (S. 36-39). Für die genaue Übernahme des zu- Stadium im längeren Texttradierungsprozeß zu grunde liegenden Textes in seinen strukturellen betrachten ist. Grundeinheiten bietet die Legende des Bildes von Inhaltlich bilden die kleineren narrativen Einhei- Montserrat ein Beispiel. Hierbei verzichtet Ester- ten, die Motive die wichtigsten Komponenten der häzy nur auf die abschließenden Hinweise, die den Geschichten. Dasselbe Motiv kann mit mehreren aktuellen Zustand der Kirche sowie die Beziehun- Orten oder Bildern in Zusammenhang stehen, wo- gen des Ignatius Loyola und der Tochter des Kai- durch zahlreiche verschiedene Kombinationen zu- sers Maximilian H. zum Ort bezeugen sollen, und stande kommen können. Ein Teil der Motive hängt beendet die Erzählung mit einem allgemeinen eng mit den Gnadenbildern und Kultstätten zu- Hinweis auf die Wunder (166-171). Esterhäzy hat sammen, andere sind allgemein bekannte Erzähl- also die Texte Gumppenbergs, wie das aus dem motive oder Motivkombinationen. Die zwei am Bisherigen hervorgeht, in individueller und selb- häufigsten wiederkehrenden Motive betonen das ständiger Weise und nach eigenen Vorstellungen hohe Alter der Verehrung und die hohe Zahl der umgestaltet. Anstatt sich in den Einzelheiten zu Wunder. Die beliebtesten Motive über den wun- verlieren, stellte er in den meisten Fällen einheit- derbaren Ursprung der Darstellungen sind die fol- lich redigierte, runde und ganze Erzählungen her. genden: Das Bild wird von Maria selbst dem in Nur in einigen Fällen ist, infolge des Lakonismus Not Stehenden geschenkt; es wurde vom Evangeli- der Vorlage oder der übermäßigen Kürzungen, ein sten Lukas gemalt; es wurde vom Propheten Jere- schematischer Text ohne individuelle Züge zustan- mia, von den Druidenpriestern oder vom hl. Au- de gekommen. gustin in Auftrag gegeben; es wurde mit Hilfe der Die Beschreibungen, die nicht auf Gumppenbergs Engel angefertigt; es wird in Höhlen, unter der Texte zurückgehen, sind im allgemeinen durch den Erde, zwischen Balken, in der Wand, an einer gleichen Aufbau und die gleiche Vortragsweise Quelle oder an einem Baum gefunden bzw. aufge- wie bei den anderen gekennzeichnet. Die Ge- stellt. Eine andere Gruppe der Motive stellt die schichte der Bilder aus ungarischen Gebieten au- wunderbaren Eigenschaften der Darstellungen in ßerhalb seines Herrschaftsgutes faßt Esterhäzy den Vordergrund: Das Bild bewegt sich; es macht trotz des reichen Legendenmaterials relativ kurz Drohungen oder schaut einen zornig an; es weint; zusammen (84), in anderen Fällen strebt er jedoch es spricht; bleibt im Feuer unversehrt; läßt sich nach einer ausführlicheren Darstellung. Bei den nicht von der Stelle rücken; kehrt an seinen ur- Bildern, in deren Geschichte er selbst oder seine sprünglichen Ort zurück; ist nur an bestimmten Familie eine Rolle gespielt haben, erwähnt er die Tagen sichtbar; begibt sich selbst an einen be- persönlichen Bezüge immer (72 f.). Manchmal stimmten Ort oder wird von Engeln dort hinge- hebt er bereits am Eingang der Erzählung seine tragen (das sog. Motiv der himmlischen Beförde- Beziehung zum Bild (65-69) oder zur Siedlung rung); erglänzt in hellem Licht; seine spätere Kult- (78) hervor. stätte wird von Tieren gezeigt oder gebaut. Die Gattung der Erzählungen ist die mit dem je- Die dritte Gruppe der Motive erläutert die Funk- weiligen Wallfahrtsort verbundene Ursprungsle- tion der Darstellungen: So hilft das Bild in ver- gende. Diese Legenden bilden die Kristallisations- schiedener Weise, den Feind und den Drachen der punkte von Erzählmotiven verschiedener Her- Zerstörung zu besiegen; schützt vor dem Unheil kunft, ihre Entstehung entspricht anderen Formen (wie etwa Pest, Erdbeben, Schiffsbruch, Sturm, der Traditionsbildung. In ihrer Herausbildung Überschwemmung, bösem Willen; der Kranke spielen neben dem Kultobjekt, seiner Umgebung wird geheilt, der Tote wird wiedererweckt, in der und der mündlichen Überlieferung die Betreuer Dürrezeit bringt das Bild Regen, die verlorenen der Gnadenorte bzw. jene Geistlichen eine be- Tiere werden wieder gefunden, die Keuschheit stimmende Rolle, die die Texte aufzeichnen, in li- wird gerettet), ja in einem Fall füllt sich sogar die terarische Form gießen und weitergeben. Eine leere Flasche mit Wein. Zur selben Gruppe gehö- weitere Eigentümlichkeit der Gattung besteht ren noch das Motiv des verletzten und strafenden darin, daß die Texte durch das Zusammentreffen Gnadenbildes in seinen Varianten (z. B. das Fest-

45 binden des Diebes am Ort) und die Erzählung, mischen Frauenkirche (S. Maria Maggiore, 4-6) wonach ein Bild auf das unerfüllte Gelübde auf- und die des Bildes von Einsiedeln (94-98). Durch merksam macht oder den Verstoß gegen eine Vor- die Aneinanderreihung mehrerer selbständiger schrift bestraft. Episoden ist die Legende des Bildes von Culma Visionen und Gesichte, im Traum erhaltene An- (Chelmo) zustande gekommen, in der das Bild weisungen, Heilung und Befreiung aus der Gefan- selbst in den Hintergrund gedrängt wird und ver- genschaft, himmlische Anweisungen zur Aufstel- schiedene blutige und schaurige Motive (Mord, lung eines Bildes oder zum Bau einer Kirche und Festnahme der Räuber usw.) im Mittelpunkt ste- zum Fasten, die heidnische Bilderzerstörung und hen (127-130). In der Ursprungslegende von das Erkennen des helfenden Marienbildes sind Montserrat, d. h. in der Geschichte des Eremiten weitere Motive, die im Zusammenhang mit Dar- Guarinus sind mindestens acht verschiedene aus stellungen und Kultstätten oft in den Erzählungen dem Mittelalter stammende Motive zu unterschei- vorkommen. Als Beispiele für Motive, die auch den, die eng miteinander verbunden sind, in die- unabhängig von den Bildern auftauchen, können selbe Richtung weisen und eine kontinuierliche der in der Erde gefundene Schatz, die von sich aus Handlung, eine runde Erzählung, letztlich eine aufflammende Kerze, die von selbst ertönende novellistische Wirkung ergeben (166-171). In eini- Glocke, das ungetauft verstorbene Kind, das für gen Fällen ist in der Geschichte des Bildes die Le- die Zeit der Taufe erweckt wird, der Säugling, der gende des Schutzheiligen eingebaut, z. B. die Le- für den Schutz seiner Mutter mit wunderbaren gende des hl. Alexius in der römischen Alexiuskir- Kräften ausgerüstet wird, sowie das Zweifeln an ehe (9-10) oder das Motiv aus der Legende des hl. der himmlischen Botschaft, genannt werden. In Johannes von Damaskus in der Geschichte des dieselbe Reihe fügen sich jene Erzählmotive, die Bildes, das in der Johannes- Damaszenus- Kapelle in Esterhäzys Text zwar nur ein einziges Mal vor- von San Marco in Venedig verehrt wird (22-25). kommen, ansonsten aber allgemein bekannte Mo- tive oder deren Varianten sind. So holt einmal der Teufel den kalvinistischen Prediger, der das Bild Sprache und Stil beschimpft (193 f.), ein anderes Mal vernichtet er den sündigen Mönch und seine Gefährten (190- Für Sprache und Stil des Werkes waren zwei Fak- 192), die Seele des Verstorbenen erscheint und gibt toren von grundlegender Bedeutung. Der eine ist Anweisungen (76 f.), die vertrocknenden und er- die Benutzung lateinischer Quellen, der andere grünenden Äste bestätigen die himmlische Bot- die bewußte Entfernung Esterhäzys von den zu- schaft (31), die Brennzeit des Öls und der Kerze grunde liegenden Textquellen. Esterhäzy war im neben dem Bild kündigt die Heilung oder den Tod Jesuitenlatein, und zwar in dessen weniger gebun- des Kranken an (155). All diese Erzählmotive sind denen Variante um die Mitte des 17. Jahrhunderts sowohl in den Gumppenberg entliehenen Ge- bewandert, und seine lateinischen Sprachkenntnis- schichten als auch in jenen vielfach vorhanden, die se entsprachen dem Gebrauch des Lateins in den über die von Esterhazy geopferten Bilder berich- gebildeten Kreisen des zeitgenössischen Hoch- ten, und es gibt eine kurze Erzählung, die ohne lo- adels. Lateinisch und ungarisch schrieb er glei- kale Besonderheiten, allein durch die Verknüpfung chermaßen leicht und gerne. Er strebte nach einem allgemein bekannter Legendenmotive zustande gewählten Gebrauch des Ungarischen und schuf gekommen ist (178). Eine selbständige Gruppe einen einheitlichen und ausgeglichenen, an indivi- bilden die Motive der verschiedenen legendären duellen Zügen jedoch armen Stil. historischen Ereignisse, die auch lokale Bezüge Der stilistische Vergleich der als Hauptquelle die- enthalten. Beispiele hierfür sind der apokryphe nenden Texte Gumppenbergs mit den Beschrei- Brief Mariä an die Messiner (145 f.) oder die Wei- bungen von Esterhäzy hat gezeigt, daß der ungari- he des Landes an Maria durch den französischen sche Autor die regelmäßigen Hinweise seiner Vor- König Priscus in der Stadt Carnotum (Chartres, lage auf die Bibel, die Autoritäten und die benutz- 182 f.). ten Quellen in den meisten Fällen wegläßt. Zu einigen Bildern gehören Erzählungen, die da- Gumppenberg achtet sorgfältig auf die Glaubhaf- durch hervortreten, daß sie aus der speziellen tigkeit des Gesagten und belegt seine Berichte Kombination mehrerer, verhältnismäßig seltener durch eine ganze Reihe von Daten, Namen und Erzählmotive bestehen. Beispiele hierfür bieten Jahreszahlen, Esterhäzy hingegen verwendet nur die Ursprungslegende des Marienbildes in der rö- einen Teil der Angaben, die Glaubhaftigkeit

