Der Nervenarzt

Historisches

Nervenarzt Birgit Braun1 · Johannes Kornhuber2 https://doi.org/10.1007/s00115-021-01153-6 1 Abteilung für Psychosomatische Medizin, Universitätsklinikum Regensburg, Regensburg, Deutschland Eingegangen: 30. Dezember 2020 2 Psychiatrische und Psychotherapeutische Klinik, Friedrich-Alexander-Universität -Nürnberg, Angenommen: 18. April 2021 Erlangen, Deutschland © Der/die Autor(en) 2021 Gustav Nikolaus Specht (1860–1940) Sein Einfluss auf die Nosologie Kraepelins und Annäherungen an seine Position im Nationalsozialismus

Hintergrund Da Specht bereits 1934, ein Jahr promoviert wurde (vgl. [51]). Seine erste nach der Machtübernahme Hitlers Assistentenstelle trat Specht, da „[d]er Specht steht am Beginn der Abspaltung (1889–1945), emeritiert wurde, gab es praktischeArzt[...]damalsnoch(s)ein der Anstaltspsychiatrie von der univer- bislang kein Interesse an der wissen- Ideal“ [1] war, am Bürgerspital Frankfurt sitären Psychiatrie. Im ausgehenden 19. schaflichen Aufarbeitung seiner Positio- a. M. an. Im Sommer 1884 ging er zu Jahrhundert ist er konfrontiert mit der neninnerhalbdernationalsozialistischen Studienzwecken nach Berlin. Auch das zunehmenden Tendenz der deutsch- Psychiatrie. Trotz spärlicher Datenlage Wintersemester 1884/1885 verbrach- sprachigen Psychiatrie hin zur reinen unternehmen die Autoren erstmals eine te er dort, zumal er sich durch Carl Gehirnpsychiatrie. „Die prominentes- Annäherung an diesen bisher ausge- Westphal (1833–1890) und Emanuel ten Vertreter dieser Richtung waren der sparten wichtigen werkbiographischen Mendel (1839–1907) zunehmend für die Wiener Ordinarius Teodor Meynert Aspekt. Fachdisziplin der Psychiatrie faszinieren (1833–1892) sowie der Breslauer Ordi- ließ. narius Carl Wernicke (1848–1905)“ [6]. Spechts Leben und Werk Specht kehrte nach Franken zurück, Auch Specht wurde von Anton Bumm woimmittelfränkischenErlangen,knapp (1849–1903), einem Schüler Bernhard Gustav Nikolaus Specht wurde am 20km entfernt von Nürnberg, 1846 die von Guddens (1824–1886), eingeführt 25.12.1860 als 10. Kind des Kaufmanns erste bayerische Kreisirrenanstalt eröff- in experimentell-anatomische Untersu- Adolph Gottfried Hermann Eduard net worden war (vgl. [9]). Dort wurde chungen am Nervensystem. Nach 1900 Specht und seiner Ehefrau Maria Chris- Specht ausgebildet von Friedrich Wil- war die Ära der strikten „Hirnpsychia- tina, geb. Will, im unterfränkischen helm Hagen und Anton Bumm (vgl. trie“jedochwiedervorbeiundallmählich Schweinfurt geboren. Nach dortigem [69]). „Man darf sich bei dieser Ge- fand die sich parallel zur zunehmen- Besuch der Volksschule und des huma- legenheit der gewaltigen Bedeutung den Bedeutung der Gehirnpathologie nistischen Gymnasiums nahm Gustav erinnern, welche der Psychiatrie damals entwickelnde klinische Schule in Emil Specht 1879 sein Medizinstudium in in Erlangen und früher als anderswo Kraepelin (1856–1926) ihren Höhepunkt München auf. Am 10.04.1880 wurde zukam“ [22], so der Specht-Schüler und (vgl. [25]). Specht, der unter Wilhelm Gustav Specht „[i]m Frieden auf Grund spätere „T4“-Gutachter Berthold Kihn Hagen (1814–1888) auch die rein psy- §36 d. Ersatzordnung als dauernd mili- (1895–1964; vgl. [5, 11]). In den folgen- chologische