Jg. 10/ Nr.12 Oktober 2006

Symptomatisches aus Politik, Kultur und Wirtschaft

Ein unbekannter Brief von Erstveröffentlichung Monita Privata – eine jesuitische Kampfschrift Der Israel-Palästina-Konflikt und das Judentum 6.50 Monatsschrift auf der Grundlage der Geisteswissenschaft Rudolf Steiners € Apropos: Auf dem Weg zum Denkverbot

Fr. 10.– Fr. Die Weltbedeutung des Erkennens «Die Mitte Europas ist ein Mysterienraum. Er verlangt von der Menschheit, dass sie sich dementsprechend verhalte. Der Weg der Kulturperiode, in welcher wir leben, führt vom Westen kommend, nach dem Osten sich wendend, über diesen Raum. Da muss sich Altes metamorphosieren. Alle alten Kräfte verlieren sich auf diesem Gange nach dem Osten, sie können durch diesen Raum, ohne sich aus dem Geiste zu erneuern, nicht weiterschreiten. Wollen sie es doch tun, so werden sie zu Zerstörungskräften; Katastrophen gehen aus ihnen hervor. In diesem Raum muss aus Menschenerkenntnis, Menschenliebe und Menschenmut das erst werden, was heilsam weiterschreiten darf nach dem Osten hin.» Ludwig Polzer-Hoditz

Rudolf Steiner als Kulturfaktor – Inhalt eine Zeitbetrachtung aus dem Jahre 2025 «Weil doch unaufhaltsam Zum 100. Todestag von Rudolf Steiner am 30. März 2025 die Dinge weitergehen und gar kein Rückgrat mehr da ist …» 3 Der folgende Text bringt den Standpunkt eines kritischen Zeitbetrachters aus dem Jahre Ein Brief Ita Wegmans an Fried Geuter 2025 zum Ausdruck. Seine Bemerkungen über die dereinst unumgänglich gewordene, aber vom 9.7.1933 oft einseitige Anknüpfung an Steiner erscheinen uns hochaktuell. Um ein möglichst unbe- fangenes Eingehen auf den kleinen Beitrag zu ermöglichen, werden wir den Namen des Verfassers erst in der nächsten Nummer bekanntgeben. Wer kennt ihn? Zur Aufschaukelung Die Redaktion des Konflikts Israel-Palästina 6 Adrian Zurbrügg Die Zahl der Schriften und Abhandlungen, die in unserer Zeit erscheinen, mit der Aufgabe, das Verhältnis Rudolf Steiners zu den verschiedensten Zweigen der mo- Rudolf Steiner und die Juden 7 dernen Wissenschaften und des modernen Geisteslebens überhaupt zu bestim- Ein offener Brief an die Redaktion über men, ist eine erdrückende. Die bloße Anführung der Titel würde wohl ein stattli- eine jüngste Publikation ches Bändchen füllen. Dieser Erscheinung liegt die Tatsache zugrunde, dass wir Leonhard Beck uns immer mehr bewusst werden, wir stehen in Steiner einem Kulturfaktor gegen- über, mit dem sich alles, was an dem geistigen Leben der Gegenwart teilnehmen Die «Monita Privata will, notwendig auseinandersetzen muss. Ein Vorübergehen bedeutete in diesem Societatis Jesu» 9 Falle ein Verzichten auf die Grundlage unserer Kultur, ein Herumtummeln in der Gaston Pfister Tiefe ohne den Willen, sich zu erheben bis zur lichten Höhe, von der alles Licht unserer Bildung ausgeht. Nur wer es vermag, sich in irgendeinem Punkte an Stei- Das irdische Paradies 13 ner und seine Zeit anzuschließen, der kann zur Klarheit darüber kommen, wel- Buchbesprechung von Gaston Pfister chen Weg unsere Kultur einschlägt, der kann sich der Ziele bewußt werden, wel- che die moderne Menschheit zu wandeln hat; wer diese Beziehung zu dem 9/11-Tagung in Holzen 14 größten Geiste der neuen Zeit nicht findet, wird einfach mitgezogen von seinen Mitmenschen und geführt wie ein Blinder. Alle Dinge erscheinen uns in einem Senkrechtexplodierer 15 neuen Zusammenhange, wenn wir sie mit dem Blick betrachten, der sich an die- Franz Jürgens sem Kulturquell geschärft hat. So erfreulich aber das erwähnte Bestreben der Zeitgenossen ist, irgendwo an Der Gral – ein moderner Steiner anzuknüpfen, so kann doch keineswegs zugestanden werden, dass die Art, Einweihungsweg 18 in der es geschieht, eine durchwegs glückliche ist. Nur zu oft fehlt es an der gera- Buchbesprechung von Claudia Törpel de hier so notwendigen Unbefangenheit, die sich erst in die volle Tiefe des Stei- nerschen Genius versenkt, bevor sie sich auf den kritischen Stuhl setzt. Man hält Apropos 28: Steiner in vielen Dingen nur deswegen für überholt, weil man seine ganze Bedeu- Auf dem Weg zum «Denkverbot» 19 tung nicht erkennt. Man glaubt weit über Steiner hinaus zu sein, während das Boris Bernstein Richtige meist darinnen läge, dass wir seine umfassenden Prinzipien, seine groß- artige Art, die Dinge anzuschauen, auf unsere jetzt vollkommeneren wissenschaft- «Das Erkennen ist das lichen Hilfsmittel und Tatsachen anwenden sollten. vollendetste Glied im Organismus Aber unsere Zeit hat das Eigentümliche, dass ihr die produktive Geisteskraft des des Universums.» 23 Genies fast bedeutungslos erscheint. Wie sollte es auch anders sein in einer Zeit, Über Karen Swassjans Interpretation in der jedes Hinausgehen über die physische Erfahrung in der Wissenschaft wie in dieses Satzes der Kunst verpönt ist. Zum bloßen sinnlichen Beobachten braucht man weiter Thomas Meyer nichts als gesunde Sinne, und Genie ist dazu ein recht entbehrliches Ding. Wir müssen uns der Gedanken- und Ideenfülle, die in Steiner liegt, bemächti- Korrigenda 25 gen und, von ihr ausgehend, wissenschaftlich weiterarbeiten. Auf diesem Wege Leserbriefe 26 werden alle Zweige der Forschung, denen Rudolf Steiner seine Aufmerksamkeit zugewendet hat, befruchtet werden können und, was mehr ist: sie werden ein ein- Impressum 28 heitliches Gepräge tragen, durchaus Glieder einer einheitlichen großen Weltan- schauung sein. Die nächste Nummer erscheint Anfang November 2006

Der Europäer Jg. 10 / Nr. 12 / Oktober 2006 Ein Brief Ita Wegmans

«Weil doch unaufhaltsam die Dinge weitergehen und gar kein Rückgrat mehr da ist …» Ein Brief Ita Wegmans an Fried Geuter vom 9.7.1933, den Nationalsozialismus, England und die Zukunft der anthroposophischen Bewegung betreffend.

ur Osterzeit des Jahres 2005 veröffentlichte das Ita Emigration mit Klinikgründung in Kanada, ehe sie sich ZWegman Archiv (Arlesheim) die Monographie Geisti- dann jedoch aufgrund der Kriegsereignisse für einen Ver- 4 ger Widerstand und Überwindung. Ita Wegman 1933–1935 bleib in Europa entschied. (Verlag am ). In Weiterführung der grundle- 1933 waren Ita Wegmans England-zentrierte Bemü- genden Arbeiten Emanuel Zeylmans van Emmichovens1 hungen vielfältig; sie betrafen das entstehende, zu thematisierte diese Studie Ita Wegmans inneren Weg in Pfingsten 1933 eröffnete Heilpädagogische Institut von drei wesentlichen Umbruchsjahren ihres Lebens. Doku- Fried Geuter und Michael Wilson in Clent, den inten- mentiert und im einzelnen nachgewiesen wurden darin dierten Aufbau eines größeren Pflegeheimes («Nursing unter anderem ihre klarsichtige Erkenntnis des Charak- Home») sowie die Erweiterung ihrer klinischen Filiale in ters und der Gefahr der nationalsozialistischen Macht- London (Kent Terrace). Wegman versuchte, anthroposo- übernahme durch Adolf Hitler und die NSDAP im Früh- phischen Wissenschaftlern Publikationsmöglichkeiten jahr 1933, ihre entschiedenen und weiträumig ange- in Fachzeitschriften zu verschaffen, organisierte öffentli- legten Schutz- und Widerstandsinitiativen (u.a. im Be- che Vorträge von und unternahm reich der Heilpädagogik und Flüchtlingshilfe), ihre Bemü- zahlreiche Initiativen, die Anthroposophie zu einer hungen um die Schaffung eines gemeinsamen Wider- wahrnehmbaren Präsenz im kulturellen, wissenschaftli- standsbewusstseins in handlungsfähigen Gruppierungen chen und sozialen Leben Englands zu bringen – bis hin anthroposophischer Ausrichtung, schließlich auch ihr zur perspektivierten Gründung eines vegetarischen Res- restloser – wenn auch vordergründig erfolgloser – Einsatz taurants und Naturkostladens. Ita Wegman war 1933 für eine Verlagerung der anthroposophischen Aktivitäten häufig und jeweils für mehrere Wochen in England; sie nach England («Ich bin mit meinen Gedanken sehr viel in führte alle entscheidenden Gespräche persönlich, besah England, weil ich eigentlich so wie die Dinge sich hier [in sich mögliche Optionen und bereitete auch die «Sum- Deutschland bzw. Mitteleuropa] inzwischen auch entwickelt mer School» in Bangor im Herbst 1933 im einzelnen mit haben, fast gar keine Möglichkeit sehe, in kommenden Zeiten vor. Nachdem aus einer Gruppe von deutschen Medizin- hier noch richtig arbeiten zu können, und so muss man schon studenten, die seit mehreren Jahren von ihr anthropo- alles daran setzen, in England geistige Arbeitsmöglichkeiten zu sophisch fortgebildet worden waren, der Vorschlag einer schaffen.»2) Ita Wegmans England-Pläne standen im Kon- gemeinsamen Englandreise erfolgt war, begleitete Weg- text ihres Wissens um die zukunftsentscheidende Bedeu- man auch diese Gruppe in eigener Person zu verschie- tung des Westens – ganz offensicht- denen Stätten, an denen sich we- lich in Absprache mit Rudolf Steiner sentliche Entwicklungsetappen der hatte sie bereits im März 1925 eine anthroposophischen Bewegung voll- größere Amerika-Reise Eugen Kolis- zogen hatten, ermöglichte Begeg- kos für wesentlich gehalten3; sie för- nungen mit englischen Studenten derte später eine Vielzahl von Aktivi- und Ärzten sowie vielfältige Berüh- täten medizinischer und sozialer rungen mit der englischen Kultur. Natur in England und den Vereinig- Ita Wegman hoffte, dass aus der von ten Staaten, arbeitete eng mit Daniel ihr begleiteten Gemeinschaft der Nicol Dunlop zusammen, unterstütz- «jungen Mediziner» eine neue Ini- te Walter Johannes Stein nach seiner tiative für die anthroposophisch- Emigration nach London sowie – medizinische Bewegung in England 1938/39 – Karl Königs lebensrettende und Amerika erwachen könnte, Camphill-Anfänge in Schottland. kümmerte sich um jedes Detail der Nach Liane Collot d’Herbois erwog Reise («Haben Sie nicht früher einmal Ita Wegman kurz vor Beginn des ein Zelt gehabt? Wissen Sie nicht noch Zweiten Weltkriegs selbst eine eigene Menschen, die Zelte haben, von denen Ita Wegman

Der Europäer Jg. 10 / Nr. 12 / Oktober 2006 3 Ein Brief Ita Wegmans wir vielleicht etwas leihen können oder wo wir einige Dinge mieten können?»5), ließ die einzelnen Studenten schließlich aber ihren individuellen Weg suchen, ohne diesen in irgendeiner Weise wil- lentlich zu bestimmen. In einem Brief an Fried Geuter und Michael Wilson schrieb sie am 18. Juli, wenige Wochen vor Antritt der Reise, erläuternd: «Zu dem, was wir zu tun haben, muss Karma das Wort sprechen, und man kann nicht nur wahllos den Menschen raten, hier oder dorthin zu gehen, sondern sie müssen sel- ber im innerlichen Herzen fühlen, wie es darinnen spricht.»6 Der nachfolgend erstmals in Faksi- mile veröffentlichte Brief Ita Wegmans vom 9.7.1933 an die Freunde in Clent gehört in den engeren dokumentari- schen Kontext der Studie Geistiger Wi- derstand und Überwindung. Ita Wegman 1933–1935, tauchte jedoch erst nach Publikation der Arbeit in den Bestän- den des Ita Wegman Archivs auf. Er wurde bei «wunderbar schönem Som- merwetter» in Arlesheim von Wegman geschrieben (bzw. diktiert und korri- giert) und leuchtet in bemerkenswerter Weise hinein in die Zeit ihrer inten- siven Bemühungen um die Anthropo- sophie in England – in der Mitte eines katastrophalen Jahres, in dem sich Wegman noch einmal gegen alle dra- matischen Verkennungen und Fehlent- wicklungen aufbäumte und zur Wehr setzte («Es ist, als ob fieberhaft noch alles gemacht werden muss, bevor die große Ka- tastrophe eintritt, weil es in der Welt doch böse aussieht.»7), in dem sie sich erneut mit aller Entschiedenheit für die «wah- re Anthroposophie ohne Kompromiss» und mit kosmopolitischer Ausrichtung einsetzte und das ben vermag, was Rudolf Steiner als Ideal für die Menschheit sie dennoch fünf Monate später, nach dem Scheitern hingestellt hat, scheint sich doch nicht realisieren zu wollen. fast all ihrer englischen Bemühungen, in einem weiteren Das was ich wollte und was ich als eine Rettung ansah, war Schreiben an dieselben Empfänger mit den Worten be- doch, dass ein lebendiger Ring entsteht von erwachten Men- schließen musste: «Auch sehe ich mit großer Sorge zurück schen, der das, was an Sterbekräften vorhanden ist, umgibt auf England und auf London, denn das Bestreben von mir, und von dem aus neues Leben entstehen sollte, ein Ring, der während auf dem Kontinent alles zusammenbrechen will, darin besteht, dass in den verschiedenen Ländern Festungen was Seelenhaftigkeit ist und der Geist sich verbindet mit an- und Gralsburgen sozusagen entstehen, in denen Menschen deren Geistigkeiten, die nicht die unseren sind – in England wohnen, die doch auch wieder so beweglich sind, dass sie von eine Stätte zu bilden, wo man eventuell noch in Freiheit zu le- einem Ort zum andern gehen können. Dieses richtig durchge-

4 Der Europäer Jg. 10 / Nr. 12 / Oktober 2006 Ein Brief Ita Wegmans

führt habe ich betrachtet als einen neuen Michaelsbund, durch den man in die Welt etwas Neues bringen kann, um das neue Leben, das entstehen will, möglich zu ma- chen. Aber das zur Ausführung zu brin- gen, scheint doch auf große Schwierigkei- ten zu stoßen. Schon dass man nicht frei die Menschen hinüberbekommt, ist schwierig; außerdem doch auch, dass die englischen Seelen für solches weit umfas- sendes Geschehen nicht viel Vertrauen ha- ben. Das ist natürlich bei der englischen Gediegenheit wohl schon zu verstehen, man muss damit rechnen. Nur ist das De- primierende, dass die geistige Welt dieses Neue fordert und nicht schaut nach diesen nationalen Charakter-Eigenschaften, die im Grunde genommen auf der Erde ent- standen sind, so dass das, was sein muss, als Forderung dasteht und Menschen es tun müssen; ob es gelingen wird oder nicht gelingen, das hängt natürlich davon ab, ob wirklich genügend Menschen diese Not- wendigkeit sich bewusst machen können. […] So müssen wir vielleicht in aller Ruhe abwarten, bis Menschen so weit sind, die- se Notwendigkeiten einzusehen, um sich dann auch voll und ganz damit zu verbin- den. Etwas durchführen zu wollen, was eventuell angesehen werden könnte als von meinem Willen ausgehend, möchte ich doch vermeiden, denn es ist nicht mein Wille.»8

Peter Selg

5 Brief Ita Wegmans an George Adams Kaufmann, 18.7.1933. 1 Emanuel Zeylmans van Emmichoven: Wer war Ita Wegman. Zit. n. Peter Selg: Geistiger Widerstand und Überwindung. Ita Eine Dokumentation. Drei Bände. Heidelberg 1 1990/92. Wegman 1933–1935, S. 46. 2 Brief Ita Wegmans an Madeleine van Deventer, 18.6.1933. 6 Brief Ita Wegmans an Fried Geuter und Michael Wilson, Zit. n. Peter Selg: Geistiger Widerstand und Überwindung. 18.7.1933. Zit. n. Peter Selg: Geistiger Widerstand und Über- Ita Wegman 1933–1935. Dornach 2005, S. 37. windung. Ita Wegman 1933–1935, S. 46. 3 Vgl. den Abdruck des Briefes an Eugen Kolisko (23.3.1925) 7 Brief Ita Wegmans an Madeleine van Deventer, 25.2.1933. in: Peter Selg: Die Briefkorrespondenz der «jungen Mediziner». Zit. n. Peter Selg: Geistiger Widerstand und Überwindung. Eine dokumentarische Studie zur Rezeption von Rudolf Steiners Ita Wegman 1933–1935, S. 13. «Jungmedizinerkursen». Dornach 2005, S. 170f. 8 Brief Ita Wegmans an die Freunde in Clent und London, 4 Vgl. Peter Selg: Die letzten drei Jahre. Ita Wegman in Ascona. 18.12.1933. Zit. n. Peter Selg: Geistiger Widerstand und Über- 1940–1943. Dornach 2 2006, S. 152 (Anm. 67). windung. Ita Wegman 1933–1935.

