Ignaz Paul Vital Troxler : 1780-1866

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Ignaz Paul Vital Troxler : 1780-1866 Ignaz Paul Vital Troxler : 1780-1866 Autor(en): Mittler, Otto Objekttyp: Article Zeitschrift: Argovia : Jahresschrift der Historischen Gesellschaft des Kantons Aargau Band (Jahr): 65 (1953) PDF erstellt am: 06.10.2021 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-62500 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. 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Mit einer damals seltenen wissenschaftlichen Gründlichkeit und beruflichen Gewissenhaftigkeit verband er die in den politischen Stürmen an ihm unbekannt gebliebene Menschenfreundlichkeit. Langsam legte sich das Vergessen über alte Feindschaften. Wie sich Fahrländer das Zutrauen der Kranken erwarb, so stieg die Achtung unter seinen Berufsgenossen. Die Bürger wählten ihn mehrmals in die gesetzgebende Behörde, wo er sich vor allem des Sanitätswesens mit edlem Eifer annahm, unablässig aber auch auf Sauberkeit im Staatshaushalt hielt. Und der Kanton hatte es nicht zu bereuen, daß er diesen Mann ins volle Vertrauen einsetzte; auch etliche seiner Nachkommen legten ihm hohe Ehre ein als Gelehrte, Soldaten und Staatsmänner. Quellen: Aargauisches Staatsarchiv. — Stadtarchiv Rheinfelden. - Seb. Burkart, Geschichte der Stadt Rheinfelden, S. 586 ff. - E. Jörin, Der Kanton Aargau 1803-1815. - E. Jörin, Seb. Fahrländer und die Gratifikationsbeschlüsse der fricktalischen Stände. Argovia 47. - P. Stalder, Das Fricktal in den diplomatischen Verhandlungen 1792-1803. A. Senti Ignaz Paul Vital Troxler 1780-1866 Dreiundzwanzig Jahre hat dieser als Arzt, Phüosoph, Politiker und Pädagoge hervorragende Mann, der den größten Schweizern des 19. Jahrhunderts zuzurechnen ist, im Aargau verbracht. Gerade sein erster Aufenthalt in Aarau bedeutet für ihn den glücklichsten Lebensabschnitt. Neben einer ausgedehnten Arztpraxis schreibt er phüosophische Werke, deren Ruf weit über die Landesgrenzen hinaus dringt. Als Dozent im Aarauer «Lehrverein» büdet er junge Leute zu begeisterten Vorkämpfern für Freiheit und liberale Staatsgestaltung. In einem Dutzend Schriften behandelt er mit phüosophischem Weitblick Fragen der Schule und Erziehung. Am schweizerischen, auf Volksfreiheit und Bundesreform gerichteten Vereinsleben nimmt er von 1820 an führenden Anteü und 127 regt schon 1827 die Gründung eines schweizerischen Lehrervereins an, der erst 1849 durch seinen Schüler Johannes Kettiger und andere Schulmänner verwirklicht wird. Im folgenden kann das Büd dieses unruhigen, bis ins Alter dramatisch bewegten Kämpferlebens nur auf engstem Raum gezeichnet werden. Troxler wurde am 17. August 1780 zu Beromünster geboren. Sein Vater, von Beruf Schneider und Inhaber eines kleinen Tuch- und Eisenladens, starb schon 1786 und hinterließ eine Witwe mit acht Kindern, von denen Ignaz Paul Vital der älteste Knabe war. Die Mutter, von trefflichem Gemüt und seltener Tatkraft, ging ganz in der Führung des Geschäftes und der Erziehung der Kinder auf. Ihr verdankte der junge Troxler eine gute, in Beromünster, Solothurn und Luzern empfangene Gymnasialbüdung. Sein Oheim, P. Gregor, führte ihn bei Ferienaufenthalten im Kloster St. Urban in Physik und Elektrizität ein und erschloß ihm den Sinn für Natur, Welt und Leben. In Solothurn ereiferte er sich gegen das Treiben der französischen Emigranten. Die hier gefaßte Abneigung gegen alle Aristokraten ist ihm Zeit seines Lebens geblieben. Beim Ausbruch der helvetischen Revolution von 1798 wurde Troxler Sekretär des Luzerner Staatsmanns Vinzenz Rüttimann. 1800 begab er sich zum Studium der Phüosophie, Naturwissenschaften und Medizin nach Jena. Da kam er mitten in die große Blüte deutscher Dichtung und Phüosophie. Im nahen Weimar lebten Goethe und Schüler, Herder und Wieland; in Jena die beiden Schlegel, Tieck, Novalis, Humboldt, Steffens, Ritter, Paulus und Feuerbach. Am meisten fühlte sich Troxler von Friedrich Wilhelm Schelling und dessen Philosophie, von Fichte und Hegel angezogen. Philosophie beschäftigte ihn fast mehr als das Studium der Medizin. Beim Ophthalmologen Himly promoviert er 1803 mit einem Thema aus der Augenheükunde. Darauf geht er nach Göttingen, wo mehrere Arbeiten, so die Ideen zur Nosologie und Therapie seinen Ruf als Mediziner der naturphüosophischen Richtung begründen. 