Betrachtungsweise kennen tär-untauglich[...]ausgemustert“[1], so den18Jahren(23.03.1885bis30.09.1903) und schätzen gelernt hatte (vgl. [55]), ist es festgehalten unter der Rubrik „Mi- arbeitete Specht in der Erlanger Psychi- näherte sich klinisch-psychologisch der litärverhältnisse“ auf der Personenkarte atrie als Assistenzarzt, in der Folge als Paranoiafrage, die Kraepelin wieder in Spechts des Universitätsarchives Erlan- „II. Hilfsarzt“ [1] und schließlich als den Vordergrund der psychiatrischen gen. Zum Grund für Spechts militärische Oberarzt. Im Sommer 1889 legte Specht Streitfrage gebracht hatte (vgl. [48]). Untauglichkeit lässt sich nur spekulieren. sein Physikatsexamen als Prüfung für DervorliegendeArtikelbehandeltins- Zwei Semester des 5-jährigen Studiums den ärztlichen Staatsdienst in München besondere die Position Spechts innerhalb verbrachte Specht in Würzburg. Er be- ab und wurde zum königlichen Oberarzt der von Kraepelin ausgehenden psycho- endete sein Studium in München, wo der Kreisirrenanstalt Erlangen benannt. pathologisch-nosologischen Diskussion. er am 27.02.1884 seine Approbation er- Die Universität Erlangen ist eine der hielt und am 10.04.1884 zum Dr. med. ältesten Pflegstätten der Psychiatrie. Be-

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„dem akademische Bestrebungen fern er zwei Söhne, Hermann und Wilhelm, lagen“ [25], so sein späterer Schüler Karl hatte. Kleist (1879–1960), in der psychiatri- Am 29.06.1903 kam es zum Vertrags- schen Fachwelt bekannt werden. Specht schluss zwischen der Friedrich-Alexan- betonte, die Mystik des Philosophen, der-Universität und der Kreisvertretung Schrifstellers und Okkultisten Carl du von Mittelfranken. Das Extraordinariat Prel (1839–1899; vgl. [38, 50]) decke für Psychiatrie wurde in ein Ordina- sich nicht mit dem, was man sonst unter riat umgewandelt, Specht wurde am Mystik verstehe; Specht intendierte, „all’ 01.10.1903 zum ordentlichen Professor den durch die du Prel’schen Auseinan- ernannt – unter Aufgabe seiner Stellung dersetzungen in ihren Anschauungen als Oberarzt an der Kreisirrenanstalt. über psychiatrische Fragen irregelei- Er wurde Direktor der in einer beson- teten Laien ein Licht aufzustecken“ deren Abteilung der Kreisirrenanstalt [52]. Auch im weiteren Verlauf blieb es untergebrachten Psychiatrischen Uni- Spechts Anliegen, dem „Aberglauben“ versitäts-Klinik (. Abb. 1). 1911, also in [61] entgegenzutreten: „Das Unkraut demJahr,inwelchemdersozialpsych- desAberglaubenshatkaumirgendwo iatrisch aktive Gustav Kolb (1870–1938) einen so günstigen Boden gefunden, wie die Nachfolge August Würschmidts als im Traumleben, und doch ist es auch Anstaltsdirektor antrat (vgl. [10]), bezog wieder derselbe dufige Stoff, aus dem die Specht Stellung zu der vielumstrittenen Märchendichtung und sonst die Poesie Familienpflege der Geisteskranken (vgl. goldige Fäden gesponnen“ [61]. [10, 62]). Specht initiierte eine Vorle- Abb. 1 8 PortraitGustavSpechts.