Deutscher

Stenografischer Bericht

134. Sitzung

Berlin, Mittwoch, den 27. Oktober 2004

Tagesordnungspunkt 1: Befragung der Bundesregierung: Fortsetzung des Einsatzes bewaffneter deutscher Streitkräfte bei der Operation Enduring Freedom; Hochschulrahmengesetz; eventuelle Neubesetzung der Position des Staatsministers im Kanzleramt 12229 A

Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . 12229 B 12232 D Christian Schmidt (Fürth) (CDU/CSU) .... Hans Raidel (CDU/CSU) ...... 12229 D 12233 A Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . 12230 A 12233 A Günther Friedrich Nolting (FDP) ...... Dr. Gesine Lötzsch (fraktionslos) ...... 12230 D 12233 B Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . 12230 D 12233 C Gernot Erler (SPD) ...... (FDP) ...... 12231 A 12233 D Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . Ulrich Kasparick, Parl. Staatssekretär 12231 A BMBF ...... 12233 D Dr. Gesine Lötzsch (fraktionslos) ...... 12231 C (fraktionslos) ...... 12234 B Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . 12231 C Ulrich Kasparick, Parl. Staatssekretär BMBF ...... Karl-Theodor Freiherr von und zu 12234 C Guttenberg (CDU/CSU) ...... 12231 C Christian Schmidt (Fürth) (CDU/CSU) .... 12234 C Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . 12231 D Ulrich Kasparick, Parl. Staatssekretär BMBF ...... Dr. Wolfgang Schäuble (CDU/CSU) ...... 12234 D 12231 D Carl-Ludwig Thiele (FDP) ...... Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . 12235 A 12232 A Ulrich Kasparick, Parl. Staatssekretär Petra Pau (fraktionslos) ...... 12232 C BMBF ...... 12235 B Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . 12232 C Dirk Niebel (FDP) ...... 12235 B (SPD) ...... 12232 D , Staatsminister BK ...... 12235 C

