Lehre und Forschung 2011-2013

Fünf Jahre Themenschwer- Überblick – Gelebter Projekte und Publikationen NRW School punkt „Ethik“ Veranstaltungen „Wissenstransfer“ NRW School of Governance | Lehre und Forschung 2011-2013

2 Inhalt

INHALT

Grußwort von Prof. Dr. , Ministerpräsident a.D...... 4

Die NRW School of Governance: Unser Selbstverständnis ...... 6

1 Fünf Jahre NRW School of Governance...... 10

2 Themenschwerpunkt: Welker-Stiftungsprofessur für Ethik in Politikmanagement und Gesellschaft ...... 32

3 Projekte und Veranstaltungen 2011 – 2013...... 44

4 Publikationen 2011 – 2013 ...... 84

5 Überblick – Gelebter „Wissenstransfer“ an der NRW School of Governance ...... 100

Impressum ...... 111

3 NRW School of Governance | Lehre und Forschung 2011-2013

GRUßWORT von Prof. Dr. Bernhard Vogel, Ministerpräsident a.D.

Um ehrlich zu sein: Als mich die Einladung von begegnet sind. Die Leitung der Seminare der Professor Korte erreichte, im Wintersemester Masterstudierenden lag bei jeweils zwei oder drei 2012/13 eine Gastprofessur für Politikmanagement Studenten, die sich auf das vereinbarte Thema der Stiftung Mercator an der Universität Duis- intensiv vorbereitet und mir eine Woche zuvor burg-Essen zu übernehmen, reizte mich der An- einen Fragenkatalog zugeleitet hatten. Ich muss- fragende und das mir gestellte Thema mehr als te versuchen, auf ihre Fragen zu antworten und und die Stiftung Mercator. Heute bin dabei unterzubringen, was ich mir selbst zum ich eines Besseren belehrt: Nur in Duisburg und Thema zurechtgelegt hatte. Die Studenten, ja nur mit Hilfe der Stiftung Mercator ist möglich, insgesamt der veränderte universitäre Betrieb, was ich vor Ort erleben durfte. Zu Recht spricht haben mich mehr beeindruckt als ich wohl selbst der Rektor der Universität mit Stolz davon, die von Nutzen sein konnte. Natürlich hat es mich NRW School of Governance besitze Leuchtturm- gereizt, meinerseits nach einem Leben in der charakter und nehme eine Vorreiterrolle wahr. Politik und für die Politik wieder zu dem zurück- Sie ist ein Aushängeschild der Universität. zukehren, was ich studiert hatte und was ich mir Natürlich dank des verantwortlichen Leiters und eigentlich als politischer Wissenschaftler vorge- seiner ungewöhnlich kooperativen Mitarbeiter, vor nommen hatte. Auch darum habe ich für meine allem aber dank der Studentinnen und Studenten, Gastvorlesung das Thema „Politik als Beruf“ ge- die mir ganz anders, als ich es aus meiner Tätig- wählt. Ich wollte – selbstverständlich von Max keit vor fünf Jahrzehnten in Erinnerung hatte, Weber ausgehend – Lust am Beruf des Politikers

4 Grußwort

wecken, aber gleichzeitig vermitteln, dass man sich in einem demokratischen Gemeinwesen po- litisch zu engagieren hat. Dass man aber nicht am Ende oder gar zu Beginn des Studiums beschließen sollte, Politiker zu werden. Nur ein profundes Wis- sen und beruliche Bewährung, die Verantwortung in einem Beruf, Unabhängigkeit und Entschei- dungsfreiheit, können den Beruf des Politikers langfristig sichern. Hierzu kann eine Professional School wie die NRW School of Governance einen hervorragenden Beitrag leisten. Weiter so.

Prof. Dr. Bernhard Vogel, Ministerpräsident a.D.

5 NRW School of Governance | Lehre und Forschung 2011-2013

DIE NRW SCHOOL OF GOVERNANCE

Unser Selbstverständnis – von Univ.-Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte

Die NRW School of Governance ist eine Professi- Die Tätigkeiten lassen sich in drei Teilbereiche, onal School an der Universität Duisburg-Essen. die Ausbildungs-Trias der NRW School of Gover- Am Institut für Politikwissenschaft verortet, stellt nance, untergliedern: sie eine Initiative zur Exzellenzförderung in Nordrhein-Westfalen dar. Die Professional School 1. Der Master-Studiengang ist durch Joint Appointments interdisziplinär auf- „Politikmanagement, Public Policy gestellt. Neben Sozial- und Verwaltungswissen- und öffentliche Verwaltung“, schaftlern sind Juristen, Kommunikationswissen- Sicherstellung der Anwendungs- schaftler und Ökonomen in das Lehr- und orientierung im Studienangebot Forschungsprogramm eingebunden. Modernes 2. Promotionskolleg und Postgraduierten- Univ.-Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte Gestaltungswissen bietet die Governance School Programme ist Direktor der NRW School of als Antwort auf die Transformation von Staat- 3. Qualiizierungsbereich und Governance lichkeit. Das gilt symbolisch verdichtet für die Weiterbildungskomponenten politischen Räume: Ruhrgebiet, Düsseldorf, Berlin und Brüssel. Ein gemeinsamer Standard verbindet eine Viel- zahl von Governance-Schulen: Die Erkenntnis, wie wichtig die Verbindung von Theorie und Praxis, das Zusammenwirken von wissenschaft- licher Expertise und praxisorientierten Elemen- ten ist. Zunächst fühlen wir uns den Kriterien

6 Unser Selbstverständnis

fachübergreifender wissenschaftlicher Exzellenz von Public Policy sein sollen, sollte über die Vernet- (zum Beispiel DFG-Standards) verbunden, diese zungsintensität und Vernetzungsqualität auch ein sind eindeutig. Drei Bereiche werden stets Wirken in die politische Gemeinschaft ablesbar hervorgehoben: die Qualität der Forschung, sein. Mit den Kooperationspartnern, oder angelei- der Anteil der Nachwuchsförderung und der tet durch sie, können Forschungen zu politischen Wissenstransfer in andere gesellschaftliche Be- Problemlagen abgeleitet werden. Der Anwen- reiche. dungsfall drückt sich darin aus, dass ein strikt wissenschaftlich relektierter Praxisbezug sowohl Mit der Anbindung an das Institut für Politikwis- die Theorien als auch die Methoden der Analyse senschaft der Universität Duisburg-Essen bietet prägt. sich uns ein Fundament unterschiedlicher poli- tikwissenschaftlicher Theorien und Forschungs- Vernetzung zu Entscheidungsträgern perspektiven sowie mittlerweile fest etablierter und politischen Institutionen Studienangebote, sodass insbesondere die ersten Forschungen zur Politikberatung setzen Anwen- beiden Kriterien erfüllt sind. Die NRW School of dungsbezug und die Vernetzung in die politische Governance erweitert dieses Fundament nun um Praxis elementar voraus. Exzellenzkriterien sind eine anwendungsorientierte Perspektive. Folgen- hier Anzahl, Umfang und Nachfrager von Be- de Kriterien legen wir bei unseren Tätigkeiten ratungsleistungen sowie die Vernetzung mit zugrunde: berufsfeldspeziischen Institutionen (Regierungs- institutionen, Parlamente, internationale Orga- Wissenschaftlich relektierter Praxisbezug nisationen und Nicht-Regierungsorganisatio- Akademische Exzellenz und professionelle Orien- nen, Verbände, Parteien, Agenturen, Think-Tanks tierung bedürfen im Verständnis von anwendungs- etc.). Durch entscheidungsnahe wissenschaft- orientierter Forschung immer eines konkreten liche Politikberatung wird Expertise gewonnen, Bezuges zu potenziellen Berufsfeldern. Wenn der die unser Ausbildungscurriculum enorm berei- Zweck ein Wissenstransfer und die Verbesserung chert.

7 NRW School of Governance | Lehre und Forschung 2011-2013

Wissenstransfer und öffentliche Reputation Die NRW School of Governance nimmt in ihrer Wer anwendungsbezogen forscht, hat auch die Struktur das Spannungsverhältnis von Theorie außeruniversitäre Öffentlichkeit im Blickfeld. In- und Praxis auf: gleichzeitige Einbindung von sofern bedeutet Exzellenz auch Veröffentlichung Praktikern und Wissenschaftlern in gemeinsa- in Reihen und Bereichen von hoher öffentlicher me Forschungs- und Lehrprojekte sowie akade- Wahrnehmung und Wirksamkeit. Die Vermittlung misch hochwertige Vermittlung („forschend forschungsbasierter Informationen an Nichtfach- lehren“!). Ein weiteres Qualitätskriterium ist der leute, nicht-forschende Organisationen und Erfolg der Absolventen auf dem Arbeitsmarkt. die außeruniversitäre Öffentlichkeit ist hierbei Wir ver folgen keine grundlagentheoretischen, zu bewerten. Wissenschaftler haben eine sondern sachproblemorientierte Fragestellungen. Transmissionsaufgabe zur Übersetzung von In der forschungsgeleiteten Bearbeitung werden Forschungsergebnissen. Die Teilnahme am öffent- jedoch höchste wissenschaftliche Standards lichen Diskurs wird als akademische Leistung eingehalten. anerkannt. Anbindung an die Fakultät für Drittmittelakquise und Matching-Funds Gesellschaftswissenschaften und das Wer wie wir anwendungsbezogen forscht, braucht Institut für Politikwissenschaft Drittmittel aus Unternehmen, Unternehmens- Das Institut für Politikwissenschaft der Univer- Stiftungen, Ministerien etc. Exzellenz orientiert sität Duisburg-Essen, als größtes politikwissen- sich an der Breite und Exklusivität der einge- schaftliches Institut in Nordrhein-Westfalen, bie- worbenen Mittel in Bezug auf den konkreten tet eine große Bandbreite an Forschungsfeldern Verwertungskontext, an Efizienz sowie praxis- und Lehrangeboten sowie ein ausgewogenes relevanter Funktionalität. Zudem gewährleisten Verhältnis von fachlicher Breite und Speziali- wir durch Matching-Funds und eine Reihe un- sierung. Neben einem grundständigen Bachelor- terschiedlicher Förderer wissenschaftliche Un- Programm stellt das Institut inzwischen drei abhängigkeit. Master-Programme bereit, die mit ihren unter-

8 Unser Selbstverständnis

schiedlichen Schwerpunkten – „Politikmanage- ment, Public Policy und öffentliche Verwaltung“, „Internationale Beziehungen und Entwicklungs- politik“ und „Development and Governance” (DAAD-Master) – ein umfangreiches Angebot bieten. Diese fachliche Breite verbindet sich mit der Proilbildung in den Bereichen „Global, Regi- onal and Modern Democratic Governance“. Das Institut für Politikwissenschaft gehört neben dem Institut für Soziologie, dem Forschungs- «Hier hat sich zum Glück sehr viel getan. institut für Entwicklung und Frieden (INEF) und Denn Sie haben sich seit dem Zusammen- dem Forschungsinstitut Arbeit und Qualiikation schluss auch an Innovationen in der Lehre (IAQ) zur Fakultät für Gesellschaftswissenschaf- gewagt. Mir fällt [...] die NRW School of ten. Die Fakultät für Gesellschaftswissenschaften Governance [ein], wo die Studierenden praxis- zeichnet sich durch ein breites Forschungs- nah auf Aufgaben in gesellschaftlicher Ver- spektrum mit zahlreichen Spezialisierungsmög- antwortung vorbereitet werden. […] Die lichkeiten für Studierende aus. Sie zählt mit ca. Nähe zur Praxis ist ein wichtiger Wettbe- 190 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, werbsvorteil für Studiengänge. Denn die darunter 29 Professorinnen/Professoren und ca. Arbeitgeber wissen es zu schätzen, wenn 160 wissenschaftlichen Mitarbeitern, 35 weiteren Berufseinsteiger schon mit praktischer Er- Beschäftigten und über 3.500 Studierenden zu fahrung von der Hochschule kommen.» einer der größten sozialwissenschaftlichen Fakul- täten bundesweit. Dr. H. Hiesinger, Vorstandsvorsitzender der ThyssenKrupp AG, anlässlich des akademischen Festakts zum 10-jährigen Jubiläum der Universität Duisburg-Essen

9 1 | Fünf Jahre NRW School of Governance

Die NRW School of Governance ist am Institut für Politikwissenschaft der Universität Duisburg-Essen angesiedelt. In Lehre und Forschung legt sie, neben der Verbindung von theoretischen Ansätzen, Wert auf einen starken Bezug zur Praxis. In den letzten zwei Jahren hat sie neue thematische Akzente ge- setzt und an weiteren interessanten projektbezogenen Schwerpunkten hinzugewonnen. Im Master- Studiengang, dem Promotionskolleg, der Qualiizierung sowie in der Forschung konnten neue Meilen- steine erreicht werden.

1.1 Das Team ...... 14 1.2 Professional School in Lehre und Forschung...... 16 1.2.1 Master-Studiengang ...... 17 1.2.2 Promotionskolleg...... 21 1.2.3 Qualifizierung...... 26 1.2.4 Forschung ...... 29 1.3 Meilensteine ...... 30 Lehre und Forschung 2011-2013

Fünf Jahre Themenschwer- Projekte und Publikationen Überblick – Gelebter NRW School punkt „Ethik“ Veranstaltungen „Wissenstransfer“ NRW School of Governance | Lehre und Forschung 2011-2013

Die NRW School of Governance feiert 5-Jähriges Jubiläum

Sie hat viel erreicht und noch mehr vor: Seit fünf Jahren ist die NRW School of Ethik in Politikmanagement und Gesellschaft hin- Governance eines der Aushängeschilder der Universität Duisburg-Essen (UDE). zugekommen; es gibt neben dem Masterstudien- In kurzer Zeit hat sie sich bundesweit einen Namen gemacht: Ihre Analysen gang Politikmanagement ein strukturiertes Pro- zum politischen Geschehen sind in Wirtschaft und Wissenschaft, in Regie- motionsprogramm, und Externe können sich wei- rungskreisen und Parteien und auch in den Medien gefragt. Ihr attraktives terqualiizieren. „Wir sind attraktiv, und das nicht Forschungs- und Lehrprogramm zieht junge Menschen von überall an und zuletzt dank unserer vielen Partner“, erklärt Prof. führt Spitzenpolitiker zu Seminaren an die UDE. Wer hier studiert, kann Korte. „Die Liste der Unterstützer ist lang. Über 40 schon mal auf Minister oder den Bundestagspräsidenten treffen. sorgen derzeit dafür, dass wir auf hohem Niveau arbeiten können.“ Die Stiftung Mercator, Welker-, Seit sie 2006 an den Start ging, hat die NRW School HANIEL- und West LB Stiftung Zukunft NRW ge- of Governance konsequent daran gearbeitet, sich hören zu den Förderern, die das exzellente Ange- ein unverwechselbares Proil zu geben und zur bot inanziell absichern. Exzellenz der Uni beizutragen. Ob es um politische Kommunikation, Wahlkampf, die Parteienland- Und die Studierenden? Sie müssen viel tun und schaft, Kommunal- und Landespolitik oder um bekommen viel geboten. Immerhin sollen sie ja auf Regieren in Berlin, Brüssel oder Washington geht – künftige Führungsaufgaben vorbereitet werden, Forschung und Lehre sind „regional verankert, über- so ist jedenfalls der Anspruch der NRW School of regional orientiert“. Da ist es ideal, dass Düssel- Governance. Aufbauend auf theoretischem Wissen, dorf vor der Haustür liegt und wichtige Metro- geht es sehr praxisnah zu und irgendwie auch polen in wenigen Stunden zu erreichen sind. elitär: Politprominenz, aber auch Größen aus Der Erfolg lässt die NRW School wachsen, nicht nur Medien und Wirtschaft halten Seminare und öf- zahlenmäßig, sondern auch bei Ausbildungsinhal- fentliche Vorträge. Wer in den letzten fünf Jahren ten und Forschungsschwerpunkten: So sind die schon da war: , , Stiftungsprofessuren für Landespolitik sowie für Stefan Aust und Peer Steinbrück als Gastprofes-

12 1 | Fünf Jahre NRW School of Governance

soren, außerdem Franz Müntefering, Norbert tin anschließend die besten Studierenden des Lammert, Jürgen Rüttgers, Florian Gerster, Bodo Jahrgangs. Hombach, Frank Plasberg und, und, und... Nach Reden von Rektor Univ.-Prof. Dr. Ulrich Radtke Sehr zufrieden sind die Studierenden, wie sie auf und Univ.-Prof. Dr. Susanne Pickel (Direktorin des das Berufsleben vorbereitet werden. „Wir sind eine Instituts für Politikwissenschaft) begeisterten die kleine Gruppe. Dadurch werden wir exzellent Absolventinnen und Absolventen mit umgedich- betreut, und der persönliche Kontakt untereinan- teten Versionen des Steigerliedes und einigen der ist eng. Das trägt zu einer guten Lern- und Liedern des Ruhrgebiets-Künstlers Herbert Gröne- Arbeitsatmosphäre bei“, lobt Masterstudent Nils meyer die rund 180 geladenen Gäste. Im An- Lütke-Zutelgte. schluss an die Gala stießen die frisch-gebackenen Absolventen der NRW School of Governance mit Am Freitag, den 16. Dezember 2011, beging die ihren Freunden und Familien, aber auch mit den NRW School of Governance unter dem Beisein Alumni der bisherigen Jahrgänge und den noch der NRW-Ministerpräsidentin ihr Studierenden des Masterstudiengangs Politik- fünfjähriges Jubiläum und feierte gleichzeitig managment, Public Policy und öffentliche Ver- die Absolventen des dritten Masterjahrgangs. waltung auf den erworbenen Abschluss an. Kraft ließ es sich nicht nehmen, die Festrede zu Nach der großen Gala im Haus der Unternehmer halten, in der sie auf die Wichtigkeit wissen- wurde von den Absolventen, dem Team der schaftlicher Politikforschung auch für die prakti- NRW School of Governance sowie den weiteren sche Politik verwies. Zusammen mit Univ.-Prof. Gästen bis in die frühen Morgenstunden getanzt Dr. Karl-Rudolf Korte ehrte die Ministerpräsiden- und gefeiert.

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1.1 Das Team Die nachstehenden Personen wirken an der Entwicklung der NRW School of Governance in Forschung und Lehre mit:

Direktor Geschäftsführung Koordination

Univ.-Prof. Dr. rer. Dipl. Soz.-Wiss. Dr. Martin Florack Niko Switek, M.A. Dr. des. Kristina Peter Maaß pol. habil. Dr. phil. Markus Hoffmann (Strategische (Lehrkoordination) Weissenbach (Konzeption Berufs - Karl-Rudolf Korte Entwicklung) (Forschungs- begleitender Master) koordination) Wissenschaftliche Mitarbeiter

Matthias Dipl. Soz.-Wiss. Dr. Ray Dipl. Soz.-Wiss. Sophia Regge, Jan Schoofs, Stephan Tierse, Bianchi, M.A. Stefanie Delhees Hebstreit Andreas Jüschke M.A. M.A. M.A. (Chefredakteur (Anwendungs- (Chefredakteur (Bewerbungs- (Koordination des (Wissensch. (Wissensch. regierungsfor- orientierung, der ZPol und organisation) Projektbausteins Mitarbeiter Mitarbeiter schung.de und Koordination Koordinator „Politische am Lehrstuhl) am Lehrstuhl) Homepage) HANIEL Master des B.A. Politik- Gespräche“) Course) wissenschaft)

14 1 | Fünf Jahre NRW School of Governance

Welker-Stiftungsprofessur für Ethik in Politikmanagement und Gesellschaft Sekretariat Wissenschaftliche Mitarbeiter

Anita Weber Andrea Licht Dagmar Bäcker Prof. Dr. Christoph Sven Grundmann, Gordian Ezazi, Bieber M.A. M.A.

Juniorprofessur für Politikwissenschaft Projektgruppe der Stiftung Zukunft NRW Studentische und Politische Narrative Wiss. Mitarbeiterin wissenschaftliche Hilfskräfte Steffen Bender Jan Dinter Julia Staub Leonhard Mäckler Susanne Menke Miriam Skroblies Dr. Frank Sebastian Dr. Taylan Yildiz Prof. Dr. Andreas Karina Hohl, Susanne Steitz Gadinger Jarzebski, M.A. (Akademischer Blätte M.A. Rat am Lehrstuhl) Stephanie Streich

15 NRW School of Governance | Lehre und Forschung 2011-2013

1.2 Professional School in Lehre und Forschung

Das proilierte Lehr- und Qualiizierungsangebot der NRW School of Gover- tive didaktische Methoden verschiedene politi- nance umfasst drei Schwerpunkte mit unterschiedlichen Zielgruppen. sche Themenstellungen zu Parteien, Gesetzgebung Eine Kernaufgabe der NRW School of Governance ist die Unterstützung und Rolle der Medien. des vom Institut für Politikwissenschaft der Universität Duisburg-Essen angebotenen anwendungsorientierten Masterprogramms „Politikmanage- Das Themenproil in der Forschung der NRW School ment, Public Policy und öffentliche Verwaltung“. Das Programm richtet sich of Governance orientiert sich an aktuellen Frage- an Absolventen sozial- bzw. politikwissenschaftlicher Bachelorprogramme stellungen des Politikmanagements, der Politik- und bildet Nachwuchsführungskräfte für Politik, Wirtschaft, Medien und vermittlung, der vergleichenden sowie der Policy- Verwaltung aus. und Governance-Forschung. Der Fokus auf Politik und Regieren in Nordrhein-Westfalen bildet zu- Über die universitäre Lehre hinaus bietet die dem einen regionalen Schwerpunkt. NRW School of Governance verschiedene indivi- duelle und passgenaue Qualiizierungsangebote Darüber hinaus wird eine Vielzahl von Fragestel- für berufstätige Zielgruppen an. Die adressaten- lungen aus überregionaler, europäischer und auch orientierten Formate reichen von praxisorien- international vergleichender Perspektive adres- tierten Workshops bis zu kompakten Abend-, siert. Dabei indet eine ganze Reihe von unter- Block- und Wochenendseminaren. schiedlichen theorie- und methodengeleiteten Ansätzen Anwendung, die zudem das vielfältige Schließlich engagiert sich die NRW School of Spektrum der politikwissenschaftlichen Forschung Governance gemeinsam mit der Sparda-Bank West der NRW School of Governance widerspiegelt. für die politische Bildung von Schülerinnen und Schülern in Nordrhein-Westfalen. In drei thema- tischen Modulen vertiefen Referenten gemeinsam mit Experten aus der Berufspraxis durch innova-

16 1 | Fünf Jahre NRW School of Governance

1.2.1 Master-Studiengang

Der Master-Studiengang „Politikmanagement, Public Policy und öffentliche Verwaltung“ wird seit dem Wintersemester 2006/2007 vom Institut für Politikwissenschaft der Universität Duisburg- Essen angeboten. In vier Semestern werden die Studierenden in den Kompetenzfeldern der Ent- scheidungsanalyse, Verhandlungsführung, Reprä- sentation, des politisch-strategischen Handelns und der Implementationsgestaltung auf Führungs- tätigkeiten in Politik, Verbänden, Unternehmen und Verwaltung vorbereitet.