(Aus[15]) Die Berufung Bumms nach München sung über die soziale und gerichtliche im Herbst 1896 veranlasste Specht, „un- Bedeutung von „Geistesstörungen“ für verhofindenakademischenBeruf[...] HörerallerFakultäten.Erwidmeteeine reits im Wintersemester 1818/1819 hielt einzuschwenken“ [1]. Specht zeichnete Wochenstunde seiner Vorlesung der ge- Johann Michael Leupoldt (1794–1874) sich durch „eine längere Erfahrung in richtlichen Psychiatrie und etablierte ein als Privatdozent in Erlangen ein Kolleg Dingen der Anstaltsleitung“ [78]aus gerichtlich-psychiatrisches Praktikum. über Geistesstörungen, wohingegen Psy- und galt als „scharfsinniger und wis- Spechts wissenschafliche Auseinan- chiatrie erst 1862 zum Prüfungsfach in senschaflich gut geschulter Psychiater“ dersetzung mit dem Querulantenwahn- Bayern wurde. Vor diesem Hintergrund [78]. Sechs Monate lang leitete Specht sinn und sein besonderes Interesse für kann es – entsprechend der Archivun- die Anstalt kommissarisch als stellvertre- die gerichtliche Psychiatrie bedingten terlagen – als geschichtlich feststehende tender Direktor. Zum Anstaltsdirektor sich gegenseitig. „Das Krankheitsbild Tatsache gelten, dass die erste bayerische wurde August Würschmidt (gest. 1919) des Querulantenwahnsinns ist mehr als Kreisirrenanstalt„nurumderUniversität als „praktisch bewährter Fachmann“[25] jede andere Form geistiger Störung ganz willen nach Erlangen verlegt worden ist. am 01.04.1897 ernannt, Specht hinge- dazu angetan, den Richter wie den Ver- Um diese[s] Zweck[es] willen hat man gen ab 17.03.1897 unter Beibehaltung waltungsbeamten bei seinen beruflichen selbst die für den Kreis Mittelfranken der Oberarztstelle in der Kreisirrenan- Entscheidungen in schwere Gewissens- ungünstige excentrische Lage Erlangens stalt nicht beamteter außerplanmäßiger nöte und in eine quälende Unsicherheit mit in Kauf genommen“ [1]. Nachdem „Professor für Psychiatrie und Psychia- zu versetzen“ [63], so Specht 1912. bayernweit Psychiatrie neun Jahre lang trische Klinik“ [80]. Um eine adäquate Specht war ein gefragter Gutachter vor Prüfungsfach gewesen war, wurde es in- Ausbildung der Mediziner im Fachge- Gericht und referierte regelmäßig in der folge der Gleichschaltung mit Preußen biet der Psychiatrie zu gewährleisten, von ihm mitbegründeten juristisch-psy- 1871 wieder abgeschaf. Erst 30 Jahre galt es, eine eigene Klinik mit dem ent- chologischen Gesellschaf sowie in der später legte man mit der neuen Prü- sprechenden Patientengut aufzubauen mittelfränkischen Vereinigung für Psy- fungsordnung für Ärzte vom 28.05.1901 (vgl. [27]). Specht unternahm zeitin- chiatrie und Neurologie, deren Initiator deutschlandweit die „Irrenheilkunde“ als tensive Verhandlungen zwischen der er war (vgl. [25]). Prüfungsfach fest (vgl. [41]). „Nun zeig- Universität und der Kreisvertretung von NachdenerstenzehnJahrenwardie te sich auf einmal ausgerechnet Erlan- Mittelfranken. Erlanger Universitätspsychiatrie gut in- gen, die alte Pflegstätte der Psychiatrie, Zur Vertiefung seiner theoretischen nerhalb der medizinischen Fakultät inte- im Rückstand“ [41], zumal „[d]ie ers- Kenntnisse frequentierte Specht vom griert und Specht stand als Prorektor an te selbstständige deutsche psychiatrische 24.04. bis zum 28.05.1899 Wilhelm der Spitze der unter königlicher Rekto- Klinik [...] bereits 1878 in Heidelberg Wundts (1832–1920) Laboratorium für ratswürde stehenden Universität. Specht errichtet worden“ [41]war. experimentelle Psychologie in Leipzig. ergänzte 1913 die von Karl Bonhoef- Spechts Erstlingsschrif von 1891 Am 15.08.1901 heiratete Specht in Nürn- fer (1868–1948) entwickelte Lehre von zur „Mystik im Irrsinn“ [52]ließihn, berg Anna Elise Birkner, mit welcher den symptomatischen Psychosen um die

