Hessischer Städteatlas

Lieferung I,4

Dieburg

Textheft

Herausgeberin: Ursula Braasch-Schwersmann

Bearbeiter: Holger Th. Gräf und Ulrich Ritzerfeld

Marburg 2005 Ansicht von Dieburg, Kupferstich von Barthélemy de la Roque, um 1751, aus: Max HERCHENRÖDER: Die Kunstdenkmäler des Landkreises Dieburg, 1940, nach S. 56 Siegel der Stadt Dieburg, 1314, Umschrift: + S(IGILLVM) VNIVERSITATIS OPIDE DE DIPPURG, Durchmesser: 56 mm (verkleinert), Hessisches Staatsarchiv , Dieburg 1314, A 1 Nr. 40/22

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Gedruckt aus Mitteln des Landes Hessen

ISBN 3-87707-646-7

© Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde, Marburg 2005

Druck: VDS Verlagsdruckerei Schmidt, Neustadt an der Aisch Inhalt I. Historischer Abriss 1. Das römische Dieburg I. Historischer Abriss 3 1. Das römische Dieburg 3 Die römische Siedlung Dieburg erstreckte sich über 2. Anfänge des Ortes bis ins 13. Jahrhundert 4 eine Fläche von mindestens 500 x 650 m (32,5 ha) 3. Das Spätmittelalter und die Frühneuzeit 7 und war damit mehr als dreimal so groß wie die mit- 4. Das 19. und 20. Jahrhundert 14 telalterliche Stadt1. Der Siedlungsraum lag etwa im 5. Jüdische Einwohner in Dieburg im Mittelalter und in der Neuzeit 18 Bereich zwischen Bahnhofstraße und Minnefeld im 6. Bevölkerungszahlen vom Mittelalter bis zum Norden, Ringstraße und Hinter der Schießmauer im 20. Jahrhundert 21 Osten und Süden sowie der Steinstraße im Westen. 7. Wirtschaft, Gewerbe und Beschäftigungs- Die römischen Funde und Befunde konzentrieren struktur in der Neuzeit 21 sich im Bereich Altenstadt östlich des mittelalterli- chen Stadtkerns. Dies lässt nur bedingt Rückschlüsse II. Siedlungstopographische Entwicklung auf die tatsächliche Bebauung zu und ist vielmehr vom Mittelalter bis zur Mitte des mit der Tatsache zu erklären, dass hier ab dem späten 19. Jahrhunderts (1846/58) 23 19. Jahrhundert zahlreiche Neubauten und Straßen 1. 8. bis 11. Jahrhundert 23 entstanden, während der mittelalterliche Stadtkern 2. 12./13. Jahrhundert 23 3. 1. Hälfte 14. Jahrhundert 25 weitgehend überbaut war und blieb. 4. 14. bis 16. Jahrhundert 25 Die römische Siedlung Dieburg entwickelte sich 5. 17. Jahrhundert 25 nicht, wie früher angenommen, aus einem Kastell, 6. Entwicklung bis 1846/58 26 sondern entstand mehr oder weniger als Zivilsied- lung um das Jahr 125 n. Chr. und diente vor allem III. Siedlungstopographische Entwicklung von der Mitte des 19. bis zum Ende des der Versorgung der östlich gelegenen Limes-Kastelle 20. Jahrhunderts 27 von Groß-Krotzenburg am Main bis Vielbrunn im 1. 1846/58 bis 1945 27 Odenwald2. Sechs römische Straßen trafen in Die- 2. 1945 bis 1992 27 burg zusammen und machten den Ort, neben Groß- Gerau und Ladenburg (Lopodunum), zum damals IV. Erläuterungen zum Kartenwerk, Aufbau wichtigsten Verkehrsknotenpunkt zwischen Rhein, der Karten und Hinweise zu ihren Quellen 29 Main und Neckar3. Anhand einer Reihe von In- 1. Katasterkarte 1846/58, 1:2.500 29 schriften kann geschlossen werden, dass Dieburg der 2. a) Umlandkarte 19. Jahrhundert (1832/50), Hauptort der Civitas Auderiensium war4. 1:25.000 30 b) Umlandkarte 20. Jahrhundert (1989), Neben zahlreichen Wohnbauten weisen vor allem 1:25.000 30 das 1926 an der Seestraße nördlich der Einmün- 3. Entwicklung des Ortes vom Mittelalter bis dung der Forsthausstraße ausgegrabene Mithräum5, 1846/58, 1:2.500 31 die mutmaßliche Marktbasilika nordöstlich der Wall- 4. Entwicklung der Stadt von 1846/58 bis 1992, fahrtskirche in der Theobaldstraße, der 1977/78 1:5.000 32 ergrabene Kultbezirk südöstlich der Kreuzung Groß- 5. Stadtkarte 1992, 1:5.000 32 6. Übersichtskarte Hessen, 1:750.000 Umstädter/Aschaffenburger Straße und die bereits Legende zur Katasterkarte, 1:2.500 32 in den 1930er Jahren entdeckten Insula-ähnlichen Gebäudereste in der Marienstraße beim Finanzamt V. Gebäudeverzeichnis 34 auf die Größe und Bedeutung der Siedlung hin6. Die in mehreren Schnitten nachgewiesene und 1972 VI. Literatur 42 in der südlichen Ringstraße auf 67 m Länge ergra- 1. Quellen 42 bene Siedlungsmauer entstand wahrscheinlich erst 2. Darstellungen 42 Anfang des 3. nachchristlichen Jahrhunderts „in der VII. Abbildungen 47

1 Zum folgenden, wenn nicht anders angegeben: SCHALL- MAYER, Dieburg S. 250-256; BOSS, Dieburg S. 32-48 mit Tafeln IX-XVI. 2 Vgl. die Karte bei BOSS, Dieburg S. 34. 3 KURT, Straßen und Verkehr S. 44-65. 4 SCHALLMAYER, Dieburg S. 250-252. 5 BEHN, Mithrasheiligtum. 6 Zuletzt: PORZENHEIM/SCHALLMAYER, Tempelbezirk.

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Vorahnung drohender Alamanneneinfälle“7. Im und Waffenbeigaben13. Die traditionelle Annahme Abstand von etwa 50 bis 300 m lagen vor dieser eines fränkischen Königshofes fand ihren Nieder- Siedlungsmauer an den römischen Ausfallstraßen schlag in der Karte der Grafschaft Hanau von Zoll- insgesamt sechs heute bekannte Gräberfelder8. Die mann und Homann, die 1728 in Nürnberg ge- Bestattungen setzten um 125 n. Chr. ein. druckt wurde. Darin wird Dieburg als Sitz des Königs Der Gesamtüberblick über das bisherige Fund- Chlodio bezeichnet. Das hierfür in Anspruch ge- material lässt eine Blütezeit der Siedlung um das Jahr nommene und bei Gregor von Tours belegte Dis- 200 n. Chr. vermuten. Die Alamanneneinfälle der pargum bezieht sich jedoch mit Sicherheit nicht auf 14 Jahre 259/260 und der Rückzug auf die Rheinlinie Dieburg . Indes lässt das erst 1976 in der Nähe des brachten dem römischen Dieburg das Ende9. Reihengräberfeldes Todtenmarkt entdeckte Einzel- grab eines vornehmen fränkischen Reiters aus dem ersten Drittel des 7. Jahrhunderts durchaus eine 2. Anfänge des Ortes bis ins 13. Jahrhundert gestiegene Bedeutung des Ortes vermuten15. Ob sich eine Kontinuitätslinie von diesem Reitergrab zu dem Für die annähernd neuneinhalb Jahrhunderte zwi- von der Forschung ab dem 9. Jahrhundert angenom- schen dem Abzug der römischen Truppen und der menen Königshof in der Altenstadt zur Verwaltung ersten gesicherten Nennung Dieburgs im Jahre 1207 der ziehen lässt, muss offen bleiben16. Die ist man für die Siedlungsgeschichte auf wenige ar- Forschungen zur Organisation und Verwaltung der chäologische Funde und Befunde sowie mehr oder königlichen Forste zwischen Main und Neckar in minder plausible Spekulationen angewiesen10. Ob karolingischer und ottonischer Zeit lassen es auf je- das römische Dieburg zerstört wurde oder über die den Fall plausibel erscheinen, neben Trebur und Jahrhunderte verfiel, ist unsicher. Es gibt keinen Frankfurt auch in Dieburg einen Königshof anzu- Brandhorizont, der eine gewaltsame Zerstörung ver- nehmen, von dem aus ein magister forestariorum mit muten lassen würde. Unsicher ist, wann die römische einer bestimmten Anzahl von forestarii die östlichen Bevölkerung letztlich die Siedlung verlassen hat, ob Bereiche der Dreieich verwaltete17. Teile ansässig blieben, ob die römischen Gebäude Eine Siedlungskontinuität auf dem Gebiet der von den germanischen Einwanderern zumindest teil- ehemaligen römischen Ortschaft seit der Spätantike weise genutzt wurden oder ob der Platz für eine erscheint durch die relative Bedeutung des Ortes in bestimmte Zeit völlig verlassen lag11. fränkisch-karolingischer Zeit möglich und kann Erste Spuren einer nachrömischen Besiedlung im anhand der Grabungsbefunde im Bereich der Wall- Stadtgebiet stammen aus dem 5. Jahrhundert. 1965 fahrtskirche weiter plausibel gemacht werden, auch wurde in der Kratzengasse das Fragment einer bron- wenn der Nachweis hierfür – anders als im benach- zenen Stangenkette, ein charakteristischer fränkischer barten Groß-Umstadt – noch aussteht18. Die 1930/ Frauenschmuck, gefunden12. Einen sicheren Hin- weis auf Bewohner im Frühmittelalter liefern die zahlreichen Grabfunde. Eindeutig merowingerzeit- lich sind das 1869 in der Nähe des Konvikts in der 13 DAHMLOS, Archäologische Funde S. 35 Nr. 3a-b; BOSS, Flur Todtenmarkt angeschnittene Gräberfeld und das Dieburg S. 46. Zuletzt MÖLLER, Katalog S. 49. 1904 bei Erweiterungsarbeiten am Bahnhofsgebäude 14 GREGOR VON TOURS, Bücher 1 S. 90; BECHERT, Ascbur- entdeckte Einzelgrab eines Kriegers mit Schmuck- gium und Dispargum S. 1-11. 15 GÖLDNER, Reiter S. 1013-1014 und DERS., Reiter von Dieburg S. 219-225. 16 BOSS, Dieburg S. 46; EBERSMANN, Königsburg S. 180-181, 198-207. 17 GOCKEL, Königshöfe S. 74-75, 81-85, mit dem wichtigen 7 SCHALLMAYER, Dieburg S. 252. Hinweis in Anm. 310 und 359 auf das Weistum von 1338, 8 Vgl. die Karte bei SCHALLMAYER, Dieburg S. 251. demzufolge dem hofe zu Dyeburg Vorrechte bei der Jagd in 9 BOSS, Dieburg S. 46; HOCH, Territorialgeschichte S. 10-11. der Dreieich eingeräumt wurden; in pointierter Form ver- 10 In zwei Urkunden des Jahres 1207 tritt eine Domina Judta mutete schon HOCH, Reichsgut S. 55-56, einen karolingi- bzw. Judda de Dieburch als Zeugin auf. Vgl. ROSSEL, UB schen Königshof in Dieburg. Eberbach Nrn. 57, 58; MEYER ZU ERMGASSEN, Oculus 18 Zur kontinuierlichen Besiedlung des Innenstadtbereiches Memorie 1 Nr. 58 S. 148 und Tafel 10. Erst im Jahr dar- von Groß-Umstadt s. GÖLDNER, Groß-Umstadt. Zum Fol- auf tritt zusammen mit Jutta ihr Bruder Heinrich von Die- genden BEHN, Wallfahrtskapelle S. 29-36. Ein aufschluss- burg in Erscheinung und vermacht mit ihr und seiner Frau reiches Vergleichsbeispiel bietet die auf eine alamannische dem Kloster Eberbach eine Trift bei Hagen; vgl. ROSSEL, Siedlung zurückgehende Altstadt von Villingen (heute Vil- UB Eberbach Nr. 63. Die ältere lokalgeschichtliche For- lingen-Schwenningen, Schwarzwald-Baar-Kreis), die rund schung nahm 1208 als Ersterwähnung an; etwa BOSS, Die- 200 m südöstlich des hochmittelalterlichen Stadtkernes lag burg S. 47. und nach deren Gründung aufgelassen worden ist. Ledig- 11 Vgl. allgemein GÖLDNER, Römern S. 139-157. lich die Kirche und der Friedhof der „alten“ Altstadt blie- 12 DAHMLOS, Archäologische Funde S. 36 Nr. 3g. ben erhalten. Vgl. JENISCH, Entstehung S. 31-35, 59.

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31 durchgeführten archäologischen Untersuchungen Hinweise für die beiden anderen Ansiedlungen. Sie ergaben als ältesten Horizont einen römischen Recht- verfügten lediglich über kleine Kapellen, die darüber eckbau südlich des Ostchores der Kirche, dessen hinaus erst sehr spät genannt werden: die Theobald- Verwendung allerdings nicht bekannt ist. Die Mauern kapelle im Monfeld23 1514, das Wolfganghäuschen des Gründungsbaues der Kirche setzen in diesem im Steinweg24 152825. Ihre typisch spätmittelalter- Bereich auf dem antiken Gebäude unmittelbar auf lichen Patrozinien deuten zudem auf ein nur wenig und fluchten gleichsinnig19. Etwa acht Meter südlich höheres Alter26. Lediglich die komplizierte Gerichts- des Sakralbaues stand ein mächtiger Steinturm von verfassung der Zent Dieburg, die diesen Orten in 7,30 m Seitenlänge mit gut 2 m dicken Mauern. Er bestimmten Bereichen eine relativ selbstständige lässt sich als Campanile vorstellen und hatte offen- Rechtsprechung einräumte, kann als Indiz für ein sichtlich keine direkte architektonische Verbindung höheres Alter gewertet werden27. zur Basilika. Auf seine Fundamente wurde im Jahre Mit dem Beginn des 13. Jahrhunderts setzt für 1232 die Marienkapelle als ursprüngliche Wallfahrts- Dieburg die schriftliche Überlieferung ein – für kapelle gesetzt. Die damalige Pfarrkirche erhielt einen offensichtlich wichtigen und möglicherweise einen romanischen Turm vor ihrer Westfassade. seit römischer Zeit kontinuierlich besiedelten Ort Größe und Ausdehnung der Siedlung um diese im Rhein-Main-Gebiet verhältnismäßig spät. Aller- Kirchenanlage sind unbekannt. Sie scheint aber dings bleiben Zeitpunkt und Umstände von Burg- kaum mehr Raum als die spätere vorstädtische Sied- bau, Anfängen der Siedlung und Stadterhebung eben- lung Altenstadt eingenommen zu haben. Ausgra- so unklar wie die frühe Herrschafts- und Besitzge- bungen in den Jahren 1997/98 ergaben Reste einer schichte28. Befestigung der Altenstadt und mittelalterliche Gru- Das älteste Lehnsbuch der Herren von Bolanden 20 benhäuser in der Südwestecke dieser Vorstadt . Ob nennt Dieburg als Gründung (fundatio) eines Do- die beiden anderen späteren Vorstädte Steinweg minus Heinricus bone memorie, das sich zum Zeit- und Monfeld/Minnefeld ebenfalls dörfliche Sied- punkt der Niederschrift im Besitz der Brüder Wer- lungen aus den Jahrhunderten vor der Stadtgrün- ner und Philipp befindet 29. Die Tatsache, dass es prak- dung waren, wird in der Forschung allgemein ange- tisch in jeder Generation der Herren von Bolanden nommen, ist allerdings nicht durch Quellen be- legt21. Während im Falle Altenstadts durch die römischen Überreste und den mindestens bis in das 11., wenn nicht 8. Jahrhundert zurückgehenden Kirchenbau – der Mutterkirche zahlreicher umlie- heim (Frankfurt/M.) im Westen. Altenstadt an der Nidder gender Dörfer wurde und bis 1569 eben auch Pfarr- liegt an der nordöstlichen Peripherie dieses Gebietes. Vgl. kirche des mittelalterlichen Dieburg blieb – das die kommentierte Edition bei SCHMIDT, Mittheilungen S. 607-613; KOCH, Wirtschafts- und Rechtsverhältnisse, hohe Alter auch ohne sicheren schriftlichen Nach- 21, 1940, S. 217 und 22, 1941, S. 3-4 und zuletzt ENGELS, weis vorausgesetzt werden darf 22, fehlen dergleichen Zinsregister S. 371-386, der (S. 383) eher für Altenstadt nördlich von Hanau plädiert. 23 1314 erstmals als villa MÛneveld erwähnt, MÜLLER, Orts- namenbuch S. 468. 24 1329 erstmals als Steynwege genannt, BOEHMER/LAU, UB 19 Die Datierung ist allerdings umstritten. Während der Aus- Frankfurt 2 Nr. 345 S. 257-258. gräber von einer Zeitstellung dieses Gründungsbaues in 25 KARST, Vorstädte S. 58-59. das 8. Jahrhundert oder noch früher ausgeht, setzte zuletzt 26 DEMANDT, Kirchenorganisation, Karte 2: Patrozinien. Eine W. Jacobsen den Bau aufgrund der Basenprofile der Säulen curia in Holzhusen wird zumindest in dem ältesten Bolan- und des Grundrisses erst in das 11. Jahrhundert. Vgl. dischen Lehnsbuch erwähnt. Vgl. SAUER, Lehnsbücher BEHN, Wallfahrtskapelle S. 34; JACOBSEN, Kirchenbauten S. 17. Ein Wechsel der Patrozinien kann natürlich nicht S. 478. Behn gelangt allerdings auch gerade durch den ausgeschlossen werden. Grundrissvergleich mit den Steinbacher und Lorscher Basi- 27 HOCH, Territorialgeschichte S. 27, 186-190; DERS., Dieburg liken zu seiner frühen Datierung. S. 28; SCHMIDT, Gerichtwesen S. 90-95; Holzhusen wird 20 Frdl. Mitteilung von Dr. Holger Göldner, Hessisches Lan- im Lehnsbuch der von Bolanden aus dem frühen 13. Jahr- desamt für Denkmalpflege, Außenstelle Darmstadt, vom hundert erwähnt; SAUER, Lehnsbücher S. 17. 21. Juli 1999. 28 Die von der älteren Forschung, etwa SCHENK, Genealogie 21 So zuletzt auch von STEINMETZ, Reichslandpolitik S. 106 S. 30, angenommene Ersterwähnung der Burg für das Jahr ohne Belege. 1169 kann ausgeschlossen werden. Das in einer Urkunde 22 Die Nennung Altunstat in einem aus der Zeit um 1000 des Heinrich von Lauda genannte castrum Dietebure ist auf stammenden Zinsregister der Abtei Seligenstadt kann nicht den Ort Dittwar bei Tauberbischofsheim zu beziehen. Vgl. mit Gewissheit auf Altenstadt bei Dieburg bezogen wer- KRIEGER, Topographisches Wörterbuch 1 Sp. 414; zuletzt den, sondern kann sich auch auf Altenstadt an der Nidder noch fälschlich auf Dieburg bezogen bei JÜRGENSMEIER, in der Wetterau beziehen. Die im Register genannten Orte Handbuch S. 131. streuen von Bad Nauheim, Neuses (südwestlich von Geln- 29 ECKHARDT, Lehnbuch S. 329-331; STEINMETZ, Reichs- hausen) im Norden und Osten sowie der Gegend um Mil- landpolitik S. 107-110 mit Abdruck und Übersetzung der tenberg im Süden und Arheiligen (Darmstadt) und Rödel- Quelle.

5 Hessischer Städteatlas – Dieburg namensgleiche Mitglieder gab, macht eine genauere die Gründung beschränkten sich allerdings nur auf Datierung mit Hilfe der Genealogie unmöglich. den Burgbezirk und die mittelalterliche Stadt. Während die ältere Forschung das Lehnsbuch in die Gleichzeitig hatten die Reichsvögte noch ihre curia Jahre 1194-1198 30 bzw. 1218-122031 datierte, hat in der Altenstadt (in veteri civitate, wie es in dem Albrecht Eckhardt anhand inhaltlicher und vor Bolandischen Lehnsbuch heißt) und übten von dort allem paläographischer Studien die Niederschrift in den Wildbann über den ausgedehnten königlichen das Jahrzehnt zwischen 1250 und 1260 verlegt. Da- Forst der Dreieich aus37. Auf die Altenstadt bezieht bei wurde aber auf ältere Vorlagen zurückgegriffen. sich wahrscheinlich auch die 1304 in einer Urkunde Im zweiten Teil des Lehnsbuches, der hier wichtigen auftretende Bezeichnung Altendypurg 38. Eine weitere so genannten Intitulatio in der Textgestalt einer selbst- besitzrechtlich abgesonderte curia mit eigener Vogtei ständigen Urkunde, stammten sie wohl aus dem bestand in Holzhusen39. 32 zweiten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts . Mehrere Indizien weisen daraufhin, dass man sich Letztlich unberührt von der Datierung der ersten Dieburg bereits zu Beginn des 13. Jahrhunderts Nennung von civitas et castrum33 bleibt die Frage zumindest im rechtlichen Sinne als Stadt vorzustellen nach dem eigentlichen Gründer und dem Zeitpunkt hat 40. Jeder der per annum et diem in der Stadt ge- der Gründung selbst unbeantwortet. Wer der Domi- lebt hatte, ohne dass ein auswärtiger Herr Rechte nus Heinricus war, ob ein lokaler Dieburger Dynast, geltend gemacht und jeder, der nach Dieburg ein- ein Neffe Gerlachs I. von Büdingen, ein Fuldaer geheiratet hatte, ist nur noch dem Stadtherrn von Abt (das Kloster Fulda hatte seit 1024 Grafschafts- Dieburg Gehorsam schuldig. Der Inhalt der Intitu- rechte im Bachgau inne) oder gar der Mainzer Erz- latio des Lehnsbuches charakterisiert den Ort sogar bischof, ist letztgültig kaum zu entscheiden34. als Münz- und Zollstätte41. Ob in Dieburg aber tat- Die wenigen für die Siedlungsgeschichte bedeut- sächlich Münzen geschlagen worden sind, konnte 42 samen Informationen aus der frühen schriftlichen bisher noch nicht nachgewiesen werden . An der Überlieferung lassen nur folgende Aussagen zu: Stadtbefestigung wurde in den ersten Jahrzehnten Wohl in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts des 13. Jahrhunderts offensichtlich noch gebaut werden die Burg und Stadt Dieburg gegründet 35. und die beiden Stadtherren schreiben die von dem Als Erbauer bzw. Gründer und frühe Stadtherren Dominus Heinricus erlassene Befreiung der Einwoh- kommen, neben kirchlichen Herrschaftsträgern, am ner von der Grundsteuer bis zur Vollendung der 43 ehesten Angehörige einer lokalen bzw. in der Region Arbeiten an der Stadtmauer fort . begüterten Adelsfamilie bzw. Reichsministerialen- Kurz nach der Jahrhundertmitte (1253) werden familie aus dem Umfeld der Isenburger, Münzen- 10 Schöffen (scabini) und ein centgrevo erwähnt44. berger und Crumbacher in Frage36. Der Besitz und Ebenfalls 10 namentlich genannte Schöffen und der Vogt urkunden 1295, während sich ihre Zahl bis 1316 auf sieben verringert, um aber 1334 wieder

30 SAUER, Lehnsbücher S. 50-53. 31 HOCH, Dieburg S. 31-32. 37 HOCH, Dieburg S. 29-30; BECHER, Herren von Büdingen 32 ECKHARDT, Lehnbuch S. 336, 341-342. Die detailreiche S. 81; KEMPE, Vorrecht S. 161-162. Schilderung der Rechtsverhältnisse der Dieburger Stadt- 38 SCRIBA, Regesten S. 67 Nr. 726. gründung stellt – trotz frühzeitiger Publikation der Quelle 39 SAUER, Lehnsbücher S. 17. in KEUTGEN, Urkunden Nr. 136 S. 137-138 – einen bis- 40 STEINMETZ, Reichslandpolitik S. 106, datiert die Stadtent- lang von der Stadtgeschichtsforschung kaum zur Kenntnis stehung auf „vor 1187“ bis „vor 1208“. Doch ist Skepsis genommenen Sonderfall dar. gegenüber diesem Beitrag geboten, da hierin einschlägige 33 SAUER, Lehnsbücher S. 16. Literatur (vor allem ECKHARDT, Lehnbuch) nicht berück- 34 Zu den verschiedenen Erklärungsangeboten vgl. SAUER, sichtigt wurde. Lehnsbücher S. 50-53; HOCH, Dieburg S. 27-34; BECHER, 41 SAUER, Lehnsbücher S. 17: Item monetum ... et theleneum Herren von Büdingen S. 99-101; ECKHARDT, Lehnbuch ad ipsos pertinet. S. 329. 42 SCHMIDT, Dieburg – eine Münzstadt? S. 76-77 ergeht sich 35 Diese Bauzeit findet ihre Bestätigung in dem ältesten über- in reinen Spekulationen. Laut dem für die hessische Münz- lieferten Mauerwerk der Burg, welches ein für das 11. und fundpflege zuständigen Numismatiker, Prof. Dr. Niklot 12. Jahrhundert charakteristisches Fischgrätmuster (opus Klüßendorf vom Hessischen Landesamt für geschichtliche spicatum) aufweist. Vgl. HOCH, Territorialgeschichte S. 85- Landeskunde, ist bis heute (Sommer 2005) keine bekannte 86; Korrespondenzblätter des Gesamtvereins der deutschen Prägung der vermuteten Münzstätte Dieburg zuzuordnen. Geschichts- und Altertumsvereine 29, 1881 Nr. 8 S. 65; Vgl. auch KÖNIG, Münzstätten S. 144. ZEUNE, Burgen S. 164; BORNHEIM GEN. SCHILLING, Rhei- 43 SAUER, Lehnsbücher S. 17; BOSS, Dieburg S. 47. An dem nische Höhenburgen 1 S. 219-220; PRÜSSING, Wasserburg für Abgaben ungewöhnlichen Termin zu St. Blasius (3. Febr.) (S. 12). wurde grundsätzlich von jedem Grundstück ein Zins von 36 So zuletzt anhand genealogischer, heraldischer und besitz- sechs Pfennigen fällig. geschichtlicher Überlegungen STEINMETZ, Reichslandpolitik 44 BOEHMER/LAU, UB Frankfurt 1 S. 85 Nr. 175; MÜLLER, S. 126-130. Ortsnamenbuch S. 121 nennt das Jahr 1254.

