ERSTER: DER PLATZ MIT DER SCHÖNSTEN AUSSICHT.

Wer einmal ganz oben war, weiß: Die Zielflagge als Erster zu sehen, bedeutet die Strecke auswendig zu kennen und auch bei 290 km/h nicht die Nerven zu verlieren. Man handelt instinktiv und verlässt sich ganz auf Wagen und Reifen. Und wer in der DTM fährt, hat auch allen Grund dazu. Denn Dunlop rüstet die DTM exklusiv mit Reifen aus. Rennreifen, seit Jahren im Motorsport getestet und weiter entwickelt. Immer mit derselben Überzeugung: Jeder Rekord kann gebrochen werden.

DER BESTE PLATZ IST IMMER GANZ VORNE

www.dunlop.de Vorwort des Autors Helden vergisst 3 man nicht … as macht eigentlich der Böh- rotz zeitraubender Kleinarbeit ringer, der alte Greger oder der beim Recherchieren der Wohnorte WLinge? Solche Fragen, gestellt Tund Telefonnummern sowie bei der von Fans und Freunden, geisterten im- Beschaffung alter und neuer Fotos ist mer wieder durch die Gegend. Antwor- der Spassfaktor für mich als Autor un- ten wusste meist niemand, es sei denn, verändert gross. Wenn man die meisten man machte sich gezielt ans Recherchie- Karrieren derer selbst miterlebt hat, die ren. Aus dieser Ratlosigkeit heraus ent- man jetzt zu ihrer Befindlichkeit aus- stand vor gut vier Jahren die Idee, eine fragt, ist schon allein das Gespräch ein Serie über die Befindlichkeit unse- Erlebnis. Vergleichbar mit einer kur- rer Rennsporthelden, Manager zen Reise in eine Rennsportzeit, und Macher der 60er-, 70er- die sicher nicht die schlechteste und 80er-Jahre dauerhaft zu war. Der Motorsport hat mit und platzieren. Mit kurzen, kna- von den Helden von damals gut ckigen Texten und Fotos von gelebt, verdammt gut sogar. damals und heute. Deshalb haben sie es auch ei den Kollegen von nicht verdient, in Vergessen- «MOTORSPORT aktuell» heit zu geraten. Bhabe ich für die Idee auf o ist diese Serie für Anhieb viel Begeisterung mich im Laufe der vorgefunden – und schon SZeit auch zu einer war die Serie «Hallo, wie Art Verpflichtung gewor- geht’s?» geboren. Seit den, die Erinnerung an Januar 2000 sind exakt jene wach zu halten, die 182 Folgen erschienen, uns seinerzeit viel Freude in den beiden ersten Jahren begleitet auf und neben der Rennpiste bereitet von Bilstein, danach bis heute von Part- haben. Zusammen mit unseren Partnern ner und Präsenter Dunlop. Der Hanauer Dunlop und der Messe Essen wurde des- Reifenhersteller passt mit seiner über halb auch das jährliche «Klassentref- 100-jährigen Motorsporttradition so- fen» initiiert, zu dem alle vorgestellten wieso bestens zu unseren Serienhelden, ehemaligen PS-Fürsten am zweiten von denen viele ihre Siege und Meister- Samstag der Motorshow nun schon zum titel auf Dunlops schwarzem Gold erzielt vierten Mal nach Essen kommen. Der haben. Bereits seit letztem Jahr können Zuspruch ist ernorm, die Wiedersehens- übrigens alle «Hallo, wie geht’s?»-Fol- freude gross. Vor allem bei denen, die gen auch im Internet über die Home- sich 30 Jahre und länger aus den Augen page www.dunlop.de aufgerufen und verloren hatten. Allgemeiner Tenor: heruntergeladen werden. «Eine wunderbare Gelegenheit, wenigs- ie unverändert gute Resonanz hat tens einmal im Jahr alte Freunde zu tref- dafür gesorgt, dass die Serie bei fen. Und weitaus besser, als sich immer Dden Fans fast schon Kultstatus hat nur aus traurigem Anlass auf diversen und dank Dunlop und MSa nun ins fünf- Friedhöfen über den Weg zu laufen.» te Jahr durchstarten kann. Dunlop und ans, Freaks und Freunden von MSa präsentieren überdies hiermit auch «Hallo, wie geht’s?» wünsche ich die vierte Auflage des beliebten Sonder- Fauch mit der vorliegenden 4. Auf- drucks mit allen bisher erschienenen lage des Nostalgie-Booklets viel Spass. 182 Einzelbeiträgen. Rainer Braun InhaltsverzeichnisInhaltsverzeichnis

MSa-Jahrgang 2000 MSa-Jahrgang 2001 Abt, Johann †: Allgäuer Vollgastier 6 Ammerschläger, Thomas: Edel-Techniker53 Ahrens, Kurt: Der Formel-Fighter 7 Basche, Dieter: Bayern-Sportler 54 Bartels, Willi: Der Berg-König 8 Bellof, Georg: Der grosse Bruder 55 Berger, Jochen: Röhrls -Co 9 Bitter, Erich: Der Renn-Konfektionär 56 Bergmann, Kurt: Der Kaimann 10 Bovensiepen, Burkard: Mister Perfect 57 Bergmeister, Willi: Schumis Meister 11 Dechent, Hans-Dieter: Der Elegante 58 Bodmer, Gerhard †: Der Glas-Bläser 12 Falk, Peter: -General 59 Böhringer, Eugen: Der grosse Kleine 13 Gebhardt, Günther: Das Kraftpaket 60 Foitek, Karl: Die Alfa-Bank 14 Grähser, Jürgen: Der längste Kampf 61 Fritzinger, Klaus: Der Multisportler 15 Greger, Sepp: König der Berge 62 Fröhlich, Dieter: Zweites Leben 16 Hahne, Hubert: Der Rekordbrecher 63 Glemser, Dieter: Der Schwabenpfeil 17 Hainbach, Reinhard: Verpasster Hattrick 64 Herrmann, Hans: Der Hans im Glück 18 Heidegger, Max: Liechtensteiner Hexer 65 Heyer, Hans: Der Tausendsassa 19 Hezemans, Toine: Der grosse Trickser 66 Huber, Günther: Der Einzelkämpfer 20 Jelinski, Frank: Verkanntes Talent 67 , Willi: Der 1000-PS-Mann 22 Kleint, Jochi: Der Weltenbummler 68 Kelleners, Helmut: Die Nas aus Moers 23 Kling, Karl †: Der Grandseigneur 69 Knupp, Willy: Der RTL-Pionier 24 Krebs, Albrecht: Der «Fast-Meister» 70 Kottulinsky, Freddy: Alter Schwede! 25 Liedl, Heinz: Der Berg-Floh 71 Kranefuss, Mike: American Dream 26 Mahle, Eberhard: Der Alleskönner 72 Linge, Herbert: Die Allzweckwaffe 27 Mariosi, Enrico: Die Seele vom Ring 73 Löwinger, Willy: Wiener G’schichten 28 Menzel, Harald: Die Kurz-Karriere 74 Luck, Jochen: Die Renn-Stimme 29 Mohr, Manfred: Der Furchtlose 75 Mander, Dr. Helmut: Der Bergdoktor 30 Neuhaus, Jürgen: Kernige Frohnatur 76 Meeuvissen, Annette: «Second Lady» 31 Nöcker, Peter: Der stille Star 77 Moll, R./Schock, W.: Das Dream-Team 32 Nodes, Beate: Haugs Bezwingerin 78 Odenthal-Stöhr, Waltraud: Turbo-Maus 33 Obermoser, Jörg: Der Nostalgiker 79 Perrot, Xavier: Mosleys Kunde 34 Ostlender-Weiss, Claudia: Power-Lady 80 Pfuhl, Albert: Der Herrenfahrer 35 Pankl, Gerold: Der Unzerstörbare 81 Philipp, Dr. Gunther †: Film, Funk, 36 Petit, Peter: Der nett’ Franzos’ 82 Pinske, Lothar: Das Arbeitstier 37 Scharmann, Peter: Der Renningenieur 83 Plankenhorn, Axel: Der 2-Meter-Hüne 38 Schmidt, Rolf: Vive la France! 84 Rosorius, Klaus-Peter: Der Aussteiger 39 Schütz, Wolfgang: Das Cup-Schlitzohr 86 Schetty, Peter: Der Chef-Tester 40 Schwägerl, Hans: Der Rallye-Papst 87 Schickentanz, Clemens: Der Zuverlässige 41 Seufert, Hans Peter: Der Buschmann 88 Schmid, Günther: Der ewige Grantler 42 Steinemann, Rico †: Der Multi-Mann 89 Schommers, Werner: Der Spassvogel 43 Surer-Tavoli, Yolanda: Das neue Leben 90 Schüler, Gerd: Der Karrieremann 44 von Wendt, Karl: Sauerland-Baron 91 Schurti, Manfred: Schneller Beamter 45 Warmbold, Achim: Der Quertreiber 92 Schütz, Udo: Der Stier von Selters 46 Weber, Georg: Der Unbeugsame 93 Senne, Karl: Der DTM-Fan 47 Weber, Gerhard: Herr der Reifen 94 Spiess, Siegfried: Der PS-Zauberer 48 Weber, Michel: Der Gebirgsjäger 95 Strähle, Paul Ernst: Der Allrounder 49 Wehner, Hans: Der VW-Pionier 96 Treser, Walter: Der Technik-Freak 50 Weiss, Heiner: Schneller Präsident 97 Trint, Manfred: Der wilde Flieger 51 Werner-Hennerici, Hannelore: Vorbild für Ellen 52 Abt, Johann † 2003 (MSa 04/2000) 6 Allgäuer Vollgastier wischen 1954 und 1975 tobte der «wil- den 1000er- um, bekam sogar einen Zde Hund aus Kempten» zuerst mit Cross- Werksvertrag von Carlo Abarth und fuhr Maschinen und dann mit den Tourenwagen fortan auch auf den permanenten Renn- von Sieg zu Sieg. Wo immer der Allgäuer strecken und Fluplätzen auf Siegeskurs. antrat, resignierte die Konkurrenz alsbald. Schon in seiner DKW-Zeit bereitete der Fünf Gelände- und Motocross-Titel für gelernte Kfz.-Meister seine Renngeräte DKW, an die 200 Siege auf zwei und über übrigens selbst vor, schliesslich arbeitete 100 auf vier Rädern machten Johann Abt er in der PKW-Versuchsabteilung bei zu einem der erfolgreichsten bayerischen DKW/ und kam logischerweise Motorsportler überhaupt. Seine Leiden- an die besten Teile. «Meine Ausfallquote schaft waren Bergrennen. Wenn er mit dem war fast Null, soweit es die Technik be- DKW F 12 und später mit dem Abarth 1000 trifft.» 1975 beendete er seine Rennfah- TC die europäischen Berge hochdonnerte, rerlaufbahn mit einem weiteren Titel- war er in seinem Element. Und auch auf gewinn in der Tourenwagen-EM. Danach der Rundstrecke stand er seinen Mann. Im kümmerte er sich konsequent um Ausbau Abarth 1000 schaffte er 1970 den Touren- und Führung seines VAG-Autohauses. wagen-EM-Titel in der kleinen Division. Inzwischen haben sich die «Äbte» ein Heute ist er 64 Jahre alt und erfolgreicher kleines Imperium in Kempten geschaffen. Geschäftsmann. Stolz verfolgen er und Eine prachtvolle VW- und -Nieder- Ehefrau Thea (seit 38 Jahren verheiratet), lassung mit Werkstatt, dazu wie die Söhne Christian und Hans-Jürgen mit angeschlossenem Tuning- und Renn- die Abt-Erfolgstradition fortsetzen. betrieb. Trotz einer Herzoperation vor acht Zwei Kemptener DKW-Piloten hatten Jahren gibt Johann Abt unverdrossen vor allem in den 60er-Jahren am Berg das weiter Vollgas. Mit Begeisterung verfolgt Sagen beim Siegen: Johann Abt und sein er vor allem den sportlichen Weg von Kumpel Michael Endress. Ihre Spielplätze Christian («des isch genauso a wilder Hund waren die Tourenwagenklassen 850 und wie i»). Keinerlei Zweifel gibt es für Abt 1000 ccm. Ohne Siegerkranz gingen die senior, wenn es um einen Vergleich der Auftritte der beiden Naturburschen nie ab, Generationen geht: «Die Buben haben’s einer gewann immer, meistens beide. Spä- heute viel leichter als wir, ihre Perspektive ter trennten sich die Wege, Abt stieg auf als Sportler ist viel besser.»

Abt in den 60ern: Ausfallquote fast null Abt heute: Im Geschäft weiter Vollgas

DKW im Grenzbereich: Johann Abt 1964 auf dem Flugplatz Mainz-Finthen Ahrens, Kurt (MSa 25/2000) Der Formel-Fighter 7 urt Ahrens galt im Formel-Rennsport Hüttchen fürs Familienoberhaupt, die Kder 60er-Jahre als deutscher Qua- anderen für jedes der vier Kinder. Contai- litätsbegriff. Von der Formel Junior über nergeschäft und Schrotthandel hat der die Formeln 3 und 2 bis zu vier Formel-1- Vorruheständler an seine Nachkommen Einsätzen liess er in der Einbaum-Liga übertragen, er selbst hat Spass an den vier nichts aus. Dreimal (1961, 1963 und 1965) Enkeln und am geruhsamen Leben. Aber wurde der Braunschweiger Deutscher noch immer ist er bestens informiert über Rennwagen-Meister, 1967 Formel-3-Na- alles im Rennsport, versäumt im Fernsehen tionencup-Sieger. Unvergessen die For- keinen Formel-1-Lauf und fährt traditio- mel-2-Schlachten, in denen er Gegner vom nell einmal im Jahr zum Monaco-GP. Kaliber eines Rindt, Clark, Mitter oder Warum hört ein so erfolgreicher Pilot Siffert bezwang. Jack vertraute wie er mit 32 Jahren auf? «Weil ich Angst ihm 1968 einen seiner Wagen für den vor einem schweren Unfall hatte. Ich war Deutschland-Grand-Prix an. Porsche holte schockiert über den Verlust guter ab 1969 den Eisenfuss für zwei Jahre ins Freunde.» Tatsächlich fiel die Ahrens-Ära Werksteam. Dort gelangen ihm im 917 und in die schlimmsten Jahre des Rennsports, 908 mit und als Partner das Sicherheitsdenken steckte noch in den grandiose Erfolge in der Sportwagen-WM. Kinderschuhen. Fast ein ganzes Startfeld Zirka 300 Rennen, an die 150 Siege – verunglückte damals tödlich: Bandini, und im Rennbetrieb nie ein Auto ver- Mitter, Clark, Siffert, Spence, Schlesser, schrottet, nie ein ernster Unfall. Nur ein- Rindt, Hawkins, Scarfiotti, Courage, Pedro mal hats richtig gekracht, beim Testen auf Rodriguez. «Die meisten waren Gegner in dem VW-Testgelände in Ehra-Lessien, wo der Formel 2, mit vielen war ich befreun- wegen Aquaplanings ein zu det. Meiner Familie und mir gegenüber Bruch ging. konnte ich das nicht mehr verantworten. Im April wurde Ahrens 60, erfreut sich Ich bin dankbar und glücklich, dass ich bester Gesundheit und lebt mit Frau Resi überlebt habe.» (seit 39 Jahren verheiratet) und den vier Das ist auch der Grund, warum keiner Kindern in Sassenburg. Ein traumhaftes der zwei Söhne den Weg in den Rennsport Anwesen, 15 000 qm Gartenlandschaft in gesucht hat. Dafür spielen sie mit Be- der Heide, mittendrin fünf Bungalows. Ein geisterung Fussball.

Kurt Ahrens: Eine echte Formel-Grösse Ahrens heute: Vorruhestand mit 60 Jahren

Eifelrennen 1968: Kurt Ahrens bezwang in der Formel 2 so ziemlich alle Asse seiner Zeit Bartels, Willi (MSa 08/2000) 8 Der Berg-König igentlich wollte Willi Bartels eine Ral- schlachten. Viele der damaligen Konkur- Elyefahrer-Laufbahn anstreben, aber renten wie , weil er sich so oft verfuhr, wechselte er in oder leben nicht mehr, mit den reinen Rennsport. 20 Jahre lang be- anderen wie Sepp Greger oder Reinhold zwang er ab 1960 die Berge Deutschlands Joest hat Bartels noch heute Kontakt. Bis und Europas. Als Porsche-Privatfahrer ge- auf einen deftigen Überschlag am Schau- langen ihm an die 200 Siege und zwei insland gab es übrigens keine erwähnens- Titelgewinne in der GT-Wertung der Berg- werte Zwischenfälle oder sogar ernste Ver- EM. Nur die Deutsche Bergmeisterschaft letzungen. hat er nicht geschafft, «obwohl ich gerade Auch heute sieht man Willi Bartels noch die in all den Jahren wenigstens einmal oft an den Rennstrecken. Da ist einmal sein gewinnen wollte». Der klassische Porsche berufliches Engagement (er ist Ausrüster 911 in allen Variationen, der Carrera 6, der von Fahrerlager-VIP-Zelten und Paddock- 904 GTS und der 908/3 waren seine Wett- Clubs mit Bodenbelägen seines Unterneh- bewerbsgeräte. Heute ist Willi Bartels fast mens «Heimtex»), und zum anderen na- 73 Jahre alt, wohnt im sauerländischen türlich das rennsportliche Treiben seines Plettenberg und freut sich über die Renn- in der DTM aktiven Sohnes Michael. Der erfolge seines Sohnes Michael. Auch beruf- macht dem alten Herrn «immer wieder viel lich hat er noch immer Kontakt zur schnel- Freude, weil er so ein irrsinnig grosser len Zunft. Kämpfer ist». Der Bergrennsport der 60er- und 70er- Trotz des beruflichen Engagements ach- Jahre hatte einen viel höheren Stellenwert tet Bartels Senior stets auf genügend Zeit als heute, bis zu 30 000 Zuschauer ver- für privaten Freiraum. Zwei quirlige Enkel- folgten die Husarenritte der Bergstars Bar- kinder (8 und 13 Jahre) von Tochter Ma- tels, Greger, Joest & Co. Von April bis Okto- nuela fordern Opas Aufmerksamkeit immer ber zogen die Akteure wie Nomaden von wieder aufs Neue ein. «Das hält dich jung, Berg zu Berg, fuhren ein Rennen nach dem fit und gesund», sagt Bartels, der seit 32 anderen. Schauinsland, Rossfeld, Eber- Jahren mit seiner Frau Luise verheiratet bach oder Wallberg, Trento, Ollon-Villars, ist und fast genauso lang in seinem heiss- Montseny oder Timmelsjoch waren die geliebten alten Bauernhof im Sauerland berühmtesten Schauplätze grosser Berg- wohnt.

Bartels 1965: Legende am Berg Bartels 1987: Rat für Sohn Michael

Leben wie die Nomaden: Bartels ’66 im Carrera 6 beim EM-Lauf in Trento Berger, Jochen (MSa 47/2000) Röhrls Opel-Co 9 ochen Berger wurde als Co-Pilot erst an zugunsten des Rennsports aufgab, war Jder Seite von Walter Röhrl so richtig eine Riesenenttäuschung. Die Rundstrecke berühmt. Mit einem Irmscher-Ascona A ist halt nicht mein Ding.» Zu den schöns- holten die beiden 1974 für Opel die erste ten Erlebnissen zählt Berger jenen Mo- Rallye-Europameisterschaft, nachdem sie ment, als er und Walter Röhrl 1974 bei der ein Jahr zuvor den Titelgewinn nur ver- Rallye Lugano morgens um 6 Uhr talwärts passten, da die Benzinkrise zur Absage in Richtung Ziel rollten. «Die Sonne ging aller noch ausstehenden Läufe führte. auf, der Job war getan, wir hatten unseren Obwohl Berger auch anderen Stars wie sechsten Saisonsieg sicher und genossen Jochi Kleint oder dem Schweden Anders das Gefühl, Europameister zu sein. Einfach Kulläng die rechten Wege wies, wurde die gigantisch!» Ehe mit Röhrl zum Qualitätsbegriff. Bergers Liebe gehört jetzt der histori- «Neben Walter habe ich mich immer sicher schen Rallyeszene. Als Co bei Röhrl und gefühlt», schwärmt der Hesse, «er war der anderen bestreitet er regelmässig Tradi- perfekteste Pilot seiner Zeit.» Nur ein Mal tionswettbewerbe. Im Wochenend-Domizil musste Berger die Luft anhalten: «Da im Eifelort Mannebach hegt er Oldtimer, ging’s kopfüber in einen Bach, weil uns ein streichelt den 74er-EM-Ascona, pflegt den Traktor in die Quere kam.» Volvo PV 444 und tuckert mit einem 11 PS Mit Gesamtrang 4 bei der Monte 1976 starken Einzylinder-Lanz-Traktor (Baujahr endete die Profi-Laufbahn des Rallye- 1956) durch die Gegend. Weitere Hobbys: Beifahrers Jochen Berger, nicht aber seine Modelleisenbahnen, ferngesteuerte Trucks Zugehörigkeit zu Opel. Dort übernahm er und eine Sammlung von 80 Fahnen aller im selben Jahr die Leitung der Rallye- Nationen und Automobilmarken. abteilung, schuf in der Folge den Opel- Zum nahen Nürburgring kommt er vor Junior-Rallyecup und setzte die Nach- allem, um alte Freunde zu treffen. Die wuchsformel Opel Lotus in Marsch. Rennen interessieren nur am Rande. Seine Mittlerweile ist für den 54-Jährigen das Wünsche: «Gesund bleiben, viele histori- Kapitel Motorsport beendet – seit einigen sche Events bestreiten, mit Freunden die Jahren arbeitet er im Technischen Ent- Welt bereisen, gutes Essen und Weine wicklungszentrum in der Vorausentwick- geniessen. Und zwischendurch immer wie- lung. «Dass Opel 1992 die Rallyeabteilung der zurück in die

Genialer Copilot: Jochen Berger 1974 Quertreiber: Mit Röhrl im Opel Ascona A

Wiedersehen alter Kämpen: Jean-Claude Andruet, Jochen Berger und Jean Ragnotti Bergmann, Kurt (MSa 46/2000) 10 Der Kaimann urt Bergmann steht inmitten eines der 71-jährige Bergmann grinsend, «war Kwohlgeordneten Chaos. Sechs Formel- ein krummes Auto nach einem Looping.» V-Rennwagen sind auf einer Wiese, sprich Seine Lieblingspiloten waren die Öster- Fahrerlager, in ihre Einzelteile zerlegt. reicher Erich Breinsberg («der war am Nichts entgeht dem kleinen Mann mit der längsten bei mir und am pflegeleich- hochgeschobenen Brille. Plötzlich wirds testen»), («der Schnellste, gefährlich: Schlurfenden Schrittes nimmt aber auch Schwierigste») und Günter er Kurs auf einen Mechaniker – die gerade Huber («technisch der Beste»). gelegte Schweissnaht gefällt dem «Mas- Am meisten getroffen hat Bergmann der ter» nicht. Schludrigkeiten wurden nicht Tod von Helmut Koinigg im -Formel geduldet, schliesslich sollten Rennen ge- 1 in Watkins Glen 1974 und die Massen- wonnen werden. Und gewonnen wurde im karambolage 1973 am Nürburgring. Wegen Team von «Kurtl» Bergmann oft. 13 Meis- eines lokal begrenzten Regenschauers auf terschaften, darunter eine WM und meh- der Döttinger Höhe krachte das halbe rere EM-Titel sowie mehr als 100 Einzel- Super-V-Feld ungebremst ineinander, eini- siege sind der Beleg. ge Autos brannten, es gab viele Verletzte. In der Blütezeit der Formel V und Super Nach dem Ende der Formel-V-Ära 1982 V Ende der 60er-, Anfang der 70er-Jahre wurde Bergmann einige Jahre von VW als hatten die legendären Kaimann-Renner Technischer Kommissar für den Polo-Cup das Sagen beim Siegen. Erst die Kons- eingesetzt, ehe er sich aus dem Motorsport truktionen der grossen Chassisbauer wie zurückzog. Lola, March und bremsten Bergmanns Seine Opel-Werkstatt in Wien-Essling Monoposti ab 1973 ein. Bergmanns Stall wird längst von Sohn Peter (45) geleitet. begründete nicht nur die weltweite Über- Die finanzielle Kontrolle aber obliegt nach legenheit der Österreicher in der Formel V, wie vor der Senior-Chefin – Johanna Berg- sondern auch den frühen Ruhm vieler spä- mann und ihr Kurtl sind seit 46 Jahren ver- terer Weltklassepiloten. heiratet. Der Master selbst pflegt neue Ein oder ein Hobbys: Er baut ferngesteuerte Modell- zeigen noch heute Bewunderung für den Hubschrauber und fährt mit viel Ehrgeiz Mann mit dem Stoppelschnitt. «Das erste, Ski. Und er ist kerngesund, «was die Haupt- was der Niki abgeliefert hat», erinnert sich sache ist».

Der Master: Kurt Bergmann 1975 Unverändert: Kurt Bergmann heute

Geordnetes Kaimann-Chaos: So sah im Jahre 1974 ein Formel-V-Fahrerlager aus Bergmeister, Willi (MSa 22/2000) Schumis Meister 11 illi Bergmeister liess es eigentlich nie König, und Opel hinter sich. Jörg Wso richtig krachen. Nicht quer und brachte es immerhin schon bis zum König- nicht mit Qualm, nicht mit wilden Drifts Meister, Tim zum F3-Vize der früheren und Drehern. Seine Stärke waren die blitz- B-Kategorie. In der laufenden Saison saubere Linie, der grundsolide Strich, die standen für Jörg Supercup und Carrera-Cup unauffällige Schnelligkeit. Der Langen- und für Tim die Formel-3-DM auf dem felder heisst nicht nur Bergmeister, er Programm. wurde es auch. Mit einem NSU TT entschied Mit viel Hingabe und Begeisterung ist er 1974 den Titelkampf, eine zweite Meis- der Ex-Rennfahrer für seine Söhne da, terschaft stand 1976 mit dem gerade frisch wenn Rat und Tat gefragt sind. Das war geborenen VW-Scirocco-Cup ins Haus. Er schon so, als ein Bürschlein namens half mit, für Audi den Markentitel in der vor 13 Jahren im Tourenwagen-Europameisterschaft zu Betrieb des Kfz-Meisters seine Mechani- gewinnen, und er beendete die kerlehre absolvierte. «Er war ein guter Fahrerwertung des Championats zweimal Lehrling», erinnert sich Bergmeister, als Vizemeister. «aber er wollte wegen der Rennerei die Im September wurde Willi Bergmeister Ausbildung vorzeitig abbrechen. Wir 51, gesundheitlich belasten ihn allerdings haben dann eine vorgezogene Gesel- unangenehme Herzrhythmusstörungen lenprüfung für ihn beantragt, und die hat (ausgelöst durch eine verschleppte er auch locker bestanden.» Virusinfektion, die er sich beim Skiurlaub Was die wenigsten wissen: Willi im letzten Jahr eingefangen hat). Zu- Bergmeister hat den talentierten, aber sammen mit Ehefrau Anni – sie sind seit damals mittellosen Knaben aus Kerpen 28 Jahren verheiratet – steht er als Chef 1988 in seinem ersten Rennjahr (Formel seines Autohauses weiterhin an vorderster König, Formel Ford) auch finanziell unter- Front des rheinischen Geschäftslebens. stützt. «So einem Talent wie ihm musste Und an den Wochenenden kümmert er sich man einfach helfen, und ich hab’s wirklich um seine beiden rennfahrenden Söhne Tim nicht bereut. In all den Jahren wars schön (25) und Jörg (24). mit anzusehen, was aus meinem ehema- Die haben schon eine erfolgreiche ligen Lehrbuben geworden ist. Ich bin sehr Laufbahn in den Nachwuchsformelklassen stolz auf ihn.»

Bergmeister 1976: Sieg für den jungen Willi Bergmeister heute: Für Firma und Familie

Willi Bergmeister im Jägermeister-VW: Klassensiege in der Tourenwagen-EM 1977 Bodmer, Gerhard † 2002 (MSa 52/2000) 12 Der Glas-Bläser erhard Bodmer und die Erfolgsstory «Wir haben alles selbst erledigt, es gab Geiner One-Man-Show. Man stelle sich weder Etat noch Gage. Zum normalen Ge- vor: Die Rennabteilung eines Automobil- halt als Angestellter kamen nur die Erstat- herstellers besteht aus zwei Mann, der eine tung der Reisekosten und eine kleine Sieg- fährt, der andere kümmert sich um den prämie.» Trotzdem hat der mittlerweile 68- Rest. Dabei kommen gut 150 Siege und ein Jährige diese Zeit in bester Erinnerung. Bis Meistertitel raus. So geschehen beim Din- auf jenen Tag, an dem die Konkurrenz das golfinger Familien-Unternehmen Glas in Innenleben seines Motor zu sehen be- den Jahren 1959– 1968. Hauptdarsteller gehrte. Aber Bodmer hatte strikte Anwei- Bodmer, gebürtiger Schwabe, erfolgreicher sung, das Triebwerk nur im Werk öffnen zu Motocross- und Geländefahrer für DKW, lassen. Darauf liessen sich die Sportkom- steigt von zwei auf vier Räder um und missare nicht ein, die Weigerung führte zu mischt fortan die Tourenwagenszene in Wertungsausschluss und einem Jahr den kleinen Klassen auf. Mit dem Nach- Sperre. «Das ärgert mich noch heute, ich folger des legendären Goggo, einem 60- schwöre, alles war in Ordnung.» PS-Glas-Isar 600, wird der Mann zum Unweit des Nürburgrings hat sich Bod- Schrecken der siegverwöhnten Steyr- mer zusammen mit seiner Ehefrau Hanne- Puch- und NSU-Prinz-Armada. lore und Sohn Andreas (31) eine neue Exis- Weiter gehts in den stärkeren Glas- tenz aufgebaut. Seit 1969 betreibt er in Modellen 1204 und 1304 TS sowie 1300 Adenau eine Alfa- und Mazda-Niederlas- GT-Coupé, die immerhin schon rund 120 sung. Der Mann ist nicht kleinzukriegen: PS leisten. Bodmer wird 1965 Deutscher Nachdem ihn in der Motocross-Zeit ein Rundstreckenmeister, ein Jahr später Schädelbasisbruch in die Intensivstation kreuzen drei Glas 1304 TS auf den Plätzen beförderte, brachte ihn eine Magen-Opera- 1, 2 und 3 die Ziellinie bei den 24 Stunden tion vor zwei Jahren erneut in Lebens- in Spa. Bodmer und Kollegen, darunter gefahr. Wenn der Langstreckenpokal oder Helmut Kelleners, holen den Königspokal. das 24-Stunden-Rennen über die Nürburg- Das Treiben geht erst mit der Einverleibung ring-Nordschleife toben, steigt er aufs des kleinen Werks durch BMW zu Ende. Die Fahrrad und fährt spezielle Mutpunkte an. Zwei-Mann-Rennabteilung fällt der Fusion «Ein Blick, und du weisst, wer’s kann und zum Opfer. wer’s nie lernt.»

Damals: Schrecken der Grossen Heute: Mit dem Rad an den Ring

Glas-Kasten: Gerhard Bodmer im 1304 TS beim Schauinsland-Bergrennen Böhringer, Eugen (MSa 20/2000) Der grosse Kleine 13 ugen Böhringer wird bei Mercedes noch im eigenen Weinberg grössere Mengen Eheute liebevoll gehegt und gepflegt. Riesling und Trollinger erntet. Der nur 1,60 m grosse Schwabe hat den Regelmässig geht der Rallye-Europa- Stern besonders hell leuchten lassen, als meister von 1962 in zum Stamm- er die 220- und 300-SE-Limousinen welt- tisch. Die Runde mit Eberhard Mahle, weit zu Rallye- und Rennerfolgen trieb. In Walter Schock, und Co. hat seiner aktiven Zeit zwischen 1957 und sich viel zu erzählen. Etwa, wie das Team 1967 hat er wohl mehr von der Welt ge- Böhringer/Glemser 1964 beim 6-h-Rennen sehen und erlebt als andere im ganzen am Nürburgring mit dem 300er die hoch- Leben. Cleverness, Improvisationstalent favorisierten Jaguar MK 2 und BMW 1800 und ein von Natur aus fröhliches Wesen TI bügelte. Oder wie die zwei mit fünf haben ihm einen legendären Ruf ein- Runden Vorsprung beim 24-h-Rennen in gebracht. Spa führten, bevor ein paar Minuten vor Für Journalisten war Böhringer eine Schluss ein Vorderrad abbrach. «Das war ständige Fundgrube. Wenn er ein Auto meine grösste Enttäuschung überhaupt, rausgefeuert hatte, pflegte er in brei- das geht mir heut’ noch nach.» testem Schwäbisch zu sagen: «Der wo net Einen der tollsten Husarenritte lieferte schnell fahrt, fliegt au net raus, gell?» Im er bei der Rallye Monte Carlo (wo ihm fünf Januar wurde der gelernte Koch 78 Jahre Jahre in Folge Klassen- und Gruppensiege alt, lebt mit Frau Luise (seit 45 Jahren ver- gelangen). Das Team Böhringer/Wütherich heiratet) wie eh und je am Stuttgarter wollte 1965 beweisen, dass man mit dem Rotenberg und fühlt sich trotz zwei GTS die wendigen BMC-Minis Bypass-Operationen pudelwohl. «Der Wein besiegen kann. Ein Schneesturm (den nur schmeckt noch, des isch dHauptsach.» 18 von 300 Autos überlebten) gleich zu Rund um das Anwesen Böhringers fin- Beginn bescherte einen unaufholbaren den sich die übrigen Mitglieder des Clans Rückstand, doch dann drosch Böhringer in Gestalt seiner vier Töchter Beate (44), den Sportwagen von Bestzeit zu Bestzeit Isabell (41), Mercedes (39) und Eva (36), und galt als Zweiter hinter Timo Mäkinens dazu drei Enkelkinder. Das Restaurant mit Mini als moralischer Sieger. Es gibt so viele Hotel hat er seiner Ältesten übergeben, Anekdoten über ihn, dass sie ein Buch während der alte Geniesser hinterm Haus füllen würden.

1965: Eugen Böhringers grösste Zeit Böhringer 1999: Noch immer viel Freude

Leuchtender Stern 1964: Böhringer drischt den 300er um die Nürburgring-Nordschleife Foitek, Karl (MSa 39/2000) 14 Die Alfa-Bank arl Foitek war für immer komplettieren die Grossfamilie. «Zum Keine Bank, wenns um wichtige Tou- Glück wollte nur Gregor Rennfahrer wer- renwagen- und GT-Siege ging. Giulietta TI, den, sonst wärs richtig teuer geworden.» Sprint Veloce und Zagato trieb er vor allem Teuer genug geriet bereits Gregors Kar- im Dreiländereck Deutschland/Schweiz/ riere, die nach erfolgreichen Stationen im Österreich zum Erfolg. Eigentlich war der Tourenwagen, der Formel Ford, Formel 3 Mann unschlagbar, wenn er nicht abflog und Formel 3000 in zwei schlechten For- oder die Technik streikte. Höhepunkt sei- mel-1-Teams ihr Ende fand. Im August ner Husarenritte war der Sieg im verreg- 1990 zog der Papa die Notbremse, «weil neten Rahmenrennen des deutschen Grand es wirtschaftlich nicht zu vertreten war. Prix 1960 auf der Nürburgring-Süd- Leider haben wir bei dem Abenteuer viele schleife: Mit einer Alfa Romeo Giulietta TI Millionen für nichts bezahlt.» liess er das gesamte GT-Feld mit hoch- Foitek wird im April 70 Jahre alt und ist karätigen Stars hinter sich. immer noch auf Titeljagd – in der Winter- Was immer das Ausnahmetalent zwi- disziplin Curling. Schon zweimal liess er schen 1955 und 1971 anpackte, endete sich als Landesmeister bei den Senioren meist unterm Lorbeerkranz. Das galt auch feiern. Mit Golfen und Lachsfischen in Nor- für seine GT- und Sportwagen-Starts mit wegen, Alaska und Kanada rundet Foitek dem Lotus-Elan, Ferrari GTO, Lotus 23 und sein Erholungsprogramm ab. Denn beruf- Lola. An die 200 Siege und vier Schweizer lich gibt der Unverwüstliche noch immer Meistertitel sind ein Zeugnis dafür. Gas: Über die Ferrari-Challenge ist Foitek Den persönlich wertvollsten Tag erlebte weiterhin mit dem Rennsport verbunden. der gebürtige Österreicher und zugewan- Das seit 1962 (dem Hochzeitsjahr der derte Schweizer am 23. Mai 1971 bei einem Foiteks) als Familienunternehmen geführ- seiner letzten Rennen in Bremgarten: Kurz te Autohaus «Garage Foitek» in der Nähe nachdem er seinen Lola zum Sieg getrieben von Zürich mit Vertretungen für Alfa hatte, meldete ihm Gattin Sonja telefo- Romeo, Ferrari und Maserati hört nach wie nisch die Geburt der Zwillinge Frank und vor auf sein Kommando. «Irgendwann in Markus. Die beiden sind heute mit 29 Jah- nächster Zeit sollte ich anfangen kürzer zu ren die jüngsten der fünf Foitek-Kinder. treten und das Geschäft an die Kinder Carmen (37), Gregor (35) und Reto (34) übergeben.»