1/7 Vizepräsident Dr. : Boote abgefragt und fast 400 Schiffe genauer Guten Tag, liebe Kolleginnen und Kollegen! untersucht. Bei Verlängerung des OEF- Die Sitzung ist eröffnet. Mandats wird Deutschland voraussichtlich ab Dezember 2004 erneut den Kommandeur der Ich rufe Tagesordnungspunkt 1 auf: internationalen Marinestreitkraft am Horn von Befragung der Bundesregierung Afrika stellen. Durch die Bundeswehr bzw. die Die Bundesregierung hat als Thema der Marine werden wir auch weiterhin im Rahmen heutigen Kabinettssitzung mitgeteilt: des NATO-Bündnisses unseren Beitrag zum Fortsetzung des Einsatzes bewaffneter Kampf gegen den internationalen Terrorismus deutscher Streitkräfte bei der Operation im Mittelmeer leisten. Enduring Freedom. Zum Abschluss will ich sagen, dass wir vom Das Wort für den einleitenden fünfminütigen Deutschen Bundestag zwar ein Mandat für Bericht hat der Bundesminister der 3 100 Soldaten erbitten, dass wir dieses Verteidigung, Dr. Peter Struck. Mandat aller Voraussicht nach aber nicht in diesem Umfang ausschöpfen werden. Allerdings behalten wir uns, falls es die Dr. Peter Struck, Bundesminister der Situation erfordert, vor, zusätzliche Soldaten Verteidigung: entsprechend diesem Mandat in den Kampf Herr Präsident! Meine sehr verehrten gegen den internationalen Terrorismus zu Damen und Herren! Kolleginnen und Kollegen! entsenden. Das Kabinett hat heute beschlossen, dass sich die Bundeswehr vorbehaltlich der Zustimmung dieses Hauses weiterhin mit bis zu Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: 3 100 Soldaten und ihrer entsprechenden Vielen Dank, Herr Struck. Ausrüstung an der UN-Operation Enduring Jetzt können Fragen gestellt werden, und Freedom beteiligen soll. zwar zunächst zu dem Themenbereich, über den der Bundesverteidigungsminister gerade Derzeit sind rund 290 Soldaten der Marine berichtet hat. – im Einsatz; weitere Kräfte werden in Bereitschaft gehalten. Es geht darum, bei militärischen Maßnahmen im Kampf gegen den internationalen Terrorismus auch künftig Christian Schmidt (Fürth) (CDU/CSU): ein hohes Maß an Flexibilität zu erhalten; denn Herr Bundesminister, Sie haben über die nur auf diese Weise kann den wechselnden Verlängerung des Mandats berichtet und Einsatzerfordernissen schnell und angedeutet, dass Terroristen unberechenbar angemessen begegnet werden. sind. Welche Änderungen erwarten Sie bei der Umsetzung von Enduring Freedom in Die Terroristen agieren unberechenbar. konzeptioneller Hinsicht und bezüglich der Deshalb ist es außerordentlich wichtig, dass Orte, an denen Bundeswehreinheiten wir im Rahmen der Vereinbarungen der operieren, über das von Ihnen aufgeführte internationalen Koalition für glaubwürdige und gegenwärtige Engagement am Horn von Afrika effiziente Einsätze zur Verfügung stehen. Aus hinaus, insbesondere im Hinblick auf diesem Grunde haben wir es für richtig Afghanistan und die umliegenden Länder, und gehalten, Herr Präsident, die bislang nicht wie steht die Bundesregierung dem in der ausgeschöpfte Obergrenze von NATO von verschiedener Seite verfolgten 3 100 Soldaten für die deutsche Beteiligung an Ansinnen gegenüber, die Operationen ISAF der Operation Enduring Freedom nicht zu und Enduring Freedom, an denen die verändern. Bundeswehr beteiligt ist, organisatorisch und Die Bundeswehr wird sich weiterhin mit führungsmäßig miteinander zu verknüpfen? einer Fregatte und einem Seefernaufklärer am Horn von Afrika beteiligen. Diese Region ist in Dr. Peter Struck, Bundesminister der der Vergangenheit schon mehrfach Schauplatz Verteidigung: von Attentaten terroristischer Gruppierungen Um mit dem letzten Thema zu beginnen: Es gewesen. Auf der Marinelogistikbasis in gibt in der Tat Bestrebungen, insbesondere Dschibuti sind circa 25 Soldaten stationiert; seitens unserer amerikanischen Freunde und insgesamt umfasst das Marinekontingent etwa auch unserer britischen Freunde, ISAF, also 290 Soldaten. die Unterstützungs- und Hilfsmission in Durch die Zusammenfassung der Afghanistan, und die Maßnahmen, die in „ Taskforce 150 und der Taskforce 151 hat sich “ das Einsatzgebiet seit März 2004 auch auf die ü Arabische See und den Golf von Oman ü ausgedehnt. Allein in den vergangenen zwölf ü Monaten wurden etwa 10 500 Schiffe und

