Band 2, Ausgabe 1 Volume 8| Dezember 2014 Just For Swing Gazette

Swing is the Thing! - Mitteilungsblatt für Freunde swingender Musik in und um Leipzig

THEMEN

 Jazz in Australien - Teil 1 The South Australian Jazz Archive Inc.  Jazz in Leipzig vor 50 Jahren - Erinnerungen an die „Lipsia Hot Seven“ von H. - J. Hoffmann  Interview mit dem Leipziger Jazzer Harry Thurm  Freunde treffen sich zum Jazz - von Volker Stiehler  Die Leipziger Jazztage 2014 mit Rolf und Joachim Kühn in der Michaeliskirche  Mit Jazz nach Sibirien - Erinne- rung an den Mauerfall 1989 von Donna Lunsford

 Tipps & Neuerscheinungen

 Personalia

 Leserbriefe ... S e i t e 2 Just For Swing Gazette

iese Ausgabe des Mittei- lungsblattes entstand wäh- rend unseres dreimonatigen D Aufenthaltes in Australien und erscheint aus diesem Grund auch etwas verspätet als vorgesehen. Wir hoffen, dass sich das Warten gelohnt hat. Wiederum hat Jazzfreund Hans- Joachim Hoffmann einen sehr interes- santen Artikel beigesteuert. Er erinnert daran, dass der Jazz in Leipzig eine

lange Tradition hat und setzt der „Hot EDITORIAL Lipsia Seven“ ein würdiges Denkmal. Einer der Protagonisten dieser Forma- tion war der Klarinettist und Saxopho- nist Harry Thurm. Jedem Leipziger, der sich dem Jazz in unserer Stadt ver- bunden fühlt, ist Harry seit langem be- kannt. Er ist ein hervorragender Musi- ker auf den genannten Instrumenten, und im hohen Alter immer wieder an Neuem interessiert. Er spielt eigentlich alle Instrumente, die man in den Mund nehmen kann. In einem Interview für unser Mitteilungsblatt habe ich mit Harry über seine Liebe zur Musik ge- sprochen. Jazzfreund Volker Stiehler erzählt in seinem Beitrag über das jährlich stattfindende Jazzertreffen, das diesmal in Thale/ Harz genau zum Geburtstag des Gitarristen Tom Buhé durchgeführt wurde. Sein Alter darf man verraten. Er wurde 94 Jahre alt und ist immer noch aktiv. Wie schon in einem der ersten Mitteilungsblätter angesteckt wurden. Wie das? den australischen Jazz, den es nicht berichtet, spielte er mit dem weltbe- Graeme Bell begeisterte sich am Re- nur in den Großstädten des Landes in kannten Klarinettisten Rolf Kühn vival Jazz eines Turk Murphy und vielfältiger Form gibt und wo ich die schon in den 1940er Jahren erste Lu Watters, die seit 1939 in San Möglichkeit hatte, das South Australi- Schallplattenaufnahmen ein. Rolf gab Francisco den New Orleans Jazz für an Jazz Archive Inc. in Adelaide und in diesem Jahr mit seinem Bruder die weiße Bevölkerung spielten, alte das Australian Jazz Museum in Mel- Joachim im Rahmen der Leipziger Schallplatten sammelten und die bourne zu besuchen. Bei diesen Be- Jazztage in der Michaeliskirche ein Musik transkribierten. Sie gelten in gegnungen zeigte sich wiederum, dass umjubeltes Konzert. Auch Thomas der Fachwelt als Begründer des der Jazz viele Türen öffnet, eine welt- Buhé war unter den Gästen. In einem New Orleans Revival. Der Australi- umspannende Musik ist und soziale Beitrag über die Jazztage habe ich dar- er Bell wurde von dieser Musik infi- Bindungen wie keine andere Kunst- über geschrieben. ziert und gründete mit seinem Bru- form ermöglicht. Wenn die Zeitung schon in Australien der Roger Bell 1943 eine Band, die zusammengestellt wurde, muss natür- auch Europa bereiste. Schallplatten- Ein Wort noch in eigener Sache. lich auch der australische Jazz zu Wort aufnahmen von 1947 erschienen auf Das Blatt ist „a labor of love“ und kommen. Manche Jazzfreunde werden dem tschechischen Label Supra- wird mittlerweile weit über die sich wundern, welchen Beitrag der phon. Als die Briten diese Musik Grenzen Leipzigs gelesen. Wir sind australische Jazz geleistet hat. Ältere hörten, begann die Welle des Revi- für Hinweise dankbar und würden Jazzfreunde werden sich noch an den val in Großbritannien und anderswo uns freuen, wenn verstärkt auch Pianisten Graeme Bell erinnern. Ihm in Europa überzuschwappen. Bands und Musiker die Möglichkeit ist eigentlich zu verdanken, dass das Seit vielen Jahren habe ich gute nutzen würden, sich vorzustellen, Jazz Revival des New Orleans Jazz Kontakte zu Musikern in Australien. Konzerttermine etc. hier zu veröf- nach Europa drang und Bands wie die In dieser Ausgabe berichte ich über fentlichen. Es kostet nix! „Lipsia Hot Seven“ von dieser Musik unseren Jazztrack Down Under und Band 2, Ausgabe 1 S e i t e 3

Die verwendeten Zitate zwischen den Texten dieser Ausgabe wurden dem Buch „Jazztrack“ von Jim Mcleod (ABC Book, 1994, ISBN 0 7333 0197 5) entnommen. Darin publizierte er In- terviews mit unterschiedlichsten Jazzmusikern. Als Radiomoderator für ABC Classic FM verschaffte er besonders dem australischen Jazz über 20 Jahre eine breite Aufmerk- samkeit. Er verstarb im Oktober 2014.

Plattencover: John Sangster Australia And All That Jazz Vol. 2 Cherry Pie – CPF 1027, 1976

The problem we have in the world today is that people are so compartmentalised they can‘t see beyond what they feel is the way. There‘s a lot of conflict behind that.

Bob Mintzer in an interview with Jim McLeod) S e i t e 4 Just For Swing Gazette Auf dem Jazz Track in Australien - vol.1

Part 1: The South Australian Jazz Archive and The Southern Jazz Club Inc. Adelaide

in den Prager Ultraphon Studios zwei Jahren ein Jazzfest ins Leben geru- enn man an Australien am (später Supraphon) Aufnahmen, die fen, das stilübergreifend alle Spielformen anderen Ende der Welt zunächst als 78er Schallplatten den an unterschiedlichsten Orten präsentiert denkt, hat man Kängurus, Markt eroberten und 1974 auf dem und dazu beitragen soll, den Wegfall wich- W Koalas, Krokodile, die un- tiger Arbeitsplätze durch kulturelle Ange- beschreibliche Weite des Outbacks, un- bote zu kompensieren. durchdringliche Regenwälder und Koral- Der Ort Bridgetown im Westen Australi- lenriffs vor Augen. Jazz „made in Aust- ens, der auf den ersten Blick nichts weiter ralia“ scheint hingegen im fernen Europa als eine Hauptstraße mit ein paar Geschäf- nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. ten, umgeben von unendlichen Eukalyp- Man kennt den Trompeter Bob Barnard tuswäldern und Farmland zu bieten hat, oder den international umtriebigen James verwandelt sich am zweiten Wochenende Morrison, an dessen fulminantes Konzert im November während des Blues Festivals im Leipziger Gewandhaus 1996 mit der in eine einzige Bühne, wo auch Bluesmu- WDR Big Band ich mich noch sehr gut siker aus den USA auftreten. In Wangarat- erinnern kann. Aber wer erinnert sich ta, einer sonst unbedeutenden Stadt im hierzulande noch an das Australian Jazz öden Landesinneren östlich von Melbour- Quartet, kennt John Sangster, Don ne, fand in diesem Jahr das 25. Wangaratta Burrow oder geschweige denn Mark Jazz & Blues Festival vom 31. Oktober bis Whitty, alles Stars der Jazzszene in Aust- 2. November statt. Neben zahlreichen ralien? Bands unterschiedlichster Stilrichtungen Dabei ist die Jazzszene in Australien sehr staatlichen Label Supraphon als LP aus Australien traten auch der italienische vielfältig, hat eine lange Tradition und unter dem Namen „Graeme Bell and Trompeter Enrico Rava und der amerika- nach den Wirren des 2. Weltkrieges für his Dixielanders - Czechoslovakian nische Schlagzeuger Jeff „Tain“ Watts den europäischen Jazz keine geringe Be- Journey“ wiederveröffentlicht wurden. (bekannt durch die Mitarbeit in Branford deutung gehabt. Der legendäre Pianist (Als die Schelllackplatten in die Leipzi- Marsalis‘ Band) als Stargäste auf. Wenn Graeme Bell (1914-2012) brachte das ger Geschäfte kamen, erzählte mir Pe- Musiker „from overseas“ spielen, sind die Jazz Revival in Europa in Schwung. Er, ter Colev, tanzten die Fans nach der Konzerte ausverkauft. So auch beim Kon- der vom „Great Jazz Revival“ der Szene Musik Bells durch den Laden im Mu- zert in Adelaide, wo der österreichische in San Francisco Ende der 1930er und sikhaus Tappert, wo der Verkäufer und Gitarrist Wolfgang Muthspiel mit dem Anfang der 1940er Jahre und deren Pro- Jazzfreund Fritz Voigt die Schmecker- Amerikaner Ralph Towner und dem aust- tagonisten Lu Watters und Turk Murphy chen unter dem Ladentisch handelte.) ralischen Gitarrenwunder Slava Grigoryan Ein Jahr lebte Graeme Bell in Eng- begeisterte. Pat Metheny erhielt landes- land, wo er mit dem Trompeter weite Aufmerksamkeit und wurde für sein Humphrey Lyttleton befreundet war. Konzert in Melbourne in allen Tageszei- Bis zum heutigen Tag werden die in tungen gefeiert. Richmond, Viktoria geborenen Brüder Neben großen nach internationaler Auf- Graeme Bell und Roger hoch verehrt. merksamkeit schielenden und kommerziell Die Autobiographie Graeme Bells ausgerichteten Veranstaltungen gibt es „Australian Jazzman“ ist ein Alma- aber auch die kleinen Netzwerke, die sich nach australischer Jazzgeschichte. der Tradition des Jazz verpflichtet fühlen Dass er nebenbei auch noch ein begna- und ähnlich wie in Deutschland, ohne deter Zeichner war, ist weniger be- kommerzielles Interesse, sich der Bewah- kannt. rung des traditionellen Erbes verpflichtet fühlen, um es nachfolgenden Generationen Auf unserem vierteljährlichen Jazztrack zu ermöglichen, die Geschichte dieser Mu- von Perth nach Sydney hatten wir die sik zu verstehen. Das Bewusstsein für die Gelegenheit, auch dem Wesen des aust- eigene Jazzgeschichte ist stark ausgeprägt ralischen Jazz auf die Spur zu kommen, und hat eine lange Geschichte. Jährlich dessen Besonderheit darin bestehen soll, trifft man sich zum „Australian Jazz Con- dass er - einem australischen Musiker vention“, einer wöchentlichen Zusammen- zufolge - immer etwas nach „gum-tree“ kunft vom 26. Dezember bis 31. Dezem- riecht. Dabei stellten wir fest, dass selbst ber, die immer in einer anderen Stadt ab- in abgelegenen Orten wie Merimbulla, gehalten wird und wo man die Zusammen- beeindruckt war, trat 1947 in Prag wäh- Narooma, Halls Gap in den Grampians arbeit mit anderen Clubs und Archiven rend der dortigen Jugendfestspiele mit Jazzfestivals einen festen Platz im kultu- pflegt. Hier werden Verbindungen ge- seinen 1943 gegründeten „All Stars“ auf rellen Terminkalender haben. In Gawler, knüpft, australische Bands stellen sich vor. und begeisterte Tausende mit dem wieder- einer Stadt mit hoher Arbeitslosigkeit Mittlerweile gibt es diese seit 1946, ist in entdeckten New Orleans Stil eigener Prä- durch den Wegfall der Stahlindustrie in der Welt einmalig und ein bedeutendes gung. Am 23. September 1947 machte er der Nähe von Adelaide, hat man erst vor Stück Jazzgeschichte geworden, die be- Band 2, Ausgabe 1 S e i t e 5

