Die Geschichte und Entwicklung des Frauenfußballs

Gert Christoph

Gleiche Regeln für Männer und Frauen

Frauenfußball hat eine turbulente Geschichte, galt zeitweilig als moralisch verwerflich und kämpft in vielen Ländern immer noch um gesellschaftliche Anerkennung. Der von Frauen gespielte Fußball unterscheidet sich heute in Bezug auf Regelwerke, Spielweise und die taktischen, strate- gischen Grundregeln in keiner Weise vom Fußball der Männer. Bei der ersten WM 1991 in China wurden zweimal 40 Minuten gespielt. 1992 führte die FIFA bei ihren Mitgliedsverbänden eine Umfrage zur aktuellen Spielzeit durch. In elf Ländern wurde bereits 90 Minuten gespielt, in zehn weiteren war die Anhebung von 80 auf 90 Minuten geplant. Alle anderen wollten weiter nur zweimal 40 Minuten spielen. Im Oktober 1993 beschloss die FIFA, dass ab der WM 1995 in Schweden nur noch zweimal 45 Minuten ge- spielt werden soll. In Deutschland wurde 1971 mit zweimal 30 Minuten begonnen, dann 1985 bis 1993 zwei mal 40 Minuten gespielt und seit der Serie 1993/1994 schließlich zwei mal 45 Minuten.

Bis 1995 wurde bei uns noch etwas antiquiert von „Damen-Fußball" gesprochen. Diese Titulierung passt eher zu den nobleren Sportarten Hockey oder Tennis, aber nicht zum bodenständigen Fußball auf Aschenplätzen. Zum 25-jährigen Jubiläum des Frauenfußballs im DFB, also 1995, gab der Verband die altmodische Bezeichnung „Damen-Fußball" auf. Schließlich sprach der legendäre Sepp Herberger seine Spieler auch nicht mit „meine Herren", sondern volksnah mit „Männer" an. Die Sportkleidung der Frauen sorgte jahrelang für Diskussionen, besonders unter den Sportlerinnen. Die deutschen Frauen spielten bis einschließlich der WM 2003 in den USA in Trikots der Männer. Danach spielten die Kickerinnen auch in der mit eigens auf ihre Figur zugeschnittenen Hemden und Hosen. Das Nationalteam zusätzlich mit zwei Sternen über dem DFB-Logo für die zwei gewonnenen WM-Titel. Erste Ballkontakte durch Frauenbeine

Fußballähnliche Spiele mit Beteiligung der Frauen sollen schon sehr früh in der Zeit der Qin- Dynastie und der Sui-Dynastie (221 v. Chr. Bis 618 n. Chr.) in China, bei den Kulturen der Inuit (Eskimos) mit Bällen aus Robben- oder Rentierleder auf Eisflächen oder bei den nord- amerikanischen Indianern gespielt worden sein. Auch im europäischen Mittelalter haben Männer und Frauen solche Spiele oft gemeinsam betrieben. Dabei traten manchmal ganze Dörfer oder Stämme gegeneinander an. Im Frankreich des 12. Jahrhunderts beteiligten sich auch die Bauersfrauen an dem Volkssport „la soule", einem Vorläufer des modernen Fußballs. In Schottland fand im frühen 18. Jahrhundert ein jährlich wiederkehrendes Fußball-Ritual statt. Es standen sich die verheirateten und die unverheirateten Frauen in einem Match gegenüber. Als Ball diente eine gefüllte Tierblase, Bäume wurden zu Torpfosten.

