Die Gemeinde Ehningen
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Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 3/2019 Land, Kommunen Im Blickpunkt: Die Gemeinde Ehningen Reinhard Güll In der Serie „Im Blickpunkt“ steht dieses Mal Christus begann in dem Gebiet die Besiedelung die Gemeinde Ehningen im Landkreis Böblin- durch die Alemannen. Dies wurde auch 1878 gen. Aus dem Landesinformationssystem Ba- beim Bau der Gäubahn Stuttgart–Freudenstadt den-Württemberg (LIS) lassen sich für Ehnin- durch gefundene alemannische Reihengräber gen wie für jede andere Gemeinde des Landes belegt. Der ursprüngliche Name „Ondgingin“ interessante Erkenntnisse zur Struktur und oder „Ondingen“ weist dabei möglicherweise Entwicklung gewinnen. Besonders herausge- auf einen alemannischen Sippenführer mit hoben werden an dieser Stelle die Bevölke- Namen „Ondo“ hin. Im Mittelalter blieb die rungsentwicklung, die Wohn- und die Be- Größe Ehningens vergleichsweise konstant, da Reinhard Güll war Büroleiter schäftigtensituation. die Siedlungsfläche durch den sogenannten der Abteilung „Informations- „Etter“ begrenzt wurde. Dieser Etter war in der dienste, sozial- und regional- wissenschaftliche Analysen“ Hauptsache ein Zaun, der das Vieh daran hin- im Statistischen Landesamt Ehningen liegt im Korngäu am nordwestlichen dern sollte, in die Gärten der Häuser einzu- Baden-Würt temberg. Rande des Naturparks Schönbuch im Landkreis dringen. In dem alten Ortskern befanden sich Böblingen. Die Würm fließt mitten durch den drei Straßen: Die Obere Gasse, die nach Osten Ort. Der zweite größere Wasserlauf Ehningens Richtung Böblingen durch das Obere Tor und ist der Krebsbach, der südwestlich des alten nach Westen Richtung Herrenberg, Aidlingen Ortskerns in die Würm mündet. Zusammen und Gärtringen durch das Untere Tor führte. mit der Nachbargemeinde Gärtringen bildet Die Dagersheimer Straße führte Richtung Ehningen eine Verwaltungsgemeinschaft. Norden durch das Weilemer Tor, auch Linsen- tor genannt. Von diesen drei Toren ist heute Ehningen liegt an der Bundesautobahn 81. Die sogenannte „Bodenseeautobahn“ führt von Würzburg nach Gottmadingen bei Singen und wurde Ende der 1970er-Jahre erbaut. Durch S Lage der Gemeinde Ehningen Ehningen führt die Gäubahn (Stuttgart–Singen), sie wurde bereits 1878 eingeweiht. Auch die Pforz- heim Ludwigsburg Linie S1 (Kirchheim (Teck)–Stuttgart–Herren- Weissach berg) der Stuttgarter S-Bahn verkehrt seit 1991 auf dieser Strecke. Die S-Bahn fährt meist Enzkreis Rutesheim Leonberg halbstün dig in beide Richtungen. Dadurch so- 8 wie durch mehrere Buslinien, die den Nahver- Renningen kehr bedienen, ist Ehningen in den Verkehrs- Stuttgart Weil der Stadt verbund VVS eingebunden. Magstadt Ehningen wird zum ersten Mal 1185 urkundlich Grafenau Sindelfingen erwähnt. In dieser Urkunde wird dem Ritter Calw Böblingen Albertus de Ondingin bescheinigt, ein Gut bei Aidlingen Böblingen Steinen- Herrenberg erworben zu haben. Dieser Alber- Decken- Ehningen Schönaich bronn Esslingen pfronn Holz- tus stammte aus dem ortsansässigen Adels- Gärtringen gerlingen geschlecht und war aller Wahrscheinlichkeit Weil im Waldenbuch Nufringen Hildriz- Schönbuch nach ein Vasall der Calwer Grafen. Aber schon hausen Herrenberg