Vierteljährlich erscheint von Konzerten, die sie erlebt haben. Stolz be- der Newsletter „Back richtet uns Don Hopgood, dass Max Raabe Beat“, der über die Ar- im nächsten Jahr auftreten wird. Irgendwie beit des Archivs infor- spürt man dabei immer, dass sich Australier miert und ein Newsletter etwas isoliert von der Welt fühlen. Deswegen des an das Archiv ange- wird der Pflege der Webseite auch große Be- gliederten Jazzclubs, in deutung beigemessen, sind internationale dem Hinweise zu Kon- Kontakte erwünscht. zerten und Jazzfestivals Das Jazzarchiv kann man im Netz unter des Landesteils publi- www.sajazzarchive.org.au finden. Mit an- ziert werden. Dieser deren Jazzclubs und Jazzarchiven des Landes Newsletter liegt in Plat- ist man gut vernetzt. Dazu mehr im nächsten tengeschäften Adelaides Teil, sowie über unseren Besuch des Austra- aus, von denen es noch lischen Jazz Museums in Melbourne. ein paar gut bestückte gibt und die ebenso vom (Detlef A. Ott) I would like to thank: Freunde im Geiste des Jazz: South Australian Jazzar- chive zahlreich produ- Jane Shoebridge, DO, Don Hopgood am 4.11.2014 Adelaide Don Hopgood, Jane Shoebridge, Ralph Powell, zierte eigene CDs aus Mel Blachford, Terry Norman, Geoff Orr and all sonders vom Australian Jazz Museum in Beständen des Archivs zum Verkauf anbie- the wonderful people we met on our Jazztrack and Melbourne vollständig archiviert ist. ten. Darunter finden sich viele Raritäten, who made this one something special. In Adelaide besuchten wir das South Austra- die die Herzen der Sammler höher schlagen lian Jazz Archive Inc., dessen Devise lassen. „SAVING & CELEBRATING OUR JAZZ HERITA- In einem Hotel-Restaurant „The Highway“ GE“ lautet. Im „Scots Church Administration im Süden Adelaides veranstaltet der Centre“ einer anglikanischen Kirche an der Southern Jazz Club Inc. Adelaide wöchent- Ecke North Terrace & Pulteney Street, lich Live Jazzkonzerte und präsentiert sich Adelaide erreicht man über mehrere Treppen in der Öffentlichkeit. Der Raum wird kos- und verwinkelte Gänge entlang einen großen tenlos zur Verfügung gestellt. Das Piano hat Raum, der mit mehreren Bücherregalen, Ti- der Club gekauft. Der Betreiber des Hotels schen, CD Ständern vollgestopft ist, mit Pla- hofft auf Einnahmen durch Getränkever- katen an den Wänden geschmückt und in der zehr. Die vorwiegend älteren Jahrgänge eine Vitrine mit Musikinstrumenten steht, die kommen regelmäßig. Jazz erfüllt auch eine von Musikern zur Verfügung gestellt wurden. besondere soziale Funktion. Man trifft sich Hier haben die ehren- mit Gleichgesinnten und es amtlichen Mitarbeiter wird getanzt. Der Club hat ihr Domizil aufge- über 600 Mitglieder. Internati- schlagen, um die Ar- onale Gäste sind selten, sodass beit des Archivs im wir während der Ankündigung Zentrum der Stadt zu der Band gleich auch noch mit repräsentieren. Don vorgestellt werden. Die Atmo- Hopgood, der Präsi- sphäre ist sehr herzlich. Ge- dent, war ein ehemali- sprächspartner erzählen uns ger Regierungsmitar- beiter der Labor Par- ty, die umtriebige Sekretärin Jane Shoebridge eine Bib- liotheksangestellte. Jeden Dienstag ist es für den Publikums- verkehr geöffnet, was rege genutzt wird. Mit einer Universität in Adelaide besteht eine en- ge Zusammenarbeit. Mit großem Enthusias- mus betreuen sie das Archiv, verwalten das ständig neu eintreffende Material, dass sich über Bücher, Zeitschriften, Plakate, Fotos, Manuskripte, Noten, Musikinstrumente, Schallplatten und CDs, oftmals aus Nachläs- sen, erstreckt. Dabei nehmen sie aus Platz- gründen nur noch Material an, das unmittel- bar die Geschichte des Jazz in Südaustralien betrifft. Don Hopgood hat erst kürzlich mit seinem Bruder Mel, der Tuba in der lokalen Band „The Ramblers“ spielt, die Jazzge- THE JAZZ RAMBLERS: Graham Eames (/leader), Ron Bash – Reeds, schichte Südaustraliens aufgeschrieben und Mel Hopgood – Tuba, nicht im Bild sind: John Coultas – /vocals, in Buchform „Jazz Voices“ herausgebracht. Mike Smith – Banjo/vocals, Harold Phillis – Piano, Dave Sutton - Drums S e i t e 6 Just For Swing Gazette

Hoppe: Er nahm ein Musikstudium „Jedermann an jedem Platz auf und teilte uns mit, ihm sei fortan jede „Mugge“ untersagt, wolle er nicht einmal in der Woche Jazz“ seine Exmatrikulation bei der Ausbil- dungsstätte riskieren. Um ein bereits Vor 50 Jahren: Jazz in Leipzig mit der „Lipsia Hot Seven“ vertraglich gebundenes Engagement Von Hans-Joachim Hoffmann dennoch realisieren zu können, wurde Egbert für diesen letzten Auftritt bei uns von einem Maskenbildner mit einem stilechten Bart versehen. Keiner hat ihn erkannt... Nach ihm stieg Harry Thurm als stän- diger Klarinettist bei der Band ein und erwies sich über lange Jahre als Anker der Stabilität. Er, der Banjospieler Hans-Peter Albrecht und ich am Kor- nett bildeten bis zum Schluß das „Stammpersonal“ der Truppe; andere Musiker kamen und gingen.

Die „Lipsia Hot Seven“ um Ende der 50er / Anfang der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Von links: Werner Großmann (bj), Hans-Joachim Hoffmann (co), Hans-Peter Albrecht (bj), Armin Meister (p - verdeckt), Steffen Ulbricht (tb) und Horst Fuhlberg (dm). Wer Ende der 50er Jahre des vorigen im Klassenkampf-Stil jener Zeit mehr- Jahrhunderts nach Jazz in Leipzig fach, daß unter der „Bedinnung“ der Ausschau hielt, der mußte lange su- Spaltung Deutschlands und der Exis- chen. Umso mehr erstaunte mich, als tenz der Frontstadt Westberlin eine ich durch Zufall erfuhr, daß im FDJ- Interessengemeinschaft Jazz in einem Jugendklubhaus Steinstraße neben FDJ-Jugendklubhaus nicht akzeptiert Interessengemeinschaften für Fotogra- werden könne. Und vom Standpunkt fie und Biologie auch ein Jazz-Zirkel der Arbeiterklasse her habe der Jazz existierte, der mit regelmäßigen Vor- sowieso keine Daseinsberechtigung.— Inkognito mit angeklebtem Bart: Klarinettist trägen bei vielen jugendlichen Interes- Es sollte noch einige Zeit dauern, ehe Egbert Hoppe bei einem Auftritt im senten regen Zuspruch fand. Auch eine das „offizielle“ Verhältnis zum Jazz „Filmtheater Capitol“. Band mit dem Namen „elster-city-jazz toleranter wurde. -babys“ gab es, wo der später als Pia- Rausschmiß und die Folgen nist gefeierte Joachim Kühn u.a. auch Der Rausschmiß warf uns aber keines- als Trompeter und Gitarrist auftrat. wegs um. Alles ging weiter wie bisher, Initiator der begeisterten Jazzer- nur folgten Jahre der Wanderschaft, Gemeinschaft war Siegfried Reif ge- denn irgendwo fanden wir immer wie- wesen, der nach einigen Jahren in der zeitweiligen Unterschlupf: in Westdeutschland mit einem Koffer Schulen, Betrieben oder anderen Klub- voller Jazz-Platten - eine geradezu häusern. Das galt für die Vorträge, bei Eines Tages schafften wir es anläßlich eines unerhörte Rarität zu jener Zeit, denn denen sich u.a. Klaus Hesse stark en- Auftrittes sogar, in der LVZ zu erscheinen. hierzulande gab es in diesem Genre gagierte, und das galt vor allem für Von links: H.-J. Hoffmann (co), Hans-Peter überhaupt nichts - in die DDR zu- unsere inzwischen gegründete Band Albrecht (bj), Steffen Ulbricht (tb) und Eg- bert Hoppe (cl). rückgekehrt war und mit seinem Fun- „Lipsia Hot Seven“, die in unter- dus den „theoretischen Teil“ unserer schiedlicher und immer wieder wech- Spiel „auf vielen Hochzeiten“ Abende weitgehend bestreiten konnte. selnder Besetzung rund zehn Jahre in Die Gründung unserer Band erfolgte So hätte es nach unserem Willen noch der Leipziger Jazz-Szene mitmischte. zu einer Zeit, da die Musik bei Veran- lange weitergehen können. „Doch mit Wechselnde Besetzung und ihre Fol- staltungen zu nahezu 100 Prozent noch des Geschickes Mächten“ war ebenso gen: Zum Großteil bestand die Band „mit der Hand“ gemacht wurde; das wie mit der FDJ „kein ew´ger Bund zu aus Studenten, die früher oder später Zeitalter der Diskothek lag in weiter flechten“ — eines Abends platzte eine die Truppe verließen. Es geschah aber Ferne. Wir galten ob unserer Musik dreiköpfige Abordnung der FDJ-Stadt- auch, daß uns Einberufungen zur Ar- zwar als „Exoten“, waren aber recht bezirksleitung in unseren gemütlichen mee das Personal förmlich weggeris- gern gesehen und hatten keine Proble- Klubabend herein, und ein eifernder sen. Vor allem kurios war der Weg- me, Engagements zu finden: Bei Tanz- Ideologe mit Sprachfehler erklärte uns gang unseres Klarinettisten Egbert abenden in diversen Jugendklubhäu- Band 2, Ausgabe 1 S e i t e 7