Der Europäer Jg. 10 / Nr. 12 / Oktober 2006 5 Israel im Libanonkonflikt

Zur Aufschaukelung des Konflikts Israel-Palästina mittels des seltsam begonnenen Libanon-Krieges Nr. II und dessen «Kollateralschäden»

n den Morgenstunden des 12. Juli 2006 wurde von Das israelische Parlament Knesseth hat schon Ende Imehreren Presseagenturen gemeldet, dass gemäß der 1980 per Gesetzesbeschluss «ganz Jerusalem zur unge- Libanesischen Polizei (also nicht der Hizbollah) zwei isra- teilten und ewigen Hauptstadt Israels» erklärt. elische Soldaten gefangen wurden, als sie versuchten, Der Tempelberg mit der Al-Aksa-Moschee und der weit- innerhalb der libanesischen Grenze in die Stadt Aitaa- hin leuchtenden goldenen Kuppel der Omar-Moschee al-Chab einzudringen. Die Hizbollah führte die zwei wurde z.B. von der New York Times zurecht als die «ex- Gefangenen sodann in sicheren Gewahrsam – und soll plosivsten Quadratmeter der Welt» bezeichnet (vgl. sie (bis heute) schonend behandeln, weil mit ihrer dazu Adrian Zurbrügg: «Die Tempelbergfrage in Jeru- Rückgabe nach Israel ja palästinensische Gefangene im salem», in Gegenwart, Nr. 6/2000, S. 38–40). Dieses ober- Gegenzug freikommen sollten ... halb der Klagemauer gelegene Areal mit zehn Toren und Nun entspricht es der Militärdoktrin Israels, dass für vier Minaretten gilt den Muslimen als zweitheiligste einen Schaden gegenüber Israel oder Israelis mit zehnfa- Stätte nach Mekka und Medina. Es steht unter Verwal- cher Wucht zurückgeschlagen wird – aus Absicht der tung einer palästinensischen Behörde. Diese hat seit nachhaltigen Abschreckung! – Also nicht bloß das alt- Jahren einerseits eine enorme unterirdische Erweite- testamentarische Auge um Auge, Zahn um Zahn, son- rung des Versammlungraumes im Bereich der Al-Aksa- dern für ein Auge deren zehn, für einen Zahn ebenfalls. Moschee vorgenommen und andererseits (aus bewuss- Man kann deshalb über die zunehmend brutalere Fort- ter Nachläßigkeit?!) dabei viel aus jüdischer Sicht setzung dieses seltsamen Krieges nur größte Sorgen he- wichtigen Schutt mit archäologisch wertvollen Arte- gen. – In der öffentlichen Berichterstattung (z.B. auch fakten abtransportieren, verschwinden lassen... Begreif- des Schweizerischen Radios DRS) werden trotz umsich- lich, dass dies dem belasteten Einvernehmen zusätzlich tiger Kommentare meistens ganz wesentliche Hinter- schweren Abbruch getan hat. gründe übergangen oder aber aus Unkenntnis nicht be- So ist es denn nicht verwunderlich, dass letztes Jahr handelt. ein israelischer Politiker der Knesseth den Vorschlag ge- Generell konzentriert sich gegenwärtig das Interesse macht hat, Jerusalem und speziell den Tempelberg statt oder die Blickrichtung entweder auf den Libanon oder wie bisher neu unter Verwaltung einer noch zu schaf- auf Gaza und sein Grenzgebiet. Der alte Streit um die fenden internationalen Behörde zu stellen, als deren ge- Hauptstadt Jerusalem scheint wie ausgeblendet – und eignetster Präsident «Seine Heiligkeit der Dalai Lama» bildet dennoch den zentralen Mittelpunkt der vor sich bezeichnet wurde. «Weil das geistliche Oberhaupt der gehenden Geschehnisse. In welche Richtung die Proble- tibetischen Buddhisten ja keiner der drei monotheisti- matik Jerusalems mit dem Tempelberg in seiner Altstadt schen Religionen angehört, die wegen der Heiligtümer hochgeschaukelt werden kann, lässt sich u. a. aus fol- Jerusalems immer wieder im Streit liegen und deshalb genden Tatsachen erahnen: als neutraler Vermittler von vorneherein große Glaub- würdigkeit besitzt. Zudem ist der Dalai Lama bereits Trä- ger des Friedensnobelpreises und mit seinen zahlrei- chen Büchern und vielfältigen Auftritten rund um die Erde bekannt.» 1. Eine der Auffälligkeiten an diesem Vorschlag ist die wie selbstverständlich daherkommende Behauptung, dass hier drei monotheistische Religionen miteinander Differenzen hätten. Als ob das Christentum dazu zäh- len würde, als ob nicht gerade die Wesenhaftigkeit der Trinität von Gott-Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist einer der zentralen Bekämpfungspunkte seitens des Islam darstellt: «Gott hat keinen Sohn» ist im Koran vielfach festgeschrieben. – Aber eben: in einer Zeit, Auf dem Tempelberg in Jerusalem

6 Der Europäer Jg. 10 / Nr. 12 / Oktober 2006 Steiner und das Judentum

wo gefeierte Oekumeniker und interreligiöse «Welt- Auch ein Leser, der mit Liebis evangelikaler Überzeu- Ethos»-Missionare wie unser schweizerischer Prof. gung nicht viel anfangen kann, wird deshalb den Hans Küng munter von den drei monotheistischen kundigen Gang durch die dreitausendjährige Ge- Weltreligionen faseln (und schreiben), verwundert schichte des Tempelbergs mit beträchtlichem Kennt- solche Oberflächlichkeit auch seitens eines israeli- nis-Gewinn mitmachen wollen. Gerade hier wird schen Politikers nicht mehr. – Geht es doch solchen (wieder einmal) deutlich, wie «der liebe Gott, aber Herren vor allem um eine «neue Gesellschaftsord- auch der Teufel, im Detail liegen». Viele ausgezeichne- nung» (nach den Plänen der jeweiligen Elite-Kreise, te Dokumentarfotos, genauer Quellennachweis sowie denen sie angehören und ihre Karriere verdanken) ein Literaturverzeichnis ergänzen die Darstellung. und um Politik! – Doch verbirgt sich hinter diesen 3. Was den Vorschlag betrifft, den Dalai Lama zum Präsi- Oberflächlichkeiten, mit denen die entscheidenden denten einer neu zu schaffenden internationalen Jeru- Erkenntnisfragen verwischt werden, ebenso gefährli- salem-Behörde zu machen (UNO?), sei auf Und der Da- ches Potential wie hinter terroristischen Bomben. lai Lama lächelte ... des Basler Pfarrers und Musikers Warum? Weil dann ein echter Dialog von vorneherein Bruno Waldvogel-Frei hingewiesen, der als welterfahre- keine Chance mehr hat, weil die Grundvoraussetzung ner Lehrer, Musiker und TV-Autor erst im dritten Beruf der Wahrhaftigkeit zerstört wird. Daraus können nur Pfarrer geworden war und sich völlig unbefangen mit temporäre Scheinlösungen hervorgehen – und der- dem tibetischen Buddhismus zu befassen begonnen weilen rüsten diejenigen, welche die Eskalation aus hatte. Was er durch umfangreiche Recherchen, Inter- machtpolitischen oder gar okkulten Hintergrundab- views und nicht zuletzt durch Berichte Direktbetroffe- sichten wollen, emsig weiter – bis zur nächsten Atten- ner herausbekam, ist höchst beunruhigend; es stellt die tatsserie, bis zum nächsten Krieg ... Der militärisch- angebliche Glaubwürdigkeit und Neutralität des Dalai industrielle Bereich lässt danken. Lama grundsätzlich schwer in Frage. Auch diese Publi- 2. Es bleibt also dem wachen Zeitgenossen und dem echt kation ist mit genauen Quellenangaben für ein selb- Friedenswilligen nur, das Wort Goethes zu beherzi- ständiges Weiterforschen reichlich versehen. gen: «Wer nicht von dreitausend Jahren sich weiß Re- chenschaft zu geben, bleib’ im Dunklen, unerfahren, Adrian Zurbrügg mag von Tag zu Tage leben»! Eine hilfreiche Publika- tion zu den hier angedeuteten Problemen stellt das Literaturangaben: Taschenbuch Jerusalem – Hindernis für den Weltfrieden? Dr. Roger Liebi: Jerusalem – Hindernis für den Weltfrieden? Das Dra- (Untertitel: Das Drama des jüdischen Tempels) von ma des jüdischen Tempels, 5. Aufl. 2003, TB/172 S., Schwengeler Verlag, CH-9442 Berneck. Dr. Roger Liebi dar. Der Autor kennt Israel von lang- Bruno Waldvogel-Frei: Und der Dalai Lama lächelte... Die dunklen jährigen Studienaufenthalten, hat Musik, Sprachen Seiten des tibetischen Buddhismus (Rezensionen, Hintergründe, der biblischen Welt (Griechisch, klassisches und mo- Interviews), 2. erweiterte und aktualisierte Auflage 2004, TB 137 S., dernes Hebräisch, Aramäisch und Akkadisch) sowie Schwengeler Verlag, CH-9442 Berneck. Theologie studiert, sich aber auch mit biblischer Ar- Wladimir Solovjew: Kurze Erzählung vom Antichrist, übersetzt und chäologie und Bibelübersetzungen als Mitarbeiter be- erläutert von Ludolf Müller, mit Register, 7. erweiterte Auflage, kt. 127 S., Erich Wewel Verlag, München 1990. fasst. Obschon er bekennender und aktiver Evange- Peter Normann Waage: Der unsichtbare Kontinent. Wladimir likaler ist, hebt sich obengenannte Publikation von Solowjow – der Denker Europas. Gb. 340 S., 1988, Verlag Freies ähnlichen derselben Richtung durch eine methodisch Geistesleben, , darin S. 243–71 das Kapitel «Der Anti- gut dargestellte Fülle an nüchternen Fakten hervor. christ – Apokalypse als Empirie».

Rudolf Steiner und die Juden Ein offener Brief an die Redaktion über eine jüngste Publikation

Der folgende Brief erreichte uns als eine Art Hilferuf, das Bild in einer späteren Nummer ev. eine eingehendere Rezension zu korrigieren, das Norman Peter Waage mit seinem neuen des Buches folgen lassen und begnügen uns vorerst mit dem Buch Schmuel Hugo Bergmann und Rudolf Steiner über die Abdruck des Briefes (s. nächste Seite). Haltung des Letzteren zum Judentum geliefert hat. Wir wollen Die Redaktion

Der Europäer Jg. 10 / Nr. 12 / Oktober 2006 7 Steiner und das Judentum

m Frühjahr 2006 griff ich sofort zu, Steiners Wirklichkeitssinn dagegen wird I als mir beim Besuch der Cosmas- und durch die Ereignisse bis in allerjüngste Damian-Buchhandlung in Krefeld der Gegenwart bestätigt (leider!). Inhaber Peter Schata ein soeben erschie- Wenn P. N. Waages beleidigende nenes Buch zeigte: Eine herausfordernde Floskeln S. 82 zuträfen, dann hätte der Begegnung, Schmuel Hugo Bergmann und inzwischen gereifte Rudolf Steiner im Rudolf Steiner. Autor: Peter Normann 13. Kapitel seiner Autobiographie sich Waage. Verlag: Pforte. Beim Lesen des selber korrigiert! – Seine eindeutige Stel- Buches musste ich mich mehr und mehr lung zum Zionismus, auch dem von fragen, ob ich es hier mit einer neuer- H. Bergmann, bekundet er noch am lichen und weiteren Relativierung, Dis- 8.5.1924, GA 353! Die Homunkulus-Re- kreditierung und sogar Diffamierung zu zension von 1888 liest sich für mich als tun habe! ein (reifes) Meisterstück von erstaunlich Letzteres insbesondere nach der Lektüre reifem Über- und Weitblick! des Kapitels «Rudolf Steiner und die Ju- Überhaupt fand ich / finde ich in den den». Texten (die ich alle nicht hatte und mir Dass P. N. Waage hier noch einmal Vorwürfe und Un- erst zusammenkaufen musste) überraschend aktuelle terstellungen publiziert, die jedem denk- und beurtei- und zukunftsweisende Aussagen. Das gilt übrigens lungsfähigen Menschen als völlig unbegründet, unbe- nicht zuletzt auch für die Dichtung Robert Hamerlings rechtigt erkennbar sind, wenn er nur Rudolf Steiners (Homunkulus), die mich auf die anderen Werke dessel- Zitatstellen im jeweiligen Zusammenhang des Kontex- ben Dichters neugierig macht! Sollten die bisherigen tes liest, erscheint mir unverantwortlich und darf nicht Verunglimpfungen Rudolf Steiners anhand eines Zita- stillschweigend hingenommen werden von Menschen, tes aus seiner Rezension auch dazu dienen, vom eventu- die sich Rudolf Steiner und der Wahrheit verpflichtet ellen Entdecken eines wesentlichen Dichters und Den- fühlen. kers abzuhalten, der uns Heutigen geistige Hilfe sein Scheinheilig dünkt mich der Duktus des ganzen Bu- könnte? ches, und Autor wie auch Verleger muss ich schlimme Absicht unterstellen. P.S. Wann werden Anthro-Marodeure die positiven Äu- Alle scheinheilig aufgeworfenen Fragen kann man ßerungen Rudolf Steiners zu Fercher von Steinwand (sich) bei redlichem Bemühen, d.h. durch ernsthaftes zum Anlass nehmen, ihn der Zigeunerfeindlichkeit zu Studieren von Ausführungen Rudolf Steiners beant- bezichtigen? worten, sofern man zu solchem ernsthaften sich Be- Info 3-Redakteure/-Schreiberlinge und AAG-hörige mühen um (= studere) zeitliche und willenskraftliche Schreiber bzw. Blätter werden P. N. Waages Buch sicher Möglichkeiten hat und vor allem Liebe und Respekt loben und preisen! für den, der hier so raffiniert entehrt und verzerrt dar- Ich bitte Sie, Ihre Möglichkeiten zu nutzen, um Ru- gestellt wird. dolf Steiner gerecht zu werden bzw. um zu tun, was wir Leider aber wird mit dieser Buchveröffentlichung ei- Rudolf Steiner schuldig sind! ne boshaft verleumderische Darstellung Rudolf Stei- Einem Klaus von Stieglitz kann man noch mildernd ners konserviert und das auch noch in dem Zusam- zubilligen, dass er Rudolf Steiner nicht gedanklich fol- menhang mit dem Thema Judentum, bei dem mit well gen kann, inhaltlich nicht folgen wollen kann. re-educated persons, mit erfolgreich umerzogenen Einem Wolfgang Zumdick oder P. N. Waage aber Menschen, nicht vorurteilsfrei gesprochen werden muss ich übelnehmen, was sie als Autoren anrichten! kann. Dialog im Sinne Martin Bubers ist da nicht mög- lich! Und was den von P. N. Waage wiederholt beton- Leonhard Beck, Dimlaken ten Wunsch von H. Bergmann betrifft nach einem «bi- nationalen jüdischen Staat», «einem Staat für zwei gleichwertige Nationalitäten: Juden und Araber», frage ich mich nach dem Realitätssinn sowohl von H. Berg- mann als auch von Martin Buber, den P. N. Waage in diesem Zusammenhang gerne miterwähnt (J. Cäsar: die Menschen glauben das, was sie wünschen). Rudolf

8 Der Europäer Jg. 10 / Nr. 12 / Oktober 2006 Monita Privata der??? SJ

Die «Monita Privata Societatis Jesu»

Es sprechen einige Gründe dafür, dass im gegenwärtigen Schluss des Artikels versuchen wir die Frage nach der ge- Ignatiusjahr1 die alte und kontrovers diskutierte Schrift «Mo- genwärtigen Aktualität des Themas zu beantworten. nita Privata» (lat.: «geheime Ermahnungen») nicht in Ver- gessenheit geraten sollte. Neben den bekannteren «Confessio- Erscheinen der «Monita» und Autorenschaft nes»2 und «Exercitia Spiritualia»3 des Ordensgründers, trägt Die «Monita», erschienen im Jahre 1614 in Krakau (Po- sie eine andre Handschrift und kursiert(e) ausgiebig4 «ad len), zunächst anonym und mit einem kryptografisch usum nostrorum tantum» (ausschließlich für Gebrauch durch verschlüsselten Ausgabeort versehen. Sie enthielt einen die Unsrigen) innerhalb [der oberen Klassen] des Jesuitenor- scharfen Angriff auf den Orden, so dass der Krakauer dens. Denn nach offizieller Lesart gelten die «Monita» wegen Bischof 1616 eine Untersuchung nach dem Urheber ihres unverblümten und unzimperlichen Inhaltes als kompro- einleitete. Im Visier hatte er einen 1611 ausgetretenen mittierende Schmähschrift eines Abtrünnigen. Andere sehen Jesuiten namens Hieronymus Zahorowski, weil dieser sie als reformatorische Kampfschrift gegen den Orden. In dem den Ruf eines Herausgebers hatte. Offiziell konnte die nach 1948 durch Opus Dei stetig nachgeführten «Index Libro- Inquisition jedoch nichts beweisen und ihn daher auch rum Prohibitorum» (Liste der verbotenen Bücher) erscheint die nicht verurteilen. Eigenartigerweise gilt seitdem den- «Monita» als verbotene Geheimschrift. Als Phänomen kann noch besagter Zahorowski, der übrigens in der polni- man sie mit den 250 Jahre später erschienenen «Protokollen schen Ortschaft Kamionka unbehelligt als Pfarrer starb, der Weisen von Zion» vergleichen, die in bezug auf Urheber allgemein als Autor der «Monita» (siehe auch: Wikipe- und angebliche Täterschaft bekanntlich eine Fälschung dar- dia). Kein offizielles Dokument nennt ihn aber als sol- stellen, handkehrum tatsächliche Weltgeschichte, also reale chen! Somers Untersuchungen weisen dazu klar auf den Wirklichkeit, vorausgesagt haben. Orden höchstpersönlich und nennen auch Ort und Jahr (Regensburg 1612), also unweit ihres Bollwerkes Ingol- euerdings stellen bemerkenswerte, akribische For- stadt. Die befolgte Taktik des Widerspruchs entspricht Nschungen5 des aus dem Jesuitenorden ausgetrete- einem altbekannten Muster. Wenn man sich das ausgie- nen Gelehrten, Pater Prof. Dr. H. Somers SJ6 aus Leuven bige Quellenmaterial, zu dem Somers Zugang hatte und (belgisches Brabant), die «Monita» als geheime Instruk- die verfügbare Zeit, die er dazu aufwendete, vergegen- tionen dar, die sich ausschließlich an höhere Jesuitenka- wärtigt, darf man das Resultat seiner Untersuchungen der wenden. Somers sieht sie als konkrete Ausführungs- ruhig als Sensation bezeichnen8. Die «Monita» fanden bestimmungen, die jesuitische Gesetze (die genannten eine ungewöhnlich rasche Verbreitung, zunächst als Werke des Ignatius) praxishaft konkretisieren. Sie hätten Manuskript, bald als Druck. Als Gegenoffensive entstan- nach Somers ohne tiefere Kenntnisse des Ordensbetriebs den zahlreiche apologetische Repliken (theologische gar nicht geschrieben werden können Verteidigung des Glaubens) und Verbo- und kämen dem Bedürfnis nach Unifor- te. Wir sprechen von der Zeit des Drei- mität der Auslegung in der weitläufigen ßigjährigen Krieges, vom schrecklich to- Ordenspraxis entgegen. In diesem Zu- benden Kampf zwischen Reformation sammenhang untermauert Somers die und Gegenreformation, der halb Europa Unterscheidung von mehreren Klassen verwüstete. Nach dem Westfälischen oder Graden im Orden in bezug auf ge- Frieden erschienen bald zahlreiche Aus- heimes Wissen, bzw. geheime Ziele sowie gaben, darunter Kuriosa, die eine geisti- die betreffenden Ermahnungen der «Mo- ge Desorientierung (oder hyperventilie- nita» den sehr bedenkenswerten An- rende Schlauheit) verraten. Die Abbil- schauungen Rudolf Steiners über den Je- dung aus dem Jahre 1786 zeigt beispiels- suitenorden, denen wir ja an zahlreichen weise eine Abhandlung, welche die Je- Stellen der Dornacher Gesamtausgabe 7 Za(h)orowski, Hieronymus (Jerome): (GA) begegnen . Solche wurden schon «Vorläufige Darstellung des heutigen Jesuitismus öfters in dieser Zeitschrift thematisiert, der Rosenkreuzerey, Proselytenmacherey und weswegen wir sie hier als bekannt vo- Religionvereinigung. raussetzen und uns zunächst weiter der Privata Monita und Secreta Monita Soc. Jesu. Geheimschrift zuwenden. Gegen den Deutschland [Frankfurt:] N.P. [Hermann,] 1786.

