Reinmar Der Alte: Ein Wîser Man
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Reinmar der Alte: ein wîser man. 0 These zu den Editionsprinzipien Hauptcharakteristikum dieser Edition ist die Lesbarkeit des Liedes sowie der Nutzen für Laien oder die wissenschaftliche Arbeit. Dementsprechend wird neben einer ausführlichen historischen Kontextualisierung und einigen Literaturangaben der größte Wert auf die Übersichtlichkeit der verschiedenen Varianten gelegt. Des Weiteren soll der Weg von der Handschrift zum endgültigen Produkt gezeigt werden, indem zunächst die originalen Strophen in den verschiedenen Handschriften neben der digitalen Transkription gezeigt werden. Anschließend werden diese Transkriptionen unter Auflösung einiger Sonderzeichen, die das Lesen erschweren, parallel zur neuhochdeutschen Übersetzung zu sehen sein, um einen optimalen Überblick über die Entwicklung von der mittelhochdeutschen Handschrift zum neuhochdeutschen Text zu bieten. Diese Edition von Rebecca Pruß Matrikelnummer: 4375764 Studiengang: Deutsche Philologie Studienfach: Geschichte 5. Semester entstand im Rahmen des Vertiefungsmoduls Ältere Deutsche Literatur Übung 16655a Bei Fr. Jones Wintersemester 2011/12 Institut für Deutsche und Niederländische Philologie Freie Universität Berlin 1 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 3 2. Allgemeine Transkriptionsprinzipien 4 3. Biografie Reinmars des Alten 3.1. Leben 5 3.2. Werk 5 3.3. Die Fehde mit Walther 6 4. Der historische Hintergrund: Das 12. und 13. Jahrhundert 4.1. Sozialgeschichte 7 4.2. Ereignisgeschichte 10 4.3. Verfassungsgeschichte 12 4.4. Kirchengeschichte 13 5. Grundlegendes zum Minnesang 5.1. Minne und Gesellschaft 16 5.2. Entwicklung und Geschichte 16 5.3. Arten des Minnesangs 17 5.4. Hohe und niedere Minne 18 5.5. Minnelieder und Handschriften 18 6. ein wîser man in den Handschriften 6.1. Handschrift A 19 6.2. Handschrift B 22 6.3. Handschrift C 26 6.4. Handschrift E 32 7. Varianz 7.1. Varianten auf Ebene der Strophen 39 7.2. Varianten auf Ebene des Liedes 46 7.2.1. Tabellarische Übersicht über Prinzip 1 47 7.2.2. Tabellarische Übersicht über Prinzip 2 - Handschrift C als Leithandschrift 48 7.2.3. Tabellarische Übersicht über Prinzip 2 - Handschrift E als Leithandschrift 49 8. Ausgaben-, Literatur- und Abbildungsverzeichnis 8.1. Ausgabenverzeichnis 50 8.2. Literaturverzeichnis 50 8.3. Abbildungsverzeichnis 51 2 1. Einleitung Das Lied "ein wîser man" von Reinmar dem Alten, auch bekannt als Reinmar von Hagenau, wird in dieser Edition im Hinblick auf größtmögliche Lesbarkeit und bestmöglichen Nutzen ediert. Um eine wissenschaftliche Arbeit mit diesem Lied zu gewähren, werden als Vorwort eine Biografie Reinmars sowie die historischen Hintergründe seiner Zeit der Ausgaben des Liedes vorangestellt, ein Literaturverzeichnis bildet den Schluss. Da das Lied in mehreren Handschriften vorkommt, wird es in jeder einzelnen vorgestellt, um eine Vollständigkeit zu gewähren und im Anschluss daran einen Vergleich des Liedes zu ermöglichen. Von jeder Handschrift werden zunächst die wesentlichen Merkmale aufgezählt, ehe näher auf Reinmars Lied darin eingegangen wird. Auch Abbildungen von Miniaturen Reinmars und der jeweiligen Strophen in der Handschrift werden zunächst gezeigt. Das mittelhochdeutsche Lied wird dabei inklusive der Sonderzeichen unter oder neben Ausschnitten des Liedes der originalen Handschrift zu sehen sein, je nachdem, ob dieses in Strophenform verfasst worden ist oder im Fließtext. Die Ausschnitte zeigen dabei die jeweilige Strophe, die restliche Seite wird an dieser Stelle nicht mehr benötigt und kann auf den Seiten zuvor eingesehen werden. Die neuhochdeutsche Übersetzung steht direkt neben einer Version mit Auflösung einiger Sonderzeichen, um eine bessere Lesbarkeit zu garantieren. Damit soll auch für Laien eine größtmögliche Übersichtlichkeit der einzelnen Strophen im Original gewährt werden. Näheres zu den Auflösungen der Sonderzeichen in der zweiten Version neben der Übersetzung wird in den Transkriptionsprinzipien erläutert. Die Übersetzungen stammen dabei von: Rupp, V. H.: Reinmars Lied Nr. 12 und die Reinmar- Philologie. German Life and Letters. 34 (1), 1980. S. 81-93. Im Anschluss daran werden die einzelnen Strophen des Liedes miteinander verglichen. Dabei werden allerdings nur die wesentlichen Gemeinsamkeiten und Unterschiede analysiert, ohne diese zu interpretieren, um möglichst objektiv und neutral das Lied zu präsentieren. Ein Vergleich auf Ebene der Strophen erfolgt im Schluss mit Hilfe von Tabellen, um den Vergleich besser darstellen zu können. Das dabei benutzte Vorgehen wird zuvor für eine allgemeine Verständlichkeit genau erklärt. 