vor dieser ersten urkundlichen Erwähnung gibt 81 Altdorf es reichlich Zeichen einer kontinuierlichen Jettingen menschlichen Nutzung auf der Ehninger Ge- Gäufelden markungsfläche. So wurde hier eine jungstein- Mötzingen Tübingen zeitliche Pfeilspitze (3000–1800 v. Chr.) und ein Bondorf bronzezeitliches Hügelgrab (1800–1200 v. Chr.) Reutlingen ge funden. Etwas südlich des heutigen Ehnin- Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 88-43-18-03M gen wurde eine keltische Viereckschanze aus- Landesinformationssystem © Kartengrundlage GfK GeoMarketing GmbH ge graben. Ab dem dritten Jahrhundert nach Karte erstellt mit RegioGraph 2017 45 Land, Kommunen Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 3/2019 Der Marktplatz von Ehningen © Gemeinde Ehningen keines mehr erhalten. Die Siedlungsgrenze besserten sich die Verhältnisse angesichts der des Etters wurde erst im 19. Jahrhundert über- in Württemberg voranschreitenden Industria- schritten mit neuer Siedlungsfläche Richtung lisierung und der höheren Preise für landwirt- Aidlingen. Die ersten Jahrzehnte des 19. Jahr- schaftliche Produkte, wobei vor allem der neu hunderts in Ehningen sind geprägt von dem eingeführte Hopfen- und Zuckerrübenanbau Phänomen einer schnell wachsenden Bevölke- ihren Anteil hatten. Eine weitere Stabilisierung rungszahl und der nicht beliebig vermehrbaren bedeutete die Eröffnung der Gäubahn 1879 Bodenfläche, so gab es wie überall in Württem- von Stuttgart nach Horb und Freudenstadt. Schon berg 1816/17 und 1850 Missernten. Viele Ehnin- 1851 fiel das Schlossgut Mauren als Teilge- ger Bewohner mussten auswandern und ihr meinde an Ehningen. Das vom Baumeister Heil in Nordamerika suchen. Erst nach 1860 Heinrich Schickardt errichtete Schloss fiel im Jahre 1943 einem Bombenangriff zum Opfer und ist heute nur noch als Ruine erhalten. Ehningen hat eine Gemarkungsfläche von 1 781 Hektar. Davon werden gut 40 % landwirt- schaftlich genutzt. Damit liegt diese Flächen- nutzungsart unter dem Landesdurchschnitt von 45 %. Die Waldfläche beträgt knapp 34 % und liegt auch unter dem Niveau des Landes (38 %). Gut 22 % der Fläche sind besiedelt oder dienen als Verkehrsfläche, damit wird hier das Landesmittel deutlich überschritten. Am 31. Dezember 2017 lebten 9 005 Personen in Ehningen. Mit 506 Personen je Quadratkilo- meter liegt die Besiedlungsdichte zwischen den ländlich und den städtisch geprägten Teilen Baden-Württembergs und übersteigt den Lan- desdurchschnitt (309). Die Bevölkerungsent- wicklung war in den Jahren zwischen 2007 und Skulptur über den ehemaligen Viehhandel in Ehningen 2017 sehr positiv. In diesem Zeitraum hat die © Gemeinde Ehningen Bevölkerung um 13,4 % zugenommen. Sie lag 46 Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 3/2019 Land, Kommunen Ausgewählte Daten zur Gemeinde Ehningen, zum Landkreis Böblingen und T zu Baden-Württemberg Gemeinde Landkreis Merkmal/Indikator Einheit Land Ehningen Böblingen Fläche1) Fläche insgesamt am 31. Dezember 2017 ha 1 781 61 776 3 574 830 Siedlungs- und Verkehrsfläche am 31. Dezember 2017 % 22,2 22,8 14,6 Waldfläche am 31. Dezember 2017 % 33,8 34,3 37,8 Landwirtschaftsfläche am 31. Dezember 2017 % 40,3 41,3 45,2 Bevölkerung Bevölkerung am 31. Dezember 2017 Anzahl 9 005 389 548 11 023 425 Ausländeranteil am 31. Dezember 2017 % 14,4 18,0 15,1 Durchschnittsalter Ende 2017 Jahre 41,6 43,1 43,4 Geburtenüberschuss/-defizit je 1 000 Einwohner 2007 – 2017 Anzahl 2,6 1,1 – 0,6 Bevölkerungsdichte am 31. Dezember 2017 Einwohner/km² 506 631 309 Weiterführende Schulen Übergänge auf Werkreal-/Hauptschulen 2017/18 % . 