6 Hessischer Städteatlas – Dieburg auf 12 anzusteigen. Diese Zahl blieb dann weitge- Erben ihre Besitztitel nutzten, ist nicht bekannt. hend bis zum Ende des Ancien Regime konstant45. Immerhin konnten sie zumindest formal behauptet Im Laufe des 13. Jahrhunderts klären sich auch werden und die Mainzer Erzbischöfe kauften sie 52 die Herrschafts- und Besitzverhältnisse46. Aus der 1294 bzw. 1310 auf . Mit diesen Käufen wurde der Heiratsverbindung einer Wetterauer Dienstman- Mainzer Erzbischof alleiniger Stadtherr und Dieburg nenfamilie mit den im Reichsforst Dreieich tätigen verblieb bis zur Säkularisierung 1803 beim Kur- Ministerialen von Hagen hervorgegangen, war es staat, der durch seine Amtleute und Beamte in der 53 dem Geschlecht der Münzenberger durch quali- Stadt präsent war . fizierten Reichsdienst namentlich unter Cuno I. Die wichtigsten stadtherrlichen Amtsträger, aber (1151-1207/1210) gelungen, einen komplexen, auch einige der Schöffen, gehörten meist den stadt- adelsgleich ausgebauten Herrschaftsbereich zu be- ansässigen niederadligen Familien an. Bereits im gründen47. 1239 sind die Herren von Münzenberg 13. Jahrhundert sind eine ganze Reihe dieser Fami- erstmals im Besitz der Burg Dieburg mit ihrem lien zu greifen: die Auerhahn, Aumann, Brising, Zubehör belegt, wozu offensichtlich neben der Kis- Drunkel, Groschlag, Ulner und Weis54. telberger Mühle auch die spätere Wüstung Werla- Offensichtlich erlebte die Stadt bereits während 48 chen (beide Gemarkung Münster) zu rechnen ist . des 13. Jahrhunderts einen wirtschaftlichen Auf- Als das Geschlecht im Jahre 1255 im Mannesstamm schwung. Es fehlen zwar direkte Nachrichten über ausstarb, ging das Erbe zu fünf Teilen an die Grafen das Wirtschaftsleben in den frühen Jahrhunderten, von Isenburg und zu einem Teil an die Grafen von allerdings können die Anwesenheit der Franziskaner- 49 Hanau . Allerdings griff offensichtlich der mäch- minoriten ab 1256/5755 und vor allem das in der tigste Territorialfürst der Region, der Mainzer Erz- zweiten Jahrhunderthälfte gebaute Kloster, die früh- bischof, schneller zu und brachte sich, wahrschein- gotische Klosterkirche und nicht zuletzt die 1291 lich unter der Begründung, es handele sich bei Die- als Privatkapelle von dem Dieburger Vogt errichtete burg um erledigtes Reichsgut, in den praktischen Katharinenkapelle als Indizien für die relative Pros- Besitz der Stadt, wo Erzbischof Werner 1269 ur- perität der Stadt betrachtet werden56. kundete50. 1277 kam König Rudolf von Habsburg einer Bitte Werners (ad instantiam venerabilis Magun- tini archiepiscopi) nach und freite das oppidum Dip- 3. Das Spätmittelalter und die Frühneuzeit purch cum omnibus suis iuribus mit städtischen Rechten51. Inwieweit die Isenburger bzw. Braunecker Mit dem vollständigen Anfall Dieburgs an Kur- mainz im Jahre 1310 stieg die verkehrstechnische Bedeutung der Stadt für das Mainzer Territorium erheblich. Ab dem Episkopat Werners von Eppstein 45 KARST, Verfassung S. 49-50; MÜLLER, Ortsnamenbuch (1259-1284) diente Aschaffenburg als zweite Resi- S. 121 mit älteren Belegen. denz und Dieburg fungierte für den landesherrlichen 46 Zum folgenden HOCH, Dieburg S. 33; STEINMETZ, Reichs- landpolitik S. 111-113. 47 Zu den Anfängen dieser Reichsministerialenfamilie zuletzt KEUPP, Dienst S. 151-176 mit weiterer Literatur. 48 SCRIBA, Beiträge S. 230-233; SCHMIDT, Herren von Mün- 52 Der Verkauf der Isenburger war bereits 1288 beurkundet zenberg S. 61-62; KEUNECKE, Münzenberger S. 277-279, worden, kam offenbar aber nicht zur Ausführung. Vgl. mit den entsprechenden Belegstellen. Besitzansprüche an STIMMING, Entstehung S. 116-117; BOEHMER/WILL, Re- der Kistelberger Mühle hatten auch das Frankfurter Bar- gesta 2 S. 437 Nr. 105; SCRIBA, Regesten 1 S. 61 Nr. 661 tholomäusstift und die Deutschordenskomturei Sachsen- übersetzt die Kaufsumme mit 505 Mark kölnischer De- hausen; hierzu SCHROD, Geschichte S. 107-110. nare falsch; es waren laut GUDENUS, Codex diplomaticus 2 49 KEUNECKE, Münzenberger S. 84 Anm. 9 mit den Regesten- S. 281 nur Ducentis et quinquaginta also 250 Mark kölnischer nummern. Denare. 50 BOEHMER/WILL, Regesta 2 S. 376 Nr. 228, 1269 Juli 19; 53 CHRIST, Erzstift S. 131-134; HOCH, Dieburg S. 33; HOCH, Dieburg S. 33. Auf die Besitztitel der Herren von SCHMIDT, Herren von Münzenberg S. 62. Isenburg-Büdingen, Hanau und Brauneck sowie die kom- 54 BOEHMER/LAU, UB Frankfurt 1 S. 85 Nr. 175, Ulrich von plizierten und ungeklärten bzw. widersprüchlichen Ver- Minzenberg verleiht seinem Vogt Rudolf Grawesloc die wandtschaftsverhältnisse und Erbgänge in diesen Familien Kistelberger Mühle, 1253 Dez. 27; MÜLLER, Ortsnamen- kann hier nicht eingegangen werden; vgl. hierzu BECHER, buch S. 114-120. Zu den Streitigkeiten um die Besitzrechte Herren von Büdingen S. 96-100; DOMMERICH, Geschichte an der Mühle s. SCHROD, Geschichte S. 107-110. S. 20-32, 35-36, 52-53; SCHENK, Genealogie S. 26-31. 55 KARST, Franziskaner-Konventualen S. 179; BOEHMER/LAU, 51 BOEHMER/WILL, Regesta 2 S. 400 Nr. 431, 1277 Juli 5; UB Frankfurt 1 S. 103 Nr. 215. zu den Hintergründen der Freiung MARTIN, Städtepolitik 56 Die Baugeschichte der Kirche ist unklar. Die angebliche S. 116-136, besonders 128-129. In der Folge werden die Erbauung durch Templer oder Antoniter ist bereits aus be- Bürger als opidani (so im Jahre 1284 s. STEINER, Bachgau sitzgeschichtlichen Gründen unwahrscheinlich. Eine Er- S. 173 Nr. 69) bezeichnet, vereinzelt auch als cives (etwa bauung durch die Bürgergemeinde ist nicht nachzuweisen. 1294 s. STEINER, Bachgau S. 175 Nr. 76). Vgl. KARST, Franzikaner-Konventualen S. 181-187.

7 Hessischer Städteatlas – Dieburg

Hof als wichtiger Etappenort zwischen den beiden gern als Verkaufsstände dienten66. Wohl seit dem Residenzen57. Entsprechend dieser Rolle nahmen 13. Jahrhundert existierten mehrere feste, aus Stein die Erzbischöfe im 14. Jahrhundert mehrere Bau- gebaute Häuser oder Höfe des Niederadels bzw. der maßnahmen an der Burg vor58. In der Folge wurde Vögte in der Stadt67. Der Großteil der übrigen Häu- Dieburg zum Schauplatz wichtiger Treffen, so etwa ser bestand aber wohl aus der üblichen Fachwerk- 1377, als sich die vier rheinischen Kurfürsten zum bauweise. Einen Eindruck vom Selbstverständnis Abschluss eines Freundschaftspaktes einfanden59 und Selbstbewusstsein der zahlreichen stadtsässigen und 1456, als Erzbischof Diether und der Kurfürst Adelsfamilien vermitteln die Altäre des hl. Lauren- und Pfalzgraf bei Rhein in der Stadt einen Freund- tius, des hl. Wilhelm und des hl. Sebastian, die die schaftsvertrag abschlossen60. Unter Diether von Groschlage bzw. Ulner in der Pfarrkirche stifteten: Isenburg erreichte die landesherrliche Bautätigkeit war der erste der Schutzheilige der guten Verwalter auch ihren Höhepunkt, als er sich nach seiner und Bibliothekare, galt der zweite als Patron der Niederlage in der Mainzer Kurfehde zwischen 1463 Waffenschmiede sowie, seit den Dichtungen Wolf- und 1475 nach Dieburg zurückzog und an der Burg rams von Eschenbach, als Protagonist ritterlicher verschiedene bauliche Veränderungen vornehmen Religiosität und der dritte genoss die besondere Ver- ließ61. Im Zusammenhang mit der Kurfehde war die ehrung der Schützen und Soldaten68. In der Wahl Vorstadt Altenstadt allerdings 1463 verheert wor- dieser Patrone findet gewissermaßen neben dem den, ohne dass man den tatsächlichen Schaden traditionellen Waffendienst auch die neue Funktion genauer abschätzen könnte62. des niederen Adels in der landesherrlichen Verwal- Das 14. Jahrhundert lässt Dieburg bereits auch tung ihren Niederschlag, die sich im übrigen auch als Zentrum des regionalen Niederadels erscheinen. an den sechs adligen Dieburger Studenten aus den Insgesamt ein rundes Dutzend Familien tauchen in Familien der Groschlage und Ulner, die zwischen diesem Jahrhundert in den Burgmannenämtern, als 1400 und 1505 an der Heidelberger Universität im- 69 bedeutende Grundherren und in gehobenen landes- matrikuliert waren, ablesen lässt . herrlichen Ämtern auf, zuvorderst die Groschlage Neben dem ortsansässigen Adel entwickelte sich und die Ulner von Dieburg63. Diese Familien traten ein wohlhabendes und selbstbewusstes Bürgertum, öfters als Stifter zugunsten des Minoritenklosters, das noch vor dem Adel an die Universitäten drängte70 der Muttergotteskapelle und verschiedener Altäre in und vor allem öfters als Bauherr auftrat und das der Pfarrkirche oder des Deutschordenshauses in Erscheinungsbild der Stadt wesentlich mitbestimmte, Sachsenhausen auf 64. In einer dieser Stiftungsur- wie einige im Kern aus dem 14. und 15. Jahrhundert kunden wird 1304 Altendyburg erwähnt, also wohl stammende noch heute vorhandene Häuser bewei- die heutige „Altstadt“ vor den Toren der mittelalter- sen71. Besonders erwähnenswert ist das Haus Zucker- lichen Stadt, wodurch ex post die relative Zeitstellung straße 7. An der Mittelwand der ehemaligen ca. 5 m der beiden Siedlungen nochmals deutlich wird 65. hohen Halle dieses Hauses sind bei den ab 1989 Aus diesen Stiftungs- und Besitzwechselurkun- erfolgten Sanierungsarbeiten etwa vier Quadratmeter den lassen sich auch einige wenige Informationen erhaltene Freskenmalereien aus der Bauzeit des Hau- 72 über das Aussehen der Siedlung gewinnen. So gab ses (1358d) entdeckt worden . Nur etwa ein Fünf- es auf dem Markt Fleischschirnen, die den Metz-

66 SCRIBA, Regesten 2 Nr. 178, 1306 Dez. 6. 67 Wenzel Drunckilen und seine Ehefrau stiften eine Rente 57 KRAUSE, Kreisstädte S. 116. von ihrem Hof bei dem alden steinen huse; BAUR, Hessische 58 PRÜSSING, Wasserburg von Dieburg S. 97 weist darauf hin, Urkunden 1 Nr. 543, 1334 Dez. 2. Der Vogt bewohnte dass die dendrochronologischen Daten des Holzpfosten- 1291 ein steinernes Haus neben dem Minoritenkloster; fundamentes des 1992 ergrabenen Nordwestturms auf eine WAGNER, Stifte S. 380; SCHMIDT, Regesten Nr. 138. Entstehungszeit um 1340 schließen lassen; ein Datum, das 68 SALES-DOYÉ, Heilige 1 S. 672-673, 2 S. 296, S. 550-551. sich im übrigen mit der archivalischen Überlieferung deckt. Der Hochaltar in der Wallfahrtskirche aus der zweiten Hälfte 59 SCHMIDT, Regesten Nr. 107; ZIEHEN, Reichsgeschichte des 18. Jahrhunderts zeigt neben der spätmittelalterlichen S. 153. Pietà ebenfalls zwei ritterliche Heiligenfiguren, von denen 60 BECKER, Staatsvertrag S. 63. eine die Attribute des hl. Wilhelm von Maleval, des Grün- 61 PRÜSSING, Wasserburg (S. 5). ders der Wilhelmiten, trägt; SALES-DOYÉ, Heilige 2 62 KARST, Vorstädte S. 58. S. 545. 63 MÜLLER, Ortsnamenbuch S. 114-129; SCHMIDT, Ulner von 69 EBERSMANN, Dieburger Studenten S. 105. Dieburg; DÖRR, Dieburger Familiensilber S. 75-78. 70 EBERSMANN, Dieburger Studenten S. 105 nennt für die 64 Vgl. SCHMIDT, Regesten S. 259-272; JOST, Orden S. 30-33, Zeit zwischen 1387 und 1519 25 Dieburger Studenten in 305. der Heidelberger Matrikel. 65 SCRIBA, Regesten 1 Nr. 726; GUDENUS, Codex diplomaticus 71 CRAMER, Spätmittelalterliches Fachwerk. 2 S. 378, 1304 März 12. 72 CRAMER, Spätmittelalterliches Fachwerk S. 161-164.

8 Hessischer Städteatlas – Dieburg tel des Rauminhaltes des ursprünglichen Baues ist ihren Einfluss zu bringen und wollten ihre dörf- überliefert und es dürfte sich wahrscheinlich um das lichen Hintersassen als Pfründner berücksichtigt damals größte Haus am Marktplatz gehandelt haben. wissen. Eine kurfürstliche Untersuchungskommis- Da vergleichbare Bilderzyklen bisher nur aus öffent- sion, die der damalige Dieburger Amtskeller 1663 lichen Gebäuden oder Steinhäusern wohlhabender leitete, stellte aber die rein bürgerliche, noch nicht Kaufleute und Patrizier in anderen Städten bekannt einmal städtische oder gar adlige Gründung des Hos- geworden sind, liegt die Vermutung nahe, dass es pitals heraus. Ebenfalls im 14. Jahrhundert, im Jahre sich hier um ein ehemaliges Rathaus handelte oder 1340, entstand in der Nordostecke des Franziskaner- aber um den Wohn- bzw. Amtssitz eines wohlhaben- klosterbezirks ein kleines Beginenhaus79. 73 den Bürgers oder stadtherrlichen Beamten . Hier- Einen erheblichen Aufschwung erlebte das kirch- für spricht, soweit nachvollziehbar, das Bildprogramm lich-religiöse Leben durch die im späten Mittelalter der Fresken. Bei den Hauptfiguren handelt es sich einsetzende Marienwallfahrt. Ursprung und Anlass um die hll. Christophorus und Katharina. Während für diese Wallfahrt sind unbekannt. An der ab 1232 ersterer als Schutzheiliger unter anderem gegen die bestehenden kleinen capelli B.M.V. in Cemetrio eclesie Pest für die Mitte des 14. Jahrhunderts nicht weiter parocchialis in Diepurg wurde bereits 1332 ein be- überrascht, kann die Darstellung der hl. Katharina sonderer Altarist am dortigen Marienaltar einge- vielleicht auf eine vornehme Dieburger Händler- stellt80. Möglicherweise ist auch die ab 1336 in zeit- und Amtsträgerfamilie verweisen. Diese Heilige licher wie räumlicher Nähe vollzogene Einrichtung genoss nämlich als Patronin der Notare und gleich- des Hospitals in Verbindung mit einem zunehmen- zeitig auch der Tuchhändler besondere Verehrung den Pilgerverkehr zu sehen. Besonders gegen Ende und bereits 1291 hatte der Dieburger Vogt Rudolf des 15. Jahrhunderts lebten allerorten die Marien- Beckenhaube eine der hl. Katharina geweihte wallfahrten im Zusammenhang mit der vorreforma- 74 Kapelle gestiftet . torischen Glaubenskrise auf, so auch in Dieburg81. An den zahlreichen, durch bürgerliche Stiftun- Im Jahre 1498 deponierte der Mainzer Weihbischof gen gut ausgestatteten Altären, besonders in der Erhard Reliquien von den Kleidern der Gottesmutter Pfarrkirche, wirkte eine Vielzahl von Altaristen und im Sockel des Vesperbildes der allerseligsten Jungfrau Vikare, so dass sich ständig eine größere Zahl von zu Dieburg82. Klerikern in Dieburg aufhielt und ein Halbstift bil- 1498 gewährte der Weihbischof außerdem einen 75 dete . Neben einigen Bruderschaften, die an der Bar- Ablass von 40 Tagen für alle, die in der Dieburger 76 füßerkirche entstanden , kann das vor 1336 gegrün- Marienkapelle an den Marienfesttagen die Sakra- dete Spital als wichtige Errungenschaft der Dieburger mente empfingen83. Spätestens ab dem 16. Jahr- 77 Bürger gelten . Es wurde zwischen der Altenstädter hundert wurde Dieburg zu einer wichtigen Etappe Pforte und der Wallfahrtskirche an der Hauptdurch- auf dem Wallfahrtsweg von Mainz und dem Mittel- gangsstraße von Mainz und Darmstadt nach Aschaf- rheingebiet nach Walldürn84. Östlich der Altstadt, fenburg errichtet. Der im Jahre 1336 in Avignon im Kreuzungsbereich der Groß-Umstädter und erworbene Ablassbrief des Papstes regte eine lebhafte Aschaffenburger Straße, entstand in diesem Jahr- Stiftungstätigkeit zugunsten des Hospitals an, das hundert am Sammel- und Abmarschpunkt der Wall- bis 1663 mehr als 30 bedeutende Schenkungen er- fahrer, den so genannten Blutäckern, die St. Jost- hielt 78. Die bürgerliche Verfügung über das Hospi- tal und sein Vermögen blieb freilich nicht unange- fochten und insbesondere die Groschlage und Ulner versuchten im 16. Jahrhundert und wiederholt nach dem Dreißigjährigen Krieg, diese Einrichtung unter 79 KARST, Beginen S. 215-218. 80 STEINER, Bachgau S. 166 Nr. 40b; SCRIBA, Regesten 1 Nr. 940; HINKEL, Geschichte S. 277. 81 Vgl. DAXELMÜLLER, Maria Sp. 252-255; BRÜCKNER, Ver- ehrung S. 47-53. 73 Bisher ist nur das Renaissance-Rathaus auf dem Marktplatz 82 FALK, Heiliges Mainz S. 79 und BEISSEL, Verehrung Teil 2 bekannt, das um 1600 erbaut und 1830 abgerissen worden S. 33 geben 1491 als Datum an, Beissel spricht von einem ist; vgl. die Abbildungen unten S. 47. nicht namentlich benannten Kölner Weihbischof. Tatsäch- 74 WIMMER, Handbuch S. 304; KARST, Franziskaner-Kon- lich handelt es sich um den Zisterzienser Erhard von Red- ventualen S. 206. witz, der zwischen 1493 und 1502 als Weihbischof nach- 75 WAGNER, Stifte S. 378-383, mit detaillierter Auflistung der gewiesen werden kann; zuletzt MURMANN, Juxta S. 17 Altäre und ihrer Stifter. Anm. 1; Transkription der im Pfarrarchiv St. Peter und 76 1476/77 und 1503 erwähnt, SCHMIDT, Regesten Nrn. 181, Paul in Dieburg befindlichen Originalurkunde bei SETZER, 209; KARST, Franziskaner-Konventualen S. 197. Entwicklung S. 108. 77 Zum folgenden KARST, Heilig-Geist-Hospital S. 267-268. 83 HINKEL, Geschichte S. 277; FALK, Heiliges Mainz S. 79. 78 KARST, Franziskaner-Konventualen S. 191-192 und DERS., 84 Vgl. BRÜCKNER, Verehrung S. 52, 212 sowie Karte 9 auf Heilig-Geist-Hospital S. 267-268. S. 350.

9 Hessischer Städteatlas – Dieburg kapelle oder das Heiligbluthäuschen85. Nicht zufällig werden kann, zeigt das Auftauchen zweier Dieburger wird dann auch das Privileg Kaiser Maximilians I. Kaufleute in der Überlieferung des rund 25 km nord- von 1495 den 14-tägigen Jahrmarkt in Dieburg auf westlich gelegenen Frankfurt92. Sonntag nach unser L.F. Purificationis [2. Feb.] acht Ein Indikator für den relativen Wohlstand und 86 vor und 8. Tage darnach gelegt haben . die Finanzkraft in der Stadt liefern die Rechnungen Über die wirtschaftlichen Verhältnisse in Die- des Archidiakonats Aschaffenburg und seiner Land- burg während des Spätmittelalters ist wenig bekannt. kapitel. Insgesamt scheint sich Dieburg neben Aschaf- Die 1306 erwähnten Fleischbänke (siehe oben) auf fenburg zum zweitbedeutendsten Ort im Landkapitel dem Markt deuten lediglich auf eine lokale Markt- Montat entwickelt zu haben und war mit gutdotier- funktion hin, die Dieburg wohl spätestens seit der ten Pfarr- und Altarpfründen ausgestattet. Bereits Stadtrechtsverleihung innehatte. Zu diesem Zeit- die Taxrechnungen der Pfarreien von 1401 weisen punkt verfügte Dieburg auch schon über ein eigenes für den Dieburger Priester und Vikar einen Betrag Getreidemaß87. Auf überregionale Bedeutung lassen von zusammen gut 21 lb aus, deutlich mehr als für hingegen die mehrtägigen Jahrmärkte schließen. Die die beiden Aschaffenburger Pfründeninhaber, die erste Privilegierung erfolgte 1339 durch Ludwig nur mit knapp 16 lb rechnen konnten93. Ein gutes den Bayern für den zweiwöchigen Michaelismarkt, Jahrhundert später, im Jahre 1510, warfen die Die- wichtig waren natürlich auch der gerade erwähnte, burger Pfarr- und das Dutzend Altarpfründen mit 1495 eingerichtete Jahrmarkt zu Mariae Lichtmess gut 43 lb rund ein Drittel mehr ab als die Aschaf- und der mit der gleichen Urkunde privilegierte fenburger Kirchen und elf Altäre, die nur 30 lb und Jahrmarkt am Jahresfest der Kirchenpatrone Peter 12 ß einbrachten94. Nach einem Zinsregister aus und Paul im Juni88. Diese Märkte genossen immer- dem Jahre 1391 leistete Dieburg 14,9% der Land- hin solches Ansehen und Zuspruch, „daß der be- steuersumme der oberstiftischen Städte und lag damit nachbarte Markt Darmstadts lange Zeit kaum dage- an dritter Stelle nach Aschaffenburg (22,4%) und gen aufkommen konnte“89. In einer Urkunde aus Miltenberg (29,7%). Bis 1505 fiel die Stadt mit dem Jahre 1609 wird ein vierter, am Osterdienstag 16% der Steuersumme an die vierte Stelle zurück, gehaltener Jahrmarkt erwähnt. Abgesehen von dem allerdings war der Abstand zu Miltenberg (19,3%) Lichtmessmarkt wurden alle Jahrmärkte mit dieser und Aschaffenburg (17,3%) erheblich geschrumpft.95 90 Urkunde terminlich verlegt . Ab dem 16. Jahrhun- Deutlicher als die wirtschaftliche Einbindung dert und besonders während des 17. Jahrhunderts, der Stadt in regionale bzw. territoriale Zusammen- im Zusammenhang mit dem Dreißigjährigen Krieg, hänge lässt sich ihre Rolle im politischen Kräftespiel ist allerdings ein erheblicher Rückgang des Markt- im Bereich zwischen Rhein, Main und Neckar 91 geschehens zu beobachten . Dass Dieburg während nachvollziehen. Nachdem die so genannten Neun des späten Mittelalters aber zumindest in Ansätzen Städte des Mainzer Oberstiftes – neben Dieburg in regionalen Wirtschaftszusammenhängen gesehen waren dies Aschaffenburg, Miltenberg, Seligenstadt, Amorbach, Buchen, Walldürn, Külsheim und Tau- berbischofsheim – bereits ab der Mitte des 14. Jahr- hunderts gewisse steuerliche Vorrechte vom Erz- 85 BRÜCKNER, Verehrung S. 214 mit Anm. 1027. MEYER, bischof bzw. dem Domkapitel hatten erlangen Flur- und Straßennamen S. 86, kann den 1523 erstmals vorkommenden Namen Blutäcker noch nicht deuten. Das können, konnten sie ab den 1370er Jahren in Steuer- Patrozinium St. Jost weist auf den Zusammenhang zwi- bewilligungsfragen als Korporation auftreten und schen den im Spätmittelalter aufkommenden großen Blut- erreichten schließlich im Gefolge der Mainzer Kur- und Kreuzprozessionen und den traditionellen Bitt- oder fehde nach 1463 den Höhepunkt ihrer autonomen Wetterprozessionen hin, die in der Kreuzwoche an vielen 96 Orten gehalten wurde, war Jost doch der Patron für eine Machtstellung . Bei Sedisvakanzen und auf den gute Ernte und gegen Gewitter. Vgl. BRÜCKNER, Vereh- Landtagen traten sie jetzt neben dem Domkapitel, rung S. 34-36; zu St. Jost vgl. SALES-DOYÉ, Heilige 1 S. dem landsässigen Adel und den Rheingauer Ämtern 564. als quasi-landständische Korporation auf und fun- 86 SCRIBA, Regesten 1 Nr. 2027. 87 Bereits im Jahre 1288 belegt STEINER, Bachgau S. 174 Nr. 73 (Diepurgensis mensure). 88 SCRIBA, Regesten 4 Nr. 339; SCHMIDT, Jahrmärkte S. 41. 89 KRAUSE, Kreisstädte S. 117. 92 Der Gadenmann Heinzchen Hertrad wird zwischen 1357 90 SCHMIDT, Von den Jahrmärkten S. 96. Anlass und Ursache und 1390, der Leintuchhändler Peter May zwischen 1510 für diese Verlegung sind unbekannt. Die Originalurkunde und 1554 erwähnt. Vgl. DIETZ, Handelsgeschichte S. 170, fehlt und wurde nach einer Abschrift im Nachlass des ehe- 240. maligen Dekans Ebersmann ediert. 93 AMRHEIN, Beiträge S. 86. 91 KARST, Kurmainzer Amtsstadt S. 110; SCHMIDT, Bericht 94 Vgl. die Einzelausstellung bei AMRHEIN, Beiträge S. 91-93. S. 371-372: von den ehemals 30 fl., die an Marktgeld ein- 95 HÖBELHEINRICH, Neun Städte S. 25-26. 96 gingen, blieben nach dem Krieg nur 1 1/2 fl. Vgl. hierzu HÖBELHEINRICH, Neun Städte S. 8-14.