3 2. Allgemeine Transkriptionsprinzipien Für die Transkription wurden nur wenige Veränderungen am Zeicheninventar vorgenommen. Es wurde versucht, möglichst viele der im Originaltext vorhandenen Sonderzeichen zu übernehmen bzw. nachzubilden, um eine möglichst originalgetreue Abbildung zu geben. Die farblichen Hervorhebungen einzelner Buchstaben sind dem Original entnommen. Die einzelnen Strophen werden nicht gekennzeichnet, da im Original ein vollständiger Fließtext ebenfalls ohne Nummerierungen der Strophen vorliegt. 1. Die Transkription erfolgte so textgetreu wie möglich. Abkürzungen und Umlaute wurden demzufolge nicht aufgelöst, sodass sämtliche Sonderzeichen übernommen wurden. In der Handschrift finden sich auch einige Punkte, die wie Satzzeichen erscheinen. Um auch diese nicht zu vernachlässigen, werden sie im Folgenden möglichst mit notiert. 2. Die Strophen sind in derselben Reihenfolge wie in der Handschrift wiedergegeben. 3. Zeilenumbrüche wurden beibehalten. Um Wortgrenzen dennoch zu markieren, wurden bei den Wortumbrüchen jeweils Trennstriche am Ende der Zeile eingefügt: [-]. In der hiesigen Transkription wird versucht, die Strophen getreu wiederzugeben. Andererseits wird parallel zu den Übersetzungen eine aufgelöste Version geboten, d.h. eine Transkription, in der Abkürzungen und Sonderzeichen nicht mehr so zahlreich zu finden sind. Somit verbessert sich die Lesbarkeit und mit ihr die Vergleichbarkeit der verschiedenen Werke. Im Gegenzug dazu steht die weitere Entfernung des Editionstextes vom Originaltext. Das Studium des Originaltextes, oder zumindest der originalgetreuen Versionen, ist für eine eingehende Beschäftigung mit dem Material aber weiterhin unumgänglich. Überblick über die Auflösungen der zweiten Version neben der Übersetzung: Originalversion Auflösung ſ (Schaft-s) s ı i v u oder f Nasalstrich n æ, œ ae oder oe dc das 4 3. Biografie Reinmars des Alten 3.1. Leben Reinmar der Alte war einer der wichtigsten deutschen Minnesänger, der um die Jahrhundertwende vom 12. zum 13. Jahrhundert im süddeutschen Gebiet des Römischen Reiches lebte. Da er allerdings nicht ein einziges Mal urkundlich erwähnt wurde, kann man auf seine Lebensdaten nur aus Handschriften schließen. Geboren wurde er vielleicht zwischen 1160 und 1170, sein Geburtsort ist unbekannt. Gedichtet hat er wahrscheinlich ab dem letzten Jahrzehnt des 12. Jahrhunderts, eventuell auch schon seit den 1180er Jahren zeitgleich mit Hartmann von Aue. 1194 betrauerte er den verstorbenen Leopold V. von Österreich in einer Totenklage. Reinmars Tod beklagte nicht nur Walther von der Vogelweide, sondern auch Gottfried von Straßburg in seinem Tristan, welcher vor 1215 verfasst wurde. Da Reinmar nicht urkundlich belegt wurde, ist davon auszugehen, dass er weder dem Adel noch dem Niederadel angehörte. Es wurde vermutet, dass er von Reichsministerialen abstammte, dafür gibt es aber keinen Beweis. Da er in mehreren verschiedenen Handschriften vorkommt, war er möglicherweise von Beruf Hofsänger. Seinen Beinamen „der Alte“ erhielt er erst im Nachhinein von der Forschung, um ihn von späteren Reinmars abzugrenzen. Ebenfalls bei Gottfried kommt der Zusatz „von Hagenau“ vor. Da Hagenau im Elsass die wichtigste Pfalz der Staufer war, ist es allerdings ebenfalls möglich, dass er lediglich dort auftrat und berühmt wurde, nicht aber unbedingt von dort stammte. Wie viele Minnesänger seiner Zeit reiste er wohl wie der deutsche König von einem Ort zum nächsten, um dort aufzutreten. Indizien zufolge hielt er sich auch in Wien auf, wo Walther von der Vogelweide zu Beginn seines Dichtens lebte. 3.2. Werk Das Werk Reinmars des Alten gilt vielfach als Höhe- und bisweilen auch als Endpunkt des mittelalterlichen Minnesangs. Schon Zeitgenossen empfanden Reinmar als einen der wichtigsten und bekanntesten Minnesänger seiner Zeit – mitunter gar vor Walther von der Vogelweide. Demzufolge erfuhr sein Werk eine sehr breite und weit verstreute Überlieferung. Bei keinem anderen mittelhochdeutschen Dichter wurde die Diskussion um die Echtheit der Texte so umfangreich geführt wie bei Reinmar dem Alten. Einst wurden ihm 88 Werke zugeschrieben, einige Jahre später waren es nur noch 34, heute spricht man von einem Umfang von etwa 60 Werken. Diese Unsicherheit beruht insbesondere auf den zahlreichen Widersprüchen, die sich in Reinmars Werk finden lassen. So handelt sein Minnesang stets in einem etwas melancholisch anmutenden Ton von der unerreichbaren Frau, für die sich der Dienende verzehrt. Über diese Reflexion akzeptiert der Liebende die Unerfüllbarkeit seiner Liebe und verschreibt sich der Enthaltsamkeit. Die Minneklagen sind dabei im Allgemeinen stark vergeistigt und sehr hypothetisch, sodass sie mitunter sehr abstrakt wirken. Dieser Eindruck entsteht dabei nicht nur durch den Inhalt, sondern auch durch die stilistische Gestaltung: Es finden sich kaum Metaphern, Bilder oder Erklärungen. Die Satzstruktur ist mitunter sehr komplex und während die Texte von Konjunktiven nur so wimmeln finden sich