Die Urahninnen des modernen Frauenfußballs

Wie viele moderne Sportarten entstand auch das heutige Fußballspiel in England. 1863 erhielt das Fußballspiel eine erste Vereinheitlichung der Regeln. Dieses Datum gilt als Anfang des modernen Fußballspiels. Es wurde die Football Association (F.A.) gegründet. 1894 gründete die Londonerin Nettie Honeyball mit den „British Ladies" das erste englische Frauenfußball-Team. Am 23. März 1895 fand in London vor ca. 8000 Zuschauern das erste Frauenfußballspiel statt, das nach den offiziellen FA-Regeln ausgetragen wurde. Nord-England besiegte Süd-England mit 7:1. Die Herren der FA fanden die Fußballtracht der Damen anstößig und verboten die Spiele der „Lady-Teams". Die Industrialisierung und der Erste Weltkrieg führte teilweise zur Auflösung der klassischen Rollenverhältnisse zwischen Mann und Frau. Die Männer sind an der Front, die Frauen übernehmen Feld- und Fabrikarbeiten und partizipieren an traditionell männlichen Freizeitaktivitäten. Die FA hatte ihren Spielbetrieb kriegsbedingt eingestellt, als Munitions- arbeiterinnen der W.B. Dick & John Kerr's Maschinenfabrik im nordenglischen Preston im Jahre 1917 das Frauenteam „Dick Kerr's Ladies" gründeten. In den folgenden Jahren reist das Team zu sog. Wohltätigkeitsspielen durch England. Die Einnahmen wurden für karikative Zwecke verwendet. Deshalb unterstützten die FA zunächst die Lady-Kicker. Am zweiten Weihnachtsfeiertag 1920 spielten die „Dick-Kerr-Ladies" in Everton vor 53000 Zuschauern gegen die „St. Helens-Ladies". Einige Monate vorher, im März 1920, gastierten die Frauen von „Femina Paris" in London. Vor 61000 Zuschauern fand in Chelsea das erste internationale Match statt. Die Engländerinnen siegten mit 2:1. Der Frauenfußball boomt noch einige Zeit. In vielen Städten der englischen Industrieregionen entstehen Frauenfußballteams, die auf Betriebsebene gegeneinander spielten. Auch Stadt- mannschaften werden gegründet. Der FA sind die Erfolge der Ladies ein Dorn im Auge, weil sie angeblich nicht nur karikative Ziele, sondern auch geschäftliche Interessen mit den inzwischen finanziell durchaus attrak- tiven Spielen verfolgen. Der Frauenfußball wurde mit Drohungen und Verboten wie schon einmal zur Jahrhundert- wende unterbunden. Zwar gründeten daraufhin ca. 25 Frauenteams die „English Ladies Football Association", doch ein FA-Beschluss von 1921 bewirkt das allmähliche Aus des eng- lischen Frauenfußballs. Die „Dick-Kerr-Ladies" existierten noch bis 1965, aber die Zahl der Spiele und die Einnahmen für soziale Zwecke sanken Jahr für Jahr. In Frankreich wurde 1912 der Pariser Sportclub „Femina" als erstes Frauenfußballteam ge- gründet. Im April 1918 bestritten die Damen das Vorspiel zu einem Männer-Länderspiel Frankreich gegen Belgien. Auch in Reims, Toulouse und Marseille wurden Frauenteams gebildet. Diese gründeten einen eigenen Sportverband, in dem auch andere Spiele und die Leichtathletik betrieben wurden. Bis 1932 wurden Meisterschaften ausgespielt. Der franzö- sische Frauenfußball wurde nicht verboten, sondern verschwand durch wirtschaftliche Schwierigkeiten von der Bildfläche. Auch in Österreich und anderen Ländern Mitteleuropas gab es in dieser Zeit Frauenfuß- ballteams, die sich ebenfalls aus wirtschaftlichen Gründen nicht über einen längeren Zeitraum halten konnten.

