Nova Acta Paracel Sica
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NOVA ACTA PARACEL SICA VI. JAHRBUCH DER SCHWEIZERISCHEN PARACELSUS-GESELLSCHAFT 1952 EINSIEDELN Schweizerische Paracelsus-Gesellschaft NOVA ACTA PARACELSICA VI. JAHRBUCH DER SCHWEIZERISCHEN PARACELSUS-GESELLSCHAFT 1952 EINSIEDELN Schweizerische Paracelsus-Gesellschaft Das Titelblatt ist die Wiedergabe eines Flugblattes auf Paracelsus von Balthasar Jenichen, entstanden vor 1565. Vgl. R. H. Blaser, Die Quelle des paracelsischen «Alterius non sit» S. 1 ff. Alle Rechte Vorbehalten Druck: Gebr. Josef & Karl Eberle, Einsicdeln Printed in Switzerland 195 a Auslieferung: Sekretariat der Schweiz. Paracelsus-Gesellschaft Einsiedeln INHALTSVERZEICHNIS Vorwort von Dr. Linus B irch ler.........................................................VII Die Quelle des paracelsischen «Alterius non sit», von Dr. R. Blaser 1 Paracelsus über Kropf- und Kropfentstehung, von + Dr. J. Strebei . 10 Paracelsus und die Spagyrik, von Dr. E. Helmrich . 1 9 Paracelsus und Rademacher, von + E. Scheidegger .... 34 Zur Geschichte der Albuminurie, sowie des Nachweises von Albumen durch Säurefällung, von + Dr. J. Strebei ..... 47 Der Begriff «Imagination» bei Paracelsus, von Dr. I. Betschart OSB. 52 Paracelsische Eschatologie zum Verständnis der Anthropologie und Kosmologie Hohenheims, von Kurt Goldammer . 68 lieber den Wert des St. Galler Manuskriptes Hohenheims, von t Dr. J. Strebei ......... 103 Paracelsus und der abenteuerliche Simplicius Simplicissimus, von B. de Telepnef . .. • - • • .113 Die letzte Hohenheimerin, von Dr. J. Strebei . 120 Eine Paracelsus-Biographie aus der zweiten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts, von B. de Telepnef ...... 129 Ueber den Wert der Synopsis in der Neuedition paracelsischer Werke, von + Dr. J. Strebei . - • • • .131 Paracelsus bei Sir James Jeans, von + Dr. J. Strebei . .137 Hohenheims Würdigung als Chirurg in der Geschichte der Chirurgie, von W. von Brunn . • • • • 144 V VORWORT Das Schicksal des «Magus vom Etzel* scheint oft auch das unserer Gesellschaft zu werden. Wir erleben gute und schlimme Zeiten; oft glaubt man uns sogar tot, weil man nichts mehr von uns hört. Seit dem Erscheinen des letzten (sechsten) Jahrbuches stand es um unsere Gesellschaft so kritisch, daß wir erst im Dezember 1951 die Mit glieder wieder einmal zu einer Versammlung laden konnten. Nun aber dürfen wir die Hoffnung hegen, daß die bösen Zeiten hinter uns liegen. Die Krisis bestand in finanziellen Nöten. Bei fast allen jenen Un ternehmungen, deren Sinn und Ergebnis sich nicht praktisch auf zeigen und verwerten läßt, treten solche Schwierigkeiten bei uns in der Schweiz regelmäßig auf und sind schwer, viel schwerer als sie es in den uns umgebenden kriegsverheerten Ländern wären, wo das Pri mat des rein Geistigen deutlicher in Erscheinung tritt als bei den Helvetiern. Im Anschluß an die letzt jährige Generalversammlung haben nun aber einige prominente Mitglieder an die richtigen Türen geklopft, sodaß wir mit Vertrauen in die Zukunft schauen dürfen. Die Jahrbücher, unser wichtigstes Bindeglied, werden von jetzt an regelmäßig erscheinen können. Die Mitgliederzahl, geradezu beschä mend klein, wird sich dann