Studienfahrt Nach Auschwitz Und Krakau 04.-07.12 2012
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Verein für historisch- politische Bildungsarbeit und internationalen Dialog Association for historical and political education and international dialogue Studienfahrt nach Auschwitz und Krakau 04.-07.12 2012 Inhaltsverzeichnis 1) Das System der nationalsozialistischen Konzentrationslager von: Wolf Oschlies, aus: shoa.de 7) Auszüge zum Konzentratztionslager Auschwitz aus der „Enzyklopädie des Holocaust“(1993) 13) Auschwitz heute. Das Staatliche Museum Auschwitz-Birkenau Aus: Doujak, Michael: Möglichkeiten der Darstellung der Geschichte der Verbrechen der Nationalsozialisten im Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau am Beispiel einer Neugestaltung der Österreich-Ausstellung (2009) 21) „Das erste Opfer“. Auschwitz-Birkenau: Eine Ausstellung aus einer anderen Zeit von: Peter Larndorfer 24) Antisemitismus aus: shoa.de 29)Volksgemeinschaft von: Bernd Kleinhans, aus: shoa.de 33) Das „erste Opfer“. Der österreichische Opfermythos und seine Transformationen in der Zweiten Republik von: Heidemarie Uhl, aus: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, 2001/1, 19-34 46) „Revisionismus“ – Pseudowissenschaftliche Propaganda des Rechtsextremismus von: Brigitte Bailer-Galanda, aus: Enzyklopädie des Holocaust (1993) 60) Homosexuelle Männer in Konzentrationslagern. Das Beispiel Buchenwald 79) Homophobie und männliche Homosexualität in Konzentrationslagern Von: Alexander Zinn, aus: Homophobie und Devianz (2012) 90) Euthanasie und Eugenik im Dritten Reich, aus: shoa.de 95) Wiener Psychatrie und NS-Verbrechen Von: Wolfgang Neugebauer, Referat auf einer Arbeitstagung des IWK, 1997 101) NS-Verfolgung von „Zigeunern“ und „Wiedergutmachung“ nach 1945 Von: Frank Sparing, aus: Aus Politik und Zeitgeschichte, 22-23/2011, 11-15 109) „Ich bin Roma und habe dieses Land verteidigt“ Von: Edward Paczowski, aus: www.asf-ev.de 113) Polen von: Adam Kreminski, aus: Enzyklopädie des Holocaust (1993) 118) Fotograf in Auschwitz Aus: Süddeutsche Zeitung (01.06.2009) 122) Das deutsche Verfahren von: Annabel Wahba, aus: Der Tagesspiegel, 21.12.2003 129) Judenvernichtung. Die Erinnerung der Täter von: Bruno Schirra, aus: Der Spiegel, 40/1998 137) Auszug aus: Primo Levi, Ist das ein Mensch 147) Auszug aus: Ruth Klüger, Weiterleben 1 Das System der nationalsozialistischen Konzentrationslager Geschrieben von: Wolf Oschlies Von Anfang an haben deutsche KFZ-Zulassungstellen die Buchstabenkombinationen "SS" und "KZ" nicht für Autokennzeichen vergeben. Das ist verständlich, auch wenn es sachlich dafür keinen Grund zu geben scheint: Offiziell gab es in Deutschlands niemals "KZs" - weil die amtliche Abkürzung dafür "KL" lautete; um welches Lager es sich jeweils handelte, verrieten die angehängten Buchstaben, also etwa "KLD" für "Konzentrationslager Dachau" (oder " Kann Lange Dauern" im Häftlingsjargon). Die Deutschen haben das Konzentrationslager auch nicht erfunden und nicht als erste eingerichtet - ihnen kamen im bereits im 19. Jahrhundert Spanier (Kuba 1896) und Briten (Süd-Afrika 1899) zuvor. Danach machten Lenins Bolschewiken 1918 in Rußland das schlechte Beispiel nach, Stalin vervollkommnete es in den 1930er