sern, Betriebsfesten, Studententreffs usw. Ein Höhepunkt alljährlich: Der Fasching der Hochschule für Grafik und Buchkunst mit seiner phantasie- vollen Ausstattung — ein Vergnügen gleich über mehrere Abende. Seit den 60er Jahre gehörten dann öffentliche Jazzkonzerte mehr und mehr zum Alltag. Wir kooperierten dabei oft und gern mit den „Carbol Dandies“, einer Oldtime-Band aus Markranstädt, in der mehrere Ärzte des dortigen Krankenhauses spielten, und Abgewanderte und Gebliebene: Der Physik- Maßmann (Mitte) blies eine „satte“ Posaune traten gemeinsam auf. Das mündete student Armin Meister sorgte in den An- — bis ihn dann leider die Armee kaperte. fangsjahren am Piano für das rhythmische Harry Thurm — ebenso standhaft wie sein schließlich 1961 in das „1. Jazzkonzert und harmonische Fundament. Der Beruf Baß-Sax, das über Jahre ein Gag blieb und Leipziger Amateurbands“ in der Leib- verschlug ihn ins Harzvorland (links). Frank noch heute ist (rechts). niz-Oberschule, zu dem auch mehrere Besitz eines Tonbandgerätes war da- Tanzkapelle Helmut Opel eine ver- Modern-Gruppen antraten und das ein mals keineswegs selbstverständlich, kaufswillige Quelle recherchiert; als großer Erfolg wurde. Dem heutigen und es war auch mühevoll, nach und Übergabeort war vereinbart. Als Dresdner -Festival vorausei- nach durch Sendemitschnitte eine wir dort aber das Riesenfutteral des lend dürfte jene Dampferfahrt vom 13. Sammlung aufzubauen. West-Importe Saxophones erblickten, erkannten wir, Mai 1962 gewesen sein, als erstmals waren lange nicht erlaubt und daher daß es doch eine recht naive Vorstel- mehrere Jazzbands aus dem mittel- schwierig. In einigen Fällen gelang es lung gewesen war, diesen „Schrank- deutschen Raum vom Elbflorenz aus mir, Schellackplatten aus alten Samm- koffer“ auf dem Gepäckträger des gen Königstein starteten. lungen zu erwerben. Wir reagierten kleinen Motorrades nach Leipzig zu aber auch kurzentschlossen, wenn es bringen. Das Sax kam per Fracht… im Nachbarland CSSR etwas gab: Im Einem Bandmitglied war es eines Ta- Frühjahr 1965 starteten Harry Thurm ges eingefallen, den bekanntesten Aus- und ich mit Tagesvisum und Harrys spruch unseres Staatsratsvorsitzenden Motorroller nach Karlsbad — dort „umzuarbeiten“. hatte Oft unterwegs in „Sachen Jazz“ hielt man zwei LP mit klassischem den Bürgern geraten: „Jedermann an Unsere stilistischen Vorstellungen Jazz feil. Ein Jahr später war mein jedem Ort / einmal in der Woche waren dem traditionellen Jazz verhaf- Motorrad RT 125 an der Reihe: Jazz- Sport“. Bei uns hieß es dann aber: tet, „je älter, desto besser“. Das brach- klänge von King Oliver, Bennie Moten „Jedermann an jedem Platz / einmal in te Beschaffungsprobleme für musikali- und Adrian Rollini hatten uns auf den der Woche Jazz“, was wir auch an die sches Anschauungs- (oder besser) Gedanken gebracht, daß sich ein Baß- Planken unseres Fuhrwerkes zur Him- „Anhör“-Material, also Jagd nach je- Saxophon in der Band gut machen melfahrts-Partie schrieben, die wir der geeigneten Schallplatte, denn der würde. Harry Thurm hatte bei der stets sorgfältig vorbereiteten. Zu be- schaffen waren: Ein Pferdewagen und ein Klavier. Letzteres fand sich meist leicht in einem Rentnerhaushalt, wo man froh war, das Instrument los zu werden. Sein Schicksal war es dann aber freilich, auf der Müllkippe zu landen, wohin uns die letzte Strecke der Tour immer führte. Das alles ist nun schon ein halbes Jahr- hundert her. Zählt man heute die Häupter der einstigen Mitstreiter, so ergibt sich: Einige sind (wie z. B. Har- ry Thurm und Armin Meister) erfreu- licherweise noch immer aktiv, andere haben das Instrument aus der Hand gelegt, manche davon leider unfreiwil- Gastspiel in Dessau 1964: Den Auftritt in der Stadthalle hatte der schon im Klubhaus Stein- lig und unwiderruflich. Bleibt die alte straße aktive Siegfried Reif organisiert, der auch nach seinem Wegzug aus Leipzig dem Jazz treu geblieben war. Das Plakat an der Litfaßsäule kündigt unsere Band an. Von links: Harry Parole: „Jedermann an jedem Platz — Thurm (cl), Winfried Stanislau (p), Hajo Hoffmann (co), Siegfried Reif (dm), Dieter Lausch- einmal in der Woche Jazz“. Und die ist mann (tuba) und Hans-Peter Albrecht (banjo). Nicht im Bild, weil hinter der Kamera: Hei- auch für die Zukunft noch recht gut! ner Goldmann (tb). S e i t e 8 Just For Swing Gazette

Interview mit der Leipziger Jazzlegende Harry Thurm

Harry Thurm ist Jazzfreunden in und um Leipzig bestens bekannt. Kaum eine Session, wo Harry nicht mit von der Partie ist. In seiner eigenen Band, aber auch in anderen ist Harry viel beschäftigt unterwegs und als „Aushilfe“ immer gern gesehen, wenn in anderen Bands mal wieder Not am Mann ist. Ich lernte Harry vor vielen Jahren kennen, als wir begannen, eine kleine Swinggemeinschaft zu gründen, in der wir locker und ohne Zwänge unserer Freude an der swingenden Musik Ausdruck verleihen konnten. Mich fasziniert nicht nur die Vielzahl der Instrumente, die Harry spielt, sondern auch sein improvisatorischer Einfalls- reichtum und besonders der Klang seines Sopransaxophonspiels. Dabei ist er bescheiden geblieben, manch- mal zu bescheiden, voller Humor und ein Kumpel im besten Sinne des Wortes. Im nachfolgenden Interview spricht Harry über seine Liebe zum Jazz und erinnert sich daran, wie alles für ihn begann.

Wie entstand Dein Interes- 60er Jahre den Kreis der Jaz- se am Jazz? In der DDR zenthusiasten mit Altsax/ war das ja mitunter auch Klarinette verstärkte, sodass kein leichtes Unterfangen, wir auch einfache 4stimmige seinen Interessen auf die- Sätze für zwei Holz – und sem Gebiet nachzukommen. zwei Blechbläser sogar von Ellington-Nummern wagen Während des Studiums der E- konnten. Technik in Ilmenau hatten wir uns auf der hohen Tanne vor Du spielst Unmengen an In- dem Haus einen unauffälligen strumenten. Deine Hauptin- UKW-Kreuz-Dipol installiert, strumente sind das Sop- mit dem wir auf den Westsen- ransaxophon und die Klari- dern auch Jazz hören konn- nette. Wodurch wurde das ten. Es gab auch eine heiße Interesse für diese Instru- Studenten-Dixieland-Band in mente geweckt? Ilmenau zu hören, die mich beeindruckte, obwohl ich mit Wie erwähnt, hatte ich mit ei- meinem Zimmerkollegen nur ner Blockflöte (Alt) zur Gi- einfache klassische Stücke für tarre meines Mitstudenten in Blockflöte und Gitarre beüb- der WG zum eigenen Ver- te. 1963 kam ich nach Leipzig gnügen gespielt. So war der und fand Kontakt zum traditi- Sprung zur Klarinette nicht onell orientierten Jazzerkreis, groß, und man kann sich spä- wo mir der Kornettist H. J. ter vielseitig entwickeln. Bei Hoffmann den schönen alten den „Leipziger Jazz- Jazz von seinen Schelllack- Enthusiasten“, die 1970 mit platten einträufelte, und der der staatlichen Einstufung mir die ersten praktischen diesen Namen erhielten, war