10 Hessischer Städteatlas – Dieburg gierten als Garantiemacht des Vertrages zwischen Eingliederung in das Erzstift Mainz ist ferner fest- dem unterlegenen Erzbischof Diether von Isenburg zuhalten, dass Dieburg seit der zweiten Hälfte des und seinem Nachfolger Adolf von Nassau. Der Ver- 14. Jahrhunderts ein eigenes Amt bildete, welches trag räumte ihnen ausdrücklich das Widerstands- wiederholt Gegenstand von Verpfändungen bzw. und Steuerverweigerungsrecht im Falle einer Vertrags- Verkäufen war103. Der Sprengel umfasste zunächst beugung durch einen Erzbischof ein97. neben der Stadt Dieburg die Orte Münster, Urbe- Diese politischen Freiräume dürfen indes nicht rach, Dudenhofen, Klein-Zimmern sowie Nieder- darüber hinwegtäuschen, dass Dieburg bereits in und Ober-Roden. Seit 1706 bestand er neben der den Jahrhunderten im Übergang vom Mittelalter Amtsstadt lediglich aus den Orten Klein-Zimmern, zur Neuzeit immer stärker an die territoriale Zen- Nieder- und Ober-Roden. trale in Mainz gebunden wurde. Am augenschein- Das entscheidende Ereignis für die Stadtent- lichsten tritt dies im Bereich der Kirchenorgani- wicklung im 15. und 16. Jahrhundert war aber der sation hervor. Die 1284 erstmals belegte Pfarrei Die- Bauernkrieg. Zusammen mit den anderen Neun burg gehörte mit ihren Filialen zum Landkapitel Städten versuchte auch Dieburg, zwischen den auf- Montat und unterstand dem Propst des Archidia- ständischen Bauern und der Landesherrschaft zu konats St. Peter und Alexander in Aschaffenburg98. lavieren104. Tatsächlich erwiesen sich die Städte zu- Bereits 1360 hatte der Erzbischof als ursprünglicher nächst als Garanten der Ruhe in den oberstiftischen Patronatsherr die Pfarrkirche zu Dieburg mit allen Ämtern. Im April 1525 trat dann zwar die christliche Einkünften dem Domkapitel übergeben99. Durch versammlung der neun stet 105 auf die Seite der Bau- eine päpstliche Urkunde erwarb das Mainzer Maria- ern, tatsächlich waren indes lediglich Tauberbischofs- gredenstift schließlich 1474 das Patronat über die heim und Külsheim aktiv beteiligt, während sich Dieburger Stadtkirche und entschied neben dem die anderen Städte weiter abwartend verhielten und Erzbischof zukünftig über die Einsetzung der Pfar- Dieburg sich – dank seiner vom Kriegsgeschehen rer und die meisten der zahlreichen Altaristen100. im Taubertal etwas abgelegenen Stellung – weitge- 1485 wurde schließlich auch die Katharinenkapelle, hend isolieren konnte und den Bauern auch keine knapp zwei Jahrhunderte zuvor vom Dieburger Vogt Unterstützung bei der Belagerung der Würzburger Beckenhube in seinem Steinernen Haus eingerich- Marienfeste im Mai 1525 gewährte106. Dennoch tet, ebenfalls dem Mainzer Mariagredenstift einver- blieb die Stadt nicht von Unruhen verschont. Zu- leibt101. nächst setzten die Zünfte im Mai 1525 eine ver- Die starke Bindung an den Stadt- und Territorial- traglich geregelte Beteiligung am Stadtregiment herrn ist auch im Dieburger Stadtsiegel erkennbar, durch und eine Schar von Stadtbewohnern, meist das mit dem hl. Martin zu Pferd den Schutzpatron wohl Handwerksgesellen, stürmte das Schloss und 107 des Territoriums zeigt und individuelle Züge der plünderte die kurfürstlichen Vorratskeller . Nach Stadt vermissen lässt102. Hinsichtlich der territorialen dem Zusammenbruch des Aufstandes im Juni 1525 versuchte dann der Rat, sich durch ein strenges Strafgericht neu zu legitimieren, einmal um sich

97 HÖBELHEINRICH, Neun Städte S. 32-35, 35-50 zum Steu- gegenüber dem Landesherrn in das rechte Licht zu erbewilligungsrecht der Neun Städte. rücken, zum anderen aber auch um zukünftigem 98 STEINER, Bachgau S. 173 Nr. 69. In dieser Urkunde wird Aufruhr durch die unzufriedenen Handwerker vor- mit Eberhard von Heusenstamm erstmals ein Pastor zubeugen. Hier zeigte sich, in welchem Maße die genannt. Der bei DEMANDT, Kirchenorganisation S. 100- 101 Nr. 36; HINKEL, Geschichte S. 271 und MÜLLER, innerstädtischen Spannungen zwischen der Rats- Ortsnamenbuch S. 123 angeführte Beleg zu 1222 bezieht oligarchie und der Bürgerschaft zugenommen hat- sich hingegen auf Dittwar bei Tauberbischofsheim. KRIE- ten. Anders als in den meisten Städten des Ober- GER, Topographisches Wörterbuch 1 Sp. 414. stiftes kam es in Dieburg allerdings zu keinen Hin- 99 GUDENUS, Codex diplomaticus 3 S. 443-445 Nr. 300. 100 HINKEL, Geschichte S. 272-276; WÜRDTWEIN, Dioecesis richtungen und die zehn Hauptangeklagten konnten S. 555-562. sich durch eine rasche Flucht ins nahe gelegene 101 SCHMIDT, Regesten Nr. 189. Frankfurt retten108. Dennoch nutzte der Erzbischof 102 Hinweise auf ein Dieburger Stadtsiegel finden sich seit 1293. Dabei handelte es sich zunächst um ein Amtssiegel des erzbischöflichen Vogtes Rudolf Beckenhube, das aus- drücklich als Stadtsiegel gebraucht wurde. Das eigentliche Stadtsiegel mit dem hl. Martin hingegen begegnet ab 1314, 103 Zur territorialen Entwicklung CHRIST, Erzstift S. 131-134. Hessisches Staatsarchiv Darmstadt (HStAD), Dieburg 1314, 104 Zum folgenden HÖBELHEINRICH, Neun Städte S. 57-59. A 1 Nr. 40/22; vgl. den Abdruck auf dem Mappendeckel. 105 Zit. nach HÖBELHEINRICH, Neun Städte S. 66. Es siegeln hier Advocatus et scabini Dypburgenses mit dem 106 HÖBELHEINRICH, Neun Städte S. 53, 78, 121. Siegel opidi Dypburg. Zum Dieburger Stadtsiegel ausführ- 107 KARST, Verfassung S. 54-56; SCHMIDT, Ordnung S. 75-77. lich ECKHARDT, Stadtsiegel S. 407-434, besonders S. 419- 108 HÖBELHEINRICH, Neun Städte S. 133, 186 Anm. 35; 421 (Beschreibung). KARST, Verfassung S. 56.

11 Hessischer Städteatlas – Dieburg seine durch den Sieg über die Bauernheere erlangte die Stadt im Zuge der erzbischöflichen Strafaktio- Machtposition zu einer gründlichen Revision der nen nach dem Bauernkrieg zwar ihre politische Stellung der Städte im Mainzer Territorium. Für die Autonomie weitgehend verloren, war aber nicht zu oberstiftischen Städte ergingen in den Jahren 1527 „einem bloßen Sitz der erzbischöflichen Verwaltung“ und 1528 neue Stadtordnungen, die im Kern alle herabgesunken und zur verschlafenen Mainzer die gleichen Bestimmungen enthielten109. Der Städte- Amtsstadt geworden, die sie bis in das 19. Jahrhun- bund wurde aufgelöst und verlor seine landstän- dert bleiben sollte113. Vielmehr waren durchaus dische Qualität, an die Stelle der Bürgermeister und noch die ökonomische Kraft und das nötige Selbst- der Räte traten jetzt dem Erzbischof rechenschafts- bewusstsein für repräsentative Bauten vorhanden. pflichtige Baurentmeister und zwölf, zwar von der Dies änderte sich erst in der ersten Hälfte des 17. Bürgerschaft gewählte, aber vom Erzbischof bzw. Jahrhunderts als Dieburg, wie die meisten anderen seinen Beamten zu bestätigende Bürger, die jeder- Städte in Hessen und im Reich, von Kriegs- und zeit ein- und absetzbar waren. Selbst die Zunftmeis- Seuchenzügen heimgesucht wurde. Gleichgültig ob ter wurden nicht mehr von den Zunftmitgliedern man von der hohen Bevölkerungsschätzung von gewählt, sondern von den Beamten bzw. dem Zwöl- 2.600 oder der niedrigeren von gut 1.800 zu Beginn ferrat verordnet und waren diesen zur Rechnungs- des Krieges ausgeht, die Verluste binnen der dreißig legung verpflichtet. Jahre währenden Auseinandersetzungen waren Inwieweit protestantisches Gedankengut in der enorm und 1648 lebten nur noch rund 500 Ein- 114 Stadt verbreitet war und vor allem bei den geschil- wohner in Dieburg . Dabei kam es zu keinem derten Unruhen der 1520er Jahre eine Rolle spielte, kontinuierlichen Rückgang über die gesamte Kriegs- kann nicht mehr nachgewiesen werden, ist aber wahr- dauer. Vielmehr lagen die Haupteinbußen wohl in scheinlich110. Eine protestantische Bewegung lässt den ersten Kriegsjahren und dann in den 1630er 115 sich erst für die 1550er Jahre greifen und setzte sich Jahren . 1620-22 forderten Truppendurchzüge der aus einigen Ratsfamilien und ansässigen Adelsfami- Spanier, Pfälzer und Bayern erhebliche finanzielle lien zusammen111. In den 1560er Jahren schlief im- Aufwendungen und die noch von der Pestepidemie merhin die Marienwallfahrt völlig ein und der Fran- der Jahre 1606-13 geschwächte Bevölkerung erlitt ziskanerkonvent starb buchstäblich aus. 1582-1584 weitere Einbußen durch die in diesen Jahren erneut ging der protestantische Rat sogar als Sieger aus aufflammende Seuche. 1622 zündeten Mansfelder einem vor dem Erzbischof ausgetragenem Streit mit Truppen die Vorstadt Altenstadt an, während sich dem gegenreformatorisch gesonnenen Pfarrer her- Dieburg selbst bis zum Entsatz durch Tillys Trup- vor. Jedoch konnte aber nicht verhindert werden, pen verteidigen konnte. Eine in dem Wetterhahn dass der calvinistische Faut (Vogt) auf Betreiben des der Wallfahrtskapelle deponierte Urkunde von 1626 Mariagredenstiftes entlassen und durch einen Katho- berichtet, dass die Kirche fast gantzlich zerfallen und 116 liken ersetzt werden musste. Die Lage der Stadt Die- ruiniert war . Bis 1631 blieb die Stadt dann von burg als Enklave zwischen hanauischen, kurpfäl- direkten Kriegseinwirkungen weitgehend verschont. zischen und hessischen Besitzungen kam dem Die allgemeine Erregung und Verunsicherung ent- protestantischen Teil der Einwohnerschaft entgegen luden sich in den Jahren 1627/28 allerdings in einer und sicherte dessen Überleben bis zum Anfang des Hexenjagd. Es kam zunächst zu zahlreichen Aus- 17. Jahrhunderts. schreitungen der Bevölkerung gegen mutmaßliche Hexen und Hexenmeister bis schließlich der Lan- Wie zahlreiche Neubauten des 16. und des frühen desherr juristische Schritte einleitete, die einen Kreis- 17. Jahrhunderts zeigen, – etwa das mächtige um 1600 entstandene Rathaus auf dem Marktplatz, das Badhaus oder das Haus Rheingaustraße 5112 – hatte

als altes und verfallenes Gebäude ohne Merkwürdigkeit; STEI- NER, Bachgau S. 142-143; vgl. auch LANGHANS-KAISER, 109 Zum folgenden HÖBELHEINRICH, Neun Städte S. 136-138. Schloßgarten S. 10 (Planskizze Dieburg um 1600); ENDERS, 110 Die Stadtordnung vom 11. Febr. 1527 spricht ausdrück- Kulturdenkmäler S. 135, 146; SCHOLZ, Inschriften S. 126 lich von einer Verirrung des gemeinen Volkes durch Lute- Nr. 2 und die Abbildung unten S. 47. rische[r] unnd andere[r] leichtfertige[r] ungelerte[r] priester 113 HÖBELHEINRICH, Neun Städte S. 137. verfurliche lere. HStAD, Weistümer Nr. 21; abgedruckt in: 114 Vgl. die Bevölkerungszahlen in Kap. I.6. weiter unten. Blätter zur Geschichte der Stadt Dieburg, Reihe 1, 50-52, 115 Zum folgenden KARST, Amtsstadt S. 108-114 und VEIT, 1972, S. 393-396, 402-408, 410-413 hier zitiert nach Dieburg S. 63-65. Die Sterberegister für Dieburg beginnen LOHMANN, Weistümer Nr. 35 S. 127-140, S. 136 § 35. erst mit 1663. Daher sind genauere Angaben zu den Pest- 111 Zum folgenden HINKEL, Konfessionsstreit S. 97-99, 106; opfern in Dieburg nicht möglich, und es wird von den all- DIEHL, Lutheraner S. 118. gemein bekannten Seuchenzügen auf die Stadt zurückge- 112 SCHMIDT, Zugehörigkeit S. 131-132; HERCHENRÖDER, schlossen. Kunstdenkmäler S. 84. Das alte Rathaus stand noch 1829 116 EBERSMANN, Wiederherstellung S. 308-309.

12 Hessischer Städteatlas – Dieburg lauf von Verhör, Folter und Denunziation in Gang Auch die Verteidigungsanlagen scheinen sich in de- setzten, dem schließlich 36, nach anderen Angaben solatem Zustand befunden zu haben und die Was- sogar 85 Personen aus Dieburg und direkten Nach- sergräben waren weitgehend verlandet oder mit Schilf barorten zum Opfer fielen117. zugewachsen. Langfristig war auch der Handels- Im Herbst 1631 kehrte dann auch wieder der verkehr gestört, der Zolleinnahmen von den Kauf- Krieg in die Dieburger Gegend zurück. Die Stadt mannswagen auf ihrem Weg von Sachsen über wurde von den Schweden erobert und dem Pfalz- Aschaffenburg und Dieburg in das Oberrheingebiet 123 grafen bei Rhein unterstellt, der ab März 1632 auch abgeworfen hatte . „Aus dem blühenden Gemein- im Dieburger Schloss zwei Jahre lang residierte und dewesen war ein armseliges, halbverfallenes kleines die Kommune mit allen möglichen Kontributionen Landstädtchen geworden, seine Bevölkerung auf und Zahlungen belastete118. Im Zusammenhang mit einen Bruchteil dezimiert und die Schuldenlast ins 124 den Feldzügen Gustav Adolfs und der schwedisch- Ungeheuere gestiegen“ . Es sollte Jahrzehnte dau- pfälzischen Besetzung Dieburgs entstanden wahr- ern, bis sich die Stadt von diesen Verlusten erholen scheinlich auch die drei Schanzen im Vorfeld der konnte. Den Einwohnerstand von vor dem Drei- Stadt, die einerseits deren Zugänge schützen sollten, ßigjährigen Krieg erreichte Dieburg sogar erst wieder andererseits aber auch die strategisch wichtige Ost- um 1800. West-Verbindung von Aschaffenburg über Dieburg Der bauliche Charakter der Stadt veränderte sich und Darmstadt an den Rhein decken sollten119. durch den Wiederaufbau in den Jahrzehnten nach Nach der schwedischen Niederlage bei Nördlingen dem Dreißigjährigen Krieg ganz erheblich. Wie in im September 1634 floh der neue Stadtherr vor den der Karte von 1811 unschwer zu erkennen, wurden anrückenden kaiserlichen Truppen. Was die Schwe- die Vorstädte nur noch relativ locker bebaut125. Teil- den auf ihrem Rückzug nicht zerstört hatten, fiel weise nutzte man die Grundmauern und anderen der kaiserlichen Soldateska zum Opfer und die ohne- Reste der zerstörten Häuser, wie etwa der Renais- hin durch Flucht, Hunger und Seuche dezimierte sancetorbogen des ehemaligen Gasthauses „Zum Bevölkerung verlor alleine in den Jahren 1634/35 Hirsch“, Steinweg 9, belegt, der durch eine Inschrift nochmals 600 Menschen. Noch weitere vierzehn auf 1617 datiert und im späteren 17. und 18. Jahr- Jahre tobte der Krieg. Wenngleich die Dieburger hundert neu überbaut worden ist126. Abgesehen von Gegend jetzt von unmittelbaren Kampfhandlungen den Gasthöfen beschränkte sich die profane Wieder- verschont blieb, bot die Stadt beim Friedensschluss bebauung in den Vorstädten fast ausschließlich auf ein trostloses Bild120. Die Vorstädte Altenstadt, relativ bescheidene, meist traufständige bäuerliche Minnefeld und Steinweg waren weitgehend unbe- Hofreiten des so genannten „Ackerbürgertums“127. wohnt, ihre Häuser und Scheunen ganz durchhawen Aber auch innerhalb der Stadtmauer fehlte es nach und ohnwohnsamb gemacht [oder …] totaliter und uf dem Krieg offensichtlich an kapitalkräftigen und dem grund abgebrochen121. Die alte Walk- und Loh- selbstbewussten bürgerlichen Bauherren. Es herr- mühle war völlig ruiniert und es fand sich fast kein schen eindeutig kleine Bauten mit schlichtem, fast vestigium [Spur] mehr, wo solche gestanden hatte122. gänzlich schmucklosem Fachwerk vor, das den Ver- gleich mit den prächtigen Bauten aus dem 16. und frühen 17. Jahrhundert nicht besteht128. Prägend für die siedlungstopographische Ent- 117 STEINER, Bachgau S. 68-100, nennt 36 in den Akten über- lieferte Todesurteile. In den Notizen des Dieburger Pfarrers wicklung und das städtebauliche Bild im späten 17., Lunkenheimer aus dem ausgehenden 18. Jahrhundert fin- 18. und weiten Teilen des 19. Jahrhunderts waren det sich nach STEINER, Bachgau S. 68 die Zahl 85. Die Zahl 87, die KARST, Amtsstadt S. 109, nennt, bezieht sich ebenfalls auf die Information von Lunkenheimer. Zuletzt EMSLANDER, Hexenprozesse. 118 KARST, Amtsstadt S. 112-113. 119 HOFFMANN, Nachricht S. 503-504. 123 SCHMIDT, Bericht S. 370-371. 120 Vgl. zum folgenden SCHMIDT, Bericht S. 361-400. Dabei 124 KARST, Amtsstadt S. 114. handelt es sich um die Transkription und verbesserte Fas- 125 Die Karte ist auf dem Sonderblatt abgedruckt. sung des Berichtes durch den Amtskeller Andreas Weber 126 ENDERS, Kulturdenkmäler S. 156; SCHOLZ, Inschriften aus dem Jahre 1647/48, Original HStAD, Salbuch Star- S. 126 Nr. 9. kenburg 24a. Allerdings muss diese Quelle, wie vergleich- 127 ENDERS, Kulturdenkmäler S. 126-127, besonders Altstadt bare Zeugnisse von Amtleuten, Kellern und Pfarrern, mit 7 und 9. Vorsicht gelesen werden, wollte man doch teilweise mit 128 Vgl. die zahlreichen Beispiele bei ENDERS, Kulturdenk- Übertreibungen, wenn nicht Unterstützung so doch zu- mäler. Gegenwärtig wird von einer Arbeitsgruppe des Stadt- mindest einen Nachlass bei den fälligen Abgaben an die und Kreismuseums Dieburg eine Katalogisierung der be- Zentralregierung erreichen. stehenden Fachwerkbauten in Dieburg vorgenommen. 121 SCHMIDT, Bericht S. 376. Frdl. Auskunft von Frau Monika Reith, M.A., Stadtarchiv 122 SCHMIDT, Bericht S. 365. Dieburg.

13 Hessischer Städteatlas – Dieburg stattdessen die Adelshöfe bzw. Schlossanlagen sowie 4. Das 19. und 20. Jahrhundert die zahlreichen Sakralbauten, die nach dem Dreißig- jährigen Krieg nicht alleine wieder instand gesetzt, Die Jahrzehnte um 1800 bescherten Dieburg zahl- sondern teilweise beträchtlich erweitert bzw. völlig reiche grundlegende Veränderungen. Zunächst neu errichtet worden sind. Dazu zählen das ab 1717 brachten die Revolutions- und Napoleonischen auf den Grundmauern eines Vorgängerbaues errich- Kriege für die Stadt eine Reihe von Truppendurch- tete barocke Fechenbach’sche Schloss in der Eulen- zügen133. Da es zu keinen Kampfhandlungen in der gasse, der Hof der Cratz von Scharfenstein in der näheren Umgebung kam, blieb die Stadt aber von Nordostecke der Stadt und der 1812 in der Stein- kriegerischen Zerstörungen verschont. Neben den straße entstandene Hauptbau des Frankensteiner finanziellen Belastungen mussten die Stadtbewoh- Hofes. Im Südwesten der Stadt, etwa 500 m vor der ner allerdings oft Tausende von Soldaten kurzfristig damaligen Stadtgrenze, erbaute der Kurmainzer mit Kost und Logis versorgen. Besonders in den Geheime Rat und Amtmann zu Dieburg Johann Ph. Befreiungskriegen im Winter 1813/14, als Truppen E. von Groschlag ab 1687 das Schloss Stockau, das Ex omnibus Tribus, Gentibus, Populis et linguis 134 durch mit seinen ausgedehnten mehr als 25 ha umfassen- Dieburg zogen, kam es zum Ausbruch epidemi- den Gartenanlagen „den gesellschaftlichen Rahmen scher Krankheiten, die auch Opfer unter den Ein- und den Hintergrund, der zu dem Lebensstil einer heimischen forderten. Freilich blieben die Verluste führenden Adelsfamilie gehörte“ abgeben sollte129. unter der Einwohnerschaft insgesamt gering und Im Osten der Stadt entwickelte sich um 1700 in leiteten keine Trendwende in der seit dem 18. Jahr- der vom Dreißigjährigen Krieg verwüsteten „Alt- hundert zu beobachtenden Akzeleration im Bevöl- stadt“ ein regelrechter Sakralbezirk. Zwischen 1697 kerungswachstum ein. und 1720 wurde die Wallfahrtskirche St. Maria Die für die Zukunft wichtigeren Ereignisse spiel- barock umgebaut und mit einer Marienkapelle als ten sich auf der staatlich-politischen Ebene ab. Im Apsis des südlichen Westhauses versehen. Wie an- Zuge der territorialen Veränderungen nach dem dernorts dürfte diese Bautätigkeit im Zusammen- Reichsdeputationshauptschluss wurde der Mainzer hang mit dem Aufleben der barocken Frömmigkeit Kurstaat aufgehoben und Dieburg fiel 1803 an die und dem Wallfahrtswesen zu sehen sein. Nicht Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, die 1806 zum zufällig bauten die seit 1650/51 in der Stadt ansäs- Großherzogtum erhoben wurde. Mit dieser räum- sigen Kapuziner in unmittelbarer Nähe der Wall- lichen Neuordnung wuchsen Dieburg einige neue fahrtskirche ihre neue Klosteranlage, die sie 1695 Funktionen in der kirchlichen und staatlichen bezogen130. Über die Kapuziner erfolgte die Einbin- Administration zu. Bereits 1812 wurde es Sitz eines dung Dieburgs in die großräumige Walldürn-Wall- aus Pfarreien der ehemaligen Landkapitel Bergstraße fahrt, die auch hier von diesem Orden maßgeblich und Montat bzw. gebildeten eigenen Land- gefördert und gesteuert worden ist131. kapitels135. Das Kapuzinerkloster wurde zwar 1822 Neben der städtischen Schule prägten die Kapu- aufgelöst aber das Gebäude weiter staatlich genutzt, ziner bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts ganz zunächst als Frucht- und Strohspeicher und ab 1830 wesentlich die Dieburger Bildung, insofern sie ab schließlich als Gefängnis für das seit dem Jahre 1805 1652 zunächst im alten Barfüßerkloster den höhe- bestehende Justizamt, das an die Stelle der alten ren Schulunterricht aufnahmen und ab 1743 im Amtsvogtei innerhalb der neuzeitlich bürokratischen neuen Kloster ein Priesterseminar einrichteten132. Verwaltungsorganisation des hessen-darmstädtischen Territorialstaates getreten war. Im Zuge der Hessi- Abgesehen von einigen Truppendurchzügen schen Gemeindeordnung von 1821 entstand eine während des 18. Jahrhunderts – besonders während selbstständige Stadtverwaltung und gleichzeitig des Österreichischen Erbfolge- und des Siebenjäh- wurde ein Landratsbezirk eingerichtet 136. Die kom- rigen Krieges – blieb die Stadt von Katastrophen munale Selbstverwaltung und die neuen Verwal- und Turbulenzen, wie sie das 17. Jahrhundert ge- tungsfunktionen schlugen sich im Bau des Rathauses bracht hatte, verschont und erlebte eine ruhige und (1828-30) und des Kreisamtes (1834) auf dem Ge- bescheidene Entwicklung. Am Ende des Alten Rei- lände des ehemaligen Groschlag’schen Stadtschlosses ches hatte die Einwohnerschaft etwa wieder den Stand von vor dem Dreißigjährigen Krieg erreicht.

133 SCHMIDT, Zugehörigkeit S. 119-120. 134 Zitat aus den Dieburger Denkwürdigkeiten des damaligen 129 LANGHANS, Schloßgarten, Abbildung auf dem Sonderblatt. Stadtpfarrers Anzmann, abgedruckt bei SCHMIDT, Zuge- 130 MAYER/MURMANN, Kapuziner-Chronik S. 20-21. hörigkeit S. 122-123. 131 BRÜCKNER, Verehrung S. 62-64. 135 SCHMIDT, Zugehörigkeit S. 121. 132 MAYER/MURMANN, Kapuziner-Chronik S. 13, 31. 136 Vgl. KEIM, Festschrift Amtsgericht S. 1-2.

