Geschwindigkeitserhöhung Oberwesterwaldbahn „Limburg – Altenkirchen – Au (Sieg)“ im Rahmen des Rheinland – Pfalz – Taktes 2015 Strecken 3730 und 3032

Unterlage 13.3

FFH-Verträglichkeitsprüfung (Vorprüfung) Vogelschutzgebiet „“ (5312-401)

Im Alten Forstamt Fritz-Henkel-Straße 22 56579 Rengsdorf Geschwindigkeitserhöhung Oberwesterwaldbahn Limburg–Altenkirchen–Au (Sieg) Strecken 3730 und 3032 Unterlage 12.3 - VSG-Vorprüfung

Impressum

Auftraggeber:

DB Netz AG Regionalbereich Mitte, Im Galluspark 21 60326

Auftragnehmer:

Im Alten Forstamt Fritz-Henkel-Straße 22 56579 Rengsdorf Tel. 02634 – 1414 Fax 02634 – 1622 Email: [email protected]

Projektleitung: Dr. Karin Kübler, Geschäftsführerin Inhaltliche Bearbeitung: Joachim Bender, Dipl. Geograf

Rengsdorf, August 2017 Dr. Karin Kübler

N:\DB\DB-Oberwesterwaldbahn 3730 3032\FFH\VSG_Vorprüfung_Westerwald.docx

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1 Anlass und Aufgabenstellung Im Rahmen des Projektes Geschwindigkeitserhöhung Oberwesterwaldbahn zwischen Limburg – Altenkirchen – Au (Sieg) soll die Geschwindigkeit der überwiegend eingleisigen, nicht elektrifizierten Regionalstrecke 3730 und 3032 auf einer Gesamtlänge von 74 km von derzeit 60 km/h auf 80 km/h erhöht werden. Dazu sind in den drei betroffenen Landkreisen mehrere, bauliche Maßnahmen geplant:  Ausbau der technischen Sicherungsanlagen an Bahnübergängen (beispielsweise Errichtung von Lichtsignalen, Schranken, Ausbau der Fahrwege zur Ermöglichung von Begegnungsverkehr)  Aufhebung von Bahnübergängen (Rückbau der Fahrbahn und der technischen Sicherungen, gegebenenfalls Errichtung oder Ertüchtigung von Umfahrungswegen)  Verschwenkung der Gleise zur Aufweitung der Kurvenradien  Anpassung der Überhöhung in Kurven zur Steigerung der Schräglage fahrender Züge  Neubau von Kabelkanälen  Hangsicherung zwischen Bahnkilometer 49,5 und 49,7 der Strecke 3730 bei durch technische Sicherungsanlagen, wie Netzverhängungen und Zäune  Neubau des Außenbahnsteigs am Bahnhof Hadamar Das Vogelschutzgebiet „Westerwald“ (5312-401) wird im Bereich des Landkreises Wester- wald von der Sicherung und Umstrukturierung von Bahnübergängen (BÜ) und von Umtrassierungen tangiert. Dies betrifft Bereiche zwischen Hachenburg / und sowie zwischen und . Generell erhöht sich auch innerhalb des Vogelschutzgebietes die Geschwindigkeit von 60 km/h auf 80 km/h. Das Institut für Umweltplanung Dr. Kübler GmbH als externes Gutachterbüro wurde mit der Erstellung einer FFH-Vorprüfung beauftragt. 2 Beschreibung des Schutzgebietes und seiner Erhaltungsziele

2.1 Allgemeine Beschreibung des Schutzgebietes1 Strukturreiches Mittelgebirge mit Nass- und Feuchtwiesen, Wiesen mittlerer Standorte sowie Feuchtwiesenbrachen, Säumen, Feldgehölzen, ausgedehnten Wäldern, z. T. Niederwäldern, Steinbrüchen, Tongruben und Bächen. Landesweit eines der wichtigsten Brutvorkommen von Schwarzstorch, Rotmilan, Uhu und Rauhfußkauz und das wichtigste für Neuntöter, Haselhuhn, Wiesenpieper und Braunkehlchen. Ein Bewirtschaftungsplan für das Vogelschutzgebiet liegt noch nicht vor.