Schritte zum Blues-Spiel zeigte. Ich dann eine klangliche Erweiterung Mein Elternhaus in Glauchau wur- hatte im letzten Studienjahr eine durch Saxophon gefragt. Zunächst de seiner Zeit zu den „unteren einfache Klarinette erworben und probierte ich mit einem B&S- Schichten“ gerechnet. Wir waren beim Ilmenauer Tanzmusik- Sopransax eine Weile in einer Tanz- drei Brüder, die sich zur Schulzeit Orchesterleiter H. Grosche ein Jahr musik-Combo im Betrieb. Aber die Freizeit mit Mundharmoni- Unterricht genommen. dann, inspiriert durch H.J. Hoff- kaspiel vertrieben. Der jüngere manns „Lipsia Hot Seven“, um den Bruder ging später mit Gitarre/ Hattest Du eine musikalische ganz alten Sound der zwanziger Jah- Gesang und Keyboard zur U-Musik Vorbildung auch seitens des El- re (Vorbild: King Olivers Creole als Hobby, während der Jüngste ternhauses, Deiner Familie? Du Jazzband) zu beleben, luchsten wir von uns, Werner T. beruflich nach hast viele Jahre mit Deinem Bru- dem Tanzmusik-Orchester Opel Leipzig wechselte und Ende der der gemeinsam gejazzt. (Rostock) ein dort brachliegendes Band 2, Ausgabe 1 S e i t e 9

Bass-Saxophon preiswert ab. Damit Namen „Leipziger Jazz- nachlässt, die in der Band läuft, brachten die Brüder Werner und Har- Enthusiasten“ auffiel. Im Gegen- sollte man neue Ansätze versu- ry mit 2 Klarinetten, Altsax und Bass- satz zu vielen Amateurgruppen chen, mit den Musikanten reden. Sax einen abwechslungsreichen war die Band häufigen Personal- Holzbläser-Klang. wechseln unterworfen, die Liste Du kennst die Jazzgeschichte wäre hier sehr lang – drum sei an Leipzigs seit den 1960er Jahren Hast Du musikalische Vorbilder, dieser Stelle einfach allen gedankt, wie kein anderer. Wie hat sich Jazzer, die Du bewunderst, Vorlie- die für längere Zeit oder gelegent- die Möglichkeit, unsere Musik zu ben für bestimmte Stilrichtungen? lich Vertretung den traditionellen spielen aus Deiner Sicht in Jazz bei uns hoch gehalten haben! Leipzig entwickelt? Die anfängliche Vorliebe für New- Da wir den Jazz betont als Hobby Orleans-Jazz hat sich später verbrei- betrieben haben, blieb mir Zeit für Durch die Wende 1989 sind unsrer tert durch „Nebenlieben“ für Swing Mitwirkungen in anderen Bands und vielen anderen Gruppen die und modernere Jazzstile. Heute denke der Region, so bei den „Steep- geförderten Klubhäuser der FDJ ich eher, dass die Musik zum jeweili- und die Studentenklubs weggebro- gen Anlass und Umfeld passen soll, chen. Hinzu kommt die stärkere und der Ausführende sich dabei wohl Hinwendung der Jugend zur Pop- fühlt. Obgleich ich als Amateur nur Am besten lief es und Rock-Musik. Es gibt einige eine bescheidene Spieltechnik auf- wenige Spielstätten in Leipzig, wo bringen kann, lausche ich gern auf in Teams mit der moderne Jazz von professionel- schöne Figuren von Meisterbläsern len Musikern mit beachtlich hoher des Jazz, wie Sidney Bechet, Louis g u t e r Qualität regelmäßig gepflegt wird, Armstrong, Miles Davis, Ben Webs- und im „Hopfenspeicher“ in der ter, Sonny Rollins. menschlicher Oststrasse geht am letzten Sonntag jeden Monats eine Dixielandband Du bist und warst in vielen Bands Kommunikation.. aus der Region über die Früh- umtriebig, bist einer der Mitbe- schoppenbühne. Für Hobby- gründer der Leipziger Jazzenthusi- Amateure geben Vereine, Schüler- asten, die es heute noch gibt. konzerte und private Gesellschaf- Kannst Du Dich noch an alle For- ten gelegentliche Spielmöglichkei- mationen, in denen Du tätig gewe- Wall-Stompers“ Meerane (bsax; ten. sen bist, erinnern? tb!), mitunter bei „Hot & Blue Jazz Band “ Meerane (bsax), bei Welche Highlights sind Dir im Meine ersten Gehversuche im Jazz der Uni-Jazzband Halle(cl/ts); fer- Gedächtnis haften geblieben, wagte ich mit der Klarinette in der ner in „swingbetonten Seitentrie- wenn Du an deine musikalischen „Lipsia Hot Five“ bzw. “Lipsia Hot ben“ der „Jazz-Enthusiasten“ wie Jahre zurückblickst? Seven“ unter H.J. Hoffmann, Ama- „Take Swing“, „Swing-House“ teurgruppen im guten, alten New- und der ehemaligen „Jazzin Tellin Es ist immer wieder aufregend, Orleans-Stil. Ende der Sechziger mu- Gents“ in Leipzig, Quartett „Joe wenn der erste Titel angezählt tierte eine kleine Tanzmusik-Combo und Jazzer“, „Just For Swing“- wird, aber über dem Dresdner Di- in meinem VEB-Betrieb „KIB Che- Hobby-Jazzband unter Detlef Ott. xieland-Festival lag immer ein be- mie“ zu einer Jazzgruppe im Twobeat sonderes Fieber . . . -Stil der zwanziger Jahre. Interessant Welche Erfahrungen hast Du in besetzt mit Helga Misbach (Piano), der Arbeit mit vielen unter- Gibt es Wünsche, die Du Dir P.V.Kuropka (Trompete), Gerd Mu- schiedlichen Musikern gemacht, noch gern erfüllen würdest? cke (Drums), Bernd Schumacher die Du weitergeben könntest? (Posaune), Werner Thurm (Klarinette/ Ich wünsche mir, dass meine Zäh- Altsax), H.Thurm (Bass-Sax/ Klari- Am besten lief es in Teams mit gu- ne noch lange durchhalten, und nette) und anfangs H.P. Albrecht ter menschlicher Kommunikation. dass „Just for Swing“ und die (Banjo), dann für lange Jahre der akti- Dann gab es noch Unterschiede in „Leipziger Jazz-Enthusiasten“ und ve Udo Bayer (Banjo/Vocal) aus Tor- Stil bzw. Geschmack und in hand- alle Bands der Region den Fans gau, wo die Gruppe für den dortigen werklichen Voraussetzungen zu noch viele Jazzfreuden bringen Freundeskreis Jazz des Dr. Weber tolerieren. dürfen . . erstmals auf einem Plakat unter dem Wenn die Freude an der Musik S e i t e 10 Just For Swing Gazette

The many faces of Harry

„Really the Blues“ Band 2, Ausgabe 1 S e i t e 11 Personalia

Leserbriefe R.I.S. (REST IN SWING)

Habe gerade die von Hans weitergeleitete Just For Swing Gazette gelesen - ist ja cool, Du Zum Tod des englischen onen des „Tiger Rag“. In der Märzausgabe hast ja Les Paul sogar persönlich getroffen. Klarinettisten Acker Bilk von JFSG 2013 gratulierten wir Hot Geyer Einer meiner ganz großen Favoriten. Hab mir mit einem ausführlichen Beitrag zum 100. von ihm und über ihn schon allerlei Bücher, Geburtstag. (D.O.) DVD's, Les-Paul-Gitarre usw. gekauft. Ich habe Acker Bilk 1969 in der Kon- Andreas Markgraf gresshalle Leipzig Jazzfreund K. Hesse verstorben gehört und gesehen. Die 3 B's (Bilk, Ach, war das letzte Heft wieder schön zu le- Klaus Hesse starb am 17. Barber, Ball) kamen sen und zu sehen. Ich danke dir und deinen Oktober 2014 nach längerer in den 1960ern und Mannen und Frauen ganz herzlich. Jedes Mal Krankheit. Er wurde 84 Jah- 70ern öfters zu den lerne ich Neues über den Jazz und seine Inter- re alt. sogenannten Messe preten kennen. Nach Abitur und kurzer – Jazz -Konzerten. Diese Konzerte waren Lehrertätigkeit war er frei- das „Jazzfenster" zur damaligen in Mode Mit internetten Jazzergrüßen Peter Simon schaffender pharmazeuti- gekommenen sogenannten Revival-Szene. scher Handelsvertreter bis Nicht zu glauben: ich will dir eine Mail schi- Ich habe Acker Bilk mit seiner Paramount ca. 1975, danach gab er Nachhilfeunterricht cken, klappe auf und finde die neueste JFSG, Jazzband oft im 49m Band Kurzwelle ge- für Schüler (10. -12. Klasse) im Fach Ma- die ich gleich von oben nach unten zunächst hört. Er spielte eine überdurchschnittlich gut thematik sowie Konsultationen bei der Abi- "durch raste". -swingende Klarinette und hatte auch smar- turvorbereitung. Wieder ein Meisterwerk an Vielfalt und inte- te Welthits (Stranger on the shore) Die 3 B‘s Wie viele von uns faszinierten ihn bereits ressanten Inhalten, das ich gleich an meine hatten eine sich ähnelnde Spielweise. Am Anfang der 50iger Jahre die Jazz- Freundin weiter reichte. jazzigsten waren aber m.E. Chris Barber so- Sendungen von AFN, BFN sowie der Kurz- DANKE ! wie die Band von Alex Welsh, der auch in wellensender „Voice of America“ (Radio Angeregt wurde ich gleich durch P. Colevs Leipzig weilte. Die Paramount Jazz Band Tanger). Inzwischen unterhielten auch deut- "Tiger Rag" Portrait. Suchte mir den Titel bei hatte in meiner Erinnerung eine enorm swin- sche Regionalsender periodische Jazz- der Midlife Dixieland Jazzband. (Aus dem gende Rhythm-Section. Acker Bilk mit Old Sendungen in großer Anzahl und vielfältiger Leben: Ich hörte diesen Titel als 15 Jähriger !) - England Melone, gestreifter Weste und Thematik. Hesse hatte mehrere Tonbandge- erstmalig 1949. Da hämmerte ihn ein Mit- Spitzbart verlieh ihm einen für die DDR räte (Smaragd) und schuf sich so im Laufe schüler meiner Berufsschulklasse in den gro- WERKTÄTIGEN, die zu den ständig aus- der Jahre einen umfassenden Fundus von ßen Pausen in der gegenüberliegenden Eck- verkauften Konzerten strömten, einzigarti- Jazz-Titeln, Interpreten und Jazzkommenta- kneipe - Elsbeth-Reginenstraße- auf dem Kla- gen Showeffekt. Der Leipziger Bandleader ren. Er katalogisierte das Repertoire akri- vier, virtuos fand ich damals). <…> Fips Fleischer war sein Freund. Sie nippten bisch und legte Wert auf alle verfügbaren in der damaligen Orion Bar(Nikolaistrasse) Daten wie Aufnahmedatum, Instrumentalbe- Wolfgang Müller nach anglophiler Art an Ihren Whiskyglä- setzung, Titel, Stilistik usw. sern und einer soll vom Barhocker gekippt So entstand bis zuletzt ein einmaliges und sein. (So die unbestätigte Saga). (P.C.) bedeutsames Tonband-Archiv von ca. "Swingende Weihnachts- und Silves- 10.000 Titeln aller Stilrichtungen, vom Old- tergrüße von der hot & blue jazz Time-Jazz – Hard-Bop. Er hat testamentarisch verfügt, dass das Jazz band aus Meerane." Hot - Geyer verstorben -Museum (das zweitgrößte in Deutschland nach Darmstadt) seine Kom-

