Expertise „Bedingungsfaktoren Des Und Biografische Verläufe Im Terrorismus Und Gewaltinteraktionistischen Undogmatischen

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Expertise „Bedingungsfaktoren Des Und Biografische Verläufe Im Terrorismus Und Gewaltinteraktionistischen Undogmatischen Expertise „Bedingungsfaktoren des und biografische Verläufe im Terrorismus und gewaltinteraktionistischen undogmatischen Linksradikalismus der 1970er und 1980er Jahre in der Bundesrepublik Deutschland“ vorgelegt und erarbeitet von Dipl. Pol. Dipl. Krim. Robert Matthies Dipl. Pol. Dipl. Krim. Nils Schuhmacher Erstellt im Auftrag des Projektmoduls „Neue Herausforderungen der pädagogischen Extremismusprävention bei jungen Menschen“ am Deutschen Jugendinstitut e. V. (DJI) Halle (Saale) im April 2014 Inhaltsverzeichnis Einleitung 3 1 Terminologische Verständigungen 7 1.1 Terrorismus 7 1.2 Radikaler Protest 10 1.3 Handlungsdimension: Gewalt 13 1.4 Karrieremodelle als analytischer Bezugspunkt 13 1.5 Überblick über die einbezogene Literatur 15 1.5.1 Mediendarstellungen 15 1.5.2 Narrative Selbstdarstellungen 15 1.5.3 Biografien und biografische Porträts 18 1.5.4 Weitere publizistische und empirische wissenschaftliche Beiträge 21 2 Darstellung empirischer Befunde 29 2.1 Terrorismus 29 2.1.1 Allgemeine Befunde 29 2.1.2 Sozialisatorische Einflussfaktoren 31 2.1.2.1 Soziale Lage 31 2.1.2.2 Familiäre Hintergründe 32 2.1.2.3 Schule/Ausbildung/Beruf 39 2.1.2.4 Zusammenfassung 42 2.1.3 Kulturelle und politische Rahmungen 43 2.1.3.1 Gesellschaftspolitischer Rahmen 43 2.1.3.2 (Jugend-)Kulturelle Referenzräume 46 2.1.3.3 Peer-Beziehungen 52 2.1.3.4 Ereignisse und Ereignisräume 54 2.1.3.5 Zusammenfassung 57 2.1.4 Verläufe sozialen und politischen Engagements 57 2.1.5 Wechselwirkungen mit dem Handeln von Instanzen sozialer Kontrolle 61 2.1.6 Gruppendynamiken 63 2.1.7 Zusammenfassung 66 2.1.8 Gender-Aspekte 67 2.1.9 Stufen- und Verlaufsmodelle 69 2.2 Radikaler Protest 71 2.2.1 Allgemeine Befunde 71 2.2.2 Sozialisatorische Einflussfaktoren 74 2.2.2.1 Soziale Lage 74 2.2.2.2 Familiäre Hintergründe 77 2.2.2.3 Schule/Ausbildung/Beruf 79 2.2.2.4 Zusammenfassung 80 2.2.3 Kulturelle und politische Rahmungen 81 2.2.3.1 Gesellschaftspolitischer Rahmen 81 1 2.2.3.2 (Jugend-)Kulturelle Referenzräume 83 2.2.3.3 Ereignisse und Ereignisräume 85 2.2.4 Verläufe sozialen und politischen Engagements 86 2.2.5 Wechselwirkungen mit dem Handeln von Instanzen sozialer Kontrolle 86 2.2.6 Zusammenfassung 88 2.2.7 Stufen- und Verlaufsmodelle 88 3 Abschließende Würdigung 91 Verwendete Literatur 93 Einleitung Gegenstand des hier vorgelegten Forschungsberichts sind zwei miteinander in Zusammenhang stehende Phänomenbereiche. Er behandelt zum einen „gewalttätigen undogmatischen Linksradikalismus“, zum anderen linken Terrorismus im Zeitfenster zwischen den ausgehenden 1960er und den ausgehenden 1980er Jahren in der Bundesrepublik Deutschland. Nicht nur auf den ersten Blick sind die beiden Phänomenbereiche unter- schiedlich geformt. Gegen ihre gemeinsame Darstellung lassen sich eine Reihe guter Gründe nennen: radikaler Protest – unter diesem Terminus lässt sich der „undogmatische Linksradikalismus“ fassen – beschreibt ein thematisch und personell weites Feld, Terrorismus stellt hingegen eine ausgesprochene Minderheitenstrategie