Jahren, nach dem Zweiten Weltkrieg gab es entsprechende Lager in ganz Osteuropa, auch in Griechenland, später in Chile, in Kambodscha und anderswo. Das alles ist mehr oder minder vergessen, denn von 1933 bis 1945 existierten die von Deutschen eingerichteten und betriebenen Konzentrationslager, die in ihrer unwiederholbaren Grausamkeit diese Institution prägten und sie ein für allemal im Gedächtnis der Menschheit mit dem deutschen Namen verknüpften. Eben das ist das bleibende "Erbe" von Hitlers Herrschaft - alle Deutschen für alle Zeit mit dem verbunden zu haben, was in Dachau, Auschwitz und Tausenden weiterer Konzentrationslager geschah. Hier soll keineswegs der deutschen "Kollektivschuld" (oder ähnlichem) das Wort geredet werden, denn die gab es selbstverständlich nicht. Was es aber gab, hat die Historikerin und Philosophin Hannah Arendt (1906-1975) beschrieben, nämlich daß die Existenz totalitärer Herrschaftsformen "mit der Existenz von Konzentrations- und Vernichtungslagern steht und fällt". Warum? Hannah Arendt: "Diese Lager sind die eigentliche zentrale Institution des totalen Macht- und Organisationsapparates". Wie viele KZs gab es eigentlich? Polnische Autoren haben gelegentlich die allein in Polen bestehenden Lager, Nebenlager, Zuchthäuser, Gefängnisse, Polizeiarreste etc. addiert und sind auf über 6.000 gekommen. Deutsche Autoren meinten, "die SS überzog Europa mit 1.634 Konzentrationslagern", polnische hielten dagegen, es wä-ren "mindestens 8.800 gewesen". Kurz nach Kriegsende versuchten manche, das Netz der KZs kartographisch zu erfassen - heraus kamen Europa-Karten, die bis zu Unkenntlichkeit mit Punkten übersät waren, bei denen für die Nennung von Ortsnamen gar kein Platz mehr war. Hinzu kommt, daß KZ nicht gleich KZ war. Die Lager entstanden zu verschiedenen Zeiten, an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zwecken - was zwar eine bis Kriegsende beibehaltene Differenzierung einschloß. Zu Opferzahlen in KZs gibt es verschiedenste Daten. Aber alle Zahlen zu KZs sind nur annähernde Schätzungen. Die "Herren" der Lager waren absichtlich keine guten Buchhalter, sie legten es vielmehr darauf an, die genaue Zahl der Häftlinge nirgendwo exakt zu vermerken. In den meisten Lagern "im Osten" wurden Häftlingsnummern nur bis 20.000 ausgegeben - war diese Zahl erreicht, fing man wieder von vorn an. So erklären sich gewisse 2 Diskrepanzen der obigen Aufstellung, die zwischen den Angaben zu den Häftlingen und denen der Toten bestehen. Hinzu kommt die Vermutung, daß alle KZ-Zahlen zu niedrig sind. Beweisen kann man das nicht, aber doch die eigene Vermutung stützen: Auschwitz bestand 1.778 Tage, auf seinem Gelände waren vier große Krematorien in Betrieb, die 6.000 Leichen pro Tag verbrennen konnten. Hinzu kamen einige kleinere Krematorien und mehrere "wilde". Wer hier anfängt zu multiplizieren, gelangt zu schwindelerregenden Zahlen - die wiederum erheblich vermindert werden müssen, weil nicht jeden Tag Tausende Menschen getötet und verbrannt wurden. Aber wie viele Opfer gab es genau, nicht nur in Auschwitz? Die Antwort wird nie gegeben werden können, weil Konzentrationslager, wie Hannah Arendt sagte, die Verkörperung absoluter, uneingeschränkter Macht waren. Nämlich die Macht der