Der Europäer Jg. 10 / Nr. 12 / Oktober 2006 9 Monita Privata der SJ

1 suiten sogar als geheime Unterstützer der Rosenkreuzer

Kostproben aus der «Monita Privata», enthaltend ortet. Viel Material wurde später gefunden bei den da- 17 Kapitel, total 143 Anweisungen (Übers. d.V.). mals stattfindenden Auflösungen und Vertreibungen des Ordens, wo Bücher und Manuskripte überall in Einleitung weltlichen Archiven landeten. Diese geheimen Instruktionen müssen die Oberen sorgsam aufbewahren und bei sich behalten und nur an sehr weni- Inhalte der «Monita» gen Professen mitteilen; nur das Eine oder Andere an Nicht- Professen, wenn und in dem Maße natürlich dies für die So- Zweifellos hätten ein Borgia oder Machiavelli helle cietas nützlich wäre und dies nur dann unter strenger Freude an der Lektüre der Monita gehabt, hätten sie sie Geheimhaltung ... zu der späteren Zeit lesen können, in der «die Beichte Europa regierte»: Ganz konkret und unverblümt halten Kapitel 2, Anweisung Nr. 1 die «Monita» den Jesuiten nämlich dazu an, jedes Mittel Es soll vor allem unsere Anstrengung sein, um überall Auge und Herz der Fürsten und Einflussreichen zu gewinnen so anzuwenden, um die irdische Macht und den Wohl- dass niemand es wagt, sich uns entgegenstellen und, im Ge- stand des Ordens zu vermehren, wobei diese «wahren» genteil, alle in unsere Abhängigkeit gezwungen werden. Ziele strikt geheimzuhalten wären: Einflussnahme, In- toleranz, Finanzgeschäfte, Erpressung, Lästerung, Dieb- Kapitel 2, Anweisung Nr. 14 stahl bis zum Giftmord waren legale und militante Mit- Alle müssen sich enthalten um Solche, die egal aus welchen tel zum Zweck, offiziell selbstverständlich benetzt mit Gründen gekündigt wurden, vor allem Diejenigen, die aus eigenem Antrieb die Societas verlassen, weder irgendwo zu Weihwasser, zur Ehre und Verherrlichung Gottes (siehe empfehlen noch sie zu fördern, weil Solche, wie sie sich Kasten 1). auch verstellen mögen, einen unbändigen Hass gegen die Societas in sich tragen. Ein Januskopf mit mehreren Gesichtern So erschienen die Jesuiten wie innerhalb als auch au- Kapitel 4, Anweisung Nr. 7 Wenn große Herren den Aufstand proben, suggeriere man ßerhalb der Kirche, aber auch innerhalb der Societas dem Fürsten, sie im Geheimen durch Handlanger oder selbst als ein Janus: Das ahnungslose Fußvolk, auf durch Gift verschwinden zu lassen; Gewissensnöte, die Kadavergehorsam getrimmt, funktionierte als Steine hierbei entstehen könnten, versuche man durch gesunden auf dem politischen Spielbrett ihrer Oberen. Somers Rat zu entkräften. schreibt: «Die gesamte Jesuitenliteratur, welche die Au- thentizität der ‹Monita› bestreitet, ist gewöhnlich Kapitel 7, Anweisung Nr. 15 Wenn eine Witwe nicht zu Lebzeiten ihr ganzes Vermögen nichts mehr als billige, bewusst irreführende Apologeti- der Societas überschrieben hat, spreche man ihr bei Gele- ca, bestimmt für eine sehr naive Leserschaft, die sich genheit und vor allem im Falle einer schweren Krankheit nicht der Mühe unterziehen kann, um authentische oder einer lebensgefährlichen Situation, über die Not der- Dokumente zu lesen und zu studieren und in ihren his- noch nicht gefestigten neuen Colleges, damit sie mit milder torischen Kontext zu setzen». Auch hier also die Paral- aber gestrenger Hand dazu gebracht werde, um Ausgaben lele mit den Hochgraden der Freimauern, wie Rudolf zu tätigen, dank derer sie die ewige Glorie erreicht. Steiner sie beschreibt (wobei wir zunächst zwischen Kapitel 11, Anweisung Nr. 1 den kontinentaleuropäischen und den angelsächsi- Wie die unsrigen sich einig verhalten sollen denjenigen ge- schen Freimauern unterscheiden müssen). Interessant genüber, die aus der Societas ausgeschlossen wurden: Weil wird erst die Zusammenschau von Freimaurerei und Je- sie zumindest bestimmte Geheimnisse kennen, sind sie suitismus nach den diversen Auflösungen des Ordens. schädlich; man soll sie dazu bringen, schriftlich zu verspre- chen und schwören zu lassen, dass sie niemals etwas (siehe Kasten 2). Schlechtes über die Societas schreiben oder mitteilen ... Wenn man die politische Tätigkeit solcher Geheimge- sellschaften bedenkt, dann werfen solche Einsichten ein Kapitel 11, Anweisung Nr. 14 Schlaglicht auf mancherlei Entwicklungen in der gegen- Wenn zwei der unsrigen fleischlich gesündigt haben und wärtigen Zeit, in der Konzentration und Missbrauch der erste dies meldete, soll er zunächst in der Societas ver- von Macht und Kapital die Welt drangsalieren9. Bei- bleiben; der Andere werde fortgeschickt. Danach soll man denjenigen, der bleiben durfte, so lange hänseln, abtöten spiel: die Tätigkeit des Yale-Ordens Skull & Bones in der 10 und allseitig hintergehen, dass er aus Ekel oder Ungeduld amerikanischen Finanz- und Geopolitik . Nicht von vor dem Rausschmiss eine Gelegenheit bietet, die sofort er- ungefähr weist Rudolf Steiner auf den inneren Zusam- griffen werden soll ... menhang zwischen Amerikanismus und Jesuitismus hin. Fazit: Ohne die «Monita» hätte ein gutes Stück glo-

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2 entwicklung bereitet uns ernsthafteres Kopfzerbrechen.

«Nun ergibt sich etwas sehr Eigentümliches. Wenn nun Doch hier kann man sich täuschen: Die «Monita» wirklich Menschen kommen, die nachdenken, was in die- schreibt in Einklang mit den Bestrebungen Loyolas den sen Hochgraden drinnensteckt, die ihnen verliehen worden Jesuiten vor (Kap. 17, Anweisung Nr. 2), dass sie sich be- sind, oder in die sie eingeweiht worden sind – es gibt Men- sonders hervortun sollen in überlegener Gelehrsamkeit. schen, die dann anfangen nachzudenken, dann stellt sich Und man kommt nicht darum herum, ihnen hier neidlos ein ganz bestimmter Erfolg ein. Wenn diese Menschen auch Anerkennung zu zollen. Ihre Institutionen und Arbeiten schon nachgedacht haben in den drei niederen Graden und irgendwie wenigstens etwas geahnt haben in den drei nie- auf den Gebieten der Naturwissenschaften gehören vom deren Graden, dann wird das, was sie in den drei niederen Anfang an zu den besten der Welt. Die Jesuiten gründeten Graden erahnt haben, vollständig kaputtgemacht durch 1603 zusammen mit Frederico Cesi in Rom die päpstliche dasjenige, was ihnen eingepflanzt wird bei den Hochgra- Akademie der Wissenschaften12, die besonders unter Pius den. Da wird ein furchtbarer Nebel ausgegeben über dasje- XI. aufblühte. Diese Lehranstalt sollte nach päpstlichem nige, was in den drei niederen Graden etwa erahnt werden Dekret nicht etwa einem apologetischen Zweck, sondern kann. Und ohne dass die Menschen meistens in ihrem Be- wusstsein irgendwelche Klarheit darüber haben, werden sie ausschließlich der Wissenschaft dienen, ohne Rücksicht in diesen Hochgraden benebelt. Woher kommt das? Das auf Bindungen, die nichts mit strenger Forschung zu tun kommt davon her, dass ja in gewissen Zeiträumen, Ende des haben. Das Opus Dei treibt diese offensichtliche Kernauf- 18., Anfang des 19. Jahrhunderts, aber bis in unsere Zeiten gabe im weltlichen Bereich nahtlos weiter13. In den Stu- herein, gewisse Leute sich eingeschlichen haben in jene dienhäusern, die der Jesuitenorden heute gemeinsam mit maurerischen Orden, drinnen waren und diese Hochgrade dem Opus Dei betreibt, kann man sich zudem nach den hineingetragen haben, diese Hochgrade innerhalb des Mau- rertums ausgebildet haben, so dass in einer Anzahl dieser Ordensregeln schulen lassen: Exerzitien nach dem Vor- Hochgrad-Maurerorden diese Fremdkörper drinnen sind; bild des Ignatius zu begleiten, gehört heute zu den wich- Hochgrade, ausgebaut von fremden Persönlichkeiten, die tigsten Tätigkeitsfeldern des Jesuitenordens. Es ist somit sich hineingeschlichen haben. Die Menschen sind ja leicht- nicht abwegig, hier festzustellen, dass die oberste Leitung gläubig, auch dann oftmals, wenn sie eingeweiht sind in die aus Rom, insbesondere die der Personalprälatur, die of- Sachen. Und diejenigen, die sich eingeschlichen haben, das fensive jesuitische Strategie der Macht und Einflussnah- sind die Mitglieder der «Gesellschaft Jesu», das sind die Je- suiten. In einem bestimmten Zeitpunkte, vom Ende des 18. me ungebrochen weiterverfolgt. Was kann aber dagegen Jahrhunderts ab, wimmelte es in den Freimaurerorden von sprechen, so fragt man sich, wenn fromme, wenn auch Jesuiten, und die machten für gewisse Orden die Hochgra- politisch ziemlich rechtslastige Leute sich ernsthaft um de. So dass Sie Jesuitismus nicht etwa nur da finden, wo Wissenschaft kümmern und die Welt verbessern wollen? über Freimaurertum geschimpft wird oder gegen das Frei- Ohne Zuhilfenahme der Geisteswissenschaft Rudolf Stei- maurertum gepredigt wird, sondern Sie finden in den ners scheint auf diese Frage kaum eine vernünftige Ant- Hochgraden sehr, sehr viel reinsten Jesuitismus». wort möglich. Rudolf Steiner GA 198, Heilfaktoren für den sozialen Organismus, Vortrag vom 13.7.1920 (S. 161). Auslöschung der Bewusstseinsseele Oft und differenziert hat Rudolf Steiner auf die einseiti- ge (materielle) Ausrichtung des gegenwärtigen «wert- baler Geistesgeschichte, anders, möglicherweise erfreu- freien» Wissenschaftsbetriebs hingewiesen, die aus ei- licher geschrieben werden können. nem unrealen Wirklichkeitserleben hervorgeht und einer ergänzenden, sinnstiftenden Ergänzung bedarf. Die «Exerzitien» und «Monita» in unserer Zeit Eine Wurzel dieser einseitigen Entwicklung geht bis ins Wenn auch noch vor vierzig Jahren ein jesuitisches De- 13. Jahrhundert zurück, wo der bedeutende Kirchenleh- kret angenommen wurde, nach dem «diejenigen, die rer Thomas von Aquino (1225–1274) noch vergeblich wiederholt aus Gewissensgründen meinen, nicht gehor- die aus hellsichtiger Vorzeit nachglimmenden «Realien» chen zu können über einen anderen Weg nachdenken gegen den aufkommenden Nominalismus zu retten sollten, um Gott ruhiger zu dienen»11, so könne man versuchte14. Aus einem seitdem völlig veränderten inne- meinen, es gehe gegenwärtig von der Societas Jesu keine ren materiellen und geistigen menschlichen Erleben, maßgebliche Einflussnahme mehr aus: Mittlerweile feg- gleichzeitig nach den Erfahrungen der Bewusstseins- ten ja Aufklärung und Säkularisation durch die Länder, seelenentwicklung, stellt man populärwissenschaftlich die Kirchen leeren sich zunehmend. Schließlich schrei- die Entwicklung der Menschheit meistens so dar, dass ben wir fast 600 Jahre Bewusstseinsseelengeschichte, und salopp gesagt, man früher «dumm» und gegenwärtig, die negativen Aspekte der zunehmenden Persönlichkeits- dank Aufklärung und Wissenschaft endlich «erwachsen

Der Europäer Jg. 10 / Nr. 12 / Oktober 2006 11 Monita Privata der SJ und gescheit» geworden sei. Doch sieht die Sache an- ders aus: Erst Anthroposophie kann heute fundiert auf 1 Der Europäer, Jg. 10, Nr. 2/3, «Jesuitismus, Amerikanismus und Reinkarnation». die Bewusstseinsentwicklung als evolutiv wirkendes 2 Nicht zu verwechseln mit den Bekenntnissen des Augustinus. Agens hinweisen und damit sowohl den geschichtli- Der Jesuitenorden bezeichnet dieses Dokument des Ordens- chen Stellenwert der Kantschen (nominalistischen) Vor- gründers als «Bericht des Pilgers». Darin berichtet Ignatius stellungsart, deren negativen Folgen, wie auch die ange- von den Erfahrungen seines Lebensweges und wie ihn «Gott legte weitere Metamorphose des Denkens in höhere dabei geführt hat». Erkenntnisarten wissenschaftlich beschreiben. Sie er- 3 Die Exerzitien, Taschenbuch, Jonannes Verlag, Einsiedeln. 4 Ausgabe überall in Europa, zahlreiche Reprints (alleine schon scheint damit zunächst als ein selbsttragendes, in sich im 19. Jahrhundert: 20). geschlossenes Begriffsgerüst, mit dem Phänomene und 5 1991 erschien in Leuven Hrsg. Hadewijch (in niederländi- Hintergründe unserer Welt sich weitgehendst erklären scher Sprache) das Werk: Geheim en wijsheid der Jezuieten: Het und vertiefen lassen. Damit sind bedeutende Konse- epos van een militante Orde ISBN 90-5240-115-2 (Geheim[nisse] quenzen auf allen Lebensgebieten verbunden, die ge- und Weisheit der Jesuiten: Das Epos eines militanten Ordens). sonderter Betrachtungen bedürfen15. Text und Kommentare, siehe auch: http://users. skynet.be/ sky 50779/jes.htm Als wohl meist tragische (weil unbemerkte) Begleiter- 6 Prof. Dr. Herman H. Somers (1921-2005), Magister und drei- scheinung der geschilderten Fehlentwicklung ist die ge- facher Doktor (Philosophie, klass. Phil., Theol. und Psych.). genwärtige Knechtung des Geisteslebens durch Staat, lehrte und studierte 40 Jahre innerhalb des Jesuitenordens Politik und (Finanz)wirtschaft zu nennen, mit allen be- in Leuven (Belgien) und Rom. Ab 1980 wissenschaftliche kannten Folgen. Immer sichtbarer wird dabei die zu- Untersuchungen auf dem Gebiet der Psychopathologie und nehmende Kollektivierung und Missachtung des Indivi- experimentellen Psychologie, umstrittene Bibelexegese. duellen, als sei seine «unkontrollierte» Freiheit etwas 7 Der Suchbegriff «Jesuiten» in der elektronischen GA-Daten- bank ergibt 149 Treffer; dazu gesellt sich die Sekundär- abartig Krankhaftes, das durch konzertierte Aktionen literatur, die z.T. über wichtige mündliche Überlieferungen 16 von Obrigkeiten zurückgebunden werden muss. Geis- berichtet (hier besonders von Interesse: Thomas Meyer, teswissenschaftlich gesprochen wäre dies die Ignoranz Ludwig Polzer-Hoditz – Ein Europäer, Perseus Verlag, der Bewusstseinsseelenentwicklung und Kehrtwende ISBN 3-907564-17.0 zurück zur Verstandes- und Gemütsseele aus der alten 8 Die Katholische Universität Leuven ist die älteste noch exis- Römerzeit. Das heißt, die Zementierung von unzeitge- tierende Universität der Welt mit entsprechend aufschluss- reichen Archiven. Sie wurde 1425 durch Herzog Jan IV. von mäßer Macht unter dem irreführenden Deckmantel von Brabant gegründet. «Freiheit» und «Demokratie». Noam Chomski brachte 9 Rudolf Steiner berichtet (in GA 176) von einer Gegend oder es einmal auf den Punkt, als er sagte: «Die etablierte einem Ort in Europa, von wo solche Konfundierungen statt- Macht habe ein Interesse an der Verdummung der Mas- gefunden haben: «In einer besonders wirksamen Weise zum sen»17. Rudolf Steiner äußerte sich noch deutlicher: «Die Beispiel ist gewirkt worden mit einem solchen Apparat, der jesuitische Bewegung ist mit der Sünde wider den Heili- zu gleicher Zeit Jesuiten und Freimauererisches in Bewegung setzte, ohne dass man auf der Jesuitenseite und ohne dass gen Geist verbunden». Das wahre Problem ist, dass die man auf der freimaurerischen Seite etwas wusste davon, Verantwortlichen es nicht merken (dürfen, resp. wol- in einem gewissen Lande, das je so etwa im Nordwesten von len) und überzeugt im alten Trott weitermarschieren. Europa liegt, zwischen Holland und Frankreich.» Da liegt der Hund begraben. 10 Siehe: Andreas Bracher, «‹Schädel und Knochen› an der Wall- Gaston Pfister, Arbon street – Anthony C. Sutton und die Hintergründe der ameri- kanischen Weltpolitik im 20. Jahrhundert» (Der Europäer, 3 Jg. 3, Nr. 6, 7 und 8). 11 31. Generale Kongregation (1965–1966). «Glaube mir, unsere moralische und politische Welt ist mit 12 Kaum bekannt ist, dass Galileo Galilei 1610 Mitglied wurde unterirdischen Gängen, Kellern und Kloaken miniert, wie und vom Papst unterstützt wurde. eine große Stadt zu sein pflegt, an deren Zusammenhang 13 Im weltlichen Bereich interessiert sich das Opus Dei unter an- und ihrer Bewohnenden Verhältnisse wohl niemand denkt derem für einflussreiche Personen und junge Akademiker, die und sinnt; nur wird es dem, der einige Kundschaft hat, viel später einflussreiche Positionen in der Gesellschaft einneh- begreiflicher, wenn da einmal der Erdboden einstürzt, dort men könnten. In einem vertraulichen Bericht des Opus Dei einmal ein Rauch aus einer Kluft aufsteigt, und wunderbare an den Papst aus dem Jahre 1979, der durch eine Indiskretion Stimmen gehört werden.» öffentlich wurde, geht hervor, dass das Opus Dei damals be- reits in 479 Universitäten und Hochschulen auf fünf Konti- Brief des Freimaurerbruders J.W. v. Goethe vom 22.6.1781 nenten vertreten sei, und weiterhin in 604 Zeitungen und an Lavater Zeitschriften, 52 Radio- und TV-Anstalten, in 38 Nachrichten- und Werbeagenturen und in 12 Filmproduktions- und Ver-