2/7 Synergieeffekte bekommt, wenn man einen halten, sondern dort zuschlagen, wo sie es für einzigen Oberbefehlshaber für beide richtig halten? Operationen hat, sowie eine bessere Abstimmung zwischen beiden Operationen Dr. Peter Struck, Bundesminister der erreicht. Verteidigung: Die Bundesregierung vertritt ebenso wie Ich stimme Ihnen zu, Herr Kollege Schmidt. andere europäische Staaten, die sich an Ich halte es für sehr kritikwürdig, dass die beiden Operationen beteiligen, die Auffassung, Beschlüsse, die auf dem NATO-Gipfel in dass eine gewisse Gefahr besteht, dass Istanbul und auch bei weiteren NATO-Treffen diejenigen, die jetzt im Rahmen von ISAF als gefasst worden sind, nämlich die PRTs, die Unterstützer auftreten – Wiederaufbauteams, nicht nur im Norden, ü sondern in einer zweiten und einer dritten – Stufe auch im Westen und im Süden Afghanistans einzurichten und auf das ganze Land auszudehnen, noch nicht verwirklicht ü worden sind. Die Bundesrepublik Deutschland hat ihre ü Vereinbarungen, wie Sie wissen und sich auch persönlich überzeugen konnten, erfüllt. Wir haben inzwischen zwei PRTs im Norden ü – Afghanistans eingerichtet. Daher haben wir kürzlich auf unserem Verteidigungsministertreffen in Rumänien entschieden darum gegeben, dass auch ü andere Staaten ihre Verpflichtungen erfüllen und im Westen und im Süden Afghanistans ü weitere Wiederaufbauteams installieren. ü Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: ü Die nächste Frage hat der Kollege Günther Nolting. – Günther Friedrich Nolting (FDP): – Herr Minister, Sie haben die ü Wiederaufbauteams angesprochen und aufgezeigt, dass weitere PRTs notwendig sind. Können Sie uns hier Zeitachsen nennen? Nach allem, was wir bisher gehört haben, bittet der NATO-Generalsekretär ja geradezu um Unterstützung, die aber leider nicht kommt. Dr. Peter Struck, Bundesminister der ü Verteidigung: Herr Kollege Nolting, wir können einen Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Erfolg vermelden: Anfang Oktober wurde von Zusatzfrage, Kollege Schmidt? den Niederlanden ein PRT im Ort Pul-i-Khumri errichtet, für den wir vorwiegend Verantwortung trugen. Von unseren beiden Christian Schmidt (Fürth) (CDU/CSU): PRTs habe ich schon gesprochen. Es geht um Herr Minister, nach Ihren Darlegungen gibt die Frage, ob das im Augenblick amerikanisch es eine gedachte regionale Trennung koordinierte PRT in Herat unter das ISAF- zwischen einem eher kritischen und einem Kommando gestellt werden soll. Bei unserem eher friedlichen Teil Afghanistans. Wie letzten Treffen haben wir immer wieder beurteilen Sie vor diesem Hintergrund die entschieden darauf hingewiesen, dass diese Bestrebungen der NATO bzw. der Forderung des NATO-Generalsekretärs internationalen Gemeinschaft insgesamt, ISAF verwirklicht werden soll. auf den westlichen und südwestlichen Teil Afghanistans auszudehnen? Ist nicht Einige Länder – spätestens dann eine Notwendigkeit der – Zusammenlegung gegeben, schlicht und ü einfach, weil sich die Taliban nicht an solche gedachten Grenzen zwischen ISAF und OEF ü

3/7 sagen, wann diese neuen PRTs gerade im Parlamentsvorbehalts haben wir hier im Westen und im Süden vorhanden sein werden. Deutschen Bundestag immer auf eine strikte Trennung der beiden Mandate geachtet und Ein wichtiges Datum ist natürlich auch die sie auch getrennt beraten. Kann ich davon Parlamentswahl in Afghanistan im Frühjahr ausgehen, dass Konsens zwischen der des nächsten Jahres, weil wir davon Bundesregierung und den Fraktionen im ausgehen, dass diese Wahl und die Bundestag darüber besteht, dass, wenn es zu Wahlvorbereitungen dazu genauso wie die einer Zusammenlegung kommt, natürlich auch Präsidentenwahl mithilfe von PRTs in eine neue Entscheidung des Bundestages günstiger Weise gestaltet werden sollen. notwendig ist? Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Die nächste Frage hat der Kollege Gernot Dr. Peter Struck, Bundesminister der Erler. Verteidigung: Herr Kollege Erler, das halte ich für eine Selbstverständlichkeit. Gernot Erler (SPD): Herr Bundesminister, für meine Fraktion kann ich sagen, dass wir die Sorgen über die Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Bestrebungen, Enduring Freedom und ISAF Die nächste Frage hat die Kollegin zusammenzulegen, teilen. Deswegen möchte Dr. Gesine Lötzsch. ich noch einmal nachfragen: Können Sie uns etwas darüber sagen, wie die anderen Dr. Gesine Lötzsch (fraktionslos): Staaten, die Truppensteller für ISAF sind, über Vielen Dank, Herr Präsident. – die Idee der amerikanischen Seite denken, Enduring Freedom und ISAF zusammenzulegen? Haben Sie auch Erkenntnisse darüber, wie sich die Übergangsregierung in Kabul dazu stellt? Sie hat durch die erfolgreich verlaufenden Wahlen ja eine neue und stärkere Legitimation erhalten, sodass es sinnvoll ist, auch deren Meinung zu diesem ü Thema zu berücksichtigen.

