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(r.) und Max Reinhardt (l.),

„IN JEDEM ANFANG LIEGT DIE EWIGKEIT“ “IN EVERY BEGINNING LIES ETERNITY”

Salzburger Festspielikonen - Hugo von Hofmannsthal Icons of the – Hugo von Hofmannsthal

Der österreichische Lyriker, Erzähler, Essayist und Dramatiker The Austrian lyricist, storyteller, essayist and dramatist Hugo Hugo von Hofmannsthal (1874-1929) gilt als einer der wich- von Hofmannsthal (1874-1929) was one of the most impor- tigsten Repräsentanten des deutschsprachigen Fin de Siècle, tant representatives of the German-speaking Fin de Siècle und es war mehr als ein glücklicher Zufall für die Salzburger era. It was an extremely lucky coincidence for the Salzburg Festspiele, dass sich seine Wege mit dem genialen Regisseur Festival that he crossed ways with the ingenious director Max Max Reinhardt und dem begnadeten Komponisten Richard Reinhardt and exceptionally gifted composer . Strauss kreuzten. Hugo von Hofmannsthal was born in 1874 in Vienna into a Hugo von Hofmannsthal wird 1874 in Wien in eine Bohemian-Jewish-Italian family of bankers and industrialists. böhmisch-jüdisch-italienische Industriellen-und Bankiersfami- Despite the fact that his grandfather had converted to Cathol- lie geboren. Obwohl bereits sein Großvater zum katholischen icism, and that Hofmannsthal considered himself a Catholic Glauben konvertiert war und er sich selbst als katholischer aristocrat, he was pigeonholed for his whole life as a “Jew- Aristokrat sieht, wird er zeitlebens als „jüdischer“ Intellektueller ish intellectual”. Following an excellent education, he quickly bezeichnet. Schon früh beginnt er, der eine ausgezeichnete started to write poems for the newspaper “Die Presse”. Café Erziehung erhält, Gedichte für die Zeitung „Die Presse“ zu Griensteidl served as the base for the group of authors known schreiben. Im Treffpunkt der von gegründe- as “Jung-Wien” which was founded by Hermann Bahrs. It ten Autorengruppe Jung-Wien – dem Café Griensteidl, lernt was here that he met Arthur Schnitzler, Felix Salten, Henrik er Arthur Schnitzler, Felix Salten, Henrik Ibsen und Gerhart Ibsen and . In 1891 he met the German Hauptmann kennen. 1891 trifft er den deutschen Lyriker Ste- lyricist Stefan George, who had a formative influence on his fan George, der prägend für sein Werk wird. work.

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Nach der Matura beginnt Hofmannsthal das Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien, welches er für ein Jahr freiwilligen Militärdienst unterbricht. Anschließend studiert er Romanistik und erhält 1898 den Grad des aka- demischen Doktors. Nach zwei Jahren des Reisens kehrt er zurück nach Wien und beschließt, als freier Schriftsteller zu arbeiten. Er heiratet die jüdische Bankierstochter Ger- trud Schlesinger, die zum katholischen Glauben übertritt. In Rodaun bei Wien mietet das Paar ein kleines Barockschlös- schen, hier kommen die drei Kinder zur Welt.

Um 1900 lernt er den 1864 geborenen Münchner Komponis- ten, Dirigenten und Theaterleiter Richard Georg Strauss ken- nen, der als Kapellmeister an der Berliner Hofoper engagiert ist. Es beginnt eine der erfolgreichsten Zusammenarbeiten der Operngeschichte. Von 1905 bis 1933 entstehen die Li- bretti zu den von Richard Strauss vertonten Opern Salome, Elektra, , , Die Frau ohne Schatten, Die ägyptische Helena und Arabella.

Hugo von Hoffmansthal Mit dem Regisseur, Intendanten und Theatergründer Max Reinhardt ist Hofmannsthal seit 1903 befreundet, als dieser die Oper Elektra uraufgeführt hatte. 1904 beginnt er auf Anre- After leaving school, Hofmannsthal studied law at the Uni- gung Reinhardts mit ersten Entwürfen zu dem Mysterienspiel versity of Vienna, which he interrupted for a year of voluntary „Jedermann“. Das Leben und Sterben des reichen Mannes, military service. He went on to study Romance philology, and der im Angesicht des Todes sich seiner Sünden bewusst wird, received his PhD in 1989. After two years of travelling he re- zum Glauben zurückfindet und durch Gottes Gnade und un- turned to Vienna and decided to work as a freelance writer. endliche Liebe ins Himmelreich eintreten kann, hatte bereits He married Gertrud Schlesinger, the daughter of a Jewish im 16. Jahrhundert die Londoner fasziniert. Das englische banker, who converted to Catholicism. The pair rented a small „Everyman. A Morality Play“ und Elemente aus der „Comedi baroque palace in Roduan near Vienna, where their three chil- vom reichen sterbenden Menschen“ von Hans Sachs sowie dren were born. “IN EVERY BEGINNING LIES ETERNITY” Lieder des Mittelalterlichen Minnegesanges, dienen ihm als Vorlage. Am 1. Dezember 1911 wird unter der Regie von Max Around 1900 he met the composer, conductor and theatre Reinhardt das Stück im Berliner Zirkus Schumann uraufge- director, Richard Georg Strauss (born 1864 in Munich), who führt, hinterlässt jedoch keinen bleibenden Eindruck. was a conductor at Berlin’s court opera. It was the beginning of one of the most successful collaborations in operatic histo- ry. Libretti by Hofmannsthal set to music by Richard Strauss included the operas Salome, Elektra, Der Rosenkavalier, Ari- adne auf Naxos, Die Frau ohne Schatten, Die ägyptische He- lena und Arabella.

