FEST/SPIEL/HAUS/ ST/POELTEN/ 17 FEB 2020 VERDI: TK_MosaikStPoelten_107x190_180920_RZ.indd 2

Tonkünstler-Orchester Niederösterreich © Nancy Horowitz 20.09.18 11:32 Tonkünstler-Orchester Yutaka Sado . Wiener Singverein

Montag, 17. Februar 2020, 19.30 Uhr Festspielhaus St. Pölten, Großer Saal Gesamtdauer: ca. 1 Std. 40 Min. (ohne Pause)

Einführung mit Ute van der Sanden 18.30 Uhr, Kleiner Saal

Künstlerische Leiterin Festspielhaus St. Pölten: Brigitte Fürle

TK_MosaikStPoelten_107x190_180920_RZ.indd 2 20.09.18 11:32 FEST/SPIEL/HAUS/ ST/POELTEN/ 11 MAERZ 2020 DIE ROSE VON STAMBUL www.festspielhaus.at

GASTSPIEL Lukas Beck © PROGRAMM

Sopran EMILY MAGEE Mezzosopran ELENA ZHIDKOVA Tenor WOOKYUNG KIM Bass YASUSHI HIRANO

WIENER SINGVEREIN Choreinstudierung JOHANNES PRINZ

Dirigent YUTAKA SADO

GIUSEPPE VERDI (1813 – 1901) Messa da Requiem für Soli, Chor und Orchester (1873/74) Introitus Requiem aeternam – Te decet hymnus – Kyrie Dies irae Dies irae – Quantus tremor Tuba mirum – Mors stupebit Liber scriptus – Dies irae Quid sum miser Rex tremendae – Salva me Recordare – Quaerens me – Juste judex Ingemisco – Qui Mariam – Preces meae – Inter oves Confutatis – Oro supplex – Dies irae Lacrimosa – Pie Jesu Offertorium Domine Jesu – Hostias – Quam olim Abrahae Sanctus Agnus dei Communio Lux aeterna Responsorium Libera me – Dies irae – Libera me

ca. 95’

KEINE PAUSE

Die tatsächliche Spieldauer kann von dieser Angabe abweichen. Vokaltext nach der Werkbeschreibung in diesem Heft. GIUSEPPE VERDI Messa da Requiem für Soli, Chor und Orchester

Giuseppe Verdi gilt bis heute (und galt bereits zu seinen Leb- zeiten) als der italienische Opernkomponist schlechthin. 1813 in Le Roncole bei Busseto als Sohn eines Bauern und Gastwirts geboren, blieb des Knaben musikalisches Talent nicht unent- deckt: Man sandte ihn nach Busseto zum Orgelunterricht, und schon bald spielte er Orgel in der Kirche und versuchte 1832, seine Studien am Mailänder Konservatorium fortzusetzen. Dort allerdings lehnte man ihn ab, worauf er seine Fertigkeiten im Privatunterricht verfeinerte. 1836 hatte es Verdi zum Musik- direktor in Busseto gebracht, im selben Jahr heiratete er. 1839 versuchte er sein Glück erneut in Mailand, wo schließlich im November des Jahres seine Oper «Oberto» mit Erfolg an der Scala herausgebracht wurde. Nach dem Durchfall seiner nächs- ten Mailänder Oper, «Un giorno di regno», geriet Verdi in eine tiefe Krise; der Tod seiner ersten Frau tat das Übrige: Er be- schloss, das Komponieren ganz bleiben zu lassen. Doch nach einer Trauerphase, mit neu gewonnenen Kräften und vor allem dank der Überredungskünste des Direktors der Mailänder Scala, kehrte Verdi an die Arbeit zurück: «Nabucco» sollte zur Sensa- tion geraten und Verdis Stellung als bedeutendster italienischer Opernkomponist seiner Zeit begründen.

Glaubt man der Biografie des vor allem wegen seiner späteren Opernerfolge («Rigoletto», «La Traviata», «Il Trovatore» etc.) gefeierten Komponisten, so wollte er rasch durch unablässiges Arbeiten genug Geld verdienen, um sich früh ins Privatleben zurückziehen und ein sorgloses Dasein als Landwirt fristen zu können. Finanzielle Unabhängigkeit schien aber doch nicht alles zu sein: Seine letzte Oper, «Falstaff», kam am 9. Februar 1893 an der Mailänder Scala heraus. Verdi, der längst nicht mehr arbeiten hätte müssen, stand in seinem 80. Lebensjahr. Eine Totenmesse für Manzoni

Verdi war aber nicht nur über Jahrzehnte die erfolgreichste Persönlichkeit im italienischen Musikleben. Gleichzeitig nahm er auch auf die politischen Geschehnisse seiner Zeit großen Ein- fluss und galt als wichtigste musikalische Identifikationsfigur des Risorgimento, der italienischen Unabhängigkeitsbewegung des 19. Jahrhunderts. Einer seiner bedeutendsten Mitstreiter auf diesem Gebiet war der 28 Jahre ältere, nicht minder be- rühmte Schriftsteller Alessandro Manzoni, dessen Werk und « Wirken auf Verdi solchen Eindruck ge- ICH HABE macht hatte, dass er in Andenken an den 1873 verstorbenen Manzoni (zu einer Zeit, PLÖTZLICH SO als er sich selbst bereits als im Ruhe- GROSSE UND stand ansah) der Mailänder Stadtregie- GRAUSAME ENT- rung vorschlug, eine Totenmesse zu TÄUSCHUNGEN komponieren, die am ersten Jahrestag ERLEBT, UM 1874 uraufgeführt werden sollte. NICHT ÜBER DAS DASEIN Verdi blieb sein Leben lang ein Kritiker ENTMUTIGT der Kirche und bekennender Agnostiker. Ein Grund dafür mag sein, dass ihn der ZU SEIN. frühe Tod seiner ersten Frau sowie der » beiden Kinder verbittert zurückgelassen Giuseppe Verdi in einem hatte; Trost im Glauben zu finden war für Brief an Clarina Maffei ihn danach schwierig geworden. Später äußerte er sich, während der Komposition seines Requiems, brieflich der italienischen Intellektuellen und Verfechterin des Risorgimento, Clarina Maffei, gegenüber: «Es stimmt: Ist man bei einem gewissen Alter angelangt, erlebt man manche Traurig- keiten. Alles, was wir an Freuden, Schmerzen, Liebschaften haben, ist leider nicht mehr stark genug, um Neigungen und gegenwärtige Freundschaften zu bewahren oder wenigstens Illusionen, diese Güter zu besitzen, die uns das Leben teuer machen. […] Ich, das sage ich tief enttäuscht, glaube an nichts mehr, an niemand […] Auch meine religiösen Begeisterungen sind vergangen, und kaum mehr glaube ich angesichts der Wunderlichkeiten seiner Geschöpfe an Gott …» Diese kritische Haltung gegenüber der Religion (sowie ihren kirchlichen Hütern auf Erden) ließ Verdi auch immer wieder in seine Opern einfließen; nicht zuletzt etwa die Darstellung des Großinquisitors in seiner Oper «Don Carlo» lässt tief blicken.