46 möchte er vor allem mit Hilfe literarischer Mittel gesprochen und angewiesen. In mehreren Fällen sichern; er bringt zugleich mit der Sammlung wis- läßt Esterhäzy am Höhepunkt der Erzählung die senschaftlicher Abhandlungen eine unterhaltsame Hauptfigur sprechen und schlägt dabei einen per- Lektüre zustande. Aus diesem Gattungswechsel sönlichen Ton an. Zum Ausdruck der Gefühle ergibt sich ein weiterer Unterschied: Während werden häufig Aufrufe und vorwurfsvolle Fragen Gumppenberg mit Einführungen versehene und eingesetzt. durch allgemeine Betrachtungen ergänzte Be- Die Satzbildung ist durch den wiederholten Ge- schreibungen bringt, verzichtet Esterhäzy in den brauch reihender Satzkonstruktionen, langer, meisten Fällen auf diese Rahmentexte, und im mehrgliedriger Perioden und mehrfach zusam- Rest nimmt er ebenfalls Kürzungen vor. Seine Be- mengesetzter Sätze gekennzeichnet. Diese schwer- richte wirken dadurch gestraffter, der narrative fälligen Satzkonstruktionen deuten auf einen be- Kern kann besser hervorgehoben werden, die Ket- wegten inneren Zustand während des Schreibens te der Geschehnisse läßt sich klarer verfolgen. und eine tief gefühlvolle Religiosität. Zu den be- Eine genaue Entprechung zwischen der Quelle liebten syntaktischen Mitteln Esterhazys gehören und ihrer ungarischen Bearbeitung kann man nur die inhaltliche Wiederholung sowie die antitheti- bei einigen feststehenden Texteinlagen, so etwa im sche Satzkonstruktion mit dem Effekt der inhaltli- Vortrag der in die Erzählungen eingefügten Gebete chen Spannung. (23) und Meßtexte (96) beobachten. Aber selbst Detaillierte Beschreibungen werden von Esterhä- hier übersetzt Esterhazy nie ganz wörtlich, und je zy relativ selten benutzt, die plastische Beschrei- nach Möglichkeit macht er von inhaltlichen und bung Marias durch Epiphanius zitiert er jedoch, ästhetischen Ergänzungen, Erweiterungen oder indem er Gumppenbergs Text inhaltlich übersetzt Kürzungen Gebrauch. In solchen Fällen schlägt und erweitert (203 f.). Bewegte und anschauliche manchmal das lateinische Original in der Überset- oder kurze, fesselnde Beschreibungen sind ihm zung durch, es entstehen weniger gelungene Lö- eher lieb. Bevorzugte Mittel der Erweiterung sind sungen, Strukturen, die stark an das Latein erin- Gleichnisse und Vergleiche, wobei die Gleichnisse nern. Hie und da deutet das Nebeneinander von meist aus der Bibel stammen. Synonymen auf die Unsicherheit des Übersetzers, Zur Erhöhung des Nachdrucks verwendet Ester- und für eine Adaptation des Originals an ungari- hazy die verschiedenen Formen der Häufung und sche Verhältnisse lassen sich ebenfalls Beispiele Steigerung. Besonders gern macht er von einer finden. Eine weitere Gruppe der Erzählungen ist Vielzahl an Attributen Gebrauch und charakteri- von interpretierendem, erklärendem Charakter. siert oft durch die Zusammenstellung der Eigen- Der Stil Esterhäzys ist stark und konsequent rhe- schaften. In anderen Fällen soll die Häufung die torisiert, der Rhythmus der Erzählungen ergibt Wichtigkeit des Gegenstandes oder der Person sich zum einen aus der Charakterisierung der Fi- hervorheben. Im Interesse der Bezeugung und Be- guren und der Entfaltung der Handlung, zum an- glaubigung werden die Ereignisse gern mit der deren aus dem Wechsel der Beschreibungen, Dia- Gegenwart in Verbindung gebracht, und demsel- loge, Gebete, Exempel und formelähnlichen Ein- ben Zweck dienen die Deutung der geographi- lagen. Der Autor strebte bewußt nach einheitli- schen Namen und die Erläuterung der Bezeich- chem Wortgebrauch, dafür zeugen bereits die kon- nungen, unter denen die jeweiligen Gnadenbilder sequente Bezeichnung der Marienbilder und die bekannt sind. Durch die Einfügung selbständiger Betitelung der Abschnitte. Von formel ähnlichen Historien und Exempel wird der Unterhaltungs- Anfängen und Abschlüssen macht Esterhäzy mit wert der Erzählungen wesentlich erhöht. Vorliebe Gebrauch, und zwar durch Fürbitten In den Beschreibungen der Bilder, in deren Ge- bzw. durch den aktualisierenden Hinweis auf die schichte Esterhäzy selbst eine Rolle spielte, betont Kontinuität der Wunder oder des Kultes. Mit ei- er die persönlichen Bezüge in verschiedener Wei- ner anderen Formel beteuert er die Unmöglichkeit se. So erzählt er eine Geschichte ganz oder zum der Beschreibung. Teil in erster Person und hebt seine eigene Rolle Er legt großen Wert auf die Ausarbeitung der Hi- hervor (65-69, 71, 78, 83), er teilt biographische storien und dramatisiert gerne. Sein beliebtestes und familiengeschichtliche Einzelheiten mit, läßt Mittel dabei ist der Dialog zwischen irdischen We- sich als Zeugen auftreten, er sucht sich zu recht- sen bzw. zwischen Menschen und überirdischen fertigen, setzt die eigene Persönlichkeit herab Personen. In den Visionen wird das menschliche oder verspricht eine Erhöhung der Andacht. Nur Agens von der himmlischen Person oft direkt an- in diesen Texten nimmt er außerdem ausführliche

47 Beschreibungen geographischer Orte vor, und nur (Wappen, Nr. 4 u. 50) ist der Name Matthias Grei- hier finden sich Verweise auf andere, ebenfalls be- schers zu lesen. Außer diesen, an verschiedenen schriebene Bilder, wodurch die Beziehung ZWI- Stellen des Buches befindlichen signierten Blät- schen den Erzählungen enger wird. tern belegen die stilistischen Analogien ebenfalls eindeutig, daß die Stiche von derselben Hand stammen, und die technischen und künstlerischen Illustrationen Lösungen des gesamten Bildmaterials im Buch weisen auf denselben Künstler hin. Die Stil- und Die bildliehen Darstellungen der Mariengnaden- Kompositionsunterschiede, die man zwischen den bilder besitzen im Buch dieselbe Bedeutung wie Blättern beobachten kann, sind durch die Un- der Text. Ihrer Kunstgattung nach stellen die Illu- gleichheiten der als Vorlage benutzten Darstellun- strationen einen Zyklus auf graphischem Wege gen zu erklären. vervielfältigter Gnadenbilddarstellungen dar. Die Über das Leben des Matthias Greiseher wissen wir zyklenförmige Darstellung von Mariengnadenbil- nur wenig.65 Er stammte aus Frankfurt, nach 1670 dern gehört zu den beliebten Themen der Barock- war er in Wien als akademischer Kupferstecher kunst. Mit einem solchen Zyklus wurden z. B. der und Kunsthändler tätig. 1686 ist er noch in Wien, Kreuzgang des Schlierbacher Zisterzienserklosters 1688-89 aber bereits in Kismarton (Eisenstadt) zu um 1700, die kreuzgangähnlichen, offenen Korri- finden,66 und im Wappenstich des 1690 erschiene- dore im Anschluß an die Wallfahrtskirche im böh- nen Buches bezeichnet er sich als Hofkupferste- mischen Rimov und die Ambitenanlage des 1704- cher Esterhazys, Vermutlich ist er identisch mit 1730 gebauten Klosters auf dem Weißen Berg (Bilä jenem Matthias Greischer, der sich 1693 ein Haus Hora) bei Prag geschmückt. In Ungarn wurde die im "Wasserstadt" genannten Viertel von Buda ge- bekannteste Bilderfolge dieser Art für die Über- kauft hat und im Auftrag der Hofkammerverwal- tragung der Dömölker Gnadenstatue im Jahre tung von Buda 1695 eine Aufstellung der Häuser 1748 geschaffen: Die auf Holztafeln gemalten und Grundstücke in der Wasserstadt, im dar- Darstellungen wurden in einer Prozession herum- auffolgenden Jahr der im Burgviertel verfaßte.v' getragen und danach in der Schatzkammer der Nach einer Angabe von Denes Pataky, der sich auf Kirche aufbewahrt.s' eine Mitteilung von György Banrevy bezieht, Die unmittelbare Anregung zur Illustrierung des starb Greiseher vor Mai 1697, nach anderen Quel- Werkes erhielt Esterhazy von Gumppenbergs len im Jahre 1712.68 Buch. Der dokumentativen, propagativen und re- In Wien nahm Greischer an der Illustrierung meh- präsentativen Funktion der Druckgraphik war er rerer österreichischer Ansichtenwerke teil.»? Mit sich bereits seit langem bewußt, und er kannte den Esterhazy kam er wahrscheinlich um 1681-82 in zunehmenden Bildbedarf seiner Zeit, zu dessen Verbindung, als er den vereinigten Stammbaum Befriedigung er mit seinem Kunstmäzenatentum des Palatins und seiner Frau, Orsolya Esterhazys, selbst beigetragen hat. Sein dauerhaftes Interesse angefertigt hat."? Danach beteiligte er sich am Ste- für die Graphik bezeugen seine Federzeichnungen chen der Ansichten, die die von Esterhäzy in Auf- zum eigenen Werk Mars Hungaricus sowie die von trag gegebene Topographie Ungarns illustrieren ihm in Auftrag gegebenen Kupferstiche über sollten. Dazu fertigte er Federzeichnungen am Ereignisse des Türkenkrieges. Seine Vorliebe für Ort an, und die Burgansichten in der Gemäldega- die Druckgraphik spiegelt sich im Thesenblatt, das lerie der Familie konnte er ebenfalls als Vorbilder 1691 anläßlich der Universitätsprüfung seines benutzen. Seine Signatur ist auf mehreren Blättern Sohnes Mihäly gedruckt wurde und von welchem der Bilderfolge zu lesen." Wenngleich der Zyklus Geza Galavics vermutet, Esterhäzy habe sich unvollendet blieb, ist die Bedeutung des Unter- selbst am Entwurf des Programms beteiligt.P Wei- nehmens hoch einzuschätzen, da die Ansichten tere Zeugnisse seiner graphischen Liebhaberei der von Esterhäzy geplanten Topographie, wie das sind die drei großen Kupferstichzyklen, die zur von Geza Galavics festgestellt wurde, vom Stecher mit Ansichten illustrierten Topographie Ungarns, der 1686 erschienenen Topographie Burckhards zum Trophaeum= und zur Harmonia coelestis= von Birkenstein in mehreren Fällen als Vorlagen entstanden sind. verwendet wurden. Zwischen 1682 und 1688 fer- Im Buch über die Mariengnadenbilder sind zu- tigte Greischer eine Anzahl von Stichen über ver- sammen mit dem Wappen insgesamt 118 Kupfer- schiedene Ereignisse des Türkenkrieges an, zum stiche zu finden, und auf drei signierten Stichen Teil im Auftrag des Fürsten." Zu diesen, von