1957: Karl Foitek mit seiner heutigen Gattin 1999: Karl Foitek (rechts) mit Jean Todt

Siege in Serie: Karl Foitek 1962 im Alfa Romeo Sprint GT 1300 auf dem Nürburgring Fritzinger, Klaus (MSa 13/2000) Der Multi-Sportler 15 laus Fritzinger ist ein Alleskönner. Das Kerpen, die Altreifen gegen die Fritzinger- Kgilt für seine Profizeit als Fussballer Erfindung ausgetauscht. Und gerade ist er beim 1. FC Kaiserslautern, für seine Auf- dabei, auch die Karts mit einer High-Tech- tritte als Rennfahrer am Berg und auf der Variante aus Kohlefaser und Elektroantrieb Rundstrecke, und erst recht für seine zu revolutionieren. Sein Motto: «Suche die Darbietungen als Rallye-Pilot. Mit einem Herausforderung – und du findest sie.» privat eingesetzten Capri RS entpuppte er Die Herausforderung hat er im Motor- sich für Werksfahrerkollege im sport wirklich immer und überall gesucht. DRM-Premierejahr 1972 als zäher Brocken Da waren die Wahnsinns-Ritte mit dem und wurde immerhin Vizemeister. Einige Shelby-Mustang und der AC Cobra. Oder Jahre später schnappte er im selbst vor- seine Exoten-Rallyes in der Wüste von bereiteten Toyota bei der Bavaria-Rallye Arabien, bei den Ölscheichs im Orient oder einem Kaliber wie Walter Röhrl im Werks- im tibetanischen Hochland am Himalaya. Stratos um zwei Sekunden den Gesamtsieg Die «Monte» hat er sogar mal mit der weg. Ganz zu schweigen davon, dass er die SWR-3-Moderatorin Stefanie Tücking als Mammut-Fernfahrt «Tour d’Europe» gleich Co-Pilotin in Angriff genommen. Wie kaum dreimal gewonnen hat. Und zwar jedesmal ein anderer hat es der Mann verstanden, mit einem anderen Toyota-Modell (Celica, den Sport zu leben, zu geniessen und dabei Corolla, Starlet). Klaus Fritzinger ist jetzt erfolgreich zu sein. Und das 27 Jahre lang. 63, lebt unverändert in Kaiserslautern, hat Über seine zehn Toyota-Rallyejahre mit sein Autohaus an den den 38-jährigen Co-Pilot Henning Wünsch gerät der Pfälzer Sohn übergeben und erfreut sich gerade in Verzückung: «Eine wunderbare Zeit, wir seiner vierten Karriere als Konstrukteur. haben viel von der Welt gesehen und Rie- Ein Energiebündel war der Bastler und senerlebnisse gehabt, einfach traumhaft.» Tüftler schon immer – und daran hat sich Kontakt mit der Rennszene hat Fritzin- bis heute nichts geändert. So meldete er ger hauptsächlich noch via TV, hin und eine geniale Idee als Patent an: Ein Be- wieder reicht’s auch mal für einen Besuch grenzungssystem aus Recycling-Kunst- an der Strecke. Ganz heiss ist er auf seinen stoff für Indoor-Kartbahnen. Inzwischen Lieblingskurs Nordschleife. «Da würde ich haben schon über 40 Betreiber in ganz gerne nochmal mit ein paar flotten Jungs Europa, darunter auch die Schumi-Bahn in die 24 Stunden mitfahren.»

Allround-Ass: Klaus Fritzinger anno 1971 Genialer Tüftler: Klaus Fritzinger heute

Quertreiber: Klaus Fritzingers Toyota fürchtete auch Walter Röhrl Fröhlich, Dieter (MSa 40/2000) 16 Zweites Leben ieter Fröhlichs Auftritte hatten stets tabu, die Waage zeigt heute nur noch rund Dhohen Unterhaltungswert: Mal bestell- 100 Kilogramm. te er einen missliebigen Journalisten zum Über sein Leben referiert er nicht mehr Rapport, mal bedrängte er Funktionäre mit jener bedrohlichen Langsamkeit, die und Gegner. Vor dem Start schüttete er früher stets Alarmstimmung signalisierte. gerne noch rasch eine Literflasche Cola in «Je langsamer und leiser ‹Porky› sprach», sich rein und rauchte dazu in bester Win- weiss sein langjähriger Weggefährte Ha- kelhock-Manier ein paar Marlboros im rald Grohs, «desto brisanter war die Lage.» Schnelldurchgang. Mit seiner Unnahbar- Grohs, klein und schmächtig, genoss vor keit hielt er die Konkurrenten («wer mir allem während der wilden Anfangszeit als dumm kam, hatte ein Problem») auf Dis- Nachwuchsrennfahrer im Renault-R5- tanz. Dazu trug sein Erscheinungsbild Pokal die schützende Hand des kräftig ge- ebenso bei wie der berühmte «Bananen- bauten Kumpels. «Wenn mir einer an die Dampfer», die 500-PS-Corvette mit Chiqui- Wäsche wollte», erinnert sich Grohs, «war ta-Werbung. Aber auch mit anderen Autos Porky immer zur Stelle. Ausserdem hat er gelangen dem Essener Kaufmann inner- mir alle Tricks für die Rennerei bei- halb seiner zwölfjährigen Laufbahn bis gebracht, auch die weniger feinen.» 1974 viele Siege. So gehörten diverse Motorsport und Autos sind für Fröhlich DKW-Modelle, Alfa Romeo Giulia und GTA, noch immer Thema Nummer 1. Ein Stamm- Opel Commodore und fast alle Porsche- tisch mit alten Kollegen wird ebenso ge- 911-Varianten zu seinem Fuhrpark. pflegt wie Besuche am Nürburgring und Im Januar wurde Fröhlich 60 Jahre alt, der jährliche Gang zur Essener Motorshow. aber den wichtigsten Geburtstag feierte er Die hat er zusammen mit Wolfgang Schöl- drei Jahre zuvor: «Da war ich fünfmal tot.» ler und dem verstorbenen Bilstein-Chef Nach einem schweren Herzinfarkt mussten Hugo Emde 1967 erstmals «mit 30 Autos ihn die Ärzte mehrmals reanimieren. Erst auf 600 Quadratmetern» organisiert. Vor nach dem fünften Versuch war der Kampf vier Jahren hat Fröhlich «nach abge- um sein Leben gewonnen. Sein grösster schlossener Testphase» seine Lebens- Wunsch ist daher nur allzu verständlich: gefährtin Jutta (sie ist Inhaberin eines «Ich will einfach nur noch ein paar Tage Hundesalons) geheiratet. Der Test dauerte leben.» Dies tut er sehr bewusst: Tabak ist immerhin 32 Jahre …

Fröhlich 1970: Wehe, einer kam ihm dumm Fröhlich 2000: Im zweiten Leben ruhiger

1969 im 911: Auch im Rennwagen war Dieter Fröhlich ein allseits sehr gefürchteter Gegner Glemser, Dieter (MSA 12/2000) Der Schwabenpfeil 17 ieter Glemser war für jeden Teamchef Das gilt auch für seine alten Freunde Dein Glücksfall: Souverän, pflegeleicht, aus den Jahren als Mercedes-Werkspilot kein Materialfahrer und trotzdem unglaub- zwischen 1962 und ’64. «Das war die lich schnell. Ob Porsche Super 90, Carrera, schönste Zeit, mit als Rennlei- oder 906, ob Mercedes 300 SE, Ford Escort ter, mit Hans Herrmann, Eugen Böhringer oder Capri RS – am Ende stand er fast immer oder Martin Braungart als Teamkollegen.» unterm Lorbeerkranz. An die 100 Siege Mit Böhringer bildete Glemser ein Dream- fuhr er zwischen 1959 und 1974 ein, fühlte Team: Im schweren 300 SE gewannen sie sich bei Rallye-Marathons genauso wohl 1963 sensationell den 6-h-Tourenwagen- wie auf der Rundstrecke. Der Schwabe be- GP am Ring, und fast wäre ihnen das auch scherte der Ford-Rennabteilung 1969 den bei den 24 Stunden von Spa geglückt. ersten Titel im Escort 1600, wurde im Zak- «Aber 15 Minuten vor dem Ende verlor speed-Escort RS zweimal DRM-Titelgewin- Eugen in Führung liegend ein Vorderrad. ner und im Capri RS Tourenwagen-Europa- Meine grösste Enttäuschung überhaupt.» meister. Glemser ist heute 61, seit 38 Glemsers Lieblingsrennstrecke war die Jahren mit Helga verheiratet (drei Töchter, Nürburgring-Nordschleife, «obwohl mir da sechs Enkel), lebt in Warmbronn bei öfter die Muffe ging». Hier ereilte ihn 1973 Leonberg und ist restlos zufrieden. Aus ein Riesenabflug. Nach Lenkungsbruch im dem Tagesgeschäft der Grossgärtnerei hat Bergabstück «Wehrseifen» flog sein Capri er sich ausgeklinkt («das macht jetzt mein RS meterhoch durch die Luft und über- Bruder»), um Zeit fürs Skilaufen, Reisen, schlug sich mehrfach. Mit schweren Prel- Radfahren und die Enkel zu haben. lungen und Rippenbrüchen lernte er erst- Das Ende seiner aktiven Zeit ging naht- mals in seiner Karriere das Adenauer los über in Berater-Funktionen. Zuerst als Krankenhaus von innen kennen. Ein weite- Pate des R5-Pokals, dann als Ford-Berater, rer böser Unfall 1974 in Macau schockte ab 1986 als Porsche-Cup-Manager und zu- ihn derart, dass er seine Karriere auf der letzt fast zehn Jahre als DTM-Koordinator Stelle beendete. Wegen eines geplatzten bei Mercedes. Noch immer fährt er Funk- Reifens hatte sein Escort die Absperrung tionstest für AMG und ist Instruktor bei durchbrochen und mehrere Zuschauer ver- Fahrsicherheitslehrgängen. «Der Kontakt letzt. «Das hat mich so bedrückt, dass mir zum Sport ist eigentlich nie abgerissen.» der Spass schlagartig vergangen ist.»

Glücksgriff: 1973 Glemser 1999: Das Haar wird lichter

Glanzjahre 1973/74: Glemser holt zwei DRM-Titel im Ford Escort von Zakowski Herrmann, Hans (MSa 19/2000) 18 Der Hans im Glück ans Herrmann bekam das grösste Kom- Sogar im letzten Rennen begleitete ihn Hpliment ausgerechnet vom schweigsa- das Glück, als er 1970 mit Dick Attwood men Rennstallchef Carlo Abarth: «Ich im Porsche 917 die 24 Stunden von Le Mans kenne keinen Rennfahrer, der mit so wenig gewann – den ersten Sieg für Porsche in Risiko so schnell Auto fahren kann.» Dafür, diesem Klassiker. «Le Mans zu gewinnen dass der Mann seine Piloten regelmässig und dann aufzuhören, ist wie ein schöner beschimpft und zum Teufel gejagt hat, ist Traum.» dieses Zitat eine Sensation. «Ich hab’s Im Februar feierte Hans Herrmann selbst kaum glauben können, als er das seinen 72. Geburtstag und lebt mit Gattin gesagt hat», feixt der gelernte Konditor- Magdalena, mit der er seit 38 Jahren ver- meister Herrmann noch heute. Seine Ren- heiratet ist, als erfolgreicher Geschäfts- nen und Siege für Mercedes, Porsche und mann in Sindelfingen. Sein Unternehmen Abarth, für BRM, Borgward, Cooper und «HH Autotechnik» fertigt Aluminium- Maserati sind Legende. Aber noch heute Fahrwerksteile und Räder für die Auto- ist seine Popularität ungebrochen. industrie. Sein jüngster Sohn Kai (30) ar- Der dreimalige deutsche Sportwagen- beitet kräftig im väterlichen Betrieb mit, meister hat zwischen 1952 und 1970 alle der ältere (Dino, 34) lebt als Musikprodu- Fegefeuer des Rennsports erlebt. In der zent in Los Angeles. Formel 1 und im Sportwagen fuhr und Die Verbindung zum Rennsport ist für siegte er gegen die Besten seiner Epoche. Hans Herrmann nie abgerissen. Dafür Er hat Horrorunfälle auf der Avus und in sorgen schon die vielen Mercedes-Ein- Monaco überlebt, sich dabei fast alle ladungen und regelmässigen Treffen mit Knochen gebrochen. «Überleben heisst der alten Truppe, «der ganzen Schwaben- auch Glück haben», sagt Herrmann, «und Mafia halt». Formel-1-Übertragungen sind davon hatte ich reichlich.» Das gilt auch für ihn Pflichtübung, egal zu welcher für die spektakuläre Entführung vor zehn Tages- oder Nachtzeit. Die neue DTM will Jahren, wo er bis zu seiner Befreiung 48 er sich hin und wieder live vor Ort ansehen. Stunden gefesselt und geknebelt in einem Für die Zukunft wünscht er sich vor allem Kofferraum Todesängste ausstand. «Wenn dies: «Gesund bleiben, die Firma auf du das alles überlebt hast, weisst du, was Erfolgskurs halten und nicht mehr entführt Glück bedeutet.» werden …»

Hans im Glück: 1955 im Mercedes-Team Hans Herrmann: Keine Entführung mehr!

GP Frankreich 1954: Hans Herrmann im Mercedes-Silberpfeil mit der Startnummer 22 Heyer, Hans (MSa 09/2000) Der Tausendsassa 19 eine Feier ohne Heyer». Dieser Fahrerla- Rückblickend stellt der Vater von Mat- Kgerslogan begleitete den Tausendsassa thias (30), Kenneth (20) und Alissa (16) des deutschen Rennsports, wo immer er fest, dass es ihm «verdammt gut gegangen antrat. 33 Jahre lang hat er Freund und ist in all den Jahren». Seine schönste Zeit Feind mit seinem Ideenreichtum überrum- hat er bei Ford und Erich Zakowski verlebt pelt. Erst im Kart, ab 1970 im Tourenwa- («der war auch mein bester Teamchef»). gen, zwischendurch in GT und Sportwagen. Die -Siege und den DRM-Titel 1980 Die Trickkiste des Mannes mit dem be- betrachtet er «als wertvollste Erfahrung, rühmten Tirolerhut war unergründlich, mit weil ich da beweisen konnte, dass man diebischer Freude genoss er die Ratlosig- auch mit einem völlig neuen Projekt auf keit der Konkurrenz. Genau 999 Rennen ist Anhieb erfolgreich sein kann». Als Minus- er bis zu seinem Rücktritt Ende 1992 ge- Rekord vermerkt Heyer, dass er zwar 15 Mal fahren, rund 500 davon hat er gewonnen. in Le Mans gestartet, aber nicht einmal Mit Ford und Lancia holte er drei DRM- und angekommen ist. Trotz einem halben Dut- einen EM-Titel, dazu liess er sich achtmal zend böser Crashs – der Horror-Überschlag als Kart-Champion krönen. Mitte März im Lancia am 1980 ist wahr- feiert seinen 57. Geburtstag, scheinlich der berühmteste – gab es nie dirigiert vom rheinischen Wegberg aus die ernsthafte Verletzungen. Eine tückische 130 Bitumen-LKW seines Strassenbaube- Hepatitis nach seiner aktiven Zeit machte triebs und ist unverändert Fussball-Fan. ihm da schon weit mehr zu schaffen, fast Er hat nichts verloren von der Spitzbü- zwei Jahre lang laborierte er damit herum. bigkeit, ist noch immer derselbe durch- Wenn es mal einen neuen Rennfahrer triebene Hund, der seine Gesprächspartner Heyer geben sollte, dann Kenneth. Der al- lauernd fixiert. Noch immer gehört seine lerdings interessiert sich derzeit eher für Liebe dem Rennsport, dem Fussball und Fussball und spielt schon in der Oberliga. seit einigen Jahren seiner kleinen Yacht, Sehr zur Freude von Mama Marion: «Das ist die vor Spanien liegt. Via TV verfolgt er nicht so aufregend wie der Rennsport.» alles, «was über den Bildschirm kommt». Heyers Erscheinen an den Rennstrecken Und er träumt davon, «nochmal die Paris– hatte zuletzt Seltenheitswert. Jetzt will er Dakar zu gewinnen». Das gelang ihm 1986 wieder häufiger Gast im Fahrerlager sein: mit Yörn Pugmeister in der LKW-Wertung. «Ich freue mich tierisch auf die neue DTM.»

Heyer ’77: Der Mann mit dem Hut In Ehren ergraut: Heyer anno ’99

«Meine schönste Zeit»: Heyer im -Escort 1976 in Mainz-Finthen Huber, Günther (MSa 49/2000) 20 Der Einzelkämpfer ünther Huber gehört zur Gruppe jener jungen Mann mit dem Bubengesicht in sein Gwilden und weltweit gefürchteten Team. Fortan driftete Huber mit den gelb- Österreicher, die den Erfolg der ersten schwarzen BMW 2002 und CSL Coupés aus Formel-Vau-Jahre entscheidend geprägt Buchloe bei den Topstars mit. «Wir Formel- haben. Während die Landsleute in den Vau-Piloten dachten damals, uns gehört Werksteams von Porsche Salzburg (Austro die Welt, und so fuhren wir auch.» Diesen V) und Bergmann (Kaimann) im Kollektiv Übermut musste Huber am Nürburgring im auftraten, entschied sich der stille und in- Streckenabschnitt Wippermann denn auch trovertierte St. Pöltener für die Rolle des mit seinem ersten und einzigen Mega- Einzelkämpfers. «Ich ging auch technisch Crash bezahlen: Frontalaufprall ohne Gurte eigene Wege», erinnert sich Huber. Dazu an einen Baum, drei Tage Adenauer gehörte auch die Entwicklung geeigneter Krankenhaus. Kaum wieder fit, holte er Stossdämpfer. «Damals waren alle ziemlich sich mit Helmut Kelleners im Alpina-CSL testfaul. Ich habe das mit Hugo Emde von Coupé den Gesamtsieg bei den 24 Stunden Bilstein ausgenutzt. Die Zusammenarbeit von Spa. mit diesem Mann war toll.» Schon bald war Noch bevor die 1,6-Liter-Super Vau ab klar: Wer gewinnen wollte, musste Bilstein 1971 richtig in Schwung kam, beendete fahren. Huber seine Karriere nach nur sechs Als die Vau-Bewegung ’66 richtig in Jahren, um Verantwortung im elterlichen Schwung kam, gehörte Huber zu den Front- Automobil-Betrieb zu übernehmen. Heute runnern, siegte bei den EM-Läufen auf dem ist er 58 Jahre alt und Chef einer grossen Nürburgring und führte in Monaco mit Chrysler-, Subaru- und Hyundai-Nie- Riesenvorsprung bis zum Ausfall wegen derlassung mit angeschlossenem Iveco- Bremstrommelbruchs. Trotz harter Ge- LKW-Bereich. Seine Gattin Hannelore hat genwehr von Marko, Peter und Co. holte er eine Praxis für Kinder-Psychologie. Seit 27 sich 1967 den EM-Titel. Davon schwärmt Jahren verheiratet, haben sie zwei Söhne er noch heute: «Es war eine ungeheure (25 und 22). Jagen und Skifahren füllen Genugtuung, als Einzelkämpfer den Rest die Freizeit Hubers aus, der sich noch einen der Welt abzuduschen.» grossen Wunsch erfüllen will: «Ich würde Schon bald wurde Alpina-Chef Burkhard gerne mal einen historischen Formel 1 Bovensiepen aufmerksam und holte den fahren. Nur einmal, egal wo.»

1968: Braves Bubengesicht, starker Wille Huber heute: Auch mit 58 jugendlich

Ein Einzelkämpfer als Ring-König: Huber 1967 im Kaimann-Formel Vau am Karussell Dieser Slogan war schon für den unvergessenen Bilstein-Rennsportchef Hugo Emde († 1995) Plattform und Basis seines engagierten Wirkens für unser Unternehmen. Was er in mehr als 30 Jahren vor allem im Tourenwagensport aufgebaut hat, ist für uns heute mehr denn je Vermächtnis und Verpflichtung zugleich. Viele der ehemals erfolgreichen Rennfahrer und Teamchefs, die in diesem Booklet vorgestellt werden, hatten mit Bilstein einen treuen und verlässlichen Wegbegleiter. Und wir sind auch für die Zukunft ein starker Partner – mit neuen Ideen und High Tech-Kompetenz. Bilstein. Ein starker Partner im Motorsport.

www.bilstein.de 018 0 - 5 60 08 60 Kauhsen, Willi (MSa 26/2000) 22 Der 1000-PS-Mann illi Kauhsen – dieser Name bürgte Ende, bevor er richtig losging. Das Aben- Wzwischen 1963 und 1974 für Unter- teuer Formel 1 kostete ihn knapp fünf haltung auf und neben der Piste. Die rhei- Millionen Mark und brachte ihn an den nische Frohnatur gehörte nicht nur zu den Rand des Ruins. erfolgreichsten Porsche-Piloten seiner Im Mai wurde Kauhsen 61, lebt mit Zeit, sondern war wegen seiner kernigen seiner zweiten Frau Uschi («keine Kinder, Sprüche für die Presse stets eine Fund- aber ein Hund») wechselweise in Aachen grube. Erste Schlagzeilen machte der bär- und im Feriendomizil in Spanien. Er spielt tige Aachener 1965 im Abarth 1000 TC als begeistert Golf (Handicap 19) und pflegt Tourenwagen-Europameister. Danach seine Oldtimer. Das Transportgeschäft hat prägten nahezu alle gängigen Porsche- er vor Jahren an seine Nichte übergeben. Modelle vom 911 über Carrera 6 und 908 Über den aktuellen Motorsport informiert bis hin zum 917/10-Turbo mit 1000 PS er sich vorm Fernsehgerät: «Da wird alles seine Karriere. Als Werkspilot gewann er geguckt, was im Angebot ist, und einmal im 914 die 84 Stunden am Nürburgring, im Jahr geht’s zum Grand Prix nach Spa- siegte im 911 bei den 24 Stunden von Spa Francorchamps.» und fuhr mit Gerard Larousse im Langheck- Bei aller Freude über die Erfolge der 917er in Le Mans auf Platz 2. «Das waren deutschen GP-Fraktion trauert er noch drei echte Highlights, an die man sich immer Ayrton Senna nach, mit dem ihn immer gerne erinnert.» eine persönliche Freundschaft verband. Weniger gute Erinnerungen hat Kauhsen Dabei wird ihm immer wieder bewusst, wie an die Jahre als Teamchef. Zwar gewann viel Glück er selbst bei zwei Horror- seine von Alfa Romeo geleaste und von Unfällen gehabt hat. Bei einem Aqua- Manager Domingos Piedade betreute planing-Crash auf der VW-Versuchsstrecke Sportwagentruppe mit dem Tipo 33 die Ehra-Lessien flog er samt Sitz in eine Prototypen-WM 1975, dafür lief sein Enga- Böschung, während vom Werks-917er «nur gement in der F2-EM nicht gut. Und das noch Einzelteile rumlagen». Und am Formel-1-Projekt «WK 1» endete mit der Nürburgring brannte der eigene 1000-PS- «grössten Enttäuschung meines Lebens». Porsche ab, als bei Tempo 270 am Flugplatz Aufgrund geplatzter Sponsorendeals war ein Reifen platzte. «Das war der absolute der Traum vom eigenen Formel-1-Team zu Super-Gau.»

Bärtige Frohnatur: 1968 Heute: Vor allem Freude an Golf und Autos

Wahre Höllenritte: Willi Kauhsen im 1000-PS starken Porsche 917/10 1972 in Hockenheim Kelleners, Helmut (MSa 11/2000) Die Nas aus Moers 23 eine Karriere begann im Slalomsport mit Laren-Chevy im 300-km/h-Tempo mit dem Seinem Glas 1304 TS. Die ersten Touren- Schweizer Herbert Müller im 1000-PS-Por- wagenrennen absolvierte er in einem Alfa sche 917/10 duellierte. Rad an Rad don- GTA. Ein Engagement im Koepchen-BMW- nerten die beiden ab Schwalbenschwanz Rennstall wurde zum Ausgangspunkt für bis zur Döttinger Höhe zum finalen Show- eine der erfolgreichsten deutschen Renn- down, «jeder fuhr dem anderen mindes- fahrerlaufbahnen. Mit Ehrgeiz, Präzision tens dreimal in die Seite». Kelleners siegte und Zuverlässigkeit steuerte der Mann aus um eine Wagenlänge und bezeichnet seine dem niederrheinischen Moers-Kapellen Sportwagenzeit (Ford GT 40, March-Chevy alle im Sport eingesetzten BMW-Modelle, 707, McLaren-Chevy M8, Ferrari 512 M, aber auch bis zu 1000 PS starke Sportwa- und 917/10) zwischen 1969 gen auf Erfolgskurs. Mit drei Titelgewinnen und 1974 als die schönste seiner Karriere. in Folge ist «die Nas», wie ihn Mitbewerber Sohn Ralf sorgt schon seit 1987 dafür, wegen seines ausgeprägten Riechorgans dass der Name Kelleners auf der Rennpiste nannten, Rekordhalter aus deutscher Sicht weiterhin für Qualität und Erfolg bürgt. Der in der Tourenwagen-EM. Kelleners ist mitt- weissgott nicht unkritische Papa be- lerweile 61 Jahre alt und verfolgt mit Stolz scheinigt dem Sohnemann «eine grössere die Rennerfolge seines Sohnes Ralf. Zwei Grundschnelligkeit, als ich sie damals renommierte und kerngesunde BMW- hatte». Und das will nun wirklich was Betriebe sowie ein BMW-Tuning-Unter- heissen. nehmen sichern die Existenz. Helmut Kelleners ist inzwischen ausge- An die 150 Siege hat Kelleners zwischen wiesener Formel-1-Fan vorm TV-Gerät, 1961 und 1984 eingefahren. Trotz der reist jedes Jahr traditionell zu den 24 vielschichtigen Anforderungsprofile der Stunden nach Le Mans und trifft seine von ihm pilotierten Autos erwies er sich alten Weggefährten Manfred Trint und Ex- als Meister der Zuverlässigkeit, baute kaum Mäzen Hans-Günther Lehmann beim Gol- Unfälle und zog sich in all den Jahren nie fen (Handicap 15) auf Mallorca. Seit 1987 eine Verletzung zu. Seine Lieblingsstre- zum zweiten Mal verheiratet mit Ute, fühlt cken waren der alte Spa-Kurs und natürlich er sich dank regelmässigem Fitnesstrai- die Nordschleife. Dort erlebte er auch sein ning «topfit und viel jünger, als in meinem persönliches Highlight, als er sich im Mc- Ausweis steht».

«Die Nas»: Helmut Kelleners 1972 Formel-1-Fan: Helmut Kelleners

Allrounder: Helmut Kelleners siegte auch in Sportwagen, hier 1970 im March-Chevy 707 Knupp, Willy (MSa 41/2000) 24 Der RTL-Pionier illy Knupp und sein RTL-Mikrofon Heiko Wasser zu machen. Vom ehemaligen Wwaren bereits in den 60er-Jahren stets RTL-Chef Dr. Thoma wurde er zum Gesamt- in vorderster Front, wenn es bei «Radio koordinator für Motorsport-Kommunika- Tele Luxemburg» um Motorsport ging. Mit tion berufen. Seither vertritt er den Sender Frank Elstner etablierte er Motorsport- bei den meisten GP als Botschafter. Reportagen als fixes Programmelement im Für Ende 2001 hat Knupp den «lang- Radio und platzierte seinen Sender als samen Übergang in ruhigeres Fahrwasser» Partner von Teams und Veranstaltern. So anvisiert: «Dann bin ich 65, will mehr Zeit prangte das RTL-Logo lange Zeit auf den für die Familie und für meine Tochter Ford-Escort- und Capri-Tourenwagen des Lisann haben». Mit seiner langjährigen Zakspeed-Rennstalls, und das Lebensgefährtin und TV-Kollegin Birgit erhielt über Jahre Werbung durch eine RTL- Lechtermann ist er seit 1995 verheiratet Partnerschaft mit dem ADAC Nordrhein. und geniesst jede freie Minute. «Auch in Das Düsseldorfer RTL-Studio wurde oft zum Zukunft möchte ich dem Motorsport in Prominenten-Treff, denn wenn Willy rief, beratender Funktion verbunden bleiben. dann kamen sie alle. «Die Zeit mit Frank Und das eine oder andere Buch schreiben», Elstner beim Radio war die schönste über- sagt der ehemalige Hobby-Renn- und haupt», blickt der Kölner fast ein bisschen Rallyepilot (BMW, Abarth Irmscher-Opel, wehmütig zurück. Ford). Bisher sind 23 Titel unter seiner Die Gründung von RTLplus TV in Köln Mitwirkung erschienen, zuletzt «50 Jahre brachte für Knupp den Wechsel ins neue Formel 1». Medium. Er holte nicht nur die Formel 1 Mit Hans Heyer, und vielen ab 1983 ins Haus, sondern begleitete die Weggefährten hält Knupp noch immer GP bis 1992 als Kommentator. «Wir haben engen Kontakt. Und seinem Arbeitgeber echte Pionierarbeit geleistet», erinnert macht er ein dickes Kompliment: «Ich sich Knupp. «Die Formel 1 war bei uns an- bekam die Chance, mit der Formel 1 bei fangs ein Ein-Mann-Betrieb. Da war ich RTL etwas Neues aufzubauen. Dafür bin ich schon froh, wenn mir Werner Heinz oder dankbar. Und stolz auf das Resultat.» Die Norbert Haug etwas assistiert haben.» Seit ersten Grand-Prix-Übertragungen hatten 1992 hat er nach fast 800 Einsätzen das um die 100000 Zuseher. Heute sind es Mikrofon zur Seite gelegt, um Platz für zwischen 9 und 13 Millionen.

1970: Man beachte den Kragen … Heute: Noch immer voll im Saft

Nicht nur wortgewandt: Knupp/Breiter im Ford Capri 1971 bei der Monte Kottulinsky, Freddy (MSa 16/2000) Alter Schwede! 25 reddy Kottulinsky wurde in England eigentlich gibt es nichts ausser der Formel Fwegen seiner Fahrweise «Freddy Elbow» 1, wo er nicht erfolgreich gewesen wäre. (Ellbogen-Freddy) gerufen, auch anderswo Ein Wunder an Fitness war er immer – noch wurden die Gegner bleich, wenn sie nur als 60-jähriger fuhr er sein letztes Rennen seinen Namen in der Startliste entdeckten: in der Formel-Opel-EM. Im Juli wurde der Wo Freddy Graf Kottulinsky antrat, flogen ewig jugendliche Graf 68, hat vor fünf die Fetzen. Wenn’s krachte, war er meist Jahren wieder geheiratet und lebt seitdem mittendrin, aber nur einmal hat er sich in Schleiz am Rande der ältesten deut- nach einem Überschlag in /GB schen Natur-Rennstrecke. wehgetan. Was Kampfgeist und Mut be- Dass es ihn ans Schleizer Dreieck ver- trifft, eilte ihm ein Ruf wie Donnerhall schlug, ist das Resultat eines Renn-Flirts. voraus. 1969 gewann er dort ein internationales 33 Jahre hat der Schwede mit Wohn- Formel-3-Meeting, was ihm das obligate sitzen in Deutschland und Österreich in Siegerbussi der Dame am Podium ein- allen möglichen Cockpits zugebracht. Da- brachte. Man kam sich näher, sah sich zwei bei fühlte er sich im Monoposto am wohl- Jahre später wieder und dann nie mehr – sten. So wurde er viermal in Folge mit sei- bis 1995. Der Zufall führte Freddy und sein nen Landsleuten (1968) Siegerehrungsmädel erneut zusammen – und Torsten Palm (1969–71) Formel-3- und diesmal endete dies mit Hochzeit und Team-Europameister. Mit Niki Lauda teilte Hausbau. er sich in der Sportwagen-WM 1971 einen Mountainbiken, Kochen und Garten- Porsche 908. Die Formel Super VW misch- arbeit sind seine Hobbys. Den Kontakt zum te er im ATS-Lola derart wild und überlegen Rennsport hält er über die Fachpresse. auf, dass man ihn nach dem EM-Titel ’74 «Ich lese MOTORSPORT aktuell, da weiss diskret bat, diese Kategorie zu verlassen. ich alles.» Weder Siege noch Starts hat er gezählt. Fürs Audi-Sicherheitsprogramm ist er «Ich habe immer nur Gas gegeben, alles noch 130 Tage im Jahr als Trainer tätig. andere war Nebensache.» So ganz ist Kottulinsky mit dem Motor- Formel 3, Formel 2, Formel Super VW, sport noch nicht fertig. Mit einem Volvo Sportwagen, DTM, Tourenwagen-EM, 122 S ist er in der historischen Rallye-EM Rallye-DM, Seat-Ibiza-Cup, Paris–Dakar – auf Titelkurs.

Tausendsassa: 1976 Der Graf heute: Ruhe in Schleiz

Gegner fürchteten ihn: «Freddy Elbow» ’70 im Formel 3 auf der Nürburgring-Nordschleife Kranefuss, Mike (MSa 18/2000) 26 American Dream as Mike Kranefuss erreicht hat, kann Längst ist er Ami aus Überzeugung, Wman getrost als Traumkarriere be- schwärmt vom Lebensstil, vom «easy zeichnen. Vom Hobby-Piloten (Mini going» und von der Freundlichkeit der Cooper, Abarth 1000, Ford Escort) der Menschen. «Die Zeit in Deutschland war 60er-Jahre und Assistenten des ersten toll, aber das hier ist eine andere, fas- Kölner Ford-Rennleiters zinierende Welt.» Noch immer bezeichnet brachte es der stets zu derben Scherzen er sich als «Racing-Verrückten», der 35 aufgelegte Münsteraner bis zum Direktor Wochenenden im Jahr auf Rennstrecken für den weltweiten Motorsport des Ford- zubringt. «Wenn du das nicht aus Spass Konzerns. machst, frisst der Stress dich auf. Für die In seinen Amtszeiten als Deutschland- Kohle macht das keiner freiwillig.» Sportchef in Köln (1973 bis 1975), als Immy, seit 31 Jahren an Mikes Seite, er- Europa-Direktor in Köln und England trägt es mit Fassung, zumal auch die Söhne (1976 bis 1980) und ab 1981 schliesslich schon Rennluft schnuppern. Danny ist als weltweit verantwortlicher Manager in Finanz- und Personalchef in der 60 Mann Detroit führte er das Unternehmen nach starken Firma des Vaters. Und Phillip jeweils dürren Jahren in allen wichtigen brachte es 1999 in der ASA-Serie (eine Motorsport-Disziplinen zurück an die NASCAR-Vorstufe) zum «Rookie of the Spitze. Und das alles mit der ihm eigenen Year». «Der weiss genau, was er tut und Lockerheit. will. Ich war als Rennfahrer impulsiver und Dennoch wurde Kranefuss 1996 zum weniger methodisch», so der stolze Papa. Aussteiger, um sich einen Traum zu er- Die Frage nach Hobbies wird im Keim füllen: ein eigenes NASCAR-Team. Erst mit erstickt: «Der stramme Rennkalender lässt Carl Haas, später mit Roger Penske als keine Spielräume. Mein Hobby ist Racing. Kompagnon. Heute zählt die Allianz mit Ich bin wunschlos glücklich.» Zukunfts- den Piloten Jeremy Mayfield und Rusty pläne? «Alles soll bleiben, wie es ist.» Und Wallace zu den Besten. Im Juli wurde der Immy Kranefuss ergänzt aus dem Hinter- Mann mit der immer köchelnden Pfeife 62. grund mit beissender Ironie: «Wenn der Mit Gattin Immy und seinen Söhnen Danny Mike mal die Augen für immer zumacht, (27) und Phillip (24) lebt er in der Nähe dann wahrscheinlich auch auf einer von Charlotte. Rennstrecke.»