Der endgültige Durchbruch des Frauenfußballs

In den 1970er Jahren entstand weltweit eine neue, moderne Frauenfußball-Bewegung. Hochburgen im Gebiet des europäischen Fußballverbands UEFA waren Mitteleuropa, Skandinavien und Italien. Auch in Ländern des CONCACAF-Gebietes wie USA, Kanada und Mexiko sowie die asiatischen Länder China und Nordkorea entwickelte sich der Frauenfußball rasant. Später folgten afrikanische Länder, besonders Nigeria, und in Südamerika wurde Brasilien immer stärker. Zu dieser Zeit kümmerten sich der Fußballweltverband FIFA und der europäische Verband UEFA noch wenig um den Frauenfußball. Im November 1971 empfahl die UEFA, die Frauen wieder in ihren Reihen aufzunehmen. Man befürchtete nicht ohne Grund, die Kickerinnen könnten sich abspalten, denn im November 1969 wurde die "Confederation of Independent European Female Football" (FIEFF) gegründet. Prompt veranstaltete 1970 in Italien der Spirituosenhersteller Martini & Rossi als Sponsor eine Frauen-WM, an der auch eine deutsche Mannschaft (Bad Neuenahr) teilnahm. Ein Jahr später spielten einige Länder ein weiteres Einladungsturnier in Mexiko. Beide Turniere gewann Dänemark. Diese beiden Veranstaltungen weckten endlich das Interesse der FIFA und der UEFA. Auf dem 45. FIFA-Kongress 1986 forderten Delegierte, besonders die Norweger, dazu auf, den Frauenfußball stärker zu fördern. Beim damaligen FIFA-Präsidenten Havelange stieß dieser Wunsch auf Zustimmung. Die UEFA veranstaltete schließlich seit 1984 Frauenfußball-Europameisterschaften. Vorher gab es zwei inoffizielle Europameisterschaften in Italien, nämlich 1969 (Gewinner Italien) und 1979 (Gewinner Dänemark).

1981 und 1984 gewann die SSG Bergisch-Gladbach als deutscher Ver- treter den Pokal. Eine deutsche Frau- en-Nationalmannschaft gab es noch nicht. 1987 wurde der deutsche Ver- treter, wieder die SSG Bergisch- Gladbach, Dritter. 1988 fand in der VR China in der Provinz Guangdong (Kanton) eine Test-WM unter FIFA-Regie statt. Hier machte sich die Erfahrung Chinas mit Einladungsturnieren seit 1983 bezahlt. Das Turnier wurde ein Erfolg. Sieger wurde Norwegen im Finale vor 30000 Zuschauern gegen Schweden mit einem 1:0 Sieg. Deutschland nahm hier noch nicht teil. Jetzt konnte die erste offizielle Frauenfußball-WM durchgeführt werden, die 1991 in China stattfand.

Zunächst wurde mit 12 Mannschaften, ab 1999 mit 16 gespielt. Im Dezem- ber 2009 in Kapstadt be- schloss die FIFA, die Frauen-WM 2015 mit 24 Mannschaften durchzufüh- ren. Die UEFA richtete in der Saison 2001/2002 den UEFA Women's Cup ein, den europäischen Meister- pokal der Frauenclubs. Andere Erdteile folgten diesem Beispiel. 2002 kam die Juniorinnen- WM dazu. Zunächst als U19-WM, ab 2006 als U2O-WM. 2007 wurde die Infrastruk- tur der Frauenfußball WMs dann komplett der männ- lichen Jugend angepasst, als die U17 WM eingeführt wird. Ähnlich hält es die UEFA mit ihren diversen Juniorinnen Europameis- terschaften. „Die Zukunft des Fußballs ist weiblich." Mit diesem populären Zitat von FIFA- Präsident Sepp Blatter wurde der erste Frauen- und Mädchenfußballkon- gress Anfang April 2005 in Köln überschrieben.