wohl erhöhen. Im nächsten Jahrbuch soll unserer Retter und Helfer hier gebührend gedacht werden. — Mit dem allzufrühen Heimgang von Dr. Josef Strebei in Luzern, der unsern Jahrbüchern vielfach sein Gepräge gab, haben wir einen füh renden Paracelsus forscher verloren. Im nächsten Jahrbuch werden seine ungemeinen Verdienste ihre Würdigung finden. Im Frühjahr 1952 beging die westliche Welt den 500. Geburtstag Lionardos, des unfaßbaren Universalgenies. Zufällig sind wir diesen Jubiläumsfeiern um Jahre vorausgeeilt. In unserm 1949 erschienenen 5. Jahrbuch wies ich auf merkwürdige und vielfältige Parallelen zwi schen dem Genius aus dem Dorfe Vinci und dem Zauberer von der Teufelsbrücke hin. Die dort entwickelten Gedanken seien hier noch etwas weiter gesponnen. Ich schrieb dort: «Denkt man sich die beiden Geister ins Altertum zurückversetzt, in eine antike Heilanstalt, etwa in das Asklepieion von Epidauros oder Kos, so hätte sich Lionardo angewidert abgewandt, während Paracelsus begeistert den Geheim nissen des antiken magischen Heilschlafes und der Traumdeutung nachgegangen wäre. In ein modernes medizinisches oder pharmazeu- VII tisches Laboratorium versetzt, hätte Paracelsus wohl vielfach den Kopf geschüttelt, während Lionardo von den Mikroskopen nicht mehr los gekommen wäre.» Wie würden die Beiden sich nun im ungeheuren geistigen Umbruch der Gegenwart verhalten? Lionardo als leiden schaftsloser Wissenschaftler (der ohne irgendwelche Hemmungen den allerverschiedensten und moralisch gelegentlich auch sehr frag würdigen Herrschern diente) würde, ohne an den Mißbrauch etwa der Atomforschung zu denken, leidenschaftlich beim Aufbau eines neuen physikalischen Weltbildes mitarbeiten; Paracelsus aber würde aus seiner hintergründigen Alchimie und Astrologie heraus der kranken Welt vom rein Seelischen her zu helfen suchen, vom Religiösen, wie er es erlebte. Die Forschung über die beiden so grundverschiedenen und doch vielfältig sich berührenden Geister verläuft entsprechend. Beide sind ja für unsere Gebildeten immer noch falsch ettikettiert, der gewaltige Naturforscher Lionardo «nur» als Künstler, der Naturphilosoph Pa racelsus «nur» als Arzt. Bei Lionardo wird der Künstler heute immer mehr vom Forscher und von seinem erst in den Umrissen zu erraten den Weltbild überdeckt; bei Paracelsus steigt allmählich und immer größer werdend der Theologus auf. Wenn sich die Akzente der For schung in dieser Weise verschieben, warum soll man da nicht einmal auch des — Künstlers Paracelsus gedenken? Kein Geringerer als Friedrich Gundolf preist die Sprache des Paracelsus als ebenbürtig der Luthers; seine oft ungelenke und verworrene, immer sinnschwere und sonor-dichte Rede wird mit der Sprache des Hans Sachs verglichen, über den Gundolf urteilt: «Gegen Paracelsus ist er ein dürftiger Pfahlbürger..» Der Landstörzer vom Waldweg, der da von sich schreibt: «Also bin ich gewandlet durch die Länder und ein Peregrinus ge west meine Zeit, — allein und fremd und anders. Da hast Du, Gott, wachsen lahn Deine Kunst unter dem Hauche des furchtbaren Windes mit Schmerzen in mir,» ist er nicht, sich selber unbewußt, ein wortmächtiger Dichter? Eines der nächsten Jahrbücher soll auch von diesem handeln. Feldmeilen, auf