Vor30Jahren: Weniger methodisch Ein halber Ami: Kranefuss heute

Rennfahren als Hobby: Kranefuss in seiner heissen Abarth-Knutschkugel Linge, Herbert (MSa 06/2000) Die Allzweckwaffe 27 erbert Linges Name ist untrennbar mit lich für Porsche und steuerte im Laufe HPorsche verbunden. Rund 120 Siege, seiner Karriere nur Porsche-Rennautos. Bis der Titel des deutschen Rundstreckenmeis- zur Pensionierung war Linge Betriebsleiter ters im Carrera, WM-Titel mit der Porsche- im Weissacher Techniktempel. Einen Werksmannschaft, erfolgreiche Teilnahme richtigen Werksfahrer-Vertrag mit Gage hat an fast allen Langstrecken-Klassikern ste- er übrigens nie bekommen. Und das ärgert hen auf dem Konto des Porsche-Piloten. ihn noch heute. «Der Huschke hat damals Sogar das Bundesverdienstkreuz hat er be- den Standpunkt vertreten, dass der Linge kommen. Sein Lebenswerk freilich ist die sowas nicht braucht, weil er als Porsche- ONS/DMSB-Rettungsstaffel, deren Aufbau Mitarbeiter sowieso immer da ist.» auf seine Initiative zurückgeht. Heute ist Von allen Porsche wurde der 904 GTS zu Linge 71 Jahre alt, und genauso lange lebt Linges Liebling. Damit holte er sich auch er in Weissach, bei Porsche um die Ecke. seine wertvollsten Erfolge wie die GT- «Meine Frau und ich sind gesund, wir sind Rundstreckenmeisterschaft oder die Tour glücklich, das ist die Hauptsache.» Lilo ist de France, die er mit dem Franzosen Robert seit 42 Jahren an seiner Seite. Buchet gewann. Auf den Sieg bei der Zuverlässig, sauschnell, souverän, damals berühmt-berüchtigten Frankreich- technisch hoch begabt, durch nichts aus Rundfahrt für Automobile ist er besonders der Ruhe zu bringen: So beschreiben stolz, «weil das das Härteste überhaupt Gegner von damals ihren Konkurrenten. war. Da gab es allein zehn Bergprüfungen Der Urschwabe war in der Tat für Porsche und ein Dutzend Rundstreckensprints.» eine Art Allzweckwaffe und fuhr seine Genauso wie der 904 GTS ist Linge auch Rennen nach dem Motto «In der Ruhe liegt die Nordschleife ans Herz gewachsen. die Kraft». Ob Rallye oder Rundstrecke, ob Noch hat er zwar Kontakt zur Renn-Cli- GT oder Sportwagen – Linge war mit jedem que aus dem Grossraum Stuttgart, aber zu Porsche schnell und erfolgreich. den Rennstrecken kommt er kaum noch. Die Verbindung mit dem Stuttgarter Auch die Leitung der Rettungsstaffel ist Sportwagenunternehmen hat nicht nur längst in andere Hände übergegangen. seine sportliche Laufbahn, sondern auch Sein Hobby sind jetzt Oldtimer, mit denen sein ganzes Leben geprägt. So arbeitete er gerne noch einige Wettbewerbe wie die er seit seinem 15. Lebensjahr ausschliess- «Ennstal Classic» bestreiten würde.

Linge damals: Immer auf Porsche Linge heute: Oldtimer als Hobby

Porsche und sonst nichts: im Porsche Abarth-Carrera auf GT-Titelkurs 1963 Löwinger, Willy (MSa 34/2000) 28 Wiener G’schichten illy Löwinger hat als Funktionär und «Wer sind Sie, was wollen Sie, wo schreiben WOrganisator Motorsport-Geschichte Sie?» herrschte er ihm unbekannte Jour- geschrieben. Als allgewaltiger und dikta- nalisten an. Wer Anmache und Taxierung torisch amtierender Präsident des Öster- überstand, bekam ein Ticket und durfte reichischen Automobil Sport Clubs (ÖASC) passieren. Ein Ausweis für die Begleitung? verhalf er dem Rennsport in den 60er- «Kaufens dem Hasen a Stehplatz-Karten», Jahren zu neuer Akzeptanz. Rindt, Ques- beschied er und liess den Nächsten vor- ter, Lauda und Marko absolvierten ihre treten. Debüts bei Löwingers Veranstaltungen. Gendarmen, die an Rennwochenenden Dazu zählten die Flugplatzrennen Wien- nur auf Löwingers Kommando hörten, zo- Aspern und Innsbruck wie die Berg-EM- gen auf sein Geheiss auch mal den Re- Läufe am , Dobratsch oder Tim- volver, um aufsässige Rennfahrer zur Ord- melsjoch. Seine grösste Tat war der Bau nung zu rufen. Mit dem Amerikaner Masten des Salzburgrings Ende der 60er-Jahre. Gregory wälzte er sich am Boden, weil der Lange blieb der einstige Eisschnelläufer Pole-Sitter am Renntag kein Ticket vorwei- Alleinherrscher in Österreichs Szene. Erst sen konnte. Einen Deutschen bestellte er als dem mit der Knittelfeld- «für 500» als Streckenreporter nach Inns- Zeltweg-Connection um Dr. Tiroch Konkur- bruck, um hernach zu erklären, dass es sich renz durch den neuen Österreichring er- bei der Gage natürlich um Schilling und wuchs, wurde seine Regentschaft be- nicht um D-Mark handle … schnitten. Damals musste er sich anhören, «Der Willy war so eine Art Bernie wie sein geliebter Kurs durch einheimische Ecclestone für Arme», erinnert sich Dieter Stars als «längste Pissrinne der Welt» ver- Quester. «Ich war immer ein Diktator, und höhnt wurde. Dass der Formel-1-GP am das war gut so», blickt Pensionär Löwinger Österreichring blieb, hat er nie verwunden. zurück. Die Zigarren schmecken noch Bühnenreife Auftritte und Anekdoten immer, die Gesundheit ist im grünen Be- des heute 84-Jährigen begleiteten seine reich. Gelegentlich reist er noch zur Berg- Amtszeit von 1955 bis 1990. Ein typisches Europameisterschaft, deren Mitbegründer Szenario: Ein Tisch, darauf die eiserne er ebenso ist wie der Tourenwagen-Euro- Handkasse und der Ticket-Koffer, dahinter pameisterschaft. Sonst ist er mit sich und der ÖASC-Chef mit dicker Zigarre im Mund. der Welt zufrieden.

1971: Wer sind Sie, was wollen Sie? Löwinger 1999: Ich war immer ein Diktator

Dreier-Talk: ADAC-Mann Schaaf, Willy Löwinger und MSa-Autor Rainer Braun im Jahr 1964 Luck, Jochen (MSa 24/2000) Die Renn-Stimme 29 ochen Lucks Stimme gehörte 38 Jahre Am meisten ging Jochen Luck der Tod Jlang zu den grossen Motorrad- und von im April 1968 beim Formel- Automobil-Veranstaltungen in Deutsch- 2-Rennen in Hockenheim unter die Haut. land. Zwischen 1949 und 1987 kom- «Als ich das Bulletin der Rennleitung ver- mentierte der stimmgewaltige Mann aus lesen habe, erhoben sich 70000 Menschen Kassel als Streckenreporter mehr als 500 im Motodrom schweigend und ohne Rennen, darunter 20 Formel-1-Grands- Aufforderung von ihren Plätzen. Das hat Prix, 19 1000-km-Rennen, 36 Motorrad-GP mich ungeheuer mitgenommen.» und 33 Motocross-WM-Läufe. Inzwischen Die heutigen Kollegen beneidet Luck ist er 75 Jahre alt, sieht aus wie 60 und insofern, als ihnen alle erdenklichen fährt noch immer historische Motorrad- elektronischen Hilfsmittel bei der Rennen. Reportage zur Verfügung stehen. Dass er Luck ist ein Paradebeispiel dafür, wie trotzdem zu seiner Zeit nie ins Schleudern man mit positiver und gesunder Lebens- kam und immer auf der Höhe des einstellung auch jenseits der 70 noch jung, Renngeschehens war, verdankt er seiner gesund und vital bleiben kann. «Die Liebe Frau Hildegard, mit der er seit 1964 ver- zum Sport», glaubt er, «hat mich bis heute heiratet ist. «Sie war mein Computer, führ- fit gehalten.» Bei schönem Wetter te ihre Rundentabelle mit äusserster schwingt er sich auf die Enduro-Maschine Präzision und half mit ihren Aufzeich- oder fährt Mountainbike. Im Winter geht nungen auch schon mal der Zeitnahme aus er zweimal die Woche Schlittschuh-Laufen der Bedrängnis. Ohne sie wäre ich am und spielt sogar Eishockey. «Das Alter ist Mikrofon nur die Hälfte wert gewesen», kein Unglück, sondern ein Geschenk. Also versichert «Jochen, the Voice». muss man es dankbar annehmen und Heute noch macht Jochen Luck rund nutzen, so gut es geht.» zehn Motorrad-Grand-Prix-Besuche pro Mit seiner Reporterzeit verbindet Luck Jahr zu seinem Pflichtprogramm. «Wenn viele schöne Erinnerungen. So arbeitete er ich einen Wunsch frei hätte», so der lang- besonders gerne auf der Avus. «Das war jährige Leiter der MAN-Nutzfahrzeug- mein Lieblingsrennen, wegen der ganz Niederlassung Kassel, «dannn würde ich speziellen Stimmung, die das Berliner gerne mal bei der Dakar-Rallye in einem Publikum verbreitete.» Begleitfahrzeug dabei sein.»

Jochen Luck: 38 Jahre am Mikrophon Luck: Auf zwei und vier Rädern versiert

Auf rutschigem Parkett: Auch mit 74 Jahren führt nur er selbst Jochen Luck aufs Glatteis Mander, Dr. Helmut (MSa 31/2000) 30 Der Bergdoktor r. Helmut Mander beherrschte zwei spielen sehr gut Tennis», lobt der Papa. DDisziplinen schon immer besonders «Das Mädchen wird sogar vom Verband ge- gut: Motorsport und Tennis. Hätte es in fördert.» Dass der Nachwuchs mit Motor- seiner besten Zeit als Rennfahrer so viele sport nichts am Hut hat, stört Mander Opel-Fans gegeben wie heute, wäre er ver- nicht: «Dann wird’s nicht so teuer.» An die mutlich auf Händen getragen worden. Als 70er erinnert sich Mander besonders treuer und erfolgreicher Irmscher-Kunde gerne. «Das erste Jahr mit dem Zweiliter- prügelte er seinen meist grell-bunt la- Opel Kadett 1971 war das schönste, da ckierten Zweiliter-Kadett so brutal über haben wir im Regen so manchen GT nieder- die Bergrennstrecken Europas, dass die gemacht und auch einige Tourenwagen- Rivalen reihenweise resignierten. So ge- Gesamtsiege eingefahren.» langen ihm allein im Kadett 104 Klassen- Die grösste Enttäuschung seiner Lauf- und acht TW-Gesamtsiege, Letztere vor- bahn erlebte Mander beim EM-Lauf in zugsweise im Regen. Andorra. In der ersten Kurve lag der Kadett Dazu liess er sich mehrfach als Vize- im Acker, und der anvisierte EM-Titel war Europameister feiern. Die zweite Parade- futsch. Sein Lieblingskurs war der EM-Par- disziplin bescherte dem belesenen Volks- cours Bozen–Mendola. Alles in allem hat wirt Dr. rer. pol. Mander jede Menge Erfolg der Bergspezialist in 25 Jahren gut 200 mit dem Tennis-Racket. Noch vor zehn Siege erreicht, die meisten mit Opel Kadett Jahren holte er die hessische Senioren- und Commodore von Irmscher. Meisterschaft. Inzwischen ist der mitt- Seine Zukunftspläne sind abgesteckt: lerweile 60-Jährige bekennender Ferrari- «Als Erstes will ich Gewicht abspecken, Fan, lebt in Dietzenbach bei Offenbach dann so viele Erdteile wie möglich mit dem und dirigiert bei Ferrari Deutschland in Wohnmobil bereisen und schliesslich nur Wiesbaden das europaweite Management selten Krawatte und Sakko tragen. Spä- der beliebten Challenge. Für das sprin- testens in fünf Jahren will ich beginnen.» gende Pferd arbeitet Mander seit 20 Jah- Einen Strich durch die Rechnung könnte ren, erst als Marketingleiter, jetzt als ihm nur der leicht angeschlagene Bewe- Sportmanager. Auch Sohn (15) und Tochter gungsapparat machen: «Die Hüfte zwickt, (12) Mander entwickeln sich zu Sports- und die Bandscheibe ist nach einem Vorfall kanonen, allerdings nicht am Lenkrad. «Sie auch nicht mehr so stabil.»

1973: Eine der vielen Ehrungen 2000: Erfolgreicher Ferrari-Repräsentant

Früher Strycek: Helmut Mander im Irmscher-Kadett beim Sauerland-Bergpreis 1973 Meeuvissen, Annette (MSa 44/2000) «Second Lady» 31 nnette Meeuvissen wird das Szenario Karriere 1992 «mit Frust und Ent- Ajenes Sonntags im September 1982 auf täuschung, weil es keine Perspektiven dem Flughafen Siegerland wohl nie ver- mehr gab». gessen: Endspurt im Premierenjahr des Die Düsseldorferin heuerte bei der LTU Ford-Fiesta-Ladies-Cups, ihr Auto droht im als Flugbegleiterin an, verliebte sich in das Kampf um die Führung umzukippen, wun- afrikanische Land Namibia und träumte dersamer Weise bleibt der Überschlag aus, von einer Farm für heimatlose oder ver- sie gewinnt sogar noch knapp. Im Ziel der letzte Tiere. Die Liaison mit einem Ein- Eklat: Annette wird von der Besiegten be- heimischen bestärkte sie in ihrem Plan, schimpft, statt Gratulation gibts böse sich in Südafrika niederzulassen. «Leider Worte: «Schau mal in den Spiegel, blöde ging das daneben, es war ein schöner Kuh, und schmink’ dich richtig.» Traum.» Der Trennung vom Partner folgte Das Finale am Nürburgring lässt Böses die Rückkehr nach Deutschland. zwischen den Rivalinnen befürchten, aber Hier ordnet Annette Meeuvissen in dann geht’s doch versöhnlich aus. Beide München ihr Leben gerade neu. Als allein stehen punktgleich unterm Siegerkranz, erziehende Mutter des einjährigen Max der von Ford ausgelobte Preis (ein neues stellt sie sich «einer grossen Verantwor- Auto) wird verdoppelt, beide sind zufrie- tung mit neuer Prioritäten-Orientierung». den. Da ist es auch wurscht, dass Annette Über kurz oder lang will sie wieder als auf Grund schlechterer Einzelplatzierun- Flugbegleiterin arbeiten. Unter das Kapi- gen trotzdem nur «Second Lady» wird. tel Motorsport hat die 38-Jährige einen Das war die Begleitmusik des Einstiegs Schlussstrich gezogen, auch die Kontakte der Sportlehrerin in den Rennsport. «Erst zum Rennsport sind abgerissen. «Gele- war ich schockiert, dann habe ich be- gentlich schaue ich mir noch ein Formel- griffen, wohin die Reise geht.» Zielstrebig 1-Rennen im TV an, aber die ganz grosse arbeitete sie sich bis zum BMW-Werks- Faszination ist weg.» Stattdessen vertrag für DTM (Zakspeed) und Touren- schwingt sie neuerdings den Golfschläger wagen-WM (Schnitzer) hoch. «Die WM- und findet wieder Spass in ihren früheren Saison 1987 bei Schnitzer war die schönste Lehrberufen Aerobic und Fitness. «Ich und professionellste, die ich je erlebt habe ein neues Leben begonnen und bin habe», sagt sie. Trotzdem endete die Profi- nicht unzufrieden.»

Damals: Die Ford-Fiesta-Lady anno 1982 Heute: Neues Leben in München

Resultat ihrer Zielstrebigkeit: Annette Meeuvissen im Zakspeed-M3 in der DTM 1988 Moll, Rolf/Schock, Walter (MSa 32/2000) 32 Das Dream-Team alter Schock und Rolf Moll können in AvD-Sportpräsident und ONS-Präsident. WAnspruch nehmen, im Rallyesport Inzwischen hat der Ex-Vorstands-Vor- Geschichte geschrieben zu haben. Als sitzende der DEKRA den Wohnsitz ins erste Deutsche gewannen sie 1960 auf schweizerische Wollerau am Zürichsee ver- Mercedes 220 SE die Rallye Monte Carlo, legt. Der 72-Jährige will mit Frau Edith wurden zweimal Europameister und sieg- (seit 43 Jahren verheiratet) in erster Linie ten bei fast allen Rallye- und Marathon- «die Schweiz erforschen, reisen und Golf Klassikern wenigstens einmal. Kein Wun- spielen». Die Töchter Vera (43) und Claudia der, dass die Schwaben sechs Jahre lang (40, verheiratet mit DTM-Regelfuchs Mi- (1954 bis 1960) als das «Dream Team» des chael Bernard) blieben in Stuttgart. A pro- Rallyesports galten. pos DTM: «Die Premiere in Hockenheim», Ihrer Hausmarke Mercedes-Benz blie- so Moll, «habe ich mir als alter DTM-Fan ben sie stets treu – die Modelle 220 SE und natürlich nicht entgehen lassen.» 300 SL waren Sieggarant und Verpflich- Walter Schock feierte im April in tung. Der Renn- und Rallyebaron Huschke Stuttgart den 80. Geburtstag. «Ich bin von Hanstein hat über die Mannschaft froh, dass der liebe Gott mir so viele Schock/Moll einst gesagt: «Die beiden sind schöne Jahre geschenkt hat.» Immerhin wie ihr Auto – ein deutsches Marken- überstand er letztes Jahr einen Ober- zeichen für Qualität und Siege.» An Clever- schenkelbruch und erst kürzlich eine ness, Zuverlässigkeit und Präzision über- schwierige Nierenoperation. Wann immer trafen Fahrer Schock und Co Moll alle, auch es geht, schaut er sich die wichtigsten wenn die schneller oder mutiger waren. Rennen in Hockenheim live vor Ort an. «Hirn einschalten, keine Fehler machen «Alles andere findet vorm Fernseher statt, und ankommen», lautete ihre Devise. da wird keine Sendung versäumt.» Silbernes Lorbeerblatt und Bundesver- Und wenn’s um ihn herum mal nicht dienstkreuz krönten die Laufbahn. brummt, findet man ihn in seinem Garten. Danach machten die Stuttgarter als Unterstützt wird er von seiner Gattin Ruth, Sportfunktionäre Karriere. Schocks Zuge- mit der er seit fast biblischen 55 Jahren hörigkeit als DMSB-Berufungsrichter geht verheiratet ist. Sein Fazit: «Ein guter bereits ins 35. Jahr. Und Moll lenkte den Schwabe wechselt weder Ehefrau noch den deutschen Motorsport über viele Jahre als Co-Piloten…»

Dream-Team: Schock (links) und Moll Wiedersehen: Moll (links) und Schock

Schwäbische Tugenden: Schock/Moll bei ihrem Rallye-Monte-Carlo-Sieg anno 1960 Odenthal-Stöhr, Waltraud (MSa 36/2000) Die Turbo-Maus 33 altraud Odenthal trat fast nahtlos ring ist auch ihre grösste Enttäuschung WHannelore Werners Nachfolge als verbunden. Eine Stunde vor Ende des 24- schnellste deutsche Rennlady der 70er- Stunden-Rennens feuerte ihr Co-Pilot auf Jahre an. Die Tochter eines Ford-Händlers Gesamtrang 2 liegend den Capri in die Bo- aus Siegburg startete ihre Motorsport- tanik. Laufbahn 1969 im Escort-Cup, wechselte Die Hochzeit mit dem einstigen - danach in einen Gruppe-2-Capri und ge- Renndienstleiter Jochen Stöhr liess die hörte ab 1972 im Gruppe-5-Capri RS zur Vollgas-Zeit der Turbo-Maus 1974 ausklin- Elite der Deutschen Rennsport-Meister- gen. 1977 war endgültig Schluss. Gemein- schaft (DRM). Immer wieder erstand der sam führt das Ehepaar heute drei Ford- Herr Papa für die Tochter einen ausran- Autohäuser in Siegburg, Troisdorf und gierten Werks-Capri aus dem Vorjahr. Altenkirchen. Eine weitere Aufgabe wird Bemerkenswerte Kämpfe gegen die womöglich schon bald hinzukommen, männliche Konkurrenz vom Schlage eines denn zwei der drei Odenthal-Kids drängen Ludwig, Fritzinger oder Stommelen brach- mit Macht in Richtung Racing: Philipp (19) ten der sommersprossigen, löwenmäh- und Jessica (21) wollen Tourenwagen fah- nigen Dame den Spitznamen «Turbo- ren. «Nicht auszuschliessen», sagt die Maus» ein. Allerdings flossen auch dicke Mama mit gemischten Gefühlen, «dass sich Tränen, wenn der teure Capri RS neben der zumindest der Sohn durchsetzt. Nur die äl- Piste lag. «Ich habe nur deshalb geheult, teste Tochter hat damit zum Glück nichts weil ich Angst hatte, dass Vater den Geld- am Hut.» hahn zudrehen könnte.» Kontakt mit Konkurrenten und Freunden Die Befürchtung wurde besonders akut, von früher hat sie nur noch selten. als die schnelle Waltraud am Ring eine «Eigentlich schade, doch der tägliche brandgefährliche Luftnummer fabrizierte. Geschäftsbetrieb lässt dir einfach keine Auf dem Bergabstück in Richtung Wehrsei- Zeit dafür.» Trotzdem bleibt ein Wunsch, fen absolvierte sie eine beängstigende den sie sich unbedingt erfüllen möchte: Flugreise und überschlug sich bei der «Ich würde gerne einen meiner ehemaligen Landung dreimal. Resultat: Totalschaden, Capri RS von den jetzigen Besitzern zu- zwei angebrochene Rückenwirbel. «Da rückkaufen. Da hängen doch verdammt dachte ich, das wars.» Mit dem Nürburg- viele Erinnerungen dran.»

Odenthal 1970: Was waren das für Brillen 2000: Der Nachwuchs drängt nach

Triumph und Tränen: Turbo-Maus Waltraud Odenthal 1972 im Ex-Werks-Capri am Ring Perrot, Xavier (MSa 43/2000) 34 Mosleys Kunde avier Perrot gehörte in den Formel-2- ein echtes Geschenk», erinnert sich der XGlanzjahren 1969 bis 1972 zu jener 68-Jährige heute. Klientel, die dem damaligen March-Mit- Nach fast zehn Jahren in verschiedenen inhaber und heutigen FIA-Boss Max Mosley Sportwagen und Formel-Autos beendete immer wieder die Firmenkasse füllte. Als Xavier Perrot 1972 seine Laufbahn. In die- weltweit erster March-Kunde holte sich der ser Zeit gelangen ihm rund 70 Siege und zweifache Schweizer Meister alljährlich neben den zwei nationalen auch der Titel das neueste Chassis samt Teilevorrat in Bi- in der Europa-Bergmeisterschaft 1972. Ei- cester ab. Bei den Formel-2-EM-Läufen ner seiner wenigen Unfälle hätte übrigens und in der Berg-EM gehörte der Zürcher fast die Verschiebung des Hochzeitster- Autohaus-Besitzer zum Fahrerstamm. mins erzwungen: Beim F2-EM-Lauf 1970 in Seinen grössten Auftritt hatte der Hockenheim brach er sich den Fuss. «Ein Schweizer am 2. August 1970 am Nürburg- Unglück kommt selten allein», alberten ring. Während die Formel-1-Piloten Rindt, seine Freunde daraufhin lautstark, als er Stewart & Co. zum Entsetzen des Veran- wenige Tage später mit Gipsbein zur stalters AvD einen Streik wegen fehlender Trauung antrat. Mit seiner Manuela ist er Sicherheit auf der Nordschleife anzettel- inzwischen seit 30 Jahren verheiratet. ten und der deutsche Grand Prix in Kaum hatte der Zürcher sein Autohaus Hockenheim stattfand, siegte Perrot im vor fünf Jahren verkauft, erlitt der Vor- knallgelben March-Ford beim vom AvD aus ruheständler zwei gesundheitliche Rück- Protest als «Gegenveranstaltung» ausge- schläge: Gerade von einer Herzklappen- schriebenen «Grand Prix von Deutschland Operation genesen, zwang ihn eine Ge- für Formel-2-Rennwagen». AvD-Sportstra- hirn-Embolie erneut ins Spital. Inzwischen tege Schmitz polterte damals: «Wir ma- hat er sich so erholt, dass er wieder Sport chen auf der Nordschleife einen Grand Prix treiben kann. Mit Interesse schaut sich für richtige Männer.» «Xavi» nach wie vor alle Formel-1- und Dass den «Harte-Männer-Grand-Prix» Motorrad-Grands-Prix im Fernsehen an. mit Hannelore Werner beinahe eine Frau Hochtrabende Pläne und Wünsche hat er gewonnen hätte, verhinderte nur Perrot: nicht: «Wenn ich halbwegs gesund bleibe Er profitierte vom Ausfall des führenden und Tennis spielen kann, wäre dies das Derek Bell in der letzten Runde. «Das war grösste Geschenk.»

Perrot 1970: Feste Grösse in der Formel 2 Perrot heute: Die Rückschläge sind verdaut

1972 im March-Ford 722: Zu Max Mosleys Ärger fabrizierte Xavier Perrot selten Schrott Pfuhl, Albert (MSa 45/2000) Der Herrenfahrer 35 lbert Pfuhl hat Motorsport stets mit 20 Jahren Probezeit haben wir 1975 ge- Ajener fast unverschämten Lockerheit heiratet») bewirtschaften das Anwesen gelebt, die bei jedem Ehrgeizling Kopf- mit viel Hingabe, der Hausherr fährt das schütteln auslöste. Der Geschäftsmann Heu mit dem eigenen Traktor ein. Kinder (Inhaber mehrerer Patente für die Papier haben sie nicht, dafür aber zwölf Tierarten. verarbeitende Industrie) fuhr nie bewusst Pfuhls Tierliebe sorgte schon früher für um einen Titel und trat stets nur da an, Schrecksekunden. Wer begrüsst seine wo es ihm gefiel. Kein Wunder, dass Pfuhl Gäste schon mit einem Schimpansen auf in seiner aktiven Zeit zwischen 1953 und der Schulter und einem zahmen Gepard da- 1985 Motorradrennen, Rallyes und Auto- neben…? rennen in mehr als 70 Ländern bestritten Noch immer unternimmt Albert Pfuhl hat. «Das sind Erlebnisse», so der Welt- mindestens einmal im Jahr eine Aben- reisende, «die schwerer wiegen als alle teuer-Weltreise. Zuletzt bretterte er mit Meisterschaftspunkte und Titeljagden.» zwei Freunden im Jeep 12 000 km quer In rund 400 Automobil-Wettbewerben durch Australien, demnächst steht ein bewegte Pfuhl edelste PS-Geräte, darunter ähnlicher Trip durch Südamerika an. Als alle gängigen Mercedes vom 280 SE bis schönste Zeit gilt für ihn die Ära der zum 450 SLC, einen Ferrari 250 GT, Lotus grossen Bergrennen in den 60er-Jahren. 30 und die drei leistungsstärksten Porsche Als wertvollsten Erfolg sieht Pfuhl den (Carrera 6, 908 und 917). 1965 erwarb er sechsten Gesamtrang bei der «Vuelta de la als erster Kunde der jungen Tuning-Firma Sud» über 30 000 km durch Südamerika, Aufrecht, Melcher Grossaspach (AMG) die er 1977 zusammen mit Alfred Kling im einen Mercedes 300 SE Direkteinspritzer. Mercedes 280 SE bestritt. Seine Villa in Darmstadt hat der 65-Jäh- Zur Marke Mercedes hat der Herrenfahrer rige gegen ein riesiges Grundstück in Otz- seit den Tagen des ersten AMG-Einkaufs berg/Odenwald mit Bauernhof und Forst- ein besonders herzliches Verhältnis: 1982 haus, Landwirtschaft, viel Getier und verleibte sich Albert Pfuhl den gesamten Fischgewässer eingetauscht. Das Anwesen Fahrzeugbestand der Rallyeabteilung liegt nur ein paar Minuten vom Wohnort «zum Freundschaftspreis» ein, nachdem seines alten Kumpels ent- Mercedes die Rallyeaktivitäten überra- fernt. Pfuhl und Gattin Edeltraut («nach schend beendet hatte.

Albert Pfuhl 1969: Treuer Mercedes-Kunde Albert Pfuhl heute: Viel Platz fürs Getier

Er war der erste AMG-Kunde: Albert Pfuhl 1967 im getunten Mercedes-Benz 300 SE Philipp, Dr. Gunther † 2003 (MSa 35/2000) 36 Film, Funk, Ferrari r. Gunther Philipp – wer kennt den Bot- frage gibt es oft sogar zwei Vorstellungen Dschafter des Frohsinns nicht aus un- am Tag. Seine selbst inszenierte Boule- zähligen Filmen und Theaterstücken. Was vard-Komödie «Da wird Daddy staunen» ist seinen Fans jedoch meist verborgen blieb: der Renner schlechthin. «Seit September In den 60ern zählte der Österreicher zu gastiere ich mit dem Stück in Berlin – und den besten Sportwagen-Piloten des Lan- bin dort schon bis 2002 ausgebucht.» des. Mit den edlen Gerätschaften aus dem Woher nimmt Philipp die Power? «Ich eigenen Rennstall wurde er dreimal Staats- habe vor 20 Jahren zum vierten Mal ge- meister – einmal im Mercedes 300 SL, heiratet, meine junge Frau und der 17-jäh- zweimal im Ferrari 250 GT. rige Sohn halten mich auf Touren.» Zwei Der Name Dr. Gunther Philipp steht in weitere Söhne (57 und 33) aus früheren den Resultatlisten dieser Jahre oft vor be- Ehen sind mit Film, Theater und Rennsport rühmten Zeitgenossen. Dass der Mann, der nicht in Berührung gekommen. Der Ältere in mehr als 150 Filmen («Wenn Poldi ins ist Uniprofessor für Medizin, der Jüngere Manöver zieht», «Der Manöver-Zwilling») Ingenieur. mit Peter Alexander pausenlose Angriffe Gerne erinnert sich Ferrari-Fan Philipp, auf die Lachmuskeln startete, nebenher der noch immer jede mögliche F1-, Sport- einen Fuhrpark mit zeitweise sechs Ferrari und Tourenwagen-Übertragung im TV an- unterhielt, war schon damals nur Insidern sieht, an seine aktive Zeit. «Am schönsten bekannt. Dies gilt auch für seinen eigent- waren die Rennen auf dem Zeltweger lichen Beruf – Gunther Philipp ist nämlich Flugplatz, diesem Rumpelacker.» Mit Neurologe. ist er dort nicht nur ange- Heute lebt der Theater-Star wahlweise treten, sondern hat mit ihm auch die Sen- in Köln und der Toskana. Im Juni wurde er dung «Motorama» moderiert. Nach Rindts 82 Jahre alt und steht noch immer jeden Tod 1970 lief das Magazin drei Jahre mit Abend auf der Bühne. An der «Kleinen Philipp alleine weiter, «aber der Jochen Komödie» in Wien ist er ebenso zu Hause hat uns allen sehr gefehlt. Das hat ver- wie im Kölner «Theater am Dom» oder auf dammt weh getan.» Zukunftswünsche? den Bühnen in Bonn, Bochum, Essen, «Gesund bleiben, nie aufhören zu lernen Düsseldorf und Bad-Godesberg. Sieben und solange wie möglich auf der Bühne Abende die Woche. Ob der grossen Nach- stehen.»

Sieg im Lotus: Gunther Philipp anno 1965 Fit und vital: Der Doktor mit 82 Jahren

Flugplatz Zeltweg 1964: Gunther Philipp wird Österreichischer Meister im Ferrari 250 GTO Pinske, Lothar (MSa 29/2000) Das Arbeitstier 37 othar Pinskes Liebe zum Motorsport hat Für die neue «V8-STAR-GmbH» in Essen Lihn nie auf die Uhr gucken lassen. Mehr leitet er seit 1. April das Ressort Organi- als 30 Jahre brachte er bei Ford in Köln sation. Mit im Boot sitzt sein alter Ford- zu: erst Einkäufer in der Datenverarbei- Weggefährte Thomas Ammerschläger, der tung, ab 1973 Assistent von Sportchef den Technik-Part übernommen hat. «Wir Mike Kranefuss, und ab 1981 Leiter der wollen», so Pinske, «die V8-STAR bis 2001 Motorsportabteilung. Mit Dienstantritt als auf die Bahn bringen und ihr eine er- Sportassistent musste er geloben, seine folgreiche, langfristige Zukunft sichern.» eigenen Rennambitionen (Rallye und Neben dem neuen Job sind Frau Eva (28) Langstrecke auf Gruppe-1-Capri 3,0 sowie und Sohn Adam (7) sein Lebensmittel- 2,6-Liter-Capri RS) einzustellen. Wer mit punkt. Vor sieben Jahren hat Pinske den Pinske arbeitete, war beeindruckt von Junggesellenstatus endlich aufgegeben seiner Konsequenz. Für Kranefuss war er und geheiratet. Pferde und Reiten sind der «beste zweite Mann, den ich je hatte». sein Hobby – der Sohnemann hat inzwi- Der heutige Sportchef Jürgen Klauke be- schen jenes Pony übernommen, das ihm schreibt seinen Vorgänger als «enga- seine DTM-Junioren , Manuel gierten Sportmanager, der gute Basis- Reuter und Bernd Schneider 1987 ge- arbeit geleistet und dem Ford sehr viel zu schenkt haben. An die 80er-Jahre erinnert verdanken hat». er sich gerne: «Das war die schönste Zeit, 1996 endete das Ford-Kapitel für die Titel mit im Turbo-Capri Pinske: «Es gab keine Perspektive für und im Sierra-Cossie, Ladies-Cup, DTM und grossen Motorsport mehr. Wenn du keinen Tourenwagen-WM.» Nicht zu vergessen das Etat und keine Leute hast, kannst du nichts «Race of Champions» in Diepholz, wo der bewegen.» Vier Jahre zuvor bereits war verstorbene Bilstein-Chef Hugo Emde Stars seine Motorsport-Abteilung aufgelöst aus ganz Europa in 20 identische Escort worden. Dennoch werkelte er als Solist und XR3i setzte. Dabei gab’s viel Spass und Etat-Zauberer im Unterholz des Konzerns reichlich Kleinholz. weiter. Enttäuschend findet der Ex-Ford-Sport- Nach drei Jahren als selbstständiger chef, «wie viele ‹gute Freunde› nix mehr Berater hat der inzwischen fast 57-Jährige von sich hören lassen, wenn man nicht wieder eine Herausforderung gefunden: mehr in exponierter Position ist».

Lothar Pinske 1974: Schnauz ist heute weg Pinske heute: Von Müdigkeit keine Spur

1971: Seine Renn-Ambitionen (hier im 2,3-l-Capri) musste Lothar Pinske bald aufgeben Plankenhorn, Axel (MSa 14/2000) 38 Der Zwei-Meter-Hüne xel Plankenhorns Karriere bekam ihren 79er-Siegeszug und erreichte mit ihm bei ASchub in der Formel-Vau-Zeit der 70er- einigen WM-Läufen Erfolge. Aber plötzlich Jahre. Zwar war der Zwei-Meter-Mann zu- war bei Kremers Schluss mit Lustig: Ludwig vor schon im NSU TT herumgetobt, aber wechselte vor Saisonbeginn 1980 zu Ford das war nichts gegen die Schlachten, die und wurde mit dem neuen Super Capri in in den Formeln Vau 1300 und Super Vau der grossen DRM-Division direkter Gegner geschlagen werden mussten, wo er mehre- von Plankenhorn. Der war plötzlich die re Titel und Vize-Meisterschaften an Land Nummer 1 des Teams. Sein Pech war, dass zog. Danach stand er auch in der Formel diese Saison die streitbarste und un- 2 seinen Mann. Bis zum Ende seiner Lauf- freundlichste der DRM-Historie wurde. Zoff bahn ’84 entwickelte er sich zum schnellen mit Ford wegen der Heckflügel, gespanntes und zuverlässigen Porsche-Piloten. Jetzt Verhältnis zu Ludwig, Proteste, Klagedro- ist Plankenhorn 48, wohnt in Kornwest- hungen, Wertungen unter Vorbehalt etc. heim bei Stuttgart und ist Inhaber eines Nur ungern erinnert sich Plankenhorn Konstruktionsbüros für Büroeinrichtung. an den Eklat beim dritten Rennen in Rund 60 Siege hat er in 15 Jahren errun- Hockenheim. «Da hat mich der Klaus mit gen. Da waren die grossen Jahre in der einem wüsten Rempler in der letzten Kurve Super-Vau-EM gegen , John um den Sieg gebracht.» Turbulente Szenen Nielsen oder Helmut Henzler. Oder die danach, die Kremer-Brüder wollten Ludwig ebenso teure wie lehrreiche Zeit der F3- an die Wäsche, und Ford-Rennchef Mike und F2-EM. Immerhin gehörte Planken- Kranefuss musste seinen Fahrer in Sicher- horn noch zu jenen Furchtlosen, die die heit bringen. Trotz vorzeitiger Trennung Nordschleife («meine Lieblingsstrecke») von Kremer gab es danach auch noch viele im Formel 2 umrundeten. Schliesslich der positive Ereignisse wie etwa die Starts in Schnitt: Ende der Formelkarriere wegen Le Mans (etwa mit Rolf Stommelen) oder fehlender Perspektiven, 1979 Umstieg auf die Sportwagen-WM im . «Alles geschlossene Autos, Vertrag bei Porsche- in allem hatte ich eine tolle Zeit», resü- Kremer für Starts im 700 PS starken 935 miert Plankenhorn, der sich im Porsche- Turbo in der Rennsportmeisterschaft. Supercup 2000 zurückmeldete. Mit Bruno Plankenhorn wurde Teamkollege von Eichmann leitet er unter dem Namen Klaus Ludwig, erlebte dessen legendären «Carsport Racing» ein eigenes Team.