Betreiber, denen die absolute Rechtlosigkeit der Häftlinge gegenüber stand. Dieses System wurde "Schutzhaft" genannt. "Schutzhaft" Die Schutzhaft war eines der schlagkräftigsten Instrumente des NS-Regimes zur Bekämpfung seiner Gegner. Mit Hilfe der "Schutzhaft", deren formaljuristische Grundlage die "Reichstagsbrandverord-nung" vom 28. Februar 1933 bildete, schuf sich die Gestapo einen von jeder rechtsstaatlichen Bin-dung gelösten Raum staatlicher Willkür. Erste Opfer der "Schutzhaft" waren vor allem Funktionäre der Arbeiterbewegung sowie Juden, die in den zunächst "wilden" Konzentrationslagern festgesetzt wur-den. Ende Juli 1933 befanden sich in ganz Deutschland mehr als 26.000 Menschen in "Schutzhaft". Anfänglich wandten sich die Justizbehörden noch gegen gerichtlich nicht überprüfbare Verhängung der "Schutzhaft". Doch der Hausjurist der Gestapo, Werner Best (1903-1989), konnte Hitler schon 1935 überzeugen, daß "Schutzhäftlinge" keinen Anspruch auf rechtlichen Beistand hätten. Drei Jahre später sanktionierte das Reichsinnenministerium die gängige Praxis einer "unmittelbaren normfreien Anwendung der Staatsgewalt". Die Ausweitung der von "Schutzhaft" bedrohten Personengruppen auf "Bibelforscher" (= Zeugen Jehovas), "Arbeitsscheue", "Asoziale" sowie "Zigeuner" spiegelt den Anspruch des nationalsozialistischen Systems wider, die "Volksgemeinschaft" radikal umzugestalten. "Rassisch", politisch und sozial Unerwünschte wurden systematisch ausgegrenzt. Im Zuge des November-Pogroms wurden 1938 mehr als 26.000 Juden in "Schutzhaft" genommen. Die 1933 noch mit der Notwendigkeit der Stabilisierung des NS-Systems begründete Schutzhaft war nun endgültig zu einer festen Institution der Repression geworden. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs sollten "Schutzhäftlinge" für die Dauer des Kriegs prinzipiell nicht mehr entlassen werden. Theodor Eicke (1892-1943) Die Schutzhaft wurde etwa ab Februar 1933 praktiziert: Nach dem Reichstagsbrand verhaftete die SA willkürlich politische Gegner und hielt sie in den eigenen Räumlichkeiten gefangen - etwa 25.000 Menschen sind durch diese sog. "wilden Konzentrationslager" gegangen. Im März 1933 wurde in Dachau in einer ehemaligen Munitionsfabrik das erste Konzentrationslager geschaffen, das ab Juni von Theodor Eicke (1892-1943) geleitet wurde. Der betrieb das Lager von Anfang an als eine Art Berufsschule, als "SS-Übungslager". Eicke, 3 der in jüngeren Jahren ärztlich für geisteskrank erklärt worden war, schuf die "Besondere Lagerordnung", die später für alle KZs obligatorisch wurde: "Schutzhaftgefangenen" wird niemals der Grund für ihre Inhaftierung genannt; gegenüber den Bewachern sind sie "ausnahmslos in einem untergeordneten Verhältnis"; für sie gilt "militärische Zucht und Ordnung vom ersten Tage an"; es sind "allen SS-Angehörigen militärische Ehrenbezeugungen zu erweisen"; die Organisation der Gefangenen unterliegt "Ordnungsmännern" aus ihren Reihen, die von der SS Befehle erhalten und diese "unter allen Umständen durchzudrücken" haben; "die Unterkunftsstuben müssen sich zu jeder Zeit in einem musterhaft sauberen Zustand befinden"; "die Gefangenen sind ausnahmslos zur körperlichen Arbeit verpflichtet"; Briefverkehr mit Angehörigen ist gestattet, aber "alle