Auch in den letzten drei Jahren konnten wieder Gastdozenten aus Medien, Wissenschaft, Wirt- schaft und Politik das Lehrangebot des Studien- gangs ergänzen und den Studierenden wichtige praxisnahe Inhalte vermitteln. Die drei Gastpro- fessuren von Peer Steinbrück, Prof. Dr. Bernhard Vogel und Prof. Dr. Jutta Limbach, aber auch NRW Wissenschaftsministerin Svenja Schulze und an- Zum Wintersemester 2013/2014 konnte bereits dere unterstützten ergänzend den Lehrplan mit der achte Masterstudiengang das Studium an Beispielen aus der Praxis. der NRW School of Governance aufnehmen.

17 NRW School of Governance | Lehre und Forschung 2011-2013

Ein Erfahrungsbericht des Absolventen Jörg Kriewel

Ich hatte kurz zuvor mein Vordiplom elitären Sinne, sondern so wie Sie manch Ausbildung. Zweifel an meiner Entschei- zum Sozialwissenschaftler, Schwerpunkt ein potenzieller Arbeitgeber gelegentlich dung hatte ich während dieser Zeit Politik, erhalten, als im Zuge des Bologna- voraussetzt. nicht, wohl aber mein privates und ins- Prozesses der Masterstudiengang „Po- besondere familiäres Umfeld. Sie soll- litikmanagement, Public Policy und All diese Punkte versprach der Master- ten sich diesbezüglich irren. öffentliche Verwaltung“ seine Pforten studiengang hingegen zu bieten. Von erstmalig öffnete. der Entscheidung bis zur ersten Lehr- Rückblickend bewerte ich meine vier einheit vergingen aufgrund diverser Semester Politikmanagement an der Der Arbeitsmarkt für Sozialwissen- administrativer Hürden noch einmal gute NRW School als Erfolg. Es waren vier schaftler sah damals wenig erfolgver- zwei Jahre. Während also ein Teil meiner Semester, die nicht bloß berulich weg- sprechend aus und mit einer spürbaren damaligen Diplom-Kommilitonen bereits weisend waren, sondern mich auch Verbesserung war nicht zu rechnen. kurz vor dem Abschluss stand, begann menschlich ein großes Stück weiter Gründe gab es sicherlich viele, jedoch ich hingegen erst meine 4-semestrige gebracht haben. erschienen mir damals einige als beson- ders gravierend. Der klassische Studien- Jörg Kriewel ist Absolvent des 3. Jahrgangs des Masterpro- gang mit dem Abschluss Diplom-Sozial- gramms „Politikmanagement, Public Policy und öffentliche wissenschaftler wurde – je länger ich Verwaltung“. Teil davon war – in meiner Wahrneh- mung immer beliebiger und schwam- Er arbeitet derzeit als Referent in der Unternehmenskom- miger. Es fehlten klare Konturen nach munikation des Forschungszentrums Jülich im Bereich Innen, harte Kanten nach Außen, pers- Politische Kommunikation. Jörg Kriewel hat zudem ein pektivische Einsatzgebiete, der Bezug Mandat als Sprecher für das Themenfeld der Krisenkommu- zur (Arbeits)realität und auch ein ge- nikation mit dem Schwerpunkt Nuklearkommunikation des wisses Maß an Exklusivität, nicht im Forschungszentrums inne.

18 1 | Fünf Jahre NRW School of Governance

Warum? Vielleicht das Menschliche zu- Die beruliche Wegweisung ergab sich Das erlernte Wissen letztendlich auch erst. Wenn Sie – wie in meinem Fall da- meiner Meinung nach aufgrund zweier einzusetzen, ist wohl das Ziel fast aller mals – 29 Jahre alt sind, über diverse Schwerpunkte, die der Masterstudien- Studenten. Die Möglichkeit, sich seiner außerakademischen Berufserfahrungen gang per se setzt: wahren Talente zuvor bewusst zu wer- verfügen, und dann plötzlich in einen den und zu Testzwecken anzuwenden, Klassenverbund mit 35 völlig heterogenen Die Verbindung der Theorie zur Praxis ist hingegen ein Luxus (im Terminus Fremden aus unterschiedlichen wissen- Die Möglichkeit, das erlernte technicus der Nuklearkommunikation schaftlichen Disziplinen zusammenge- Wissen einzusetzen. würde man dazu „Kalterprobung“ sagen). würfelt werden, nur um noch einmal Ich kam seinerzeit in Genuss, eben diesen ihre Einschulung zu erleben, dann erge- Theoretische Inhalte kann man mögen, Luxus zu erfahren. Der Lehrplan – in ben sich daraus zwangsläuig auch zwi- oder aber auch nicht. Ich mochte sie nie, Form eines intensiven praktischen Pro- schenmenschliche Herausforderungen. was ein universitäres Engagement mei- jekts – zum einen, aber auch das Enga- Diese kann man entweder ignorieren, nerseits auch nur bedingt hätte in Be- gement des Einzelnen mit Unterstützung oder versuchen zu lösen. Wenn man sich tracht ziehen lassen. Interessant wurde der Geschäftsführung der NRW School für Letzteres entscheidet, ergeben sich die Theorie für mich immer bloß dann, gaben uns die Freiheit, eigene Ideen und nicht bloß sehr fruchtbare und intensive wenn einer der vielen – und häuig hoch- kreative Lösungsansätze zu entwickeln Diskussionen, sondern häuig auch die karätigen – Gäste seine Erfahrungen mit und auszuprobieren. So gaben einige von Gelegenheit, Freundschaften fürs Leben uns diskutierte und man Rückschlüsse auf uns Debattier-Seminare für Bachelor- zu inden. Zudem erlernt man zwangs- zuvor erlernte theoretische Ansätze ziehen Studenten und andere von uns gründe- läuig Empathie – eine weitläuig unter- konnte. Ein nicht zu unterschätzender ten den „Hammelsprung“ – das Magazin schätzte Eigenschaft. Vorangegangene Nebenaspekt dieser Gastbesuche war zu- für politische Entscheidungen. Jeder Absolventen und mir folgenden Kom- dem, dass Berührungsängste genommen wurde von der School nach Kräften darin militonen haben diese Erfahrungen in wurden. Man lernte, wie es sich auch unterstützt, seine eigenen Ideen umzu- Gesprächen bestätigt. mit großen Namen diskutieren ließ. setzen.

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Ich persönlich proitierte insbesondere von dem gelebten Netzwerkgedanken der NRW School. So bleiben Alumni, Förderer, ehemalige Mitarbeiter und Dozenten der School zumeist dauerhaft verbunden, und somit auch der Kontakt zu potentiellen Arbeitgebern. Ist ein Kontakt hergestellt, so liegt es natürlich an jedem selbst, was er daraus macht. Doch allein die Chance zu erhalten, bildet für alle Studierenden einen fundamen- talen Mehrwert.

Wenn ich darüber nachdenke, welche aus dem Lehrplan stammenden theoretischen Inhalte ich heute in meinem Beruf an- wende, so fallen mir kaum welche ein – was auch durchaus mit meiner Tätigkeit aneignen. Taktisches und strategisches lich etwas, was man alleine durch Fach- zu tun haben mag. Wenn ich jedoch Vorgehen unter Einbeziehung selbst völ- bücher nicht lernen kann. Die Kompetenz darüber nachdenke, was ich während lig abwegiger Variablen – und einem zur Vermittlung eben dieser Fähigkeit meines Masters gelernt habe und wo- stellenweise immensen Zeitdruck – in spreche ich der NRW School und damit von ich heute sehr proitiere, so ist es Verbindung mit der Notwendigkeit, die den Dozenten und Mitarbeiterinnen tatsächlich die Fähigkeit, übergeordnet daraus entstehenden Lösungsoptionen und Mitarbeitern in vollster Weise zu zu denken. Bloßes Wissen kann man sich auch um- bzw. durchzusetzen, ist sicher- und bedanke mich hierfür sehr.

20 1 | Fünf Jahre NRW School of Governance

1.2.2 Promotionskolleg

Das Promotionskolleg unterstützt die Stipendia- Stipendiatinnen und Stipendiaten tinnen und Stipendiaten der NRW School of Governance, ihr Promotionsvorhaben in der vor- Stiftung Mercator gesehenen Laufzeit der Förderprogramme abzu- Anja Adler, M.A. schließen. Neben der inanziellen Unterstützung Carolin Höhlein, M.A. der Promotionsvorhaben durch Stipendien wer- Sebastian Jarzebski, M.A. den Konferenzteilnahmen und Forschungsrei- Matthias Klein, M.A. sen ermöglicht sowie Veranstaltungen Ilona Russius, M.A. (Kolloquien, Workshops, Klausurtagungen) an- Bastian Linsen, M.A. geboten. Die gezielte Vermittlung von Schlüssel- Theresia Smolka, M.A. qualiikationen fördert eine schnelle und erfolg- Anna Christina Steinfort, M.A. reiche Promotion. Dipl. Soz.-Wiss. Marcel Winter Dr. Taylan Yildiz Förderer der Stipendienprogramme Stiftung Mercator Welker-Stiftung Welker-Stiftung Matthias Bianchi, M.A. WAZ Mediengruppe Gordian Ezazi, M.A. Dipl. Soz.-Wiss. Stefanie Neuffer

WAZ Mediengruppe Dipl. Soz.-Wiss. Marvin Bender David Goertz, M.A.

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Klausurtagungen, Workshops und Exkursionen

Im Jahr 2011 verbrachte das Kolleg die Klausurtagung in Schleiden-Gemünd in der Eifel. 2012 kooperierte das Kolleg mit der Universität Koblenz-Landau und nutzte die Räumlichkeiten der Universität am Campus in Landau. Der damit ver- bundene Austausch mit Prof. Dr. Ulrich zu der Führung qualitativer Interviews E x kursionen an etablierte Forschungs- Sarcinelli stellte dabei eine zusätzliche und zwei ganztägige Workshops zur einrichtungen und Kulturstätten in der Bereicherung für die Promovierenden Auswertung von Textdaten mit dem Region sind vor allem für neue Mitglie- des Kollegs dar. Programm MAXQDA. Auch inhaltlich der des Kollegs eine gute Möglichkeit, stärker forcierte Workshops werden vom die Region und ihre Vorzüge schätzen Das mehrtägige Beisammensein eigne- Kolleg und seinen Promovierenden er- zu lernen. Im Jahr 2011 besuchte das Pro- te sich besonders für den intensiven möglicht und organisiert. Zuletzt fand motionskolleg der NRW School of Gover- Austausch zu den einzelnen Themen im November 2012 ein Workshop zum nance das Forschungszentrum Jülich und und Projekten. 2013 tagten die Mitglie- Thema politische Narrative statt, sowie tauschte sich mit den dort agierenden der des Promotionskollegs im Duisbur- im Mail 2013 eine Konferenz zum Thema Mitarbeitern aus. Ebenfalls besichtigte das ger Landschaftspark Nord sowie in den Minderheitsregierung. Kolleg die ThyssenKrupp Steel Europe AG Räumlichkeiten der Theodor-Heuss- und lernte im Stahlwerk im Duisburger Akademie in Gummersbach. Ziel des Kollegs ist auch den Standort in Norden den Produktionsprozess des Stahls der Metropolregion Ruhr kennenzulernen kennen. Auch ein Besuch des Ruhr Muse- In den letzten drei Jahren konnten zu- und zu erkunden. Gelegenheiten zum ums in Essen 2012 ermöglichte den Mit- dem mehrere Workshops angeboten wer- Austausch innerhalb der Region zu schaf- gliedern des Kollegs, mehr über die Re- den, darunter zwei ganztägige Workshops fen ist ein zentrales Ziel des Kollegs. gion zu lernen.

22 1 | Fünf Jahre NRW School of Governance

Die WAZ Mediengruppe (seit 2013: FUNKE Mediengruppe)

Die WAZ Mediengruppe fördert die NRW School und Europa mit einer wöchentlichen Aulage von of Governance insbesondere durch die Finanzie- über 5 Millionen Exemplaren allein in NRW. rung folgender Bausteine: Die WAZ Mediengruppe, für die 18.000 Mitarbei- Promotionsstipendien ter tätig sind, hält Mehrheitsbeteiligungen an Promotionsbegleitende Fördermaßnahmen elf lokalen Radiosendern in NRW und betreibt Deutschlands größtes regionales Internetportal, Die WAZ Mediengruppe mit Hauptsitz in Essen ist DerWesten.de. Auf dem Fernsehmarkt hat sich das eines der bedeutendsten europäischen Medien- Haus an NRW.TV und dem albanischen Sender unternehmen. Zu ihr gehören allein im Printbereich „Vizion+“ beteiligt. Im Magazinbereich besitzt 32 Tages- und 18 Wochenzeitungen, 176 Publikums- die WAZ-Gruppe unter anderem den Münchener und Fachzeitschriften, 107 Anzeigenblätter und Gong Verlag („Gong“, „TV direkt“), den West- 400 Kundenzeitschriften. deutschen Zeitschriften-Verlag („Neue Welt“, „Frau im Spiegel“) sowie zahlreiche Tier-, Rätsel- In Deutschland gibt das Unternehmen elf Tages- und Fachzeitschriften. zeitungen in Nordrhein-Westfalen, Thüringen, Niedersachsen und Nordbayern heraus. Die vier Außerhalb Deutschlands engagiert sich die NRW-Titel „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ WAZ Mediengruppe auf dem österreichischen (WAZ), „Westfälische Rundschau“ (WR), „Neue Zeitungsmarkt („Kronen Zeitung“, „Kurier“) so- Ruhr / Neue Rhein Zeitung“ (NRZ) und „West- wie in Kroatien, Serbien, Mazedonien, Bulgarien, falenpost“ (WP) haben eine Druckaulage von Rumänien, Ungarn und in Russland. Darüber hin- rund 1 Million Exemplaren. Die Anzeigenblätter aus gehören 16 Druckereien im In- und Ausland der WVW/ORA sind Marktführer in Deutschland zum Unternehmen.

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Alumni des Promotionskollegs

Dr. Moritz Ballensiefen – Der Bundestagswahl- Dr. Timo Grunden – Politische Rationalität und kampf im Bild der Medien – eine Inhaltsanalyse Politikberatung von innen. Personelle Faktoren zur visuellen Politik(er)darstellung ausgewähl- im Politikmanagement von Ministerpräsidenten ter Printmedien

Dr. Melanie Diermann – Regierungskommuni- Dr. Ray Hebestreit – Partizipation in der Wissens- kation in modernen Demokratien – eine mo- gesellschaft. Funktion und Bedeutung diskur- dellbasierte Analyse sozialpolitischer Diskurse siver Beteiligungsverfahren im internationalen Vergleich

Dr. Martin Florack – Transformation der Kern- Dr. Oliver-Timo Henssler – Politikmanagement exekutive. Eine institutionentheoretische Analy- im Spannungsfeld von Öffentlichkeit und Entschei- se der nordrhein-westfälischen Regierungsor- dungsindung ganisation nach dem Regierungswechsel 2005

Dr. Frank Gadinger – Die Rechtfertigung von Dr. des. Tina Pannes – Informalität. Theoretische Außenpolitik: Eine interpretative Studie zur und empirische Dimensionen informeller Ent- kulturellen Aushandlung des Narrativs „Krieg scheidungsprozesse in Regierungsformationen. gegen Terror“ in den USA Ein Analyseansatz

24 1 | Fünf Jahre NRW School of Governance

Dr. des. Nicole Renvert – Machtmakler in Dr. des. Jan Treibel – Die FDP – Prozesse inner- schwierigen Zeiten: Die Rolle der deutschen parteilicher Führung 2000 bis 2012 politischen Stiftungen in den transatlanti- schen Beziehungen

Dr. Shamim Rafat – Ethik und Qualität in der Dr. Stefan Vorderstraße – Zeit und Politikbera- Politikberatung – Zur Entwicklung von profes- tung: Grundlagentheoretische Erwägungen sionellen Standards und Grundsätzen und praktische Implikationen. Eine systemthe- oretische Analyse

Dr. Hajo Schuhmacher – Machtphysik. Füh- Dr. des. Kristina Weissenbach – Parteienförde- rungsstrategien der CDU-Vorsitzenden Angela rung im Transitionsprozess. Eine vergleichende Merkel im innerparteilichen Machtgelecht Analyse der parteinahen Stiftungen in Kenia 2000-2004 und Südafrika

Dr. Stephan Terhorst – Sprachstrategien und Rollen politischer Akteure in der parlamentari- schen Arena. Eine Inhaltsanalyse am Beispiel der Haushaltsdebatten in Nordrhein-Westfalen zwischen 2000 und 2010

25 NRW School of Governance | Lehre und Forschung 2011-2013

1.2.3 Qualiizierung

Die NRW School of Governance konzipiert und organisiert Qualiizierungs- Das Qualiizierungsprogramm besteht aus drei programme für externe Zielgruppen. In Seminaren werden unter anderem Modulen: die inhaltlichen Bausteine des Master-Programms im Sinne eines Fortbil- dungsformats für berufstätige Gruppen, Institutionen und Unternehmen Parteien und Wahlen bereitgestellt. Politik und Regieren in Deutschland Die Vermittlung von Forschungs- und Lehrinhalten erfolgt in adressaten- Politik und Medien orientierten Formaten wie Block-, Abend- und Wochenendseminaren sowie Inhouse-Schulungen. In praxisorientierten Workshops erhalten Berufstätige Der Politik- und Sozialkundeunterricht an Schulen fachliche Einblicke über den Arbeitsalltag hinaus. Die Teilnehmer steigern legt die Grundbausteine zur demokratischen und ihre Fachkompetenz sowie deren Umsetzung im individuellen Berufsalltag. politischen Bildung von Jugendlichen, jedoch Damit wird eine nachhaltige Qualitätssicherung der Kooperationspartner der bleibt kaum Zeit für praxisorientiertes Nachfragen NRW School of Governance gefördert. Außerdem beinhaltet das Programm und die Diskussion mit Experten aus Politik, Formate für Schülerinnen und Schüler an weiterführenden Schulen in Nord- Verwaltung oder Medien. Für diese inhaltliche rhein-Westfalen. Hier werden spezielle praxisorientierte Qualiizierungs- Vertiefung sorgt das Dozenten-Team der NRW programme für Jugend- und Bildungsarbeit angeboten. School of Governance. Um die Kluft zwischen Theorie und Praxis zu überwinden, wird in jedem Qualiizierung geht an die Schule: Modul ein Experte aus dem jeweiligen Praxisfeld Die Projektjahre 2011-2013 eingeladen. Das Dozenten-Team der NRW School In den Jahren 2011, 2012 und 2013 hat die NRW of Governance und die Experten gehen dazu je- School of Governance in Kooperation mit der weils zweieinhalb Stunden an die beteiligten Sparda Bank West spezielle praxisorientierte Qua- Schulen in die Klassenstufen 9 bis 12. liizierungsprogramme für Schülerinnen und Schü- ler an weiterführenden Schulen in Nordrhein- Westfalen angeboten.

26 1 | Fünf Jahre NRW School of Governance

Dozenten-Team der Benjamin Jopen Anna-Lena Wilde (Landtag NRW) NRW School of Governance (Bündnis 90/ Die Grünen NRW) PETO-Partei (Florian Große-Aller- Kristina Weissenbach Jörg Kriewel mann, Brinja Noth, Lisa Riedel, Marvin Bender (Unternehmenskommunikation, Lukas Risse, Daniel Zimmermann) Matthias Bianchi Forschungszentrum Jülich) Sebastian Jarzebski Paul Lang Beteiligte Schulen Andreas Jüschke (Referent „Reden, Angelegenheiten Janusz-Korczak-Gesamtschule, Neuss Julia-Verena Lerch der stellvertretenden Ministerpräsi- Gymnasium in der Filder Benden, Jörg-Uwe Nieland dentin“, Ministerium für Schule und Moers Niko Switek Weiterbildung NRW) Andreas-Vesalius-Gymnasium, Wesel Annegret Ott Erasmus-von-Rotterdam Gymnasi- Experten aus der Praxis (Referentin, Landtag NRW) um, Viersen Henning Becker Tina Pannes (Büroleiterin, Landtag St.Ursula Gymnasium, Aachen (Büroleiter, Landtag NRW) NRW FDP-Fraktion) Gesamtschule Osterfeld, Oberhausen Heiko Blumenthal Fabienne Piepiora (Redakteurin, WAZ) Berufskolleg, Siegburg (Referent, Landtag NRW) Gesine Röder (Referentin, Landtag Friedrich-List Berufskolleg, Hamm Susanne Dreyer (Referentin für NRW FDP-Fraktion) Max-Weber Berufskolleg, Düsseldorf Öffentlichkeitsarbeit, Metall NRW) Stephan Terhorst Lessing-Gymnasium, Köln Antje Hartmann-Strünck (Referent, Landtag NRW) Erzbischöliches Irmgardis-Gymna- (ehemalige Pressesprecherin, Nicole Westig (Landtag NRW) sium, Köln Ministerium für Innovation, Steinbart Gymnasium, Duisburg Wissenschaft und Forschung NRW)

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Interview mit Bernhard Syben (Vertriebsdirektor, Sparda Bank West eG)

Was war ausschlaggebend für die Beteiligung Gesprächen mit den Schülern eine wichtige der Sparda-Bank West an dem Qualifizierungs- Unterstützung darstellen. Wir sind froh, unsere programm „Weiterbildung geht an die Schulen?“ Unterstützung in dieser wirklich guten Sache Die Initiative ging vom damaligen Vertriebs- anbieten zu können. direktor aus, der sich für ein Projekt für Jugendliche stark machte, welches deren politische Bildung An welchen Punkten kann das Qualifizierungs- fördern sollte. Durch ihn entstand die Verbindung programm Ihrer Meinung nach den Politik- und zur NRW School of Governance und so wurde das Sozialkundeunterricht an den Schulen ergänzen Projekt der Geschäftsleitung vorgeschlagen. Auch und unterstützen? Wo herrschen Defizite an den aufgrund des Förderauftrages der Sparda-Bank Schulen? West als Genossenschaftsbank entstand letzt- Das Qualiizierungsprogramm ist eine wichtige endlich die Zusammenarbeit in diesem Projekt. Bereicherung im Lehrangebot. Vor allem die Kombination aus Theorie und Praxis durch die Wie fällt Ihr vorläufiges Zwischenfazit aus? Zusammenarbeit von Referenten und Experten Das Ergebnis ist als durchweg positiv zu bewerten, macht dieses Angebot so attraktiv und effektiv. und ich hoffe, dass dieses Angebot den Schulen weiterhin erhalten bleibt. Oftmals blieb die Moti- Wie profitiert ein Unternehmen wie die Sparda- vation unter den Schülern auch nach den Lehr- Bank West von einer Ausweitung der politischen veranstaltungen erhalten. Bei dem Großteil der Bildung an Schulen? Schulen hieß es danach „Jetzt habe ich es ver- Oft werden die Schülerinnen und Schüler selbst standen“, und viele Schülerinnen und Schüler aktiv. Sie gehen aktiv auf unsere Bank zu und waren motiviert, sich selbst politisch zu engagie- fragen nach, was die Bank mache und erkundigen ren. Vor allem aufgrund der professionellen Re- sich konkret nach Praktika. Aber auch die Ver- aktion der Referenten selbst, die in persönlichen mittlung des politischen Interesses selbst durch

28 1 | Fünf Jahre NRW School of Governance

1.2.4 Forschung die NRW School of Governance, Der Bereich Forschung und Lehre an der NRW School of ist allein die Unterstützung Governance ist geprägt durch die Verbindung von Anwendungs- dieser guten Sache wert. Außer- orientierung und Wissenschaft. Unter dem Credo der Exzellenz- dem unterstützt die Sparda-Bank bildung sind an der NRW School of Governance vielfältige West nicht nur dieses Projekt, Projekte, Studien und Analysen der angewandten Politikfor- sondern auch andere Projekte. schung angesiedelt. Eine Besonderheit ist die Einbindung zahl- So wurde zum Beispiel das Pro- reicher studentischer Projekte und die erfolgreiche Zusam- jekt „Ideen Werkstatt Zukunft“ menarbeit und Vernetzung mit externen Partnern. Hierdurch etabliert, in der Schülerinnen wird die NRW School of Governance dem Anspruch, Lehre und und Schüler in der Zentrale der Forschung unter die Leitbilder der Anwendungsorientierung Bank Zukunftsideen entwickeln und Herstellung von Praxisbezug zu stellen, gerecht. und präsentieren können. Ich hoffe, dass diese wichtigen Das Themenproil der NRW School of Governance orientiert Projekte und speziell die Zusam- sich sowohl an aktuellen Fragestellungen des Politikmanage- menarbeit mit der NRW School ments und der Politikvermittlung als auch an der vergleichen- of Governance auch weiterhin den Policy- und Governance-Forschung. Einen regionalen so erfolgreich fortgesetzt wird. Schwerpunkt bildet der Themenbereich „Politik und Regieren in Nordrhein-Westfalen“. Darüber hinaus wird eine Vielzahl von Fragestellungen auf überregionaler, europäischer und inter- national vergleichender Perspektive behandelt. Die einzelnen Themenfelder spiegeln außerdem das vielfältige Spektrum der unterschiedlichen theorie- und methodengeleiteten Ansätze der politikwissenschaftlichen Forschung wider.