Freunde: Arie Luyendyk, Axel Plankenhorn Heute mit 48: Debüt als Teamchef

Eklat 1980 in Hockenheim: Plankenhorn führt im Porsche vor Ludwig im Ford Rosorius, Klaus-Peter (MSa 30/2000) Der Aussteiger 39 laus-Peter Rosorius hat in seinem Job weile Handicap 23 hat, bereist er zusam- Kals Conti-Sportchef (1962–1971) und men mit Gattin Susanne die schönsten als Leiter von VW Motorsport in Hannover Anlagen der Welt. Sein Jaguar-Oldtimer (1972–1995) zwei der vielleicht schönsten und klassische Musik beanspruchen die Epochen im deutschen Motorsport mit- übrige Freizeit. erlebt und mitgeprägt. In seine Conti-Zeit Mit Stolz und Begeisterung blickt Roso- fielen Einführung, Aufbau und Glanzzeit rius vor allem auf die Zeit mit VW zurück. der Formel-Vau-Bewegung. Und als VW- Der Durchmarsch des Formel-3-Motors ge- Sportchef gelang ihm die Etablierung der gen die Alfa- und Toyota-Dominanz mit Wolfsburger Marke im internationalen Titelgewinnen in nahezu allen Landesmeis- Sportgeschehen. terschaften, dazu der EM-Titel und der Zu den Highlights zählten die Eroberung erste Sieg beim Grand Prix in Macau waren des nationalen und internationalen For- seine wertvollsten Renn-Erlebnisse. Gerne mel-3-Marktes mit dem 2-Liter-GTI-Motor erinnert er sich auch an den Rallye-WM- und die Rallye-Präsenz mit dem Golf GTI. Titel mit dem Gruppe-A-Golf und den Ge- Die erfolgreiche Platzierung mehrerer VW- winn des deutschen Championats. «Ich Markenpokal-Serien mit Scirocco, Golf und glaube, dass wir alle einen guten Job getan Polo rundeten die Ära Rosorius bei Volks- und das maximal Machbare herausgeholt wagen ab. haben.» Seit fünf Jahren ist der heute 60-jäh- Natürlich ist der heisse Draht zum Renn- rige Hannoveraner im Vorruhestand und sport nicht abgerissen. Mit Formel-3-Papst hat ein zweites Mal geheiratet. «Obwohl Bertram Schäfer (dessen Mannschaft jah- ich dem Motorsport viel verdanke, habe ich relang als offizielles VW-Werksteam an- einfach einen Schnitt gemacht, ein neues trat), dem Ex-VW-PR-Mann Anton Konrad Leben mit neuen Freunden begonnen. Und (betreibt heute eine eigene Agentur) und das bekommt mir sehr gut.» dem ehemaligen Castrol-Sportchef Dieter Langeweile hat der Ex-Hobby-Renn- Hardt (im Ruhestand) pflegt er weiterhin fahrer (Borgward, NSU TT, BMW 700 in den freundschaftliche Kontakte. Die Formel-1- 60er-Jahren) keineswegs. Seit er das Grands-Prix konsumiert er zumeist vor dem Golfspiel «als faszinierenden Sport und Fernsehgerät, persönliche Besuche an den echte Competition» entdeckt und mittler- Rennstrecken verkneift er sich dagegen.

1974: VW-Sportchef Klaus-Peter Rosorius 2000: Ruheständler Klaus-Peter Rosorius

Klaus-Peter Rosorius 1963 im Borgward: Der VW-Sportchef wusste, von was er redete Schetty, Dr. Peter (MSa 48/2000) 40 Der Chef-Tester r. Peter Schetty dürfte der bislang ein- ausgestattet, ist das Fliegen seine neue Dzige Rennleiter bei Ferrari gewesen grosse Leidenschaft. Dennoch ist ihm die sein, dem eine Doppelfunktion zugestan- Liebe zum Rennsport nie abhanden gekom- den wurde. «Ich war sowohl offizieller men. «Die Formel-1-Rennen sind für mich Rennleiter als auch Testpilot», berichtet Pflichtprogramm, allerdings nur noch vor der Schweizer voller Stolz. Bevor seine dem Fernseher – die Faszination Ferrari ist Piloten bei den Tests einstiegen, drehte noch immer ungebrochen.» der Chef erst mal selbst einige Funktions- Schliesslich hat er mit den Sportwagen runden und legte Zeiten vor. «Das hatte der Roten die grössten Erfolge seiner nur den Vorteil, dass mir keiner meiner Fahrer fünf Jahre dauernden Karriere (1966 bis Phantasiegeschichten übers Auto erzählen 1970) eingefahren. Zuerst in einem Ford konnte.» Mustang und einem Abarth SP mit sensa- Seine Fahrer damals: Ickx, Regazzoni tionellen Resultaten als Privatier unter- und Andretti in der Formel 1 und im Sport- wegs, bot ihm Ferrari schon bald ein wagen, zusätzlich Peterson, Redman und Werksauto für die Berg-EM an. Mit dem nur für die Sportwagen-WM. «Es 212E holte er 1969 auf Anhieb den Titel war eine gigantische Truppe», schwärmt nach Maranello. Später wurde er zusam- Schetty. Dennoch dauerte der Rennleiter- men mit Ickx, Giunti & Co. in der Sport- Job bei Ferrari für den stets gut gelaunten wagen-WM im 312P und 512S eingesetzt. Schweizer nur zwei Jahre (1970/71), weil «Wir waren in ständige Kämpfe mit dem ihn sein Vater in die eigene Firma zu- Porsche-Werksteam und dessen Stars ver- rückbeorderte. Als Doktor der Wirtschafts- strickt.» wissenschaften war er für die Führung des Für die Zukunft wünscht sich der väterlichen Unternehmens prädestiniert. Schweizer mehr Zeit für seine Hobbys Die Schetty AG in Basel stellt glasfaser- Skilaufen, Fliegen und Reisen. Häufige verstärkte Polyesterrohre für Frisch- und Aufenthalte in seinem Wochenendhäus- Abwasser-Systeme her. chen zwischen Nizza und Cannes sind ihm Heute spielt sich das Leben des in- überdies behilflich, ein ganz persönliches zwischen 58-Jährigen hauptsächlich am Motto immer wieder umzusetzen: «Lebe Schreibtisch und in der Luft ab. Mit dem gern, lache gern, esse gern. Dann bist du Pilotenschein für Jets und Hubschrauber ein glücklicher Mensch.»

Peter Schetty 1971: Der Chef testet selbst Schetty heute: «Lebe gern, lache gern»

Berg-EM im Werks-Ferrari 212 E: Peter Schetty am Start zum Schauinslandrennen 1969 Schickentanz, Clemens (MSa 23/2000) Der Zuverlässige 41 er erste richtig grosse Knaller gelang pits. Vom 911 über den 935 Turbo bis hin DClemens Schickentanz 1971 an der zum 956 blieb ihm kaum etwas fremd von Seite von Hans Heyer beim 24-Stunden- dem, was in Weissach für die Rennpiste so Rennen in Spa-Francorchamps: Mit dem gebaut wurde. So an die 100 Siege hat der wuchtigen, 500 PS starken AMG-Mercedes Willicher zwischen 1967 und 1984 einge- 300 SEL 6,3 fuhren die beiden sensationell fahren, die meisten natürlich mit einem auf Platz 2 des Gesamtklassements. Die Porsche. Tage von Spa blieben für den langen Als grösste Enttäuschung sieht er noch Schlacks mit der stets gleich bleibenden heute den verlorenen Gesamtsieg beim «Prinz Eisenherz»-Haartracht das schöns- 500-km-Rennen Anfang der 70er-Jahre auf te Erlebnis seiner knapp 20 Rennfahrer- dem Nürburgring. Locker in Front liegend, jahre. wurde sein Alfa Romeo GTA in der letzten Obwohl es da noch andere Highlights Runde hinter der Breidscheid-Brücke von gab: Zum Beispiel den Gewinn der GT- einem gerade überrundeten Mini-Cooper Europameisterschaft 1973 mit einem von hinten angerempelt und überschlug Porsche Carrera RSR oder die Plätze 3 und sich dabei mehrfach. Ansonsten blieben 4 bei den 24 Stunden von Le Mans. Der solche «Big Moments» die Ausnahme – heute 55-jährige Rheinländer hat seinen Schickentanz galt stets als zuverlässiger Wohnsitz mittlerweile in die USA verlegt, Siegfahrer und Ankommer. wo er zusammen mit Gattin Brigitte (seit Kontakt mit den Rennkumpels von 35 Jahren verheiratet, zwei Söhne – beide damals hat Clemens Schickentanz heute sind erfolgreiche Kaufleute – im Alter von nur noch, «wenn ich den einen oder 33 und 35) die meiste Zeit lebt. anderen mal zufällig in Zolder, am Obwohl Schickentanz neben dem kurz- Nürburgring oder bei Historic-Veran- zeitigen AMG-Engagement auch mit BMW- staltungen treffe». Mit seinen beiden Old- und Alfa-Romeo-Tourenwagen sowie im 2- timern, einem alten 911 Turbo und einem Liter-Chevron-Sportwagen überaus erfolg- Jaguar D-Type, tritt er hin und wieder bei reich war, wurde er eigentlich immer der einigen Oldie-Klassikern an. «Ansonsten Porsche-Privatfahrergemeinde zugerech- geniesse ich das Leben in den USA und net. Tatsächlich verbrachte der grosse pflege meine Hobbies Wintersport und Blonde die meiste Zeit in Porsche-Cock- Wasserski.»

Schickentanz 1973: Typische Haartracht 1999: Geniesst das Leben in den USA

Einer der Karriere-Highlights: GT-Europameister 1973 im Porsche 911 Carrera RSR Schmid, Günther (MSa 15/2000) 42 Der ewige Grantler ünther Schmids Karriere als Geschäfts- nicht länger antun – ich gebe einen Haufen Gund Sportsmann begann in den 60ern Geld aus und werde dafür auch noch mit einem Formel-VW-1300-Rennauto, niedergemacht.» Noch heute, erklärt der drei Blumenläden und einem Transport- ewig grantelnde Mannheimer, leide er unternehmen. Aus dem Ex-Hobby-Piloten wegen des Ärgers und der Hektik unter wurde erst ein Super-VW-, dann ein Bluthochdruck und anderen Wehwehchen. Formel-1-Teamchef, aus den Blumenläden «Aber es gab auch viele positive Erleb- ein boomendes Felgen-Unternehmen (ATS, nisse. Bernie war stets fair zu mir, noch Rial). «Die ersten Aluräder haben wir im immer krieg’ ich von ihm jedes Jahr mein Keller gebaut, bis 1987 wurden wir zum FOCA-Ticket.» Marktführer weltweit.» Die ATS-Lola- Trotzdem verfolgt Günther Schmid die Super-Vau wurden von Topleuten wie meisten Grands Prix nicht vor Ort, sondern Freddy Kottulinsky, Manfred Trint und Gerd am Fernsehgerät. Einige Freunde von Schüler chauffiert, die ATS- und Rial-F1- damals trifft er noch heute, so zum Bei- Renner kamen mit Stars wie Gerhard spiel Fernsehregisseur Bernd Krämer oder Berger, , Jochen Mass, die alte Mannheimer Clique mit Gerd Hans Stuck, Keke Rosberg oder Manfred Schüler, Jochen Mass und Co. Überhaupt Winkelhock auf 119 GP-Starts. Schüler. Der erinnert ihn an die Formel Längst hat Schmid einen Schnitt ge- Super VW, wo die ATS-Lola jahrelang von macht: 1987 Verkauf der ATS-Felgenfabrik, Sieg zu Sieg eilten. Freddy Kottulinsky 1989 Ende mit der Formel 1, danach Über- wurde Europa-, Manfred Trint Deutscher gabe von Rial an seinen Sohn. Heute lebt Meister. «Die Jungs waren gut, und Spass der 59-Jährige wechselweise in Florida, gab’s auch reichlich.» auf Malta und Mallorca, frönt dem Golfspiel Seit zwei Jahren ist Schmid geschieden, – und wettert noch immer über einige lebt mit «einer Dame aus Hawaii» zu- seiner Piloten und die Presse. sammen. Seine Pläne: «Die übrigen Im- Das F1-Engagement beendete Schmid mobilien in Deutschland verkaufen, weil nicht, weil seine Autos in 15 Jahren nur die Verwaltung zu viel Stress macht. An- 15 WM-Punkte holten, sondern aus Ärger sonsten viel reisen und Freunde besu- über das negative Presseecho. «Die Artikel chen.» Dann klappt’s vielleicht auch mit waren eine Frechheit. Das wollte ich mir dem Blutdruck …

Grantler: Schmid als Teamchef Weltreisender: Schmid heute

Schnell, aber anfällig: im Turbo-befeuerten ATS-BMW Schommers, Werner (MSa 50/2000) Der Spassvogel 43 erner Schommers hat in den zehn Seit 22 Jahren hat er nun kein Rennauto WJahren als Rennfahrer (1969–1978) mehr angerührt, lebt wechselweise im spa- nichts ausgelassen. Sportlich wie beruflich nischen Alicante und in der Westerwald- auf der Sonnenseite des Lebens, sorgte er Gemeinde Bad Marienberg. In Spanien auf und neben der Piste immer für beste führt er ein Immobilien-Büro, im Wes- Unterhaltung. Mit dem äusserst beschei- terwald die Hotels «Wildpark» und «Glo- denen Slogan «wer mich nicht kennt, hat ckenspitze». Bei der Ausstattung legt nie gelebt» stellte sich Schommers gerne Schommers grossen Wert auf ein um- jenen Leuten vor, die ihn auf Anhieb nicht fangreiches Fitness- und Freizeitangebot. einzuordnen wussten. Derbe Sprüche und «Ohne Tennisplätze, Fitnessraum und schräge Spässe gehörten zum Repertoire. Schwimmbad geht heute nichts mehr. Als erfolgreicher Ford-Pilot steuerte er vor Deshalb sind wir auch mit Tagungen, allem den Escort BDA bei renommierten Seminaren und Events ausgelastet.» Teams wie Grab, Zakspeed und Wooding. Seit sechs Jahren ist der frühere «Casa- Ein Highlight dieser Tage war sein Ge- nova vom Dienst» endlich verheiratet, Kids samtsieg beim GP der Tourenwagen auf gibts noch keine. Gesundheitlich ist alles dem Nürburgring 1978 zusammen mit Ar- weiterhin im grünen Bereich, «nur mit den min Hahne und Jörg Denzel. Auch mit dem Kilos» jammert der einst schlanke Sportler, Capri RS gelangen ihm grosse Auftritte in «führe ich einen Dauerkrieg, den ich bisher der Rennsportmeisterschaft. Gastspiele leider noch nicht gewonnen habe.» Mit der auf Alfa GTA und BMW CSL Coupé gehörten Motorsportszene steht der heute 53-Jäh- ebenso zur Karriere des Rheinländers wie rige unverändert in Kontakt, mit DTC-Pilot eine Berufung als Werkspilot für das For- Dirk Adorf und seinem alten Teamchef mel-3-Projekt von Renault Deutschland. Bernhard Grab ist er befreundet. Einmal Die roten Alpine-Monoposti mit Schom- jährlich gönnt er sich Besuche am Ring und mers und Dieter Kern räumten 1972 richtig in Hockenheim, um alte Kumpels zu tref- ab, bevor Renault wegen explodierender fen. Alles andere schaut er sich im TV an. Kosten mitten in der Saison 1973 ausstieg. «Sag’ allen», beschliesst er feixend, «dass «Dieser Beschluss», so Schommers, «war der Schommers noch immer die besten für mich nie nachvollziehbar und die gröss- Sprüche und Witze draufhat. Und dass im te Enttäuschung meiner Laufbahn.» Rennsport heute zu wenig gelacht wird.»

1975: Immer einen Spruch auf Lager Heute: Der Kampf mit den Pfunden …

Goldene Ford-Jahre: Schommers im Capri RS beim Flugplatzrennen in Mainz-Finthen Schüler, Gerd (MSa 28/2000) 44 Der Karrieremann erd Schüler gehört zu der Mannheimer bezeichnet er den zweiten Platz im Porsche GClique der 60er-Jahre, die das Eber- 908 beim 1000-km-Rennen 1972 in Monza bacher Bergrennen zu ihrem alljährlichen zusammen mit Reinhold Joest. «Im Regen Happening erhob. An seinem Alfa Romeo haben wir uns ein tolles Duell mit dem Giulia schraubte der Kfz-Mechaniker- Ferrari von Ickx/Regazzoni geliefert.» lehrling Jochen Mass, sein Teamchef war Ausgerechnet Monza, wo er vier Jahre der rennsportbegeisterte Alfa-Händler zuvor beim Tourenwagen-EM-Lauf als Alfa- Helmut Hähn. Der darf für sich in Anspruch Werkspilot um Haaresbreite einer Kata- nehmen, für manche Rennfahrerkarriere strophe entging. Nach haarsträubendem den Grundstein gelegt zu haben. Das gilt Crash zog man ihn mit einem doppelten sowohl für Schüler als auch für Jochen Rückenwirbelbruch aus dem zerstörten Mass, und einige andere. «Das GTA. «Ich hatte Glück, dass ich nicht im war eine wahnsinnig gute Zeit», schwärmt Rollstuhl gelandet bin.» Schüler heute: «Keine Kohle, aber Spass Ob Abarth TC, Alfa Giulia und GTA, Ford ohne Ende.» Escort RS, Opel Kadett oder Commodore, Im Laufe der Zeit wurde aus dem Berg- Porsche Carrera 6 und 908 oder der Lola Spezialisten einer der vielseitigsten und Formel Super VW im ATS-Rennstall seines erfolgreichsten deutschen Rennfahrer. Kumpels Günther Schmid – rückblickend Herausragend sind sein Bergtitel 1965 im hat Schüler jedes seiner Rennautos «irr- Alfa Romeo und seine zehn Siege bei zehn sinnig Spass gemacht». Schauinsland und Starts als Ford-Werkspilot im Berg- Nordschleife waren seine Lieblingskurse, championat 1969. Gerd Schüler ist zwi- mit Jochen Mass, Reinhold Joest und schenzeitlich 58 Jahre alt, lebt mit Gattin Schmid pflegt er noch immer regen Kon- Tamara (seit 34 Jahren verheiratet) in takt. Ansonsten hat das tägliche Business Frankfurt und führt zusammen mit seinem den Gross-Gastronom fest im Griff. Gut 40 Partner Michael Presinger ein Gastrono- Edel-Restaurants und Discos in ganz mie-Imperium. Deutschland wollen geleitet werden. Dazu Eigentlich hat Schüler zwei Traum- zählt auch der älteste seiner Betriebe, das karrieren hingelegt – als Rennfahrer von «Dorian Gray» im Frankfurter Flughafen. 1962 bis 1974 und als Geschäftsmann. Als Ein fester Treffpunkt seit 21 Jahren für Jet- ganz grossen Höhepunkt auf der Strecke Set und Sport-Prominenz.

’67: Mannheimer Cliquen-Mitglied Schüler heute: Gross-Gastronom

Wilde Alfa-Zeit der 60er-Jahre: Gerd Schüler im Hähn-Alfa Romeo GTA Schurti, Manfred (MSa 33/2000) Schneller Beamter 45 anfred Schurti ist Staatsbeamter des die Marken-WM. Seinen persönlich wert- MTÜV in Liechtenstein, erst zuständig vollsten Sieg holte er 1980 auf der Berliner für die Kfz-Abnahme, seit 1980 Leiter der Avus im BMW-M1-Procar-Lauf vor allen F1- Dienststelle. Heute hat er 15 Leute, und Stars. 1982 beendete der einstige Schwei- die Kundenabfertigung findet auch tat- zer Motocross-Meister seine Rennsport- sächlich statt. Früher lief das anders. Da karriere. gab’s ausser dem Chef nur einen Mit- Der Competition ist Schurti treu ge- arbeiter. Und wenn der schnellste Bürger blieben. Inzwischen ist er 58 Jahre alt, des Fürstentums in den 60er- und 70er- seit 1998 zum zweiten Mal verheiratet und Jahren zu Rennen ausrückte, war der TÜV bis auf einen Tennisarm kerngesund. Er halt geschlossen – denn der zweite Mann spielt Tennis bis zum Abwinken, fährt war zugleich Schurtis Mechaniker. Und das Motorrad (BMW 1100 RS, Honda CBR 900) Schönste: Keiner im Fürstentum hat sich und geht mit einem Sportflugzeug in die je darüber aufgeregt. Schöne, heile Welt. Luft. Im August startete er zu einer zwei- In den wildesten Jahren der Formel VW wöchigen Harley-Gruppentour quer durch und Super VW gehörte Schurti zu den die USA – was er fast bereut, weil er so Besten. Europameister im Werks-Royale nicht am Formel-Vau-Treffen beim Old- 1972, Weltpokal-Sieger in Daytona. Unver- timer-GP am Ring teilnehmen konnte. gessen das Finish beim Europa-Finale 1970 «Wirklich schade, denn die Formel-Vau- in Salzburg: Mit verkeilten Vorderrädern Zeit war neben der im Porsche-Werksteam sahen er und Kontrahent Erich Breinsberg die schönste. Ich hätte die Jungs gerne die Zielflagge. Schurti landete als Lauf- mal wieder gesehen.» sieger hinter der Ziellinie in der Leitplanke, Mehrmals im Jahr reist Motorrad-Freak Breinsberg als Titelgewinner gegenüber in Schurti zu WM-Läufen, und wenn sichs aus- der Böschung. geht, gehört auch ein F1-GP ins Programm. Der Aufstieg ging zügig weiter: Als Part- Auf die neue DTM ist er ganz scharf, «da ner von Rolf Stommelen wurde er ins möchte ich mir unbedingt ein paar Läufe Porsche-Werksteam berufen, fuhr zusätz- vor Ort ansehen». Zukunftswünsche? «Die lich für die Teams von Georg Loos und Max Welt bereisen, Tennisturniere spielen, viel Moritz den 935 Turbo in der DRM. Dreimal fliegen und Motorrad fahren. Und gesund gewann er mit Ickx, Mass und Stommelen und fit bleiben.»

Schurti 1970: Da war der TÜV geschlossen Schurti heute: Mit der Harley in die USA

Norisring 1979: Liechtensteins schnellster Bürger im gewaltigen Loos- Schütz, Udo (MSa 37/2000) 46 Der Stier von Selters do Schütz hat mit den Gegnern nie angekokelt», erinnert Schütz an Le Mans Ulange gefackelt. Einsteigen, ans Limit 1969. Auf der Hunaudières-Geraden kolli- und Siegen – so hiess die Devise des Hünen dierten sein Langheck-908 und der 917 aus Selters im Westerwald. Brutal und prä- von Gérard bei Tempo 380. «Ich zise wuchtete er nahezu alle gängigen flog beim ersten Überschlag aus dem bren- Porsche vom 904 GTS bis zum 917 um die nenden Auto, die Trümmer lagen über 800 Strecken. Die Mutkurse Spa und Nürburg- Meter verstreut. Ich hatte wohl gleich zwei ring-Nordschleife mochte er besonders. Schutzengel.» Bis auf ein kurzes Alfa-Gastspiel blieb er Im Januar wird Udo Schütz 64. Mit Porsche treu. Erst als Privat-, dann als Ehefrau Else (die zwei sind seit 40 Jahren Werkspilot. So konsequent, wie er fuhr, be- verheiratet) lebt er unverändert in Selters, endete er dieses Kapitel nach acht Jahren. die Söhne (37 und 34) haben sich längst Anlass war der Tod seines Partners und eigene Existenzen aufgebaut. Schütz, des- Freundes Gerhard Mitter 1969 beim sen Betrieb für Container-Bau und Spezial- Formel-2-Lauf auf dem Nürburgring. Selbst verpackungen inzwischen gut 2000 Mitar- ein Ferrari-Angebot für die Sportwagen- beiter und Niederlassungen in 26 Ländern WM konnte ihn nicht umstimmen. «Mir fiel hat, ist immer noch topfit. Dafür sorgt das zwar schwer, aber ich hatte auch seine zweite grosse Disziplin Hochsee- Verantwortung gegenüber Familie und Segeln. Hier hat er es ähnlich weit ge- Firma.» bracht wie im Rennsport. Seine Yacht «Stier von Selters» nannte die PS- «Container» gewann sowohl mit ange- Branche das Kraftpaket ehrfurchtsvoll. Gut heuerten Topstars als auch mit ihm selbst 50 Siege, die Sportwagen-DM 1966 und die als Skipper bis 1993 alle wichtigen Wett- Langstrecken-WM 1969 zieren seine kurze fahrten inklusive dem berühmten Ad- Laufbahn. Zu den wertvollsten Erfolgen miral’s Cup. gehören der Gewinn der 1000 km vom Heute segelt er nur noch zum Ver- Nürburgring 1967 (zusammen mit Jo Bu- gnügen. Formel 1, Motorrad-WM und DTM zetta im 910) und der Targa-Florio-Sieg geniesst Schütz vorm TV-Gerät. Zwar ha- 1969 mit Mitter im 908. Aber es gab auch ben Rennbesuche Seltenheitswert, «aber üble Unfälle, die er mit viel Glück über- wenn die Formel 1 nach Indy geht, will ich stand. «Nur einmal war ich ein bisschen mir das Spektakel vor Ort ansehen.»

Gestern: Der «Stier von Selters» anno 1969 Heute: Schütz auch als Segler erfolgreich

Ein Mann und sein Porsche: Udo Schütz im 908er auf der Nordschleife des Nürburgrings Senne, Karl (MSa 42/2000) Der DTM-Fan 47 arl Senne ist ein Mann der ersten ZDF- 3sat. «Wir haben rund um die Uhr gesen- KSportstunde. Als Renn-Experte hat er det, das war damals ein absolutes Novum.» seine Begeisterung auf den Sender über- Überhaupt faszinierte ihn die Atmo- tragen. Mit engagierten Weggefährten sphäre der 24 Stunden: Zehnmal startete holte er während 33 ZDF-Jahren (bis 1995) er mit BMW, Ford, VW und Opel am Ring. grosse Events wie die Formel-2-Schlachten Einmal legte er einen Capri aufs Dach, der 70er-Jahre in Hockenheim, die Motor- moderierte am selben Abend aber unver- rad-WM und die Formel 1 nach Mainz. drossen das Sportstudio. Ein anderes Mal Mit Niki Lauda als Experte kommentierte fiel er kurz vor Schluss im BMW M3 GTR an er in den 80er-Jahren die F1-WM-Läufe und zweiter Position aus. Mit Norbert Haug zementierte so die Kompetenz der ZDF-Be- teilte er sich einen Ford Capri 3.0, mit vie- richterstattung. Wenn der Hobby-Renn- len anderen Stars holte er vordere Ränge. fahrer (der auch als Segelflieger erfolg- Senne musste allerdings auch die reich war und zwölf Weltrekorde erzielte) dunkle Seite erleben: «Anfang August eines seiner insgesamt 130 Sportstudios 1985 waren Manfred Winkelhock und moderierte, fehlte selten ein Gast aus der meine Gäste im Sportstudio. Rennerei. Den grössten Coup landete Wenige Wochen später waren sie tot. Das Senne 1989, als er, gerade zum Sportchef hat mich sehr berührt.» berufen, die DTM für sieben Jahre zum ZDF Seit einigen Jahren lebt Senne, in- und zu 3sat holte und mit einer enga- zwischen 66 Jahre alt, im Ruhestand in St. gierten Truppe neue Massstäbe in der Julians auf Malta. Mit seiner zweiten Frau Qualität der Übertragung von Automobil- Astrid, die er 1999 heiratete, verfolgt er rennen setzte. via TV alle wichtigen Rennereignisse, vor Gerne erinnert er sich: «Der Verbund allem seine Lieblingsdisziplinen Formel 1, ZDF/3sat mit WIGE-TV-Chef Geishecker Motorrad-WM und DTM. Sonst pflegt er die und ITR-Präsident Aufrecht war eine solide Hobbys Golf, Segelfliegen und Radeln. Partnerschaft, in der alle fair miteinander Gesundheitlich geht’s ihm blendend, auch umgingen. Auch im kritischen Jahr 1993.» der Rücken ist dank Schwimmtherapie Besonders stolz ist der bekennende DTM- wieder in Schuss. «Es ging mir nie so gut. Fan auf die erste Live-Übertragung vom Wenn’s so bleibt, bis ich 90 bin, kann ich 24-Stunden-Rennen Nürburgring 1988 in nicht klagen.»

Karl Senne 1969: Die frühen ZDF-Jahre Karl Senne 2000: Reif für die Insel…

Faszination 24 Stunden-Rennen: BMW-Pilot Senne (rechts) und sein Teamkollege Braun Spiess, Siegfried (MSa 27/2000) 48 Der PS-Zauberer iegfried Spiess ist mit 65 Jahren um- Vier Deutsche Bergmeisterschaften und an Striebig wie eh und je. Einer der erfolg- die 140 Einzelsiege am Berg und auf der reichsten Tourenwagen-Piloten der 60er- Rundstrecke stehen zu Buche. Am liebsten Jahre bedient in seinem Tuning-Betrieb in fuhr er in Spa (beim 24-Stunden-Rennen Ditzingen bei Leonberg erlesene Kund- siegte er 1967 mit elf Runden Vorsprung schaft. Grösster Auftraggeber ist Opel. Für in seiner Klasse) und am Schauinsland. die Rüsselsheimer haucht Spiess seit «Die Bergrennen in Freiburg und am vielen Jahren Formel-3- und Tourenwagen- Rossfeld bei Berchtesgaden gehören zu Motoren Power ein. So auch für die meinen schönsten Erinnerungen», blickt neuesten DTM-V8-Aggregate. Obwohl die Spiess zurück, «da konntest du mit dem Söhne Holger (33) und Jürgen (30) voll in kleinen und wendigen 1000er-NSU auch den 30-Mann-Betrieb integriert sind, lau- mal alle GT-Porsche abhängen. Das hat mir fen beim Senior immer noch alle Fäden zu- getaugt.» sammen. «Ich bin jeden Tag 14 Stunden 1997 feierte er mit vielen Freunden 25- im Büro, kümmere mich um technische Jahr-Firmen-Jubiläum, und dieses Jahr Weiterentwicklungen und Qualitätskon- gibts schon wieder ein Fest – Sigi und trolle.» Dabei bringen ihn speziell die eng- Gattin Brigitte haben 40. Hochzeitstag. Zu lischen Zulieferer oft zur Verzweiflung, den Rennen reist er, so oft er kann, lässt weil das, was an Teilen ins Haus kommt, sich sonst von Sohn Holger vertreten. Mit oft nicht seinen Vorstellungen entspricht. den alten Weggefährten hat er kaum noch «Solche Schlampereien machen mich Kontakt. «Leider verliert man sich irgend- wahnsinnig.» wann aus den Augen, eigentlich müsste Ein Perfektionist war der Schwabe Zeit man die ganze Bande mal wieder zu- seines Lebens. So erreichten seine eigenen sammenholen.» Rennautos mit den selbst getunten, Wünsche für die Zukunft? «Aber ja», infernalisch gehenden Spiess-Triebwerken platzt es aus Spiess heraus, «einen neuen fast immer das Ziel, die Ausfallquote war Betrieb aufbauen und eine USA-Reise.» Fit gering. Zwischen 1962 und 1973 ist er der dazu ist er allemal, sein Kampfgewicht Marke NSU stets treu geblieben. Ob Prinz liegt unverändert bei 68 Kilogramm. Wie I, TT, TTS oder Wankel-Spider – Sigi Spiess zu seinen besten Zeiten als aktiver trieb alle NSU-Modelle zu Sieg und Titel. Rennfahrer.

1966: Siegfried Spiess als erfolgreicher Pilot 1999: Ein echter Qualitäts-Fanatiker

Spiess im NSU TT: In den 60er-Jahren gab’s Siege und Titel am laufenden Meter Strähle, Paul Ernst (MSa 07/2000) Der Allrounder 49 it seinen zwei Porsche Carrera (Kenn- Strähle zählte zu den wenigen Allroun- Mzeichen: WN-V 1 und WN-V 2) fuhr der dern, die alle drei grossen Disziplinen be- Schorndorfer Siege am Fliessband ein. herrschten. Rallye, Berg, Rundstrecke – der Deutscher GT-Meister, Vize-Rallye-Europa- Carrera-Pilot fuhr und siegte überall. Und meister und Deutscher Rallye-Champion das ohne viel Aufhebens, ohne Rie- sind einige der zahlreichen Karriere-High- sentross, aber mit schwäbischer Ruhe und lights. Dabei wirkte der Schwabe eher Präzision. Noch heute hält er Kontakt zu gemütlich, doch gerade dieser Eindruck Kumpels und Gegnern von damals, soweit täuschte seine Gegner immer wieder. Der sie aus dem Grossraum Stuttgart kommen. Mann war stets hellwach, sauschnell und Wie etwa Hans Herrmann, Eberhard Mahle, technisch bestens gerüstet. Es gibt fast Eugen Böhringer, Herbert Linge, Dieter keinen internationalen Klassiker im GT- Glemser und Peter Falk. «Es war eine sau- und Sportwagenbereich, den er zwischen gute Clique damals», schwärmt Strähle. 1951 und 1963 nicht wenigstens einmal Deshalb startet er immer wieder bei Oldti- gewonnen hätte. Strähle ist mittlerweile mer-Veranstaltungen, «denn da triffst du 72 Jahre alt und «bis auf ein ramponiertes die meisten Freunde regelmässig wieder». Kreuz» putzmunter. Er betreibt mehrere Zusätzlich engagierte sich der Schwabe Porsche- und VW/Audi-Autohäuser und mit einem eigenen Team viele Jahre im startet immer noch bei Oldtimer-Events. Porsche-944-Turbo- und Carrera-Cup. Und Solide Vorbereitung der Strähle-Autos auch dort wurden Strähles Porsche zum und der Grundspeed des Piloten waren die Alptraum für die Konkurrenz: Fünf Titel Basis für eine der erfolgreichsten deut- gingen im Laufe der Zeit nach Schorndorf: schen Motorsportkarrieren der 50er- und 1986 siegte Jockel Winkelhock im Cup- 60er-Jahre. Die Aufstellung seiner Einzel- Premierejahr, danach wurde siege umfasst sechs DIN-A4-Blätter. In der viermal Titelträger und Weltcup-Gewinner. Bilanz finden sich fünf GT-Siege im Porsche Die Zukunftspläne von Strähle, der be- Carrera und Abarth-Carrera auf der Nür- geisterter Luftbild-Fotograf ist und ein burgring-Nordschleife. Dazu drei GT-Erfol- historisches Archiv besitzt, nehmen sich ge bei der Mille Miglia, zwei bei der Targa bescheiden aus: «Ich will endlich meine Florio und ein Gesamtsieg beim Marathon vielen Kisten mit den Fotos und Filmen von Lüttich-Rom-Sofia-Lüttich. den Rallyes und Rennen sortieren.»

Zeitreise: Strähle im Jahre 1959 … … bis heute: Mit 72 Jahren topfit

Heimspiel: Der gefürchtete Strähle-Porsche 1962 auf der Stuttgarter Solitude Treser, Walter (MSa 17/2000) 50 Der Technik-Freak alter Treser und seine Berg- und Ablösung als Sportchef Ende 1995 WTalfahrten. Die aktive Laufbahn als wechselte er als Konstrukteur innerhalb Tourenwagenpilot schnörkellos und er- des Unternehmens in die Vorausent- folgreich, die Zeit als Techniker mit wicklung zu Professor Fritz Indra. Als der Highlights und Abstürzen. Er hat alles Österreicher vor drei Jahren als Leiter der erlebt, was man in der PS-Branche erleben gesamten General-Motors-Vorausentwick- kann. Da war die erfolgreiche Zeit als lung nach Detroit berufen wurde, über- Rennfahrer in den 60ern. Im Tourenwagen nahm Walter Treser dessen Position in (DKW, BMW Alpina) ein echter Frontrunner, Rüsselsheim. Dass der schon fast fana- in der Formel 3 (mit einem Lotus-DKW) tische Technik-Freak bis heute nicht un- wegen ständig geplatzter Motoren nur tätig war, zeigt jüngste Sportwagen- Mittelmass. Kreation «Speedster» mit einem 2,2-Liter- Auf der anderen Seite: Der Konstrukteur Mittelmotor und einem Aluminium- und Industriemann Treser. Stationen bei Chassis. Pirelli (Versuchsfahrer), Audi und Opel Zum aktuellen Motorsportgeschehen (jeweils Sportchef). Und eigene Unter- hat der gebürtige Odenwälder ein klar de- nehmen: Der florierende Audi-Tuningbe- finiertes Verhältnis. «In erster Linie bin trieb und das Abenteuer Treser Automobil- ich Formel-1-Fan und guck’ mir jede Fern- bau GmbH in Berlin. Dort wurde der TR1- sehübertragung an.» Zur Rennstrecke Roadster gebaut. Aber leider nicht lange, kommt er so gut wie nicht mehr, zu bitter der Betrieb ging in Konkurs. «Daran hab’ sind die Erinnerungen an das abrupte Ende ich heute noch zu beissen. So etwas geht als Opel-DTM-Feldherr. Die STW-Übertra- dir ans Gemüt.» gungen verweigerte er bewusst, weil ihn Im April wurde Treser 60, lebt jetzt in das nie vom Hocker gerissen hat. Die neue Wiesbaden und hat trotz aller Nacken- DTM will er sich «mit Begeisterung schläge nichts von seinem Kampfgeist ver- ansehen, weil da endlich wieder richtige loren. «Zwei Dinge will ich noch erledigen Autos fahren und ich immer gesagt habe, – die Schmach von Berlin ausmerzen und dass die DTM das einzig Wahre ist». erfolgreich Autos bauen.» Zumindest beim Die Antwort auf die Frage nach seinen Auto bauen bietet ihm Opel eine solide Hobbys kommt ohne Zögern: «Autos, und gesicherte Plattform. Nach der Autos, Autos.»