12 Der Europäer Jg. 10 / Nr. 12 / Oktober 2006 Buchbesprechung

triebsgesellschaften (Quelle: Wikipedia). Auch das Opus Dei (Der Europäer, Jg. 8, Nr. 4, 5 und 6). Zum christlichen Aspekt kennt ein Mehrklassensystem (Numerarier und Supernumera- siehe auch das Büchlein von Pietro Archiati: «Christentum rier), Kontrolle, absoluten Gehorsam, Leibesabtötung etc. oder Christus», Verlag am Goetheanum, ISBN 3-7235-0924-X. 14 Rudolf Steiner, Die Philosophie des Thomas von Aquino, GA 74. 16 In diesen Zusammenhang stellt sich das Wirken der interna- 15 Als Beispiel die aufschlussreiche Betrachtung Thomas Meyers: tionalen Bilderberger. «Die Kantische Philosophie als Kulturzersetzungsferment» 17 http://www.chomsky.info

Das irdische Paradies Buchbesprechung

leichsam vorausschauend auf kommende dramati- de Geschichte eines Schiffsbrüchigen aus unserer Zeit, Gsche Zeiten, erschienen lange vor dem Ersten Welt- der sich, fast ertrunken, an jenem Ort wiederfindet, wo krieg in der russischen Literatur höchst bemerkenswerte im 27. Jahrhundert ein irdisches Paradies nach paterna- Bücher, die wahre Evolutionsgeheimnisse berühren. Wir listischen Grundsätzen «blüht». Er tritt in Dialog mit denken dabei an Dostojewskijs «Die Brüder Karamasov» den dort Herrschenden, die ihm bereitwillig Auskunft (Der Grossinquisitor) oder Solovieffs «Erzählung vom geben über Wahrnehmungen und Zustände, die ihn in Antichrist». Eher unbekannt ist in diesem Zusammen- Erstaunen versetzen. hang ein utopisches Märchen von K. S. Mereschowskij, Was muss man sich unter dem Rezept des Paternalis- «Das irdische Paradies», das sich in ferner Zukunft ab- mus vorstellen? Wir lesen (S. 214): «Es gab eine Zeit, da spielt. Es ist die unheimlich aktuelle Geschichte einer fehlte nicht viel daran, dass dies alte Rezept den Men- geistig entwurzelten Menschheit, die infolge des über- schen zum Segen gereicht, sie von dem chronischen handnehmenden Egoismus Katastrophen und Kataklys- Leiden, an welchem sie krankten, erlöst hätte. Die ka- men ungeahnten Ausmaßes entgegenschlittert. Da lesen tholische Kirche oder, präziser ausgedrückt, der Jesuiten- wir: «Nur klein war die Anzahl derer, die unversehrt aus orden war es, der dieses Rezept zu Ehren brachte. Dieser dem Kampf hervorgingen, die nicht zugrunde gerichtet Orden, ein Häuflein tapferer, bedeutender, besonders und entartet waren. Wir erkannten den drohenden Un- kluger Menschen, hatte sich die hohe Aufgabe gestellt, tergang, doch entschieden wir uns dazu, den Versuch zu die ganze Menschheit zu erobern, alle Menschen, vom wagen, die Menschheit zu erneuern, wiederzubeleben» ersten bis zum letzten, ohne besondere Kontrolle unter (S. 53). Man erkannte, dass die Menschheit nach drei einen Hut zu bringen und sie sowohl dem irdischen als Systemen organisiert werden kann: auch dem himmlischen Paradiese zuzuführen. Sie wa- 1. Jeder sorgt für sich selbst, – ren hervorragend klug, darum begriffen sie, dass es nur das ist der Individualismus. unter einer Bedingung möglich ist, die Menschen glück- 2. Jeder hängt von der Gesamtheit ab, – lich zu machen, dass es ein Wille ist, dem sich alle beugen das ist der Sozialismus. müssen, dass Wille und Tat nur ein Ziel kennen dürfen ... 3. Eine beschränkte Anzahl sorgt für alle, – Deshalb kamen sie überein, die Macht des einzelnen das ist der Paternalismus. zu brechen, und gemeinsam sich einem Da Individualismus und Sozialismus sich Willen unterordnend, die Menschen schon lange als verfehlt erwiesen hatten, nach einer Richtung hin dem Paradiese erkannte eine kleine Gruppe von geisti- zuzutreiben. Der Knüppel, dessen sie gen Eliten die Lösung: «Will man dem sich bedienten, um ihren Willen durch- Elend der Menschheit einen Riegel vor- zusetzen, verwandelte sich allerdings ge- schieben, will man nicht, dass sie noch legentlich in einen derben Knüttel ...». fernere zehntausend Jahre oder gar in Rudolf Steiner berichtet von diesem Je- Ewigkeit das Joch ihrer Leiden weiter suitenstaat (9.5.1916, GA 167) der im tragen, so ist es durchaus notwendig, sie Jahre 1610 in Paraguay gegründet wurde dahin zu bringen, das System des Pater- und mehr als 150 Jahre existierte. Im In- nalismus als das einzig richtige anzuer- ternet ist weiteres darüber zu finden: Je- kennen». Was nun folgt, ist die spannen- ne Bemühungen der Jesuiten werden zu-

Der Europäer Jg. 10 / Nr. 12 / Oktober 2006 13 9/11-Tagung in Holzen meist als menschenfreundlich gewürdigt und die Stät- men, vollständig gegen meinen Willen, halb unbewusst...». ten ihres Wirkens figurieren als paraguayisches Weltkul- Geisteswissenschaftlich gesehen handelt es sich hier turerbe der UNESCO. unzweideutig um unfreie, unzeitgemäße und daher bösar- Das Erschütternde an diesem Buch ist der im freund- tige Zukunftsideen; für den informierten Leser entlarvt lichen aber eiskalten Ton gehaltene Dialog einer plan- sich auch unschwer die geistige Urheberschaft. Die mäßigen Demontage der Bewusstseinsseele, ein Kreuz- wahre Alternative zur paternalistischen Bevormundung zug gegen die Lebensbedingungen der Individualität, ist die Dreigliederungsidee, die das soziale Umfeld ab- der unverkennbar in unserer Zeit bereits begonnen hat. gibt zu einer fruchtbaren Entwicklung der Individuali- Zunehmend erleben wir Einflussnahme, Lügen und tät zur wirklichen Freiheit, die rein ideelle Intuitionen Willkür von gruppenegoistischen Interessen, die sich verwirklicht und in der ein sittliches Missverstehen, ein auf Kosten der Allgemeinheit bereichern und durchset- Aufeinanderprallen mit anderen, ebenfalls sittlich frei- zen. Der Autor unterstreicht in seinem Vorwort denn en Menschen ausgeschlossen ist (GA 4, Kap. 9). Mere- auch seine ehrliche Zielsetzung, den Paternalismus als schowskij schildert eine sich anbahnende düstere Zu- Problemlösung anzupreisen: «Unter der Fahne der Frei- kunft, in der «vernünftiger Zwang» und Knechtschaft heit soll mein Buch in die Welt hinaussegeln, die Wie- herrschen. Es ist darum sehr lesenswert, um beherzt dergeburt der Materie predigen und die Fesseln lösen, (und mit unvermuteten Details) zu verstehen, was auf die man ihr angelegt hat». Doch so «frei» sind ihm die- uns zukommt, wenn wir ignorieren und nicht dafür ar- se Ideen nicht gekommen; wie er im Vorwort bekennt beiten, dass nur wirkliche Freiheit die menschliche Form (auf S. 36): «Wie eine Lawine oder ein Bergstrom hatten ist, sittlich zu sein. mich die Gedanken überflutet. Wunderbar klar und deutlich hatten mir die Bilder, die ich beschrieb, vor Au- Gaston Pfister, Arbon gen gestanden. Es war, als seien all diese Bilder, all diese Gedanken in irgendwelchen unbekannten, geheimen Das irdische Paradies oder ein Winternachtstraum – Ein Märchen aus Schlupfwinkeln meines Gehirns und meiner Phantasie dem 27. Jahrhundert; Utopie von K. S. Mereschowskij. verborgen gewesen, um mir nun plötzlich mit staunen- Lochmann-Verlag, Postfach, CH-4009 Basel, 2. erweiterte erregender Geschwindigkeit zum Bewusstsein zu kom- deutsche Auflage, 250 S., € 22,70 / Fr. 34.–, ISBN 3-906712-11-7.

Die 9/11-Tagung * in der Rudolf Steiner Akademie / Holzen

ie Tagung bildete in der Wüste der vertrockneten DSchlagwörter und Begriffshülsen, die am fünften Jahrestag der Katastrophe durch die Medien der Welt ge- hämmert wurden, eine erfrischende Oase wirklichkeits- gemäßer Analysen und Gesichtspunkte. Die Zuhörer im vollbesetzten Saal hielten insgesamt fünf Stunden Refe- rate plus Publikumsdiskussion entspannt durch. Webster Tarpley machte mit den Referenten am Vor- abend (9.9.) ein zweistündiges Interview, das via Telefon in einer Direktsendung von Worldcrisis Radio in Texas ausgestrahlt wurde (zu finden unter www.rbnlive.com im Archiv). Ein eingehender Bericht über die Tagung folgt in der Novembernummer. Von l.n.r: Andreas von Bülow, Webster Tarpley, Thomas Meyer, Gerhard Wisnewski

* Der 11. September 2001 – Fünf Jahre danach – Eine Bilanz am 10. September 2006

14 Der Europäer Jg. 10 / Nr. 12 / Oktober 2006 Diskrepanzen um «Mondflüge»

Skizzen zur Geschichte und Zeitgeschichte: Senkrechtexplodierer

Über die seltsame Verschwörung von Russen, Europäern und Wisnewski verweist darauf, dass die Funksprüche Amerikanern bei der Raumfahrt berichtet Gerhard Wisnewski auch seinerzeit schon aus dem All abgehört werden in seinem Buch: «Lügen im Weltraum»1. Gleichzeitig seziert er konnten und sich hier das italienische Brüderpaar Ju- das seinerzeitige Vorgehen der US-Militärs und -Geheimdiens- dica-Cordiglia aus der Nähe von Turin hervortat. Laut te anhand der parallel ablaufenden Apollo(f)lüge und Viet- den Italienern wurden die Funksprüche, unter ande- namkriegskatastrophen: Ein erster und bereits sehr erfolgrei- rem die Stimme einer russischen Frau, die im All hava- cher Test, inwieweit die Menschheit auf gestellte Bilder, und rierte, auch in Alaska und Schweden abgehört. Die seien sie noch so phantastisch, hereinfällt. Aufzeichnungen der Gebrüder wurden damals übri- Eine frühe Generalprobe für den 11. September 2001 – und gens von den Medien noch ernst genommen: «Die Ge- alles, was noch kommen mag ... schichte der Raumfahrt war noch jung und nicht zu ei- ner zähen Masse zerronnen, die Schulbücher und er unmittelbare Kontakte oder gute Freunde mit Lexika verkleistert». Neben den drei bereits genannten WKontakten nach Kalifornien hatte, konnte schon Kosmonauten, die die Erde nie wieder betreten haben, Ende des letzten Jahrtausends von den Absonderlich- ist alleine von September 1960 bis Februar 1961 der keiten des Mondprogramms hören: Dort, so wurde Verlust von sechs weiteren bemannten russischen berichtet, wisse der aufgeklärte Zeitgenosse, dass die Raumflügen zu beklagen. Mondbilder im Studio entstanden seien. Auch der Anfang April 1961 wurde Walentin Bondarenko nach gewiefte Zeitungsleser kann selbst aus normierten einem missglückten Flug (-Versuch?) mit schwersten Presseagenturabdrucken der Tageszeitungen Informa- Brandverletzungen ins Spital eingeliefert und fiel damit tionen zwischen den Zeilen entnehmen: Von vielen ebenso wie der kurz darauf gestartete Wladimir Ilju- deutschen Zeitungen wurde zu Beginn dieses Jahrhun- schin, Sohn des berühmten Flugzeugkonstrukteurs und derts die ap/dpa-Nachricht verbreitet, dass ein «Mond- bester Testpilot der Armee als neuer Nationalheld auf. landungsastronaut» auf die Frage von Reportern, ob er Iljuschin hatte nämlich das Pech, dass er (nach einem denn tatsächlich auf dem Erdtrabanten gewesen sei, erfolgreichen Flugversuch) dummerweise beim damali- zuerst mit Fausthieben geantwortet und dann Fersen- gen Staatsfeind Nr. 2, nämlich in Rotchina landete und geld gegeben habe – beides lässt eher auf das Gegenteil sich aufgrund der zu harten Landung in die Obhut chi- als ein in der Wahrheit ruhendes gutes Gewissen nesischer Ärzte begeben musste. Seither dokumentiert schließen ... die chinesische Regierung ihre eigene Meinung zu den Weltraumerfolgen von UdSSR und USA demonstrativ Potemkinsche Dörfer durch Fernbleiben bei diplomatischen Empfängen zu Gerhard Wisnewski schreibt, dass es gängige Praxis der Ehren vorgeblicher Astro-Kosmonauten ... Sowjetunion war, alle Missionen ins All erst dann be- Wisnewski zeigt auf: Der Einfachheit halber prakti- kanntzugeben, wenn etwas klappte – oder aber insze- zierte die russische Armee dann den berühmten Trick niert wurde. Bei erfolgreichem Einschuss in die Flug- mit den potemkinschen Dörfern. Von Gagarins Flug ins bahn erhielt die Sonde den Namen Luna und eine All gibt es keinen einzigen Beweis, «er blieb gesund, weil fortlaufende Nummer. Ansonsten fiel der Start unter er am Boden blieb». Die Funksprüche, die man aufge- den Tisch! Offensichtlich hat man die Methode auch fangen hat, können leicht von einem Tonband, welches für die bemannte Raumfahrt fortgesetzt: Erst Juri Gaga- sich in der Wostok 1 befand, ausgegangen sein. Schon rins Reise erhielt die Chiffre Wostok 1. Bemannte Starts die Bergung Gagarins aus der Kapsel ist mit Merkwür- hatte es bis dahin allerdings schon mindestens elf gege- digkeiten gespickt, aber der beste (Gegen-) Beweis sind ben: Pünktlich zum 40jährigen Jubiläum von Wostok 1 einmal mehr gefälschte Photos2. Die Portrait-Bilder, die (12.4.1961) nämlich vermeldete im April 2001 in der von Gagarin im Weltraum-Anzug existieren, haben den russischen Prawda («Wahrheit») der Senior-Forschungs- gleichen Ursprung, sind entweder seitenverkehrt multi- ingenieur Michail Rudenko: «Die drei sowjetischen Piloten pliziert oder mit unterschiedlich retuschiertem Hinter- Ledowski, Schabarin und Mitkow waren vor Gagarin im All; grund dargestellt – und haben alle den gleichen Fehler: sie starteten 1957, 58 und 59». Sie zeigen Gagarin mit einer ausgeheilten schweren Au-