Maximumkarte für die 1. Weltmeisterschaft im Frauenfußball in China

Entwicklung und Erfolge des deutschen Frauenfußballs

In Deutschland finden sich erste Hinweise auf Fußball spielende Frauen erst um 1900. Allerdings kickten sich die Damen, brav im Kreis aufgestellt, den Ball gegenseitig zu. Es war mehr ein Turnspiel. Erst die staatsrechtliche Gleichstellung der Geschlechter um 1920 in der Weimarer Republik ermutigte die Frauen, sich selbstbewusst in sog. Männersportarten zu betätigen. Viele Sportfunktionäre und Mediziner befürchteten eine Vermännlichung der Frau, Gefährdung der Wesensbestimmung und gesundheitliche Schäden. Das Fußballspiel galt seinerzeit als männlicher Kampfsport. Dennoch sollen in dieser Zeit beim Arbeiter-Sportverein BSK Fürth bereits 25 Damen die Fußballstiefel geschnürt haben. Erst 1930 gründete die couragierte Metzgertochter Lotte Specht mit dem 1. DFC Frankfurt/M. den ersten Damenfußballclub Deutschlands. Die Kickerinnen wurden als Mannweiber verlacht, Männer warfen mit Steinen. Die Zeitungen haben sie lächerlich gemacht und beschimpft. Nach einem Jahr gaben die Fußballfrauen auf. In der NS-Zeit erklärte die braune Ideologie die Mutterschaft zur nationalen Aufgabe. Der Kampfsport Fußball ist nicht „fraugemäß". Dazu bekannte sich der gleichgeschaltete DFB in einer Pressemitteilung aus dem Jahre 1936. Selbst im konservativen Nachkriegsdeutschland ändert sich nichts Grundsätzliches an der Einstellung des DFB zum Frauenfußball. Nach dem „Wunder von Bern", als 1954 die deutschen Männer Weltmeister wurden, findet der aktive Kick bei den Frauen immer mehr Anklang. Vor allem im Ruhrgebiet gründeten sich um 1955 mehrere Damenfußballvereine. Deren Spiele fanden teils vor erstaunlichen Zuschauerzahlen statt. DFB-Präsident Dr. Peco Bauwens erklärte: Fußball ist kein Frauensport. Auf dem Bundestag des DFB am 30. Juli 1955 beschlossen die Funktionäre einstimmig, den Frauenfußball zu verbieten unter Androhung von Strafe bei Zuwiderhandlung. Trotz DFB-Verbot spielen immer mehr Frauen Fußball. Neue Vereine entstanden, sogar regionale Verbände. Gespielt wurde auf kommunalen Plätzen. Am 23. September 1956 kam es in Essen vor 18000 Zuschauern zum ersten Fußball-Länderspiel der Damen zwischen Westdeutschland und Westholland. Deutschland gewinnt mit 2:1, und die Wochenschau kommentiert diese Veranstaltung mit Begeisterung. Am 25. März 1957 fand im Münchener Dante-Stadion vor 17000 Zuschauern das zweite Länderspiel zwischen Deutschland und Holland (4:2) statt. Der „Kicker" lobte den Damenfußball, DFB-Funktionär Dr. Xandry beschwerte sich beim Münchener OB wegen der Bereitstellung des städtischen Stadions. Auswahlspiele wurden von Damenfußball-Verbänden in West- und Süddeutschland organi- siert, die sich aber Mitte der 1960er Jahre wieder auflösten. Immerhin waren bis 1965 mehr als 150 solcher Auswahlspiele nachgewiesen, u.a. gegen Teams aus England, Österreich, Italien und Holland. Leider kam es auch zu unseriösen Damenfußballveranstaltungen, wie im Herbst 1957 bei einer inoffiziellen Damenfußball-EM in . Das Turnier wurde eine Pleite, die Veranstalter werden wegen Betrugs verhaftet. Auftrieb erhielten die Kickerinnen durch die neue Frauenbewegung, die sich im Zuge der 1968er Studentenbewegung etabliert. Es begann ein allgemeiner Liberalisierungs- und Modernisierungsprozess. In Frankfurt gründete sich 1968 der Frauenfußballverein „SG Oberst Schiel". Dieser Verein war eigentlich ein Schützenverein für Männer, die sich einmal im Jahr zu einem Fußballspiel gegen andere Freizeitclubs verabredeten. Die Gattinnen nehmen das zum Anlaß, selbst gegen den Ball zu treten. Die Damen der „SG Oberst Schiel" waren die Fußballpioniere im hessischen Raum. Sie wurden 1974 Hessenmeister und standen 1977 sogar im Endspiel der Deutschen Meisterschaft gegen die SSG Bergisch-Gladbach (0:0 und 0:1). Weitere Zentren des Frauenfußballs wurden die Gegend um das Ahrtal (SC 07 Bad Neuenahr), Landau (Pfalz), das rheinhessische Wörrstadt, im Süden die Gegend um Ulm und Augsburg und natürlich das Ruhrgebiet. Erst am 30. Oktober 1970, während eines Verbandtages des DFB in Travemünde und auf Druck der FIFA und UEFA, wurde der Frauenfußball in Deutschland offiziell zugelassen. Der DFB sah nämlich die Gefahr, dass sich die kickenden Damen dem Deutschen Turnerbund anschließen oder einen eigenen Frauen-Fußballverband gründen könnten. Er würde dann die absolute Hoheit über das Fußballspiel einbüßen.