2,6 5,7 Übergänge auf Realschulen 2017/18 % . 32,8 34,2 Übergänge auf Gymnasien 2017/18 % . 48,7 44,2 Übergänge auf Gemeinschaftsschulen 2017/18 % . 12,7 12,5 Beschäftigte am Arbeitsort Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte2) je 1 000 Einwohner 2017 Anzahl 620 456 416 Beschäftigte im Produzierenden Gewerbe 20172) % 10,90 41,70 35,70 Beschäftigte im Handel, Verkehr und Gastgewerbe 20172) % 10,10 16,80 20,10 Beschäftigte im sonstigen Dienstleistungsbereich 20172) % 78,90 41,30 43,70 Verkehr Pkw je 1 000 Einwohner 2018 Anzahl 593 637 592 Pkw-Anteil am Kfz-Bestand 2018 % 83,9 85,6 81,8 Tourismus Ankünfte von Gästen insgesamt je 1 000 Einwohner 2017 Anzahl 1 077 1 281 1 975 Ankünfte von Auslandsgästen je 1 000 Einwohner 2017 Anzahl . 326 464 Übernachtungen von Gästen insgesamt je 1 000 Einwohner 2017 Anzahl 2 231 2 969 4 833 Übernachtungen von Auslandsgästen je 1 000 Einwohner 2017 Anzahl . 916 1 023 Wohnen Anteil Einfamilienhäuser an Wohngebäuden 2017 % 63,0 62,9 61,2 Wohnfläche je Einwohner 2017 m² 44 45 46 Wasserwirtschaft Trinkwasserverbrauch je Einwohner 2016 Liter/Tag 127 117 119 Tinkwasserpreis 2018 EUR/m³ 1,82 2,25 2,15 Gemeindefinanzen Steuerkraftmesszahl je Einwohner 2017 EUR 2 096 1 196 1 054 Steuerkraftsumme je Einwohner 2017 EUR 2 096 1 377 1 446 Schuldenstand (Kernhaushalt, Eigenbetriebe) je Einwohner 2017 EUR 1 726 862 1 021 1) Flächennutzungsart in ALKIS Nomenklatur. – 2) Datenquelle: Bundesagentur für Arbeit. 47 Land, Kommunen Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 3/2019 die Verkündigung an Maria. Erzherzogin Mechthild (1419 – 1482), die Mutter des würt- tembergischen Herzogs Eberhard im Bart und Grundherrin von Ehningen, stiftete den Altar für die Ehninger Kirche. Die Chance auf eine Beschäftigung in Ehningen hat in den vergangenen 10 Jahren stark zuge- nommen. So hatten 2017 insgesamt 5 564 sozialver sicherungspflichtig Beschäftigte einen Arbeitsplatz in der Kommune. Dies sind fast 79 % mehr als 2007. Langfristig betrachtet lag die Zahl der sozialversicherungspflichtig Be- schäftigten 2017 um gut 2 940 höher als 1999. Fast 11 % aller Arbeitsplätze in Ehningen liegen heute noch in dem Wirtschaftsbereich des Produzie renden Gewerbes und nehmen damit keine dominierende Position wie in vielen an- deren Kommunen des Landes ein. Die meisten Arbeitsplätze liegen hier im Wirtschaftsbereich der sonstigen Dienstleistungen. Der Schuldenstand je Einwohner in Ehningen Das Rathaus in Ehningen © Gemeinde Ehningen belief sich auf 1 726 Euro im Jahr 2017 und lag damit über dem Landesdurchschnitt von 1 021 Euro je Einwohner. Sowohl die Steuer- damit deutlich über der landesweiten Ent- kraftmesszahl je Einwohner als auch die Steuer- wicklung. Das Durchschnittsalter der Bürger kraftsumme je Einwohner lagen im Jahr 2017 von Ehningen betrug 41,6 Jahre und lag damit über dem Landesniveau. unter dem Landesdurchschnitt von 43,4 Jahren.