48 Esterhäzy bestellten Stichen gehört z. B. das Blatt cher die Anweisung Esterhazys für die Einord- aus dem Jahr 1684, das eine bei Ercsi erbeutete nung der Erzählung an die richtige Stelle außer türkische Flagge darstellt," und dasselbe gilt ver- acht gelassen, so daß in der Druckerei die Bilder mutlich für ein anderes Blatt von Greischers 84 und 85 mit den dazu gehörenden Texten ver- Hand, das die Krönung 1687 in mehreren Szenen tauscht wurden. Es existieren Exemplare des Bu- verewigt.P Nach alldem scheint Greischer vor al- ches, in denen bestimmte Stiche (Nr. 85, 100 und lem im Stechen von Ansichten, von Gebäude- und 115) wiederholt fehlen. In diesen Exemplaren Belagerungsdarstellungen geübt gewesen zu sein, kann man eine auf der Platte vorgenommene Ver- und diese Aufgaben erforderten neben dem tech- änderung des einen Stiches beobachten: Die Num- nischen Können vor allem die Kunst des Kopisten, mer des 101. Bildes wurde auf 100 korrigiert;" Es die genaue Wiedergabe der Vorlagen. Esterhazy ist also anzunehmen, daß die Abzüge nicht alle auf hat somit auch diesmal den Meister gefunden, des- einmal hergestellt wurden und die Kupferplatten sen mehrfach bewiesene Fähigkeiten mit den der Druckerei nur eine Zeit lang zur Verfügung durch den Auftrag bedingten Forderungen in Ein- standen. Esterhazy betrachtete die Platten höchst- klang standen. wahrscheinlich als sein Eigentum und forderte sie Die Illustrationen zum Buch fertigte Greiseher zurück. Daß diese Darstellungen in den Publika- während seines Kismartoner Aufenthaltes, zwi- tionen der Druckerei von Nagyszombat nicht schen 1688-1690 an. Auf der vermutlich zuletzt mehr auftauchen, spricht ebenfalls dafür. gestochenen Wappendarstellung ist die Jahreszahl Die Stücke des Zyklus sind hinsichtlich der ver- 1690 zu lesen. Für den Beginn der Arbeit im Jahre wendeten Bildvorlagen in zwei Gruppen zu teilen. 1688 spricht das Blatt über die Statue von Maria- In die erste Gruppe gehören jene Stiche, die nach völgy. Vor der Statue erblickt man nämlich die den Illustrationen der Gumppenbergschen Ausga- dort im April 1688 angebrachten Goldplatten mit be entstanden sind (als Beispiele Abb. 10-13). Wie den Schlußworten des Salve regina (Abb. 15)/5 so es sich aus dem Vergleich feststellen läßt, dienten daß das Bild erst nach diesem Zeitpunkt entstan- bei den hundert Bildern, die in bei den Werken den sein kann. Die Platten hat Greischer fortlau- vorhanden sind, ausnahmslos die Stiche des fend numeriert, und vom 5. Bild an gab er auch die Gumppenbergschen Werkes als Vorlage. Dessen Seitenzahlen der Handschrift an. Die fortlaufen- Illustrationen waren von fünf verschiedenen Ste- den Nummern und die Seitenzahlen befinden sich chern angefertigt, die man aufgrund der Signatu- abwechselnd in der rechten und linken unteren ren und Monogramme auf den Blättern identifi- Ecke der Platten: die Nummern sind auf den Bil- zieren kann: Wolfgang Kilian (1581-1662) und sei- dern Nr. 1-30 und 42-43 in der rechten, auf den ne bei den Söhne Philipp (1628-1693) und Bartho- Bildern Nr. 31-41 und 44-117 in der linken Ecke, lomäus (1630-1696) Kilian, Mathäus Küsell die Seitenzahlen jeweils gegenüber zu sehen. Die (1629-1681) und schließlich Georg Andreas Wolf- zweifache Numerierung war für die Erleichterung gang d. Ä. (1631-1716). Alle fünf Stecher wirkten der Druckarbeiten nötig. Die Foliozahlen im in , schufen ein bedeutendes Lebenswerk handschriftlichen Inhaltsverzeichnis des Werkes und fertigten neben Einzelblättern zahlreiche Illu- sind mit den Seitenzahlen auf den Stichen iden- strationen an, darunter viele kleingraphische Dar- tisch, was darauf hinweist, daß Greiseher erst nach stellungen verschiedener Wallfahrtsorte. Gump- Abschluß der Handschrift mit der Arbeit begann. penberg sagt selbst, daß er noch im Erscheinungs- Das nachträglich in die Handschrift eingefügte jahr der ersten Ausgabe, 1657 in Augsburg, an der Passauer Bild (Nr. 59) trägt keine Seitenzahl, die Handschrift gearbeitet hat.? Zum einen macht Numerierung ist aber fortlaufend, und von da an diese Bemerkung den auch sonst naheliegenden ist die fortlaufende Nummer auf den Bildern um Auftrag der Augsburger Meister noch verständli- eine Nummer höher als die im Inhaltsverzeichnis cher, zum anderen geht aus ihr hervor, daß die Sti- angegebenen Nummern der Bilder. Gehen wir da- che in relativ kurzer Zeit hergestellt wurden, was von aus, daß Greischer die Stiche in der Reihen- auch ihre Qualität beeinflußt hat. folge des Textes angefertigt und numeriert hat, Bei Greischers Stichen handelt es sich nicht nur dann muß er den Auftrag zum Stechen des Pas- um inhaltliche und kompositionelle Übernahmen, sauer Bildes vor der Anfertigung des Bildes mit sondern um stilistische und bis ins kleinste Detail der Nummer 59 erhalten haben. gehende Entsprechungen. Die Erklärung dafür Text und Stiche wurden im Laufe der Druckarbei- liegt vor allem darin, daß diese Gattung eine mög- ten getrennt gedruckt. In einem Fall hat der Ste- lichst authentische Wiedergabe, eine sorgfältige