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1.5 Meilensteine: ein Zeitstrahl Juli 2013 Summer School zum Thema „Verhandeln, Vermitteln, Kommunizieren“ im Landtag NRW Wintersemester 2013 / 2014

Prof. Dr. Jutta Limbach, Präsidentin des Juni 2013 Bundesverfassungsgerichtes a. D., ist Gastprofessorin für Politikmanagement der Stiftung Mercator Die Debatte: Streitgespräch zum Thema „Brauchen wir einen staatlich festgelegten Mindestlohn?“ mit den NRW-Landtags- abgeordneten Marcel Hafke (FDP) und Marc Herter (SPD) November 2013 Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte wird zum Vorsitzenden der Mai 2013 Deutschen Gesellschaft für Politikwissenschaft gewählt Absolventenfeier des vierten und fünften Masterjahrgangs Begrüßung des achten Master-Jahrgangs

Oktober 2013 April 2013 Die Debatte: Streitgespräch zum Thema „Regulierung Harald Schmidt zu Gast an der NRW School of Governance oder Laissez-faire – Ist Europa überreguliert?“ mit den Abgeordneten des Europäischen Parlaments Jens Geier (SPD) Januar 2013 und Alexander Graf Lambsdorff (FDP) Dreitägige Exkursion des HANIEL Master Course zum Alljährliche Klausurtagung des Promotionskollegs im Ethik- Zentrum der Universität Zürich Landschaftspark Duisburg-Nord

September 2013 November 2012 Academic Viewing des TV-Duells zur Bundestagswahl 2013 Begrüßung des siebten Master-Jahrgangs an der NRW School of Governance Wintersemester 2012 / 2013 August 2013 Prof. Dr. Bernhard Vogel, Ministerpräsident a. D., ist Gast- Martin Schulz, Präsident des Europäischen Parlaments, zu Gast professor für Politikmanagement der Stiftung Mercator an der NRW School of Governance

30 1 | Fünf Jahre NRW School of Governance

Juli 2012 Oktober 2011 Summer School zum Thema „Verhandeln, Vermitteln, Begrüßung des sechsten Master-Jahrgangs im Duisburger Rathaus Kommunizieren“ im Landtag NRW Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Christoph Bieber, Welker-Stiftungs- professur für „Ethik in Politikmanagement und Gesellschaft“ Exkursion von Studierenden und Mitarbeitern der NRW School of Governance nach Israel Juli 2011 Juni 2012 Summer School zum Thema „Politik Die Debatte: Streitgespräch zum Thema „Quo vadis Euro(pa)? zwischen Darstellung und Entscheidung“ Sind die Eurobonds der richtige Weg aus der Krise?“ mit im Landtag NRW Prof. Dr. Gustav A. Horn (wissenschaftlicher Direktor des Mai 2011 Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung, IMK) und Prof. Dr. Max Otte (Finanzproi und Professor für allgemeine Die Debatte: Streitgespräch zum Thema und internationale Betriebswirtschaftslehre) „Mit dem Internet aus der Demokratiekrise?“ mit Thorsten Schäfer-Gümbel (hessischer SPD-Landes- Masterworkshop in Berlin im Rahmen und Fraktionsvorsitzender) und Markus Reiter des Seminars „Politikmanagement vor Ort“ (Medienberater und Journalist)

März 2012 Sommersemester 2011 Podiumsdiskussion: Kandidatencheck zur Duisburger Oberbürger- Peer Steinbrück, Bundesminister der Finanzen a. D., ist meisterwahl mit den sechs Spitzenkandidaten der Parteien Gastprofessor für Politikmanagement der Stiftung Mercator

Januar 2012 März 2011 Wissenschaftsministerin des Landes NRW, Svenja Schulze, Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte wird neuer geschäftsführender zu Gast im HANIEL Master Course Herausgeber der renommierten „Zeitschrift für Politikwissen- schaft, Journal of Political Science“ (ZPol), Dr. Ray Hebestreit Exkursion des HANIEL Master Course nach Bonn unterstützt ihn als wissenschaftlicher Redakteur

Dezember 2011 Januar 2011 5-Jahres-Feier der NRW School of Governance und Absolventen- Im Rahmen des HANIEL Master Course besuchen feier des dritten Jahrgangs mit Ministerpräsidentin Hannelore Kraft Studierende die Bundeshauptstadt Berlin

31 2 | Themenschwerpunkt: Johann Wilhelm Welker-Stiftungsprofessur für Ethik in Politikmanagement und Gesellschaft

Im Sommersemester 2011 wurde Professor Dr. Christoph Bieber auf den Welker-Stiftungslehrstuhl für Ethik in Politikmanagement und Gesellschaft berufen. Dank der Unterstützung der Welker-Stiftung konnte das Proil der NRW School of Governance um einen weiteren Baustein ergänzt werden, der es ermöglicht, im Schnittfeld von Politik und Ethik Wege zu erforschen, wie in Politik und Gesell- schaft mit ethisch relevanten Problemen verfahren werden kann. Lehre und Forschung 2011-2013

Fünf Jahre Themenschwer- Projekte und Publikationen Überblick – Gelebter NRW School punkt „Ethik“ Veranstaltungen „Wissenstransfer“ NRW School of Governance | Lehre und Forschung 2009-2010

WELKER-STIFTUNGSPROFESSUR FÜR ETHIK IN POLITIKMANAGEMENT UND GESELLSCHAFT

Unter dem Titel „Was sollen wir tun? Ethik als Instrument modernen Politik- Die Welker-Stiftungsprofessur ist einzigartig in managements“ hielt Professor Bieber in einem stimmungsvollen Rahmen Deutschland. Im Gegensatz zu anderen Ethik- seine Antrittsvorlesung und skizzierte das Proil der Professur. In Anwesen- Lehrstühlen, die in der Regel den philosophischen heit der Stifterfamilie sowie des Kuratoriums der Welker-Stiftung sprach Instituten der Hochschulen angeschlossen sind, der Hamburger Weihbischof Dr. Hans-Jochen Jaschke ein Geleitwort. Er liegt der Duisburger Schwerpunkt auf einer unterstrich dabei die Bedeutung von Vertrauen, Werten und Gerechtigkeit praxisorientierten Forschungsperspektive. Das für das gemeinsame Zusammenleben und die Entwicklung einer „guten thematische Spektrum reicht vom relexiven Politik“. Ethik sei eine wichtige Orientierungshilfe, dürfe aber nicht verein- Ethik-Management politischer Systeme über nahmt werden und müsse mit Blick auf lange Traditions- und Entwick- die Chancen und Grenzen von Ethik-Räten und lungslinien auch weiterhin einen offenen Charakter behalten. -Kommissionen zu normativen Analysen der Umwelt- und Klimapolitik oder der medienethi- schen Relexion neuer politischer Akteure (zum Beispiel WikiLeaks, Occupy-Bewegung, Anony- mous). Dieser Forschungsansatz spiegelt sich auch in der Lehre wider, denn an der NRW School of Governance sollen verantwortungsvolle Politik- managerInnen ausgebildet werden und keine Moralphilosoph(inn)en. Schließlich stehen auch moralische Aspekte des Hochschulalltags im Fokus der Professur, die unter dem Begriff der „Campus- ethik“ zusammengefasst werden.

34 2 | Themenschwerpunkt: Ethik in Politikmanagement und Gesellschaft

Prof. Dr. Christoph Bieber im Interview

Der Stiftungslehrstuhl trägt den Namen „Ethik in Politikmanagement und Gesell- schaft“. Warum sind ethische Fragen aktueller denn je und in welchen Politik- und Gesellschaftsbereichen stellen sich solche Fragen? Ethische Fragen sind in der Tat aktueller denn je. Die globale Finanzkrise 2008 und ihre wirtschaftlichen Folgewirkungen haben nachdrücklich aufgezeigt, wie relevant die ethische Dimension bezie- hungsweise Relexion ist – auch und gerade aus politikwissenschaftlicher Perspektive. Solche Arbeiten können die Grundlage für Moralappelle bilden, die einwerbung in den USA oder die vielen der Geheimdienste für eine Ethik-Orien- sich an ökonomische, gesellschaftliche Fälle von Begünstigung und persönlicher tierung in der Politik sorgt. und politische Akteure richten. Bereicherung in Großbritannien. Hier in Verbindungen zwischen Ethik und Politik Deutschland denken wir natürlich an die Verfolgen Sie eher eine theoretische sehe ich in allen Politikdimensionen, also Affäre um den ehemaligen Bundespräsi- oder praktische Auseinandersetzung auf der Struktur-, Akteurs- oder Prozess- denten Christian Wulff oder den Umgang mit Ethik? ebene. Besonders kontrovers diskutiert mit Nebentätigkeiten von Abgeordneten. Eingebettet in die NRW School of werden zum Beispiel Fragen um die Be- Häuig fällt dabei das Stichwort der Trans- Governance verfolgen wir ganz klar einen deutung von Geld im politischen System parenz, das seit den Ereignissen um Wiki- praxisorientierten Ansatz, der auf die – seien es die ungebremste Spenden- Leaks sowie zuletzt der Abhörtätigkeit Zeit nach dem Studium vorbereiten soll.

35 NRW School of Governance | Lehre und Forschung 2009-2010

Natürlich sind die theoretischen Grund- werden. Im engeren Bereich der politik- Public Policy und öffentliche Verwal- lagen der Ethik, gerade aus dem Bereich wissenschaftlichen Forschung sind ins- tung“. der Moralphilosophie, wichtig. Ziel des besondere die Aktivitäten von „Ethischen Lehrstuhls ist es aber, die Fragen und Beratungsorganen“ wie dem Ethikrat oder Wie setzten Sie den Anspruch, Politik- Erkenntnisse aus dem Bereich der Ethik politikfeldspeziischen Ethik-Kommissi- management und Ethik zusammenzu- für die Beschreibung, Analyse und Ver- onen von Interesse. Eine erste Bestands- denken, in der Lehre um? besserung politischer Prozesse nutzbar aufnahme liefert hierzu der Sonderband Unser politikwissenschaftliches Wissen machen zu können. Insofern sind wir nah der Zeitschrift für Politikwissenschaft, reicht häuig nicht aus, um moralisch an der noch relativ jungen Disziplin der dort haben wir unter dem Titel „Ethik und brisante Entscheidungen zu treffen: klas- Angewandten Ethik, die auf die Relexi- Politikmanagement“ Beiträge zu Ethik in sische Beispiele liefern hier Fragen aus on klar bestimmter gesellschaftlicher der Postdemokratie, Methoden ethischer dem Bereich der Bio- oder Medizinethik. Themen- und Problembereiche abzielt. Entscheidungsindung oder ethischen An dieser Stelle hilft uns die Ethik, weiter Impulsen in der Finanzmarktpolitik zu- eine moralisch relektierte Entscheidung Womit setzen Sie sich in Lehre und For- sammengetragen. zu generieren. Genau dieses Entschei- schung an Ihrem Lehrstuhl auseinander? Im Bereich der Lehre sind Seminarveran- dungswissen wollen wir durch eine Ganz aktuell haben wir gemeinsam mit staltungen im Schnittfeld von Politik und fallbasierte Lehre an die Studierenden dem Kulturwissenschaftlichen Institut in Ethik ein fester Bestandteil der Studien- vermitteln. Grundlage ist das sogenann- Essen und Kolleginnen der Ruhr-Univer- gänge am Duisburger Institut für Politik- ten „Case-Teaching“. In einer Falldar- sität Bochum und der Technischen Uni- wissenschaft geworden. In allen Studien- stellung wird ein politischer Sachverhalt versität Dortmund eine Anschubinan- phasen gibt es inzwischen Lehrangebote, beschrieben, der durch eine Dilemma- zierung für ein Projekt zu „Kulturen der vom einführenden Seminar zu „Ethik situation gekennzeichnet ist. Für diese Transparenz“ erhalten. Hier geht es um im politischen Prozess“ über ein zwei- durch Zielkonlikte geprägte Handlungs- die interdisziplinäre Auseinandersetzung semestriges Methodenseminar „Ethische situation gibt es keine ideale Muster- mit kultur- und gesellschaftspolitischen Entscheidungsindung“ bis hin zum lösung. Die Studierenden müssen sich Fragen, die von aktuellen und histori- Lehrforschungsprojekt im Rahmen des deshalb in den Fall einarbeiten und sich in schen Transparenzeffekten ausgelöst Master-Programms „Politikmanagement, die Perspektiven der jeweils relevanten

36 2 | Themenschwerpunkt: Ethik in Politikmanagement und Gesellschaft

Akteure hineinversetzen. Darüber hin- Bereich der politischen Entscheidungs- uns zunächst, welche Stakeholder an den aus benötigen sie auch theoretisches indung. Dabei bereiten die Studierenden Prozessen beteiligt sind und welche Wissen, das ihnen hilft das Problem in zunächst den Kontext umstrittener Ent- Argumente sie in die Diskussion ein- all seinen Facetten zu erkennen und zu scheidungen in Form von Fallbeschrei- bringen. Von besonderer Bedeutung ist einem moralisch relektierten Urteil zu bungen auf und entwickeln moralische dann die Rolle politischer Akteure: reali- gelangen. Fragen. Im letzten Semester ging es sieren sie überhaupt die moralische dabei um so unterschiedliche Themen Dimension eines Streitfalles und be- Wie sieht das konkret aus? wie Rüstungsexporte, die Aktivität von rücksichtigen sie alle Positionen in ihrem In der zweisemestrigen Veranstaltung Geheimdiensten, die Zulässigkeit von individuellen Entscheidungsprozess? Die- „Ethische Entscheidungsindung“ fragen Sterbehilfe, die Privatisierung der Trink- se Perspektive rückt das Verhalten politi- wir nach den Vorteilen einer ethischen wasserversorgung sowie Steuersünder scher Akteure, aber auch die Routinen Betrachtungsweise, gerade auch im und Selbstanzeigen. Dabei interessiert innerhalb von Institutionen in den Blick.

37 NRW School of Governance | Lehre und Forschung 2011-2013

Die Ethik der anderen: Zu Gast am Ethik-Zentrum der Universität Zürich

Drei Tage lang hatten Studierende des HANIEL Master Course auf Einladung des Ethik-Zentrums der Universität Zürich Gelegenheit, sich von der Aktualität und Relevanz ethischer Fragen im politischen Kontext zu überzeugen. Der von Prof. Dr. Christoph Bieber geleitete Kurs beschäftigte sich im Winter- semester 2012/13 mit unterschiedlichen Fragen ethischer Politikberatung. Die Studierenden wie auch das Lehrstuhl-Team erhielten im Januar 2013 einen Einblick in die aktuellen Forschungsprojekte des Ethik-Zentrums in Zürich.

Ethik beschränke sich aus „Zürcher Sicht“, so der Dr. Ivo Wallimann-Helmer diskutierte anschlie- Geschäftsführer des Ethik-Zentrums, Prof. Dr. ßend den Zusammenhang von Demokratie und Markus Huppenbauer, eben nicht nur auf moral- Gerechtigkeit - dabei skizzierte er ein zentrales philosophische Grundlagen und Theorien, sondern Problem aktueller Debatten um den Bereich der diene ganz zentral als Kompass der Entscheidungs- Klimaethik. Gerechtigkeit und Demokratie seien findung, genauer: der politischen Entscheidungs- in einem engen Rahmen durchaus kongruent; indung. Das „Zürcher Modell“ geht insofern etwa wenn es um elementare Grundrechte wie Hand in Hand mit dem „Duisburger Modell“ des das Recht der politischen Partizipation gehe. Die Politikmanagements. Ethische Grundlagen und aus politikwissenschaftlicher Sicht spannende moralphilosophische Großtheorien sind Werk- Frage nach einer „Übersetzung“ klimaethischer zeuge der ethischen Entscheidungsindung, die Positionen in die praktische Politikformulierung Huppenbauer zufolge dabei helfen, Nützliches bleibt bislang aber noch unbeantwortet. von weniger Nützlichem zu differenzieren. Nach einer kurzen Einführung in die Arbeitsweise des Finanzmärkte und deren „ethische“ Ausgestaltung Zentrums, stellte Huppenbauer die Methode der spielten im Vortrag des Zürcher Promotions- ethischen Entscheidungsindung am Beispiel des stipendiaten Emilo Marti eine zentrale Rolle. „targeted killing“ von Osama bin Laden vor. Können staatliche Steuerungsmodelle dazu bei-

38 2 | Themenschwerpunkt: Ethik in Politikmanagement und Gesellschaft

tragen, einen ethischen Finanzmarktrahmen zu schaffen? Im Rahmen des interaktiv ausgelegten Vortrags sollten die Duisburger Studierenden kon- krete fachwissenschaftliche Expertise einbringen. Stärker als im Politikfeld der Finanzmarktpolitik scheinen diese ethischen Grundlagen und Regeln (Ethos) in der schreibenden Zunft, dem Journalis- mus beheimatet zu sein. Vinzenz Wyss, Professor für Journalistik im schweizerischen Winterthur, verwies nachdrücklich auf die prominente Rolle, die ethische Standards im Bereich des Journalis- mus einnähmen. Durch die enge Verzahnung von Politik und Medien wurden hier automatisch auch Fragen aus dem Bereich des Politikmanagement genstände und Methoden einer ethik-orientierten angesprochen: Wann sind Informationen von Politikwissenschaft sehr gut erlernen und vertie- öffentlichem Interesse und dürfen weitergege- fen lassen. Im Rahmen der Welker-Stiftungspro- ben werden? Wie wichtig ist der Quellenschutz? fessur sollen auch künftig solche Arbeitsansätze Braucht es informelle Rückzugsräume für die verfolgt werden, hierzu sind Kooperationen mit P o l i tik und wo liegen die Grenzen von Transpa- dem Internationalen Zentrum für Ethik in den renz? Wissenschaften an der Universität Tübingen, der Fakultät für Kulturrelexion der Universität Witten- Die Exkursion an die Universität Zürich hat ge- Herdecke sowie dem Institut für Technikfolgen- zeigt, dass sich in der produktiven Diskussion mit abschätzung der Österreichischen Akademie der Wissenschaftlern anderer Hochschulen die Ge- Wissenschaften in Wien in Vorbereitung.

39 Exzellenzinitiative sind zwei zentrale Initiativen, die die Hochschullandschaft nachhaltig verändert haben. Diese Einschnitte erfordern auch ein Um- denken in vielerlei Bereichen des Campuslebens: so zieht etwa die Verjüngung der Studienanfänger Campusethik verschiedene Kohorten- und „Schulklasseneffek- te“ nach sich, verlängerte Präsenzzeiten der „Campusethik“ ist ein in Deutschland noch Studierenden auf dem Campus verändern die weitestgehend unbekannter Begriff, der sich im Raum- und Zeitbedürfnisse vor Ort und eine Einrichtungsprozess der Welker-Stiftungsprofes- höhere Anzahl von Regel- oder Massenprüfungen sur allmählich zu einem neuen Arbeitsbereich stellen Studierende wie Prüfende gleichermaßen entwickelt hat. Die Wortschöpfung orientiert sich vor Herausforderungen. an den insbesondere an US-amerikanischen Hoch- schulen vorhandenen Programmen der „Campus Bereits jetzt ist eine Aufwertung der Campus- Ethics“, die zahlreiche Themen des studentischen struktur zu beobachten, damit einher gehen neue Lebens auf dem Campus adressieren. Im Zentrum Frage- und Problemstellungen, aber auch Verant- steht dabei der Campus als Ort akademischer wortungs- und Gestaltungsräume. Diese Entwick- Lehre, wissenschaftlicher Forschung und studen- lungen bedürfen einer gesonderten Diskussion, tischen Lebens und wird zum Gegenstand ethi- um ein gutes Leben auf dem Campus zu ge- scher Relexion. währleisten – eine solche Diskussion vor einem ethischen Hintergrund rund um den „Lebensbe- Die Hochschulentwicklung der letzten Jahre liefert reich Hochschule“ soll im Bereich Campusethik zahlreiche Gründe für die Notwendigkeit eines angestoßen werden, zentral ist dabei stets die solchen Denkansatzes: Bologna-Reform und Perspektive der Studierenden.

