Die Rote Armee Fraktion (Raf) Als Kulturelles Phänomen: Repräsentationen in Literarischen Texten Und Anderen Kulturellen Produkten
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ABSTRACT Title of Document: DIE ROTE ARMEE FRAKTION (RAF) ALS KULTURELLES PHÄNOMEN: REPRÄSENTATIONEN IN LITERARISCHEN TEXTEN UND ANDEREN KULTURELLEN PRODUKTEN Sylvia Naylor, Doctor of Philosophy, 2009 Directed By: Professor Elke P. Frederiksen, Germanic Studies The Red Army Faction (RAF), a radical West German left-wing terrorist group that existed from 1970 to 1998, has been the focus of numerous literary and non-literary texts. I argue that due to the appearance of the RAF in a wide variety of cultural products, such as literary texts, art, music, movies, and the media, one must now examine the RAF as a part of German cultural discourses. I analyze a broad spectrum of texts that are representative of the various portrayals of the RAF over the years, including the short story Lenau by Günter Herburger (1972), the drawing Gruppenbild mit Dame by Gerboth (1972), the film Die bleierne Zeit by Margarethe von Trotta (1981), the drama Berliner November by Holger Teschke (1987), the drama Leviathan by Dea Loher (1993), the drama Rinderwahnsinn by John von Düffel (1999), the painting Meinhof by Johannes Kahrs (2001), the film Baader by Christopher Roth (2002), and newspaper articles from the 1970s to the present. This research project presents an interdisciplinary analysis, incorporating the methodological paradigms of New Historicism and Gender Studies, in order to examine the RAF as a cultural phenomenon. I investigate the portrayal of the RAF in literary and non-literary texts since 1970 with the purpose of understanding how the representations in these texts can be interpreted as products of the political, cultural, and social environment from which they arose. This dissertation analyzes numerous aspects of the RAF discourse, including: (1) how did representations of the RAF in different areas, such as politics, literary texts, and the media contrast and/or influence each other? (2) how did portrayals of the RAF differ in West and East Germany? (3) how did representations of the RAF change over the years? and (4) how were female RAF members depicted in literary and non-literary texts and what role did gender identity in German society play in these depictions? DIE ROTE ARMEE FRAKTION (RAF) ALS KULTURELLES PHÄNOMEN: REPRÄSENTATIONEN IN LITERARISCHEN TEXTEN UND ANDEREN KULTURELLEN PRODUKTEN By Sylvia Naylor Dissertation submitted to the Faculty of the Graduate School of the University of Maryland, College Park, in partial fulfillment of the requirements for the degree of Doctor of Philosophy 2009 Advisory Committee: Professor Elke P. Frederiksen, Chair Professor Gabriele Strauch Professor Peter Beicken Professor Julie Koser Professor James Harris © Copyright by Sylvia Naylor 2009 Vorwort Meine erste Begegnung mit der RAF ist auf das Frühjahr 2000 zurückzuführen, als ich Germanistik an der Adam Mickiewicz Universität in Posen in Polen studierte. In einem der landeskundlichen Vorträge ging meine Professorin Dorota Masiakowska auf die wichtigsten Ereignisse der 1960er und 1970er Jahre in der BRD ein. Neben Geburtsraten, Lebenserwartung, Studentenbewegung und Ostpolitik behandelte sie auch die terroristischen Bürgertöchter und Bürgersöhne der Roten Armee Fraktion (RAF) und die Kontroversen, die mit ihnen im Zusammenhang standen, wie z.B. die Verwicklung der Intellektuellen in den terroristischen Diskurs am Beispiel von Heinrich Böll. Bis jetzt habe ich die jungen Gesichter der roten TerroristInnen vor Augen behalten, die mir von den Fahndungsplakaten entgegenblickten, die sie uns zeigte. Auch heute noch kann ich mich an die Fragen erinnern, die sich in mir erhoben: Was hat diese jungen gebildeten Leute dazu bewegt, das westdeutsche System mit Bomben und Granaten zu bekämpfen? Warum waren so viele Frauen an der Gruppe beteiligt? Wie hat die BRD-Öffentlichkeit diesen Terror empfunden und beurteilt? Hat sich Böll gegen die Angriffe der Öffentlichkeit zur Wehr gesetzt? Mit diesen Fragen zuerst im Hinterkopf verstaut, begab ich mich zur Sprechstunde meiner Professorin und bat sie, mir weiterführende Literatur zu diesem Thema zu empfehlen. Unter ihren Vorschlägen befand sich u.a. Bölls Erzählung Die verlorene Ehre der Katharina Blum, die ich in einem Zug las. Ich war beeindruckt und betroffen, habe mich aber wegen vieler anderer obligatorischer Beschäftigungen und Verpflichtungen, die mein Studium voraussetzte, mit diesem Thema nicht weiter beschäftigt. ii Einige Jahre später nahm ich mein Doktorandenstudium an der University of Maryland in College Park auf und belegte im Rahmen dessen ein Seminar mit dem Titel „Introduction to Germanic Studies“ unter der Leitung meiner späteren Doktormutter Prof. Elke Frederiksen. In diesem spannenden Seminar setzten wir uns u.a. mit den neuesten Entwicklungen und Tendenzen auf dem Gebiet der German Studies auseinander. Als eine der Voraussetzungen für den erfolgreichen Abschluß des Seminars galt es, eine Seminararbeit zu verfassen, in der man einen der theoretischen Ansätze einsetzte und anhand entweder literarischer oder nicht literarischer Texte anwandte. Da ich vom interdisziplinären und neuartigen Charakter des New Historicism von Anfang an fasziniert war, entschloß ich mich, diesen Ansatz zu benutzen. Auch über die Texte, die mit Hilfe des New Historicism behandelt werden sollte, mußte ich nicht lange nachdenken: Bölls „Will Ulrike Gnade oder freies Geleit?