Kreuzerhöhung 1952. Linus Birchler, VIII DIE QUELLE DES P A R A CE LSI S C H EN «ALTERIUS NON SIT» Von Dr. R. H. Blaser, Basel * «Alterius non sit qui suus esse potest»: einem andern soll nicht ge hören, wer sich selber gehören kann! In keiner Paracelsus-Biographie, Anthologie oder Festrede fehlt das berühmte Wort, das wie kein zweites Leben und Lebensart des Paracelsus charakterisiert. Es ist geradezu zur Formel seiner Sonderstellung gegenüber der traditio nellen Schulmedizin, den geistigen und geistlichen Debatten seiner spannungsreichen Zeit geworden. Besser läßt sich im Voll bewußtsein des eigenen Wertes der Wille zur Neutralität nicht bekunden, tragischer nicht hinter den stolzen Worten die Einsamkeit des Genius vermuten. Verteidigung und An griff, Selbstschutz und Rechtfertigung sprechen aus dem streitbaren Grundsatz, den Paracelsus in so hohem Masse personifiziert, daß bis her die Frage unterblieb, ob er ihn auch selbst geprägt hat. Wollte man sich auf ein zeitgenössisches Urteil stützen, so wäre sie zu bejahen. Ein Flugblatt von Balthasar Jenichen, das vor 1565 im Umlauf war und das traditionelle Paracelsus-Porträt, umgeben von Beischriften, magischen Zeichen und Bildern wiedergibt, zählt, ohne Quellenangabe, das «Alterius non sit» in deutscher Fassung — «Eins andern Knecht sol niemant sein Der für sich bleiben kan allein» — zu den «Philosophischen und Biblischen Sprüchen Theophrasti», wäh rend unmittelbar darunter sieben in paracelsisehen Schriften vor kommende Bi bei verse mit genauer Herkunftsbezeichnung zitiert wer den. Daraus wäre zu schließen, daß entweder schon dem Verfasser des Flugblattes die Quelle des «Alterius non sit» unbekannt war, oder aber daß er es, wie z. B. heute noch Zoozmanns «Zitatenschatz der Welt literatur» dafür keinen früheren Nachweis kennt, für eine Eigen schöpfung des Paracelsus gehalten hat. Wäre diese Behauptung richtig, so müßte vermutet werden, daß sich dieses Zitat irgendwo im para- celsischen Schrifttum nachweisen ließe. Dies ist aber, wenigstens in der charakteristischen lateinischen Formulierung nirgends der Fall. Sinngemäß entsprechende deutsche Aussprüche finden sich in den • Vortrag bei der am 18. November 1951 in Zürich versammelten Schweizerischen Paracelsus-Gesellschaft. Werken der Lebensmitte; so z. B. im «Liber de felici über alt täte» aus der Zeit um 1533 die Stellen: «Ein Arzt, dem Gott den Reichtum der Arznei verlieh und der sich einem Fürstenhof verdingt oder einer Stadt zum Dienst verpflichtet, verliert seinen freien Mut», und: «Der, den Gott mit Geist und Reichtum begabt hat, soll keines andern Diener sein, sondern sein eigener Herr mit Herz und Verstand; dann kann er frei und gebefreudig schalten und walten» (Sudhoffs Ausg. U/l, 158) oder das berühmte Zitat aus «De thoro legitimo», einem noch unedierten Traktat: «Ein jeder bleibe wie ein Fels in seinem Wesen.» Dies sind jedoch bestenfalls Erfahrungsgrundsätze, Nutzanwendun gen der berühmten lateinischen Maxime, die in der Originalversion erstmals auf dem 1538 durch den Nürnberger Kupferstecher Augustin Hirschvogel hergestellten Profilbild des 45jährigen Paracelsus auf taucht. Der Originalstich hat Quartformat und war offenbar von Hohenheim als Druckbeigabe