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Grundwasser Band 31

Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz

Regionalbericht für das Einzugsgebiet Ems-Nordradde Darstellung der Grundwassersituation

Grundwasser Band 31

Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz

Regionalbericht für das Einzugsgebiet Ems-Nordradde Darstellung der Grundwassersituation Herausgeber: Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) Am Sportplatz 23 26506 Norden

Der vorliegende Bericht wurde erarbeitet durch: Nadine Verkerk, NLWKN Betriebsstelle

Autoren: Nadine Verkerk, NLWKN Betriebsstelle Meppen Jan Wildenhues, (ehemals NLKWN Betriebsstelle Meppen) Nds. Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz Katharina Rucki, NLWKN Betriebsstelle Meppen

Mit Unterstützung durch: Franz Heuving, NLWKN Betriebsstelle Meppen Christel Karfusehr, NLWKN Betriebsstelle Cloppenburg Annette Kayser, NLWKN Betriebsstelle Cloppenburg Georg Kühling, NLWKN Betriebsstelle Cloppenburg Oliver Melzer, NLWKN Betriebsstelle Hannover-Hildesheim Ralf te Gempt, NLWKN Betriebsstelle Meppen Andreas Roskam, NLWKN Betriebsstelle Dr. Gunter Wriedt, NLWKN Betriebsstelle Cloppenburg

Koordinierung Grundwasserbericht Niedersachsen: Christel Karfusehr, NLWKN Betriebsstelle Cloppenburg

Bildnachweis:

Jan Wildenhues, (ehemals NLKWN Betriebsstelle Meppen) Nds. Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz (Abb. 2, 11, 25) Wilhelm Steenken, NLWKN Meppen (Deckblattfotos, Abb. 38- 41) Ralf te Gempt, NLWKN Meppen (Abb. 43) Bernd Schuster, NLWKN Cloppenburg (Abb. 66) NLWKN (Abb. 18, 31, 35, 50) Nadine Verkerk, NLWKN Meppen (alle weiteren Abbildungen, sofern nicht anders zitiert)

1. Auflage: September 2017, 300 Stück Schutzgebühr: 5,00 € + Versand Bezug: Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) Haselünner Straße 78 49716 Meppen Online verfügbar unter: www.nlwkn.niedersachsen.de - Service - Veröffentlichungen - Webshop Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Vorwort

1. Einleitung 1

2. Gewässerkundliche Rahmenbedingungen 2 2.1 Klima 5 2.2 Entwicklungsgeschichte und geologischer Überblick 9 2.3 Morphologischer und naturräumlicher Überblick 11 2.4 Grundwasser 19 2.5 Hydrogeologischer Überblick 19 2.6 Unterteilung des Gebietes nach der EG-WRRL 20 2.7 Grundwasserneubildung 22 2.8 Grundwasserversalzung 24

3. Agrarwirtschaftliche Rahmenbedingungen 26 3.1 Landwirtschaftliche Strukturen 27 3.2 Biogas und Flächennutzung 36

4. Grundwasserschutz 43 4.1 Landesweiter Grundwasserschutz gemäß EG-WRRL 43 4.1.1 Ergebnisse der Zustandsbewertung nach EG-WRRL 45 4.1.2 Bewirtschaftungsmaßnahmen 48 4.2 Trinkwasserschutz 50

5. Grundwasserbewirtschaftung 58 5.1 Grundwassermenge 59 5.2 Trinkwasserversorgung 62

6. Grundwasserüberwachung 67 6.1 Messnetz 68 6.2 Verfilterung der Grundwassermessstellen 70

7. Grundwasserstandsentwicklung 72 7.1 Grundwasserganglinien 73 7.2 Analysen der Grundwasserstandentwicklung 74 7.3 Aus- und Bewertungsmethodik 75 7.4 Grundwasserstandbeobachtung – Ergebnisse der Datenauswertung 76 7.4.1 Trendbetrachtung 20 Jahre 77 7.4.2 Trendbetrachtung 30 Jahre 79

8. Auswertung Grundwasserbeschaffenheit 81 8.1 Schwellen- und Grenzwerte in der Grundwasserüberwachung 82 8.2 pH-Wert 83 8.3 Wasserhärte 86 8.4 Stickstoffverbindungen 89 8.4.1 Stickstoffkreislauf 89 8.4.2 Nitrat 90 8.4.3 Ammonium 97 8.4.4 Nitrit 100 8.5 Sulfat 102 8.6 Chlorid 104 8.7 Kalium 106 8.8 Eisen 111 8.9 Aluminium 114 8.10 Nickel 117 8.11 Pflanzenschutzmittel und ihre Metaboliten 119 8.11.1 Pflanzenschutzmittelwirkstoffe und relevante Metaboliten 120 8.11.2 nicht relevante Metaboliten 126 8.12 Zusammenfassung Grundwasserbeschaffenheit 128

Literatur 130

Glossar 134 Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Vereinfachte Konzeptdarstellung des modular aufgebauten Grundwasserberichtes (modizifiziert aus NLWKN 2012 a). 1 Abb. 2: Zusammenschluss des Wehmergrabens und des Spahnharrenstättergrabens zur Nordradde. 3 Abb. 3: Gewässernetz im Einzugsgebiet Ems-Nordradde. 4 Abb. 4: Lufttemperatur im Einzugsgebiet Ems-Nordradde. 6 Abb. 5: Niederschlagsverteilung im Einzugsgebiet Ems-Nordradde. 7 Abb. 6: Wasserbilanz im Einzugsgebiet Ems-Nordradde. 8 Abb. 7: Hydrogeologische Teilräume im Einzugsgebiet Ems-Nordradde. 10 Abb. 8: Naturräumliche Regionen im Einzugsgebiet Ems-Nordradde. 12 Abb. 9: Morphologische Reliefkarte. 13 Abb. 10: Landnutzung im Einzugsgebiet Ems-Nordradde. 14 Abb. 11: Wiedervernässter Teil des Bourtanger Moores (Naturschutzgebiet Bargerveen). 15 Abb. 12: Moorschutzprogramme im Einzugsgebiet Ems-Nordradde. 17 Abb. 13: Böden im Einzugsgebiet Ems-Nordradde. 18 Abb. 14: Grundwasserneubildungsraten im Einzugsgebiet Ems-Nordradde. 23 Abb. 15: Versalzung und Versalzungsstrukturen im Einzugsgebiet Ems-Nordradde. 25 Abb. 16: Betriebliche Ausrichtung der landwirtschaftlichen Betriebe im Einzugsgebiet Ems-Nordradde. 28 Abb. 17: Anteil der Kulturarten an der landwirtschaftlichen Nutzfläche (LF) innerhalb des Einzugsgebietes Ems-Nordradde in Prozent (Auswertung InVeKos-Daten 2010). 29 Abb. 18: Maisfeld mit Phacelia im Vordergrund. 30 Abb. 19: Anbauverhältnisse (InVeKos-Daten 2010) im Einzugsgebiet Ems-Nordradde. 31 Abb. 20: Viehbesatz im Einzugsgebiet Ems-Nordradde. 33 Abb. 21: Schweinehaltung im Einzugsgebiet Ems-Nordradde. 34 Abb. 22: Rinderhaltung im Einzugsgebiet Ems-Nordradde. 35 Abb. 23: Anzahl und installierte Leistung der Biogasanlagen in Niedersachsen (3N- Kompetenzzentrum 2014). 36 Abb. 24: Anzahl und installierte Leistung der Biogasanlagen in Niedersachsen 2011 und 2013 (3N- Kompetenzzentrum 2014). 37 Abb. 25: Biogasanlage im Einzugsgebiet Ems-Nordradde. 39 Abb. 26: Verteilung, Art und elektrische Leistung der Biogasanlagen (3N-Kompetenzzentrum Dezember 2014). 40 Abb. 27: Zunahme des Silomaisanbaus im Einzugsgebiet Ems-Nordradde. 41 Abb. 28: Abnahme der Grünlandflächen im Einzugsgebiet Ems-Nordradde. 42 Abb. 29: Ergebnisse der Zustandsbewertung 2015. 46 Abb. 30: Beratungskulisse Grund- und Oberflächenwasser und Zielkulisse Nitratreduktion (Beratungsgebiet Ems-Nordradde) innerhalb des Einzugsgebietes Ems-Nordradde. 47 Abb. 31: Kooperationsmodell Trinkwasserschutz. 53 Abb. 32: Wasserschutzgebiete und Trinkwassergewinnungsgebiete, Kooperationszugehörigkeit im Einzugsgebiet Ems-Nordradde. 55 Abb. 33: Einteilung der Wassergewinnungsgebiete (WSG und TWGG) nach den Kriterien des Prioritätenprogrammes im Einzugsgebiet Ems-Nordradde. 56 Abb. 34: Genehmigte Entnahmemengen (Auswertungen des Wasserbuch- und Wasserentnahmeprogrammes Niedersachsen WBE). 61 Abb. 35: Abgrenzung eines Wasserschutzgebietes. 64 Abb. 36: Trinkwasser-Versorgungsräume der Verbände, Städte und Gemeinden. 65 Abb. 37: Höhe und Ausschöpfung genehmigter Entnahmen der öffentlichen Wasserversorgung im Jahre 2015. 66 Abb. 38: Bohrung einer Grundwassermessstelle. 70 Abb. 39: Fertiggestellte Messstelle mit Sicherheitsdreieck. 70 Abb. 40: Grundwasserstandsmessung mit dem Lichtlot. 72 Abb. 41: Überprüfung der DFÜ-Sonde. 72 Abb. 42: Messstelle Rhederfeld I für den Zeitraum vom 01.11.2013 bis 31.10.2014 (hydrologisches Jahr). Die Abkürzung GOK steht für die Geländeoberkante. 74 Abb. 43: Beispiel einer Ganglinie mit Auswertung für einen Zeitraum von 30 Jahren (01.11.1984 bis 31.10.2014) für die Messstelle Klein Fullen I. 76 Abb. 44: Grimm-Strele, 20 jährige Trendentwicklung des Grundwasserstandes innerhalb des Einzugsgebietes Ems-Nordradde. 78 Abb. 45: Grimm-Strele, 30 jährige Trendentwicklung des Grundwasserstandes innerhalb des Einzugsgebietes Ems-Nordradde. 80 Abb. 46: Anzahl der auf Nitrat untersuchten Messstellen im Beprobungsjahr (rot) und Anzahl der Messstellen für die das Beprobungsjahr als Bezugsjahr für den aktuellen Nitratwert (letzter Wert) dient (blau). 81 Abb. 47: pH-Wert und Trendentwicklung. 85 Abb. 48: Gesamthärte der Grundwassermessstellen im Einzugsgebiet Ems-Nordradde. 88 Abb. 49: Sickstoffkreislauf (GEWEB). 90 Abb. 50: Gülledüngung eines Feldes. 93 Abb. 51: Nitratgehalte und Trendentwicklung der Grundwassermessstellen im Einzugsgebiet Ems- Nordradde. 94 Abb. 52: Nitratgehalte der im 1. Grundwasserstockwerk verfilterten Grundwassermessstellen im Einzugsgebiet Ems-Nordradde. 95 Abb. 53: Nitratgehalte der im 2. und tieferen Grundwasserstockwerk verfilterten Grundwassermessstellen im Einzugsgebiet Ems-Nordradde. 96 Abb. 54: Ammoniumgehalt der Grundwassermessstellen im Einzugsgebiet Ems-Nordradde. 99 Abb. 55: Nitritgehalt der Grundwassermessstellen im Einzugsgebiet Ems-Nordradde. 101 Abb. 56: Sulfatgehalte der Grundwassermessstellen im Einzugsgebiet Ems-Nordradde. 103 Abb. 57: Chloridgehalte der Grundwassermessstellen im Einzugsgebiet Ems-Nordradde. 105 Abb. 58: Kaliumgehalt und Trendentwicklung der Grundwassermessstellen im Einzugsgebiet Ems- Nordradde. 108 Abb. 59: Kaliumgehalte der im 1. Grundwasserstockwerk verfilterten Messstellen im Einzugsgebiet Ems-Nordradde. 109 Abb. 60 Kaliumgehalte der im 2. und tieferen Grundwasserstockwerk verfilterten Messstellen im Einzugsgebiet Ems-Nordradde. 110 Abb. 61: Eisengehalte der Grundwassermessstellen im Einzugsgebiet Ems-Nordradde. 113 Abb. 62: Beziehung zwischen Aluminiumgehalt und pH-Wert im Zeitraum 2005 – 2014. 115 Abb. 63: Aluminiumgehalte der Grundwassermessstellen im Einzugsgebiet Ems-Nordradde. 116 Abb. 64: Nickelgehalte der Grundwassermessstellen im Einzugsgebiet Ems-Nordradde. 118 Abb.65: Beziehung zwischen Nickelgehalt und pH-Wert im Zeitraum 2005 – 2014. 119 Abb. 66: Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln. 127 Tabellenverzeichnis

Tab. 1: Die drei Grundwasserkörper mit der Grundwasserkörper-ID sowie der geologischen Zuordnung. 21 Tab. 2: Zuordnung der Grundwasserkörper sowie der hydrogeologischen Teilräume. 21 Tab. 3: Flächenausdehnung und Grundwasserneubildung innerhalb der Grundwasserkörper Ems Nordradde (NLfB2005: EG-WRRL Bericht). 22 Tab. 4: Belastungsklassen für Nitrat und Kalium (aus NLWKN 2012 a; Quelle: LANU 2003). 26 Tab. 5: Prozentualer Anteil ausgewählter Tierarten am jeweiligen Gesamtbestand innerhalb des Einzugsgebietes Ems-Nordradde, berechnet aus den für Ems-Nordradde relevanten Gemeinde- Daten der Agrarstrukturerhebung 2010 LSKN 2012, zusammengefasst auf Landkreis-Ebene. 32 Tab. 6: Anzahl und Leistung der Biogasanlagen im Einzugsgebiet Ems-Nordradde, zusammengefasst auf Anteile der Landkreise im Einzugsgebiet, Stand Januar 2015 (3N-Kompetenzzentrum 2015). 38 Tab. 7: Daten der nach dem Prioritätenprogramm (PP) relevanten Trinkwassergewinnungsgebiete (Stand 2014). 54 Tab. 8: Übersicht der grundsätzlich angebotenen, freiwilligen Maßnahmen gemäß MU Maßnahmenkatalog (MU 2016 b). 57 Tab. 9: Nutzbares Dargebot der Grundwasserkörper innerhalb des Einzugsgebietes Ems-Nordradde (MU 2015). 60 Tab. 10: Darstellung der genehmigten mengenbilanzrelevanten Entnahmerechte innerhalb der Grundwasserkörper des Einzugsgebietes Ems-Nordradde (berechnet, Quelle: Wasserbuch- und Wasserentnahmeprogramm Niedersachsen, Stand Februar 2016). 60 Tab. 11: Entwicklung der öffentlichen Wasserversorgung in den Landkreisen innerhalb des Einzugsgebietes Ems-Nordradde für die Jahre 2001, 2004, 2007 und 2010 (eigene Zusammenstellung, Quelle: NLS 2003, LSKN 2009a, LSKN 2009b, LSN 2014). 63 Tab. 12: Grundwassergüte und Grundwasserstände werden in Niedersachsen im Rahmen von verschiedenen Messprogrammen umfassend überwacht (NLWKN 2014b). 68 Tab. 13: Grundwasserbeschaffenheit: ausgewertete Messstellen im Einzugsgebiet Ems-Nordradde nach ihrem Betreiber (Land = Landeseigene Messstelle, WVU = Messstelle eines Wasserversorgers). 69 Tab. 14: Grundwassergüte: ausgewertete Messstellen im Einzugsgebiet Ems-Nordradde nach ihrer Art (FB = Förderbrunnen, GWM = Grundwassermessstelle). 69 Tab. 15: Grundwasserstand: ausgewertete Landesmessstellen im Einzugsgebiet Ems-Nordradde. 70 Tab. 16: Messstellenverteilung in den Grundwasserkörpern differenziert nach Filterlage in unterschiedlichen Grundwasserstockwerken. 71 Tab. 17: Anzahl der Messstellen in den hydrogeologischen Teilräumen in unterschiedlichen Grundwasserstockwerken. 71 Tab. 18: Klasseneinteilung der Bewertung nach Grimm-Strele, angepasst an niedersächsische Verhältnisse (NLWKN 2013). 75 Tab. 19: Anzahl von GWM mit Beurteilung der Grundwasserstandentwicklung nach Grimm-Strele (20 Jahre) innerhalb der hydrogeologischen Teilräume im Einzugsgebiet Ems-Nordradde. 77 Tab. 20: Anzahl von GWM mit Beurteilung der Grundwasserstandentwicklung nach Grimm-Strele (30 Jahre) innerhalb der hydrogeologischen Teilräume im Einzugsgebiet Ems-Nordradde. 79 Tab. 21: Übersicht der im vorliegenden Bericht ausgewerteten Parameter mit den jeweiligen Schwellen- bzw. Grenzwerten sowie der Anzahl der Gesamtanalysen und den Analysen kleiner der Bestimmungsgrenze ( pH 6,5) in Grundwassermessstellen (GWM) innerhalb der hydrogeologischen Teilräumen über den Zeitraum 2005 - 2014. 83 Tab. 23: Gesamthärte, gemittelte Min/Max- und Mittelwerte in Grundwassermessstellen (GWM) innerhalb der hydrogeologischen Teilräume des Einzugsgebietes Ems-Nordradde über den Zeitraum 2005 – 2014. 86 Tab. 24: Nitrat, gemittelte Min/Max- und Mittelwerte sowie Grenzwertüberschreitungen in Grundwassermessstellen (GWM) innerhalb der hydrogeologischen Teilräume des Einzugsgebietes Ems-Nordradde über den Zeitraum 2005 - 2014. 91 Tab. 25: Durchschnittlicher Nitratgehalt in Wasserversorger (WVU) - und Landesmessstellen (NLWKN) differenziert nach der Verfilterung in den einzelnen Grundwasserstockwerken (n.b. = nicht benannt). 92 Tab. 26: Ammonium, gemittelte Min/Max- und Mittelwerte sowie Grenzwertüberschreitungen in den Grundwassermessstellen (GWM) innerhalb der hydrogeologischen Teilräume des Einzugsgebietes Ems-Nordradde über den Zeitraum 2005 - 2014. 98 Tab. 27: Nitrit, gemittelte Min/Max- und Mittelwerte sowie Grenzwertüberschreitungen in Grundwassermessstellen (GWM) innerhalb der hydrogeologischen Teilräume des -Jümme- Einzugsgebietes über Zeitraum 2005 – 2014. 100 Tab. 28: Sulfat, gemittelte Min-/Max- und Mittelwerte sowie Grenzwertüberschreitungen in den Grundwassermessstellen (GWM) innerhalb der hydrogeologischen Teilräume des Einzugsgebietes Ems-Nordradde über den Zeitraum 2005 – 2014. 102 Tab. 29: Chlorid, gemittelte Min/Max- und Mittelwerte sowie Grenzwertüberschreitungen in Grundwassermessstellen (GWM) innerhalb der hydrogeologischen Teilräume des Einzugsgebietes Ems-Nordradde über Zeitraum 2005 – 2014. 104 Tab. 30: Kalium, gemittelte Min/Max- und Mittelwerte sowie erhöhte Gehalte (> 12 mg/l) in Grundwassermessstellen (GWM) innerhalb der hydrogeologischen Teilräume des Einzugsgebietes Ems-Nordradde über den Zeitraum 2005-2014. 106 Tab. 31: Eisen, Min/Max- und Mittelwerte sowie Grenzwertüberschreitungen in Grundwassermessstellen (GWM) innerhalb der hydrogeologischen Teilräume des Einzugsgebietes Ems-Nordradde im Zeitraum 2005 - 2014. 112 Tab. 32: Aluminium, Min/Max- und Mittelwerte sowie Grenzwertüberschreitungen in Grundwassermessstellen (GWM) innerhalb der hydrogeologischen Teilräume des Einzugsgebietes Ems-Nordradde im Zeitraum 2005 – 2014. 114 Tab. 33: Nickel, Min/Max- und Mittelwerte sowie Grenzwertüberschreitungen in Grundwassermessstellen (GWM) innerhalb der hydrogeologischen Teilräume des Einzugsgebietes Ems-Nordradde im Zeitraum 2005 – 2014. 117 Tab. 34: Untersuchung und Funde von PSM-Wirkstoffen und Metaboliten in Grundwassermessstellen (GWM) innerhalb des Einzugsgebietes Ems-Nordradde. 121 Tab. 35: Untersuchungen auf nichtrelevante Metaboliten im Zeitraum 2005-2014, Anzahl und Funde. 126 Abkürzungsverzeichnis

Abkürzung Erläuterung °dH Grad deutscher Härte ADI-Wert duldbare tägliche Aufnahme über die Lebenszeit AL Nachhaltige Produktionsverfahren auf Ackerland Ar Argon ATKIS_DLM Amtliches topografisches-kartografisches Informationssystem – digita- les Landschaftsmodell BG Bestimmungsgrenze BMWi Bundesministerium für Wirtschaft und Energie BV Betriebliche Verpflichtungen CCM CornCobmix, Gemisch aus Spindel und Mais DLM Digitales Landschaftsmodell DWD Deutscher Wetterdienst EEG Erneuerbare-Energien-Gesetz EG-WRRL Europäische Wasserrahmenrichtlinie EU Europäische Union EUA Europäische Umweltagentur FV Freiwillige Vereinbarungen FZ Jülich Forschungszentrum Jülich GE Gesamtentnahme GLD Gewässerkundlicher Landesdienst GOF Grundwasseroberfläche GOK Geländeoberkante GROWA Modell Großflächiger Wasserhaushalt GrwV Grundwasserverordnung GÜN Gewässerüberwachungssystem Niedersachsen GV Großvieheinheit GWK Grundwasserkörper GWM Grundwassermessstelle InVeKos Integriertes Verwaltungs- und Kontrollsystem (System von Verordnun- gen zur Durchsetzung einer einheitlichen EU-Agrarpolitik) kW Kilowatt LAWA Länderarbeitsgemeinschaft Wasser LBEG Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie LDB Landesdatenbank LF landwirtschaftliche Nutzfläche LHKW Leicht flüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe LK Landkreis LKS Lieschkolbensilage LSKN Landesamt für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersach- sen LSN Landesamt für Statistik Niedersachsen MU Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz N2 molekularer Stickstoff NaWaRo-Anlagen Biogasanlagen mit Grundsubstanz aus Nachwachsenden Rohstoffen

NH4 Ammonium NiB-AUM Niedersächsische und Bremer Agrarumweltmaßnahmen NN Normal Null - NO2 Nitrit - NO3 Nitrat nrM nicht relevante Metaboliten NWG Niedersächsisches Wassergesetz OgewV Oberflächengewässerverordnung OOWV -Ostfriesischer Wasserverband PP Prioritätenprogramm PSM Pflanzenschutzmittel SchuVO Schutzgebietsverordnung SLA Servicezentrum für Landentwicklung und Agrarförderung TrinkwV Trinkwasserverordnung TWGG Trinkwassergewinnungsgebiete UWB Untere Wasserbehörde VF Vorfeldmessstelle WBE WasserBuch- und WasserEntnahmeprogramm Niedersachsen (elekt- ronisches Wasserbuch) WHG Wasserhaushaltsgesetz WHO Weltgesundheitsorganisation WMRG Wasch- und Reinigungsmittelgesetz WSG festgesetztes Wasserschutzgebiet WVU Wasserversorgungsunternehmen Vorwort

Wasser ist unbestritten das wichtigste Lebens- gende Bericht verdeutlicht, dass in einer gro- mittel und darüber hinaus Grundlage allen ßen Anzahl von Messstellen des ersten Grund- pflanzlichen, tierischen und menschlichen Le- wasserstockwerkes hohe Nitratbelastungen zu bens. Wasser, und insbesondere Trinkwasser, verzeichnen sind. Diese Belastungen müssen bedarf daher des besonderen Schutzes weiterhin beobachtet und insbesondere der (NLWKN 2012 a). Nährstoffeintrag schnellstmöglich verringert werden (NLWKN 2012 a). Im Einzugsgebiet Ems-Nordradde wird Trink- Hierzu ist es wichtig, dass der Grundwasser- wasser beinahe zu 100 % aus dem Grundwas- schutz bereits an der Quelle beginnt, damit Be- ser gewonnen. Hieraus leitet sich die Bedeu- lastungen gar nicht erst entstehen können. Un- tung eines umfassenden Grundwasserschut- verzichtbares Prinzip des Gewässerschutzes zes im Hinblick auf die heutige wie auch die ist und bleibt daher die Vorsorge (NLWKN zukünftige Wasserversorgung ab. Das Grund- 2012 a). wasser ist zudem zahlreichen menschlichen (anthropogenen) Einwirkungen ausgesetzt. So Im Sinne des vorbeugenden Grundwasser- werden heute zunehmend Verunreinigungen schutzes betreibt der Gewässerkundliche Lan- durch Schad- und Nährstoffe festgestellt. desdienst (GLD) des NLWKN ein Landes- Schlagworte für Grundwasserbelastungen sind grundwassermessnetz zur Überwachung der Nitrat, Schwermetalle, Kohlenwasserstoffe, Güte- und Mengensituation des Grundwas- Pflanzenschutzmittel und Arzneimittel. Von be- sers. Dieses Messnetz ist eine wichtige Vo- sonderer Bedeutung im Einzugsgebiet Ems- raussetzung zur Wahrnehmung der Aufgaben Nordradde ist die Belastung des Grundwas- des GLD gem. § 29 des Niedersächsischen sers mit Nitrat (angepasst aus NLWKN 2012 Wassergesetzes (NWG). a). Mit Hilfe der aus den unterschiedlichen Mess- Die Kenntnis der Grundwasserbeschaffenheit programmen gewonnenen Daten sowie ergän- und -menge sowie ihrer Veränderungen ist zender Informationen aus Messstellen des eine wichtige Voraussetzung für zielgerichtetes Landesmessstellenpools ist eine flächenhafte wasserwirtschaftliches Handeln. Ein allgemei- Beschreibung der Grundwassergüte und - nes Ziel des Grundwasserschutzes ist es, das menge gut möglich (NLWKN 2012 a). Grundwasser in weitgehend natürlicher Be- schaffenheit für zukünftige Generationen zu Mit diesem Regionalbericht über das Einzugs- bewahren. Deshalb muss das Grundwasser gebiet Ems-Nordradde erfüllt der NLWKN, hier flächendeckend geschützt werden. Als ökologi- die Betriebsstellen Meppen und Aurich, seine sches Leitbild wird die Erhaltung oder Wieder- Aufgabe, die überregionalen Auswertungen herstellung der ursprünglichen natürlichen (ge- des Landes Niedersachsen unter regional be- ogenen) Grundwasserbeschaffenheit ange- deutsamen Aspekten zu konkretisieren. strebt, da einmal verunreinigtes Grundwasser meist nur mit großem Aufwand für den Der Regionalbericht wendet sich sowohl an in- menschlichen Gebrauch wiederaufbereitet teressierte Leserinnen und Leser, die sich ei- werden kann (NLWKN 2012 a). nen Überblick über die regionale Grundwas- sersituation verschaffen möchten, als auch an Gesetze und Vorschriften haben unser Wasser Fachleute, die insbesondere durch die speziel- speziell das Grundwasser nicht so vor len Auswertungen angesprochen werden sol- menschlichen Einflüssen bewahren können, len. wie es notwendig gewesen wäre. Der vorlie-

1. Einleitung

Abb. 1: Vereinfachte Konzeptdarstellung des modular aufgebauten Grundwasserberichtes (modizifiziert aus NLWKN 2012 a).

Der Regionalbericht Ems-Nordradde ist Teil Marschen prägen das Landschaftsbild des Ein- des modular aufgebauten Grundwasserberich- zugsgebietes mit vielen Fließgewässern, inten- tes Niedersachen (Abb. 1). siver landwirtschaftlicher Nutzung und großflä- chig wiedervernässten Moorgebieten. Der vorliegende Regionalbericht ist eine um- fassende Darstellung des Gewässerkundlichen Die nachfolgend vorgestellten Ergebnisse der Kenntnisstandes der Grundwassergüte und - Grundwassergüte und -standsdaten stützen menge im Einzugsgebiet Ems-Nordradde. Ne- sich auf Untersuchungen der landeseigenen ben der Darstellung der quantitativen und der Messstellen der oben genannten Betriebsstelle qualitativen Untersuchungsergebnisse werden des NLWKN. Diese Daten werden seit 1988 weitere gewässerkundlich relevante Informatio- durch den NLWKN zur Qualitätssicherung der nen und Erkenntnisse im Hinblick auf das Grundwasservorkommen mit Hilfe des Gewäs- Grundwasser zusammengetragen. serüberwachungssystems Niedersachsen (GÜN) erhoben. In die vorliegende Darstellung Das Einzugsgebiet schneidet die Dienstbezirke der Grundwassersituation fließen Zusatzinfor- Meppen und Aurich und liegt innerhalb der mationen aus Messstellen des Landesmess- Landkreise , und Grafschaft stellenpools ein. Ergänzend zu den landesei- Bentheim. Aufgrund der Grundwasserkörper- genen Messstellen werden dabei Gütedaten grenzen liegt auch ein Teil des Einzugsgebie- von Rohwasser- und Vorfeldmessstellen der tes Untere Ems innerhalb des hier betrachte- öffentlichen Wasserversorgungsunternehmen ten Gebietes. Gegenstand des Berichtes sind (WVU) in die Auswertungen einbezogen. Die die Grundwasserkörper: WVU sind verpflichtet, entsprechende Güteda- ten laut Runderlass des Niedersächsischen - Mittlere Ems Lockergestein links Umweltministeriums (MU 2013) an den Ge- - Mittlere Ems Lockergestein rechts 1 wässerkundlichen Landesdienst zu übermit- - Mittlere Ems Lockergestein rechts 2 teln. Weitere Daten von WVU werden mit de- Die Naturräume der Ems--Geest, der ren Einverständnis verwendet. Ostfriesisch-Oldenburgischen Geest und der

1 Zur Auswertung der Grundwassermengenver- Die landwirtschaftlichen Anbauverhältnisse hältnisse werden die über die Landesdaten- und die Viehdichte im Einzugsgebiet werden bank (LDB) verfügbaren Daten des elektroni- ebenso vorgestellt wie die Situation der öffent- schen Wasserbuches (WBE) herangezogen. lichen Trinkwasserversorgung in den Wasser- schutz- und Trinkwassergewinnungsgebieten. Neben der Darstellung der theoretischen Des Weiteren erfolgt die Vorstellung der Maß- Grundlagen ist es vor allem Ziel dieses Berich- nahmen zum Trinkwasserschutz innerhalb der tes, Wasserschutzgebiete (WSG) sowie im Rah- men der Umsetzung der Wasserrahmenrichtli- • die heutige Belastungssituation im Ein- nie auf Ebene der Zielkulisse „Nitratreduktion“. zugsgebiet Ems-Nordradde und ihre Entwicklung im Zeitraum 2005 bis ein- Die Darstellung und Auswertung der Untersu- schließlich 2014 darzustellen. Ein chungsergebnisse erfolgen je nach Erfordernis Schwerpunkt liegt insbesondere in der auf der Ebene von Grundwasserkörpern, hyd- Darstellung der Nitratbelastung. rogeologischer Teilräume oder auf Landkreis- • die Entwicklung der Grundwasser- bzw. Gemeindeebene. stände bis 2014 über einen Zeitraum von 20 und 30 Jahren auszuwerten Der landesweite Grundwasserbericht mit inter- und darzulegen. aktiven Karten zur Güte- und Mengensituation • die aktuelle Grundwasser-Entnahmesi- kann im Internet auf den Seiten des nieder- tuation zu erläutern. sächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie und Klimaschutz (MU) eingesehen werden.

2. Gewässerkundliche Rahmenbedingungen

Das Einzugsgebiet Ems-Nordradde (Abb. 3) Die Ems entspringt auf einer Höhe von 135 m liegt im westlichen Teil Niedersachsens an der über Normalnull (NN) am Rand des Natur- Grenze zu den Niederlanden und beinhaltet schutzgebietes Moosheide nahe des Teutobur- insgesamt eine Fläche von 1558 km². Es ist ger Walds in der Senne. Sie fließt zunächst an- Teil des Betrachtungsraumes Mittlere Ems, nähernd parallel zum Kamm des Teutoburger welcher großräumig der Flussgebietseinheit Waldes in nordwestliche Richtung und ändert Ems zugeordnet ist. ihren Verlauf oberhalb der niedersächsischen Stadt in nördliche Richtung, bis sie Der Regionalbericht umfasst einerseits mit schlussendlich nach Durchquerung des Ems- 1431 km² Flächenausdehnung einen Teil des landes (Abb. 3) in den und die Nordsee 2 insgesamt 13.150 km großen hydrologischen mündet. Durch die Verbindungen der Ems mit Einzugsgebietes der Ems ab oberhalb der Ein- dem Dortmund-Ems-Kanal wird eine durchgän- mündung der Großen Aa südlich von Lingen gige Schiffbarkeit für den Transportschiffsver- bis zur Einmündung der Leda in die Ems nord- kehr gewährleistet. Von der insgesamt 371 km östlich von . Andererseits schließt es langen Fließstrecke befinden sich rund 125 km mit dem 127 km² großen Einzugsgebiet der innerhalb des Einzugsgebietes. Der mittlere Nordradde einen wichtigen rechtsemsischen mehrjährige Abfluss der Ems lag zwischen Nebenfluss der Ems ein, der nördlich von Mep- 1941 und 2013 bei 79,8 m³/s am Pegel Versen pen der Ems zufließt. (NLWKN 2015 a).

2 Das Quellgebiet der Nordradde besteht u. a. einer Fließstrecke von 31,7 km in südwestliche aus dem Wehmer Graben und dem Spahnhar- Richtung und mündet nördlich von Meppen in renstättergraben (Abb. 2). Mit einem mittleren die Ems (NLWKN 2015 a). mehrjährlichen Abfluss von 1,09 m³/s (1977 – 2013, Pegel Apeldorn) fließt die Nordradde auf

Abb. 2: Zusammenschluss des Wehmergrabens und des Spahnharrenstättergrabens zur Nordradde.

3 Abb. 3: Gewässernetz im Einzugsgebiet Ems-Nordradde.

4 2.1 Klima

Laut Klimakenndaten des Deutschen Wetter- serbilanz entspricht folglich einer höheren Ver- dienstes für den Zeitraum von 1981 bis 2010 dunstung und weniger Niederschlag, eine posi- beträgt die Lufttemperatur im Einzugsgebiet im tive mehr Niederschlag und weniger Verduns- langjährigen Mittel zwischen 9,3 und 10,0 C°. tung. Die Niederschlagsverteilung im langjährigen Mittel liegt mit regionalen Unterschieden zwi- Tendenziell zeigen sich höhere Niederschlags- schen 725 und 869 mm/a. Ähnlich gestalten werte in den Geestgebieten um Sögel, eine hö- sich die regionalen Unterschiede bei der Ver- here Wasserbilanz um Sögel, Dörpen und teilung der Wasserbilanz. Rhede (Ems) sowie geringfügig höhere Tem- peraturwerte für die Niederungsgebiete, vor al- Die Wasserbilanz als Differenz zwischen Nie- lem im südwestlichen Teil des Gebiets. derschlag und potentieller Verdunstung zu- sammen mit dem ober- und unterirdischen Ab- Auf den Abbildungen 4 bis 6 sind die langjähri- fluss liegt im langjährigen Mittel im Einzugsge- gen Mittelwerte der Klimakenndaten in einem biet zwischen 152 und 307 mm/a. Die Wasser- Raster von 1 X 1 km² dargestellt. bilanz dient hier als Orientierungswert für die Grundwasserneubildung. Eine negative Was-

5 Abb. 4: Lufttemperatur im Einzugsgebiet Ems-Nordradde.

6 Abb. 5: Niederschlagsverteilung im Einzugsgebiet Ems-Nordradde.

7 Abb. 6: Wasserbilanz im Einzugsgebiet Ems-Nordradde.

8 2.2 Entwicklungsgeschichte und geologischer Überblick

Das Einzugsgebiet Ems-Nordradde ist durch und das damit verbundene abfließende Glet- die Elster- und darauffolgende Saaleeiszeit ge- scherschmelzwasser mit kilometerbreiten Ab- prägt worden. Die Gletscher der Saaleeiszeit flussbahnen ausgestaltet (LK Emsland 2002). und deren Schmelzwasser formten das Land- schaftsbild. Abgelagertes Geschiebe erhöht Im späteren Warthe-Stadium und in der da- das Gebiet maßgeblich. Die Geestgebiete und rauffolgenden Weichselzeit trugen periglaziale, dort insbesondere die Altmoränenlandschaften d.h. in der direkten Umgebung des Gletschers sind verhältnismäßig unfruchtbar. Innerhalb stattfindende Prozesse, zur weiteren Umge- der Geestgebiete sind die Grundmoränen be- staltung des Einzugsgebietes bei. So führten sonders interessant für den ersten Ackerbau das sommerliche Bodenfließen (Solifunktion) im Einzugsgebiet (LK Emsland 2002). zur Degradierung des Reliefs und die alljähr- lich auftretenden Schneeschmelzwässer zu Die Lingener Höhen (siehe Abb. 7), in denen Überschwemmungen in den bereits vom Glet- sich mit dem Windmühlenberg die höchste Er- scherschmelzwasser geschaffenen Niede- hebung im betrachteten Gebiet befindet, bilden rungsgebieten. Mit den damit verbundenen Ab- zusammen mit der Lohner Geest einen Teilab- lagerungen von Talsanden wurde gleichzeitig schnitt eines Ost-West gerichteten Endmorä- auch das Emstal ausgestaltet (LK Emsland nenzuges der Rehburger Phase in der Saale- 2002). Kaltzeit. Die Entstehung des Endmoränenzu- ges ist zurückzuführen auf die aufpressende In der Weichsel-Kaltzeit wurden die bereits bzw. stauchende Wirkung im Randbereich des durch das Bodenfließen erniedrigten Höhen vordringenden Gletschers (LK Emsland 2002). und aufgefüllten Senken weiter eingeebnet. Das Bodenfließen und die starken Winde wan- Innerhalb der Sögeler Geest befindet sich mit delten das Einzugsgebiet über Jahrtausende dem Windberg weiter nördlich auf der Grund- zu einem Flachland um (LK Emsland 2002). moränenplatte „Hümmling“ die zweite mar- kante Erhebung des Einzugsgebietes. Der Die verbreiteten Talsande und der starke Wind Hümmling wird im Süden unter anderem von führten zur Ablagerung von feinen Sanden auf der Nordradde entwässert. Die Fließrichtung weiten Gebieten. Flugsanddecken mit Mächtig- der Nordradde ist von einer ehemals längssei- keiten von bis zu 1,5 m und Dünen bildeten tig aufgerissenen Gletscherspalte vorgegeben sich aus (LK Emsland 2002). Dünenfelder und worden, aus der das Gletscherschmelzwasser Dünenrücken finden sich vorwiegend auf bei- abfloss. Die vorherrschende Nährstoffarmut den Seiten des Emstals insbesondere um Me- entstand infolge permanenter Verwitterungs- ppen und Lingen. Die Dünen verlaufen fluss- prozesse und der damit verbundenen oberflä- nah parallel zur Ems und flussfern vornehmlich chennahen Entkalkung des einstigen Geschie- E-W und SE-NW, wobei die flussnah auftreten- bemergels (LK Emsland 2002). den eher gröbere und schlechter sortierte Sande enthalten und die flussfernen markant Die Gebiete des Bourtanger Moores und der feinkörniger und vorsortiert sind (Boigk et al. Hunte-Leda Moorniederung (siehe Abb. 7) 1960). wurden durch den abschmelzenden Gletscher

9 Abb. 7: Hydrogeologische Teilräume im Einzugsgebiet Ems-Nordradde.

10 2.3 Morphologischer und naturräumlicher Überblick

Nach naturräumlichen Gesichtspunkten lässt durch den Tideneinfluss in die Flusssysteme sich das Einzugsgebiet Ems-Nordradde im (von Drachenfels 2010). Südosten der Region Ems-Hunte-Geest und Dümmer Geestniederung, im Nordwesten bis Die höchsten Erhebungen im Einzugsgebiet Westen der Ostfriesisch-Oldenburgischen sind, wie aus Abbildung 9 hervorgeht, der Geest und im äußersten Norden der Nieder- Windmühlenberg bei mit 91,7 m NN sächsischen Nordseeküste und Marschen zu- und der Windberg bei mit 72,7 m NN ordnen (Abb. 8). Der Naturraum Ems-Hunte- (LK Emsland 2002). Am Übergang der Marsch Geest ist im nördlichen Bereich geprägt von zur Geest befinden sich die tiefsten Bereiche Grundmoränenplatten, die von Flugsanden des Einzugsgebietes mit stellenweisen Tiefen und Sandlöss überlagert werden. Zahlreiche bis zu -1,5 m NN. große und kleinere Fließgewässer gehören Zahlreiche Entwässerungsgräben sind charak- ebenso zum Landschaftsbild, wie intensive teristisch für das Einzugsgebiet. Einige der Ka- Landwirtschaft und wiedervernässte Moorge- näle im Gebiet, wie der Süd-Nord-Kanal und biete. Nördlich davon im Naturraum Ostfrie- der Haren-Rütenbrock-Kanal dienen ihnen als sisch-Oldenburgische Geest lassen sich neben Vorfluter. Neben der Nordradde sind die Grundmoränenplatten mit landwirtschaftlich (eigenständiges Einzugsgebiet), der Walchu- betriebenen Flächen, Wallhecken und Sied- mer Schloot, der Lingener Mühlenbach, die lungsgebieten auch größtenteils kultivierte Melstruper Beeke und der Goldfischdever wei- Moorgebiete finden. Im nördlichsten Bereich tere wichtige Nebenflüsse der Ems. Als Schiff- des Einzugsgebietes befindet sich die Unterre- fahrtskanäle sind zusätzlich zum Dortmund- gion Watten und Marsche des Naturraums Nie- Ems-Kanal auch der Küstenkanal im nördli- dersächsische Nordseeküste und Marschen. In chen Teil des Gebietes und der Haren-Rüten- dieser Unterregion liegen u. a. die Ästuare der brock-Kanal ausgebaut. Ems, eingedeichte Marsche mit Grünland, Acker und Siedlungsflächen. Abgegrenzt wird dieser Bereich von anderen Naturräumen

Landnutzung

Im Einzugsgebiet Ems-Nordradde werden Schießplatzgebiet nordöstlich von Meppen so- 63,7 % der Gesamtfläche landwirtschaftlich ge- wie den südlichsten Bereich des Einzugsgebie- nutzt, davon 80,5 % ackerbaulich und 19,5 % tes konzentriert. Siedlungsflächen nehmen als Grünland. Aus Abbildung 10 geht hervor, 9,4 % des Gebietes ein. Gewässerflächen um- dass sich zusammenhängende Grünlandflä- fassen 1,6 % des Gebietes. Außerdem sind chen vor allem im nördlichsten Teil des Ge- 1,7 % des Gebietes als Verkehrsflächen und biets oberhalb von befinden. Sonstiges (Gärten, Friedhöfe usw.) zu benen- 14,8 % der Gesamtfläche sind bewaldet, wobei nen. Moore und Torfabbaugebiete nehmen mit sich ein Großteil der zusammenhängenden 8,8 % einen nicht unbedeutenden Flächenum- Waldflächen bzw. Forstgebiete auf das fang innerhalb des Einzugsgebietes ein.

11 Abb. 8: Naturräumliche Regionen im Einzugsgebiet Ems-Nordradde.

12 Abb. 9: Morphologische Reliefkarte.

13 Abb. 10: Landnutzung im Einzugsgebiet Ems-Nordradde.

14 Moore

Sowohl kultivierte als auch naturnahe Moore im geologischen Sinn daher einen großen An- sind in einigen Bereichen des Einzugsgebietes teil an der Artenvielfalt, dem Naturschutz und Ems-Nordradde landschaftsprägend. Die zuvor dem Klimaschutz. Darüber hinaus können erwähnten Grabensysteme dienen der großflä- Moore im Falle eines Starkregenereignisses chigen Entwässerung der Moore und Rest- hohe Mengen an Wasser aufnehmen und kön- moorflächen. Die Moorschutzprogramme von nen dadurch den Abfluss regulieren. 1981, 1986 und die Neubewertung von 1994 schließen rund 16.500 ha Moor des Einzugs- Niedermoore werden durch oberflächennahes gebietes ein (Abb. 12). Durch das Sofortpro- Grundwasser versorgt und sind entsprechend gramm „Niedersächsische Moorlandschaften“ nährstoffreicher. Im Einzugsgebiet kommen (MU 2016 a) soll mit gezieltem Flächenankauf Niedermoore allerdings lediglich in einzelnen und Wiedervernässung die Klimabilanz Nieder- Bereichen wie den Talrändern der Nordradde, sachsens verbessert werden. Mit einem Flä- in der Nähe des Emstals, am Rand von Hoch- chenanteil von ca. 10,6 % (berechnet anhand moorflächen und Dünenfeldern sowie in Sen- der Moorfläche entsprechend der Moorschutz- ken vor. programme; siehe Abb. 12) tragen die Moore

Abb. 11: Wiedervernässter Teil des Bourtanger Moores (Naturschutzgebiet Bargerveen).

Den größten Anteil in dem Gebiet machen von größten zusammenhängenden Hochmoorflä- Regenwasser gespeiste Hochmoore aus. Das chen Mitteleuropas (Tüxen 1991). Besonders Bourtanger Moor, das zu 2/3 in den Niederlan- die Hochmoore wurden zwecks Torfabbaus den und zu 1/3 im südwestlichen Teil des Ein- größtenteils trockengelegt und für die Landwirt- zugsgebietes liegt, war dabei mit einer ur- schaft kultiviert. Große Teile des Bourtanger sprünglichen Größe von 120.000 ha eines der Moores wurden auf diese Weise abgebaut. Die

15 im südlichen Teil des 3.995 ha großen Natur- (50.000 ha), nach der Abtorfung zu renaturie- schutzgebietes „Tinner Dose-Sprakeler Heide“ render Hochmoorflächen (31.000 ha) und 148 gelegene Tinner Dose wurde aufgrund der mili- Kleinstmoore als Naturschutzgebiete. Laut MU tärischen Nutzung als einziges großes Hoch- (2016) wurden bisher 75 % des Programms moor in West-Niedersachsen nicht industriell umgesetzt. Erst nach Ablauf der genehmigten abgetorft (NLWKN oJ). Durch die Moorschutz- Torfabbaulizenzen bis teilweise 2050 kann das programme werden mittlerweile viele Flächen Ziel vollständig umgesetzt werden. Seit 1990 nach Ende der Abtorfung für den Naturschutz sind des Weiteren alle naturnahen Hochmoore freigegeben und zum Teil wiedervernässt nach § 28a des Niedersächsischen Natur- (Abb. 11). schutzgesetzes gesetzlich geschützt (MU 2016). Ziel der Moorschutzprogramme ist die Auswei- sung von ca. 81.000 ha nicht abgetorfter

Boden

Das bearbeitete Gebiet gehört, mit Ausnahme Gleye können erst durch Entwässerungsmaß- der Geestflächen im östlichen- und südlichen nahmen als geeignete Ackerflächen nutzbar Teil, zur maritimen Flachlandregion und weist gemacht werden (LK Emsland 2002). eine klimatische Wasserbilanz mit einem ho- hen Wasserüberschuss auf. Dabei besitzen Ein häufiger Bodentyp im Einzugsgebiet ist der alle Sandböden ohne Grundwasser- oder Podsol. Überwiegend handelt es sich hierbei Stauwassereinfluss meist noch einen günsti- um Humuspodsole, die in ihrem ursprünglichen gen Wasserhaushalt, während Gleye, Pseu- Profil nur noch stellenweise unter Waldflächen dogleye und Marschen in diesem Klimaraum anzutreffen sind. Ortsnah finden sich häufig besonders stark vernässt sind. aufgehöhte Plaggenesche. Charakteristisch für die Plaggenesche ist der E-Horizont, der mit Das Einzugsgebiet gehört zur nordwestdeut- dem Ap-Horizont eine Mächtigkeit von insge- schen Flachlandregion mit Mooren, Talauen, samt über einem Meter erreichen kann. Die Geest und Marschböden. Moore, Auenböden, Plaggenwirtschaft hat durch die wiederholte Gleye und trockene Podsole eignen sich durch Entnahme von Plaggen erheblichen Schaden ihre Nässe bzw. Trockenheit kaum für die an der Vegetation hervorgerufen, wodurch Dü- Landwirtschaft, sodass diese Böden stark ver- nen- und Flugsandfelder entstehen konnten ändert und nutzbar gemacht wurden. (LK Emsland 2002).

Wie aus Abbildung 13 ersichtlich, treten in der Im Einzugsgebiet entstanden Staunässeböden Emstalaue innerhalb des Einzugsgebietes san- hauptsächlich durch geogene Bildung bei un- dig - kiesige bis tonige, grundwasserbeein- terliegendem, tonigem Geschiebelehm. Viele flusste Gleye auf. Das hoch anstehende Bereiche befinden sich durch Entwässerung in Grundwasser an Gleystandorten nimmt Ein- einem Übergangsstadium zu Podsol oder fluss auf die Bodenbildung. Einem dunklen Ah- Braunerde. Diese Böden werden häufig als Horizont (Humoser Oberboden) folgt ein meist Ackerland genutzt (LK Emsland 2002). rostiger Go-Horizont (Oxidierter Horizont). Wechselnde Grundwasserstände führen zu ei- Große Flächenkomplexe innerhalb des Ein- ner Oxidation und Ausfällung von Eisen. Hie- zugsgebietes wurden durch bodenmeliorative rauf folgt, durch den hohen Wasserstand be- Maßnahmen tiefenumgebrochen. Bei den Tie- dingt, ein sauerstoffreduzierter, meist graublau, fenumbruchböden, den Treposolen, handelt es grünlicher Gr-Horizont (Reduktionshorizont). sich meist um ehemalige Gleystandorte oder nach der Abtorfung umgebrochene, ehemalige Hochmoorflächen (LK Emsland 2002).

16 Abb. 12: Moorschutzprogramme im Einzugsgebiet Ems-Nordradde.

17 Abb. 13: Böden im Einzugsgebiet Ems-Nordradde.

18 2.4 Grundwasser

Als Grundwasser wird das unterirdische Was- hemmer voneinander getrennt sind. Im obers- ser bezeichnet, das die Hohlräume des Unter- ten Grundwasserstockwerk steht das „freie grundes zusammenhängend ausfüllt und des- Grundwasser“ unter atmosphärischem Druck. sen Bewegung ausschließlich oder beinahe In den darunterliegenden Stockwerken kann ausschließlich durch die Schwerkraft oder „gespanntes Grundwasser“ vorkommen, wenn selbst ausgelöste Reibungskräfte bestimmt die darüber liegenden Grundwasserhemmer wird (DIN 4049). In der über dem Grundwasser bei starkem seitlichem Zufluss die Ausdehnung liegenden wasserungesättigten Bodenzone des Wassers nach oben behindern und erhöh- kommt das Wasser in verschiedenen Formen ter Druck entsteht (MU 1992). vor, und zwar als freibewegliches Sickerwas- Beide oben beschriebenen Grundwassertypen ser, das sich infolge von Schwerkraft und kommen im Einzugsgebiet Ems-Nordradde Saugspannungen abwärts bewegt, als in den vor. Porenzwickeln gebundenes Kapillarwasser so- wie als bestimmte Stoffteilchen im Boden fest Nach DIN 4049 werden drei Grundwasserlei- umschließendes Hydrationswasser (MU 1992). tertypen unterschieden. Im Porengrundwasser- leiter bestehen die Hohlräume, in denen sich Das Grundwasser bewegt sich in den Locker- das Grundwasser bewegt, aus Poren in Lo- gesteinsgebieten in Grundwasserleitern (Aqui- ckergesteinen wie Kiesen und Sanden. In fer), in denen aufgrund der Art ihres Lockerge- Festgestein durchfließt das Grundwasser vor steinsgefüges bei entsprechendem Wasser- allem Klüfte im Gestein (Kluftgrundwasserlei- spiegelgefälle ein Fließen des unterirdischen ter, z.B. in Sandstein), die, wenn sie z.B. in Wassers eintritt. Schluffige und tonige Boden- Kalkgestein durch chemische Lösungsvor- arten lassen keine oder nur sehr geringe gänge aufgeweitet worden sind, Karstgrund- Grundwasserbewegungen zu, sie werden als wasserleiter bilden. Grundwasserhemmer bezeichnet. Je nach den Das gesamte Ems-Nordradde-Gebiet ist Lo- geologischen Verhältnissen können ein oder ckergesteinsgebiet mit Porengrundwasserlei- mehrere Grundwasserstockwerke übereinan- tern. derliegen, deren einzelne Grundwasserleiter jeweils durch zwischengelagerte Grundwasser-

2.5 Hydrogeologischer Überblick

Die Grundwassermenge, Gewinnbarkeit und Grundwasservorkommen (Regionalbericht die Grundwassergüte hängen unter anderem Leda-Jümme 2016). von Art und Zusammensetzung, räumlicher Verbreitung und Anordnung der mehr oder Das Trinkwasser wird innerhalb des Einzugs- minder wasserleitenden Gesteinsschichten ab. gebietes aus quartären und tertiären Lockerge- Eine hohe Wasserdurchlässigkeit und ein gro- steinen gewonnen, wobei von den tertiären Ab- ßes nutzbares Porenvolumen besitzen im All- lagerungen nur die jüngsten, feinsandigen gemeinen die meist sandig ausgebildeten Schichten des Pliozäns als ausgebildete Fluss- und Schmelzwasserablagerungen vor Grundwasserleiter für die Gewinnung genutzt allem der Saaleeiszeit. In zum Teil beträchtli- werden (LK Emsland 2002). cher Mächtigkeit und unterschiedlicher Tiefen- Entscheidend für die Entnahmemöglichkeiten lage sind sie nahezu flächenhaft in den Geest- sind neben der Grundwassermenge und -güte, und Niederungsgebieten des Flachlandes ver- die räumliche Verbreitung und Anordnung der breitet und enthalten erhebliche nutzbare

19 Gesteinsschichten sowie die petrographische der Regel durch die weit verbreiteten Intergla- Ausbildung (MU 1992). zialschichten, bestehend aus Mudden, Torfen und gering durchlässigen Tonen, die hier als Die tonigen Ablagerungen des Tertiärs überla- Grundwasserhemmer fungieren, gut geschützt gern das Festgestein und bilden durch ihre ge- (LK Emsland 2002). ringe Durchlässigkeit die Basis (bzw. Aquifer- sohlschicht) für die grundwasserführenden, Die Flurabstände sind mit über fünf Metern im sandigen Schichten (MU 1992). Von Süden Bereich des Hümmling relativ hoch, im zentra- nach Norden wird die quartäre und tertiäre Ab- len Bereich des Hümmling mit über 20 Metern folge zunehmend mächtiger (LK Emsland sogar sehr hoch. In der dortigen Geestplatte 2002). sowie in der Stauchmoräne der Lingener Hö- hen bildet ein bis zu 20 Meter mächtiger Ge- In die grundwasserleitenden Sandschichten schiebelehm der saalezeitlichen Grundmoräne sind tonig, schluffige Ablagerungen und Ge- die Oberflächenbedeckung. Unterhalb dieser schiebelehme eingeschaltet (LK Emsland Bereiche ist das Grundwasser gut geschützt 2002), welche örtlich die Sandfolgen überla- vor Verunreinigungen (LK Emsland 2002). Die gern oder diese, in tieferen Lagen vorkom- Entnahmebedingungen sind in den Randberei- mend, in mehrere Grundwasserleiter untertei- chen der Stauchmoränen besonders günstig, len. Die grundwassergeringleitenden Schichten weshalb hier Wassergewinnungsgebiete bewirken in der Regel nur eine kleinräumige (Stadtwerke Lingen, Wasserverband Lingener hydraulische Trennung, nehmen jedoch für Land) angesiedelt sind. den Schutz des Grundwassers im tieferen Aquifer eine hohe Bedeutung ein (MU 1992). Innerhalb der südlich gelegenen Endmoränen- Stauchungszone (Lingener Höhe) ist durch die Im Bereich der Geest- und Niederungsgebiete starke Störung der Lagerungsverhältnisse ein befinden sich z. T. mächtige und ergiebige häufiger Wechsel der Aquifermächtigkeit vor- Grundwasservorkommen innerhalb sandiger herrschend. Günstige Entnahmebedingungen Fluss- und Schmelzwasserablagerungen aus ergeben sich am Rand der Stauchungszone ei- der Elster- und Saalekaltzeit (MU 1992). Be- nerseits durch die steilen Grundwassergefälle dingt durch geringe Grundwasserflurabstände und andererseits durch die in der Regel gute (meist weniger als ein bis zwei Meter) und Durchlässigkeit der Aquifere (MU 1992, überwiegend fehlender, flächenhaft verbreite- NIBIS1). ter und schützender Deckschichten besteht ein erhöhtes Verunreinigungspotential für den obe- ren Grundwasserleiter. Der untere Aquifer ist in

2.6 Unterteilung des Gebietes nach der EG-WRRL

Grundwasserkörper sind per Definition eindeu- sächsischen Landesamtes für Bergbau, Ener- tig abgrenzbare Grundwasservolumen. Sie gel- gie und Geologie (LBEG) erfolgte die Festle- ten als kleinste Bewirtschaftungseinheit nach gung der Grundwasserkörpergrenzen (NLfB et EG-WRRL und werden durch ihre geologi- al., 2004). schen, hydrogeologischen, hydraulischen und chemischen Eigenschaften unterschieden. Die Ausweisung der Grundwasserkörper er- folgt in Niedersachsen innerhalb der Teilein- In Abstimmung des Niedersächsischen Lan- zugsgebiete der oberirdischen Gewässer nach desbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- hydraulischen Grenzen und hydrogeologischen und Naturschutz (NLWKN) und des Nieder- Kriterien. Hydrogeologische Teilräume hinge-

20 gen sind Bereiche der Erdkruste, die einen re- rend von Niedersachsen bearbeitet. Die verb- gional einheitlichen Bau und vergleichbare leidenden 33 Grundwasserkörper werden in hydrogeologische Eigenschaften aufweisen. Zusammenarbeit mit den benachbarten Bun- desländern bearbeitet. Die staatlichen geologischen Dienste haben im Zuge der WRRL-Umsetzung ein einheitliches Im Bereich des Einzugsgebietes Ems-Nor- Verfahren entwickelt, die hydrogeologischen dradde erstrecken sich drei verschiedene Großräume, Räume und Teilräume bundesweit Grundwasserkörper (Tab. 1 und Abb. 14). Das hierarchisch zu differenzieren. Gebiet umfasst die Grundwasserkörper Mitt- lere Ems Lockergestein links, Mittlere Ems Lo- Aufbauend auf dieser Unterteilung sollen Be- ckergestein rechts 1 und Mittlere Ems Locker- wirtschaftungsaufgaben übersichtlich verteilt gestein rechts 2. Diese können wiederum sie- sowie eine systematische Bearbeitung sicher- ben unterschiedlichen hydrogeologischen Teil- gestellt werden. Insgesamt werden in Nieder- räumen (Tab. 2 und Abb. 7) zugeordnet wer- sachen derzeit 123 Grundwasserkörper vonei- den. nander unterschieden und 90 dabei federfüh-

Tab. 1: Die drei Grundwasserkörper mit der Grundwasserkörper-ID sowie der geologischen Zuord- nung.

Bezeichnung des Grundwasserkörpers Grundwasserkörper Geologische Zuordnung ID-Nr.

Mittlere Ems Lockergestein links 37_01 Lockergestein

Mittlere Ems Lockergestein rechts 1 37_02 Lockergestein Mittlere Ems Lockergestein rechts 2 37_03 Lockergestein

Tab. 2: Zuordnung der Grundwasserkörper sowie der hydrogeologischen Teilräume.

Bezeichnung Grundwasserkörper Teilraum Nr. Hydrogeologischer Teilraum Mittlere Ems Lockergestein links 01305 Ems-Vechte Niederung Mittlere Ems Lockergestein links 01506 Lohner Geest Mittlere Ems Lockergestein links 01306 Bourtanger Moorniederung Mittlere Ems Lockergestein links 01502 Sögeler Geest Mittlere Ems Lockergestein links 01307 Hunte-Leda Moorniederung Mittlere Ems Lockergestein links 01206 Ostfriesische Marsch Mittlere Ems Lockergestein rechts 1 01305 Ems-Vechte Niederung Mittlere Ems Lockergestein rechts 1 01508 Lingener Höhe Mittlere Ems Lockergestein rechts 2 01305 Ems-Vechte Niederung Mittlere Ems Lockergestein rechts 2 01502 Sögeler Geest Mittlere Ems Lockergestein rechts 2 01307 Hunte-Leda Moorniederung Mittlere Ems Lockergestein rechts 2 01206 Ostfriesische Marsch

21 2.7 Grundwasserneubildung

Grundwasserneubildung ist die Wassermenge, daher höhere Neubildungsraten zu erwarten die aus Niederschlägen und teilweise aus Flüs- als in den Niederungsgebieten mit einem hö- sen und Seen in den Untergrund gelangt, dort heren Anteil oberflächennah abfließenden zur Grundwasseroberfläche durchdringt und Wassers. dem Grundwasserstrom zufließt. Nicht zur Grundwasserneubildung werden Wassermen- Durch Versiegelung der Oberflächen, z.B. in gen gerechnet, die zwar schon ins Grundwas- Folge von Baumaßnahmen, kann die Neubil- ser versickerten, dann aber von den Pflanzen dung örtlich deutlich verringert sein. aufgenommen wurden und über die Blätter Die Grundwasserneubildung ist nicht überall verdunsten. In vielen Fällen fließen die auf die gleich. Sie hängt unter anderem ab von der Erdoberfläche fallenden Niederschläge stre- Niederschlagsmenge und -verteilung, der ckenweise oberflächig ab und versickern spä- Durchlässigkeit des Bodens, dem Bewuchs ter an entfernteren Stellen. Im Flachland versi- und dem Relief der Bodenoberfläche sowie ckert das Wasser unmittelbar nach Nieder- dem Grundwasserflurabstand. Je nach natur- schlägen meist flächenhaft, aber auch aus gro- räumlichen Gegebenheiten kann die Grund- ßen Pfützen oder aus kleinen, normalerweise wasserneubildung im Einzugsgebiet nach einer trockenen, Gräben (MU 1992). Version des Modells GROWA06V02 bis zu 628 Die Grundwasserneubildungsrate wird von mm/a betragen (bspw. Sögeler Geest, Abb. hydrologischen, hydrogeologischen und anth- 14). In den noch mit Mooren oder deren Rest- ropogenen Verhältnissen beeinflusst. Von her- flächen bedeckten Gebieten ist die Neubil- vorzuhebender Bedeutung sind der Nieder- dungsrate deutlich geringer, teilweise unter schlag, die Verdunstung und der Anteil des null, und damit im Grundwasserzehrungsbe- Oberflächenabflusses. Die Neubildungsrate reich. In den Geestgebieten können mittlere wird stark durch den Flurabstand, die Bodenart Werte von 100-150 mm/a erreicht werden 2 und die Landnutzung bestimmt (MU 1992). In (siehe NIBIS ). den Geestgebieten mit generell größeren Flur- abständen, wie z.B. in der Sögeler Geest, sind

Tab. 3: Flächenausdehnung und Grundwasserneubildung innerhalb der Grundwasserkörper Ems Nor- dradde (NLfB & NLÖ, 2004: EG-WRRL Bericht).

Grundwasserkörper Gesamtfläche Grundwasserneubil- Grundwasserneubil- (km²) dung (Mio. m³/a) dung (mm/a) Mittlere Ems Lockergestein links 660 91 138 Mittlere Ems Lockergestein 126 25 199 rechts 1 Mittlere Ems Lockergestein 772 121 157 rechts 2 Gesamt 1558 237 152

22 Abb. 14: Grundwasserneubildungsraten im Einzugsgebiet Ems-Nordradde.

23 2.8 Grundwasserversalzung

Im Einzugsgebiet ist genügend Grundwasser Flachere Grundwasserleiter sind durch ihren zu Nutzungszwecken gewinnbar. Der natürlich ständigen Wasseraustausch in der Regel ge- bedingte Konzentrationsanstieg von Chlorid im ringer von Versalzungen betroffen als tiefere Grundwasser ist einer der Faktoren, der die Grundwasserleiter. Durch Dichteunterschiede Nutzung des Grundwassers als Trink- und liegt das Salzwasser unterhalb des Süßwas- Brauchwasser einschränken kann. Wasser gilt sers (GRUBE et al. 2000). Solange die Süß- als versalzt, wenn sein Chloridgehalt 250 mg/l /Salzwasser-Grenze unterhalb des Brunnenfil- übersteigt, was dem Grenzwert der Trinkwas- ters liegt und die Grundwasserförderung ange- serverordnung und in etwa der menschlichen passt ist, sodass keine Salzwasserfahne gezo- Geschmacksgrenze entspricht (MU 1992). gen wird, beeinträchtigt versalztes Tiefenwas- Laut Trinkwasserverordnung (TrinkwV 2001, ser die Grundwasserförderung nicht. Stand 2016) ist ein zusätzlicher Grund die kor- rosive Wirkung des versalzten Wassers. Versalzungen können auch anthropogen her- vorgerufen werden, dabei sind folgende Verur- Für einen Konzentrationsanstieg von Chlorid sachungen in Betracht zu ziehen: im Einzugsgebiet können geogen folgende Gründe eine Rolle spielen: Verwendung von chloridhaltigen Dün- gemitteln (Kalidünger) Ablaugung von Salzvorkommen (Sub- rosion) Einträge von Streusalz in direkter Stra- ßennähe Auslaugung der primär im Grundwas- serleiter vorhandenen Salze und Mine- Uferfiltration von versalztem Flusswas- rale (bei geringer Fließgeschwindig- ser keit) Im Einzugsgebiet Ems-Nordradde treten Salz- Mobilisierung von Salzwässern, die bei kissen (flache Aufwölbung durch Salzschicht), der Ablagerung mariner Sedimente im Salzintrusionen und Salzstöcke auf (Abb. 15). Porenraum eingeschlossen wurden Ein teilversalzter Bereich befindet sich z.B. öst- lich von Rhede, Vollversalzung tritt im Gebiet Küstenversalzung über Salzwasserin- nicht auf (MU 1992). trusionen über die Ems bei Weener

Kurzinformation: Gewässerkundliche Rahmenbedingungen

- Die Fläche des Einzugsgebietes beträgt 1558 km². - Das gesamte Einzugsgebiet der Ems beträgt 13.150 km². - Die Trinkwassergewinnung erfolgt beinahe zu 100 % aus dem Grundwasser. - Im gesamten Einzugsgebiet stehen Lockergesteine an. - Die Grundwasserneubildung beträgt im Einzugsgebiet je nach naturräumlicher Lage bis zu 628 mm im Jahr. - Im Einzugsgebiet können Konzentrationsanstiege von Chlorid durch verschiedene Faktoren bedingt sein.

24 Abb. 15: Versalzung und Versalzungsstrukturen im Einzugsgebiet Ems-Nordradde.

25 3. Agrarwirtschaftliche Rahmenbedingungen

Zur Abschätzung der möglichen Gefährdung kann (NLWKN 2012 a). In der novellierten des Grundwassers durch die landwirtschaftli- Düngeverordnung von 2017 ist ein Grenzwert che Produktion sind Faktoren wie Flächennut- von maximal 170 kg Gesamtstickstoff je Hektar zung und Viehdichte von großer Bedeutung. festgelegt. Für Gärrückstände tierischen Ur- So muss bei Kulturen wie Mais, Kartoffeln oder sprungs aus Biogasanlagen sind nun die Raps nach der Ernte mit hohen Gehalten an Werte der mittleren Nährstoffausscheidung der mineralischem Stickstoff (Herbst Nmin) im Bo- landwirtschaftlichen Nutztiere heranzuziehen. den gerechnet werden, weshalb die Gefahr ei- nes Nitrataustrages hier deutlich erhöht ist. Im Daneben kommt es auch zu Stickstoffeinträ- Gemüsebau bleiben teilweise sehr hohe Stick- gen aus der Atmosphäre. Mit dem Nieder- stoffgehalte auf den Anbauflächen über Ernte- schlag gelangen Ammoniak-Emissionen aus rückstände zurück und führen so zu hohen der Stallabluft und der Wirtschaftsdüngeraus- Überschüssen im Boden (NLWKN 2012 a). bringung auf den Boden und können als Nitrat in das Grundwasser verlagert werden (NLWKN Der verstärkte Anbau von Mais im Rahmen der 2012 a). Biogaserzeugung (siehe dazu 3.2 Biogas und Flächennutzung) als ein weiteres Standbein Neben Nitrat kann auch der Parameter Kalium der Landwirtschaft, verschärft die Problematik als Hinweis auf die landwirtschaftliche Dünge- zunehmend. praxis gewertet werden. Kalium wird insbeson- dere durch die organische Düngung verstärkt Änderungen in der landwirtschaftlichen Aus- auf den Boden aufgebracht und kann der Aus- richtung, wie ein verstärkter Maisanbau zu waschung unterliegen. Mit zunehmendem Ton- Lasten des Dauergrünlandes, können zu er- gehalt erfolgt jedoch eine verstärkte Adsorption höhter Mineralisation und damit verbunden zu (NLWKN 2012 a). Kaliumkonzentrationen über Nitratausträgen in das Grundwasser führen. 3 mg/l im Grundwasser können auf einen Nut- zungseinfluss hinweisen (Tab. 4). Die Kali- Hohe Viehdichten sind mit einem erhöhten umbelastungsklassen beziehen sich hierbei Aufkommen von Wirtschaftsdüngern (Gülle, auf die Trinkwasserverordnung in der Fassung Stallmist, Geflügelkot usw.) verbunden. Hier- von 1990. In der neueren Fassung von 2001 durch kann es zu deutlichen Nährstoffüber- (Stand 2016) ist kein Grenzwert für Kalium an- schüssen im Boden kommen, was letztlich zu gegeben. Nährstoffausträgen in das Grundwasser führen

Tab. 4: Belastungsklassen für Nitrat und Kalium (aus NLWKN 2012 a; Quelle: LANU 2003).

Nitrat Kalium Bewertung/Belastungsklassen (mg/l) (mg/l) 0 -10 0 - 3 Konzentration oftmals in natürlichen oder naturnahmen Ökosystemen >10 -25 >3 - 6 Konzentration ist anthropogen erhöht, Nutzungseinfluss ist erkennbar >25 - 50 >6 - 12 Konzentration ist deutlich anthropogen erhöht >50 >12 Konzentration ist anthropogen sehr stark erhöht

Schwermetallkontaminationen des Bodens und nach Herkunft weisen beispielsweise damit verbundene Belastungen des Grundwas- Rohphosphate unterschiedliche Gehalte an sers können ebenfalls durch die landwirtschaft- Cadmium auf. Durch die Düngemittel-verord- liche Düngungspraxis hervorgerufen werden. nung ist das Inverkehrbringen von Rohphos- So finden sich teilweise in Mineraldünger er- phaten mit Cadmium-Gehalten von über 50 höhte Gehalte an Cadmium oder Chrom. Je mg/kg P2O5 nicht zulässig. Wirtschaftsdünger,

26 insbesondere Schweinegüllen, können erhöhte Pflanzenschutzmittel (PSM) kommen im natür- Zink- und Kupfergehalte aufweisen. Die für die lichen System nicht vor und werden anthropo- Tierernährung essentiellen Spurenelemente gen auf die Böden und Pflanzen aufgebracht. werden als mineralische Zuschlagstoffe den Über das Sickerwasser erreichen sie das Futtermitteln zu gemischt, wobei ein Großteil Grundwasser und führen zu unerwünschten wieder ausgeschieden wird. Klärschlamm und Belastungen. Der Grenzwert für Pflanzen- Komposte enthalten vielfach erhöhte Schwer- schutzmittel liegt nach der Trinkwasserverord- metallgehalte wie Quecksilber und Kupfer. nung (TrinkwV 2001) für jeden Einzelstoff bei 0,1 µg/l (in der Summe 0,5 µg/l). PSM werden Neben den Schwermetallen sind aktuell Tier- vorrangig in der Landwirtschaft aber auch von arzneimittelfunde im Fokus. Mit Wirtschafts- Unternehmen, wie der Bahn zur Freihaltung dünger werden die Arzneimittel auf den Boden der Gleise, von Gärtnereien und Privatperso- aufgebracht und können über das Sickerwas- nen eingesetzt. Herbizide haben hierbei eine ser ins Grundwasser verlagert werden. Nach große Bedeutung (siehe 8.11 Pflanzenschutz- einer Studie des Umweltbundesamtes (UBA) mittel und ihre Metaboliten). konnten in einzelnen Grundwassermessstellen Befunde festgestellt werden. Hierzu sind wei- Neben der Beeinflussung der Grundwasser- tere Untersuchungen notwendig und geplant güte können Veränderungen der Agrarstruktur (UBA 2014). An GWM mit Befund führt der wie Zunahmen von Beregnungstätigkeiten zur NLWKN weitere Untersuchungen durch. Ziel Ertragsabsicherung (z. B. von Kartoffelflächen) ist es die Ursachen und Eintragspfade zu erfor- und Ausweitung von beregnungsintensivem schen. Ein landesweites Screening soll dar- Gemüsebau zur Beeinflussung der Grundwas- über hinaus klären, ob weitere Messstellen be- serressourcen führen. troffen sind.

3.1 Landwirtschaftliche Strukturen

Das Einzugsgebiet Ems-Nordradde umfasst Westlich und südwestlich der Ems im Bereich insgesamt 1558 km². Hiervon werden ca. 934 der Bourtanger Moorniederung setzt sich die km² als landwirtschaftliche Fläche genutzt, was überwiegende betriebswirtschaftliche Ausrich- einem Flächenanteil von etwa 60 % an der Ge- tung der Betriebe (Abb. 16) aus Ackerbau und samtfläche des Einzugsgebietes entspricht. Pflanzen- und/oder Viehhaltungsverbund zu- Durchschnittlich bewirtschaften die landwirt- sammen. Östlich der Ems im Bereich Sögeler schaftlichen Betriebe innerhalb des Einzugsge- Geest, Hunte-Leda Moorniederung und nord- bietes 51 Hektar. Der Viehbesatz ist mit 1,89 westlich der Ems dominiert eine futterbauliche Großvieheinheiten je Hektar landwirtschaftli- Ausrichtung der Betriebe sowie in Teilberei- cher Fläche (GV / ha LF) relativ hoch. Im Ver- chen bei Sögel und Dörpen die Veredelung. gleich dazu beträgt der durchschnittliche Vieh- besatz in Niedersachsen 1,12 GV pro ha LF.

27 Abb. 16: Betriebliche Ausrichtung der landwirtschaftlichen Betriebe im Einzugsgebiet Ems-Nordradde.

28 Anbau

Durch eine hohe Heterogenität an Bodentypen Im Einzugsgebiet Ems-Nordradde nehmen (Abb. 13) und Grundwasserständen im Ein- Silo- und Körnermais und Kartoffeln mit 38 % zugsgebiet bestehen große Unterschiede in bzw. 20 % (Abb. 17) den größten Anteil der der landwirtschaftlichen Nutzung des Gebietes. landwirtschaftlichen Kulturen ein. Grünlandkul- Besonders niedrig sind die Flurabstände in den turen nehmen 18 % der landwirtschaftlichen Moorgebieten und Marschen, deutlich höher Nutzfläche ein, wobei hiervon 13 % als Dauer- sind sie in den Geestbereichen. In Abbildung grünland bewirtschaftet werden. Unter den Ge- 19 werden die landwirtschaftlichen Anbauver- treidekulturen dominiert Wintergetreide mit hältnisse mit den Feldblockdaten 2011 (InVe- 17 %. Kos-Daten 2011, SLA) auf Teilraum-Ebene dif- ferenziert ausgewertet.

Abb. 17: Anteil der Kulturarten an der landwirtschaftlichen Nutzfläche (LF) innerhalb des Einzugsgebietes Ems- Nordradde in Prozent (Auswertung InVeKos-Daten 2010).

Die von Entwässerung geprägten Bodenver- 48 % Silomais. Mais wird einerseits zur Berei- hältnisse in der Ostfriesischen Marsch spiegeln tung von Maissilage für die Nutztierhaltung an- sich auch in den Anbauverhältnissen wieder. gebaut, andererseits als Energiemais bzw. Hier dominiert Dauergrünland mit einem Anteil Gärsubstrat für die zahlreich vorhandenen Bio- von 85 %. Die übrigen 15 % verteilen sich gasanlagen benötigt (siehe 3.2 Biogas und überwiegend auf Silomais- und Wintergetreide- Flächennutzung). Neben dem Maisanbau anbau. In den Niederungs- und Geestgebieten spielt auch der Futtergetreideanbau in den nimmt der Maisanbau eine dominierende Rolle meisten Teilraumgebieten eine gewichtige ein. Der Maisanteil schwankt hier zwischen Rolle. So beträgt der Getreideanteil der Kultur- 35 % in der Bourtanger Moorniederung und arten in der Lohner Geest 33 %, in der Sögeler 48 % in der Ems-Vechte-Niederung, wobei in Geest 29 % und in den Niederungsgebieten der Regel zu ca. zwei Dritteln Silomais ange- zwischen 17 bis 20 %. Es handelt sich fast baut wird. Den höchsten Maisanteil weist die ausschließlich um Wintergetreide, hierbei vor Lingener Höhe mit 60 % auf, hiervon allein allem Gerste und Triticale. Im Hinblick auf den

29 Hackfruchtanbau innerhalb des Einzugsgebie- neuer Führung betriebenen Kartoffelstärkefab- tes ist vor allem in den grenznahen Teilraum- rik in der benachbarten Grafschaft Bentheim in gebieten zu den Niederlanden der Kartoffelan- Emlichheim. Der Kartoffelanbau hat sich im bau in gewichtigem Umfang verbreitet. In der Emsland verdreifacht (LK Emsland 2002). Un- Sögeler Geest macht der Kartoffelanbau einen ter der Kulturart „Sonstiges“, sind unter ande- Kulturanteil von 14 % aus, in der Ems-Vechte- rem Kulturen wie Gartengewächse, Obstanla- Niederung 19 % und in der Bourtanger Moor- gen, Hülsenfrüchte und Raps zusammenge- niederung 33 %. Die Konzentration auf den fasst. In den Geest- und Niederungsgebieten Kartoffelanbau ist hierbei eng verknüpft mit der des Einzugsgebietes machen diese allerdings bereits 1928 gegründeten und seit 1978 unter nur einen geringen Anteil von 2 - 5 % aus.

Abb. 18: Maisfeld mit Phacelia im Vordergrund.

30 Abb. 19: Anbauverhältnisse (InVeKos-Daten 2010) im Einzugsgebiet Ems-Nordradde.

31 Tierhaltung

Der Viehbesatz innerhalb des Einzugsgebietes regionale Unterschiede festzustellen. Der Vieh- beträgt 1,89 Großvieheinheiten (GV) pro Hek- besatz (Abb. 20) variiert zwischen 0,32 GV/ha tar (ha) landwirtschaftlicher Nutzfläche. Für die in der Gemeinde und 3,13 GV/ha in der Berechnung wurden Gemeindedaten der Ag- Gemeinde Dörpen. rarstrukturerhebung 2010 (LSKN 2013) heran- gezogen. Innerhalb des Gebietes sind große

Tab. 5: Prozentualer Anteil ausgewählter Tierarten am jeweiligen Gesamtbestand innerhalb des Ein- zugsgebietes Ems-Nordradde, berechnet aus den für Ems-Nordradde relevanten Gemeinde-Daten der Agrarstrukturerhebung 2010 LSKN 2012, zusammengefasst auf Landkreis-Ebene.

LK Rinder [%] Schweine [%] Hühner [%] Sonst. Geflügel [%] Leer 26,9 1,3 0,0 * Emsland 68,6 91,5 98,2 100 Bentheim 4,5 7,3 1,8 *

Im Landkreis Leer sind trotz des flächenmäßig zu ca. 90 % um Masthühner und -hähne für die kleinen Anteils am Einzugsgebiet mit 50.437 Fleischproduktion. Einen Anteil von 10 % ma- mehr als ein Viertel aller Rinder (Tab. 5, Abb. chen Jung- und Legehennen für die Eiererzeu- 22) vorhanden. Dies ist eng verknüpft mit der gung aus. Ähnlich wie bei der Schweinehal- Landnutzung (Abb. 10). Der große Flächenan- tung, hat sich in der Verbreitung der Geflügel- teil an Dauergrünland prädestiniert den Land- haltung im Laufe der Jahre ein räumlicher Gür- kreis Leer für die Rinderhaltung. tel ausgebildet, der sich über das nördliche Westfalen, die Grafschaft Bentheim, das Ems- Der Schwerpunkt der intensiven Nutztierhal- land und die angrenzenden niederländischen tung liegt mit großen regionalen Unterschieden Provinzen, bis in den Landkreis Diepholz zieht. im Landkreis Emsland. Das Emsland bildet, Der Landkreis Emsland nimmt hierbei mit ca. zusammen mit dem nördlichen Teil der Nieder- 11,3 Mio. Hühnern die Spitzenposition ein. Die lande sowie dem südoldenburgischen Raum meisten Hühner werden in den Gemeinden bis nach Rotenburg, ein Gebiet, das gekenn- Geeste (ca. 1,5 Mio.) und Haren (Ems) (ca. 1,3 zeichnet ist durch die höchste Produktions- Mio.) gehalten. In Haren befindet sich außer- dichte an Mastschweinen in ganz Europa. Im dem die Emsland Frischgeflügel Schlachterei. östlichen Teil des Einzugsgebietes befindet Mit 300.000 Tonnen produziertem Hähnchen- sich in Sögel die größte Schlachterei Nieder- fleisch (Schlachtgewicht) pro Jahr, nimmt Ems- sachsens. Schwerpunkte der Schweinehaltung land-Frischgeflügel ein Drittel der deutschen liegen in den Gemeinden Emsbüren mit 83.060 Hähnchenfleischproduktion ein (Böckermann und Geeste mit 78.939 Schweinen (Abb. 21). 2014). Einer Ausweitung der Bestandsgrößen stehen abnehmende Halterzahlen gegenüber (LK Truthühner (Puten) und Enten, die in Tabelle 5 Emsland 2002). unter sonstiges Geflügel aufgeführt sind, wer- den im Einzugsgebiet nur vereinzelt intensiv Die Geflügelhaltung nimmt für die landwirt- gehalten- in den Gemeinden Haselünne mit schaftlichen Betriebe innerhalb des Einzugsge- 55.373 und mit 51.500 Tieren. Hiervon bietes eine mindestens ebenso große Bedeu- etwa zwei Drittel Truthühner und ein Drittel En- tung ein wie die Schweinehaltung. Bei den ten. 11,5 Mio. gehaltenen Hühnern handelt es sich

32 Abb. 20: Viehbesatz im Einzugsgebiet Ems-Nordradde.

33 Abb. 21: Schweinehaltung im Einzugsgebiet Ems-Nordradde.

34 Abb. 22: Rinderhaltung im Einzugsgebiet Ems-Nordradde.

35 3.2 Biogas und Flächennutzung

Ein energiepolitisches Ziel Deutschlands ist es, Die Politik reagiert mit dem EEG 2012 auf die im Jahre 2050 ca. 80 % des Energiebedarfs zunehmend kritische Diskussion um die Bio- aus erneuerbaren Energien zu decken (BMWI gaserzeugung. Die NawaRo-, Gülle- und Land- 2014). Durch das seit dem Jahr 2000 beste- schaftspflegeboni wurden durch die Einsatz- hende Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) stoffvergütungs-klassen I und II ersetzt. Die soll eine entsprechende Entwicklung vorange- Vergütung des erzeugten Stroms ist dabei ab- trieben werden. Insbesondere die EEG-Neure- hängig von den nach Einsatzstoffvergütungs- gelung von 2009 führte zu einem starken An- klassen eingesetzten Stoffen. Mais, Grünrog- stieg der Anlagendichte. Die zusätzlichen Ver- gen und Gras sind der Vergütungsklasse I zu- gütungsansprüche für den Einsatz von nach- geordnet. Gülle, Mist und Landschaftspflege- wachsenden Rohstoffen (NawaRo-Bonus) so- material gehören beispielsweise zur Einsatz- wie für den Einsatz von Gülle („Gülle-Bonus“) stoffklasse II. Der Gesamt-Anteil an Maissi- und für die Wärmenutzung machte die Biogas- lage, Getreidekorn, Corncobmix (CCM) und erzeugung zu einem wichtigen Standbein der Lieschkolbensilage (LKS) wurde dabei auf 60 landwirtschaftlichen Produktion. Durch den Masseprozent in einer Biogasanlage begrenzt. Landschaftspflegebonus wurde der Einsatz Das am 01.08.2014 in Kraft getretene EEG von Landschaftspflegematerial und –gras (z.B. 2014 hat unter anderem die Steuerung des An- Schnittgut von Streuobstwiesen) vergütet. In lagenzubaus zum Ziel (3N-Kompetenzzentrum Niedersachsen hat sich im Zeitraum von 2001 2014). In der neuen Fassung entfällt der Tech- bis 2013 die Zahl der Biogasanlagen von 148 nologiebonus für die Gasaufbereitung, neue auf 1546 mehr als verzehnfacht (Abb. 23). Regelungen bzgl. der Höchstbemessungsleis- tung sind wirksam und die Einsatzstoffvergü- tungsklassen I und II entfallen.

Abb. 23: Anzahl und installierte Leistung der Biogasanlagen in Niedersachsen (3N-Kompetenzzentrum 2014).

Die regionale Verteilung der Biogasanlagen in landwirtschaftlich genutzter Fläche dar (3N- Niedersachsen ist sehr unterschiedlich. Als Kompetenzzentrum 2014). Landesweit rangiert Schwerpunktgebiete der Biogaserzeugung der Landkreis Cloppenburg dabei mit 0,54 können anhand der Anlagenzahlen von De- kW/ha LF (NawaRo-Anlagen) hinter Rotenburg zember 2013 (Abb. 24) die Landkreise Ems- und Celle an dritter Stelle. Nach der Biogasin- land (155 Anlagen), Rotenburg (144), Cloppen- ventur 2014 weist der Landkreis Emsland mit burg (116) sowie Diepholz (111) benannt wer- 0,48 kW/ha LF ebenfalls einen hohen Wert auf. den (3N-Kompetenzzentrum 2014). Die wich- Im Vergleich dazu waren bis Ende 2013 lan- tigste Größe zur Beurteilung der Zusammen- desweit 0,31 kW/ha LF installiert. hänge zwischen Landnutzung und Biogasanla- genzahl stellt die installierte Leistung je Hektar

36 Abb. 24: Anzahl und installierte Leistung der Biogasanlagen in Niedersachsen 2011 und 2013 (3N-Kompetenz- zentrum 2014).

Im Einzugsgebiet Ems-Nordradde lassen sich Kilowattstunde. Für Koferment-Anlagen, die deutliche Unterschiede in der regionalen Ver- neben Gülle und Mist oft stickstoffreiche Bioab- teilung der Biogasanlagen feststellen. Beson- fälle (z.B. Schlachtabfälle) verwerten, muss mit ders hohe Zahlen verzeichnet der Landkreis einem Flächenbedarf von 0,5 ha/kW gerechnet Emsland. Mit 96 Biogasanlagen liegen ca. werden (LWK 2013a). Bei Berücksichtigung 99 % der Anlagen und der installierten Leis- der Faustzahlen besteht im Einzugsgebiet tung innerhalb des Gebietes im Landkreis Ems-Nordradde ein Flächenbedarf von ca. Emsland. Dabei nimmt das Gebiet der Stadt 17.970 ha für das Ausbringen der Gärreste, Meppen mit 18 Anlagen die Spitzenstellung ein dies entspricht ca. 19 % der Gesamt-LF des (Abb. 26). Gebietes. Werden pro 500 kW-NaWaRo-An- lage etwa 180 ha Mais benötigt, errechnet sich Mit Stand 2015 sind innerhalb des Einzugsge- ein Flächenbedarf für den Maisanbau in Höhe bietes 96 NawaRo-Anlagen und eine Kofer- von ca. 17.460 ha. ment-Anlage mit einer Gesamtleistung von 49.721 kWel im Betrieb. Der Anteil der Na- Der Betrieb von Biogasanlagen (Abb. 25) waRo-Anlagen beträgt 49.241 kWel (Tab. 6). bringt neue Anbauverhältnisse und Stoffströme in der Landwirtschaft mit sich. Diese sind ins- Für das Betreiben einer 500 kW-NaWaRo-An- besondere geprägt durch einen verstärkten lage ist ein Flächenbedarf von etwa 180 ha „Energiemaisanbau“ sowie durch eine Zu- notwendig, unter der Voraussetzung, dass für nahme an Wirtschaftsdüngern (Gärreste) aus das Verbringen des Gärrestes genau so viel pflanzlichen Substraten. In der Gemeinde Fläche veranschlagt wird, wie für den Anbau Heede liegt im Zeitraum 1995 bis 2010 die Zu- des Gärsubstrates (z.B. Silomais). Gerechnet nahme des Silomaisanbaus bei über 25 %, wird mit einem Flächenanteil von 0,36 ha pro

37 während in den Gemeinden , Nieder- kommen an. Die Novellierung der Düngever- langen und Lathen eine Abnahme zu verzeich- ordnung von 2017 legt nun die Berechnung nen ist (Abb. 27). In den übrigen Gemeinden des Stickstoffvorkommens in den anfallenden des Einzugsgebietes liegen die Zunahmen des Gärresten fest, sodass eine genauere Berech- Silomaisanbaus durchgehend zwischen 0 und nung möglich ist. Eine Überschreitung der 170 25 %. Die entstehenden Gärreste fallen zu- kg Gesamtstickstoff je Hektar soll damit ver- sätzlich zum normalen Wirtschaftsdüngerauf- mieden werden.

Tab. 6: Anzahl und Leistung der Biogasanlagen im Einzugsgebiet Ems-Nordradde, zusammengefasst auf Anteile der Landkreise im Einzugsgebiet, Stand Januar 2015 (3N-Kompetenzzentrum 2015).

Landkreis Anzahl Leistung [kWel] NawaRo Koferment NawaRo Koferment Emsland 95 1 47.991 480 Grafschaft Bentheim 1 1.250 Summe 96 1 49.241 480 Gesamtsumme 97 49.721

Silomais verursacht bei der derzeit gängigen men des Grünlandes seit 1995 in den Gemein- Düngungspraxis deutlich höhere Nitratausträge den Lathen und Werlte bei über 25 % und über in das Grundwasser, als dies vergleichsweise 20 % in den an Lathen grenzenden Gemein- im Getreideanbau der Fall ist. Eine Ausweitung den , und Stavern der Maisanbaufläche ist bzw. war zudem oft sowie in Lahn und . Eine Zunahme des mit einem Umbruch von Grünlandflächen ver- Grünlandanbaus ist lediglich in Sögel zu ver- bunden. Nach Grünlandumbrüchen muss jah- zeichnen (Abb. 28). relang mit hohen Mineralisationsraten gerech- net werden, die hohe Nitrataustragsraten nach Die gegenwärtig zu beobachtenden Änderun- sich ziehen. Nach Literaturangaben werden in gen in der Landnutzung gehen nicht selten mit einer Intensivierung der Flächennutzung ein- den ersten fünf Jahren nach einem Grün- her. Sie werden daher vor dem Hintergrund landumbruch ca. 500 kg N/ha und Jahr minera- des Grundwasserschutzes zunehmend kritisch lisiert (Gäth et al. 1999, Frede & Dabbert 1998, gesehen (von Buttlar et al. 2010). Höper 2009, von Buttlar 2009 zitiert in NLWKN 2015 c). Im Einzugsgebiet liegen die Abnah-

38 Kurzinformation: Agrarwirtschaftliche Rahmenbedingungen

- Der Viehbesatz beträgt 1,89 Großvieheinheiten pro Hektar landwirtschaftlich genutzter Flä- che. - Silomais und Kartoffeln überwiegen im landwirtschaftlichen Anbau; in der Viehhaltung ha- ben Hühner, gefolgt von Schweinen, die Spitzenposition inne. - Im Einzugsgebiet werden 79 % der landwirtschaftlichen Flächen als Ackerfläche bewirt- schaftet und ca. 18 % als Grünlandland. - Zurzeit werden 96 NaWaRo-Anlagen und 1 Koferment-Anlage im Gebiet betrieben. - Die installierte elektrische Leistung beträgt insgesamt 49.721 kW.

Abb. 25: Biogasanlage im Einzugsgebiet Ems-Nordradde.

39 Abb. 26: Verteilung, Art und elektrische Leistung der Biogasanlagen (3N-Kompetenzzentrum Dezember 2014).

40 Abb. 27: Zunahme des Silomaisanbaus im Einzugsgebiet Ems-Nordradde.

41 Abb. 28: Abnahme der Grünlandflächen im Einzugsgebiet Ems-Nordradde.

42 4. Grundwasserschutz

Ein allgemeines Ziel des Grundwasserschut- 2012 a). Die Wassergesetze verpflichten dazu, zes ist es, das Grundwasser in weitgehend na- das Wasser heute und für kommende Genera- türlicher Beschaffenheit für zukünftige Genera- tionen in ausreichender Menge und Güte zu si- tionen zu bewahren. Deshalb muss das Grund- chern und in seinen ökologischen Funktionen wasser flächendeckend geschützt werden zu erhalten. Die Einführung der EG-Wasser- (NLWKN 2012 a). Durch eine nachhaltige Ge- rahmenrichtlinie (EG-WRRL) im Dezember wässerbewirtschaftung sollen die Gewässer, 2000 mit dem Ziel, einen Beitrag für eine koor- oberirdische Gewässer, Küsten- und Über- dinierende, umfassende und transparente gangsgewässer und Grundwasser, als Be- Wasserpolitik in der Europäischen Gemein- standteil des Naturhaushaltes, als Lebens- schaft zu leisten, ist für den Gewässerschutz grundlage des Menschen und als Lebensraum von zentraler Bedeutung. Durch Änderung des für Pflanzen und Tiere sowie als nutzbares Gut Wasserhaushaltsgesetzes wurde die EG- geschützt werden. WRRL in Deutsches Recht umgesetzt. Durch die Grundwasserverordnung (GrwV) und Ober- Die rechtliche Grundlage dafür bildet das Ge- flächengewässerverordnung (OgewV) werden setz zur Ordnung des Wasserhaushalts (Was- Anforderungen zum Schutz der Gewässer ge- serhaushaltsgesetz - WHG) vom 1. März 2010, regelt und die Vorgaben der oben genannten das durch das zeitgleich in Kraft getretene Nie- Tochterrichtlinien in Deutsches Recht umge- dersächsische Wassergesetz (NWG) konkreti- setzt. siert und ergänzt wird (modifiziert aus NLWKN

4.1 Landesweiter Grundwasser- schutz gemäß EG-WRRL

Mit Inkrafttreten der EG-Wasserrahmenrichtli- haushaltsgesetzes konkretisiert die Verord- nie (2000/60/EG) am 22.12.2000 wurden über nung zum Schutz des Grundwassers (Grund- 50 wasserrechtliche EG-Vorschriften in einer wasserverordnung, GrwV 2010) die Vorgaben Richtlinie zusammengefasst. Der Geltungsbe- aus der Wasserrahmenrichtlinie und der Richt- reich umfasst Fließgewässer, Seen, Küstenge- linie zum Schutz des Grundwassers. wässer und Grundwasser. Die WRRL bietet die Grundlage für ein gemeinsames wasser- Im Grundwasser sollen Schadstoffeinträge ver- wirtschaftliches Handeln. Als Zielsetzung bein- hindert oder zumindest begrenzt werden. Eine haltet die WRRL die Erreichung eines guten Verschlechterung des Grundwasserzustandes Gewässerzustandes aller oberirdischen Ge- ist zu verhindern und Belastungstrends müs- wässer und im Grundwasser. Der gute chemi- sen umgekehrt werden. Ziel ist es, den guten sche und gute mengenmäßige Zustand sind mengenmäßigen und chemischen Zustand bis als Ziel für das Grundwasser definiert. Die Vor- 2015, aber spätestens bis 2027, zu erreichen gaben der Wasserrahmenrichtlinie werden (NLWKN 2012 a). durch sogenannte Tochterrichtlinien weiter Zur Bewertung des guten chemischen Zustan- konkretisiert. Die Richtlinie zum Schutz des des sind Qualitätsnormen für Nitrat (50 mg/l), Grundwassers (2006/118/EG) benennt nähere Pflanzenschutzmittel und relevante Abbaupro- Vorgaben für das Grundwasser (siehe auch dukte (0,1 µg/l und Summenparameter NLWKN 2012 a). Auf Grundlage des Wasser-

43 0,5 µg/l) und Schwellenwerte für die Schwer- WRRL. Planungsebene ist die jeweilige Fluss- metalle Arsen (10 µg/l), Cadmium (0,5 µg/l), gebietseinheit, für das Einzugsgebiet Ems-Nor- Blei (10 µg/l), Quecksilber (0,2 µg/l)) sowie für dradde folglich die Flussgebietseinheit Ems. Ammonium (0,5 mg/l), Sulfat (240 mg/l), Chlo- Neben einer Beschreibung der Flussgebiets- rid (250 mg/l) und Kohlenwasserstoffe (Summe einheit zeigt der Bewirtschaftungsplan u. a. die Trichlorethylen und Tetrachlorethylen, 10 µg/l) Belastungen im Gebiet auf und stellt die Er- festgelegt worden. Grundlage der Bewertung gebnisse der Zustandsbewertung vor. Bewirt- sind die Messergebnisse des WRRL-Über- schaftungsziele werden formuliert sowie eine blickmessnetzes sowie zusätzlich die Abschät- Analyse zur Wassernutzung durchgeführt. Der zung der Nitrat-Emission. Bewirtschaftungsplan ist auf der Internetseite der Geschäftsstelle Ems unter Veröffentlichun- Der chemische Zustand ist gut, wenn die fest- gen zu finden. gelegten Schwellenwerte an den Messstellen eingehalten werden. Eine anthropogene Ursa- Zur Überwachung des chemischen und men- che für Schadstoffeinträge muss ausgeschlos- genmäßigen Zustandes dienen spezielle Moni- sen werden können. Daneben darf durch das toringprogramme. Mit Hilfe des Überblicks- Grundwasser keine Verschlechterung des öko- messnetzes wird der chemische Zustand in logischen oder chemischen Zustandes der den Grundwasserkörpern überwacht. Durch Oberflächengewässer hervorgerufen werden. das operative Messnetz werden die als gefähr- Grundwasserabhängige Landökosysteme dür- det eingestuften Grundwasserkörper jährlich fen nicht durch Grundwasserbelastungen ge- ein weiteres Mal auf Nitrat überprüft (NLWKN schädigt werden. 2012 a).

Soll ein „guter mengenmäßiger Zustand“ im Auf Grundlage der festgestellten Belastungen Grundwasser vorliegen, darf keine Übernut- und der Zustandsbewertung werden Maßnah- zung des Grundwassers stattfinden, Wasser- menprogramme aufgestellt, die neben grundle- entnahmen dürfen daher die verfügbare genden Maßnahmen zusätzliche „ergänzende“ Grundwasserressource nicht überschreiten Maßnahmen beinhalten, mit dem Ziel, einen (NLWKN 2012 a). Eine Veränderung des guten Gewässerzustand zu erreichen. Durch Grundwasserstandes durch anthropogene Ein- „grundlegende Maßnahmen“ sind dabei die zu flüsse darf weder die in Verbindung stehenden erfüllenden Mindestanforderungen vorgege- Oberflächengewässer beeinträchtigen noch ben, die beispielsweise aus bestehenden von Grundwasser abhängige Landökosysteme Rechtsvorschriften abgeleitet werden. Die Ein- schädigen. Ein Zustrom von Salzwasser muss haltung der Düngeverordnung stellt dabei eine ausgeschlossen sein. wichtige Größe dar. Zusätzlich zu den vorhan- denen gesetzlichen Vorgaben werden darüber Die Aufstellung eines Bewirtschaftungsplans hinaus ergänzende Maßnahmen angeboten. (siehe 4.1.2 Bewirtschaftungsmaßnahmen) als Diese setzen sich aus Agrarumweltmaßnah- Umsetzungs- und Kontrollinstrument ist das men und einer Beratung für Landwirte zur Ver- zentrale Element bei der Umsetzung der besserung der Nährstoffeffizienz zusammen.

44 4.1.1 Ergebnisse der Zustands- bewertung nach EG-WRRL

Alle Grundwasserkörper in Niedersachsen sind Zustandes deckte in einer Vielzahl von nieder- erstmalig 2009 hinsichtlich ihres mengenmäßi- sächsischen Grundwasserkörpern Probleme gen und chemischen Zustandes bewertet wor- auf. den. Eine Aktualisierung der Bewertung erfolgt gem. Richtlinie alle sechs Jahre und liegt aktu- So sind von landesweit 123 Grundwasserkör- ell für 2015 vor. Die nachfolgenden Angaben pern 65 GWK als im guten Zustand befindlich über die Zustandsbewertung (4.1.1 Ergebnisse bewertet worden. 58 Grundwasserkörper befin- der Zustandsbewertung nach EG-WRRL) und den sich in einem schlechten chemischen Zu- die Bewirtschaftungsmaßnahmen (4.1.2 Be- stand. Im Vergleich zur Bewertung 2009 haben wirtschaftungsmaßnahmen) nach WRRL ba- 4 GWK eine Verbesserung zum guten Zustand sieren auf dem Bewirtschaftungsplan 2015 erfahren, für 7 GWK ist eine Verschlechterung (MU 2015 a). festgestellt worden. Für das Einzugsgebiet Ems-Nordradde hat Hauptinstrument der mengenmäßigen Bewer- sich die Gesamtbewertung des chemischen tung der Grundwasserkörper ist die Ganglini- Zustands 2015 im Vergleich zu 2009 nicht ver- enauswertung nach dem Grimm-Strele Verfah- ändert (Abb. 29). Die Grundwasserkörper „Mitt- ren (NLWKN 2013). Für ganz Niedersachsen, lere Ems Lockergestein links“ und „Mittlere also auch für die drei Grundwasserkörper des Ems Lockergestein rechts 1“ befinden sich in Einzugsgebietes Ems-Nordradde, konnte ein einem guten chemischen Zustand. Im Gegen- guter mengenmäßiger Zustand der Grundwas- satz zur Bewertung 2009 waren 2015 für den serkörper festgestellt werden. In Bezug auf Grundwasserkörper „Mittlere Ems Lockerge- den quantitativen Zustand der Grundwasser- stein rechts 2“ nicht nur die Belastungen mit körper gibt es daher keinen Handlungsbedarf. PSM für die Einstufung in den schlechten Zu- Gleichwohl ergab die Risikoabschätzung für stand relevant, sondern auch der Parameter die mengenmäßige Entwicklung der Wasser- Nitrat (Abb. 29). Für die Bewertung relevante stände bis zum Jahr 2021 für vier Grundwas- Grenzwertüberschreitungen innerhalb der serkörper keine eindeutig gute Prognose. Hin- Schwellenwertparameter sind in den Ems-Nor- tergrund sind die sich über die letzten 30 Jahre dradde-Grundwasserkörpern nicht aufgetreten. deutliche abzeichnenden Abnahmen der Grundwasserstände insbesondere in den Die Sögeler Geest stellt innerhalb des GWK Geestbereichen. Die Zielerreichung innerhalb Mittlere Ems Lockergestein rechts 2 bzgl. Nit- der GWK des Einzugsgebietes Ems-Nor- rat den Belastungsschwerpunkt dar. Hier sind dradde wird jedoch nicht als gefährdet einge- vorrangig Maßnahmen zur Nitratreduktion not- schätzt. wendig (Abb. 30). Daneben weisen Messstel- len an Bächen und Flüssen des Ems-Nor- In Hinblick auf die chemische Bewertung wur- dradde-Gebietes vergleichsweise hohe Nähr- den innerhalb der Grundwasserkörper soge- stoffgehalte auf. Daher wurde für weite Teile nannte Typflächen mit vergleichbaren oder des Einzugsgebietes eine Gewässerschutzbe- ähnlichen hydrogeologischen, hydrodynami- ratung hinsichtlich der Nährstoffreduzierung in schen, hydro-chemischen und bodenkundli- Grund- und Oberflächengewässer für notwen- chen Eigenschaften abgegrenzt. Grundlage dig erachtet (4.1.2 Bewirtschaftungsmaßnah- der Bewertung waren die Untersuchungser- men). Zudem können so Aktivitäten in Rahmen gebnisse des Überblicks- und operativen des Masterplan Ems gebündelt werden. Messnetzes. Die Bewertung des chemischen

45 Abb. 29: Ergebnisse der Zustandsbewertung 2015.

46 Abb. 30: Beratungskulisse Grund- und Oberflächenwasser und Zielkulisse Nitratreduktion (Beratungsgebiet Ems- Nordradde) innerhalb des Einzugsgebietes Ems-Nordradde.

47 4.1.2 Bewirtschaftungsmaßnahmen

Die Bewertung der Grundwasserkörper (GWK) Richtlinie erfüllt werden können, sind ergän- in 2015 hat ergeben, dass die diffusen Belas- zende Maßnahmen notwendig. tungen des Grundwassers mit Nitrat zum größ- ten Teil dazu beitragen, dass das Umweltziel Die niedersächsische Vorgehensweise zur verfehlt wurde. In einigen Grundwasserkörpern Maßnahmenumsetzung sieht insgesamt vier führten auch Pflanzenschutzmittelfunde und Bausteine vor: Überschreitungen innerhalb der Schwellen- Grundlegende Maßnahmen (Umsetzung Fach- wertparameter dazu, dass die vorgegebenen recht): Ziele bis 2027 nicht erreicht werden. • Ordnungsrechtliche Regelungen, wie z.B.: Düngeverordnung, Verordnung Gemäß der EG-WRRL müssen auf Ebene der über Schutzbestimmungen in Wasser- Flussgebiete Maßnahmenprogramme (WRRL schutzgebieten, Meldeverordnung in Artikel 11) und Bewirtschaftungspläne (WRRL Bezug auf Wirtschaftsdünger, Herbst- Artikel 13) festgelegt werden, um die Umwelt- erlass zur Spezifizierung der Dünge- ziele zu erreichen. Bewirtschaftungsplan und verordnung hinsichtlich des Düngebe- Maßnahmenplan waren erstmalig 2009 und darfes im Herbst dann 2015 nach einer Beteiligung der Öffent- lichkeit aufgestellt worden. Eine Fortschrei- Ergänzende Maßnahmen, wie z.B.: bung erfolgt alle sechs Jahre (verändert aus • Agrarumweltmaßnahmen: NLWKN 2012 a). Das Maßnahmenprogramm Angebot von freiwilligen Maßnahmen befindet sich auf www.ems-eems.de unter Ver- zu einer grundwasserschonenden öffentlichungen. Landbewirtschaftung • Gewässerschutzberatung: Die EG-WRRL gibt den Mitgliedsstaaten vor, in Beratung zu einem effizienten Nähr- ihren Maßnahmenprogrammen sowohl grund- stoffeinsatz legende Maßnahmen, wie die Umsetzung des • Erfolgsmonitoring: Ordnungsrechtes, als auch ergänzende Maß- Überprüfung von Umsetzungsgrad und nahmen zu integrieren. Als eine bedeutende Effektivität von Maßnahmen und fort- grundlegende Maßnahme rückt die Umsetzung laufende Optimierung des Maßnah- der Nitratrichtlinie durch die Novellierung der menprogramms Düngeverordnung 2017 mit ihrer konsequen- ten Anwendung in den Fokus. Da jedoch nicht davon ausgegangen wird, dass durch grundle- gende Maßnahmen allein die Umwelt-Ziele der

Agrarumweltmaßnahmen

In 2010 ist landesweit mit der Maßnah- 1.10.2015) auf Ebene der Förderkulisse „Was- menumsetzung in der Zielkulisse „Nitratreduk- serschutz“ bereitgestellt. Die Wasserschutz- tion“ begonnen worden. Aktuell werden vier Kulisse umfasst sowohl die nach WRRL aus- Maßnahmen zur Reduzierung auswaschungs- gewiesene Zielkulisse Gewässerschutz als bedingter Nährstoffeinträge aus der Landwirt- auch die Kulisse des Trinkwasserschutzes, so- schaft im Rahmen der Niedersächsischen und wie das Einzugsgebiet des Dümmers. Bremer Agrarumweltmaßnahmen (Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen für Übersicht der Agrarumweltmaßnahmen 2015 Niedersächsische und Bremer Agrarumwelt- in der Förderkulisse „Wasserschutz“: maßnahmen, NiB-AUM, Gem. Rd.Erl. d. ML u. • Betriebliche Verpflichtungen (BV) d. MU v. 15.07.2015 in der Fassung vom - BV 3 Zusatzförderung Wasserschutz im Rahmen des Ökologischen Landbaus

48 Wasserschutz bewirtschaften. Um eine mög- • Nachhaltige Produktionsverfahren auf lichst hohe Akzeptanz zu erreichen, wird stän- Ackerland (AL) dig an einer Verbesserung des Maßnahmen- - AL 2.2 Anbau von winterharten Zwi- angebotes durch Optimierung bestehender o- schenfrüchten und Untersaaten der durch Hinzunahme neuer Maßnahmen ge- - AL 3 Cultanverfahren zur Ausbrin- arbeitet. gung von Ammonium-Depots durch Injek- tion Neben den auf die Förderkulisse „Wasser- - AL 5 Verzicht auf Bodenbearbeitung schutz“ ausgerichteten Maßnahmen werden nach Mais den Landwirten landesweit weitere Maßnah- men im NiB-AUM-Programm angeboten. Ne- Der Abschluss dieser Maßnahmen ist für Be- ben einer gewässerschonenden Landbewirt- triebe möglich, die mindestens 25 % der land- schaftung werden umweltgerechte Anbauver- wirtschaftlichen Fläche des Betriebes oder we- fahren und eine naturschutzgerechte Landbe- nigstens zehn Hektar innerhalb der Kulisse wirtschaftung gefördert.

Beratung

Zur Erreichung eines guten Gewässerzustan- eine relativ kleine Zahl von Betrieben, den Mo- des ist seit 2010 im Auftrag des niedersächsi- dellbetrieben und Beratungsbetrieben, durch- schen Umweltministeriums durch den NLWKN geführt. Eine Angebotsberatung steht jedoch eine Gewässerschutz-Beratung als konzeptio- innerhalb des gesamten Beratungsgebietes nelle Maßnahme innerhalb der EG-WRRL-Ziel- zur Verfügung. Ziel der Beratung ist es, land- kulisse installiert worden. Ziel der Beratung ist wirtschaftliche Betriebe verstärkt für den Ge- eine Verbesserung der Nährstoffeffizienz bei wässerschutz zu sensibilisieren und gewässer- der Stickstoffdüngung zu bewirken. Zusätzlich schonende Produktions- und Bewirtschaf- wird in ausgewählten Räumen hinsichtlich ei- tungsverfahren stärker in die Betriebsabläufe ner Verringerung des Stickstoff- und Phospha- zu integrieren. Über die Beratung erfolgt eine teintrages in Oberflächengewässern beraten. fachliche Begleitung und Unterstützung der Ab 2016 sind landesweit 11 Beratungsgebiete Landwirte bei der Umsetzung der Agrarum- ausgewiesen worden, in denen 5 Beratungs- weltmaßnahmen. Zudem werden fachliche träger tätig sind. In vier Beratungsgebieten fin- Empfehlungen zur Minderung der Herbst-Nmin det eine kombinierte Gewässerschutzberatung Werte und zur Reduzierung von N-Bilanzüber- zur Nährstoffreduzierung in Grund- und Ober- schüssen erarbeitet und herausgegeben. Stra- flächengewässern statt. TWGG werden von tegien zur Steigerung der N-Effizienz werden der Beratung nach EG-WRRL ausgeklammert. von der Beratung in Zusammenarbeit mit den Hier findet eine gesonderte Beratung zum Landwirten erarbeitet. Daneben werden zur Trinkwasserschutz (vgl. 4.2 Trinkwasser- Unterstützung der Beratung Untersuchungen schutz) statt. Das Beratungsgebiet Ems/Nor- an Böden, Pflanzen und Gewässern durchge- dradde umfasst einen Großteil des Einzugsge- führt, die auch zum Zweck der Erfolgskontrolle bietes Ems-Nordradde (Abb. 30). Hier findet herangezogen werden können. Wichtige Be- eine kombinierte Gewässerschutzberatung zur standteile der Beratung sind außerdem Grup- Nährstoffreduzierung in Grund- und Oberflä- penberatung und Öffentlichkeitsarbeit. chengewässern statt. Die Beratung erfolgt durch das private Ingenieurbüro Ingenieur- Zur Unterstützung der Beratung und als Infor- dienst UmweltSteuerung (Ingus) (Stand 2016). mationsplattform sind von den Beratungsträ- gern Arbeitskreise (Grundwasserkreise, Was- Aufgrund des großen Flächenumfanges der serKreise) mit Landwirten, Multiplikatoren Zielkulisse und der im Gegensatz zur Zusatz- (Landvolkvertretern, Mitarbeitern von Bera- beratung in TWGG deutlich geringeren Mittel- tungsringen, Lohnunternehmern und landwirt- ausstattung wird eine intensive einzelbetriebli- schaftlichen Berufsschullehrern usw.) und Ver- che Beratung in den Beratungsgebieten nur für tretern des NLWKN eingerichtet worden. Im Beratungsgebiet Ems/Nordradde finden einmal

49 jährlich ein Treffen des WasserKreises und ein Treffen des Berater-Arbeitskreises statt. Die regionalen Gebietskooperationen werden re- gelmäßig über den Sachstand der Beratung und die Maßnahmenumsetzung informiert.

Erfolgsmonitoring

Das Wirkungsmonitoring dient neben der Eva- und ausgewertet. Die Betriebe sind in ihrer Ge- luierung auch zur fortlaufenden Optimierung samtheit typisch für das einzelne Beratungsge- des Maßnahmenprogramms und der Beratung. biet. Dazu ist eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen Landwirten, Beratern und dem Die Beratung im Beratungsgebiet Ems/Nor- NLWKN notwendig. Das Monitoring dient dradde ist Anfang 2016 angelaufen. Zurzeit er- ebenfalls als Nachweis eines effizienten Mitte- folgt die Aufnahme der Gebietscharakteristik, leinsatzes. Kontaktaufnahmen zu den regionalen Part- nern, Auswahl der Modellbetriebe und Auf- Zur Erfolgskontrolle werden Betriebsdaten nahme der Bilanzdaten. Auswertbare Er- (Hoftorbilanzen, Nährstoffvergleiche und folgsindikatoren liegen daher bisher nicht vor. Schlagbilanzen usw.) ausgewählter landwirt- schaftlicher Betriebe (Modellbetriebe) erhoben

4.2 Trinkwasserschutz

Der Schutz des Grundwassers vor Verunreini- werden, in denen besondere Schutzbestim- gungen ist in den Wassergesetzen als allge- mungen eingehalten werden müssen. Dies ist meiner Grundsatz formuliert. Trinkwasser un- nötig, um das Grundwasser im Gewinnungs- terliegt dabei besonderen Schutzbestimmun- bzw. Einzugsgebiet einer Entnahme für Trink- gen. Um eine gute Qualität des Trinkwassers wasserzwecke vor nachteiligen Einwirkungen sicher zu stellen, gibt die Trinkwasserverord- zu schützen. Ein vorrangiges Ziel der Landes- nung (TrinkwV 2001, in der Fassung von 2016) regierung ist es, alle Einzugsgebiete der öffent- Vorgaben für die Beschaffenheit des Wassers lichen Wasserversorgung als Wasserschutzge- und für die Trinkwasseraufbereitung vor biete (WSG) auszuweisen. Wasserschutzge- (NLWKN 2012 a). biete werden nach dem Regelwerk der DVGW 2006 (Arbeitsblatt W 101) in Zonen mit unter- Für das Trinkwasser, das für den menschli- schiedlichen Schutzbestimmungen eingeteilt: chen Gebrauch vorgesehen ist, gelten dabei besondere wasserwirtschaftliche Bestimmun- Schutzzone I: Fassungsbereich; unmit- gen (WHG § 50- §52). Das Wasserhaushalts- telbare Umgebung des Brunnens; Nut- gesetz sieht daher die Festsetzung von Was- zung nicht zugelassen. serschutzgebieten vor, in denen besondere Anforderungen an die Reinhaltung des Grund- Schutzzone II: Engere Schutzzone, wassers gestellt werden. Eine Konkretisierung dient dem Schutz vor pathogenen Or- der Vorgaben erfolgt durch das Niedersächsi- ganismen und sonstigen Beeinträchti- sche Wassergesetz. Nach § 91 des NWG kön- gungen; die Größe ist abhängig von nen durch Rechtsverordnung Wasserschutzge- der Fließzeit des Grundwassers, wobei biete zum Wohl der Allgemeinheit festgesetzt ein Sicherheitszeitraum von 50 Tagen festgelegt ist.

50 Schutzzone III (IIIA, IIIB): weitere Einhaltung der SchuVO wird in Niedersachsen Schutzzone; dient dem Schutz vor durch die Unteren Wasserbehörden (UWB) chemischen oder radioaktiven Verun- des jeweils zuständigen Landkreises oder der reinigungen; die Größe umfasst das kreisfreien Städte überwacht (verändert aus gesamte Einzugsgebiet des Grund- NLWKN 2012 a). wassers, das der Fassung zufließt; bei großen Einzugsgebieten wird eine Auf- Auch in sonstigen Trinkwassergewinnungsge- teilung in Abhängigkeit von den Fließ- bieten (TWGG), die in einer Bewilligung oder zeiten des Grundwassers in Zone IIIA Erlaubnis zur Entnahme von Wasser für die öf- und IIIB vorgenommen. fentliche Wasserversorgung als Einzugsgebiet dargestellt sind, können Maßnahmen zum Die in den Schutzzonen der WSG geltenden Schutz des Grundwassers durchgeführt wer- Verbote und Einschränkungen bei der Flä- den (NWG §28). chennutzung werden in Schutzgebietsverord- nungen festgelegt, die individuell auf das je- Innerhalb des Einzugsgebietes Ems-Nor- weilige Schutzbedürfnis des Einzugsgebietes dradde nehmen die TWGG bzw. WSG, die im abgestimmt werden können. Ein Mindeststan- Prioritätenprogramm (Abb. 32, 4.2 Maßnah- dard von Anforderungen wird durch die Verord- men) berücksichtigt werden, mit 80 km² insge- nung über Schutzbestimmungen in Wasser- samt einen Flächenanteil von 5 % ein (Stand schutzgebieten (MU 2009 b) festgelegt. Dar- 2014). In Tabelle 7 sind zu den einzelnen aus resultierende Einschränkungen oder ein TWGG/ WSG im Einzugsgebiet Informationen entstehender Mehraufwand werden durch Aus- wie Wasserrecht, Flächengröße und Nutzung gleichszahlungen abgedeckt (MU 2013). Die zusammengestellt.

Maßnahmen

Da Grundwasser überwiegend in ländlichen auf Ziele und Erfolgsindikatoren geeinigt ha- Regionen gefördert wird, ist eine enge Koope- ben. Näheres dazu ist in der Verordnung über ration zwischen Wasserwirtschaft und Land- die Finanzhilfe zum kooperativen Schutz von wirtschaft die Grundvoraussetzung für einen Trinkwassergewinnungsgebieten geregelt (MU erfolgreichen vorsorgenden Grund- bzw. Trink- 2017). Da eine Finanzhilfe nur gewährt wird, wasserschutz (siehe Abbildung 31). Dabei liegt wenn die Kosten für die Umsetzung des der Schwerpunkt in der Verminderung der Nit- Schutzkonzeptes einen Schwellenbetrag über- rateinträge in das Grundwasser. Im Jahr 1992 schreiten, haben sich einzelne Wasserversor- wurde die Erhebung einer Wasserentnahme- gungsunternehmen oder kleinere Kooperatio- gebühr im Niedersächsischen Wassergesetz nen zu größeren Kooperationen zusammenge- (NWG) gesetzlich verankert und die Verwen- schlossen (NLWKN 2012 a). Nähere Informa- dung der Mittel geregelt. Der § 28 NWG er- tion zum Kooperationsprogramm werden in der möglicht eine Verwendung der Gelder für eine NLWKN Veröffentlichung „Trinkwasserschutz- zusätzliche Beratung der land- oder forstwirt- kooperationen in Niedersachsen, Grundlagen schaftlichen oder erwerbsgärtnerischen Nutzer des Kooperationsmodells und Darstellung der (Zusatzberatung). Daneben ist für Flächen in Ergebnisse” vorgestellt (NLWKN 2015 b). Trinkwassergewinnungsgebieten ein Ausgleich von wirtschaftlichen Nachteilen aufgrund von Im Einzugsgebiet Ems-Nordradde sind vier Ko- vertraglich vereinbarten Einschränkungen in operationen vertreten. Die zu den einzelnen Form von Freiwilligen Vereinbarungen möglich Kooperationen gehörenden TWGG liegen zum (NLWKN 2012 a). Teil außerhalb des Einzugsgebietes und sind daher nicht dargestellt (Abb. 32). Die Beratung Die Gewährung der Finanzhilfe für die oben der Landwirte erfolgt aktuell durch die Land- genannten Maßnahmen setzt voraus, dass wirtschaftskammer Niedersachsen. Wasserversorger und Landbewirtschafter Die Fördermittelzuteilung für Vereinbarungen gleichberechtigt in einer Kooperation zusam- und Beratung in den einzelnen TWGG erfolgt menarbeiten und sich in einem Schutzkonzept

51 mit Hilfe des Prioritätenprogramms (PP) (MU wird. Die Wasser-versorgungsunternehmen le- 2007) durch die Festlegung von Handlungspri- gen dazu ein aussagekräftiges Beratungskon- oritäten nach fachlichen Gesichtspunkten wie zept vor. Sickerwasser- oder Grundwasserbelastung, Nitratkonzentrationen im Rohwasser zur Trink- Eine grundwasserschutzorientierte Zusatzbe- wassergewinnung und potentiellem Stickstoffe- ratung beinhaltet beispielsweise die Erstellung intrag. Dazu werden Handlungsbereiche unter- von Düngeplanungen und Wirtschaftsdünger- schiedlicher Priorität wie folgt eingestuft: analysen. Über Pflanzenanalysen (z. B. Nitrat- check) kann eine vegetationsbegleitende Dün- • Als A-Gebiete werden Gebiete mit be- geberatung durchgeführt werden, bei der auch rechneten Nitratkonzentrationen im Si- Fragen zur Optimierung der Bodenbearbeitung ckerwasser unter 25 mg/l definiert. und Beratung zu einem grundwasserschonen- • In C-Gebieten werden die nach För- den Pflanzenschutzmitteleinsatz beantwortet dermengen gewichteten Nitratkonzent- werden. Ein wichtiger Aspekt der Zusatzbera- rationen im Rohwasser von 25 mg/l tung besteht in der Entwicklung und Vermitt- überschritten. lung von Freiwilligen Vereinbarungen zur Re- • Gebiete, die nicht die Kriterien eines duzierung des Stickstoffaustrages. Landesweit A- oder C-Gebietes erfüllen, werden wurden im Jahre 2014 in TWGG insgesamt 6,3 als B-Gebiete definiert, wobei hier Mio. Euro, dies sind rund 21 €/ha LF (landwirt- noch eine Differenzierung zwischen B1 schaftliche genutzte Fläche), für die Wasser- und B2 anhand von Nitrattrends, Pflan- schutzzusatzberatung verwendet (NLWKN zenschutzmittel-Belastungen und ähn- 2015 b). lichem vorgenommen wird. Der größte Anteil der Fördermittel fließt in Sowohl die Eingruppierung als auch die Lage handlungsbezogene freiwillige Grundwasser- und Größe der TWGG sowie die landwirt- schutzmaßnahmen, die Freiwilligen Vereinba- schaftlichen Nutzflächen innerhalb der Gewin- rungen (FV). Bei der Ausgestaltung der FV nungsgebiete sind Änderungen unterworfen. sind die Vorgaben des Maßnahmenkatalogs Daher werden entsprechende Listen in regel- des Niedersächsischen Ministeriums für Um- mäßigen Abständen durch den Gewässer- welt, Energie und Klimaschutz (MU 2016 b) kundlichen Landesdienst (GLD) des NLWKN hinsichtlich der Mindestanforderungen und ma- aktualisiert (NLWKN 2015). ximalen Förderbeträge zu beachten (Tab. 8). Im Rahmen dieser Vorgaben können die Maß- Die Abbildung 33 zeigt die Zuordnung der nahmen durch Beschluss der Kooperation an TWGG des Ems-Nordradde-Gebietes zu den örtliche Verhältnisse in den einzelnen TWGG Handlungsbereichen gemäß PP. In den Niede- angepasst werden. Näheres dazu kann der rungsgebieten herrschen oftmals denitrifizie- Veröffentlichung des NLWKN „Trinkwasser- rende Bedingungen vor (Umwandlung von Nit- schutzkooperationen in Niedersachsen - rat zu gasförmigen Stickstoff), sodass hier die Grundlagen des Kooperationsmodells und Dar- Nitrat-Belastung deutlich niedriger ausfällt stellung der Ergebnisse“ entnommen werden (Bourtanger Moorniederung und Ems-Vechte (NLWKN 2015 b). Niederung Handlungsbereich B1). Die TWGG innerhalb der Sögeler Geest und der Lingener In Niedersachsen wurden im Jahre 2014 in Höhe werden hingegen den Handlungsberei- TGG insgesamt 12,3 Mio. Euro für Freiwillige chen B2 zugeordnet. Vereinbarungen verausgabt, dies entspricht durchschnittlich 41,28 €/ha LF. In den Trink- Ein Teil der Fördermittel aus der Wasserent- wassergewinnungsgebieten innerhalb des Ein- nahmegebühr wird für die grundwasserschutz- zugsgebietes Ems-Nordradde wurden 2014 orientierte Zusatzberatung bereitgestellt, wobei hingegen durchschnittlich 90,34 €/ha LF für diese Förderung über EU-Gelder kofinanziert Freiwillige Vereinbarungen gezahlt. Der höchste Beitrag wurde mit 122,49 €/ha LF im Wasserschutzgebiet Mundersum ausgegeben.

52 Abb. 31: Kooperationsmodell Trinkwasserschutz.

53 0,70 0,70 74,42 74,42 36,81 36,81 122,49 122,49 €/ha LF €/ha LF FV 2014 FV 2014 Ausgaben für für Ausgaben 6,34 6,34 3,99 3,99 2,77 2,77 31,00 31,00 108,72 30,46 30,46 100,31 fläche fläche zugsgebiet zugsgebiet Fläche in Ein- Fläche 100,00 94,93

83 83 zugsgebiet zugsgebiet Fläche in Ein- Fläche Ge- samt- fläche fläche fläche fläche Gesamt- rechte rechte in Mio m³/a in Mio m³/a ha ha LF ha % von Gesamt- Trinkwassergewinnungsgebiete (Stand 2014). 2014). (Stand Trinkwassergewinnungsgebiete Leer TWGG B1 2,4 3821 2455 106 Lingen Lingen WSG B2 5,5 3167 2024 3145 99,31 104,33 Kooperation Kooperation Zustand PP Wasser- men Land Land Rheiderland Stadtwerke Lingen Lingen Stadtwerke Lingen WSG B2 1,5 593 119 593 100,00 8 Stadtwerke Lingen Lingen Stadtwerke Lingen WSG B2 1,5 576 256 23 der nach dem Prioritätenprogramm (PP) relevanten relevanten (PP) Prioritätenprogramm dem der nach Stroot Weener Weener Wasserversorgungsverband Surwold Surwold Hümmling Wasserverband Hümmling TWGG B2 6 3174 1586 984 Mundersum Mundersum Haren-Düne Haren-Düne Moor TAV Bourtanger Meppen TWGG B1 2,4 1472 918 1472 Grumsmühlen Grumsmühlen Lingener Wasserverband Geeste-Varloh Geeste-Varloh Moor TAV Bourtanger Meppen TWGG B1 3,7 1914 812 5 Kossen-Tannen Kossen-Tannen Stadtwerke Meppen Meppen WSG B1 2 1176 763 1133 9 Gebietsbezeichnung Gebietsbezeichnung Wasserversorgungsunterneh-

54Tab. 7: Daten Abb. 32: Wasserschutzgebiete und Trinkwassergewinnungsgebiete, Kooperationszugehörigkeit im Einzugsgebiet Ems-Nordradde.

55 Abb. 33: Einteilung der Wassergewinnungsgebiete (WSG und TWGG) nach den Kriterien des Prioritätenprogram- mes im Einzugsgebiet Ems-Nordradde.

56 Tab. 8: Übersicht der grundsätzlich angebotenen, freiwilligen Maßnahmen gemäß MU Maßnahmenka- talog (MU 2016 b).

Bezeichnung Max. Förderbetrag Zeitliche Beschränkung der Aufbringung tierischer Wirtschaftsdünger 13 €/ha Verzicht auf den Einsatz tierischer Wirtschaftsdünger 584 €/ha Gewässerschonende Gülleausbringung 66 €/ha Wirtschaftsdünger- und Bodenuntersuchungen 87 € je Analyse Aktive Begrünung 249 €/ha Gewässerschonende Fruchtfolgegestaltung - Fruchtfolgeumstellung 588 €/ha Gewässerschonende Fruchtfolgegestaltung - Brache 1185 €/ha Extensive Bewirtschaftung von Grünland 377 €/ha Umbruchlose Grünlanderneuerung 97 €/ha Reduzierte N-Düngung 280 €/ha Reduzierte Bodenbearbeitung 104 €/ha Einsatz stabilisierter N-Dünger/Cultan-Verfahren 92 €/ha Gewässerschonender Pflanzenschutz 64 €/ha Umwandlung von Acker in extensives Grünland/ extensives Feldgras 773 €/ha Grundwasserschutzorientierte Bewirtschaftung von Ackerflächen mit Zielvorgaben 589 €/ha und ergebnisorientierter Auszahlung Erosionsschutz Forst 100 % Erstaufforstung 9.180 € (817,5 €/ha/a f. 12 J.) Verbesserung der Grundwasserneubildung - Waldumbau 7.000 € (700 €/ha/a f. 10 J.) Verbesserung der Grundwasserneubildung – Erhalt extensiv genutzter Sand- 1459 € (145,9 €/ha(a f. heiden 10. J)

Die natürlichen Ausgangsbedingungen und die Standardprogramm an Freiwilligen Landbewirtschaftung in den TWGG sind sehr Vereinbarungen angeboten. unterschiedlich. Über angepasste Maßnah- • In anderen Gebieten, insbesondere menpakete erhoffen sich die beteiligten Koope- dort, wo hohe Nitratbelastungen im rationspartner die Einhaltung der Ziele des Förderwasser oder im Sickerwasser langfristigen Grundwasserschutzes, insbeson- festgestellt wurden, erfolgt eine gefähr- dere der Minimierung von Nitrat- und Pflanzen- dungsabhängige Maßnahmensteue- schutzmittel-Einträgen. Über eine gefähr- rung, bzw. räumliche Prioritätenset- dungsabhängige Maßnahmensteuerung sollen zung. vorrangig besonders sensible Flächen mit Maßnahmen belegt werden. Insbesondere die Im Trinkwassergewinnungsgebiet Surwold Steuerung wirksamer, jedoch kostenintensiver werden beispielsweise mehrjährige Frucht- Maßnahmen (Fruchtfolgevereinbarungen, Um- folgevereinbarungen (System Immergrün) an- wandlung von Acker in Grünland, Extensivie- geboten. Im Einzugsgebiet Ems-Nordradde ha- rung von Grünland, Ökolandbau u.a.) ist sinn- ben die Freiwilligen Vereinbarungen mit aktiver voll und auch vor dem Hintergrund zurückge- Begrünung (meist in Form von Zwischen- hender Fördermittel notwendig: fruchtanbau) die größte Bedeutung, gemessen an der Vertragsfläche und der Anzahl der Ver- • In Gebieten mit geringer Grundwasser- tragsabschlüsse. belastung wird für alle Flächen ein

57 Kurzinformation: Grundwasserschutz

- Der Grundwasserkörper „Mittlere Ems Lockergestein rechts 2“ befindet sich in einem schlechten chemischen Zustand. - Ca. 25 % Anteil der Beratungsfläche ist Bestandteil der Zielkulisse „Nitratreduktion“ (siehe Abb. 30). - Das gesamte Einzugsgebiet befindet sich mengenmäßig in einem guten Zustand. - Vier TWGG sind laut Prioritätenprogramm als B1-Gebiet ausgewiesen, vier weitere als B2.

5. Grundwasserbewirtschaftung

Das Grundwasser unterliegt nicht nur qualitati- Überbrückungen von Trockenwetterperioden ven Beeinflussungen, sondern auch quantitati- oder der Erhalt von grundwasserabhängigen ven Schwankungen. So wirken sich Grundwas- Landökosystemen und Oberflächengewässern serentnahmen, z. B. der öffentlichen Wasser- werden dabei berücksichtigt. Die Ziele der versorgung zum Zweck der Trinkwasserförde- mengenmäßigen Bewirtschaftung gelten als rung, der verarbeitenden Industrie zur Verwen- erfüllt, wenn die Summe aller Nutzungen das dung als Brauch- oder Kühlwasser sowie der nutzbare Grundwasserdargebot in den jeweili- Landwirtschaft für Viehhaltung bzw. Bereg- gen Grundwasserkörpern nicht überschreitet. nung von Nutzflächen, auf die zur Verfügung Kurzgesagt soll auch nachfolgenden Generati- stehenden Grundwasserressourcen aus onen noch genügend Trinkwasser von guter (NLWKN 2012 a). Die mengenmäßige Bewirt- Qualität zur Verfügung stehen, sodass vorab schaftung des Grundwassers wird in dem Er- eine maximale Nutzungsmenge festgelegt wer- lass zur mengenmäßigen Bewirtschaftung des den muss. Grundwassers des Niedersächsischen Ministe- riums für Umwelt- und Klimaschutz (RdErl. d. Ausgehend vom Gesamtdargebot wird das MU vom 29.05.2015) geregelt (MU 2015), der nutzbare Dargebot über folgende Berech- auch landläufig als „Mengenerlass“ bezeichnet nungsgrößen abgeschätzt: wird. Der Erlass besagt, dass Grundwasser so 1. Trockenwetterdargebot – Ergiebig- zu bewirtschaften ist, dass die im WHG vorge- keitsabschlag – Versalzungsabschlag gebenen Grundsätze (§ 6 WHG) und die Be- = gewinnbares Trockenwetterdargebot wirtschaftungsziele nach NWG (§ 87 NWG) eingehalten werden. Die zuständige Wasser- 2. Gewinnbares Trockenwetterdargebot – behörde hat im Rahmen der Prüfung eines An- genehmigte Entnahmen = gewinnbare trages auf Erteilung einer Erlaubnis oder Bewil- Dargebotsreserve ligung zur Entnahme von Grundwasser zu prü- fen, ob sich die Wasserförderung auf die örtli- 3. Gewinnbare Dargebotsreserve – Öko- chen Verhältnisse auswirkt und ob die Ziele Abschlag = nutzbare Dargebotsre- der mengenmäßigen Bewirtschaftung einge- serve halten werden. Die entscheidende Größe ist dabei die Höhe des nutzbaren Dargebots, das 4. Nutzbare Dargebotsreserve + geneh- vom Landesamt für Bergbau, Energie und Ge- migte Entnahmen = nutzbares Darge- ologie (LBEG) ermittelt wird (NLWKN 2012 a). bot Randbedingungen wie Ergiebigkeit und Versal- zung der Grundwasservorkommen sowie die

58 5.1 Grundwassermenge

Die Grundwasserneubildung wird durch klima- Neben Wasserentnahmen kommen weitere tische, bodenkundliche und geologische Gege- Einflüsse anthropogener Aktivitäten hinzu, die benheiten beeinflusst. Wesentliche Einfluss- sich negativ auf die Grundwasserstände aus- größen sind Niederschlagsmenge und –vertei- wirken können, wie z.B. der Abbau von Lager- lung, die Durchlässigkeit der Böden und Spei- stätten, Versiegelung und Entwässerung von cherkapazität („Speichervermögen“) der Ge- Flächen (siehe auch Kap. 7.Grundwasser- steine sowie Bewuchs, Relief der Bodenober- standsentwicklung). In Tabelle 9 sind die fläche und der Grundwasserflurabstand Kenndaten für die mengenmäßige Bewirtschaf- (NLWKN 2012 a). tung der Grundwasserkörper im Einzugsgebiet Ems-Nordradde aufgeführt. Aufgrund des ho- Hohe Niederschlagsmengen in Verbindung mit hen Anteils an genehmigten Entnahmen der guter Durchlässigkeit von Böden und hoher öffentlichen Trinkwasserversorgung ist die Speichereigenschaft des Untergrundes führen nutzbare Dargebotsreserve im linksseitigen zu hohen Grundwasserneubildungsraten. Trotz Grundwasserkörper (16,48 Mio m³/a) deutlich hoher Niederschläge kann es in Verbindung niedriger als im rechtsseitigen Grundwasser- mit schweren Böden und schlechten Speicher- körper „Mittlere Ems Lockergestein rechts 2“ eigenschaften der Sedimente zu einer geringe- (21,63 m³/a). Der Anteil genehmigter Grund- ren Grundwasserneubildung und einem ent- wasserentnahmen bezogen auf das nutzbare sprechend höheren Oberflächenabfluss kom- Dargebot liegt bei „Mittlere Ems Lockergestein men. Auch bei geringen Grundwasserflurab- links“ bei 34 %, bei „Mittlere Ems Lockerge- ständen findet dann aufgrund der begrenzten stein rechts 2“ bei 35 % und mit 97 % im Infiltrationskapazität (Aufnahmefähigkeit) der Grundwasserkörper „Mittlere Ems Lockerge- Böden ein erhöhter Oberflächenabfluss und stein rechts 1“ nahe der vollen möglichen Nut- eine verminderte Grundwasserneubildung statt zung. Daher liegt im letztgenannten Grundwas- (NLWKN 2012 a). serkörper die nutzbare Dargebotsreserve sehr viel niedriger als bei den beiden anderen. Grundwasserentnahmen erfordern eine Ge- nehmigung durch die Untere Wasserbehörde in Form einer Erlaubnis oder einer Bewilligung, da jede Wasserentnahme aus einem Grund- wasserleiter eine Benutzung darstellt. Eine Entnahme von Grundwasser bedeutet immer eine Veränderung des hydrodynamischen Zu- stands. Eine Vielzahl miteinander konkurrie- render Eingriffe, wie die Gewinnung von Grundwasser zur Trinkwasserversorgung oder als Brauch- und Produktionswasser für Ge- werbe und Industrie oder für die landwirtschaft- liche Beregnung und den Tierbedarf, verän- dern den Grundwasserspiegel nachhaltig und vermindern die Grundwasserdargebotsreserve (NLWKN 2012 a).

Wasserrechte und Wasserentnahmen werden digital durch die Unteren Wasserbehörden im Wasserbuch- und Wasserentnahmeprogramm Niedersachsen (WBE) erfasst. Das WBE ist der Landesdatenbank (LDB) angeschlossen und steht sowohl Fachleuten als auch der Öf- fentlichkeit kostenlos zur Verfügung.

59 Tab. 9: Nutzbares Dargebot der Grundwasserkörper innerhalb des Einzugsgebietes Ems-Nordradde (MU 2015).

) % ( Mittleres Grundwasserdar- Mittleres nach gebot, abgeschätzt (Mio. m³/a) Growa06v2 Trockenwetterdargebot (Mio. m³/a) Entnahme- Genehmigte m³/a)mengen (Mio. Dargebotsreserve Nutzbare (Mio. m³/a) Name des GWK GWK in NDS Fläche des (km²) Flächenanteil des GWK in NDS NutzbaresDargebot (Mio. m³/a)

Mittlere Ems Lockergestein links 659,85 100 106,63 64,33 8,38 16,48 24,86

Mittlere Ems Lockergestein rechts 126,42 100 24,06 14,37 12,38 0,41 12,79 1

Mittlere Ems Lockergestein rechts 771,61 100 137,73 84,44 11,39 21,63 33,01 2

Eine Auswertung des elektronischen Wasser- 8,38 Mio. m³/a auf den linksseitigen Grundwas- buches zu bewilligten mengenbilanzrelevanten serkörper sowie 12,38 Mio. m³/a auf den ers- Wasserrechten mit Stand Februar 2016 ist in ten rechtsseitigen GWK und 11,39 Mio. m³/a Abbildung 34 sowie in Tabelle 10 dargestellt. auf den zweiten rechtseitigen GWK. Die zum Die Entnahmen sind regional unterschiedlich Zweck der Trinkwassernutzung vergebenen zweckgebunden ausgerichtet. Insgesamt sind Entnahmemengen betragen 62,26 % der Ge- im Einzugsgebiet Wasserrechte in Höhe von samtentnahmemenge. 32,15 Mio. m³/a erteilt worden. Davon entfallen

Tab. 10: Darstellung der genehmigten mengenbilanzrelevanten Entnahmerechte innerhalb der Grund- wasserkörper des Einzugsgebietes Ems-Nordradde (berechnet, Quelle: Wasserbuch- und Wasserent- nahmeprogramm Niedersachsen, Stand Februar 2016).

Gesamt- ent- Trinkwasser Beregnung Brauchwasser sonstiges Grundwas- nahme Ent- Anteil Ent- Anteil Ent- Anteil Ent- Anteil serkörper (GE) (GWK) nahme an nahme an nahme an nahme an GE Mio. GE GE Mio. GE Mio. m³/a Mio. m³/a Mio. m³/a (%) m³/a (%) (%) m³/a (%) Mittlere Ems Lockergestein 8,75 2,4 27,43 2,63 30,06 2,86 32,69 0,86 9,83 links Mittlere Ems Lockergestein 13,81 10,30 74,58 0,19 1,38 1,21 8,76 2,11 15,28 rechts 1 Mittlere Ems Lockergestein 14,78 8,04 54,41 0,56 3,79 5,00 33,82 1,18 7,98 rechts 2 Gesamt 37,34 20,74 55,55 3,38 9,05 9,07 24,29 4,15 11,11

60 Abb. 34: Genehmigte Entnahmemengen (Auswertungen des Wasserbuch- und Wasserentnahmeprogrammes Niedersachsen WBE).

61 5.2 Trinkwasserversorgung

Die der Allgemeinheit dienende öffentliche Mit Ausnahme des Landkreises Leer (141 l pro Wasserversorgung ist eine Aufgabe der Da- Einwohner und Tag) liegt der Wasserver- seinsvorsorge. Dieser Aufgabe haben sich u.a. brauch der Haushalte unter dem Landesdurch- Verbände, Städte und Gemeinden als freiwil- schnitt von 126 l pro Einwohner und Tag. In die lige Leistung angenommen. Die Versorgung Berechnung des Durchschnittes pro Einwohner mit Wasser kann in öffentlich-rechtlicher Orga- und Tag fließt die Wasserversorgung der Vieh- nisationsform, in gemischter öffentlich-privat- haltung mit ein. wirtschaftlicher oder in einer ausschließlich pri- vatrechtlichen Form betrieben werden. Sie Die Versorgung mit Trinkwasser wird im Ein- dient der Sicherstellung von Trink- und Brauch- zugsgebiet durch unterschiedliche Organisati- wasser in der durch die Trinkwasserverord- onsformen sichergestellt. Die Wasserversor- nung (TrinkwV 2001, Stand 2016) vorgeschrie- gungsunternehmen sind für die Wasserversor- benen Qualität. Die TrinkwV stellt eine Umset- gung der Bevölkerung in abgegrenzten Gebie- zung der EG Trinkwasserrichtlinie 98/83 EG ten, sogenannten Versorgungsräumen, zustän- „über die Qualität von Wasser für den mensch- dig (NLWKN 2012 a). Ca. 52 % der Fläche des lichen Gebrauch“ in nationales Recht dar Einzugsgebietes Ems-Nordradde werden (Trinkwasserrichtlinie 1998). Sie schreibt u.a. durch den Wasserverband Hümmling mit vor, dass Trinkwasser frei von Krankheitserre- Trinkwasser versorgt. Daneben sichern die gern (mikrobielle Parameter) sein muss, und Wasserverbände Overledingen, Rheiderland dass bestimmte Schadstoffe wie Nitrate, und Lingener Land, der Trink- und Abwasser- Schwermetalle und Pflanzenschutzmittel (che- verband Bourtanger Moor und der Wasser- mische Parameter) die vorgeschriebenen und Abwasserzweckverband Niedergrafschaft Grenzwerte nicht überschreiten dürfen. die Trinkwasserversorgung im Gebiet. Inner- halb der Wehrtechnischen Dienststelle (WTD) Im Einzugsgebiet erfolgt die Trinkwasserge- findet eine eigene Wasserversorgung statt. Re- winnung in den angeschnittenen Landkreisen gional auf das städtische Umfeld begrenzt, Emsland, Grafschaft Bentheim und Leer aus übernehmen die Stadtwerke Meppen und Lin- dem Grundwasser und in der Grafschaft gen die Trinkwasserversorgung (Abb. 36). Bentheim zusätzlich aus Quellen (LSN 2014). Die Einwohner in den entsprechenden Land- kreisen sind fast vollständig an die öffentliche Trinkwasserversorgung angeschlossen (Tab. 11).

62 Tab. 11: Entwicklung der öffentlichen Wasserversorgung in den Landkreisen innerhalb des Einzugsge- bietes Ems-Nordradde für die Jahre 2001, 2004, 2007 und 2010 (eigene Zusammenstellung, Quelle: NLS 2003, LSKN 2009a, LSKN 2009b, LSN 2014).

Wasserab- Anteil in- Abgabe je gabe je Ein- Angeschlos- nerhalb Einwoh- wohner und Bevölke- sene Landkreise BAG Ems- Jahr ner und Tag insge- rung Einwohner Nordradde Tag (**) samt (*) % % L/(E*d) L(E*d) 2010 222,7 125,3 312.820 99,8 2007 215,9 128,0 313.036 99,8 Emsland 50 2004 206,0 124,7 309.245 99,8 2001 206,1 130,6 304.698 99,6 2010 169,1 141,1 164.687 100 2007 161,0 139,4 165.297 99,9 Leer 8 2004 165,7 137,7 164.522 99,8 2001 167,2 151,1 162.765 99,8 2010 155,0 114,2 135.127 98,9 Grafschaft 2007 147,2 111,3 135.042 99,1 2 Bentheim 2004 147,9 114,6 133.903 98,3 2001 146,1 123,8 131.086 98,2 2010 160,3 126,3 7.932.282 99,4 Niedersach- 2007 160,3 128,2 7.987.161 99,3 sen 2004 163,0 129,9 8.000.090 99,2 2001 164,2 130,8 7.956.416 99,1

(*) Gesamtwasserabgabe an Letztverbraucher wie Gewerbe, Kleingewerbe, Privathaushalte und sons- tiges (**) Gesamtwasserabgabe an Haushalte und Kleingewerbe

Entnahmesituation der Trinkwasserversorgung

Zur Berechtigung für die Förderung von Trink- memengen der einzelnen Wassergewinnungs- wasser werden von den Unteren Wasserbe- anlagen (WGA) können der Abbildung 37 ent- hörden Wasserrechte erteilt. Die Höhe der ge- nommen werden. 2015 erfolgte innerhalb des nehmigten Wasserrechte richtet sich nach der Landkreises Emsland im Einzugsgebiet eine Wasserbedarfsprognose und der förderbaren tatsächliche Entnahme von 19,69 Mio. m3/a Menge (NLWKN 2012 a). Gegenwärtig sind im Grundwasser zur Sicherstellung der öffentli- Einzugsgebiet Ems-Nordradde insgesamt chen Wasserversorgung. Wasserrechte in Höhe von 20,74 Mio. m3/a (Stand Februar 2016) für die Öffentliche Trink- Eine rechnerische Gegenüberstellung von ge- wasserversorgung erteilt worden. Wasser- nehmigten Entnahmemengen und tatsächli- rechte in Höhe von 2,4 Mio. m³/a können im chen Entnahmen im gesamten Einzugsgebiet Grundwasserkörper Mittlere Ems Lockerge- Ems-Nordradde ergibt eine Ausschöpfung der stein links genutzt werden und 10,3 Mio. m³/a durch die Wasserechte genehmigten Entnah- im GWK Mittlere Ems Lockergestein rechts 1 memengen von 90,74 %. Der Ausschöpfungs- sowie 8,04 Mio. m³/a im GWK Mittlere Ems Lo- grad der genehmigten Entnahmemengen der ckergestein rechts 2. Die zulässigen Entnah- einzelnen Wassergewinnungsanlagen kann Abbildung 37 entnommen werden.

63 Der nicht ausgeschöpfte Anteil der genehmig- Fälle treten häufiger zu trockenen Zeiten im ten Entnahmemengen dient u.a. als Reserve, Sommer auf, da dann der Wasserverbrauch für um in Spitzenzeiten des Wasserverbrauches die Gartenberegnung ansteigt. den Wasserbedarf decken zu können. Diese

Kurzinformation: Grundwasserbewirtschaftung

- Der Anteil der genehmigten Wasserrechte am nutzbaren Grundwasserdargebot beträgt im GWK Mittlere Ems Lockergestein links 33,7 %, im GWK Mittlere Ems Lockergestein rechts 1 beträgt er 96,8 % und im GWK Mittlere Ems Lockergestein rechts 2 liegt der An- teil bei 34,5 %. - Die zulässigen Entnahmemengen für die Trinkwasserversorgung betragen 20,74 Mio. m3/a. - Die Gesamtentnahmemenge liegt bei 37,34 Mio. m³/a.

Abb. 35: Abgrenzung eines Wasserschutzgebietes.

64 Abb. 36: Trinkwasser-Versorgungsräume der Verbände, Städte und Gemeinden.

65 Abb. 37: Höhe und Ausschöpfung genehmigter Entnahmen der öffentlichen Wasserversorgung im Jahre 2015.

66 6. Grundwasserüberwachung

Das Grundwasser unterliegt sowohl geogenen rer Grundwasservorkommen und für wasser- als auch anthropogenen Einflussfaktoren. Die wirtschaftliche Planungen und Maßnahmen unterschiedliche Intensität dieser Faktoren und dar. die damit verbundenen physikalischen, chemi- schen und biologischen Wechselwirkungen In Niedersachsen ist der NLWKN mit der Er- verleihen der Grundwasserqualität eine beson- mittlung, Archivierung und der Aufbereitung dere Dynamik. Insbesondere in Hinblick auf ei- der Gewässerdaten befasst. Diese Daten wer- nen vorbeugenden Grundwasserschutz ist es den in Berichten über den quantitativen und wichtig, diese Dynamik zu erkennen, um bei ei- qualitativen Zustand der Gewässer durch den ner negativen Veränderung rechtzeitig Gegen- NLWKN veröffentlicht und dienen als Grund- maßnahmen einleiten zu können. lage für wasserwirtschaftliche Planungen, Ent- scheidungen und sonstige Maßnahmen. Zur Grundwasser sollte möglichst in seiner Be- Wahrnehmung dieser Aufgabe betreibt das schaffenheit anthropogen unbeeinflusst sein. Land Niedersachsen ein Gewässerüberwa- Die chemischen und mineralogischen Eigen- chungssystem (GÜN), das durch den NLWKN schaften und die mikrobielle Besiedlung der unterhalten wird. Aus diesem Messnetz kön- Feststoffphasen im Untergrund sowie das nen für die vielfältigen Aufgaben des GLD, je Wasser mit seinen gelösten und ungelösten In- nach Fragestellung, Messstellen zur Beobach- haltsstoffen bestimmen die natürliche Beschaf- tung von Grundwasserbeschaffenheit und fenheit des Grundwassers. Eine zunehmende Grundwasserstand zusammengestellt und Rolle spielen Inhaltsstoffe, die direkt oder indi- über einen langen Zeitraum beobachtet wer- rekt durch menschliche Tätigkeit punktuell, li- den. Insofern ist der NLWKN nicht nur in der nien- oder flächenhaft in das Grundwasser ein- Lage Einzeldaten pro Messstelle zu liefern, gebracht werden (NLWK 2001). Die Beobach- sondern auch die Entwicklung der Grundwas- tung der Grundwassergüte stützt sich auf lan- serbeschaffenheit und des Grundwasserstan- deseigene Messstellen sowie Rohwasser- und des zu beurteilen. Vorfeldmessstellen, die von den öffentlichen Wasserversorgungsunternehmen (WVU) im Darüber hinaus verpflichtet das NWG (§89 Einzugsgebiet ihrer Förderanlagen betrieben NWG) die Unternehmen der Öffentlichen Trink- werden. wasserversorgung (WVU) zur Eigenüberwa- chung des gewonnen Rohwassers. Um mög- Neben der Grundwasserbeschaffenheit unter- lichst frühzeitig negative Auswirkungen auf die liegt auch die Grundwassermenge Verände- Grundwasserbeschaffenheit erkennen zu kön- rungen. So können sich Grundwasserentnah- nen, müssen im Einzugsbereich der Grund- men aus der Industrie, der öffentlichen Was- wasser-Entnahmen sogenannte Vorfeldmess- serversorgung und der Landwirtschaft negativ stellen errichtet und durch die Wasserversor- auf den Grundwasserstand auswirken und die gungsunternehmen betrieben werden. Diese Grundwasserressourcen selbst oder vom Daten werden an den NLWKN als zuständigen Grundwasser abhängige Ökosysteme beein- Landesbetrieb übermittelt und von diesem aus- flussen. Die Beobachtung der Grundwasser- gewertet und bewertet. Näheres zur Untersu- stände und der Entnahmemengen dient im chung der Rohwassermessstellen, Vorfeld- Wesentlichen der Erfassung der Wasservor- messstellen und zur Datenweitergabe an die räte in den Grundwasserleitern und ihrer zeitli- Unteren Wasserbehörden sowie den GLD ist chen Veränderung sowie der Überwachung per Erlass geregelt (MU 2013). der räumlichen Auswirkungen von Grundwas- sernutzungen. Diese Kenntnisse stellen eine notwendige Voraussetzung für eine scho- nende, bedarfsgerechte Bewirtschaftung unse-

67 Für diesen Bericht wurden neben Daten des der gesetzlichen Pflichten (§89 NWG) oder NLWKN aus dem Landesmessnetz mit Zustim- darüberhinausgehend erhoben wurden. mung der WVU auch Daten von Vorfeldmess- stellen der WVU verwendet, die im Rahmen

6.1 Messnetz

Nachteilige Veränderungen im Grundwasser Das Grundwassermessnetz ist so angelegt, können ohne entsprechende Überwachung dass einmalige sowie wiederkehrende, kurz- lange Zeit verborgen bleiben. Voraussetzung zeitige oder langfristige Belastungen erfasst für einen wirksamen Grundwasserschutz ist und natürliche Veränderungen der Grundwas- daher ein Netz von geeigneten Messstellen, sergüte als auch des Grundwasserstandes be- aus dem das Wissen über Ursachen und Fol- obachtet werden können (Tab. 12; NLWKN gen von Belastungen gewonnen und mit dem 2012 a). der Erfolg von Schutzmaßnahmen überwacht werden kann (NLWKN 2012 a).

Tab. 12: Grundwassergüte und Grundwasserstände werden in Niedersachsen im Rahmen von ver- schiedenen Messprogrammen umfassend überwacht (NLWKN 2014b).

Messkonzept Grundwasser 2014*

GÜN-Messprogramme Anzahl Messstellen Programm Land Dritte Grundwasserstand 1584 1558 26 WRRL-Stand 1121 903 218

Stand Klima-Stand 240 240 0 Grundwassergüte 601 594 7 WRRL-Güte 1085 759 326 WRRL-Pflanzenschutzmittel (inkl. LAWA PSM) 693 544 149 Versalzung/Intrusion 394 216 178 Sonderuntersuchungen nach Bedarf - - Bodendauerbeobachtungsflächen 100 95 5 Messstellen der Eigenüberwachung der Was-

Güte Güte keine Angabe - - serversorgungsunternehmen Europäische Umweltagentur (EUA) 167 160 7 Teilmessnetz Landwirtschaft 103 100 3

Evaluierung von Grundwasserschutzmaßnah- 1410 44 1366 men in Trinkwassergewinnungsgebieten** * Anpassung EUA-Messnetz 2015 ** Messstellen nicht Teil des GLD-Messnetzes Das Grundwassermessnetz besteht aus eine möglichst unverfälschte Grundwasser- Grundwassermessstellen (GWM). Dies sind probe gewinnen zu können, die in stofflicher Anlagen zur Ermittlung hydrologischer Daten Hinsicht die örtlichen Gegebenheiten repräsen- des Grundwassers und werden als Grundwas- tiert. serbeschaffenheitsmessstelle bezeichnet, wenn sie bei Einhaltung bestimmter Eignungs- Während eine Grundwasserstandsmessstelle kriterien als Probenahmestellen dienen. Diese den gegenwärtigen Grundwasserstand im Messstellen müssen die Voraussetzung bieten, Grundwasserleiter wiedergibt, kann eine Grundwasserbeschaffenheitsmessstelle in Ab-

68 hängigkeit vom Ausbau nur einen räumlich be- Die Umsetzung der Messprogramme umfasst grenzten Ausschnitt des Grundwassers im An- die Probenahme, die Durchführung der Vor- strom zur GWM erfassen (NLWKN 2001). Ort-Messungen und die Laboruntersuchung der Proben; die Messstellen werden durch re- Die Festlegung von Messturnus und des zu er- gelmäßige Funktionskontrollen und Wartung fassenden Parameterumfanges erfolgt dabei betriebsbereit gehalten. Weiterhin erfolgt die hinsichtlich regionaler und landesweiter Frage- Sammlung, Plausibilitätsprüfung und Auswer- stellungen sowie unterschiedlichster nationaler tung der erhobenen Daten und deren Darstel- und internationaler Berichtspflichten gemäß ei- lung im Internet (Landesdatenbank, nieder- nes vom NLWKN erarbeiteten Messkonzeptes. sächsische Umweltkarten) und in Berichten, Die Vielfältigkeit der Anforderungen wird durch wie beispielweise dem vorliegenden Regional- verschiedene Messprogramme widergespie- bericht. gelt (Tab. 12). Das Messnetzkonzept wird kon- tinuierlich den neuen Erkenntnissen und der Zur Darstellung der Grundwasserbeschaffen- fortschreitenden Entwicklung der Mess- und heit des Grundwassers im Einzugsgebiet Ems- Analysentechnik sowie den sich ändernden ak- Nordradde wurden Daten von 234 Messstellen tuellen Fragestellungen angepasst. (Landesmessstellen und Förderbrunnen, Vor- feldmessstellen, sonstige Brunnen der WVU) Die innerhalb der Messprogramme erhobenen für den vorliegenden Regionalbericht ausge- Daten werden durch die NLWKN-Betriebsstel- wertet (Tab. 13 und Tab. 14). Wasserversor- len ausgewertet und zunächst in einer regiona- gungsunternehmen (WVU) haben für die Aus- len wasserwirtschaftlichen Datenbank erfasst, wertung Grundwassergütedaten aus den Was- bevor sie anschließend in der Landesdaten- serschutz- bzw. Trinkwassergewinnungsgebie- bank (LDB) zentral zusammengeführt werden ten Surwold, Haren-Düne, Kossen-Tannen, (verändert aus NLWKN 2012 a). Geeste-Varloh, Stroot, Mundersum und Grumsmühlen zur Verfügung gestellt.

Tab. 13: Grundwassergüte: ausgewertete Messstellen im Einzugsgebiet Ems-Nordradde nach ihrem Betreiber (Land = Landeseigene Messstelle, WVU = Messstelle eines Wasserversorgers).

Messstellen Grundwasserkörper Land WVU Gesamt Mittlere Ems Lockergestein links 45 22 67 Mittlere Ems Lockergestein rechts 1 0 95 95 Mittlere Ems Lockergestein rechts 2 39 33 72 Gesamt 84 150 234

Tab. 14: Grundwassergüte: ausgewertete Messstellen im Einzugsgebiet Ems-Nordradde nach ihrer Art (FB = Förderbrunnen, GWM = Grundwassermessstelle).

Grundwasserkörper FB GWM Gesamt Mittlere Ems Lockergestein links 8 59 67 Mittlere Ems Lockergestein rechts 1 9 86 95 Mittlere Ems Lockergestein rechts 2 4 68 72 Gesamt 21 213 234

Zur Darstellung der Grundwasserstandsent- (Tab. 15). Ausgewertet wurden 68 Messstel- wicklung stehen Landesmessstellen mit len, deren Messreihe 30 Jahre bzw. 20 Jahre Grundwasserstandsdaten zur Verfügung umfasst.

69 Tab. 15: Grundwasserstand: ausgewertete Landesmessstellen im Einzugsgebiet Ems-Nordradde.

GWM Grundwasserkörper Anzahl Mittlere Ems Lockergestein links 32 Mittlere Ems Lockergestein rechts 1 0 Mittlere Ems Lockergestein rechts 2 36 Gesamt 68

6.2 Verfilterung der Grundwassermessstellen

Das Grundwassergütemessnetz des Landes hängige Untersuchung eines Grundwasserlei- ist dreidimensional angelegt. Die Inhaltsstoffe ters) kann eine Messstelle zu einer Mehrfach- des Grundwassers werden an ausgewählten messstelle mit mehreren Filterstrecken in un- Standorten in ihrer vertikalen Verteilung inner- terschiedlicher Tiefe ausgebaut sein. In der halb eines Grundwasserleiters bzw. mehrerer Regel werden jedoch zwei bis drei Einzelmess- Grundwasserstockwerke erfasst (NLWK 2001). stellen nebeneinander in separaten Bohrungen niedergebracht um übereinanderliegende Die Lage des Filters und der Filterstrecke wird Grundwasserstockwerke beobachten und be- bei Grundwassermessstellen in der Regel so proben zu können. Dabei sind Grundwasser- gewählt, dass die Grundwasserstockwerke gut standsmessstellen häufig mit Filterlängen von erfasst werden können. Angepasst an die Vor- 1-2 m ausgestattet, während Gütemessstellen Ort-Gegebenheiten (Mächtigkeit des Grund- z.T. mit über 10 m Filterstrecke ausgebaut wasserleiters von über 20 Meter, teufen ab- sind. Die Abbildungen 38 und 39 zeigen die Er- richtung einer neuen Grundwassermessstelle.

Abb. 38: Bohrung einer Grundwassermessstelle. Abb. 39: Fertiggestellte Messstelle mit Si- cherheitsdreieck.

In den folgenden Tabellen sind die ausgewer- dem Begriff „Messstelle“ zusammengefasst. teten Landesmessstellen, Vorfeldmessstellen, Von den 234 im Rahmen des vorliegenden Be- sonstige Messstellen und Förderbrunnen unter richts näher untersuchten Messstellen sind 165

70 Messstellen im 1. Grundwasserstockwerk und möglich (Tab. 16). In Tabelle 17 sind die Mess- 44 GWM im 2. Stockwerk verfiltert. Bei 25 stellen nach hydrogeologischen Teilräumen Messstellen war aufgrund nicht vorliegender differenziert ausgewertet. Schichtenverzeichnisse, Bohrprofile oder Aus- baudaten der GWM, eine Zuordnung nicht

Tab. 16: Messstellenverteilung in den Grundwasserkörpern differenziert nach Filterlage in unterschied- lichen Grundwasserstockwerken.

Grundwasserstockwerk ohne Grundwasserkörper 1 2 Gesamt Zuordnung

Mittlere Ems Lockergestein links 57 10 0 67

Mittlere Ems Lockergestein rechts 1 65 20 10 95

Mittlere Ems Lockergestein rechts 2 43 14 15 72

Gesamt 165 44 25 234

Tab. 17: Anzahl der Messstellen in den hydrogeologischen Teilräumen in unterschiedlichen Grund- wasserstockwerken.

Verfilterung im Stockwerk Hydrogeologischer Teilraum ohne 1 2 Gesamt Zuordnung Bourtanger Moorniederung 34 4 0 38 Ems-Vechte Niederung 68 22 14 104 Hunte-Leda Moorniederung 12 3 8 23 Lingener Höhe 22 3 0 25 Lohner Geest 1 0 0 1 Ostfriesische Marsch 0 2 3 5 Sögeler Geest 28 10 0 38 Gesamt 165 44 25 234

Die mit Abstand größte Messstellendichte be- gen auftreten, befinden sich in der Regel Trink- findet sich in der Ems-Vechte Niederung. In wassergewinnungsgebiete. Hier betreiben die den Bereichen, in denen Messstellenhäufun- Wasserversorgungsunternehmen ein umfang- reiches Messnetz zur Beweissicherung.

71 Kurzinformation: Grundwasserüberwachung

- Der NLWKN unterhält ein Messnetz zur Beobachtung der Grundwasserbeschaffenheit so- wie der Grundwasserstände. - Die Beobachtung der Grundwasserbeschaffenheit stützt sich auf landeseigene Messstel- len sowie auf Rohwasser– und Vorfeldmessstellen - 234 Messstellen konnten zur Auswertung der Grundwassergüte herangezogen werden.

7. Grundwasserstandsentwicklung

Der zeitliche Verlauf des Grundwasserstandes Aufstauungen) beeinflusst, die im Ganglinien- wird langfristig beobachtet. Die erforderlichen verlauf sichtbar werden. GWM werden im Rahmen des GÜN durch den NLWKN unterhalten und betrieben und bilden Die Grundwasserstandsdaten werden darüber eine wichtige Grundlage für die Aufgabenwahr- hinaus zur Erstellung von Grundwasserglei- nehmung des GLD. In Abhängigkeit von der chenplänen genutzt, die eine flächenhafte Dar- Messtechnik und der Fragestellung wird der stellung der auf NN bezogenen Grundwasser- 3 Grundwasserstand in monatlichen, wöchentli- stände ermöglichen (siehe NIBIS ). Aus dem chen oder täglichen Messungen ermittelt Messstellennetz sind die Höhen des Grund- (NLWKN 2012 a). Vielfach erfolgt die Messung wasserspiegels in einer ganzen Region abzu- des Abstichs mittels Lichtlot (Abb. 40). Zuneh- lesen. Durch Konstruktion der Linien gleichen mend werden die Grundwasserstände per Da- Grundwasserstands zu einem definierten Be- tenfernübertragung (DFÜ) automatisiert ge- obachtungszeitpunkt (Stichtagsmessung) wird messen und übermittelt (Abb. 41). Die Daten ein sogenannter Grundwassergleichenplan ab- bilden die Grundlage für Auswertungen und geleitet. Aus dem Grundwassergleichenplan Beurteilung der vorhandenen Grundwasser- lässt sich die Fließrichtung des Grundwassers menge (NLWKN 2012 a). bestimmen. Grundwassergleichenpläne wer- den für jeden Grundwasserleiter getrennt er- Der zeitliche Verlauf des Grundwasserstandes stellt. wird an allen zur Verfügung stehenden GWM durch eine sich über Jahre erstreckende Gang- Der im Internetportal des Umweltministeriums linie wiedergegeben (Abb. 42). Die Grundwas- gezeigte Grundwasserbericht Niedersachsen serstandsentwicklung wird durch natürliche bietet anhand einer interaktiven Karte die Mög- Faktoren (insbesondere die Witterungs- und lichkeit, sich Ganglinien ausgewählter Mess- Klimadynamik) und anthropogene Einflüsse stellen anzeigen zu lassen und Zusatzinforma- (Entnahmen, Entwässerung, Flurbereinigung, tionen abzurufen.

Abb. 40: Grundwasserstandsmessung mit dem Abb. 41: Überprüfung der DFÜ-Sonde. Lichtlot.

72 7.1 Grundwasserganglinien

Bei der Darstellung einer Grundwassergangli- Entwicklung Grundwasserstände (NLWKN nie werden die gemessenen Grundwasserspie- 2014 b): gelhöhen gegen die Zeit aufgetragen. Der Ver- lauf dieser Ganglinie wird maßgeblich durch a) Natürliche Faktoren: den Grundwasserzufluss bzw. -abfluss und - Klimatische Verhältnisse (z. B. Nie- durch die Grundwasserneubildung bestimmt derschlag, Temperatur, Verdunstung) (NLWKN 2012 a). - Gestalt der Geländeoberfläche (Morphologie) In oberflächennahem Grundwasser ist häufig - Oberirdisches Gewässernetz eine direkte Abhängigkeit des Grundwasser- - Bodentyp, Bodenart stands von Niederschlagsereignissen zu be- - Grundwasserflurabstand obachten. Teilweise kann bei flach verfilterten - Hydrogeologie des Untergrundes Messstellen auch die Transpiration (Verduns- tung) eine Rolle spielen. In tieferen Grundwas- b) Anthropogene Faktoren: serstockwerken tritt diese Abhängigkeit nur - Landnutzung noch abgeschwächt sowie mit zeitlicher Verzö- - Versiegelung der Erdoberfläche gerung auf. - Stauhaltungen - Gewässerausbau Meist untergeordnet können noch Schwankun- - Meliorationsmaßnahmen gen des Luftdruckes und des Auflastdruckes - Einleitungen in das Grundwasser (insbesondere in gespannten Grundwasserlei- - Grundwasserentnahmen tern), Einflüsse von Meeresgezeiten sowie - Einbauten in das Grundwasser seismische Aktivitäten, den Verlauf der Grund- - Abbau von Bodenschätzen wasserganglinie beeinflussen (NLWKN 2012 a). In Abbildung 42 ist für eine Grundwassermess- Die Ganglinien zeigen häufig typische Ver- stelle (GWM) der Niederschlagseinfluss doku- läufe, die Veränderungen des Grundwasser- mentiert. Der über die Wintermonate anstei- standes durch natürliche und anthropogene gende Grundwasserstands-Verlauf geht einher Faktoren wiederspiegeln. Der Witterungsablauf mit einer erhöhten Grundwasserneubildung im im Jahresgang, aber auch geologische, hydro- Winter. In den Sommermonaten fallen die logische sowie bauliche Faktoren, wie Versie- Grundwasserstände, in der Regel bis Septem- gelung und Meliorationsmaßnahmen, können ber/Oktober, um danach mit den einsetzenden im Gangbild des Grundwasserstandes erkenn- Herbstniederschlägen wieder anzusteigen. bar sein. Im Wesentlichen spielen die folgen- den Faktoren eine bedeutende Rolle bei der

73 Abb. 42: Messstelle Rhederfeld I für den Zeitraum vom 01.11.2013 bis 31.10.2014 (hydrologisches Jahr). Die Ab- kürzung GOK steht für die Geländeoberkante.

7.2 Analysen der Grundwasserstandentwicklung

Die Auswertungen der Grundwasserstandent- werden hilfsweise auch 20-jährige Zeitreihen wicklung (Trendanalyse) ermöglicht die Aus- dargestellt. Im Einzugsgebiet Ems-Nordradde sage über langfristige Veränderungen der eignen sich für beide Zeitreihen nahezu die Grundwasservorräte. Die Betrachtung eines gleichen Messstellen. Von Bedeutung ist dabei Zeitraums von 30 Jahren entspricht sowohl auch der Vergleich der unterschiedlichen Be- dem Vorgehen in der Meteorologie als auch in trachtungszeiträume. der Hydrologie. Es wird davon ausgegangen, dass sich das durchschnittliche Geschehen Im Rahmen des Regionalberichtes werden bei erst in einem längeren Zeitraum genauer beur- der Trendanalyse nur Landesmessstellen be- teilen lässt. Dies bedeutet jedoch nicht, dass in rücksichtigt. Messstellen der Wasserversor- dieser Zeitreihe von 30 Jahren bereits alle gungsunternehmen sind nicht in die Auswer- möglichen Extremwerte aufgetreten sein müs- tungen einbezogen worden, da hier durch den sen (NLWKN 2012 a). Einfluss der Trinkwasserentnahmen die natürli- che Ganglinie überlagert sein kann. Da nicht von allen Landesmessstellen lücken- los 30-jährige Zeitreihen zur Verfügung stehen,

74 7.3 Aus- und Bewertungsmethodik

Im Gegensatz zur Gefährdungsabschätzung Für den 30-jährigen Trend wird der Zeitraum und der Bewertung des mengenmäßigen Zu- vom 01.11.1984 bis 31.10.2014 berücksichtigt. stands der Grundwasserkörper gem. EG- Die Zeitreihe 01.11.1994 – 31.10.2014 ist für WRRL (Kapitel 4.1.1 Ergebnisse der Zustands- die Berechnung des 20-jährigen Trends rele- bewertung nach EG-WRRL), die in Nieder- vant. sachsen auf einer in einzelne Prüfschritte ge- gliederten Matrix basieren, werden im Rahmen Der Trendkoeffizient ergibt sich aus dem Ver- des vorliegenden Regionalberichtes keine flä- hältnis von Steigung der Regressionsgeraden chenbezogenen, sondern punktuelle, mess- in Zentimeter (cm) pro Jahr und der Spann- stellenbezogene Aussagen getätigt. Eine flä- weite der Extremwerte der Zeitreihe in Zenti- chenbezogene Gefährdungsabschätzung ist im meter (cm). Bei dem Verfahren nach Grimm- Zuge der Bestandsaufnahme 2013 vorgenom- Strele wird nicht allein die Steigung der Re- men worden. Eine Bewertung des quantitati- gressionsgeraden, sondern auch die Differenz ven Zustandes der Grundwasserkörper er- der beiden Extremwerte durch Division berück- folgte 2015 im Rahmen der Aufstellung des sichtigt. Dadurch wird die Schwankungsbreite Bewirtschaftungsplans 2016 – 2021 (ange- des Grundwasserstandes (Spannweite der Ge- passt aus NLWKN 2012 a). samtamplitude einer Ganglinie) einbezogen. Als Extremwerte werden dabei der maximale Im Regionalbericht werden Grundwasser- und der minimale Einzelwert in der betrachte- standsdaten ausgewertet und in entsprechen- ten Zeitreihe herangezogen. Nach Gleichung 1 den Kartenabbildungen dargestellt. Analog wird ein prozentualer positiver oder negativer zum Vorgehen Niedersachsens bei der Ermitt- Steigungswert (in Prozent pro Jahr) berechnet lung des mengenmäßigen Zustandes der und einer von fünf Klassen von „stark fallend“ Grundwasserkörper wird eine modifizierte bis „stark steigend“ zugeordnet (NLWKN 2012 Trendauswertung nach Grimm-Strele (NLWKN a; s. auch Tab. 18). 2013) zur Auswertung der Grundwasser- standsdaten verwendet.

Gleichung (1) Steigung der Regressionsgeraden in cm pro Jahr * 100 = Trendauswertung Spannweite der Extremwerte der Zeitreihe in cm

Eine beispielhafte Trendberechnung ist in Ab- (-0,00574 (m/a) / 1,47 (m) • 100 (Umrechnung bildung 43 für die Messstelle Klein Fullen I dar- in Prozent) = -0,39). Nach Abgleich des Ender- gestellt. Aus der Steigung der Regressionsge- gebnisses mit Tabelle 18 ergibt sich für das raden (-0,00574 m/a) und der Spannweite der vorliegende Beispiel eine Einstufung als gleich- Extremwerte (1,47 m) errechnet sich nach bleibend. Gleichung 1 der Trend der gezeigten Ganglinie

Tab. 18: Klasseneinteilung der Bewertung nach Grimm-Strele, angepasst an niedersächsische Ver- hältnisse (NLWKN 2013).

-4 % bis < -1 % pro Jahr stark fallend -1 % bis < -0,5 % pro Jahr fallend -0,5 % bis < +0,5 % pro Jahr gleichbleibend +0,5 % bis < +1 % pro Jahr steigend +1 % bis +4 % pro Jahr stark steigend

75 Mit dieser Klassenteilung, die den Empfehlun- plausibles Bewertungsbild, das die regionalen gen der Arbeitshilfe der Länder-Arbeitsgemein- Gegebenheiten widerspiegelt (NLWKN schaft Wasser (LAWA-Arbeitshilfe 2003) ent- 2012 a). spricht, ergibt sich für die Lockergesteinsge- biete des Einzugsgebietes Ems-Nordradde ein

Abb. 43: Beispiel einer Ganglinie mit Auswertung für einen Zeitraum von 30 Jahren (01.11.1985 bis 31.10.2015) für die Messstelle Klein Fullen I.

7.4 Grundwasserstandbeobachtung – Ergebnisse der Datenauswertung

Im Zuge des vorliegenden Regionalberichtes Beginn und Ende der Zeitreihe werden keine werden unabhängig von der Bewertung nach Auswertungen durchgeführt; innerhalb der Da- der EG-WRRL die Grundwasserstandsdaten tenreihe werden lediglich bis zu 10 % Fehlmo- punktuell für jede Messstelle ausgewertet und nate toleriert. 67 GWM mit ausreichenden Zeit- dargestellt. reihen waren für die Ermittlung eines 20-jähri- gen Trends geeignet. Für 68 GWM konnte ein In den vorliegenden Auswertungen werden 30-jähriger Trend berechnet werden. Messstellen berücksichtigt, die eine entspre- chende Zeitreihe von 20 bzw. 30 Jahren auf- weisen. Für Messstellen mit Fehlmonaten zu

76 7.4.1 Trendbetrachtung 20 Jahre

Im Einzugsgebiet Ems-Nordradde zeigen 15 einen fallenden oder gleichbleibenden Trend von 67 Messstellen (22 %) bei einer Trendbe- auf. In der Bourtanger Moorniederung treten trachtung über 20 Jahre einen fallenden Trend zudem vereinzelt Messstellen mit steigendem hinsichtlich des Grundwasserstandes (Abb. oder stark steigendem Trend auf (Fullener 44). Bei 27 Messstellen (40 %) wurde ein stark Moor I+II, Rütenbrocker Moor I). Die Situation fallender Trend festgestellt. Hierbei ist zu be- im nördlichen Teil des Einzugsgebietes ist rücksichtigen, dass Mitte der 1990er Jahre ein schwierig zu beurteilen, da dort die Dichte der Grundwasserhochstand zu verzeichnen war, Messstellen mit verwendbaren Datenreihen der bei der 20-jährigen Trendbetrachtung in deutlich geringer ist als im südlichen Gebiets- den Beginn des Auswertezeitpunktes fällt und teil. Es zeichnet sich in der Ostfriesischen die Regressionsgrade deutlich beeinflusst. Auf- Marsch und in den nördlichen Bereichen der fällig viele Messstellen mit negativem Trend Hunte-Leda-Moorniederung jedoch ein gleich- befinden sich in der Sögeler Geest (Tab. 19). bleibender oder fallender Trend ab. Messstellen in den Niederungsgebieten weisen

Tab. 19: Anzahl von GWM mit Beurteilung der Grundwasserstandentwicklung nach Grimm-Strele (20 Jahre) innerhalb der hydrogeologischen Teilräume im Einzugsgebiet Ems-Nordradde.

Grimm-Strele Beurteilung Hydrologischer Teil- stark stei- gleichlei- steigend fallend stark fallend raum gend bend Ostfriesische Marsch - - 1 - - Bourtanger Moornie- 2 1 9 5 1 derung Hunte-Leda-Moornie- - - 6 6 - derung Sögeler Geest - - - 2 20 Lohner Geest - - - - 1 Ems-Vechte Niede- - - 6 2 5 rung Gesamt 2 1 22 15 27

77 Rütenbrocker Moor I

Fullener Moor I + II

Abb. 44: Grimm-Strele, 20 jährige Trendentwicklung des Grundwasserstandes innerhalb des Einzugsgebietes Ems- Nordradde.

78 7.4.2 Trendbetrachtung 30 Jahre

Die Auswertung des 30-jährigen Trends (Abb. wassermessstellen zeigen 43 keine Verände- 45) zeigt bei 12 % der ausgewerteten Mess- rungen des Grundwasserspiegelniveaus. Ins- stellen einen stark fallenden Trend hinsichtlich besondere in den Niederungsgebieten ist ein des Grundwasserstandes. 22 % der Messstel- gleichbleibender Trend zu verzeichnen. Im 30- len weisen einen fallenden Trend auf. Auch jährigen Zeitraum gibt es im Vergleich zum 20- hier ist die Häufung dieser Trends in der Söge- jährigen Zeitraum keine stark steigenden ler Geest prägnant (Tab. 20). Überregional GWM. In der Bourtanger Moorniederung finden kann dieser Trend auch in anderen Geestbe- sich jedoch zwei steigende Trends. Die Mess- reichen beobachten werden. Der negative stellen Fullener Moor I und II weisen steigende Trend innerhalb des Gesamtgebietes ist im 30- Trends in beiden Zeiträumen auf. Wie bereits jährigem Zeitraum nicht so ausgeprägt wie in- beim 20-jährigen Zeitraum, liegen auch hier die nerhalb des kürzen Betrachtungszeitraumes steigenden Trends in ehemaligen Moorgebie- von 20 Jahren. Durch den längeren Auswer- ten. Ein kontinuierlicher Anstieg der Grundwas- tungszeitraum fallen kurzzeitige Extrema nicht serstände durch Sackung im Moor ist eine so stark ins Gewicht (siehe Kapitel 7.4.1 mögliche Ursache. Renaturierungsmaßnah- Trendbetrachtung 20 Jahre). Von 68 Grund- men, wie Wiedervernässung, konnten in den Bereichen nicht festgestellt werden.

Tab. 20: Anzahl von GWM mit Beurteilung der Grundwasserstandentwicklung nach Grimm-Strele (30 Jahre) innerhalb der hydrogeologischen Teilräume im Einzugsgebiet Ems-Nordradde.

Grimm-Strele Beurteilung Hydrologischer Teil- steigend gleichleibend fallend stark fallend raum Bourtanger Moorniede- 2 16 rung Ostfriesische Marsch 1 Hunte-Leda-Moorniede- 10 2 rung Sögeler Geest 6 11 6 Ems-Vechte Niederung 11 2 Lohner Geest 1 Gesamt 2 43 15 8

Kurzinformation: Grundwasserüberwachung

- Insbesondere in der Sögeler Geest zeigen die Trendauswertungen über 20 und 30 Jahre fallende Grundwasserstände. - Die Niederungsgebiete weisen meist gleichbleibende Grundwasserstände auf. - In der Auswertung der letzten 20 Jahre sind im Vergleich zum 30-jährigen Trend mit acht stark fallenden Messstellen deutlich mehr (27) stark fallende Messstellen verzeichnet wor- den.

79 Fullener Moor I + II

Abb. 45: Grimm-Strele, 30 jährige Trendentwicklung des Grundwasserstandes innerhalb des Einzugsgebietes Ems-Nordradde.

80 8. Auswertung Grundwasserbeschaffenheit

In den folgenden Kapiteln werden die Analy- Auswertung Gütedaten von 247 Grundwasser- seergebnisse der Untersuchungen zur Grund- messstellen (Landes- und Vorfeldmessstellen) wasserbeschaffenheit für den 10-jährigen Zeit- und Förderbrunnen eingeflossen. Die Ergeb- raum vom 01.01.2005 bis zum 31.12.2014 dar- nisse werden in Abbildungen und Tabellen ver- gestellt, wobei größtenteils auf Daten der letz- anschaulicht und Messstellen bzw. Teilraum ten 5 Jahre zurückgegriffen werden konnte bezogen ausgewertet. (Abb. 46). Insgesamt sind in die vorliegende 180 160 140 120 Anzahl Messstellen mit 100 Nitratuntersuchungen im Beprobungsjahr 80 60 Anzahl Messstellen, deren Anzahl Messstellen Anzahl 40 aktueller Nitratwert im 20 Beprobungsjahr berücksichtigt wurde 0 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Beprobungsjahr

Abb. 46: Anzahl der auf Nitrat untersuchten Messstellen im Beprobungsjahr (rot). Für einen Teil dieser Messstel- len endet die Beprobung mit dem jeweiligen Jahr (blau).

Als Indikatoren für eine Belastung der Grund- Grundwasserstockwerk und einen begrenzten wasservorkommen durch Stoffeinträge wurden Raumausschnitt im Anstrom der Messstelle. Auswertungen für elf Parameter vorgenom- Infolge kleinräumiger geologischer und boden- men. Als regelmäßig gemessene Größen wer- kundlicher Inhomogenität sowie örtlich variie- den neben der physikalisch-chemischen Kenn- render Flächennutzung können sich auf engem größe pH-Wert auch Nitrat, Nitrit, Ammonium, Raum große Unterschiede in der chemischen die Gesamthärte (Summe Ca und Mg), Sulfat Beschaffenheit des Grundwassers einstellen. und Chlorid, Kalium, Eisen und Aluminium aus- Zur Erfassung langfristiger Veränderungen der gewertet. Ebenfalls dargestellt wird das in grö- Grundwasserbeschaffenheit wurden für einige ßeren zeitlichen Abständen gemessene Parameter Trendbetrachtungen für den Be- Schwermetall Nickel. Die Auswertung erfolgt in trachtungszeitraum 01.01.2005 bis 31.12.2014 Form von hydrochemischen Karten und tabel- durchgeführt. Die signifikanten Trends sind in larischen Auswertungen mit Zusatzinformatio- den hydrochemischen Karten als Richtungs- nen. Auf Ebene der sieben hydrogeologischen pfeile angegeben. Teilräume werden Minimum-, Maximum- und Mittelwerte der einzelnen Parameter benannt. Auswertungen zu Pflanzenschutzmitteln und deren Metaboliten erfolgen in tabellarischer Form.

Die in den Karten dargestellten Analysener- gebnisse gelten nur für das jeweils untersuchte

81 8.1 Schwellen- und Grenzwerte in der Grundwasserüberwachung

Für die Bewertung der Grundwasserbeschaf- • jährliche Untersuchungen von landes- fenheit definiert die Trinkwasserverordnung eigenen NLWKN Messstellen (GÜN- (TrinkwV 2001, Stand 2016) Grenzwerte, die Güte Messnetz) Verordnung zum Schutze des Grundwassers • jährliche Untersuchung der EG-WRRL sogenannte Schwellenwerte (GrwV 2010). Die Messstellen mit Untersuchungen auf verwendeten Grenz- und Schwellenwerte sind Schwermetalle und leichtflüchtige ha- in Tabelle 21 aufgeführt. logenierte Kohlenwasserstoffe (LHKW) sowie Pflanzenschutzmittel (PSM) Folgende Wasseruntersuchungen werden re- (Überblicksmessnetz EG-WRRL) gelmäßig durchgeführt: • Operative Messstellen in Grundwas- • jährliche Untersuchungen des Roh- serkörpern, die nach der EG-WRRL wassers der Förderbrunnen durch die mit im schlechten Zustand bewertet Wasserversorger auf die wichtigsten wurden, werden zweimal jährlich be- Parameter probt (Operatives Messnetz). • jährliche Untersuchung von Vorfeld- messstellen durch die Wasserversor- ger

Tab. 21: Übersicht der im vorliegenden Bericht ausgewerteten Parameter mit den jeweiligen Schwel- len- bzw. Grenzwerten sowie der Anzahl der Gesamtanalysen und den Analysen kleiner der Bestim- mungsgrenze (

Schwellenwert Anzahl Analysen Parameter Grenzwert TrinkwV GrwV Gesamt < BG Aluminium gelöst 0,2 mg/l 1158 418 Ammonium 0,5 mg/l 0,5 mg/l 1429 447 Chlorid 250 mg/l 250 mg/l 1137 9 Eisen 0,2 mg/l 1440 167 Gesamthärte in °dH 753 1 Kalium 12 mg/l (Alte TrinkwV) 1116 80 Nickel 0,02 mg/l 438 260 Nitrat 50 mg/l 50 mg/l 1459 804 Nitrit 0,5 mg/l 0,5 mg/l 1130 883 pH ≥ 6,5 und ≤ 9,5 1468 Sulfat 250 mg/l 250 mg/l 1456 111

Wirkstoffe in Pflan- Einzelparameter > 0,1 µg/l 16.679 zenschutzmitteln

Summenparameter >0,5 µg/l

82 8.2 pH-Wert

Der pH-Wert beeinflusst den Ablauf vieler Re- etwa zwischen pH 5 und 6. Bei sehr kohlen- aktionen und die Löslichkeit von Stoffen im säurereichen Mineralwässern kann der pH- Grundwasser. Er kennzeichnet den Säuregeh- Wert sogar auf Werte von 4,5 bis 5 absinken. alt eines Wassers; er gibt an, ob eine Lösung Fehlen im Boden oder Grundwasser puffernde sauer, alkalisch oder neutral reagiert. Er ist de- Substanzen wie Kalzium- oder Magnesiumcar- finiert als der negative dekadische Logarithmus bonate (zum Beispiel in den kalkarmen San- der Wasserstoffionen-Aktivität. Die pH-Skala den der Lockergesteinsgebiete), die einen reicht von 0 bis 14. Der Neutralpunkt dieser Säureeintrag neutralisieren können, führt die Skala ist pH 7. Ein pH-Wert kleiner als 7 be- Bildung oder der Eintrag von Säuren zur Ver- deutet saures Milieu; alkalische (basische) sauerung des Grundwassers (z.B. Stickoxide Verhältnisse entsprechen pH-Werten über 7 und Schwefeldioxide mit dem sauren Regen, (NLWKN 2012 a). natürliche Bildung von Huminsäuren in Moor- gebieten). Im sauren Grundwasser erfolgt eine Die Schadwirkung bzw. die biologische Verfüg- Mobilisierung von Schwermetallen und Alumi- barkeit vieler Stoffe (z. B. Löslichkeit, Mobilität nium. z. B. von Schwermetallen) ist abhängig vom pH-Wert. Ein pH-Wert zwischen 6 und 9 gilt für Die Trinkwasserverordnung (TrinkwV 2001, die meisten Organismen als verträglich. Der Stand 2016) sieht die Einhaltung des pH-Berei- Reaktionsablauf vieler chemischer und biologi- ches von 6,5 bis 9,5 vor. scher Vorgänge wird durch den pH-Wert ent- scheidend bestimmt; viele dieser Vorgänge Im Einzugsgebiet Ems-Nordradde wird der un- sind für ihren optimalen Ablauf an bestimmte tere Grenzwert der Trinkwasserverordnung pH-Bereiche gebunden. Welchen pH-Wert ein (pH-Wert 6,5) in 72 von 234 ausgewerteten Wasser aufweist, hängt hauptsächlich vom Messstellen eingehalten, dies entspricht Stoffmengenverhältnis der freien Kohlensäure 30,8 % (Tab. 22). Überschreitungen des obe- zum Hydrogencarbonat ab. Bei gut gepufferten ren Grenzwertes von pH 9,5 liegen nicht vor. Grundwässern liegt der pH-Wert häufig in der Nähe des Neutralpunktes (pH 6,5 bis 7,5), bei weichen, jedoch kohlensäurereichen Wässern, Tab. 22: pH-Wert, Min./Max.- und Mittelwerte sowie Einhaltung Grenzwert TrinkwV (> pH 6,5) in Grund- wassermessstellen (GWM) innerhalb der hydrogeologischen Teilräumen über den Zeitraum 2005 - 2014.

(> pH 6,5) Hydrogeologischer Anzahl pH-Wert Anzahl Teilraum % GWM Analysen Mittel Min. Max. Analysen GWM* GWM Bourtanger Moor- 38 408 5,2 4,0 7,3 92 8 21,1 niederung Ems-Vechte Niede- 104 1349 5,6 4,2 8,4 765 48 46,2 rung Hunte-Leda Moor- 23 180 5,5 4,6 6,7 7 2 8,7 niederung Lingener Höhe 25 360 5,2 4,2 7,8 75 5 20 Lohner Geest 1 2 7,3 7,1 7,5 2 1 100 Ostfriesische 5 14 6,2 5,9 6,7 3 1 20 Marsch Sögeler Geest 38 680 5,1 3,6 7,3 110 7 18,4 Gesamt 234 2993 5,4 4,1 7,1 1054 72 30,8 *Messstellen, deren aktueller Wert den ph-Wert von 6,5 überschreitet

83 Die Messstellen wurden zudem in die pH-Wert- Die Trendermittlung ergab, dass in 27 Mess- Klassen „stark sauer“ (bis pH 5,5), „sauer“ (pH stellen die pH-Werte fallend sind, in 18 Mess- 5,5 - <6,5), „neutral“ (pH 6,5 – pH 7,5) und „al- stellen ansteigend (Abb. 47). Vor dem Hinter- kalisch“ (pH > 7,5) eingestuft. Insgesamt wei- grund schon niedriger pH-Werte muss dieser sen 67 von 234 Messstellen einen pH-Wert im Trend als besorgniserregend angesehen wer- stark sauren Bereich auf (Abb. 47). den. Die zunehmende Versauerung ist u.a. auf die durch Luftverunreinigung bedingten höhe- Die pH-Werte des Grundwassers werden ent- ren Stickstoffmonoxid-, Stickstoffdioxid-, und scheidend von den geologischen und boden- Schwefeldioxideinträge zurückzuführen. Die kundlichen Gegebenheiten des Untergrundes hohen Einträge können vor allem bei basenar- geprägt (NLWKN 2012 a), so sind die im Ein- men Gesteinen zu einer Versauerung durch zugsgebiet Ems-Nordradde vorherrschenden Bildung von Salpeter- und Schwefelsäure füh- niedrigen pH-Werte charakteristisch für Lo- ren. Schwefeleinträge sind durch die Verwen- ckergesteinsgebiete. Insbesondere in den Teil- dung von Entschwefelungsanlagen bei der räumen der Bourtanger Moorniederung, der Erdgasgewinnung deutlich zurückgegangen. Hunte-Leda Moorniederung, der Sögeler Geest Dagegen haben insbesondere Ammoniumein- und der Ostfriesischen Marsch ist das Grund- träge bedingt durch Ausgasungen aus Vieh- wasser sauer bis maximal neutral. Dies zeigt ställen und bei der Ausbringung von organi- sich ebenfalls in der Lohner Geest und der schen Düngemitteln zu genommen. Ems-Vechte Niederung, wobei im Grenzgebiet der Ems-Vechte Niederung und der Lingener Durch Denitrifikationsprozesse werden zusätz- Höhe die einzigen Messstellen mit pH-Werten lich H+-Ionen frei, sodass auch dieser Prozess über 7,5 auftreten. Die niedrigen pH-Werte zur Versauerung beiträgt. sind hauptsächlich begründet durch die car- bonatarmen Lockersedimente der überlagern- den Deckschichten.

84 Abb. 47: pH-Wert und Trendentwicklung.

85 8.3 Wasserhärte

Die Gesamthärte wird als Summe aller Erdal- Wasserhärte vor. In der vorliegenden Auswer- kalimetalle definiert. Kalzium und Magnesium tung erfolgt daher eine Klasseneinteilung in sind als die wichtigsten Vertreter dieser Anlehnung an das Wasch- und Reinigungsmit- Gruppe zu nennen und liegen häufig in Verbin- telgesetz (WRMG 2007, Fassung 2013): dungen mit Carbonaten, Sulfaten und Phos- phaten vor. Härtebereich weich: weniger als 1,5 mmol Kal- Bei der Erfassung der Carbonathärte werden ziumcarbonat je Liter (bis 8,4 °dH) lediglich die als Carbonate vorliegenden Erdal- Härtebereich mittel: 1,5 bis 2,5 mmol Kalzi- kalimetalle berücksichtigt. umcarbonat je Liter (8,4 bis 14 °dH) Härtebereich hart: mehr als 2,5 mmol Kalzi- Der Wasserhärte kommt vor allem in techni- umcarbonat je Liter (über 14 °dH) scher Hinsicht eine Bedeutung zu. Um Trink- wasser durch Rohrsysteme weiter zu leiten, ist In der Tabelle 23 sind in Anlehnung an die immer eine gewisse Wasserhärte erforderlich. oben genannten Einstufungen Auswertungen Weiche Wässer bilden in Rohrleitungen keine zum Härtegrad in den untersuchten Messstel- Schutzschicht aus und wirken durch die stets len wiedergegeben. In den Teilräumen Bourt- vorhandene Kohlensäure korrosiv. Zu harte anger Moorniederung, Ems-Vechte Niederung Wässer verursachen unerwünschte und Ostfriesische Marsch ist das Wasser mit- Kalkabscheidungen. telhart, in der Hunte-Leda Moorniederung, der Lingener Höhe und der Sögeler Geest weich. Die Trinkwasserverordnung (TrinkwV 2011, Stand 2016) sieht keine Grenzwerte für die

Tab. 23: Gesamthärte, Min/Max- und Mittelwerte in Grundwassermessstellen (GWM) innerhalb der hyd- rogeologischen Teilräume des Einzugsgebietes Ems-Nordradde über den Zeitraum 2005 – 2014.

Anzahl Gesamthärte (° dH) Anzahl GWM

Hydrogeologischer Gesamthärte Teilraum

GWM Analysen Mittel Min. Max. weich mittel hart

Bourtanger Moornie- 10 55 9,97 1,20 33,60 9 0 1 derung

Ems-Vechte Niede- 62 466 11,61 0,40 78,40 33 18 11 rung

Hunte-Leda Moornie- 11 41 4,18 1,29 13,38 11 0 0 derung

Lingener Höhe 11 73 6,87 2,24 18,48 9 2 0

Ostfriesische Marsch 5 12 9,88 4,48 20,22 3 0 2

Sögeler Geest 16 99 7,24 0,78 46,48 16 0 0

Gesamt 115 746 8,29 1,73 35,09 81 20 14

86 Die Abbildung 48 zeigt auf, dass bei Betrach- ebenfalls bei den erhöhten pH-Werten des Ge- tung des aktuellen Wertes des Auswertezeit- bietes wieder. Innerhalb der Niederungs- und raumes innerhalb des Einzugsgebietes die Geestgebiete hat das Sickerwasser keinen weichen Härtegrade vorherrschen. Lediglich im Kalklieferanten, sodass das Grundwasser in Lingener Raum (hier insbesondere die Ems- der Regel sehr weich ist. Landwirtschaftliche Vechte Niederung) häufen sich die mittelharten Kalkdüngung des Bodens kann eine Erhärtung und harten Messwerte. Dieses spiegelt sich des Grundwassers zur Folge haben.

87 Abb. 48: Gesamthärte der Grundwassermessstellen im Einzugsgebiet Ems-Nordradde.

88 8.4 Stickstoffverbindungen

Von besonderer Bedeutung im Einzugsgebiet che Nutzungen in Betracht. Hier sind zum ei- Ems-Nordradde ist die Belastung des Grund- nen landwirtschaftliche Bodennutzungen mit wassers mit Stickstoffverbindungen. Als Stan- einhergehenden Einträgen durch Düngung zu dardparameter für die Nährstoffbelastung wer- nennen (NLWKN 2012 a; s. auch 3.2 Biogas den die wichtigen Pflanzennährstoffe Nitrat, und Flächennutzung). Neben der landwirt- Ammonium und Nitrit ausgewertet. Der Haupt- schaftlichen Nutzung können aber auch Aus- parameter ist dabei das Nitrat. träge aus Anlagen wie beispielsweise Depo- nien, Kanalisationen und Hauskläranlagen zu Als Ursache für die zum Teil gravierenden Nit- Nitratbelastungen im Grundwasser führen. ratbelastungen kommen vielfältige menschli-

8.4.1 Stickstoffkreislauf

Nitrat ist das Anion der Salpetersäure. Es Gleyböden, anmoorigen und moorigen Böden spielt eine bedeutende Rolle als Pflanzennähr- kann eine Denitrifikation dauerhaft aufrecht- stoff. Es ist durch verschiedene Stoffumwand- erhalten (Cremer 2015). Der Übergangsbe- lungsprozesse in den sogenannten Stickstoff- reich zwischen nitrathaltigem Grundwasser kreislauf (Abb. 49) eingebunden. und durch Denitrifikation nitratfreiem Grund- wasser (die Denitrifikationsfront) kann je nach Bei der Zersetzung abgestorbener Pflanzen- Gehalt reaktiver Stoffe und Fließgeschwindig- teile (Humifizierung) und dem Abbau von Hu- keit unterschiedlich scharf ausgeprägt sein. mus (Mineralisation) wird zunächst Ammonium Die Aufzehrung der reaktiven Stoffdepots führt freigesetzt und zu Nitrat umgewandelt (Nitrifi- zu einer Verlagerung der Denitrifikationsfront kation). Nitrat kann unter sauerstoffarmen Be- im Grundwasser. dingungen im Boden und Grundwasser zu Lachgas oder atmosphärischem Stickstoff ab- Die Mineralisierung organisch gebundenen gebaut werden (Denitrifikation). Pflanzen neh- Stickstoffs zu Nitrat über die Zwischenstufen men Nitrat und Ammonium wiederum als Nähr- Ammonium und Nitrit läuft im sauerstoffreichen stoff auf. Spezielle Bakterien verfügen darüber Milieu sehr schnell ab, weshalb Ammonium hinaus über die Fähigkeit, Luftstickstoff zu bin- und Nitrit im sauerstoffreichen Grundwasser den und diesen bestimmten Pflanzen (Legumi- selten in höheren Konzentrationen gefunden nosen) als Nährstoff zuzuführen (N-Fixierung). werden. Erhöhte Gehalte an Ammonium treten unter reduzierten Bedingungen und bei hohen Im sauerstofffreien Grundwasser kann das Nit- Anteilen von organischem Material im Oberbo- rat bei Anwesenheit von organischen Kohlen- den auf (z. B. in Hochmooren) (NLWKN 2012 stoffverbindungen und/oder reduzierten a). Schwefel-Eisen-Verbindungen (Pyrit) zu Lach- gas (N2O) oder atmosphärischem Stickstoff Pflanzen nehmen Stickstoff in Form von Nitrat (N2) unter Beteiligung von Mikroorganismen und Ammonium auf und entziehen ihn so dem abgebaut werden (Denitrifikation). Sauerstoff- Boden. Ein Ausgleich erfolgt bei landwirtschaft- freie Grundwässer sind daher häufig nitratfrei licher Nutzung durch die Stickstoffdüngung. (Kunkel et al. 2002). Im Sediment abgelagertes Der aufgebrachte Stickstoff in Form von Mine- organisches Material oder sulfidhaltige Mine- raldünger und organischem Dünger, Klär- rale stellen ein nicht-erneuerbares Stoffdepot schlamm und Gründüngung über Leguminosen dar. Lediglich der Eintrag von organischem beträgt etwa 90 % der dem Boden zugeführten Material aus der Bodenzone zum Beispiel in

89 Stickstofffracht. Rund 10 % stammen aus Ab- Stickoxiden), zum anderen auch durch Ammo- bau von Pflanzenmasse und aus den Stick- niak-Emissionen aus der Stallabluft und über stofffrachten des Niederschlags. Diese entste- die Ausbringung von Wirtschaftsdüngern auf hen zum einen infolge von Verbrennungsvor- den Boden. Nach der Umwandlung in Nitrat gängen bei hohen Temperaturen (Bildung von kann ebenfalls eine Verlagerung in das Grund- wasser stattfinden.

Abb. 49: Sickstoffkreislauf (GEWEB).

8.4.2 Nitrat

- Nitrat (NO3 ) kommt in der Natur wegen der Über Nahrungsmittel nimmt der Mensch durch- leichten Löslichkeit der Salze sehr selten in La- schnittlich 75 mg Nitrat pro Tag auf. Diese gerstätten vor, ist jedoch im Boden in Spuren Menge kann schon durch die Aufnahme eines durch natürliche Umsetzungsvorgänge enthal- stark nitrathaltigen Trinkwassers erreicht wer- ten. Der Nitratgehalt des anthropogen unbeein- den. Der von der Weltgesundheitsorganisation flussten Bodens wird durch den Stickstoff- (WHO) vorgeschlagene ADI-Wert (Wert für die Kreislauf bestimmt (NLWKN 2012 a). duldbare tägliche Aufnahme) beträgt 225 mg pro Person und Tag. In der Trinkwasserverord- Nitrat ist seit Jahren ein Problemstoff im nung ist für Nitrat ein Grenzwert von 50 mg/l Grundwasser. Während in natürlichen Böden festgesetzt. Die EU-Trinkwasserrichtlinie nennt Stickstoff ein Mangelelement ist, kann bei land- neben dem Grenzwert in gleicher Größe noch wirtschaftlicher Bodennutzung infolge der lang- einen Richtwert von 25 mg/l Nitrat. jährigen Überdüngung ein ständiger Über- schuss an Nitrat auftreten. Auswaschungen führen zu einem Anstieg des Nitratgehaltes im Grundwasser; dies macht sich in steigendem Maße nachteilig bei der Trinkwasserversor- gung bemerkbar.

90 Ein durch landwirtschaftliche Nutzung unbeein- träge über das Sickerwasser können zu Kon- flusstes Grundwasser weist in der Regel Nitrat- zentrationen von mehreren 100 mg/l Nitrat im gehalte zwischen 0 und 10 mg/l auf. Nitratein- Grundwasser führen.

Nitratgehalte Für den vorliegenden Bericht wurden Konzent- werte der letzten 5 Jahre vor. Die durchschnitt- rationsmessungen von 234 GWM aus dem lich gemessenen Nitratgehalte im Einzugsge- Zeitraum 2005 bis 2014 ausgewertet. Für ei- biet Ems-Nordradde liegen mit 22,9 mg/l Nitrat nen Großteil der GWM liegen aktuelle Mess- auf einem mittleren Niveau (Tab. 24).

Tab. 24: Nitrat, Min/Max- und Mittelwerte sowie Grenzwertüberschreitungen in Grundwassermessstel- len (GWM) innerhalb der hydrogeologischen Teilräume des Einzugsgebietes Ems-Nordradde über den Zeitraum 2005 - 2014.

>GW (50 mg/l) Anzahl Nitrat (mg/l) Hydrogeologischer Anzahl Teilraum % GWM Analysen Mittel Min. Max. Analysen GWM* GWM Bourtanger Moor- 38 195 25,7 <0,44 260,00 26 7 18,4 niederung Ems-Vechte Niede- 103 709 26,5 <0,44 285,00 99 22 21,4 rung Hunte-Leda Moor- 23 124 10,7 <0,44 194,79 1 1 4,3 niederung Lingener Höhe 25 171 66,9 0,50 288,00 95 13 52,0 Lohner Geest 1 2 0,7 <0,44 1,00 0 0 0,0 Ostfriesische 5 12 0,8 <0,44 2,50 0 0 0,0 Marsch Sögeler Geest 38 246 29,0 <0,44 180,00 46 8 21,1 Gesamt 233 1459 22,9 0,50 173,04 267 51 21,9 *Messstellen, deren aktueller Wert 50 mg/l überschreitet Die Schwankungsbreite der Nitratkonzentratio- die Gewässer entgegen zu treten, wurden Be- nen reicht von Werten unterhalb der Bestim- ratungskulissen errichtet (4.1 Landesweiter mungsgrenze bis zu Konzentrationen über Grundwasserschutz gemäß EG-WRRL). Der nördliche Bereich des Einzugsgebietes mit 200 mg/l. Im gesamten Einzugsgebiet weisen der Hunte-Leda Moorniederung fällt durch die 51 Messstellen Grenzwertüberschreitungen (> geringen Grenzwertüberschreitungen auf. Ge- 50 mg/l Nitrat) auf. Das entspricht 21,9 % der ringere Mittelwerte von maximal 0,8 mg/l zeigt Messstellen im gesamten Gebiet. Es ist eine die Ostfriesische Marsch. Ähnliche Beobach- starke Differenzierung der Nitratgehalte inner- tungen konnten im benachbarten Gebiet der halb der hydrogeologischen Teilräume zu er- Leda-Jümme gemacht werden (Regionalbe- kennen. richt Leda-Jümme, 2016). Innerhalb der Ems-Vechte-Niederung sind zwar gehäuft Messstellen oberhalb des Grenz- In den Niederungsbereichen finden sich viele wertes zu finden, es liegen in diesem Bereich grundwassernahe Böden mit hohen Anteilen jedoch auch überdurchschnittlich viele Mess- an organischem Material, so dass eine Sauer- stellen vor. Angrenzend an die Ems-Vechte- stoffzehrung und eine intensive Denitrifikation Niederung weist die Lingener Höhe prozentual stattfinden können. die meisten Messstellen mit Grenzwertüber- In Abbildung 51 sind die jeweils aktuellen Nit- schreitungen auf (Tab. 24). Um dem generel- len Problem der zu hohen Nährstoffeinträge in ratgehalte als Jahresmittelwert für den Zeit- raum 01.01.2005 bis 31.12.2014 inkl. einer 10- jährigen Trendbetrachtung (signifikante Trends

91 bei GWM mit Nitratwerten über 5 mg/l) darge- Von 22 GWM mit signifikantem Trend zeigen 8 stellt. Die zehnjährige Trendbewertung (signifi- GWM einen steigenden Nitratwert. kanter Trend bei GWM > 5 mg/l Nitrat) der Ein- zelmessstellen zeigt ein uneinheitliches Bild.

Einfluss der Filterlagen auf die Nitratgehalte

Neben den bodenkundlichen und geologischen In den Messstellen mit Filterlagen im 2. bzw. in Gegebenheiten ergeben sich auch aufgrund tieferen Stockwerken werden in allen Teilräu- der unterschiedlichen Filterlagen der Messstel- men mit durchschnittlich 0,3 – 31,6 mg/l Nitrat len Unterschiede in den Nitratgehalten (Tab. geringere Nitratkonzentrationen nachgewiesen 25, Abb. 52 und Abb. 53). Mittlere Nitratgehalte (Tab. 25 und Abb. 53). Grenzwertüberschrei- mit durchschnittlich 39,2 mg/l Nitrat werden in tungen treten nicht auf. Das 2. Grundwasser- Messstellen mit Filterlagen im ersten Grund- stockwerk ist durch zwischengelagerte schwer wasserstockwerk festgestellt. Die höchsten Nit- durchlässige Trennschichten (Grundwasser- ratgehalte treten in der Lingener Höhe auf hemmer) vor Grundwasserbelastungen besser (Wasserversorger-Messstellen durchschnittlich geschützt. 71,7 mg/l).

Tab. 25: Durchschnittlicher Nitratgehalt in Wasserversorger (WVU) - und Landesmessstellen (NLWKN) differenziert nach der Verfilterung in den einzelnen Grundwasserstockwerken (n.b. = nicht benannt).

hydrogeologischer Eigentümer Grundwasserstockwerk Teilraum Nitrat in mg/l n.b. 1 2 Bourtanger Moorniederung NLWKN 28,0 0,4 WVU 30,1 1,0 Ems-Vechte Niederung NLWKN 14,8 WVU 3,7 44,4 1,3 Hunte-Leda Moorniederung NLWKN 17,1 15,2 0,4 WVU 2,4 Lingener Höhe NLWKN WVU 71,7 31,6 Lohner Geest NLWKN 0,7 WVU Ostfriesische Marsch NLWKN 0,4 0,3 WVU 2,5 Sögeler Geest NLWKN 36,1 12,4 WVU 41,0 1,4 Gesamt Ems-Nordradde NLWKN 10,4 25,5 4,0 WVU 3,3 49,2 3,9 NLWKN + WVU 4,8 39,2 4,0

Sofern die Stockwerke durch eine schwer wird ein Nitrattransport in das tiefe Grundwas- durchlässige Trennschicht untergliedert sind, ser verhindert. Daneben weisen tiefere Mess- stellen deutlich längere Transportzeiten vom

92 Eintrag in das Grundwasser bis zur Messstelle aus. Die Ergänzung beider Messnetze ergibt in als flache Messstellen auf, so dass nach Zeh- der Summe ein sehr deutliches Bild der Belas- rung des Sauerstoffes ein Nitratabbau durch tungssituation. Um die Belastung des Grund- Denitrifikation stattfinden kann. wassers insbesondere mit Nitrat zu verringern, werden den Flächenbewirtschaftern in WSG In der Abbildung 51 fallen insbesondere in und TWGG seit 1992 Trinkwasserschutzmaß- Trinkwassergewinnungsgebieten die Häufun- nahmen auf freiwilliger Basis angeboten (4.2 gen von Messstellen mit hohen Nitratgehalten Trinkwasserschutz). In der Zielkulisse nach über dem Grenzwert von 50 mg/l in der Söge- WRRL bietet das Land Niedersachsen, ergän- ler Geest und Lingener Höhe auf. Die Ursache zende Maßnahmen zum Grundwasserschutz der überdurchschnittlich hohen Nitratgehalte an. der Versorgermessstellen ist darin begründet, dass die Wasserversorgungsunternehmen Die Wasserversorger übermitteln dem NLWKN eine deutlich höhere Messnetzdichte im Be- die Untersuchungsergebnisse der Vorfeld- reich ihrer Wasserschutz- und Trinkwasser- messstellen sowie der sog. „Erfolgsmessstel- schutzgebiete haben und die Messstellen in len“ zur Prüfung des Erfolges von Grundwas- der Regel deutlich flacher verfiltert sind als die serschutzmaßnahmen. Erfolgsmessstellen Landesmessstellen. Sie weisen damit im sind in der Regel im 1. Grundwasserstockwerk Schnitt kürzere Transportzeiten als die Lan- flach verfilterte Messstellen, die im Umfeld desmessstellen auf und Denitrifikationspro- ackerbaulicher Nutzung mit intensiver Dün- zesse finden nicht statt oder wirken sich in ge- gung gebaut wurden (siehe Abb. 50). ringerem Maße auf die Nitratkonzentrationen

Abb. 50: Gülledüngung eines Feldes.

93 Abb. 51: Nitratgehalte und Trendentwicklung der Grundwassermessstellen im Einzugsgebiet Ems-Nordradde.

94 Abb. 52: Nitratgehalte der im 1. Grundwasserstockwerk verfilterten Grundwassermessstellen im Einzugsgebiet Ems-Nordradde.

95 Abb. 53: Nitratgehalte der im 2. und tieferen Grundwasserstockwerk verfilterten Grundwassermessstellen im Ein- zugsgebiet Ems-Nordradde.

96 Untersuchungen zur Denitrifikation

In den Lockergesteinsgebieten können vor al- Für die Festlegung umweltpolitischer Hand- lem in Messstellen des 1. Grundwasserstock- lungsziele sowie die Planung und Durchfüh- werks oftmals kleinräumige, lokale Nit- rung von Maßnahmen zur Reinhaltung der Ge- ratschwankungen festgestellt werden. Teil- wässer müssen der Umfang der Denitrifikation weise zeigen einige Messstellen des 1. Stock- sowie die begrenzte Verfügbarkeit reaktiver werkes sehr geringe Nitratkonzentrationen, Stoffdepots im Untergrund berücksichtigt wer- wogegen unmittelbar benachbarte, im gleichen den. Für die Bemessung der Denitrifikation Stockwerk verfilterte Messstellen zum Teil hö- kann die Messung des Exzess-N2 mit der here Nitratgehalte aufweisen. Schon örtlich be- N2/Argon-Methode eingesetzt werden s. a. grenzte Besonderheiten, wie Tonlinsen oder Band 15 der NLWKN-Schriftenreihe Grund- Torfschichten, können die Nitratgehalte in na- wasser (NLWKN 2012 b). heliegenden Messstellen stark verändern.

8.4.3 Ammonium

+ Ammonium (NH4 ) ist neben Nitrat die für die In der EG-Trinkwasserrichtlinie (98/83/EG) Pflanzenernährung wesentliche Stickstoffver- über die Qualität von Wasser für den menschli- bindung. Bei der Zersetzung (Mineralisation) chen Gebrauch ist Ammonium zu den uner- organischer Stoffe wird das in Eiweißverbin- wünschten aber nicht giftigen Stoffen gezählt dungen enthaltene Ammonium freigesetzt und worden. Sowohl in der Trinkwasserverordnung im Zuge der Nitrifikation wird Ammonium über als auch in der Grundwasserverordnung wurde Nitrit zu Nitrat oxidiert. der Grenzwert für Ammonium auf 0,5 mg/l fest- gesetzt (aus NLWKN 2012 a; siehe auch Tab. Da Ammonium im Boden relativ leicht an Kati- 21). onenaustauscher (Tonminerale) gebunden wird, ist die Gefahr der Verlagerung mit dem In den Grundwässern des Einzugsgebietes Sickerwasser gering. Hohe Ammoniumgehalte Ems-Nordradde wird dieser Grenzwert häufig deuten auf reduzierende Grundwässer (anoxi- überschritten (Tab. 26). Insgesamt wurden in sche Bedingungen) hin und können in Niede- 83 GWM Ammoniumkonzentrationen über dem rungsgebieten auch in Verbindung mit langsam Grenzwert von 0,5 mg/l nachgewiesen. ablaufender anaerober Mineralisation gebracht werden (organische Lagen, Torfe). In Einzelfäl- len können sie auf eine übermäßige Anwen- dung organischer Düngemittel hinweisen (NLWKN 2012 a).

97 Tab. 26: Ammonium, Min/Max- und Mittelwerte sowie Grenzwertüberschreitungen in den Grundwas- sermessstellen (GWM) innerhalb der hydrogeologischen Teilräume des Einzugsgebietes Ems-Nor- dradde über den Zeitraum 2005 - 2014.

Anzahl Ammonium (mg/l) Überschreitung > 0,5 mg/l Hydrogeologischer Anzahl % Teilraum GWM Analysen Mittel Min. Max. Analysen GWM* GWM Bourtanger Moornie- 38 195 2,7 0,0 23,2 128 25 65,8 derung Ems-Vechte Niede- 103 691 0,5 0,0 8,4 189 28 27,2 rung Hunte-Leda Moornie- 23 124 1,6 0,0 16,2 73 15 65,2 derung Lingener Höhe 25 167 0,2 0,0 2,6 3 1 4,0

Lohner Geest 1 2 0,1 0,1 0,1 0 0 0,0

Ostfriesische Marsch 5 12 1,7 0,5 5,9 9 4 80,0

Sögeler Geest 38 238 0,5 0,0 5,9 85 10 26,3

Gesamt 233 1429 1,0 0,1 8,9 487 83 35,6

*Messstellen, deren aktuellster Wert 0,5 mg/l überschreitet

Die Vielzahl von Grenzwertüberschreitungen Höhe ohne stauende Schichten, wie z.B. Ort- ist auf die hydrogeologischen, naturräumlichen stein, wird dagegen selten Ammonium nachge- Gegebenheiten im Gebiet zurückzuführen. Ins- wiesen (Abb. 54). Im Mittel liegen die Ammoni- besondere in den Niederungsbereichen der umgehalte der Messstellen in der Sögeler Bourtanger Moorniederung, der Hunte-Leda- Geest und der Ems-Vechte Niederung bei dem Moorniederung und der Ostfriesischen Marsch Grenzwert von 0,5 mg/l Ammonium. Rund ein finden sich erhöhte Ammoniumgehalte in den Viertel der Messstellen weisen aktuell Über- ehemaligen Moorgebieten mit anoxischen Be- schreitungen des Grenzwertes auf. dingungen (siehe oben). In den sauerstoffhalti- gen Lockergesteinsbereichen der Lingener

98 Abb. 54: Ammoniumgehalt der Grundwassermessstellen im Einzugsgebiet Ems-Nordradde.

99 8.4.4 Nitrit

- Nitrit (NO2 ) wird im Boden, in Gewässern und Sauerstofftransport. Beim Menschen werden in Kläranlagen von Bakterien durch Oxidation die dadurch ausgelösten Symptome als Blau- von Ammonium unter Verbrauch von Sauer- sucht bezeichnet. Besonders Kleinkinder kön- stoff gebildet. Nitrit ist ein Zwischenprodukt, nen empfindlich auf diesen verminderten welches bei der vollständigen Oxidation des Sauerstofftransport reagieren. Stickstoffs zu Nitrat kurzfristig auftritt (Nitrifika- tion). Das Auftreten von Nitrit kann auf fäkale Lediglich in einer Messstelle innerhalb der Verunreinigungen hinweisen. Nitrite können Ems-Vechte Niederung wurde der Nitrit-Grenz- auch unter anaeroben Bedingungen durch wert nach TrinkwV von 0,5 mg/l deutlich über- bakterielle Reduktion aus Nitrat-Ionen entste- schritten (Tab. 27 und Abb. 55). Bei dieser hen (Nitratreduktase) (aus NLWKN 2012 a). Messstelle handelt es sich um eine flach verfil- terte Messstelle mit einer Filterlage von 7 m Nitrite wirken in Organismen toxisch und sind unter GOK im 1. Grundwasserstockwerk. an der Bildung kanzerogener Nitrosamine be- Grund dafür, dass es nur eine Überschreitun- teiligt. Auch beeinträchtigen sie die Sauer- gen gab, ist der Umstand, dass der Umbau stoffversorgung, da das Nitrit-Ion mit den im von Nitrit zu Nitrat relativ schnell verläuft und Hämoglobin enthaltenem Eisen reagiert. Das damit Nitrit nur unter sehr ungünstigen sauer- Hämoglobin wird zu Methämoglobin umgewan- stoffarmen Verhältnissen nachgewiesen wird. delt und verliert dadurch seine Fähigkeit zum

Tab. 27: Nitrit, Min/Max- und Mittelwerte sowie Grenzwertüberschreitungen in Grundwassermessstel- len (GWM) innerhalb der hydrogeologischen Teilräume des Leda-Jümme-Einzugsgebietes über Zeit- raum 2005 – 2014.

Anzahl Nitrit (mg/l) Überschreitung > 0,5 mg/l Hydrogeologischer Anzahl % Teilraum GWM Analysen Mittel Min. Max. Analysen GWM* GWM Bourtanger Moornie- 33 170 0,02 0,01 0,36 0 0 0,0 derung Ems-Vechte Niede- 63 499 0,03 0,01 1,10 9 1 1,6 rung Hunte-Leda Moornie- 23 122 0,03 0,01 0,53 1 1 4,4 derung Lingener Höhe 13 95 0,02 0,01 0,12 0 0 0,0 Lohner Geest 1 2 0,02 0,01 0,03 0 0 0,0 Ostfriesische Marsch 4 9 0,03 0,01 0,03 0 0 0,0 Sögeler Geest 35 233 0,02 0,01 0,19 0 0 0,0 Gesamt 172 1130 0,02 0,01 0,34 9 1 0,6 *Messstellen, deren aktueller Wert 0,5 mg/l überschreitet

100 Abb. 55: Nitritgehalt der Grundwassermessstellen im Einzugsgebiet Ems-Nordradde.

101 8.5 Sulfat

2- Sulfate (SO4 ), die Salze der Schwefelsäure, ter Sulfatgehalte sein. Höhere Gehalte von we- sind wichtige Gesteinsbestandteile. Die häu- nigen 100 mg/l machen sich gemeinsam mit figsten sulfathaltigen Mineralien sind Calci- Natrium oder Magnesium im Trinkwasser ge- umsulfat (Gips, Anhydrit), Magnesiumsulfat schmacklich nachteilig bemerkbar. Die Grund- (Bittersalz), Bariumsulfat (Schwerspat) und wasserverordnung legt für Sulfat einen Natriumsulfat (Glaubersalz). Sulfate sind in der Schwellenwert von 250 mg/l fest (Tab. 25). Mehrzahl gut wasserlöslich und werden relativ schnell ausgewaschen. Geogene Sulfatgehalte Die landwirtschaftliche Düngung, insbesondere liegen in Gesteinen ohne sulfathaltige Minera- mit den Mineraldüngern Superphosphat, Am- lien üblicherweise unter 30 mg/l Sulfat. In Wäs- moniumsulfat und Kaliumsulfat, kann speziell sern aus sulfathaltigen Gesteinen sind auch im oberen Grundwasserstockwerk oftmals zu deutlich höhere Gehalte bis mehrere 100 mg/l erhöhten Sulfatkonzentrationen führen. Ein Sulfat typisch (aus NLWKN 2012 a). messbarer Sulfateintrag kann auch über den Niederschlag erfolgen. Der saure Regen als Erhöhte Sulfatkonzentrationen finden sich in anthropogene Auswirkung der Verbrennung huminstoffhaltigen Grundwässern bei Kontakt fossiler Brennstoffe ist hierfür ein bekanntes mit Torfen und Mooren (NLWK 2001). Ein An- Beispiel (aus NLWKN 2012 a). stieg der Sulfatgehalte kann auch durch die Oxidation von Pyrit durch Sauerstoff oder Nit- Im Untersuchungszeitraum wurde der Schwel- rat (autotrophe Denitrifikation) hervorgerufen lenwert lediglich in einer Messstelle überschrit- werden. Auch Ablaugungsvorgänge aus Gip- ten. (Tab. 28, Abb. 56). Der aktuellste Wert shut über Salzstöcken können Ursache erhöh- dieser Messstelle (GrumsVF1148) ist 667 mg/l bei einer Filtertiefe von 7 m.

Tab. 28: Sulfat, Min-/Max- und Mittelwerte sowie Grenzwertüberschreitungen in den Grundwassermess- stellen (GWM) innerhalb der hydrogeologischen Teilräume des Einzugsgebietes Ems-Nordradde über den Zeitraum 2005 – 2014.

Anzahl Sulfat (mg/l) Überschreitung (> 250 mg/l) Hydrogeologischer Anzahl % Teilraum GWM Analysen Mittel Min. Max. Analysen GWM* GWM Bourtanger Moorniede- rung 38 195 40,1 0,5 140,0 0 0 0,0

Ems-Vechte Niederung 103 709 58,4 0,6 1066,0 11 1 1,0

Hunte-Leda Moornie- derung 23 124 28,2 0,5 284,0 0 0 0,0

Lingener Höhe 25 168 49,0 15,0 127,0 0 0 0,0

Lohner Geest 1 2 98,5 87,0 110,0 0 0 0,0

Ostfriesische Marsch 5 12 67,6 2,0 210,0 0 0 0,0

Sögeler Geest 38 246 40,0 0,5 130,0 0 0 0,0

Gesamt 233 1456 54,5 15,2 295,3 11 1 0,4

*Messstellen, deren aktueller Wert 250 mg/l überschreitet

102 GrumsVF1148

Abb. 56: Sulfatgehalte der Grundwassermessstellen im Einzugsgebiet Ems-Nordradde.

103 8.6 Chlorid

Als Leitparameter für den Grad der Versalzung erhöhte Chloridgehalte im Grundwasser, die wird der Chloridgehalt des Grundwassers her- nicht geogen bedingt sind, können Indikatoren angezogen. für punktuelle Abwassereinleitungen, Belastun- Chloride (Cl-) treten hauptsächlich als Natrium- gen aus Deponien und Streusalzeinflüsse sein. chlorid im Steinsalz, als Kaliumchlorid und als Auch der Einsatz von Düngemitteln, bei denen Magnesiumchlorid in den Abraumsalzen der Chlorid oft ein unerwünschter Nebenbestand- Steinsalzlager auf. Die geogene Verbreitung ist teil ist, kann eine Belastungsquelle darstellen sehr unterschiedlich und reicht von sehr gerin- (verändert aus NLWKN 2012 a). Ab 200 mg/l gen Konzentrationen in magmatischen Gestei- Chlorid ist bereits ein salziger Geschmack fest- nen bis hin zu Salzlagerstätten (NLWK 2001). stellbar (NLWK 2001).

Die meisten Chloride sind gut wasserlöslich. Grundwasser weist natürlich bedingte Chlo- Innerhalb des Einzugsgebietes Ems-Nor- ridgehalte bis etwa 20 mg/l auf. In der Nähe dradde überschreitet lediglich eine von 173 un- von Salzlagerstätten können die Chloridge- tersuchten Messstellen den Grenzwert von halte wesentlich höher sein. Chloride werden 250 mg/l (Tab. 29, Abb. 57). Im Mittel liegt vom Boden nicht adsorbiert und somit leicht diese Messstelle jedoch unterhalb des Grenz- ausgewaschen. Sie gelangen mit dem Grund- wertes, sodass nicht von einer dauerhaften wasser über die Flüsse ins Meer und reichern Problematik auszugehen ist. Bei der Auswer- sich dort an. Die Durchschnittskonzentration im tung des Parametertrends wurde für 53 Mess- Meerwasser beträgt 18 g/l Chlorid (aus stellen ein signifikanter Trend ermittelt. 38 NLWKN 2012 a). Messstellen weisen einen steigenden Trend, 15 Messstellen einen fallenden Trend auf In der Trinkwasserverordnung ist für Chlorid (Abb. 57). ein Grenzwert von 250 mg/l festgesetzt. Stark

Tab. 29: Chlorid, Min/Max- und Mittelwerte sowie Grenzwertüberschreitungen in Grundwassermess- stellen (GWM) innerhalb der hydrogeologischen Teilräume des Einzugsgebietes Ems-Nordradde über Zeitraum 2005 – 2014.

Anzahl Chlorid (mg/l) Überschreitung (> 250 mg/l) Hydrogeologischer Anzahl % Teilraum GWM Analysen Mittel Min. Max. Analysen GWM* GWM Bourtanger Moorniede- 33 170 39,7 8,7 160,0 0 0 0,0 rung Ems-Vechte Niederung 63 501 24,4 1,9 80,6 0 0 0,0

Hunte-Leda Moornie- 23 124 35,1 9,3 210,0 0 0 0,0 derung Lingener Höhe 13 95 30,9 5,4 190,0 0 0 0,0

Lohner Geest 1 2 47,5 47,0 48,0 0 0 0,0

Ostfriesische Marsch 5 12 100,1 22,0 270,0 0 0 0,0

Sögeler Geest 35 233 36,0 5,0 360,0 11 1 2,9

Gesamt 173 1137 44,8 14,2 188,4 11 1 0,6

*Messstellen, deren aktueller Wert 250 mg/l überschreitet

104 Abb. 57: Chloridgehalte der Grundwassermessstellen im Einzugsgebiet Ems-Nordradde.

105 8.7 Kalium

Kalium (K) gehört zu den Alkalimetallen und ist den Kaliumverbindungen sind besonders Kali- sehr reaktionsfähig. Geogene Quellen für Ka- umchlorid und -sulfat als Düngemittel von gro- lium sind die Gesteinsbestandteile Kalifeldspat, ßer Bedeutung und weit verbreitet (NLWK Glimmer und andere Kalisilikate sowie Kali- 2001). Natürliche Konzentrationen erreichen salzlager. Kalium wird bei der Verwitterung von nach Schleyer & Kerndorff (1992) i. d. R. nur silikatischen Gesteinen und durch die Minerali- wenige mg/l, die natürlichen Hintergrundwerte sation von abgestorbenem pflanzlichem Mate- liegen bei etwa 3 bis 4 mg/l (LUA 1996). In der rial freigesetzt. Ist der Kaliumgehalt des Grund- Trinkwasserverordnung von 1990 wurde für wassers höher als der Natriumgehalt, weist Kalium ein Grenzwert von 12 mg/l festgelegt, dies auf besondere geochemische Verhält- wobei geogen bedingte Überschreitungen bis nisse oder auf fäkale Verunreinigungen hin 50 mg/l toleriert wurden. In der neuesten Fas- (NLWK 2001). sung der TrinkwV (TrinkwV 2001, Stand 2016) wurde kein Grenzwert für Kalium benannt. Um Hohe Kaliumgehalte deuten auf anthropogene trotzdem eine Bewertung der Kaliumgehalte Einflüsse, da geogen nur selten höhere Kon- vornehmen zu können, werden Kaliumgehalte zentrationen auftreten. Im Gegensatz zu Nat- > 12 mg/l in diesem Bericht als „erhöhte Ge- rium wird Kalium in Tonmineralen fixiert oder in halte“ eingestuft. Mineralneubildungen eingebaut. Aus geoche- mischer Sicht ist Kalium daher nicht sehr mo- Erhöhte Kaliumgehalte sind bei 20 GWM (Tab. bil. In sandigen Sedimenten kann Kalium je- 30) festgestellt worden. Das Verteilungsbild in- doch leicht ins Grundwasser gelangen. Von nerhalb des Untersuchungsgebietes ist in den Abb. 58, Abb. 59 und Abb. 60 dargestellt.

Tab. 30: Kalium, Min/Max- und Mittelwerte sowie erhöhte Gehalte (> 12 mg/l) in Grundwassermess- stellen (GWM) innerhalb der hydrogeologischen Teilräume des Einzugsgebietes Ems-Nordradde über den Zeitraum 2005-2014.

Anzahl Kalium (mg/l) erhöhte Gehalte (>12 mg/l) Hydrogeologischer Anzahl % Teilraum GWM Analysen Mittel Min. Max. Analysen GWM* GWM Bourtanger Moorniede- 33 27 6 18,2 rung 170 7,4 1,1 34,0

Ems-Vechte Niederung 63 501 4,9 0,8 30,9 48 6 9,5

Hunte-Leda Moornie- 23 4,3 derung 124 4,3 0,6 33,0 11 1

Lingener Höhe 13 95 11,4 1,6 47,0 18 3 23,1

Lohner Geest 1 2 1,7 1,6 1,8 0 0 0,0

Ostfriesische Marsch 5 12 3,6 3,5 3,8 0 0 0,0

Sögeler Geest 34 212 5,2 0,8 24,0 7 4 11,8

Gesamt 172 1116 5,5 1,4 24,9 111 20 11,6

*Messstellen, deren aktueller Wert 12 mg/l überschreitet

106 Der nördliche Bereich des Gebietes weist werks zu finden (Abb. 59), da durch den sandi- keine erhöhten Kaliumgehalte über 12 mg/l gen Boden keine Kaliumfixierung durch Tonmi- auf. Im restlichen Einzugsgebiet lassen sich nerale erfolgt. keine regionalen Häufungen erkennen (Abb. 58). Auffallend ist jedoch, dass keine erhöhten Von den 172 betrachteten Messstellen zeigen Werte im zweiten Stockwerk oder tiefer anzu- 42 Messstellen einen signifikanten Trend der treffen sind (Abb. 60). Ein Großteil der Werte Kaliumgehalte, wobei 14 Messstellen einen fal- über 12 mg/l sind innerhalb des ersten Stock- lenden, 28 einen steigenden Trend aufweisen (Abb. 58).

107 Abb. 58: Kaliumgehalt und Trendentwicklung der Grundwassermessstellen im Einzugsgebiet Ems-Nordradde.

108 Abb. 59: Kaliumgehalte der im 1. Grundwasserstockwerk verfilterten Messstellen im Einzugsgebiet Ems-Nor- dradde.

109 Abb. 60 Kaliumgehalte der im 2. und tieferen Grundwasserstockwerk verfilterten Messstellen im Einzugsgebiet Ems-Nordradde.

110 8.8 Eisen

Eisen (Fe) kommt in der Natur in vielen Verbin- freien Wasser gelösten farblosen Eisenverbin- dungen vor. Für die Betrachtung der Eisengeh- dungen werden durch Luftsauerstoff leicht wie- alte im Grundwasser ist von Bedeutung, dass der zum schwer löslichen Eisen-III-Hydroxid fast alle Böden und Sedimente mehr oder we- oxidiert, was zu einer rötlich braunen Färbung niger eisenhaltig sind. In sauerstoffhaltigem Mi- des Wassers führen kann. Eisengehalte ab ca. lieu liegt Eisen in weitgehend unlöslichen drei- 0,1 mg/l machen sich durch einen charakteris- wertigen Verbindungen vor, so dass Grund- tischen metallischen Geschmack bemerkbar wässer mit hohem Sauerstoffgehalt i. d. R. nur (NLWK 2001). Eisen muss fast immer aus dem geringe Eisengehalte aufweisen. Unter redu- Grundwasser gefiltert werden. Durch Oxidation zierenden Bedingungen (Sauerstoffmangel) und Filtration ist dies technisch relativ einfach und durch biologische Vorgänge entstehen möglich und eine gängige Art der Wasserauf- zweiwertige Eisenverbindungen von wesentlich bereitung. Die Trinkwasserverordnung (TrinkW höherer Löslichkeit und Mobilität. Erhöhte Ei- 2001, Stand 2016) nennt für Eisen einen senwerte sind daher regelmäßig in reduzieren- Grenzwert von 0,2 mg/l. Um technische Prob- den Grundwässern, meist Tiefenwässern, zu leme bei der Versorgung in Form von Trübun- beobachten. Auch in organisch belasteten gen, Ablagerungen und Rostflecken beim oberflächennahen Grundwässern (Huminwäs- Waschvorgang zu vermeiden, sollte jedoch be- ser), in denen Eisen komplexgebunden vor- reits ab einem Eisengehalt von etwa 0,05 mg/l kommt, sind erhöhte Eisengehalte nicht selten. eine Aufbereitung (Oxidation und Filtration) zur Bei pH-Werten unter 5 ist auch die Löslichkeit Beseitigung des Eisens vorgesehen werden dreiwertiger Eisenverbindungen erhöht (NLWK (NLWK 2001). 2001). Ein Anstieg der Eisengehalte kann wie bei Sulfat durch Denitrifikationsvorgänge bei Im gesamten Untersuchungsgebiet wird der der Oxidation von Eisensulfiden durch Nitrat im Grenzwert in über 70 % der Messstellen über- anaeroben Grundwasser hervorgerufen wer- schritten (Tab. 31). Besonders in den Niede- den (aus NLWKN 2012 a). rungsbereichen mit reduzierenden Bedingun- gen durch hohe Grundwasserstände finden Eisen kommt häufig gemeinsam mit Mangan sich hohe Eisengehalte von über 20 mg/l. im Wasser vor. Die im sauerstoffarmen oder -

111 Tab. 31: Eisen, Min/Max- und Mittelwerte sowie Grenzwertüberschreitungen in Grundwassermessstel- len (GWM) innerhalb der hydrogeologischen Teilräume des Einzugsgebietes Ems-Nordradde im Zeit- raum 2005 - 2014.

Anzahl Eisen (mg/l) Überschreitung (> 0,2 mg/l) Hydrogeologischer Anzahl % Teilraum GWM Analysen Mittel Min. Max. Analysen GWM* GWM Bourtanger Moorniede- 38 192 14,2 0,0 87,0 160 33 86,8 rung

Ems-Vechte Niederung 103 706 1,0 0,0 394,0 524 72 69,9

Hunte-Leda Moorniede- 23 95,7 rung 120 12,2 0,2 94,0 110 22

Lingener Höhe 25 166 0,9 0,0 17,6 51 6 24,0

Lohner Geest 1 2 1,8 1,4 2,2 2 1 100,0

Ostfriesische Marsch 4 11 19,0 11,0 40,0 11 4 100,0

Sögeler Geest 38 243 7,2 0,0 44,0 173 26 68,4

Gesamt 232 1147 8,1 1,8 97,0 1031 164 70,7

*Messstellen, deren aktueller Wert 0,2 mg/l überschreitet

112 Abb. 61: Eisengehalte der Grundwassermessstellen im Einzugsgebiet Ems-Nordradde.

113 8.9 Aluminium

Aluminium (Al) ist eines der am häufigsten in Anthropogen unbeeinflusstes Grundwasser der Erdkruste vorkommenden Elemente. Als enthält weniger als 0,05 mg/l Aluminium (NLÖ Begleiter und Stellvertreter des Siliziums in Si- 1999). Aluminium nimmt chemisch bei der Re- likatmineralen (Feldspat, Glimmer als Schicht- gulierung des Säuregehaltes im Boden eine silikat, Hornblende) und deren Verwitterungs- wichtige Rolle ein (Aluminium-Pufferbereich). produkten (Tonminerale) ist es praktisch allge- Puffer im Boden sind organische und anorgani- genwärtig anzutreffen. Anthropogene Quellen sche Verbindungen, die H+-Ionen aufnehmen spielen trotz der umfangreichen technischen können und damit eine saure Reaktion oder ei- Nutzung des Aluminiums kaum eine Rolle nen sauren Eintrag abschwächen. (NLWKN 2012 a). Im Zuge der Wasseraufbereitung kann Alumi- Die meisten Aluminiumverbindungen sind in nium durch einfache chemische Prozesse Wasser schwer löslich. Aus diesem Grund gilt problemlos aus dem Grundwasser herausgefil- Aluminium aus geochemischer Sicht als wenig tert werden (NLWKN 2012 a). mobil. Im sauren Milieu wird Aluminium zuneh- mend gelöst und wirkt auf viele Lebewesen to- Die TrinkwV 2001 setzt für Aluminium einen xisch (MU 2006). Kritisch ist ein pH-Wert-Be- Grenzwert von 0,2 mg/l fest. Bereits Konzent- reich unter 4,2 anzusehen, da hier verstärkt rationen ab 0,1 mg/l führen zu Trübungen im Aluminiumionen freigesetzt werden. Letztlich Trinkwasser. erfolgt durch den Zerfall der Tonminerale eine starke Aluminiumfreisetzung.

Tab. 32: Aluminium, Min/Max- und Mittelwerte sowie Grenzwertüberschreitungen in Grundwassermess- stellen (GWM) innerhalb der hydrogeologischen Teilräume des Einzugsgebietes Ems-Nordradde im Zeitraum 2005 – 2014.

Anzahl Aluminium (mg/l) Überschreitung (> 0,2 mg/l) Hydrogeologischer Anzahl % Teilraum GWM Analysen Mittel Min. Max. Analysen GWM* GWM Bourtanger Moorniede- 37 180 0,4 0,0 5,3 85 15 40,5 rung

Ems-Vechte Niederung 73 537 0,1 0,0 2,9 74 12 16,4

Hunte-Leda Moorniede- 23 30,4 rung 124 0,3 0,0 8,7 46 7

Lingener Höhe 13 95 0,3 0,0 2,0 28 4 30,8

Lohner Geest 1 1 0,0 0,0 0,0 0 0 0,0

Ostfriesische Marsch 5 12 0,1 0,0 0,4 1 1 20,0

Sögeler Geest 38 209 0,4 0,0 6,9 50 8 21,1

Gesamt 190 1158 0,2 0,0 3,7 284 47 24,7

*Messstellen, deren aktueller Wert 0,2 mg/l überschreitet

114 Im Einzugsgebiet Ems-Nordradde sind Alumi- stehen oft im Zusammenhang mit einer voran- nium-Grenzwertüberschreitungen (> 0,2 mg/l) schreitenden Versauerung des Bodens, die im in 47 von 190 Messstellen zu finden (Tab. 32). Wesentlichen von sauren Niederschlägen aus- In fast 25 % der Messstellen wird der Grenz- geht oder ein Indikator für Moorgebiete ist wert überschritten. Hohe Aluminiumgehalte (Abb. 63). Tendenziell nehmen die Aluminium- gehalte bei sinkendem pH-Wert zu (Abb. 62).

6,00

5,00

4,00 bis 0,2 mg/l 3,00 0,2 - 1,0 mg/l 2,00 1 - 5 mg/l Aluminium (mg/l) Aluminium > 5 mg/l 1,00

0,00 44,555,566,577,58 pH-Wert

Abb. 62: Beziehung zwischen Aluminiumgehalt und pH-Wert im Zeitraum 2005 – 2014.

115 Abb. 63: Aluminiumgehalte der Grundwassermessstellen im Einzugsgebiet Ems-Nordradde.

116 8.10 Nickel

Nickel (Ni) zählt zu den seltenen Schwermetal- des TVO-Grenzwertes von 20 µg/l für Nickel len. Der Anteil an Nickel in der Erdkruste be- festgestellt (Abb. 64). In 3 Messstellen konnten trägt nur ca. 0,01 %, sodass abbauwürdige Ni- Gehalte > 50 µg/l nachgewiesen werden. Eine ckelvorkommen weltweit selten sind. Der Übersicht über die Messergebnisse zeigt Ta- größte Teil der Nickelvorräte wird aus nickel- belle 33. Durch saure Niederschläge und an- und kupferhaltigen Erzen gewonnen. Die Be- schließende Infiltration in die schwach gepuf- lastung des Grundwassers mit diesem Schwer- ferten Sande kann es in den betroffenen Ge- metall ist oftmals auf nickelhaltige Mineralien bieten zu einer Mobilisierung von Nickel und und ihre Auflösung in saurem Milieu zurückzu- den damit verbundenen erhöhten Nickelgehal- führen. Als Nebenbestandteil kann Nickel auch ten im Grundwasser kommen. Größtenteils in Düngemitteln enthalten sein (NLWKN 2012 zeigen sich Nickelbelastungen in den im 1. a). Kölle (2010) weist daraufhin, dass durch Grundwasserstockwerk verfilterten Messstel- Denitrifikationsreaktionen nickelhaltiger Eisen- len. Die Auswertungen zeigen, dass erhöhte sulfide die Nickelgehalte im Grundwasser er- Nickelgehalte im Grundwasser der Bourtanger höht sein können. Moorniederung, der Sögeler Geest und Ems- Vechte Niederung vorzufinden sind. Insgesamt wurde im Einzugsgebiet Ems-Nor- dradde in 14 Messstellen eine Überschreitung

Tab. 33: Nickel, Min/Max- und Mittelwerte sowie Grenzwertüberschreitungen in Grundwassermessstel- len (GWM) innerhalb der hydrogeologischen Teilräume des Einzugsgebietes Ems-Nordradde im Zeit- raum 2005 – 2014.

Anzahl Nickel (µg/l) Überschreitung (> 20 µg/l) Hydrogeologi- Anzahl % scher Teilraum GWM Analysen Mittel Min. Max. Analysen GWM* GWM Bourtanger Moor- 32 97 8,2 19 4 12,5 niederung 1 31

Ems-Vechte Niede- 45 145 31,5 2,0 3700,0 10 4 8,9 rung

Hunte-Leda Moor- 19 4,0 1,0 31,0 0,0 niederung 50 0 0

Lingener Höhe 8 25 9,7 1,7 46,0 3 1 12,5

Lohner Geest 1 1 5,0 5,0 5,0 0 0 0,0

Ostfriesische 3 5 2,7 2,0 3,0 0 0 0,0 Marsch

Sögeler Geest 31 114 10,7 1,0 53,1 13 5 16,1

Gesamt 139 437 10,2 2,1 639,7 45 14 10,1

*Messstellen, deren aktueller Wert 20 µg/l überschreitet

Die Beziehung von Nickelgehalten zum pH- pH-Wertes von pH 6 auf, wobei die höchsten Wert verdeutlicht die Abbildung 65. Erhöhte Ni- Werte in Verbindung mit pH-Werten von 4,5 ckelgehalte treten verstärkt unterhalb eines bis 6 stehen.

117 Abb. 64: Nickelgehalte der Grundwassermessstellen im Einzugsgebiet Ems-Nordradde.

118 100 90 80 70 60 50 bis 5 µg/l 40 5,0 - 20 µg/l Nickel (µg/l) 30 > 20 µg/l 20 10 0 44,555,566,577,588,5 pH-Wert

Abb.65: Beziehung zwischen Nickelgehalt und pH-Wert im Zeitraum 2005 – 2014.

8.11 Pflanzenschutzmittel und ihre Metaboliten

Unter Pflanzenschutzmitteln (PSM) werden 2012). Aus Gründen der Gesundheitsvorsorge chemische oder biologische Wirkstoffe und Zu- sind sie trinkwasserrelevant, weil sie oft hoch- bereitungen verstanden, die Pflanzen und beweglich und nicht flüchtig sind und daher Pflanzenerzeugnisse vor Schadorganismen auch im aufbereiteten Trinkwasser vorkommen (z.B. Fungizide und Insektizide) und uner- können. Die TrinkwV 2001 enthält keine wünschten Konkurrenzpflanzen (Herbizide) Grenzwerte für nicht relevante Metaboliten. In schützen oder in einer anderen Weise auf der Verordnung ist jedoch ein Minimierungsge- Pflanzen einwirken wie z. B. Wachstumsregu- bot festgeschrieben. Die Konzentration von latoren (siehe Abb. 66) (NLWKN 2012 a). chemischen Stoffen, die das Trinkwasser ver- unreinigen oder seine Beschaffenheit verän- Relevante Metaboliten sind Abbauprodukte dern können, ist so niedrig zu halten, wie dies von PSM, die rechtlich wie Wirkstoffe zu be- nach den allgemein anerkannten Regeln der werten sind. Sie besitzen dieselben pestiziden, Technik mit vertretbarem Aufwand unter Be- biologischen Aktivitäten wie die Muttersub- rücksichtigung der Umstände des Einzelfalles stanz. Von ihnen geht eine Gefährdung für das möglich ist (NLWKN 2012 a). Grundwasserökosystem aus oder sie weisen Für nicht relevante Metaboliten gilt ein gesund- toxische, kanzerogene oder mutagene Eigen- heitlicher Orientierungswert (GOW) für dauer- schaften auf (NLWKN 2015 c). hafte Belastungen von 1 µg/l bzw. 3 µg/l in Ab- hängigkeit von der vorhandenen Datenbasis. Abbauprodukte von PSM, die kein pestizides, Der GOW ist umso höher, je aussagekräftiger ökotoxisches oder humantoxisches (Rest-)Wir- und vollständiger die toxikologische Datenba- kungs-Potential besitzen, werden als nicht re- sis für den zu bewertenden Stoff ist. Neben levante Metaboliten (nrM) bezeichnet (UBA

119 den GOW empfiehlt das Umweltbundesamt ei- TrinkwV den Grenzwert in Höhe von 0,1 µg/l nen Vorsorge-Maßnahmenwert (VMW) von (Tab. 21). Für den Summenparameter (alle ge- 10 µg/l für nrM, der im Trinkwasser nicht dau- fundenen Pflanzenschutzmittel) beträgt der erhaft zu tolerieren ist und damit eine Grenz- Grenzwert 0,5 µg/l. In die Grundwasserverord- wertfunktion einnimmt (NLWKN 2015 c). nung sind die Grenzwerte entsprechend über- nommen worden. Informationen über zugelassene PSM können in der Onlinedatenbank des Bundesamtes für Eine landesweite Auswertung zur Pflanzen- Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit schutzmittelproblematik im Grundwasser kann abgerufen werden. Zurzeit (Stand 08.09.2015) dem Themenbericht Pflanzenschutzmittel aus sind dort 1470 PSM-Handelsprodukte als zu- der NLWKN Schriftenreihe Grundwasser Band gelassen vermerkt. 275 Wirkstoffe sind dabei 23 (NLWKN 2015 c) entnommen werden. in Verwendung (Stand Juli 2015).

Sowohl für die Wirkstoffe der PSM als auch für ihre relevanten Metaboliten bestimmt die

8.11.1 Pflanzenschutzmittelwirk- stoffe und relevante Metaboliten

Untersuchungen auf Pflanzenschutzmittel wer- Messnetz in einem 6-jährigen Messturnus be- den in den Förderbrunnen der Wasserversor- probt (NLWKN 2015 c). ger im Abstand von drei Jahren nach dem Er- lass zu Rohwasseruntersuchungen und Unter- Insgesamt wurden 16.679 Einzeluntersuchun- suchungen an Vorfeldmessstellen (MU 2013) gen auf 187 verschiedene Wirkstoffe durchge- durchgeführt. Im Rahmen des Gewässerüber- führt. In der Tabelle 34 sind die wichtigsten wachungsnetzes GÜN wurde bis 2008 eine Wirkstoffe sowie Metaboliten und deren Be- Auswahl von Messstellen auf PSM untersucht. funde aufgeführt. Befunde sind blau unterlegt. Im Rahmen des PSM-Monitorings für die Zu- Es wird ersichtlich, dass Wirkstoffe unter- standsbewertung nach EG-WRRL wurden in schiedlich häufig untersucht wurden. Die Un- den Jahren 2008 und 2009 alle Messstellen tersuchungen erfolgten auf die gängigen PSM des Überblicksmessnetzes WRRL Güte auf und deren Metaboliten und auf PSM mit Befun- PSM Befunde geprüft. Aktuell werden ausge- den. Zu den am häufigsten untersuchten Wirk- wählte Messstellen in einem speziellen PSM- stoffen gehören unter anderem Atrazin, Benta- zon, Metolachlor und Chloridazon.

120 Tab. 34: Untersuchung und Funde von PSM-Wirkstoffen und Metaboliten in Grundwassermessstellen (GWM) innerhalb des Einzugsgebietes Ems-Nordradde.

Analysen GWM Analysen mit Be- mit Be- Wirkstoff/Metabolit Anwendung gesamt fund fund 1,2,4-Trichlorbenzol Herbizid 12 1,2-Dichlorpropan Nematizid 258 2 2 1,3-Dichlorpropen (cis-/trans-) Insektizid, Nematizid 12 1,3-Dichlorpropen (E) Insektizid, Nematizid 82 1 1 1,3-Dichlorpropen (Z) Insektizid, Nematizid 82 2,4-DB Herbizid 86 2,4-Dichlorphenoxyessigsäure (2,4- D) Herbizid 161 Zwischenprodukt PSM- 3-Chlor-4-methylanilin Herstellung 6 4,4'-DDT Insektizid 7 6-Chlor-4-hydroxy-3-phenylpyridazin (CL 9673) Herbizid 6 Aclonifen Herbizid 82 Alachlor Herbizid 101 Insektizid, Akarizid, Ne- Aldicarb matizid 9 Insektizid, Akarizid, Ne- Aldicarbsulfon matizid 78 Aldrin Insektizid 86 Ametryn Herbizid 7 Amidosulfuron Herbizid 81 Amitrol Herbizid 84 Atrazin Herbizid 249 Azinphos-ethyl Insktizid 9 Azinphos-methyl Insektizid 9 Bentazon Herbizid 243 14 2 Bifenox Herbizid 82 Bromacil Herbizid 185 1 1 Bromophos-ethyl Insektizid 101 Bromoxynil Herbizid 174 Carbendazim Fungizid 81 Carbetamid Herbizid 9 Insektizid, Akarizid, Ne- Carbofuran matizid 87 Carfentrazon-ethyl Herbizid 162 Chlordan, cis- Insektizid 78 Chlordan, trans- Insektizid 78 Chlorfenvinphos Insektizid 79 Chloridazon Herbizid 212 Chlormequat 80 Chlorpropham Herbizid 9 Chlorpyriphos-ethyl Insektizid 78 Chlorpyriphos-methyl Insektizid 78 Chlorthalonil Fungizid 43

121 Analysen GWM Analysen mit Be- mit Be- Wirkstoff/Metabolit Anwendung gesamt fund fund Chlortoluron Herbizid 186 Clodinafop-propargylester Herbizid 78 Clomazone Herbizid 78 Clopyralid Herbizid 161 Crimidin Rodentizid 9 Cyanazin Herbizid 16 Cyazofamid Fungizid 81 Cymoxanil Fungizid 81 Deiquat Herbizid 57 Demeton-S-methyl Insektizid 78 Desethyl-Atrazin Metabolit des Atrazin 249 Desethylsebutylazin Insektizid 11 Desethyl-Terbuthylazin Metabolit des Atrazin 148 Desisopropyl-Atrazin Metabolit des Atrazin 223 Desmetryn Herbizid 9 Diazinon Insektizid, Akarizid 78 Dicamba Herbizid 190 2 1 Dichlobenil Herbizid 82 Dichlorprop (2,4-DP) Herbizid 240 Dichlorvos Insektizid 78 Dieldrin Insektizid 7 Diflufenican Herbizid 171 Dimethachlor Herbizid 82 Dimethenamid Herbizid 78 Dimethoat Insektizid 86 Dimetomorph Fungizid 81 Dinoseb Herbizid 39 Dinoterb Herbizid 6 Disulfoton Insektizid, Akarizid 78 Diuron Herbizid 237 9 3 Endosulfan, alpha- Insektizid 7 Endosulfan, beta- Insektizid 7 Endrin Insektizid 7 Epoxiconazol Fungizid 78 Ethidimuron Herbizid 133 7 1 Ethofumesat Herbizid 64 Etrimfos Insektizid, Akarizid 78 Fenoprop Herbizid 17 Fenoxaprop-ethyl Herbizid 159 Fenpropidin Fungizid 159 Fenpropimorph Fungizid 187 Fenthion Insektizid 78 Fenuron Herbizid 79 Florasulam Herbizid 80

122 Analysen GWM Analysen mit Be- mit Be- Wirkstoff/Metabolit Anwendung gesamt fund fund Fluazifop-butyl Herbizid 63 Fluazinam Fungizid 81 Flufenacet Herbizid 175 Flumioxazin Herbizid 78 Fluquinconazol Fungizid 80 Fluroxypyr Herbizid 79 Fluroxypyr-1-methylheptylester Herbizid 54 Flurtamone Herbizid 163 Flusilazol Fungizid 81 Foramsulfuron Herbizid 78 Gibberelinsäure 21 Glufosinate Herbizid 3 Glyphosat Herbizid 193 Haloxifop Herbizid 89 Heptachlor Insektizid 8 Hexachlorbutadien Biozid 75 Hexachlorcyclohexan, beta- Insektizid 78 Hexachlorcyclohexan, delta- Insektizid 78 Hexachlorcyclohexan, gamma- (Lindan) Insektizid 23 Hexazinon Herbizid 136 Imidacloprid Insektizid 84 Iodosulfuron Herbizid 81 Ioxynil Herbizid 167 Isodrin Insektizid 86 Isoproturon Herbizid 223 Isoxaflutole Herbizid 78 Karbutilat Herbizid 9 Lambda-Cyhalothrin Insektizid 81 Lenacil Herbizid 9 Linuron Herbizid 7 MCPA Herbizid 206 MCPB Herbizid 7 Mecoprop (MCPP) Herbizid 235 Mefenpyr-diethyl Herbizid-Safener 78 Mesosulfuron-methyl Herbizid 78 Mesotrione Herbizid 162 Metalaxyl Fungizid 144 3 2 Metalaxyl-M Fungizid 32 Metamitron Herbizid 183 Metazachlor Herbizid 250 Methabenzthiazuron Herbizid 87 Methamidophos Insektizid, Akarizid 159 Methiocarb Molluskizis 81 Methoxychlor Insektizid 7

123 Analysen GWM Analysen mit Be- mit Be- Wirkstoff/Metabolit Anwendung gesamt fund fund Metiram Fungizid 54 Metobromuron Herbizid 86 Metolachlor Herbizid 218 Metosulam Herbizid 3 Metoxuron Herbizid 141 Metribuzin Herbizid 220 Metsulfuron-methyl Herbizid 159 Mevinphos Insektizid, Akarizid 78 Monolinuron Herbizid 7 Napropamid Herbizid 39 Nicosulfuron Herbizid 159 Norflurazon Herbizid 9 Oxadixyl Fungizid 39 Parathion-ethyl Insektizid, Akarizid 51 Parathion-methyl Insektizid, Akarizid 59 Pencycuron Fungizid 81 Pendimethalin Herbizid 183 Pentachlorphenol (PCP) Fungizid 79 Pethoxamid Herbizid 82 Phorat Insektizid, Nematizid 6 Picolinafen Herbizid 78 Picoxystrobin Fungizid 81 Pirimicarb Insektizid 107 Prochloraz Fungizid 81 Prometryn Herbizid 87 Propanil Herbizid 78 Propazin Herbizid 135 Propiconazol Fungizid 87 Propyzamid Herbizid 78 Prosulfocarb Herbizid 90 Prothioconazol Fungizid 187 Pymetrozin Insektizid 81 Pyraclostrobin Fungizid 78 Pyridat Herbizid 6 Quinmerac Herbizid 82 Quinoxyfen Fungizid 78 Rimsulfuron Herbizid 159 Sebuthylazin Herbizid 95 Simazin Herbizid 165 S-Metolachlor Herbizid 32 1 1 Spiroxamine Fungizid 78 Sulcotrion Herbizid 81 Tebuconazol Fungizid 159 Terbuthylazin Herbizid 246

124 Analysen GWM Analysen mit Be- mit Be- Wirkstoff/Metabolit Anwendung gesamt fund fund Terbutryn Herbizid 9 Thiacloprid Insektizid 4 Thifensulfuron-methyl Herbizid 81 Tolylfluanid Fungizid 43 Topramezone Herbizid 78 Triadimenol Fungizid 3 Tribenuron-methyl Herbizid 159 Trichlorfon Insektizid 78 Triclopyr Herbizid 159 Tridemorph Fungizid 3 Trifluralin Herbizid 112 Tritosulfuron Herbizid 4 Vinclozolin Fungizid 85 1 1

Befunde traten bei den Herbizid-Wirkstoffen - Linienhafter Eintrag: z.B. Freihalten von Bentazon, Bromacil, Dicamba, Diuron, Gleiskörpern durch Herbizide. Ethidimuron und S-Metolachlor und den Fungi- Die ersten beiden Eintrittspfade haben für alle ziden Metalaxyl und Vinclozolin auf. Ebenso Wirkstoffe Relevanz. Für die jeweiligen Pflan- gefunden wurden die Nematizide 1,2-Dichlor- zenschutzmittel und ihre Anwendungsgebiete propan und 1,3-Dichlorpropen (E). werden bei der Zulassung Anwendungsbestim- mungen festgesetzt, um beispielsweise Schä- Auch Auswirkungen von Altanwendungen oder den am Naturhaushalt vorzubeugen. Die An- eventuell unerlaubte Anwendungen heute nicht wendungsbestimmungen Naturhaushalt- mehr zugelassener Wirkstoffe können zu PSM- Grundwasser (NG) sollen Verunreinigungen Funden im Grundwasser führen. Auffällig sind des Grundwassers verhindern. Für Bentazon die häufigen Funde von Diuron, ein Totalherbi- besteht beispielsweise ein bußgeldbewehrtes zid, das zur Freihaltung der Gleiskörper einge- Anwendungsverbot auf Böden der Bodenarten setzt wurde. Anfang 1997 wurde die Anwen- Sand, schwach schluffiger Sand und schwach dung auf Gleisanlagen verboten. Am häufigs- toniger Sand (NG 407), da die Wirkstoffe auf ten wurde das zugelassene Herbizid Bentazon leichten Böden eine erhöhte Versickerungsnei- gefunden. Als Eintragspfade für PSM in das gung aufweisen. Für Chloridazon gilt ein ver- Grundwasser kommen folgende Möglichkeiten schärftes Anwendungsverbot (NG 415) auf in Frage (NLWKN 2012 a): weitere leichte Böden (reiner Sand, schwach schluffiger Sand, schwach lehmiger Sand, - Diffuse Eintragspfade, hierunter sind insbe- schwach toniger Sand, mittel schluffiger Sand, sondere flächenhafte Eintrittspfade aus der mittel lehmiger Sand, stark schluffiger Sand, Landwirtschaft und sonstige diffuse Einträge stark lehmiger Sand und schluffig-lehmiger zu nennen. Sand) (BVL 2015). Berufliche Anwendungen - Punktuelle Eintrittspfade, z. B. durch Beseiti- von Pflanzenschutzmitteln dürfen seit Novem- gung von Restmengen, Tankreinigung, ber 2015 nur mit gültigem Sachkundenachweis unsachgemäße Entsorgung von Alt-PSM. durchgeführt werden.

125 8.11.2 nicht relevante Metaboliten

Im Rahmen des PSM-Monitoring des Landes gelten zwar als nicht toxisch für den Men- werden Untersuchungen auf relevante Metabo- schen, sind aber eine zusätzliche Fremdbelas- liten und nicht relevante Metaboliten (nrM) tung im Grundwasser, die unbedingt vermie- durchgeführt. Insgesamt wurden 27 nrM (Tab. den werden sollte. Als Befund werden Analy- 35) untersucht. Analysen mit Befund sind auch sen oberhalb des Grenzwertes von 0,1 µg/l ge- hier blau unterlegt. Nicht relevante Metaboliten zählt.

Tab. 35: Untersuchungen auf nichtrelevante Metaboliten im Zeitraum 2005-2014, Anzahl und Funde.

Anzahl Analy- Analysen % GWM sen mit Be- Be- mit Be- Nicht relevante Metaboliten (nrM) gesamt fund funde fund 2,6-Dichlorbenzamid 137 1 0,7 1 Aminomethylphosphonsäure 8 AMPA 130 1 0,8 1 Chloridazon-desphenyl (Metabolit B) 100 6 6 4 Chloridazon-methyl-desphenyl (Metabolit B1) 100 5 5 5 Chlorthalonil Metabolit: R 611965/M5 4 Chlorthalonil-Sulfonsäure (Metabolit R 417888/M12) 43 Dimethachlor Metabolit: CGA 369873 43 Dimethachlor-Säure (Metabolit CGA 50266) 43 Dimethachlor-Sulfonsäure (Metabolit CGA 354742) 43 Dimethenamid-Sulfonsäure (Metabolit M27) 43 Flufenacet-Sulfonsäure (Metabolit: M2) 43 Metalaxyl-Dicarbonsäure (Metabolit CGA 108906) 39 1 2,6 1 Metalaxyl-Säure (Metabolit CGA 62826/NOA 409045) 39 1 2,6 1 Metazachlor-Dicarbonsäure (Metabolit BH 479-12) 43 1 2,3 1 Metazachlor-Säure (Metabolit BH 479-4) 98 2 2 2 Metazachlor-Sulfonsäure (Metabolit BH 479-8) 98 5 5,1 2 N,N-Dimethylsulfamid (DMS) 100 6 6 6 Pethoxamid Metabolit: MET-42 4 Quinmerac-Säure (Metabolit BH 518-2) 4 S-Metolachlor Metabolit: CGA 357704 43 2 4,7 2 S-Metolachlor Metabolit: CGA 368208 43 S-Metolachlor Metabolit: NOA 413173 43 S-Metolachlor-Säure (Metabolit CGA 51202/CGA 351916) 102 11 10,8 10 S-Metolachlor-Sulfonsäure (Metabolit CGA 380168/CGA 354743) 102 15 14,7 11 Thiacloprid-Sulfonsäure (Metabolit M 30/YRC 2894) 4 Tritosulfuron-desamid (Metabolit BH 635-4/635M01) 4 4

126 Prozentual auffällig sind die Funde der Abbau- der landwirtschaftlichen Nutzfläche (siehe 3.1 produkte des Maisherbizidwirkstoffs Metolach- Landwirtschaftliche Strukturen) und der damit lor. Dieses Ergebnis ist aufgrund der Anbaube- verbundenen Anwendungshäufigkeit dieses deutung des Maises für das Einzugsgebiet Wirkstoffes zu erwarten. Ems-Nordradde mit einem Anteil von 38 % an

Abb. 66: Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln.

127 8.12 Zusammenfassung Grundwasserbeschaffenheit

Die Grundwasserüberwachung des NLWKN Auch die Sulfatgehalte erreichen selten Werte zeigt, dass in einigen Regionen besonders das oberhalb des Grenzwertes, sodass in dem Ein- Grundwasser des 1. Grundwasserstockwerkes zugsgebiet Ems-Nordradde nicht von einer Be- durch menschliche Tätigkeiten beeinflusst ist. lastung gesprochen werden kann. Die Erkundung und Überwachung der Res- source „Grundwasser“ gibt regionale Hinweise, Lediglich eine Messstelle weist erhöhte Chlo- von welchen Gefährdungspotentialen das ridgehalte auf. Ein Zusammenhang zwischen Grundwasser bedroht ist. Die Güteauswertun- Chloridgehalt und vorhandenen Salzstrukturen gen des vorliegenden Regionalberichtes zei- im Untergrund ist somit nicht ersichtlich. gen, dass das Grundwasser im Einzugsgebiet Eine Belastung mit Schwermetallen ist im Ein- Ems-Nordradde je nach naturräumlicher und zugsgebiet lediglich durch Nickel gegeben. Ar- hydrogeologischer Gegebenheiten unter- senfunde beschränken sich auf drei Einzel- schiedliche Belastungen aufweist. funde außerhalb von Trinkwasserschutzgebie- Bei Betrachtung der Belastung des Grundwas- ten. Nickel kann durch saure Niederschläge sers durch den Parameter Nitrat wird deutlich, aus dem Untergrund gelöst werden und ge- dass hohe Nitratkonzentrationen überwiegend langt auf diese Weise in das Grundwasser. Im in Messstellen des 1. Grundwasserstockwer- Einzugsgebiet wurde an 14 Messstellen eine kes auftreten. Über 21,9 % der Messstellen Nickelkonzentration von über 20 µg/l gemes- überschreiten die Qualitätsnorm für Nitrat von sen. 50 mg/l zum Teil deutlich. Die Nitratgehalte dif- Die Belastungen des Grundwassers mit Pflan- ferenzieren aufgrund der Landnutzung und den zenschutzmittelwirkstoffen und relevanten Me- damit verbundenen Einträgen, den unter- taboliten beschränken sich auf regionale Ein- schiedlichen geochemischen Bedingungen und zelfälle, sodass hier von örtlich begrenzten den Tiefenlagen der Messstellen in Verbindung Einträgen ausgegangen werden kann. Die mit den Verweilzeiten und Abbauprozessen zahlreichen Funde von nicht relevanten Meta- durch Denitrifikation. Eine weiter voranschrei- boliten des Metolachlors erfordern dagegen er- tende Intensivierung der Landwirtschaft ver- höhte Aufmerksamkeit. Zukünftig sollten diese bunden mit zunehmender Tierhaltung und An- Metaboliten regelmäßig untersucht werden. stieg des Silomaisanbaus sowie einem Anstieg Sollte sich die hohe Fundhäufigkeit bestätigen, des Intensivgemüseanbaus werden in Zukunft muss über freiwillige oder verordnete Anwen- vermutlich eine Verschärfung der Nitratproble- dungsverbote der Ausgangswirkstoffe nachge- matik im Grundwasser bewirken. dacht werden. Insgesamt sollten insbesondere die Parameter Die durchgeführten Trendauswertungen zum Nitrat und Ammonium weiterhin genau beo- Parameter Nitrat zeigen aufgrund der noch in- bachtet und durch Beratungsprogramme an ei- takten Nitratabbauvorgänge neben steigenden ner Verbesserung gearbeitet werden. auch fallende Trends. Fallende Trends treten neben den steigenden auch in Trinkwasser- Die Ergebnisse können die zuständige Was- schutzgebieten auf, wobei die Gründe hierfür serbehörde bei einem vorsorgenden Grund- sicherlich auch in einer gezielten Wasser- wasserschutz unterstützten, da zu grundwas- schutzberatung und einer hohen Inanspruch- serrelevanten Fragestellungen regionalbezo- nahme von grundwasserschonenden Maßnah- gene Begründungen aus dem vorliegendem men in der Landwirtschaft liegen. Regionalbericht ableitbar sind.

Der Parameter Nitrit spielt nach den vorliegen- den Untersuchungen eine untergeordnete Rolle, da es im Stickstoffkreislauf unter norma- len Bedingungen rasch wieder abgebaut wird.

128 Kurzinformation: Grundwasserbeschaffenheit

- pH • 30,8 % der Messstellen im Einzugsgebiet liegen oberhalb der Untergrenze von 6,5 nach Trinkwasserverordnung. • Die Obergrenze von 9,5 überschreitet keine Messstelle in diesem Gebiet - Wasserhärte • In den Teilräumen Bourtanger Moorniederung, Ems-Vechte Niederung und Ost- friesische Marsch ist das Wasser mittelhart. • Weiches Grundwasser herrscht in der Hunte-Leda Moorniederung, der Lingener Höhe und der Sögeler Geest vor. - Stickstoffverbindungen • Nitratbelastungen treten hauptsächlich im 1. Grundwasserstockwerk auf. • 21,9 % der Messstellen überschreiten den Grenzwert für Nitrat von 50 mg/l. • In 83 Messstellen wird der Grenzwert für Ammonium überschritten. Insbesondere die Niederungsbereiche sind durch die ehemaligen Moorgebiete sauerstoffarm und haben daher erhöhte Gehalte. • Nitrit spielt eine untergeordnete Rolle, da es rasch wieder abgebaut wird. - Sulfat • Im Einzugsgebiet kann nicht von einer Belastung gesprochen werden, da die Grenzwerte selten überschritten werden. - Chlorid • Lediglich in einer Messstelle wird der Chloridgehalt überschritten, es kann daher kein Zusammenhang zwischen vorhandenen Salzstrukturen im Untergrund und dem Chloridgehalt in den untersuchten Messstellen hergestellt werden. - Kalium • Erhöhte Kaliumwerte treten lediglich im 1. Grundwasserstockwerk auf. • 14 Messstellen weisen einen fallenden, 28 einen steigenden Trend auf. • Im nördlichen Bereich des Gebiets gibt es keine Werte oberhalb von 12 mg/l. - Eisen • Die Niederungsbereiche haben durch hohe Grundwasserstände reduzierende Be- dingungen. • Im gesamten Einzugsgebiet wird der Eisengrenzwert von 20 mg/l in 70 % der Messstellen überschritten. - Aluminium • In fast 25 % der Messstellen wird der Grenzwert von 0,2 mg/l überschritten. • Bei niedrigen pH-Werten steigt der Aluminiumgehalt in der Regel und kann ein In- dikator für Moorgebiete oder Versauerung des Bodens sein. - Nickel • An 14 Stellen im Einzugsgebiet wurde eine Nickelkonzentration über 20 µg/l ge- messen. • Nickel kann durch saure Niederschläge aus dem Untergrund gelöst und auf die- sem Wege in das Grundwasser gelangen. - Pflanzenschutzmittel und ihre Metaboliten • Belastungen des Grundwassers mit Pflanzenschutzmitteln beschränken sich auf regionale Einzelfälle. • Gehäufte Funde des nicht relevanten Metabolits Metolachlor erfordern erhöhte Aufmerksamkeit und regelmäßige Untersuchungen.

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132 NLWKN (2015 b, Aktualisierung November Tochterrahmenrichtlinie zur EG-WRRL (2006): 2016) / Niedersächsischer Landesbetrieb für Europäische Gemeinschaften (2006): Richtlinie Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz 2006/118/EG des Europäischen Parlaments (2015 b, Aktualisierung November 2016): und des Rates vom 27. Dezember 2006 zum Trinkwasserschutzkooperationen in Nieder- Schutz des Grundwassers vor Verschmutzung sachsen. Grundlagen des Kooperationsmo- und Verschlechterung. Amtsblatt der Europäi- dells und Darstellung der Ergebnisse, Nieder- schen Gemeinschaften L 372. sächsischer Landesbetrieb für Wasserwirt- schaft, Küsten- und Naturschutz (Hrsg.), Ver- Trinkwasserrichtlinie (1998): Richtlinie fasser: Quirin, M., Grundwasser Band 19, 49 98/83/EG des Rates vom 3. November 1998 S., Norden. über die Qualität von Wasser für den menschli- chen Gebrauch (ABl. L330 vom 05.12.1998, NLWKN (2015 c) / Niedersächsischer Landes- letzte Änderung 31.10.2003, S. 32, Hannover. betrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Na- turschutz (2015 c): Themenbericht Pflanzen- TrinkwV (2001) / Trinkwasserverordnung schutzmittel – Wirkstoffe und Metaboliten, Da- (2001): Verordnung über die Qualität von Was- tenauswertung 1989 bis 2013, Verfasser: ser für den menschlichen Gebrauch (vom 21. Jankowski, A., Roskam, A., Grundwasser Mai 2001 (BGBl. I, S. 959), die durch Artikel Band 23, 64 S. Norden. 363 der Verordnung vom 31. Oktober 2006 (BGBl. I S. 2407) geändert worden ist. Letzte NLÖ (1999) / Niedersächsisches Landesamt Fassung vom 10.03.2016). für Ökologie (1999): Gewässerüberwachungs- system Niedersachsen (GÜN) – Grundwasser- Tüxen, J. (1991): Das Bourtanger Moor. In: bericht 1997, Niedersächsisches Landesamt Kurzfassung der Vorträge und Exkursionsfüh- für Ökologie (Hrsg.), 107 S., Hannover. rer, 58. Tagung der Arbeitsgemeinschaft Nord- westdeutscher Geologen vom 21.-24. Mai NLS (2003) / Niedersächsisches Landesamt 1991 in Bad Bentheim, Tagungsbericht. Han- für Statistik (2003): Statistische Berichte Nie- nover 1991, S. 140-141. dersachsen Q I 1. Öffentliche Wasserversor- gung und Abwasserbeseitigung 2001, NLS UBA (2014) / Umweltbundesamt (2014): Antibi- (Hrsg.), Hannover. otika und Antiparasitika im Grundwasser unter Standorte mit hoher Viehbesatzdichte, Umwelt- OGewV (2016) / Oberflächenwasserverord- bundesamt (Hrsg.), S. 169, Dessau-Roßlau. nung (2016): Verordnung zum Schutz von Oberflächengewässern vom 20.06.2016, Bun- WHG (2009): Gesetz zur Ordnung des Was- desgesetzblatt Jahrgang 2016 Teil I Nr. 28. serhaushalts (Wasserhaushaltsgesetz - WHG) vom 31.07.2009, BGBl 2009, S. 2585. Schleyer & Kerndorf (1992) / Schleyer, R. & Kerndorf, H.: Die Grundwasserqualität west- WRMG (2007) / Gesetz über die Umwelt-ver- deutscher Trinkwasserressourcen. VCH-Ver- träglichkeit von Wasch- und Reinigungsmitteln lagsgesellschaft, 1992, Weinheim. (Wasch- und Reinigungsmittelgesetz – WRMG). Vom 29. April 2007. (BGBl. I S 600).

133 Glossar

Bezeichnung Erläuterung Ablaugung Auflösen von Salzen in Salzlagerstätten durch Wasserzufuhr Abstich Differenz zwischen Messbezugspunkt und Grundwasserspiegel ADI-Wert acceptable daily intake (zulässige tägliche Aufnahme) Menge ei- nes Stoffe, die mit größter Wahrscheinlichkeit bei einer langfristi- gen Aufnahme nicht gesundheitsgefährdend ist Adsorption Anlagerung eines Stoffes an Oberflächen Agrarberichterstattung Erfassung der strukturellen und sozialökonomischen Merkmale Land- und Forstwirtschaftlicher Betriebe, wesentliche Bestand- teile sind Bodennutzungserhebung und Viehzählung, Durchfüh- rung ab 1975 bis 1998, abgelöst durch die Agrarstrukturerhebung Agrarstrukturerhebung siehe Agrarberichterstattung, löste die Agrarberichterstattung 1999 ab, Erfassung der strukturellen und sozialökonomischen Merkmale der Land- und Forstwirtschaft Agrarumweltmaßnahmen freiwillige Bewirtschaftungsmaßnahmen im Agrarbereich Akarizid Mittel zur Bekämpfung von Milben und Zecken, häufig auch mit insektizider Wirkung Aluminium-Pufferbereich Aluminium-Pufferbereich ab pH 4,2 bis pH 3,0: Desorption aus- tauschbar gebundener und verstärkte Freisetzung von in Tonmi- neralen und Silicatresten gebundener Aluminium-Ionen anthropogen durch menschliche Tätigkeiten verursacht Aquifer der Teil einer Schichtenfolge, der ausreichend Material enthält, um signifikante Wassermengen an Brunnen oder Quellen abzu- geben (gesättigte und ungesättigte Zone) Basenkapazität Fähigkeit des Wassers durch Aufnahme einer bestimmten Menge von Hydroxidionen (Titration mit Natronlauge) Ziel-pH- Werte (pH-Wert 4,3 bzw. pH 8,2) zu erreichen Basisemissionserkundung Ermittlung der potentiellen Nitratkonzentration im Sickerwasser Bestimmungsgrenze (BG) die kleinste Konzentration, die mit einer vorgegeben Ge- nauigkeit bestimmt werden kann, erst oberhalb der BG werden Analyseergebnisse angegeben Bewirtschaftungsplan der Bewirtschaftungsplan gibt einen Überblick über den Zustand der Gewässer und des Grundwassers sowie über Maßnahmen zur Zielerreichung, zusammen mit dem Maßnahmenprogramm Hauptinstrument der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie Biogasanlagen Anlage zur Erzeugung von Biogas durch Vergärung von Bio- masse (Gärsubtrat), als Nebenprodukt fallen Gärreste an Biogasinventur Erfassung von Stand der Biogaserzeugung und -nutzung, Durch- führung 3N-Kompetenzzentrum Niedersachsen Netzwerk Nach- wachsende Rohstoffe e.V. Bodenhorizonte unterscheidbare Bereiche im Bodenprofil als Ergebnis bodenbil- dender Prozesse Bodentypen Zusammenfassung von Böden mit ähnlichen Eigenschaften und gleichem Profilaufbau Bodenzahl Maßzahl, gibt an welcher Reinertrag auf einem Boden zu erzie- len ist, Angabe erfolgt im Vergleich zu den Schwarzerdeböden der Magdeburger Börde (100 %) Brauchwasser nicht als Trinkwasser, sondern zu gewerblichen, technischen , in- dustriellen , landwirtschaftlichen oder hauswirtschaftlichen An- wendungen genutztes Wasser

134 Carbonathärte Summe der Carbonate der Erdalkalimetalle Datenfernübertragung automatische Übertragung von Standsdaten aus Datensammler Dauergrünland Grünlandbestände über 5 Jahre Denitrifikation Umwandlung von Nitrat zu molekularem Stickstoff, der in die At- mosphäre entweichen kann Düngeverordnung Verordnung zur Umsetzung der Nitratrichtlinie, sie gibt Vorgaben zur guten fachlichen Praxis bei der Düngung von landwirtschaftli- chen Kulturen Einzugsgebiet die Grenzen eines Einzugsgebietes eines Oberflächengewässers oder eines Grundwasserkörpers werden durch hydrologische Wasserscheiden definiert Emission Austrag oder Ausstoß fester, flüssiger oder gasförmiger Stoffe, welche Menschen, Tiere, Pflanzen, Luft, Wasser oder andere Umweltbereiche beeinträchtigen ergänzende Maßnahmen in Ergänzung zu ordnungsrechtlichen Vorgaben getätigte Maß- nahmen wie z.B. Agrarumweltmaßnahmen und Beratung Erneuerbare-Energien-Gesetz Gesetz zur Förderung der erneuerbaren Energien, soll dazu bei- tragen, das Ziel der Bundesregierung bis 2050 ca. 80 % des Energiebedarfs aus erneuerbaren Energien zu decken, zu erfül- len Erosion Bodenerosion, Abtrag von Boden durch Wind oder Wasser Excess_N2 aus der Denitrifikation stammende und im Grundwasser gelöste molekulare Stickstoff , kann mit der N2/Argon-Methode gemes- sen werden Fehnkultur Form der Moorkultivierung, durch Anlegen von Kanälen und Sei- tenkanälen (Wieken) wurde das Moor entwässert, Torf abgebaut und die ehemaligen Moorflächen landwirtschaftlich genutzt Feldblock durch Außengrenzen (Wall, Graben, Straße usw.) abgegrenzter Bereich landwirtschaftlicher Nutzflächen, jeder Feldblock besitzt eine Identifikationsnr. (FLIK) Feldstallbilanz betrieblicher Nährstoffvergleich in Form einer Flächenbilanz, bi- lanziert wird der Nährstofffluss zur Fläche (Nährstoffzufuhr) und von der Fläche (Nährstoffabfuhr) Festgestein mechanisch widerstandsfähige Gesteine Filterlage Lage der Filterstrecke in der Bohrung Filteroberkante Oberkante der Filterstrecke Filterunterkante Unterkante der Filterstrecke Flurabstand Abstand zwischen Geländeoberkante und Grundwasseroberflä- che Flussgebietseinheit Zusammenhängende Flussgebiete die dem Meer zufließen, Pla- nungsräume für die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie Förderbrunnen Brunnen zur kontinuierlichen Förderung von Grundwasser Förderkulisse "Wasser- Maßnahmenkulisse zur Umsetzung von Agrarumweltmaßnah- schutz" men im Rahmen der Richtlinie über die Gewährung von Zuwen- dungen für Niedersächsische und Bremer Agrarumweltmaßnah- men (NiB-AUM), die Kulisse beinhaltet freies Grundwasser Grundwasseroberfläche und Grundwasserdruckfläche fallen zu- sammen, das Grundwasser kann entsprechend seines hydrosta- tischen Druckes ansteigen Freiwillige Vereinbarungen handlungsbezogene freiwillige Grundwasserschutzmaßnahmen, Mindestanforderungen und maximale Förderbeträge sind durch einen MU-Maßnahmenkatalog vorgegeben Fruchtfolgevereinbarungen spezielle Freiwillige Vereinbarung, spezielle Fruchtfolgen werden vertraglich vereinbart Fungizid Mittel zur Bekämpfung/Vorbeugung gegen Pilzbefall Futterbau Anbau von Futterpflanzen für Nutztiere (z.B. Gras, Silomais)

135 Ganglinie graphische Darstellung von Messwerten in zeitlicher Reihenfolge, z.B. Darstellung von Standsdaten, Gütedaten Gebietskooperation Kooperation auf regionaler Ebene aus Mitglieder der Landkrei- sen, Gemeinden, Unterhaltungsverbänden, Land- und Forstwirt- schaft, Wasserversorgern, Industrievertretern, Umweltverbänden und NLWKN zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie Geest eiszeitliche geomorphologische Landform, entstanden aus Sand- ablagerungen während der Eiszeit (Endmoränen, Grundmorä- nen, Sander) geogen natürlich, geologisch bedingt gespanntes Grundwasser Grundwasseroberfläche und Grundwasserdruckfläche fallen nicht zusammen, der Grundwasserleiter ist von schlecht oder undurch- lässigen Schichten abgedeckt Gesamthärte Summe der Erdalkalimetalle vorliegend als Carbonat, Sulfat oder Phosphat Geschiebedecksand anlehmige oder lehmige geschiebeführende Sandschicht, durch Umwandlungsprozesse aus Grundmoränen entstanden, die Ge- schiebelehm oder -mergel bzw. Sande überdeckt Geschiebelehm durch Verwitterung aus kalkhaltigen Geschiebemergel entstan- den, besteht hauptsächlich aus Sand und Schluff Gewässerkundlicher Landes- Gewässerkundlicher Dienst, Teil des GLD sind der NLWKN und dienst (GLD) das LBEG, der GLD hat die Aufgabe, hydrologische Daten zu sammeln und aufzubereiten, die für wasserwirtschaftliche Pla- nungen, Entscheidungen und sonstige Maßnahmen erforderlich sind. Die Arbeit des GLD liefert Grundlageninformationen zur Er- füllung der Bewirtschaftungsziele. Gewässerüberwaschungs- das GÜN liefert Daten über Menge und Qualität des Nieder- system Niedersachsen (GÜN) schlags, des Grundwassers, der oberirdischen Gewässer und der Küstengewässer. Im Rahmen des GÜN werden Grundwas- serdaten erhoben, aufbereitet und gesammelt, die als Grundlage aller wasserwirtschaftlichen Planungen, Entscheidungen und sonstiger Maßnahmen herangezogen werden. glazifluviatil eiszeitlicher Ablagerungsvorgang von Materialien aus Gletscher- bächen oder Schmelzwasser Grimm-Strele-Verfahren Verfahren zur Trendermittlung der Grundwasserstandsdaten, die Trendermittlung ergibt sich aus dem Verhältnis von Steigung der Regressionsgraden und der Spannweite der Extremwerte inner- halb der Zeitreihe Großvieheinheiten Hinsichtlich der Agrarstatistik entspricht eine Großvieheinheit (GV) einem Tier mit einem Lebendgewicht von 500 kg. Es han- delt es sich um eine rechnerische Größe, mit der die Ergebnisse für den Viehbestand in den einzelnen Tierkategorien zusammen- gefasst werden. Der GV-Umrechnungsschlüssel bestimmt dabei den Faktor mit dem die Ergebnisse für eine Tierart gewichtet werden (z.B. Rinder 2 Jahre und älter GV 1,0 oder Mastschweine 0,12 GV). grundlegende Maßnahmen Im Maßnahmenprogramm zur Umsetzung der WRRL sind grund- legende und ergänzende Maßnahmen vorgesehen, unter grund- legenden Maßnahmen sind insbesondere Maßnahmen zur Um- setzung gemeinschaftlicher Wasserschutzvorschriften zu verste- hen, wie z.B. Trinkwasserrichtlinie, Nitratrichtlinie usw. Grundmoräne eiszeitliche Aufschüttungslandschaft, Ablagerung von Kies, Sand, Schluff und Ton unter dem Gletscher Grundwasser unterirdisches Wasser in der Sättigungszone, das in unmittelba- rer Berührung mit dem Boden oder dem Untergrund steht Grundwasserbeschaffenheit Beschreibung des Grundwasserzustandes hinsichtlich chemi- scher Physikalischer, biologischer Parameter

136 Grundwassergüte Qualität des chemischen Grundwasserzustandes Grundwasserhemmer gering wasserdurchlässiger Grundwasserleiter Grundwasserkörper abgegrenztes Grundwasservorkommen Grundwasserkreise Arbeitsgruppe zum Informationsaustausch innerhalb eines Bera- tungsgebietes mit Grundwasser-Beratung, Mitglieder sind u.a. Berater, Vertreter des NLWKN, Multiplikatoren und Landwirte Grundwasserleiter Gesteinskörper mit Hohlräumen, die geeignet sind Grundwasser weiterzuleiten (gesättigte Zone) Grundwassermenge Grundwasservorkommen, die Beobachtung der Grundwasser- stände dient u.a. der Erfassung der Wasservorräte in den Grund- wasserleitern und ihrer zeitlichen Veränderung Grundwassermessstellen verfilterte Bohrungen zur Beobachtung von Grundwasserstand und Grundwasserbeschaffenheit Grundwasserneubildung Zugang von in den Boden infiltriertem Wasser zum Grundwasser Grundwasseroberfläche obere Grenzfläche des Grundwasservorkommens Grundwasserschutz Maßnahmen zum Schutz des Grundwassers Grundwasserspiegel Grenzfläche in Brunnen oder Grundwassermessstellen, bei der ein Druckausgleich gegen die Atmosphäre herrscht Grundwasserstand Höhe des Grundwasserspiegels über oder unter eines Bezugs- ebene (Geländeoberkante oder Norma-Null) Grundwasserstockwerk durch schwer- oder undurchlässige Schichten werden Grundwas- serleiter voneinander getrennt und dadurch mehrere Grundwas- serstockwerke gebildet Grundwasserüberdeckung Gesteinskörper oberhalb der Grundwasseroberfläche Grundwasserverordnung die Grundwasserverordnung setzt die grundwasserbezogenen Vorschriften der EG-WRRL sowie der Tochterrichtlinie zum Schutz des Grundwassers in Bundesrecht um, beinhaltet Schwellenwerte für grundwasserrelevante Schadstoffe und Vor- schriften zur Überwachung und Beschreibung es Grundwasser- zustandes Grundwasservorkommen Grundwasservorrat im Grundwasserleiter Grundwasser-Zehrgebiete Gebiete mit negativer Wasserbilanz, Verdunstung übersteigt Nie- derschlag guter chemischer Zustand normative Begriffsbestimmung zur Einstufung des grundsätzlich zu erreichenden chemischen Zustandes über Qualitätskompo- nenten guter mengenmäßiger Zu- normative Begriffsbestimmung zur Einstufung des grundsätzlich stand zu erreichenden mengenmäßigen Zustandes über Qualitätskom- ponenten Herbizid Mittel zur Beseitigung eines Pflanzenaufwuchses (Totalherbizid) bzw. zur selektiven Abtötung von Pflanzen Herbst-Nmin im Herbst ermittelter mineralischer Reststickstoffgehalt im Boden (Wurzelzone) vor Beginn der Sickerwasserbildung, Beprobung in der Regel bis 90 cm Heterogenität Vielfältigkeit Histogramm graphische Darstellung einer Häufigkeitsverteilung Hochmoor Hoftorbilanz Bezugsebene ist der gesamte landwirtschaftliche Betrieb mit sei- ner Fläche, bilanziert wird der Nährstoffeintrag in den Betrieb und der Nährstoffaustrag aus dem Betrieb Holozän Nacheiszeit bis zur Jetztzeit Huminstoffe hochmolekulare Stoffe des Humusbodens Humus organische Substanz eines Bodens Hydratationswasser

137 hydrogeologische Großräume Hydrogeologische Großräume sind große Bereiche der Erdkruste mit ähnlichen hydrogeologischen Eigenschaften und ähnlichen Grundwasserverhältnissen, die auf derselben geologischen Entstehungsgeschichte und ei- nem einheitlichen tektonischen Baumuster beruhen. Grenzzie- hung berücksichtigt die naturräumliche Gliederung hydrogeologische Räume Hydrogeologische Räume sind Bereiche der Erdkruste, deren hydrogeologische Eigenschaften, hydraulische Verhältnisse und Grundwasserbeschaffenheit aufgrund ähnlichen Schichtenauf- baues, ähnlicher geologischer Struktur und ähnlicher Morpholo- gie im Rahmen einer festgelegten Bandbreite einheitlich sind. Grenzziehung berücksichtigt die naturräumliche Gliederung hydrogeologische Teilräume Hydrogeologische Teilräume sind einzelne oder mehrere Hydro- geologische Einheiten, die einen regional einheitlichen Bau auf- weisen Hydrogeologie Teil der Geologie, der die Abhängigkeit der Erscheinung des un- terirdische Wassers von den Eigenschaften der Erdrinde be- schreibt Insektizid Mittel zur Bekämpfung von Insekten Invekos-Daten Daten, die im System für die Verwaltung und Kontrolle von Zah- lungen an landwirtschaftliche Betriebsinhaber, erhoben werden (Betriebsinhaber, Flächenidentifizierung, Zahlungsansprüche, Kennzeichnung und Registrierung von Tieren) Kapillarwasser Wasser in den Kapillaren des Bodens Koferment-Anlagen Biogasanlagen, die mit außerlandwirtschaftlichen Reststoffen und Bioabfälle nach Bioabfallverordnung betrieben werden (z.B. Abfälle aus Lebendmittel- und Futtermittelindustrie) Kooperationsprogramm Die Zielsetzung des Kooperationsmodells ist die Sicherung und Trinkwasserschutz Verbesserung der Qualität des Grundwassers als Quelle der Trinkwasserversorgung. Gemäß der Niedersächsischen Koope- rationsverordnung sind die Kooperationen eigenverantwortliche Gremien der Wasserversorgungsunternehmen und der Landbe- wirtschafter, die auf freiwilliger Basis mit dem gemeinsamen Inte- resse am Trinkwasserschutz zusammenarbeiten. Finanzhilfever- träge, Freiwillige Vereinbarungen, Zusatzberatung sind wesentli- che Bausteine der Kooperationsarbeit

Landesdatenbank Die Landesdatenbank ist die Sammlung von wichtigen wasser- wirtschaftlichen Daten des Landes Niedersachsen. Sie dient so- wohl den Wasserbehörden als auch der Öffentlichkeit als was- serwirtschaftliche Informationsquelle Landesmessstellenpool Pool von Grundwassermessstellen aus 3500 Landesmessstellen und 7300 Messstellen Dritter landwirtschaftlich genutzte Landwirtschaftliche Flächeneinheit, sie umfasst Ackerfläche, Fläche Grünland, Dauerkulturflächen, jedoch keine Hofflächen, Gebäu- defläche, Verkehrsflächen Lauenburger Ton Beckensediment der Elster-Eiszeit, Tonsedimente haben sich in vom Eis geformten Hohlkörpern aus dem Schmelzwasser abge- setzt leicht flüchtige halogenierte von den leicht flüchtigen halogenierten Kohlenwasserstoffen Kohlenwasserstoffe (LHKW) werden im Grundwasser Trichlorethen und Tetrachlo- rethen aufgrund ihrer weiten Verbreitung in Industrie und Ge- werbe als wichtigste Einzelsubstanzen untersucht. Sie gehören zur Untergruppe der LCKW (leichtflüchtige chlorierte Kohlenwas- serstoffe). LCKW werden in vielen Industriezweigen zur Entfet- tung von Metallen, zum Entfernen von Farbe, als Extraktionsmit- tel und zur Textilreinigung eingesetzt

138 Lichtlot Gerät zur Messung des Grundwasserspeigels in einem Brunnen (Abstich) über die elektrische Leitfähigkeit des Wassers Lockergestein besteht aus Gemengeteile ohne festen Zusammenhalt, Zwi- schenräume sind mit Wasser oder Luft gefüllt Marsch nacheiszeitlich gebildete geomorphologische Landschaftsform, gebildet aus angeschwemmten Sedimenten Maßnahmenprogramm zur Erreichung des guten Gewässerzustandes vorgesehene Maßnahmen auf Ebene der Flussgebietseinheiten Meerwasserintrusion Eindringen von Salzwasser in Süßwasser, z.B. durch Absenken von Grundwasserständen in küstennahen Gebieten Mehrfachmessstellen an einem Standort niedergebrachte separate Bohrungen mit tie- fenabgestufter Lage der Filterstrecken Mengenerlass Erlass zur mengenmäßigen Bewirtschaftung des Grundwassers des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt- und Klima- schutz (RdErl. d. MU vom 25.06.2007) Messnetz Auswahl von Messstellen aus dem Landesmessstellenpool in Ab- hängigkeit bestimmter Fragestellungen Messprogramm Festlegung von Messturnus und Parameterumfang in Abhängig- keit der Fragestellung Mineraldünger Dünger auf mineralischer Basis Mineralisation Abbau von organischer in anorganischer Substanz Mittelpleistozän Das Mittelpleistozän ist ein Abschnitt der erdgeschichtlichen Epo- che des Pleistozäns. Es begann vor etwa 781.000 Jahren und endete vor etwa 127.000 Jahren modular in Teilbereiche untergliedert Monitoringprogramm Überwachungsprogramm N2/Argon-Methode Mit der N2/Ar-Methode kann der aus der Denitrifikation stammende und im Grundwasser gelöste molekulare Stickstoff (Exzess-N2) gemessen werden. Nährstoffvergleich auch Feld-Stall-Bilanz NawaRo-Anlagen Biogasanlagen, bei denen nachwachsende Rohstoffe (z.B. Silo- mais) als Gärsubstrat eingesetzt werden Nematizid Mittel zur Bekämpfung von Nematoden nicht relevanter Metabolit Abbauprodukt von Pflanzenschutzmitteln ohne definierte pesti- zide Restaktivität oder ein pflanzenschutzrechtlich relevantes hu- mantoxisches oder ökotoxisches Potenzial. Nitratrichtlinie EU-Richtlinie zum Schutz der Gewässer vor Verunreinigung durch Nitrat aus landwirtschaftlichen Quellen Nitrifikation Bakterielle Oxidation von Ammoniak zu Nitrat nutzbare Feldkapazität Die nutzbare Feldkapazität (nFK) eines Bodens bzw. Horizontes ist der Teil der Feldkapazität, der für die Vegetation verfügbar ist. Sie beinhaltet damit die Wassermenge, die ein grundwasserfer- ner Horizont in natürlicher Lagerung bei Saugspannungen von pF 1,8-4,2 nach ausreichender Sättigung gegen die Schwerkraft zurückhalten kann nutzbares Dargebot nutzbaren Anteil des gewinnbaren Grundwasserdargebotes wo- bei Randbedingungen wie Ergiebigkeit und Versalzung der Grundwasservorkommen, sowie die Überbrückungen von Tro- ckenwetterperioden oder der Erhalt von grundwasserabhängigen Landökosystemen und Oberflächengewässer berücksichtigt wer- den Oberflächenabfluss Teil des Niederschlages, der oberflächlich dem Vorfluter zufließt ombrogen von Niederschlagswasser gespeist operatives Messnetz Messnetz zur ursachenbezogenen Überwachung in Grundwas- serkörpern, die sich in einem schlechten chemischen bzw. men- genmäßigen Zustand befinden

139 organoleptisch Eigenschaften, die sich auf die visuelle und geruchliche Beurtei- lung von Wasserproben beziehen Pegel Messeinrichtung zu Bestimmung des Wasserstandes Periglazialwirkung Durch Frosteinwirkung geprägter geomorphologischer Prozesse petrographisch auf die Gesteinskunde bezogen Pflanzenschutzmittel chemische oder biologische Wirkstoffe und Zubereitungen , die Pflanzen und Pflanzenerzeugnisse vor Schadorganismen (z.B. Fungizide und Insektizide) und unerwünschten Konkurrenzpflan- zen (Herbizide) schützen oder in einer anderen Weise auf Pflan- zen einwirken (z. B. Wachstumsregulatoren). Pleistozän Erdzeitalter vor ca. 2,6 Mio. Jahre bis 10.000 Jahre vor Chr., der Serie Quartär zugehörig, geprägt durch den Wechsel von Warm- und Kaltzeiten Pliozän vor 5,3 Mio. Jahre bis 2,6 Mio. Jahre, der Serie Neogen zugehö- rig potentielle Nitratkonzentra- berechnete Größe zur Abschätzung der Sickerwassergüte an der tion im Sickerwasser Untergrenze des Wurzelraumes, Eingangsgrößen sind der N-Flä- chenbilanzsaldo, die atmosphärische Deposition, das Denitrifika- tionspotential des Bodens sowie der Gesamtabfluss (nach GROWA) potentielle Verdunstung berechnete maximale Verdunstung von Landoberflächen Prioritätenprogramm Trink- Grundlage für eine gebietsgenaue und transparente Zuteilung wasserschutz von Fördermitteln für Trinkwasserschutzmaßnahme wie Beratung und Freiwillige Vereinbarungen, Einteilung der Trinkwasserge- winnungsgebiete nach Handlungsbereichen Qualitätsnorm in der Tochterrichtlinie zum Schutz des Grundwassers festge- legte Gemeinschaftskriterien für alle Mitgliedstaaten der EU, Festlegungen sind erfolgt für Nitrat (50 mg/l) und für Pflanzen- schutzmittel und Biozide (0,1 µg/l Einzelwirkstoff bzw. 0,5 µg/l Summe) Quartär Erdzeitalter vor ca. 2,6 Mio. Jahre bis heute relevante Metaboliten Abbau- und Reaktionsprodukte von Pflanzenschutzmitteln oder Biozidprodukten, die nach Feststellung des Umweltbundesamtes erheblich toxikologische oder pestizide Eigenschaften aufweisen. Rohwasser Zum Zweck der Trinkwassergewinnung gefördertes noch unbe- handeltes Grundwasser Salzintrusion Eindringen von Salzwasser in Süßwasser-Aquifere Salzkissen flach und breit ausgebildete Salzansammlungen Salzstock große Ansammlung von festem Salz im tieferen Untergrund Schichtenverzeichnis bei einer Bohrung aufgenommenes Verzeichnis der Boden- schichten, die in dem Bohrkern voneinander differenziert werden konnten Schlagbilanzen auf eine landwirtschaftliche Bewirtschaftungseinheit (Schlag) be- zogene Aufstellung von Nährstoffzufuhr und Nährstoffabfuhr Schutzbestimmungen in Was- durch Schutzbestimmungen werden die besondere Anforderun- serschutzgebieten gen an den Schutz des Grundwasser in Wasserschutzgebieten gewahrt, die Schutzbestimmungen werden in Schutzgebietsver- ordnungen festgelegt Schutzkonzept der Trinkwas- auf Grundlage des niedersächsischen Kooperationsmodells le- serkooperationen gen die einzelnen Kooperationen an die örtlichen Gegebenheiten angepasste Schutzkonzepte vor, in denen Ziele, Erfolgsparame- ter, Maßnahmen und ein Beratungskonzept festgelegt sind

Schwellenwerte (Grundwasserüberwachung) festgelegte Schadstoffgehalte, die eine Gefährdung der Umwelt erwarten lassen Schwermetalle Zusammenfassung von Metallen und halbleitermetallen mit einer Dichte > 5 g/cm³, z.B. Cadmium, Blei, Kupfer

140 Sickerwasser Wasser in der ungesättigten Bodenzone Spurenelemente Elemente, die nur in sehr geringen Mengen benötigt werden Subrosion siehe Ablaugung; Auflösen von Salzen in Salzlagerstätten durch Wasserzufuhr System Immergrün Freiwillige Vereinbarung zur Fruchtfolge, Ziel ist es eine mög- lichst durchgehende Begrünung der Fläche durch die Wahl von geeigneten Hauptfrüchten und Zwischenfrüchten zu erreichen Tiefumbruch Bodenmeliorationsmaßnahme durch Tiefpflügen Tochterrichtlinie Richtlinie, die die eigentliche Richtlinie konkretisiert, z.B. konkre- tisieren die RL zum Schutz des Grundwassers bzw. die Richtlinie zu Umweltqualitätsnormen Vorgaben der WRRL hinsichtlich Grund- bzw. Oberflächengewässer topogen Nährstoffversorgung von Mooren durch Grund- oder Oberflä- chenwasser Typfläche Teilfläche eine Grundwasserkörpers, die vergleichbare oder ähn- liche hydrogeologische, hydrodynamische, hydrochemische und bodenkundliche Eigenschaften aufweist, Abgrenzung nur im Zu- sammenhang der Bewertung des chemische Zustandes der Grundwasserkörper nach EG-WRRL Überblicksmessnetz Messnetz zur Überwachung der Grundwasserkörper mit dem Ziel langfristige Veränderungen zu erkennen unterdükert unterirdisch hindurchgeführt Veredelung Tierhaltung, "Veredelung" von Feldfrüchten über die Fleischer- zeugung Versorgungsraum Gebiet, das von einem Wasserversorgungsunternehmen mit Trinkwasser versorgt wird Viehdichte Besatz an Großvieheinheiten pro Hektar landwirtschaftlich ge- nutzter Fläche Vorfeldmessstellen Messstellen zur Überwachung des Grundwassers im Anstrom- Bereich von Förderbrunnen zur Trinkwassergewinnung, um nachhaltige Veränderungen des Grundwassers dadurch frühzei- tig erkennen zu können Vor-Ort-Parameter Parameter, die bei einer Probenahme Vor-Ort gemessen werden wie Leitfähigkeit, pH-Wert, Sauerstoffgehalt usw. Wasserbedarfsprognose Abschätzung des Wasserbedarfs anhand der Bevölkerungsent- wicklung und der Entwicklung des Pro-Kopf-Verbrauches Wasserbilanz Bilanz der Größen Niederschlag, Verdunstung und Abfluss Wasserbuch- und Wasserent- Programm zur Erfassung von Wasserechten und Wasserentnah- nahmeprogramm (WBE) men, dient zur Information von Fachleuten und der Öffentlichkeit

Wasserentnahmegebühr Gebühr für das Entnehmen von Wasser aus oberirdischen Ge- wässern oder aus dem Grundwasser. U.a. werden mit den Mit- teln Maßnahmen des Grundwasserschutzes, insbesondere das niedersächsische Kooperationsmodell „Trinkwasserschutz" zur Verringerung der Nitratbelastung, sowie auf Gewässer bezogene Naturschutzprogramme finanziert. Wasserkreis Arbeitsgruppe zum Informationsaustausch innerhalb eines Bera- tungsgebietes mit kombinierter Grundwasser-Oberflächengewäs- ser-Beratung, Mitglieder sind u.a. Berater, Vertreter des NLWKN, Multiplikatoren und Landwirte Wasserrahmenrichtlinie europäische Richtlinie zum Schutz der Oberflächengewässer, einschließlich der Küstengewässer, und des Grundwassers

Wasserrecht wasserrechtliche Erlaubnis zur Entnahme von Wasser

141 Wasserschutzgebiet durch Rechtsverordnung festgesetztes Wasserschutzgebiet, in dem besondere Schutzbestimmungen (Schutzgebietsverord- nung) eingehalten werden müssen Wirkungsmonitoring Überwachungssystem zur Überprüfung von Maßnahmenwirkun- gen Wirtschaftsdünger organische Dünger, die in der landwirtschaftlichen Produktion an- fallen wie Stallmist, Hühnertrockenkot, Gülle, Gärreste Zielkulisse "Nitratreduktion" Maßnahmenkulisse zur Nitratreduktion im Grundwasser (EG- WRRL) Zusatzberatung Trinkwasser- über die normale betriebliche Beratung von landwirtschaftlichen schutz Betrieben hinausgehende Beratung zum Thema Trinkwasser- schutz mit Schwerpunkt auf Verbesserung der Nährstoffeffizienz Zwischenfrucht zwischen Hauptkulturen angebaute Feldfrucht

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