Der Nervenarzt Zusammenfassung · Abstract depressiven Zustände (vgl. [64]). „Wis- Nervenarzt https://doi.org/10.1007/s00115-021-01153-6 senschaflich war Specht in gewisser Be- © Der/die Autor(en) 2021 ziehung ein Gegenspieler von Bonhoef- fer“ [30], so der spätere Specht-Schü- B. Braun · J. Kornhuber ler Karl Leonhard (1904–1988; vgl. [8, Gustav Nikolaus Specht (1860–1940). Sein Einfluss auf die 30]). Dass exogene Psychosen mit ei- Nosologie Kraepelins und Annäherungen an seine Position im nem depressiven Syndrom einhergehen Nationalsozialismus können, veranschaulichte Specht mit den Fallgeschichten einer Kohlenoxydvergif- Zusammenfassung Hinführung. tung sowie einer Influenzamelancholie: Gustav Specht steht am – bei fremddiagnostischem Verdacht auf Anfang der Erlanger Universitätspsychiatrie. zyklothymes Temperament – zweimalig „[b]eide Fälle haben das Besondere, dass 80 Jahre nach seinem Tod untersucht der exogen reaktiv depressiv erkrankt. ich dabei Beobachter und Patient in ei- vorliegende Artikel insbesondere die Rolle Diskussion. Durch seine Forschungsarbeiten ner Person gewesen und dass ich des- Spechts bei der von Kraepelin ausgehen- zum pathologischen Affekt in der chronischen halb in zweifacher Beziehung berechtigt den psychopathologisch-nosologischen Paranoia beeinflusste Specht die zeitge- bin, daran meine Betrachtungen anzu- Diskussion. Trotz spärlicher Datenlage nössische psychopathologische Diskussion unternehmen die Autoren erstmals eine nachhaltig. Spechts Perspektivenwechsel schließen. Es ist schon eine Reihe von Annäherung an Spechts Positionen innerhalb in puncto „Erbgesundheit“ lässt sich Jahren her, da wurde ich durch allmäh- der nationalsozialistischenPsychiatrie. interpretieren als Anpassung an das NS- lichund schubweise sichverschlimmern- Methode. Relevantes archivalisches Material Regime. depsychisch-nervöseKrankheitserschei- sowie Primär- und Sekundärliteratur wurden Schlussfolgerung. Das Werk Gustav nungen in ernste Sorge versetzt [...]. ausgewertet. Spechts kann u.a. dazu anregen, einen Ergebnisse. Specht wurde 1897 zum interdisziplinären psychopathologischen Nach etwa dreiwöchiger Dauer sah das außerplanmäßigen Professor und 1903 zum Diskurs zu kultivieren. Gesamtbild folgendermaßen aus: tags- ersten Ordinarius für Psychiatrie in Erlangen über war das Gefühl der Gedrücktheit ernannt. Specht arbeitete die Bedeutung Schlüsselwörter und psychomotorischen Schlaffheit nicht des manischen Elementes in der Paranoia Chronische Manie · Paranoiafrage · Zeitge- mehr loszubekommen, nachts kam es zu heraus. Specht ergänzte den sog. „exogenen nössische psychopathologische Diskussion · Reaktionstypus“ Bonhoeffers 1913 um die Erbgesundheit · Exogen depressiver so schweren Angstbeklemmungen, dass depressiven Zustandsbilder; er selbst war Reaktionstypus ich mehrmals nahe daran war, mich aus demFensterzustürzen[...].Ichwareben daran, mir, weil ich mich meiner selber Gustav Nikolaus Specht (1860–1940). His impact on Kraepelin’s nichtmehrsicherfühlte,fürdieNachtei- nosology and approaches to his position in National Socialism ne Pflegewache zu bestellen, da kam ich durch einen Zufall darauf, dass hinter Abstract dem ganzen Krankheitsbilde eine exoge- Introduction. Gustav Specht (1860–1940) in the view of some colleagues suspected of having a cyclothyme temperament and twice ne Ursache stecken könne“ [64]. Specht represents the beginning of the university in Erlangen. 