14 Hessischer Städteatlas – Dieburg nieder137. Mit diesen beiden geradlinigen und streng Die in der Nacht vom 2. April 1848 im Rahmen symmetrischen klassizistischen Bauten des Moller- eines Straßenkrawalls vorgebrachten Forderungen Schülers Lerch zog die neuzeitliche Architektur in waren dann auch nur in zweiter Linie politischer die sonst noch fast völlig vom Fachwerk dominierte Natur und konzentrierten sich neben personellen Stadt ein. Beschwerden auf mehr oder weniger subsistenz- Der alte Charakter Dieburgs als Sitz von Adels- sichernde Forderungen wie etwa die Freigabe von geschlechtern erlebte unmittelbar nach dem Über- Jagd und Fischerei sowie die vermehrte Abgabe von gang an Hessen eine kurzfristige Verstärkung. Der Waldstreu und Holz aus dem Dieburger Stadtwald. Darmstädter Fürst schenkte dem ehemaligen kur- Und tatsächlich konnte die Gemeinde durch eine mainzischen Staatsminister und späteren österrei- vom Magistrat bewilligte außerordentliche Holzfäl- chischen Bundestagsabgeordneten Franz Joseph von lung rasch beruhigt werden143. Albini im Jahre 1802 die Dieburger Schloss- und Erst mit dem Anschluss an die Eisenbahn im Burganlage zu freiem Eigentum138. Dieser ließ sie Jahre 1858 setzte eine Entspannung in der wirt- teilweise abreißen und im Jahre 1809 einen schlich- schaftlichen Situation der Stadt ein, die indes noch ten Südflügel aufziehen139. keine regelrechte Industrialisierung in Gang setzte. Mit der Einführung eines einheitlichen Maß- und Wichtiger blieb die Dienstleistungsfunktion der Gewichtssystems und Abschaffung des Dieburger Stadt, die mit dem 1869 errichteten Bischöflichen Burgmaßes im Jahre 1817, der weitgehenden Locke- Knabenkonvikt einen neuen Höhepunkt erlebte und rung des Zunftzwanges im Jahre 1818 und der Auf- den ersten Schritt in Richtung Schul- und Ausbil- hebung des Mühlenzwanges waren erste rechtlich- dungszentrum bedeutete. Diese höhere Bildungs- politische Schritte in Richtung einer gewerblich- einrichtung des Mainzer Bistums fiel zwar 1876 der kommerziellen Modernisierung gemacht worden140. antikatholischen preußischen Politik der Kultur- Zwischen 1833 und 1845 wurden mit dem Bau der kampfzeit zum Opfer. Insgesamt wurde aber die Chausseen von nach Seligenstadt und von Verwaltungs- und Schulfunktion der Stadt im Kai- Langen nach Höchst i.O., die sich in Dieburg serreich weiter ausgebaut. Der Ostflügel der Burg kreuzten, außerdem wichtige infrastrukturelle Vor- wurde 1900-02 durch ein großes im Stil der Neore- aussetzungen für eine ökonomische Einbindung Die- naissance gehaltenes Kreisamtsgebäude ersetzt144. In burgs in großflächigere Wirtschaftszusammenhänge der Marienstraße entstanden in den beiden Jahr- geschaffen. Mit dem Bau der Chaussee von Roß- zehnten vor dem Ersten Weltkrieg weitere Schul- dorf nach Dieburg wurde die südwestliche Ecke der und Verwaltungsgebäude, wie das Finanzamt, das Kernstadt 1835 erheblich verändert, die Stadtmau- Amtsgericht sowie die Knaben- und Mädchenschul- er niedergelegt, der Weiße Turm abgerissen und die häuser. Nach Beendigung des Kulturkampfes wurde neue Rheingaustraße löste den Steinweg als Ausfall- im ehemaligen Knabenkonvikt auch wieder der straße ab141. Die Bevölkerungszahl wuchs allerdings Lehrbetrieb aufgenommen und mit der 1908 in zwischen 1804 und 1846, also binnen einer Gene- unmittelbarer Nähe zum Konvikt in der Goethe- ration, von 2.125 auf 3.602 an, was einem Wachs- straße errichteten Höheren Bürgerschule Dieburg er- tum von fast 70% entspricht. Im gewerblichen hielt die höhere Schulbildung ihren modernen Zu- Bereich hatte sich noch kein grundlegender Wandel schnitt145. eingestellt und die wenigen Fabrik- und Manufaktur- betriebe, die in jenen Jahren entstanden, waren meist Der wirtschaftliche Aufschwung im letzten Vier- sehr klein und gingen bald wieder ein. Daher konnte tel des 19. Jahrhunderts fand augenfälligen Ausdruck der Arbeitskräfteüberschuss nicht aufgefangen wer- in der raschen Bebauung im Norden und Osten der den und es entwickelte sich eine breite Armutsschicht Stadt. Neben den erwähnten Verwaltungs- und Schul- innerhalb der Stadt. Der Dieburger Stadtrat ging neubauten entstanden regelrechte gründerzeitliche schließlich sogar dazu über, auswanderungswilligen Stadterweiterungsgebiete: im Minnefeld mit eher Armen die Überfahrt nach Amerika zu bezahlen, bescheidenen Arbeiter- und kleinbürgerlichen Häu- um so langfristig die Unterstützungsgelder einzu- sern, im Osten, rechts und links der Frankfurter, sparen. Alleine im Jahre 1846 wanderten 148 Die- Aschaffenburger und Groß-Umstädter Straße, aber burger auf diesem Wege in die Neue Welt aus142. auch durchaus mit Villenbebauung146.

137 SCHMIDT, Zugehörigkeit S. 131-132; ENDERS, Kultur- denkmäler S. 143. 138 DIEHL, Erinnerungen S. 24-28. 139 ENDERS, Kulturdenkmäler S. 148-149. 143 SCHMIDT, Zugehörigkeit S. 135. 140 SCHMIDT, Zugehörigkeit S. 129-135. 144 ENDERS, Kulturdenkmäler S. 148-149. 141 KARST, Straßenknotenpunkt S. 357. 145 SCHMIDT, Volksschule S. 320-321. 142 BOSS, Massenauswanderung S. 27-31. 146 SCHMIDT, Zugehörigkeit S. 146-147.

15 Hessischer Städteatlas – Dieburg

Mit dem Anfall Dieburgs an Hessen-Darmstadt erwähnte Bischöfliche Konvikt und später die Höhere setzte ein rascher Zuzug evangelischer Beamter nach Bürgerschule. Anlässlich der Landwirtschaftsausstel- Dieburg ein147. Bereits 1827 waren 14 evangelische lung der Provinz errichtete man in dem Familien mit 70 Mitgliedern in der Stadt ansässig. französischen Teil dieser Gärten 1897 eine städtische Zunächst besuchten die Protestanten den Gottes- Festhalle mit rund 800 qm Grundfläche. 1883/84 dienst in Groß-Zimmern, ab 1852 hielten evange- erwarb der vom Dieburger Bürgermeister geleitete lische Hauslehrer bzw. Pfarramtsanwärter 14-tägig St.-Rochus-Verein von den Erben der Cratz von Gottesdienste im Rathaus ab. Besonders bis in die Scharfenstein deren ehemaligen Hof in der nordöst- 1860er Jahre wuchs die protestantische Einwohner- lichen Ecke der Kernstadt und richtete hier ein schaft dank des stetigen Zuzugs von Beamten und städtisches Hospital ein, aus dem sich dann nach wohl auch Freiberuflern und Gewerbetreibenden dem Zweiten Weltkrieg das moderne Kreiskranken- überproportional an148. Während die Gesamteinwoh- haus entwickelte154. Im Jahr 1897 nahm das städti- nerschaft zwischen 1822 und 1871 um 31% zunahm, sche Elektrizitätswerk in der stillgelegten Erles-Mühle vervierfachte sich die evangelische Bevölkerung zwi- seine Arbeit auf 155. schen 1827 und 1868 fast und wuchs von 70 auf Durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges kam 274 Personen an. Im östlich der Altstadt gelegenen dieser Bauboom zum Erliegen. Erst in den Jahren Gründerzeitviertel entstand in den Jahren 1888/89 1924/25, nach der Überwindung der Inflationszeit, im nördlichen Kreuzungswinkel von Frankfurter und setzte wieder eine städtische Bautätigkeit ein und im Aschaffenburger Straße die erste eigene Kirche dieser Minnefeld, der Forsthaus- und der Seestraße konnten seit 1862 formal bestehenden Gemeinde, der 1898 mit Hilfe besonderer Darlehen mehrere städtische ein großes repräsentatives Pfarrhaus zur Seite gestellt Mietshäuser errichtet werden, die einen neuen Typus 149 wurde . städtischen Wohnungsbaues nach Dieburg brach- Die steigenden Versorgungsbedürfnisse der wach- ten156. senden Bevölkerung in der prosperierenden Stadt Trotz der weiterhin angespannten Finanzlage befriedigten meist noch bis in die 1920er Jahre hin- nahm die Stadt in diesen Jahren auch die Moderni- ein die zahlreichen traditionellen Krämerläden in sierung der Ver- und Entsorgung in Angriff 157. 1926 der Rheingau-, Stein- und Zuckerstraße, wenngleich wurde der Kanalanschluss der Haushalte obligato- spezialisierte Einzelhandels- und Kolonialwaren- risch und im darauf folgenden Jahr entschloss man geschäfte sowie ein Kaufhaus in dieser Zeit hinzu- sich für den Anschluss an das Gruppenwasserwerk 150 kamen . Aber auch der 1854 eingerichtete Wochen- Hergershausen. Dadurch konnte man die insgesamt markt für Lebensmittel aller Art wirkte belebend für 32 Brunnen innerhalb des Stadtgebietes nach und 151 die Wirtschaft der Stadt . nach schließen, von denen, laut einer damaligen Bei den Raumanforderungen für kommunale Ein- Analyse, ohnehin nur drei Trinkwasserqualität hat- richtungen konnte die Stadt ab den 1850er Jahren ten. 1931 verfügten bereits 1.200 der insgesamt 1.560 auf den umfangreichen Adelsbesitz ausgestorbener Haushaltungen über einen eigenen Wasseranschluss. bzw. weggezogener Geschlechter zurückgreifen. Be- Obwohl sich die Weltwirtschaftskrise in Dieburg reits 1857 erwarb die Stadt die Burg- und Schloss- noch unangenehmer bemerkbar machte als in anlage mit dazugehörigem Gelände von den Erben manch anderer Gemeinde, – 1930 waren von den des Freiherrn von Albini, um hier Schulräume ein- erwachsenen männlichen Einwohnern „rund 40% 152 zurichten . Auf dem nördlichen an der Darmstädter vollständig aus dem Wirtschaftsleben ausgeschal- Straße gelegen Teil des Albinischen Grundbesitzes tet“158 – konnten die Nationalsozialisten keine poli- nahm 1893 der städtische Schlachthof seinen Betrieb tische Mehrheit gewinnen, auch nicht bei den Reichs- 153 auf . 1863 hatte die Stadt die Reste des Schlosses tagswahlen vom März 1933. Mit 40,5% der Stimmen Stockau und die ausgedehnten Gartenanlagen im blieb das Zentrum gegenüber den 23% NSDAP- Südwesten der Stadt gekauft. Hier entstanden das Wählern deutlich die stärkste politische Kraft in der nach wie vor katholisch geprägten Stadt. Im Zuge der Gleichschaltungspolitik und des Verbots der

147 Zum folgenden: HÖRNLE, Geschichte S. 306-314. 148 Eine genauere Untersuchung zur sozialen Zusammenset- zung der evangelischen Gemeinde des 19. Jahrhunderts fehlt. 149 ENDERS, Kulturdenkmäler S. 136-137. 154 KARST, Krankenhaus S. 269-270. 150 KEIM, Juden S. 115. 155 SCHMIDT, Erlesmühle S. 316-318. 151 SCHMIDT, Zugehörigkeit S. 136. 156 SIMON, Weimarer Republik S. 163. 152 SCHMIDT, Zugehörigkeit S. 136-137. 157 SIMON, Weimarer Republik S. 165. 153 SCHMIDT, Zugehörigkeit S. 145. 158 Zum folgenden: SIMON, Weimarer Republik S. 167-169.

16 Hessischer Städteatlas – Dieburg

Parteien wurde aber auch hier ein NS-Stadtrat und dem die Richtlinien für die weitere Stadtentwick- NS-Bürgermeister eingesetzt. Zur Sanierung der Fi- lung festgelegt waren163. nanzen verkaufte der Bürgermeister in den ersten Mit der Ausweisung eines größeren Industrie- Jahren der NS-Herrschaft zahlreichen städtischen gebietes im Nordosten der Stadt nahm Dieburgs Immobilienbesitz, etwa die Mietshäuser in der Forst- Bedeutung als Gewerbestandort langsam zu, wenn- hausstraße. Spätestens mit den Ausschreitungen gleich sein Charakter als Verwaltungs-, Dienstleis- und Verbrechen der „Reichskristallnacht“ vom tungs- und Schulstadt durch eine ganze Reihe von 9./10. November 1938 zeigte sich das menschen- Neubauten von Behörden-, Schul- und Geschäfts- verachtende Antlitz der Naziherrschaft auch in Die- häusern – denen freilich bis in die 1970er Jahre hin- 159 burg . Die wirtschaftliche Scheinblüte ab Mitte der ein zahlreiche historische Gebäude in der Innenstadt 1930er Jahre fand 1939 ein Ende und ging in eine weichen mussten164 – weiter gestärkt wurde und kriegsbedingte Zwangs- und Mangelwirtschaft prägend blieb165. Besondere Bedeutung ist hier der über. Da in Dieburg und direkter Umgebung mili- Einrichtung der Fachhochschule der Deutschen tärische Anlagen fehlten, blieb die Stadt von größe- Bundespost beizumessen, die ab 1963 auf einem ren Bombardements während des Krieges weitge- annähernd 10 ha großen Gelände östlich der Stadt hend verschont. Lediglich ein größerer Angriff im entstand166. Hier konnte die Stadt ein Gelände zur Oktober 1944 forderte acht Todesopfer und zer- Verfügung stellen, das sie wenige Jahre zuvor aus 160 störte einige Gebäude in der Nähe der Bahnlinie . dem Nachlass der von Fechenbach erworben Erhebliche Schäden entstanden auch bei der Ein- hatte167. nahme der Stadt durch die Amerikaner am 25. März 1945, in deren Verlauf 19 Dieburger Zivilisten getö- Im Jahre 1967/69 wurde eine zweite katholische tet wurden. Insgesamt verlor Dieburg während des Kirchengemeinde gegründet, die ihre neue Gemeinde- NS-Regimes rund 520 Einwohner, darunter 150 kirche an der Berliner Straße erhielt und das Patro- Juden, die emigrierten oder in den Konzentrations- zinium der ehemaligen Wolfgangkapelle im Westen lagern ermordet worden sind. der Stadt übernahm168. Da sich die Gebäudeschäden in Dieburg im Ver- Die am 1. Januar 1977 in Kraft getretene – von gleich zu anderen Siedlungen im Rhein-Main-Gebiet weiten Teilen der Dieburger Bevölkerung abgelehnte in Grenzen hielten, kamen ab dem Spätsommer 1945 – Kreisreform brachte zwar das Ende für den selbst- zahlreiche Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen ständigen Kreis Dieburg. Ein Teil der Verwaltung des Ostgebieten in die Stadt. Am 25. März 1950 lebten neuen Kreises Darmstadt-Dieburg und das Amtsge- hier insgesamt 1.962 Evakuierte, Ausgebombte und richt behielten aber ihren Sitz in der Stadt169. Flüchtlinge, was knapp 23% der Gesamteinwoh- Die demographische, ökonomische und soziale nerschaft ausmachte161. Ab 1946, beschleunigt nach Entwicklung der Nachkriegszeit haben die traditio- der Währungsreform von 1948, setzte ein Bauboom nellen, aus der Kurmainzer Zeit herrührenden Ver- ein, der mit gewissen Schwankungen und struktu- bindungen nach Mainz und Aschaffenburg zuguns- rellen Veränderungen, die gesamte Nachkriegsent- ten einer Ausrichtung nach Frankfurt in den Hinter- wicklung der Stadt prägte und bis in die Gegenwart grund treten lassen und Dieburg eine Teilhabe an anhält. Bereits bis 1950 waren mit Hilfe städtischer der Prosperität des Rhein-Main-Gebietes beschert. Baudarlehen und dank der Bereitstellung günstigen In jüngster Vergangenheit hat sich dies in einem Baulandes aus kommunalem Besitz rund 150 neue neuen Schub im Bevölkerungswachstum und ent- Häuser errichtet worden162. In den Jahren nach 1952 sprechendem Wohnungsbau niedergeschlagen. So hat wurden regelmäßig immer wieder kleinere und grö- sich die Bevölkerung, nach einer gewissen Beruhi- ßere Neubaugebiete rund um die Stadt erschlossen. gung zwischen 1975 und 1987 (Wachstumsrate Um einer Zersiedlung gegenzusteuern, wurde 1959 4,2%) im anschließenden Jahrzehnt um 11,7% auf ein erster Generalbebauungsplan verabschiedet, in rund 15.000 Einwohner vergrößert170.

163 SIMON, Nachkriegszeit S. 211. 164 SIMON, Nachkriegszeit S. 248-249. 159 KROPAT, Kristallnacht S. 158; KEIM, Juden S. 252-254 mit 165 SCHMIDT, Volksschule S. 329-331; THEILEN, Entwicklung ausführlicher Schilderung der Ausschreitungen gegen jüdi- S. 334-336. sche Privathaushalte und der Zerstörung der Inneneinrich- 166 SCHIMMELPFENNIG, Entstehung S. 337-344. tung der Synagoge. 167 SIMON, Nachkriegszeit S. 228. 160 SIMON, Weimarer Republik S. 176. 168 SIMON, Nachkriegszeit S. 229. 161 SIMON, Nachkriegszeit S. 193; Hessische Gemeindestatistik 169 KEIM, Festschrift Amtsgericht S. 90-101; SIMON, Nach- S. 32. kriegszeit S. 235. 162 SIMON, Nachkriegszeit S. 201. 170 Vgl. die Bevölkerungszahlen in Kap. I.6. unten.

17 Hessischer Städteatlas – Dieburg

5. Jüdische Einwohner in Dieburg im Mittelalter Noch wichtiger wird die Instanz eines Judenhoch- und in der Neuzeit meisters in Dieburg gewesen sein. Bereits 1378 be- kundete der Mainzer Erzbischof, dass er dem in Wann sich die ersten Juden in Dieburg nieder- Dieburg gesessenen Meister Isaak erlaubt habe, alle ließen, ist nicht mehr exakt festzustellen171. Im Jahre unter den Juden im gesamten Erzstift auftretenden 1328 wird ein Jude Heydorn aus Dieburg genannt, Streitigkeiten nach jüdischem Recht rechtskräftig dessen Sohn in Frankfurt das Bürgerrecht erwarb172. zu entscheiden, ausgenommen jenen Gegenständen, Offensichtlich waren die Juden relativ wohlhabend die sich der Erzbischof selbst vorbehalten hatte180. und standen in Kontakt mit den benachbarten Wie sich aus mehreren Urkunden aus dem letz- Gemeinden in Aschaffenburg und Seligenstadt, mit ten Viertel des 14. Jhs. und dem 15. Jh. ergibt, denen sie 1333 einen Abschlag von 40 Pfund auf waren wohl die meisten der Dieburger Juden im die immerhin 400 Pfund Heller Abgaben an den Geldgeschäft und in der Pfandleihe tätig181. Das 173 Mainzer Erzbischof als Landesherrn entrichteten . Spektrum reichte hier von den eher bescheidenen Wiederholt traten einzelne Juden aus Dieburg als Pfandleihgeschäften des jüdischen Ehepaares Mosse 174 Geldgeber des Erzbischofs auf . Als es im Zusam- und Rose, die kleine Kredite auf Kleider und Män- menhang mit der Pestwelle ab 1348 überall in Euro- tel vergaben, bis hin zu den erzbischöflichen Geld- pa zu Judenverfolgungen kam, blieb auch die Die- geschäften des Fifelin, Judenbürger zu Dieburg, die burger Gemeinde nicht verschont und wird für das sich immerhin auf über 800 Gulden beliefen182. Jahr 1349 in einem jüdischen Martyrologium erwähnt 175. Über die Größe der Gemeinde vor dem Die Größe der Gemeinde bleibt indes weiterhin Pogrom, die Zahl der Opfer und den Zeitpunkt der unklar. Sie wird kaum mehr als ein halbes Dutzend Wiederansiedlung ist nichts bekannt. Allerdings tau- Familien ausgemacht haben. Immerhin verfügte sie chen ab den 1360er Jahren wieder Dieburger Juden aber seit spätestens 1389 über eine Judenschule, also in den Quellen auf176. Die Gemeinde erlangte offen- einen besonderen Studier-, Versammlungs- und Ge- sichtlich in wenigen Jahren eine erhebliche Bedeu- betsort183. Lage und Größe dieses Ortes ist ungewiß. tung und Dieburg wurde zu einem zentralen Ort Da in der Überlieferung von einem Schulgarten der der Juden im Mainzer Oberstift. Juden bei ihrer Schule gesprochen wird, kann ein eigenes Gebäude angenommen werden. Weiter ist Als Eigenleute des Erzbischofs erhielten sie einen es wahrscheinlich, dass sich dieses Gebäude in der eigenen Gerichtsstand vor dem Vogt. Dank der au- erstmals 1376 als vicus iudeorum und 1451 als pla- ßerordentlichen Steuer von 1.000 Gulden zur Unter- tea iudaeorum erwähnten Judengasse befand184. Für stützung von Erzbischof Adolf in der Stiftsfehde ab die Lage dieser Gasse bieten sich allerdings zwei bzw. 1374 konnten sie ihre Privilegien sichern und wei- drei Möglichkeiten an. 1491 wird von der Judengasse 177 ter ausbauen . Die Steuern selbst sollten unter den neben der hindersten baith stobe gesprochen185. Es Juden der Neun Städte nur noch von jüdischen könnte sich hierbei um die östlich von der Badgasse 178 bedesetzern erhoben werden . 1386 benannte der abzweigende Gasse oder die Badgasse selbst handeln. Erzbischof drei Bedesetzer, die für die Judengemein- Freilich verweist das Attribut hinderste darauf, dass den der Neun Städte zuständig sein sollten. Darun- es in Dieburg mehrere Badehäuser gegeben hat und ter befand sich, neben je einem aus Miltenberg und es sich hier nicht unbedingt um einen Vorgängerbau 179 Bischofsheim, auch der Jude David von Dieburg . oder sogar das noch heute vorhandene Gebäude Bad- gasse 10 gehandelt haben muss. Ebenso könnte auch die heutige Klostergasse gemeint sein, die in 171 Allgemein zur Geschichte der Dieburger Juden vgl. KEIM, einem Plan von 1566 (?) des Bereiches um die Fran- Juden, der fast alle verfügbaren Informationen bringt. Der Beitrag SCHMIDT, Israelitische Gemeinde S. 315-317 ist inhaltlich nicht immer ganz zuverlässig. ARNSBERG, Ge- meinden 1 S. 134-137 benutzte im Gegensatz zu Keim und Schmidt nicht die Würzburger Überlieferung und ist in 180 BATTENBERG, Quellen Nr. 228. Im gleichen Jahr wird diese seinen Daten zur mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Regelung nochmals gesondert für die Judengemeinden in Geschichte der Dieburger Judengemeinde deshalb überholt. den Neun Städten getroffen, vgl. BATTENBERG, Quellen 172 KRACAUER, Urkundenbuch S. 312. Nr. 235; MAIMON, Germania Judaica 3,1 S. 227. 173 OTTO, Regesten S. 99 Nr. 3315. 181 KEIM, Juden S. 11-13. 174 KEIM, Juden S. 8. 182 KEIM, Juden S. 12. 175 SALFELD, Martyrologium S. 281. 183 BATTENBERG, Quellen Nr. 526. KEIM, Juden S. 13 gibt irr- 176 KEIM, Juden S. 10. tümlich 1386 als terminus ante quem an. 177 KEIM, Juden S. 10. 184 MAIMON, Germania Judaica 3,1 S. 225. KEIM, Juden S. 12 178 HÖBELHEINRICH, Neun Städte S. 22-23. nennt 1389; SCHMIDT, Israelitische Gemeinde S. 315 nennt 179 BATTENBERG, Quellen Nr. 484; Davit von Dyppurg wurde 1402; SCHMIDT, Regesten S. 270 Nr. 136 noch 1421 als bereits 1384 als Schutzjude auf drei Jahre in Aschaffenburg Datum der Ersterwähnung. aufgenommen; vgl. FISCHER, Aschaffenburg S. 271. 185 Zit. nach SCHMIDT, Israelitische Gemeinde S. 315.

18 Hessischer Städteatlas – Dieburg ziskanerkirche ausdrücklich als Gasse wo die Juden ihren Geschäften weiter nach193. Das ganze 16. Jahr- wohnen bezeichnet wird186. Schließlich können hundert über sind Hinweise auf die Handelstätig- auch beide Gassen in Frage kommen, insofern die keit von Juden in Dieburg überliefert, allerdings nicht Juden ab Mitte des 15. Jahrhunderts Opfer der rigi- von dort ansässigen194. Die 1508 genannte Syna- den Ausweisungspolitik des Erzbischofs wurden goge 195 und die 1514 erwähnte Judenschule196 sind und ihre Gasse neben der hindersten baith stobe ver- nur unsichere Hinweise auf die tatsächliche Anwesen- ließen, an der allerdings zumindest bis 1491 noch heit von Juden, da diese Bezeichnungen den Gebäu- der Namen haften blieb. In den späteren Jahrzehnten den auch noch nach dem Verlassen durch die Juden kehrten sie wieder nach und nach zurück, mussten anhaften konnten. Dass aber tatsächlich auch wäh- jetzt aber in der heutigen Klostergasse wohnen. Ob rend des 16. Jahrhunderts einige Juden in Dieburg es sich hierbei um ein regelrechtes Ghetto handelte, lebten, erscheint durch den erstmals um 1530 er- ist indes unwahrscheinlich. Auf jeden Fall wurde wähnten jüdischen Friedhof im Norden der Stadt den Juden 1514 gestattet, Häuser in der ganzen Stadt wahrscheinlich197. In einer Urkunde aus dem Jahre zu erwerben187. 1700 wird der Erwerb dieses Friedhofes unter Beru- Den erwähnten Ausweisungen ab Mitte des 15. fung auf die Erlaubnis des Kurfürsten Sebastian von Jahrhunderts gingen bereits mehrere Jahrzehnte von Heusenstamm (1545-1555) durch die Stadt bestä- 198 zunehmend restriktiver Judenpolitik voraus. Im Jahre tigt und im Judizialbuch der Stadt finden sich 1429 hatte der Erzbischof alle des Wuchers verdäch- mehrere Hinweise auf Bestattungen im 16. Jahr- 199 tigten Juden gefangen nehmen lassen und ihr Hab hundert . und Gut fiel an den Fiskus. Von diesem Befehl waren Erst für die Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg in Dieburg neun namentlich genannte Juden und sind wieder gesicherte Hinweise auf jüdische Ein- weitere unbekannte betroffen188. Man wird also von wohner in Dieburg vorhanden. Anhand der Rauch- einer jüdischen Bevölkerung von rund zehn Familien schillingabgaben sind in den Stadtrechnungen im ausgehen dürfen. Gegen eine entsprechende Schutz- Schnitt etwa fünf bis sechs Familien zu greifen200. In geldzahlung wurden die gefangenen Juden aber bald einer erneuerten Brunnenordnung vom Jahre 1742 freigelassen und in ihren noch vorhandenen Besitz werden fünf jüdische Haushalte erwähnt, die sich eingesetzt189. Im gleichen Jahr wurden zahlreiche alle im Einmündungsbereich der Steinstraße in die Juden auf drei Jahre gegen Zahlung einer jährlichen Zuckergasse befanden201. Offensichtlich hatte also Abgabe von 10 fl. vom Erzbischof aufgenommen, eine Verlagerung der jüdischen Wohnplätze von der darunter auch ein Jude zu Dieburg190. Klostergasse in diesen Bereich stattgefunden, wenn- Längerfristig wirksam war dann die Ausweisungs- gleich einige Familien vielleicht auch noch in der politik ab Mitte des 15. Jahrhunderts. Nach 1452 Klostergasse wohnten, wo sie allerdings keinen eige- gibt es keinen urkundlichen Nachweis mehr über nen Brunnen nutzten. Genaueste Angaben zu den Juden in Dieburg191 und spätestens 1471 hatten die Wohnhäusern der Dieburger Juden liefert schließ- letzten Juden das Erzstift verlassen192. Allerdings lich die 1802 angefertigte Spezialtabelle der Einwohner 202 wichen viele von ihnen wahrscheinlich nur auf die und Häuser in Dieburg . Danach lebten acht Schutz- Groschlag’schen und Löwenstein’schen Dörfer der judenfamilien in Dieburg, deren Häuser sich bis auf näheren Umgebung aus und gingen von dort aus eine Ausnahme (Marktplatz 10) immer noch alle um den Einmündungsbereich der Steinstraße in die Zuckergasse gruppierten203. Die Gesamtzahl der jü- dischen Einwohner belief sich damals auf 35 Perso- 186 Vgl. den auf S. 47 abgedruckten Plan aus dem HStAD. Die nen, was 1,6% der damaligen Einwohnerschaft aus- Datierung bei KEIM, Juden S. 21, ist problematisch, machte204. Nach der napoleonischen Zeit erlebte diese verschiedene Hände des 16. und 17./18. Jahrhunderts sind Gemeinde ein außerordentlich rasches Wachstum erkennbar. Außerdem wurde die ehem. Franziskanerkirche erst 1569 Pfarrkirche, wie sie in dem Plan bezeichnet ist. 187 ARNSBERG, Gemeinden 1 S. 134; SCHMIDT, Israelitische 193 KEIM, Juden S. 13 (ohne sichere Belege). Gemeinde S. 315; MAIMON, Germania Judaica 3,1 S. 225. 194 KEIM, Juden S. 14; EMSLANDER, Fauteibuch S. 133-135, 188 BATTENBERG, Quellen S. 195 Nr. 719. KEIM, Juden S. 12 158-161, 170-171. irrt allerdings in der Namens- und Funktionszuweisung ein- 195 ARNSBERG, Gemeinden 1 S. 134. zelner Juden. 196 MAIMON, Germania Judaica 3,1 S. 225. 189 BATTENBERG, Quellen Nr. 719. Als Abschläge auf dieses 197 ARNSBERG, Gemeinden 1 S. 136. Schutzgeld bzw. „vereinbarten Schuld“ entrichteten die 198 ARNSBERG, Gemeinden 1 S. 136. Juden des Stiftes am 3. Juli und am 10. Aug. jeweils 3000 fl.; 199 KEIM, Juden S. 185 und 188. vgl. BATTENBERG, Quellen S. 195-196 Nrn. 720, 721. 200 KEIM, Juden S. 15. 190 BATTENBERG, Quellen S. 196-199 Nrn. 722-733, hier 201 KEIM, Juden S. 15. S. 197 Nr. 729. 202 KEIM, Juden S. 16. 191 BATTENBERG, Quellen S. 261 Nr. 986. 203 Vgl. die Aufstellung bei KEIM, Juden S. 18-19. 192 MAIMON, Germania Judaica 3,1 S. 227. 204 KEIM, Juden S. 18.