40 2 | Themenschwerpunkt: Ethik in Politikmanagement und Gesellschaft

Aktuelle Publikationen von Professor Dr. Christoph Bieber

Bieber, Christoph (2013): Ethik und Politikmanagement. Ein neuer Gegenstand der Regierungsforschung. In: Korte, Karl-Rudolf/Grunden, Timo (Hg.): Handbuch Regierungsforschung. Wiesbaden. S. 103-112.

Bieber, Christoph (2013): Lessons of the Leak. WikiLeaks, Julian Assange, and the Changing Land- scape of Media and Politics. In: Hartley, John/Burgess, Jean/Bruns, Axel (Hg.): A Companion to New Media Dynamics. Chichester: Wiley-Blackwell. S. 322-335.

Bieber, Christoph (2013): Von der Datenautobahn zum Social Web. Bundestagswahlkämpfe in Zeiten des Internet. In: Andersen, Uwe (Hg.): Bundestagswahl 2013 – Kontinuität und Wandel. Eine Analyse vor dem Hintergrund der bisherigen Bundestagswahlen. Schwalbach: Wochenschau Verlag. S. 68-83.

Bieber, Christoph (2012): Bieber, Christoph: Ethischer Organstreit? Der schwierige Weg von der Klima- ethik zur Klimapolitik. In: Zeitschrift für Politikwissenschaft. Nr. 2/2012. S. 255-262.

Bieber, Christoph/Grundmann, Sven (Hg.) (2014): Ethik und Politikmanagement. Sonderband 2013. Zeitschrift für Politikwissenschaft. Baden-Baden.

Grundmann, Sven (2013): Ethik in Politikmanagement und Gesellschaft. Grundlagen eines fall- orientierten Lehrkonzepts. In: Zeitschrift für Politikwissenschaft, Nr. 2/2013. (i.E.)

Ezazi, Gordian (2014): Vom Nationalen zum Deutschen Ethikrat: Politische Beobachtungen, in: Kettner, Matthias (Hrsg.): Welche Autorität haben nationale Ethik-Komitees?, Münster [u.a.], LIT Verlag. (i.E.)

41 NRW School of Governance | Lehre und Forschung 2011-2013

Die Welker-Stiftung

Die Welker-Stiftung unterstützt seit 2008 die derschwerpunkte Wissenschaft, Forschung und NRW School of Governance insbesondere durch Bildung/Ausbildung geschaffen. die Finanzierung folgender Bausteine: Im Sinne des Stifters wird die Förderung in den Johann-Wilhelm-Welker Stiftungsprofessur nachstehenden Bereichen liegen: für Ethik in Politikmanagement und Gesellschaft Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses, Promotionsstipendien Begabtenförderung, Kooperationen Universität/ Promotionsbegleitende Fördermaßnahmen Schule und Wirtschaft, Innovative Projekte im Personelle Ausstattung des Promotionskollegs Schul- und Ausbildungsbereich, neue Studien- Online-Magazin www.regierungsforschung.de gänge an Universitäten/Hochschulen, Untersu- chungen zur Bedeutung religiöser Bildung für Die Welker-Stiftung, Duisburg, wurde errichtet als Gesellschaft und Politik, Untersuchungen zur Sta- testamentarisches Vermächtnis des im Jahre 1962 bilisierung der Familie im gegenwärtig schwierigen verstorbenen Dr. h. c. J.W. Welker, der mehr als Umfeld. zwei Jahrzehnte als Generaldirektor die Firma Franz HANIEL & Cie, Duisburg-Ruhrort, leitete. Die Stiftungsziele lagen zunächst vorwiegend im sozialen Bereich, insbesondere in der Fürsorge für ältere Menschen. Nach einer Satzungsän- derung im Jahre 2006 wurden in Anpassung an die besondere Situation Deutschlands – Stich- wort „Wissensgesellschaft“ – die neuen För-

42 2 | Themenschwerpunkt: Ethik in Politikmanagement und Gesellschaft

43 3 | Projekte und Veranstaltungen 2011 – 2013

In den letzten drei Jahren blieb sich die NRW School of Governance treu und entwickelte viele erfolgreiche Veranstaltungen und Projekte. Die Vergabe der Gastprofessuren wurde weiter- geführt und die Veranstaltungen des HANIEL Master Course wurden um neue sowie etablierte Veranstaltungen wie die Summer School ergänzt. Im Folgenden werden verschiedene Projekte und Veranstaltungen vorgestellt.

3.1 HANIEL Master Course 2011-2013 ...... 46 3.2 Gastprofessuren für Politikmanagement der Stiftung Mercator . .52 3.3 AICGS-Fellowship ...... 57 3.4 Berlin Master Workshop ...... 60 3.5 Narrativ-Gruppe ...... 62 3.6 Duisburger Wahl-Index (DWI) ...... 65 3.7 Regierungsforschung.de ...... 68 3.8 Israel-Exkursion ...... 72 3.9 DVPW-Sektionstagung „Informelles Regieren“ ...... 74 3.10 Juniorprofessur: Prof. Dr. Andreas Blätte ...... 76 3.11 Neuer Herausgeber der Zeitschrift für Politikwissenschaft ...... 82 3.12 Martin Schulz zu Gast an der NRW School of Governance...... 83 Lehre und Forschung 2011-2013

Fünf Jahre Themenschwer- Projekte und Publikationen Überblick – Gelebter NRW School punkt „Ethik“ Veranstaltungen „Wissenstransfer“ NRW School of Governance | Lehre und Forschung 2011-2013

3.1 HANIEL MASTER COURSE 2011-2013 Highlights aus den Jahren 2011-2013

Der HANIEL Master Course vermittelt Nachwuchskräften fundiertes und Innovationspolitik in NRW – Studierende anwendungsorientiertes Expertenwissen über verschiedene Aufgaben- diskutieren mit Ministerin Svenja Schulze proile ihres späteren Berufslebens. Es handelt sich um eine wöchentliche Veranstaltungsreihe, die über diese praxisbezogenen Implikationen hinaus Am 18. Januar 2012 war Wissenschaftsministerin jedes Semester einen neuen thematischen Schwerpunkt setzt. Svenja Schulze zu Gast an der NRW School of Governance. Im Rahmen des HANIEL Master Course Durch einen personalisierten Gedankenaustausch mit Praktikern aus Poli- „Politik- und Gesellschaftsberatung“ skizzierte sie tik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft können die Teilnehmer Einblick in ver- in einem Impulsvortrag die Leitlinien einer „Inno- schiedene Berufsfelder erlangen. Die NRW School of Governance organi- vationspolitik in NRW“. Dabei schilderte sie die siert die Interaktion zwischen Studierenden und Promovenden aus den Möglichkeiten und Notwendigkeiten gesellschafts- Bereichen „Politikmanagement, Public Policy und öffentliche Verwaltung“ orientierter Forschungs- und Modernisierungs- sowie Experten und Führungskräften innerhalb dieser thematischen Aus- aktivitäten, bei denen die Regierung nicht allein richtung. als Steuerungsorgan, sondern vielmehr als „Mode- rator“ und „Ermöglicher“ gefordert sei. Das Anwendungsmodul hat zwei zentrale thematische Ausrichtungen: „Politikberatung und Wissen als Ressource modernen Regierens“ und „Pra- Ein wichtiges Ziel sei die gemeinschaftliche Ent- xis der Politikgestaltung: Verhandeln, Vermitteln, Kommunizieren“. wicklung von Plattformen zum Austausch von Ideen, Konzepten und Erfahrungen – hierbei gelte Das Modul wird seit 2006 von der HANIEL-Stiftung gefördert. es auch, junge Forscherinnen und Forscher in den Prozess einzugliedern. Schulze betonte dabei auch die Rolle sozialwissenschaftlicher Perspektiven, Innovationspolitik dürfe nicht eine Domäne der naturwissenschaftlich-technisch orientierten Fä- cher sein.

46 3 | Projekte und Veranstaltungen

Diesem Ansatz kamen die Teilnehmer des überprüfe das Ministerium für Innovati- Die lebhafte Unterhaltung auf dem HANIEL Master Course, der im Winterse- on, Wissenschaft und Forschung gerade Podium sparte auch die Probleme bei mester 2011/2012 von Prof. Dr. Christoph eine Vielzahl von Hinweisen und Vor- den Wahlen zum Studierendenpar- Bieber geleitet wurde, gerne nach: Die an- schlägen zur Situation an den Hoch- lament an der Universität Duisburg- schließende Gesprächsrunde wurde mo- schulen, die über eine Online-Befragung Essen nicht aus. Svenja Schulze machte deriert von zwei Studierenden, die entlang eingeholt worden waren. Dies zeige, dass dabei deutlich, dass sie der studentischen aktueller Fragen zu Hochschulpolitik Lernprozesse im Bereich der Politik nicht Selbstverwaltung nach wie vor eine und Hochschulsteuerung eine Verbindung mehr allein über professionelle Expertise wichtige Rolle im universitären Umfeld zu den Seminarinhalten herstellten. Ins- und Beratungsunternehmen begleitet zuschreibt. Aktuelle Schwierigkeiten bei besondere beim Blick auf experimentelle werden, sondern auch gesellschaftliche der Organisation dürften nicht dazu Formen der Bürgerbeteiligung machte Akteure und einzelne Bürger Möglich- führen, dass sich die Studierenden vom Schulze deutlich, dass auch im Bereich keiten zur Beteiligung an Politikprozessen wichtigen Prozess der universitären der Beratung innovative Ansätze die Ar- haben und diese durchaus auch wahr- Diskussion und Verständigung abwen- beit von Ministerien verändern könne. So nehmen. den.

47 NRW School of Governance | Lehre und Forschung 2011-2013

Der Kandidatencheck – Studierende des HANIEL Master Course veranstalteten 2012 Podiumsdiskussion mit Duisburger OB-Wahl Kandidaten

Personen fassenden Raums waren be- reits zu Beginn der Veranstaltung rest- los besetzt. „Wir sind begeistert, wie gut die Duisburger dieses Format aufgefasst haben, hierzu hat besonders die Mög- lichkeit der Partizipation an der Veran- staltung beigetragen“, so Carina Burek.

Die Diskussion wurde von den Studieren- den des Master-Jahrgangs 2011 interaktiv in den sozialen Netzwerken Facebook und Twitter begleitet und auch die Zu- schauer im Raum konnten mittels eines Fragezettels und einer offenen Frage- „Volles Programm und leere Taschen?“, (Studierende des HANIEL Master Course). runde am Ende der Veranstaltung ihre so lautete die übergeordnete Frage- Zu Gast waren die OB-Kandidaten Sören Fragen live an die Kandidaten auf dem stellung der Podiumsdiskussion im Vor- Link (SPD), Michael Rubinstein (parteilos), Podium richten. Zusätzlich wurden die feld der Oberbürgermeisterwahlen in Ingrid Fitzek (Bündnis 90/Die Grünen), einzelnen Themenblöcke per Videoein- Duisburg im Rahmen des HANIEL Master Barbara Laakmann (Die Linke), Dr. Richard spieler eingeleitet und zum Abschluss Course. Durch die Veranstaltung im Wittsiepe (Neuanfang Duisburg) sowie konnte das Publikum mittels grüner und „Kleinen Prinzen“, die in Kooperation mit Benno Lensdorf (CDU) und freuten sich roter Karten über die Überzeugungs- Radio Duisburg ausgerichtet wurde, über die große Resonanz bei den Duis- kraft der einzelnen Diskutanten während führten Carina Burek und Martin Krybus burger Bürgern. Alle Plätze des rund 250 der Diskussion abstimmen.

48 3 | Projekte und Veranstaltungen

Durch das breite Partizipationsangebot kontrolle der Bezirksregierung umzu- kam eine Vielzahl von Fragestellungen setzen sind. zur Sprache. So wurde über das Flächen- management, die Gewerbesteuersätze, Lob gab es auch von Seiten der Diskutan- den Abbau von Doppelstrukturen in der ten. „Ein voller Erfolg“ oder „Danke, dass Verwaltung, über die U3-Betreuungs- Sie so gut vorbereitet waren. Das erleben quote, die Kündigung der Opernpartner- wir nicht bei jeder Podiumsdiskussion“, schaft, den Standort des geplanten war der Konsens unter den Anwesenden. Factory Outlet Centers und die Sparvor- „Wir freuen uns, dass alles so gut ge- schläge der einzelnen Kandidaten zur klappt hat und möchten uns insbeson- Haushaltssanierung rege und kontrovers dere bei den Duisburgern und allen Un- diskutiert. Dabei war es besonders ent- terstützern im Vorfeld bedanken“, bewer- scheidend, wie einzelne Vorhaben unter tete Martin Krybus die Veranstaltung dem Druck einer drohenden Haushalts- abschließend.

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Summer School 2012

Auch 2012 fand die Summer School im tionsvorsitzender der Piratenpartei im lichkeitsarbeit im Landtag NRW) wert- Rahmen des HANIEL Master Course der nordrhein-westfälischen Landtag) über volle Tipps für das Verfassen einer poli- NRW School of Governance im nordrhein- seinen neuen Aufgabenbereich und tischen Rede und lernten die Tricks und westfälischen Landtag statt. Die Summer seine Partei als neue politische Kraft in Techniken des Redenschreibens kennen. School stand unter dem Titel „Verhan- NRW. Auch die Arbeitsabläufe bei den Das Gelernte setzten die Studierenden deln, Vermitteln, Kommunizieren“ und Piraten und die damit verbundenen beim Verfassen von Reden zu vorgege- ermöglichte 25 Studierenden unter an- Probleme wurden im Rahmen des Ge- benen Themen um. Diese wurden an- derem im Rahmen eines Planspiels, die sprächs ausgiebig diskutiert. schließend vorgetragen und prämiert. Arbeitsprozesse des Parlaments zu ge- stalten und nachzuempinden. Ein Teilbereich der Summer School war Zentrales Highlight der Summer School auch in diesem Jahr die Redenschreiber- war das praxisorientierte Planspiel. Die- Der Auftakt der viertägigen Summer Werkstatt mit anschließendem Wettbe- ses gibt ein Szenario vor, in dem Vertre- School bildete das traditionelle Kamin- werb. Die Teilnehmer erhielten von ter realitätsnaher Parteien und Medien- gespräch. Dort berichtete Neu-Parlamen- Sebastian Wuwer (vormals Redenschrei- vertreter versuchen, ihre individuellen tarier Lukas Lamla (stellvertretender Frak- ber im Referat für Presse- und Öffent- Zielvorstellungen durchzusetzen. Die

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Teilnehmer schlüpften für zwei Tage Duisburger Oberbürgermeister Sören Link zu Gast in ihre neue Rolle, simulierten einen Gesetzgebungsprozess – von der ersten Im Rahmen des HANIEL Master Course „Verhan- Lesung über die Arbeit in den Ausschüs- deln, Vermitteln, Kommunizieren“ stand Sören Link sen bis hin zur Abstimmung über das am 5. Juni 2013 den Studierenden Rede und Ant- Gesetz – und lernten somit ein Stück nach- wort. Bei der Podiums- empfundene politische Realität kennen. diskussion wurde be- Das Planspiel, geprägt von Verhand- sonders das Verhan- lungen, Hinterzimmergesprächen und deln und Kommuni- Mediengerüchten, zeigte den Studieren- zieren in Kontexten den die Schwierigkeiten von parlamen- der Kommunalpolitik, tarischen Entscheidungsindungsprozes- der Verwaltung und sen und Konsensindung. Beendet wurde in der Parteipolitik das Planspiel durch die Plenardebatte thematisiert: „Was und einer entscheidenden Abstimmung. zeichnet erfolgreiche Eine Besonderheit in diesem Jahr: Den Kommunikation in der Oppositionsparteien gelang es erstma- Kommune aus? Wel- lig das Gesetz zu kippen. che Unterschiede be- stehen beim Verhan- deln auf unterschied- lichen Ebenen? Und wie wird erfolgreich in einer Konliktsituation kommuniziert?“

Die Veranstaltung war ein weiterer Schritt, die Zu- sammenarbeit zwischen der Stadt Duisburg und der NRW School of Governance zu vertiefen.

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3.2 GASTPROFESSUR FÜR POLITIKMANAGEMENT Sommersemester 2011: DER STIFTUNG MERCATOR Peer Steinbrück

Das Institut für Politikwissenschaft an der Universität Duisburg-Essen bietet Nach Dr. Antje Vollmer, Wolfgang Cle- in der deutschen Hochschullandschaft ein außergewöhnlich vielseitiges und ment und Stefan Aust, wurde die Gast- hochwertiges Portfolio aktiv lehrender Universitätsprofessuren. Durch die professur für Politikmanagement im Som- Einrichtung der Gastprofessur für Politikmanagement der Stiftung Mercator mersemester 2011 an Peer Steinbrück, wird der Universitätsstandort in der Metropolregion des Westens mit seiner exzellenten politikwissenschaftlichen Ausbildung und Forschung zusätzlich gestärkt.

Die Nutzung externer Kompetenzen für die Dauer der Verleihung der Profes- sur von jeweils ein bis zwei Semestern ermöglicht die Ergänzung der Lehre um weitere Schwerpunkte – so kann das Lehrangebot und die Forschungs- breite ergänzt und erhöht werden.

Die Träger der Gastprofessur für Politikmanagement der Stiftung Mercator werden dabei vollständig in die Lehre und Forschung einbezogen und bieten den Studierenden die Vermittlung der Inhalte ihres speziischen Kompetenz- feldes.

Die Gastprofessur wird in der Regel an Experten aus Politik, Verwaltung, Medien und Verbänden verliehen.

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ehemaliger Bundesinanzminister und In zwei weiteren Seminarterminen Ministerpräsident des Landes NRW wurde die Modernisierung der partei- sowie Kanzlerkandidat der SPD, ver- politischen Willensbildung als Reform liehen. der Sozialdemokratie, sowie die Ent- scheidungskorridore der Finanzpolitik Er nahm sich in drei Seminarsitzungen auf Landesebene NRW in den Fokus der und einer öffentlichen Sitzung Zeit, den Diskussion gestellt. Studierenden vor allem Inhalte aus der Finanzpolitik zu vermitteln. In der ersten In einer öffentlichen Vorlesung am 21. Seminarsitzung, die in den Räumen der Juni 2011 wurde der ehemalige Bundesfi- Stiftung Mercator stattfand, wurde nanzminister ofiziell zum Gastprofessor die rot-grüne Regierungskoalition unter für Politikmanagement der Stiftung Steinbrück als Ministerpräsident Nord- Mercator an der NRW School of Gover- rhein-Westfalens (2002-2005) thema- nance der Universität Duisburg-Essen tisiert. In der von den Masterstudieren- ernannt. In seiner Rede unter dem Titel den moderierten Diskussion berichtete „Konsequenzen der jüngsten Wirtschafts- Steinbrück von seinen Erfahrungen mit und Finanzkrise“ ging er vor einem Koalitionskrisen, u. a. der sogenannten vollen Hörsaal auf die Entstehung der Metrorapid-Krise. Studierende gewan- Finanzkrise und die anschließende Liqui- nen in dieser ersten Sitzung einen Ein- ditätskrise ein. Dabei sprach er sich vor druck davon, mit welchen oftmals auch allem für eine Stärkung des europäischen widerstrittigen Anforderungen Koaliti- Proils und gegen staatskapitalistische onspolitiker umgehen müssen und wie Regime aus. In der anschließenden Dis- sich trotz Unsicherheiten und Komple- kussion stellte er sich den Fragen der xität Handlungsspielräume erkämpfen interessierten Besucherinnen und Be- lassen. sucher.

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Wintersemester 2012/ 2013: Prof. Dr. Bernhard Vogel

Im Wintersemester 2012/2013 über- Studierenden interessante Inhalte aus nahm Prof. Dr. Bernhard Vogel die der politischen Praxis vermitteln. Gast professur für Politikmanagement der NRW School of Governance der In den Seminarsitzungen wurden The- 2012. Unter dem Titel „Politik als Beruf“ Uni versität Duisburg-Essen. Der ehe- men wie die „Bundesratsmitwirkung setzte sich der Ministerpräsident a. D. malige Ministerpräsident von Rhein- der Länder“, das „Spannungsfeld Landes- mit dem Berufsfeld des Poli tikers und land-Pfalz und Thüringen lehrte in parlament- Landesregierung“, „Partei- der Ausübung von Politik auseinander. vier Se minarsitzungen des Master- en und politisches Willensbildung“, so- In seinem Vortrag bezog er sich auf den studiengangs „Politikmanagement, wie der „Beginn des Privatfernsehens in Soziologen Max Weber, welcher im Public Policy und öffentliche Verwal- Deutschland“ in den Mittelpunkt der Winter 1918/1919 seinen viel beachteten tung“ und in einer öffentlichen Vorle- Diskussion gestellt. Vortrag zum Thema „Politik als Beruf“ sung am 4. Dezember 2012. Als einziger gehalten hatte. Dabei stellte Vogel ganz Politiker, der in zwei unterschiedlichen Abschluss und gleichzeitig ofizielle klar heraus, dass man entweder „für Bundesländern Regierungschef war, Verleihung der Gastprofessur bildete die oder von der Politik lebt“. Das Studium konnte Prof. Dr. Bernhard Vogel den öffentliche Vorlesung am 4. Dezember der politischen Wissenschaft sei dabei

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die beste Voraussetzung für den Beruf Wintersemester 2013/2014: Prof. Dr. Jutta Limbach als Politiker. Die ehemalige Berliner Justizsenatorin und Präsi- Abschluss der Veranstaltung bildete die dentin des Bundesverfassungsgerichts a. D. Prof. Urkundenübergabe an Prof. Dr. Bernhard Dr. Jutta Limbach übernahm im Wintersemester Vogel durch den Direktor der NRW School 2013/2014 die „Gastprofessur für Politikmanage- of Governance, Univ.-Prof. Dr. Karl-Rudolf ment der Stiftung Mercator“ an der NRW School Korte, und die anschließende Diskus si on of Governance der Universität Duisburg-Essen mit interessierten Gästen und Studen- (UDE). Öffentlich referierte Prof. Dr. Limbach am ten. 22. Januar 2014 zum Thema „Primus inter pares? Das Bundesverfassungsgericht im politischen Institutionengelecht“.

„Die Berufung von Prof. Limbach ist ein großer Gewinn für die NRW School of Governance. Denn das Bundesverfassungsgericht gewinnt im politi- schen Prozess an Bedeutung. Das zeigt nicht nur die Debatte um die Modernisierung des Wahl- rechts, sondern auch die Einschränkung des Ein- lusses europäischer Politikakteure. Einsichten in die ‚Karlsruher Perspektive‘ tragen zum besseren Verständnis von Entscheidungsprozessen auf allen Ebenen politischer Systeme bei“, so Prof. Dr. Christoph Bieber, Welker-Stiftungsprofessor für Ethik in Politikmanagement und Gesellschaft an der NRW School of Governance.