49 Nachahmung der graphischen Vorlagen mit den und die vor Ort gemachten Federzeichnungen die Darstellungen der Kultobjekte erforderte. Zum unmittelbare Vorlage bedeuteten. Das könnte un- anderen wurden der Behandlung der Vorlagen serer Ansicht nach z. B. für die mit vollständigem durch die eigenen Fähigkeiten des Künstlers Familiennamen signierte Darstellung des Gnaden- Grenzen gesetzt, wie auch bei den früheren Auf- bildes in der Wiener Karmelitenkirche (Nr. 50: s. trägen Greischers die genaue und getreue Wieder- Abb. 14) zutreffen, die zu den qualitätvollen Stük- gabe die wichtigste Forderung war. Neben der ken des Zyklus gehört. Das Gnadenbild wurde Übernahme der frontalen Einstellungen, Einzel- zwar im 17. Jahrhundert mehrfach dargestellt.s? motive, des Gesichtsausdrucks, der Körperhal- eine Verwendung dieser Darstellungen als Vorlage tung und der Bewegungen verwendet Greischer läßt sich jedoch nicht nachweisen. Zum Preßbur- meist dieselben Hintergrundlösungen, Schattie- ger Stich (Nr. 35) diente vermutlich jener Holz- rungen und architektonischen Elemente wie die stich zur Vorlage, der 1643 in der lateinischen und Gumppenbergschen Stiche, und selbst die unbe- deutschen Fassung einer Publikation über die dem holfenen Lösungen der Vorlage übernimmt er in Kult zugrunde liegenden Ereignisse erschienen den meisten Fällen. Ab und zu kommt es dann ist." Der einzige wesentliche Unterschied zwi- dennoch vor, daß er den Bildausschnitt vergrößert schen den bei den Stichen besteht darin, daß auf und die Proportionen modifiziert, das Verhältnis Greischers Blatt das Kruzifix zwischen dem rech- der Figuren zueinander verändert und sowohl den ten Arm und der Wundenseite Christi fehlt, wäh- Vordergrund als auch den Raum links und rechts rend die bei den anderen besonderen Motive, die vom Hauptmotiv größer gestaltet. Diese Verände- Stola am Hals der Maria und die Kerze in der rungen ergeben sich meist aus der Vergrößerung rechten Fußwunde Christi in derselben Weise wie- des Bildformats und wirken vorteilhaft auf die dergegeben sind. Die restlichen Abweichungen Komposition. Die übrigen Veränderungen sind sind auf die veränderte Technik zurückzuführen. bloß technischer Natur: Greiseher arbeitet etwa Dem Stich von Zagrabremete (Nr. 41) diente mit die Strahlen des Glorienscheins oder das Schnitz- ziemlicher Sicherheit die Gnadenbilddarstellung werk eines Throns detaillierter als seine Vorlage auf dem Vorsatzkupfer des 1672 erschienenen Mi- aus, anderswo verleiht er der Draperie im Hinter- rakelbuches als Vorlage." Dafür sprechen die For- grund eine reichere Schattierung. men der bei den Kronen und die Kopfhaltung J esu In die zweite Gruppe der Illustrationen gehören sowie die Kette und das Haar Mariä;die in dersel- die bei Gumppenberg nicht vorhandenen Darstel- ben Weise wie auf dem Vorsatzkupfer gestaltet lungen. Zusammen mit dem Wappenstich sind ins- sind. Der Stich von Märiavölgy (Nr. 34) kann nur gesamt 18 Bilder hier einzuordnen, in der Wirk- zum Teil nach dem Vorsatzkupfer des 1661 er- lichkeit jedoch nur 17, da das Blatt von Tersato schienenen Mirakelbuches entstanden sein, da die (Nr. 42) dem von Loreto (Nr. 1), welches densel- an beiden Seiten angebrachte Draperie und die ben Gnadenbildtyp bringt, nachgestochen wurde. Form der durchbrochenen Krone identisch sind, Der Wappenstich stellt das neue, nach der Verlei- die Bekleidung der Statue jedoch unterschiedlich hung des Reichsfürstentitels ergänzte Wappen gestaltet ist (Abb. 15).83 Gedruckte graphische Esterhäzys dar." Das Wappen ist auf dem Stich Darstellungen aus dem 17. Jahrhundert standen von Kette und Abzeichen des Ordens vom Golde- außerdem unter anderem über die Gnadenbilder nen Vließ umrahmt, die an einen Lorbeer- und ei- von Loreto, Maria Taferl und Passau zur Verfü- nen Palmenzweig gehängt sind. Dasselbe Wappen gung, ob sie jedoch als Vorlagen benutzt wurden, in derselben Umrahmung erblickt man z. B. an der ist nicht nachweisbar." Von allen übrigen Blättern Spitze jenes Elefantenzahns, der mit Szenen aus abweichende Stilmerkmale, eine weiche Linien- den Metamorphoses des Ovid geschmückt ist, und führung und leichte Handhabung des Stichels, den Esterhäzy um 1688 in Augsburg anfertigen spiegeln sich in der Goaer Darstellung (Nr. 117; s. ließ, um die Verleihung des Fürstentitels zu fei- Abb. 17), die nach einer unbekannten qualitätvol- ern." len Vorlage geschaffen wurde. Bei einigen der 16 übrigen Darstellungen haben Ein beachtenswertes Element der Greischerschen wir versucht, die graphische Vorlage zu identifi- Stiche stellen das kleinformatige Wappen Esterhä- zieren. Dabei können wir die Möglichkeit nicht zys und die dieses einfassende zweizeilige In- ausschließen, daß Greiseher einige der Gnadenbil- schrift in der Mitte eines jeden unteren Blattran- der aus eigenem Erlebnis gekannt oder nach der des dar. Bei Gumppenberg wurden die Stiche ohne Erteilung des Auftrags persönlich besucht hat, Inschriften gedruckt, die Idee dazu und die In-

50 schriften selbst rühren aller Wahrscheinlichkeit senktem Kopf (Nr. 50). Auf einigen Blättern be- nach von Esterhäzy her. Die Anordnung der In- gegnen uns Szenendarstellungen: Maria betet das schriften an den beiden Seiten des Wappens nimmt Kind an (Nr. 24), Anbetung des Kindes durch die die im Trophaeum an gewandte Lösung vorweg. Heiligen Drei Könige (Nr. 69), Grablegung Wappen und Inschrift erhöhen bedeutend die Christi (Nr. 55) und Marienvisionen (Nr. 20, 21, künstlerische Wirkung der Bilder, indem das Wap- 26), während für eine zusammenhängende narrati- pen in die Bildfläche hinübergreift und gleichsam ve Darstellung keine Beispiele im Zyklus zu fin- eine Verbindung zwischen dem Inschriftenfeld den sind. Mehrmals wird auch die unmittelbare und der eigentlichen Darstellung schafft. Diese Umgebung des Kultobjektes, jeweils stark stili- Anordnung spiegelt außerdem das Familien- und siert, mit dargestellt (z. B. Nr. 33, 44, 85, 93), auf Standesbewußtsein sowie die innige Beziehung einem Blatt ist Maria zwischen den Pestheiligen des Mäzens zu Maria wider. Die Verteilung der In- Rochus und Sebastian (Nr. 83), auf einem anderen schriften ist im allgemeinen gleichmäßig, in eini- zwischen den Aposteln Petrus und Paulus (Nr. gen Fällen kommt es jedoch vor, daß die Inschrift 100) zu sehen. In zahlreichen Fällen läßt sich die in das Wappen hinübergreift oder daß Wörter zu- Gewohnheit der "Ankleidung" der Statue (z. B. sammengeschrieben werden. Das deutet zugleich Nr. 31, 33, 34, 37, 56, 72) und der Verhüllung der darauf hin, daß die Wappen zusammen mit den Bildfläche (Nr. 13, 38) beobachten. bildlichen Darstellungen, genauer vor ihnen ge- Die annähernde Übereinstimmung der Texttitel stochen wurden und die Inschriften zuletzt ent- mit den Bildinschriften, bzw. die Tatsache, daß zu standen. Zwischen den Titeln der gesetzten Text- jedem Text konsequent nur eine Illustration ge- teile und den gestochenen Bildinschriften besteht hört, machen darauf aufmerksam, daß die Darstel- ein enger Zusammenhang, jedoch keine vollstän- lungen in erster Linie nicht eine bestimmte Stelle dige Identität, neben Buchstabenfehlern, verkehr- im Text, sondern die Beschreibung als Ganzes illu- ten Akzenten und orthographischen Abweichun- strieren sollen. Daß die Bilder narrative Elemente, gen kommen in den Inschriften im Vergleich zum die mit einer konkreten TextsteIle in engerem Zu- gesetzten Text kleinere Einfügungen, Kürzungen, sammenhang stehen, nur in relativ geringer Zahl abweichende Wortformen, Veränderungen in der aufweisen, spricht ebenfalls dafür. Die Illustratio- Wortstellung vor, und statt der lateinischen Aus- nen sind hauptsächlich von dekorativem Charak- drücke in den Titeln steht manchmal der entspre- ter, gelegentlich kann man jedoch die Bestrebung, chende ungarische Ausdruck. die wichtigeren TextsteIlen darzustellen, beobach- Die durch das kleine Format bedingten Schwierig- ten. keiten meistert Greiseher mit geübter Hand. Wäh- Wesentliche Elemente der Kompositionen bilden rend der stark begrenzte Rahmen seine Aufgabe jene Motive, die die Kultobjekte begleiten bzw. zu erschwerte, war das stehende Format für die Aus- ihnen gehören und mit den Gnadenbildern oder arbeitung des Themas günstig. Die künstlerische mit deren Hauptthema ideell eng verknüpft sind. Qualität der Blätter erreicht meist das Durch- Auf den Blättern erscheinen diese Motive als eine schnittsniveau der anspruchsvolleren kleingraphi- Einheit, hinsichtlich ihrer Beziehung zum Text schen Gnadenbilddarstellungen der Zeit, in man- sind sie jedoch in drei große Gruppen zu teilen. In chen Fällen übertrifft sie es sogar. Die Stiche sind die erste Gruppe gehören jene Motive, die sowohl treue Kopien der graphischen Vorlagen, das in den Illustrationen als auch im Text zu finden Künstlerische spielte in der Komposition bloß sind. Hierher gehören die Attribute, die den Titu- eine zweitrangige Rolle, und das Thema selbst bot lus der Gnadenbilder ausdrücken und oft auf ein nur wenig Möglichkeit für die Verwirklichung ei- wunderbares Element der Legende hinweisen, gener künstlerischer Bestrebungen. z. B. der Anker (Nr. 76) und die Leiter (Nr. 78). Das Hauptthema der Illustrationen ist immer das Derselben Gruppe gehören jene Einzelheiten an, Kultobjekt: die bildliche oder vollplastische Dar- die die Aufstellungsart und die Umgebung der stellung Marias. Die Mehrzahl der Blätter zeigt Kultobjekte wiedergeben, so etwa das Eisengitter verschiedene Typen der stehenden und der thro- (Nr. 65) und die Votivgaben (Nr. 109). Hier sind nenden Gottesmutter, wesentlich seltener sind zuletzt jene bildlichen Details einzuordnen, die Darstellungen der trauernden Mutter Maria (Pie- wichtige Einzelmotive der Legenden darstellen, ta) und alleinstehende Marienfiguren. Von den z. B. die Höhle (Nr. 115), zwei Engel (Nr. 98), den Bildtypen, die Maria allein darstellen, findet man Glanz um das Kultobjekt (Nr. 41), die Pestpfeile den betenden Typ (Nr. 4 u. 112) und den mit ge- (Nr. 29), die Quelle (Nr. 25), den Baum (Nr. 8,23,