Geschichte einer Komposition

Doch zurück zur Geschichte der Messa da Requiem, deren An- fänge in das Todesjahr Gioachino Rossinis zurückreichen, jenes italienischen Opernkomponisten, der in Verdis Kindertagen Europas Musiktheater im Sturm erobert hatte. Am 13. Novem- ber 1868 war Rossini in Paris gestorben. Verdi regte daraufhin die Komposition einer gemeinschaftlichen Totenmesse an, ge- schrieben von den 13 bedeutendsten italienischen Komponisten (deren Namen heute großteils vergessen sind). Das ganze Pro- jekt sollte ohne Honorare für die Autoren erfolgen, die Partitur keiner weiteren Verwertung zugeführt werden. «Dem Requiem wird es zwangsläufig an musikalischer Einheit fehlen, aber es wird die große Verehrung für Rossini zeigen, um den die ganze Welt trauert», schrieb Verdi an seinen Verleger Giulio Ricordi, um ihn vom Wert des Unterfangens zu überzeugen. Eine Kommission bestimmte schließlich, welche Komponisten außer Verdi um einen Beitrag gebeten werden sollten, und schließlich lagen alle Teile der ungleichen Messe vor. Nun, die Uraufführung der «Messa per Rossini» fand schließlich erst knapp 120 Jahre (!) später, 1988 in Stuttgart statt: Intrigen und unüberbrückbare Eitelkeiten der diversen Komponisten hatten die ursprünglich geplante Aufführung unmöglich gemacht.

Geblieben ist Verdis eigener Beitrag zur Messe, der Schlusssatz, das Libera me. Eines der damaligen Kommissionsmitglieder, Alberto Mazzucato, hatte Verdi drei Jahre nach der misslunge- nen Geschichte vorgeschlagen, doch selbst ein Requiem zu komponieren, aber Verdi lehnte ab. Damit schien das Thema erledigt – bis ihn der Tod des verehrten Alessandro Manzoni selbst auf die Idee brachte: Die Zeit für eine eigene intensive künstlerische Auseinandersetzung mit « dem Tod war gekommen, der Requiem- ICH LIEBE Plan begann zu gedeihen. DIE UNNÜTZEN DINGE NICHT. Verdi, der schon als Jugendlicher die TOTENMESSEN Werke Manzonis verschlungen hatte, da- GIBT ES SO VIELE, runter auch «I Promessi Sposi», (Die VIEL ZU VIELE! Verlobten), eines der wichtigsten Werke ES IST UNNÖTIG, auch der Risorgimento-Bewegung, IHNEN NOCH schrieb noch 1868 anlässlich einer Be- gegnung mit Manzoni: «Was kann ich von EINE WEITERE Manzoni sagen? Wie die wunderschöne, HINZUZUFÜGEN. undefinierbare, neue Empfindung beschrei- » ben, die die Gegenwart dieses Heiligen […] Giuseppe Verdi in einem in mir bewirkt hat. Ich hätte vor ihm auf die Brief an Alberto Mazzucato Knie fallen mögen, wenn es uns erlaubt wäre, Menschen anzubeten. Man sagt, daß man es nicht darf, und das mag so sein: Obwohl wir viele auf die Altäre erheben, die weder das Talent noch die Tugend von Manzoni gehabt haben.»

Fünf Jahre später war dieser von Verdi hochverehrte Meister des Wortes tot. Sofort schrieb Verdi an seinen Verleger Ricordi: «Ich bin zutiefst betrübt über den Tod unseres Großen. Aber ich werde nicht nach Mailand kommen, denn ich brächte es nicht übers Herz, an seiner Beisetzung teilzunehmen. Ich werde in Kürze kom- men, doch allein und ohne gesehen zu werden, um sein Grabmal zu besuchen und um vielleicht (nach weiteren Überlegungen und nach Abwägung meiner Kräfte) etwas zu seinem ehrenden Geden- ken vorzuschlagen.» Verdi war aber nicht zuletzt mit der Bericht- erstattung und den Nachrufen in den Zeitungen unglücklich. Er gedachte, selbst dem Verblichenen ein würdiges Denkmal zu setzen und unterrichtete Ricordi darüber: « DAS VERDI-REQUIEM IST FÜR MICH EINE GROSSE OPER! ICH ERLEBE DARIN MAJESTÄTISCHE STILLE UND GIGANTISCHE ABGRÜNDE, SPÜRE DIE ANGST VOR DEM ENDE DER WELT UND HOFFNUNG AUF DIE AUFERSTEHUNG. »

Ting-Wei Chen Soloflötist im Tonkünstler-Orchester seit 2019 «Auch ich möchte zeigen, wie viel CD-TIPP Zuneigung und Verehrung ich jenem : 2. Symphonie Großen, der nicht mehr ist, und den Daniela Fally, Elisabeth Kulman, Mailand so würdig geehrt hat, ent- Slowakischer Philharmonischer gegengebracht habe und noch bringe. Chor, Tonkünstler-Orchester, Ich möchte eine Totenmesse kompo- Yutaka Sado, TON2009; er- schienen im November 2019 nieren, die im kommenden Jahr an- im Tonkünstler-Eigenlabel lässlich der Wiederkehr seines Todes- tages aufgeführt werden soll. Die Messe würde ziemlich umfangreich werden, und außer einem großen Orchester und einem großen Chor wären auch (heute kann ich es noch nicht genau sagen) vier bis fünf erste Sänger vonnöten. Glaubt Ihr, dass der Magistrat die Kosten für die Aufführung über- nehmen würde? Die Partitur würde ich auf eigene Kosten kopieren lassen und sowohl die Proben wie auch die Aufführung in der Kirche selbst leiten. Wenn Ihr die Sache für möglich haltet, sprecht mit dem Bürgermeister darüber. Gebt mir schnellstens Antwort, denn Ihr könnt diesen meinen Brief für verbindlich ansehen.»