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Stiftung Mercator

Die Stiftung Mercator erhöhte die Fördersumme Veranstaltungsformate: „Politischer Treff aus den Jahren 2007 bis 2011 von 975.000 Euro am Hackeschen Markt” in Berlin und auf 1,3 Millionen Euro für die Jahre 2011 bis 2016. „politische Gesprächsrunden in Düsseldorf“ Ziel der Anschlussförderung ist es, die erreichten Erfolge zu sichern, das Proil der NRW School Die Stiftung Mercator gehört zu den großen weiter zu schärfen und die NRW School als Ein- deutschen Stiftungen. Sie initiiert und unter- richtung der Universität Duisburg-Essen dauer- stützt Projekte für bessere Bildungsmöglichkeiten haft institutionell zu etablieren. Die Stiftung an Schulen und Hochschulen. Im Sinne Gerhard Mercator will damit zu einer zukunftsweisenden Mercators fördert sie Vorhaben, die den Gedan- Differenzierung des deutschen Hochschulsystems ken der Weltoffenheit und Toleranz durch inter- und einer Stärkung der Wissenschaftsregion Ruhr kulturelle Begegnungen mit Leben erfüllen und beitragen. die den Austausch von Wissen und Kultur anregen.

Die Stiftung Mercator unterstützt mit ihrer För- derung unter anderem folgende Bausteine der Professional School:

Gastprofessur für Politikmanagement der Stiftung Mercator Förderpreise der Stiftung Mercator Promotionsstipendien der Stiftung Mercator Mercator Research Fellows: Internationaler Wissenschaftsaustausch

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3.3 AICGS- FELLOWSHIP

Das Fellowship-Programm ermöglicht Nachwuchswissenschaftlern einen zweimonatigen Forschungsaufenthalt am American Institute for Contemporary German Studies (AICGS) an der Johns Hopkins University in Washington D. C. Untersucht werden Themen, die sowohl für Nordrhein-Westfalen, als auch für die Vereinigten Staaten relevant sind und so Lerneffekte generieren können. Die NRW School of Governance beteiligt sich seit dem Jahr 2009 an dem vom Minister für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien des Landes Nordrhein-Westfalens geförderten Programm.

Stipendiaten 2011 Jahre auf der Einnahmenseite gezeichnet. Im Rah- men des Projekts wurde anhand der Einreichung Dipl.-Soz.-Wiss. Andreas Jüschke/ des Chapter 9 des United States Bankruptcy Codes Marion Steinkamp, M.A. das Insolvenzverfahren von Jefferson County in Der amerikanische Weg der kommunalen Insol- Alabama untersucht. Er gilt als einer der größten venz – Ein Ausweg für Nordrhein-Westfalen? Bankruptcy Fälle der letzten Jahre und wurde durch Managementfehler, Bestechungen und be- Zunächst wurden die kommunalen Finanzierungs- absichtigten und unbeabsichtigten Fehlplanungen systeme in Deutschland und den Vereinigten ausgelöst. Die Einschränkungen, die einer Kommu- Staaten von Amerika hinsichtlich ihrer aktuellen ne durch die Eröffnung des Chapter 9 entstehen, Verfassung analysiert. Hierbei konnten durchaus sind enorm und lassen daher den Schluss zu, dass Übereinstimmungen in der Abhängigkeit der Kom- der amerikanische Weg der kommunalen Insol- munen von der konjunkturellen Entwicklung ei- venz weder für US-Kommunen, noch für Kommu- nerseits und Zuweisungen durch übergeordnete nen in Nordrhein-Westfalen, einen erstrebens- Ebenen andererseits festgestellt werden. Kom- werten Ausweg aus der Verschuldung bietet. munen in beiden Ländern sehen sich einer starken Dennoch konnten aus den im Papier erarbeiteten Verschuldungsrate gegenüber und sind zudem Best-Practice-Beispielen Anregungen für den von der Finanz- und Wirtschaftskrise der letzten Übertrag auf Nordrhein-Westfalen gewonnen

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werden. Die Auseinandersetzung und der Ver- Einordnung der Befunde kam zu dem Ergebnis, gleich der beiden kommunalen Finanzierungssys- dass diese Public Leadership-Strategien aber nur teme zeigten Potentiale auf, deren Umsetzung bedingt auf NRW übertragen werden sollten. in deutschen Kommunen weiter geprüft wer- den sollte. Stipendiaten 2012

Dr. des. Jan Treibel Dr. Ray Hebestreit Der Initiative-Prozess als Public-Leadership- 21st Century Town Meetings und Deliberative Strategie US-amerikanischer Gouverneure. Ein Polls als Instrumente deliberativer Bürgerbetei- Modell für Nordrhein-Westfalen? ligung auf lokaler und regionaler Ebene in den USA und Option für Nordrhein-Westfalen Public Leadership-Strategien der US-Gouverneure standen im Fokus der Untersuchung, um daraus In den letzten Jahren ist in der Bundesrepublik trotz des unterschiedlichen Regierungssystems Deutschland ein Trend zu mehr direkter Beteiligung neue Lösungen für das Regieren in Nordrhein- der Bürger in den politischen Prozess zu beobach- Westfalen formulieren zu können. Aus einem Ver- ten. Zusätzlich zu formellen Beteiligungsverfahren gleich der institutionellen und kulturellen Rahmen- inden sich immer öfter bislang wenig formali- bedingungen wurde mit dem Initiative-Prozess sierte, diskursive bzw. deliberative Instrumente ein direktdemokratisches Instrument identiiziert, der Bürgerbeteiligung, insbesondere auf lokaler mit welchem die Regierungschefs der US-Einzel- oder regionaler Ebene. In den USA existieren hin- staaten indirekt politische Vorhaben jenseits der gegen bereits weit längere Erfahrungen im Hin- Länderparlamente durchsetzen können. Im Rah- blick auf solche Verfahren der Bürgerbeteiligung – men einer Fallstudie beschäftigte sich die Arbeit speziell im Rahmen der lokalen Demokratie – und besonders mit dem Regierungsstil des ehemaligen ein breiteres Set an Beteiligungsinstrumenten Gouverneurs Arnold Schwarzenegger in Kaliforni- für die Bürger. Mit 21st Century Town Meetings en. Die abschließende demokratietheoretische sowie Deliberative Polls wurden vor diesem Hin-

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tergrund zwei neuere Instrumente deliberativer Bürgerbeteiligung, die in der jüngsten Zeit beson- dere wissenschaftliche wie mediale Aufmerksam- keit erfahren haben, untersucht, deren Charakte- ristika in vergleichender Weise herausgearbeitet und deren Potenziale aufgezeigt – nicht zuletzt auch als Option für mehr politische Beteiligung der Bürger in Nordrhein-Westfalen.

Dr. Carsten Weiß Untersuchung der „Middle Class“ in der politischen Kommunikation in den Vereinigten Staaten

Aktuell erleben Studien und Analysen zur Lage der Mittelschicht in Deutschland eine Renaissance. Nicht zu Unrecht kritisiert Gerd G. Wagner vom Dr. Carsten Weiß in seiner Studie der politischen DIW den inlationären Gebrauch des vermeint- Kommunikation von Mitte, Mittelschicht und lich inhaltsleeren Terminus „Mittelschicht“ (vgl. Mittelstand zur Zeit des US-amerikanischen Wagner 2012). Die Debatten werden allerdings Wahlkampfes 2012. Die Studie zeigt, dass der ausschließlich auf der Basis von Meinungsum- Mittelschichts-Begriff eng mit den Vorstellun- fragen und – vor allem – auf der Grundlage von gen des American Dreams sowie der Idee eines Sozialstrukturanalysen geführt. Die Art und Weise, meritokratischen Leistungsprinzips verbunden wie politische Akteure mit dieser Debatte um- ist. In der Betrachtung einzelner Kommunikati- gehen oder sie gar instrumentalisieren, ist dabei onstrategien zur Mittelstands-Debatte in den weniger im Fokus der Wissenschaftlerinnen und USA zeigen sich deutliche Anknüpfungspunkte Wissenschaftler. Aus diesem Grund widmete sich für Diskurse in NRW.

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3.4 BERLIN MASTER WORKSHOP: POLITIKMANAGEMENT VOR ORT

Praxisnah und problemorientiert konnten die Masterstudierenden der NRW ZDF-Hauptstadtstudio mit Bettina Schausten School of Governance im Jahr 2012 Berlin-Erfahrung sammeln. Im Rahmen sowie Peter Hartz und Lutz Hachmeisters Film ihres Seminars „Politikmanagement vor Ort“ waren sie in der Woche vom „Auf der Suche nach Peter Hartz“ wurden besucht. 11.-15. Juni 2012 Gäste der Alfred Herrhausen-Gesellschaft. Im Herzen von Die Fälle wurden mit Dr. Robin Mishra, Presse- Berlin wurden reale Fälle aus dem Politikbetrieb gemeinsam mit beteiligten sprecher im Bundesministerium für Bildung und Akteuren entwickelt und auf alternative Entscheidungsmöglichkeiten hin Forschung (BMBF), Henning Krumrey von der untersucht. Wirtschaftswoche sowie Prof. Dr. Michael Eilfort und Dr. Knut Bergmann (Presseabteilung des Zum Einsatz kam dabei die Methode des Case- Deutschen Bundestags) bearbeitet. Zu Gast in Teaching. Hierbei werden aus dem Blickwinkel des der Herrhausen-Gesellschaft waren außerdem Akteurs verschiedene Handlungsoptionen einer Alexander Görlach vom Debatten-Magazin THE konkreten Entscheidungssituation durchgespielt EUROPEAN und Michael Wedell, der Leiter der und auf ihre Realisierbarkeit hin getestet. Den METRO-Konzernrepräsentanz in Berlin. Den Ab- Studierenden kann somit die Komplexität der schluss des Workshops bildete ein Besuch im alltäglichen Politikarbeit nähergebracht und der Kanzleramt, wo der Kanzleramtschef Ronald Entscheidungsstress verdeutlicht werden. Pofalla persönlich die Studierenden empfang.

Flankiert wurde diese inhaltliche Arbeit von einem Das einjährige Geburtstagsfest des Projektzent- spannenden Rahmenprogramm, das dem Master- rums Berlin der Stiftung Mercator, auf dem der ge- kurs Einblick in das „Raumschiff Berlin“ gewährte. samte Kurs ebenso erschienen war, wurde zum Vertreter aus Politik und Medien nahmen sich Highlight in der Abendgestaltung. Insgesamt eine gerne die Zeit, um den Studenten aus ihrem All- ereignisreiche Praxiserfahrung für den Masterstu- tag im Politikbetrieb der Hauptstadt zu berichten: diengang, der den Berliner Betrieb in seinen unter- Frank Plasbergs Sendung „Hart aber fair“, das schiedlichen Facetten kennenlernen konnte.

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Die Alfred Herrhausen Gesellschaft

Die gemeinnützige Alfred Herrhausen Gesellschaft Die Gesellschaft ist dem Wirken des früheren ist das internationale Forum der Deutschen Bank. Vorstandssprechers der Deutschen Bank, Alfred Thematischer Schwerpunkt ihrer Arbeit sind neue Herrhausen, verplichtet, der sich bis zu seiner Formen des Regierens als Antwort auf Verände- Ermordung durch Terroristen im Jahr 1989 in rungen im 21. Jahrhundert. beispielhafter Weise für die gesellschaftliche Verantwortung der Wirtschaft engagierte. Die Alfred Herrhausen Gesellschaft unterstützt als Partner folgende Bausteine der NRW School Die Alfred Herrhausen Gesellschaft ist Ausdruck of Governance: des weltweiten Engagements der Deutschen Bank für die Zivilgesellschaft. Berlin Master Workshop

Die Alfred Herrhausen Gesellschaft sucht Spuren der Zukunft in der Gegenwart und entwickelt sie zu relevanten Themen. Mit internationalen Part- nern aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft kon- zipiert, plant und realisiert sie weltweit Diskussi- onsforen. In temporären Institutionen und inter- nationalen Netzwerken forscht sie nach besseren Lösungen für globale Herausforderungen.

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3.5 PROJEKTGRUPPE „POLITISCHE NARRATIVE“

Projektskizze Frankfurt am Main. Frank Gadinger promovierte Die Welt steckt voller Geschichten. Mit der „narrativen Wende“ hat sich dort an der “Frankfurt Graduate School for the diese scheinbar triviale Einsicht aus den Kultur- und Literaturwissenschaften Humanities and Social Sciences”. Von 2004 bis auch in der politikwissenschaftlichen Forschungspraxis niedergeschlagen. 2010 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Denn Narrative – so die zentrale Annahme – tragen maßgeblich zu den viel- Bereich Internationale Beziehungen an der Johan- fältigen gesellschaftlichen Deutungen der Welt bei und stellen damit einen nes Gutenberg-Universität in Mainz beschäftigt. konstitutiven Sinnhorizont für die Bewältigung politischer Aufgaben und Er forschte 2008 als Research Fellow am „Ameri- Ordnungsleistungen bereit. Gerade in politischen und ökonomischen Krisen- can Institute For Contemporary German Studies“ zeiten können sinnstiftende Narrative gesellschaftliche Orientierung bieten (AICGS) der Johns Hopkins University in Washing- und die Legitimität politischer Programme erhöhen. ton DC.

Ziel des Projekts ist es die Wirkweise von Erzählungen im politischen Prozess Sebastian Jarzebski, M. A. ist Promotionsstipendiat zu entschlüsseln. Dies soll über eine theoretische wie methodische Erweite- der Stiftung Mercator und wissenschaftlicher Mit- rung des politikwissenschaftlichen Vokabulars durch Impulse aus der Erzähl- arbeiter an der NRW School of Governance. Von forschung, der Praxistheorie sowie weiterer kulturwissenschaftlich inspirier- 2002-2009 studierte er Politische Wissenschaft, ter und soziologischer Ansätze gelingen. Neuere Deutsche Literatur und Staatsrecht an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms Universität Das Team Bonn. Zwischen 2006 und 2011 war er als Online- Dr. des. Frank Gadinger ist Head of Research Unit 4 Redakteur in der Forschungskommunikation tätig. am Käte Hamburger Kolleg/Centre for Global Seit 2012 forscht Sebastian Jarzebski im Rahmen Cooperation Research in Duisburg. Er studierte des Promotionskollegs der NRW School of Gover- zwischen 1997 und 2002 Politikwissenschaft, nance zu Erzählungen im Wahlkampf und ist Öffentliches Recht, Geschichte und Soziologie Lehrbeauftragter für Politikwissenschaft an der an der Johann Wolfgang Goethe Universität in Universität Duisburg-Essen.

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Dr. Taylan Yildiz ist Akademischer Rat am Lehr- stuhl für Politikwissenschaft. Von 1994-2003 studierte er Politikwissenschaft, Soziologie und Öffentliches Recht an der Johannes Gutenberg- Universität Mainz. Seit 2003 war er als Lehrbe- auftragter in Mainz und Würzburg aktiv. Seine Dissertation mit dem Titel „Demokratie und Staatstechnik: Eine praxeologische Rekonstruk- tion von Regime-Hybridität in der Türkei“ ist bei Nomos erschienen.

Forschungsbericht Mit Beginn des Jahres 2012 nahm die neu for- mierte Projektgruppe Politische Narrative ihre Forschungsarbeit an der NRW School of Gover- nance auf. Seitdem konnte die Projektgruppe bereits einige Ergebnisse erzielen und diese auch der Forschungsgemeinschaft zugänglich machen. Jarzebski und Taylan Yildiz den Begriff „Narrativ“ von verwandten Begriffen […] aus der (ideen- Tagungsbeitrag historisch und/oder konstruktivistisch orientier- Im Oktober 2012 präsentierten Frank Gadinger, ten) Politikwissenschaft ab. […] Damit wird das Sebastian Jarzebski und Taylan Yildiz auf einer Narrativ als vermittelnde, sozusagen überset- Tagung zu „Narrativen Formen des politischen zende Instanz zwischen den methodologisch so Denkens“ in München den ersten Entwurf eines schwer unter einen Hut zu bringenden Aspekten Forschungsprogramms: „Im ersten Vortrag der Akteur und Struktur verstanden.“ (theorieblog.de Tagung grenzten Frank Gadinger, Sebastian 7.12.2012.)

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Autorenkonferenz Ausblick Im Anschluss an die in München gesammelten Buchprojekt: Erkenntnisse, konnte das Forschungsprojekt ei- Politische nen Autorenworkshop in den Räumen der NRW Narrative School of Governance auf die Beine stellen. Über Im Anschluss an den 30 Wissenschaftler diskutierten über Probleme vom Forschungs pro- und Möglichkeiten der Erforschung Politischer jekt organisierten Au- Narrative. Die Keynote hielt Dr. Wilhelm Viehöver torenworkshop ent- (Augsburg) und für den Abendvortrag konnte steht ein Buch zu Po- Prof. Frank Nullmeier (Bremen) gewonnen wer- litischen Narrativen, den. welches 2014 im Verlag Springer VS erscheinen „Vom Diskurs zur Erzählung“ – Publikation wird. Der Band gibt Einblicke sowohl in die po- in der Politischen Vierteljahresschrift, Heft litikwissenschaftliche Erzähltheorie, als auch in 1/2014 verschiedenste Anwendungsbeispiele der Narra- Die Projektgruppe konnte mit ihrem Auf- tivanalyse. satz „Vom Diskurs zur Erzählung – Mög- lichkeiten einer politikwissenschaftlichen Promotionsprojekt: Erzählte Politik Narrativanalyse“ erfolgreich das Peer-Re- Im Rahmen des Forschungsprojekts promoviert view Verfahren der Politischen Viertel- Sebastian Jarzebski zu Narrativen im Wahlkampf. jahresschrift passieren. Im ersten Heft Die Dissertation befasst sich dabei mit dem Span- des Jahres 2014 erschien der Artikel, wel- nungsverhältnis von Strategiefähigkeit und diskur- cher als Grundstein des Forschungspro- siver Verankerung von Erzählungen. Das Konzept gramms Politische Narrative gesehen werden der Erzählung wird dabei als Analyseraster genutzt, kann und nun einer Fachöffentlichkeit zugäng- um die kommunikativen Prozesse im Wahlkampf lich gemacht wurde. zu entschlüsseln.

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3.6 DUISBURGER WAHL INDEX – DWI

Was ist der DWI? Der Duisburger Wahl Index (DWI) vermisst mit Hilfe quantitativer und qualitativer Analyseme- thoden die Policy-Positionen der Parteien in ihrem jeweiligen Wahlprogramm in einem zweidimen- sionalen Raum, der den sozioökonomischen und soziokulturellen Grundkonlikt des Parteienwett- bewerbs abbildet. Grundlage der Vermessung ist ein differenzierter Codierplan mit einer variablen Anzahl von Positions- und Valenzissues, die mit Blick auf das jeweilige Erkenntnisinteresse und die jeweiligen Wahlprogramme der Parteien im Vor- feld einer Wahl identiiziert werden.

Was macht den DWI aus? Zum einen die zweidimensionale Vermessung: Markt vs. Staat (sozioökonomische Dimension); Traditionell vs. Modern (soziokulturelle Dimensi- on). Und zum anderen die Differenzierung in zwei Issue-Typen: Positionsissues (pro- und con- tra-Position); Valenzissues (keine Gegenposition vorhanden, Worthäuigkeit entscheidend).

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Was hat der DWI bisher untersucht? Grundsatzprogramme 2009 Bundestagswahl 2009 Koalitionsvertrag 2009 Landtagswahl 2010 Nordrhein-Westfalen Landtagswahl 2011 Rheinland-Pfalz Landtagswahl 2011 Baden-Württemberg Landtagswahl 2012 Nordrhein-Westfalen Bundestagswahl 2013

DWI-Projektgruppe Marvin Bender Steffen Bender Matthias Bianchi Andreas Jüschke Karina Hohl Jan Schoofs Susanne Steitz Jan Treibel Was sind die Arbeitsschritte des DWI? 1. Qualitative Inhaltsanalyse der Wahlprogramme: Deinition der Positions-und Valenzissues, Zu- ordnung und Festlegung des Codierplans. 2. Quantitative Inhaltsanalyse der Wahlprogram- me: Codierung des Materials, Berechnung und Abgleich der Werte, Erstellung der Graiken.

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Publikationen

Bender, Marvin / Bianchi, Matthias / Bender, Marvin / Bianchi, Matthias / Bianchi, Matthias/Bender, Steffen/ Jüschke, Andreas / Treibel, Jan (2010): Jüschke, Andreas / Treibel, Jan (2011): Hohl, Karina/Jüschke, Andreas/Schoofs, Der Duisburger NRW-Wahl-Index. Duisburger Wahl Index (DWI) zur Jan/Steitz, Susanne/Treibel, Jan (2013): Policy-Positionen der Parteien CDU, Landtagswahl Rheinland-Pfalz 2011. Der Duisburger-Wahl-Index (DWI) zur SPD, Grüne, FDP und Linke vor der Erschienen in: Regierungsforschung. Bundestagswahl 2013 – Policy-Positi- Landtagswahl 2010 im Vergleich. Er- de, Parteien- und Wahlforschung. onen von CDU/CSU, SPD, Grünen, FDP, schienen in: Regierungsforschung. Linke und Piraten zur Bundestags- de, Schwerpunktthema „Regie- Bender, Marvin / Bianchi, Matthias / wahl 2013 im Vergleich. Erschienen in: rungsbildung NRW“. Jüschke, Andreas / Treibel, Jan (2011): Regierungsforschung.de, Parteien- und Duisburger Wahl Index (DWI) zur Wahlforschung. Bender, Marvin / Bianchi, Matthias / Landtagswahl Baden-Württemberg Jüschke, Andreas / Treibel, Jan (2011): 2011. Erschienen in: Regierungsfor- Treibel, Jan (2010): Was stand zur Duisburger Wahl Index (DWI) zur schung.de, Parteien- und Wahlfor- Wahl 2009? Grundsatzprogramme, Landtagswahl Rheinland-Pfalz 2011. schung. Wahlprogramme und der Koalitions- Erschienen in: Regierungsforschung. vertrag im Vergleich, in: Korte, Karl- de, Parteien- und Wahlforschung. Bender, Marvin / Bianchi, Matthias / Rudolf (Hrsg.): Die Bundestagswahl Hohl, Karina / Jüschke, Andreas / 2009. Analysen der Wahl-, Parteien-, Bender, Marvin / Bianchi, Matthias / Schoofs, Jan / Treibel, Jan (2012): Der Kommunikations- und Regierungs- Jüschke, Andreas / Treibel, Jan (2011): Duisburger NRW-Wahl-Index (DWI) forschung, Wiesbaden: VS-Verlag, S. Duisburger Wahl Index (DWI) zur 2012. Policy-Positionen der Parteien 89-116. Landtagswahl Baden-Württemberg CDU, SPD, Grüne, FDP, Linke und Piraten 2011. Erschienen in: Regierungsfor- zur Landtagswahl 2012 im Vergleich. schung.de, Parteien- und Wahlfor- Erschienen in: Regierungsforschung. schung. de, Parteien und Wahlforschung.