51 28, 48, 49), das verletzte Gnadenbild (Nr. 22), das olvas6hoz (An den gnädigen Leser). In der Hand- Schriftband mit der im Gesicht erhaltenen Anwei- schrift spricht er von seinem "vor drei Jahren" sung (Nr. 21) und die darauf hinweisende, von herausgegebenem Buch, und hier sind die später Maria überreichte Schriftrolle (Nr. 84) sowie die ausgeschiedenen Titelvarianten der Ausgabe 1696 Kerze und die Stola, die auf Wunsch der Seele des zu finden: Hajnali csillag (Morgenstern) und Lölki Verstorbenen am Kultobjekt geopfert wurden (Nr. uigasztalds (Seelischer Trost). Wohl ebenfalls als 35). Teil der Vorarbeiten wurde von Esterhäzy das ver- Die zweite Gruppe bilden jene Bildmotive, die in besserte Inhaltsverzeichnis der Ausgabe 1690 in den Texten Gumppenbergs vorhanden sind, von Latein erarbeitet, in dem er die Seitenzahlen des Esterhäzy jedoch nicht erwähnt werden. In diesen gedruckten Buches angab. Die Ausgabe 1696 ist Fällen fehlt die unmittelbare Verbindung zwischen entsprechend der Ausgabe 1672 des Gumppen- dem dargestellten Motiv und dem Text, und der bergschen Werkes in Zenturien geteilt. Bei Ester- Leser muß den Zusammenhang infolge der allzu hazy sind jedoch 1300 Bilder beschrieben, und die knappen Beschreibung selbst herausfinden. Hier- Zunahme um hundert Bilder ergibt sich aus den her gehören zum Beispiel die zwei Pestheiligen ungarischen bzw. ungarische Bezüge aufweisen- (Nr. 83) und die Anbetung der Heiligen Drei Kö- den Mariendarstellungen. Das Buch eröffnen die nige (Nr. 69) als Bildthemen, der gekreuzigte 117 Bildbeschreibungen der Ausgabe 1690, nach Christus hinter Maria, umgeben von den Häup- diesen folgen die Beschreibungen von weiteren 83 tern der zwölf Apostel (Nr. 22), das auf grund ei- ungarischen und ungarische Bezüge aufweisenden ner Vision eine Kapelle errichtende Stifterpaar Marienbildern und Statuen, und den Rest machen (Nr. 15) sowie das Schild unter den vom Feind er- die der Ausgabe 1672 Gumppenbergs entnomme- beuteten Flaggen und Schwertern und der eben- nen Beschreibungen in einer vom Original abwei- falls auf den Sieg hinweisende Lorbeer- und Palm- chenden Reihenfolge aus. Die Erzählungen sind zweig in der Hand Jesu (Nr. 101). ihrem Charakter nach ähnlich, und Esterhäzy Der dritten Gruppe haben wir jene Motive zuge- strebte auch diesmal danach, die persönlichen Be- ordnet, die weder bei Esterhäzy noch bei Gump- züge zu erwähnen: Unter Nr. 138 beschreibt er penberg erwähnt werden. Diese gehören zum Teil z. B. die Mariensäule von Frakn6 (Forchtenau), einem bestimmten ikonographischen Typ an, wie die er 1694 errichten ließ. In dieser Ausgabe findet die von der Mondsichelmadonna besiegte Schlan- man unter anderem die erste ungarische Bearbei- ge und der gespannte Bogen in der Hand Jesu (Nr. tung der Legende der hl. Cenoveva.t> und am En- 110), zum Teil handelt es sich dabei um ergänzen- de des Buches können wir über die Patrona-Hun- de Details, die ohne Einfluß auf die Geschehnisse gariae- Idee lesen. Dem Vergleich der bei den Aus- sind, z. B. die Sichel und die Garbe neben der in gaben und der Identifizierung der Quellen, die ihrer Vision Maria erblickenden Magd als Symbo- zum neuen Material der Ausgabe 1696 benutzt le der Feldarbeit (Nr. 20). Hierher gehören wurden, müßte eine eigene Untersuchung gewid- schließlich die Motive, die im betreffenden Text met werden. nicht, anderswo aber vorkommen, z. B. die musi- 1697 ließ Esterhäzy ein drittes Werk erscheinen, zierenden Engel um das Haupt Mariä (Nr. 14) und das sich ebenfalls mit Mariendarstellungen befaßt der Schlüssel am Gürtel Marias (Nr. 90) oder vor und vor allem für Andachtszwecke gedacht war. ihrem Fuß (Nr. 93). Letzteres Motiv wird in zwei Es handelt sich um eine lateinische Litanei, in der Texten (62, 180) als der Schlüssel der Stadt, als die Gnadenbilder nach Ländern geordnet sind und Symbol der Weihe an Maria erwähnt. die veränderlichen Textteile der Litanei die Be- zeichnungen von 1550 Gnadenbildern durch Tituli und Ortsnamen bilden." Die Verknüpfung der Ti- Nachleben und Bedeutung tuli mit den Ortsnamen ist meist zufällig, den meisten Tituli dienen die auf Maria bezogenen At- 1696 gab Esterhäzy eine um das Mehrfache erwei- tribute aus dem Hohelied und dem Buch David als terte neue Ausgabe des Buches ohne Illustrationen Quelle. Ein Teil der Ortsnamen weist auf nur lo- unter dem Titel Mennyei korona (Himmlische kal verehrte Mariendarstellungen hin, ein anderer Krone) heraus. Nach dem Erscheinen der ersten Teil beruht auf legendenhaften Elementen und be- Ausgabe hatte er am Werk vermutlich bald weiter- zeichnet unidentifizierbare Gnadenbilder. gearbeitet, denn 1693 verfaßte er bereits eine Vor- Mit Hilfe der Esterhäzyschen Litanei hat Märten rede zur neuen Ausgabe mit dem Titel A kegyes Szentivänyi den IX. Katalog zum 1699 erschiene-