19 Hessischer Städteatlas – Dieburg und nahm bis 1828 auf 107 (3,6%) und bis 1880 hende Gemeinde in dem 1929 eingeweihten Neubau, auf 169 (4,0%) zu und erreichte damit ihren Höchst- ein in der „kleinstädtischen Umgebung ungewöhn- stand für das 19. Jahrhundert205. Die Wohnplätze licher, kaum verstandener moderner Bau“, der an- blieben weiterhin im Einmündungsbereich der Stein- stelle der baufällig gewordenen Synagoge am Markt- straße in die Zuckergasse konzentriert, dehnten sich platz errichtet worden war212. Bis in die 1920er Jahre jetzt aber weiter aus, bildeten einen zweiten Schwer- fand aber auch noch im Haus Rheingaustr. 27 he- punkt an der Südwestecke des Marktplatzes und bräischer Unterricht statt213. Seit wann dieses Ge- umfassten auch einige Häuser in der Altstadt und bäude dem Unterricht jüdischer Schulkinder diente, im Monfeld. ist indes nicht bekannt. Der erste für diese neuzeitliche Gemeinde nach- Ab März/April 1933 waren auch die Dieburger weisbare Betraum befand sich vor 1848 im Haus Juden dem nationalsozialistischen Terror ausgesetzt214. Zuckerstraße 13, ab 1849 im Hinterhaus des An- Die zahlreichen Geschäftsleute litten unter den Boy- wesens Steinstraße 15 und wurde von dort bereits kottmaßnahmen und gelegentlichen gewalttätigen wenige Jahre später in das Haus Zuckerstraße 17 Übergriffen gegen Sachen und Personen. 1934 wur- (Ecke Badgasse) verlegt206. Diese Notlösungen wur- den zwischen zehn und fünfzehn jüdische Schüler den angesichts der rasch wachsenden Gemeinde bald aus der Dieburger Oberschule verdrängt und muss- zu klein. Die Gemeinde erwarb 1868 das Anwesen ten auf die jüdische Bezirksschule in Darmstadt aus- Markt 17 und bis zum darauf folgenden Jahr wurde weichen, die indes nur bis zur mittleren Reife führte. hier ein Synagogenneubau mit einer Lehrerwoh- Daher war der spätere Universitätsbesuch für diese nung errichtet207. Dieburger Kinder praktisch unmöglich geworden. Die ehemals bedeutende Rolle Dieburgs für die Kam es bereits nach 1933 zu vereinzelten Aus- jüdische Bevölkerung des Mainzer Oberstiftes scheint wanderungen von Dieburger Juden, so schwoll ihre sich auch für das späte 18. und besonders für das Fluchtwelle nach der so genannten „Reichskristall- 19. und das erste Drittel des 20. Jahrhunderts erhal- nacht“ im November 1938 stark an215. Allerdings ten zu haben, diente der hiesige Friedhof doch den wurden die Möglichkeiten durch die zunehmenden Juden aus 16 bzw. 21 Ortsgemeinden als Begräbnis- internationalen Spannungen immer schwieriger und platz208. Entsprechend oft musste der Friedhof durch nach dem Kriegsausbruch 1939 ein Entkommen für den Kauf benachbarter Grundstücke immer wieder weniger gut bemittelte Juden kaum noch möglich. vergrößert werden (1812, 1816, 1830, 1926). Im Ein Teil der Dieburger Juden ging daher in das Jahre 1853 wurde im Eingangsbereich eine Leichen- nahegelegene Frankfurt, in der Hoffnung, hier unter- halle errichtet209. tauchen zu können. Indessen gelang dies nur den Bis zum Beginn der nationalsozialistischen Ver- allerwenigsten, die meisten wurden nach 1941 in folgungs- und Ausrottungspolitik nahm die jüdische die Vernichtungslager in den besetzten osteuropäi- Bevölkerung in Dieburg nochmals kräftig zu. Ein schen Ländern gebracht und sind dort an den Haft- besonders starkes Anwachsen ist für die zwanziger bedingungen und der Drangsalierung durch das und frühen dreißiger Jahre zu beobachten. 1933 Wachpersonal zu Grunde gegangen oder systema- lebten 218 (3,5%) bzw. 271 (4,3%) Juden in Die- tisch umgebracht worden. Darunter befanden sich burg210. Fast alle Dieburger Juden waren als Kauf- insgesamt 36 Juden aus Dieburg, von denen die leute, Vieh- und Getreidehändler oder Metzger letzten beiden 1943 nach Auschwitz deportiert wur- 216 tätig211. Architektonisch manifestierte sich diese blü- den und dort umkamen .

205 Zahlen berechnet nach ARNSBERG, Gemeinden 1 S. 134. 206 SCHMIDT, Israelitische Gemeinde S. 315-316. 207 SCHMIDT, Israelitische Gemeinde S. 316; KEIM, Juden S. 145, 148-152. 208 ARNSBERG, Gemeinden 1 S. 136-137. 209 KEIM, Juden S. 185; ARNSBERG, Gemeinden 1 S. 136. 210 KEIM, Juden S. 25 nennt 218 Personen namentlich; KEYSER, Städtebuch S. 93 nennt sogar 271 jüdische Einwohner. Angesichts dieser Zahl ist die Feststellung von KEIM, Juden S. 19: „Von 1900 bis 1933 blieb die Zahl im wesentlichen 212 ALTARAS, Synagogen S. 125-126; KEIM, Juden S. 158-184. konstant“ nicht nachzuvollziehen, betrug sie zu Beginn des 213 KEIM, Juden S. 146. Jahrhunderts doch erst 133. 214 Zum folgenden KEIM, Juden S. 223-249. 211 Vgl. die prosopographischen Daten bei KEIM, Juden S. 26- 215 Zum folgenden KEIM, Juden S. 250-289. 144. 216 KEIM, Juden S. 282-283 sowie 59, 85.

20 Hessischer Städteatlas – Dieburg

6. Bevölkerungszahlen vom Mittelalter bis zum Jüdische Einwohner in Dieburg 20. Jahrhundert 1328 Ersterwähnung244 1429 ca. 10 Familien245 1485 40 Hofstätten in Altenstadt und Minnefeld 1675-96 entrichten 4-7 Familien Rauchschilling246 in mainzischem Besitz, 11 Häuser uff dem 1802 35 Juden247 Steynwege217 1828 107 Juden248 1508 190 Familien, 52 Familien (Steinweg), 83 Fami- 1880 169 Juden249 lien (Minnefeld), 16 Familien (Altenstadt), 1905 133 Juden250 insgesamt 341 Familien218 1925 175 Juden251 1545 333 steuerpflichtige Haushaltsvorstände219 1933 271 Juden252 1618 1.816/2.600 Einwohner220; mehr als 400 Bürger221 1939 29 Juden253 1648 500 Einwohner222 1942 14 Juden254 1659 975 Einwohner223 1992 1 Jude255 1663 1.185 Einwohner224 1695 1.500 Einwohner225 1804 2.125 Einwohner226 1806 2.245 Einwohner227 7. Wirtschaft, Gewerbe und Beschäftigungs- 1822 2.850 Einwohner228 struktur in der Neuzeit 1846 3.602 Einwohner229 1871 3.736 Einwohner230 Einwohner, Beschäftigte und deren Tätigkeitsbereiche 1861256 1890 4.493 Einwohner231 1900 4.702 Einwohner232 Von 3.594 Einwohnern (Erwerbstätige plus deren Familienan- 1910 5.755 Einwohner233 gehörige und Dienstboten) lebten: 1925 6.139 Einwohner234 620 (17,2%) von der Landwirtschaft, 1933 6.289 Einwohner235 2.192 (61,0%) vom Handwerk oder produzierenden Gewerbe, 1939 6.584 Einwohner236 298 (8,3%) vom Handel, Verkehr oder Gaststättenbetrieb 1946 7.884 Einwohner237 und 1950 8.562 Einwohner238 484 (13,5%) von Dienstleistungen bzw. waren nicht zuor- 1961 9.532 Einwohner239 denbar. 1971 12.363 Einwohner240 1975 12.991 Einwohner241 Einwohner, Beschäftigte und deren Tätigkeitsbereiche 1961257 1987 13.436 Einwohner242 243 Von 9.532 Einwohnern (Bevölkerung am Ort mit Hauptwoh- 1997 15.012 Einwohner nung) waren: 4.396 (46,0%) Erwerbstätige; davon arbeiteten 185 (4,0%) in der Land- und Forstwirtschaft, 2.233 (51,0%) im Handwerk und produzierenden Gewerbe, 787 (18,0%) im Handel, Verkehr, Kredit- und Versiche- rungswesen und 217 DÖRR, Zinsbuch S. 114-115. 1.191 (27,0%) im Dienstleistungsgewerbe. 218 KARST, Vorstädte S. 57 219 SCHMIDT, Einwohnerzahlen S. 345. Gliederung nach Stellung im Beruf 1961 220 KARST, Amtsstadt S. 108, berechnet mit einem Multiplikator von 5,03 aus den 361 im Jahre 1618 vorhandenen Herd- Von 4.396 Erwerbstätigen waren: 1.287 (29,3%) Beamte und Angestellte, stellen 1.816 Einwohner. SCHMIDT, Einwohnerzahlen S. 345, gibt ohne nähere Erklärung oder Beleg 2.600 an. 2.121 (48,2%) Arbeiter, 758 (17,2%) Selbstständige, mithelfende Familienangehö- 221 SCHMIDT, Bericht S. 364 rige und 222 SCHMIDT, Einwohnerzahlen S. 345. 230 (5,2%) Lehrlinge. 223 SCHMIDT, Einwohnerzahlen S. 345. 224 SCHMIDT, Einwohnerzahlen S. 345. 225 SCHMIDT, Einwohnerzahlen S. 345. 226 SCHMIDT, Einwohnerzahlen S. 345. 227 KEYSER, Städtebuch S. 92. 228 KEYSER, Städtebuch S. 92. 229 KEYSER, Städtebuch S. 92. 230 KEYSER, Städtebuch S. 92. 231 KEYSER, Städtebuch S. 92. 244 KRACAUER, Urkundenbuch S. 312. 232 KEYSER, Städtebuch S. 92. 245 BATTENBERG, Quellen S. 195 Nr. 719. 233 KEYSER, Städtebuch S. 92. 246 KEIM, Juden S. 15. 234 KEYSER, Städtebuch S. 92. 247 KEIM, Juden S. 18. 235 KEYSER, Städtebuch S. 92. 248 ARNSBERG, Gemeinden 1 S. 134. 236 KEYSER, Städtebuch S. 92. 249 ARNSBERG, Gemeinden 1 S. 134. 237 KEYSER, Städtebuch S. 92. 250 ARNSBERG, Gemeinden 1 S. 134. 238 Hessische Gemeindestatistik S. 32. 251 ARNSBERG, Gemeinden 1 S. 134. 239 Hessische Gemeindestatistik S. 32. 252 KEYSER, Städtebuch S. 93. 240 SCHMIDT, Einwohnerzahlen S. 345. 253 ARNSBERG, Gemeinden 1 S. 134 241 Hessen. Gemeinden S. 225. 254 ARNSBERG, Gemeinden 1 S. 134. 242 Ausgewählte Strukturdaten über die Bevölkerung S. 2. 255 KEIM, Juden S. 282. 243 Frdl. Mitteilung des Einwohnermeldeamtes Dieburg vom 256 Beiträge zur Statistik 3 S. 208-209. 29. Sept. 1997. 257 Hessische Gemeindestatistik S. 36.

21 Hessischer Städteatlas – Dieburg

Einwohner, Beschäftigte und deren Tätigkeitsbereiche 1987 258 Erwerbszweige, Zahlen der Arbeitsstätten und Beschäftigten (Ortseinwohner plus Einpendler!) in Dieburg 1987259 Von 13.436 Einwohnern (Bevölkerung am Ort mit Haupt- wohnung) waren: Erwerbszweig Arbeitsstätten Beschäftigte 5.900 (43,9%) Erwerbstätige, 2.496 18,6%) Schüler und Studierende und Handel 217 (29,4%) 1.489 (22,7%) 276 (2,0%) Erwerbslose. Dienstleistungen 263 (35,6%) 1.121 (17,1%) Verarbeitendes Gewerbe 99 (13,4%) 1.349 (20,6%) Tätigkeitsbereiche (auch außerhalb von Dieburg) Baugewerbe 41 (5,6%) 363 (5,5%) Gebietskörperschaften/ Die 5.900 Erwerbstätigen verteilten sich auf folgende Wirtschafts- Sozialversicherung 22 (3,0%) 1.109 (16,9%) bereiche: Verkehr und 2.034 (34,5%) produzierendes Gewerbe, Nachrichtenübermittlung 37 (5,0%) 546 (8,3%) 1.488 (25,2%) Handel, Verkehr, Nachrichtenübermittlung, Kreditinstitute/ 64 (1,1%) Land- und Forstwirtschaft, Fischerei und Versicherungsgewerbe 32 (4,3%) 110 (1,7%) 2.314 (39,2%) übrige Wirtschaftsbereiche. Organisationen ohne Erwerbszwecke 19 (2,6%) 434 (6,6%) Gliederung nach Stellung im Beruf 1987 Energie- und Von 5.900 Erwerbstätigen waren: Wasserversorgung, Bergbau – – 3.616 (61,3%) Beamte, Richter, Soldaten, Angestellte, kauf- Gesamtzahl 738 6.561 männisch und technisch Auszubildende, 1.705 (28,9%) Arbeiter, gewerblich Auszubildende und 579 (9,8%) Selbstständige, mithelfende Familien- angehörige.

258 Ausgewählte Strukturdaten über die Bevölkerung S. 2-17. 259 Ausgewählte Strukturdaten über Arbeitsstätten 1 S. 18-19.

22 Hessischer Städteatlas – Dieburg

II. Siedlungstopographische Entwicklung vom Schlüsse auf Größe und Form der Ansiedlung zu Mittelalter bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts und man wird sich wohl nicht mehr als einige ein- (1846/58) zelne Höfe entlang der alten Straße vorstellen dür- fen266. Erst 1485 werden elf Häuser und Hofreiten uff 1. 8. bis 11. Jahrhundert dem Steynwege in einem mainzischen Zinsregister genannt267. Dieburgs Lage an wichtigen regionalen Verkehrs- wegen erlaubte in nachrömischer Zeit möglicher- weise das Fortbestehen einer lockeren Besiedlung im 2. 12./13. Jahrhundert ehemaligen Bereich der antiken Stätte260. Fränkische Einzelfunde und Gräber inner- und außerhalb der Anfang des 13. Jahrhunderts werden mit civitas et Stadt weisen auf eine ab dem 5. Jahrhundert beste- castrum in Dippurc268 erstmals Siedlung und Burg hende Siedlung hin261, deren genaue Lage, Größe Dieburg schriftlich erwähnt. Sowohl die Anfänge der und Ausdehnung unbekannt ist. Eine archäologisch Burg als auch der wohl gleichzeitig sich entwickeln- plausible Siedlungskontinuität kann im Bereich der den Burgsiedlung „verlieren sich … im Dunkel der ehemaligen Pfarrkirche „In der Altstadt“ festgestellt zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts“269. Laut ak- werden, deren verschiedene Vorgängerbauten sich tuellem Forschungsstand nahm das castrum seinen möglicherweise an römischen Gebäuderesten orien- Anfang „vor 1187 und muss schon vor 1208 einen tierten262. Umfang und Aussehen der Siedlung um gewissen Abschluss erreicht haben“270. Während sich diese Kirchenanlage sind ebenfalls unbekannt263. die Burganlage verteidigungsgünstig auf einer von Leergraben und Gersprenz umflossenen Insel er- Ob die beiden anderen späteren Vorstädte Holz- streckt, bildete sich auf dem Ostufer der Gersprenz hausen/Steinweg und Monfeld/Minnefeld ebenfalls im Kreuzungsbereich der alten West-Ost und Nord- Dörfer aus den Jahrhunderten vor der Stadtgrün- Süd verlaufenden Straßen eine erste Ansiedlung. dung waren, wie in der Forschung allgemein ange- 264 Wichtigste Indizien für diesen ersten Siedlungskern nommen wird, ist durch keine Quelle belegt . Ledig- sind die Anpassung der Bebauung an den leicht ge- lich die komplizierte Gerichtsverfassung der Zent wundenen Lauf der alten Straßentrasse Steinweg- Dieburg, die diesen Orten in bestimmten Bereichen Zuckergasse, die unregelmäßige Parzellierung rund eine relativ selbstständige Rechtsprechung einräumte, um den späteren Marktplatz und die den Verkehrs- kann als Indiz für ein höheres Alter gewertet wer- 265 wegen angepassten Nord-, Ost- und Südfronten der den . Im Falle des Minnefelds mag die Ausdehnung Marktplatzbebauung. Die Bebauung westlich des des hochmittelalterlichen Weilers etwa dem unregel- Marktplatzes bis zur Gersprenz mit ihrer relativ ge- mäßig parzellierten Bereich zwischen Krummgasse, raden Front gehört möglicherweise einer späteren Minnefeld und Fuchsberg entsprochen haben. Im Siedlungsphase an und entstand vielleicht erst im Falle des Steinwegs lässt die Parzellenform keinerlei Zusammenhang mit der Stadtwerdung. Ob dieser neue Siedlungskern bereits mit Stadt- rechten versehen war, ist nicht bekannt, angesichts

260 KURT, Straße und Verkehr S. 4-69, Karten nach S. 70, 106. der zentralen Lage des Marktplatzes scheint dies 261 DAHMLOS, Archäologische Funde S. 35 Nrn. 3a-b, S. 36 allerdings wahrscheinlich. Nr. 3g; BOSS, Dieburg S. 46; GÖLDNER, Reiter S. 1013- 1014. Aus der urkundlichen Überlieferung lässt sich 262 BEHN, Wallfahrtskapelle S. 29- 36. Die Datierung ist aller- schließen, dass die befestigte civitas binnen zweier dings umstritten. Während der Ausgräber von einer Zeit- Jahrzehnte, also in relativ kurzer Zeit, am Ende des stellung dieses Gründungsbaues in das 8. Jahrhundert oder 12. Jahrhunderts entstanden war. Das durch die noch früher ausgeht, setzte zuletzt W. Jacobsen den Bau aufgrund der Basenprofile der Säulen und des Grundrisses Straßen vorgegebene T-förmige Grundmuster wurde erst in das 11. Jahrhundert. Vgl. BEHN, Wallfahrtskapelle S. 34; JACOBSEN, Dieburg S. 478. Behn gelangt allerdings auch gerade durch den Grundrissvergleich mit den Stein- bacher und Lorscher Basiliken zu seiner frühen Datierung. 266 Die lokalhistorische Forschung bietet hier keine schlüssigen 263 Weder archäologische Indizien noch das Raster der Straßen Aussagen. Möglicherweise handelt es sich um die hierher ver- und Grundstücksgrenzen in diesem Bereich lassen genauere legte Siedlung Holzhausen, die westlicher in Richtung im Be- Aussagen zu. Die Ansiedlung wird aber kaum größer als die reich der St. Wolfgangkapelle lag. Frdl. Hinweis der Dieburger spätere vorstädtische Siedlung „Altenstadt“ gewesen sein. Kirchenarchivarin Frau Margarethe Emslander. Vgl. WAGNER, 264 So zuletzt auch von STEINMETZ, Reichslandpolitik S. 106 Wüstungen S. 94-99 und Karte der Wüstungen in der Pro- ohne Beleg; dazu MEYER, Wüstungen S. 89-90. vinz Starkenburg im Anhang; MEYER, Wüstungen S. 88-92. 265 HOCH, Territorialgeschichte S. 27, 186-190; DERS., Dieburg 267 DÖRR, Zinsregister S. 114-115. S. 28; SCHMIDT, Gerichtswesen S. 90-95; Holzhusen wird im 268 SAUER, Lehnsbücher S. 16. Lehnsbuch von Bolanden aus dem frühen 13. Jahrhundert 269 PRÜSSING, Wasserburg von Dieburg S. 84. erwähnt, SAUER, Lehnsbücher S. 17. 270 STEINMETZ, Reichslandpolitik S. 106.

23 Hessischer Städteatlas – Dieburg durch eine rund 1.250 m lange Stadtmauer nahezu Vor der Stadtmauer verlief eine Doppelgraben- trapezförmig umgeben, wobei die Gersprenz die und Wallanlage, deren Gräben von der Gersprenz Westseite zusätzlich deckte. Hier führte ein Weg zur und davon abgeleiteten Wasserläufen gespeist wur- Burg, und das Areal zwischen Burg und Stadt war den. Mit dem Bau der Wall-Graben-Anlage wird man durch zwei Flügelmauern, die über die Gersprenz auch um 1200 begonnen haben, wenngleich die sprangen, geschützt. Drei als mehrstöckige Tortürme vollendete Form eher dem späten Mittelalter ange- gebaute Haupttore gewährten Zutritt zur Stadt: Im hört275. Südwesten das Steinweger Tor (erwähnt 1509), im Die Planmäßigkeit der Stadtanlage innerhalb des Osten die Altenstädter Pforte (erwähnt 1508) und trapezförmigen Grundrisses ist besonders im nord- im Norden die Monfelder Pforte (erwähnt 1421). östlichen Teil zu erkennen276. Kratzen-, Hutmachers-, Obwohl diese Tore erst relativ spät schriftlich belegt Kloster-, Pfarr- und Zuckergasse gehen rechtwink- sind, ist ihre Bauzeit wohl mit der Entstehungszeit lig von der Nord-Süd verlaufenden Steingasse ab 271 der Stadtmauer identisch . Neben den genannten und bilden rechteckige, fast gleich große Bebauungs- drei Haupttoren befanden sich noch mehrere kleine blöcke. Auch im südlichen Teil zweigen fünf kleine Pforten in der Stadtmauer, die allerdings in der Gassen, die Kirsch-, Schloss-, Löwen-, Bad- und Hauptsache dem Fußgänger- und Karrenverkehr in Gundermannsgasse im annähernd rechten Winkel die Feldflur dienten und nicht vom eigentlichen von dem Steinweg, bzw. Rheingaustraße und der Durchgangsverkehr benutzt worden sind. Abgesehen Zuckergasse ab. Sie alle treffen ebenso rechtwinklig von der nicht näher datierten Paternosterpforte in auf die Stadtmauer bzw. auf die hinter der Stadt- der Klostergasse gehören sie wahrscheinlich jüngeren mauer verlaufenden Gassen. In der Mitte der Stadt Baustufen an. wird dieses Muster durchbrochen. Auffallend ist die Neben den Tortürmen war die Stadtbefestigung parallel zur Steingasse von der Nordostecke des durch vier weitere Türme an den jeweiligen Ecken Marktplatzes verlaufende Eulengasse, die mit dieser geschützt: der Mühlturm in der Nordwestecke, der so über drei kurze Gassen verbunden war. Zwischen genannte Hexenturm in der Nordostecke, der Blaue Eulen- und Steingasse lagen der Frankensteiner Hof Hut in der Südostecke und der Weiße Turm in der und das Stadtschloss der Groschlage. Auch in der Südwestecke. Sie entstanden wohl wie die Tore im Nordwestecke ließ ausgedehnter Adelsbesitz, hier Zuge des Stadtmauerbaus um 1200. An der süd- der Ulner (später Fechenbach), eine kleinräumige lichen Seite der Stadtmauer befand sich etwa dort, Gassenaufteilung nicht zu bzw. machte diese unnö- wo die Löwengasse auf die Stadtmauer trifft, der tig, da hier stets nur eine lockere Bebauung bestand. 1587 ersterwähnte Frankensteiner Turm, der aller- Die insgesamt durchaus planvolle Anlage lässt auf dings bereits im Dreißigjährigen Krieg weitgehend eine relativ rasche Aufsiedlung des von der Stadt- zerstört worden war und nur noch im unteren Teil mauer umgebenen Areals schließen. Besonders der als Gefängnis genutzt wurde. Auf der Stadtansicht Bereich östlich des Marktplatzes bis zur Stadtmauer von Barthélemy de la Roque aus dem Jahre 1750 ist war bis zum Ende des 13. Jahrhunderts weitgehend 272 er bereits nicht mehr zu erkennen . geschlossen bebaut. Es liegt die Annahme nahe, dass Ob und wie die dörflichen Vorgängersiedlungen die vom Stadtgründer gewährten Steuererleichterun- befestigt waren, ist nicht bekannt. Wahrscheinlich gen zahlreiche Bewohner des Umlandes in die neue erhielten sie frühestens mit dem Bau der Stadtmauer Stadt zogen. Hier kommen zunächst die drei dörf- kleinere Toranlagen. Die Befestigung der nunmeh- lichen Siedlungen Altenstadt, Minnefeld und Holz- rigen Vorstädte bestand auch in späterer Zeit aus nie hausen/Steinweg in Frage aber natürlich auch viele mehr als den verschiedenen Pfortenhäusern und einer andere, teilweise im weiteren Verlauf des Mittelalters Dornenhecke oder einem Palisadenzaun; nur die Alt- vollständig aufgelassene Siedlungen der näheren Um- stadt war zusätzlich von einem Wassergraben, dem gebung277. Theobaldsgraben, umflossen273 und möglicherweise von einem zweiten Graben geschützt274.