1963: Walter Treser in seiner aktiven Zeit Der Sportchef: Nicht nur Freude bei Opel

Walter Treser als Rennfahrer: Im DKW von 1963 feierte er am Berg zahlreiche Erfolge Trint, Manfred (MSa 05/2000) Der wilde Flieger 51 enn Manfred Trint zu erzählen be- Coupé ohne Sieg Titelträger.» Vier Jahre Wginnt, landet er immer wieder bei der zuvor lief’s besser, als er im Audi 80 mit- Formel Super-VW. Dort fuhr er seine besten half, für die Ingolstädter den Markentitel Rennen, seine Gegner hiessen Keke Ros- in der Tourenwagen-EM einzufahren. Dabei berg, Kenneth Persson oder Bertram Schä- war es nicht einfach, seinen Job als Luft- fer. Er war einer der Wildesten, liess keine hansa-Pilot und die Rennerei unter einen Rauferei aus und holte sich 1973 im ATS- Hut zu bringen. Geschickt nutzte er die Lola die Super-VW-DM. «Der blanke Wahn- Pausen zwischen den Flügen für das Hobby sinn. Wir waren ein verrückter Haufen, am Boden. «Von Ruhepause konnte da ei- fuhren die irrwitzigsten Rennen und hat- gentlich keine Rede sein, aber das war ten trotzdem viel Spass miteinander.» Als eben meine Art der Entspannung.» denkwürdigstes Ereignis sieht er seinen Seit 1987 fährt er keine Rennautos Herzschlag-Sieg im ATS-Lola beim EM- mehr, ist heute 58 und Flugkapitän. Sein Saisonfinale 1975 in Hockenheim. «Gleich Arbeitsplatz ist das Cockpit einer Condor- in der ersten Ecke fuhr mir einer über die Boeing 757/767, seine Flugstrecken sind Schnauze, ich kam nur als 18. aus der meist reizvolle Überseeziele. 20 Jahre ersten Runde zurück. Danach habe ich mir Rennsport, seit 35 Jahren in der Luft, erst jede Runde einen oder zwei geschnappt. Flugingenieur, dann Pilot, seit Anfang Die beiden Leader waren in der letzten 1999 Kapitän – das schnelle Leben des Runde dran.» Manfred Trint ist kaum steigerungsfähig. Danach gehörte er im Ford Mustang zu Noch immer hat er sein altes Kampfge- den Besten der frühen DTM und schaffte wicht, fühlt sich topfit und will «Fliegen vier Laufsiege. Als grösste Enttäuschung bis zum Abwinken». Mit Karin ist er in bezeichnet Trint das DTM-Premierejahr zweiter Ehe seit zehn Jahren verheiratet, 1984 im 300-PS-Ringshausen-Mustang. lebt in Moers und fühlt sich «restlos «Ich hab‘ mir den Allerwertesten aufgeris- happy». Hobbies: Golf und Kunst. Nun will sen, aber die vielen technischen Ausfälle er an der Uni einen Gasthörerplatz für haben alles verdorben. Mit der Power und Kunstgeschichte und Astronomie belegen. vier Laufsiegen hätte ich Meister werden «Wenn man den Sternenhimmel so oft in müssen, stattdessen hat es nur zu Platz 6 12 000 Meter Höhe erlebt, will man ein- gereicht, und Strycek wurde im BMW- fach mehr darüber wissen.»

1973: Meister in der Formel Super-VW 1999: Kapitän auf dem Condor-Jumbo

Hockenheim 1975: Trint stürmt im ATS-Lola von Position 18 an die Spitze Werner-Hennerici, Hannelore (MSa 10/2000) 52 Vorbild für Ellen it Hannelore Werner verhielt es sich dem Podest. empfahl den Mzwischen 1960 und 1972 etwa so wie düpierten Formel Vau-Kollegen einst, «das heute mit Ellen Lohr: Kein Mann konnte Weib doch mal mit einem richtigen Kerl zu sich sicher fühlen – rennsportlich gesehen verkuppeln, damit sie endlich schlapp natürlich. Was die blonde Zahntechnikerin macht im Rennbetrieb». damals so alles aufführte, war in der Tat Ein Mann erschien tatsächlich bald an bemerkenswert. Ob im Formelauto oder ihrer Seite, aber anders als sich Quester & Tourenwagen als BMW- und Ford-Werks- Co. das so vorgestellt hatten. Wohnwagen- pilotin, überall fuhr sie ganz vorne mit und Fabrikant und Formel-3-Mäzen Günther trieb ihre männlichen Konkurrenten oft Hennerici (heute 75) zeigte sich höchst genug an den Rand der Verzweiflung. Zu angetan von den Leistungen der Rhein- den Highlights ihrer Laufbahn gehörten länderin und holte sie in sein «»- die Starts im DKW F 11, in der Formel Vau F3-Team. Dort kamen sich beide auch 1300, in der Formel 3 und der Formel 2. menschlich näher, was bei Hannelore Hannelore Werner (58) lebt heute im direkt noch einen zusätzlichen Leistungs- Wallfahrtsörtchen St. Jost bei Langenfeld schub bewirkte. in der Eifel, ist seit 1979 mit Günther Hen- Hennerici ermöglichte ihr fortan eine nerici verheiratet, und hat zwei Söhne (27, professionelle Formel-Karriere, die sie bis 20) und eine Tochter (25). in die Formel-2-Europameisterschaft führ- «Das Weib fährt jenseits von Gut und te. Ihr absolutes Husarenstück lieferte sie Böse», empörte sich Formel-Vau-Pilot beim F-2-GP 1970 auf der Nürburgring- Helmut Bross 1967 in Zolder, als ihm die Nordschleife. Hinter dem Schweizer Xavier Dame im Olympic kurz vor der Zielflagge Perrot kam sie mit einem March-Ford des mit einem haarsträubenden Überholmanö- Eifelland-Teams als Sensationszweite ins ver über den begrünten Seitenstreifen den Ziel. Dies war das beste Resultat einer Frau schon sicher geglaubten Sieg entrissen in der Geschichte der Formel-2-EM. hatte. Solche Situationen gab es mehr als Seit vier Jahren arbeitet Hannelore einmal im schnellen Leben der Hannelore Werner wieder in ihrem erlernten Beruf als W. Und so mancher auf diese Art Blamierte Zahntechnikerin, betreibt zudem mit ih- stand hinterher wie ein begossener Pudel rem Mann eine kleine Gaststätte und wid- neben der frech grinsenden Blondine auf met sich ansonsten ihren vier Pferden.

Schnelle Blondine: Werner 1969 30 Jahre später: Hannelore Werner

Einer ihrer Formel-2-Husarenritte: Werner 1971 im Eifelland-March-Ford Ammerschläger, Thomas (MSa 18/2001) Der Edel-Techniker 53 homas Ammerschläger kann gleich auf Prinz, TT und TTS verbracht. Gegner waren Tzwei erfolgreiche Karrieren zurückbli- neben den Markenkollegen wie Spiess & cken. Erst flotter Renn- und Rallyefahrer Co. die Abarth-1000-Treter wie Bitter, He- mit allem, was NSU hiess. Und dann der zemans oder Kauhsen. Kurzzeitig führte fast nahtlose Übergang zum Techniker und Ammerschläger mit dem NSU TT sogar mal Entwickler. Vier markante Stationen ragen die Tabelle der Rundstrecken-Meister- aus dem Berufsleben des Diplom-Inge- schaft an. Und die aufgestellte TT-Heck- nieurs heraus. Bei NSU (1965–1971) baute haube zur besseren Luftzirkulation im Mo- er mit kleiner Mannschaft den RO 80 und torraum ist auch eine Erfindung von ihm. den K 70, bei Ford (1972–1981) leitete er Nach dem altersbedingten Ausscheiden die Entwicklung Motorsport und galt als bei BMW lebt der 63-Jährige mit seiner Vater des legendären Renn-Capri in den Frau Sigrid als rastloser Pensionär in letzten RS-Varianten und der Turbo-Aus- München. Da es weder Enkelkinder noch führung. Bei Audi (1981–1985) trieb er andere Hobbys gibt, ist der Techniker aus als Chef des Serien-Fahrversuchs die Leidenschaft schon längst wieder bei Quattro-Entwicklung voran, und bei BMW seinem Lieblingsthema gelandet. Für die (1985–1997) schob er als Technischer Organisatoren der V8STAR-Serie bastelte Geschäftsführer der Motorsport GmbH zu- er nicht nur ein modernes, wasserdichtes sammen mit den legendären Technik-Reglement, sondern auch die ge- M3 als Strassen- und Rennauto an. samte Fahrzeug-Konzeption. Überdies «Der Capri und der M3», so Ammerschlä- zählt er zu den Gründervätern des Projekts. ger, «waren wunderbare Tourenwagen, die «Wenn auch noch die V8STAR ein Hit wird», mich als Techniker stark geprägt und fas- reibt er sich schon freudig die Hände, ziniert haben. Beim Turbo-Capri haben wir «wäre sie nach Capri und M3 mein drittes ’80 durch die Adaption des Groundeffects persönliches Highlight als Techniker. Mehr die gleichen Abtriebswerte wie die Formel kann man von seinem Berufsleben nicht 1 erzielt. Und der M3 wurde zum erfolg- erwarten.» Und fügt lächelnd hinzu: «Ei- reichsten Renntourenwagen der Welt.» gentlich habe ich mein Leben lang nichts Seine Jahre als Rennfahrer hat Ammer- anderes gemacht, als meinem Hobby zu schläger 1958–1970 am Steuer vergleichs- frönen. Schön, dass das auch noch so gut weise schmalbrüstiger NSU Prinz 4, Sport- bezahlt wurde …»

1969: Ammerschlägers NSU-Zeit 2000: Mitbegründer der V8STAR

Seine wilden Jahre: Ammerschläger 1970 im legendären NSU TT 1100 Basche, Dieter (MSa 17/2001) 54 Bayern-Sportler ieter Basche pflegte zeitlebens eine Durchmarsch mit Stuck im 600-PS-IMSA- Debenso enge wie herzliche Verbindung zu Turbo-Audi sowie die zwei DTM-Titel 1990 den Autos bayerischer Rennwagenbauer. und 1991 mit Stuck und Biela im bären- Audi und BMW bestimmten über weite Stre- starken Audi V8 quattro. cken seine Laufbahn als Rennfahrer, Inge- Seit seiner Pensionierung lebt der heute nieur und Sportchef. Bei den Weiss-Blauen 64-jährige Racing-Freak im bayerischen in München verlebte er «eine wunderbare Eichstätt. Da auch seine Frau Margret ihre Zeit» als Rennfahrer und Leiter der Sport- Praxis als Allgemeinärztin aufgegeben und abteilung. Erfolgreiche Einsätze als BMW- den Ruhestand vorgezogen hat, können Tourenwagenpilot brachten ihn bis ins For- beide jetzt ein Leben ohne Stress und Hektik mel-2-Werksteam, das er 1970 sogar selbst geniessen. Die Kinder sind aus dem Haus, leitete. Im selben Jahr musste er allerdings beide Söhne (32 und 30) haben solide auch die «grösste Enttäuschung überhaupt» Berufe als Dipl. Ing. und Dipl. Volkswirt. erleben, als BMW «überraschend und ohne «Wir haben jetzt viel Zeit für uns», so Not» den F2-Rückzug beschloss. Basche, «und wir nutzen sie auch.» Noch einmal setzte Basche mit BMW per- Zwar holte Audi Sport seinen Ex- sönliche Highlights, als er in der DRM Frontmann ’99 noch mal für knapp zwei 1972/73 mit einem 2002 des GS-Teams Jahre als Berater für das Sportwagenprojekt jeweils Dritter wurde und 1973 sogar um den zurück, weil der Tod von Cheftechniker Titel mitkämpfte. Erst im Finallauf verlor er Norbert Weber eine gewaltige Lücke gerissen unglücklich gegen die Ford-Kollegen Glem- hatte. Aber das war nur ein Intermezzo, das ser und Heyer. Starts in diversen anderen Engagement ruht schon seit einiger Zeit. Autos schlossen sich in der Folge an, bevor Dafür wurde das eigene Segelschiff mehr der rennende Diplom-Ingenieur 1979 bei zum Lebensmittelpunkt. «Wir unternehmen den vier Ringen in Ingolstadt erst als Inge- viele Segeltörns und sind überhaupt sehr oft nieur, dann als Technik-Chef und schliess- auf dem Wasser.» Skilaufen, Tennis, Fitness lich als Rennleiter andockte. «Im Laufe der und Computer («in Sachen PC bin ich Jahre bin ich Audianer mit Haut und Haaren Neueinsteiger») füllen die Tagesabläufe aus. geworden, und das gilt noch heute.» Auch gesundheitlich ist fast alles im Lot, Als herausragende Ereignisse seiner «nur ein bisschen Tinnitus im Ohr, aber Ingolstädter Zeit nennt Basche den US- damit kann man leben.»

Motorsportler: Basche anno 1970 Wassersportler: Basche heute

Nostalgie: Dieter Basche ’68 im Werks-BMW 2002 auf dem Norisring Bellof, Georg (MSa 41/2001) Der grosse Bruder 55 eorg Bellof befällt jedes Mal Traurigkeit, war sein rasanter Aufstieg für uns alle ein Gwenn er im Fernsehen die faszinierenden Traum.» Formel-1-Duelle zwischen Michael und Ralf Dieser endete am 1. September 1985 jäh: Schumacher verfolgt. «So einen Bruder- Stefan verunglückte beim Sportwagen-WM- kampf hatten Stefan und ich schon jahre- Lauf in Spa tödlich. Elf Jahre später traf den lang im Kartsport», erinnert sich der älteren Bruder der nächste Schicksalsschlag Deutsche Kart-Meister von 1978 und kurz- – seine Frau Uta, mit der er 14 Jahre ver- zeitige Formel-3-Pilot mit Wehmut. «Auch heiratet war, verlor den Kampf gegen den im Formelauto hätten der Stefan und ich Krebs. «Das musst du alles erst wegste- sicher viel Spass gekriegt.» cken», so Georg, der trotz aller Tiefschläge Die Fortsetzung kam nie zu Stande, weil sein Leben gemeistert hat. Inzwischen ist Georgs F3-Gastspiel 1979 trotz ordentlicher er 45 Jahre alt und hat als Geschäftsmann Resultate nach einer Saison wegen Geld- Karriere gemacht. mangels endete. Um diese Zeit startete sein In Giessen besitzt der Zahntechniker- ein Jahr jüngerer Bruder Stefan ins erste Meister ein Dental-Labor, dazu einen Ge- Formel-Ford-Jahr. Was folgte, war eine der tränke-Grossmarkt und einen Supermarkt, aussergewöhnlichsten Karrieren in der deren Gebäude er auf dem Gelände des Historie des deutschen Motorsports. früheren Lackierbetriebs der Familie bauen Obwohl beide Bellof-Buben nach Auffas- liess. Er spielt leidenschaftlich Golf (Han- sung vieler Experten ein gleich hohes dicap 16) und Senioren-Fussball. Und er Niveau hatten, entschied der Familienrat, pflegt das Familienleben mit Lebensgefähr- die knappen Eigenmittel ab 1980 auf Stefan tin Michaela und den Kindern (zwei Mäd- zu konzentrieren. «Für beide hat’s einfach chen, 14 und 12, ein Sohn, 4). nicht gereicht», sagt Georg ohne Bitterkeit, Gelegentlich hat er noch Kontakt zu «unsere Eltern waren ja schliesslich keine früheren Rennsport-Gefährten seines Bru- Millionäre.» ders wie Franz Tost, Manfred Jantke oder Der Ältere konzentrierte sich fortan auf Masseur Axel Nahmmacher. «Meine Grund- seinen erlernten Beruf als Zahntechniker, einstellung zum Leben hat sich geändert, begleitete Stefan aber so oft es ging zu ich freue mich über jeden Tag, an dem ich dessen Rennen. «Obwohl es sehr weh getan gesund bin, ich geniesse mehr und lebe viel hat, selbst nicht mehr fahren zu können, bewusster als früher.»

Kartsport-Grösse: Bellof 1978 Tiefschläge gemeistert: Bellof 2001

Galt als deutsches Top-Talent: Bellof bei der Kart-WM ’78 in Le Mans Bitter, Erich (MSa 49/2001) 56 Der Renn-Konfektionär rich Bitter gehörte zehn Jahre lang (1959 wer?›.» Ebenfalls am Ring hob sein offener Ebis 1969) am Steuer von Touren-, GT- und Abarth-Sportwagen vor dem «Brünnchen» Sportwagen zur absoluten Rennfahrerelite auf einer Bodenwelle ab und krachte Deutschlands. Vor allem der italienische brennend in den Wald. «Wenn ich mich da Abarth-Rennstall setzte immer wieder auf nicht selbst befreit hätte, wäre ich den Mann aus Ennepetal, dessen Erfolgs- unweigerlich verbrannt.» Die Narben der bilanz rund 120 Siege und zwei Meistertitel Brandwunden erinnern ihn noch heute an umfasst. NSU-Prinz, alle Abarth-Versionen, den fatalen Crash. , Ferrari 250 GT und Saab waren Nach geschäftlicher Berg- und Talfahrt seine Cockpit-Stationen. Überdies war der als Autobauer (unter anderem Bitter CD und Rheinländer in den 60er-Jahren mit seiner SC auf Basis des Opel-Diplomat) hat der Ex- Firma «Rallye Bitter» auch deutscher Mono- Rennfahrer längst wieder festen Boden polist für Rennbekleidung und -Zubehör. unter den Füssen. Der Mitarbeiterstab sei- Sein Sortiment war ausgesprochen preis- ner Braunschweiger Montage- und Entwick- wert. Für 110 Mark gab es einen schlichten lungsfirma «Bitter GmbH» erledigt For- Overall («zweiteilig, feuerabweisend, hell- schungsaufträge für VW, Seat und Audi. Der blau»), 99 Mark kostete ein offener Helm 68-Jährige, in den 50er-Jahren Rad-Profi («robust, silbergrau, mit Blendschirm»), und bis vor kurzem noch Marathon-Läufer, ein Paar Handschuhe («strapazierfähig, ist nach wie vor jeden Tag im Büro und fit griffig») waren für ganze 25 Mark zu haben. wie in seinen besten Tagen. «Nachts hab’ Seine damalige Ehefrau Ulla organisierte ich einen Ruhepuls von 30, das ist schon seinerzeit den Verkauf. fast beängstigend.» Seine Rennfahrerlaufbahn beendete Seine dritte Ehe mit Tanja bescherte ihm Bitter schlagartig nach dem dritten mit den Kids Lara (6) und Billy (8) noch- schweren Unfall. So flog er mitsamt seinem mals spätes Vaterglück, die erwachsenen Abarth GT auf der Nordschleife des Nürburg- Töchter aus erster und zweiter Ehe haben rings ausgangs des Streckenabschnitts «Ex- ihn bereits zum achtfachen Opa gemacht. Mühle» durch die Büsche fast bis in die Jetzt träumt der einstmals schnelle Mann ersten Vorgärten von Breidscheid. «Ich war davon, sein Leben «irgendwann mal auf eingeklemmt, erst nach einer Ewigkeit kam einem Bauernhof mit Landwirtschaft und gemütlich ein Posten und rief ‹Hallo, ist da vielen Tieren zu verbringen».

1969: Abarth-Werkspilot Bitter Ruhepuls 30: Erich Bitter heute

Rennflöhe: Abarth-Werksfahrer Bitter und Hezemans 1966 im Nahkampf Bovensiepen, Burkard (MSa 20/2001) Mister Perfect 57 urkard Bovensiepen ist nicht nur Chef Schluss mit der Rennerei, der Chef kon- Bder BMW-Edelschmiede Alpina in zentrierte alle Kräfte und Geldmittel auf die Buchloe im Allgäu, sondern ein Mann mit Alpina-Modellpalette und den exklusiven bewegter Rennsport-Vergangenheit. Zwar Weinhandel. ist der Name Alpina heute untrennbar ver- «Wir hatten eine wunderbare Zeit im bunden mit exklusiven Hochleistungs- Rennsport», rekapituliert Bovensiepen Serienautos, aber in den 60ern, Mitte der (64), «und konnten BMW mit unseren Autos 70er- und gegen Ende der 80er-Jahre hat- und Fahrern zu manchem Titelgewinn ver- te «BuBo» einen schlagkräftigen Rennstall. helfen.» Seine Liebe zum Detail, die per- Bovensiepens Renntourenwagen siegten in fekte Fahrzeugvorbereitung und pedan- der EM, in der DRM und in der DTM. In den tische Teamführung übertrafen damals oft legendären BMW-CSL-Leichtbau-Coupés genug sogar den Standard der Werksteams. sassen Superstars wie Hunt, Lauda, Ickx, Heute ist der Name Bovensiepen im Renn- Stuck, Bell und Hezemans. Auch Marko, Ertl, sport nur noch durch gelegentliche Starts Quester, Kelleners und Pankl standen auf seines Sohnes Andy (38) vertreten. Dessen der Alpina-Gehaltsliste. Bruder Florian (34) unterstützt den Vater Als 1973 die Benzinkrise durchschlug, in der Alpina-Geschäftsführung, seine pausierte das Alpina-Team für einige Jahre, Tochter Angela (36) lebt auf Mallorca. um sich 1977 mit Quester als EM-Titelge- «BuBo», seit 40 Jahren verheiratet mit winner glanzvoll zurückzumelden. Danach Hildegard, hat noch immer alle Fäden in der zog sich Bovensiepen für zehn Jahre aus Hand, das Unternehmen steht prächtig da. dem Rennsport zurück, um sich dem wei- «Wir sind kerngesund, haben 150 Mitar- teren Ausbau des Unternehmens und der beiter, stellen pro Jahr rund 850 Autos her Gründung seines Weinimports zu widmen. und sind mit unseren Edelmarken aus Mit Beginn der DTM-Blütezeit kehrte Alpina Italien, Frankreich und Kalifornien der er- 1987/88 mit dem M3 und dem Fahrer- folgreichste Weinhandel Deutschlands.» quartett Danner/Oberndorfer/Giroix/Lohr Bleiben noch Wünsche offen? «Aber ja. für zwei weitere Jahre auf die Rennpiste zu- Ich träume von einem Alpina-Luxus-Mini rück. Das neue DTM-Reglement hatte für höchstens 70 000 Mark. Und ich will Bovensiepen als ITR-Vizepräsident mass- unsere Politiker mit bösen Briefen ein wenig geblich mitgestaltet. Danach war endgültig wachrütteln.»

1970: Der junge Alpina-Chef Weine und Wagen: «BuBo» heute

Tolle EM-Jahre: ’73 im Alpina-BMW gegen zwei Capri Dechent, Hans-Dieter (MSa 37/2001) 58 Der Elegante ans-Dieter Dechent hatte das Glück, als verständnis zurück. «Meine Frau hat mir HPrivatfahrer den Rennsport völlig frei vor dem Start zu einem Regenrennen ledig- von Geldsorgen zu betreiben. Der frühere lich mal gesagt, dass sie keine Lust habe, Chef des damals grössten Opel- und GM- früh Witwe zu werden. Da bin ich ihr zu- Autohauses in Saarbrücken leistete sich liebe dann halt ein bisschen langsamer sogar den Luxus einer kleinen Rennabtei- gefahren …» lung innerhalb seines Betriebs. Dort liess Nach seiner aktiven Zeit fand Dechent er die Sportgeräte warten und für jene zunehmend Spass an Management-Auf- Starts vorbereiten, die er von 1962 bis gaben in den Porsche-Rennställen «Scude- 1971 mit Brabham-F3-Rennwagen, Alfa- ria Lufthansa» und « Team». Romeo-Tourenwagen, Abarth-GT-Autos Später stiess er zur Joest-Truppe und war und Porsche-Sportwagen absolvierte. dort 18 Jahre lang «Reinholds linke Hand». Überdies verpasste er als deutscher Noch immer ist der 61-Jährige mit dem Brabham-Exklusiv-Händler dem biederen Rennsport verwurzelt: Nach 20 Jahren als Opel Kadett eine kräftige PS-Kur mit Präsident der Interserie-Organisation Bauteilen des gleichnamigen Weltmeis- übernahm er nach dem Tod von Paul Gop- ters. Der «Brabham-Kadett» ging bes- pert dessen Amt als Promoter der Sport- tialisch und erschreckte neben Polizei und wagen-Serie. Zudem betreut er ein Privat- TÜV manch stolzen Porsche-Fahrer der team in der Langstreckenmeisterschaft. 60er-Jahre. Als Rennfahrer trat der Mit dem Autohaus hat er schon lange Saarländer stets elegant auf und nur mit nichts mehr zu tun, stattdessen betreibt erstklassigem Material an. er einen Exoten- und Oldtimer-Handel. Trotz vieler Siege blieben dem Alfa-Fan Nachdem seine erste Ehe geschieden Meisterehren mit seiner Lieblingsmarke wurde und seine zweite Frau leider ver- versagt, dafür reichte es aber mit dem starb, möchte er «ein drittes Mal nicht Abarth-Simca GT Coupé gleich zu zwei mehr heiraten». Sein Sohn (36) arbeitet deutschen GT-Titelgewinnen auf der Rund- als Gastronom. «Jetzt möchte ich gesund strecke (1964/1965). Die damals von sei- alt werden», wünscht sich Dechent, «und nen Konkurrenten kolportierte Vermutung, wenigstens einmal mit der Concorde in die er könne oder wolle im Regen nicht schnell USA fliegen und auf einem Kreuzfahrt- sein, führt Dechent übrigens auf ein Miss- schiff zurückreisen.»

Rank und schlank: Dechent 1965 Treuer Dackelblick: Dechent 2001

Zwei Mal Champion im Abarth 1300: Dechent 1966 in Mainz-Finthen Falk, Peter (MSa 09/2001) Porsche-General 59

eter Falk war nie ein Mann grosser Worte Negativerlebnisse? «Leider zu viele. Wir Pund Gesten. Mit Ruhe und Gründlichkeit haben so manchen guten Fahrer verloren, erledigte er den Job bei Porsche: Ab 1959 vor allem Stefan Bellofs Unfalltod 1985 im Fahrversuch, dann als Renningenieur, beim Sportwagen-WM-Lauf in Spa-Francor- später als Leiter des Fahrwerksversuchs champs hat mich arg mitgenommen.» und von 1982 bis 1988 als Chef der Seit acht Jahren führt Technik-Freak und Rennabteilung fand er seine berufliche Naturfreund Falk (68) im Städtchen Tamm Erfüllung im Motorsport. Er assistierte dem bei Ludwigsburg ein nur bedingt beschau- grossen Huschke von Hanstein, arbeitete liches Leben. Abenteuerreisen, Exkursio- mit dem genialen Rennstrategen Professor nen im Mitsubishi Pajero, Berg- Helmut Bott, erlebte 30 Mal Le Mans mit wanderungen und Alpenüberquerungen allen Höhen und Tiefen. In seine Amtszeit beherrschen die Tage des Mannes, der als Rennleiter fielen vier Gesamtsiege bei damals wie heute von Gattin Ruth begleitet den 24 Stunden von Le Mans, vier Team- wird. Beide sind seit beinahe 40 Jahren und fünf Fahrer-WM-Titel plus unzählige verheiratet. «Wir sind ständig unterwegs; Einzelsiege mit dem fast unschlagbaren die Natur in ihrer Urform zu erforschen, ist Porsche 956/962. einfach faszinierend.» Als wertvollsten Erfolg betrachtet Falk Aber auch den aktuellen Rennsport ver- den Dreifach-Sieg ’82 in Le Mans. «Mit dem folgt er mit Interesse, lässt sich gelegent- nagelneuen 956er auf Anhieb den 1-2-3- lich am Nürburgring oder in Hockenheim Sieg zu schaffen, war für mich und das sehen. Einmal im Monat trifft er die alten Team grandios.» Zwei weitere Ereignisse Weggefährten beim berühmten Stuttgarter stuft er als «besonders wertvoll» ein: Der PS-Stammtisch. Nebenbei berät er die Sieg im ersten Antritt bei der Rallye Veranstalter der Oldtimer-Events Silvretta- Paris–Dakar ’84 («unerprobtes Auto auf und Ennstal-Classic und entert gelegentlich unbekanntem Terrain») und sein fünfter selber das eine oder andere Porsche- Gesamtrang bei der Rallye Monte Carlo ’65 Schmuckstück. Ein weiteres grosses Hobby als Co von Herbert Linge im Werks-911 – sind Computer und Internet geworden, die auch das ein Premierenerfolg, denn den Späteinsteiger seit 1992 begeistern. Porsche trat damals mit dem Elfer erstmals Falk ist ein rundum glücklicher Mensch, in der Rallye-WM an. gesund, aktiv, zufrieden.

Alles im Lot: Falk ’68 in Le Mans Unruhestand: Peter Falk heute

Porsche-Generäle: Peter Falk und Huschke von Hanstein ’65 in Le Mans Gebhardt, Günther (MSa 25/2001) 60 Das Kraftpaket ünther Gebhardt erlebte seine besten weiterhin Autos in Eigenregie ein. Letzte GRennfahrerjahre im Kreis der wilden Station war Anfang der 90er-Jahre die Formel-V- und Super-VW-Clique. Schon der damals neue Formel ADAC Junior, in der bis blosse Auftritt des Sinsheimers verschaffte zu fünf Youngster unter Gebhardts Regie an- ihm Respekt, denn wer wollte sich schon mit traten. einem 90-Kilo-Mann anlegen. Mit seinem ei- Inzwischen darf sich Günther Gebhardt genen Rennstall, in den auch Günthers zwei (47) verstärkt um seinen eigenen Junior Jahre jüngerer Bruder Fritz als Manager Peter kümmern. Der ist mittlerweile 16, eingebunden wurde, holte er sich 1979 mit rennt schon sehr erfolgreich in der JvO-Kart- einem blitzsauber vorbereiteten March die Challenge und hat laut dem stolzem Papa Vizetitel in EM und DM. «viel technisches Verständnis, gute Anlagen Ein Jahr später gelang ihm der deutsche und genauso viel Talent wie der Alte». Super-VW-Titel, parallel gönnte er sich Der «Alte» selbst, nach wie vor Inhaber Erfolgserlebnisse in der Formel 3. Eine Ein- des Sinsheimer Unternehmens «Gebhardt ladung zum F3-GP nach Monaco beantwor- Fördertechnik», ist gesund, fit und seit 1996 teten er und sein March-VW mit einem zum zweiten Mal verheiratet. Gewichts- sensationellen fünften Platz im Qualifying. mässig hat sich insofern was geändert, als «Da haben einige Stars ganz schön blöd er nun mit der 100-Kilo-Marke kämpft. geguckt», feixt Gebhardt noch heute. «Das Während sein Bruder Fritz den «Momo Racing war eines meiner schönsten Erlebnisse über- Shop» in Sinsheim leitet, möchte Günther haupt.» «in absehbarer Zeit beruflich etwas anderes Bald öffnete sich auch eine Tür zur machen, auf jeden Fall wieder was mit Formel-2-EM, die er 1983 mit dem Ex- Technik». Und dann gibt es noch ein grosses Boutsen-March bestritt. Dann begeisterte er Hobby in Gestalt einer 130-PS-Yamaha sich für die Sportwagen, fuhr mit seinem ita- 1300, die regelmässig bewegt werden will. lienischen Geschäftspartner Giampiero Obwohl er noch immer Renn-Freak ist und Moretti («Momo») zusammen im Porsche nur ein paar Kilometer von Hockenheim ent- 962 und präsentierte mit dem «Gebhardt C2» fernt wohnt, lässt er sich dort nur selten eine eigene Sportwagen-Konstruktion. Wäh- sehen. «Warum auch – das Fernsehen liefert rend der Chef Ende 1984 den Helm an den ja alles frei Haus, und den Rest lese ich diens- berühmten Nagel hängte, setzte sein Team tags in MSa.»

Kampf mit dem Gegner: GG 1978 Kampf mit den Kilos: GG heute

F3-Erinnerungen: Gebhardt im Ralt vor Stefan Bellof am Salzburgring Grähser, Jürgen (MSa 13/2001) Der längste Kampf 61 ürgen Grähser liess nie etwas anbrennen, Wrack geschnitten werden und lag vier Jwenn es bei den Tourenwagenschlachten Wochen auf der Intensivstation. Erst nach der 60er-Jahre um Siege am Berg und auf einem Jahr Zwangspause kehrte er auf die der Rundstrecke ging. Der saarländische Rennstrecke zurück. BMW-Privatfahrer legte sich mit Freund und Seine zweite Karriere machte Grähser als Feind an, prügelte vor allem sein 700er- erfolgreicher Unternehmer und Kaufmann. BMW-Coupé im Stil eines Kamikazefliegers Zusammen mit BMW-Rennfahrerkollege von Sieg zu Sieg. Seiner Münchener Haus- Albrecht Krebs realisierte er grosse Im- marke blieb der BMW-Händler aus Dudweiler mobilien- und Bauprojekte. Den grössten bis zum Karriereende 1972 treu – vom 1602 und längsten Kampf gewann der jetzt über den 1800 TISA bis hin zu 2002 und CS- 61-Jährige kürzlich – nach einem Rechts- Coupé rollte er nahezu alle gängigen Model- streit über fast 30 Jahre mit der Stadt le zum Start. Die wildesten Ritte absolvierte Saarbrücken. Die Saar-Metropole muss dem er freilich im legendären 700er-Kampfge- Ex-Rennfahrer wegen eines unrechtmässig schwader mit Klaus Miersch, Manfred verfügten und mit kommunalpolitischem Behnke, Kurt Pfnier oder Toni Fischhaber. Hintergrund durchgesetzten Baustopps Dass man damals im Kampf um Plätze seines Einkaufszentrums 142 Millionen und Punkte ziemlich rüde und trickreich Mark Schadenersatz zahlen. miteinander umging, belegt die lächerliche Mit diesem letztinstanzlichen Urteil Affäre um einen Aschenbecher: Weil das endete einer der längsten Zivilprozesse in Zubehör im Grähser-BMW 700 fehlte, wurde der deutschen Justizgeschichte. «Endlich ihm «wegen Entfernens eines serienmässi- bin ich zu meinem Recht gekommen», gibt gen Teils» ein Sieg aberkannt, was ihn letzt- sich Grähser erleichtert, «aber ich habe lich auch den Gewinn der Bergmeisterschaft dabei mehr persönliche Substanz verloren 1964 kostete. «Das war meine grösste als in 13 Jahren Rennsport. Jetzt brauch’ Enttäuschung», erinnert sich Grähser, «und ich erst mal Ruhe, Frieden und frische Luft.» der zweite Tiefpunkt war am Rande der Diesen Wunsch erfüllt sich der begeisterte Bergpiste von Eberbach ein stämmiger Jäger auf seinem Landsitz im Nordsaarland, Baum.» wo ein 500-Hektar-Revier stets gute Diens- Um denselben wickelte er 1965 einen te bei der täglichen Frust- und Stressbewäl- 1800 TISA, musste schwer verletzt aus dem tigung leistet.