52 nen ersten Teil seiner Dissertatio zusammenge- zeln wieder verwendet. So wurde z. B. der Wap- stellt, in dem er die "der ungarischen Krone unter- penstich in Esterhazys Publikation mit Marienan- stehenden" Mariengnadenbilder aufzahlt.v' Er hat dachten für die Samstage erneut benutzt, und er dabei die bei Esterhazy in zwei Spalten stehenden gab vielleicht die Vorlage zur unsignierten Wap- Tituli und Ortsnamen bloß zusammengerückt und pendarstellung in der 1703 gedruckten Predigt zur durch Kommas getrennt sowie einige kleinere Einweihung der Kirche von Nagyboldogasszony Veränderungen und Ergänzungen gemacht. Die ab.90 In einem Brief vom 6. Dezember 1712 Ausgabe von 1696 des Esterhazyschen Werkes in- schreibt Esterhäzy, daß zur Marienstatue, die ne- spirierte den Jesuiten Laszlo Nedeczky zu seinem ben dem fürstlichen Bad in Nagyhofläny aufge- 1739 in Kolozsvar (Klausenburg, Cluj) gedruckten stellt und 1711 auf den Kalvarienberg in Kismar- Buch, das die Geschichte der in Ungarn und ton (Eisenstadt) versetzt wurde, die Darstellung Ungarn angegliederten Provinzen befindlichen der Statue von Einsiedeln in seinem Buch über die Mariengnadenbilder zusammenfaßt. 88 Der Jesuit Marienbilder als Vorlage diente."! Die Stiche wur- wurde bei seiner Arbeit, mit der er den Doktor- den mehrfach als Vorlagen kleingraphischer Dar- grad erreichen wollte, neben der andachtsliterari- stellungen der Gnadenbilder ungarischer Wall- schen Zielsetzung von kritischer Absicht geführt: fahrtsorte verwendet, wie das z. B. durch die nach Er kritisiert Esterhazy wegen der Mischung legen- den Blättern von Miriavolgy und Pazsit (Abb. 16) denhafter Elemente mit den historischen Angaben entstandenen Stiche bezeugt wird,92 wie auch bei bzw. dem Fehlen letzterer. Die Methode seiner ausländischen Gnadenbildern und bei den keinem Beschreibungen ist jedoch im wesentlichen diesel- konkreten Typ zuzuordnenden, sog. Devotional- be wie die Esterhazys. kopien die Möglichkeit einer Verwendung als Vor- Das lange Nachleben der beiden Sammlungen lage in mehreren Fällen anzunehmen ist. Esterhäzys bezeugt die Tatsache, daß das 1836 er- Nachdem der Politiker, Poet und Geschichts- schienene und mit Kupferstichen illustrierte Buch schreiber Paul Esterhäzy rehabilitiert wurde; kann über ungarische Mariengnadenbilder, das vom sein Atlas Marianus den Weg zur Wiederent- Domherren von Esztergom, Elek jordanszky, zu- deckung und Würdigung seiner Prosa eröffnen. sammengestellt wurde, Esterhäzy als eine seiner Die literaturhistorische Bedeutung des Werkes be- Hauptquellen benutzt."? Neben der Erschließung steht vor allem darin, daß hier von einem Laien aus historischer Daten wollte Jordanszky mit dem dem Kreis des Hochadels, dem ersten Mann des Buch, im Rahmen der Erneuerungsbestrebungen Landes, ein nationalsprachiges Buch für einheimi- der Kirche, die Wallfahrten wiederbeleben. Er sches Publikum geschaffen wurde. Indem Esterha- bringt sowohl die Widmungen und Vorreden der zy ein gelehrtes Werk eines Geistlichen grundle- beiden Ausgaben der Esterhazyschen Publikation gend überarbeitete, schuf er ein neues, das die An- als auch die Mahnung der Druckerei vom Ende sprüche der breiteren Schichten vor Augen hielt, der Ausgabe 1696 und zählt die in den bei den Aus- mit nationalen Bezügen bereichert war und so- gaben enthaltenen ungarischen Gnadenbilder auf. wohl die Bedürfnisse der Andacht als auch die der 23 der insgesamt 69 Gnadenbilder beschreibt Jor- Unterhaltung befriedigen konnte, das außerdem danszky nach Esterhazy, indem er ihn zitiert bzw. seinem eigenen Wunsch nach Repräsentation ent- ergänzt, und zu fünf Illustrationen seines Werkes sprach und zugleich als Quelle und literarisches dienten die Stiche Greischers als Vorlage. Jor- Vorbild für weitere Publikationen diente. danszky gab das Buch außer ungarisch 1836 In der schriftstellerischen Tätigkeit Esterhazys deutsch, 1838 slowakisch heraus, und Alajos Bu- steht das kollektive Element im Vordergrund." Er csanszky besorgte 1863 eine neue, mit Holz- vermittelt und überliefert vor allem, und neben schnitten illustrierte Oktavausgabe in Ungarisch den zweifellos vorhandenen individuellen Zügen und Deutsch. Im Vorwort beruft sich Bucsanszky besteht seine wichtigste Bestrebung in der Umfor- auf Esterhäzy und erwähnt dabei, daß er das Werk mung, dem Adaptieren. Seine literarische Vermitt- des Fürsten zur Verehrung Mariä an Samstagen lerrolle ist mehrschichtig: Sie läßt sich als eine Ver- früher mehrere Male verlegt hatte. mittlung sowohl zwischen Mitteleuropa und Un- Nachleben und Wirkung der Greisehersehen Kup- garn als auch zwischen dem Mittelalter und dem ferstichfolge zu untersuchen wird durch die par- Barock sowie zwischen geistlicher und weltlicher tielle Identität der Bilder mit denen in Gumppen- Prosa definieren." Den Einfluß der Barockkultur bergs Werk erheblich erschwert. Die Blätter wur- des Münchener und Wiener Hofes drückt die Tat- den in erster Linie unabhängig vom Zyklus ein- sache aus, daß gerade ein maßgebendes Werk aus

53 der reichen Marienliteratur dieses Gebietes zur sprechend, auf die bild liehen und plastischen Darstellungen wichtigsten Anregung und Quelle seines Buches in gleicher Weise hin. Für die sprachliche Betreuung der deut- schen Fassung danken wir der Redaktion. - Der Titel des Bu- wurde. Zum anderen verflechten sich im Buch die ches von Esterhazy: Az egesz vilagon levö csudalatos boldog- mittelalterlichen und barocken Elemente auf dem sagos Szüz kepeinek rövideden föl tet eredeti. Nagyszombat Niveau der Themenwahl, der Themenbehandlung, 1690. (Faksimileausgabe Budapest 1994). der Auffassung und des Stils gleichermaßen zu ei- 2 Landesarchiv Budapest, Archiv des fürstlichen Zweiges der ner Einheit. Zahlreiche Erzählungen und Erzähl- Familie Esterhäzy, Akten des Palatins Paul, P 125. fase. 55. Nr. 11898 f. motive der mittelalterlichen und barocken geistli- 3 Kar! Semmelweis, Die gedruckten Werke des Palatins Paul chen Literatur erklingen hier zum ersten Mal in Esterhazy (1635-1713). In: Burgenländische Heimatblätter 23 ungarischer Sprache, um dann im Laufe des 18-19. (1961), S. 32-42; Regi magyar költök tära. XVII. szäzad. Hgg. Jahrhunderts sowohl in den vor allem für das Imre Varga, Agnes Cs. Havas, Bela Stall. Bd. 12. Budapest Laienpublikum gedachten Publikationen verschie- 1987, S. 796. 4 Gratia plena, et super omnes Benedicta Virgo Maria Fraukir- dener Art als auch in der mündlichen Tradition chensis. Wien 1679. gleichermaßen häufig aufzutreten. 5 Johann Kapistran Sebacher, Der zum vierten erbaute Tempel Die kunsthistorische Bedeutung des Unterneh- Salomon. Tyrnau 1703. mens liegt vor allem darin, daß Esterhazy, das Bei- 6 Origo et status Ecclesiae B. Virginis ad Lacum Förtö sitae, ubi spiel der westlichen Aristokratie, ihre Kunstför- et Sacrae eiusdem Divae Virginis Mariae statuae ibidem exi- stentis Anno M.DC.LXXV. Klosterarchiv Frauenkirchen, derung und ihren Geschmack nachahmend, einen Nr. 8.

Künstler an seinen Hof berufen und ihn dort eine 7 Vgl. Anm. 4. längere Zeit hindurch beschäftigt hat, der die ihm 8 Titkos ertelrnö R6za a' vagy a Förtö mellett levö Boldog Asz- anvertraute Aufgabe, wenngleich mit bescheide- szony erderneinek dräga illattyarol [... ] könyvecske. Becs nen künstlerischen Mitteln, ausführen und den [Wien] 1698. - Auf die Beziehung zwischen den beiden Wer- ken weist hin: Istvdn Gulyds, A XVII. szäzad karolikus aszke- ständigen Bedarf an Repräsentation befriedigen tikus irodalma. Budapest 1939, S. 51; Geheirnbnuss-reiche konnte. Durch das Buch wurden zahlreiche aus- Rosen, oder Wahr haff te Beschreibung Himmlischer Wohltha- ländische und eine Anzahl einheimischer Ma- ten. Wien 1697; Frantile]: Babcansky (Übers.), Zwazek Kwitt- riengnadenbilder in Form bildlichen Quellenma- küw Na Lukach Maryanskych pry Gezeru u Najzydle Zebra- terials zugänglich gemacht, und zwei Jahrhunderte nych. W Wyndy [Wien] 1698; vgl. Andreas Angyal, Ein bur- genländisches Dokument der tschechischen Barockliteratur. lang hat das Buch die ungarländische Verbreitung In: Burgenländische Heimatblätter 27 (1965), S. 69-72. der Gnadenbilddarstellungen und Bildtypen und 9 Marton Kopcsdnyi, A bodog Szüz Maria elete, Becs [Wien] die Herstellung von Kopien in Graphik, Gemälde 1631. und Plastik beeinflußt. 10 Esterhäzy Päl Visszaernlekezese ifjukorära (1635-1653). In: Als Vermittler der ausländischen Bildtypen und Pal Esterhdzy, Mars Hungaricus. Hg. Gdbor Hausner. Buda- pest 1989, S. 305-320; hier: S. 312, 314. der mit ihnen verknüpften Geschichten spielte das 11 Vgl. Anm. 2, fase. 57. Nr. 11931-11963.

Buch auch in der Geschichte der Frömmigkeit 12 Vgl. Anm. 10, S. 311. eine wichtige Rolle. Im letzten Jahrzehnt des 17. 13 Vgl. Anm. 10, S. 312, 316; Eva Knapp, Gabriel Dietenshamer: Jahrhunderts nahm die Zahl der neuen Wallfahrts- Judit (Nagyszombat 1649). Vortragsmanuskript auf der Ta- orte sprunghaft zu, und diese Tatsache ist neben gung "Das Schultheater und das Barock", 1.-3. September 1994 in Eger (im Druck). der Befreiung großer Teile des Landes von der 14 Lajos Merenyi, Graf Eszterhäzy Päl 1678. evi vegrendelete. Türkenherrschaft vor allem mit dem Lebenswerk In: Törtenelrni Tar 1911, S. 598-619. des Paul Esterhazy in Zusammenhang zu bringen. 15 Adelheid Scbmeller-Kitt, Archivalische Vorarbeiten zur Von dieser Zeit an erlebten die Wallfahrten einen Österreichischen Kunsttopographie, Gerichtsbezirk Matters- großen Aufschwung und spielten in den Prozessen burg, Burgenland. Bd. 1. Wien 1982, Nr. 124. 16 Gdbor Tüslees, Eva Knapp, Österreichisch-ungarische inter- des gesellschaftlichen, politischen und geistlichen ethnische Verbindungen im Spiegel des barockzeitlichen Wall- Lebens beinahe hundert Jahre lang eine nicht un- fahrtswesens. In: BJV 1990, S. 1-42; hier: S. 17-20. bedeutende Rolle. 17 Emma Ivdnyi, Esterhazy Pal nädor kozigazgatasi tevekenyse- ge (1681-1713). Budapest 1991, S. 25. 18 Geza Galavics, A mecenäs Esterhäzy Päl (Väzlat egy pälya- kephez). In: Milveszettorteneti Ertesft8 1988/3-4, S. 136-161. 19 Ebd. S. 148-152, Abb. 17, 22, 23. Anmerkungen 20 Documenta Artis Paulinorum. Bd. 1. Hg. Bela Gyeressy. Bu- dapest 1795, S. 283.