Der Europäer Jg. 10 / Nr. 12 / Oktober 2006 15 Diskrepanzen um «Mondflüge»

ner im All kostete es wohl nur die Glaubwürdigkeit: Shephard und Grissom waren die ersten Amerikaner, die man aus einer Raumkapsel aus dem Meer fischte. Dafür, dass sie tatsächlich geflogen sind, gibt es laut Wisnewski offensichtlich keinen einzigen Beweis. In den kompletten Startlogbüchern der Encyclopedia As- tronautica sind Redstone-Raketenstarts zwar für den 24.3. und 18.5.61, nicht aber für den 5.5.61 (Shephard) verzeichnet. Ebenso gilt dies für den 21.7., nicht aber für den 6.7.61 (Grissom). Grissom wurde später der meistgehass- te Mann der NASA, weil er die Apollo öffentlich als einen «Haufen Schrott» und «Eimer voller Schrauben» bezeichne- te (noch im Dezember 1966 verzeichnete man 20.000 genbrauenverletzung, die dieser sich erst ein halbes Jahr Fehlfunktionen!). «Sollte es jemals einen ernsten Unfall im nach dem Raumflug, am 3.10.1961 zuzog! Raumfahrprogramm geben», sagte er zu seiner Frau, «wer- Trotz der lausigen Dokumentation der Gagarin-Reise de ich es sein» – schon am 27.1.1967 erfüllte sich seine stellten die USA den Flug nicht in Frage, im Gegenteil: düstere Prophezeiung. Gerhard Wisnewski zeigt auf, Stattdessen nutzte der Militärisch-Industrielle Komplex dass er von den NASA-Militärs in Apollo 1 mit zwei Ka- (MIK) die Gelegenheit, ein milliardenschweres Mond- meraden bei lebendigem Leibe verbrannt wurde und re- programm auszurufen. Vice versa hatten dann die So- sümiert: «Tragödie ist die offizielle amerikanische Chiffre wjets an der Authentizität der Mondlandungsgeschich- für nicht hinterfragbare Katastrophenfälle» – man muss lei- te aber auch rein gar nichts zu bekritteln ... der hinzufügen: Für von der Administration inszenierte Katastrophenfälle. Kennedys Rohrkrepierer Der eigentliche Startschuss des US-Raumfahrtpro- Das Massaker von My Lai und Nixon’s Mond(f)lüge gramms kam aus Hollywood: Walt Disneys Film Man and Sämtliche Mondlandungen fanden in der ersten Amts- the Moon 1955 war die Initialzündung sowohl für die be- periode von Tricky Dicky Richard M. Nixon statt, zwi- mannte Raumfahrt wie auch die Mondlandungen der schen 1969 und 72. Die zeitlichen Parallelen zwischen NASA-Militärs. Selbst Aldrins Frau Joan zitierte nach der Vietnamkriegs-Negativereignissen und den staatlichen Mondlandung ihres Mannes: «Das erste, was ich dachte, Propaganda-Mondmissionen sind frappierend: Bei- als ich die Fernsehbilder sah, war, dass es eine Szene aus spielsweise kommen im Juli 69 die Details um die Aus- einem Disney-Film war. (Die) Figuren (...) gingen wie Ma- bildung für das Töten und Foltern in Vietnam eines rionetten (...), sahen aus wie Zeichentrickfiguren in Schwarz- gewissen Reitemeyer ans Licht und werden von der weiß. «Das war gar nicht so weit weg von der Wirklich- 1. Mondlandung überdeckt. Die Entdeckung des Massa- keit ...» kers von My Lai wird im November 69 von Apollo 12 Als nach dem 25.5.61, an dem Kennedy die US- von den Bildschirmen verdrängt, wie auch im Januar 71 Mondlandung versprach, der spätere Astronaut Alan die Anklageerhebung gegen Colonel Calley als Verant- Shephard die ersten Sitzungen mit der NASA hatte, wortlichen dieses Massakers durch Apollo 14. Die mas- «merkte er schnell, (...) dass (man dort) nicht die leiseste Ah- siven Bombardements Nordvietnams sowie die Ver- nung hatte, wie man zum Mond fliegen könnte.» Die be- minung der Häfen dieses Landes – trotz laufender mannte Rakete Redstone hatte bei 35 Starts 20 Rohrkre- Friedensverhandlungen von Kissinger in Paris – ge- pierer aufzuweisen; beim nächsten Versuch war schieht unter dem mediengerecht aufgearbeiteten Shephard Augenzeuge, wie statt der Rakete der Ret- Schutz von Apollo 16 und 17. tungsturm ins All flog. Wisnewski: Die USA verhielten Extrem nützlich also, diese Mond(f)lüge ... Während sich wie ein Pianist, der seine Tonleitern erst nach ei- des Maschinenterrors der Supermacht gegen das Volk nem großen Konzert übt. der Reisbauern versuchten Nixon, Kissinger und Co. 1961 jedenfalls war das für John F. Kennedy desaströ- gleichzeitig, die Menschheit mit der Mondlandung zu se Jahr der gescheiterten Schweinebucht-Invasion in hypnotisieren. Sechs Wochen nach der letzten Mond- Kuba und der Präsident hatte dringend einen Erfolg nö- landung wurde Frieden mit Vietnam geschlossen. Ob- tig – koste es, was es wolle. Im Falle der ersten Amerika- wohl noch viele Missionen geplant waren, hörte man

16 Der Europäer Jg. 10 / Nr. 12 / Oktober 2006 Diskrepanzen um «Mondflüge» nie wieder etwas vom Apollo-Programm. Wie es Nixon her lässt die NASA die Finger von diesen Senkrechtex- auch ansonsten mit der Wahrheit hielt und was zu plodierern ... seinen üblichen Methoden gehörte, ist ja durch den Zu den ungeklärten Fragen, die sich aus der verwen- Watergate-Skandal, wegen dem er im August 1974 zu- deten Technik ergeben, gehören auch die (fehlenden) rückgetreten wurde, hinlänglich bekannt geworden. Hintergrundgeräusche des Funkverkehrs beim Start Vielleicht wird eines Tage auch die Chiffre Apollogate vom Mond: Die Astronauten waren nur wenige Zenti- zu seiner Regierungszeit gehören ... meter vom Triebwerk entfernt – vom Inferno eines Ra- ketenstarts war dennoch nichts zu hören, außer den As- Senkrechtexplodierer tronautenstimmen herrschte absolute Stille: Indiz für Zur Mission von Apollo hält Gerhard Wisnewski fest, Wisnewski, dass das Raketentriebwerk nicht lief; folg- dass die unbemannte Landung und sichere Rückkehr lich gar kein Start stattfinden konnte. Genau das, meint zur Erde vorher kein einziges Mal von den Amerikanern Wisnewski, könnte der Geschichte der Mondlandung erprobt wurde: «Diese Technik beherrschten die Ameri- das Genick brechen. kaner also gar nicht» ... Ein weiterer Knackpunkt ist die Mondlandefähre, der Verschwörung oder Aufdeckung? Eagle. Es zählt zu den bemerkenswertesten Fragen, wa- Dies gilt auch für die sogenannten Mondlandeplätze rum kein einziges Bild vom Mond Triebwerksflammen des Apollo-Programms. Es gibt für alle Mondflüge je- vom senkrecht startenden und landenden Vehikel zeigt. weils sechs bis acht verschiedene (!) Koordinaten der Es gibt stattdessen Bilder von der angeblichen Mond- jeweiligen Landeplätze – die NASA weiß also gar nicht, fähre von Apollo 16, die «eher an eine Slumhütte nach wo sie war! einem Sturm als ein Raumfahrzeug erinnert», wie Wis- Angeblich zurückgelassen auf dem Mond haben die newski schreibt. Die überlebensnotwendigen Testfahr- Amerikaner die 3x4m messende Landestufe. 2006/2007 ten mit der Fähre wurden übrigens gar nicht von den soll das VLT-Teleskop der europäischen ESO in Chile Astronauten gemacht, die mit dem Eagle die Mondlan- soweit sein, die Schärfe des Hubble-Teleskops um das dungen machen sollten, sondern von dem Komman- zehnfache zu übertreffen und Objekte dieser Größe auf danten, der mit der Apollo ohnehin in der Mondum- dem Mond aufzuzeichnen. Dann könnte den Apollo- laufbahn verbleiben musste! Astronaut Cernan: «Es gab Mondlandungen endlich die Stunde der Wahrheit keine Notwendigkeiten (!), die Piloten der Landefähren auf schlagen, meint Gerhard Wisnewski. Allerdings hande- dem Lunar Landing Training Vehicle zu trainieren». le es sich dabei um eine Frage von allerhöchster politi- Von den fünf gebauten Trainingsfahrzeugen stürzten scher Brisanz und die europäische Raumfahrtbehörde drei ab, das letzte noch 1971. Erst zwanzig Jahre später, sei mit der russischen genauso verflochten wie mit der Anfang der 90er Jahre, entwickelten die NASA-Militärs amerikanischen; dass die Kollegen sich gegenseitig wieder senkrecht startende und landende Raumfahrzeu- bloßstellen, sei nicht zu erwarten. ge: den Delta Clipper. Am 31.7.1997 versagte eine an- Warum allerdings 99% aller Journalisten weltweit geblich schon bei der Mondlandung bewährte Technik: die Ungereimtheiten nicht hinterfragen, sondern Frage- das Landegestell. Der Delta Clipper explodierte und seit- steller als «Verschwörungstheoretiker» abkanzeln, wun- dert dann aber auch nicht mehr. Denn, wie sagte schon Jan Hus zu Beginn der 5. nachatlantischen Epoche3: «Andere Leute schweigen und meinen, sie dürften gegen die Teufelssaat nicht den Mund auftun, deshalb sind die Men- schen in einen tiefen Schlaf verfallen, die einen aus Faulheit, die anderen aus Angst»! Franz Jürgens, Freiburg

(Hervorhebungen und Anmerkungen in Klammern: Vom Verfasser)

1 Sachbuch des Monats, Untertitel: Von der Mondlandung zur Weltherrschaft, München 2005. 2 siehe auch: Der Europäer, Jg. 10, Nr. 11, «Mond(f)lüge». 3 Renate Riemeck: Jan Hus, Basel 1982.

Der Europäer Jg. 10 / Nr. 12 / Oktober 2006 17 Buchbesprechung

Der Gral – ein moderner Einweihungsweg Buchbesprechung

er sich jenseits aller profanen Schatzsuch-Men- hende Befriedigung, aber keine Heilung und keine Er- Wtalität der geistigen Seite des Grals-Themas nähern lösung bringt. will, dem sei das kürzlich neu aufgelegte Buch von Kundry ist bei Wagner eine friedlose Seele, die eigent- Mario Betti Wer ist der Gral? empfohlen. Das nur 64 Sei- lich das Christuswesen sucht, die aber immer wieder der ten umfassende Büchlein ist eine wunderbare Einfüh- Illusion verfällt, im Liebesrausch die Erfüllung ihrer Sehn- rung in die Thematik, aber zugleich auch eine Vertie- süchte finden zu können. Dadurch eignet sie sich als fung für denjenigen, der bereits mit ihr vertraut ist. Betti Werkzeug Klingsors besonders gut. Mit einem Kuss brach- schildert hier die Gralssuche als einen modernen Ein- te sie einst den Gralskönig Amfortas zu Fall. Der gleiche weihungsweg, dessen höchste Stufe sich nicht wie in Kuss jedoch wirkt bei Parsifal bewusstseinserweckend. Im vorchristlicher Zeit im Inneren eines Tempels, sondern Laufe seines Entwicklungsweges «durch Mitleid wissend» über die Auseinandersetzung mit der Macht des Bösen geworden, gewinnt Parsifal die heilige Lanze zurück, mit in der Welt vollzieht. der er die Wunde des Amfortas heilt. Indem die «Lanze» Aus der vielfältigen Grals-Literatur hat Betti die Parsi- (ein Bild für die ichhafte Willenskraft des Menschen) sich fal-Oper von Richard Wagner als primäre Arbeitsgrund- mit der geistigen Wirksamkeit der «Taube» (der göttlichen lage ausgewählt, weil Wagner die Gralssage aus der Weisheit) durchdringt, wandelt sich Parsifal selbst zum Bewusstseinsseele heraus künstlerisch zu gestalten ver- Gral, d.h. zum Gefäß für das Göttlich-Geistige, in wel- mochte. Der dreistufigen Gralseinweihung, die eine chem der Christus auferstehen kann. Läuterung und Umwandlung von Denken, Fühlen und Betti stellt in seinem Buch einige zeitnahe Bezüge her, Wollen zum Ziele hat, stellt Betti den ebenfalls dreistu- indem er auf die Gefahr der stufenweisen, oft unbe- figen Weg des Klingsor gegenüber, der die Manipulation merkten Versklavung des menschlichen Ich aufmerksam von Denken, Fühlen und Wollen und damit letztlich macht. Die Verbreitung von Lüge, Rausch und Gewalt die Versklavung des menschlichen Wesenskerns zu er- geschieht auf immer raffinierteren Wegen, und das reichen sucht. Wagner legte besonderen Wert auf die Scheinreich des Klingsor, das dem Menschen einen blü- Gestalten des Klingsor und der Kundry, die er beide in henden Garten vorgaukelt, wo in Wirklichkeit Wüste ist, ihrer tragischen Schicksalhaftigkeit darstellt. wird immer schwerer durchschaubar. Doch finden auch Klingsor wollte einst selbst Gralsritter werden. Das von heute immer wieder Menschen den Weg zur Gralsburg, den Gralsrittern angestrebte Reinheitsideal versuchte er das heißt in den übersinnlichen Bereich, wo «die Zeit jedoch durch eine auf physischem Wege erzwungene zum Raume» wird, und bringen von dort die Gewissheit Triebbeherrschung zu erlangen. Eine solch äußere Ent- mit, dass der Christus im Ätherischen der Erde lebt. sagung, ob sie nun wie bei Klingsor durch Selbstver- Mario Bettis Buch ist im wahrsten Sinne ein «schö- stümmelung (er entmannte sich selbst), durch Geiße- nes» Buch, weil sich hier bildhafte Erkenntnisse sprach- lung oder andere Formen der Selbstkasteiung bewirkt lich in einer Weise verdichten, dass es eine Freude ist, wird, resultiert aber nicht aus Liebe zur Natur, sondern darin zu lesen. im Gegenteil aus einer die menschliche Claudia Törpel, Berlin Natur verachtenden Weltsicht. Dass aus einer derartigen Askese nichts Gutes ent- stehen kann, ist ein Gedanke, der schon in den Gralserzählungen des Mittelalters lebte, von Wagner jedoch besonders her- vorgehoben wird. In dem schwarzma- gischen Reich Klingsors existiert weder das Ideal der Freiheit noch das der hö- heren Liebe zum Menschen; es speist Mario Betti. Wer ist der Gral? – sich stattdessen aus einem unersättli- Die Gralseinweihung und die Auseinandersetzung mit chen Machtwillen, der als Ersatz für die dem Bösen. Verlag am Goetheanum, Dornach fehlende Liebe immer nur vorüberge- 2006, 68 Seiten, ISBN 3-7235-1272-0.

18 Der Europäer Jg. 10 / Nr. 12 / Oktober 2006 Apropos

Apropos 28: Auf dem Weg zum «Denkverbot»

erden wir richtig informiert? Nur wenn wir den Gu- und stellvertretende Vorsitzende des Untersuchungs- W ru unserer eigenen individuellen Vernunft in der ausschusses des EU-Parlamentes, sagte: Durch sein Ein- richtigen Weise wirksam werden lassen. Das heißt: geständnis stelle Bush sich nicht nur selbst als Lüg- wenn wir uns um die nötigen Informationen bemühen ner bloß. «Er gibt auch die arroganten Regierungen in und sie denkend verarbeiten. Sonst laufen wir Gefahr, Europa der Lächerlichkeit preis, die die Sorgen über das von Medien, Behörden oder auch Wissenschaftlern geheime Auslieferungsprogramm als unbegründet zu- 2 (manchmal absichtlich) in die Irre geführt zu werden. So rückgewiesen haben.» Der Präsident der parlamentari- wie es – in dieser Kolumne ist es zur Genüge dargelegt schen Versammlung des Europarates, René van der Lin- worden – George W. Bush und seine Spießgesellen getan den, erklärte: Es habe sich gezeigt, dass die USA ihren haben, die im Irak einen völkerrechtlich verbotenen An- schmutzigen «Kampf gegen den Terrorismus» völlig griffskrieg führen – was nach den heute üblichen juristi- außerhalb des Rechts geführt hätten. Dick Marty, schen Kriterien ganz klar ein Kriegsverbrechen ist. Schweizer Parlamentarier und Sonderermittler des Euro- parats – der bei seinen Nachforschungen vom Weißen Extremen Gesundheitsrisiken ausgesetzt Haus wie ein Schulbub abgekanzelt worden ist (auch ge- Die Menschen sind ja nicht blöd, so dass die permanen- wisse Medienleute und europäische Regierungen müss- ten Desinformationskampagnen aus den USA, mit denen ten sich bei ihm entschuldigen), meinte: Das Einge- versucht wird, das Faktum der Verbrechen zu verschlei- ständnis des Präsidenten, dass es diese Gefängnisse ern, nur bei Einzelnen verfangen haben, die dann etwa überhaupt gebe, sei «nur ein Teil der Wahrheit». «Die 3 den Titel des letzten Apropos («Darf ein (Kriegs-)Verbre- USA müssen noch viel mehr aufdecken.» cher Präsident der USA sein?») für verfehlt oder gar für unverschämt halten. Dabei nimmt der Skandal, dass die Bush: Lügenbaron und Manipulator Bush-Administration durch die Informationsmanipula- Dick Marty hat Recht: Das Gefängnis-Bekenntnis ist tion nach den Anschlägen in New York vom 11.9.2001 keine wirkliche Kehrtwendung des Lügenbarons; er ver- alle Helfer und zahlreiche Bewohner und Angestellte im sucht nur, sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu südlichen Manhattan extremen Gesundheitsrisiken aus- ziehen – im Hinblick auf die Parlamentswahlen vom No- gesetzt hat, immer größere Ausmaße an. Inzwischen ha- vember. Bush sei ein «Manipulator» meinte der frühere ben sich bereits über 6000 schwer erkrankte Helfer der Staatsanwalt weiter: Die Äußerungen zu den CIA-Gefäng- Sammelklage gegen die Stadt New York und den früheren nissen seien nur ein «Schachzug» im Hinblick auf die Besitzer der Zwillingstürme, die Verkehrsbehörde Port Wahlen und die Behauptungen, wonach die Geheim- Authority (die vom Weißen Haus zur Falschinformation gefängnisse einen «entscheidenden Beitrag im Kampf gezwungen wurde), angeschlossen. Allein 375 der Kläger gegen den Terrorismus geleistet» hätten, seien «über- sind seit dem Einsatz in den Trümmern an Krebs erkrankt. haupt nicht erhärtet». Den Politikern schreibt Marty ins Andere leiden unter Problemen mit der Lunge und den Stammbuch: «Wir haben eine Verpflichtung, solche Atemwegen. Manche Polizei- und Feuerwehrmänner sind furchtbaren Tatsachen wie Geheimgefängnisse anzuspre- 4 an den Folgen der toxischen Rauchschwaden und des ge- chen und zu verurteilen» . Allerdings wird der dadurch sundheitsgefährdenden Staubs bereits gestorben.1 entstehende Druck der «alten Europäer» der Bush-Admi- nistration keinen allzu großen Eindruck machen. Neben «Kampf gegen den Terrorismus» völlig außerhalb den Wahlen ausschlaggebend war vielmehr das Oberste des Rechts Gericht der USA, das bereits im Juni entschieden hat, Ob jetzt auch die Letzten merken, welcher Gangster zur- dass die Genfer Konvention auch für allfällige Al-Qaida- zeit die USA regiert, nachdem George W. Bush endlich Gefangene gelten muss. Darum wird jetzt zumindest der zugegeben hat, was er und sein Klüngel monatelang be- Anschein erweckt, dass die Regierung diesem Urteil ent- stritten haben: dass weltweit illegale, geheime CIA- sprechen wird. Wer genau hinhörte, konnte aber feststel- Gefängnisse unterhalten werden? Der Europarat und len, dass die CIA-Gefängnisse nicht geschlossen werden; das Europäische Parlament reagierten wütend auf diese es werden «nur» 14 «mutmaßliche Terroristenführer» Enthüllung. Sarah Lutford, britische EU-Abgeordnete nach Guantanamo überführt, wo zum Teil seit Jahren

