Sepp Schellhorn
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Thomas Bernhard Anton Tschechow Friedrich Hölderlin NACH MOSKAU – KOMM INS OFFENE FREUND Programm15. – 20. September 2020 Haus Einklang Um aufgrund von COVID19 insbesondere auf Ihre Gesundheit achten zu können und die nötigen Abstände zu wahren, finden die Lesungen dieses Jahr nicht im Schloss, sondern in einer größeren Räumlichkeit, dem Haus Einklang, mit personifiziertem Sitzplan statt. Verstörungen Programmheft 2020_Zweite Auflage.indd 1 17.08.20 12:19 Liebes Publikum, dass Sie dieses Programm in den Händen halten, dass ich Sie wieder einladen und ermutigen darf, sich mit uns aufzumachen auf eine Reise durch die Texte und Landschaften dreier einzigartiger Autoren, ist keine Selbstverständlichkeit. Schon während ich dies schreibe, schreibt in mir die Frage mit: Wird das alles so im September möglich sein? Wir hoffen aus ganzem Herzen: JA! Denn: Wir wollen weiter verstören und zugleich aufzeichnen, wie verstörend diese Zeiten sind, wollen mit Literatur eine Gegenper- spektive eröffnen und uns impfen gegen die Hoffnungslosigkeit und Angstwellen, wollen Haltung zeigen und die Sprache gegen die Sprachlosigkeit setzen. Es soll ein Festival der Sehnsucht werden. Der Sehnsucht nach Nähe und Un- mittelbarkeit, der Sehnsucht nach Fragen und dem Suchen nach Antworten, der Sehnsucht nach dem Streit, der Idee und der Sichtachsen in die Zukunft. Wir wollen keine Geisterspiele, sondern mit dem Geist spielen. Wir brauchen Sie, denn ohne Publikum bleibt nur die Einsamkeit eines leeren Zuschauerraums, die Einsamkeit der Worte ohne ein Ohr, das sie hört, ein Auge das sieht, ein Herz das sich berühren lässt, ein Verstand, der sich Gedanken macht. Ich hatte »Verstörungen« vor Corona unter das Motto »Nach Moskau« gestellt, denn wir wollten Tschechow an die Seite von Thomas Bernhard stellen. Ich denke aber, wir sollten unser Panorama erweitern und so gibt es ein zweites Motto: »Komm ins Offene Freund!« Sie wissen: Hölderlin. Wir wollen mit Ihnen ins Offene, das Offene wagen, wollen die Freundschaft fei- ern, die dieses Festival seit seinem Beginn auszeichnet neben der Einzigartigkeit seiner Gäste. Dass Susi und Sepp Schellhorn »Verstörungen« weiterführen wollen, trotz und gegen alle Umstände, als klares Signal, dass Theater und Literatur Notwendigkeit sind, das ist für mich die schönste Ermutigung und dafür bin ich den beiden un- endlich dankbar, denn sie bewahren und schenken uns die Möglichkeit als Form. Die diesjährigen »Verstörungen« sind noch aus einem anderen, sehr traurigem Grund, besondere: Verstörungen Programmheft 2020_Zweite Auflage.indd 2 17.08.20 12:19 Raimund Fellinger, Ikone und Cheflektor des Suhrkamp Verlags, Erfinder, Ideen- geber und Geist dieses Festivals ist gestorben. Ich möchte, dass wir ihm diese »Verstörungen« widmen, weshalb ich umso mehr auf Ihr Kommen hoffe, damit wir zusammen dieses Fest für Raimund gestalten können und ihm Danke sagen. Sie können sich auf unser diesjähriges Programm freuen, über das ich selbst sehr glücklich bin und kaum fassen kann, wen wir alles gewonnen haben! Da ist zum einen unser atemberaubendes »Verstörungen«-Ensemble, mit den auf- regendsten Schauspieler*Innen, die