“ und Die verlorene Ehre der Katharina Blum kamen mir sofort in den Sinn! Und so habe ich diese spannende und anregende Reise in die Welt des RAF- Diskurses angetreten. Das Ergebnis dieser Exkursion stellt dieses umfassende Projekt dar, das sich aus historischen, literarischen und kulturellen Untersuchungen und Befunden zur RAF zusammensetzt und sich bemüht, den kulturellen Charakter der RAF und das Zusammengehören der vielen verschiedenen Diskurse aufzuzeigen. Das Abschließen dieser Arbeit wäre ohne Mithilfe und Unterstützung vieler unglaublicher Menschen nicht möglich gewesen, die an dieser Stelle erwähnt werden sollten: in erster Linie mein Mann Chris Naylor, der dem Engel der Geduld ähnlich mit mir viele lange Samstage in der Library of Congress vor dem Mikrofilmlesegerät und im Kopierraum verbrachte und dessen Liebe, Ermutigung und Verständnis mich iii immer wieder weiter brachten. Dann meine Eltern Jozef und Bozena Grela und meine Schwester Kinga, deren bedingungslose Liebe mehrmals eine wirksame Salbe für schwierige Tage war; meine Großmütter Stasia und Krysia, die meine größten Anhängerinnen sind und deren tägliche Rosenkranzgebete mir Mut und Hoffnung einflößten; meine wunderbare und aufmerksame Betreuerin Dr. Elke Frederiksen, ohne deren Ratschläge, Hinweise und Ansporn das Projekt in dieser Gestalt nie zustande gekommen wäre; die Germanistikabteilung und die Graduate School der University of Maryland, die mir meinen Forschungsaufenthalt in Deutschland im Sommer 2008 ermöglichten; die MitarbeiterInnen der drei deutschen Archive (Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde, Bundesarchiv Koblenz und Hamburger Institut für Sozialforschung), die mir während meiner Forschung mit Rat und Tat zur Seite standen, die komplizierten Gesetze des bundesdeutschen Copyrights geduldig erklärten und nicht selten Himmel und Erde in Bewegung setzen mußten, so daß ich mir die ersehnten Dokumente so schnell wie möglich ansehen konnte; Professoren und Professorinnen der Germanistikabteilung der University of Maryland, die mich immer wieder auf interessante Beiträge zur RAF aufmerksam machten; meine Freundin Katharina Rudolf, deren Freundschaft mir Stärke verlieh und deren editorische Ratschläge sehr hilfreich waren; Dr. Kenneth W. Heger, dessen moralische Unterstützung ich zu schätzen weiß. Und schließlich möchte ich mich bei meinen verständnisvollen Vorgesetzten im National Archives and Records Administration in College Park bedanken, allen voran Ann Cummings und Pat Anderson, die sich nie beschwerten, daß ich wiederum einige freie Tage nehmen mußte, um an meiner Dissertation zu schreiben. iv Für meinen Mann Chris, auf den ich mich immer verlassen kann. v Inhaltsverzeichnis Vorwort ........................................................................................................................ ii Inhaltsverzeichnis ...................................................................................................... vi Liste der Abbildungen ............................................................................................. viii Einleitung ..................................................................................................................... 1 Kapitel I: Theoretische Ansätze und Historischer Hintergrund .......................... 18 1. Theoretische Ansätze – New Historicism und Gender Studien .......................... 18 New Historicism – Geschichtlichkeit der Texte und Textualität der Geschichte 19 Gender Studien – Gender als analytisches Konzept ........................................... 26 2. Historischer Hintergrund – Die Rote Armee Fraktion (RAF) im globalen Kontext der 1960er und 1970er Jahre ..................................................................... 36 Deutsche Studenten- und Frauenbewegung ........................................................ 36 Die RAF: Entstehung – Geschichte – Wirkung .................................................. 41 Kapitel II: Das Politische wird kulturell, das Kulturelle wird politisch – (Re)präsentationen des RAF-Diskurses in den 1970er Jahren ............................. 50 1. Einmischung nicht erwünscht – Der Diskurs der (intellektuellen) Sympathisanten im Kontext des RAF-Diskurses