80 years after his suffered from exogenous depressive reaction. war „Opfer einer Vergifung mit Leucht- death, this article focuses on Specht’s role in Discussion. Specht’s research studies on the gas geworden“ [64], das er „während der the psychopathologic nosological discussion pathological affect in chronic paranoia influ- Vorlesung aus einem versehentlich of- initiated by Kraepelin. Despite the sparse enced the contemporary psychopathological fen gebliebenen Gasrohr in refracta dosi data situation, the authors approach for the discussion in a sustainable manner. Specht’s change of attitude towards eugenic measures eingeatmet hatte“ [64]. Spechts „zwei- first time Specht’s position within psychiatry under National Socialism. can be interpreted as an adaptation to the te Selbstbeobachtung [...] ist mit drei Methods. The relevant primary and secondary National Socialist regime. Worten abgemacht. Vor einigen Jahren literature as well as archival sources were Conclusion. The work of Gustav Specht war ich an einer schweren Influenza er- evaluated. can stimulate the cultivation of an krankt und im unmittelbaren Anschluss Results. In 1897 Specht was appointed interdisciplinary psychopathological discourse. daran stellte sich eine etwa achttägige Hy- supernumerary professor and in 1903 the first full professor for psychiatry in Erlangen. pomelancholie ein, an deren Symptom- Specht elaborated the role of the manic Keywords gestaltung auch kein Pinselstrich fehlte“ element in paranoia. Specht added the Chronic mania · Paranoia · Contemporary [64].InsbesondereverwiesSpechtaufdas depressive reaction to Bonhoeffers “exogenic psychopathological discussion · Hereditary „ganz elementare, ohne jede Vermittlung reaction type” in 1913; Specht himself was health · Exogenous depressive reaction trübseligerGedankenundohnebesonde- re Seelenqual aufretende Gefühl des Le- bensüberdrusses“ [64]. Specht betonte, er unvermittelten Zustand von Melancholie manche seiner Kollegen „jedoch, dass sei von körperlichem Unbehagen, Schlaf- zu überwinden hatte. Von dieser Melan- ihm ein zyklothymes Temperament ei- störungenundSchmerzenseelischsowe- cholie habe niemand etwas zu hören be- gen sei und im Zusammenhang damit nig affiziert gewesen, dass er schon seine kommen, auch seine nächste Umgebung wohl ohne äußere Ursache einmal ei- beruflicheTätigkeitwiederaufnahm,wo- nicht (vgl. [64]), so seine Eigenwahrneh- ne ernstere Schwankung depressiver Art bei er jedoch einen psychologisch ganz mung. Karl Leonhard zufolge dachten aufgetreten sei. Daß er von zyklothymem