dar; radikaler Protest ist ein soziales Geschehen, in dem politische Anliegen auf vielfältige Weise alltagskulturell verankert sind, Terrorismus tendiert zu einem spezialisierten ‚Berufsbild’, in dessen Rahmen die Einflüsse einer gelebten und lebbaren Gegenkultur verblassen; radikaler Protest formiert sich als ‚Spiel’ mit Macht und Herrschaft, Terrorismus macht ‚Ernst’; radikaler Protest ist zu einem guten Stück Ausdruck einer ‚Entziehung im gesellschaftlichen Inneren‘, Terrorismus ist ‚Erziehung von außen’ – die Liste ließe sich verlängern. Ihr gegenüber steht das Argument, dass Terrorismus personell und hinsichtlich seiner inhaltlichen Ziele in der überwiegenden Zahl der Fälle auf Praxen radikalen Protests aufbaut und in einem ähnlichen kulturell- politischen Umfeld verwurzelt ist. Wenn etwas auftritt, das Terrorismus genannt wird, dann lassen sich jedenfalls Prozesse der ‚Radikalisierung’ (von Personen, Gruppen und Konflikten) rekonstruieren. Die Geschichte radikalen Protests reicht deshalb nicht zwangsläufig in den Terrorismus hinein (real ist dies der unwahrscheinliche Fall); die Geschichte des Terrorismus aber in der Regel in radikalen Protest zurück. Immer wieder treten in diesem Zusammenhang ähnliche Fragen auf: Bis zu welchem Punkt der Entwicklung eines Konflikts müssen solche Rekonstruktionen sinnvollerweise reichen, damit sie Erklärungskraft annehmen? Welche Aspekte – (individual- und gruppen-)psychologische, soziologi- sche, politische, interaktionsbezogene – sind in diesen Rekonstruktionen in besonderer Weise zu berücksichtigen (und welche nicht)? Wie sieht es schließlich mit den Übertragungsmöglichkeiten vorliegender Erkenntnisse auf neuere Formen und Richtungen von radikalem Protest und Terrorismus aus? Lassen sich analoge Muster erkennen und wenn ja, liegen diese im individuellen Bereich, im Wesen ideologischer Formie- rung oder vor allem in ähnlichen Interaktionsdynamiken, die sich zwi- schen ‚Radikalisierenden’, den sie Bekämpfenden und zu interessieren- den Dritten entfalten? Gerade auf die Bedeutung des letzten Punktes ist im Rahmen des hier vorgestellten Forschungsberichtes hinzuweisen. In der Übertragung von 3 Befunden ist zumindest in Rechnung zu stellen, dass Konfliktkonstellationen in ihrer Entstehung wie in ihren Verläufen nur im Lichte der spezifischen gesellschaftlichen Bedingungen zu verstehen sind, die sie fundieren und rahmen. So dürfte es möglich sein, bestimmte Faktoren – die ‚präpolitische’ Gruppenbildung in alltagskulturellen Kontexten, den ‚Sog’ von politischen Ereignissen und Spannungen, die Konfliktinteraktionen mit Instanzen sozialer Kontrolle – als allgemein relevant zu identifizieren. Hinsichtlich der Ausgestaltung und Richtung der Konflikte enden jedoch die Parallelitäten und es rückt die Frage in den Vordergrund, auf welche politischen und sozialstrukturellen ‚Probleme’ die Akteurinnen und Akteure aus welcher Perspektive reagieren, das heißt eben auch: welche kulturellen und politischen Überzeugungssysteme sie besitzen oder entwickeln. Der hier vorgelegte Forschungsbericht, der auftragsgemäß die bestehende wissenschaftliche und publizistische Literatur nach Erkenntnissen über Bedingungsfaktoren des und biografische Verläufe im Terrorismus und gewaltinteraktionistischen undogmatischen Linksradikalismus der 1970er