Grähser: Kämpfer par excellence Heute: Saarbrücken muss bluten

Wilde BMW-Jahre: Grähser ’66 im 2002 Ti beim Flugplatzrennen Trier Greger, Sepp (MSa 10/2001) 62 König der Berge epp Greger war zu besten Sportlerzeiten vorübergehend den Rekord hielt. Sepp Sein Phänomen, und er ist es noch heute. dürfte der erfolgreichste deutsche 1990 fuhr er mit 75 Jahren im Porsche RSR Bergpilot aller Zeiten sein.» Als persön- sein letztes Rennen am Berg von Les lich wertvollsten Erfolg nennt Greger den Rangiers, jetzt ist er 86, spielt Golf wie ein Sieg im Porsche RS 60 über Ferrari-Star Profi und sieht aus wie ein Jungbrunnen. in Ollon-Villars. Als «Die Rennerei», sagt der Ur-Bayer, «hat schönste Zeit empfand er die 60er-Jahre mich jung gehalten.» mit den Bergrennen Eberbach, Rossfeld, 40 Jahre lang bezwang der VW- und Wallberg, Ratisbona oder Sudelfeld. Sein Porsche-Händler aus München deutsche Lieblingsparcours war der Mont Ventoux in und andere Berge im Rekordtempo, fuhr Frankreich. an die 600 Siege und 900 Pokale ein, war Den Winter verbringt Greger stets in dreimal Berg-Europameister, dreimal Vize- Florida, im Sommer lebt er in München. und dreimal Deutscher Sportwagen-Meis- Seit 1962 ist er mit der 20 Jahre jüngeren ter. Der legendäre Franz-Josef Strauss, Traudl verheiratet, die sich mit den Söhnen Rennfan durch und durch, überreichte ihm Sepp jun. (37) und Andreas (35) um die den bayerischen Verdienstorden, vom ers- geschäftlichen Dinge in der Bayernmetro- ten Bundespräsidenten Theodor Heuss pole kümmert. Beide Autohäuser sind ver- bekam er das Silberne Lorbeerblatt. pachtet, aber die Greger-Racing-Show ist Gregers Karriere begann 1950 in einem alljährlich ein überaus arbeitsintensiver VW Käfer, danach enterte er in schneller Event. Folge alle möglichen Porsche-Modelle vom Vor zehn Jahren hätt’s fast keinen 356 über den RSK, die Carrera-GT- und Greger Sepp mehr gegeben: Tüchtige Ärzte Sportwagen-Palette bis hin zum 910. 70 retteten ihn vor dem Krebstod. Seither lebt Prozent seiner rund 1200 Starts absolvier- er ohne Magen, «aber es geht mir bestens, te er am Berg, den Rest auf der Rundstrecke der Krebs ist besiegt.» Nach wie vor guckt und bei Rallyes. er alles, was an Racing über die Bildschir- «In ganz Deutschland», erinnert sich me flimmert. So ganz kann er’s ohnehin der einstige ONS-Geschäftsführer Sigis- nicht lassen – mit dem ebenfalls unver- mund von Kahlen, «gab es fast keine wüstlichen Paul Ernst Strähle startet er Bergpiste, auf der er nicht wenigstens gerne bei Oldtimer-Veranstaltungen.

Greger 1975: Mit Hut geht’s gut Rüstiger Rentner: Greger heute

Der Berg ruft: Porsche-Pilot Greger 1971 auf Rekordfahrt am Wallberg Hahne, Hubert (MSa 1–3/2001) Der Rekordbrecher 63 ubert Hahne hat sich mit einer Renn- auch in der Formel 2 ein. Mit deren Hrunde ein Denkmal gesetzt. Tatort: Monoposto wurde Hahne Vize-Europameis- Nürburgring. Noch heute erinnern sich ter – für einen ausgewiesenen Tourenwa- Nordschleifen-Fans des denkwürdigen Au- genpiloten ein echtes Kunststück. Zumal gust-Wochenendes 1965, als die 10-min- die Gegner vom Kaliber Ickx, Stewart, Schallmauer für Tourenwagen fiel. Weit Beltoise, Bell, Ahrens und Mitter waren. über 100 000 Zuschauer waren beim Zahlreiche Ausfälle durch technische deutschen Grand Prix Zeugen, als der BMW- Probleme raubten Hahne jedoch immer Werkspilot im Tourenwagenlauf am Steuer mehr den Spass, wozu auch ein völlig miss- eines 2000 Ti seine 9:58,6 min auf die glückter Formel-1-Deal mit March beitrug. Piste knallte. Dutzende Weltklassepiloten Nachdem ihm beim F2-EM-Lauf in Enna waren zuvor an dieser Hürde gescheitert. 1970 mal wieder der Motor hochging, stieg Hahne und BMW hatten danach im Hahne frustriert aus und beendete seine deutschen Blätterwald fettere Headlines Karriere auf der Stelle. als F1-Sieger Jim Clark. Mit dieser Im März 2001 wurde der einstige BMW- Glanzleistung untermauerte Hahne seine Vorzeigerennfahrer 66 Jahre alt. Als Position als einer der weltbesten Tou- Experte für Marketing und Öffentlich- renwagenpiloten der 60er-Jahre. keitsarbeit lebt Hahne seit längerem in Der «schöne Hubert» aus Moers begann Genua/I, berät von dort aus Auslands- seine Karriere 1960 zunächst im NSU Prinz, Konzerne und schreibt für deutsche stieg später in einen BMW 700 um und Tageszeitungen. Seit 20 Jahren ist er in rückte sodann zügig ins BMW-Werksteam zweiter Ehe mit Eva verheiratet und hat vor. Danach gab’s kein Halten mehr – mit zwei Söhne (Patrick, 25, und David, 12). den silbergrauen 1800 TI, 1800 TISA und «Der Grosse wird sicher kein Rennfahrer, 2000 TI startete er zur Eroberung der aber bei David ist es nicht auszuschliessen. Tourenwagenwelt. Einziger Knick in dieser Der ist ein echter Racer.» grandiosen Zeit war ein übler Testunfall So wie die übrigen Mitglieder der auf der Südschleife, bei dem er schwere Hahne-Grossfamilie: Seine Brüder Wil- Wirbelsäulenverletzungen erlitt und gar helm, Bernd, Armin und Tim sind ebenfalls um die Fortsetzung seiner Karriere bangen mehr oder weniger heftig mit dem Virus musste. Parallel setzte ihn BMW ab 1967 Auto und Rennsport infiziert.

Mädchenschwarm: Hahne 1968 Italien-Fan: heute

Multitalent: Auch im F2 düpierte der Tourenwagenpilot die Formelasse Hainbach, Reinhard (MSa 33/2001) 64 Verpasster Hattrick einhard Hainbach aus dem oberhessi- und darauf waren wir mächtig stolz.» Seine Rschen Schotten war immer ein stiller und Lieblingsrallye jedoch blieb immer die verhaltener Zeitgenosse. Mit Akribie und «Hunsrück» mit dem Truppenübungsplatz Routine ging er seine Rallyes an, die Bei- Baumholder als Dreh- und Angelpunkt. «Die fahrer auf dem heissen Sitz des Opel-, BMW- spannende Frage lautete dort immer, wer und Ford-Escort-Piloten zeigten sich stets wann und wo seinen Plattfuss kriegt. Und voll des Lobes über die unaufgeregte Lenk- das war dann ja auch meist die Entschei- radarbeit ihres Chauffeurs. So gelangen dung zu Gunsten des einen oder des Hainbach zwischen 1970 und 1980 rund 40 anderen.» Gesamt- und jede Menge Klassensiege. Mit Nach dem Ende seiner eigenen Karriere zwei deutschen Meistertiteln im Ford Escort übernahm Hainbach die motorsportliche 1800 BDA erlebte er 1978 (mit Peter Linzen) Betreuung seines Sohnes Jens. Der machte und 1979 (mit Klaus Fabisch) einen wahren seinen Weg zunächst im Motocross und Höhenflug. wechselte danach auf vier Räder in die Als Krönung sollte im Jahr darauf ei- Formel-Opel-Lotus-Challenge. Heute be- gentlich der dritte Titel her, aber der schränkt sich der Filius rein sportlich nur glanzvolle Hattrick scheiterte letztlich an noch auf die Zweirad-Disziplin Supermoto, einer läppischen Sekunde. Die fehlte Hain- während er als Junior-Chef des väterlichen bach im Opel Ascona 400 gegenüber der Opel-Autohauses nebst Tankstelle in der Toyota-Equipe Warmbold/Inhester, als Pflicht ist. nach dem Finale bei der Baltic-Rallye zu- Der Papa, mittlerweile 52 und seit 25 sammengezählt wurde. «Darüber», gibt er Jahren mit Annegret verheiratet, restau- unumwunden zu, «ärgere ich mich noch riert derweil mit Begeisterung alte Autos immer.» und startet gelegentlich bei historischen Ansonsten gab es kaum Verdruss in Rallyes. Gerne düst er mit schweren Ma- Hainbachs Rallyezeit. So konnte er sich zu- schinen (Suzuki ST 1100, Honda 750) durch sammen mit Co Wulf Biebinger 1971 die Gegend. Über Fachlektüre und Fernse- darüber freuen, dass man samt Opel Kadett hen bleibt er auf der Höhe des Geschehens zu jenen neun von 273 Besatzungen ge- und würde «wahnsinnig gern mal bei einer hörte, die beim brutalen WM-Lauf in Por- Marathon-Rallye die Betreuung eines Teams tugal ins Ziel kamen. «Wir wurden Fünfte, übernehmen».

Rallye-Star: Hainbach anno 1979 Motorrad-Freak: Hainbach heute

Kontrolliertes Spektakel: Hainbach/Fabisch 1979 bei der «Hunsrück» Heidegger, Max (MSa 47/2001) Liechtensteiner Hexer 65 ax Heidegger aus Triesen im Fürstentum Dennoch erinnert sich Heidegger an sein MLiechtenstein gehörte bis 1982 zur klei- Engagement im grossen Formelsport nur mit nen Elite international gefragter Motoren- Bitternis: «Das Maurer-Team hat F2-Moto- Tuner. Der eigenwillige Techniker, von 1968 renrechnungen für eine Viertelmillion nicht bis 1972 selbst mit einem BMW 2002 vor al- bezahlt, und McLaren hat mich trotz eines lem am Berg erfolgreich, galt mit seinem leider nur mündlich deponierten Entwick- Einfallsreichtum als Genie der Zunft. Schon lungsauftrags für einen Formel-1-Turbomo- sein Auftritt war beeindruckend: Ein Mann tor hängen lassen. Das hat uns 1,8 Millionen wie ein Baum, fester Blick, ehrliches Wesen. Schweizer Franken und beinahe die Existenz Sein Händedruck signalisierte die pure Kraft gekostet.» Frustriert beendete der Firmen- – schraubstockähnlich pflegte er die Hand chef daher Ende 1982 alle Engagements im des Gegenübers zusammenzuquetschen. Rennsport. Richtig bekannt wurde er Anfang der 70er- Heute lebt Max Heidegger (64) als Jahre durch unzählige Rennsiege seiner Ruheständler für mindestens sechs Monate Formel-V- und Super-Vau-Triebwerke. «Man- im Jahr in seiner zweiten Heimat Irland. Die fred Schurti war einer unserer ersten Kunden, Autohaus-Geschäfte hat er vor Jahren an ihm habe ich fast alles zu verdanken. Seine Jacob (37) und Yasmin (35), die ältesten Erfolgsserie hat uns erst richtig ins Gespräch seiner fünf Kinder, übergeben. Jeweils in den gebracht.» Wintermonaten schaut er in Liechtenstein Nach der Formel-V-Ära mit vielen Titel- nach der Familie. Zur rennsportlichen gewinnen widmete sich Heidegger der Marke Vergangenheit hat er alle Verbindungen BMW, die er auch als Alpina-Importeur in gekappt – zu tief sitzt die Enttäuschung über seinem Liechtensteiner Autohaus vertrat. «das Geschäftsgebaren einiger Herrschaf- Kraftvolle BMW-Motoren von Heidegger im ten». Lediglich im Fernsehen verfolgt er Tourenwagen, in der Formel 2 oder in der Formel 1 («sehr faszinierend») und V8STAR- M1-Procar-Serie wurden zum Qualitätsbe- Serie («tolle Idee»). griff. verblies im Gruppe-5-BMW In Irland baut der einstige PS-Zauberer 320 und im M1 die Stars, Stefan Bellof fuhr aus Liechtenstein gerade ein Haus und be- seine beiden ersten Formel-2-Sensations- wirtschaftet ein Stückchen Land. «Hier bin siege 1982 mit dem Wundermotor aus ich glücklich und zufrieden und geniesse das Liechtenstein ein. Leben.»

BMW-Fan: Max Heidegger 1962 Irland-Fan: Max Heidegger heute

Hier wirkte das Genie: Heideggers Tuningwerkstatt in den 70er-Jahren Hezemans, Toine (MSa 16/2001) 66 Der grosse Trickser oine Hezemans als Nebenmann in den Stommelen verlebt. Das war einfach gigan- Tvorderen Startreihen – das war für jeden tisch.» Genauso erfolgreich wie die Renn- Gegner die Höchststrafe. Und zwar wegen fahrerkarriere gestaltete Hezemans auch der fast unerschöpflichen Trickkiste des seine Laufbahn als Unternehmer. Aus dem Holländers, dessen Überrumplungstaktik Hobby-Diamantenhändler von damals ist täglich neue Facetten hatte. Das Resultat ein Immobilien-Grossunternehmer gewor- blieb immer das gleiche: Startduelle, Aus- den, dessen Hotel-Resorts, Büro- und Ap- bremsmanöver und Nahkämpfe gewann partement-Häuser über die ganze Welt ver- «Toine, der Trickser» nach Belieben. Für teilt sind. Im eigenen Jet pendelt der 58- manchen der auf der Piste Vorgeführten Jährige zwischen den beiden Wohnsitzen folgte die zweite Niederlage gleich hinter- Laren/NL und der Antillen-Insel Bonaire in her: Bei der abendlichen Backgammon- der Karibik, wo er ebenfalls eine oder Pokerrunde zog Hezemans den Mit- Hotelanlage betreibt. spielern in der Regel das letzte Hemd aus. Seit 1997 ist er zum zweiten Mal ver- Erreichte schon der Glücksspielerlös heiratet, seine junge Frau Christiane hat stattliche Dimensionen, so fiel die Bilanz ihm mit Sohn Loris (3) noch mal spätes der 16 Hezemans-Jahre im Rennsport Vaterglück geschenkt. Aus erster Ehe mit (1964–1980) sensationell aus: Dreimal Marlene stammen Mike (31) und Tochter Europameister mit drei verschiedenen Davy (27). Nach Mikes knapp verpasstem Herstellern (Alfa, BMW, Porsche), Siege mit FIA-GT-Titel im Vorjahr droht der Teamchef jedem der etwa 15 Auto-Typen, die man ihm heuer die grosse Attacke an: «Wir sind anvertraute. Als Highlight ragt aus den rund fahrerisch und technisch stark wie nie. Alle 140 Einzelsiegen der Targa-Florio-Erfolg mit dürfen sich schon mal warm anziehen.» im Alfa heraus. Die deut- Mit solch vorsaisonalen Kriegserklärun- schen Fans erfreute er vor allem durch seine gen hat der clevere Toine die Konkurrenz Auftritte in der Rennsport-Meisterschaft schon in den 70ern oft genug erfolgreich der 70er-Jahre als Ford-Werkspilot im Capri eingeschüchtert. Einziger Unterschied zu und Escort RS sowie im Porsche-Rennstall damals: Die Zockerei ist vorbei, kein Poker, des Kölners Georg Loos. «Die schönste kein Backgammon mehr. Toine: «Sogar als Zeit», blickt Hezemans zurück, «habe ich ich kürzlich in Las Vegas war, habe ich nicht allerdings 1971 bei Alfa zusammen mit Rolf mal ans Spielen gedacht.»

Gefürchteter Trickser: Hezemans Toine heute: Kein Zocken mehr

Hezemans’ grösster Erfolg: Targa-Florio-Sieg 1971 im Alfa Romeo 33 Jelinski, Frank (MSa 19/2001) Verkanntes Talent 67 rank Jelinski stand als 19-Jähriger vor einem der zuverlässigsten und schnellsten Feiner grossen Karriere: Shooting-Star und Sportwagenpiloten. Als Höhepunkte gelten Titelgewinner in der Formel Super VW 1979, der Gewinn der Team-Weltmeisterschaft im direkten Anschluss nahtlos zweimal 1986 mit Brun und der Sieg beim 24- Deutscher Formel-3-Meister 1980/81 im Stunden-Rennen von Daytona 1991 (mit Ralt-Toyota bei Bertram Schäfer. Danach und ). Im gleichen Formel-2-EM, beim ersten Rennen in Jahr beendete er seine Profi-Laufbahn als Silverstone nach turbulentem Kampf um die Audi-Werksfahrer in der DTM. Führung in Front – bis ihm kurz vor Schluss Längst ist , inzwischen 42 der Motor hochging. Stefan Bellof, ebenfalls Jahre alt, auch als Geschäftsmann erfolg- F2-Debütant, siegte sensationell. «Das war’s reich. Zusammen mit seiner Frau Kerstin bereits für mich», kramt Jelinski in bitterer (mit der er seit 15 Jahren verheiratet ist und Erinnerung. «Dieser Bellof-Sieg und der zwei Söhne hat) führt er eine Event-Agentur nachfolgende in Hockenheim waren mein im norddeutschen Springe, organisiert Kart- Verhängnis.» Rennen, hat die Indoor-Bahn in Sinsheim Ab da konnte sich der Aufsteiger noch so aufgebaut und ist dort noch immer abrackern, neben der Lichtgestalt Bellof Organisationsleiter der renommierten «24 gingen selbst heroische Leistungen unbe- Stunden von Le Sinsheim». Jan, mit 11 achtet unter. «Der Frust war gross», gesteht Jahren der jüngere der zwei Jelinski-Buben, Jelinski, «denn auch danach beim Kampf um sitzt schon im Kart, während dieses Thema einen Platz im Porsche-Werksteam zog ich den drei Jahre älteren Arnd noch kalt lässt. gegen Stefan den Kürzeren. Er war ein Hin und wieder schlendert Jelinski noch Riesentyp, aber karrieremässig mein ganz durch das eine oder andere Fahrerlager, stat- persönliches Pech.» tet mal der DTM, mal den Sportwagen, mal Bald resignierte der Norddeutsche und dem Langstreckenpokal einen Besuch ab. fuhr querbeet alles, was ihm in die Hände «Den grossen Rest guck’ ich mir im Fern- kam. Um dann doch noch in einer Art Happy- sehen an, und dienstags verschlingt man End im Porsche-956/962-Cockpit zu landen. MSa auch noch wie früher.» Visionen für die Zuerst bei Walter Brun, dann bei Reinhold Zukunft? «Klar, einmal mit einem NASCAR- Joest. Spät, aber nicht zu spät konnte er Auto über das Oval des EuroSpeedway zeigen, was er wirklich konnte, reifte zu Lausitz donnern.»

1982: Viel Frust durch Bellof Heute: Indoor-Kart-Ecclestone

Formel-3-Überflieger: 1981/82 holte Jelinski im Ralt-Toyota den Titel Kleint, Jochi (MSa 31/2001) 68 Der Weltenbummler ochi Kleint gehörte zu den erfolgreichs- kämpfte er im Ascona 400 sogar mit Dauer- Jten und dienstältesten Rallye-Profis in rivale Röhrl um den Gesamtsieg, bis er kurz Deutschland. Immerhin kann der Hambur- vor Schluss am Turini ausrutschte und auf ger auf eine 27-jährige Rallyekarriere Rang 7 abstürzte. Erfolgreiche Jahre mit (1966 bis 1993) zurückblicken. Dabei be- Datsun in Südafrika, mit VW Motorsport gleiteten ihn viele Werksteams und die und mit Lancia im deutschen Championat besten Copiloten des Landes. So sassen rundeten die lange und wechselvolle Kar- Willi Pitz, Jochen Berger, Gunther Wanger, riere ab. «Meine schönste Zeit hatte ich Andy Hänsch, Manfred Hiemer oder Werner bei Opel und VW, da stimmte alles», sagt Hohenadel neben ihm auf dem heissen der heute 53-Jährige, der sich seit 1983 Sitz. Was Ende der 60er-Jahre mit be- ein zweites berufliches Standbein als In- scheidenen Privat-Engagements im Saab struktor bei der «Audi Driving Experience» 96 und im Ford Capri RS begann, gipfelte geschaffen hat. bald in einem Prestigeduell mit Walter Noch immer ist er mit Begeisterung und Röhrl um die Führungsrolle in Engagement Mitglied der Instruktoren- Deutschland. Beide pilotierten um diese Elite, reist als Audi-Botschafter für siche- Zeit wechselweise Capri RS aus dem Renn- res Fahren um die Welt und schult sogar stall von Jochis Bruder und Manager Ernie, Audi-Kunden in China, Chile, Argentinien der 1989 bei einem Flugzeugabsturz starb. oder Neuseeland. Etwa 260 Tage im Jahr Mit Röhrls rasantem Aufstieg in die Welt- ist er unterwegs, um rund um den Globus spitze konnten in der Folge weder Kleint mehr Sicherheit im Umgang mit dem Auto noch andere Schritt halten. «Wenn es mich zu vermitteln. Und wenn er zufällig mal zu nicht gäbe», tröstete der Superstar seinen Hause in Halstenbek bei Ehefrau Birgit und Weggefährten gelegentlich bei Journalis- Tochter Lena (15) ist, wird er zumindest tengesprächen, «wäre Jochi in Deutsch- vorübergehend zum Familienmensch und land klar die Nummer 1.» pflegt mit Vorliebe seinen Garten. Für den grossen Schweiger aus dem Schlusswort eines Weltenbummlers in Norden blieben dennoch reichlich Erfolgs- Sachen Sicherheit: «Ich fühle mich topfit, erlebnisse. Mit Opel wurde er 1979 Euro- mag meinen Job und bin restlos überzeugt pameister und erreichte 1981 bei der von der Philosophie des Sicherheitstrai- Rallye Monte Carlo Platz 3. Ein Jahr später nings – es gibt dafür dringenden Bedarf.»

Schnelles Fahren: Kleint 1979 Sicheres Fahren: Kleint heute

«Meine schönste Zeit»: Jochi Kleint 1987 im VW Golf auf DM-Titeljagd Kling, Karl † 2003 (MSa 12/2001) Der Grandseigneur 69 arl Kling und Mercedes-Benz sind genau- 220 SE. Das Treiben hatte erst ein Ende, als Kso untrennbar miteinander verbunden 1968 die Pensionierung anstand. wie der Name des einstigen Stern-Piloten Im gesegneten Alter von mittlerweile 91 mit dem legendären «Geier-Unfall» bei der Jahren verbringt Karl Kling seinen Carrera Panamericana 1952 in Mexico. Die Lebensabend in Gaienhofen am Bodensee. Fotos des 300 SL mit der durchschlagenen Noch immer sieht er sich im Fernsehen jede Frontscheibe und dem eilends als Schutz vor Formel-1- und DTM-Übertragung an, stu- weiteren Geierattacken angebrachten diert Fachlektüre und chauffiert sogar Schutzgitter haben weltweite Berühmtheit seinen Mercedes CLK nach wie vor persön- erlangt. Der in Giessen geborene dreimalige lich. Die Liebe zum Auto und speziell zu deutsche Sportwagen-Meister begründete «seinem Daimler» hat ihn bis heute nicht seine ungeheure Popularität aber keines- losgelassen. wegs nur mit dem oft zitierten Geier-Zwi- Seine grösste Liebe hat er allerdings schenfall, sondern in erster Linie mit seiner schon vor zehn Jahren verloren, als seine Mitgliedschaft in der offiziellen Silberpfeil- Frau Wilma nach einem halben Jahrhundert Mannschaft an der Seite von Fangio, Moss, gemeinsamer Wegstrecke starb. Eine Herrmann und Lang. Haushälterin kümmert sich seitdem um die Kling beherrschte jedes Auto in jeder wichtigsten Dinge und wacht vor allem über Disziplin perfekt, wobei unter all den Formel die gesundheitliche Entwicklung, die nach 1, Sport- und Tourenwagen eigentlich der einem Schlaganfall seit einiger Zeit zur 300 SL «sein» Auto war. Mit dem Urvater Sorge Anlass gibt. aller Flügeltürer hatte er in den 50er-Jahren Deshalb lässt er heute nur noch ganz seine grössten und spektakulärsten Erfolge. wenige enge Vertraute an sich heran. Dieter Die Fahrerei liess ihn selbst dann noch nicht Glemser, der als 22-Jähriger von Kling los, als er 1958 die Leitung der Mercedes- seinen ersten Vertrag als Werksfahrer be- Rennsportabteilung übernahm. So gewann kam, ist von seinem ehemaligen Chef noch er 1959 mit ZDF-Reporter Rainer Günzler als immer begeistert: «Er war und ist ein echter Co in einem 190er Diesel die beinharte Gentleman, mit Stil, Kompetenz, Charme Abenteuer-Rallye Algier–Kapstadt durch und Menschlichkeit. Seine Amtsführung hat Zentralafrika. Diesen Sieg wiederholten mich in meinen Mercedes-Jahren tief be- beide zwei Jahre später nochmals mit einem eindruckt.»

Legende: Karl Kling vor 40 Jahren Kling heute: Immer noch Autofan

Schwer gezeichnet: Klings Beifahrer Hans nach dem Geierangriff Krebs, Albrecht (MSa 27/2001) 70 Der «Fast-Meister» lbrecht Krebs macht noch heute keinen Gegen Ende seiner PS-Karriere holte sich der AHehl daraus, dass die Enttäuschung da- Hanauer Architekt zu seinen gut 150 mals verdammt tief sass. Mit zwei Punkten Einzelsiegen am Berg und auf der Rundstre- Vorsprung auf Ford-Escort-Pilot Hans Heyer cke noch einen Titel – 1981 wurde er mit kam er mit seinem BMW CSL Coupé als einem -BMW Sieger des Deutschen Tabellenführer zum DRM-Finale 1975 nach Sportwagen-Pokals. Hockenheim. Doch nachdem der BMW zur Heute lebt der ehemalige DSK-Präsident Halbzeit mit geplatztem Motor in Führung und ONS-Fahrervertreter wechselweise in liegend ausfiel, blieb statt des Titels nur Hanau und in seiner Finca auf Mallorca. Sein grenzenloser Frust. Heyer wurde Meister, Immobilien-Managementbüro betätigt sich und auch Klaus Ludwig im Capri RS zog noch bundesweit als Bauträger für Geschäfts- nach Punkten vorbei. «Bei Ford hat man ja und Wohnhäuser sowie Supermärkte. «Ich schliesslich auch alles getan, um mir ein bin kerngesund, treibe viel Sport und mache Bein zu stellen. Bei den drei letzten Läufen gute Geschäfte», vermeldet der 57-jährige haben sie den Ludwig auf mich angesetzt, Ex-BMW-Pilot. damit der Heyer voll punkten konnte. Vor 1998 hat er zum dritten Mal geheiratet allem in Kassel-Calden gab es sehr un- und freut sich über Tochter Ciara (1). Die schöne Szenen.» erwachsenen Kinder (37, 34) aus erster Ehe Dennoch bezeichnet Krebs die Saison haben ihm bereits drei Enkel beschert. Golf 1975 mit dem Schnitzer-Coupé als die er- (Handicap 12) und Tennis sind seine gros- lebnisreichste und schönste seiner 17-jäh- sen Hobbys, den aktuellen Rennsport ver- rigen Rennfahrer-Laufbahn: «Es gab tolle folgt er noch immer mit Begeisterung via Kämpfe, das war einfach Rennsport pur.» Fernseher und Fachlektüre. An die Renn- Als Trost blieben immerhin drei Saisonsiege strecke kommt er aber nur noch selten, und die Genugtuung, das brutale Hitzeren- «weil ich keine Lust habe, ständig den nen auf der Nürburgring-Nordschleife ge- Tickets nachzurennen». wonnen zu haben. Wann immer es seine Geschäfte zulassen, An gleicher Stelle durchbrach er ein Jahr nimmt sich Krebs eine Auszeit. «Denn etwas später im BMW 2002 Turbo als erster Fahrer Zeit für sich selbst zu haben ist heutzutage der Nürburgring-Geschichte mit 7:58,2 min ein sehr wertvolles Gut.» Wohl wahr. Und die Schallmauer für 2-Liter-Tourenwagen. wohl dem, der sich’s leisten kann …

Krebs: Ring-Rekordhalter 1976 2001: Erfolgreicher Unternehmer

Titel knapp verpasst: Krebs im BMW CSL Coupé 1975 in Hockenheim Liedl, Heinz (MSa 40/2001) Der Berg-Floh 71 einz Liedl brachte mit seinem Steyr- nur am Berg ordentlich Gas geben konnte, HPuch 650 TR die BMW-700-Fraktion sah sich auf der Rundstrecke schnell eines jahrelang an den Rand der Verzweiflung. Besseren belehrt. Wenn er mit seinem «Alpen-Carrera» bei Noch heute hält Liedl seiner Hausmarke den Läufen zur Deutschen Berg-Meister- die Treue, in dem er die Ersatzteil-Versor- schaft antrat, blieb sogar für die werksun- gung für die Steyr-Puch-Restbestände an terstützten BMW-Piloten oft nur Frust. So Mofas, Mopeds, Motorräder und Autos auf- entschied er 1964, 1965 und 1966 hinter- recht erhält. Überdies restauriert er mit einander den Titelkampf zu seinen Guns- Begeisterung Oldtimer. Unverändert ten, und 1967 reichte es noch mal zur Vi- wohnt er in Grasslfing, ist inzwischen 61 zemeisterschaft. Gelegentlich brannte der Jahre alt und kerngesund. Mit seiner Frau Kfz-Meister aus Grasslfing bei Regensburg Angelika ist er seit 31 Jahren verheiratet, mit dem 60-PS-Bergfloh sogar die Bestzeit (ein Sohn, 30, und eine Tochter, 22). aller Tourenwagen auf die Piste. Mit Mountain-Biking und Rennrad im Über derart gelungene Glanzstückchen Sommer und Ski-Langlauf im Winter hält konnte sich Liedl genauso diebisch freuen sich Liedl zu jeder Jahreszeit fit. Und wie über die vier Motorrad-Gelände-Meis- wenn’s ihn mal juckt, richtig Gas zu geben, terschaften, die er parallel zu den Auto- ruft er seine alten Spezis an und düst mit mobil-Aktivitäten ebenfalls für Steyr-Puch dem Eichhammer Franz oder dem Hering einfuhr. Insgesamt brachte es der baye- Walter zum Nürburgring. «Auf der Nord- rische Tausendsassa in einem Zeitraum von schleife toben wir uns ein paar Stunden zehn Jahren zu der eindrucksvollen Bilanz lang aus, das reicht dann wieder für eine von sieben Titelgewinnen, 54 Siegen auf Weile.» zwei und 89 Erfolgen auf vier Rädern. Stolz Zum Pflichtprogramm des sonntäg- merkt er an, «dass ich sowohl meine Motor- lichen TV-Nachmittags gehören alle räder als auch meine Autos immer selbst Formel-1- und Tourenwagen-Übertragun- präpariert habe». gen. Als einzigen Luxus leistet er sich ein Sein Lieblingsberg übrigens war der Wochenendhäuschen in Tirol, ansonsten Trento-Bondone, wo er zwischendurch ist Heinz Liedl das geblieben, was er schon immer mal gerne die europäische Elite auf- immer war: Ein echter Bayer aus altem gemischt hat. Und wer glaubte, dass Liedl Schrot und Korn.

Liedl 1966: So brav, so schnell … 2001: Noch immer echter Bayer

Gefürchteter Bergfloh: Heinz Liedl ’67 im Steyr-Puch 650 TR in Aktion Mahle, Eberhard (MSa 22/2001) 72 Der Alleskönner berhard Mahle war in jeder Disziplin bin ich immer wieder mal ins Rennauto ge- Eperfekt: Rennen und Rallyes, Sprints stiegen, aber das war alles sehr mühsam und Marathon, Rundstrecke und Berg. Ob und machte nicht mehr so viel Spass.» am Steuer von Touren-, GT- oder Sportwa- Die Spätfolgen begleiten Mahle als gen – gegen den Spross des Stuttgarter «körperliches Fahrwerksproblem» noch Kolbenproduzenten gab es nur eine heute. Vor drei Jahren musste er sich einer Siegchance, wenn er ausfiel. So kam das Knie-OP unterziehen, kürzlich erhielt er 58-Kilo-Fliegengewicht zwischen 1954 ein künstliches Hüftgelenk. Mit seiner und 1968 mit 150 Siegen in 210 Starts zu zweiten Frau Karin lebt der 68-Jährige einer Traumquote. Dazu war er Deutscher wechselweise in Leonberg und Lech, spielt GT-Meister 1957 auf Alfa Romeo, gelegentlich Golf (Handicap 36), versucht Deutscher Bergmeister 1959 im Buckel- sich im Ski-Langlauf und geniesst ein sor- Volvo und GT-Europa-Bergmeister 1966 genfreies Leben. Bis zur Pensionierung war auf Porsche 911. Mahle gehörte zu den Mahle, der eine Schwester und zwei Brüder wenigen Piloten der 50er- und 60er-Jahre, hat, Exportleiter im eigenen Unter- die immer einen Werksvertrag hatten. Die nehmen, das als grösster Kolbenhersteller Hersteller vertrauten ihm ihre besten der Welt 26 000 Mitarbeiter beschäftigt. Autos an: DKW, Alfa, Borgward, Volvo, Mit Interesse verfolgt der ehemalige Mercedes, Fiat, Abarth, Porsche. Alleskönner des deutschen Rennsports via Ein Horrorunfall abseits der Rennpiste TV auch heute noch die wichtigsten erzwang im besten Alter von 35 Jahren das Ereignisse: «Formel 1, Rallye-WM und DTM Ende der Bilderbuch-Laufbahn: Bei einem sind Pflichtprogramm.» Mit den schwä- Presse-Fototermin auf einem Stuttgarter bischen Renn-Kumpanen von damals trifft Kasernengelände bestieg er ein Kart, don- er sich regelmässig am ersten Montag nerte in die erste Kurve und geradewegs jedes Monats beim «Oldtimer-Stamm- in einen am Rand geparkten tisch» in Stuttgart. «Da wird immer viel Schützenpanzer – das Gaspedal war auf gelacht, viel Benzin geredet und das eine Vollgas stecken geblieben. Schwerste oder andere Viertele getrunken.» Sofern Verletzungen und Brüche erzwangen zwei der Altmeister fit bleibt, will er in naher Jahre Krankenhaus-Aufenthalt mit ins- Zukunft einige grosse Reisen antreten. gesamt fünf Operationen. «Zwischendurch Wunschziele: Australien und Neuseeland.