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Ziel sind, wusste er allerdings von jeher“ [25],soKleist.Esseizuzugeben,„dassmit der Einbeziehung des anatomisch und physiologisch jetzt erheblich geklärten vegetativen Nervensystems in die psy- chiatrische Forschung wieder ein Stück Hirngebiet für die Psychiatrie gewonnen ist, und das allein ist schon der Rede wert“ [68], so Specht 1923. Im darauffol- genden Jahr schrieb er zur Beziehung von Psychovegetativum und Zwischenhirn in LudwigRobertMüllers(1870–1962)„Le- bensnerven und Lebenstriebe“ [70]. Am 06.01.1923 wurde Specht „[g]ele- gentlich der Wiedereinführung anerken- nender Titel für verdienstvolle Gelehr- te“ [15] zum Geheimen Medizinalrat er- nannt. Dies war eine besondere Aner- kennung seiner Forscher- und vor allem Abb. 2 9 Reser- Lehrtätigkeit. Specht war mehrmals De- ve-Lazarett Erlan- kan der Medizinischen Fakultät. gen. Meldung Gus- Nach Kleist fasste Specht nicht al- tav Spechts vom 30.03.1915. (Aus les, was seine Mitarbeiter als seine „Ein- [75], III.41.S.1, Ei- sichten kannten, schwarz auf weiß“ [25]. gentum des Stadt- Specht hat „verhältnismäßig wenig ge- archivs Erlangen, schrieben, aber was er schrieb, das hatte mit freundlicher Ge- Hand und Fuß, war wohl durchdacht und nehmigung) in eine Form gegossen“[15],soseinSchü- ler Gottfried Ewald (1888–1963). In der Temperament war, kann man wohl be- gen eine „weitere psychologische Vertie- Tat schrieb Specht in den zehn auf seinen stätigen“ [30]. fungdes scheinbarBekanntenund[...] Beitrag zu L. R. Müllers Lehrbuch von Specht, dem der Bau einer räumlich Schärfung des Blickes für bisher Ver- 1924 folgenden Jahren nur 1930 einen selbstständigen Klinik bereits genehmigt kanntes“ [67] sowie „für die Zukunf ein Beitrag über das Isolieren für die Fest- worden war (vgl. [22]), sah durch Kriegs- Ergebnis von nicht zu unterschätzendem schrif Wilhelm Weygandts (1870–1939) ausbruch seinen Bestrebungen ein vor- Dauerwert“ [67]alsResultate.Kritisch (vgl. [71]). läufiges Ende gesetzt. Er bemühte sich positionierte sichSpechtzuderinderMi- Vom 22.02.1934 findet sich der Be- stattdessen um eine bessere Ausgestal- litärpsychiatrie angewandten „psychoge- scheideinesVertretersdesNationalsozia- tung der vorhandenen Klinik mit Fokus ne[n] Terapie“ [67]. Er sah darin ei- listischen Deutschen Studentenbundes, auf die Optimierung der gegebenen Ver- ne von den üblichen Grundsätzen gra- Hochschulgruppe Erlangen, an Hans hältnisse (vgl. [75]). vierend abweichende Behandlungsethik Schemm (1891–1935) als Bayerischen Für die Dauer seiner freiwillig über- und einen Rückschritt hin zur „Psychi- Staatsminister für Unterricht und Kul- nommenen Tätigkeit im Interesse des atrie vor 100 Jahren“ [67]. tus: „Herr Professor Specht hält trotz Heeres wurde Specht am 30.12.1915 die Mit seinem feinen Gespür für Bipo- seines Alters noch eine sehr anschauliche Funktion und der Titel eines „psychia- laritäten, zu dem sein verdachtsdiagnos- und gute Vorlesung“ [2]. Am 01.04.1934 trischen Beirates im Ehrenamt“ verlie- tisch unter Kollegen wahrgenommenes wurde Specht emeritiert, wobei er bis hen. In dieser Funktion oblag es ihm, eigenes zyklothymes Temperament bei- 30.09.1934 weiterhin die Lehrstuhlver- zusätzlich zu seiner Tätigkeit als Ordi- getragen haben mag, strebte Specht nach tretung übernahm. Wie schwer sich für narius für Psychiatrie am Reserve-La- einer somatischen und gehirnpathologi- Specht der Rückzug aus der Klinik als zarett Erlangen, „in besonders gelager- schen Fundierung des manisch-melan- seinem Lebenswerk