und 1980er Jahre in der Bundesrepublik Deutschland sichtet, stützt diesen Befund in vielerlei Hinsicht. Seine Grundlage bildet die im Anhang dokumentierte Literaturliste. Eine umfassende Bibliografie zum Thema war weder Gegenstand des Auftrags noch dürfte ihre Erstellung angesichts der Fülle des insbesondere zum Phä- nomenbereich „Terrorismus“ publizierten Materials erkenntnisfördernd sein. Dies ist nicht zuletzt deshalb so, weil sich Vieles an Publiziertem auf wenig empirisch selbst erhobenes (oder abgesichertes) Material stützt, Redundanzen also die Regel sind. In Bezug auf gewalttätig verlaufende Proteste muss eine solche Aufgabe aus anderen Gründen, nämlich an der Unmöglichkeit scheitern, ein dazugehöriges Akteursfeld verlässlich zu kon- turieren. Aus diesem Grunde beschränkt sich die Darstellung zu diesem Punkt auf ausgewählte (Forschungs-)Literatur, die spontaneistische und autonome Strömungen der 1970er und 1980er Jahre zum Gegenstand hat, denen eine besondere Involviertheit in gewaltsam verlaufende Konflikte attestiert wird. Da es sich bei „Terrorismus“ und mehr noch bei „Gewaltbereitschaft“ um Schlagworte mit großer Bandbreite und Assoziationskraft handelt, halten wir es für geboten, dem Bericht einige eigene Definitionen voranzustellen. Die dann folgende Darstellung empirischer Befunde ist wie folgt aufgebaut: Sie unterteilt zum Ersten zwischen Befunden zum Terrorismus und zu radi- kalem Protest (Gliederungsebene 2.1 und 2.2). Sie differenziert zum Zweiten die jeweiligen Befunde entlang zentraler sozialisationsbezogener und weiterer relevanter Entwicklungskontexte und -dimensionen aus (Gliede- rungsebenen 2.1.2 bis 2.2.7 und 2.1.2.1 bis 2.2.3.3). Innerhalb der einzelnen Punkte werden die Befunde zum Dritten sortiert nach zentralen Sinneinheiten (Topoi), die in den vorliegenden Darstellungen präsentiert werden (Unterteilung im Fließtext).1 Der Bericht endet mit einigen zusammenfassenden Anmerkungen zur Ge- neralisierbarkeit und Übertragungsfähigkeit der hier vorgestellten und gewichteten Ergebnisse und Erkenntnisse auf heutige Phänomene und Her- ausforderungen.2 1 Obwohl zunächst geplant, bietet sich eine nach Textsorten (Medien, Publizistik, Wissenschaft, Selbstdarstellungen) getrennte Darstellung der Befunde nicht durchgehend an. Dies hat vor allem damit zu tun, dass biografische, publizistische und letztlich auch der überaus größte Teil wissenschaftlicher Arbeiten an manchen Punkten auf die immer gleichen Quellen – d. s. vornehmlich die Selbstdarstellungen der Akteurinnen und Akteure – zugreifen. 2 Zur Frage der Übertragungsmöglichkeiten von Erkenntnissen zum bundesdeutschen Terroris- mus der 1970er Jahre auf heutige Herausforderungen bzw. zu Parallelen der Phänomene fin - den sich insgesamt wenige Beiträge. Konkret widmet sich diesem Aspekt etwa Böllinger 2002; zu einer allgemeinen Prognostik siehe auch Scheerer 2002; Hess 2006. 5 1 Terminologische Verständigungen 1.1 Terrorismus Definitionstheoretisch gesprochen ist Terrorismus jeweils das, was als Ter- rorismus bezeichnet wird. Sein Verständnis ergibt sich also primär weniger de- als askriptiv. Gleichzeitig ist damit die Benennung von wissenschaftli- chen Definitionskriterien nicht obsolet, dies allein schon nicht, weil ein Ordnungsrahmen
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