Die Frauen wurden freilich nicht ganz ohne Zugeständnisse aufge- nommen. Sie sollten mit einem schützenden Brustpanzer spielen. Stollenschuhe waren verboten. Die Fußbälle sollten Größe 4 wie die für Kinder bis 12 Jahre haben mit 62 bis 66 cm Durchmesser. Die Spieldauer sollte 2 x 30 Minuten betragen und eine halbjährige Winterpause wurde auferlegt. Die rasante Entwicklung des Frauenfußball weltweit sorgte dafür, dass sich diese Auflagen schnell von selbst erledigten. 1971 fanden die ersten Runden- spiele um den Goldpokal statt. Da- raus wurde 1974 die Deutsche Meisterschaft. Vereins-Pokalspiele wurden 1980/1981 eingeführt. Seit dieser Zeit spielen Landesauswahl- teams auch um den DFB-Frauen- Länderpokal. 1985/1986 wurden Regional- und Oberligen gegründet und 1990 der Spielbetrieb in 14 regionalen Ligen und einer zweiteiligen Bundesliga mit je 10 Teams organisiert. Seit 1997/1998 spielen 12 Teams in einer eingleisigen Bundesliga, um das Leistungsniveau anzuheben. Auf internationaler Ebene erzielte der deutsche Frauenfußball in den 1980er Jahren entscheidende Entwicklungsschübe. 1982 wurde endlich aus den besten Spielerinnen eine Nationalmannschaft gebildet. Wohl mit ausschlaggebend war ein für den DFB peinlicher Vorfall während eines Jugendturniers 1980 in Taiwan. Hier erhielt die DFB-Delegation eine Einladung für die inoffizielle Frauenfußball- WM 1981 im gleichen Land. Um sich nicht zu blamieren, schickte man den deutschen Meister SSC Bergisch Gladbach hin, der prompt das Turnier gewann.

Im ersten „richtigen“ Länderspiel besiegten die deutschen Kickerinnen am 10. November 1982 in Koblenz die Schweiz mit 5:1 vor 6000 Zuschauern. Die heutige Bundestrainerin Sylvia Neid schoss als damals 17-jährig gleich zwei Tore. Im Jahre 1983 wurde die Qualifikation für die erste EM der Frauen ausgespielt. Der DFB führte Sichtungslehrgänge durch, um eine schlagkräftige Mannschaft zu formen. Die deutschen Frauen verpassten die mit vier Teams ausgetragene Endrunde. Sie hatten zu wenig Erfahrung. Der damalige Trainer glaubte, dass er mit der Clubmannschaft von Bergisch Gladbach den Titel gewonnen hätte. So gewann Schweden mit zwei Spielen in Göteborg bzw. Luton gegen England den ersten EM-Titel (1:0 und 4:3 i.E.)

Im übrigen schien der DFB in den Jahren zwischen 1982 und 1987 die Entwicklung des Frauenfußballs zu verschlafen. Zu viele interne Probleme, zu wenig Leistungsbereitschaft erschwerten die Entwicklung. Die skandinavischen Länder und Italien waren um Jahre voraus.