gestaltete, beschrieb ten Fällen im übrigen Bereich des III. cholischen Irreseins. Spechts psychopa- sein Nachfolger Friedrich Meggendor- Armee-Corps“ [1]Obergutachtenaus- thologischer Schwerpunkt in der Tradi- fer (1880–1953; vgl. [4, 7, 33]). Am zuführen (. Abb. 2). In seinen „histo- tion seines Lehrers Hagen erweiterte sich 24.10.1940 verstarb Specht an einem rische[n] und ästhetische[n] Nebenge- um eine neuro- und gehirnpathologische Herzleiden. danken über die Erfahrungen mit den Betrachtungsweise in der Tradition sei- psychogenen Kriegsstörungen“ [67]von nesLehrersBumm.„Dassdiesnurzwei 1919 sah Specht aus den Kriegserfahrun- getrennte Wege zu einem gemeinsamen

Der Nervenarzt Specht als Wissenschaftler gnosen bildeten: „Jahrzehntelang war gelernt, die trotz langjähriger Alkohol- unter Specht das Verhältnis manisch-de- krankheit körperlich und geistig wenig Spechts bevorzugt beforschte Krank- pressiv zu schizophrenem Formenkreis affizierten Patienten als chronische Ma- heitsentität war die Manie in allen ihren 2 zu 1. Es kehrte sich bei Meggendorfer niaci zu diagnostizieren. Facetten, wie der folgende Abschnitt um auf 1 zu 4“ [3]. Grund hierfür könnte Spechts wissenschaflicher Fokus auf verdeutlicht. Seine abendlichen Visiten sein, dass Specht die postschizophrene den pathologischen Affekt macht auch eines unter Hagen isolierten manischen Depression bzw. die depressiven schizo- seinen Zugang zur Paranoiafrage aus. Patienten, die Specht 1930 beschrieb, phrenen Residualzustände im manisch- Specht sah die chronische Manie in der mögen hierzu ein wichtiger Impuls ge- depressiven Mischzustand aufgehen ließ. psychiatrischen Praxis zumeist lediglich wesensein(vgl.[71]). Innerhalb des manischen Erkran- missbraucht als „verschwommene Ver- Schon 1907 hielt er die „Angstpsycho- kungsspektrums zeigte sich Specht be- legenheitsdiagnose“ [53]. Nach Specht se“ für eine manische Komplikation und sonders fasziniert von der chronischen bildet der hypomanische Symptomen- bezeichnete sie als „eine Mischform des Manie, so Ewald (vgl. [15]). Spechts letz- komplex „den Kern der psychopathi- manisch-depressiven Irreseins“ [57]. Als te Veröffentlichung 1939, also ein Jahr schen Erscheinungen“ [53], die im Rah- GegenpolzurleidernurineinemVortrag vor seinem Tod, behandelt ebenfalls den men der chronischen Manie aufreten. beschriebenen „stillen Manie“ [25]pu- manischen Krankheitszustand als das Das sekundäre Aufreten von „chronisch blizierte Specht 1908 „Über die Struktur von ihm favorisierte Krankheitsbild: Sah gereizte[r] und expansive[r] Stimmungs- und klinische Stellung der Melancholia Specht die physiologisch-chemischen richtung“ [53]aufdereinenSeiteund agitata“ [59]: „Solch eine Kranke z.B., die sowie die endokrinologischen Arbeits- „Renommistereien“ [53] auf der anderen lange genug davon gesprochen, wie die hypothesen zum manisch-depressiven Seite können nach Specht „allmählich Angst es sei, die sie so herumtreibe und Irresein bislang als „nahezu ergebnislos“ das täuschende Aussehen paranoischer zum Sprechen anrege, konnte sich dann [74] an, so beurteilte er die „mit hirn- Wahnbildungen annehmen“ [53]. Specht in einer ruhigeren Stunde selbst nicht lokalisatorischen Erwägungen gepaarte forderte eine „subtile