Folge 25 Vom 18.06.1977
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&teute auf Seite 3; „Vie deutsche %ultutm\twn . .. mblatt UNABHÄNGIGE WOCHENZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND Jahrgang 28 — Folge 25 Parkallee 84, 2000 Hamburg 13 / 18. Juni 1977 C 5524 C Immer Zeit für einen neuen Anfang Gerhard Löwenthal: Bewegung für eine freie deutsche Republik — Die schweigende Mehrheit muß endlich geweckt werden Hamburg (E. B.) — „Es ist immer Zeit füi einen neuen Anfang." Dieses Wort des ver• storbenen Bundeskanzlers Konrad Adenauer Rast im Grünen zitierte der Vorsitzende der Deutschland- H. W. — In diesem Jahr fällt der 17. Juni Stiftung, Gerhard Löwenthal, anläßlich der auf einen Freitag, und er bringt unseren diesjährigen Verleihung der Konrad-Ade• Bürgern ein verlängertes Wochenende. Bei nauer-Preise vor 700 Festgästen in Hanno• schönem Wetter werden sich also an diesem ver und stellte fest, das Unbehagen der Wochenende wieder Karawanen in Marsch Bürger an dem alten Parteiengefüge lasse setzen, um diesen, längst zum „sozialen begründete Zweifel aufkommen, ob die So• Besitzstand" gewordenen zusätzlichen zialisten und ihre Hilfstruppen noch einmal freien Tag zu genießen. Aber wird hierbei in die Opposition zurückverwiesen werden auch jenes 17. Juni 1953 gedacht, da vor könnten. Davon aber sei die Zukunft un• 24 Jahren die sowjetischen Besatzungstrup• seres Landes abhängig. pen in Berlin und Mitteldeutschland jenen Aufstand niederschlugen, dessen Ziel es Die Deutschland-Stiftung, so Löwenthal, war, das verhaßte kommunistische Regime werde hieraus die Folgerung ziehen und zu stürzen und Menschlichkeit und Selbst• durch „die Etablierung und Aktivierung von bestimmung wieder walten zu lassen? Arbeitskreisen im ganzen Lande eine nicht parteigebundene Sammiungsbewegung für Wir sollten nicht leugnen, daß auch bei eine freie deutsche Republik ins Leben rufen, uns die Erinnerung an diesen Tag durch damit endlich der vorparlamentarische den Abstand und die Geschäfte des Alltags Raum nicht mehr ausschließlich Uberwiegend oft verblaßt. linksorientierten Wähler- und Bürgerinitia• Gerade in diesem Jahr, da sich die Welt tiven überlassen bleibt". anschickt, in Belgrad zusammenzukommen, auch um Bilanz zu ziehen über die Ergeb• Löwenthal betrachtet die Bundesrepublik nisse jener Konferenz von Helsinki, die der heute — zunächst — weniger durch militä• Sowjetunion ihren Besitzstand in Europa rische Aktionen als vielmehr von innen garantierte, ohne daß sie selbst oder etwa durch Aufweichung und Kleinmütigkeit und das Regime in Mitteldeutschland bereit ge• oft Defaitismus bedroht. Unsere Freiheit, so wesen wären, die übernommenen Verpflich• sagte er, sei vor allem in Gefahr durch die tungen über die humanitären Rechte auch riesige Masse der Lauen, der Unentschlos• ihrer Bürger zu erfüllen, sollten wir der senen, der Mitläufer, jener feigen, schwei• Menschen gedenken, die heute in Mittel• genden Mehrheit, die endlich geweckt und deutschland darauf warten, daß die Zusa• an ihr Engagement für diese freiheitlichste gen und Versprechungen, die mit den inner• deutschen Verträgen und den politisch• und sozialste Ordnung in unserer moder• 17. Juni: Gedenken und Verpflichtung Foto Vilter nen Geschichte gemahnt werden muß. moralischen Absichtserklärungen von Hel• sinki verbunden sind, endlich auch verwirk• Angesichts dieser politisch-psychologi• licht werden. schen Situation in unserem Lande 30 Jahre 10 000 DM verbundenen „Konrad-Adenauer- • für Wissenschaft an den Soziologen nach dem Kriege, müsse auch an die Union Preise" wurden in diesem Jahre vergeben Prof. Dr. Helmut Schelsky (64). Ohne das Ziel aus dem Auge zu verlie• ren, wissen wir um die Schwierigkeiten die dringende Aufforderung gerichtet wer• # für Publizistik an den Sohn des letzten In einer Laudatio auf Otto von Habsburg den/viel entschlossener, viel selbstbewuß• einer Wiedervereinigung in Frieden und österreichischen Kaisers, Dr. Otto von betonte Franz Josef Strauß, Europa müsse Freiheit. Das aber kann uns nicht davon ter, viel kämpferischer den Weg in den Habsburg (64) wieder zu sich selbst finden, seine geschicht• abhalten, immer wieder an unser Grund• freiheitsfeindlichen Sozialismus zu stoppen. # für Literatur an den Schriftsteller Hans liche Aufgabe erkennen und seine Pflichten gesetz, an die gemeinsame Entschließung Die mit einer Ehrengabe von jeweils Habe (66) gegenüber anderen wahrnehmen. des Deutschen Bundestages zu den Ostver• trägen und an die Briefe der deutschen Bundesregierung zur deutschen Einheit und an die Entscheidungen unseres höchsten Ge• richtes zu erinnern. Die Sowjets beim Wort nehmen Es kann keinen Zweifel darüber geben, daß, wenn es nach dem Willen der Kom• Eine genaue Bestandsaufnahme wird die entspannungshemmenden Elemente markieren munisten geht, eines Tages die Fahne mit Hammer