Von der Kirche in den Konzertsaal

Nun, die Mailänder stimmten dem Vorschlag begeistert zu, und so machte sich Verdi ans Werk: Das Datum der Uraufführung wurde mit 22. Mai 1874 festgesetzt, und schon am 15. April 1874 war die komplette Komposition fertig, die Verdi umgehend an seinen Verleger sandte, damit die Probenzeit ausreichend wäre. Zehn Tage später bereits schimpfte Verdi in einem Brief: «Wie, Ihr habt noch nicht mit den Chorproben begonnen? Ach, Ihr seid ein wenig zu unbesorgt! Ich verstehe, es mag so leicht sein wie Ihr wollt, doch es gibt Probleme hinsichtlich der Ausdrucks- weise, vor allem aber hinsichtlich der Charaktere. Ihr werdet ge- wiss besser als ich einsehen, daß diese Messa nicht so gesungen werden darf, wie man eine Oper singt, und mich mithin die Klang- farben, die im Theater durchaus gut sein können, keineswegs zu- frieden stellen.» Doch schließlich waren alle weiteren Probleme überwunden, die Uraufführung ging unter der Leitung Verdis wie geplant in der Kirche San Marco in Mailand im Rahmen einer Messe von- statten. Damit waren die Tage der Messa da Requiem als Teil einer liturgischen Feier aber auch wieder vorbei: Schon kurze Zeit darauf erklang sie an der Mailänder Scala, wenig später folgten erste Aufführungen in Wien, Paris und London. Heute zählt sie zu den meistaufgeführten Requiem-Vertonungen über- haupt.

Innigkeit und Wucht

Großes Orchester, großen Chor und vier Solisten setzt Verdi in üppiger Vielfalt und in enormer dynamischer Bandbreite vom nahezu unhörbaren Flüstern im Pianissimo bis zu machtvollen Fortefortissimo-Ausbrüchen ein. Überhaupt führte er die ganze auf der Opernbühne erprobte Dramatik mit der Archaik der alten Kirchenformen zu einer neuen Einheit zusammen. Die Kompo- sition ist in sieben Sätze gegliedert, wobei der zweite, das Dies irae, der längste und reichhaltigste ist.

Das Requiem aeternam beginnt mit einer absteigenden Streicher- figur, zu der der Chor leise, verhalten einsetzt; die Solistinnen und Solisten bringen mit dem Kyrie schließlich auch Licht in eine zuvor düstere Angelegenheit. Alle Kräfte des kompletten Ensembles werden schließlich im groß angelegten Dies irae gebündelt: Mit vier wuchtigen Orchesterschlägen reißt Verdi den Vorhang zum zweiten Bild dieses Requiems auf, zum Tag des Zornes. Und während das Quantus tremor sodann in stocken- dem Flüstern der Chorbässe zu verdämmern scheint, fahren im Tuba mirum die Posaunen des jüngsten Gerichts drein, in der Wirkung noch verstärkt durch das Echo des Fernorchesters. Kontrastierend dazu stimmt der Bass, stockend, durch Staccato- Motive unterstützt, sein Solo Mors stupebit an. Der Mezzosopran singt sodann, mit weiter Kantilene, vom Buch der Sünden, in welchem alle Taten der Verstorbe- CD-TIPP nen festgeschrieben seien (Liber : Kaddish, Serenade scriptus proferetur). Erneut bricht, Sayaka Shoji, Carolyn Sampson, verkürzt, das Dies irae herein. Auf Ruth Brauer-Kvam, Wiener das Vokalterzett Quid sum miser Singverein, Wiener Sänger- (Sopran, Mezzosopran, Tenor), das knaben, Tonkünstler-Orchester, Yutaka Sado, TON2004; er- in flehendem Tonfall Beistand und schienen im November 2018 Hilfe erbittet, treffen im Rex tre- im Tonkünstler-Eigenlabel mendae erstmals alle Solisten auf den Chor; dieser an der Autodafé- Szene aus «Don Carlo» orientierte Abschnitt skizziert den don- nernden Chorbass-Gott in den Kontrabässen mit einem scharfen rhythmischen, abwärts schreitenden Motiv. Das Flehen um Gnade steht dazu in wunderbarem Kontrast, jedoch ohne jemals in Süßlichkeit abzugleiten.

Nach dem Recordare von Sopran und Mezzosopran ist das mu- sikalische Herzstück erreicht, das herrliche Ingemisco tamquam reus des Tenors, das am ehesten in die Nähe einer großen Opernarie kommt – ohne freilich eine solche zu sein. Zuletzt hat der Bass im Confutatis maledictis seinen profunden Auftritt, ebenso eine «große Arie», bevor erneut das Dies irae, schroff dreinfahrend, vom «Tag des Zornes» kündet. Das Lacrimosa, eingeleitet vom Mezzosopran mit einer schlichten Melodie, be- schließt in schwermütiger Stimmung das Jüngste Gericht und damit den größten Satz dieser Messa da Requiem.

Das Offertorium, in lieblichem As-Dur beginnend, ist den So- listen vorbehalten, die in unterschiedlicher Intensität für die Seelen der Verstorbenen bitten, wie etwa der Tenor mit seinem Solo Hostias et preces; das Quam olim Abrahae erinnert dann an die überstandenen Schrecken. Als große Chor-Doppelfuge ist das Sanctus angelegt. In krassem Gegensatz zu dieser poly- phonen Fülle steht das Agnus Dei: Streng, im alten Stil, bewegen sich die beiden Frauensoli im Oktavabstand dahin, schmucklos und archaisch, als Trauerprozession, die auch von Chor und Orchester nur sparsam begleitet wird. Das ewige Licht – Lux aeterna – wird beinahe schwerelos von den Violinen angestimmt, denen sich die drei tiefen Solostimmen einschmiegen, die, mit deutlicher Erinnerung an die Unabwendbarkeit des Schicksals, die Ewigkeit beschwören.

Das Libera me, jener Satz, den Verdi bereits für die «Messa per Rossini» einige Jahre zuvor konzipiert hatte, steht am Schluss. Der Solosopran beginnt hektisch, frei im Takt, ein Rezitativ, das sogleich vom Chor wiederholt wird. Daran schließt sich das angstvolle Bitten um Rettung vor der Verdammnis an, das die Sopranistin in einer Mischung aus gedrängter Hektik und großen Ausbrüchen vorträgt – bevor ein letztes Mal das Dies irae drein- schlägt. Die anschließende, aus dem nochmaligen Rezitativ sich aufbauende Chorfuge gipfelt in einer großen Stretta. Doch noch einmal tritt die Sopransolistin hervor und bittet, zart unterstützt vom Chor, ihr Libera me – «Befreie mich». Die abschließende Verklärung bleibt zugunsten einer angstvollen Zukunft aus: Der Agnostiker Verdi behält das letzte Wort. Markus Hennerfeind Der Autor lebt als Verlagsmitarbeiter, Musikwissenschaftler, Lektor und Redakteur für verschiedene Festivals und Veranstalter in Wien.