Die Qualifikation zur EM 1987 scheiterte ebenfalls aus den genannten Gründen. 1989 fand die EM erstmals in Deutschland statt. Die deutschen Frauen erreichten das Endspiel in Osnabrück. Sie bezwangen vor 23000 Zuschauern Norwegen mit 4:1. Nach diesem Erfolg brach eine Euphorie um die deutschen Fußballmädchen aus. 1990 spielten die Frauen des Fußball-Verbandes der DDR (DFV) das erste und einzige Länderspiel. Es fand am 09. Mai 1990 in Potsdam gegen die tschechoslowakischen Frauen statt, das die Gäste 3:0 gewannen. Ebenfalls 1990, kurz vor der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten, führte der Verband die erste „richtige“ DDR-Meisterschaft durch. Meister wird die BSG Post Rostock. Davor, ab 1979, wurde in einer DDR-Bestenermittlung der Meister ausgespielt. Es gab zu dieser Zeit in der DDR etwa 360 Frauenteams. 1993 gab es im deutschen Frauenfußball noch einmal einen kleinen Rückschlag, als Deutschland das EM-Finale in Italien verpasste. Das Endspiel gewann Norwegen mit 1:0 gegen Italien. Im Jahr 1995 entschied der DFB, ab 1997/1998 die eingleisige Bundesliga mit 12 Teams einzuführen. Die spielerische Qualität verbesserte sich fortan ständig. Nun entwickeln sich die deutschen Fußball-Frauen zum Abonnement-Titelträger in Europa und zu einem Spitzenteam weltweit. Beginnend mit dem EM-Gewinn im Jahr 1995 (3:2 gegen Schweden in Kaiserslautern) und dem Vizetitel bei der in Schweden stattfindenden WM (Finale Norwegen — Deutschland 2:0) noch im gleichen Jahr.

Spielerinnen wie , , , , , und einige mehr gehörten zum Besten, was der Frauenfußball zu bieten hatte.

Das erste olympische Turnier des Frauenfußballs fand 1996 in Atlanta statt. Das erste Tor in der Geschichte der olympischen Spiele gebührte Bettina Wiegmann, die nach genau 5 Minuten und 23 Sekunden die 1:0 Führung gegen Japan erzielte.

Ende des 20. Jahrhunderts wurde die frühere deutsche Nationalstürmerin zu Europas Fußballerin des Jahrhunderts gekürt, vor aus Italien und der Schwedin . Mohr schoss 83 Tore in 104 Länderspielen und wurde fünfmal hintereinander Torschützenkönigin für ihren Verein TUS Niederkirchen in der Bundesliga.

In Athens im Bundesstaat Georgia fanden die Halbfinalspiele und das Finale des Frauenturniers statt. Doch da war die deutsche Mannschaft schon nicht mehr dabei.

In der Saison 2001/2002 wurde zum ersten Mal der UEFA Europapokal der Landesmeister ausgespielt. Die Frauen des 1. FFC Frankfurt/M. erreichten gleich das Endspiel. Sie besiegten am 23.05.2002 im Frankfurter Waldstadion den schwedischen Club „Umea IK" mit 2:0 und holten den Pokal nach Deutschland.

Ticket für das Finale im UEFA Women’s Cup 2002

Die WM 2003 in den USA brachte die Fußball-Frauen Deutschlands an die Weltspitze. Im Finale besiegt Deutschland die Schwedinnen in der Verlängerung vor 27000 Zuschauern in Carson südlich von mit 2:1 durch das Golden Goal, das Nia Künzer mit dem Kopf ins Tor bugsiert.

Von diesem Zeitpunkt an ist der DFB der einzige Verband der Welt, der sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen Weltmeister wurde.

Sonderstempel der Deutschen Post zur WM 2003

Ganzsache der Sporthilfe mit Sonderstempel zum Titelgewinn

Es häuften sich nun die großen Erfolge der deutschen Kickerinnen. 2007 werden sie in China mit einem 2:0 Sieg gegen Brasilien zum zweiten Mal Weltmeister.

Sonderumschlag zur FIFA-Frauen-WM für den Spielort Hangzhou mit personalisierter Marke, Sonderstempel und postalischen Nebenstempeln

Einschreiben mit dem Sonderstempel zum Titelgewinn

Europameister wurden sie inzwischen siebenmal, nämlich nach 1989 und 1997 noch 1995, 1997, 2001, 2005 und 2009. Dreimal wurde die Endrunde in Deutschland ausgetragen.