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3.7 REGIERUNGSFORSCHUNG.DE – ZEITGEMäSSES WISSENSCHAFTLICHES PUBLIZIEREN

Vor knapp vier Jahren, genauer: im September 2010, rungsforschung.de ein publizistisches Angebot, startete das Projekt „regierungsforschung.de“. das sich in klassischen Printmagazinen nicht ver- Regierungsforschung.de ist das wissenschaftliche wirklichen lässt. Wissenschaftliche Relevanz und Online-Magazin der NRW School of Governance ein klarer Anwendungsbezug zur politischen Pra- am Institut für Politikwissenschaft der Universität xis zeichnen unseren Ansatz aus. Duisburg-Essen. Unser Magazin zielt inhaltlich auf Regierungsforschung.de vereint dabei die Vorzüge Politikberatung ab: auf die Rationalisierung von einer Online-Plattform mit den erprobten Standards politischen Entscheidungen. eines wissenschaftlichen Magazins: Umfassende Forschungsergebnisse, prägnante Kurzanalysen, Ungewöhnlich ist jedoch der Publikationsweg: Auf aktuelle Lageeinschätzungen und pointierte regierungsforschung.de wird ausschließlich online Essays werden offen, schnell und ohne Bindung veröffentlicht. In dem Magazin schreiben Politolo- an einen festen Erscheinungstermin publiziert. gen für Kollegen, aber auch für Praktiker aus der Gleichzeitig sind die Veröffentlichungen nicht nur Politik, für Journalisten und für alle, die sich für dauerhaft weltweit abrufbar und zitierfähig, die praxisnahe politikwissenschaftliche Fragestellun- Autoren können auch untereinander und mit ihren gen interessieren. Wir setzen dabei auf originelle Lesern in einen unmittelbaren Austausch treten. wissenschaftliche Texte und Formate, z. B. auf Nach wie vor gibt es in der deutschsprachigen „Working Paper“ & „Student Paper“, auch einmal Politikwissenschaft kein vergleichbares Projekt zu auf ein Video. Insgesamt schaffen wir auf regie- regierungsforschung.de.

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Schwerpunkt zur Bundestagswahl 2013

Die Bundestagswahl am 22. September und Berlin-Pankow, war das politikwissenschaftliche und pu- oder Gespräche mit blizistische Highlight des Jahres 2013. Auf Kampagnenmana- regierungsforschung.de wurde deshalb gern unterstreichen ein Themenschwerpunkt zur Bundes- den anwendungs- tagswahl eingerichtet. Innerhalb von drei orientierten An- Monaten sind mehr als 50 Beiträge und spruch, den regie- Interviews veröffentlich worden. Darun- rungsforschung.de ter viele Analysen zu Wahl-Programmen verfolgt. und -Kampagnen, zu einzelnen Themen oder gar zu ganzen Politikfeldern. High- Mit dem Angebot lights in der wissenschaftlichen Betrach- zur Bundestagswahl tung der Bundestagswahl sind zum Bei- konnte eine Lücke spiel die Beiträge verschiedener renom- in der Wahlkampf- mierter Parteien- und Wahlforscher: Dar- berichterstattung unter Karl-Rudolf Korte, Stephan Marschall, geschlossen wer- Christoph Strünck und Manuela Glaab. den: wahl(kampf) Zudem wurde eine Neuaulage des Duis- bezogene Kurzana- burger Wahl Index für die Bundestags- lysen, die nahezu wahl 2013 veröffentlicht. Mehrere Inter- tagesaktuell veröffentlicht werden und gen kann. Und dies durchaus mit quan- viewserien, etwa mit den Bundesge- fundierte wissenschaftliche Einschät- tiizierbaren Erfolgen, wie etwa die schäftsführern und -vorsitzenden der zungen in einem Format liefern, das Besucherzahlen zum Bundestagswahl- politischen Jugendorganisationen, mit sehr viel tiefer in politische Zusammen- schwerpunkt suggerieren. Bundestagsabgeordneten aus Duisburg hänge als etwa die Tagespresse eindrin-

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Regierungsforschung.de in Zahlen

che Magazine – on- wie auch regierungsforschung.de gerade diese ofline – nur bestehen, wenn Sparte ausbauen. regelmäßig qualitativ hoch- wertige Beiträge eingehen Ein ganz wichtiger Faktor, der für eine und veröffentlicht werden. Publikation auf regierungsforschung.de Trotz der hohen Publikations- spricht, ist die Reichweite: Die am höchs- rate und stetig wachsender ten gehandelte „Währung“ im Internet Besucherzahlen auf regierungs- ist schließlich Aufmerksamkeit, dies forschung.de wird künftig das äußert sich in der Form von „Klicks“ und Augenmerk auf Anreize für „Visits“, also Seitenaufrufe bzw. Besu- die sogenannte „begutachtete cheranzahl. Und die ist durchweg positiv Publikation“ gelegt werden zu beurteilen. Zum Projektstart im Sep- müssen. Begutachte Publika- tember 2010 registrierte regierungsfor- tionen sind das Gütesiegel schung.de rund 2000 Seitenbesuche. Insgesamt wurden im Zeitraum vom 13. wissenschaftlicher Veröffentlichungen: Im August 2011 waren es bereits 6595 September 2010 bis September 2013 rund Zwei ano nyme Begutachter bewerten ein monatliche Aufrufe, ein Jahr später, im 200 Beiträge auf regierungsforschung. eingereichtes Manuskript und entschei- August 2012 schließlich 8790 Besuche. de publiziert. Ein durchaus beachtlicher den, ob der Beitrag veröffentlicht wird, Im Jahr 2013 hat regierungsforschung.de Textoutput: Dank gebührt über 70 Au- ob er überarbeitet werden muss, oder ob die Marke von 10.000 Seitenbesuchen toren, die mittlerweile für regierungs- der Beitrag besser ganz abgelehnt wer- erstmals überschritten. Der bislang am forschung.de geschrieben haben. Im Seg- den sollte. Um künftig besser mit den eta- stärksten frequentierte Monat der ment wissenschaftlicher Magazine ist blierten politikwissenschaftlichen Jour- Seite ist der Juli 2013: der Schwerpunkt jedoch die Reputation das wertvollste nalen um qualitativ hochwertige Einrei- zur Bundestagswahl lockte 12163 Besu- Gut. Langfristig können wissenschaftli- chungen konkurrieren zu können, wird che an.

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Regierungsforschung 2.0?

Vor anstehenden Wahlen ist das Interesse die Grenzen der Wissenschaft hinaus Fälle auf regierungsforschung.de erschei- an politikwissenschaftlichen Fragestel- Interesse an politikwissenschaftlichen nen. lungen und Orientierungshilfen immer Beiträgen besteht. besonders spürbar. Dieses Interesse für die Zeit nach der Wahl zu konservieren, Ein weiterer wichtiger Meilenstein stellt ist hingegen eine große Herausforderung. den Ausbau der „Fällerubrik“ auf regie- Deshalb wird regierungsforschung.de rungsforschung.de dar. Unter cases.regie- nach der Wahl- und Regierungsbildungs- rungsforschung.de ist eine Fallsammlung phase in ein erneuertes und moderne- eingerichtet worden – eine frei zugäng- res optisches Gewand übertragen. Da- liche Sammlung von Anwendungsfällen durch soll es auch lexibler für neue For- für die politikwissenschaftliche Lehre. In mate und Inhalte gemacht werden. Im der von Andreas Blätte herausgegebenen Rahmen dessen sollen Studierende und Reihe sind bislang acht Fälle veröffent- Nachwuchswissenschaftler stärker in das licht worden. Unter anderem durch eine Projekt mit eingebunden werden: Die Kooperation mit dem „Reformkompass“, starke Resonanz auf Arbeiten aus dem einem Projekt der Bertelsmann-Stiftung, Nachwuchsbereich suggeriert, dass über werden demnächst eine Vielzahl neuer

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3.8 ISRAEL-EXKURSION: EIN BESUCH IM LAND DER GEGENSäTZE

Israel ist heute die einzige Demokratie nach westlichem Vorbild im Nahen Osten und zählt zu den 20 führenden Industrienationen der Welt. Gleichzeitig ist die israelische Gesellschaft von starken Gegensätzen geprägt: zwischen europä-

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ischen und orientalischen Juden, jüdischen und arabischen Israelis, Säkularen und Orthodoxen, Befürwortern und Gegnern des Ausgleichs mit den Palästinensern.

Diese Vielfältigkeit konnten Studierende und Mitarbeiter der NRW School of Governance während einer fünftägigen Exkursion im Sep- tember 2012 hautnah miterleben. Neben dem Besuch kultureller und religiöser Gedenkstätten wie Yad Vashem, der Klagemauer und der Grabeskirche, stand der Austausch mit wissen- schaftlichen und politischen Institutionen im Vordergrund.

Die Diskussion mit Michael Mertes, Leiter des Auslandsbüros der Konrad-Adenauer Stiftung in Israel und der Besuch des Jerusalem Center for Public Affairs (JCPA), sowie der Austausch mit Studierenden des Richard Koebner Minerva Center for German History an der Hebräischen Universität Jerusalem, schaffte die Basis für die deutsch-israelische Internationalisierung der Uni- versität Duisburg-Essen.

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3.9 TAGUNG DER DVPW- SEKTION „REGIERUNGSSYSTEM UND REGIEREN IM POLITISCHEN SYSTEM DER BRD“

Gießen) und Dr. Timo Grunden organisierten Tagung, konnten über 60 Teilnehmer von Univer- sitäten aus ganz Deutschland begrüßt werden. Hierbei wurden informelle Prozesse in der Politik sowohl aus theoretischer, als auch aus praktischer Perspektive hinterfragt.

In seinem Einführungsvortrag verwies Univ.-Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte auf die methodischen Heraus- forderungen, die sich der Wissenschaft durch die schwierige Quellenlage bei informellen Vorgängen stellen. „Vertrauen ist Voraussetzung für Informa- lität und Teil einer normativen Dimension der Dis- kussion über die Veröffentlichung von Informa- tionen, auf welche die Wissenschaft für ihre Forschung angewiesen ist.“ Dr. Christoph Bieber „Informelles Regieren: Entstehung und Wandel, (damals: Justus-Liebig-Universität Gießen) pro- Leistungen und Legitimität informeller Instituti- blematisierte in diesem Zusammenhang bei seiner onen und Entscheidungsprozesse“ – unter diesem Dinner Speech die Folgen der WikiLeaks-Veröf- Titel tagte die DVPW-Sektion „Regierungssystem fentlichungen. WikiLeaks dürfe, trotz aller Kritik, und Regieren im politischen System der Bundes- nicht nur als Untersuchungsgegenstand sondern republik Deutschland“ am 3. und 4. Februar 2011 auch als Quelle dienen. an der NRW School of Governance. Zu dieser von Dass Informalität als zentrale Machtressource po- PD Dr. Stephan Bröchler (Justus-Liebig-Universität litischer Akteure dient und insbesondere in Ent-

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scheidungsprozessen als Ergänzung des Rege- Hierzu konnte unter anderem Burkhard Hirsch lungspotenzials von rechtlich ixierten Instituti- (Bundestagsvizepräsident a. D.) als Gast begrüßt onen fungiert, bestätigte nicht nur die wissen- werden. schaftliche Diskussion (obwohl die Trenn- und Deinitionsschärfe des Informalitätsbegriffs Auch einige Studierende des Masterprogramms Gegenstand von Diskussionen war), sondern hatten die Gelegenheit an der Tagung teilzuneh- auch eine Podiumsdiskussion, die informelles men und den politikwissenschaftlichen Diskurs Regieren in der politischen Praxis thematisierte. zu verfolgen.

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3.10 JUNIORPROFESSUR FÜR POLITIKWISSENSCHAFT DER STIFTUNG ZUKUNFT NRW

In den letzten drei Jahren konnte sich das Lehr- und Forschungsproil der Übersetzung in ein passendes Forschungs- Juniorprofessur für Politikwissenschaft der Stiftung Zukunft NRW weiter design mittels korpuslinguistischer Methoden festigen und entwickeln. Die vereinbarten Projekte der Kooperation mit umgesetzt werden konnte. Zudem konnten Fra- der Stiftung Zukunft NRW wurden im Sinne der anwendungsorientierten gestellungen und wissenschaftliche Umsetzungs- Wissensvermittlung intensiv verfolgt. Durch zahlreiche Veranstaltungen und vorschläge aus dem Kontext der Politik-Didaktik Projekte konnte die Sichtbarkeit der Juniorprofessur, aber auch die Wissens- weiter etabliert werden. Die Methode des Case- vermittlung in der Lehre mit außerordentlichem Praxisbezug gestärkt Teachings indet dabei immer wieder in den Lehr- werden. veranstaltungen der Juniorprofessur Anwendung und stößt derweilen auf eine äußerst positive Die Forschung der Juniorprofessur verfolgt das Resonanz. Ziel, einen entscheidenden Beitrag zur Etablierung der Landespolitikforschung als Forschungszweig Forschung: Analysen mittels der der Politikwissenschaft zu etablieren, und dafür korpusbasierten Policy-Analyse bietet die NRW School of Governance am Stand- Eine zentrale Fragestellung im Bereich der ort der Universität Duisburg-Essen im Herzen korpusbasierten Policy-Analyse bildet die These, Nordrhein-Westfalens die besten Voraussetzun- dass die deutschen Länder Deinitionsorte von gen. Immer wieder wird im Forschungsalltag der Policy-Feldern sind. Der deutsche Föderalismus Juniorprofessur deutlich, wie viele relevante Ver- mitsamt seinen horizontalen und vertikalen knüpfungspunkte die Landespolitik in NRW zu Verlechtungen macht die Länder zu Experimen- bieten hat. tierküchen der Policy-Feldgenese mit sich kon- tinuierlich verschiebenden Policy-Feldgrenzen. Ein zentrales Forschungsfeld ist und bleibt die Die Arbeit an Verfahren zur empirischen Über- Ausarbeitung einer typologischen Theorie der Ent- setzung dieser Theorie, um die bundesländer- wicklung von Policy-Feldern, deren empirische vergleichende Forschung ermöglichen und vertie-

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fen zu können, ist daher ein wesentlicher Schritt der Forschung der Juniorprofessur.

Die Beschäftigung mit den „unscharfen Grenzen“ (Andreas Reckwitz) von Policy-Feldern wirft methodisch forschungsökonomische Probleme auf: Wenn bundesländervergleichend Entwick- lungen bzw. Deinitionstendenzen von Policy- Feldern über einen längeren Zeitraum verfolgt werden sollen, so könnte dies mit qualitativen Methoden aus forschungsefizienter Sicht nur in einem breit skalierten Projekt analysiert werden. Vor diesem Hintergrund haben quant itative Ver- fahren – in diesem Falle korpus- und computer- linguistische Methoden für die Operationali- sierung der Feldtheorie eine wesentliche Be- deutung. Computerunterstützte Verfahren bei der Textanalyse werden bislang in der Politik- wissenschaft vornehmlich im Rahmen quanti- Zum Sommersemester 2009 wurde Prof. Dr. Andreas Blätte zum Junior- tativer Inhaltsanalysen, wie beispielsweise bei professor für Politikwissenschaft ernannt. Die Juniorprofessur konnte mit der Bestimmung von politischen Positionen oder Unterstützung der Stiftung Zukunft NRW eingerichtet werden und soll bei der Analyse von Themenkonjunkturen ge- durch entsprechende Forschung und Lehre das wissenschaftlich fundierte nutzt. Das Potenzial korpus- und computerlingu- Verständnis politischer Prozesse in Nordrhein-Westfalen fördern. Sie ergänzt istischer Verfahren reicht jedoch deutlich über so das Proil der Forschungsprogramme der NRW School of Governance und diese politikwissenschaftlichen Forschungstradi- des Masterstudiengangs „Politikmanagement, Public Policy und öffentliche tionen hinaus. Auch im Bereich der diskursiven Verwaltung“.

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Policy-Forschung sind korpus- und computer- linguistische Verfahren vorstellbar – ihr Einsatz in diesem Feld ist bislang jedoch marginal. Plenarprotokolle repräsentieren einen wesentli- chen Ausschnitt des politischen Geschehens. Sie werden von Parlamenten kontinuierlich produ- ziert und über die Parlamentsarchive gemeinfrei zur Verfügung gestellt. Der Vorteil, große Text- massen automatisiert aufzubereiten und in einem quantiizierenden Verfahren auszuwerten, hat sich bislang nicht innerhalb politikwissenschaft- licher Forschung etablieren können – an der Juniorprofessur kann man nach den ersten kor- puslinguistischen „Gehversuchen“ im Sommer 2010 vier Jahre später von einer festen Eta- blierung korpus- und computerlinguistischer Analyseverfahren sprechen.

Insgesamt umfasst das Korpus 5989 Plenar- debatten, die bis an das Ende der neunziger Jahre heranreichen. Die Debatten von ca. 1998 bis 2010 konnten mit einem bereits deutlich redu- Die Plenarprotokollkorpora umfassen – im Januar 2013 – alle Protokolle der zierten Zeitaufwand erstellt werden. Seit Anfang Plenarsitzungen der sechzehn Bundesländer sowie des Bundestages und des 2012 sind die Plenarprotokollkorpora für externe Bundesrates. Obige Tabelle gibt einen Überblick zur derzeitigen Größe des Nutzer mit verschiedenen Funktionen über die Plenarprotokollkorpus. Webseite polmine.sowi.uni-due.de ver fügbar

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(Zugang mit der Corpus Workbench). Dies soll Die Falldiskussion ist (als „Case-Teaching“) eine an insbesondere „Korpuseinsteigern“ die Möglich- angloamerikanischen Professional Schools gän- keit geben, Korpora auch für die Lehre am Institut gige Lehrmethode. Für den deutschen Kontext für Politikwissenschaft ein zusetzen. lässt sich feststellen: Zwar wurde das „Fallprinzip“ als Leitstern der Didaktik des Unterrichts für die Forschung: Case-Teaching als politik- Sekundarstufe diskutiert, für die universitäre po- didaktisches Vermittlungskonzept litikwissenschaftliche Lehre werden Falldiskus- An zunehmender Bedeutung im Lehrkonzept sionen und Falldarstellungen jedoch erst erschlos- der Juniorprofessur hat das Case-Teaching ge- sen. Obgleich sich die Case-Teaching Methode wonnen. Grundlage der Methode des Case im universitären politikwissenschaftlichen Lehr- Teaching sind als „Fall“ verstandene Darstel- betrieb etabliert, so klafft weiterhin eine große lungen realer politischer Sachverhalte. Ein Lücke der wissenschaftlichen Relexion des Kon- solcher Fall beschreibt eine Situation, in der ein zeptes. Besonders in der deutschsprachigen po- Akteur mit einer offenen und dilemmatischen litikwissenschaftlichen Literatur indet sich keine Entscheidungssituation konfrontiert ist. In solide Aufarbeitung des didaktischen Konzeptes. Lehrveranstaltungen erfolgt die Falldiskussion Mit dem Buchprojekt „Case Teaching – Falldiskus- problemorientiert mit dem Ziel, Handlungs- sionen in der politikwissenschaftlichen Lehre“ optionen zu entwickeln, mögliche Konsequen- (Arbeitstitel) soll die Entwicklung von Fall-Repo- zen gegeneinander abzuwägen und politische sitorien – also von Sammlungen mit Falldarstel- Handlungsweisen zu begründen. Der Theorie- lungen – mit einer zugleich konzeptionellen und bezug der Falldiskussion ist gerade beim anwendungsorientierten Einführung in diese Lehr- uni versitären Einsatz dieser Lehrmethode ent- methode lankiert werden. Die Buchpublikation scheidend: Anhand von Fällen kann in der wird (1) in die didaktische Methode des Case- politikwissenschaftlichen Lehre die handlungs- Teaching einführen, (2) die Bandbreite der mög- praktische Bedeutung von Theorien erschlossen lichen Einsatzszenarien von Fällen in der Lehre werden. zeigen und die Planung des Einsatzes von Fällen

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unterstützen, (3) eine Anleitung zum Erstellen von Publikationen Fällen bieten, (4) anhand von Beispielfällen bzw. Passagen aus Fällen konzeptionelle Erwägungen Akteure, seht die Signale! Mobilisierungspro- plastisch darstellen. bleme und Symbolpolitik in Politikbereichen mit Querschnittscharakter, in: Martin Florack Neben der geplanten Publikation existiert und Timo Grunden (Hrsg.), Regierungszent- im Online-Wissenschaftsmagazin regierungsfor- ralen. Organisation, Steuerung und Politik- schung.de eine frei zugängliche Sammlung von formulierung zwischen Formalität und Infor- Fällen für die politikwissenschaftliche Lehre. In malität, VS Verlag für Sozialwissenschaften, dieser Reihe erscheinen kontinuierlich neue Fälle, 2011, S. 311-332. wodurch eine Falldatenbank, die Materialen zu verschiedenen politikwissenschaftlichen The- Islamische Verbände in verbandsökonomischer men verfügbar macht, entsteht. Auch der Perspektive. Begrenzte staatliche Formung Austausch über Erfahrungen mit Fällen in der durch endogene Ressourcenbildung, in: Klaus politikwissenschaftlichen Lehre ist auf cases. Schubert, Hendrik Meyer (Hrsg.), Politik und regierungsforschung.de möglich. Derzeit beinden Islam, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissen- sich acht einsatzbereite Fälle auf der Homepage; schaften, 2011, S. 203-229. weitere Fälle sind derzeit in der Entstehungs- phase. Fallbasierte Lehre in politikwissenschaftlichen Studiengängen. Praxis, Grundlagen und Per- spektiven des Case Teachings, in: Zeitschrift für Politikwissenschaft, 21. Jahrgang (2011), Heft 2, S. 347-366.

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Stiftung Zukunft NRW

Die Stiftung Zukunft NRW unterstützt die NRW Das Alleinstellungsmerkmal der durch die Stiftung School of Governance insbesondere durch die Zukunft NRW geförderten Juniorprofessur ist ihre Finanzierung folgender Bausteine: schwerpunktmäßige Ausrichtung auf die Themen- felder Strukturwandel, Landespolitik NRW, Gover- Juniorprofessur der Stiftung Zukunft NRW nance und politische Steuerung auf Landesebene. an der NRW School of Governance Die Stiftung einer Professur im Fach Politikwissen- schaft stärkt den Bildungsstandort Duisburg- Verantwortliches und nachhaltiges Handeln für Essen in herausragender Weise. das Land NRW und seine Bürger ist das Leitbild der Stiftung Zukunft NRW. Es bestimmt seit 1995, ihrem Gründungsjahr, die Fördertätigkeit der Stif- tung.

Vor dem Hintergrund des lang anhaltenden Struk- turwandels in Nordrhein-Westfalen verfolgt die Stiftung mit der Förderung innovativer und bei- spielgebender Projekte und Maßnahmen in den Bereichen Wissenschaft, Wirtschaft und Forschung die Zielsetzung, den wirtschaftlichen Wandel im Land vorausschauend und aktiv zu begleiten. In diesem Zusammenhang ist auch das Engagement der Stiftung Zukunft NRW an der NRW School of Governance einzuordnen.