ENTSTEHUNG 1873/74 — URAUFFÜHRUNG am 22. Mai 1874 in Mailand unter der Leitung des Komponisten — VOM TONKÜNSTLER-ORCHESTER ZULETZT AUFGEFÜHRT im September 2013 in Grafenegg, Dirigent: Andrés Orozco-Estrada GIUSEPPE VERDI Messa da Requiem

Requiem aeternam CHOR UND SOLI Requiem aeternam dona eis, Domine, et lux perpetua luceat eis. Te decet hymnus, Deus, in Sion, et tibi reddetur votum in Jerusalem. Exaudi orationem meam, ad te omnis caro veniet. Kyrie eleison. Christe eleison.

Dies irae CHOR UND SOLI Dies irae, dies illa, solvet saeclum in favilla, teste David cum Sibylla! Quantus tremor est futurus, quando Judex est venturus cuncta stricte discussurus!

Tuba mirum spargens sonum per sepulchra regionum, coget omnes ante thronum. Mors stupebit, et natura, cum resurget creatura, judicanti responsura.

Liber scriptus proferetur, in quo totum continetur, unde mundus judicetur. Ewige Ruhe gib ihnen, Herr, und ewiges Licht leuchte ihnen. Dir gebührt Lobgesang, Gott, in Zion, und Anbetung soll dir werden in Jerusalem. Erhöre mein Gebet, Herr, zu dir kommt alles Fleisch. Herr, erbarme dich. Christus, erbarme dich.

Der Tag des Zorns, jener Tag wird die Welt in Asche auflösen, wie David und die Sibylle bezeugen. Was für ein Zittern wird sein, wenn der Richter kommen wird, um alles genau zu untersuchen!

Die Posaune wird – mit wunderbarem Ton die Gräber überall durchdringend – alle vor dem Thron zusammenrufen. Der Tod und die Natur werden erstarren, wenn die Geschöpfe auferstehen, um sich vor dem Richter zu verantworten.

Ein geschriebenes Buch wird herbei getragen werden, in welchem alles enthalten ist, wonach die Welt gerichtet werden soll. Judex ergo cum sedebit, quidquid latet apparebit, nil inultum remanebit.

Quid sum miser tunc dicturus? Quem patronum rogaturus? Cum vix justus sit securus? Rex tremendae majestatis, qui salvandos salvas gratis, salva me, fons pietatis.

Recordare, Jesu pie, quod sum causa tuae viae, ne me perdas illa die. Quaerens me, sedisti lassus, redemisti crucem passus; tantus labor non sit cassus. Juste judex ultionis, donum fac remissionis, ante diem rationis.

Ingemisco, tamquam reus, culpa rubet vultus meus; supplicanti parce Deus. Qui Mariam absolvisti et latronem exaudisti, mihi quoque spem dedisti. Preces meae non sunt dignae, sed tu bonus fac benigne, ne perenni cremer igne. Inter oves locum praesta, et ab haedis me sequestra, statuens in parte dextra. Wenn also der Richter sich setzen wird, wird sichtbar werden, was auch immer verborgen ist: Nichts wird unvergolten bleiben.

Was soll ich Elender dann sagen? Wen soll ich als Fürsprecher bitten, wenn der Gerechte kaum sicher sein wird? König von erschreckender Erhabenheit, der du den zur Rettung Bestimmten die Gnade des Heils gibst, rette mich, Quelle der Gnade.

Erinnere dich, gütiger Jesus, dass ich die Ursache deines Leidensweges bin, dass du mich nicht vernichtest an jenem Tage. Auf der Suche nach mir setztest du dich müde nieder, du hast mich erlöst, weil du am Kreuz gelitten hast: So große Pein darf nicht vergeblich sein. Richter, der du gerecht vergiltst, gib mir das Geschenk der Vergebung vor dem Tag der Rechenschaft.

Ich seufze auf wie ein Angeklagter, die Schuld errötet mein Gesicht: Verschone, Gott, den, der dich anfleht. Der du Maria freigesprochen und den Schächer erhört hast, du hast auch mir Hoffnung gegeben. Meine Bitten sind nicht würdig, aber du, Gütiger, lass Gnade walten, dass ich nicht im ewigen Feuer verbrenne. Gewähre mir einen Platz bei den Schafen, sondere mich ab von den Böcken, indem du mich auf die rechte Seite stellst. Confutatis maledictis, flammis acribus addictis, voca me cum benedictis. Oro supplex et acclinis, cor contritum quasi cinis; gere curam mei finis.

Lacrimosa dies illa, qua resurget ex favilla judicandus homo reus. Huic ergo parce, Deus, Pie Jesu Domine, dona eis requiem. Amen.

Offertorium SOLI Domine Jesu Christe, Rex gloriae. Libera animas omnium fidelium defunctorum de poenis inferni et de profundo lacu. Libera eas de ore leonis, Domine Jesu Christe, ne absorbeat eas Tartarus, ne cadant in obscurum. Sed signifer sanctus Michael repraesentet eas in lucem sanctam. Quam olim Abrahae promisisti et semini eius.

Hostias et preces tibi, Domine, laudis offerimus. Tu suscipe pro animabus illis, quarum hodie memoriam faciemus. Fac eas, Domine, de morte transire ad vitam. Quam olim Abrahae promisisti et semini eius. Wenn die Verdammten überführt und den peinigenden Flammen übergeben sind, dann rufe mich mit den Gesegneten. Ich bitte flehentlich und demütig, mein Herz ist zerknirscht wie Asche: Trage du die Sorge um mein Ende.

Tränenreich wird jener Tag sein, an dem der Mensch angeklagt zum Gericht aus der Asche auferstehen wird. Diesen verschone doch, Gott: Gütiger Herr Jesus, schenke ihnen Ruhe. Amen.

Herr Jesus Christus, König der Ehren, befreie die Seelen der Abgeschiedenen von den Strafen der Hölle und von dem tiefen Abgrund. Errette sie aus dem Rachen des Löwen, Herr Jesus Christus, dass die Hölle sie nicht verschlinge und sie nicht fallen in die Tiefe. Sondern das Banner des heiligen Michael begleite sie zum ewigen Lichte, wie du Abraham verheißen hast und seinen Nachkommen.