1 http://www.naturschutz.rlp.de

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2.2 Fläche und Schutzstatus Das Vogelschutzgebiet umfasst eine Fläche von 28.980 ha. Folgende Schutzgebiete sind im Vogelschutzgebiet enthalten:

 5113-302 FFH Giebelwald  5212-302 FFH Sieg  5212-303 FFH Nistertal und Kroppacher Schweiz  5213-301 FFH Wälder am Hohenseelbachkopf  5312-301 FFH Unterwesterwald bei Herschbach  5314-303 FFH NSG Krombachtalsperre  5314-304 FFH Feuchtgebiete und Heiden des Hohen Westerwaldes  5412-301 FFH Westerwälder Seenplatte  5413-301 FFH Westerwälder Kuppenland  5511-302 FFH Brexbach- und Saynbachtal  LSG Wildenburgisches Land  LSG Westerwälder Seenplatte  LSG Secker Weiher – Wiesensee  LSG Krombachtalsperre  LSG Elbergrund, Elbbachtal und Sieghöhen bei Durwittgen  NSG Seebachtal  NSG Hasenwiese  NSG Steinbruch Hasselichskopf  NSG Moorwiese bei Voßwinkel  NSG Holzbachtal  NSG Steinbruch am Breiten Berg  NSG Graureiher-Kolonie  NSG Galgenkopf  NSG Hartenberg/Steincheswiese  NSG Biggequellgebiet  NSG Schimmelsbachtal  NSG Tongrube Beckershaid  NSG Holzbachdurchbruch  NSG Wacholderheide  NSG Schimmerich  NSG Nisteraue  NSG Mahlscheid  NSG Eisenbachwiesen  NSG Im Geraum  NSG Breitenbachtalsperre  NSG Fuchskaute  NSG Im Kumpf  NSG Brinkenweiher  NSG Wölferlinger Weiher  NSG Krombachtalsperre

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2.3 Erhaltungsziele2 Erhaltung oder Wiederherstellung  der natürlichen Gewässer- und Uferzonendynamik, ihrer typischen Lebensräume und -gemeinschaften sowie der Gewässerqualität,  von Laubwald, Mischwald und Grünland unterschiedlicher Nutzungsintensitäten.

2.4 Zielarten der Vogelschutzrichtlinie3  Bekassine (Gallinago gallinago)  Braunkehlchen (Saxicola rubetra)  Eisvogel (Alcedo atthis)  Grauspecht (Picus canus)  Haselhuhn (Tetrastes bonasia)  Mittelspecht (Dendrocopos medius)  Neuntöter (Lanius collurio)  Raubwürger (Lanius excubitor)  Raufußkauz (Aegolius funereus)  Rotmilan (Milvus milvus)  Schwarzmilan (Milvus migrans)  Schwarzspecht (Dryocopus martius)  Schwarzstorch (Ciconia nigra)  Uhu (Bubo bubo)  Wachtelkönig (Crex crex)  Wasserralle (Rallus aquaticus)  Wespenbussard (Pernis apivorus)  Wiesenpieper (Anthus pratensis)

2 Landesverordnung über die Erhaltungsziele in den Natura 2000-Gebieten, vom 18. Juli 2005 3 http://www.naturschutz.rlp.de

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3 Beschreibung des Vorhabens sowie der relevanten Wirkfaktoren

3.1 Ausgangssituation Im Rahmen des Projektes Geschwindigkeitserhöhung Oberwesterwaldbahn soll die Geschwindigkeit der überwiegend eingleisigen, nicht elektrifizierten Regionalstrecke 3730 von derzeit 60 km/h auf 80 km/h erhöht werden. Betroffene Abschnitte des Vogelschutzgebietes befinden sich zwischen Hachenburg / Nister und Nistertal sowie zwischen Rotenhain und Langenhahn. Die Maßnahmen umfassen überwiegend Umtrassierungen durch Überhöhungen, bei denen außerhalb des Oberbaus keine Bauarbeiten erforderlich sind. Bei größeren Verschwen- kungen können auch Böschungsanpassungen, die über den Oberbau hinaus reichen, erforderlich werden. Folgende Umtrassierungen befinden sich am Rande (außerhalb) des VSG:  Verschwenkung (um ca. 30 cm) südlich von Nister zwischen km 49,214 und km 49,843  Umtrassierung und Hangsicherung zwischen km 49,5 bis 49,7 Dabei wird die Neugestaltung von Böschungen in einem Einschnittbereich in Verbindung mit einer Hangsicherung notwendig. Neben den Umtrassierungen ist der Rückbau des Bahnübergangs (BÜ) bei Km 44,651 erforderlich. Dabei handelt es sich um eine kurzfristige, punktuelle Maßnahmen in Siedlungsnähe, ebenfalls am Rande (außerhalb) des VSG:

3.2 Wirkfaktoren Baubedingte Wirkfaktoren Baubedingte Wirkfaktoren sind auf den jeweiligen Bauzeitraum beschränkt. Die jeweiligen Bauzeiträume für die Einzelmaßnahmen an den BÜ bzw. an den Maßnahmenabschnitten umfassen wenige Tage bis einige Wochen. Sie sind aufgrund notwendiger Sperrzeiten jeweils auf die Ferienzeiten (Oster-, Sommer-, Herbstferien) beschränkt. Die Baustelleneinrichtung erfolgt im unmittelbaren Umfeld der BÜ, hier sind vorübergehend Stellflächen straßen- oder bahnbegleitend einzurichten. Bauzeitlich ist mit Geräuschemis- sionen durch Baumaschinen und mit Bewegungsunruhe zu rechnen. Die Zuwegung erfolgt über das vorhandene Straßennetz. Für die Verschwenkung sind baubedingt keine Gehölzrückschnitte erforderlich. Die Umtras- sierung in Verbindung mit der Hangsicherung kann den bauzeitlichen Rückschnitt einiger Gehölze erfordern, eine Versiegelung oder anderweitige dauerhafte Inanspruchnahme von Flächen findet nicht statt. Bei den Maßnahmen am Oberbau, einschließlich derer mit Unterbaumaßnahmen, kommt es im Zuge der Stopfarbeiten kurzfristig zu hohen Lärmemissionen. Diese Maßnahmen finden am Rande des Vogelschutzgebietes jedoch außerhalb der Brutzeit (ab Mitte Juni) statt.

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Anlagebedingte Wirkfaktoren In der Ortslage der Gemeinde Korb wird der BÜ 44,651 zurück gebaut, dazu werden 32 m² Grünland mit wassergebundener Decke ausgestattet und damit teilversiegelt. Gleichzeitig werden 22 m² bestehender Asphalt- und 330 m² bestehender Schotterfläche entsiegelt. Die Bauzeit beträgt voraussichtlich einige Wochen. Zwischen Hachenburg und Nister sind am südwestlichen Rand der VSG-Teilfläche zwischen km 49,214 und km 49,550 eine Hangsicherung und eine Umtrassierung (Verschwenkung um ca. 30 cm) geplant. Dabei wird die Neugestaltung von Böschungen in einem Einschnitt- bereich in Verbindung mit einer Hangsicherung notwendig. Die Bauzeit beträgt voraus- sichtlich mehrere Wochen. Die Maßnahmen befinden sich knapp außerhalb des Vogelschutzgebietes.

Betriebsbedingte Wirkfaktoren Aufgrund der höheren Geschwindigkeit kommt es zu einer erhöhten Lärmbelastung, die jedoch mit der Entfernung von der Lärmquelle nachlässt. Durch die Erhöhung der Geschwindigkeit kann es zu einem erhöhten Kollisionsrisiko für die Bahnlinien querende Vogelarten kommen. Durch die erhöhte Geschwindigkeit kommt es zu stärkerer Sogwirkung und Wirbelbildung im unmittelbaren Bereich des Gleiskörpers.

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4 Prognose möglicher Beeinträchtigungen der Erhaltungsziele durch das Vorhaben

4.1 Beeinträchtigung von Zielarten der Vogelschutzrichtlinie Baubedingte Beeinträchtigungen Bauzeitliche Geräuschemissionen durch den Baubetrieb und Oberbauarbeiten können in ihrer Lärmbelastung punktuell erheblich sein. Durch die Beschränkung der Baumaßnahmen auf einen Zeitraum außerhalb der Brutzeit (ab Mitte Juli) können erhebliche Beein- trächtigungen der o.g. Zielarten (vgl. 2.4) vermieden werden.