Der Europäer Jg. 10 / Nr. 12 / Oktober 2006 19 Apropos und überwiegend ohne Anklage mehr als 400 Personen Truppe finanzierten. Al-Qaida schöpfte keinen Verdacht. festgehalten werden, und wo jetzt ab sofort die Genfer Die CIA erhielt tiefe Einblicke» und identifizierte laut Sus- Konvention respektiert werden soll – zumindest fast: kind über die Bank rund 200 Al-Qaida-Kader6. (In diesem «Für einige Inhaftierte werde aber ein geringerer Schutz Buch enthüllt Suskind übrigens auch, dass die Streitkräfte gelten, etwa für Mitglieder der Terrorgruppe Al-Qaida», der USA im Jahr 2001 absichtlich das Büro des arabischen teilte die US-Regierung inzwischen mit5 … Nachrichtensenders Al-Dschasira bombardiert hätten, um den Sender zu warnen.) Die «Sondermethoden» der CIA Bush gab auch erstmals zu, «dass die Spitzenterroristen George W. Bush vor Kriegsverbrecher-Prozess? unter Anwendung von ‹Sondermethoden› verhört wor- In der gleichen Art entlarvt George W. Bush auch seinen den seien. Es habe sich dabei nicht um Folter gehandelt, Umgang mit der Genfer Konvention. Nachdem das wohl aber um ‹harte Methoden (tough measures)›, die in- Oberste Gericht bereits Ende Juni die bisherige Praxis als des nicht die Gesundheit der Terroristen gefährdet hät- verfassungswidrig bezeichnet hatte, erließ GWB eine Di- ten. Sie seien vom Justizminister und vom CIA-Generalin- rektive, «Internierte seien menschlich anständig zu be- spekteur geprüft worden». Er ließ durchblicken, «dass die handeln». Mit einem Runderlass an alle Führungsstäbe Anwendung solcher Methoden nicht aufhöre. Es handele der US-Streitkräfte anerkannte das Pentagon zudem die sich um ein ‹unverzichtbares› Instrument zur Gewinnung Gültigkeit der Genfer Konvention für Kombattanten Al- von Informationen, ‹an die anders nicht heranzukom- Qaidas und die Insaßen von Guantanamo. Interessanter- men ist›»6. Indem Bush formulierte, Al-Qaida-Spitzen weise trägt der Erlass die Unterschrift des Vizeverteidi- würden, «falls angemessen», vor ein ordentliches Gericht gungsministers Gordon England, nicht diejenige von gestellt, ließ er durchblicken, dass «die Zwangsmittel Chef Donald Rumsfeld …8 «Mit einjähriger Verspätung durchaus als Folter einstufbar sein könnten. Durch Folter veröffentlichte das Pentagon auch ein neues Feldhand- gewonnene Aussagen sind im US-Strafrecht gar nicht, im buch. Danach sind Praktiken verboten, die beispielsweise US-Militärstrafrecht nur bedingt verwendungsfähig. Ge- beim Folter- und Missbrauchskandal im US-Militärge- nau um diese Frage streitet sich die Regierung mit dem fängnis von Abu Ghreib bei Bagdad angewendet wurden. Parlament». Bush forderte den Kongress entschieden auf, Ausdrücklich untersagt ist es den US-Sicherheitskräften, bei der Reform der Militärkommissionen dafür zu sorgen, laut Handbuch, Gefangene bei Verhören zu entblößen «dass CIA-Vernehmer weder im In- noch Ausland für ihre oder sexuell zu missbrauchen. Verboten sind außer- Methoden belangt werden könnten». Anderenfalls, deu- dem Methoden wie Scheinexekutionen sowie Elektro- tete er an, «lege er sein Veto ein». Ein Teil dieser Hinter- schocks.»9 Nicht laut gesagt wird aber, dass dieses Hand- gründe findet sich im Buch Die Ein-Prozent-Doktrin des buch zwar für die US-Armee gilt, nicht aber für die CIA Pulitzer-Preisträgers Ron Suskind7, der offenbar den frü- oder andere Geheimdienste …10 Allerdings scheut sich heren CIA-Chef George Tenet als Quelle gewinnen konn- Bush nicht, das geheime CIA-Programm (ein euphemisti- te; er schreibt, die beiden (angeblichen) 9/11-Terroristen scher Ausdruck für all die verfassungswidrigen Praktiken) Khaled Mohammed («Chefplaner») und Ramsi Binal- zu verteidigen, «weil damit viele Mitglieder des Terror- shibh («Finanzchef») seien nach ihrer Festnahme 2003 netzwerkes festgenommen und ‹potenzielle Massenmör- zunächst nach Thailand geflogen worden. Die dort ange- der› der Straße ferngehalten worden seien». Und Gipfel wendeten «Sondermethoden» bestanden aus «Schlafent- der Schlaumeierei – Angriff gilt offenbar noch immer als zug, Lärm, vorgetäuschtem Ertränken, aber auch der Dro- beste Verteidigung: Bush fordert den amerikanischen hung, Mohammeds Kinder zu foltern». Auf dessen Spur Kongress auf, «klare Regeln zu verabschieden, damit sei die CIA durch einen Tippgeber gekommen, nicht Ermittler nicht von mutmaßlichen Terroristen verklagt durch Aussagen unter dem Einfluss von «Sondermetho- werden könnten». Zudem müsse der Kongress regeln, den», wie Bush den Anschein erweckte. Laut Suskind «welche Praktiken laut amerikanischem Gesetz als wendet die CIA aber auch «Sondermethoden» der ganz Kriegsverbrechen gelten». Bush wiederholte gleichzeitig anderen Art an: Im Sommer 2002 «entführte sie in frühere Erklärungen, wonach «die Vereinigten Staaten Deutschland den Bruder eines Al-Qaida-Finanziers. Sie nie Folter angewendet hätten und nie anwenden wür- kidnappte auch diesen selbst und dessen Angestellte in den».11 Man muss sich klar machen, was hier vorgeht! seiner kleinen Bank in Pakistan. Am Folgetag tauchten Da wird – nach internationalen Maßstäben – noch und dort ‹weitläufige Verwandte› als Interims-Geschäftsführer noch gefoltert, da werden – ebenfalls nach internationa- auf – von der CIA trainierte Pakistanis. Der US-Geheim- len Maßstäben – Kriegsverbrechen begangen, das Obers- dienst hatte eine der Banken übernommen, die Osamas te Gericht der USA rüffelt die Regierung und pfeift sie zu-

20 Der Europäer Jg. 10 / Nr. 12 / Oktober 2006 Apropos rück. Doch was tut der Präsident? Er macht leicht getarnt dessen Anhänger», heißt es da. Vielmehr sei Saddam einfach weiter und versucht, sich mit dem Parlament ab- misstrauisch gegenüber Al-Qaida gewesen und habe die zusichern. Da kommt es nicht darauf an, was die interna- islamischen Extremisten als Gefahr für sein Regime ange- tionale Gemeinschaft einmütig als Kriegsverbrechen äch- sehen. Es könne nicht einmal gesagt werden, dass die da- ten will, sondern der Kongress soll das amerikanische malige irakische Regierung den Al-Qaida-Führer Abu Gesetz so einrichten, dass die Praktiken der Bush-Admi- Mussab al Sarkawi – die angebliche Verbindung zu Bin La- nistration legalisiert werden – und dieses Gesetz soll dann den – geschützt habe. «Sarkawi habe sich zwar von Mai weltweit gelten. Wenn Bush sich darauf beruft, dass der bis Ende November 2002 in Bagdad aufgehalten, aber Justizminister die «Sondermethoden» der CIA geprüft ha- Saddam habe während dieser Zeit versucht, ihn gefangen be, muss nachgetragen werden, dass er 2005 ja gerade den zu nehmen.» Das Ganze stelle der Regierung ein «verhee- Anwalt Alberto Gonzalez zum Justizminister berufen hat, rendes Zeugnis» aus, sagte Senator Carl Levin.13 Offen- weil dieser erklärte, die Genfer Konvention sei überholt sichtlich nichts gelernt hat Vizepräsident Dick Cheney, («obsolete») und auch die Guantanamo-Praktiken für der noch nach diesem Senatsbericht den Krieg im Irak als rechtmässig erklärte – Auffassungen, die vom Obersten wichtigste Front im Kampf gegen den Terrorismus be- Gericht nun als verfassungswidrig beurteilt wurden … zeichnet. Realistischer ist da wohl Ernst Uhrlau, Präsident Möglicherweise ist der US-Präsident aber auch auf der des deutschen Bundesnachrichtendienstes (einer der Ge- «Flucht nach vorn, denn es geht um seinen Kopf» – wie heimdienste), mit der Aussage, der Irakkrieg sei «für die politische Beobachter meinen. «1996 hat der Kongress Terrorbekämpfung kontraproduktiv»: «Vor dem Krieg ha- ein ‹Gesetz gegen Kriegsverbrechen› verabschiedet, wel- be es keine Terroristen im Irak gegeben. Heute sei das ches besagt: ‹Wer auch immer inner- oder ausserhalb der Land dagegen eine Plattform, die die Chance biete, die USA einen schweren Bruch der Genfer Konventionen be- Vereinigten Staaten dort anzugreifen.»14 geht, wird mit Geldstrafe oder mit lebenslanger Haft oder zeitlich begrenzter Haft oder beidem belegt, und wenn USA wieder kriegslüstern? das Opfer verstirbt, auch mit der Todesstrafe.› Wer auch US-Parlamentarier können offenbar auch anders: So hat immer: Das Gesetz gilt auch für einen Präsidenten. Und der Geheimdienstausschuss des amerikanischen Reprä- es könnte seinem Wortlaut nach selbst dann Anwendung sentantenhauses falsche Angaben über das iranische finden, wenn das Opfer erst lange nach der Folter an de- Atomprogramm gemacht, was die Internationale Atom- ren Folgen stirbt.» Bush erhob nur eine konkrete Forde- energiebehörde IAEA zu einem scharfen Protest veranlasst rung an den Kongress: Immunität für alle Beteiligten. hat. Ein Bericht aus dem Geheimdienstausschuss des Re- Und das, noch bevor das Parlament in einen Wahlkampf präsentantenhauses enthalte «einige falsche, irreführen- geht, an dessen Ende ein Sieg der Opposition stehen de und unbelegte Informationen», heißt es in einem Brief könnte. «Er ist sich bewusst, dass es bei den Demokraten des IAEA-Direktors für Außenbeziehungen, Vilmos Cser- Kräfte gibt, die ihn gern des Amtes entheben würden. Ei- veny, an den Ausschussvorsitzenden Peter Hoekstra. Die ne Anklage nach dem Gesetz gegen Kriegsverbrechen bö- IAEA bemängelt vor allem Angaben über angeblich waf- te dazu eine Handhabe.» Eine weitere List der Weltge- fenfähiges Uran im Iran. Im Ausschuss-Bericht sei davon schichte – im Sinne des großen Philosophen Hegel? Ein die Rede, dass «Uran in Iran so weit angereichert werde, Beobachter jedenfalls meint: «Der amerikanische Rechts- dass es atomwaffenfähig sei». Im Iran werde «Uran aber staat hat dafür gesorgt, dass Al-Qaida der Prozess ge- nur bis zu einem Grad von 3,6 Prozent angereichert – weit macht wird. Er sorgt jetzt womöglich dafür, dass deren weniger als die 90 Prozent, die für den Atomwaffenbau ärgster Feind, George W. Bush, ebenfalls einen erhält.»12 nötig sind»15. Ein westlicher Diplomat in Wien kritisierte die USA deutlich. Das Vorgehen des Ausschusses zum Saddam Hussein hatte keine Verbindung zu Al-Qaida Atomstreit mit Iran erinnere an die Vorgeschichte des Ein Teil der Senatoren hat bereits Vorarbeit dazu geleistet: Irakkriegs, als die USA offenbar haltlose Angaben über Mit einem 400 Seiten dicken Bericht hat der Geheim- Massenvernichtungswaffen im Irak machten. dienstausschuss des US-Senats Präsident Bush «eine schal- lende Ohrfeige» verabreicht: Für einen der Hauptgründe Mit dem Bösewicht Osama winken des Irakkriegs – eine Verbindung zwischen Diktator Sad- Nicht außer acht lassen darf man, dass im November dam und dem Terrornetzwerk Al-Qaida – gibt es «keiner- (Kongress-)Wahlen sind. Gewisse Vorstöße bekommen lei Hinweise». Saddam Hussein und seine Schergen in nur dadurch einen Sinn. Wichtig ist auch die Stimmung: Bagdad «hatten keine Verbindung, boten keine Zuflucht «Die Wähler sind des Irakkrieges mehr und mehr müde, und drückten auch kein Auge zu in Richtung Sarkawi und doch sie haben Angst vor Osama» – wie ein Beobachter

Der Europäer Jg. 10 / Nr. 12 / Oktober 2006 21 Apropos kurz und bündig feststellt16. Deshalb kann Bush die Ge- sachverständiger bei Gericht, meint: So wie die Behör- schichte mit den CIA-Flügen jetzt auch ohne weiteres den die Pläne der mutmaßlichen Terroristen geschildert zugeben. Beim Wähler bleibt hängen, dass der Präsident haben, könnten sie technisch gar nicht funktionieren.18 etwas gegen den Bösewicht Bin Laden tut; dass das etwas Ebenso aufschlussreich ist, was der Sicherheitschef außerhalb der Legalität geschieht, ist den meisten egal; des Flughafens Zürich-Kloten, Robert Gattiker von der Hauptsache, sie fühlen sich etwas sicherer. Die Methode Kantonspolizei Zürich, in der Sendung «Rundschau» hat schon vor zwei Jahren bei der Präsidentschaftswahl des Schweizer Fernsehens zu den verschärften Sicher- bestens funktioniert. Um zu kontern, müssen sich die heitsmaßnahmen sagte, die seit den Terrorwarnungen Demokraten auch etwas einfallen lassen: Im letzten in London auch am Flughafen Kloten gelten: «überflüs- Apropos wurde geschildert, dass bereits Ende 2005 der sig». Mit modernen Geräten könne Flüssigsprengstoff US-Geheimdienst CIA die interne Abteilung geschlossen nachgewiesen werden. Ob Sprengstoff fest, flüssig oder hat, die jahrelang für die Jagd auf Al-Qaida-Chef Osama gelartig sei, ändere nichts: «Wir können das detektie- bin Laden zuständig war. Die Mitarbeiter und das Geld ren.» Die verschärften Kontrollen seien «rein politisch konnten anderswo besser eingesetzt werden, da seit zwei und administrativ bedingt». Sie seien auf Grund von Jahren keine Spur von Osama mehr zu finden war17. Vorschriften in den USA eingeführt worden.19 Nach der Wahllogik ist da jetzt ein Loch, in das man vorstoßen kann. Deshalb setzte ein Demokrat im US- Was Rudolf Steiner dazu sagt Senat eine Finanzspritze von 200 Millionen Dollar (!) Offenbar sollen die Menschen heutzutage konditioniert durch, damit wieder eine Geheimdienst-Einheit gegrün- werden – nicht zuletzt mit Angst. Das kann den nicht det wird, um Osama bin Laden zu suchen12. verwundern, der das Erbe Rudolf Steiners studiert. Die Osama bin Laden taugt offensichtlich sehr gut als geschilderten Phänomene sind offensichtlich die noch angsteinflößender Bösewicht. Ob er und seine Al-Qaida relativ harmlosen Anfänge einer Entwicklung, die sich aber überhaupt etwas mit dem Geschehen vom 11. Sep- schnell beschleunigen wird: «Es wird gar nicht lange tember 2001 zu tun haben, ist keineswegs gesichert. Bis dauern, wenn man das Jahr 2000 geschrieben haben jetzt wurden zwar viele Menschen verhaftet und min- wird, da wird nicht ein direktes, aber eine Art von Ver- destens zum Teil gefoltert, aber – nach immerhin fünf bot für alles Denken von Amerika ausgehen, ein Gesetz, Jahren! – kein einziger als 9/11-(Mit-)Täter verurteilt. So welches den Zweck haben wird, alles individuelle Den- klar kann also die Beweislage nicht sein! Der Bericht der ken zu unterdrücken.»20 offiziellen 9/11-Kommission ist nur bedingt brauchbar – Boris Bernstein* so umfangreich er auch ist –, weil er entscheidende offe- ne Fragen schlicht nicht behandelt. So ist immer nur * Boris Bernstein arbeitet seit Jahrzehnten bei einem von den beiden WTC-Türmen die Rede, die im freien europäischen Printmedium. Fall in sich zusammengestürzt sind; der dritte Turm (WTC-7), in den kein Flugzeug einschlug, der aber den- 1 New York Post, 6.9.2006 noch auch innert Sekunden in sich zusammensank, 2 Spiegel Online, 7.9.2006 3 AP-Meldung vom 7.9.2006 kommt überhaupt nicht vor. Auch die verschiedenen 4 AP-Meldung vom 10.9.2006 Militärübungen, die merkwürdigerweise gleichzeitig mit 5 Spiegel Online, 6.9.2006 den Anschlägen stattfanden, kommen nur in einer Fuß- 6 Die Welt, 6.9.2006 note vor. Das ist auch nicht verwunderlich, weil die 7 Ron Suskind: The One Percent Doctrine, Kommission nicht unabhängig ist: Sie wurde vom US- 8 Die Welt, 13.7.2006 Präsidenten eingesetzt und besteht paritätisch aus Mit- 9 www.netzeitung.de/ 6.9.2006 10 www.telepolis.de/ 7.9.2006 gliedern der beiden Parteien, die primär deren Interessen 11 www.faz.net/ 6.9.2006 vertreten. Nur eine wirklich unabhängige, internationa- 12 Die Welt, 8.9.2006 le Kommission könnte mehr zur Aufklärung beitragen. 13 Spiegel Online, 8.9.2006 14 www.faz.net/ 11.9.2006 Verschärfte Flughafenkontrollen: 15 AFP-Meldung vom 14.9.2006 «Völlig überflüssig» 16 Die Welt, 14.9.2006 17 Spiegel Online, 10.9.2006 Apropos: Auch beim Terror-Szenario von London, bei 18 stern 36/2006 dem angeblich Terroristen Flugzeuge mit Flüssigspreng- 19 Schweizer Fernsehen: Rundschau, 6.9.2006. SDA-Meldung stoff eliminieren wollten, sind Zweifel angebracht: Der vom 6.9.2006 britische Sprengstoffexperte Nigel Wylde, heute Waffen- 20 Rudolf Steiner, GA 167, 4. April 1916