1805 zieht er zur weitern Ausbüdung bei Professor Malfatti nach Wien. Neben seinen Studien betätigt er sich in der Praxis und gehört bald zu den gesuchtesten Ärzten Wiens. 1806 kehrt er auf Wunsch seiner Mutter nach Beromünster zurück, erfüllt vom gewaltigen Geisteserlebnis der Jenaer Zeit und vom Bewußtsein großen beruflichen Könnens, dazu aber ge- wült, sich für die Büdung der Menschen im engen Raum von Heimat und Vaterland einzusetzen. Er schafft sich rasch eine ausgedehnte 128 Kundschaft, greift aber in impulsiver Art das rückständige Medizinalwesen Luzerns aufs schärfste an und entzieht sich der darob drohenden behördlichen Verfolgung durch Flucht nach Wien. Hier lernt Troxler im Kreis um Malfatti auch Ludwig van Beethoven kennen, der mit ihm in herzlicher Freundschaft verkehrt. An Schriften erscheinen von ihm Über das Leben und sein Problem sowie Elemente der Biosophie. 1809 heiratete er Wühelmine Polborn aus Potsdam und gewann in ihr eine kluge, verständige Lebensgefährtin. Ein Jahr später zog er wieder in die Heimat, leistete auf Drängen der Mutter Abbitte vor der Regierung, machte sich aber 1814 zum Wortführer des Landvolks gegen die Aristokratenregierung und wurde für fünf Wochen ins Gefängnis gesteckt. Seine Praxis und Popularität konnten dabei immerhin nur gewinnen. Die Interessen des Landvolks seines Kantons und der ganzen Schweiz gegen die Stadtregierungen zu verteidigen, reiste er nach Wien. Mit HUfe seines Freundes Karl August Varnhagen von Ense gelang es ihm, zwei nachher im Druck erschienene Denkschriften dem mit den schweizerischen Angelegenheiten betrauten Kongreßkomitee zu überreichen. Seine Ideen fielen auf steinigen Boden. Der Mißerfolg am Wiener Kongreß half mit, Troxlers Feindschaft gegen Reaktion, Aristokraten- tum und gegen den Staatenbund von 1815 zuweüen ins Ungemessene zu steigern. Schon damals dachte er daran, nach dem Aargau, «einem der schönsten Teüe des heimatlichen Bodens», überzusiedeln. Mit Aarauern verkehrte er freundschaftlich. Zu ihnen zählten Heinrich Zschokke, der katholische Pfarrer Alois Vock, der Verleger Sauerländer und der aus Luzern stammende Kantonsbibliothekar Balthasar, der den in Beromünster von der wissenschaftlichen Welt abgeschiedenen Gelehrten reichlich mit Büchern aus den Aarauer Beständen versorgte. Dem geistigen Leben der Schweiz stärkeren Auftrieb zu geben, gründete er 1816 ein «Schweizerisches Museum», eine Zeitschrift, die nach Jahresfrist schon einging. Seine hier niedergelegten Arbeiten über Ideen des Staates und das Wesen der Volksvertretung, über Pressefreiheit und die Grundbegriffe des Repräsentativsystems sind wesentliche Ausgangspunkte für Troxlers politisches Denken geworden. Des Arztberufs wurde er überdrüssig, besonders als seine Heükunst an den eigenen Kindern versagte, von denen er vier ins Grab sinken sah. Aus dem innern Zwiespalt drängte es ihn zu phüosopbischer Lehrtätigkeit und wissenschaftlicher Forschung. Zwar hatte er schon ehrenvolle Rufe an deutsche 9 129 Universitäten, je einen an die medizinische und die phüosophische Fakultät in Berlin, 1818 einen nach Bonn erhalten, aber jedesmal abgelehnt. Er woUte sich nicht von Mutter und Heimat trennen. Vaterlandsliebe ging ihm über alles. Trotz der zahüosen Anfechtungen und Kämpfe blieb er in der Schweiz. 1819 wird er endlich durch den liberalen Erziehungsdirektor Eduard Pfyffer als Professor der Geschichte und Phüosophie an das Lyzeum Luzern berufen. Die Wirkung des begnadeten Lehrers ist eine gewaltige. Mit schöpferischer Kraft führt er die Schüler zu eigener Aktivität und bringt einen neuen Geist in die Anstalt. Den deshalb mit dem übrigen Lehrkörper ausbrechenden Kampf nimmt er in seiner explosiven Art und mit beißendem Hohn auf. 1821 wird er abgesetzt. Im November 1823 siedelt er nach Aarau über zur Leitung des von Heinrich Zschokke 1819 gegründeten «Lehrvereins». Diese auf
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