Klaus Kirst plettsammlung übernehmen soll, worum ihn Der Spiritus Rector Reinhard Lorenz, der Leiter, gebeten hatte. der Leipziger Hot u. Klaus Hesse galt neben Reginald Rudorf als Swingszene Kurt einer der führenden „Jazz-Pädagogen“ in Michaelis - Hot unserer Region. Er begründete bereits Ende Geyer genannt - ist der 50iger/ Anfang der 60iger Jahre den am 29.11.2014 im Jazzclub „Bessie Smith“, einen Vorläufer Alter von 101 Jahren des 1973 in Leipzig gegründeten offiziellen in Dreieich bei Jazzclubs und hielt Vorträge in verschiede- Frankfurt/Main ver- nen staatlichen Klubhäusern. storben. Er war wahrscheinlich weltweit der Seine eloquente Vortragstätigkeit und seine älteste Jazzfan, der in den 1930er Jahren den sonore Bass-Baritonstimme bleiben vielen ersten Hot Club in Leipzig gründete und von uns noch in guter Erinnerung. Er war nach dem 2. Weltkrieg im Westen Deutsch- ein leidenschaftlicher Jazz-Fan und hatte die lands ein unermüdlicher Sammler seltener Gabe, viele Jazz-Alumni für unsere Musik Jazzaufnahmen war, der auch für den Rund- zu begeistern. Das Foto schickte uns Jazzfreund Peter Goldschmidt vom funk Sendungen moderierte. Besonders be- Wir werden ihn nicht vergessen! jährlich stattfindenden Jazzfest in Ahrenshoop, wo die kannt war er weltweit durch seine umfang- P.C. legendäre Berliner Sängerin Ruth Hohmann zum festen reiche Sammlung unterschiedlichster Versi- Bestandteil der auftretenden Jazzer gehört. S e i t e 12 Just For Swing Gazette Freunde treffen sich beim Jazz

nde der 50er, An- peter Martin Färber bzw. Bruno der Posaunist Ralph Stolle (†) fang der 60er Jahre Wildemann die Band das colle- dazu. existierten in gium. Leipzig Amateur- In der Band der Hochschule für Anfang der 70er Jahre waren EJazzbands, deren Musiker mit- viele der oben Genannten – alle Bauwesen, die sich vor allem einander befreundet waren. dem traditionellen Jazz widmete, noch unter den Lebenden - Das waren die Markranstädter spielte u. a. Volker Stiehler nicht mehr musikalisch vor Ort Jazzärzte, die „Carbol- Trompete. aktiv, das heißt nicht mehr in Dandies“, bekannt zuletzt Leipzig. Alle hatten aber den durch ihr Ständchen 1965 am Zwischen und in den verschiede- Wunsch, doch hin und wieder Flughafen für Louis Arm- nen Leipziger Amateur-Bands zusammenzukommen und mit- strong, als er sie „really swin- „wuselte“ der blutjunge Joachim einander zu jazzen. So organi- ging cats“ nannte. Darunter Kühn und verdiente sich seine sierten Michael Oettel und seine waren Götz Wagner (†) Pia- ersten Meriten. Frau Gisela 1973 ein erstes nist, Günter Wolf (†) Drum- Treffen in Jena. mer, Fritz Herzog Klarinettist Als nach dem Ende der Studien- und als Gast Volker Stiehler zeit Bandmitglieder Leipzig ver- Neben den Musikanten wurden Posaunist. ließen bildeten sich neue Forma- dazu gute Freunde der Musiker tionen, so das „Quintett 65“ mit eingeladen. So entstand ein Dem „collegium musicale“ Wolfgang Hirsch (†) am Piano, Freundeskreis von ca. 40 Perso- gehörten unter anderem an Pi- dem Schlagzeuger Lutz Lippold nen, der sich seitdem einmal anist Eberhard Geiger, Schlag- (†), Eberhard Stiehl (†) am jährlich zuerst an Orten in der zeuger Lutz Lippold (†), Kontrabass und Michael Oettel DDR und nach 1990 auch z. B. Kontrabassist Franz Winkler mit Klarinette, Alt- und Tenorsa- in Franken zum „Jazzertreffen“ (†) und Michael Oettel mit xophon sowie Volker Stiehler als traf, wie wir die Zusammen- Altsaxophon und Klarinette. Trompeter. Ohne dass die Grup- künfte Freitag bis Sonntag Zeitweise ergänzten die Trom- pe den Namen änderte, kam bald nannten. Bald kam auch unser Band 2, Ausgabe 1 S e i t e 13

Freund Thomas Buhè dazu, der zusammenspielten (1x im mit seiner Gitarre Swing und Jahr!!) versetzte Thomas Buhé Sound beflügelte. Thomas ge- alle, ob Musiker oder Zuhörer hörte zu den bekanntesten Jazz- in helles Erstaunen. Was er mu- Gitarristen in der DDR, war Gi- sikalisch und konditionell an tarrenlehrer an der Musikhoch- den Tag legte war für alle uner- schule in Weimar und ist u.a. wartet, ist doch sein Gesund- der Verfasser einer bekannten heitszustand bedenklich. Davon Schule für Gitarristen. ließ er sich nichts anmerken und verbreitete Freude und Froh- Nur dreimal musste das Treffen sinn. Welche Lebenskraft die aus unterschiedlichen Gründen Musik, der Jazz doch zu schaf- ausfallen, so dass in diesem Jahr fen in der Lage sein kann hat er das 39. Zusammentreffen unter Beweis gestellt.. (erstmalig über drei Tage) vom 23. bis 26. September im Hotel So sind alle mit der Hoffnung Rosstrappe im Harz stattfand. nach Hause gefahren, dass wir Damit weiterhin musiziert wer- uns im nächsten Jahr wiederse- den sind Ronald Mooshammer hen werden und miteinander am Schlagzeug (vor Jahren Tän- und ohne begrenzende altersbe- zer an der Leipziger Oper) und dingte Handicaps musizieren der freischaffende Kontrabassist können. Bernhard Krüger aus Berlin seit einigen Jahren mit von der Par- Sollten sich Amateur-Jazzer und tie. Weil fast alle mittlerweile Jazzanhänger im Seniorenalter If you want to talk Rentner sind, haben wir unser angesprochen fühlen, dann sind Treffen auf Wochentage gelegt, sie ganz herzlich zum nächsten about music, you‘d better wenn die meisten Menschen ih- Treffen, vermutlich im Septem- talk about the person rer geregelten Arbeit nachge- ber 2015 im Umkreis von Go- who‘s playing it. That‘s hen. tha, eingeladen (Kontakt: mi- all it‘s got to do with. [email protected]). In diesem Jahr war der ange- (Artie Shaw in an interview setzte Termin für die Freunde Text: Volker Stiehler with Jim McLoed) ein Glückstreffer. Thomas Fotos: Dr. Roland Richter Buhé, der sich mit seiner Frau (Seite 8), Gitte Müller (Seite 9) bis zum 26. September ange- meldet hatte, feierte am Abrei- setag seinen 94. (!) Geburtstag. Wie anders, als das am Vor- abend bis spät gejazzt wurde und Thom Buhé um Mitternacht die ersten Glückwünsche mit ei- nem Glas Sekt entgegen neh- men konnte. Ein Geburtstagska- non, brennende Wunderkerzen und eine Geburtstagstorte über- raschten ihn dann am Geburts- tag zum Frühstück. An den drei Abenden vorher, wo die Musiker erstaunlich gut S e i t e 14 Just For Swing Gazette 38. Leipziger Jazztage - „Sound of Heimat“