22 Der Europäer Jg. 10 / Nr. 12 / Oktober 2006 Weltbedeutung des Erkennens

«Das Erkennen ist das vollendetste Glied im Organismus des Universums.» Warum ich Karen Swassjans Interpretation dieses Fundamentalsatzes für unhaltbar erachte

ie im Septemberheft veröffentlichte kritische Angesichts der bisherigen Reaktionen von Autor und DRezension des Buches von Karen Swassjan Rudolf Lesern möchte ich zunächst die Unhaltbarkeit der Steiner – ein Kommender aus der Feder von Marianne zweiten These näher begründen. Wagner hat ein lebhaftes Echo ausgelöst. Davon zeugt Thomas Meyer ein Leserbrief von Swassjan auf Seite 26, eine anonyme Zuschrift sowie weitere, uns zugesandte Kommentare. Im Sachkontext betrachtet Die anonyme Zuschrift veröffentlichen wir aus prin- Was will Steiner mit dem im Titel angeführten Satz aus zipiellen Gründen nicht. Karen Swassjan wird Gele- der Vorrede von Wahrheit und Wissenschaft zum Aus- genheit haben, auf den vorliegenden Artikel im No- druck bringen? Halten wir ihn mit anderen Äußerungen vemberheft zu antworten; ich selbst werde auf seine zusammen, die über die Funktion des Erkennens aufklä- Zuschrift (S. 26) eingehen. ren. Zum Beispiel mit einer Stelle aus den Grundlinien ei- Leider haben sich im Zusammenhang mit der uns ner Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung. In unaufgefordert zugesandten Rezension von M. Wagner Teil F. Die Geisteswissenschaften finden wir im Kap. 17 zwei Ungenauigkeiten eingeschlichen. Die im Leserbrief in Bezug auf die Funktion des erkennenden Geistes in- von H. Stöbe-Eckerdt (S. 27) zurecht beanstandeten Feh- nerhalb der anorganischen und organischen Naturwis- ler sind beim Schreiben, resp. beim Abschreiben der senschaft folgende Aussage: «Die Wissenschaft hat hier Rezension unterlaufen. eine weltbedeutsame Rolle. Sie ist der Abschluss des Noch bedauerlicher ist der mir selbst auf S. 23 unter- Schöpfungswerkes. Es ist die Auseinandersetzung der laufene Lapsus mit dem «sic». Der im Titel angeführte Natur mit sich selbst, die sich im Bewusstsein des Men- Fundamentalsatz Steiners aus Wahrheit und Wissenschaft schen abspielt. Das Denken ist das letzte Glied in der enthält ein «im» und nicht ein «am», wie sich irgend- Reihenfolge der Prozesse, die die Natur bilden.» Mit an- wann fälschlicherweise meinem Gedächtnis einprägte. deren Worten: ohne dass die Natur erkannt wird, ist ih- Ich hatte den Irrtum im letzten Moment zwar bemerkt re Bildung unabgeschlossen. Oder wie es in der Philo- und richtiggestellt; die entsprechende Änderung wurde sophie der Freiheit (5. Kap.) heißt: «Mit welchem Rechte aber infolge einer Auslandreise bei der letzten Korrektur erklärt ihr die Welt für fertig ohne das Denken? (...) Stel- nicht mehr ausgeführt. Karen Swassjan hatte den von let die Pflanze euch selbst gegenüber. Sie verbindet sich mir an diesem Punkt korrigierten Satz völlig korrekt in eurer Seele mit einem bestimmten Begriffe. Warum zitiert. gehört dieser Begriff weniger zur ganzen Pflanze als * Blatt und Blüte?» Und das Wesen des Erkennens bestim- In der Septembernummer wurden parallel zur Buchre- mend, sagt Steiner: «Der Erkenntnisakt ist die Synthese zension zwei wichtige Kernthesen von Karen Swassjan von Wahrnehmung und Begriff» (Philosophie der Frei- (siehe Kasten S. 24) in Frage gestellt, als buchstäblich heit, Kap. 5). Erst das durch eine solche Synthese erkann- fragwürdig bezeichnet. te Wesen oder Ding steht in seiner vollendeten Gestalt Was die erste These betrifft, so wäre die Frage zu stel- vor uns. len: Hat Swassjan beobachtet, dass Steiner mit seinem Denken sein [Swassjans] und anderer Menschen Ich ins Jeder Mensch kann Mitschöpfer und -vollender Sein bringt resp. erschafft?) des Weltprozesses werden Diese These Swassjans lässt das Ich-Sein aller Men- Schauen wir uns zuletzt den unmittelbaren Kontext des schen als Ausfluss oder Geschöpf eines ganzen be- Titelsatzes innerhalb der Schrift Wahrheit und Wissen- stimmten menschlichen Ichs – desjenigen von Stei- schaft selbst an. Voraus gehen ihm folgende Sätze: «Die ner nämlich – erscheinen, wodurch dieser in den Aufgabe der Erkenntnis ist nicht: etwas schon ander- hierarchischen Rang eines Geistes der Form (Hierar- wärts Erkanntes in begrifflicher Form zu wiederholen, chie der Exusiai) versetzt wird, was wohl kaum mit sondern die: ein ganz neues Gebiet zu schaffen, das mit Steiners eigenem Selbstverständnis in Einklang zu der sinnenfällig gegebenen Welt zusammen erst die vol- bringen ist ... le Wirklichkeit ergibt. Damit ist die höchste Tätigkeit

Der Europäer Jg. 10 / Nr. 12 / Oktober 2006 23 Weltbedeutung des Erkennens des Menschen, sein geistiges Schaffen, organisch dem allgemeinen Weltgeschehen eingegliedert. Ohne diese Zwei fragwürdige Thesen von Karen Swassjan Tätigkeit wäre das Weltgeschehen gar nicht als in sich Wiederholung aus Nr. 11, korrigierte Fassung abgeschlossene Ganzheit zu denken. Der Mensch ist dem Weltlauf gegenüber nicht ein müßiger Zuschauer, Folgende zwei Thesen aus dem rezensierten Werk von Karen der innerhalb seines Geistes das bildlich wiederholt, was Swassjan verdienen unserer Ansicht nach besondere Beachtung, sich ohne sein Zutun im Kosmos vollzieht, sondern der da sie uns in hohem Maße als fragwürdig erscheinen. Zur näheren tätige Mitschöpfer des Weltprozesses; und das Erkennen Begründung siehe den nebenstehenden Artikel. ist das vollendetste Glied im Organismus des Univer- Die Redaktion sums.»

Innerhalb dieses vollendetsten Gliedes wird der Bil- Werde ich von Rudolf Steiner gedacht? dungsprozess des schon vorhandenen Universums erst (...) So erhellt sich der Sinn meines Daseins im Lesen der Bü- abgeschlossen, «vollendet» eben. cher Rudolf Steiners. Mir wird urplötzlich klar: Derjenige, Gegenüber der Erschaffung der Materie, des Leben- der sie geschrieben (gesprochen) hat, denkt, während der dig-Wachsenden und des Beseelten ist die erst beim Lesende gedacht wird. ICH WERDE VON RUDOLF STEINER GEDACHT – ERGO SUM: dies meine felsenfeste Antwort Geistwesen Mensch auftretende Fähigkeit des Erken- auf alle schon vorhandenen und mir noch bevorstehenden nens das Vollendetste, zu welchem es die Evolution ge- Fragen. Erschüttert von dieser Entdeckung, ja was sage ich! bracht hat, ganz gleichgültig, bei welchem einzelnen von dieser Selbsterfindung, merke ich nicht einmal, wie Menschen das jedem Menschen zugängliche Gesetz des mein eigener Gedanke, mein allererster Gedanke in mir Erkennens im Hinblick auf irgendein Objekt in indi- durchstößt. Ich denke schon selbst, selbständig, selbster- vidueller Form verwirklicht oder zur Erscheinung ge- füllt, indem ich dahinterkomme, daß ich von Rudolf Stei- ner gedacht werde. Von diesem Augenblick an wird mir al- bracht wird. Ja, das Schöpfungswerk bleibt unvollendet, les anders. Der große Ernst hebt an, das Schicksal der Seele wenn es nicht im Laufe von Jahrtausenden durch das wendet sich (...) durch unzählige Menschen verwirklichte Erkennen nach und nach ergänzt wird. An dieser Vollendung der Aus: Rudolf Steiner – Ein Kommender, op. cit., S. 44f. Welt wirkt jeder Mensch als Erkennender mit. Wer immer auch das noch so geringfügigste Ding oder Geschehen Meint Rudolf Steiner im folgenden Satz in der Welt erkennt, ist ein Mitvollender der Schöpfung. sein Erkennen? Die Welt ist nicht ohne das Erkennen vollendet; der «Das Erkennen ist das vollendetste Glied im Organismus Mensch nicht bloß passiver Betrachter der «Wirklich- des Universums.»* keit». Volle Wirklichkeit ist erst die erkannte Wirk- (...) Ich kehre zu dem oben angeführten Satz aus «Wahrheit lichkeit. Jeder einzelne Mensch wird also zu einem Mit- und Wissenschaft» zurück und versuche ihn nicht allge- vollender des Universums, durch den allergeringfü- mein, sondern besonders aufzufassen. Ist das Erkennen das vollendetste Glied im Organismus des Universums, dann gigsten Erkenntnisakt, den er verrichtet. Diese Vollen- fragt sich doch: Wessen Erkennen? Jedes Vermeiden dieser dungsarbeit ist natürlich weder im individuellen noch Frage durch rein philosophische Selbstgenügsamkeit in der im kollektiven Leben der Menschheit irgendwo end- Wiege der ersten aristotelischen Kategorie droht mir mit gültig abgeschlossen oder endgültig «vollendet». dem nominalistischen Selbstmord und dem Wiedererwa- In diesem Sinne gibt es ein einheitliches großes Band, chen im Skeptizismus. Ich beantworte diese Frage und bege- das alle Erkennenden der Vergangenheit, Gegenwart und he damit einen anderen Selbstmord: Ich sterbe nämlich in meinem morschen, philosophisch-theologisch fingierten Zukunft zur Gemeinschaft der weltvollendenden Wahrheits- Selbst, indem ich in mein werdendes Anthroposophisches sucher zusammenbindet. hineinsterbe. Meine Antwort ist: Das vollendetste Glied Aber um in vielleicht nur allergeringfügigstem Maße im Organismus des Universums ist das Welterkennen als die Welt mitzuvollenden, muss der Mensch die höchste Selbsterkennen eines einzelnen Menschen, dessen irdischer seiner Tätigkeiten in reiner Form aufrufen und zur Ent- Name Rudolf Steiner ist. Man hat nur als Anthroposoph die wicklung bringen: eben das Erkennen. Dieses darf nicht Dinge beim Namen zu nennen, um sie in den ihnen allein gebührenden Brennpunkt scharf einzustellen. mit Behaupten, Vermuten, Spekulieren oder Ähnlichem A.a.O., S. 146f. verwechselt oder vermengt werden. Weder das begriffs- lose Anstarren von Wahrnehmungen noch das wahr- nehmungs- oder bodenlose, wenn auch vielleicht noch so «geistreiche» Ausspinnen von Begriffen ist weltvoll- * R. Steiner, Wahrheit und Wissenschaft, Vorrede. endendes Erkennen, im Sinne Rudolf Steiners.

24 Der Europäer Jg. 10 / Nr. 12 / Oktober 2006 Weltbedeutung des Erkennens

Das Missverständnis Fazit Nun kann man natürlich auch fragen, ob es innerhalb Swassjan meint, um den Titelsatz in seiner Wahrheit be- des durch jeden Menschen praktizierten Welt-Vollen- greifen zu können, «fragt es sich doch: wessen Erken- dens durch die Erkenntnis Unterschiede oder Stufen der nen?», und er beantwortet die Frage mit: das von Rudolf Vollkommenheit gibt. Das ist selbstverständlich zu beja- Steiner. Das wäre damit vergleichbar, dass jemand die hen. Man kann fragen: Wessen Erkenntnis stellt den Behauptung aufstellte: Das Gelderwerben ist der wich- «vollendetsten» Vollendungsbeitrag im Universum dar? tigste Faktor in der modernen Weltentwicklung, und Eine solche Fragestellung beruht auf einer vergleichenden ein anderer behauptete, da fragt es sich doch: wessen Bewertung der konkreten Erkenntnisleistungen einzel- Gelderwerben? Und der dann noch zugleich die Ant- ner Menschen – worum es Steiner in seiner Wissen- wort geben würde: des Gelderwerbens von Herrn X, des schaft des Erkennens an keiner Stelle geht. reichsten Mannes der Welt, auf den allein der Satz an- Wir stehen vor dem Faktum einer kolossalen Ver- wendbar sei. Oder: Jemand will das Wesen des Hundes wechslung: Steiner will in Wahrheit und Wissenschaft bestimmen, und ein anderer sagt: wessen Hund soll be- und auch in den früheren oder späteren philosophi- stimmt werden? schen Grundausführungen zeigen, dass die Welt durch Es muss im Sinne einer immanent-kritischen Inter- jeden einzelnen Erkennenden vollendet wird, nicht im ab- pretation Rudolf Steiners ernst genommen werden, dass soluten Sinne, sondern im konkreten Sinne des jeweili- Steiner tatsächlich das Erkennen, das jeder Mensch in gen, zu einer bestimmten Zeit, von einem bestimmten größerem oder geringerem Umfang verwirklichen kann, Menschen an einem bestimmten Objekt aufgezeigten als vollendetstes Glied im Organismus des Universums Erkenntnissachverhaltes. Dass es innerhalb dieses gene- bezeichnet. Es findet sich bei ihm kein objektiver Anlass rellen Vollendens der Welt durch verwirklichte Erkennt- zur Annahme, er würde zwar – im Grunde in verlogener nisakte – etwa in Bezug auf Tiefe und Komplexität – ver- Weise und nur zum Schein – von dem Erkennen spre- schiedene individuelle Vollkommenheitsgrade gibt – chen, um die Leser in Wirklichkeit auf seine eigene dies- darauf kommt es Steiner in diesen Schriften einfach bezügliche «Rekordleistung» hinzuweisen. nicht an. Steiners Bestimmung des Erkennens ist überpersön- Die Interpretation von Swassjan, dass nur Steiners lich-sachlicher Natur. Swassjans gewaltsame Interpreta- Erkennen das Prädikat vollendet verdiene, beruht auf einer tion macht daraus eine persönlich-elitäre Angelegen- Verwechslung des zweiten mit dem ersten Gesichts- heit, indem er behauptet, der Titelsatz gelte nur für das punkt. Das damit charakterisierte Missverständnis im- Erkennen Rudolf Steiners selbst. pliziert aber, wenn zu Ende gedacht, dass Steiner in der Auf die Philosophie und Erkenntniswissenschaft Ru- Titelaussage, falls er sie so aufgefasst hätte wie Swassjan, dolf Steiners lässt sich Karen Swassjans Interpretation von seinem eigenen Erkennen sprechen würde, das er als des Titelsatzes nicht stützen. das vollendetste Glied im Universum ansähe. In diesem Falle hätte man es mit der an Unbescheidenheit kaum Thomas Meyer zu überbietenden, mit wirklicher Philosophie nicht das Geringste zu tun habenden Äußerung eines Egomanen höchster Blüte zu tun. Und wer einwendete, Ersteres eben sage Steiner, aus Bescheidenheit, ja nur indirekt, unterschiebt ihm, dass er nur zum Schein eine allgemei- ne Bestimmung der Weltbedeutung des Erkennens vor- Korrigenda zu Nr. 11, September 2006 nehme, während er in Wirklichkeit sein eigenes Erkennen als das vollendetste Glied im Organismus des Univer- Der Artikel zu erschien zu dessen 130., sums hinstellen wolle. nicht 140. Geburtstag. Ferner muss es heißen Wir stehen, mit den Augen Swassjans betrachtet, «(...) in der Atmosphäre des Raumes, der uns drei ver- vor einem gigantischen Eigenlob Steiners, der es nicht einigte» (beides S. 3). den Göttern überlassen würde, zu beurteilen, welcher Mensch das durch alle Menschen betätigbare vollen- In dem Kasten mit den Thesen von Karen Swassjan detste Glied im Organismus des Universums (= das Er- (S. 23) muss es heißen «(...) im Organismus des Univer- kennen) am vollendetsten realisiert oder ausgebildet hat, sums», die beiden (sic!) sind daher überflüssig, s. auch falls die Götter an derartigen «olympischen» Rangver- S. 24 der vorliegenden Nummer. leihungen überhaupt Interesse haben.

Der Europäer Jg. 10 / Nr. 12 / Oktober 2006 25 Leserbriefe

Leserbriefe diesem abgezogenes gemeint sein ist gemäß Wahrheit und Wissenschaft da- kann.» Dieser Passus erschien den He- durch wirklich, dass es erkannt wird, rausgebern der zweiten Auflage des dass es vom leibhaftigen Menschen ge- «Egoismus in der Philosophie» (1939) dacht wird. dermaßen erschrecklich, daß sie sich anmaßten, ihn zu streichen. Aufgrund In meinem jahrzehntelangen Studium Alles nicht so «fragwürdig»? seiner «Fragwürdigkeit» gewissermaßen, der Philosophiegeschichte war ich be- Zum Kasten «Zwei fragwürdige Thesen von um es im Stil der Redaktion des Euro- strebt, an diversen Philosophen ein Karen Swassjan» in Jg. 10, Nr. 11 (S. 23), päers zu sagen. gekonntes Welterkennen wahrzuneh- und auf S. 24 dieser Ausgabe men. Rudolf Steiner ist für mich einer, Also: Das absolute transzendentale ICH bei dem dieser Weltprozess seine Kul- Mir wird von Seiten der Redaktion des der Philosophen finden wir beim Verfas- mination erreicht hat. So, und nur so, Europäers eine «in hohem Maße fragwür- ser der Philosophie der Freiheit als das leib- ist mein Satz: «Ich werde von Rudolf dige» Position unterstellt, die in der fol- hafte, reale ich des Einzelnen. Mir blieb Steiner gedacht», zu verstehen. Denn genden Frage zugespitzt wird: «Geht es nun nach alledem nichts übrig als zu Rudolf Steiner hat (im oben angedeu- Rudolf Steiner um das Erkennen oder fragen: wessen Ich? Leibhaft und real ist teten Sinne) nicht nur das Wesen der um sein Erkennen?» Es werden ferner und bleibt eben: leibhaft und real. Es sei Welt, sondern auch das Wesen des Ich zwei Zitate aus meinem Buch angeführt, denn, man nähme diesen Satz Rudolf in sich, während mein aktuelles Ich da- deren «Fragwürdigkeit» für die Redak- Steiners als «fragwürdig» nicht ganz durch und nur soweit entsteht, dass tion offensichtlich derart selbstver- ernst, was manche Anthroposophen seit und inwiefern ich selber im Stande bin, ständlich ist, daß sie sich jeglichen Kom- geraumer Zeit auch tun. es zu denken und dadurch zu sein (und mentars dazu enthält. Aus Platzmangel es mir nicht nur sprachlich zuzuschrei- erlaube ich mir, die beiden Zitate durch Ich gehe, anknüpfend an Rudolf Steiner, ben). ein drittes, von Rudolf Steiner, zu ergän- von der folgenden – hier nur sträflich zen (es wird zwar in meinem Buch zi- verkürzt wiederzugebenden – Gedan- Die von der Redaktion formulierte Frage tiert, scheint aber von der Redaktion kenkette aus: «Geht es Rudolf Steiner um das Erken- nicht bemerkt worden zu sein). nen oder um sein Erkennen?» erweist «Der durch abstrakte Schlußfolgerung sich auf diesem Hintergrund als falsche Das Zitat (in meinem Buch auf S. 148) angenommene Gott ist nur der in ein Alternative, als absurd: Natürlich geht es entnehme ich der Abhandlung Rudolf Jenseits versetzte Mensch» (Philosophie Rudolf Steiner um das Erkennen, wel- Steiners «Der Egoismus [Individualis- der Freiheit). – «Alles in der Welt ist ches aber – und das hat jeder Anthropo- mus] in der Philosophie» (1899). Das bewußt» (Geheimwissenschaft). Dieses soph zu beachten – seines bereits ist. Un- Thema dieser Abhandlung ist das philo- Bewußte der Welt (= die geistige Welt) seres kann es, mit Aussicht auf Vulkan, sophische Ich (von den Vorplatonikern bildet unser Unbewußtes, welches in werden: in dem Ausmaß, in dem wir uns bis zu Stirner und Nietzsche). Also kei- graduellen Abstufungen existiert. Das von ihm denken lassen. neswegs unser Alltags-Ich, sondern das- Erkennen ist jener Prozeß, in welchem jenige, von dem etwa Fichte in seiner das Unbewußte bewußt wird – im Men- Wer diese Umstände ignoriert, wird zwi- Wissenschaftslehre spricht, meint der schen, denn denken, erkennen kann schen dem sogenannten Spätwerk des Autor, indem er sagt: «Das Wesen der nur der Mensch. Das gilt, als Potentiali- Lehrers Rudolf Steiner und dem Früh- Dinge kommt mir nicht aus ihnen, son- tät, für uns alle – im Sinne jenes «Ihr seid werk des Denkers (auf welches hinzuwei- dern aus mir zu. Mein Inhalt ist ihr We- Götter»-Satzes aus Johannes (10,34). sen er bis zuletzt nicht müde wurde) sei- sen. […] Im Erkenntnisprozeß entneh- Immer aber hat es Menschen gebraucht ne Wahl treffen müssen. Oder er wird me ich aus mir das Wesen der Dinge. und gegeben, die das Amt des Göttli- Brüche, Diskontinuitäten und Wider- Ich habe also das Wesen der Welt in mir. chen durch ihr aktuelles Können wahr- sprüche sammeln müssen. Mein Ver- Folglich habe ich auch mein eigenes nahmen (in der Antike etwa: «divus Pla- ständnis dieser Dinge habe ich, so gut Wesen in mir.» Genau diese Erkenntnis ton», im Mittelalter: «divus Thomas»): ich es konnte, in meinem Buch darzule- wird in der Vorrede zu Wahrheit und als «Repräsentanten der Menscheit», gen versucht. Wissenschaft als «das vollendetste Glied um mit Emerson zu sprechen. In ihnen im [sic!] Organismus des Universums» – und uns, nach Maßgabe unserer je in- Ich nehme mir die Freiheit, von der Re- bezeichnet. dividuellen Fähigkeit, unsere Potientali- daktion eine Stellungnahme dazu zu tät zu aktualisieren – wurde und wird erwarten, keine bloßen Behauptungen. Es wäre nun alles nicht so «fragwürdig», die Welt entsprechend individuell. In Jedenfalls kann ich eine anthroposo- käme zu diesen Sätzen nicht eine Klar- der Innenwelt dieser Menschen wird phische «Kritik» nur dann ernst neh- stellung hinzu, die ich in meinem Buch das Universum bewußt – seine Bewußt- men, wenn sie sich Mühe gibt, mit Sät- ebenfalls zitiere: «Es erscheint», sagt Ru- heit ist mit ihrer koextensiv: «Die zen wie den oben zitierten intelligent dolf Steiner, «nach diesen Ausführungen menschliche Innenwelt ist das Innere und besonnen fertig zu werden. fast überflüssig zu sagen, daß mit dem der Natur» (Einleitung zu Goethes Sprü- Ich nur das leibhafte, reale Ich des Ein- chen in Prosa). Was ist (einschließlich al- Karen Swassjan zelnen und nicht ein allgemeines, von ler Naturwesenheiten und Hierarchien),

26 Der Europäer Jg. 10 / Nr. 12 / Oktober 2006 Leserbriefe

Druckfehler S. 150 des besprochenen Buches. Swass- dass dies nicht die richtige Frage sei, dass Zu: Karen Swassjan, Rudolf Steiner. jan weist hin auf Sokrates, den weisesten, ich mein Problem so und so zu lösen hät- Ein Kommender, Buchbesprechung von «weil er weiß, dass er nichts weiß», eben- te. Unerbetene Rat-Schläge prasselten auf Marianne Wagner, in: Jg. 10, Nr. 11 so auf den alles studiert habenden Faust, mich ein. Sie verletzten mich, weil meine der aber steht in «Anerkennung seiner Frage nicht respektiert worden war. Es Was so ein Druckfehlerteufelchen doch eigenen Nullität – sonst hieße er – mit stellte sich heraus, dass die Person die alles kann! In unserem Falle schafft er es Verlaub – Wagner.» nomen est omen? Antwort nicht wusste, aber zu stolz war, sogar, sich das Mäntelchen anzuziehen, um das erlösende Wort «Ich weiß es das da heißt: «Der Wunsch ist der Vater Dennoch, es sei der Redaktion ge- nicht» auszusprechen. Verständnisvoll des Gedankens». Das von M. Wagner als dankt für die auf grauem Grund abge- erinnerte ich mich des Ausspruches über «Vorspiel» (wer spielt hier wem etwas druckten Buchzitate. Sie sind zwar auch die unausstehlichen Anthroposophen. vor?) titulierte Einführungskapitel aus (s.o.) aus dem Zusammenhang gerissen Ich beschloss, diesbezüglich noch mehr Swassjans Buch heißt angeblich «Streifzü- und damit leicht zum Abschuss für den auf der Hut bei mir selber zu sein. ge eines Unphänomenalen» (richtig ist: Leser freigegeben, aber trotzdem: Wer Urphänomenalen). Mit teuflischer Ge- sich auf diese zwei Zitate einlässt, Ist es nicht traurig, wenn die Beschäfti- nauigkeit beleuchtet diese Druck-Tat- kommt nicht umhin, das Buch «zu sich gung mit der Anthroposophie zur Auf- Sache den Unterschied zwischen Autor zu nehmen», möglicherweise auch zu blähung des kleinen Ich, des Gefühls der und Kommentatorin, wenn man das Ur- verschlingen. Diese Nahrung – kompro- Überlegenheit über andere Menschen und Un- jeweils vor das Wort Verständnis misslos, geistesgegenwärtig – führt zur missbraucht wird? Wie peinlich kann setzt. – Im Verlauf desselben Satzes wird Gesundung und befreit von den Be- dann auch das gegenseitige Schulmeis- es noch interessanter und das wohl kaum schwerden mancher sog. anthroposo- tern wirken, in dem ein Anthroposoph als Druckfehlerfolge: M. Wagner schreibt, phisch daherkommenden Sekundärkost. dem anderen seine alleinseligmachende Swassjan eröffne den ersten Teil seines Meinung um die Ohren schlägt, wie z.B. Buches mit dem Titel «Das Ende der Phi- H. Stöbe-Eckerdt, Schönach zum Thema Lichtnahrung. Ich treffe losophie». – Nun steht aber im Inhalts- immer wieder Menschen an, die mich verzeichnis desselben auf S. 5, 1. Teil – durch ihre schlichte Weisheit und «Die Überwindung der Philosophie» selbstverständliche Moralität tief beein- (qualitativ doch wohl etwas ganz anderes, Anthroposophen drucken. Oft hatten sie nie von Rudolf oder?). Mir sei dazu folgende Frage er- Steiner gehört. laubt: Wenn ich nicht fähig oder gewillt Kürzlich begegnete ich einem Menschen, bin, den Autor sprechen zu lassen, son- mit dem sich bald ein sehr interessantes Ich denke, dass der Umgang mit der An- dern die im Buch sogar «fett» gedruckten Gespräch entwickelte. Nach einiger Zeit throposophie mich immer wieder an Titel unachtsam umdeute, ist es mir dann fragte ich ihn, ob er sich nicht für An- die Grenzen führt. Wenn ich bedenke, erlaubt zu be- bzw. zu verurteilen? – oder throposophie interessiere. Er antwortete, wie viel von all dem Angelesenen sich bei anders – kann ich als Leser davon ausge- er könne diese Anthroposophen nicht mir in Weisheit verwandelt hat, so dürfte hen, dass die Kommentatorin den Rest des ausstehen, die auf jede Frage eine Ant- das eine Maus bequem auf ihrem Schwanz Buches (immerhin 354 Seiten) so gelesen wort wissen, auch wenn sie keine haben. davontragen. Aber ich hoffe, dass ich dies hat, dass sie sich auf den Text einließ? Auch ich machte diese Erfahrung. Auf ei- beim Übertritt über die Schwelle trotz- ne klare Frage, die für mich wichtig war dem mit hinüberbringen darf. Dazu passt, wenn auch aus dem und die durch eine einfache Auskunft zu Zusammenhang gerissen – ein Zitat von beantworten war, wurde mir bedeutet, Ernst Maloc-Parker, Ilkeston, U.K.

Dilldapp

Der Europäer Jg. 10 / Nr. 12 / Oktober 2006 27 Impressum -Samstag

Veranstaltung im Stadthaus Basel Stadthausgasse 13 / Nähe Marktplatz, 4051 Basel 10.00 –12.30 und 14.00 –17.30 Uhr Symptomatisches aus Politik, Kultur und Wirtschaft

Monatsschrift auf der Grundlage der Geisteswissen- schaft Rudolf Steiners (Hg. von Thomas Meyer) LV. Samstag, 21. Oktober 2006

Jg. 10 / Nr. 12, Oktober 2006

Bezugspreise (ab Jg.11, Nov. 06 – Okt. 07): • Einzelheft: Fr. 11.–/ € 7.– (zzgl. Versand) RUDOLF STEINER • Doppelheft: Fr. 19.– / € 12.– (zzgl. Versand) • Jahresabonnement: Fr. 115.–/ € 70.– (inkl. Versand) • Luftpost/Übersee: Fr.165.– / € 110.– (inkl. Versand) UND SEIN SCHÖPFERISCHER • Probeabonnement (3 Einzelnrn. oder 1 Einzelnr. und 1 Doppelnr.): Fr. 30.–/ € 20.– (inkl. Versand) SCHÜLERUMKREIS • AboPlus (Jahresabo plus Spende): Fr.160.– / € 100.–

Erscheinungsdaten: Hermann Beckh (1875–1937) – u.a. geisteswissenschftlicher Einzelnummern erscheinen immer in der ersten Sprachforscher, Musik- und Religionswissenschaftler Woche des entsprechenden Monats, Doppelnummern um Monatsmitte. Edzard Clemm, Bonn Kündigungsfrist: Eine Kündigung muss bis spätestens am 1. Oktober bei uns eingetroffen sein, sonst wird das Abonnement Kursgebühr: Fr. 70.– automatisch um einen Jahrgang verlängert. Der Jahrgang beginnt jeweils im November und endet Perseus-Förderkreis-Mitglieder und AboPlus-Abonnenten im Oktober. erhalten 20% Ermässigung (Fr. 56.–) Geschenkabonnements sind auf 1 Jahr befristet. Anmeldung erwünscht! Redaktion: Telefon 0041 (0)61 302 88 58 oder 0041 (0)61 383 70 63, Thomas Meyer (verantwortlich), Brigitte Eichenberger, Andreas Flörsheimer, oder [email protected] Ruth Hegnauer, Helga Paul, Lukas Zingg. Veranstalter: Redaktionsanschrift: Perseus Verlag, Leonhardsgraben 38 A, CH-4051 Basel Tel: 0041 (0)61263 93 33 www.perseus.ch PERSEUS VERLAG BASEL Fax: 0041 (0)61261 68 36 E-Mail: [email protected]

Abonnemente, Probenummern, Anzeigen etc.: Ruth Hegnauer General Guisan-Strasse 73, CH-4054 Basel Tel/Fax: 0041 (0)61 302 88 58 -Samstag E-Mail: [email protected] Anzeigenpreisliste auf Anfrage oder im Internet. Inserenten verantworten den Inhalt ihrer Inserate und Beilagen selbst. Veranstaltung im Gundeldinger Casino Güterstrasse 213 (Tellplatz, Tram 15 /16), 4053 Basel Leserbriefe: E-Mail: [email protected] oder: 10.00 –12.30 und 14.00 –17.30 Uhr Brigitte Eichenberger, Metzerstrasse 3, CH-4056 Basel Tel: 0041 (0)61 383 70 63 Fax: 0041 (0)61 383 70 65 Leserbriefe werden nach Möglichkeit ungekürzt LVI. Samstag, 4. November 2006 (ansonsten immer unverändert) wiedergegeben. Bei unaufgefordert eingesandten Manuskripten ohne Rückporto kann Rücksendung nicht garantiert werden. DAS WALTEN Produktion: Satz/Layout: Zimmermann Gisin Grafik, Basel DES NBEWUSSTEN IN DER Belichtung/Druck: Freiburger Graphische Betriebe U

Bankverbindungen: GESCHICHTE UND IM D: Postbank Karlsruhe BLZ 66010075 MENSCHLICHEN SEELENLEBEN Konto-Nr. 355119755 Perseus Verlag Beispiele aus dem Leben und Wirken u.a. von Cola Rienzi, CH: PC-Konto 70-229554-9 R. Wagner, F. Nietzsche, Sigmund Freud und Rudolf Steiner DER EUROPÄER, Basel Perseus Verlag Olaf Koob, Berlin / Thomas Meyer, Basel

Kursgebühr: Fr. 70.– Perseus-Förderkreis-Mitglieder und AboPlus-Abonnenten GA = Rudolf Steiner Gesamtausgabe. erhalten 20% Ermässigung (Fr. 56.–)

Sämtliche Artikel und Zeichnungen dieser Zeit- Anmeldung erwünscht! schrift sind urheberrechtlich geschützt. Telefon 0041 (0)61 302 88 58 oder 0041 (0)61 383 70 63, © Perseus Verlag Basel oder [email protected] ISSN 1420–8296 www.perseus.ch Veranstalter: PERSEUS VERLAG BASEL www.perseus.ch PERSEUS VERLAG BASEL

28 Der Europäer Jg. 10 / Nr. 12 / Oktober 2006 «Alles völlig unlogisch» lautet der Titel von Yvonne Schwersentz’ neuem Roman (Karin Fischer Verlag, Aachen) Die 24-Stunden-Apotheke für alle, auch homöopathische und anthroposophische Heilmittel Im Mittelpunkt der Handlung steht die mit Kurierdienst und rascher Versand viel Fantasie begabte 18-jährige Claudia. Leitung: Dr. Roman Schmid Sie ist ihrer diktatorischen Mutter entflohen, Theaterstrasse 14 / am Bellevueplatz, 8001 Zürich um in der Villa eines älteren Ehepaars Zuflucht Tel. 044/266 62 22, Fax 044/261 02 10, [email protected] zu finden ... dabei gerät sie einerseits in Teufels Küche und begegnet anderseits ihrer künstlerischen Berufung – eine Künstlerseele auf der Suche nach einer anderen –

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Das neue Gesamtverzeichnis mit Informationen zu allen 33 Neuerscheinungen und14 Neuauflagen dieses Jahres …

… liegt dieser Ausgabe des «Europäer» bei. Neuerscheinungen von Judith von Halle (3), Wenn nicht, erhalten Sie es in Ihrer Buchhandlung Peter Selg (10), Sergej Prokofieff (3), oder direkt beim Verlag am Goetheanum Johannes Kiersch, Corinna und Ralf Gleide, Postfach, CH-4143 Dornach Hans-Broder von Laue, Uwe Mos, Sebastian Jüngel, Hans-Christian Zehnter, Ulrich Rösch und Richard Steel u.a.m.

Der Europäer Jg. 10 / Nr. 12 / Oktober 2006 Inserenten verantworten den Inhalt ihrer Inserate und Beilagen selbst Monatsschrift auf Grundlage der Geisteswissen- schaft Rudolf Steiners

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Der Europäer Jg. 10 / Nr. 12 / Oktober 2006 Inserenten verantworten den Inhalt ihrer Inserate und Beilagen selbst 10 Jahre Rudolf Steiner Akademie / Holzen

Veranstaltungen Sept./ Okt.06

September Samstag, 30.9. Michaeli – Eine Zeitbetrachtung 14.00–17.30 Uhr Referat: Thomas Meyer 25,00 EUR «Mozart und Beethoven» Interpreten: Demetre Gamsachurdia, Swiad Festlicher Anlass Gamsachurdia (Klavier und Geige) Oktober mit Buchvernissage Samstag, 7.10. Die zwölf Weltanschauungen und die sieben 10.00–17.30 Uhr Weltanschauungsstimmungen und Musik 50,00 EUR Referate: Thomas Meyer, Eurythmie: Gil Soyer Samstag, 14.10. Reines Denken und die «Nebenübungen» zur 10.00–17.30 Uhr Seelenentwicklung Sonntag, 15.10. Seminar: Dr. Renatus Ziegler 10.00–13.00 Uhr 18. NOVEMBER 2006 95,00 EUR Samstag, 28.10. Rudolf Steiners Spruch zum 1. Advent 10.00–17.30 Uhr Eurythmisch erarbeitet und mit Detailprogramm folgt! 30,00 EUR Betrachtungen: G. Soyer

Veranstaltung im Stadthaus Basel Ort: Rudolf Steiner Akademie Stadthausgasse 13 / Nähe Marktplatz, 4051 Basel Kirchstrasse 8, D-79400 Kandern-Holzen Vor verkauf: Wittemöller, D-32609 Hüllhorst, Zum Vorwerk 79 Tel.0049 (0)5744 - 5102-52,E-Mail: wittemoeller–@t-online.de Ver a nsta lter: Trägerverein der Rudolf Steiner Akademie www.perseus.ch PERSEUS VERLAG BASEL

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