Schwarzstorch Am 27.03.2011 wurden von Bernd Beyer zwei Schwarzstörche in großer Höhe kreisend bei der Ortschaft Nister beobachtet4. Ulrich Braun beobachtete am 11.08.2013 um 11.15 Uhr „acht kreisende Schwarzstörche südwestlich von Nister; um 16.15 Uhr kreisten 6 Schwarzstörche nördlich von Nister von Osten kommend“. 5 Auf email-Anfrage vom 18.12.2013 an die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Westerwald wurden keine relevanten Art- bzw. Vogelvorkommen im näheren Umfeld der Bahnstrecke bzw. der betroffenen Maßnahmenabschnitte gemeldet (telefonische Auskunft von Herr Buchstäber). Laut Information von Herrn Joachim Kuchinke (Regionaler Schwarzstorch-Beauftragter für den geografischen Westerwald im Auftrag der Vogelschutzwarte Frankfurt /M) brütet der Schwarzstorch im Umkreis von ca. 3 km (Telefonat vom 25.07.2014). Bei einer Distanz von ca. 3 km zum Brutplatz ist nicht mit Auswirkungen der geplanten Arbeiten auf das Brutrevier auszugehen. Allerdings stellt der Bereich der Nister zwischen Hachenburg und dem Ort Nister einen wichtiges Nahrungshabitat dar. Insbesondere während der Jungenaufzucht von Anfang Juli bis Mitte August (JANNSSEN et al. 2004) bzw. auch bei Nahrungsflügen im Familienverband bis zum Wegzug im September finden zahlreiche Flüge in diesem Bereich statt. Beeinträchtigungen in dieser Zeit sind daher weitestgehend zu vermeiden. Lärmintensive Baumaßnahmen (z.B. Stopfen, Bohrarbeiten Hangsicherung) sind in der sehr empfindlichen Phase der ersten Wochen nach der Ankunft der Vögel im Brutgebiet (März / April) und während der Jungenaufzucht (Anfang Juli bis Mitte August) zu vermeiden.

Gehölzrückschnitte können baubedingt in geringem Umfang erforderlich werden, die Gehölze können sich jedoch regenerieren. Erhebliche Beeinträchtigungen der Erhaltungs- ziele oder von Zielarten sind nicht zu erwarten. Die Maßnahmen finden zudem außerhalb des VSG statt.

4 Quelle: http://www.artenfinder.rlp.de, Eintrag von Jürgen Dietz gemäß email-Mitteilung von Bernd Beyer 5 Quelle: http://www.artenfinder.rlp.de, Eintrag von Ulrich Braun

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Anlagebedingte Beeinträchtigungen Die Bahnlinie als solche besteht bereits. Erhebliche oder nachhaltige zusätzliche Beein- trächtigungen durch die Hangsicherung, Umtrassierungen oder den Umbau von Bahnüber- gängen entstehen nicht.