Bei olympischen Spielen reichte es bisher „nur" zu drei Bronze-Medaillen, nämlich 2000 in , 2004 in Athen und 2008 in Peking.

Das Vogelnest, Pekings Sport-Prachtbau, blieb den Fußballerinnen verwehrt. In der Hauptstadt war das Arbeiter-Stadion ihre Spielstätte.

Den UEFA Women's Cup der Landesmeister gewannen deutsche Team fünf Mal. Der 1.FFC Frankfurt/M. holte den Pokal 2002, 2006 und 2008, der FFC Turbine Potsdam 2005 und der FCR 2001 Duisburg im Jahre 2009. Auch die weiblichen Nachwuchsmannschaften erzielten schon tolle Erfolge: die U17 wurde zweimal Europameister, einmal WM-Dritter; die U18/U19 fünfmal Europameister; die U20 einmal Weltmeister und zweimal Dritter. Leider nimmt die Presse von den Erfolgen der weiblichen Nachwuchsteams noch viel zu wenig Notiz. Aufgrund der genannten Erfolge durfte die Frauen-Nationalmannschaft des DFB im Jahr 2004 in Paris anlässlich der 100-Jahr-Feier der FIFA gegen eine Weltauswahl spielen. Das FIFA- Team siegte knapp mit 3:2.

FRANKIT-Absenderfreistempelung durch die U20-WM-Austragungsorte Bielefeld und Bochum

Die jüngste U20-WM wurde vergangenes Jahr vom 13. Juli bis 1. August in Deutschland ausgespielt. Spielorte waren Augsburg, Bielefeld, Bochum und Dresden. Der U20-WM kommt etwa die gleiche Bedeutung zu wie der Konföderations-Cup der Männer.

Am 22. April 2009 fand in Frankfurt am Main ein Länderspiel Deutschland — Brasilien zur Vorbereitung auf die WM 2011 statt. Das sehr flotte, hochklassige Spiel endete 1:1 unentschieden. Wichtiger als das Ergebnis die- ses Spieles war der neue europäische Rekord mit 44.825 Zuschauern bei einem Frauenfußballspiel. Mehr Zuschauer weltweit gab es beim Endspiel der WM 1999 im Rose Bowl Stadium in Pasadena mit 90.000 und beim Final des Einladungsturniers 1971 in Mexiko mit 110.000 Besuchern.

Bis heute (Stand 2009; Deutschland — USA 0:1) absolvierte das Frauenteam des DFB 333 Spiele. Davon wurden 226 gewonnen, 62 verloren, 45 endeten im Unentschieden. Das Torverhältnis aller dieser Spiele lautet 912:276. Das ist schon beeindruckend! Der Frauenfußball ist in Deutschland heute eine anerkannte Sportart. Inzwischen bevölkern die Mädchen und Frauen die Stadien. Noch nie gab es in Deutschland so viele weibliche Fußballfans. Der Fußball, die schönste Nebensache der Welt, erobert nun auch die Damenwelt. In den Stadien sind laut einer Umfrage schon 23% der Besucher weiblich. Bundesweit sind 13,7 Millionen Mädchen und Frauen (Stand Juli 2009) nach einer Studie des Kölner Marktforschungsunternehmens „Sport + Markt" vom Ballfieber infiziert, 1991 waren es nur 5,9 Millionen, Tendenz steigend. Teenager verehren Lukas Podolski, Bastian Schweinsteiger & Co. Die Frauen wollen schlichtweg ein spannendes Fußballspiel erleben und genießen, weil die Arenen sicherer und komfortabler geworden sind. Bei der EM 2008 saßen in Deutschland mehr Frauen als Männer vor den Bildschirmen. 60% sehen Fußball als beliebteste TV-Sportart. 1991 waren es nur 22%. Im fast gleichen Zeitraum hat sich auch die Zahl der weiblichen Mitglieder beim DFB etwa verdoppelt auf inzwischen über eine Million (Stand 2009) von insgesamt 6,6 Millionen Mitgliedern im DFB. Zurückzuführen ist diese gesteigerte Aufmerksamkeit der weiblichen Aktiven und Zuschauer auch vor allem auf die Erfolge der Frauen-Nationalmannschaft in den vergangenen Jahren. Das hohe Ansehen des Teams von DFB Trainerin schlägt sich mit 88% an sechster Stelle der Bekanntheitsskala ausgewählter Wettbewerbe, Ligen und Mannschaften nieder. Der DFB hat sich in den letzten Jahren zum Vorzeigeverband in Sachen Emanzipation entwickelt. Nahezu alle den Frauenfußball betreffenden Führungsaufgaben im größten Einzelsportverband der Welt sind an Frauen delegiert. So übernahm Tina Thenne-Meyer 1996 als erste Frau das Amt der Bundestrainerin. Die Posten der Fußballlehrer sind sukzessive mit ehemaligen Nationalspielerinnen besetzt worden. Steffi Jones als OK- Präsidentin der in Deut- schland stattfindenden WM 2011 und als Nationalmannschafts-Managerin stehen für diese Entwicklung. Den ersten Gewinn der deutschen Frauen bei einer WM (2003 in den USA) betitelte die Bildzeitung mit der fetten Schlagzeile „Wir sind Weltmeisterin".