und Sichel das Staatssymbol West• deutschlands sein soll. Sicherlich ist begrü• Staaten. Zu viele Verträge sind direkt oder Die Helsinki-Nachfolgekonferenz, die zur geschrieben und zu einem Leitsatz auch ßenswert, daß am 17. Juni dieses Jahres indirekt die Folge der KSZE, zu viele Ver• Monatsmitte in Belgrad beginnt, bewegt seiner Außenpolitik gemacht hat, wurde eine Sitzung des Deutschen Bundestages handlungen, die der Entspannung dienen, die Gemüter in ganz verschiedener Weise. dieses Dilemma noch verstärkt. Die neue stattfindet und der Kanzler eine Regierungs• sind durch Helsinki vorgezeichnet, als daß Im Osten und besonders in Moskau ist Em• sowjetische Verfassung, die nach Moskauer erklärung abgeben will. Es würde jedoch man einen Eklat riskieren könnte. Soll man pörung zu konstatieren und zunehmende Lesart die Bürgerrechte vervollkommnen eine Brüskierung der Opfer des 17. Juni also zu den Menschenrechten schweigen, Verbitterung darüber, daß man sich in Hel• wird, aber ist nicht geeignet, die bestehen• bedeuten, wenn die Regierung diesen Tag die zu einem Hauptthema des west-östlichen sinki auf einen Komplex einlassen mußte den Besorgnisse zu zerstreuen. Denn die dazu nutzen wollte, ihre sogenannte Ent• Dialogs geworden sind? Das geht nicht mehr-, und eingelassen hat, der sich inzwischen Zusatzformel von der Priorität des Staats• spannungspolitik in den Vordergrund zu dazu ist die Diskussion um die Menschen• zur Speerspitze gegen die eigene Brust ent• wohls bietet jede Handhabe, die Meinungs• stellen, statt der Verteidigung der Men• rechte zu weit fortgeschritten, dazu hat wickelte. Gemeint ist der viel zitierte „Korb und Glaubensfreiheit und auch sonst alles, schenrechte den Vorrang zu geben. drei", der die Respektierung der mensch• was zum „Korb drei" gehört, weiterhin zu Präsident Carter das Thema zu weit voran• lichen Grundfreiheiten, die in der Men• diffamieren. getrieben. Dieser Tag sollte vielmehr Anlaß sein, Den Vorwürfen von östlicher Seite, daß mit Nachdruck auf die geschichtlichen, gei• schenrechtscharta der Vereinten Nationen Als erschwerend für die Aussprache in die Kampagne für die Menschenrechte die stigen und kulturellen Gemeinsamkeiten der niedergelegt sind, zum Inhalt hat. Im Westen Belgrad kommt hinzu, daß die Stimmen Entspannung gefährde, weil sie eine Diffa• Nation hinzuweisen und die Forderung nach wächst mit jedem Tag, den die Belgrader der Opposition im Ostblock seltener und mierung der sozialistischen Auffassung und Freiheit und Menschenrechten für alle Deut• Konferenz näherkommt, die Unsicherheit, leiser geworden sind — nicht weil die Dis• Ordnung zum Ziele habe, wird mit östlicher schen zu erheben, damit die deutsche Spal• was mit diesem „Korb drei" anzufangen sei, sidenten ermüdeten, sondern weil die Unter• Terminologie zu begegnen sein, nach der tung überwunden werden kann. wenn die Abrechnung der Ergebnisse von drückungsmaßnahmen härter geworden Entspannungsbemühungen und friedliche Wenn die Politiker in der Bundesrepublik Helsinki erfolgt. sind. Die Sowjetunion hat, um ihren am Koexistenz ideologische Auseinandersetzun• Deutschland aufhören, diese Forderung zu Ende des Zweiten Weltkrieges erreichten Seit sich fast im gesamten Ostblock die gen nicht ausschließen. Der Westen kann artikulieren und wenn sie vor der uns von Macht- und Besitzstand zu sichern und Bürgerrechtsbewegungen zu rühren began• dieses Recht auch für sich in Anspruch neh• der „DDR" aufgezwungenen Auseinander• schriftlich zu fixieren, in Helsinki weit• nen und die östlichen Machthaber zu er• men. Belgrad bietet die Gelegenheit, die setzung kapitulieren sollten, dann erst müß• gehende Zugeständnisse gemacht — unter kennen gaben, daß sie die in der Helsinki- Kommunisten bei ihrem eigenen Wort zu ten die 17 Millionen Deutschen im anderen anderem das der konkreten Verpflichtung Schlußakte postulierten Freiheiten zu ge• nehmen. Im übrigen wird es dort auf eine Teil unseres gemeinsamen Vaterlandes alle auf die humanitären Rechte aller Menschen, währen nicht bereit sind, breitet sich im genaue Bestandsaufnahme des seit Helsinki Hoffnung verlieren. Dann würde aber auch also auch ihrer Bürger. Heute nun scheint Westen Verlegenheit aus. Die freie Welt Erreichten und Nichterreichten ankommen, der Anspruch auf die Wiedervereinigung sie sich dieses Besitzstandes so gewiß zu steht vor dem Dilemma, daß sie in Belgrad wobei die „Unterlassungssünden" im von der anderen Seite mit noch mehr Nach• sein, daß sie es nicht mehr für nötig er• auf eine Erörterung der Respektierung der menschlichen Bereich als entspannungshem- druck als bisher angemeldet werden. achtet, auf diese Vereinbarungen besondere humanitären Grundrechte nicht verzichten mende Elemente zu markieren sind. Das ist Rücksicht zu nehmen. Jedem sei der freie Tag und die Rast im kann, jedoch ein Scheitern der Konferenz wichtig