Betriebsbedingte Beeinträchtigungen Die Erhöhung der Geschwindigkeit führt zu einer geringfügigen Erhöhung der Lärm- belastung auch an Streckenabschnitten innerhalb des VSG. Da die Taktung der Zugfahrten nicht erhöht wird, ist bei einer Frequenz von 2-4 Zügen pro Stunde und Richtung nicht von erheblichen Beeinträchtigungen auszugehen. Nachtfahrten werden bis dato nicht durchgeführt und sind im normalen Betriebsprogramm nicht geplant, so dass in der Zeit von 22:00 bis 5:00 planmäßig Betriebsruhe herrscht. Auch hinsichtlich eines erhöhten Kollisionsrisikos für Vogelarten wird bei der geringen Taktung und der moderaten Erhöhung der Geschwindigkeit nicht von einem erhöhten Risiko ausgegangen. Folgende Planfeststellungsbeschlüsse untermauern die o.g. Aussagen: Planfeststellungsbeschluss für das Bauvorhaben ABS Berlin – Rostock … Die Anhebung der Streckengeschwindigkeit von derzeit 120 km/h auf dann 160 km/h wird zu keiner qualitativen Erhöhung des schon bestehenden Kollisionsrisikos („Vogelschlag“) führen. … Die Gefährdungssituation für die Prädatoren (Aasfresser) wie Rotmilan und Habicht wird sich nicht wesentlich verschärfen. Es wird davon ausgegangen, dass sich das wildtierkollisionsbedingte Aasaufkommen von Reh, Rothirsch oder Fuchs nicht spürbar erhöhen wird (S. 63 f). Planfeststellungsbeschluss für das Bauvorhaben ABS Berlin – Rostock Das bestehende Kollisionsrisiko für die Avifauna wird als Vorbelastung eingestuft. Besonders betroffen sind Brutvogelarten, die beiderseits der Trasse geeignete Lebensräume finden und daher regelmäßig die Trassenseite wechseln sowie Aasfresser, für die die Strecke eine erhöhte Anziehungskraft besitzt. Im besonderen Maße sind unerfahrene Jungvögel dem Kollisionsrisiko ausgesetzt. … Hinsichtlich der Brutvogelvorkommen gefährdeter Vogelarten ist für die Hecken- und Wiesenbrüter auf Grund der Biotopstrukturen von einem regelmäßigen Wechseln im Trassenbereich auszugehen. Somit besteht bereits derzeit entlang der Bahnstrecke ein Kollisionsrisiko für diese Vogelarten. Es ist davon auszugehen, dass diese Arten in der Regel bereits bei der derzeit gefahrenen Geschwindigkeit von 120 km/h im Überflug kaum aktiv ausweichen können, so dass sich für sie keine erhebliche Steigerung des Kollisionsrisikos bei einer Erhöhung der Geschwindigkeit auf 160 km/h ergibt. Hinsichtlich möglicher Tierkollisionen wird daher nur eine geringfügige Änderung gegenüber dem Ist-Zustand hervorgerufen. Greifvögel unterliegen einer besonderen Gefährdung, da sie die Verkehrsstrecken auch als Nahrungsquellen nutzen. … Ein allein aus der Geschwindigkeitssteigerung der Züge resultierendes erhebliches gesteigertes betriebsbedingtes Kollisionsrisiko ist daher nicht zu erwarten. Theoretisch könnte es durch verstärkten Wildschlag zu einer verstärkten Attraktivität der Bahntrasse … für Rotmilan und Mäusebussard und somit zu einem häufigeren Aufenthalt der Arten im kollisionsgefährdeten Bereich kommen. Die Auswirkungen der gefahrenen Bahngeschwindigkeit auf Wildtierkollisionen sind in der Fachliteratur kaum untersucht. Es wird davon ausgegangen, dass die Geschwindigkeit der Züge im Vergleich zu anderen Parametern nur von geringer

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Bedeutung ist. Durch die Geschwindigkeitserhöhung wird es demnach zu keiner erheblichen Steigerung des betriebsbedingten Kollisionsrisikos für die Wildtierarten kommen.

Beeinträchtigungen durch stärkere Sogwirkung und Wirbelbildung im unmittelbaren Bereich des Gleiskörpers werden für die Vogelwelt als nicht erheblich erachtet.

4.2 Beeinträchtigungen von Erhaltungszielen Die Erhaltung oder Wiederherstellung von Erhaltungszielen wird – unter Berücksichtigung der unten genannten Vermeidungsmaßnahme - durch die Maßnahmen der Geschwindigkeitserhöhung nicht beeinträchtigt.

4.3 Vermeidungs- / Schutzmaßnahmen Zur Vermeidung von Beeinträchtigungen der Zielarten, insbesondere des Schwarzstorches, sind im Zeitraum von Anfang März bis Mitte August keine lärmintensiven Bauarbeiten im oder angrenzend an das Vogelschutzgebiet durchzuführen (vgl. Maßnahme 002_V im LBP).

5 Einschätzung der Relevanz anderer Pläne und Projekte Im Zusammenhang mit der Geschwindigkeitserhöhung werden auf der Strecke 3730 auch Durchlässe erneuert, die jedoch weder einzeln betrachtet noch kumulativ zu erheblichen Beeinträchtigungen der o.g. Zielarten oder der Erhaltungsziele führen6. Aufgrund der oben gemachten Angaben zu den Wirkfaktoren und den möglichen Beeinträch- tigungen des Vorhabens können kumulative Effekte mit anderen Projekten ausgeschlossen werden.

