Sibylle Mertens-Schaaffhausen.Indd
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Tag der Archive Sibylle Mertens-Schaaffhausen * 29. Januar 1797 in Köln, † 22. Oktober 1857 in Rom Archäologin bei Grabungen im Kreis Euskirchen, genannt Rheingräfin Sibylle Mertens-Schaaffhausen war die Tochter des Kölner Banki- ers Abraham Schaaffhausen und seiner Frau Maria Anna Schaaff- hausen, geb. Giesen. Sie war eine der gebildetsten Frauen ihrer Zeit, Musikerin, Komponistin, Archäologin, Antikensammlerin und Mäzenin. Ihre Salons in Bonn und Rom waren berühmt. Seit 1816 war sie mit dem 16 Jahre älteren Bonner Bankier Joseph Ludwig „Louis“ Mertens verheiratet. Dabei handelte es sich jedoch um ein Ehearrangement im Sinne der damaligen Zeit. Zwar hatte das Paar sechs Kinder, doch die Ehe war unglücklich. Die zu ihrem Freundeskreis gehörende Lyrikerin Annette von Droste-Hülshoff sprach von der „Ehehölle“ ihrer Bekannten. Die finanziellen Verhältnisse ermöglichten es jedoch, dass jeder sei- ner Wege ging: er lebte meist in Köln, sie seit 1834 auf Schloss Petersberg. Allerdings wäre wohl jede Ehe zum Scheitern verur- teilt gewesen, denn Sibylle Mertens-Schaaffhausen liebte nicht Männer, sondern Frauen. Mit Adele Schopenhauer, der Schwes- ter des Philosophen Arthur Schopenhauer, führte sie seit 1826 eine Lebensgemeinschaft mit allen Höhen und Tiefen. Sibylle Mertens-Schaaffhausen war von Jugend auf eine begeisterte Archäologin. 1832 bezog sie eine gro- ße Villa in Bonn (Wilhelmstraße 33), deren Oberstock nur für ihre Sammlung vorbehalten war. Bald wurde das Haus zum Treffpunkt der geistigen Elite Bonns, wo sie einen der berühmtesten Salons des Rheinlandes führte. Ihm gehörte ein Kreis bedeutender Professoren, Künstler und vor allem Altertumsforscher an. Sie war Mitgründerin des Kölner Dombauvereins, der die Vollendung des Kölner Doms ermöglichte, und Gründungs- mitglied des Vereins für Altertumsforschung. Sie war eine anerkannte Spezialistin für Numismatik und Besitzerin einer der bedeutendsten Münzsammlun- gen in Deutschland. Die Archäologen im Rheinland zogen sie bei Grabungen und Forschungen zu Rate. Ernst aus’m Werth, der später der erste Direktor des Rheinischen Landesmuseums werden sollte, war einer ihrer Schüler. Grabungsbesuche führten sie auch in den Kreis Euskirchen: Rat suchten die Archäologen bei Sibylle Mertens-Schaaffhausen z.B. im Jahr 1839, als beim Bau der Provinzialstraße von Euskirchen nach Münsterei- fel in Kreuzweingarten die Reste einer römischen Villa gefunden worden waren. Die herrlichen Mosaikbö- den, die man heute im Landesmuseum Bonn bewundert, besichtigte sie bei der Grabung vor Ort und war Frauen entzückt. 1855 war sie in Zülpich zu Gast: Bei Tiefbauarbeiten im Zuge der innerörtlichen Neuanlegung von Straßen waren rund um den Markt römische und fränkische Steindenkmäler geborgen worden. Die Nach- richt davon hatte ihre Neugierde geweckt, so dass sie sich, obschon eigentlich erkrankt, auf den Weg von Männer Bonn über Köln in die Römerstadt machte. Sibylle Mertens-Schaaffhausen gilt als die erste Archäologin im deutschsprachigen Raum. Macht 2014.