Dr. Peter Struck, Bundesminister der Verteidigung: Dr. Peter Struck, Bundesminister der Herr Kollege Erler, man kann davon Verteidigung: ausgehen, dass die überwiegende Mehrheit Darüber bin ich so wie Sie, Frau Kollegin der Staaten, die in Kabul an dem Mandat ISAF Lötzsch, nur aus der Zeitung informiert. Ich beteiligt sind, so wie die Bundesregierung auch kann Ihnen aber sagen, dass die Trennung beider Mandate für richtig hält. Bundeswehrangehörige nicht daran beteiligt Wir müssen natürlich abwarten, welche waren. Vorschläge das Military Committee der NATO und Hoop Scheffer uns vorlegen werden. Im Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Februar des nächsten Jahres wird in Nizza Die nächste Frage stellt der Kollege Karl- eine informelle Sitzung der Theodor Freiherr von und zu Guttenberg. Verteidigungsminister stattfinden. Bis dahin sollen die Fragen geklärt werden. Es gibt noch Karl-Theodor Freiherr von und zu keine offizielle Äußerung von Präsident Karzai Guttenberg (CDU/CSU): oder dem Verteidigungsminister Fahim dazu, Herr Bundesminister, nachdem den weil sie zunächst abwarten wollen, wie sich der Bestrebungen insbesondere der Vereinigten Meinungsbildungsprozess in der NATO Staaten wohl offensichtliche gestaltet. Kommunikationsprobleme zwischen ISAF und OEF zugrunde liegen bzw. Missstände bei der Abstimmung vorliegen könnten, interessieren Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: mich die Vorstellungen der Bundesregierung Eine Zusatzfrage, bitte schön, Herr Erler. dazu und zu dem Zeitraum, bis wann sich beide Seiten tatsächlich vor Ort abgestimmt Gernot Erler (SPD): haben und die Missstände behoben sein Herr Bundesminister, ich habe noch eine werden. zusätzliche Frage. In der Wahrnehmung des