Opfer und Gebete bringen wir dir, Herr, lobsingend dar. Nimm sie gnädig an für jene Seelen, derer wir heute gedenken: Lass sie, o Herr, vom Tod zum Leben übergehen, wie du Abraham verheißen hast und seinen Nachkommen. Sanctus CHOR I UND CHOR II Sanctus, sanctus, sanctus Dominus, Deus Sabaoth! Pleni sunt coeli et terra gloria tua. Hosanna in excelsis! Benedictus, qui venit in nomine Domini.

Agnus Dei SOPRAN SOLO, MEZZOSOPRAN SOLO UND CHOR Agnus Dei, qui tollis peccata mundi, dona eis requiem. Agnus Dei, qui tollis peccata mundi, dona eis requiem sempiternam.

Lux aeterna MEZZOSOPRAN SOLO, TENOR SOLO UND BASS SOLO Lux aeterna luceat eis, Domine, cum Sanctis tuis in aeternum, quia pius es. Requiem aeternam dona eis, Domine, et lux perpetua luceat eis.

Libera me SOPRAN SOLO UND CHOR Libera me, Domine, de morte aeterna, in die illa tremenda, quando coeli movendi sunt et terra. Dum veneris judicare saeculum per ignem. Tremens factus sum ego et timeo, dum discussio venerit atque ventura ira. Dies irae, dies illa, calamitatis et miseriae, dies magna et amara valde. Requiem aeternam dona eis, Domine, et lux perpetua luceat eis. Heilig, heilig, heilig ist Gott, der Herr aller Mächte und Gewalten. Erfüllt sind Himmel und Erde von deiner Herrlichkeit! Hosanna in der Höhe! Gelobt sei, der kommt im Namen des Herrn.

Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünden der Welt, schenke ihnen Ruhe. Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünden der Welt, schenke ihnen ewige Ruhe.

Ewiges Licht leuchte ihnen, Herr, mit allen deinen Heiligen, denn du bist gütig. Ewige Ruhe gib ihnen, Herr, und ewiges Licht leuchte ihnen.

Befreie mich, Herr, vom ewigen Tod an jenem furchtbaren Tag, wenn erschüttert werden Himmel und Erde. Wenn du dann kommst, die Welt zu richten im Feuer. Zitternd muss ich stehen und in Ängsten, wenn die Rechenschaft naht und der drohende Zorn. Tag des Zornes, Tag der Schrecken, voll Weh und Jammer, bitter über alle Maßen. Ewige Ruhe gib ihnen, Herr, und ewiges Licht leuchte ihnen. Emily Magee Sopran © Johannes Ifkovits ©

Emily Magee wurde an der Indiana University von ausgebildet und gewann mehrere Gesangswettbewerbe. Ihr Debüt als Fiordiligi, als sie 1994 in Mozarts «Così fan tutte» an der Chicago Lyric einsprang, markierte ihren Durch- bruch. 1996 debütierte sie als Elsa in einer Neuproduktion des «» unter der Leitung von an der Berliner Staatsoper Unter den Linden, 1997 wurde sie dann als Eva («Die Meistersinger von Nürnberg») zu ihrem Debüt bei den Bayreuther Festspielen eingeladen. Ihre Karriere führte sie an- schließend an alle führenden Opernhäuser weltweit, darunter die Mailänder Scala, die Metropolitan Opera New York, das Royal Opera House in London und die Wiener Staatsoper. Emily Magee hat mit renommierten Dirigenten wie Semyon Bychkov, , Christoph von Dohnányi, Philipp Jordan, , , Kent Nagano, Sir Antonio Pappano, Sir , und Franz Welser-Möst gearbeitet.

Die Saison 19-20 begann für Emily Magee als Tosca und Mar- schallin («Der Rosenkavalier») an der Semperoper Dresden. Mit dem San Francisco Symphony sang sie im November 2019 die Sieglinde in konzertanten Aufführungen des 1. Aufzugs der «Walküre» unter der Leitung von Simone Young. Im April 2020 ist sie als Isolde im dritten Aufzug von «Tristan und Isolde» in einer konzertanten Aufführung mit dem Boston Symphony Orchestra unter Andris Nelsons zu erleben. Elena Zhidkova Mezzosopran © Jörn Kipping ©

Die aus St. Petersburg stammende Elena Zhidkova startete ihre Karriere mit einem ersten Festengagement an der Deutschen Oper Berlin, worauf bald schon zahlreiche internationale Gast- auftritte folgten. Am Teatro Real Madrid debütierte sie als Waltraute («Götterdämmerung») und als Brangäne («Tristan und Isolde»). Große Erfolge feierte sie als Judith in Bartóks «Herzog Blaubarts Burg» an der Mailänder Scala, beim Saito Kinen Festival unter , in der Barbican Hall London mit dem London Symphony Orchestra unter , wovon auch ein Live-Mitschnitt auf CD herausgegeben wurde, sowie am Mariinsky-Theater St. Petersburg – ein Auftritt, für den Elena Zhidkova mit dem russischen Theaterpreis «Goldene Maske» ausgezeichnet wurde. Als Fricka in «Der Ring des Nibelungen» war sie an der Deutschen Oper Berlin, am Grand Théâtre de Genève und am New National Theatre Tokio zu erleben.

An der Deutschen Oper Berlin sang sie Marie («Wozzeck»), als Kundry («Parsifal») trat sie in Lyon, Mannheim, Düsseldorf und an der Wiener Staatsoper auf, mit der Santuzza («Cavalleria rusticana») gastierte Elena Zhidkova an der Pariser Opéra Bastille. Große Erfolge feierte sie auch als Fremde Fürstin («»), Eboli («Don Carlo») und Ortrud («Lohengrin») an der Wiener Staatsoper. Mit ihrer Interpretation der Venus in der «Tannhäuser»-Neuproduktion bei den Bayreuther Festspielen 2019 errang sie internationale Aufmerksamkeit. Wookyung Kim Tenor © Wilfried Hösl ©

Der südkoreanische Tenor Wookyung Kim studierte an der Hanyang Universität seiner Heimatstadt Seoul Gesang. Er ge- wann zahlreiche Preise bei internationalen Gesangswettbewer- ben und gehörte von 2003 bis 2007 dem Solistenensemble der Semper oper Dresden an. An diesem Haus sang er wichtige Par- tien seines Fachs wie Tamino («Die Zauberflöte»), Don Ottavio («Don Giovanni»), Rodolfo («La Bohème»), Sänger («Der Rosen- kavalier»), Fenton («Falstaff»), Ismaele («Nabucco»), Macduff («Macbeth») und Cassio («Otello»). Seither führten ihn Gastauf- tritte auf die großen Bühnen von der Metropolitan Opera New York über die Mailänder Scala, das Royal Opera House in Lon- don, die Bayerische Staatsoper, die Deutsche Oper Berlin, das Teatro San Carlo in Neapel, die Oper Amsterdam und das New National Theatre Tokio. Sein Repertoire umfasst auch Partien wie Alfredo («La Traviata»), Riccardo («Un Ballo in maschera»), die Titelpartien in Gounods «Faust» und Verdis «Don Carlo», Don José («Carmen») und Erik («Der fliegende Holländer»).