Es ist ein langer Weg von den ersten ins Herz, wo es hingehört“ war das An- israelische Bassist und Sänger Avishai Leipziger Jazztagen, die im Juni 1976 in liegen der diesjährigen Jazztage. Die fi- Cohen seine Idee von Heimat, indem er provinzieller Enge des grauen Alltags in nanzielle Ausstattung ermöglichte ein einen weiten stilistischen Bogen spannte. der ehemaligen DDR im Kino zehntägiges Festival mit 9 Spielstätten Von Stücken mit spanischen Einflüssen, „Wintergarten“ begannen, sich in ihrer vom festlichen, aber etwas sterilen Am- einem „Red Army Song“, dem sich naht- Funktion als Ventil eines in geistig kul- biente der Leipziger Oper, wo die Haupt- los die traumhaft arrangierte Ballade von tureller Begrenztheit zu bestreitenden konzerte stattfanden, verschiedenen Kir- Thad Jones „A child is born“ anschloss Alltags schleichend zum bis zu in einem wichtigsten Festival ebenda Medley geistreich profilierte und eine immen- verarbeiteter arabi- se Anziehungskraft auf scher Folklore, be- Menschen aus der gesam- stach er in Beglei- ten DDR hatte, die ihre In- tung seines Trios, dividualität in einem eines furiosen und gleichgeschalteten Land auf die Ideen bewahrt und andere Hörge- Cohens abgestimm- wohnheiten entwickelt hat- ten Streichquartetts, ten. Nach den politischen sowie des Oboisten Umbrüchen wandelte sich Yoram Lachish, der das Festival stetig weiter diesem im Jazz lei- trotz des Anspruchs, eine der selten zu hören- gewisse Unverwechselbar- den, warm klingen- keit und Sonderstellung den Instrument un- beibehalten zu wollen. Bert glaubliche Töne und Noglik hinterließ als lang- improvisierte Cho- jähriger künstlerischer Lei- russe entlockte. ter große Spuren. Seinen internationalen chen bis hin zu kleinen intimeren Clubs, Lang anhaltender Beifall konnte die Mu- Verbindungen besonders in die osteuro- wo die Nähe zu den Musikern eine le- siker leider zu keiner Zugabe bewegen, päische Szene hinein sind musikalische bendigere Atmosphäre schuf. Der aus was der permanenten und störenden Sternstunden zu verdanken. Immer auch Estland stammende Dirigent Kristjan Fluktuation eines Teils des Publikums standen diese Tage unter einem be- Järvi eröffnete mit dem MDR Sinfonie- geschuldet war, sodass Cohen während stimmten Schwerpunkt, vom Jazz in Po- orchester und einer Hommage an den an des Konzertes höflich darauf reagieren len bis zum afrikanischen Kontinent. diesem ersten Tag des Festivals seinen musste. Diese Idee behielt das Kuratorium ehren- 79. Geburtstag feiernden Landsmann Mit „Wir kennen die kulturellen Regeln amtlicher Mitarbeiter des Jazzclub und Komponisten Arvo Pärt. Dessen des Jazzfestivals nicht, falls es welche Leipzig nach dem Weggang Nogliks, der zeitgenössische Musik bedarf eines vor- geben sollte.“ brachte Matthias Schriefl nun als künstlerischer Leiter des Jazzfes- züglichen Orchesters, um den Klangkos- mit „Six, Alps & Jazz“ Alpenklänge in tes Berlin fungiert, bei und entwickelt ei- mos zu erzeugen, der notwendig ist, die Oper, um sie auf spitzfindig geistrei- gene künstlerische Vorstellungen von ei- Pärts Musik zur Geltung kommen zu las- che Art und Weise im Stile Karl Valen- nem in der Jetzt-Zeit stattfindenden Fes- sen. Einfühlsam und mit großer Leiden- tinscher Kunst mit Jazz, freien Assoziati- tival, das Sammelbecken für unter- schaft taten dies die Musiker des Orches- onen und abwechslungsreichen Arrange- schiedlichste musikalische Strömungen ters, zu denen sich im zweiten Teil der ments unterschiedlichster Instrumente ist, obwohl die Organisatoren Wert da- aus Düsseldorf kommende Volker Ber- bis hin zum Alphorn, dem man auch rauf legen, als Festival des zeitgenössi- telmann alias Hauschka gesellte. Mit Didgeridoo-Klänge entlocken kann, zu schen Jazz wahrgenommen zu werden, präpariertem Klavier gab er, der ein Jahr vermischen. Seine Erfahrungen „Es war was immer das für einzelne Besucher der mit dem Orchester arbeiten wird, seinen nicht einfach, im Allgäu aufzuwachsen“ stilistisch sehr unterschiedlichen Konzer- Einstand als „Artist in Residence“. Ber- beförderten in der Essenz eine kritische te für eine Bedeutung haben mag. Ein telmann, der schon 1991 in Leipzig auf- Distanz zum martialischen Einerlei Generationenwechsel hat stattgefunden. trat und mittlerweile „lieber NACH falsch verstandener Volksmusik. Wohin die Reise gehen wird, bleibt noch Leipzig komme“, entfaltete seine Vor- Während Alpenklänge im Jazz selten zu abzuwarten. Selbstbewusste junge Ma- stellung eines zeitgemäßen Klangs des hören sind, ist der Jazz Norwegens in cher sind am Werk, die dem diesjährigen Klaviers beeindruckend in Solostücken, seiner Unverwechselbarkeit mindestens Festival den Titel „Sound of Heimat“ ga- von denen er an diesem Abend einige zu nach Jan Garbareks großen Erfolgen vie- ben. Das „angestaubte und altbacken“ Gehör brachte und wofür er gefeiert len Ohren vertraut und verbindet sich klingende Wort Heimat „wieder aus der wurde. mit der Stille und Einsamkeit des Nor- nationalistischen Ecke zurück zu holen Zum Thema der Jazztage entwickelte der dens. Der norwegische Pianist Tord Gus- Band 2, Ausgabe 1 S e i t e 15 tavsen setzte mit wunderbaren Melodien Welt kaum noch vorstellbar scheint. der Vielzahl unterschiedlichster Konzer- und seinem fabelhaften Quartett sanft, Auch deswegen war man besonders ge- te wäre das Jubiläumskonzert zu ohne Melodramatik und falsche Melan- spannt auf das Konzert mit der aus Köln Joachim Kühns 70. Geburtstag sowie cholie Akzente, denen sich seine Musi- stammenden, teilweise paschtunisch sin- dem bevorstehenden 85. seines Bruders ker im Sinne eines kongenialen Grup- genden Simin Tander, die als Stimm- Rolf, das zu einem wahren Homecoming pensounds assimilierten. Gustavsen wunder des neuen Jazz angekündigt wur- der in Leipzig aufgewachsenen, unzer- überzeugte mit einem an Spannung de. Mit dem sie begleitenden holländi- trennlichen Brüder wurde. Rolf öffnete kaum zu überbietenden Konzertbeitrag, schen Trio hüllte sie die Leipziger Oper die Herzen der aus allen Generationen der noch lange in der Stille des Kopfes in popmusikalische Nebelschwaden, die kommenden Zuhörer mit „Es ist schön, nachhallte. „This is music that sings, at kurzzeitig aufrissen, als sie ein von ihr wieder zu Hause zu sein.“ Was an Emo- once gentle and robust. Lyrical, immedi- vertontes Gedicht ihres aus Afghanistan tionen musikalisch verarbeitet wurde, ob ately memorable songs, songs of an stammenden Vaters, die Sehnsucht nach in den überwiegenden eigenen Komposi- appealing freshness, yet sophisticated in der verlorenen Heimat zum Ausdruck tionen, deren Interpretationen sich der their involvement with the melodic bringend, sehr emotional interpretierte, schwierigen Akustik der Kirche grandios line.” (http://www.tordg.no/trio/, obwohl sie, wie sie selbst bemerkte, nie anpassten, bis hin zu Standards a la Rolf 19.9.14) da gewesen sei. und Joachim, kann man schwer in Worte Dem französischen Bassisten Henri Te- Mit einem zweistündigen Konzert, dem fassen. Es war eine weitere Sternstunde xier mit seinem fabelhaften Quartett einzigen in Deutschland, setzte der Gi- eines alles in allem großartigen Jazzfes- Hope im Anschluss noch die volle Auf- tarrist John Scofield mit „Überjam tes, das hervorragend organisiert war, merksamkeit zu schenken, fiel manchen Deux“ zu einem lautstarken, sich bis zur ohne die Mitarbeit vieler ehrenamtlicher Besuchern schwer und zeigt die drama- Ekstase steigernden Höhenflug an. Sehr Helfer nicht zu realisieren wäre und dem turgischen Probleme, die ein Festival bald war es dem letzten Zuhörer klar, man für die Zukunft wünschen möchte: meistern muss. Bedauerlicherweise er- dass sich der Meister so leicht in keine „Bleib wie du bist, aber ändere dich ste- zählte er vor halbleerem Saal seine musi- Schublade pressen lässt. Blues, Rock, tig.“ Der englische Kornettist Ken kalischen Geschichten. Mit seinem Sohn Calypso, Funk, was immer das Vokabu- Colyer brachte vor vielen Jahren übri- Sébastien Texier und François Cor- lar für Spartendenker hergibt, reicht gens den Begriff des heimatlichen Ge- neloup an verschiedenen Blattblasinstru- nicht aus, das musikalische Oeuvre die- fühls auf den einfachsten Nenner: menten und dem unglaublichen Louis ser Formation zu beschreiben. Es ist er- „Home is where your heart belongs to.“ Moutin am Schlagzeug hat er außerge- dige Musik, die von der immensen Er- Im Jazz kann man sich sehr gut zuhause wöhnlich harmonisierende Musiker, die fahrung Scofields zehrt, der sich in Tran- fühlen. Diese Musik öffnet viele Türen, egal wo man herkommt oder sich geo- grafisch befindet, ob in New Orleans, New York oder eben in Leipzig.