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3.11 KARL-RUDOLF KORTE IST NEUER GESCHäFTSFÜHRENDER HERAUSGEBER DER „ZEITSCHRIFT FÜR POLITIK- WISSENSCHAFT“ UND NEUER VORSITZENDER DER DEUTSCHEN GESELLSCHAFT FÜR POLITIKWISSENSCHAFT

Die renommierte „Zeitschrift für Politikwissenschaft. Journal of Political zeit von zwei Jahren gewählt. Univ.-Prof. Dr. Karl- Science“ wurde in den letzten zwei Jahren von Wissenschaftlern der Uni- Rudolf Korte folgt damit auf Prof. Dr. Marianne versität Duisburg-Essen verantwortet. Geschäftsführender Herausgeber bis Kneuer, Universität Hildesheim, die in den ver- Ende 2012 war der Parteienforscher und Direktor der NRW School of gangenen Jahren den Vorsitz innehatte. Die dies- Governance Univ.-Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte, wissenschaftlicher Redakteur jährige DGfP-Tagung fand in der Akademie für ist der Politologe Dr. Ray Hebestreit. politische Bildung Tutzing unter dem Titel „Stand- ortbestimmung Deutschlands“ statt. „Dass das Institut für Politikwissenschaft nun für zwei Jahre die Federführung für ZPol hat, ist eine ZPol, so der Kurztitel, gehört im deutschsprachigen große Anerkennung unserer Arbeit“, so Professor wie im internationalen Raum zu den wichtigsten Korte Anfang des Jahres 2011. „Und es bestätigt politikwissenschaftlichen Fachzeitschriften. Zu ih- uns, dass wir auf dem besten Weg sind, überregi- rem Herausgeberkreis und Beirat zählen namhafte onal wie auch international ein klar erkennbares deutsche und internationale Forscher. Seit 1991 – sozialwissenschaftliches Proil zu entwickeln.“ zunächst unter dem Titel „Jahrbuch für Politik“ – bietet sie der gesamten Disziplin und verschiedens- Zudem ist Karl-Rudolf Korte der neue Vorsitzende ten Forschungsgebieten eine Plattform. Praxisori- der Deutschen Gesellschaft für Politikwissenschaft entierung und kritische Diskussion werden dabei (DGfP). Die Mitgliederversammlung des politik- groß geschrieben. Die deutsch-englischsprachige wissenschaftlichen Fachverbands fand im Rahmen Zeitschrift erscheint viermal im Jahr, zu dem gibt der 31. Jahrestagung der DGfP am 15. und 16. es Sonderhefte zu aktuellen Themen. Aufgabe der November 2013 in Tutzing statt. alle zwei Jahre wechselnden Blattmacher ist es, Dort wurde der Direktor der NRW School of Gover- die Hefte zu planen, Beiträge einzuwerben, aus- nance zum Vorsitzenden der DGfP für eine Amts- zuwählen und zu redigieren.

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3.12 MARTIN SCHULZ ZU GAST AN DER NRW SCHOOL OF GOVERNANCE

Martin Schulz sprach am 29. August mativ. Ein großes Anliegen war ihm fest- 2013 mit Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte über zuhalten, dass Europa nicht von Deutsch- die Rolle des Europäischen Parlaments in land gemacht sei, und dass an den der Krise. In seinem Impulsvortrag plä- grundlegenden Wertentscheidungen dierte Schulz für eine veränderte Le gi ti- alle Europäer teilhaben sollten. mationsar chitektur und machte sich für eine europäische Regierung stark. Europa- Prof. Dr. Korte fragte in der anschließen- politik werde nur dann Anklang bei den den Diskussion nach der „Methode Bürgern inden, wenn die Verantwort- Schulz“, die immer auch eine „zornige lichkeiten klar deiniert seien. Kom ponente” enthielte. Schulz fühlte sich sichtlich wohl in der Rolle des Der Gerhard-Mercator-Saal der Univer- Unbe quemen und zählte diese Eigen- sität Duisburg-Essen war bis zum letzten schaft sogar zu seinen Funktionen: Es sei Platz gefüllt, als Martin Schulz auf Ein- die Aufgabe eines Parlamentspräsidenten, ladung der NRW School of Governance, den Regierungschefs ein unbequemer Duisburg einen Besuch abstattete. Neben Gegenüber zu sein. Studierenden fanden sich unter den Zuhörern auch viele interessierte Bür- ger, welche mit dem gut aufgelegten EU-Parlamentspräsidenten diskutieren konnten.

Seine Anekdoten aus der EU-Politik waren ebenso unterhaltsam wie infor-

83 4 Publikationen

In Zusammenarbeit mit dem VS Verlag für Sozialwissenschaften veröffentlicht die NRW School of Governance eine praxisorientierte Schriftenreihe. Bei den „Studien der NRW School of Gover- nance“ handelt es sich um ein Format, das dem interessierten Publikum Forschungsergebnisse der Duisburger Exzellenzinitiative näher bringt. Sie liefern zum einen theoretische Erklärungs- ansätze und thematisieren zum anderen reale Fallbeispiele über die Komplexität von Entschei- dungsprozessen. In den mehrmals jährlich erscheinenden Studien werden dabei Fragestellungen aus den Bereichen „Politikmanagement, Public Policy und öffentliche Verwaltung“ erforscht. Die Schriftenreihe umfasst exzellente Projektarbeiten, Dissertationen und Forschungsergebnisse, die im Umfeld dieser thematischen Ausrichtung entstehen. Auch in den letzten drei Jahren sind so wieder einige Publikationen erschienen. Lehre und Forschung 2011-2013

Fünf Jahre Themenschwer- P Überblick – Gelebter rojekte und Publikationen NRW School punkt „Ethik“ Veranstaltungen „Wissenstransfer“ NRW School of Governance | Lehre und Forschung 2011-2013

Martin Florack

Transformation der Kernexekutive. Eine neo-institutionalistische Analyse der Regierungsorganisation in NRW 2005-2010.

Aus der Reihe: Studien der NRW School of Governance Springer VS | Wiesbaden 2013. ISBN 978-3-531-18574-3 456 Seiten | 39,99 Euro

Regieren braucht Organisation und Institutionen. Eine heraus- Kernexekutive in Nordrhein-Westfalen. Damit rückt zugleich ragende Rolle spielt hierbei die Kernexekutive, die Regierungs- die bislang oftmals vernachlässigte Ebene der Landespolitik ins handeln koordiniert und steuert. Wie verändern sich diese Zentrum des Erkenntnisinteresses. Zweitens zielt die Studie formalen und informellen Institutionen nach einem Regierungs- auf eine methodische Erweiterung der Zugänge der Regierungs- wechsel? Welche Institutionen bleiben stabil, welche unter- forschung durch die Methode der teilnehmenden Beobach- liegen grundlegendem Wandel? Wie groß ist der Einluss tung ab. Die hiermit gewonnenen Innenansichten ermöglichen politischer Akteure auf die Regierungsorganisation und welche sowohl neue empirische als auch theoretische Perspektiven. Mechanismen liegen dem Wechselspiel institutioneller Stabi- Drittens geht es um den Anschluss des Themenfeldes an ins- lisierung und Veränderung zugrunde? Über die Beantwortung titutionalistische Theorieansätze. Die Studie zielt folglich auf dieser Fragen hinaus verfolgt Martin Florack drei weiterfüh- einen Beitrag zu weiteren Theoriebildung im Feld der Regierungs- rende Ziele: Erstens geht es um eine empirische Analyse der forschung.

86 4 | Publikationen

Karl-Rudolf Korte, Timo Grunden (Hrsg.)

Handbuch Regierungsforschung

Springer VS | Wiesbaden 2013 ISBN: 978-3-531-16059-7 544 Seiten | 44,99 Euro

Modernes Regieren ist ein komplexer Prozess und ein facetten- staaten, die angesichts der Krisen entgrenzter Märkte und der reiches Forschungsfeld. Das Handbuch verleiht den vielfältigen wachsenden Bedeutung transnationaler Entscheidungspro- Leitfragen, Untersuchungsobjekten und Forschungsständen zesse neue Brisanz erhalten hat. der (komparativen) Regierungslehre eine systematische Dar- stellung. Sie beginnt auf der Makroebene politischer Systeme, führt über die Institutionen und Interaktionen politischer Or- ganisationen auf der Mesoebene und erreicht schließlich mit individuellen Führungsstilen und Handlungsmustern die Mikro- ebene des Regierens. Von besonderer Bedeutung ist dabei stets die Frage nach der Legitimation und Effektivität demokratischen Regierens in Deutschland und anderer westlicher Verfassungs-

87 NRW School of Governance | Lehre und Forschung 2011-2013

Karl-Rudolf Korte, Jan Treibel (Hrsg.)

Wie entscheiden Parteien?

Nomos | Baden-Baden 2012 ISBN: 978-3-8329-7736-8 290 Seiten | 34,00 Euro

Ulrich von Alemann und Annika Laux: Die Mitglieder als Faktor innerparteilicher Willensbildung und Entscheidungsindung Jan Treibel: Die FDP: Entscheidungsprozesse zwischen hierarchischer Führung, Konsenssuche und Mehrheits- entscheidungen Wie entscheiden Parteien? Wie ist es um die innerparteiliche Jan Treibel: Was bedeutet innerparteiliche Willensbildung? Machtarchitektur bestellt? Diese Fragen beantwortet der Son- Oliver D’Antonio und Christian Werwath: derband zur innerparteilichen Willensbildung. Die Entschei- Die CDU: Innerparteiliche Willensbildung zwischen dungsprozesse in allen Parteien des Bundestages sowie der Pi- Gremienarbeit und Grauzone ratenpartei stehen im Zentrum der Analysen. Michael Weigl: Die CSU: Abschied von der „Ein-Mann- Karl-Rudolf Korte: So entscheiden Parteien: Demokratie“ Umfeld-Bedingungen innerparteilicher Partizipation Timo Grunden: Die SPD: Zyklen der Organisationsge- Torsten Oppelland und Hendrik Träger: schichte und Strukturmerkmale innerparteilicher Die Linke: Die Macht der Strömungen Entscheidungsprozesse Christoph Bieber und Markus Lewitzki: Niko Switek: Bündnis 90/Die Grünen: Zur Entscheidungs- Die Piratenpartei: Organisieren ohne Organisation? macht grüner Bundesparteitage

88 4 | Publikationen

Karl- Rudolf Korte (Hrsg.)

Die Bundestagswahl 2013. Analysen der Wahl-, Parteien-, Kommunikations- und Regierungsforschung.

Springer VS | Wiesbaden 2014. ISBN 978-3-658-02915-9 Etwa 400 Seiten

Dieser Band bietet umfassende Analysen zur Bundestagswahl Daniela Kallinich, Frauke Schulz, Eric Linhart, Susumu Shikano, 2013 und bettet sie ein in das breite Spektrum der Wahl-, Par- Martin Florack und Timo Grunden. teien-, Kommunikations- und Regierungsforschung.

Mit Beiträgen von Matthias Jung, Yvonne Schroth, Andrea Wolf, Gerd Strohmeier, Ossip Fürnberg, Sigrid Roßteutscher, Armin Schäfer, Ulrich Rosar, Hanna Hoffmann, Frank Decker, Hendrik Träger, Marvin Bender, Bettina Westle, Nicola Bücker, Christian Begemann, Astrid Rütter, Andreas Blätte, Sebastian Bukow, Stephanie Geise, Klaus Kamps, Sebastian Jarzebski, Andreas Elter, Andreas Köhler, Kay Hinz, Karl-Rudolf Korte,

89 NRW School of Governance | Lehre und Forschung 2011-2013

Christoph Bieber, Claus Leggewie (Hrsg.)

Unter Piraten. Erkundungen in einer neuen politischen Arena

Transcript, Verlag für Kommunikation, Kultur und soziale Praxis | Bielefeld 2012 ISBN 978-3-8376-2071-9 248 Seiten| 19,80 Euro

Mit dem Erfolg bei den Abgeordnetenhauswahlen in Berlin ist operation und Beteiligung in politischen Organisationen ent- die Piratenpartei in Politik und Öffentlichkeit angekommen. wickelt? Sind die Piraten nur ein Übergangsphänomen, das von der Schlafmützigkeit des Establishments proitiert, oder gibt es Diesen und weiteren Fragen widmet sich der Band und nimmt ein Potenzial für nachhaltige Verschiebungen im politischen damit eine erste Bestandsaufnahme und kulturelle Deutung Koordinatensystem? Bildet ein „digitaler Wertekanon“ im eines neuen politischen Phänomens vor. Spannungsfeld von Offenheit, Dezentralität und Beteiligung die Basis für eine neue politische Arena? Oder sind Themen wie Urheberrecht, Datenschutz und Netzneutralität lediglich Modeerscheinungen? Werden mit Stilmitteln wie „radikale Transparenz“ und „liquid democracy“ neue Zugänge für Ko-

90 4 | Publikationen

Ray Hebestreit

Partizipation in der Wissensgesellschaft. Funktion und Bedeutung diskursiver Beteiligungsverfahren

Aus der Reihe: Studien der NRW School of Governance Springer VS | Wiesbaden 2012 ISBN 978-3-658-00485-9 208 Seiten| 39,95 Euro

Wie können in zeitgenössischen (Wissens-)Gesellschaften Qua- durch diskursive Beteiligungsverfahren – namentlich Mediation lität und Legitimität politischer Entscheidungen gewährleistet im öffentlichen Bereich, Planungszelle bzw. Bürgergutachten und verbessert werden? Dazu wird seit einigen Jahren nicht und Konsensuskonferenz – erfolgen kann. nur in der Bundesrepublik Deutschland vermehrt die Einbezie- hung zusätzlicher Akteure in die politische Willensbildung und Entscheidungsindung jenseits repräsentativ-demokratischer Institutionen und Verfahren gefordert. Diese Forderungen zielen insbesondere auf eine Inklusion der Bürger mit ihrem speziischen Wissen, ihren Wertvorstellungen und Problem- wahrnehmungen im Sinne einer „partizipatorischen Politikbe- ratung“ ab. Ray Hebestreit untersucht in dieser Studie, wie dies

91 NRW School of Governance | Lehre und Forschung 2011-2013

Taylan Yildiz

Demokratie und Staatstechnik. Eine praxeologische Rekonstruktion von Regime-Hybridität in der Türkei

Aus der Reihe: Weltregionen im Wandel, Band 13. Nomos Verlagsgesellschaft | Baden-Baden, 2012 ISBN 978-3-8329-7484-8 238 Seiten| 39,00 Euro

Wer von Transformationen spricht, redet üblicherweise von ihr aber nicht gelungen, eine theoretisch tragfähige Diffe- Regimeübergängen; einem kollektiven Übertreten von einem renzierung zwischen bloßen Übergangsdeiziten und neuen hinfälligen zu einem als innovativ empfunden Herrschafts- Ordnungsmustern vorzulegen. Der Band will mit Hilfe eines typus. Die Pole sind bekannt und als Idealtypen auch operati- praxeologischen Vokabulars und einer materialreichen Auf- onalisierbar. Allein über die Ursachen und Verlaufsmuster arbeitung der türkischen Staatsentwicklung einen Beitrag für lässt sich streiten. Dass Transformationen aber produktive ein adäquates Verständnis von Regime-Hybridität leisten. und zugleich höchst ambivalente Vorgänge sind, die zur Etablierung völlig neuer Ordnungskonstellationen und Regime- logiken führen können, ist bisher kaum systematisch erforscht worden. Zwar hat die Vergleichende Politikwissenschaft diesem Phänomen einen Namen geben können: hybride Regime. Es ist

92 4 | Publikationen

Manuela Glaab, Karl- Rudolf Korte (Hrsg.)

Angewandte Politikforschung

Springer VS | Wiesbaden 2012 ISBN: 978-3-531-19671-8 467 Seiten | 49,90 Euro

Politische Akteure sind auf kompetente Politikberatung ange- Gliederung: wiesen. Was ist der Stand der angewandten Politikforschung in 1. Theoretische Grundlagen, Methoden und Zugänge Deutschland? Welche Forschungsstränge und konkreten Praxis- 2. Strukturen, Akteure, Ressourcen und Gegenstände anwendungen lassen sich aufzeigen? Welchen Beitrag kann 3. Anwendung in Politikfeldern wissenschaftliche Politikberatung zur Rationalität von politi- schen Entscheidungen leisten? Der Konzeptband behandelt theoretische Grundlagen und methodische Zugänge. Er stellt Strukturen, Akteure und Ressourcen vor. Zudem beinhaltet er empirische Analysen und Anwendungsbeispiele. Angewandte Politikforschung erhält so Konturen einer eigenständigen politikwissenschaftlichen Forschungsperspektive.

93 NRW School of Governance | Lehre und Forschung 2011-2013

Ursula von der Leyen, Karl-Rudolf Korte (Hrsg.)

Wer macht die Arbeit von morgen?

Berlin University Press 2011 ISBN: 978-3-86280-017-9 160 Seiten | 19,90 Euro

Der demograische Wandel wirft fundamentale Zukunfts- gestaltung und ethische Fragen einer zukünftigen Arbeits- fragen auf: welt.

Vor welchen Umwälzungen steht unsere Arbeitswelt? Wer soll die Arbeit künftig machen? Welche Weichenstellungen müssen Unternehmen und Politik bereits heute vornehmen? Ursula von der Leyen und Karl-Rudolf Korte diskutieren mit weiteren Autoren die Herausforderungen des demograischen Wandels für Gesellschaft, Politik und Unternehmen. Die ein- zelnen Beiträge behandeln Chancen der sich wandelnden Arbeitswelt, Herausforderungen für eine innovative Arbeits-

94 4 | Publikationen

Martin Florack, Timo Grunden (Hrsg.)

Regierungszentralen Organisation, Steuerung und Politikformulierung zwischen Formalität und Informalität

Springer VS | Wiesbaden 2012 ISBN: 978-3-531-19671-8 467 Seiten | 49,90 Euro

Bundeskanzleramt und Staatskanzleien gelten als „Innenhöfe der Macht“, als Führungs- und Steuerungszentren von Bun- des- und Landesregierungen. Doch dieser machtpolitische Status lässt sich nicht aus formalen Funktionen und Kompe- tenzen ableiten. Es ist Informalität, die aus einer Regierungs- kanzlei eine Regierungszentrale macht. Das Spannungsfeld zwischen Formalität und Informalität steht im Mittelpunkt der Beiträge dieses Bandes. Sie widmen sich den Mustern und Entstehungsbedingungen von informellen Organisations- strukturen sowie den informellen Techniken und Instrumen- ten zur Steuerung des Regierungshandelns.

95 NRW School of Governance | Lehre und Forschung 2011-2013

Nico Grasselt, Markus Hoffmann, Julia-Verena Lerch (Hrsg.)

Der Landtag Nordrhein-Westfalen Funktionen, Prozesse und Arbeitsweise

Verlag Barbara Budrich | Opladen 2011 2011. 200 Seiten mit vielen Abb. im Format B5. Kart. ISBN 978-3-86649-337-7 200 Seiten | 19,90 Euro

Das Buch richtet sich an Studierende in Bachelor- Studiengängen Grundlagen bilden Erläuterungen zum Wahlsystem und den mit politikwissenschaftlichem Schwerpunkt, an Schüler der im Landtag vertretenen Parteien in Nordrhein-Westfalen. gymnasialen Oberstufe mit Interesse an politischen Zusammen- Besonderes Augenmerk wird zusätzlich auf die didaktischen hängen sowie an interessierte Bürger. Es wird kein Vorwissen Mittel gelegt. Komplexe Gegebenheiten, wie zum Beispiel der über Parlamentarismus im Allgemeinen oder die Rolle des organisatorische Aufbau des Landtags mit Plenum, Ausschüs- Landtags im Besonderen vorausgesetzt. Komplexe Sachver- sen, Fraktionen und Landtagsverwaltung, werden durch Bilder halte werden didaktisch reduziert dargestellt. Fachbegriffe und Graiken anschaulich illustriert und damit leicht zugänglich werden erläutert. Inhaltliche Schwerpunkte des Buchs bezie- gemacht. Darüber hinaus geben Beispiele aus der politischen hen sich auf den Landtag Nordrhein-Westfalen, auf die Funk- Praxis Einblicke in den Arbeitsalltag von Parlamentariern und tionen des Landesparlaments, auf seine Rolle im politischen verdeutlichen somit die Funktionsweise der Volksvertretung System Nordrhein-Westfalens sowie seine Arbeitsweise. in Nordrhein-Westfalen.

96 4 | Publikationen

Martin Florack, Timo Grunden und Karl-Rudolf Korte

Kein Governance ohne Government. Politikmanagement auf Landesebene

Aus dem Inhalt in:Stephan Bröchler, Julia von Blumenthal (Hrsg.) Regierungskanzleien im politischen Prozess, VS Julia-Verena Lerch/Anna-Lena Wilde: Verlag für Sozialwissenschaften, 2011. Der Landtag im Bund und in Europa ISBN: 978-3-531-16386-4 Nico Grasselt: Der Landtag im 236 Seiten | 34,95 Euro politischen System des Landes Nordrhein-Westfalen Jan Treibel: Wahlen zum Landtag Nordrhein-Westfalen Julia-Verena Lerch: Organisation des In den letzten Jahren fallen Regierungszentralen verstärkt in den Blick der Re- Landtags Nordrhein-Westfalen gierungsforschung, da sie eine zentrale Rolle im politischen Prozess ausfüllen. Jan Schoofs: Funktionen des Landtags In diesem Band wird der nationale und internationale Stand der Forschung auf- Nordrhein-Westfalen gearbeitet, um dann konkret das Bundeskanzleramt und die Staatskanzleien Markus Hoffmann/Alexander Stock: der Länder zu untersuchen. Arbeitsweise des Landtags Nordrhein- Westfalen Stefanie Delhees/Jan Schoofs: Politische Partizipation und direkte Demokratie in der nordrhein-westfäli- schen Landespolitik

97 NRW School of Governance | Lehre und Forschung 2011-2013

Karl-Rudolf Korte und Timo Grunden

Gesellschaftsberatung in der Parteiendemokratie – Herausforderungen, Risiken und Potenziale

in: Bertelsmann Stiftung (Hrsg.) Wie Politik von Bürgern lernen kann Potenziale politikbezogener Gesellschaftsberatung Bertelsmann Stiftung 2011. ISBN: 978-3-86793-080-2 220 Seiten | 25,00 Euro

Die Auseinandersetzungen um Stuttgart 21, Castortranspor- te, Schulreformen oder Rauchverbote zeigen eines: Das Be- dürfnis der Bürgerinnen und Bürger nach politischer Mitspra- che und Mitentscheidung ist in den letzten Jahren stark ge- stiegen. Im vorliegenden Band diskutieren neben Experten aus Wissenschaft, Politik und Beratung auch „einfache“ Bür- ger die Voraussetzungen, Chancen und Grenzen von politik- bezogener Gesellschaftsberatung. Im Vordergrund steht da- bei die Frage, wie durch neue Beteiligungsformen und -for- mate sowohl die Legitimation als auch die Ergebnisqualität politischer Entscheidungen gesteigert werden können.