Nach der letzten EM 2009 in Finnland schrieben die Zeitungen: „So etwas schaffen derzeit nur die Frauen" . Oder: „Siebter Titel, siebter Himmel, finnische Festspiele" (FAZ). Alles im Frauenfußball, so scheint es, ist angemessener, realis- tischer, bodenständiger, unverfälschter, ehrlicher, offener, au- thentischer, spontaner, herzlicher als auf der vergleichbaren Ebene des Männerfußballs. Gratulanten in Helsinki waren neben Bundespräsident Horst Köhler der damalige Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble und der Frauenfußball-Förderer DFB Präsident Dr. . Es erscheinen nun in großen Zeitungen Anzeigen der Haupt-, Premium- und sonstiger Partner des Teams. Die besten Spie- lerinnen haben inzwischen lukrative Sponsorenverträge. Die deutschen Fußball-Frauen werden ihren Sponsoren nicht nur immer lieber, sondern auch immer teurer.

Hyundai gehört zu den Sponsoren der WM 2011- dokumentiert mit einem Absenderfreistempel des Herstellers Ascom Hasler (Neopost) Über den Spitzensport hinaus will der DFB maßgeblich dazu beitragen, Mädchen mit Migrationshintergrund durch den Fußball vom Rand der Gesellschaft in ihre Mitte zu holen.

Dokumentationsbeleg zur Vergabe der WM 2011 nach Deutschland

All die genannten Erfolge, die hohen Zuschauerzahlen in deutschen Stadien und die gute Lobbyarbeit von Theo Zwanziger und vom „Chefdiplomaten" des DFB Franz Beckenbauer beim „Projekt 2011" wurden von Erfolg gekrönt. Die FIFA vergab die WM am 30. Oktober 2007 mit 22:2 Stimmen gegen den als letzten übrig gebliebenen Mitbewerber Kanada nach Deutschland. Ein Hauptargument für den klaren Abstimmungssieg dürfte auch die Erinnerung an das euphorisch gefeierte Männerturnier 2006 gewesen sein, als die Welt „zu Gast bei Freunden" war.

Werbung für den Spielort Bochum per FRANKIT-Absenderfreistempelung

Freuen wir uns auf eine möglichst erfolgreiche Frauen-WM 2011 auf deutschem Boden vor hoffentlich vielen Fans und bei guter Stimmung! Die Fußball-Sammler wünschen sich eine möglichst ergiebige Ausbeute!

Die Fußballsammler wünschen sich eine möglichst ergiebige Ausbeute. Auf der IMOS- Website (www.imos-online.net) wird in einer Dokumentation über Ergänzungen und Neuheiten des Veranstalterlandes informiert.

Literatur: „Frauenfußball", Verlag die Werkstatt Begleitbuch zur Ausstellung „Verlacht, verboten, gefeiert" Verlag Landespresse, 53919 Weilerswist