4/7 Dr. Peter Struck, Bundesminister der auf Kunduz und Faizabad im Rahmen des Verteidigung: ISAF-Mandates Sinn macht. Ich denke, Herr von und zu Guttenberg, Ich will noch etwas zu dem von Ihnen dass auch aus der Sicht der amerikanischen angesprochenen Fall einer Evakuierung Freunde nicht Kommunikationsschwierigkeiten sagen. Wir haben mit unseren amerikanischen oder vielleicht sogar eine fehlende Absprache Freunden natürlich Vereinbarungen über die zwischen OEF und ISAF das Problem waren. Fragen getroffen: Was macht wer im Notfall? Es geht eher um den etwas abstrakten Begriff Wer evakuiert, wenn es um Kunduz und Synergie, worunter sich die Amerikaner in Faizabad geht? Wer evakuiert, wenn es um diesem Falle vorstellen, dass es einen Kabul geht? Diese Vereinbarungen haben Kommandeur für beide Operationen gibt, es auch Länder wie die Türkei oder also nicht einen ISAF-Stab und einen OEF- Großbritannien getroffen, die vor uns Stab gibt. Kontingente bei ISAF gestellt haben. Das Wir lassen uns vom Military Committee heißt, die dafür zur Verfügung stehenden Vorschläge unterbreiten, wie man mögliche Kräfte, insbesondere Synergieeffekte erreichen kann und wie viele Großraumtransportflugzeuge für die OEF- Stellen eingespart werden können. Wenn Soldaten oder den Transport amerikanischer beide Stäbe zusammengelegt werden, ist es Truppen stehen auch für einen solchen Fall zum Beispiel denkbar, dass es einen bereit. Die Amerikaner haben schon den Doppelhut gibt. Das bedeutet – Hinweis gegeben, dass es Sinn machen ü–ü könnte, beide Operationen zusammenzulegen. ü Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Zusatzfrage, Herr Schäuble. Dr. Wolfgang Schäuble (CDU/CSU): Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Teilt die Bundesregierung die Einschätzung, Die nächste Frage hat der Kollege Wolfgang dass die Trennung beider Mandate im Schäuble. Ergebnis dazu führen könnte, das Missverständnis zu verstärken, der Einsatz Dr. Wolfgang Schäuble (CDU/CSU): unserer Soldaten in Kunduz und Faizabad sei Herr Bundesminister, ich möchte Sie bitten, weniger gefährlich als der Einsatz im Rahmen dem Hause noch einmal darzulegen, wie die von Enduring Freedom? Absprachen im Zusammenhang mit dem ISAF- Mandat aussehen, was die Hilfeleistung durch Dr. Peter Struck, Bundesminister der die Enduring-Freedom-Streitkräfte im Notfall Verteidigung: oder im Falle eines plötzlichen Entsatzes Ich halte es in der Tat für ein anbetrifft. Ich möchte daran die Frage knüpfen, Missverständnis, diesen Einsatz als weniger ob daraus nicht eine Stärkung des Arguments gefährlich anzusehen. Ganz im Gegenteil: Es folgt, man solle beide Mandate gab vor kurzem einen Anschlag in Kunduz. zusammenlegen, weil damit der Schutz der im Den Soldaten, der dabei schwer verletzt Rahmen des ISAF-Mandats eingesetzten wurde, habe ich vor kurzem im Krankenhaus Soldaten verstärkt würde. Ich möchte besucht. Der Einsatz in Kunduz und Faizabad schließlich fragen, wie ich Ihr Argument ist alles andere als ungefährlich; da gebe ich verstehen soll, dass von nun an die Ihnen völlig Recht, Herr Kollege Schäuble. Bundeswehr in Afghanistan regional unbegrenzt eingesetzt werden könne. Dies ist ISAF-Mandate in Afghanistan sind weder im Rahmen von Enduring Freedom ohnedies ruhig noch stabil; das wissen wir. Das würde möglich, da sich die regionale Begrenzung auch gelten, wenn wir die Soldaten im Rahmen ungefähr auf die Hälfte des Globus bezieht. von OEF nach Afghanistan schickten. Zurzeit sehe ich das nicht. Aber es ist durchaus eine Situation denkbar, in der wir das tun könnten. Dr. Peter Struck, Bundesminister der Wir haben mit den Obleuten im Verteidigung: Verteidigungsausschuss und den führenden Herr Kollege Schäuble, wenn Sie die Vertretern der Fraktionen die Vereinbarung Begrenzung im Rahmen von Enduring getroffen, dass in einem solchen Fall, Freedom meinen, dann gebe ich Ihnen Recht. beispielsweise vor dem Einsatz von Die Einsatzmöglichkeiten erstrecken sich über Spezialkräften im Rahmen von OEF in fast die Hälfte des Globus. Aber wir sind uns Afghanistan, die Fraktionen informiert werden. einig, dass auch aufgrund der Entstehungsgeschichte und der Debatte über das internationale Mandat in Afghanistan die Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Konzentration auf Kabul und Umgebung sowie

5/7 Die nächste Frage stellt die Kollegin Petra Es gab überhaupt keine Schwierigkeiten. Pau. Das lief problemlos, Herr Kollege Arnold.