Hofmannsthal had been friends with the director, intendant and theatre founder Max Reinhardt since 1903, the year in which the opera Elektra had its debut performance. In 1904 he started, with Reinhardt’s encouragement, to write his first draft for the mystery play “Everyman”. This story chronicled the life and death of a wealthy man, who finds his way back to faith after facing death, realising his sins and finally being al- lowed to enter heaven through God’s mercy and eternal love. It was a re-telling of a tale that had been fascinating the peo- ple of London since the 16th century. As his source material, Hofmannsthal used the original English text of “Everyman: A Morality Play”, along with elements of Hans Sachs’ “The Rich Man Dying”, and various medieval minnesongs. The piece Max Reinhardt had its debut on 1 December 1911 in Berlin’s Circus Schu- man, but failed to impress.

51 Alle Fotos: © Archiv der Salzburger Festspiele/Ellinger

Jedermann-Aufführung, 1920

Salzburger Festspiele – eine Erfolgsgeschichte Salzburg Festival – a success story

Max Reinhardt und Hugo von Hofmannsthal befassen sich mit Max Reinhardt and Hugo von Hofmannsthal explored the der Idee, Salzburg zur Stätte von Freilichtspielen zu machen. Mit idea of making Salzburg the venue for open-air plays. To- dem Komponisten Richard Strauss, dem Bühnenbildner Alfred gether with the composer Richard Strauss, the stage de- Roller und dem Wiener Hofoperndirektor Franz Schalk grün- signer Alfred Roller and Vienna Court Opera director Franz den sie 1920 die Salzburger Festspiele und mit Hofmannsthals Schalk, the Salzburg Festival was born in 1920. Its success „Jedermann“ beginnt am 22. August deren Erfolgsgeschichte. story began with Hofmannthal’s “Everyman” on 22 August. Reinhardts Idee, den „Jedermann“ vor der prachtvollen Kulis- Thanks to Reinhardt’s idea of staging “Everyman” in front of se des Salzburger Domes aufzuführen, verhilft dem Stück zum the grand backdrop of Salzburg Cathedral, the piece had its Durchbruch. Bis heute ist es das Herzstück der Festspiele und breakthrough. Even today, it is still at the core of the festival, ist jährlich mehrmals überbucht. Hofmannsthals zweites Mys- and sells out several times a year. Hofmannsthal’s second terienspiel „Das Salzburger große Welttheater“ wird 1922 in der mystery play “Das Salzburger große Welttheater” is per- Kollegienkirche in Salzburg aufgeführt. formed in the Salzburg Kollegien church.

1929 nimmt sich sein erst 26jähriger Sohn das Leben. In 1929, his son commited suicide at only twenty-six. Only Nur zwei Tage nach dem Tod seines Sohnes erleidet two days later after his son’s death, Hofmannsthal suffered Hofmannsthal beim Aufbruch zum Begräbnis einen Schlag- a stroke on the way to his son’s grave and died. He was anfall und stirbt. Er wird in der Ordenstracht der Franziskaner, buried beneath an on ornate memorial in Kalksburg ceme- denen er sich verbunden fühlte, auf dem Kalksburger Friedhof tery, dressed in the habit of the Franciscans with whom he in einem Ehrengrab beigesetzt. felt an affinity.

Hofmannsthals künstlerischer Nachlass umfasst zahlreiche Dra- Hofmannsthal’s artistic legacy encompasses numerous men, Libretti, Gedichte, Erzählungen, Aufsätze, Reden, Prosa- dramas, libretti, poems, stories, essays, speeches, prose stücke und ein Romanfragment. Manches davon erscheint uns and a novel fragment. Though some of it no longer feels heute nicht mehr zeitgemäß. Zeitlos jedoch ist der Jedermann. contemporary, “Everyman” remains timeless. It reminds Er erinnert uns an unsere eigene Vergänglichkeit und daran, us of our own mortality, and that we should make the dass wir die Zeit auf Erden nützen sollen, ein Thema, das alle most of our time on earth: a theme with universal appeal. Menschen betrifft. So läßt Hofmannsthal auch die Marshallin in In the same way, Hoffmansthal deals with the theme of der Oper „Der Rosenkavalier“ der Zeit gedenken: „Die Zeit, die time in “Der Rosenkavalier”, when the marshall muses, ist ein sonderbar Ding. Wenn man so hinlebt, ist sie rein gar “Time is a peculiar thing. If you exist, it does not matter. nichts. Aber dann auf einmal, da spürt man nichts als sie.“ And then all of a sudden you feel nothing else but time.”

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