I Den Text der Ausgabe von 1690 führen wir durch die Seiten- 21 Beta Ivdnyi, Albert Gdrdonyi, Elemer Czak6, A Kiralyi Ma- zahl, die Illustrationen durch die laufende Nummer der Kup- gyar Egyetemi Nyomda torteriete 1577-1927. Budapest 1927, ferstiche in Klammern an. Die Ausdrücke "Gnadenbild", "Ma- S. 53; Istvdn Käfer, Az Egyetemi Nyomda negyszäz eve rienbild" weisen, dem zeitgenössischen Sprachgebrauch ent- (1577-1977). Budapest 1977, S. 52.

54 22 Vgl. RMK I. 1396, RMK II. 1668-1670, 1673, 1675. Österreichischen Gesellschaft zur Erforschung des achtzehn- 2l Joannes Trithemius, De Miraculis Beatissimae Mariae semper ten Jahrhunderts 9 (1994), S. 56-73. Virginis in Ecclesia nova prope Dettelbach in arena nuper in 41 Pdl Esterhdzy, Mennyei Korona. Nagyszombat 1696. eius honorum constructa factis libri duo, 1511. In: Johannes 42 Carlos Sommervogel, Bibliotheque de la Compagnie de , Busaeus (Hg.), Joannis Trithemii [... ] opera pia er spiritualia, Premiere partie: Bibliographie. I-X. Paris 1890-1909; hier: Mainz 1604, S. 1075-1129; Vgl. [ose] Dünninger, Maria in are- III, 1952-1955.

na (in vineis). Studie zur Geschichte des fränkischen Wall- 43 Die Ausgaben sind bei Sommervogel aufgeführt (wie Anm. [ahrtswesens, besonders über die Wallfahrt zum Vesperbild 42); Zum Vergleich wurden die folgenden Ausgaben verwen- von Dettelbach. In: BJV 1951, S. 62-68. det: Atlas Marianus sive de imaginibus Deiparae per Orbem 24 Conradus Brunus, Opera tria, nunc primum aedita. De lega- Christianum Miraculosis. I-II. Ingolstadii 1659; Atlas Maria- tionibus libri quinque. De caeremoniis libri sex. De imagini- nus quo Sanctae Dei Genitricis Mariae Imaginum miraculosa- bus liber unus. Moguntiae 1548; Gabriele Paleotti, De imagi- rum origines Duodecim Historiarum Centuriis explicantur. nibus sacris et profanis [... ] libri quinque. Ingolstadii 1594; Monachii 1672; Die Textausgabe der Auflage von 1672: Paul Johannes Molanus, De historia sanetarum imaginum et pictu- Migne, Summa Aurea de laudibus B. Mariae. I-XIII. Paris rarum [... ] libri IV. Lovanii 1594. 1862-1866, hier: XI, col. 1110-1476, XII, co!. 9-715; Zur Ent- 25 Ferreolus Locrius, Maria Augusta Virgo Deipara [... ] sive hi- stehung und Interpretation des Werkes vgl. Bayerische Staats- storia, enarratio ad descriptio locorum. Atrebati 1608; vgl. bibliothek, München, Handschriftenabteilung, "Öfeliana", Stephan Beissel, Wallfahrten zu Unserer Lieben Frau in Le- Mss. Docta Nr. 2, Tom. I. 256-273; Ludwig Dorn, Aus gende und Geschichte. Freiburg/Br. 1913; Torsten Gebhard, dem Atlas Marianus: Die Marienwallfahrten des Bistums Die marianischen Gnadenbilder in Bayern. Beobachtungen Augsburg im Jahre 1672. In: Jahrbuch des Vereins für Augs- zur Chronologie und Typologie. In: Kultur und Volk. Fest- burger Bistumsgeschichte 11 (1977), S. 66-83. schrift für Gustav Gugitz. Hg. von Leopold Schmidt. Wien 44 Ottavio Panciroli, I tesori nascosti nell' alma citta di Roma. 1954, S. 93-116; Wol[gang Brückner, Erzählende Kurzprosa Roma 1600.

des geistlichen Barock. Aufriß eines Forschungsprojektes am 45 "Bibliotheca C. P. Esterhäzy No. Inv. 15/816. M/6." Das Beispiel der Marienliteratur des 16. bis 18. Jahrhunderts. In: Exemplar: Nationalbibliothek Szechenyi, Budapest, Sign. ÖZV 86 (1983), S. 101-148. 503.946. 26 Fridericus Forner, Palma Triumphalis, Ingolstadii 1620. 46 Catalogus librorum in Arce, et Bibliotheca Frakno reposito- 27 Felice Astol[i, Historia universale delle imagini miraculose rum. Vgl. Anm. 2, P 108, Repositorum 8. fase. A. Nr. 46; vgl. della Gran Madre di Dio river ite in tutte le parti del Mondo. Jdnos Hdrich, Eszterhäzy Päl nädor könyvtära. Budapest o. J. Venetia 1623. (Masch.) Nationalbibliothek Szechenyi, Fol. Hung. 2149; In- 28 Jacobus Gretser, Syntagma de imaginibus manu non factis, de- ventarium Conventus Kismartoniensis 1722. Bibliothek des que aliis a Sancto Luca pictis. In: Opera omnia. T. XV. Ratis- Franziskanerklosters, Eisenstadt, Ad Lad. 6. Fase. 1; Michael bonae 1741, S. 178-210. Weiss, Elenchus librorum veterum conventus Eisenstadiensis 29 Laurentius Chrysogonus, Mundus Marianus. I-III. Wien 1646; Franciscanorum. Eisenstadt 1982 (Masch.). Passau 1651; Augsburg 1712. 47 Ernst Saur, Maria Hiezingensis. Viennae 1662.

3D Georgius Castulus, Peregrinus Marianae Bohemiae tempe 4S Gustav Gugitz, Österreichs Gnadenstätten in Kult und obiens. Pragae 1655; Melchior Guthwirth, Tempe Bohemia seu Brauch. 5 Bde. Wien 1955-1958, hier Bd. 2, S. 115-124. famosiores et verae effigies Deiparae Virginis, quae in regno 49 Walter Hartinger, Mariahilf ob Passau. Volkskundliche Bohemiae miraculis clarent. Pragae 1665. Untersuchung der Passauer Wallfahrt und der Mariahilf- 31 Joannes Obrteczki, Statuae et imagines omnes beatae Virginis Verehrung im deutschsprachigen Raum. Passau 1985, S. 12- Mariae in Bohemiae, Moraviae et Silesiae celebres, O. O. 21. 1670. 50 Zoltan Szildrd[y, Kegykeptipusok a pestisjärvänyok törtene- 32 Joannes Drews, Effigies miraculosa B. V. Mariae Novogrode- teben. In: Orvostörteneti Közlernenyek Suppl. 11-12 (1979), cii in Lithvania narratione illustrata. Vilnae 1682. S. 207-236; hier S. 226.

33 Joannes Drews, Methodus peregrinationis Menstruae Maria- 51 Zsuzsa Urbach, "Genuina effigies ... " A rnäriacelli kincstär nae ad imagines Deiparae Virginis per ditiones Regni Polo- kegykepenek mäsolata a Szepmdveszeti Muzeurnban, In: A niae et M. Ducatus Litvaniae miraculis celebriores. Vilnae Magyar Nemzeti Galeria Evkönyve 1991, S. 255-261, hier 1684. S. 256.

34 Octavius Gaetano, Icones aliquot, et origines illustrium Ae- 52 Michael Kopchani, Narratio Rei Admirabilis ad Posonium ge- dium Sanctissimae Deiparae Mariae quae in Siciliae insula co- stae. Posonii 1643; Ders., Beschreibung einer wunderlichen luntur. Panormi 1657. Tat, die sich zu Preßburg zugetragen. Preßburg 1643. 35 Johannes Bonus Haydt, Mariale Augustinianum sive brevis 53 Francesco Glavinich, Historia Tersattana. Udine 1648. descriptio plus quam XL imaginum BMV, quae in nostra reli- 54 Ferdinandus Ignatius Grieskircher, Magnae Ungariae Domi- gione ut thaumaturgae venerantur. Monachii 1707. nae, unici Dei Matris admirabilis mirabilia, quae in statua sua 36 Renatus von Köln, Marianischer Gnadenfluß. Mainz 1717. sacra, super Posonium in ThaI. Viennae 1661. 37 Antonius Maurisperg, Zodiacus Marianae Styriae. Graecii 55 Andreas Eggerer, Pharmacopaea coelestis seu Maria Remeten- 1709. sis. Graecii 1672. 38 Thomas Ertl, Austria Mariana. Viennae 1735. 56 Vgl. Anm. 4 und 6.

39 Thomas Ertl, Austriae Marianae, seu Dei-Parentis iconum per 57 Augustinus Maria Romer, Servitus Mariana. Viennae 1667. Austriam. Viennae 1736. 58 Clara Prickler, Der "Lange Tanz von Kleinfrauenhaid" im 40 Odo Koptik, Regio Mariana. I-V. Stifts archiv St, Lambrecht, Licht archivalischer Forschung. In: Ola[ Bockhorn, Helmut P. Nr. 1487.III A/b8-12. Vgl. Gdbor Tüslees, Eva Knapp, Fröm- Fielhauer (Hgg.), Kulturelles Erbe und Aneignung. Fest- migkeit zwischen Aufklärung und Gegenaufklärung. Eine schrift für Richard Wolfram zum 80. Geburtstag. Wien 1982, personengeschichtliche Untersuchung. In: Jahrbuch der S. 193-206.