Petra Pau (fraktionslos): Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Herr Bundesminister, Sie bitten den Eine Zusatzfrage, bitte. Bundestag um Zustimmung zur Verlängerung des Mandates um ein Jahr. Werden Sie dem Rainer Arnold (SPD): Deutschen Bundestag auch eine Wenn man eine weiter gehende Synergie Einschätzung, wie lange dieser Einsatz erzielen will, würde das nicht zwingend insgesamt noch dauern soll, oder ein bedeuten, dass dieselben Soldaten ein Ausstiegsszenario vorlegen? breiteres Einsatzspektrum haben und mehr tun müssen, damit dieser Synergieeffekt erreicht Dr. Peter Struck, Bundesminister der wird? Könnte das auch bedeuten, dass unsere Verteidigung: bisherigen PRTs deutlich robuster ausgestattet Frau Kollegin Pau, niemand kann sagen, und ausgebildet werden müssen, als für ihren wann der Kampf gegen den internationalen friedensbewahrenden Auftrag notwendig ist? Terrorismus beendet sein wird. Im Gegenteil, wir erfahren manchmal in schrecklicher Weise, Dr. Peter Struck, Bundesminister der dass der Terrorismus nach wie vor nicht nur in Verteidigung: Afrika oder Asien, sondern auch hier in Europa Theoretisch könnte es das bedeuten, was zuschlagen kann. Daher gehe ich davon aus, Sie gerade schildern. Auf der anderen Seite dass es richtig ist, das Mandat nur um ein Jahr will ich deutlich machen, dass ich es zu verlängern, um immer wieder die angesichts der Gefahrenlage, in der unsere Möglichkeit zu haben, zu entscheiden, ob wir Soldatinnen und Soldaten in den PRTs in den Einsatz fortsetzen oder nicht. Niemand Kunduz und Faizabad sind, für denkbar halte, kann aber die Beendigung dieses Mandates dass ich zusammen mit dem vorhersehen. Generalinspekteur entscheiden muss, plötzlich und ganz schnell bestimmte Spezialtruppen in Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: diese Orte zu entsenden, um die Soldatinnen Zusatzfrage? – und Soldaten bzw. die zivilen Wiederaufbauhelfer zu schützen. Das ist Petra Pau (fraktionslos): unabhängig von der Überlegung, die Sie Wenn das nicht vorhersehbar ist, dann stelle gerade angestellt haben. ich die Frage anders. Hat sich das Kabinett mit einer Gesamtbilanz nicht nur des Einsatzes Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: der Bundeswehrsoldaten, sondern aller Die nächste Frage stellt der Kollege Hans eingesetzten Koalitionstruppen befasst und Raidel. was ist das Ergebnis des bisherigen Kampfes gegen den Terrorismus im Rahmen dieser Hans Raidel (CDU/CSU): Aktion? Herr Minister, noch einmal zu einer eventuellen Zusammenlegung von Enduring Dr. Peter Struck, Bundesminister der Freedom und ISAF: Könnten Sie sich Verteidigung: vorstellen, wenn die anderen Partner bei ISAF Das Ergebnis ist, dass wir der Auffassung dem amerikanischen Argument des sind, dass dieses Mandat fortgesetzt werden Zusammenlegens und der stärkeren soll. Zusammenarbeit folgen würden, dass sich die Bundesregierung einer solchen Bitte Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: anschließt oder würden Sie sagen, dass das Die nächste Frage stellt der Kollege Rainer dann nicht mehr das Mandat ist, das wir Arnold. ursprünglich erteilt haben? Es gibt Andeutungen aus Amerika und Rainer Arnold (SPD): teilweise auch aus Brüssel, dass Enduring Herr Minister, die beiden Mandate sind wohl Freedom neu konzipiert und mit der Irakfrage auch arbeitsteilig angelegt, sodass Enduring unter dem Stichwort Terrorismusbekämpfung Freedom in vielen Bereichen ein verknüpft werden müsste. Welche Haltung Sicherheitsbackup für ISAF bietet. Gab es in nimmt die Bundesregierung dazu ein? der praktischen Vorbereitung des Backups Schwierigkeiten oder lief dies problemlos? Dr. Peter Struck, Bundesminister der Verteidigung: Dr. Peter Struck, Bundesminister der Über Letzteres, Herr Kollege Raidel, ist mir Verteidigung: nichts bekannt. Über Ersteres will ich jetzt nicht

6/7 „ “ ü

Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Die letzte Frage zu diesem Themenkomplex hat die Kollegin Dr. Gesine Lötzsch.

Dr. Gesine Lötzsch (fraktionslos): Vielen Dank, Herr Präsident. – ü – – ü

Dr. Peter Struck, Bundesminister der Verteidigung: Wie ich vorhin bereits vorgetragen habe, konzentrieren wir uns zurzeit auf den Einsatz der Marine am Horn von Afrika. Wir fahren dort mit einer Fregatte Patrouille und haben ein Seeaufklärungsflugzeug im Einsatz, das die Schiffsbewegungen am Horn von Afrika und im Golf von Oman kontrolliert. Des Weiteren haben wir uns vorher im Rahmen der Operation Enduring Freedom mit dem Kommando Spezialkräfte in Afghanistan an bestimmten Aktionen beteiligt, die der Geheimhaltung unterliegen und die ich nicht im Plenum des Parlaments darlegen kann. Aber die Obleute sind selbstverständlich darüber informiert worden.

Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Vielen Dank.

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