man auf deutschsprachigen Bühnen und im Film sehen kann. Wir haben mit ihnen hier schon unfassbare Lesungen erlebt und ich kann es kaum erwarten alle wiederzusehen und zu hören. Wenn ich ihre Namen lese, stockt mir selbst der Atem. Wir machen Theater. Aber wir reden auch über Theater. Und ich bin unvorstellbar stolz, dass wir das mit drei der stilprägendsten, politischsten und faszinierendsten Regisseuren und Intendanten der Gegenwart tun können. Martin Kušej, Christian Stückl und Thomas Ostermeier, das wird ein Theatertreffen von dem das Berliner Theatertreffen nur träumen kann... Für mich war und ist Theater immer auch Politik. Und gerade jetzt haben wir auch erfahren, wie sehr Theater und Kultur Politik braucht. Deshalb schlägt mein Herz höher, dass wir eine der leidenschaftlichsten, engagiertesten, kulturbegeistertsten und aufregendsten Politiker*Innen bei uns begrüßen dürfen: Claudia Roth. Stören wir die Gleichgültigkeit und verstören uns zusammen auf’s Schönste, fei- ern wir das Offene und öffnen wir uns für die Doppelpunkte der Literatur! Goldegg ist mehr als ein Festival, es ist ein Sehnsuchtsort, eine Bühne der Freund- schaft. Lassen Sie uns diese weiter gemeinsam teilen und bespielen! Herzlich Ihr Albert Ostermaier Verstörungen Programmheft 2020_Zweite Auflage.indd 3 17.08.20 12:19 Grüße, Grüße in memoriam raimund fellinger er lebte mit dem bleistift seine abschiedsworte jetzt der text war sein körper geht er weiter im text die haut das herz ein buch sein leben unser roman, das er seine autoren meiner, scheint mir vollschreiben ließ mit heute mehr als je, begann ihren gebieten und nahm mit seinem ersten ihnen mit seiner korrektur bleistiftstrich, er strich die angst er war ein nichts durch, berührte geher zwischen bloß den saum des den zeilen las spuren satzes, behutsam wie die und alle schatten auf er finger der künstlerin konnte lesen wie es heilige saiten, fand keiner mehr kann die falschen wörter atmete buchstaben blind, wandte ab seinen holte aus ihnen die zweite listigen blick von luft striche waren seine gewedel, ausrufezeichen sätze die er uns mitgab zerschellten lautlos er ist die stimme an deinem stift, und beim schreiben ich ach: duzen durften werde weiter auf ihn hören dich wenige. du? und vielleicht zündet er lass uns Sie jetzt nach all den jahren sagen und von vorn sich eine gitanes an und beginnen. schüttelt leicht den kopf Friedrich Ani grüße, grüße waren stets Albert Ostermaier Verstörungen Programmheft 2020_Zweite Auflage.indd 4 17.08.20 12:19 Raimund Fellinger Foto: Jürgen Bauer Foto: Jürgen Raimund Fellinger, geboren 1951 im Saarland, nahm nach dem Studium der Ger- manistik, Linguistik und Politikwissenschaft 1979 seine Tätigkeit als Lektor im Suhrkamp Verlag auf; ab 1980 als verantwortlicher Lektor der edition suhrkamp, ab 2006 als Cheflektor. Er war Vorstandsmitglied der Peter Suhrkamp Stiftung, der Siegfried Unseld Stif- tung und der Internationalen Wolfgang Koeppen-Gesellschaft, Mitglied im Kura- torium der Uwe Johnson-Gesellschaft und Präsident der Internationalen Thomas- Bernhard-Gesellschaft. Gemeinsam mit Christine und Heiner Gann, Horst Matrong und seiner Frau Stephanie Tyszak hat er 2011 den Korrektur Verlag gegründet. Im Februar 