55 59 Elerner Schwartz, A nyugatrnagyarorszägi nernet helysegne- Multjäböl 5 (1936), S. 132-141, hier S. 141, Anm. 39; Die Be- vek. Budapest 1932, S. 44 f. lagerung von Ersekujvar, Situationsplan, 1685: HBU T. 4563; 60 Dietmar Assmann, Berühmte Marien-Gnadenbilder im 17. Die Eroberung von Szentjob, 1686: HEU T. 8339; Die Bela- Jahrhundert. Die Wandgemälde im Kreuzgang des Stiftes gerung von Buda, 1686: HEU T. 1177. II; Pataky (wie Anm. Schlierbach. In: Oberösterreichische Heimatblätter 1983/4, 68), S. 303, Nr. 3; György R6zsa, Budapest regi latkepei S. 263-302; Johanna Herzogenberg, Marianische Geographie (1493-1800). Budapest 1963, Kat. 59/b. und 113; Die Belage- an böhmischen Wallfahrtsorten. In: Alte und moderne Kunst rung von Buda, 1686: Nationalbibliothek Szechenyi, Stich- 16 (1971), Nr. 114, S. 9-21. sammlung Apponyi; Galavics (wie Anm. 62), S. 108, Abb. 72; 61 Gsbor Tiakes, Bücsujäräs a barokk kori Magyarorszägon a Buda nach der Belagerung von 1686: Arnold Schoen, A budai rniräkulurnirodalom tükreben. Budapest 1993, S. 162 f. Szent Anna templom. Budapest 1930, Abb. 7; R6zsa (wie 62 Geza Galavics, Kössünk kardot az pogäny ellen. Török häbo- Anm. 72), Kat. 264; Die Schlacht von Eszek, 1687: HBU T. nik es kepzömilveszet. Budapest 1986, S. 122 f., Abb. 89. 7071; Die Belagerung von Munkäcs, 166: "München Rosen- 63 Gizella Cennerne Wilhelmb, Portrek az Esterhazyak "Tro- thai Kat. 58." Aufzeichnung im Institut für Kunstgeschichte phaeurn" - abol. In: Föuri ösgaleriäk, csalädi arckepek a Ma- der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Lexikon der gyar Törtenelrni Kepcsarnokbol. Magyar Nernzeti Galeria Ungarischen Künstler. 1988 rnärcius-augusztus. (KataI6gus) Budapest 1988, S. 74- 7J Galavics (wie Anm. 62), S. 114 f., Abb. 5I.

77. 74 Eisenstadt, Wolfmuseum. Aufzeichnung im Institut für 64 Arisztid Valk6, A Harmonia Coelestis rezmetszeteinek szärn- Kunstgeschichte der Ungarischen Akademie der Wissenschaf- adäsai. Magyar Könyvszemle 1959, S. 85 f. ten, Lexikon der Ungarischen Künstler. 65 Ulrich Thieme, Felix Becker, Allgemeines Lexikon der bil- 75 Documenta (wie Anm. 20), S. 283. denden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Leipzig 76 So z. B. im Exemplar der Universitätsbibliothek Budapest, 1907-1950, Bd. XIV, S. 590; [anos Szendrei, Gyula Szentius- Sign. RMK I. 323:2. nyi, Magyar kepzömüveszek lexikona. I. Budapest 1915, 77 G. K. Nagler, Die Monogrammisten. I-V. München 1858- S. 600; Gyula Szentiuanyi, Magyar kepzömdveszek lexikona. 1879 hier V, Nr. 1779; IV, Nr. 3084; I, Nr. 1918; II, Nr. 2737; Potläsok. Budapest o. J. (Masch.) Institut für Kunstgeschichte Thieme-Becker (wie Anm. 65), XX, S. 302-305, 299-301, 288- der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Lexikon der 291; XXXVI, S. 221; XXII, S. 73; Gumppenberg (wie Anm. 43, Ungarischen Künstler. Ausgabe von 1659) II, S. 199.

66 Andre Csatkai, Dagobert Frey, Die Denkmale des politischen 78 [dnos Eszterhazy, Az Eszterhäzy csaläd es oldalägainak leirä- Bezirkes Eisenstadt und der freien Städte Eisenstadt und sa. Budapest 1901, S. 115, Abb. 3. . Rust. ÖKT Bd. XXIV. Wien 1932, S. XXVIII, Anm. 4. 79 Galavics (wie Anrn. 18), S. 148-150, Abb. 18 f.

67 Archiv der Hauptstadt Budapest, IV. 1009/b. B. Grundbü- 80 Gugitz (wie Anm. 48), I, S. 52. cher, Von der Hofkammerverwaltung übernommene Bücher 81 Vgl. Anm. 52; Die Abbildung in A. M. Gaibl, Narratio rei ad- 5/a. Zaiger über die Wasserstadt, 1695; vgl. Klara Vass, A Vär mirabilis oder Beschreibung einer wunderlichen Tat. Pozsony es Ujlak utcanevei 1696-1872. Budapest 1929, S. 27; Arnold (1910), zwischen den Seiten 118/119. Schoen, Buda epitömestereiröl töredekek, vazlatok. 1. Kik 82 Vgl. Anm. 55; Die Abbildung bei Zoltdn 'SzilardlY, Gdbor epfrettek ujja Budät az 1686. evi romokb61? In: Mdveszettör- Tüslees, Eva Knapp, Barokk kori kisgrafikai äbräzoläsok ma- teneti Ertesitö 6 (1957), 4, S. 297-302, hier S. 299. gyarorszägi bucsujärohelyekröl. Budapest 1987, Nr. 360. 68 Denes Pataky, A magyar rezrnetszes törtenete a XVI. szäzad- 83 Vgl. Anm. 54; Die Abbildung bei Szilardly, Tiiskes, Knapp t61 1850-ig. Budapest 1951, S. 132 f.; vgl. Anm. 65. (wie Anrn. 82), Nr. 201. 69 Johannes Weichard- Valvassor, Topographia Archiducatus Ca- 84 Csatkai, Frey (wie Anm. 66), S. 229; Gugitz (wie Anm. 48), I, rinthiae. Laibach 1681 H.; Georg Matthäus Vischer, Topogra- S. 120; Hartinger (wie Anrn. 49), S. 155 f. phie von Steiermark. Graz 1673-1681; vgl. Ingo Nebehay, Ro- 85 Lajos György, A Genoveva-Iegenda legregibb magyar vältoza- bert Wagner, Bibliographie altösterreichischer Ansichtenwer- ta. In: Irodalorntörreneti Közlernenyek 39 (1929), S. 198-200. ke aus fünf Jahrhunderten. Graz 1981-1984, Nr. 767, 783, 784, 86 Litaniae ad Beatam Virginem Mariam, per totius mundi mira- 785. culosas imagines divisae. Viennae 1697; vgl. Aladar Ballagi, 70 Geza Galavics, Csalädfäk, genealögiäk, In: Föuri ösgaleriäk Esterhäzy Päl litäniäi. In: Irodalomtörteneti Közlemenyek 2 (wie Anm. 63) S. 46-51; hier: S. 48 f. Nr. A.8. Abb. 30. (1892), S. 177 f. Dazu und zu den folgenden vgl. Tüslees (wie

71 [anos Hdrich, A hercegi f8leveltar rezrnetszergydjternenye. Anm. 61), S. 77-8I. Budapest 1937. (Masch.) Ungarisches Nationalmuseum, Bu- 87 Dissertatio paralipomenonica rerum memorabilium Hunga- dapest, Historische Bildergalerie von Ungarn (= HEU), S. 4- riae. Ex parte prima decadis tertiae, Curiosiorum et Selectio- 14; Eva D. Askercz, A soproni Liszt Ferenc Muzeum Grafi- rum, Variarum Scientiarum Miscellaneorum. Tyrnaviae 1699. kai gyiljremenyenek torteriete. In: Arrabona 14 (1972), 88 Fontes Gratiarum Marianarum novi et veteres. Claudiopoli S. 157-174, hier S. 162-164; Galavics (wie Anm. 18), S. 146, 1739. (Auf dem Doppeltitelblatt: Agriae 1740). 160, Anm. 21. Zu den Blättern der Serie vgl. z. B. György 89 Gdbor Tüslees, Eva Knapp, Ut6sz6. In: Elek [ordsnszley, Ma- R6zsa, Beiträge zur Entstehungsgeschichte der Wandmale- gyar Orszägban [... ] lev8 [... ] Märia kegyelem Kepeinek rö- reien im Schloß von Nagybittse (Bytca). In: Acta Historiae vid leiräsa. Poson 1836. Reprint: Budapest 1988. S. 1-49. Artium 15 (1969), S. 281-292, hier S. 282; Ders., Nadasdy Fe- 90 Pataky (wie Anm. 68), S. 133, Nr. 5; vgl. Anm. 5.

rene es a rndveszet. In: Mdveszettörreneti Ertesit8 19 (1970), 91 Zitiert bei Beni Nagy, Herczeg Esterhazy Pal nador, a .fe- S. 185-202, hier S. 187. Für die Hilfe in der Historischen Bil- renczesek jotevöje". Eger 1903, S. 34.

dergalerie von Ungarn danken wir Frau Gizella Cenner Wil- 92 Szilsrdjy, Tüslees, Knapp (wie Anm. 82), Nr. 203, 250. helmb. 93 Andreas Angyal, Fürst Paul Eszterhäzy (1635-1713). In: Süd-

72 Karte von Ungarn mit der Darstellung der ungarisch-türki- ostdeutsche Forschungen 4 (1939), S. 339-370, hier S. 367. schen Grenzlinie, 1682. Andor Borbely, Keziratos äbräzolä- 94 Angyal (wie Anm. 93), S. 339, 360-363; Semmelweis (wie Anm. sok Buda visszafoglaläsäröl. In: Tanulmänyok Budapest 3), S. 32 f.

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