Auf der Konzertbühne sang er die Tenorpartien in Verdis Messa da Requiem, Mozarts c-Moll-Messe, Rossinis Stabat mater und Puccinis Messa di gloria unter Dirigenten wie , und Helmuth Rilling. Wookyung Kim unterrichtet an der Musikhochschule Seoul. In der Saison 19-20 gastiert er unter anderem als Rodolfo und Erik an der Bayerischen Staats- oper und als Don José an der Hamburgischen Staatsoper. Yasushi Hirano Bass © Taro Morikawa Taro ©

Der japanische Bass Yasushi Hirano studierte an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien und ergänzte seine Aus- bildung unter anderem bei Rotraud Hansmann und Robert Holl. Ersten Auftritten schloss sich rasch ein Festengagement an die Volksoper Wien an, wo er seit der Spielzeit 08-09 Ensemblemit- glied ist. Im Rahmen der styriarte Graz sang er unter 2008 La voce in Mozarts «Idomeneo» und 2011 Micha in Smetanas «Die verkaufte Braut». 2010 debütierte er in seiner Heimatstadt am New National Theatre Tokio als Geister- bote («Die Frau ohne Schatten»); 2012 kehrte er als Leporello («Don Giovanni») und 2013 als Il Re («Aida») dorthin zurück. An der Volksoper Wien war er in einer Vielzahl an Partien zu erleben, etwa als Figaro («Le Nozze di Figaro»), Colline («La Bohème»), Alidoro («La Cenerentola»), Sparafucile («Rigoletto»), Zuniga («Carmen»), Sprecher («Die Zauberflöte»), General Lefort («Zar und Zimmermann»), Timur und Mandarin («Turandot») und Ferrando «(Il Trovatore»). Gastauftritte führen den Sänger zu bedeutenden Festivals und Konzerten in Europa und Japan.

In der Spielzeit 19-20 singt er an der Volksoper seinen ersten Sarastro sowie in konzertanten Aufführungen von «Die Frau ohne Schatten» den Geisterboten unter Vladimir Jurowski in Berlin und Bukarest, geht mit dem Strauss Festival Orchester Wien unter Peter Guth auf Japan-Tournee und interpretiert in Brahms’ «Ein deutsches Requiem». Wiener Singverein © Singverein ©

Der Chor der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien zählt zu den besten Konzertchören der Welt. 1858 als Zweigverein der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien gegründet, wurden vom Singverein zentrale Werke des Chorrepertoires uraufgeführt, darunter «Ein deutsches Requiem» von Brahms, Verdis «Ave Maria», Bruckners «», Mahlers achte Symphonie und Franz Schmidts «Buch mit sieben Siegeln». Mit Johannes Prinz, seit 1991 Chordirektor, ging der Wiener Singverein ins 21. Jahrhundert. Regelmäßig arbeitet er mit Dirigenten wie Alain Altinoglu, Daniel Barenboim, , Semyon Bychkov, Riccardo Chailly, , Valery Gergiev, , Zubin Mehta, Cornelius Meister, Riccardo Muti, Andris Nelsons, Andrés Orozco-Estrada, Sir Simon Rattle, Christian Thielemann und Franz Welser-Möst zusammen. Inter- national beachtete Aufnahmen entstanden mit Mahlers zweiter und dritter Symphonie unter . 2013 erschien der Livemitschnitt des Jubiläumskonzerts zum 200. Geburtstag der Gesellschaft der Musikfreunde mit Händels «Alexanderfest» unter Nikolaus Harnoncourt.

Künstlerisch ist der Singverein im Wiener Musikverein zuhause. Regelmäßig wird der Wiener Singverein zu internationalen Gastauftritten eingeladen. In der Saison 19-20 bestreitet der Chor eine Tournee nach Luxemburg und Paris und konzertiert in Utrecht. Johannes Prinz Choreinstudierung © Studio Wilke ©

Johannes Prinz, 1958 in Wolfsberg, Kärnten, geboren, kam in einem musisch geprägten Elternhaus schon früh mit der Musik in Berührung. Im Alter von neun Jahren wurde er Mitglied der Wiener Sängerknaben. Bei Erwin Ortner besuchte er zahlreiche Chorleiterkurse. Seine Ausbildung absolvierte Johannes Prinz an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Er schloss die Studien der Musik- und Instrumentalmusikerziehung und die Ausbildung zum Gesangslehrer mit Auszeichnung ab. Zusätzlich studierte er hier Dirigieren bei Karl Österreicher.

Von 1982 bis 1992 leitete Prinz den Chor der Wiener Wirt- schaftsuniversität. Von 1988 bis 1995 übernahm er zusätzlich die Leitung des Kammerchors der Wiener Musikuniversität und von 1995 bis 2007 jene des Wiener Kammerchors. Die Gesell- schaft der Musikfreunde in Wien verpflichtete Johannes Prinz 1991 als Chordirektor des Wiener Singvereins. Als Gast über- nahm Johannes Prinz Choreinstudierungen beispielsweise beim Bayerischen Rundfunkchor, beim Berliner Rundfunkchor, beim Rias-Kammerchor und bei der Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor. In den vergangenen Jahren profilierte sich Johannes Prinz auch als Orchesterdirigent. 1985 erhielt Prinz einen Lehrauftrag an der Wiener Musikuniversität. Seit 2000 ist er Professor für Chorleitung an der Kunstuniversität Graz. Er leitet internationale Chorleiterkurse und Masterclasses und ist Jurymitglied bedeutender Chorwettbewerbe. Yutaka Sado Dirigent © Masahiko Takeda Masahiko ©