Siege am Fliessband: Mahle 1963 Klemmendes Fahrwerk: Mahle 2001

Kult-Buckel: Mahle im Volvo PV544 beim Flugplatzrennen Trier 1960 Mariosi, Enrico (MSa 36/2001) Die Seele vom Ring 73 nrico Mariosi ist ein Stück Nürburgring- Immerhin mussten 14 Monate überbrückt EInventar. Als Oberkellner hat er alle und die Familie ernährt werden. grossen und kleinen Rennfahrer der letz- Jetzt geht Enrico in Pension und damit ten 40 Jahre an der Eifelrennstrecke be- ein sehr menschliches Stück Nürburgring- dient. Der bekennende Ferrari-Fan aus Geschichte zu Ende. Unter dem spassigen kam mit 20 nach Deutschland, um Motto «Der erste Mafioso in der Eifel» be- Erfahrungen zu sammeln. Vom Kölner No- reitet ihm sein Arbeitgeber am 2. Septem- belhotel «Excelsior» zog es ihn 1961 in die ber ab 10 Uhr im Dorint am Ring eine Eifel, wo man ihn als Oberkellner einstell- grosse Abschiedsparty. Viele Freunde und te. Im altehrwürdigen Sporthotel Tribüne, Gäste aus fünf Jahrzehnten sind eingela- das der legendäre ADAC-Rennleiter Kurt den. «Ich freue mich auf das Fest, auf die Bosch gerne als «Frikadellen-Bruchbude» alten Weggefährten und auf meinen Ruhe- titulierte, brachte der liebenswürdige Ita- stand», sagt der 64-jährige Enrico, dessen liener den Stars der PS-Zunft fortan Salat, Heimat seit 1967 das kleine Örtchen Mül- Suppe, Pommes, Dessert – und jedem Gast lenbach am Fusse der ehemaligen Nürburg- die Rechnung. «In dieser Zeit war alles ring-Südschleife ist. sehr locker», erinnert sich Enrico. «Die F1- Dort lernte er auch Renate kennen, mit Fahrer hatten Zeit für ein persönliches der er seit 38 Jahren verheiratet ist. Die Gespräch und zechten auch mal bis weit drei Töchter (36, 34, 28) sind aus dem in die Nacht. Heute ist alles so steril, Haus. «Ich werde sicher keine Langeweile hektisch und unpersönlich.» haben», weiss der quirlige Mann mit dem Kein Wunder, dass sich der nette Herr herzlichen Wesen. «Die Pflanzen im Garten im schwarzen Frack stets freut wie ein müssen gepflegt und die Pilze im Wald Kind, wenn die Altstars , Jackie gesucht werden.» Stewart, , Hans Herrmann Vor allem kann er nun endlich in Ruhe oder in die Eifel kommen und da- seiner Lieblingsmarke Ferrari beim Siegen bei nie vergessen, im Hotel nach Enrico zu zuschauen. Schlusswort eines glücklichen fragen. So war das Management des neu- Mannes: «Ich danke allen, die ich am Ring en «Dorint am Ring» gut beraten, die treue bedienen und kennen lernen durfte. Es war Seele zum Start des Restaurantbetriebs ’89 eine wundervolle Zeit.» Wer kann das nach von seinem Verlegenheitsjob abzuwerben. 40 Kellner-Jahren schon sagen …

Die Pflicht ruft: Mariosi 1961 Der Ruhestand ruft: Mariosi 2001

Ferraristi unter sich: Enrico Mariosi im Plausch mit Clay Regazzoni Menzel, Harald (MSa 21/2001) 74 Die Kurz-Karriere arald Menzel brachte als Privatier im «Die Motivation war weg, das BMW-Werks- Hkleinen Abarth 1000 die grosse Ford- team wurde sowieso reduziert, und ich habe Werksmannschaft gehörig ins Schwitzen, keine Perspektive mehr gesehen.» Stattdes- als er sich beim Finale um die Rundstrecken- sen heiratete er 1974 seine Freundin Anke Meisterschaft 1969 anschickte, den Kölnern und bereitete sich auf die Übernahme des den Titel vor der Nase wegzuschnappen. elterlichen Fiat-Autohauses in seiner Erst die damals berühmt-berüchtigte «Gut- Heimatstadt Dannenberg vor. punkte-Regelung» verhalf Dieter Glemser Längst ist aus dem heute 53-jährigen im Escort TwinCam mit der Winzigkeit von Menzel ein erfolgreicher Geschäftsmann 0,6 Zählern zur Meisterschaft. Menzel trug’s und aus der Fiat-Vertretung eine straff mit Fassung und freute sich über die geführte Renault-Niederlassung geworden. Vizemeisterschaft. Zumal er sich so gut ver- Die 24-jährige Tochter und der 21-jährige kauft hatte, dass ihn Ford-Statthalter Erich Sohn unterstützen die Eltern nach Kräften, Zakowski sogleich als neuen Werksfahrer «denn man muss sich mächtig reinhängen, engagierte. um im täglichen Kampf auf dem Markt zu Mit dem grün-gelben Zakspeed-Escort bestehen». 1300 mischte der Norddeutsche fortan die Mit Mountainbiking und Schwimmen Alfa-, NSU- und Mini-Cooper-Szene kräftig hält sich der Chef fit, eine Rennstrecke sieht auf. Mit dem stärkeren BDA gelangen ihm er heute, wenn überhaupt, höchstens mal in der DRM 1972 sogar fünf Divisionssiege, zufällig. Auch alle Kontakte zu ehemaligen was den von Ford zu BMW gewechselten Renn-Kollegen sind abgerissen. «Allerdings Rennchef Jochen Neerpasch ermutigte, den schau’ ich mir im Fernsehen alle Formel-1- vielversprechenden Nachwuchsmann von und DTM-Läufe an, denn so ganz löst man Köln nach München mitzunehmen. sich ja doch nie von dem Sport, den man Aber so richtig glücklich wurde Menzel selbst betrieben und geliebt hat.» nicht, zu gross war der Erfolgsdruck mit dem So blickt Harald Menzel denn auch gerne CSL-Coupé im gnadenlosen Schlagabtausch zurück auf seine fünf Jahre als Rennfahrer: der Tourenwagengiganten Ford und BMW. «Die zweifellos schönste Zeit hatte ich Mit drei Saisonsiegen in der grossen DRM- 1968/69 als Privatfahrer im Abarth. Da sind Division verabschiedete sich der 25-Jährige wir noch mit 600 bis 800 Mark pro zum Saisonende 1973 aus dem Rennsport. Wochenende ausgekommen …»

Bitte lächeln 1: Menzel anno ’72 Bitte lächeln 2: Menzel heute

Hoch das Bein: 1970 im Zakspeed-Escort beim Flugplatzrennen in Ulm Mohr, Manfred (MSa 43/2001) Der Furchtlose 75 anfred Mohr stand vor einer glanzvollen Neuen Mut gab ihm 1969 eine Offerte aus MFormel-Karriere, als ein «Big Shunt» Köln. Als Werkspilot wurde er als Rücken- 1968 in alle Träume zerstörte. deckung für den auf den Titel angesetzten Sein Brabham-Formel 3 stieg in der Start- Dieter Glemser in Jochen Neerpaschs runde nach Berührung mit einem Konkur- Escort-Offensive im 1,6-Liter-Twin Cam renten auf, überschlug sich mehrfach und eingebunden. Zwar war das rechte Bein krachte brutal in einen Erdwall. Mit offenen noch immer halb gelähmt, aber um «die Brüchen, einem zerfetzten Oberschenkel Rolle des Mohrs, der seine Schuldigkeit tut» und Lähmungserscheinungen bargen Helfer zu spielen, reichte es allemal. Wichtig war den besten deutschen Formel-3-Piloten für ihn nur, wieder im Geschäft zu sein – seiner Zeit. wenn auch nur im Tourenwagen. Während der Zwangspause wurde dem Zwar fand er nochmal zu seiner alten Schwarzwälder klar, dass dieser Unfall nicht Liebe Formel 3 zurück und gewann zweimal nur seine Gesundheit, sondern auch seine hintereinander den ADAC-Cup (Vorläufer Profi-Laufbahn im Formel-Sport ruiniert der heutigen F3-DM), aber mit der grossen hatte. So war der unterschriftsreife Werks- Karriere war’s vorbei. vertrag mit für die Formel-2-EM an Nach weiteren rastlosen Jahren in allen der Seite von Clay Regazzoni ebenso hin- möglichen Tourenwagenteams beendete er fällig wie andere ehrgeizige Pläne. 1980 seine Laufbahn und kümmerte sich Bis dahin hatte Mohr bis zu 25 F3- nur noch um seine Vertriebsfirma «Mohr Rennen pro Saison bestritten. Er raufte mit Racing Parts» für Rennbekleidung, Helme, Stars wie , Ronnie Peterson, Zubehör. Erst vor zwei Jahren wurde der den Brüdern Brambilla oder Derek Bell auch heute 63-Jährige mit neuen Schicksals- im grössten Gemetzel furchtlos um Siege. schlägen konfrontiert. Erst erlitt seine So stand er in Monza auf der Pole und be- zweite Frau Olena einen Schlaganfall, da- zwang in Enna auf Sizilien die komplette nach musste er sich einer Bandscheiben- Weltelite. Operation unterziehen. Ein Unfall dieses Kalibers bringt selbst «Mein Sohn wird mit Sicherheit kein einen harten Hund wie Mohr ins Grübeln: Rennfahrer», stellt Mohr klar, «denn heute Zweifel, Zukunftsängste und Schmerzen weiss ich mehr denn je, dass die Gesundheit prägten die monatelange Rekonvaleszenz. das Wichtigste im Leben ist.»

Mohr 1969: Neuer Start mit Ford Mohr 2001: Weitere Tiefschläge

Hockenheim 1968: Mohr (2) gegen die internationale Formel-3-Elite Neuhaus, Jürgen (MSa 44/2001) 76 Kernige Frohnatur ürgen Neuhaus zählte wie Willi Kauhsen haben. Wenn man 17 tolle Rennsport-Jahre Joder in den 70er-Jahren zu gesund und erfolgreich überstanden hat, den verwegenen Bändigern des Super- gibt’s wirklich nichts zu meckern.» Sportwagens Porsche 917. Als Höhepunkt Der heute 60-jährige Neuhaus lebt un- seiner Karriere holte sich der Wuppertaler verändert in Wuppertal und geht seinen Diskotheken-Besitzer mit dem PS-Ungetüm Hobbys Wintersport, Tennis und Wasserski den Meistertitel in der damals sehr popu- nach. Seine Disco «Dudelsack», speziell in lären Interserie. Schon in den Jahren zuvor den 70ern beliebter Treffpunkt für Vollgas- hatte der grossgewachsene, stets gut auf- Freaks, hat er nach «25 Jahren anstrengen- gelegte und nie um kernige Sprüche ver- den Nachtlebens» längst verkauft. Verbin- legene Rheinländer in seiner Carrera-6- und dungen zum Rennsport gibt es allerdings 911-Zeit ordentlich abgesahnt. «Es gab noch immer reichlich: Für die Scuderia kaum ein Wochenende ohne Sieg oder Hanseat begleitet er seit 20 Jahren die Podiumsplatz», erinnert sich Neuhaus an Sportfahrerlehrgänge am Nürburgring als seine Erfolgsserie am Berg und auf der Instruktor, gleiches gilt für das Renntraining Rundstrecke. des BMW-Clubs. Zum Langstreckenpokal Seine persönlich wertvollsten Resultate fährt er so oft es geht, auf Schleichwegen erzielte er ’70 mit dem Sieg im 917 Coupé pirscht er sich per Motorroller zum Schwe- bei den 200 Meilen von Nürnberg, dem denkreuz und anderen selektiven Ring- Vizetitel in der GT-Europameisterschaft Abschnitten. Favoriten punkto TV-Konsum (Porsche 911) und mit dem dreifachen sind Formel-1-, V8STAR- und Motorrad-WM- Gewinn der GT-Klasse beim 1000-km-Ren- Übertragungen. nen auf dem Nürburgring (u. a. mit den rhei- Zum Thema Ehe hat Jürgen Neuhaus seine nischen Weggefährten Helmut Kelleners und eigene, ganz spezielle Meinung: «Ich war Dieter Fröhlich als Partner). Gott sei Dank nur für ein paar Jahre ver- Am selben Ort und beim gleichen Rennen heiratet, seit 1973 führe ich ein wunder- erlebte er jedoch auch die grösste Enttäu- bares Single-Dasein. Ich habe auch niemals schung: Zum Karriereende den Gesamtsieg bereut, wieder ein freier Mann zu sein. vor Augen, blieb sein Porsche 935 Turbo Einmal Ehemann hat mir völlig gereicht – stehen. «Das wäre das Sahnehäubchen zum das muss ich wirklich nicht noch mal Abschluss gewesen. Man kann nicht alles haben …» Ein echter Neuhaus eben …

Siege am Laufmeter: Neuhaus 1969 Single aus Überzeugung: Neuhaus 2001

Erfolge im 917: Neuhaus beim Interserie-Rennen 1970 in Hockenheim Nöcker, Peter (MSa 46/2001) Der stille Star 77 eter Nöcker war genau genommen so mit dem Gewinn der Index-Wertung bei den Peine Art Dieter Glemser der 50er- und 24 Stunden von Le Mans zusammen mit 60er-Jahre: Sauschnell, ruhig, gelassen und Herbert Linge seinen persönlich wertvolls- unspektakulär, ein erklärter Feind der Show ten Triumph feierte. und des Rummels um die eigene Person. Der heute 73-jährige Inhaber einer Und damit genau das Gegenteil seines lang- Baustoff-Grosshandlung lebt mit seiner jährigen Partners Peter Lindner, mit dem er dritten Frau Marlene in Meerbusch bei Düs- sich bei den Tourenwagenschlachten über seldorf und erfreut sich bester Gesundheit. sechs und zwölf Stunden am Nürburgring Sohn Peter jr. (37) kümmert sich verstärkt und anderswo das Cockpit des Jaguar MK II um die Führung des Betriebs, zwei weitere mit dem berühmten Kennzeichen WI-PL 1 Nöcker-Söhne sind im Alter von 20 und 26 teilte. Lindner, Jaguar-Importeur und Ja- Jahren bei Verkehrsunfällen ums Leben ge- mes-Dean-Typ, liebte jede Art von Showef- kommen. Zwei Töchter (40 und 41) kom- fekten, zelebrierte seine Auftritte wie ein plettieren die Familie. Neben und nach dem Filmstar, fuhr wild und oft überm Limit. Rennsport war Nöcker leidenschaftlicher Das Dream-Team Lindner/Nöcker ge- Sportflieger. Erst vor kurzem hat er seine wann nach Belieben, je zwei Mal die 6 und Fluglizenz verfallen lassen («Das ist etwa die 12 Stunden sowie jede Menge EM-Läufe. so, als wenn du deinen Führerschein freiwil- Die Siegesserie brachte Nöcker 1963 mit der lig abgibst»). Dafür steht nun Golf hoch im Deutschen Rundstrecken-Meisterschaft und Kurs, allerdings ist er auf Handicap 12 abge- der Tourenwagen-Europameisterschaft zwei sackt. «Zu meiner besten Zeit hatte ich wichtige Titelgewinne, die er um eine GT- Handicap 7.» Meisterschaft im Ferrari 250 GT ergänzte. Eine Rennstrecke hat er seit dem Ende Ingesamt gelangen dem asketischen Rhein- seiner aktiven Zeit nie mehr besucht, auch länder von 1956 bis 1966 gut 80 Einzel- der Kontakt zu alten Weggefährten ist abge- erfolge. Neben dem Jaguar MK II und dem rissen. Selbst im Fernsehen ist der Jaguar E Coupé in Leichtmetallbauweise Motorsportkonsum auf die Formel 1 be- galt Nöcker auch im Mercedes 300 SL und grenzt. «Was die Jungs da so aufführen», in Porsche-Sportwagen als sichere Bank. urteilt er, «ist allerbeste Unterhaltung – Daher holte ihn Porsche für die zwei letzten aber Fliegen und Golfen ist trotzdem noch Jahre seiner Karriere ins Werksteam, wo er schöner.»

Dream-Team: Lindner/Nöcker 1962 Stiller Rheinländer: Nöcker heute

Kennzeichen WI-PL 1: Der berühmteste Jaguar-Tourenwagen der 60er Nodes, Beate (MSa 15/2001) 78 Haugs Bezwingerin eate Nodes hat zu ihrer besten Zeit als habe, verdanke ich Ford und vor allem BRennfahrerin so manchen männlichen meinem Team um Bernhard Grab. Ich hatte Konkurrenten ins Grübeln gebracht. Zu dort die schönste Zeit meines Lebens.» denen, die aus dem Staunen schier gar nicht 1994 beendete sie ihre Laufbahn als eine mehr rauskamen, zählte auch der heutige der erfolgreichsten Frauen im Rennsport Mercedes-Rennchef Norbert Haug, der Mitte überhaupt. der 80er-Jahre mit der tierisch schnellen Heute ist Beate Nodes (37) erfolgreiche Ford-Lady das 24-Stunden-Rennen auf dem Geschäftsfrau, leitet als Geschäftsführerin Nürburgring bestritt. Die beiden teilten sich im fränkischen Bürgstadt ein grosses einen 90-PS-Fiesta XR2 und gewannen ihre Schuhhaus mit 2000 qm Verkaufsfläche und Hubraumklasse souverän. «Der Norbert war 60 Angestellten. Besonders stolz ist sie auf völlig fertig», erinnert sich Beate feixend, ihre Fitness, «die noch genauso gut ist wie «weil ich pro Runde drei Sekunden schneller zu meinen besten Zeiten im Rennsport». Sie fuhr als er. Das war mein schönster und fährt regelmässig Mountainbike und wertvollster Erfolg überhaupt.» Rennrad, schwimmt, joggt und trainiert Zehn Jahre hat das hübsche Franken- jetzt sogar für ihren ersten Halb-Marathon. Mädel mit Ford im Rennsport zugebracht, «Von der körperlichen Verfassung her könn- fuhr in der Formel Ford, gewann den Ladies- te ich mich sofort wieder in ein Rennauto Cup, stieg als Werkspilotin sogar in die DTM setzten, die DTC wäre gerade die richtige auf und siegte gegen Ende ihrer Laufbahn Kragenweite für mich. Aber mir fehlt we- zusammen mit Thomas Beyer erneut im gen des Jobs leider die Zeit.» Fiesta-Mixed-Cup. Ihre DTM-Karriere im Wenigstens pflegt sie intensiven Kontakt Sierra Turbo begann gleich bei der ersten zur Rennszene und den Grab-Mechanikern, Testfahrt in Hockenheim mit einem sechs- saugt via TV jede Übertragung gierig auf fachen Überschlag. «Eigentlich habe ich und ist einfach nur stolz darauf, «mal da- den Sierra nie geliebt, das war nicht mein zugehört zu haben». Familie, Kinder? «Da Auto. Hingegen waren Fiesta und Escort für tut sich noch nichts, ich bin noch ledig und mich massgeschneidert.» Dennoch steuerte habe keine Eile.» Stattdessen träumt Beate sie den ungeliebten DTM-Sierra 1986 in von neuen Zielen – irgendwann will sie die Berlin auf einen vielbeachteten dritten höchsten Berge besteigen. «Muss ja nicht Rang. «Alles, was ich im Rennsport erreicht gleich ein Achttausender sein …»

Nodes 1986: Was für ein Blick … Mit Hund und Haus: Beate heute

Im Fiesta fast unbezwingbar: Nodes 1990 im Mixed-Cup-Lauf am Ring Obermoser, Jörg (MSa 28/2001) Der Nostalgiker 79 örg Obermoser denkt oft und gerne an Liter-Autos als Kunststoff-Modelle im Mass- Jseine Auftritte in der Deutschen stab 1:24 nach. Und zwar in Original-La- Rennsport Meisterschaft (DRM) zurück. ckierung und mit Original-Sponsor-Be- Zwischen 1972 und 1977 war er in der 2- schriftung. «Erst war’s nur ein ganz persön- Liter-Division eine feste Grösse. Zuerst im liches Hobby», so Obermoser, «aber es gab Escort BDA, dann im BMW 2002. Wenn’s um so viele Anfragen, dass inzwischen ein rich- die Podiumsplätze ging, war mit dem tiges Geschäft daraus geworden ist.» Den leidenschaftlichen Fighter aus Bruchsal schwunghaften Handel mit den begehrten immer zu rechnen. «Die Rennen gegen Nachbauten will er weiterhin pflegen, Glemser, Heyer, Ludwig oder Basche waren zumal der 57-jährige Technik-Freak wegen gigantisch, da stimmte einfach alles», schwerer Diabetes noch dieses Jahr vorzei- schwärmt Obermoser noch heute. Erst die tig in Rente geht. Fans wie Nostalgiker kön- Turbo-Ära verdarb ihm zusehends den Spass nen ihr Wunschauto bei Obermoser als am Tourenwagen, deshalb widmete er sich Bausatz oder fertig montiert ordern – zu mit seiner TOJ-Eigenkonstruktion verstärkt Preisen zwischen 190 und 400 DM. der Sportwagen-Szene, wo er schon parallel Nach beruflicher Berg- und Talfahrt, zu den DRM-Starts schöne Erfolge einfuhr. unter anderem in Frankreich, lebt Jörg Als die Sportwagen in eine Krise gerieten, Obermoser jetzt wieder in Pforzheim. Vor beendete er 1979 seine zehnjährige Renn- zwei Jahren hat er zum dritten Mal gehei- fahrer-Laufbahn. Vor seiner Tourenwagen- ratet. Zwei erwachsene Töchter (34, 32) aus zeit hatte er bereits als Mitglied der deut- erster Ehe machten ihn bereits zum schen Kart-Nationalmannschaft zusammen dreifachen Opa, dazu gibt es noch einen 16- mit Hans Heyer & Co. oft genug die Kohlen jährigen Sohn («der wird aber bestimmt aus dem Feuer geholt. kein Rennfahrer») aus zweiter Ehe. Der Die positiven Erinnerungen des DRM- Rennsport fasziniert den einstigen BMW- Vizemeisters von 1974 («das war definitiv Star noch immer, aber persönlich sehen mein schönstes Jahr») haben ihn dazu er- lässt er sich kaum noch. «Ich schau’ mir muntert, die Glanzzeit der DRM mit den alles genüsslich im Fernsehen an, von der Gruppe-5-Autos nochmals aufleben zu Formel 1 über die DTM bis zur Motorrad- lassen. Deshalb baut er heute nahezu alle WM.» Dazu studiert er die einschlägige zwischen 1972 und 1980 eingesetzten 2- Lektüre – natürlich auch MSa.

Obermoser ’74: «Das beste Jahr!» Obermoser 2001: Bald Rentner

Goldene DRM-Jahre: 1974 im GS-BMW 2002 in Mainz-Finthen Ostlender-Weiss, Claudia (MSa 07/2001) 80 Die Power-Lady laudia Ostlender hat im Verlauf ihrer Betrieb Zabka in Alsdorf. Dem Unter- Ckurzen Rennkarriere einigen Leuten nehmen fühlte sie sich schon deshalb ver- Kopfzerbrechen bereitet. Erst fuhr sie im bunden, weil man ihr dort den Einstieg in Fiesta-Ladies-Cup den Konkurrentinnen den Polo-Cup technisch wie finanziell ge- und anschliessend auch der rennenden ebnet hatte. Männerwelt um die Ohren. Die sportive und Heute allerdings gibt es im Leben der hübsche Aachenerin, von Beruf Werk- 42-Jährigen andere Prioritäten. Seit vier stoffprüferin, kam ohne jede Vorkenntnis Jahren ist sie verheiratet, heisst jetzt 1983 in den Ladies-Cup und holte auf Weiss und ist stolze Mutter des fast Anhieb den Titel. Nach zwei weiteren Ford- dreijährigen Leonard. Ihr Mann Georg ist Jahren lockte der VW-Polo-Cup. Dort trieb Druckereibesitzer in Monschau. In seinem sie bis zum Ende ihrer Laufbahn ihr Unwe- Betrieb wird unter anderem auch die sen und brachte gestandene Mannsbilder MOTORSPORT aktuell gedruckt, die Sie, zur Verzweiflung. liebe Leser, jeden Dienstag in Händen Schliesslich gewann sie als einzige Frau halten. Logisch, dass sie über alles bes- in der Historie des Polo-Cups 1988 den tens informiert ist, was im Rennsport Lauf auf ihrer Lieblings- und Hausstrecke gerade so läuft. in Zolder. Zwischendrin liess es die flotte Dazu gönnen sich Claudia und ihr Mann Lady beim Langstreckenpokal Nürburgring drei bis vier Formel-1-Rennbesuche pro im Golf GTI und Escort RS krachen und Jahr, der Rest wird via TV konsumiert. Der stellte auf der VW-Versuchsstrecke Ehra- Kontakt zu ehemaligen Rennfahrerkolle- Lessien im Corrado mit 217 km/h einen ginnen und -kollegen ist dagegen «leider Geschwindigkeits-Weltrekord auf, bevor abgerissen». Aber auch so gibt’s keine sie Ende der Saison 1989 den Renn-Overall Langeweile: Kind und Mann versorgen, endgültig auszog. etwas Golf (Handicap 23) und immer «Es gab zwar ein konkretes BMW-An- wieder prüfende Blicke auf das im Bau gebot, aber für den Verbleib im Rennsport befindliche Häuschen. Der Einzug ist für hätte ich meinen Beruf aufgeben müssen. Sommer geplant. Wenn der ganze Wirbel Und das war’s mir nicht wert.» Dafür ar- überstanden ist, möchte sie sich einen beitete sie weiter als Assistentin der Wunsch erfüllen: «Einmal zum Golfen nach Geschäftsleitung beim VW- und Audi- Hawaii, das wär’s.»

1983: Ostlender als Fiesta-Lady Heute: Mama Weiss mit Leonard

Da staunten die Buben: Claudia ’88 beim Polo-Cup-Laufsieg in Zolder Pankl, Gerold (MSa 39/2001) Der Unzerstörbare 81 erold Pankls Rennkarriere war kurz, aber haben. «Wie sollte ich auch? Wenns um die Gheftig. Vor allem heftig, was die haar- Wurst ging, lag ich ja immer im Kran- sträubenden Unfälle des Österreichers in kenhaus.» den wilden Tagen der Formel-VW-Frühzeit Es blieben aber auch gute Erinnerungen. zwischen 1966 und 1968 betraf. Jedes Etwa der Formel-VW-1300-EM-Laufsieg in Rennauto, das Pankl in die Finger bekam, Thruxton oder zwei Gesamtsiege im Alpina- bewegte er am und überm Limit. Ob Austro- BMW bei den 24 Stunden auf dem Nürburg- VW- oder McNamara-F3-Rennwagen, ob ring. Mit Pankls Rücktritt ging dem Motor- BMW Alpina 2002 oder Porsche Carrera 6 – sport eine schillernde Figur verloren. 62 wo der stämmige Naturbursche drin sass, Jahre ist der Mann jetzt alt, über den man wurde gesiegt, oder es flogen die Fetzen. sich einst respektvoll zuraunte, dass er So krachte es während seiner sechs Jahre weder Tod noch Teufel fürchte und unzer- währenden Pistenpräsenz derart oft, dass störbar sei. auch die hartgesottenen Kumpels und Ruhiger ist er geworden, spielt leiden- Teamgefährten Niki Lauda und Helmut schaftlich Tennis und hat das Rauchen («80 Marko ins Grübeln gerieten. am Tag im 15-Minuten-Takt») aufgegeben. Binnen kurzer Zeit flog Pankl in Spa und Heute ist er Besitzer einer Schweinezucht- am Nürburgring «jeweils in Baumhöhe wie farm in Ungarn (80 000 Jungferkel pro eine Granate» aus dem Cockpit seines VW- Jahr) und Herr über 1200 Mitarbeiter. Der Renners. Gurte gab’s zu jener Zeit nicht. Betrieb läuft prächtig. Das gilt auch für die Beide Crashs überlebte er mit Wirbel- «Pankl Racing Systems AG» mit Sitz in säulenbruch, durchtrennten Muskeln, kom- Bruck, ein Börsen-Highflyer, der Formel-1- plizierten Beinbrüchen und Prellungen am Rennställe, die DTM-Truppe von Opel und ganzen Körper. Als er schliesslich mit mehrere Flugzeugfirmen mit hochwertigen einem Alpina-BMW 2002 beim EM-Lauf in Präzisionsteilen beliefert. Firmenchef ist Brands Hatch gegen einen Erdwall krachte der älteste Pankl-Sohn Gerold jr. (40). und «es mir dabei das halbe Gesicht Derweil droht der Senior mit sarkasti- weggefetzt hat», verging dem Fahrschul- schem Unterton seinen Rückzug aufs Inhaber aus Bruck in der Steiermark der Altenteil an, «um mich endlich mal richtig Spass an der Rennerei. So zog er sich 1972 auszuruhen». Verdient hätte er’s ja – nur zurück, ohne einen Meistertitel erreicht zu glaubt’s ihm keiner …

Triumph oder Crash: Pankl 1968 Ferkel statt Formel: Pankl heute

Immer am Limit oder drüber: Gerold Pankl 1968 im Formel Super Vau Petit, Peter (MSa 48/2001) 82 Der nett’ Franzos’ eter Petit gehörte ein Vierteljahrhundert WM, -EM und –DM. Seine schönste Zeit hat Plang vor allem zur Rallyeszene wie das Petit «mit Walter Röhrl in der Rallye-WM» Roadbook zum Copiloten. Aus dem Nichts erlebt, seine Lieblingsrallye war «eindeutig baute der liebenswürdige Franzose den die Monte». Noch heute schwärmen eins- Pirelli-Renndienst auf und profilierte sich tige Top-Piloten von der Kompetenz, schon bald als unentbehrlicher Experte. Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft des hes- Dabei kam der Sportchef des hessischen sischen Franzosen. Dessen Sprachmix aus Reifenherstellers eher unfreiwillig zu sei- Odenwälder Slang und französischer Beto- nem Job im Odenwald-Städtchen Höchst: nung, der oft Silben zum Opfer fallen («mein Denn eigentlich wollte sich der kleine Mann schön’ Beruf»), machten ihn noch sympa- aus Paris mit dem Gardemass von 165 thischer. Seit ’83 lebt er in Höchst «gleich Zentimetern nach seiner Gastronomie- neb’ dem Pirelli» im Ruhestand. Lehrzeit als Koch oder Hotelier nieder- «Aber auch als Rentner», sagt der in- lassen. zwischen 77-jährige Petit, «hast du nie Dann durchkreuzte die deutsche Zeit.» Sein Tagespensum ist beängstigend: Wehrmacht seine Berufspläne und ver- Jugendarbeit, Vereinsleben, Tischtennis, schleppte ihn 1943 als Zwangsarbeiter in Radfahren, Musikgruppe, Haus- und Garten- die Reifenfabrik Veith. Dort machte Petit pflege, fünf Enkel und ein Peugeot-Oldtimer aus der Not eine Tugend: Über verschiedene halten ihn auf Trab. Dazu seine Reisen: Mal Stationen hangelte er sich bis zu einer drei Monate Australien, mal sechs Wochen leitenden Position im Kundendienst nach Frankreich. oben, heiratete seine Odenwälder Freundin Mit vielen Fahrern hat er noch regel- Selma, und begann Anfang der 60er-Jahre, mässig Kontakt, «obwohl ja leider auch so sich um den Aufbau einer hauseigenen viel gestorb’ sind». Mit seiner Selma ist er Sportabteilung zu kümmern. Seitdem spur- jetzt 55 Jahre verheiratet, von den beiden tete der Pirelli-Sportler von einer Rallye zur Söhnen verstarb der ältere 1993 an Krebs. anderen sowie zu Berg- und Rundstrecken- Den alten Wegbegleitern verspricht der rennen und kam dabei locker auf 40 bis 50 noch immer kerngesunde Petit: «Zu mein’ Veranstaltungen pro Saison. 80. Geburtstag in drei Jahr’ werd’ ich alle Mit seinen Vertragsteams feierte er jede für ein gross’ Fest einlad’.» Wir freuen uns Menge Titel, darunter mehrmals die Rallye- schon drauf.

Le grand chef: Peter Petit 1964 Heute: Peter Petit als Pensionär

Bravo: Die ONS ehrte Petit ’78 für seine Verdienste um den Rennsport Scharmann, Peter (MSa 30/2001) Der Renningenieur 83 eter Scharmann gehörte in den 70er- und mich wieder meinem Beruf zuzu- PJahren zu jener berüchtigten Clique wenden.» gnadenlos schneller Österreicher, die vor Seitdem ist Peter Scharmann Sales Mana- allem in der Formel V1300, der Formel Super ger und Geschäftsführender Direktor der Vau und später auch in der Formel 3 von schweizerisch-österreichischen HOBAS- Erfolg zu Erfolg eilten. Im Gegensatz zu Werke in Klagenfurt, an denen der ehe- seinen Landsleuten war der gelernte Ma- malige Berg-Europameister und Ex-Ferrari- schinenbau-Ingenieur eher ein ruhiger Ver- Rennleiter Peter Schetty eine 50-Prozent- treter, der sich zumeist geschickt aus den Beteiligung hält. Das Unternehmen pro- üblichen Raufereien heraushielt. duziert glasfaserverstärkte Polyesterrohre Bevor er in der Saison 1973 das erste für die Wasserwirtschaft. Beruflich hat der Formel-V1300-Eigenbau-Cockpit enterte 51-Jährige noch ehrgeizige Pläne, ohne und auf Anhieb die Europameisterschaft dabei Privatleben und Hobbys zu kurz kom- gewann, arbeitete er bei Porsche als Jung- men zu lassen. «Ich spiele seit fünf Jahren ingenieur für die Bereiche Fahrwerk und Golf, halte mich fit mit Mountainbiking, Motor. Seine einschlägigen Kenntnisse aus Skifahren und Joggen und steige auch gerne dem lehrreichen Job in der Weissacher mal ins Indoor-Kart.» Denkfabrik übertrug der Österreicher mit Mit seiner Frau Sigrid ist er seit 26 Jahren deutscher Lizenz auf die Abstimmung seiner verheiratet, die erwachsenen Kinder (24, eigenen Rennautos. 21) studieren Handelswissenschaft in Wien. Der Siegeszug setzte sich in der Formel Gelegentlich gönnt sich Peter Scharmann Super Vau fort und gipfelte 1977 im Gewinn Besuche bei seinen Lieblings-GP Monza, des Deutschen Formel-3-Championats. Die- Monaco und A1-Ring, den Rest des Formel- sen wichtigen Titel sicherte er sich gleich 1-Programms konsumiert er vor dem in seinem ersten F3-Jahr und dazu noch mit Fernsehgerät im häuslichen Wohnzimmer. einer Neukonstruktion (TOJ-Toyota). Die Schade findet es der ehemalige Rennfahrer, anschliessend ins Visier genommene For- dass alle Kontakte zu den alten Weggefähr- mel-2-Karriere geriet durch Geldmangel ten aus Formel V und Formel 3 abgerissen schon bald ins Stocken. «Nachdem es keine sind. «Vielleicht meldet sich der eine oder Perspektive mehr gab, hab’ ich kurzerhand andere ja jetzt mal – ich würde mich riesig beschlossen, mit der Rennerei aufzuhören darüber freuen.»

Der Rennfahrer: Scharmann 1977 Der Manager: Scharmann heute

Grosse Sprünge: Scharmann im TOJ-Toyota-F3 auf der Nordschleife Schmidt, Rolf (MSa 11/2001) 84 Vive la France! olf Schmidt erwies sich für Renault und Handbücher aus, übersetzt komplizierte Rden Sport in Deutschland als Glücksgriff. Texte und liefert Ideen. Überdies ist auch Als der Mann mit der bewegten Vergangen- sein Sohn Kai (34) als EDV- und PC-Experte heit und der ausgeprägten Vorliebe für bei Renault in der Händlerbetreuung ge- Frankreich Ende der 60er-Jahre in der landet. Schmidt selbst hat sich einen Tag deutschen Niederlassung in Brühl bei Köln nach der Pensionierung einen PC gekauft anheuerte, konnte noch niemand ahnen, und gilt seitdem als Freak. was er alles in Gang setzen würde. Zumal Zusammen mit seiner Frau Lou bewohnt ihn seine Vorgeschichte nicht gerade als Schmidt im Kölner Vorort Rodenkirchen ein Experten fürs Sportive auswies: Nach dem schmuckes Häuschen, macht zwei bis drei Krieg schlug er sich in Frankreich durch – Mal pro Jahr Urlaub in Frankreich und lässt als Hauptfeldwebel der Fremdenlegion in sich auch durch allerlei gesundheitliche Indochina, als Bergwerksarbeiter, Spedi- Rückschläge wie eine komplizierten Herz- teur und Direktor einer tunesischen Obst- operation nicht aus der Ruhe bringen. plantage. Bei einem Autounfall verlor er Allerdings hat ihn Ende letzten Jahres fast sein Leben, brach sich den 11. und 12. die Krankheit seiner Frau, mit der er seit Brustwirbel und sass beinahe drei Jahre im fast 30 Jahren verheiratet ist, mehr getrof- Rollstuhl. fen als alle eigenen Gesundheitsprobleme Doch er war und blieb ein Fighter: Bei zusammen. «Lou hat mein Leben geprägt, Renault baute er eine funktionsfähige ich verdanke ihr so viel und hoffe inständig, Sportabteilung auf, schickte hauseigene dass sie den Kampf gewinnt. Wir wollen ge- Alpine 1600 GT und Formel-3-Renner auf meinsam alt werden.» So gibt es für den Siegestour und bugsierte Renault-Deutsch- Ex-Sportchef in diesen Tagen nur eine land zu einer festen Grösse im nationalen Aufgabe: «Ich will in dieser schweren Zeit Sportgeschehen. 1974 setzte er sich mit der für meine Frau da sein und ihr täglich Mut grandiosen Idee des Renault-5-Pokals machen. Alles andere ist unwichtig.» selbst ein Denkmal. Wenn alles gut geht, werden die Seit acht Jahren lebt Rolf Schmidt (73) Schmidts hoffentlich bald zum nächsten im Ruhestand, aber die Verbindung zu Urlaub aufbrechen und ihrem Lebensmotto Renault ist nie abgerissen. Noch immer ar- frönen: «Geniesse den Tag bei gutem Essen beitet er Reglements und technische und gutem Wein.» Natürlich in Frankreich.

1974: Neue Impulse für Renault Heute: Nur Lous Gesundheit zählt

Schmidts beste Idee: Der Renault-5-Pokal entwickelte sich zum Renner Renault MotorSport

Mit vollem Einsatz: Renault 5-Legende Jo Weber 1975.

Drei Jahrzehnte Markenpokale in Deutschland

Viel ist passiert seit dem ersten Lauf zum Renault 5 elf- Pokal 1974 in Hockenheim. Eines hat sich jedoch nicht geändert: Die Markenpokal-Rennserien des „Créateur d’Automobiles“ bieten ebenso spektakulären wie pro- fessionellen Motorsport für Ein- und Aufsteiger.

Sorgt stets für Aufsehen: Renault Clio Speed Trophy 2003.