6 Quelle: Modus Consult (2013): Rheinland-Pfalz-Takt 2015 - Erneuerung von Durchlässen, Strecke 3730 Limburg – Altenkirchen - Landschaftspflegerischer Fachbeitrag

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6 Fazit Die geplanten Maßnahmen zur Geschwindigkeitserhöhung der Oberwesterwaldbahn auf der Strecke 3730 (v.a. Sicherung von BÜ, Umtrassierungen) liegen am Rande bzw. außerhalb des Vogelschutzgebietes und reichen anlagebedingt in ihren Wirkungen nicht in das Gebiet hinein. Baubedingt kommt es zu erheblichen Lärmemissionen. Erhebliche Beeinträchtigungen der Zielarten, insbesondere des Schwarzstorches, können ausgeschlossen werden, wenn im Zeitraum von Anfang März bis Mitte August keine Bauarbeiten im Vogelschutzgebiet oder unmittelbar angrenzend stattfinden. Betriebsbedingte Beeinträchtigungen aufgrund der erhöhten Geschwindigkeit werden sowohl hinsichtlich eines möglicherweise erhöhten Kollisionsrisikos als auch im Hinblick auf die geringe Erhöhung der Lärmemissionen als nicht erheblich beurteilt. Die Erhaltungsziele des Vogelschutzgebietes ‚Westerwald‘ (5312-401) sowie die Zielarten werden unter Beachtung der zeitlichen Vermeidungsmaßnahme (Bauzeitenfenster) nicht erheblich beeinträchtigt. Eine Vogelschutz-Verträglichkeitsstudie ist nicht erforderlich.

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7 Literatur und Quellen BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (Hrsg.) (1998): Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000, BfN-Handbuch zur Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie und der Vogelschutz-Richtlinie, Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz Heft 53.

BUNDESMINISTERIUM FÜR VERKEHR, BAU UND STADTENTWICKLUNG (2010): Arbeitshilfe Vögel und Straßenverkehr - Ergebnis des Forschungs- und Entwicklungsvorhabens FE 02.286/2007/LRB „Entwicklung eines Handlungsleitfadens für Vermeidung und Kompensation verkehrsbedingter Wirkungen auf die Avifauna“ der Bundesanstalt für Straßenwesen. Bearbeitet von A. GARNIEL & U. MIERWALD, KIfL – Kieler Institut für Landschaftsökologie.

INSTITUT FÜR UMWELTPLANUNG DR. KÜBLER GMBH (2014): Landespflegerischer Begleitplan - Geschwindigkeitserhöhung Rheinland-Pfalz-Takt 2015, Strecke 3032 (Altenkirchen - Au), Strecke 3730 (Limburg – Altenkirchen), Landkreis Westerwald.

JANSSEN, G., HORMANN, M. & ROHDE, C. (2004): Der Schwarzstorch. Westarp Wissen- schaften-Verlagsgesellschaft mbH, Hohenwarsleben. Landesverordnung über die Erhaltungsziele in den Natura 2000-Gebieten vom 18. Juli 2005

MODUS CONSULT GmbH (2013): Rheinland-Pfalz-Takt 2015 - Erneuerung von Durchlässen, Strecke 3730 Limburg – Altenkirchen. Landschaftspflegerische Fachbeiträge zu den Durchlässen in den Gemeinden und Hachenburg. Planfeststellungsbeschluss gemäß § 18 AEG für das Bauvorhaben ABS Berlin – Rostock; Planfeststellungsabschnitt 3.1 Neustrelitz (a) – Kratzeburg (e); Bahn-Kilometer 1,080 bis Bahn-Kilometer 15,430 der Strecke Neustrelitz – Warnemünde. AZ.: 57130 Pap – 089/07.6325 Schwerin vom 13.08.2009. Planfeststellungsbeschluss gemäß § 18 AEG für das Vorhaben "ABS Berlin – Rostock; Planfeststellungsabschnitt 2 Waren (a) - Lalendorf Ost (e)", Bahn-km 36,721 – 70,000 der Strecke 6325 Neustrelitz – Warnemünde. Az.: 57110-571 ppa/003-2010#003 vom 29.03.2012.

Internetquellen http://www.naturschutz.rlp.de

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