Yutaka Sado, in Kyoto geboren, gilt als einer der bedeutendsten japanischen Dirigenten unserer Zeit. Chefdirigent des Tonkünstler- Orchesters Niederösterreich ist er seit der Saison 15-16. Ob Berliner Philharmoniker, Konzerthausorchester Berlin, London Symphony Orchestra, Bayerisches Staatsorchester, die Symphonie orchester von BR, NDR, SWR und WDR, Sächsische Staatskapelle Dresden, Gewandhaus orchester Leipzig, Mahler Chamber Orchestra, Orchestre de Paris oder Santa Cecilia Rom: Die Liste der führenden Orchester, die Yutaka Sado diri- giert hat und wieder dirigieren wird, ist beeindruckend. Seine Karriere entwickelte sich außerhalb Japans zunächst vor allem in Frankreich, wo er 1993 Chef des Orchestre Lamoureux Paris wurde. Yutaka Sado gewann nach mehrjährigen Assistenzen bei Leonard Bernstein und Seiji Ozawa wichtige Dirigier-Preise wie 1989 den Grand Prix des 39. «Concours international de jeunes chefs d'orchestre» in Besançon und 1995 den Grand Prix der Leonard Bernstein Jerusalem International Music Competition. Seine enge Verbundenheit zu Bernstein führte ihn als Conduc- tor in Residence auch zum Pacific Music Festival in Sapporo.

Yutaka Sados Bekanntheitsgrad in Japan ist enorm, nicht zu- letzt dank einer TV-Sendung, in der er als Dirigent und Modera- tor Interessierten die Welt der klassischen Musik näherbrachte. Seit 2005 ist Sado Künstlerischer Direktor des Hyogo Perfor- ming Arts Center (PAC) und Chefdirigent des PAC-Orchesters. Tonkünstler-Orchester Niederösterreich

KONZERTMEISTER/IN Lieke te Winkel, Kirill Maximov**, Alexander Gheorghiu, Vahid Khadem-Missagh 1. VIOLINE Gyula Szép, Alois Wilflinger, Susanne Masetti, Gerhard Fechner, Martha Wagner, Ines Miklin, Xuan Ni, Teodora Sorokow, Maria Fomina, Sophie Gansch, Sophie Kolarz-Löschberger, Yaromyr Babskyy, Maria Stieger, Aleksandra Bucholc, Elisabeth Gansch 2. VIOLINE Julia Mann, Natalia Sagmeister, Peter Erhart, Kora Lemberg, Liselotte Murawatz, Dora Huber, Gerald Hinterndorfer, Judith Steiner, Isabelle Reinisch, Yuka Bartosch-Murakami, Noriko Takenaka, Evelina Ivanova-Peham, Stephanie Grandpierre, Veronika Wincor, Angelika Wimmer VIOLA Gertrude Rossbacher*, Nikita Gerkusov**, Herbert Suchy, Martin Fuchs, Christian Knava, Robert Stiegler, Peter Ritter, Susanne Stockhammer, Stefan Sinko, Andreas Winkler, Victoria Fónyad-Joó, Terez Brandl, Christina Hecher VIOLONCELLO Georgy Goryunov*, Martin Först, Ursula Erhart-Schwertmann, Martin Dimov, Thomas Grandpierre, Sebastian Dozler, Iris-Meongwon Cho, Ion Storojenko KONTRABASS Michael Seifried, Ern˝o Rácz, Bernhard Binder, Mathias Kawka-Rona, Johannes Knauer, Simon Pennetzdorfer, Lukas Palfy-Ströcker, Tivadar Mohácsi FLÖTE Walter Schober, Ting-Wei Chen, Heidrun Lanzendörfer, Birgit Fluch- Latini OBOE Barbara Ritter, Andreas Gschmeidler, Johannes Strassl, Theresia Melichar KLARINETTE Helmut Wiener, Christoph Moser, Kurt Franz Schmid, Stefan Vohla FAGOTT Gottfried Pokorny, Andor Csonka, Christian Karácsonyi, Barbara Loewe HORN Christoph Peham, Jonas Rudner, Sebastian Kolarz-Löschberger, Markus Hartner, Franz Pickl, Michel Gasciarino TROMPETE Thomas Lachtner, Thomas Bachmair, Helmut Demmer, Josef Bammer POSAUNE Andreas Eitzinger, Gabriel Antão, Erik Hainzl, Wolfgang Gastager TUBA Michael Pircher HARFE Silvia Radobersky PAUKE Gunter Benedikt, Margit Schoberleitner SCHLAGWERK Bence Kulcsár, Joachim Murnig

Instrumente zur Verfügung gestellt von der *Dkfm. Angelika Prokopp Privatstiftung: Viola Giovanni Rota, 1809 Violoncello Joannes Florenus Guidantus, 1720 **Oesterreichischen Nationalbank: Violine Antonio Stradivari, Cremona 1716, ex Baron Oppenheim Viola Giovanni Paolo Maggini, Brescia, frühes 17. Jahrhundert

GESCHÄFTSFÜHRUNG Frank Druschel, Johannes Sterkl, Barbara Sorgner (Assistenz) ORCHESTER- UND BETRIEBSBÜRO Samo Lampichler, Julia Eder, Roswitha Wallisch-Gepart, Irmtraud Madl (Orchesterinspektion) DRAMATURGIE UND PRESSE Ute van der Sanden MARKETING Edith Schweitzer, Viktoria Bauer MUSIKVERMITTLUNG Lena Jaeger, Fateme Beytollahi NOTEN- BIBLIOTHEK Nikolaus Blach, Heidi Abel, Wilfried Edlinger ORCHESTER- LOGISTIK Emil Zitarevic, Nenad Djordjevic, Christian Pehatschek VERKAUF UND SERVICE Sandra Kritzinger, Pia Aigner, Sabine Bacher, Szilvia Csóka, Inga Freuis, Judith Günther, Romana Köstler, Florian Kritsch, Karin Lissinna, Gerald Mair, Elena Martín Lobera, Doris Moutesidis, Julia Nendzig, Sebastian Schmid, Julia Wagentristl, Tamara Wied Tonkünstler-Orchester Niederösterreich Chefdirigent Yutaka Sado © Werner Kmetitsch Werner © © Johannes Brunnbauer ©

Das Tonkünstler-Orchester mit seinen Residenzen im Musik- verein Wien, im Festspielhaus St. Pölten und in Grafenegg ist einer der größten und wichtigsten musikalischen Botschafter Österreichs. Eine mittlerweile 70-jährige Tradition verbindet das Orchester mit den Sonntagnachmittags-Konzerten im Wiener Musikverein. Das Festspielhaus St. Pölten wurde von den Ton- künstlern im Jahr 1997 eröffnet; in Grafenegg konzertieren sie unter anderem als Festival-Orchester. Den Kernbereich der künst- lerischen Arbeit bildet das traditionelle Orchesterrepertoire von der Klassik über die Romantik bis zur Musik des 20. Jahrhun- derts. Alternative Programmwege der Tonkünstler werden von Musizierenden, Publikum und Presse gleichermaßen geschätzt.