(Detlef A. Ott)

in JAZZ PODIUM 11/2014

I usually find it‘s easier to play a tricky arpeggio than it is to hold a whole note for four beats - and make it mean something. Mi- sich, ohne auf äußere Effekte bedacht, ce spielte und plötzlich, als würde er sich les was incredibly improvisatorisch ihrem musikalischen daran erinnern, auf einem Jazzfestival zu good at that. So was Erbe, das sie mit orientalischen und afri- sein, ganz nebenbei mit Augenzwinkern kanischen Einflüssen würzen, verpflich- Duke Ellingtons „It don’t mean a thing, Louis Armstrong. tet fühlen. Dabei bewahren sie ihren In- if it ain’t got that swing“ zitierte, um an- dividualismus im gemeinsamen Musizie- schließend in rasanten Riffs nach Klän- (Warren Vaché in an inter- ren und entwickeln in subtiler Form die gen zu suchen, die nicht mehr von dieser view with Jim McLoed) Vision eines Miteinanders, wie es heut- Welt zu kommen schienen. zutage in dieser, von Krisen zerrütteten Ein noch zu nennender Höhepunkt aus Fotoimpressionen by D. Ott Band 2, Ausgabe 1 S e i t e 17

Die besondere Schallplatte Das Label Sonorama Das Schallplattenlabel Sonorama aus Berlin hat sich mit lange verschollenen, vergessenen oder bisher unveröffent- lichten Aufnahmen nicht nur international einen wichtigen Platz im schweren Geschäft der Musikindustrie erarbei- tet. 2004 wurde es gegründet. Ein ausführliches Interview mit dem Chef des Labels Ekkehart Fleischhammer kann man im Internet (http://www.allaboutjazz.com/sonorama-putting-the-past-in-the-future-by-jakob-baekgaard.php) lesen. Auf dieser Seite stelle ich drei, aus einer Vielzahl noch zu erwähnender Platten vor, die allerdings für Leipziger Jazzfreunde von besonderem Interesse sein dürften. Die Scheiben kann man in ausgewählten Plattenläden wie im Kultur- kaufhaus Dussmann oder im Internet (www.jpc.de; www.grooveattack.com) käuflich erwerben. (www.sonorama.de)

Nachdem Rolf Kühn wieder aus New York Ihre Stimme wurde mit der von Billie Holi- Unbekannt dürfte den meisten Lesern diese nach Deutschland zurückgekommen war, day verglichen. Sie gehörte zu den besten Platte sein. 1955 rief der Süddeutsche Rund- nahm er im Studio des NDR mit von ihm Jazzsängerinnen Europas. Ihr bewegtes funk die Reihe „Treffpunkt-Jazz“ in der ausgewählten Musikern einige Standards Leben (1929-1999) glich einer Berg– und Liederhalle in Stuttgart ins Leben, für die auf, die aus den Federn des u.a. kürzlich Talfahrt und wird in der Dokumentation der 25jährige Pianist Horst Jankowsky als verstorbenen Horace Silver, Miles Davis, „Sing, Inge, sing“ auf berührende Weise Gastgeber fungierte. Am 7.11.1961 traten Charlie Parker Cole Porter, Hoagy Car- geschildert. Als sie 1999 verstarb, fanden hier die deutschen Jazzmusiker Rolf Kühn michael und Ray Henderson stammen und sich an ihrem Grab gerade mal sieben Men- (cl), Wolfgang Schlüter (vib) und Horst bisher in seinem privaten Archiv schlum- schen ein, um Abschied von einer Frau zu Jankowski (p) mit den Mitgliedern des Or- merten. Auch eine eigene Komposition nehmen, die zur falschen Zeit im falschen chesters Erwin Lehn, Conny Jackel (tp), „Melodie in D“ wurde von ihm mit dem Land ihre musikalischen Überzeugungen Bernd Rabe (as), Peter Witte (b) und Ferry 26jährigen Saxofonisten Klaus Doldinger zum Ausdruck bringen wollte. Ihr großer Tagscherer (dr) auf. Das Konzert wurde (noch bevor dieser seine erste Platte unter internationaler Durchbruch wurde von mitgeschnitten, in kleiner Auflage veröffent- eigenem Namen aufnahm), dem Organisten einer von Männern dominierten Jazzszene licht und galt bis dato als unerreichbares Ingfried Hoffman, Schlagzeuger Cees See in den 1950er Jahren nicht unwesentlich Sammlerstückchen. Sonorma hat die Platte und dem Bassisten Herman Schoonderwalt - verhindert. Die aus Leipzig stammende 1:1 wiederveröffentlicht. Sie ist nur als Vinyl beide aus Holland - eingespielt. Das Ergeb- Sängerin hatte sich auch in der breiten Öf- LP erhältlich und enthält die originalen nis sind akustische Kaviarhäppchen, un- fentlichkeit einen Namen mit Schlagern Linernotes, die vom damaligen Herausgeber glaublich modern swingend, kurz und bün- gemacht. Ihr eigentliches Metier, ihre Lei- des Jazz Podium Dieter Zimmerle verfasst dig ohne Umschweife zur Sache kommend. denschaft aber war der Jazz. Die 1965 mit wurden. Aus heutiger Sicht klingen die Auf- Alle Stücke sind Preziosen mit einer klaren dem Vibrafonisten Gunter Hampel einge- nahmen unglaublich frisch. Auf hohem Ni- Struktur und zeigen auf welch hohem Ni- spielte Platte „Round about midnight“ stellt veau wurde geswingt. Nicht nur bekannte veau der Klarinettist schon in jenen Jahren das unter Beweis und erzielt mittlerweile Standards wie „You are too beautiful“ oder spielte und einen eigenen Ton entwickelt Höchstpreise unter Sammlern. Sonorama „Polka Dots and Moonbeams (hier übrigens hatte. Gut, dass sie zum 85. Geburtstag Rolf hat hier Stücke ausgewählt, die zwischen im Duo mit Kühn und Jankowski lyrisch Kühns in wunderbarer Klangqualität so- 1958-1962 live aufgenommen wurden. Im veredelt) wurden interpretiert, sondern auch wohl als CD, aber noch besser als LP nun Trio mit dem Pianisten Rolf Lüttgens, Bas- eigene Kompositionen von Kühn, Jankowsky die Ohren der Jazzfreunde betören. Viel- sisten Peter Trunk und Schlagzeuger Rudi und Schlüter fanden den Weg auf die Platte. leicht gibt es ja noch mehr davon? Der in Sehring besticht sie genauso wie mit dem Alles in allem fragt man sich, warum diese englischer Sprache verfasste Hüllentext RIAS Tanzorchester unter Werner Müller Aufnahmen in Vergessenheit gerieten, wurde wurde von der Biografin Rolf Kühns Maxi oder der RIAS Combo, der der Saxophonist doch schon in den 1950er und 1960er Jah- Sickert geschrieben. Die von ihr stammende Helmut Brandt vorstand. Egal ob bei rasan- ren eine eigenständige, von amerikanischen Biografie Rolf Kühns „Clarinet Bird/ Rolf ten Swingnummern, süßlicher Orchesterbe- Vorbildern angeregte, aber nicht imitierte Kühn - ein Leben mit dem Jazz“ wurde gleitung oder Balladen in kleiner Besetzung Sprache des Jazz hierzulande entwickelt. kürzlich überarbeitet und liegt unter: strahlt Inge Brandenburgs raue, markante Fazit: Alle drei Platten gehören in jede www.jazzverlag.de vor. Die Platte ist ein Stimme und macht jeden Song unverwech- Plattensammlung, die ernst genommen wer- Muss für jeden Fan Rolf Kühns. (D.O.) selbar zu ihrem eigenen. (D.O.) den will. (D.O.)

Music is an art of the time (Warren Vaché) S e i t e 18 Just For Swing Gazette Being sent to Siberia was a good thing by Donna Lunsford In den letzten Wochen ist viel über den Fall des Eisernen Vorhangs vor 25 Jahren geschrieben worden. Nachfolgen- de Geschichte ist eng damit verbunden. Sie erschien am 11.9.2014 in der Zeitung „San Jose Mercury News“. Darin schildert die Ehefrau des Banjospielers Carl Lunsford subjektive Ein- drücke während der Tour der Natural Gas Jazz Band aus San Francisco in die ehemalige Sowjetunion im November 1989. Wir drucken die Geschichte mit freundlicher Genehmigung von Donna Lunsford im Original ab. 1990 erschien eine Schallplatte (Sampler) der sowjetischen Firma Melodija von den Leningrader Herbstrhythmen, wie das Jazz Festival zu die- ser Zeit noch genannt wurde. Auf dem Titelbild des Plattencovers sieht man den Tubaspieler Dave Lewis. (Archiv D. Ott)

The Natural Gas Jazz Band poses outside a window advertising their performance. Courtesy of Donna Lunsford

The year 1989 was the winter Soviet Union as part of a cul- scenes from "Doctor Zhivago." of Glasnost, and it was the tural exchange program. St. Basil's Cathedral was awe- winter we went to Siberia, Our first stop was Leningrad, inspiring, and the art in the sub- where nobody, it seemed, had stunning with its colorful ways was almost as wonderful as ever met an American. buildings designed by Italian what we had seen in our limited My husband, Carl, was part architects. After a short stay, tour of the State Hermitage Mu- of an American jazz band, we took an overnight train ride seum. Marin's Natural Gas Jazz to Moscow, a full moon light- Our visit to Georgia was can- Band, and we spent three ing the way across newly fall- celed "due to political unrest," so weeks in what was then the en snow. I was reminded of we went to Yaroslavl instead. Band 2, Ausgabe 1 S e i t e 19

a Siberian collective farm. We Once inside, we were seated at were greeted by lovely women in long tables. The owner made an native garb, bearing warm loaves emotional speech about how they of bread with hollowed-out tops had waited 70 years to see an filled with salt, one of their most American, and now they were precious commodities. They being allowed to sit and eat with served the bread with homemade us. berry jam; it was the best thing we had tasted in weeks. The waitresses sang to us, and When the band entered the hall to vodka flowed freely. I have no perform, we looked out the win- idea what we ate, but it was plen- dow at the people waiting and wit- tiful and tasty. nessed a sea of solemn faces and fur hats. Nobody was talking, nor We experienced many other re- did they appear happy. I really markable events while in Siberia. don't think they understood jazz, We saw men chop a hole in the A group of Soviet youths crowd into a roadhouse. but once inside, they clapped in ice on the Ob River and jump into unison and no doubt will remem- the freezing water. Some of the We never really knew where we ber it always. I know I will. Din- group went to the bath houses and would be from day to day. ner in Siberia took place in sort of were "whipped" with birch The band presented in a roadhouse. Children outside ran branches afterward, which was each city, joined by the Leningrad up to touch us, and our translator supposed to be healing. Dixieland Jazz Band. In the major told us that they could not believe cities, folks really enjoyed hearing we were Americans, because we We also attended a serious cele- traditional American jazz. One looked like they did. bration of the return of veterans bearded old gent followed the from their war in Afghanistan. band with his trumpet, longing to They had been taught that we We were ushered into a vintage play. We learned that he had been were the wolves and they were the 1930s boiler factory filled with imprisoned during the Stalin re- lambs. Remnants of banners with empty-faced men who did not gime for 20 years -- for declaring three-headed snakes hissing anti- seem to understand the music at that he liked Louis Armstrong, he American slogans and statues of all. said. I shall never forget his face. Vladimir Lenin were everywhere. Then they sent us to Siberia. After a four-hour flight, we landed on a darkened airstrip at 1 a.m. There were no runway lights, just a lone man waving a flashlight in subzero temperatures to guide the ex-fighter pilot in with maneuvers I hope never to experience again. Miss Siberia presented everyone with carnations as we disem- barked, and it all seemed surreal. The food they served us was their best, but one can eat only so many canned peas and unidentifiable cuts of meat before it all gets to be too much. Once in Barnaul, near the foothills of the Altai Moun- At the end of their trip, the musicians and their families were taken to an empty tains, it was different. circus arena where they performed and danced in the center ring with circus per- One day we were driven by bus to formers. Courtesy of Donna Lunsford S e i t e 20 Just For Swing Gazette Tipps & Neuerscheinungen