98 4 | Publikationen

Melanie Diermann

Regierungskommunikation in modernen Demokratien Eine modellbasierte Analyse sozialpolitischer Diskurse im internationalen Vergleich

Studien der NRW School of Governance VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2011. ISBN 978-3-531-17980-3 200 Seiten | 34,95

Wäre Barack Obama auch in Schweden erfolgreich? Hätte Tony tischen Diskursen in fünf Länderbeispielen moderner Demo- Blair auch als Regierungschef in Deutschland „New Deals“ kratien analysiert und verglichen. mit Arbeitssuchenden durchsetzen können, während Gerhard Schröder als Bundeskanzler daran scheiterte? Die vorliegende Daraus resultiert eine politikwissenschaftlich neue Einordnung Untersuchung verfolgt das Ziel zu klären, inwieweit Regie- von Regierungskommunikation, die künftig eine systematische- rungskommunikation in sozialpolitischen Diskursen von dem re Einschätzung hinsichtlich der Übertragbarkeit von erfolg- jeweiligen institutionellen Kontext moderner Demokratien reichen Kommunikationsstrategien von Land A auf Land B er- abhängt, vor dem sie geschieht. Die Beantwortung dieser möglicht. „Von Obama lernen“ können auf diese Weise in Zu- Fragestellung erfolgt auf der Basis eines eigenen Modells zur kunft auch Regierungen in Großbritannien, Schweden oder Kontextualisierung von Regierungskommunikation. Auf dieser Nordrhein-Westfalen – und zwar ohne dass sie Gefahr laufen, Basis wird Regierungskommunikation in zentralen sozialpoli- am „blinden“ Imitieren zu scheitern.

99 5 Überblick – Gelebter „Wissenstransfer“ an der NRW School of Governance

Als Forschungseinrichtung und Professional School verstehen wir es als eine unserer zentralen Aufgaben, stets Ergebnisse und Erkenntnisse unserer Arbeit in die Gesellschaft hineinzutragen. Die Spannung im Wissenstransfer liegt für uns dabei in der Herausforderung, möglichst breite gesellschaftliche Schichten mit innovativen, an die jeweiligen Zielgruppen angepassten Formaten anzusprechen. Unter „Wissenstransfer“ verstehen wir insofern übereinstimmend mit der Hoch- schulrektorenkonferenz einen Prozess im Verhältnis von Wissenschaft und Gesellschaft, wobei „Gesellschaft“ Wirtschaft, Politik, Journalisten und auch einzelne Bürger umfasst (vgl. Beiträge zur Hochschulpolitik 3/2013, Hochschulrektorenkonferenz (Hrsg.), Bonn, Mai 2013, S. 11). Nachfolgend werden die zentralen Elemente und Formate unseres öffentlichkeitswirksamen Forschungsver- ständnisses und das Engagement im Bereich des Wissenstransfers überblicksartig zusammenge- fasst. Zugleich werden auf diese Weise Breite, Vielfalt und Originalität unseres Wirkens dargelegt. Die Nachhaltigkeit und Wirkung der verschiedenen Bausteine lässt sich anhand ihrer erfolgreichen Laufzeit über bereits mehrere Jahre ablesen. Lehre und Forschung 2011-2013

Fünf Jahre Themenschwer- Projekte und Publikationen Überblick – Gelebter NRW School punkt „Ethik“ Veranstaltungen „Wissenstransfer“ NRW School of Governance | Lehre und Forschung 2011-2013

5.1 www.regierungsforschung.de vollwertiges Peer-Review-Verfahren und ein wis- senschaftlicher Beirat garantieren die Qualität der Das Online-Magazin Regierungsforschung.de ist Beiträge. Gleichzeitig sind die Veröffentlichungen das wissenschaftliche online-Magazin der NRW nicht nur dauerhaft weltweit abrufbar und zitier- School of Governance am Institut für Politikwis- fähig, die Autoren können auch untereinander und senschaft der Universität Duisburg-Essen. Unser mit ihren Lesern in einen unmittelbaren Aus- Magazin zielt auf Politikberatung ab: der Rationali- tausch treten. sierung von politischen Entscheidungen. Auf Re- gierungsforschung.de schreiben Politologen für 5.2 ZEIT Akademie Politik: Vorlesung als Kollegen, aber auch für Praktiker aus der Politik, für Audio-/Video-Seminar (auf DVD) Journalisten und für alle, die sich für praxisnahe politikwissenschaftliche Fragestellungen interes- Wer regiert in Deutschland? Wie kommt es zu sieren. Wir setzen dabei auf originelle wissen- politischen Entscheidungen? Und wie weit reicht schaftliche Texte, die sich theoretisch und/oder eigentlich die Macht der Bundeskanzlerin? empirisch mit aktuellen Fragen der wissen- schaftlichen Regierungsforschung auseinander- In dem neuen Audio-Seminar „Politik“ der ZEIT setzen. Wissenschaftliche Relevanz und ein klarer Akademie führt der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Anwendungsbezug zur politischen Praxis zeichnen Karl-Rudolf Korte in die Grundfeste des politischen unseren Ansatz aus. Regierungsforschung.de Systems der Bundesrepublik Deutschland ein. In vereint dabei die Vorzüge einer Online-Plattform 14 Audio-Lektionen widmet sich Prof. Dr. Korte mit den erprobten Standards eines wissenschaft- sehr anschaulich den politischen Prozessen und ge- lichen Magazins: Umfassende Forschungsergeb- währt Einblicke hinter die Kulissen. Im Gespräch nisse, prägnante Kurzanalysen, aktuelle Lageein- mit ZEIT-Redakteur Dr. Jochen Bittner werden schätzungen und pointierte Essays werden offen, die Inhalte im Anschluss an jede Lektion vertieft. schnell und ohne Bindung an einen festen Erschei- Ein umfangreiches Begleitbuch ermöglicht die nungstermin publiziert – eine Redaktion, ein Vor- und Nachbereitung des Seminars.

102 Überblick – Gelebter „Wissenstransfer“ an der NRW School of Governance

5.3 Die Debatte

Die Debatte ist eine gemeinsame Veranstal- tungsreihe der NRW School of Governance und der Landeszentrale für politische Bildung Nord- rhein-Westfalen, in der gesellschaftlich relevante Themen beleuchtet werden und dadurch politi- sche Meinungsbildung miterlebt werden kann. Durch elektronische Abstimmungsverfahren kön- nen Meinungsbilder vor und nach der Diskussion im Publikum erhoben werden – die Fähigkeit der Diskutanten, zu debattieren und meinungsstark und fundiert Argumente zu vertreten wird so verdeutlicht. Die Bedeutung politischer Diskurse wird hervorgehoben.

5.4 Politische Bildung an Schulen

Wie gründet man eine Partei? Wie wählen die Deutschen? Wie werde ich Bundeskanzler? Welche Aufgaben hat ein Landtagsabgeordneter in NRW? Welche Rolle spielen Medien in der Demokratie? Fragen wie diese stehen im Fokus des Qualiizie- rungsprogramms „Weiterbildung geht an die Schule“ der NRW School of Governance und der Sparda-Bank West. Seit 2009 werden drei Quali-

103 NRW School of Governance | Lehre und Forschung 2011-2013

izierungsmodule an Schulen in ganz NRW durch- geführt. Dabei werden die Klassen durch wissen- schaftliche Mitarbeiter der NRW School of Gover- nance und zusätzlichen Experten aus der politi- schen Praxis unterrichtet.

5.5 Präsenz in Massenmedien – Print, Radio, Fernsehen, Internet

Exemplarisch sind hier Phoenix-Runden, Wahl- sondersendungen, Radio-Interviews, Kolumnen (beispielsweise in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung), bis hin zu Beiträgen für TV-Illustrierte symbolisierend für den Ansatz, politikwissen- schaftliche Forschungsergebnisse und -erkennt- nisse an verschiedenste gesellschaftliche Schich- ten heranzutragen.

5.6 Gastprofessur für Politikmanagement der Stiftung Mercator an der NRW School of Governance

Durch die Einrichtung der Gastprofessur für Po- litikmanagement der Stiftung Mercator wird der Universitätsstandort Duisburg mit seiner exzel- lenten politikwissenschaftlichen Ausbildung zu-

104 Überblick – Gelebter „Wissenstransfer“ an der NRW School of Governance

sätzlich gestärkt. Öffentliche Vorlesungen, z. B. von 5.8 Video-Podcasts zu zahlreichen Wolfgang Clement, Antje Vollmer, Stefan Aust, Formaten der NRW School Peer Steinbrück, Bernhard Vogel und Jutta Lim- bach öffnen die NRW School und die Universität Wissenschaftskommunikation ins heimische Wohn- für die Bürger Duisburgs und Umgebung. zimmer – bei diversen Veranstaltungen erstellt die NRW School of Governance Video-Zusammen- 5.7 Fellowship-Programm mit dem AICGS fassungen zur öffentlichen Ansicht über www. in Washington DC, USA nrwschool.de oder auch www.youtube.de. Dabei kann es sich sowohl um kurze, kommentierte Seit 2009 werden jährlich zwei Fellows ausgewählt, Exzerpte der zentralen Erkenntnisse, aber auch die sich an der transatlantischen Netzwerkbildung um Komplettmitschnitte von Vorlesungen etc. beteiligen und in den USA am AICGS vergleichend handeln. zu NRW und den USA forschen. Insbesondere haben auch Studierende des hiesigen Master- 5.9 Summer School im Landtag NRW, Programms „Politikmanagement, Public Policy Düsseldorf und öffentliche Verwaltung“ die Gelegenheit zur Wahrnehmung dieses Angebotes. Im Mittelpunkt Die Summer School ist eine dreitägige Veranstal- stehen dabei für Nordrhein-Westfalen relevante tung für die Studierenden des Masterstudiengangs Forschungsfelder wie politische Steuerung im „Politikmanagement, Public Policy und öffent- europäischen Mehrebenensystem; Instrumente, liche Verwaltung“ und weitere Studierende der Stile und Techniken landespolitischer Governance; Politikwissenschaft anderer Universitäten. Sie Strukturpolitik, Strukturwandel, Standortpolitik; indet seit 2008 in Kooperation mit dem Landtag Politikmanagement und Politikvermittlung. Die NRW in der authentischen Kulisse des Landtags Ergebnisvermittlung steht dabei im Anschluss Nordrhein-Westfalen statt. Unter wechselnden bei einem öffentlichen Vortrag der Fellows im Themen wie zum Beispiel „Politische Sprache und Vordergrund. politische Rede“ oder „Verhandeln, Vermitteln

105 NRW School of Governance | Lehre und Forschung 2011-2013

und Kommunizieren“ setzt sich die Summer School direkt erlebt und mitgestaltet und Politik nach- aus einem Kamingespräch mit Experten und vollziehbar gemacht werden. Hierfür übernehmen Praktikern aus dem landespolitischem Umfeld, die Teilnehmer der Summer School zwei Tage lang einem Workshop zum Redenschreiben, einem die Rollen von Abgeordneten und spielen die Redenwettbewerb sowie einem zweitägigen vorgegebenen Verhandlungs- und Entscheidungs- Planspiel zusammen. Weitere Programmpunkte prozesse nach. sind die Prämierungen im Rahmen des Reden- wettbewerbs und die Auszeichnung der besten 5.10 „Berlin Master Workshop“ zur Akteure des Planspiels. Fallanalyse

Während des Redenschreiber-Workshops erhalten Das seit 2013 neu durchgeführte und 2014 erneut die Teilnehmer wichtige Werkzeuge für den Auf- geplante Konzept, einen Intensiv-Kurs (maximal bau und das Verfassen von politischen Reden. An- 5 Tage, ca. 25 Teilnehmer) in Berlin anzubieten, hand praktischer Beispiele lernen sie die grund- bei dem die Studierenden im Zentrum der poli- legenden Techniken des Redenschreibens kennen. tischen Macht mit Entscheidungsträgern und Im Mittelpunkt des Workshops steht die Vermitt- Experten diskutieren und politische Problemstel- lung von Kenntnissen zur ansprechenden Struk- lungen vor Ort bearbeiten, dient der Lehre des turierung einer Rede sowie zur rhetorischen fallorientierten Problemlösens (Case-Teaching- Ausgestaltung von Argumentationslinien. Den Verfahren): Die Studierenden werden mit der Abschluss bildet der Redenschreiber-Wettbe- Zielaufgabe konfrontiert, eine Problemlösung zu werb. einer konkreten Problemstellung (bspw. Agenda 2010, Griechenland-Rettung, Kundus-Vorfall der Im Planspiel lernen die Studierenden die Arbeits- Bundeswehr) zu entwickeln. Um die Situation re- prozesse und -weisen des nordrhein-westfälischen alitätsnah zu gestalten, wird ein entsprechender Landtags handlungsorientiert kennen. Auf diese Praktiker ausgehend aus seinem Erfahrungswis- Weise können Abläufe, Funktionen und Prozesse sen die Studierenden mit einem Fall konfrontieren

106 Überblick – Gelebter „Wissenstransfer“ an der NRW School of Governance

und seine damalige zunächst „naive“ Problem- sicht erklären. Ein häuiges Missverständnis er- gibt sich bei Studierenden daraus, dass die Komplexität von Problemlagen und das Re- gieren unter hohem Entscheidungsdruck unter- schätzt werden. Aufgrund dessen sollen die MA-Studierenden zunächst in die Situation der Überforderung versetzt werden, um dann schritt- weise Lösungs- und Kommunikationsstrategien im direkten Austausch mit der politischen Praxis zu entwerfen. Das Modell ist so angelegt, dass die Studierenden zum einen die Entscheidungs- träger in den jeweiligen Institutionen aufsuchen, die mit dem entsprechenden Fall in Zusammen- hang stehen, um in direkter Form Expertise für ihre Aufgabe abzurufen. Für den Fall der 5.11 Koalitions-Navis Finanzkrise mussten die Studierenden beispiels- weise Gesprächspartner im Finanz- und Wirt- Duisburger Politikwissenschaftler der NRW School schaftsministerium kontaktieren, aber auch in of Governance unter Anleitung von Karl-Rudolf anderen Organisationen wie dem Bankenverband Korte haben Koalitions-Navis für das ZDF erarbei- oder dem Deutschen Institut für Wirtschafts- tet und programmatische Schnittmengen unter- forschung. Zum anderen können Entschei- schiedlicher Bündnisse im Bund, in Bayern und in dungsträger und Experten auch eingeladen und Hessen auf den Prüfstand gestellt. Damit wurde in die Diskussionen des Kurses eingebunden ein wertvolles Informationsangebot für Wähle- werden, um den Dialog auf diese Weise zu för- rinnen und Wähler zur Entscheidungsindung er- dern. stellt: Welche programmatischen Schnittmengen

107 NRW School of Governance | Lehre und Forschung 2011-2013

und „Knackpunkte“ es zwischen den potenziellen Die vertrauten Grenzen zwischen dem „bürger- Partnern im Bund, in Hessen und in Bayern gibt, lichen“ und dem „linken“ Lager sind insbesondere stellten Duisburger Politikwissenschaftler der NRW in der Steuer-, Wirtschafts- und Sozialpolitik er- School of Governance in Koalitions-Navis für das kennbar: Spitzensteuersatz, Vermögens- und Erb- ZDF heraus. Die Analysen von Karl-Rudolf Korte, schaftssteuer, Mindestlohn und Bürgerversiche- Andreas Blätte und ihren Teams zeigen: Weitge- rung sind hart umkämpft. Bei gesellschafts- hende Einigkeit herrscht bei den vertrauten politischen Themen verfolgen hingegen allein Zweierkoalitionen Rot-Grün und Schwarz-Gelb. die beiden Unionsparteien eine dezidiert tradi- Lagerübergreifende Bündnisse wie eine Große tionelle Programmatik. Schwarz-Gelb und Rot- Koalition, eine Ampel- oder Jamaika-Koalition Grün verfügen dementsprechend als Lagerkoa- müssten, ebenso wie ein rot-rot-grünes Links- litionen über die größten programmatischen bündnis, weitaus tiefere Gräben überwinden. Schnittmengen. Eine Große Koalition müsste Die Koalitions-Navis zur Bundestagswahl und zu hingegen, wie alle lagerübergreifenden Bündnisse den Landtagswahlen in Bayern sowie Hessen sind und auch ein Linksbündnis, wesentlich fundamen- auf der Internetseite des ZDF abrufbar. talere Differenzen überbrücken.

5.12 DWI „Duisburger Wahlindex“ 5.13 Publikationen zur Adressierung breiterer gesellschaftlicher Schichten Duisburger Politikwissenschaftler von der NRW School of Governance vergleichen die Bundes- „Wahlen“, Wochenschau Verlag, Schwalbach/ tagswahlprogramme der Parteien – die Parteien Ts., 2013. werben im Wahlkampf mit klar unterscheidbaren Karl-Rudolf Korte, einer der führenden Parteien- Politikangeboten um die Gunst der Wählerinnen und Wahlforscher in Deutschland, klärt in dem und Wähler. Das zeigt ein „politikwissenschaft- integrierten Handbuch und Wahlratgeber an- licher“ Blick in die Bundestagswahlprogramme schaulich und kompetent über Kommunal-, mit dem Duisburger-Wahl-Index (DWI). Landtags-, Bundestags- und Europawahlen auf.

108 Überblick – Gelebter „Wissenstransfer“ an der NRW School of Governance

Er präsentiert Gemeinsamkeiten und Unterschie- bildet die Wahlforschung, deren Instrumente und de der Wahlebenen und erläutert die Bedeutung theoretischen Erklärungsmuster für das Wahlver- von Wahlen für die Demokratie. Als speziischer halten vorgestellt werden. Inzwischen erscheint Bezugspunkt ließt in das Buch außerdem immer die Publikation in der achten Aulage mit einer wieder eine nordrhein-westfälische Perspektive ein. Gesamtaulage von mehr als 100.000 Exemplaren. Dazu werden Aspekte des Parteiensystems und der politischen Kultur des Landes beleuchtet. Die „Wochenschau Themenhefte für den Unterricht: Publikation ist durchgehend vierfarbig gestaltet Wahlen“ Wochenschau Verlag, Schwalbach/Ts., und mit zahlreichen Schaubildern, Infoboxen so- 2013. wie Fotos versehen und in vielfältigen Informa- Die Themenhefte vermitteln den Schülerinnen und tions- und Lernzusammenhängen einsetzbar. Schülern problemorientiert, welche Funktionen Wahlen und Parteien in einer Demokratie haben. „Wahlen in Deutschland“, 8. Auflage, Bundes- Dabei werden diese beiden relevanten Wissens- zentrale für politische Bildung (bpb), Bonn 2013. gebiete mit Bezug zu aktuellen Beispielen zu- Am Wahltag entscheiden die Bürgerinnen und sammengeführt. Besonders die Einbeziehung der Bürger über die Verteilung der politischen Macht. Dimension „Parteiendemokratie“ wurde bei der Mit ihrem Votum bestimmen sie die Zusammen- Konzeption der Hefte berücksichtigt. Hauptziel ist setzung des Europäischen Parlaments, des Bun- es, die Parteiorganisationen im Kontext des demo- destags, der Landtage und der Kommunalparla- kratischen Vorgangs des Wählens zu betrachten. mente. Neben den unterschiedlichen Ebenen dieser Wahlen (Kommune, Land, Bund, EU) werden Wahl- 5.14 Einwerbung von Stiftungsprofessuren systeme, Wahlverfahren und die Rolle der Partei- Juniorprofessur für Politikwissen- en intensiv beleuchtet. Dem Wahlkampf ist ein schaft der Stiftung Zukunft NRW: eigenes Kapitel gewidmet, in dem das Beziehungs- gelecht zwischen Politik, Medien und Öffentlich- Die Juniorprofessur konnte von Karl-Rudolf Korte keit analysiert wird. Einen weiteren Schwerpunkt mit Unterstützung der Stiftung Zukunft NRW ein-

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geworben und eingerichtet werden. Die Stiftung wissenschaftlicher Perspektive zu geben. Die fördert seit 2009 durch entsprechende Forschung Deutung dieser Phänomene soll neben den eta- und Lehre das wissenschaftlich fundierte Verständ- blierten wirtschaftswissenschaftlichen, philoso- nis politischer Prozesse in Nordrhein-Westfalen. phischen und theologischen Perspektiven durch Darüber hinaus umreißt ein zentrales Forschungs- eine politikwissenschaftliche ergänzt werden. Ein feld des Lehrstuhlinhabers Prof. Dr. Andreas weiterer Schwerpunkt der Professur ist die Analy- Blätte den Bereich politischer Steuerung und se der „Neuen Medien“. Die Professur trägt im MA Governance im Mehrebenensystem, aber auch Politikmanagement dazu bei, Urteilsvermögen Querschnitts-Politikfelder. Sie ergänzt so das und die Fähigkeit zum kritischen Hinterfragen Proil der Forschungsprogramme der NRW School bei den Studierenden zu stärken (vgl. Sonderteil of Governance und des Masterstudiengangs im vorliegenden Bericht). „Politikmanagement, Public Policy und öffentli- che Verwaltung“. Zur Professur gehören jährli- 5.15 Wissenstransfer und –austausch mit che, öffentliche Veranstaltungen, die sich mit internationalen Kollegen öffentlichkeits-relevanten Themen der nord- rhein-westfälischen (Landes-)Politik befassen. „Demokratie in Bewegung! - 11. Deutsch-Nieder- ländische Konferenz in Den Haag“; „Finding Stiftungsprofessur für Ethik in Politik und Security in an Age of Uncertainty: German and Gesellschaft der Welker-Stiftung: American Counterterrorism Policies“; „Open 2011 wurde die von Karl-Rudolf Korte eingewor- think-tank Workshop – Komplexe und globale bene und durch die Duisburger Welker-Stiftung Perspektiven nach der Bundestagswahl“ – dies sind inanzierte Stiftungsprofessur besetzt. Prof. Dr. Beispiele für fruchtbare Kooperationen mit inter- Christoph Bieber versucht, Analysen und Ant- nationalen Partnern wie dem Duitsland Instituut worten auf die diversen Krisenphänomene, die im Amsterdam (DIA) oder dem American Institute allgemeinen Sprachgebrauch als Banken-, Finanz- for Contemporary German Studies (AICGS) in und Wirtschaftskrise bekannt sind, aus politik- Washington D.C.

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NRW School of Governance Universität Duisburg-Essen Institut für Politikwissenschaft Lotharstraße 53 D-47057 Duisburg www.nrwschool.de

Redaktion: Markus Hoffmann Miriam Skroblies Susanne Steitz

Gestaltung & Satz: Ralf Schneider www.rasch-multimedia.de

Duisburg, Mai 2014

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