Musikerpersönlichkeiten wie Walter Weller, Heinz Wallberg, Miltiades Caridis, Fabio Luisi, Kristjan Järvi und Andrés Orozco- Estrada waren Chefdirigenten des Orchesters. Seit der Saison 15-16 wird es von Yutaka Sado geleitet. Tourneen führten die Tonkünstler in den vergangenen Jahren unter anderem nach Großbritannien, Deutschland, Tschechien, Japan und ins Baltikum. Zahlreiche CD-Aufnahmen spiegeln das vielseitige künstlerische Profil des Orchesters wider. Im 2016 gegründeten Eigenlabel er- scheinen bis zu vier CDs pro Jahr als Studioproduktionen und als Live-Mitschnitte, zumeist aus dem Musikverein Wien.

Ausführliche Orchesterbiografie: tonkuenstler.at FEST/SPIEL/HAUS/ Tipps / Festspielhaus St. Pölten ST/POELTEN/ 11 MAERZ 2020 DIE ROSE Im Rhythmus des Frühlings VON STAMBUL www.festspielhaus.at PETER ERSKINE ON DRUMS . CHORUS SINE NOMINE . ALMA: TONKÜNSTLER-ORCHESTER KAIROS

Musik/Jazz Die direkte Wirkung von Musik/Vokal Anstoß, Aufruf, Aufleh- Rhythmen auf den menschlichen Kör- nung: In KAIROS dreht sich alles um per ist garantiert, wenn Peter Erskine, den richtigen Augenblick und – um einer der weltweit führenden Perkus- Sie! Mit Eigenkompositionen und sionisten und ehemaliges Mitglied der Werken von Richard Strauss bis legendären Jazz-Fusion-Band Weather Samuel Barber motivieren Chorus Report, zu spielen beginnt. Diesen sine nomine und das zeitgenössische besonderen Plugged-In-Abend Volksmusik-Ensemble ALMA ihr Pub- unter der Leitung von Chefdirigent likum auf unkonventionelle Weise zur Yutaka Sado vervollkommnen zwei Selbstbestimmung. Das ist durchaus Uraufführungen von Werken junger wörtlich zu verstehen: Denn als Teil zeitgenössischer Jazzkomponisten. dieser außergewöhnlichen musika- Gekrönt wird das Programm mit den lischen Performance gestalten Sie Symphonischen Tänzen aus Leonard das Konzert aktiv mit und bestimmen Bernsteins West Side Story. sogar dessen Anfang und Ende.

Mittwoch, 26. Februar 2020 Sonntag, 15. März 2020 GASTSPIEL 19.30 Uhr, Großer Saal 18.00 Uhr, Großer Saal

Karten EUR 42, 38, 33, 26, 12 Karten EUR 39, 35, 30, 24, 12 Ermäßigung: - 50 % für alle unter 26 Ermäßigung: - 50 % für alle unter 26 Lukas Beck © Festspielhaus St. Pölten / Vorschau

Februar 2020 fr 21 19.30 Uhr Yaron Herman Großer Saal Musik/Jazz

so 23 11.00 Uhr Zusatzvorstellung Bühne De Dansers . plan d- Rost Tanz für Kinder ab 7 Jahren

so 23 16.00 Uhr De Dansers . plan d- Rost Bühne Tanz für Kinder ab 7 Jahren (Ausverkauft)

mi 26 19.30 Uhr Peter Erskine on Drums . Tonkünstler-Orchester Großer Saal Musik/Jazz

März 2020 mo 09 19.30 Uhr Tonkünstler-Orchester Beethoven/Deutsch/Franck Großer Saal Musik/Klassik

mi 11 18.00 Uhr Die Rose von Stambul Gastspiel Bühne Baden Großer Saal Operette

so 15 18.00 Uhr Chorus sine nomine . ALMA KAIROS Großer Saal Musik/Vokal

mo 16 17.00 Uhr Programmpräsentation Tonkünstler-Orchester Kleiner Saal Saison 2020/2021

mo 16 19.30 Uhr Tonkünstler-Orchester Tschaikowski/Sibelius Langeweile Großer Saal Musik/Klassik

sa 21 19.30 Uhr Schwanensee Martin Schläpfer . Ballett am Rhein . gehört sich nicht. so 22 16.00 Uhr Tonkünstler-Orchester Großer Saal Tanz/Zeitgenössisches Ballett (nur noch Stehplätze)

fr 27 16.00 Uhr Wolf oder Rotkäppchens Entscheidung aus dem Kleiner Saal Bauch heraus Theater/Live-Musik für Kinder ab 6 Jahren

fr 27 19.30 Uhr Volkskultur Österreich Europa hören! Großer Saal Musik/Volksmusik

sa 28 19.30 Uhr Angélique Kidjo . Gast Waltzing . Tonkünstler Großer Saal Musik/Afropop Die wahren Abenteuer sind im Club.

IMPRESSUM Herausgeber Niederösterreichische Kulturszene Betriebs GmbH, Kulturbe­ ­zirk 2, 3100 St. Pölten, Der Ö1 Club bietet mehr als 20.000 Kultur­ T: +43(0)2742/90 80 80, F: +43(0)2742/90 80 81, www.festspielhaus.at. Für den Inhalt verantwortlich Thomas Gludovatz, Johannes Sterkl. Künstlerische Leiterin Brigitte Fürle. Musikkuratorin Constanze Eiselt. Koordination veranstaltungen jährlich zum ermäßigten Preis. Gülcan Simsek. Redaktion Kern Markus Hennerfeind, Ute van der Sanden. Redaktion Umschlag Stephanie Serles. Gestaltung Kern parole, München. Produktion Walla Druck Wien. Termin-, Programm- und Besetzungsänderungen Mehr zu Ihren Ö1 Club­Vorteilen: oe1.ORF.at ­vorbehalten. Fotografieren, Ton- und Videoaufzeichnungen nicht gestattet. Preis des Programmheftes: EUR 2,70

oe1_club_115x190 18 .indd 1 29.08.18 09:38 Langeweile gehört sich nicht.

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oe1_club_115x190 18 .indd 1 29.08.18 09:38 Karten & Information +43 (0) 2742/90 80 80 600 [email protected] www.festspielhaus.at