Monat eine zweiteilige Sendung, die auch weltweit im Internet unter www.hamburgerlokalradio.de immer sonntags zu hören ist. Es lohnt sich! Des weiteren möchte ich den Lesern unseres Blattes wärmstens die Webseite von Herrn Eiben empfehlen: www.bixeibenhamburg.com

azzfreund Klaus Neumeister von Swinging Hamburg e.V. hat mich auf sein Buch „Das Leben J ist kein Budenzauber“ aufmerk- sam gemacht. Eine ausführliche Be- sprechung werde ich in der nächsten Ausgabe veröffentlichen. Weiterhin erhielt ich folgende interessante Hin- weise darüber, dass das Jazzmuseum in Hamburg von Herrn Eiben aus gesund- Various Artists heitliche Gründen aufgegeben wurde. Es war wohl in seiner Zeit das umfang- Swinging reichste seiner Art und bestand zum Traditioneller Jazz und Swing größten Teil aus Platten und Büchern. in Deutschland Swinging Hamburg e.V. hat von Herrn Moon Sound Records Eiben die Rechte zum Senden der Bestellnr. 1315-1514-44 kompletten U.S. Kult-Jazz Sendung JAZZ REVISITET übernommen und Mit diesen drei CDs hat Klaus Neu- sendet schon seit Jahren ein Mal im meister eine Zusammenstellung wich- tiger Bands des traditionellen Jazz Band 2, Ausgabe 1 S e i t e 21

Deutschlands realisiert. 2009 erschie- samtheit ein buntes Kaleidoskop swingen- Freunden und vom ersten bis zum letz- nen, sind die Aufnahmen ein wichtiger der Vielfalt, wie sie in dieser Zeit überall ten Ton im Geiste einer Musik verbun- Überblick über die Vielfalt der deut- zu hören war. Die großen Orchester wie den, deren Mythos sich aus Zeiten des schen, oft in den Medien unzureichend die des schon erwähnten van‘t Hoff, die Eisernen Vorhangs nährt und trotzdem vorgestellten Jazzszene. Von der Bar- Ramblers oder Dick Willebrandts vor- nicht in sentimentaler Rückschau ver- relhouse Jazzband aus Frankfurt bis zur zügliche Big Band kommen genauso zu harrt, sondern sich stetig weiterentwi- Blue Wonder Jazzband aus Dresden Gehör wie kleiner Besetzungen. Lauter ckelt hat. Die Essenz des Abends, eine demonstrieren Musiker mit insgesamt Schmuckstücke wie beispielsweise die grandiose Kommunikation vier alters- 68 Stücken wie frisch und von welch Aufnahme mit dem späteren Begründer weiser Barden improvisierter Klang- hoher Qualität Swing hierzulande ge- der wohl populärsten holländischen For- kunst, wurde glücklicherweise tontech- spielt wird. Das 48seitige Booklet stellt mation der Dutch Swing College Band. nisch auf höchstem Niveau festgehal- die Bands detailliert vor. Alles in allem Hier ist der Klarinettist Peter Schilperoort ten. Gumperts Virtuosität des harmoni- ist dieses Projekt, das Klaus Neumeister mit einer im Hawaiian Swing Stil spielen- schen Klavierspiels zwischen Tradition im Booklet beschreibt, eine mehr als den Formation Puka-Puka‘s aus dem Jahr und Moderne schwebend, Bauers be- lobenswerte Arbeit im Sinne der Ver- 1943 zu hören. Allerdings spielt er hier eindruckende Beherrschung der Bass- breitung unserer Musik und sollte in Gitarre. Ein ausführliches 28seitiges posaune, Petrowskys unverwechselbare keinem Plattenschrank fehlen. Booklet informiert über die Aufnahmen schelmische Art, mit dem Saxophon und Bands. Seltene Fotos machen die CD Töne zu setzen und unerreichbare Ton- wiederum zu einer historischen Köstlich- folgen zu malen, angetrieben und zu- keit, die besonders Swingfreunde anspre- sammengehalten vom energiegeladenen chen wird. Trommelspiel des Spiritus Rector „Baby“ Sommer erreichten in der Sum- me eine unfassbare Ausdruckskraft. Nach dem unvermeidlichen Ende war von Abschiedstournee keine Rede mehr. Es geht noch etwas weiter, was nach dem Ende von Synopsis 1984 in Paris wieder auflebte und auf einer französischen Platte als „Günter Som- mer Et Trois Vieux Amis: Ascenseur Pour Le 28“ festgehalten wurde. Möge es noch eine Weile dauern! Für alle Fälle gibt es diesen Mitschnitt - ohne Various Artists Übertreibung ein Stück Jazzgeschichte - als limitiertes Sammlerstückchen mit einem ausführlichen Begleittext, der Meet the Bands 1943– 1958 auch eine Erklärung des Titels enthält, Onvergetelijke Nederlandse bei: swingbands [email protected] DJ 013 Das Zentralquartett Www.doctorjazz.nl (D.O.)

Der Kuss – Das ZK in Leipzig, live Mit dieser CD „Unvergessliche nieder- campus inter|national:live 005 ländische Swingbands“ erinnert die When you‘re playing for a rührige, um die Tradition des Jazz be- so-called „educated“ jazz sorgte Stiftung „Doctor Jazz“ aus den Wie oft lauscht man Konzerten, die am Niederlanden an die große Zeit der audience they often have darauffolgenden Tag wieder vergessen 1940er und 1950er Jahre, als in Holland their own preconceptions sind. Es gibt aber auch jene, die sich auf eine unwahrscheinliche Jazz Szene sich about what you should be ewig ins Gedächtnis einbrennen und die etabliert hatte, auch amerikanische Mu- man Jahre danach minutiös abrufen kann, sounding like and they ha- siker anzog und deren Erben bis heute weil von ihnen eine Faszination ausging, ve their own models to den Geist jener Zeit bewahrt haben. die sich schwer erklären lässt. So gesche- compare you with. Tey‘re so Bands wie die von Ernst van‘t Hoff hen an einem lauen Sommerabend 2013, bound up in the intellec- waren über die Landesgrenzen berühmt als das Zentralquarett auf dessen soge- und spielten selbst unter der Naziherr- tual analysis of the music nannter Abschiedstournee in Leipzig mit schaft noch bis in die 1940er Jahre in that they don‘t sit back unbändiger Spiellaune die Früchte einer Berlin Swingmusik. 24 Titel, die zum and enjoy the music. seit mehr als 40 Jahren entwickelten im- Teil von unveröffentlichten Rundfunk- provisierten Musik vor einem euphorisier- aufnahmen oder Mitschnitten von (Howard Alden in an inter- ten Publikum ausbreitete. Es bedurfte Rundfunksendungen aus privaten Ar- keiner Warmspielphase. Man war unter view with Jim McLoed) chiven stammen, ergeben in der Ge- SIE FINDEN UNS AUCH IM WEB! WWW.JUST-FOR-SWING.DE.VU

DIVERSE AUFTRITTSTERMINE

JUST FOR SWING (Leipzig) http://www.jazzfan24.de/JFS/Aktuell.htm

HOT & BLUE JAZZ BAND (Meerane) http://hot-and-blue-jazz-band-meerane.de/

IMPRESSUM JAZZ IM HOPFENSPEICHER Herausgeber http://www.hopfenspeicher.de/Veranstaltung.html

JUST FOR SWING JAMSESSION IM KULTUR-CAFÉ RUMPELKAMMER Just For Swing ist eine Non-Profit Organisation zur Jeden 2. Freitag im Monat, Dresdner Straße 25, 04103 Leipzig Verbreitung des Swing Virus

Redaktion: Detlef A. Ott (Herausgeber) Mitarbeiter dieser Ausgabe: Donna Lunsford (San Francisco), Kerstin Ott, Peter M. Colev, Volker Stiehler, Ein Hauch von New Orleans ( von Volker Stiehler) H. - J. Hoffmann Telefon: 0341 5 61 43 62 Im Treppenhaus treffe ich einen neuen Bewohner der WG im 3. E-Mail: [email protected] Stock. Wir kommen ganz kurz ins Gespräch. Von meinem Balkon Web: www.jazzfan24.de/JFS/ kostenloser Download im 4. Stock aus sehe ich „Nico“ und ich rufe ihm noch zu, dass ich heute Abend zum Konzert gehe. Seine Frage „Machst Du Musik“ Die Gazette erscheint einmal vierteljährlich und wird beantworte ich mit „Ja“. Welches Instrument ruft er. Meine Antwort durch ehrenamtliche Mitarbeiter gestaltet. Für „Trompete“. Nico verschwindet kurz in seiner WG und kommt mit unaufgefordert eingesandtes Material besteht keine einem Trompetenkoffer zurück. Er packt aus und ich rufe „Eine Vincent-BACH-Trompete!“ „Gut beobachtet“, lautet die Antwort Rückgabepflicht. Alle Beiträge sowie das Bildmaterial und er beginnt einen Blues zu intonieren. Sekunden später stehe ich sind urheberrechtlich geschützt. mit meinem Instrument draußen und antworte mit 12 Bluestakten. Dann jammte es etwa 4 Minuten in den Hinterhof. Wir unterhielten uns musikalisch mit traditionellen Bluesharmonien. Die Fenster gin- Die nächste Ausgabe erscheint im April 2015 gen auf. Am Ende gab es sogar Beifall. Ich wähnte mich nach New Orleans versetzt. Nico kommt aus München, um in Leipzig zu stu- dieren.

Allen Jazzfreunden ein friedliches 2015 keep swingin‘ and singin‘