271 STEINMETZ, Reichslandpolitik S. 119. 275 1511 wird in den Stadtrechnungen ein Grabenmeister ge- 272 SCHMIDT, Befestigungsanlagen S. 73. Die beste Reproduk- nannt. Im gleichen Jahr wurden die Gräben mit 600 Setz- tion der Stadtansicht bei HERCHENRÖDER, Kunstdenkmäler, lingen (Jungfischen) besetzt. Vgl. SCHMIDT, Befestigungs- nach S. 56. anlagen S. 74. 273 HERCHENRÖDER, Kunstdenkmäler S. 56-57. 276 STEINMETZ, Reichslandpolitik S. 118 spricht sogar von 274 Grabungsbefund von 1998. Frdl. Miteilung von Herrn einer „Entstehung auf dem Reißbrett“. Dr. Holger Göldner, Hessisches Landesamt für Denkmal- 277 WAGNER, Wüstungen S. 78-122; MEYER, Wüstungen pflege, Außenstelle Darmstadt, vom 21. Juli 1999. S. 88-92.

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3. 1. Hälfte 14. Jahrhundert indes bis zum Bau des Schlosses Stockau ab 1687 und der weitläufigen Barockgartenanlage noch für min- Nachweisliche Bautätigkeit außerhalb des Stadt- destens drei Jahrhunderte eine isolierte Siedlungs- mauerberings fand im 14. Jahrhundert nur an der insel. Ecke Spitalgasse/Altstadt statt. Hier entstand auf- grund privater Stiftertätigkeit in den 1330er/40er Jahren ein Hospitalbau mit ca. 22 m Seitenlänge278. 5. 17. Jahrhundert Das wahrscheinlich ebenfalls im 14. Jahrhundert ent- standene und 1362 erstmals erwähnte Siechenhaus Die enormen Bevölkerungsverluste von ca. 75% wäh- lag westlich, rund 500 m außerhalb der Stadt. Es ist rend der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts lassen aber nicht näher zu lokalisieren und gab vermutlich naturgemäß keine positiven siedlungstopographischen auch keinerlei siedlungstopographische Impulse279. Veränderungen erwarten. Allerdings sind einige für das 17. Jahrhundert durchaus charakteristische Bau- maßnahmen festzustellen. So wurde der Marktplatz 4. 14. bis 16. Jahrhundert durch einen um 1600 errichteten Rathausneubau teilweise überbaut, und nach dem Dreißigjährigen In den drei Jahrhunderten im Übergang vom Mittel- Krieg entstand auf der Südwestecke ein Gebäude- alter zur Neuzeit fanden innerhalb der Stadt keine block aus zwei verhältnismäßig großen Häusern mit großflächigen, siedlungstopographisch bedeutsamen barocken Krüppelwalmdächern284. War bei ersterem Veränderungen statt. Allerdings lässt sich erkennen, wohl die räumliche Enge das entscheidende Krite- dass der Siedlungsraum offensichtlich knapp wurde: rium bei der Wahl des Bauplatzes – rings um den In den beiden Gassen Am Leisebühl im Nordosten Markt war die Bebauung besonders dicht – war bei und Am Zentturm im Südosten wurde ein schma- letzteren die Bedeutung des Marktes für die dezi- ler Geländestreifen mit kleinen, an die Stadtmauer mierte Stadt- und Umlandbevölkerung nach dem gelehnten Wohn- und Nutzgebäuden bebaut. Krieg offenbar soweit gesunken, dass man sich zu Nahm die ummauerte Stadt wahrscheinlich bis einer weiteren Überbauung entschloss. zum Ende des 15. Jahrhunderts Einwohner aus den Gegen Ende des Jahrhunderts entstand südlich drei Vorgängersiedlungen auf – nach den Verhee- gegenüber der Wallfahrtskirche das Kapuzinerkloster, rungen der Kurfehde in den 1460er Jahren zählte das 1695 bezogen und 1699-1701 durch eine eigene Altenstadt 1508 erst wieder 16 Familien280 –, kippte Kirche ergänzt wurde285. Die den gesamten Kloster- dies um, und im 16. Jahrhundert setzte wohl ein bezirk umschließende Mauer wurde 1704 fertigge- Wachstum der Vorstädte ein. Dabei hat sich die Be- stellt286. bauung meist einzeilig beiderseits der bestehenden Da in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts die Straßen und Gassen entlang gezogen. Im Falle der Bevölkerung wieder langsam zunahm, 1695 waren Altenstadt ist eine leichte Verlagerung der Siedlung mit 1.500 Einwohnern rund zwei Drittel der Vor- nach Westen in Richtung der eigentlichen Stadt- kriegszahl erreicht287, riss man 1697 die letzten Reste mauer nachzuvollziehen. Während die ursprüngliche des ehemaligen Barfüßerklosters ab, das ab 1650 von dörfliche Siedlung rund um die Kirche gelegen ha- den Kapuzinern genutzt worden war, und errichtete ben wird, zog man aus den Verheerungen der un- hier elf Wohnhäuser mit Nebengebäuden288. Eben- befestigten Siedlung im Verlaufe der Kurfehde die so verschwanden im Laufe der zweiten Hälfte des Lehre und riegelte den Zugang zur geschrumpften, 17. Jahrhunderts das Tertiarinnenhaus und die Lieb- an die Stadtmauer gerückten Siedlung durch die 1508 frauenkapelle, östlich zwischen dem Klosterbereich 281 erbaute Sattigspforte und das 1704 erwähnte Klein- und der Stadtmauer gelegen. Zimmerner Tor282 ab. Die 1363 erstmals erwähnte Groschlag’sche Mühle283, weit südöstlich der Stadt vorgelagert, blieb 284 SCHMIDT, Zugehörigkeit S. 131-132; HERCHENRÖDER, Kunstdenkmäler S. 84; vgl. auch LANGHANS, Schloßgarten S. 10 (Planskizze Dieburg um 1600); ENDERS, Kultur- denkmäler S. 144; SCHMIDT, Marktplatz S. 65-67. – Der 278 KARST, Heilig-Geist-Hospital S. 267-268; ENDERS, Kultur- Grundriss des alten Rathauses wurde 1991/92 von Frau denkmäler S. 151. Monika Reith M.A. im Auftrag des Hessischen Landesam- 279 EBERSMANN, Siechenhaus S. 317; SCHMIDT, Flur- und tes für Denkmalpflege ergraben. Die entsprechende Doku- Gewannamen S. 351. mentation befindet sich bei der Stadtverwaltung Dieburg. 285 280 KARST, Vorstädte S. 57. MAYER/MURMANN, Kapuziner-Chronik S. 20-21; KARST, 281 SCHMIDT, Befestigungsanlagen S. 71. Franziskaner-Konventualen S. 206-211. 286 282 MAYER/MURMANN, Kapuziner-Chronik S. 26. MAYER/MURMANN, Kapuziner-Chronik S. 25. 287 283 MÜLLER, Ortsnamenbuch S. 127; ENDERS, Kulturdenkmäler SCHMIDT, Einwohnerzahlen S. 345. S. 139. 288 KARST, Franziskaner-Konventualen S. 212-213.

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In den Jahren zwischen 1687 und 1699 bauten Die vorläufig größten Eingriffe in die siedlungs- die Freiherren von Groschlag ca. 600 m südwestlich topographische Struktur der Stadt brachte die Schlei- der Altstadt an der Gersprenz ein repräsentatives fung der Stadtbefestigung und der Bau der Chaus- Landschloss mit ausgedehnten Garten- und Parkan- seen. Besonders im Süden und Osten wurde das Ter- lagen und bestimmten damit in dem gesamten Be- rain der Wall-Graben-Anlage in relativ regelmäßige reich zwischen Groß-Zimmerner-Straße sowie der Gartenparzellen aufgeteilt, die in der Spitalstraße, späteren Konrad-Adenauer-Straße und dem Kon- wie bereits erwähnt, bald bebaut worden sind. Im viktsweg die siedlungstopographische Entwicklung Südwesten der Stadt brachte der Bau der Chaussee bis in die Gegenwart289. nach Roßdorf im Jahre 1835 eine tiefgreifende Ver- änderung des Straßenrasters. Die neue Chaussee folgte nämlich nicht der Trasse der alten Ausfall- 6. Entwicklung bis 1846/58 straße, dem Steinweg, sondern führte weiter südlich schnurgerade auf die Südwestecke der Stadtbefesti- Das 18. und die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts gung zu, knickte dann um etwa 40° nach Nordnord- brachten für Dieburg nur ein bescheidenes Wachs- ost ab und traf nach ca. 100 m auf den Steinweg, tum der Siedlungsfläche. Die Bebauung erfolgte ent- der seit damals als Rheingaustraße bezeichnet wird. lang der Ausfallstraßen nach Norden, Osten und Dieser neuen Trassenführung fiel die Stadtbefesti- Südwesten. Nach der weitgehenden Schleifung der gung in diesem Bereich einschließlich des Weißen Mauer- und Grabenanlagen im Laufe der 1820er Turms zum Opfer292. und 1830er Jahre entstanden rasch kleinere Gebäude- komplexe im Bereich der ehemaligen Toranlagen. Die Versorgung der im 19. Jahrhundert wach- Am lebhaftesten war die Bautätigkeit in den ersten senden Bevölkerung einerseits und die neue Funk- Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts in der Spitalstraße, tion als Sitz des Landrates andererseits zogen zwei die seit alters her Altenstadt mit dem Minnefeld ver- wichtige topographische Veränderungen im Bereich band und östlich vor der Stadtbefestigung verlief. des Marktplatzes nach sich. Das alte Renaissance- Seit dem 14. Jahrhundert war der südliche Abschnitt rathaus wurde 1830 abgerissen, nachdem man der Gasse bis zur Spitalspforte auf der Höhe von bereits vor 1828 den alten östlich an den Markt Hausnummer 5 bebaut. Bereits vor Schleifung der bzw. Ratshausplatz grenzende Groschlag’schen Stadtbefestigung waren darüber hinaus einige Par- Stadthof abgerissen und an seiner Stelle das neue zellen bis zum Minnefeld mit Hofreiten bestückt290. Rathaus und 1834 auch das Landratsamt errichtet 293 Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich hatte . Dadurch wurde der Marktplatz wieder ver- hier eine fast geschlossene Bebauung, und nur rund größert, und 1854 richtete man zur besseren Ver- ein halbes Dutzend Parzellen trugen noch keine sorgung der Bevölkerung hier einen Wochenmarkt 294 Gebäude. ein . Außerdem entstand durch den Abriss des Groschlag’schen Schlosses eine neue Verbindung Besondere Beachtung als Einzelbauwerk verdient von der Nordostecke des Marktplatzes zur Stein- die 1845 in der Altstadt 37 errichtete Zündhölzer- gasse. Diese Verbindung war platzähnlich verbreitert fabrik, die wegen der Brandgefahr wohl bewusst und gewährte nicht nur einen freien Blick auf die abseits der übrigen Siedlung angelegt worden war Verwaltungsneubauten, sondern auch auf die Stadt- und nach kurzem Betrieb 1861 tatsächlich durch kirche295. einen Brand zerstört wurde291.

292 SCHMIDT, Befestigungsanlagen S. 72-73; KARST, Straßen- knotenpunkt S. 357. 293 SCHMIDT, Zugehörigkeit S. 131-132; HERCHENRÖDER, Kunstdenkmäler S. 84. Das alte Rathaus stand noch 1829 als altes und verfallenes Gebäude ohne Merkwürdigkeit, STEI- 289 LANGHANS, Schloßgarten; vgl. den Abdruck auf dem NER, Bachgau S. 142-143; vgl. auch LANGHANS, Schloß- Sonderblatt. garten S. 10 (Planskizze Dieburg um 1600) und die Abbil- 290 Vgl. die Karte von 1811 abgedruckt bei ENDERS, Kultur- dung unten S. 47. denkmäler S. 119 und auf dem Sonderblatt. 294 SCHMIDT, Zugehörigkeit S. 136. 291 SCHMIDT, Industriebetriebe S. 223-224. 295 Vgl. die Abbildung in KEIM, Festschrift Amtsgericht S. 52.

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III.Siedlungstopographische Entwicklung von der Goethestraße die Richtung für die weitere Stadtaus- Mitte des 19. bis zum Ende des 20. Jahrhun- dehnung vor. Wie bereits die Bebauung der Gabels- derts bergerstraße nach Süden wies, so wurde die schnur- gerade, rund 800 m lange Kettelerstraße (ehemals 1. 1846/58 bis 1945 Klein-Zimmerner Straße), die von der Altstadt ab- zweigte, zur Hauptachse der Stadtentwicklung im Obwohl die Dieburger Bevölkerung – trotz einer südlichen Bereich Dieburgs. Die Anfänge der Wohn- beträchtlichen Amerika-Auswanderung – zwischen bebauung reichen hier bis in die Jahre vor dem Ersten 1850 und 1900 um annähernd ein Drittel auf rund Weltkrieg zurück. Das bis in den Zweiten Weltkrieg 4.700 Einwohner anstieg, blieb der Siedlungsraum hinein diskutierte Projekt, mit einer Schneise die weitgehend auf die drei Vorstädte und das ehemals Steinstraße, die alte Nord-Süd-Achse der Altstadt, ummauerte Areal beschränkt. In diesen Gebieten über die Zuckerstraße nach Süden zu verlängern wurden jedoch zahlreiche Baulücken geschlossen. und damit einen Anschluss an das Neubaugebiet Dies trifft besonders für den Bereich der Spitalstraße südlich des Herrngrabens zu erhalten, blieb unein- zu. Allerdings sind in der Karte zwei Trends ablesbar, gelöst298. Immerhin nahm die Bebauung der Fried- die die Stadtentwicklung bis zur Mitte des 20. Jahr- rich-Ebert-Straße in den 1950er Jahren diese Idee hunderts bestimmten296. wieder auf (siehe weiter unten!). Zum einen wurde das Gebiet nördlich des Mon- Neue Akzente in der städtebaulichen und topo- feldes bis zur 1858 in Betrieb genommenen Eisen- graphischen Entwicklung Dieburgs setzte die soge- bahnlinie kleinparzelliert und mit meist bescheidenen nannte „SA-Siedlung“ im Dreieck zwischen Rhein- Wohnhäusern bebaut. Zum anderen setzte sich die gau- und Groß-Zimmerner-Straße: Hier entstand Ausdehnung der Stadt in Richtung Osten weiter fort. ab den 1930er Jahren eine Siedlung mit weitgehend Noch in den letzten beiden Jahrzehnten des 19. Jahr- standardisierten Einfamilienhäusern. hunderts entstanden entlang der Frankfurter Straße von den Gleisanlage bis zur Ringstraße großzügige gründerzeitliche Bauten. Der Kreuzungsbereich 2. 1945 bis 1992 Frankfurter/Aschaffenburger Straße erhielt durch die 1888/89 in neugotischem Stil erbaute evangelische Im Vergleich zu anderen Orten im Rhein-Main- Kirche eine deutliche Aufwertung als Zentrum des Gebiet blieben die Zerstörungen durch alliierte Bom- gründerzeitlichen Stadterweiterungsgebietes. benangriffe auf Dieburg relativ gering299. So war es weniger der Wiederaufbau, der nach dem Zweiten Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges erfolgte Weltkrieg die wesentlichen Impulse für die bauliche die fast geschlossene Bebauung des Areals zwischen Entwicklung der Stadt gab, als vielmehr die Wohn- Seestraße im Norden, Ringstraße im Osten und Sü- raumknappheit, die sich durch die teilweise bis August den sowie Marienstraße im Westen. Neben Verwal- 1949 andauernde Beschlagnahmung vieler Wohnun- tungs- und Dienstleistungseinrichtungen wie Post, gen durch amerikanische Militärangehörige und vor Amtsgericht und Schulen in der Marienstraße han- allem durch die ab dem Spätsommer 1945 in die delte es sich hauptsächlich um Ein- und Mehrfami- Stadt ziehenden Flüchtlinge. Bis 1950 kamen annä- 297 lienhäuser . Mit dem Neubau großer historistischer hernd 2.000 Evakuierte und Vertriebene nach Die- Villen, etwa Altstadt Nrn. 17 und 19, wurde eine burg300. Bereits in den ersten Jahren nach Gründung architektonische Verbindung zwischen diesem neuen der Bundesrepublik entstanden bis 1951 rund 150 Viertel und der mittelalterlichen Altstadt geschaffen. neue Wohnhäuser301. Die meisten wurden im Bereich Neben der üblichen Bebauung entlang der neuen südlich der Altstadt rechts und links der Ketteler- Ausfallstraßen – Darmstädter Straße im Nordwesten, straße, im Südwesten zwischen Rheingaustraße und Rheingaustraße im Südwesten und Groß-Umstädter- Groß-Zimmerner-Straße sowie nordöstlich des Grün- Straße im Südosten – gaben der Bau des Bischöf- derzeitviertels rechts und links der Minnefelder See- lichen Konviktes 1868 am Ostrand des Schlossgartens straße errichtet. Bis in die 1950er Jahre blieb die Bahn- Stockau und der Goethe-Schule 1903/08 in der linie als Bebauungsgrenze nach Norden hin jedoch wirksam.

296 Vgl. SCHMIDT, Zugehörigkeit S. 146-147. 297 Vgl. den vom Großherzoglichen Geometer II. Classe Karp um 1902 angefertigten Plan der Stadt Dieburg; StadtA Die- 298 SIMON, Weimarer Republik S. 173. burg, ohne Signatur. Eine Kopie stellte die Leiterin des 299 SIMON, Weimarer Republik S. 176. Dieburger Stadtmuseums, Frau Dr. Maria Porzenheim, 300 SIMON, Nachkriegszeit S. 193-194. freundlicherweise zur Verfügung. 301 SIMON, Nachkriegszeit S. 201.

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Mit der Ausweisung eines großräumigen Gewer- Seitenarm des heutigen Burgwegs ab 1953307. Bis in begebietes entlang der Frankfurter Straße (Alte B 45, die Gegenwart setzte sich hier die Bautätigkeit fort. heute L 3094) in Richtung Münster wurde die Vor- Es entstanden meist Einfamilienhäuser, teilweise auch aussetzung für die Ansiedlung zahlreicher Gewerbe- einige Reihenhausanlagen. Einen vorläufigen Höhe- betriebe geschaffen302. Bis in die 1980er Jahre wurde punkt erreichte diese Entwicklung mit der nach die gesamte Feldflur in Richtung Nordosten bis zur mehrjähriger Planung 1969 vollzogenen Teilung der vorrückenden Wohnhaussiedlung von Münster be- katholischen Kirchengemeinde und der Einweihung baut303. des neuen Gemeindezentrums mit Kirche, Gemein- 308 Die Expansion des städtischen Siedlungsbereiches dehaus und Kindergarten in der Berliner Straße . nach Osten und Süden setzte sich auch in den 1960er Neben dem allgemeinen Aufschwung ab den Jahren fort und die noch Mitte des 19. Jahrhunderts 1950er Jahren, der besonders im Rhein-Main-Gebiet östlich vor der Stadt liegende Kreuzung der Chaus- einen grundlegenden Strukturwandel der dörflichen seen wurde, wenn nicht zum „Stadtkern“304, so doch und kleinstädtischen Siedlungen hervorrief, ist der zum Schnittpunkt des innerstädtischen Verkehrs. gezielte Ausbau Dieburgs zum Schul- und Verwal- Der in den 1960er Jahren nochmals stärker wer- tungszentrum des Kreises die wichtigste Vorausset- dende Aufschwung im privaten Hausbau bescherte zung für die Nachkriegsentwicklung. Siedlungstopo- der Stadt neben der weiteren Expansion in die bis- graphischen Niederschlag fanden dieser Funktions- herige Süd- und Ostrichtung drei neue Trends. wandel bzw. diese Funktionsintensivierung in der Bebauung der Gersprenzaue westlich des Burgberei- Erstens: Nach zögerlichen Anfängen mit der 1956/ ches mit diversen Schulkomplexen ab Mitte der 57 errichteten kleinen Siedlung in der Friedrich- 1960er Jahre und des mehrere Hektar umfassenden Ebert-Straße305 gewann die Reihenhausbebauung ab Terrains der Fachhochschule am östlichen Stadt- den 1960er Jahren immer größere Bedeutung. Am rand309. Im Altstadtbereich wurde dem neugotischen Rinkenbühl entstanden schließlich ab den 1960er Landratsamt ebenfalls in den 1960er Jahren ein mo- Jahren auch die ersten mehrstöckigen Mehrfamilien- derner Verwaltungstrakt zur Seite gestellt, der den wohnblocks. bis dahin noch nachvollziehbaren Charakter der ehe- Zweitens: Im Straßennetz traten neben das mehr mals quadratischen Burganlage endgültig zerstörte310. oder weniger radiale bzw. rektanguläre, auf die alten Knapp 200 m nordöstlich davon fiel die Erlesmühle Hauptstraßen bzw. Chausseen bezogene System ab Ende der 1970er Jahre dem Bau des neuen Amtsge- den 1960er Jahren kleine Subsysteme von ringför- richts zum Opfer311. Auf die baulichen Veränderun- migen Anliegerstraßen mit Stichstraßen zur Erschlie- gen im Innenstadtbereich, besonders rund um den ßung der Reihen- bzw. Einfamilienhaussiedlungen: Marktplatz ab Mitte der 1970er Jahre bis zum Bau etwa Am Rinkenbühl, Am Schlangensee, Am Forst, des neuen Rathauses, kann und muss hier nicht Akadien- und Holunderweg sowie der Südwestring306. näher eingegangen werden. Damit wären Fragen der Stadtplanung und Denkmalpflege, nicht aber der Drittens: Die entscheidende Entwicklung stellt historisch-topographischen Stadtentwicklung ange- die Expansion des städtischen Siedlungsbereiches sprochen. nach Westen dar. Den Anfang mit dem Sprung über den Glaubersgraben machte die Kleinsiedlung im

302 SIMON, Nachkriegszeit S. 206. 307 SIMON, Nachkriegszeit S. 205. 303 Vgl. die Umlandkarte 1989. 308 ECKSTEIN, 100 Jahre Stadtpfarrei S. 92-94. 304 KEYSER, Städtebuch S. 91. 309 SCHIMMELPFENNIG, Entstehung S. 337-344. 305 Frdl. Auskunft von Frau Monika Reith, M.A. StadtA Die- 310 SIMON, Nachkriegszeit S. 223; ENDERS, Kulturdenkmäler burg vom 3. Mai 2000. S. 148-149. 306 SIMON, Nachkriegszeit S. 247. 311 KEIM, Festschrift Amtsgericht S. 146-147.

28 Hessischer Städteatlas – Dieburg

IV. Erläuterungen zum Kartenwerk, Aufbau der ges Bild von Dieburg und seiner Gemarkung her- Karten und Hinweise zu ihren Quellen zustellen, das die Nutzung einer jeden Fläche inner- und außerhalb der Stadt erkennbar macht, die nun 1. Katasterkarte 1846/58, 1:2.500 erstmals vom Betrachter im Zusammenhang abgele- sen werden kann. Die Katasterkarte von Dieburg beruht auf 43 Blät- Die farbigen Katasterkarten des Hessischen Städte- tern aus den drei Bänden „Parzellen Karten der Ge- atlas sind somit Quelle und Neuschöpfung zugleich: markung Dieburg von 1846-58“ im Stadtarchiv Quelle aufgrund ihrer Herkunft aus archivalischer Dieburg. Zwei fehlende Blätter, Flur I, Nrn. 6 und 8, Überlieferung der Gemarkungs- bzw. Parzellenkar- wurden aus den Beständen im Katasteramt Dieburg ten, der Katasterakten und Flurbücher, Neuschöp- ergänzt. Diese älteste vollständige, exakt vermessene fung infolge der Umsetzung zu einem bislang nicht Katasteraufnahme von Dieburg besteht aus einer vorliegenden Gesamtbild mit vereinheitlichtem Maß- Vielzahl von Inselkarten mit Grundrissen und Flur- stab und informationstragender Farbgebung auf vor- namen. Die in unterschiedlichen Größen im Maß- gegebenem Grundriss. stab 1:500 und 1:1.000 handgezeichneten Karten enthalten keine Hinweise auf ihre geographische Zur Quellenedition gehören auch Übernahme Ausrichtung, die Himmelsrichtung ist in der Regel und Wiedergabe der Flurnamen, die sich in der Ori- nicht vermerkt. Die Grundrisse werden in unter- ginalüberlieferung der Gemarkungs- bzw. Parzellen- schiedlichen Drehungen wiedergegeben, wobei die karten befinden. Die dortigen handschriftlichen Ein- günstigste Ausnutzung des Zeichenkartons für den tragungen erscheinen in der Katasterkarte im Druck. jeweiligen Ausschnitt auf der Arbeitsvorlage entschei- Unterschieden werden nach Schriftart und -größe dend gewesen zu sein scheint. die Bezeichnungen für Flur und Gewann, Platz, Gebäude und Hof, Verkehrsweg und Gewässer (siehe Die einzelnen Zeichnungen, welche die gesamte hierzu Legende zur Katasterkarte). Fehlen im Origi- Gemarkung von Dieburg, Ortslage der Stadt mit nal für die Stadtgeschichte wichtige Angaben, etwa umgebender Flur, umfassen, sind in drei Bänden ge- die Bezeichnung von öffentlichen Gebäuden (Rat- sammelt. Grundlage für die vorliegende Publika- haus, Kirche, Amtshaus u.ä.), werden diese für den tion im Hessischen Städteatlas bilden die Blätter heutigen Benutzer unverzichtbaren Informationen 2-26, 34-35, 43-48, 50-53, 55, 72-73, 80-81 und aus anderen, möglichst zeitnahen Quellen in die be- 84-86 der Fluren Nr. I-III, V, VII-IX, XV und arbeitete Karte übernommen und in Klammern er- XVII-XIX. gänzend hinzugesetzt. Während bei der Erstellung der Gemarkungskarte Als zusätzliche Interpretationshilfe enthalten alle 1846/58 nie beabsichtigt worden ist, die Inselkarten im Hessischen Städteatlas publizierten Katasterkarten zu einem Gesamtbild zusammenzufügen, sondern Höhenlinien bzw., wo deren Angabe nicht möglich lediglich die Unterlagen der Finanzbehörde zur Be- war, Höhenpunkte, um die topographischen Gege- steuerung von Grundbesitz ergänzt werden sollten, benheiten und die Niveauverhältnisse, etwa steile führt die Bearbeitung im Städteatlas die Einzelblät- Geländeabbrüche oder ausgedehnte ebene Flächen, ter zu einer Rahmenkarte im Maßstab 1:2.500 zu- besser erkennbar zu machen. Die Hinzufügung von sammen, um den genordeten Grundriss von Die- Isohypsen und/oder Höhenpunkten, die in der Über- burg in seiner umgebenden Flur wiederzugeben. lieferung des 19. Jahrhunderts fehlen, erlaubt in Die Kartenvorlagen des 19. Jahrhunderts enthal- mancher Hinsicht Rückschlüsse auf die Stadtge- ten keine Hinweise auf die Nutzung der einzelnen schichte, die ohne Geländekenntnisse unmöglich Parzellen durch Kolorit. Um die Katasterkarte den- blieben. So lässt sich mit Hilfe der Höhenlinien der noch in Farbe wiederzugeben, um alle Flächen nach Gang der Besiedlung besser ablesen, zur Ausdeh- ihrer Struktur und Beschaffenheit zu unterscheiden nung der Stadt unbrauchbare Bereiche werden er- und darzustellen, wurde das „Grundbuch der Ge- kennbar und können von siedlungsgünstigen topo- meinde Dieburg“ herangezogen, das ab 1846 ange- graphischen Voraussetzungen für die Stadtentwick- legt worden ist; es liegt in fünf Bänden im Stadtarchiv lung unterschieden werden. Die Höhenangaben für Dieburg. Das Grundbuch liefert unter anderem Dieburg, wiedergegeben in Form von Punkten, ent- Angaben über die Art der Grundstücke, ob es sich stammen der ab 1954 erstellten „Höhenkartei Kreis um Gärten, Äcker, Wiesen, Gehölze oder Grundgüter Dieburg, Gemeinde Dieburg“ und der 1988/89 er- anderer Art handelt (siehe hierzu Legende zur Ka- stellten „Nivellierungspunkte-Kartei“ im Hessischen tasterkarte mit Farbsignaturen). Die schriftlich in Landesvermessungsamt. den Grundsteuerakten und Flurbüchern von Die- burg ab den 1840er Jahren überlieferten Angaben ermöglichen es, ein bisher nicht vorliegendes farbi-