2012 wurde Fellinger die Ehrendoktorwürde der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald verliehen, im Juli desselben Jahres wurde er für seine besonderen Verdienste zum »Chevalier« im »l’ordre des Arts et des Lettres« ernannt. Mit dieser Auszeichnung würdigt das fran- zösische Ministerium für Kultur und Kommunikation »Persönlichkeiten, die sich auf außergewöhnliche Weise durch ihr Wirken im künstlerischen bzw. literarischen Bereich oder durch ihren Beitrag zur Stärkung der Ausstrahlungskraft der Kultur in Frankreich sowie weltweit verdient gemacht haben«. Ebenfalls 2012 hat er gemeinsam mit Sepp Schellhorn in Goldegg das Festival »Verstörungen. Ein Fest für Thomas Bernhard« ins Leben gerufen. Zu seinen zahlreichen Veröffentlichungen gehört u.a. die Herausgabe des Brief- wechsels zwischen Siegfried Unseld und Thomas Bernhard, der Bände 1970 und 1971 der »Chronik« sowie der »Reiseberichte« von Siegfried Unseld; er gab den Band »Gedichte« der Thomas Bernhard Werkausgabe heraus, deren 22 Bände er als Lektor betreute. Raimund Fellinger starb am 25. April 2020 in Frankfurt am Main. Verstörungen Programmheft 2020_Zweite Auflage.indd 5 17.08.20 12:19 Programm Dienstag, 15. September 2020 15:30 Uhr Thomas Bernhard – Frost – 2. Lesung 21:00 Uhr Es liest: Max Simonischek Konzert Anna Mabo 17:00 Uhr Thomas Bernhard – Die Korrektur Es liest: Aglaia Szyszkowitz Mittwoch, 16. September 2020 18:30 Uhr Friedrich Hölderlin – Gedichte Vormittag Es lesen: Wiebke Puls, Peter Outdoor Lohmeyer und Albert Ostermaier »Umgehen«, Christian Seiler 21:00 Uhr 15:00 Uhr »Über die Schädlichkeit des Tabaks« Thomas Bernhard – Frost - 1. Lesung Theater als Droge und Aufklärung. Es liest: Albert Ostermaier Ein Nachtgespräch mit Christian Stückl 17:00 Uhr »Grüße Grüße« Eine Hommage an Raimund Fellinger Von und mit: Friedrich Ani und Albert Ostermaier Freitag, 18. September 2020 »Fellinger« 11:00 Uhr Ein Drehbuch von Friedrich Ani Thomas Bernhard – Frost – 3. Lesung Buchpremiere Es liest: Wiebke Puls 14:00 Uhr Albert Ostermaier – Superspreader Es liest: Peter Lohmeyer Donnerstag, 17. September 2020 15:30 Uhr Vormittag Anton Tschechow – Outdoor Erzählung eines Unbekannten »Umgehen«, Christian Seiler Es lesen: Bibiana Beglau und Max Simonischek 14:00 Uhr Friedrich Ani – Der eiserne Himmel. Hommage an Hölderlin Es liest der Autor Verstörungen Programmheft 2020_Zweite Auflage.indd 6 17.08.20 12:19 17:00 Uhr 21.00 Uhr Anton Tschechow Ein Volksfeind. Szenische Lesung, eingerichtet von Ein Nachtgespräch Thorleifur Örn Arnasson über Theater und Politik mit Wiebke Puls mit Thomas Ostermeier 21:00 Uhr Theater - Leben oder Traum? Ein Nachtgespräch mit Martin Kušej Sonntag, 20. September 2020 10:30 Der Kirschgarten: abgeholzt Ein Gespräch über Kultur, Politik Samstag, 19. September 2020 und Ökonomie mit Claudia Roth und Sepp Schellhorn 11:00 Uhr Film 11:30h »Ein Volksfeind« von Henrik Ibsen Friedrich Hölderlin– Hyperion Regie: Thomas Ostermeier Es liest: Jens Harzer Eine Produktion der Schaubühne Berlin 12:30 Uhr Kamera & Schnitt: Julia Elger Albert Ostermaier – Gästebeschimpfung 14:00 Uhr (plus: Der Super-Wirt) Anton Tschechow – Es liest: Thomas Thieme Ein unnötiger Sieg Musikalische Begleitung: Es lesen: