190 Jahre Lang Surrten Am Aabach Die Spindeln (Pdf)
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Datum: 24.04.2015 Hauptausgabe Zürcher Oberland Medien AG Medienart: Print Themen-Nr.: 999.021 8620 Wetzikon ZH Medientyp: Tages- und Wochenpresse Abo-Nr.: 1085328 044/ 933 33 33 Auflage: 22'791 Seite: 2 www.zol.ch Erscheinungsweise: 6x wöchentlich Fläche: 102'682 mm² 190 Jahre lang surrten am Aabach die Spindeln Spindeln, so weit das Auge reicht: Die Spinnerei Streiff AG in Oberaathal - hierkurz vor der Schliessung zoo4, war die letzte am Aabach. REGION Im 19. Jahrhundert erlebte die Aabach-Region des Aabachs gewidmet (Ausgabe einen enormen Industrialisierungsschub. Wasserkraftwerkevom io. April). Der zweite Teil versorgten die in Wetzikon, Aathal und Uster entstehenden ging den Mühlen am Aabach Spinnereien. Zu den besten Zeiten standen gegen 3o Fabrikennach (Ausgabe vom i8. April). am Aabach. 2004 schloss die letzte ihre Tore. Dieser Teil beleuchtet Aufstieg 1817 herrschte in der SchweizAabach und Fall der Textilindustrie. zo einegrosseHungersnot.Die arme Landbevölkerung war be- sondersbetroffen.ZwischenObwohl er relativ klein ist und Blockade Englands zu Ende ge- Säntis und Schnebelhorn ver-auch nicht allzu lang, hat der gangen war, überschwemmten hungerten rund 5000 Menschen.Aabach, der den Pfäffikersee dessen Fabriken den Kontinent Viele von ihnen mögen in bäuer-mit dem Greifensee verbindet, mit billigem Garn - für die Heim- lichen Haushalten gelebt haben,in der Geschichte des Oberlands spinnerei bedeutete dies innert von denen fast jeder im Zürchereine grosse Bedeutung erlangt. Kürze das Aus. Oberland damals mit HeimarbeitIn einer zwölfteiligen Artikelserie Gespür für den Markt an Spinn- und Webstühlen einenwird auf die Entstehung, die Ent- Zusatzverdienst erwirtschafte-wicklung und die heutige Nutzung Andere jedoch witterten ihre te. Als 1814 die napoleonischedieses Bachs eingegangen. Chance. Zu diesen gehörte der Der erste Teil war dem Ursprung aus einer vermögenden Bauern- familie in Oetwil am See stam- Medienbeobachtung ARGUS der Presse AG Argus Ref.: 57639211 Medienanalyse Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Ausschnitt Seite: 1/4 Informationsmanagement Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 Sprachdienstleistungen www.argus.ch Datum: 24.04.2015 Hauptausgabe Zürcher Oberland Medien AG Medienart: Print Themen-Nr.: 999.021 8620 Wetzikon ZH Medientyp: Tages- und Wochenpresse Abo-Nr.: 1085328 044/ 933 33 33 Auflage: 22'791 Seite: 2 www.zol.ch Erscheinungsweise: 6x wöchentlich Fläche: 102'682 mm² mende Heinrich Kunz. Nach- 1859eine un- Spinnereien, die genügend gross ersten Versuchen mit mechani- waren, um rationell arbeiten zu schen,aber noch von Handermessliche Summe.können. Vorab in Wetzikon ka- betriebenenSpinnereiarbeits- men jedoch spezialisierte Sei- plätzen richtete er 1815 in der denzwirnereien und -webereien Stegenmühle in Wetzikon die sowie Stickereien dazu, die sich ersten mit Wasserkraft angetrie-Trümpler hatte nach dem Ma-in Nischenmärkten behaupteten. benen Spinnstühle am Aabachschinensturm am 22. November 1832 auf die Spinnerei Corrodi &Glarner Familie steigt ein ein. Bereits ein Jahr später er-Pfister (siehe Box) am Ausgang1901 kam ein neuer Akteur ins richtete er seine erste grossedes Aatals die Fabrik übernom-Aatal. Der Glarner Industrielle Spinnerei in Oberuster an dermen. Fritz Streiff übernahm sämtli- heutigen Florastrasse. Die drei Patrons waren dieche Aktivitäten der Spinnerei Wie auch seine bald einstei-einzigen Steuerzahler in der in-Heinrich Kunz im unteren Aatal. genden Mitbewerber folgte Kunz Hinzu kamen fast alle am Ober- der industriellen Logik. Sie ra-zwischen auf 5000 Personen an-lauf des Aabachs bestehenden gewachsenen Stadt Uster. Der tionalisierten immer weiter und Baumwollfabriken. 1963 errich- erhöhten die Anzahl der Spin-Spinnereikönig Kunz soll 1859teten die Streiffs in Oberaathal deln. Diese wachsende Spindel-bei seinem Tod ein Vermögenzudem ein modernes Fabrik- von 18 Millionen Franken hin- zahl musste durch eine konstant gebäude. hohe Energiezufuhr in Betriebterlassen haben - eine für die da- Im gesamten oberen Glattal malige Zeit unermessliche Sum- gehalten werden - und dazu blieb die Baumwollspinnerei bis setzten die Fabrikanten auf dieme. Auf diesen Reichtum der Fa-nach dem Ersten Weltkrieg der Kraft des Aabachs. Mit Vorliebebrikanten ging auch der Namewichtigste Industriezweig. Wäh- kauften sich die Pioniere eineMillionenbach zurück, wie derrend der grossen Depression der existierenden Mühlen undAabach oft genannt wurde. Ende der 1920er Jahre fielen je- erwarben damit gleich deren Hochburg der Textilindustrie doch fast alle Kleinbetriebe mit Wasserrechte - auf diese Weise weniger als 5000 Spindeln der InderzweitenHälftedes konntensiesichlangwierige Wirtschaftskrise zum Opfer. bürokratische Umwege sparen.19. Jahrhunderts bildeten Uster, Aathal und Wetzikon eine Hoch-In Uster war im 20. Jahrhundert «Millionenbach» mit König burg der Schweizer Textilindus-neben der Trümpler AG die Heinrich Kunz baute sich nachtrie - weitere Schwerpunkte gabHeusser-Staub AG die prägende der Fabrik in Oberuster 1824 ines entlang der Jona, der Töss undTextilindustriekraft. Sie errich- Niederuster eine zweite Fabrik,im Glarnerland. Rund 25 Betrie-tete 1956 in Oberuster eine mo- 1856 in Unteraathal eine dritte.be verfügten über Wasserrechtederne Spinnerei. Doch beide Fir- Bald galt er als einer der erfolg-- auf die Länge des Gewässersmen bluteten im Abnützungs- reichsten Schweizer Unterneh-umgelegt bedeutet dies eine Fa-kampf gegen die billiger produ- mer. Um 1850 waren die grösstenbrik etwa alle 400 Meter. Um diezierendeinternationaleKon- Arbeitgeber Usters neben KunzEnergiegewinnung zu optimie- mit Heinrich Zangger und Juliusren, bauten die Fabrikanten auf- Trümpler zwei weitere Baum-wendige Systeme von Kanälen wollindustrielle.DieFamilieund Rückhaltebecken.Insbe-Das letzte Textil- sondere in Niederuster sind die-unternehmen-die se heute noch zu sehen: Der Wei- her im Stadtpark, der Zellweger-Streiff AG- musste Der Spinnereikönig Weiher und der Herter-Weiher2004 die Segel Kunz hinterliess sind Erholungsräume für die auf den alten Industriearealen ent-streichen. ein Vermögen von standenen Quartiere. 18 Millionen FrankenIn der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts überlebten nur Medienbeobachtung ARGUS der Presse AG Argus Ref.: 57639211 Medienanalyse Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Ausschnitt Seite: 2/4 Informationsmanagement Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 Sprachdienstleistungen www.argus.ch Datum: 24.04.2015 Hauptausgabe Zürcher Oberland Medien AG Medienart: Print Themen-Nr.: 999.021 8620 Wetzikon ZH Medientyp: Tages- und Wochenpresse Abo-Nr.: 1085328 044/ 933 33 33 Auflage: 22'791 Seite: 2 www.zol.ch Erscheinungsweise: 6x wöchentlich Fläche: 102'682 mm² trielle Zeitzeugen. Um sie zu be-Maschinensturm kurrenz insbesondere aus Asienwahren, gründete der Industrie- und Afrika aus. Für Heusser-archäologe Hans-Peter Bärtschi Oberuster Staub kam das Ende 1982, für1979 zusammen mit Walter Ul- Trümpler 1994. mann, dem Ustermer Stadtpla-Am 22. November 1832 setzten Das letzte entlang dem Aab achner, den Verein Industrielehr-aufgebrachte Heimarbeiter aus verbliebene Textilunternehmenpfad Zürcher Oberland. Kanäledem Oberland die 1816 erbaute - die Streiff AG - konnte sichund Weiher sollten nicht weiterSpinnerei Corrodi &Pfister in noch zehn weitere Jahre halten,zugebaggert werden, Villen, Fa-Uster in Brand und zerstörten doch 2004 musste es nach dras-briken und Pärke nicht zerstörtdie Maschinen. Der Antrieb da- tischen Absatzrückgängen eben-werden. Der Industrielehrpfadfür war pure Existenzangst, da falls die Segel streichen. Mit denist ein Beispiel dafür, wie histori-die rasante Industrialisierung Oberländer Firmen ging auchsche Substanz erhalten werdender Heimarbeit den Boden ent- die gesamte Schweizer Spinnerei-kann, ohne Entwicklung zu ver-zogenhatte.DieserProtest- industrie unter. Die Hermannhindern. Rund 30 Kilometersturm ging als Usterbrand in die Wanderwege verbinden 50 Se-Geschichte ein. Gegen 50 Män- Bühler AG in Sennhof/Kyburghenswürdigkeiten vom Greifen-ner wurden zulangjährigen ist heute landesweit die letztesee bis ins Tösstal (www.indus-Ketten- und Gefängnisstrafen noch aktive Spinnerei. trielehrpfad-zo.ch). Felix Müllerverurteilt. Sie kamen alle nach wenigen Jahren wieder frei. zo Zeitzeugen besuchen FEURIGER AUFSTAND Was geblieben ist, sind indus- lange fast ausschliesslich Baum- Nachgefragt wollgarnspinnereien.In Wald dagegen waren vor allem Webe- reien tätig, und im Glarnerland florierte der Stoffdruck. Ersi später vertikalisierten sich die ÄLHans-PeterHans-Peter Unternehmen, und die Speziali- Bärtschi sierung der Regionen auf gewis- Technik- und se Arbeitsschritte und Produkte Wirtschaftshistoriker verschwamm immer mehr. Wann begann der Niedergang «Die Eisenbahn war ganz wichtig» der Textilindustrie? Ab etwa 1860 begann die Pro- Weshalb hat sich die Textil- ches Staubecken verfügt. duktion sich an grössere Flüsse industrie gerade am Aabach Welche Rolle spielte die Eisen-zu verlagern, so an die Limmat, niedergelassen? bahn bei der Entwicklung die Reuss und die Thur. Diese Hans-Peter Bärtschi: Die aller-am Aabach? Entwicklung war vor allem eine ersten Textilfabriken im KantonSie war ganz wichtig - wer nichtKraftfrage-grössere Flüsse Zürich entstanden entlang deman der Eisenbahn war, hattebrachten mehr Wasser auf die Zürichsee - an steilen Tobel-einen grossen Transportnach-Turbinen. bächen, zum Beispiel in Stäfa.teil. Die Fabrikanten leisteten Doch diese Bäche waren letzt-deshalb bedeutende finanzielleWeshalb gelang es auch den lich zu klein und in der Wasser-Beiträge