29 Hessischer Städteatlas – Dieburg

2. a) Umlandkarte 19. Jahrhundert (1832/50), und Steinweg sowie die neuzeitliche Bebauung in 1:25.000 der Spitalsgasse zu erkennen. Vier Chausseen füh- ren von Dieburg weg: nach Norden in Richtung Die Grundlage der Ansicht aus dem 19. Jahrhundert Urberach und Langen, nach Südwesten in Richtung bildet die „Karte von dem Grossherzogthume Hes- Darmstadt, nach Südosten in Richtung Groß-Um- sen“, die vom Großherzoglich Hessischen General- stadt und nach Osten in Richtung Aschaffenburg. quartiermeisterstab zwischen 1823 und 1840 aufge- Sonst zeigt die Karte nur schmale Wege von nach- nommen, 1832-50 vom Generalstab bearbeitet und geordneter Bedeutung. 312 im Maßstab 1:50.000 herausgegeben worden ist . Die benachbarten Gemeinden Münster, Altheim Militärische Interessen lagen der Schaffung dieser und Groß-Zimmern lagen Mitte des 19. Jahrhun- detaillierten Übersicht in erster Linie zugrunde. derts noch in freiem Gelände inmitten ihrer weiten, Schon in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts unbebauten Feldfluren. konzentrierten sich kriegerische Auseinandersetzun- gen nicht mehr nur auf einzelne Feldschlachten oder Belagerungen von fortifikatorisch wichtigen Punk- 2. b) Umlandkarte 20. Jahrhundert (1989), ten wie Burgen und Festungen, sondern sie wurden 1:25.000 als Flächenkriege durchgeführt, erfassten ganze Land- schaften und machten so ausgedehnte Gebiete zum Der Ausschnitt aus den Topographischen Karten Schauplatz gegnerischer Kämpfe. Besonders der von 1989313 will in der Gegenüberstellung zum glei- Deutsche Krieg 1866 und der Deutsch-Französi- chen Blattausschnitt von 1832/50 die siedlungstopo- sche Krieg 1870/71 zeigten die Bedeutung der Ver- graphische Entwicklung des Raumes veranschau- kehrswege – Chausseen und Eisenbahnen – für die lichen. Nur noch der südliche Teil des Altstadtkerns schnelle Verschiebung großer Truppeneinheiten und von Dieburg mit seinem regelmäßigen Verlauf der von Kriegsmaterial für den militärischen Erfolg. Gassen südlich der Zuckerstraße und der Markt- Für die Wiedergabe im Hessischen Städteatlas platz heben sich deutlich ab. Der nördliche Teil ist wurde das „Blatt 10: Dieburg“ auf den Maßstab durch Abrisse und Neubauten deutlich aufgelockert. 1:25.000 vergrößert. Es gibt auch kleinere topogra- Allerdings ist dieser Kern längst nicht mehr das her- phische Details, plastische Geländedarstellung, klare ausragende topographische Merkmal der Karte. Au- Ortsgrundrisse, deutliches Gewässernetz sowie ins- genfällig sind die Verkehrswege – die von Südwest besondere das genaue Chausseen-, Straßen- und We- nach Norden in großem Bogen östlich an der Stadt gesystem wieder. Karten solcher Qualität sind eine vorbeigeführte vierspurige Bundesstraße 26 und die bedeutende Quelle für Landes- und Siedlungsge- Ost-West verlaufende Bahnlinie – weiter die zahl- schichte sowie für die historische Geographie. reichen großen Fabrikhallen zwischen Münster und Dieburg. Die Übergänge zu den benachbarten Ge- Die Darstellung im vorliegenden Städteatlas ver- meinden sind im Falle von Altheim und Groß-Zim- anschaulicht Dieburgs Lage in einer großflächigen mern deutlich schmaler geworden. Die alten Verbin- Feldflur in der weiten und ebenen Flussniederung dungswege zwischen den Orten folgen zwar weiter- der Gersprenz, die sich nach Süden und Norden hin im wesentlichen ihrem alten Verlauf, wie ein fortsetzt, während sich westlich und östlich ausge- Vergleich der beiden Kartenbilder zeigt. Sie wurden dehnte Waldgebiete anschließen. Höhenlinien feh- aber durch Ausbau verbreitert und in Teilen begra- len, nur die groben Schraffuren geben einen vage digt bzw. durch neue, parallel verlaufende Straßen Eindruck vom Relief. Noch deutlich heben sich in entlastet. Allerdings hat sich ein Teil des überregio- dieser Zeit der mittelalterliche Stadtkern und die nalen Verkehrsnetzes über die alte Infrastruktur gelegt. Burganlage von Dieburg ab. Die Stadtmauer sowie Der Hauptdurchgang des regionalen wie überregio- die äußerste Wallanlage sind allerdings bereits ver- nalen Verkehrs führt nicht mehr durch Dieburg, schwunden. Klar sind wiederum die drei alten vor- sondern über die vierspurige Bundesstraße. städtischen Siedlungen von Altenstadt, Minnefeld

312 Karte von dem Grossherzogthume Hessen, aufgenommen 313 Topographische Karte 1:25.000, Blatt 6018 Langen, Hes- vom Großherzoglich Hessischen Generalquartiermeisterstab sisches Landesvermessungsamt Wiesbaden, Stand 1989, Aus- zwischen 1823 und 1840 und 1832-50 vom Generalstab gabe 1991; Blatt 6019 Babenhausen, Hessisches Landes- bearbeitet und herausgegeben. Die 31 einfarbigen Blätter vermessungsamt Wiesbaden, Stand 1989, Ausgabe 1992; dieses großmassstäbigen, flächendeckenden Kartenwerks Blatt 6118 Darmstadt, Ost, Hessisches Landesvermessungs- sind nachgedruckt vom Hessischen Landesvermessungs- amt Wiesbaden, Stand 1989, Ausgabe 1991; Blatt 6119 amt Wiesbaden. Zum Kartenwerk BARTH, Karte S. 185- Groß-Umstadt, Hessisches Landesvermessungsamt Wies- 192. baden, Stand 1989, Ausgabe 1992.

30 Hessischer Städteatlas – Dieburg

3. Entwicklung des Ortes vom Mittelalter bis 2. Hälfte 12./Anfang 14. Jahrhundert317 1846/58, 1:2.500 (Farbe: Rosa, Orange und Gelborange)

Die Karte zur Veranschaulichung der siedlungs- Bereits im Laufe der letzten Jahre des 12. Jahrhun- topographischen Entwicklung Dieburgs vom Mittel- derts wurde mit der planvollen Anlage der Burg und alter bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts basiert auf Stadt Dieburg inmitten der drei bestehenden Dör- der Katasterkarte von 1846/58 im Maßstab 1:2.500. fer begonnen. Besonders um den Marktplatz und Sie soll in größeren Zügen die räumlichen Verände- im südlichen Teil des ummauerten Stadtareals ent- rungen bis zur endgültigen Überschreitung des mit- stand rasch eine dichte Bebauung, die in rosa Farbe telalterlichen Siedlungsraums aufzeigen, der aus dem wiedergegeben ist. Der nördliche Teil mit mehreren ummauerten Areal aus der Zeit um 1200 und den Burgmannensitzen blieb zunächst nur locker bebaut. drei vorstädtischen Siedlungen bestand. Acht Haupt- Die wahrscheinliche Ausdehnung der weiteren Be- phasen lassen sich im Betrachtungszeitraum unter- bauung innerhalb der Stadtmauer wird in oranger scheiden, die unter Zusammenfassung stadthisto- Farbe wiedergegeben. Die nach und nach erfolgende risch prägender Ereignisse und Entwicklungen die Aufsiedlung des städtischen Areals bis zum frühen entscheidenden räumlichen Entwicklungsschritte 14. Jahrhundert ist in gelboranger Farbe angelegt. wiedergeben und auf dem Kartenblatt in unterschied- lichen Farbstufen dargestellt werden314. Die Eintra- gungen erfolgten überwiegend auf Grundlage der 1. Hälfte 14. Jahrhundert318 schriftlichen Überlieferung und daraus hervorgegan- (Farbe: Gelb) gener Literatur. Erst für die Neuzeit lagen, beginnend mit der Stadtansicht von Barthélemy de la Roque In den 1330er und 1340er Jahren entstand außer- aus den 1750er Jahren sowie der Stadtkarte von 1811, halb des Mauerberings, zwischen Stadttor und der auch graphische bzw. kartographische Materialien Siedlung Altenstadt, eine L-förmige Hospitalanlage. vor, die zur Bearbeitung herangezogen worden sind315. Dieser Bereich ist in gelber Farbe wiedergegeben.

8. bis 11. Jahrhundert316 14. bis 16. Jahrhundert319 (Farbe: Rotbraun und Dunkelrosa) (Farbe: Gelbgrün)

Auch wenn erst für die Zeit um 1200 schriftliche Innerhalb des Mauerberings wurden, dem besonders Zeugnisse über Dieburg vorliegen, ist bereits für die ab dem frühen 16. Jahrhundert allenthalben spür- früheren Jahrhunderte auf dem Gelände der ehema- baren Bevölkerungsdruck nachgebend, zwei schmale ligen römischen Stadt eine Siedlung im Bereich der Geländestreifen an der östlichen und südlichen Stadt- Altenstadt archäologisch nachzuweisen. Die genaue mauer mit kleinen Wohn- und Nutzgebäuden be- Größe und Lage der Siedlung lassen sich nicht mehr baut. Entlang der Ausfallstraßen schloss eine einzei- rekonstruieren. Sie wird aber wohl die in rotbrauner lige Bebauung die Bereiche zwischen der Stadtbe- Farbe bezeichnete Fläche östlich des Spitals bis zum festigung und den vorstädtischen Siedlungen. Diese Theobaldsgraben eingenommen haben. Bereiche sind in gelbgrüner Farbe gekennzeichnet. Südwestlich und nördlich des späteren Stadtge- bietes entwickelten sich noch vor Gründung der Stadt 17. Jahrhundert320 Dieburg zwei weitere dörfliche Siedlungen: Stein- (Farbe: Oliv) weg und Minnefeld. Der genaue Umfang und die exakte Umgrenzung dieser Siedlungen sind nicht Mit oliver Farbe sind die wesentlichen siedlungs- bekannt. Ihre vermutete Ausdehnung ist in dunkel- topographischen Veränderungen des Jahrhunderts rosa Farbe angedeutet. des Dreißigjährigen Krieges markiert: innerhalb des Mauerberings die teilweise Überbauung des ehemals annähernd rechteckigen Marktplatzes durch ein Rat- haus um 1600 und Wohnhäuser in der zweiten

314 Siehe oben Kap. II. 1.-6. mit ausführlichen Erläuterungen zur siedlungstopographischen Entwicklung Dieburgs. 317 315 Gute Reproduktionen bei HERCHENRÖDER, Kunstdenk- Siehe dazu Kap. II.2. 318 mäler, nach S. 56 und ENDERS, Kulturdenkmäler S. 119, Siehe dazu Kap. II.3. sowie auf dem Sonderblatt. 319 Siehe dazu Kap. II.4. 316 Siehe dazu Kap. II.1. 320 Siehe dazu Kap. II.5.

31 Hessischer Städteatlas – Dieburg

Jahrhunderthälfte. Östlich des ummauerten Stadtge- gesehen im Januar 2005). Ausgehend vom Zustand bietes entstand im Zusammenhang mit der wieder- des Ortes zur Zeit des Urkatasters 1846/58 (siehe auflebenden Marienwallfahrt ab 1692 das Kapuziner- Karteneintrag in blauviolett) werden die weiteren kloster und im Südwesten ab 1687 die Schloss- und Hauptphasen räumlicher Ausdehnung in unter- Gartenanlagen Stockau. schiedlicher Farbgebung dargestellt, um den Verlauf der Bebauung und die schließlich erreichte Besied- lungsdichte mit graphischen Mitteln sichtbar zu Entwicklung bis 1846/58321 machen. Die Eintragungen der Jahre 1904322 (Vi- (Farbe: Blaugrün) olett), 1936/37 (Rot)323, 1951/57 (Rotorange), 1967/70 (Gelborange) und 1992 (Gelb) beziehen Besonders in der zweiten Hälfte des 18. und ver- sich auf die mit Wohnhäusern bzw. mit Nutzgebäu- stärkt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ent- den bestandenen Parzellen. Bis zum Jahr 1992 wickelten sich die kleinen Vorstädte weiter fort. In gebäudefreie Flächen sind in grau gehalten, um sie den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts wurde von den weißen Verkehrsflächen (Straßen und Plät- die Spitalsgasse zwischen Spitalspforte und Theo- zen) und bebauten Bereichen deutlich zu unter- baldspforte annähernd geschlossen bebaut. An allen scheiden. drei ehemaligen Stadttoren wurden die durch die Schleifung der Befestigungsanlagen gewonnenen Frei- flächen rasch mit Häusern besetzt. Diese letzte Stufe 5. Stadtkarte 1992, 1:5.000 der siedlungstopographischen Entwicklung wird in blaugrüner Farbe wiedergegeben. Die jüngste Darstellung von Dieburg zeigt das Atlasblatt 1:5.000 aus dem Jahr 1992324. Bei dieser Karte handelt es sich um eine Montage von Flur- 4. Entwicklung der Stadt von 1846/58 bis 1992, karten aus dem Katasteramt Dieburg. Nur noch 1:5.000 undeutlich hebt sich der trapezförmige Altstadtbe- reich von der jüngeren Bebauung des 19. und 20. Bis in das 19. Jahrhundert blieb Dieburg im we- Jahrhunderts ab. Während größere und kleinere In- sentlichen auf den mittelalterlichen Siedlungsraum dustriebetriebe Standorte entlang der Eisenbahnlinien innerhalb der Mauer und den Bereich der vorstäd- und mit Anschluss an die Bundesstraße 45 einneh- tischen Siedlungen beschränkt. Erst der Eisenbahn- men und im wesentlichen auf den Nordosten kon- bau, die Entfaltung zu einem wichtigen Gewerbe- zentriert bleiben, entwickeln sich im Westen und standort und vor allem der allgemeine Aufschwung Süden reine Wohngebiete, die von Schul- und Sport- des Rhein-Main-Gebietes brachten die entscheiden- anlagen unterbrochen werden. den Veränderungen und Impulse zur Ausdehnung des Siedlungsbereichs, dessen Wachstum zu Beginn des 21. Jahrhunderts noch immer nicht abgeschlos- 6. Übersichtskarte Hessen, 1:750.000 sen ist. Legende zur Katasterkarte, 1:2.500 Das Atlasblatt zur Verdeutlichung der siedlungs- topographischen Vorgänge in Dieburg basiert auf Die Karte 1:750.000 zeigt das Bundesland Hessen 325 einer Flurkartenmontage der Vorlagen des Landes- in seinen seit 1945 gültigen Grenzen unter Ein- amts für Bodenmanagement und Geoinformation beziehung der räumlichen Übergänge zu den sechs (früher Landesvermessungsamt) Wiesbaden 1:5.000 Nachbarländern Nordrhein-Westfalen, Niedersach- aus dem Jahr 1992. Sechs Zeitstufen zeigen den sen, Thüringen, Bayern, Baden-Württemberg und Gang der Stadterweiterung von den 1850er Jahren Rheinland-Pfalz. Die Übersicht veranschaulicht die bis zum Ende des 20. Jahrhunderts. Die Angaben über die Ausdehnung der Besiedlung wurden zu den gewählten Stichjahren meist den topographischen Karten im Maßstab 1:25.000 entnommen und in die Basiskarte 1:5.000 im Städteatlas übertragen. Weitere Informationen entstammen dem aktuellen 322 HStAD P 5 Nr. 1120: „Gruppenwasserversorgung im Kreise Dieburg, Darmstadt 26. Juli 1904“. Stadtplan im Internet. (http://www.stadtplan.net/ 323 Die folgenden Zeitstufen alle nach den jeweiligen Topo- index.asp?direct=brd/hessen/dieburg/home.html, graphischen Karten 1:25.000, wie Anm. 313 324 Dieburg 1992, 1:5.000, Flurkartenmontage aus Vorlagen 1:500, 1:1.000 und 1:2.000 aus dem Katasteramt Dieburg. 325 REULING, Verwaltungs-Einteilung S. 171, 175-176 mit Karte 26b Verwaltungseinteilung 1939 und 1955, Sonder- 321 Siehe dazu Kap. II. 6. karte Hessen 1946.

32 Hessischer Städteatlas – Dieburg geographische Lage und Verteilung der Städte Arol- Der untere Abschnitt des Atlasblattes enthält die sen, Bad Hersfeld, Butzbach, Dieburg, Homberg/ Legende zur Katasterkarte von 1846/58 mit Erläu- Ohm, Limburg, Michelstadt und Wetter, die zur terungen zu Farben, Signaturen und Beschriftungen, ersten Lieferung des Hessischen Städteatlas gehören. die in der Darstellung von Dieburg im 19. Jahr- Die aufgenommenen Flüsse und in Schummerung hundert verwendet worden sind. angedeuteten Gebirgszüge bieten Orientierungshil- Weiterhin finden sich hier die Nachweise über fen im Raum und lassen jene Gebiete hervortreten, alle Quellen, auf denen die historische Katasterkarte in denen aufgrund der Geländesituation besonders beruht und die zu ihrer Bearbeitung herangezogen günstige Bedingungen bzw. weniger geeignete Vor- worden sind. Gesondert werden die Angaben über aussetzungen für die Siedlungsentwicklung und da- die Herkunft der Höhenpunkte aufgeführt. mit für die Herausbildung von Städten herrschten.

33 Hessischer Städteatlas – Dieburg

V. Gebäudeverzeichnis LQ: KEIM, Festschrift Amtsgericht S. 146-147 mit Planskizzen Das vorliegende Gebäudeverzeichnis soll dem Benutzer der Kar- tenblätter, insbesondere der historischen Entwicklungskarten, Badehaus/-stube 1) jüdisches und dem Leser der Begleittexte in möglichst knapper Form die wesentlichen Daten und Fakten zu den für die Stadtentwicklung Mikwe wichtigen Bauten erschließen sowie deren Lokalisierung in den 2) christliches Karten erleichtern. Die einschlägigen Informationen wurden aus L: Badgasse 10 den Schriftquellen, den publizierten archäologischen Befunden F: städtisches Badehaus und der wichtigsten Literatur gezogen, ohne dass Vollständigkeit EW: 1460, 1491 beansprucht werden soll. Es sind die greifbaren Bauwerke seit N: 1. Hälfte 16. Jahrhundert der frühesten Besiedlung aufgenommen worden. Die Gebäude U: 1594 und 1. Hälfte 17. Jahrhundert des 19. und besonders des 20. Jahrhunderts wurden nur dann LQ: ENDERS, Kulturdenkmäler S. 135; HERCHEN- berücksichtigt, wenn sie zur Erklärung der neuzeitlichen Sied- RÖDER, Kunstdenkmäler S. 84; SCHMIDT, lungsentwicklung von Bedeutung sind. Israelitische Gemeinde S. 315 erwähnt eine hinderste baith stobe für das Jahr 1491; MÜLLER, Die Gebäudedaten ordnen sich nach folgenden Kriterien: Ortsnamenbuch S. 121 bereits für das Jahr 1460 3) Badehaus AB Andere Bezeichnung L: ca. 100 m nördlich der Groschlag’schen Mühle L Lage F: Architekturelement der Gartenanlage F Funktion EB: 1789 M Maße/Bauart EB Erbauung Bahnhof EW Erwähnung L: Am Bahnhof, ca. 300 m nördlich der Altstadt U Umbau EB: 1861-63 A Abriss/Auflösung LQ: KARST, Eisenbahnnetz S. 358; SCHMIDT, N Neubau Zugehörigkeit S. 137 LQ Literatur/Quellen Befestigungswerke Die häufigen Namens- und Nutzungsänderungen einzelner Bau- Burgmauer ten erforderten eine Kriterieneinteilung in AB (andere Bezeich- Stadtmauer nung) und F (Funktion) bei dem jeweiligen Haupteintrag, auf Tore/Pforten den Querverweise hinführen. Türme

Albini’sches Schloss Beginenhaus L: ca. 80 m westlich der Altstadt, südlicher Bereich Tertiarinnenhaus der Burg M: ca. 58,3 x 13,8 m Blauer Hut (Wehrturm) EB: 1809 L: südöstliche Ecke der Stadtmauer U: 1857 F: Schutz der Stadtbefestigung LQ: ENDERS, Kulturdenkmäler S. 148-149 EB: um 1200 A: Anfang 19. Jahrhundert Altenstädter Pforte LQ: SCHMIDT, Blaue Hut. AB: Paradiesturm, Gemeines Tor L: östlicher Rand des Stadtkernes Brückenmühle F: Mauerdurchlass für die Zuckergasse in AB: Stadtmühle Richtung Osten L: Steinweg 1 M: mehrstöckiger Torturm EB: 14. Jahrhundert EB: um 1200 A: Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg EW: 1508 N: 19. Jahrhundert A: 1828 LQ: ENDERS, Kulturdenkmäler S. 126; SCHMIDT, LQ: SCHMIDT, Befestigungsanlagen S. 68 Bericht S. 365

Amtshaus Burg L: Nordrand des Marktplatzes L: ca. 80 m westlich der Altstadt F: Sitz des Kurmainzer Amtsvogtes M: ca. 70 x 70 m (ohne Zwinger) EB: 1515 EB: 2. Hälfte 12.-13. Jahrhundert A: 1802 EW: gesichert 1239 LQ: KEIM, Festschrift Amtsgericht S. 12; ENDERS, U: 1344, 1354, 1359 und 2. Hälfte 15. Jahrhundert Kulturdenkmäler S. 143 A: teilweise 1809, 1900/02 und 1961 LQ: HERCHENRÖDER, Kunstdenkmäler S. 78; Amtsgericht PRÜSSING, Wasserburg (S. 3-5) 1) altes Schloss L: Marienstraße/Ecke Altstadt EB: 1903-05 Burgmauer LQ: ENDERS, Kulturdenkmäler S. 142 L: von der nordöstlichen und südöstlichen Ecke der 2) neues Burg zur Stadtmauer L: Mühlgasse, nordöstlich vor der ehemaligen Stadt- F: Schutz des Terrains zwischen Burg und Stadt mauer im Bereich der Erlesmühle M: ca. 90 m und 65 m lang EB: 1978/79 EB: um 1200

34 Hessischer Städteatlas – Dieburg

A: teilweise 1961 EW: 1587 LQ: HERCHENRÖDER, Kunstdenkmäler S. 80 A: 1811 LQ: SCHMIDT, Befestigungsanlagen S. 73; LANGHANS- Cratz von Scharfenstein’scher Hof KAISER, Schloßgarten S. 10 (Lageplan Dieburg L: Nordostecke der Altstadt, Kratzengasse um 1600); SCHMIDT, Frankensteiner Turm F: Wirtschaftshof der Adelsfamilie Cratz von S. 289-291; MEYER, Flur- und Straßennamen Scharfenstein S. 88 legt den Turm in die Steingasse. U: 1883/84 (zum Krankenhaus) LQ: HERCHENRÖDER, Kunstdenkmäler S. 84 Franziskanerkloster AB: Minoritenkloster Elektrizitätswerk F: 1650-1695 Kapuziner im Ostflügel, Lateinschule AB: Erlesmühle und Stadtschule im Ostflügel 1650 erwähnt L: Mühlgasse, vor der Nordwestecke der Stadtmauer L: Steinstraße in der Altstadt F: Städtische Stromversorgung M: ca. 40 x 43 m (ohne die Kirche) EB: 1897 EB: 1256 A: 1953 EW: 1257 LQ: KEIM, Festschrift Amtsgericht, nach S. 147 A: 1569 stirbt der letzte Franziskaner-Konventuale; (Situationsplan von 1875) Teilabriss 1697 LQ: HERCHENRÖDER, Kunstdenkmäler S. 57; HINKEL, Erlesmühle Geschichte S. 278; KARST, Franziskaner-Konven- L: Mühlgasse, vor der Nordwestecke der Stadtmauer tualen S. 179, 185-186 (Lageplan aus dem HStA F: Mahl- und Gipsmühle in kurfürstlichem Besitz Darmstadt P1 Nr. 3547), 209, 213 EW: 1420 U: 1. Viertel 17. Jahrhundert, 1895/97 Friedhof A: 1967/68 1) christlicher LQ: SCHMIDT, Erlesmühle S. 305-320; SCHMIDT, - alter Bericht S. 387 L: um die Wallfahrtskirche F: Bestattungsplatz der kath. Kirchengemeinde Evangelische Kirche U: 1857 nach Norden erweitert L: Aschaffenburger -/Ecke Frankfurter Straße A: 1895 F: Kirche der evangelischen Gemeinden Dieburg LQ: SCHMIDT, Zugehörigkeit S. 136, 145 und (bis 1964) Münster - neuer EB: 1888/89 L: südlich der Groß-Umstädter-Straße U: 1949 und 1954 EB: 1895 LQ: HÖRNL, Geschichte S. 308 U: mehrfach nach 1945 LQ: SCHMIDT, Zugehörigkeit S. 136, 145 Fechenbach’sches Schloss 2) jüdischer AB: Ul(l)ner’sches Schloss AB: Judenbegräbnis L: Eulengasse L: ca. 600 m nordnordöstlich von der Altstadt, F: Wohnsitz der Adelsfamilien von Ulner (bis 1841) westlich der Frankfurter Straße und von Fechenbach (1842-1939) F: Begräbnisstätte der Juden aus Dieburg und 21 EB: 1717 auf älterem Vorgängerbau umliegenden Ortschaften U: 1860 M: ca. 1 ha LQ: HERCHENRÖDER, Kunstdenkmäler S. 82; ENDERS, EB: frühes 16. Jahrhundert Kulturdenkmäler S. 135 U: 1812, 1830, 1853 (Friedhofshalle) LQ: ARNSBERG, Gemeinden 1 S. 136; SCHMIDT, Festhalle Steinportal S. 367; KEIM, Juden S. 185 L: ca. 50 m östlich von Schloss Stockau F: Festhalle der Bürgergemeinde EB: 1897 Gefängnis A: 1945 AB: Kapuzinerkloster L: In der Altstadt, südlich der Wallfahrtskirche LQ: SCHMIDT, Zugehörigkeit S. 145-146; SIMON, Weimarer Republik S. 179 und Tafel XXXIV F: Justizvollzugsanstalt EB: 1692-1701 (Kloster) Frankensteiner Hof EW: 1830 L: Steinstraße 14 U: 1961/62, 1964/65 und 1970er Jahre F: Wirtschaftshof und Wohnhaus der Adelsfamilie LQ: DIEL, Kapuzinerkloster S. 318-323; ENDERS, von Frankenstein (1653-1722) Kulturdenkmäler S. 134; WAGNER, Stifte 1 S. 249 EW: um 1400 N: 1812 Gericht LQ: HERCHENRÖDER, Kunstdenkmäler S. 82; ENDERS, Amtsgericht Kulturdenkmäler S. 154; STEINER, Bachgau S. 48; Gerichtsplatz SCHMIDT, Regesten S. 270-271; DIEL, Freiherrn Märkergericht S. 23; SCHOLZ, Inschriften S. 117 Nr. 177 Gerichtsplatz Frankensteiner Turm L: an der Groß-Zimmerner Straße, ca. 140 m west- L: südliches Ende der Löwengasse, evtl. auch lich von der Groschlag’schen Mühle Steinstraße 14 beim ehem. Frankensteiner Hof F: Gerichtsplatz des Märkergerichts F: Stadtmauer- und/oder Wohnturm M: hölzerner Gerichtspavillon unter einer Linde EB: 13. Jahrhundert (?) EW: 1429