Bleiben Sie uns treu – die Erfolgsstory geht weiter. 30 Jahre und kein bisschen leise…

Renault Nissan Deutschland AG Abteilung MotorSport Renault Nissan Straße 6 – 10 50 321 Brühl Schütz, Wolfgang (MSa 24/2001) 86 Das Cup-Schlitzohr olfgang Schütz gilt noch heute als er- im Krankenwagen wieder zu sich kam. Auf Wfolgreichster deutscher Renault Cup- dem Weg zur Klinik nutzte er einen Stau zur Pilot. Mehr als 100 Siege, zwei EM- und ein Flucht aus dem Krankenwagen, enterte eine DM-Titel bescherten ihm einen Ruf wie Taxe zurück ins Fahrerlager, sammelte Donnerhall und dazu eine rekordverdächti- seinen Schrott ein und fuhr noch nachts mit ge Preisgeldsumme. Ob im Renault 5, R5 Wohnmobil und Hänger nach Hause. Turbo, Alpine V6 oder R21 Turbo – der Als er 1990 beim EM-Lauf in Le Mans ebenso listige wie schlitzohrige Schwabe schuldlos in eine Startkollision verwickelt aus Hildrizhausen bei Böblingen mischte und in lebensbedrohlichem Zustand aus zwischen 1974 und ’90 jedes Renault-Cup- dem R21-Turbo-Wrack geborgen wurde, war Startfeld gnadenlos auf. allerdings Schluss mit Lustig. Erst nach Sein ganz spezieller Platz zum Siegen einer Woche erwachte er aus dem Koma, hiess Monaco. Hier gewann er als einziger trat danach eine mehrjährige Rehabilita- Renault-Pilot mit jedem im Eurocup ein- tions-Phase an und musste seine Rennfah- gesetzten Modell mindestens einmal. Ein rerkarriere beenden. typischer Schütz-Monaco-Auftritt der 70er- Die Unfallfolgen hat der heute 51- Jahre: «Nachts mit Hänger und Rennauto Jährige nahezu völlig überwunden, Sprach- durchgefahren, um 5 Uhr Abnahme, um 6 zentrum und Gedächtnis arbeiten wieder Training, um 7 Bestzeit, um 8 Zelt aufge- zufriedenstellend. Unverdrossen betreibt baut, geschlafen, Rennen gewonnen.» der Kfz-Meister bereits im 30. Jahr seinen Mindestens zwei EM-Titel seien ihm Gebrauchtwagenhandel, legt für dringende entgangen, jammert Schütz noch heute, Reparaturarbeiten auch mal selbst Hand an, «weil sich regelrechte Seilschaften gegen wenn gute Kunden darum bitten. Seine Ehe mich gebildet hatten. Die sind dann immer allerdings ging vor fünf Jahren in die gemeinsam über mich hergefallen.» Vor Brüche, die beiden Kinder (Sohn 19, Tochter allem die berüchtigte «Viererbande» mit 17) leben bei seiner Ex-Frau Marion. Sigala, Lammers, Gouhier und Bleekemolen Seine Zukunft hat Wolfgang Schütz machten dem Schwaben schwer zu schaf- schon klar vor Augen: «Ich will viel Urlaub fen. So wie etwa 1984 in Brands Hatch, als machen, so oft wie möglich in die USA sich Schütz nach einem brutalen Gouhier- reisen, und mein zweites Leben bewusster Foul bei 200 mehrfach überschlug und erst geniessen.»

Früher: Schütz als wilder Hund Heute: Schütz als feiner Herr

Ende mit Schrecken: Das R21-Wrack nach dem Crash 1990 in Le Mans Schwägerl, Hans (MSa 34/2001) Der Rallye-Papst 87 ans Schwägerl war schon immer ein Auch die erste ADAC-Rallye Deutschland HMann weniger Worte und grosser Taten. lief 1982 natürlich unter Oberaufsicht von Der Weinhändler und Hotelier gehörte Schwägerl. Jahrzehntelang war er ADAC- 1951 zu den Gründern des MSC Marktred- Wagenreferent, Mitglied der ONS-Sport- witz, fuhr erfolgreich Motorrad- und Auto- sowie FIA-Rallyekommission und Sport- rennen sowie Rallyes und wechselte nach kommissar bei allen wichtigen Events. seiner aktiven Zeit 1960 in den Organisa- Obwohl der heute 76-Jährige offiziell tionsbereich des ADAC. Seither widmete er längst als Pensionär gilt, wird er immer sich Aufbau und Wachstum des deutschen noch als Sportkommissar berufen. Selbst- Rallyesports, war 25 Mal Fahrtleiter der verständlich ist er zusammen mit Walter Winterrallye Marktredwitz und Projektma- Röhrl nun auch ADAC-Repräsentant für das nager für die Fahrtleiter-Ausbildung im WM-Lauf-Projekt Deutschland-Rallye. Rallye-Sport. Ansonsten kümmert sich der Unruhe- Sein Meisterstück machte Schwägerl als ständler in seiner Heimatstadt Marktred- Chef-Organisator und Fahrtleiter der le- witz um seinen Weinhandel. Jeder neue gendären Olympia Rallye ’72, dem grössten Wein wird von ihm persönlich verkostet, ONS/ADAC/AvD-Gemeinschaftsprojekt al- bevor er in den Verkauf geht. Sein 65- ler Zeiten: Sieben Bundesländer, 17 Regie- Betten-Hotel hat er schon vor 20 Jahren rungsbezirke, 87 Landkreise und 900 Ort- verkauft, «weil die Knochenarbeit irgend- schaften wurden berührt, 45 000 km zur wann ein Ende haben musste». Mit Ehefrau Streckenplanung abgefahren, dazu 5000 Lilo ist er seit 50 Jahren verheiratet, Sohn Helfer rekrutiert. 407 Nennungen gingen Michael (48) ist Anwalt und Justitiar des ein, 347 davon wurden akzeptiert. unterfränkischen Hotel- und Gaststätten- Fast eine Million Zuschauer säumten die verbands. Rallyestrecke zwischen Kiel und München. Überdies hat sich der junge Schwägerl «Eine Veranstaltung dieser Dimension hat- als Sportkommissar bei der DTM und te es bis dahin in Deutschland nie gegeben Rennleiter des Nürburgring-GP einen Na- – und wird’s auch nie mehr geben», blickt men gemacht. Und der nächste Schwägerl er fast wehmütig zurück. «Das war die kommt bestimmt – Michael (9) interessiert grösste Herausforderung in meiner Funk- sich auch bereits brennend für die Abtei- tionärs-Laufbahn.» lung «Brumm-Brumm».

Rallye-Pionier: Schwägerl 1976 Botschafter: Schwägerl heute

Mann der Praxis: Schwägerl (r.) mit Co Grafenhorst 1968 im Rallyeziel Seufert, Hans Peter (MSa 05/2001) 88 Der Buschmann ans Peter Seufert und seine Liebe zur Einsätze bei den Rennen rückten immer HRennsport-Fotografie – eine Story, die mehr in den Hintergrund. Und seit sein 1957 begann und 20 Jahre später allmäh- Schwiegersohn Manfred Winkelhock 1985 lich zu Ende ging. An die 600 Rennen hat tödlich verunglückte, hat Seufert keine der quirlige Schwabe besucht, von der For- Rennstrecke mehr besucht. Dennoch ist er mel 1 über die Sport- und Tourenwagen- dem Sport noch immer verbunden, schaut schlachten bis zum Bergrennen war die sich im Fernsehen alle F1-, Tourenwagen- ganze Palette dabei. Wo immer ein langes, und Champ-Car-Übertragungen an. «Aus- schwarzes Rohr aus dem Strauchwerk am serdem bin ich regelmässiger MSa-Leser, Streckenrand ragte, war jedem vorbeidrif- denn ich muss ja wissen, was die übrigen tenden Piloten klar: «Da sitzt der Seufert Winkelhocks so anstellen – Jockel, Tommi im Busch.» Mit schwerem Equipment, und vor allem mein Enkel Markus.» Fotokoffer und mehreren Teleobjektiven Seufert, 67, lebt mit Ehefrau Gerlinde als Handgepäck, umrundete er während ei- in Korb bei Waiblingen. Die beiden sind nes 1000-km-Rennens oft die halbe Nord- seit 43 Jahren verheiratet. Zwei Söhne schleife zu Fuss. Pro Rennen schoss Seu- (Rudi, 43, und Hans-Dieter, 33) und zwei fert, der als bester Action-Fotograf der Töchter (Martina, 41, und Christiane, 39) 60er-Jahre galt, bis zu 800 Bilder, die dann erfreuen die Eltern mit zahlreichen im eigenen Kellerlabor entwickelt und an Enkelkindern. Rudi und Hans-Dieter sind Presse und Fahrer verschickt wurden. auch bei ams gelandet, der eine verwaltet Der Verkauf an die Akteure war gängige die Testwagen, der andere trat als Fotograf Praxis, aber Reichtümer konnte man nicht die Nachfolge seines Vaters an. Während anhäufen, «zumal die Zahlungsmoral der Tochter Martina mit ihren Kindern gleich schnellen Kundschaft nicht immer die bes- um die Ecke in Berglen-Steinach wohnt, te war». Aussenstände von mehreren 1000 lebt Christiane mit ihrem Mann in Kap- Mark erinnern Seufert noch heute an den stadt. Obwohl längst im Ruhestand, hilft nervenaufreibenden Bildversand. Familienoberhaupt Seufert immer wieder Nach dem Tod seines Kollegen Julius bei ams aus, wenns dort eng wird. Ansons- Weitmann trat Seufert dessen Nachfolge ten sitzt er am Klavier, werkelt im Garten bei «auto motor und sport» als Cheffoto- oder baut Modellautos. «Mir gehts richtig graf für die Ressorts Test und Specials an. gut, ich bin gesund und bester Dinge.»

1968: Fast jeder Schuss war ein Treffer Seufert 2000: Nicht ohne meine Kamera

Seufert mit langem Rohr: Der beste Action-Fotograf 1965 in typischer Arbeitspose Steinemann, Rico † 2003 (MSa 32/2001) Der Multi-Mann 89 ico Steinemann hat in seiner bewegten ganze Atmosphäre.» Aber es gab leider auch RBerufslaufbahn rund ums Thema Motor oft genug Anlass zu Trauer, etwa als seine und Racing fast alles gemacht, was in dieser Freunde Jo Siffert, Ludovico Scarfiotti und Branche reizvoll ist: Journalist und Renn- Pedro Rodriguez nacheinander tödlich ver- fahrer, Rennleiter und Sportchef, Verlags- unglückten. Steinemann nachdenklich: «Es gründer und Chefredakteur, Autotester, TV- sind Momente, wo du diesen wunderbaren Kommentator und als letzte Berufsstation 25 Sport nur noch verfluchst.» Jahre lang PR-Direktor für Mercedes-Benz Als Vorruheständler lebt Rico Steinemann Schweiz. Überdies war der polyglotte Multi- (62) mit Gattin Marianne in Russikon bei Mann, der sechs Sprachen fliessend spricht, Zürich. Die zwei sind seit 37 Jahren ver- auch Gründer, Mitverleger und erster Chefre- heiratet. Sohn Dieter (28) war zunächst dakteur der «Powerslide», aus der 1975 Eishockey-Profi, heute ist er Bankier in MOTORSPORT aktuell hervorging. Zürich. Zwei Herzinfarkte und ein Lungen- In seiner Rennfahrerzeit liess er sich 14 defekt bescheren Steinemann seit einiger Geschwindigkeits-Weltrekorde gutschreiben Zeit leider massive gesundheitliche Prob- – neun mit dem C111-Prototyp von Merce- leme. Dennoch gönnt er sich noch immer die des, fünf mit dem Porsche 911 R. Als Porsche- Formel-1-GP in Kanada und Monaco vor Ort. Rennleiter holte er fünf WM-Titel nach Stutt- Seine Eindrücke: «In Kanada wirst du wie ein gart (drei Mal Sportwagen-WM, je ein Mal Fürst empfangen, in Monaco wie der letzte Rallye- und GT-WM). Seine gut 30 persönli- Depp.» chen Siege errang der Schweizer zwischen Den grossen Rest des weltweiten PS- 1962 und 1968 mit Mini Cooper, Lotus-Elite, Spektakels (neben der Formel 1 auch alle Ferrari 275 GTB und den Porsche-Typen 906, DTM- und ChampCar-Läufe) geniesst er via 907, 908, 910 und 917. In der Sportwagen- Fernsehgerät – und da hört er sehr genau zu. WM teilte er sich das Porsche-Cockpit Schliesslich hat er in den 80er-Jahren an die vorzugsweise mit seinen Landsleuten Jo 100 Formel-1-GP für das Schweizer Fern- Siffert und Dieter Spoerry. sehen als Kommentator begleitet. Für die Als schönsten Erfolg nennt er den Le- Zukunft wünscht er sich, «noch viele gute Mans-GT-Sieg im Ferrari 275 GTB. «Das war Rennen zu sehen, ein paar Reisen zu machen ein Traum – der Sieg mit der total veralteten und Hochseesegeln zu gehen, so oft es die Kiste, das Wetter, die Zuschauermassen, die Gesundheit erlaubt.»

Porsche-Dirigent: Steinemann 1969 Frühpensionär: Steinemann heute

Rico Steinemann: Viele Erfolge im Langheck-Carrera der 60er-Jahre Surer-Tavoli, Yolanda (MSa 42/2001) 90 Das neue Leben olanda Tavoli legt viel Wert darauf, unter und zugleich glanzvollen Schlusspunkt Ydem Namen Surer nirgends mehr in Wort erreichte sie mit Gesamtrang 4 bei den 24 oder Schrift zu erscheinen. Ihre Ehe mit Ex- Stunden in Spa. Partnerinnen im BMW M3 F1-Pilot und TV-Kommentator Marc Surer waren Florence Duez und Kathy Raffanelli. wurde 1993 nach achtjähriger Dauer ge- Danach absolvierte sie unter ihrem schieden, seit 1997 ist sie mit dem Schwei- neuen Namen Tavoli noch einige Starts im zer Geschäftsmann Patrick Tavoli verheira- Renault-Spider-Eurocup, bevor sie mitten tet. Die einstige Finalistin der «Miss- in der Saison 1997 feststellte, dass Schweiz»-Wahl hat sowohl unter ihre erste Nachwuchs unterwegs war. «Ab diesem Ehe als auch unter die zehn Rennsport- Zeitpunkt habe ich kein Rennauto mehr Jahre einen Schlussstrich gezogen. «Ich bin angerührt, weil es für mich jetzt andere ein rundum glücklicher Mensch, habe einen Prioritäten gab.» wunderbaren Ehemann und zwei ganz süsse Heute bestimmen ihre Kinder Gregory (3) Kinder.» und Morgan (2) sowie die Rückkehr in den Die Ex-BMW-Werkspilotin hat in ihrer Beruf als Journalistin ihren Tagesablauf. Glanzzeit auf der Piste gewiss keine Während Gatte Patrick als Direktor die schlechte Figur gemacht. Nach Gastspielen «Multiplex-Kino GmbH» in Luzern leitet, ar- im Kart, in der Formel Ford und der Formel beitet Yolanda als Gesellschafts-Reporterin 3 stiess sie 1992 zur BMW-Tourenwagen- für ein Schweizer Blatt. «Aber ich möchte mannschaft und konnte nach kurzer Einge- auch anspruchsvolle Themen behandeln», wöhnung im 325i Coupé schon bald mit verweist sie auf ihre Zukunftsplanung, einem M3 in der DTT um Podestplätze «deshalb würde ich sehr gerne ein Kinder- kämpfen. So gewann sie 1993 auf der Avus buch oder auch mal einen Roman ihre Klasse über 2500 ccm, fuhr insgesamt schreiben.» drei Mal auf Pole und holte sich weitere Für ihre Hobbys Theater, Film und Fitness Plätze im Vorderfeld. Parallel zu ihrem findet sie auch noch Zeit. Dagegen ist alles Renn-Engagement war sie als Instruktorin rund um den Rennsport Vergangenheit. «Er in das BMW-Fahrertraining eingebunden. hat mir viele schöne Jahre gegeben, aber 1996 steuerte diese Verbindung langsam, auch manche Enttäuschung beschert. aber sicher ihrem absehbaren Ende entge- Jedenfalls bin ich ganz weit weg davon und gen. Ihren persönlich wertvollsten Erfolg weiss gar nichts über die aktuelle Lage.»

Tavoli 1990: Stolze Werkspilotin Tavoli heute: Stolze Mutter

Tavolis Highlight: Der Damen-M3 fuhr 1996 in Spa auf Gesamtrang 4 von Wendt, Karl (MSa 23/2001) Sauerland-Baron 91 arl von Wendt lagen zwei Themen stets in finanzielle Schieflage, der Rennstall Kganz besonders am Herzen – der Mo- musste aufgelöst werden. Dann wurden die torsport und das Sauerland als seine Hei- Banken nervös und erzwangen Zug um Zug matregion. Von Schloss Gevelinghausen den Verkauf fast aller Besitztümer. Von aus plante und dirigierte der renn- und hei- Wendt stand vor dem Nichts, verlassen von matverrückte Baron eine Fülle von allen, die sich zu besseren Zeiten um ihn Aktivitäten: Der Rennstall mit Formel 3, scharten. «Karl», ist aus seinem Umfeld zu Sport- und Tourenwagen, das Rennstre- hören, «war viel zu gutmütig. Die meisten ckenprojekt Sauerlandring, die Sport- und haben ihn nur ausgenutzt.» Freizeitanlage Fort Fun, das Schlosshotel Frustriert verliess der Baron sein gelieb- mit Skigebiet, Kutsch- und Planwagen, tes Sauerland, wanderte vor 20 Jahren Vorsitz und Führung des Fremdenverkehrs- nach Kanada aus und baute in der Provinz verbandes Sauerland, die Verpflichtungen Quebec eine neue Existenz auf. Heute ar- als Stadt- und Gemeinderat von Olsberg. beitet der knapp 64-Jährige als Software- Trotz des Mammutprogramms nahm sich Spezialist und gestaltet für seine Auftrag- der Gutsherr Zeit für die Rennerei. Er fuhr geber mehrsprachige Webseiten im Inter- von 1959 bis 1971 erfolgreich Kart, Rallye, net. Das Thema Motorsport ist für ihn be- Tourenwagen, Formel 3, GT- und Sportwa- endet. Als einziger der alten Weggefähr- gen. Und er liess fahren – Stars der PS- ten hält Ex-Porsche-Pilot Willi Kauhsen Zunft kletterten in seine Autos: Jochen (mit dem er mit einem dritten Platz bei Neerpasch pilotierte seinen F3-Lotus, Hel- der auch einen seiner gröss- mut Marko den 2-Liter-Lola in der Sportwa- ten Erfolge feierte) noch Kontakt. «Willi gen-EM, Gerhard Mitter und Willi Kauhsen kommt mich öfter mal besuchen und er- die Porsche-Sportwagen. Der Freiherr per- zählt, was sich so tut. Ansonsten habe ich sönlich chauffierte ’67 einen Porsche 911 den Überblick in Sachen Racing verloren.» zum Europa-Titel. Dafür ist der vom Leben arg gebeutelte Doch dann wurden die Zeiten schlechter Adelsmann nach wie vor topfit, wiegt wie für Karl Freiherr von Wendt und seine Un- zu besten Zeiten 70 kg und hat den Se- ternehmungen. Das Projekt Sauerlandring gelsport für sich entdeckt. «Ich träume blieb im Gestrüpp der kommunalen Geneh- von einem 41-Fuss-Katamaran, mit dem migungsverfahren stecken, Fort Fun geriet ich in die Karibik abdüsen würde.»

Ohne Sorgen: Von Wendt 1968 Heute: Neues Leben in Kanada

Goldene Zeiten: Von Wendt 1966 im Formel-3-Lotus in Mainz-Finthen Warmbold, Achim (MSa 14/2001) 92 Der Quertreiber chim Warmbold und seine traumhafte einstellte, gehört allerdings zu meinen ARallye-Karriere: Er hatte die besten Au- grössten Enttäuschungen». tos, die besten Teams, die besten Copiloten. Für das schlimmste Erlebnis sorgte 1970 BMW, Renault, Opel, Toyota und Mazda ein Betrunkener, der ihm in Ungarn frontal statteten ihn mit Top-Material aus. Bei- ins Auto krachte. Es gab drei Tote, darunter fahrer-Stars wie Jean Todt, John Davenport, auch sein erster Copilot Rainer Strunz. Christian Geistdörfer oder Henry Liddon Warmbold kam mit einem Beckenbruch wiesen ihm den rechten Weg. So sammelte davon und hat seither eine dauerhafte der hagere Mann zwischen 1970 und 1985 Gehbehinderung. Mit Gattin Nicole und auf nationalem und internationalem Parkett Sohn Antony (22) lebt der 59-Jährige seit gut 80 Gesamterfolge sowie unzählige vielen Jahren wechselweise in Spanien und Klassen- und Gruppensiege. 1971 (mit Chris- Monaco. toph Mehmel im BMW 2002) und ’80 (mit Der Rallyesport hat ihn bis heute nicht dem heutigen DaimlerChrysler-Pressechef losgelassen – dafür sorgt schon der Filius, Wolfgang Inhester im Toyota Celica) holte den er mit viel Engagement und Begeis- er zweimal die Rallye-DM. Dreimal war er terung zum Rallye-Profi ausbildet. «Antony Europameister. hat mehr Talent als ich, durfte schon mit 15 Oft war er nur mit üblen Tricks zu stoppen. in den USA den Führerschein machen und Wie bei der österreichischen Alpenfahrt hat bereits fünf Rallyejahre als Beifahrer 1973, als der damalige Alpine-Rallyechef hinter sich. Jetzt bereite ich ihn konsequent Jacques Cheinisse auf einer Sonderprüfung auf die Profi-Laufbahn vor.» einen verschlossenen Pkw querstellte, um Schon bei der RAC-Rallye 2000 startete die flotte Fahrt des Deutschen zu blockieren. das Vater/Sohn-Team im Toyota Corolla Der Sieg war dahin, Cheinisse wurde als WRC, schied aber aus. Mit diesem Auto soll Übeltäter entlarvt, die FIA musste dem Warmbold Junior 2001 Gas geben und bei BMW-Team Warmbold/Todt nachträglich ausgesuchten Rallyes in ganz Europa den den Gewinn des WM-Laufs zusprechen. Feinschliff bekommen. Das Fernziel ist die Warmbold: «Die Zeit mit BMW und Jean Todt komplette Rallye-WM in einem Werksteam. war ein Traum, wir hatten ein wunderbares «Ich bin ziemlich sicher», so der Papa, «dass Auto.» Dass Jochen Neerpasch den der Name Warmbold dem Rallyesport erhal- Rallyebetrieb bei BMW Ende 1973 «ohne Not ten bleibt. Der Junge wird mal richtig gut.»

1971: Traumkarriere mit BMW Noch immer fit: Warmbold 2000

Immer schön quer bleiben: Warmbold/Mehmel 1972 im BMW 2002 Weber, Georg (MSa 08/2001) Der Unbeugsame 93 eorg «Joe» Weber galt in den gut 30 Tod. Nach wochenlangem Kampf der Ärzte GJahren seiner Karriere als wilder Hund. begann der langsame Weg der Genesung Freund und Feind begegneten ihm mit Res- in kleinsten Schritten. Ein Schlaganfall, pekt, denn im Nahkampf war mit dem ausgelöst durch einen Herz-Tumor, hat aus Allgäuer nicht zu spassen. Seine etwa 300 dem Fitness-Fanatiker einen Pflegefall Siege hat er von 1968 bis 1997 mit allem gemacht. Sein Motto «Wer aufgibt, hat geholt, was vier Räder hat – ausser Formel- verloren» lässt ihn mit bewundernswerter autos. Nachdem er im Abarth 850 TC und Einstellung seinem Schicksal trotzen. NSU TTS die Gegner auf Flugplätzen und Gattin Liz pflegt den teilweise gelähmten am Berg in Angst und Schrecken versetzt Joe mit liebevoller Hingabe, animiert und hatte, ging’s in den Markenpokalen der begleitet ihn zu den täglichen Reha- 70er-Jahre rund. Übungen. Weber verschaffte sich den Ruf des Sein Zustand ist inzwischen stabil, die gnadenlosen, trickreichen Fighters, der wichtigsten Hirnfunktionen und das mit den Rivalen bisweilen recht ruppig um- Erinnerungsvermögen sind zurück, er kann sprang. 1976 gewann er mit einer fast normal sprechen und freut sich über Rekordsiegesserie den Renault-5-Pokal, jeden Besuch oder Anruf in seinem Haus anschliessend den deutschen Alfasud-Cup. in Börwang bei Kempten. «Anfangs», so Beachtlich die Zahl der verschrotteten Au- seine Frau, «haben sich viele erkundigt, tos, aber ernsthaft wehgetan hat er sich jetzt ist es sehr ruhig geworden.» Liz, seit nie. Überdies war er 16 Jahre lang Leiter 23 Jahren mit ihrem Joe verheiratet, ist der ADAC-Rennfahrerschule, betreute die in dieser harten Zeit mehr als nur die Frau Junioren bei Renault und trainierte an seiner Seite: Als einfühlsame Motiva- Testfahrer und Ingenieure der Auto- und tionskünstlerin geht sie mit ihm den Reifenindustrie auf der Nürburgring-Nord- langen, beschwerlichen Weg zurück in ein schleife. neues Leben. Seit dem 10. März 1998 jedoch ist im Was sie seit jenem unheilvollen Tag psy- Leben von Joe Weber (58) nichts mehr, wie chisch und physisch leistet, sprengt jede es mal war. Morgens um 6 kippte er beim Vorstellungskraft, wie Joe am besten Joggen ohne Vorwarnung um, wurde erst weiss: «Ohne sie könnt’ ich mir gleich die spät gefunden und entging nur knapp dem Kugel geben.»

Weber: Schon ’74 ein Kämpfer … … und nun im Rollstuhl erst recht

Joe Weber 1970: Im Fiat Abarth gelangen ihm so manche Berg-Siege Weber, Gerhard (MSa 04/2001) 94 Herr der Reifen erhard Weber galt 30 Jahre lang als der Waidmann Rehe, Füchse und Wildsauen im Ggrosse Guru der Renn- und Rallye-Rei- Visier. Oft begleitet von alten Weggefähr- fenkunde. Als Chef des deutschen Dunlop- ten wie dem Ex-Rennfahrer Günther Besier, Renndienstes in Hanau war er von 1965 sind Jagdvergnügen und Streifzüge durch bis 1994 für die Topstars Anlaufstelle und die Natur für Weber jetzt die wahre Ratgeber. Kaum ein Werksteam, kaum ein Erfüllung. Hin und wieder ist er auch Gast Spitzenpilot, der nicht irgendwann in We- bei Klaus Ludwig in dessen Jagdrevier in bers Amtszeit Partner des Unternehmens der Nähe des Nürburgrings. Gesundheitlich gewesen wäre. Selbst Formel-1-Grössen gehts ihm «alles in allem ganz gut, wenn- wie , das Matra- und Tyrrell- gleich eine Runderneuerung auch nicht Team, die Porsche-Werksmannschaft, die übel wäre». Zusammen mit Ehefrau Helga, Tourenwagen-Rennställe von Ford, BMW mit der er seit 1973 verheiratet ist, unter- oder Mercedes sowie unzählige Privatiers nimmt er gerne ausgedehnte Radtouren gehörten zu seiner Kundschaft. Vor allem oder Reisen nach England und Schottland. am wetterlaunischen Nürburgring war der «Ich habe keine Sekunde Langeweile, aber Rat des erfahrenen Dunlop-Strategen oft die Kisten mit Fotos aus den letzten 30 die halbe Miete zum Sieg. Jahren sind immer noch nicht sortiert.» Zu Webers persönlichen Highlights zäh- Regelmässig pflegt Weber Kontakte zum len die vielen Le-Mans-Siege mit Porsche, Rennsport. Mit dem ehemaligen Carrera- der erste DRM-Titel 1972 mit Hans Stuck Piloten und Bergspezialisten Michel Weber im Capri RS, und natürlich die Erfolge bei aus dem benachbarten Offenbach und mit der Rallye Monte Carlo. Dort war Dunlop Ex-ONS-Geschäftsführer Siggi von Kahlen in den 60er- und 70er-Jahren auf Gesamt- verbinden ihn langjährige Freundschaften. siege abonniert. Noch heute schwärmen Bei seiner alten Dunlop-Truppe in Hanau Fotografen und Journalisten von der ein- schaut er ab und an mal auf einen Kaffee maligen Atmosphäre am Dunlop-Service- rein. Besondere Freude empfindet Weber punkt «Saint Sauvers» in den Seealpen. darüber, «dass Dunlop nun auch wieder im Seit 1994 ist Gerhard Weber, heute 67, Spitzensport als Alleinausrüster der neuen in Pension und pflegt sein Hobby, die Jagd. DTM präsent ist». Überhaupt die DTM 2000: Im Revier seines Heimatstädtchens Bruch- «Endlich wieder richtige Renntourenwa- köbel bei Hanau hat der leidenschaftliche gen, da lohnt sich das Zusehen wieder.»

Weber 1968: Ein Mann für Rat und Tat Weber heute: Jagden mit Klaus Ludwig Weber, Michel (MSa 06/2001) Der Gebirgsjäger 95 ichel Weber und die wilden 60er-Jahre Nach zehn Jahren endete 1971 Webers Mam Berg. Todesmutig erklomm der Rennfahrerkarriere auch deshalb, weil die Offenbacher mit seinen stets rot lackierten Bandscheibe nicht mehr mitspielte. Die Porsche die berühmtesten Bergkurse folgende Operation war ebenso erfolgreich Europas. Ohne Netz und doppelten Boden, wie der Aufbau eines Autohauses. Heute null Sicherheit, und schon gar keine ist der fast 63-Jährige etablierter Ferrari- Leitplanken. Ob Schauinsland, Eberbach, Händler in Offenbach und seit 1997 zum Ratisbona, Sudelfeld oder Wallberg, ob dritten Mal verheiratet. Sohn «Wolli» (38, Trento, Sestrieres oder Mont Ventoux – der benannt nach Webers früherem Wollladen) Porsche-Pilot hat jeden dieser Riesen hat das Textilgeschäft übernommen, die mindestens einmal mit einem Siegerkranz 32-jährige Tochter ist Automobil- verlassen. Allerdings ging’s dabei auch oft Kauffrau. Vor fünf Jahren hat Weber das genug ausserplanmässig abwärts: ent- Rauchen aufgegeben – mit dem Resultat, weder die Böschung runter, oder eben im «dass ich jetzt 105 Kilo wiege, vorher freien Flug durchs Unterholz mit Endsta- waren’s nur 80». Per TV informiert er sich tion Baum. von der DTM aufwärts über alles, was über Bis auf einen Alfa-Abstecher blieb der den Äther geht. Auch persönlich lässt sich Hesse seiner Hausmarke Porsche während Weber noch gelegentlich an der Renn- seiner ganzen Karriere treu. Super 90, strecke sehen, vorzugsweise in Hocken- Carrera 1600 und 904 GTS waren seine be- heim. Überdies ist er Veranstalter von vorzugten Berg-Autos. Das Resultat konn- Sportfahrer-Lehrgängen für die geschätzte te sich wahrlich sehen lassen: Deutscher Ferrari-Kundschaft. Bergmeister 1963, dazu je zweimal Mit ehemaligen Kumpels wie Pfuhl, Vizemeister in Berg-EM und -DM. Energisch Schütz, von Kahlen oder Ex-Dunlop-Renn- trat Weber der Vermutung entgegen, er sei chef Weber hält er regelmässig Kontakt – nur am Berg schnell. Mit einem Porsche soweit dem mittlerweile dreifachen Opa 917 gewann er vor dem Schweden Joakim zwischen Geschäft, Reisen, Skilaufen und Bonnier am Norisring, in Le Mans fuhr er Angeln Zeit bleibt. Wünsche für die zusammen mit seinem alten Berg-Spezi Zukunft? «Abnehmen, gesund bleiben und Reinhold Joest im Langheck-908 auf den so oft wie möglich mein Lieblingsland dritten Rang. Italien besuchen.»

1971: Strahlender Sportsmann 2000: Strahlender Geschäftsmann

Nicht nur am Berg schnell: Weber/Joest im Langheck-908 in Le Mans Wehner, Hans (MSa 29/2001) 96 Der VW-Pionier ans Wehner kann für sich in Anspruch Der schnelle Steueramtsrat lebt zusam- Hnehmen, dass sein Gesamtsieg bei der men mit seiner zweiten Frau Barbara nach Tour d’Europe 1960 das Volkswagen-Werk in wie vor in Wiesbaden und betätigt sich seit Wolfsburg inspirierte, erstmals einen Motor- seiner Pensionierung vor 16 Jahren als sport-Erfolg werblich zu nutzen. Das war gewiefter Steuerberater für heikle Problem- damals, gelinde gesagt, eine kleine Sensa- fälle aus dem Automobilsportbereich. So er- tion. So erschienen in den auflagenstärks- stritt der 76-jährige Experte für Finanzrecht ten Illustrierten ganzseitige Anzeigen über im Jahre 1998 ein bedeutsames Grundsatz- das gelungene Husarenstück, welches der urteil beim Bundesfinanzhof zur Wiesbadener VW-Pilot und sein Co Horst Anerkennung der Gemeinnützigkeit des Wilhelm mit einem 34-PS-«Export» zuwege Motorsports. gebracht hatten. Nicht nur die 12 000 Tour- In einem weiteren Verfahren kämpft er d’Europe-Kilometer hielt der nahezu serien- gerade um die steuerliche Abzugsfähigkeit mässige Käfer klaglos durch, auch andere der sportbedingten Kosten von Veranstal- Klassiker wie Spa–Sofia–Lüttich oder Lyon- tern und Rennfahrern. Die erste Runde hat Charbonnières bewältigte der blaue VW mit er bereits gewonnen, auch hier wird es wohl den amtlichen Kennzeichen WI-HW 65 klag- auf ein letztinstanzliches Urteil des BFH los in vorderster Front. hinauslaufen. Seine beiden Söhne (54 und Dass Finanz-Inspektor Wehner mit dem 46 Jahre alt) sind ebenfalls Steuerberater erprobten Rallye-Gefährt wochentags im mit jeweils eigener Kanzlei. strammen Drift quer durch die Landeshaupt- Dem Motorsport ist Wehner nach wie vor stadt seine Dienststelle ansteuerte, sei nur als Sportkommissar verbunden, gerne pflegt am Rande erwähnt. Neben und nach der VW- er nach wie vor die Kontakte zu alten Wegge- Käfer-Ära prügelte er während seiner akti- fährten aus dem Rennsport, und sein Fahr- ven Zeit (1958–73) NSU-Prinzen, Simca und stil, so verlautet aus seinem näheren Um- Alfa über Rallyes, Berge und Rundstrecken. feld, ist noch immer «furchterregend». Als Nahtlos auch der Übergang ins Motorsport- einzigen Luxus gönnt er sich zweimal Urlaub Management: Sportleiter des ADAC Hessen, pro Jahr, «im Winter auf den Kanaren und Rennleiter in Kassel-Calden, Hockenheim im Sommer in den Vereinigten Staaten von und bei Motorboot-Events sowie Fahrtleiter Amerika». Ansonsten ist VW-Pionier Wehner bei der Hessen-Rallye. «gesund, munter und guter Dinge».

Harter Gegner: Wehner 1966 Harter Gegner: Anwalt Wehner 2001

Dann halt ohne Frontscheibe: Wehner 1963 bei Lüttich–Sofia–Lüttich Weiss, Heiner (MSa 45/2001) Schneller Präsident 97 einer Weiss dürfte wirtschaftspolitisch schen auch BDI-Präsident und Aufsichtsrat Hgesehen der wohl ranghöchste deut- in diversen Grossunternehmen, in den sche Hobby-Rennfahrer gewesen sein, der Langstrecken-Pokal zum Ford-Team von sich hinters Lenkrad schneller GT- und , bevor er «schweren Herzens» Tourenwagen geklemmt und dabei auch wegen beruflicher Inanspruchnahme nach reichlich Erfolg eingefahren hat. der Saison 1995 den rennsportlichen Der Vorstands-Vorsitzende des Düssel- Schlussstrich zog. dorfer Maschinenbau-Konzern SMS AG (ca. Auf flotte Fortbewegung musste der 10 000 Mitarbeiter) startete seine Motor- Wirtschaftskapitän trotzdem nicht ver- sportlaufbahn im Jahr 1984 im fort- zichten – eine Citation-Düse und ein Bell- geschrittenen Alter von 42 Jahren mit Longranger-Helikopter sorgen täglich für einem Porsche 924 T. Damals war er be- neue Herausforderungen. Denn beide reits Vorsitzender des Wirtschaftsrats der Fluggeräte steuert der mit den wichtigsten CDU und Präsident im Arbeitskreis China Pilotenlizenzen ausgestattete Vielflieger des Asien-Pazifik-Wirtschaftsausschusses. auf seinen Europa-Reisen nach wie vor per- Zwei Jahre nach seinem Rennsport- sönlich. Überhaupt ist das Fliegen für ihn einstieg gelang Weiss mit zehn Siegen aus zu einem ebenso dauerhaften Hobby zwölf Läufen in einem privat eingesetzten geworden wie der Rennsport oder seine Mercedes 190E 2.3 16V der Gewinn der heissgeliebten Havanna-Zigarren, deren ONS-Rundstrecken-Trophäe. Der erste Rauchschwaden ihn seit dem 19. Lebens- Rundstrecken-Titel eines Mercedes-Pilo- jahr begleiten. ten in Deutschland seit Mitte der 60er- Privat lebt Heiner Weiss (59) mit seiner Jahre erfreute vor allem den damaligen zweiten Frau Susan und Sohn Georg (10) Mercedes-Chef Werner Niefer. Der nahm am Rande von Düsseldorf und verfolgt die den Erfolg zum Anlass, das 1987 noch grossen Rennsport-Ereignisse am TV. «Und halboffizielle Mercedes-DTM-Engagement als MSa-Leser bleibt man sowieso auf der zu forcieren und Weiss für ein drittes Auto Höhe des Geschehens.» Eines Tages, wenn im Team von Dr. Marko zu empfehlen. der Terminkalender es zulässt, möchte er Im Jahr darauf sass Weiss bei AMG sogar sich einen lang gehegten Wunsch erfüllen: in einem reinrassigen Werksauto. Danach «Die Mille Miglia in einem historischen wechselte der Industrie-Manager, inzwi- Sportwagen mitfahren.»

1987: DTM-Pilot Heiner Weiss 2001: Nur Fliegen ist schöner

Im Serien-Mercedes 190E zum Titelgewinn: Weiss ’86 in Mainz-Finthen