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A: 1817 Holzhäuser Pforte S. 230; BATTENBERG, Dalber- LQ: KEIM, Festschrift Amtsgericht S. 38; SCHMIDT, ger Urkunden 2 S. 11 Gerichtswesen S. 94; SCHMIDT, Abbruch; EMSLANDER, Fauteibuch S. 16 Hospital AB: Heilig-Geist-Hospital Goetheschule L: In der Altstadt/Ecke Spitalstraße AB: Höhere Bürgerschule, Großherzogliche Realschule F: Heim für Kranke und arme Alte mit Progymnasium (1914) M: ca. 22 m Seitenlänge L: Goethestraße 10 EB: nach 1336 F: Höhere Lehranstalt EW: 1336 (Stiftung) EB: 1903-1908 A: 1816 U: 1954 U: 1578 LQ: ENDERS, Kulturdenkmäler S. 138; SCHMIDT, LQ: KARST, Heilig-Geist-Hospital S. 267-268; Volksschule S. 330-331 ENDERS, Kulturdenkmäler S. 151 Krankenhaus St. Rochus Groschlag’sche Mühle L: Groschlagweg, ca. 50 m nördlich von Schloss Judenschule Stockau, südwestlich der Altstadt an der Gersprenz L: unbekannt, wahrscheinlich in der Judengasse F: Mahlmühle (Klostergasse oder Badgasse) EW: 1363/1379 F: Bet- und Schulraum der Juden U: 2. Hälfte 19. Jahrhundert EW: 1389/1508/1514 LQ: MÜLLER, Ortsnamenbuch S. 127; ENDERS, LQ: SCHMIDT, Israelitische Gemeinde S. 315-317; Kulturdenkmäler S. 139 ARNSBERG, Gemeinden 1 S. 134-136 und vor allem KEIM, Juden S. 145-146 Groschlag’scher Stadthof Synagoge L: Nordostrand des Marktplatzes F: Wohnsitz der Familie von Groschlag Jupitergigantensäule EB: 13. Jahrhundert (Burgmannensitz) L: Fundort (1924) ca. 225 m südlich des Klein-Zim- EW: 1363 merner Tors an der Römerstraße A: vor 1828 (Neubau des Rathauses an dieser Stelle) F: Römische Kultbildsäule EB: 2. Jahrhundert nach Chr. LQ: MÜLLER, Ortsnamenbuch S. 115-117; LQ: BAATZ/HERMANN, Römer S. 191; SCHALLMAYER, LANGHANS-KAISER, Schloßgarten S. 8-10 Dieburg S. 250-252, Abb. 178 Heiligbluthäuschen Kapellen AB: St. Jostkapelle Heiligbluthäuschen (St. Jostkapelle) L: etwa 40 m südöstlich der Kreuzung Groß- Katharinenkapelle Umstädter/Aschaffenburger Straße Liebfrauenkapelle F: Sammelplatz der Wallfahrer zum Hl. Blut von Marienkapelle Walldürn St. Theobaldkapelle M: 3 x 3 m St. Wolfgangkapelle EW: 1510 Wendelinuskapelle A: 1964 LQ: HERCHENRÖDER, Kunstdenkmäler S. 86; BRÜCK- Kapuzinerkloster NER, Verehrung S. 214 mit Anm. 1027; KARST, 1) altes Vorstädte S. 60 L: Altstadt 23/25, ca. 200 m östlich der Stadtmauer M: ca. 40 x 40 m (Grundfläche mit Kirche und Hexenturm Kreuzgang) AB: Zauberischer Hut EB: 1692-1701 L: nordöstliche Ecke der Stadtmauer U: 1738 (Nordflügel) F: Schutz der Nordostecke der Stadtbefestigung, A: 1803/1822 Kerker LQ: MAYER/MURMANN, Kapuziner-Chronik S. 20-21; M: zweistöckiger Steinturm, ø 7,5 m, 12,7 m hoch KARST, Franziskaner-Konventualen S. 206-211; EB: um 1200 ENDERS, Kulturdenkmäler S. 145 EW: 1620 Gefängnis U: um 1370 und 1883 (Apotheke des Rochus- 2) neues Krankenhauses) L: Minnefeld A: 1965 EB: 1863/66-1871 LQ: GUTBIER, Hexenturm S. 90-92; SCHMIDT, LQ: MAYER/MURMANN, Kapuziner-Chronik S. 20-21; Befestigungsanlagen S. 72; SCHMIDT, Blaue Hut KARST, Franziskaner-Konventualen S. 206-211; S. 81-82; Fotografie bei KEIM, Juden S. 332 ENDERS, Kulturdenkmäler S. 145

Holzhäuser Pforte Katharinenkapelle L: südwestliches Ende des Steinwegs L: südwestlich der Stadtkirche an der Steinstraße F: Schutz der vorstädtischen Siedlung F: Privatkapelle des Dieburger Vogtes Rudolf M: Torhalle mit Tor für Fuhrwerke und Pforte für Beckenhube Fußgänger M: ca. 22,2 x 8,2 m EW: 1363 EB: 1291 A: Anfang 19. Jahrhundert A: 1749 LQ: SCHMIDT, Befestigungsanlagen S. 69; SCHMIDT, LQ: KARST, Franziskaner-Konventualen S. 206;

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HERCHENRÖDER, Kunstdenkmäler S. 78 und EB: 1834 WAGNER, Stifte S. 379 geben 1740 als Abbruch- A: 1902 datum an. LQ: ENDERS, Kulturdenkmäler S. 143, 148-150; PRÜSSING, Wasserburg (S. 5) Kerker 2) neues Gefängnis L: Schlossgasse, östlicher Bereich der ehemaligen Hexenturm Burg F: Sitz der Kreisverwaltung Kirchen EB: 1902 Evangelische Kirche LQ: ENDERS, Kulturdenkmäler S. 143, 148-150; Stadtkirche (kath.) PRÜSSING, Wasserburg (S. 5) Wallfahrtskirche St. Maria 3) neuestes Kapuzinerkloster L: Schlossgasse, nördlicher Bereich der ehemaligen Franziskanerkloster Burg F: Sitz der Kreisverwaltung Kistelbergmühle EB: 1962 AB: Frühwein’sche Mühle U: 1992 L: 3 km nordöstlich von Dieburg in der Gemarkung LQ: ENDERS, Kulturdenkmäler S. 143, 148-150; Münster an der Gersprenz PRÜSSING, Wasserburg (S. 5) EW: 1239 LQ: KEUNECKE, Münzenberger S. 277-278; SCHMIDT, Landratsamt Orden S. 78 Kreisamt

Klein-Zimmerner Tor Liebfrauenkapelle L: Kettelerstraße, etwa 60 m südlich der Einmün- AB: Marienkapelle dung in die Altstadt L: ca. 10 m nordöstlich der Franziskaner-, EW: 1704 bzw. Stadtkirche A: vor 1811 M: ca. 7 x 10,5 m LQ: Die Lage ergibt sich grob aus der Beschreibung in EW: 1232/1291 MAYER/MURMANN, Kapuziner-Chronik S. 26, und A: 1697 dem Verlauf des Grabens, der bei der Grabung LQ: WAGNER, Stifte S. 379-380; KARST, Franziskaner- 1997/98 nachgewiesen werden konnte und der als Konventualen S. 205-206 südliche Abgrenzung der „Altenstadt“ angesprochen werden kann. Frdl. Mitteilung von Dr. Holger Lohmühle Göldner, Hessisches Landesamt für Denkmalpflege, L: ca. 800 m südwestlich des Stadtkerns an der alten Außenstelle Darmstadt, vom 21. Juli 1999. Straße nach Darmstadt F: Walk- und Lohmühle der Wollweber- und Klöster Rotgerberzünfte Kapuzinerkloster EB: 14. Jahrhundert Franziskanerkloster A: 1630er Jahre (Kriegszerstörung) Tertiarinnenhaus LQ: SCHMIDT, Industriebetriebe S. 201-202, bringt sie Knabenschule wohl irrtümlich mit der 1829 erwähnten Papier- L: Marienstraße 18 mühle in Zusammenhang. Indes ist die völlige Zer- F: Volksschule für Knaben störung der Lohmühle im Dreißigjährigen Krieg EB: 1901/02 überliefert; SCHMIDT, Bericht S. 365. In der Katas- terkarte von 1832/50 ist zudem unter Flur XIX, LQ: ENDERS, Kulturdenkmäler S. 142; SCHMIDT, Volksschule S. 328 Nr. 156 und 157 der haftengebliebene Name Die Lohmühle überliefert, während nur das weiter süd- Konvikt westlich gelegene Flurstück Nr. 210 tatsächlich als AB: Bischöfliches Knabenkonvikt, Höhere Bürger- Mühle und Acker im Flurbuch eingetragen ist und schule (ab 1895) als Standort der Papiermühle angesehen werden L: Konviktsweg 23, ca. 350 m südlich der Altstadt kann (siehe diese). F: Schule und Wohnheim EB: 1869 Lusthaus U: 1872 1) LQ: ENDERS, Kulturdenkmäler S. 140; SCHMIDT, L: ca. 100 m südöstlich von Stockau an der Volksschule S. 330-331 Gersprenz EB: vor 1743 Krankenhaus St. Rochus LQ: LANGHANS-KAISER, Schloßgarten S. 36-37 L: Kratzengasse, nordöstliche Ecke der Altstadt 2) F: städtisches Krankenhaus L: zwischen dem Glaubersgraben und der Chaussee EB: 1883/84 auf der Grundlage des Wirtschaftshofes von Darmstadt, südwestlich der Steinweger Vorstadt der Familie Cratz von Scharfenstein EB: vor 1789 U: seit 1950-52 öfters LQ: LANGHANS-KAISER, Schloßgarten S. 36-37 LQ: KARST, Krankenhaus S. 269-270, Tafel XLIII Mädchenschule Kreisamt 1) Schule der Englischen Fräulein 1) altes L: Schulhaus Pfarrgasse 4 L: Steinstraße 6 EW: 1858 F: Sitz der Kreisverwaltung A: 1875

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2) Städtische Mädchenschule F: point de vue des Schlossparks, Grenzstein L: im Albini’schen Schloss M: 9,5 m hoch EW: 1877 EB: 1754 A: 1913 LQ: LANGHANS-KAISER, Schloßgarten S. 78-84; 3) Höhere Mädchenschule ENDERS, Kulturdenkmäler S. 140 L: Marienstraße 16 EB: 1913 Papiermühle LQ: ENDERS, Kulturdenkmäler S. 142; SCHMIDT, L: ca. 850 m südwestlich des Stadtkerns an der Volksschule S. 328; SCHMIDT, Stadtmädchen- Chaussee von Darmstadt schule S. 265 EW: 1829 A: vor 1889 Marienkapelle LQ: SCHMIDT, Industriebetriebe S. 201-202; Wallfahrtskirche St. Maria Umlandkarte 1832/50 Lohmühle Märkergericht Gerichtsplatz Paternosterpforte L: östliches Ende der Klostergasse Mauern F: Mauerdurchlass Burgmauer A: 1. Hälfte 19. Jahrhundert Stadtmauer LQ: HERCHENRÖDER, Kunstdenkmäler S. 55

Mikwe Pfarrhaus L: unbekannt, wahrscheinlich in der Judengasse und L: Pfarrgasse sukzessive in den verschiedenen Bethäusern bzw. F: Katholisches Pfarramt und Wohnung Synagogen (siehe diese) EB: 1750-52 (auf Vorgängerbau) A: 1891 Mithräum NB: 1891-93 L: ca. 500 m nordöstlich der Altstadt LQ: KARST, Franziskaner-Konventualen S. 181; F: römisches Heiligtum ECKSTEIN, 100 Jahre Stadtpfarrei S. 108-112; M: 20 x 6,40 m HStAD P11 Nr. 3548 Grund- und Aufriß zum EB: vor Mitte 3. Jahrhundert nach Chr. geplanten Neubau des Pfarrhauses zu Dieburg LQ: BEHN, Mithrasheiligtum; SCHALLMAYER, Dieburg 1748 S. 252-253 Pforten Monfelder Pforte Tore AB: Mondfelder Tor L: nördlicher Rand des Stadtkernes Post F: Mauerdurchlass der Steinstraße 1) AB: Zum Schwarzen Adler M: mehrstöckiger Torturm mit Zugbrücke über den L: Altstadt 10 zweiten Stadtgraben F: Gasthof und Posthalterei (um 1800) EB: um 1200 EW: 1658 EW: 1421 U: 1900 U: um 1500, 1514 2) AB: Mainzer Hof A: 1826 L: Markt 22 LQ: SCHMIDT, Befestigungsanlagen S. 67-68; HERCHEN- F: Gasthof und Posthalterei (1824/29-1873) RÖDER, Kunstdenkmäler S. 56 gibt 1873 als Ab- 3) L: Steinstraße 53 rissdatum an und nennt für 1514 eine zusätzliche EB: 1873 Geschützbastion, die sonst nirgends erwähnt wird. A: 1927 4) L: Marienstraße Mühlen EB: 1927 Brückenmühle LQ: ENDERS, Kulturdenkmäler S. 127; SCHMIDT, Erlesmühle Gasthäuser S. 156 Nr. 8; DERS., Zugehörigkeit Groschlag’sche Mühle S. 142 Kistelbergmühle Lohmühle Rathaus Papiermühle 1) ältestes(?) L: ca. 40 m südlich des alten Ratshauses Mühlturm EB: 14. Jahrhundert L: nordwestliche Ecke der Stadtmauer LQ: CRAMER, Spätmittelalterliches Fachwerk F: Schutz der Stadtmauer und der nördlich S. 161-164 gelegenen Erlesmühle 2) altes EB: um 1200 L: auf dem östlichen Teil des Marktplatzes U: 1927 F: Sitz der städtischen Verwaltung LQ: SCHMIDT, Befestigungsanlagen S. 71-72; ENDERS, M: ca. 8 x 21 m Kulturdenkmäler S. 152 EB: um 1600 A: 1830 Obelisk 3) neues AB: Pyramide L: nordöstlich des Marktplatzes L: ca. 100 m südlich des alten Konviktes, F: Sitz der städtischen Verwaltung Konviktstraße EB: 1828

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LQ: SCHMIDT, Zugehörigkeit S. 131-132; HERCHEN- Schmydtpforte RÖDER, Kunstdenkmäler S. 84. Das alte Rathaus L: Minnefeld, Darmstädter Straße stand noch 1829 als altes und verfallenes Gebäude F: Schutz der vorstädtischen Siedlung nach Westen ohne Merkwürdigkeit, STEINER, Bachgau S. 142-143; EW: 1514 vgl. auch LANGHANS-KAISER, Schloßgarten S. 10 A: vor 1830 (Planskizze Dieburg um 1600); SCHMIDT, Markt- LQ: SCHMIDT, Schmydtspfordte S. 257-258 platz S. 65-67. Abbildung unten S. 47 Schulen Riedpforte L: südlich des Pfarrhauses L: südlicher Bereich der Stadtmauer EB: 1715 F: Mauerdurchlass LQ: SCHMIDT, Volksschule. A: nach 1750 Goetheschule LQ: HERCHENRÖDER, Kunstdenkmäler S. 55 Knabenschule Konvikt Sattigspforte Mädchenschule AB: Gockelspforte, Neues Tor L: östlicher Ausgang der Altenstadt Siechenhaus F: Schutz der Altenstadt L: außerhalb der Stadt, genauere Lage unbekannt M: Zweistöckiger Torbau mit Pförtnerwohnung F: Hospital für Lepröse und Turm (Jockel) EW: 1362 EW: 1508 A: nach 1659 A: nach 1811 LQ: KARST, Hospital S. 51-52 LQ: SCHMIDT, Befestigungsanlagen S. 71, nimmt fälschlich einen Abriss bereits vor 1811 an. In der Spital Karte von 1811, abgedruckt auf dem Sonderblatt, Hospital ist sie indes noch deutlich zu erkennen. Spitalspforte Schanzen L: in der Spitalgasse, 30 m nördlich der Straße L: im Norden zwischen Bahnhof, Bahnhofstraße und nach Altenstadt Ritterstraße, im Nordosten vor der Theobaldspforte, F: Schutz der vorstädtischen Siedlung nach Norden vor der Sattigspforte (heute Grundstück: In der Alt- A: 1816 stadt 14) und vor der Holzhäuserpforte am Weg LQ: HERCHENRÖDER, Kunstdenkmäler S. 55 zwischen Steinweg und Rheingaustraße F: Stadtverteidigung, Geschützstellungen Stadtbefestigung EB: 1620er/1630er Jahre M: Mauer mit Doppelgraben und dazwischen liegen- EW: mehrfach im 17. Jahrhundert dem Wall, insgesamt zwischen 25 und 50 m breit, LQ: SCHMIDT, Befestigungsanlangen S. 74-75; DERS., ca. 1.250 m lang Holzhäuser Pforte S. 232; HERCHENRÖDER, Kunst- EB: ab 1200 denkmäler S. 56; HOFFMANN, Nachricht S. 503- A: ab 1800 (teilweise) 504; EBERSMANN, Befestigung S. 356; Umland- LQ: SCHMIDT, Befestigungsanlagen S. 74 karte 1832/50: nördlich der Stadt, unterhalb des Torfstichs Schanzen Stadtgräben Schießhaus Stadtmauer Tore L: Zuckergasse 47 F: Arsenal, festes Haus zur Stadtverteidigung Türme A: 1887 LQ: SCHMIDT, Befestigungsanlagen S. 68 Stadtgräben AB: Herrngraben Schloss L: südlich, östlich und nördlich vor der Stadt- Albini’sches Schloss befestigung Cratz von Scharfenstein’scher Hof A: ab 1800 (teilweise) Fechenbach’sches Schloss Frankensteiner Hof Stadtkirche (kath.) Groschlag’scher Stadthof AB: Minoritenkirche, Franziskanerkirche, St. Peter Stockau und Paul Ulner’sches Schloss L: Steinstraße 3 M: 39,25 m lang, 18 m breit Schlossbrücke F: Klosterkirche der Franziskaner, ab 1569 Stadt- L: von der Stadt über die Gersprenz zum Schloss pfarrkirche führend EB: vor 1286 F: Brücke EW: 1291 EB: 1583 U: 1845 LQ: SCHOLZ, Inschriften S. 262 Nr. 249 A: 1891 (ohne Turm) N: 1891/92 Schlosstor LQ: HERCHENRÖDER, Kunstdenkmäler S. 57; HINKEL, L: bei der Schlossbrücke, am Westufer der Gersprenz Geschichte S. 279; KARST, Franziskaner-Konven- zwischen Altstadt und Burg tualen S. 181-182; SCHMIDT, Regesten S. 286 F: Abriegelung zwischen Stadt und Burgbezirk Nr. 272; ECKSTEIN, 100 Jahre Stadtpfarrei S. 19-20 LQ: HERCHENRÖDER, Kunstdenkmäler S. 55 Wallfahrtskirche St. Maria

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Stadtmauer A: 1869 F: Schutz der Stadt LQ: KEIM, Juden S. 146-147; ENDERS, Kultur- M: 1,3 m dick, 7-8 m hoch, ca.1.250 m lang denkmäler S. 157 EB: um 1200 3) L: Marktplatz 17 EW: 1220 F: Gotteshaus der jüdischen Gemeinde A: teilweise 1820er Jahre M: 10 x 12,5 m LQ: KARST, Franziskaner-Konventualen S. 183; EB: 1869 (vorher barockes Wohnhaus 1. Hälfte SCHMIDT, Befestigungsanlagen S. 66; STEINMETZ, 18. Jahrhundert) Reichslandpolitik S. 119, datiert die Tortürme in A: 1928 das ausgehende 12. Jahrhundert. LQ: Dieburg, Tafel XXV; SCHMIDT, Israelitische Gemeinde S. 315-316; ALTARAS, Synagogen Stadtmühle S. 125-126; KEIM, Juden S. 148-176 Brückenmühle 4) L: Marktplatz 17 F: Gotteshaus der jüdischen Gemeinde Steinweger Tor M: 15 x 13 m AB: Steinwegpforte EB: 1928/29 anstelle von 3) L: westlicher Rand des Stadtkerns A: 1938/57/86 F: Mauerdurchlass für den Steinweg LQ: Dieburg, Tafel XXV; SCHMIDT, Israelitische M: mehrstöckiger Torturm Gemeinde S. 315-316; ALTARAS, Synagogen EB: um 1200 S. 125-126; KEIM, Juden S. 148-176 EW: 1509 A: 1820 Tempel LQ: SCHMIDT, Befestigungsanlagen S. 68 L: ca. 130 m südlich vom Weißen Turm an der Gersprenz Stockau F: Architekturelement des Barockgartens AB: Groschlag’sches Schloss EB: nach 1763, vor 1775 L: ca. 600 m südwestlich der Altstadt, LQ: LANGHANS-KAISER, Schloßgarten S. 36-37 bei der Groschlag’schen Mühle F: Landschloss mit barocker Garten- und Parkanlage Tertiarinnenhaus EB: 1687-1699 AB: Beginenhaus U: Mitte 18. Jahrhundert (Bau des Südflügels) L: 30 m nordöstlich der Franziskanerkirche, A: 1857 Ecke Klosterstraße-Pfarrgasse LQ: LANGHANS-KAISER, Schlossgarten S. 11, EB: 1340 47 gibt als Abbruchdatum 1853/54 an; A: 1655/61 SCHMIDT, Zugehörigkeit S. 136 auch den Ab- LQ: KARST, Franziskaner-Konventualen S. 186 druck auf dem Sonderblatt im Städteatlas. (Lageplan); DERS., Beginen S. 215-218 St. Jostkapelle Theobaldspforte Heiligbluthäuschen AB: Ewaltspforte, Deboltspforte L: östliches Ende des Minnefelds St. Theobaldkapelle F: Schutz der vorstädtischen Siedlung AB: Wendelinuskapelle M: zweistöckiger Bau mit Pförtnerwohnung L: Minnefeld/ Ecke Frankfurter Straße EW: 1602 EW: 1514 A: 1876/77 A: vor 1904 N: 1645 LQ: KARST, Vorstädte S. 58-59 LQ: SCHMIDT, Befestigungsanlagen S. 70-71; DERS., Bilder S. 243-244 (hier das Abrissdatum 1883 St. Wolfgangkapelle angegeben!) L: ca. 850 m westlich der Burg F: Feldkapelle auf dem Weg zum Dieburger Wald Tore/Pforten (St. Wolfgang wurde als Patron der Köhler und Altenstädter Pforte gegen Wölfe verehrt) Holzhäuser Pforte EW: 1528 Klein-Zimmerner Tor A: 1971 Monfelder Pforte N: 1975 Paternosterpforte LQ: KARST, Vorstädte S. 59; Abbildung in: Blätter zur Riedpforte Geschichte der Stadt Dieburg, Reihe 1, 47, 1971 Sattigspforte S. 369 Schlosstor Schmydtpforte Synagoge Spitalspforte 1) L: Steinstraße 15 Steinweger Tor F: Wohnhaus des jüdischen Lehrers und Betraum der Theobaldspforte jüdischen Gemeinde Wasserpforte EW: 1849 (Haus aus dem 16. Jahrhundert) A: 1864 Türme LQ: KEIM, Juden S. 145-146; ENDERS, Kultur- Blauer Hut denkmäler S. 155 Frankensteiner Turm 2) L: Zuckerstraße 17 Hexenturm F: Wohnhaus und Schlachthaus des jüdischen Mühlturm Metzgers Weißer Turm EW: 1864 (Haus erbaut um 1500) Zentturm

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Ulner’sches Schloss Wendelinuskapelle Fechenbach’sches Schloss L: Minnefeld/Ecke Frankfurter Straße F: Einraumkapelle Wallfahrtskirche St. Maria EB: 1904 AB: Pfarrkirche, Stadtkirche, Sankt Petrus und Paulus LQ: ENDERS, Kulturdenkmäler S. 145 (Patrozinium erstmals 1472 erwähnt), Gnaden- St. Theobald kapelle L: ca. 220 m östlich der ummauerten Altstadt Zehntscheuer F: wohl ab 8. Jahrhundert Pfarrkirche für Altenstadt, L: Markt 6 Marienkapelle 1232, bis 1569 Pfarrkirche M: ca. 23,5 x 9,5 m EB: erster Bau wohl 8. Jahrhundert (möglicherweise EB: 1. Hälfte 18. Jahrhundert auf spätantikem Vorgängerbau), 1232 Marien- U: 19. Jahrhundert kapelle geweiht LQ: ENDERS, Kulturdenkmäler S. 144 A: 1216 abgebrannt, anschließend Neubau U: um 1230, 2. Hälfte 14. Jahrhundert, 1697 süd- Zentturm licher Arm des Westwerkes, 1720 nördlicher Arm AB: Zehntturm des Westwerkes L: südliche Stadtmauer LQ: KARST, Franziskaner-Konventualen S. 183-184, F: Speicher für Zehntabgaben, möglicherweise auch 205; ENDERS, Kulturdenkmäler S. 129-130; Arrestlokal des Zentgerichts HINKEL, Geschichte S. 271; DEMANDT, Kirchen- M: turmähnlicher Steinbau organisation S. 100; STEINER, Bachgau S. 21-22; LQ: SCHMIDT, Befestigungsanlagen S. 73 BEHN, Wallfahrtskapelle S. 29-35; WÜRDTWEIN, Dioecesis Moguntina 1 S. 587-589 Zündhölzerfabrik L: Altstadt 37 Wasserpforte EB: 1845 L: 30 m westlich des Schlosses Fechenbach A: 1861 (Brand) F: Durchlass durch die Stadtmauer LQ: SCHMIDT, Industriebetriebe S. 223-224 EB: 1564 LQ: ENDERS, Kulturdenkmäler S. 152.

Weißer Turm L: südwestliche Ecke der Stadtmauer F: Schutz der Stadtmauer M: mehrstöckiger Rundturm EB: um 1200 A: 1835 LQ: SCHMIDT, Befestigungsanlagen S. 72-73; KARST, Straßenknotenpunkt S. 357

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VII. Abbildungen

Lageplan der katholischen Kirche (ehem. Franziskaner-Kirche zu Dieburg) (HStAD P11, Nr. 3547)

Der Marktplatz in Dieburg um 1780 Ölgemälde (zugeschrieben) von Georg Adam Eger (1727-1808), (Privatbesitz, Repro Stadtarchiv Dieburg)

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