differentiell-diag- genug darüber wundern, wie sie in all neurovegetative Betrachtungsweise der nostische Unterscheidung insbesondere ihrer Bedrängnis eine ,so frische Rührig- Klinik“ [74] als aussichtsreicher. Specht dieses sekundär veränderten Krank- keit‘ in sich habe verspüren können“[59]. schrieb „[ü]ber den vitalen Faktor im heitsbildes von anderen chronischen, Nach Specht verträgt sich der dogmati- manischen Krankheitszustand“ [74]als vor allem paranoischen Störungen, als sche Standpunkt, wonach neben der Agi- „intim-persönliche Glückwunschgabe“ ein wissenschafliches und praktisches tation zusätzlich sichere manische Sym- [74] an seinen „lieben Freund und ehe- Postulat“ [53]. Der habituelle Grundaf- ptome wie echte Ideenflucht oder Ab- maligenErlangerArbeitskameradenKarl fekt bei der chronischen Manie – „sei er lenkbarkeit aufzutreten haben, nicht mit Kleist“ [74] zum 60. Geburtstag. Vitalität bisdahinausgesprocheneuphorischoder der klinischen Erfahrung. Specht beur- als Lebensenergie ist die vom Vitalismus überspannt oder sonst wie rein exaltativ teilte die agitierte Melancholie als Kom- angenommene besondere, dem Leben- gewesen“ [60] – nehme „in periodi- plikation einer gemischten zirkulären Er- digen innewohnende Kraf, „welche die scher Wiederkehr und völlig endogen krankung: Im Stupor mit Angst sei eine Erscheinungen des Lebens bewirkt, das einen morosen, zornmütigen oder miss- Patientin aufgenommen worden, „nach Leben erhält und in seiner geistigen trauischen Charakter an“ [60]. Specht Wochen trat Umschlag in flotte Manie Dimension gestaltet“ [37], wobei sie in betonte, „in allen Phasen des zirkulären ein, wenige Stunden später war die Eu- ihrer Größe und Ausprägung deutlichen Irreseins“ [60] träten „wenigstens Ansät- phoriegegenAngstumgetauschtundnun individuellen Unterschieden unterliegt ze zu paranoischer Gedankenrichtung“ lagdie reinste Melancholia agitata vor,die (vgl. [37]). Specht schilderte, wie er „den [60]auf. nach kurzer Zeit sich wieder in den Stu- Begriff der Vitalität [...] zurechtgelegt Zwar räumte Ewald ein, Specht mag por mit Angst zurückverwandelte [...]. und [...] auf die klinische Praxis an- „hier manchmal zuviel getan und zuviel Dass die soeben erwähnte Phase der agi- zuwenden [s]ich gewöhnt habe“ [74]. gesehen haben“ [15], er schrieb Specht tierten Melancholie als ein Mischprodukt Anhand einer Kasuistik verdeutlichte jedoch das Verdienst zu, die Bedeutung anzusehen ist, darüber dürfe nunmehr Specht, dass die „Erholungsfunktion“ der chronischen Manie, insbesondere in- kein Zweifel mehr sich geltend machen“ [74] bei manischen Patienten nicht in nerhalb des Querulantentums, so klar er- [59]. Specht sprach dem „phantastischen den Regenerationsprozessen des Schlafes kannt und so plastisch herausgestellt zu Überfluss von Befürchtungen und Un- stattfinde. Um mit einem derartigen kli- haben, dass „selbst ein Kraepelin“ [15] glücksideen“[59] die für eine Depression nischen Faktum naturwissenschaflich ihm gegenüber nachgeben und den Que- charakteristische Denkhemmung ab. umzugehen, führte Specht den „in der rulantenwahn umwandeln musste in den Im Jahr 1920 wurden die meisten Persönlichkeitsbewertung wieder mehr Typus des chronisch-manischen Queru- neuaufgenommenen Patienten dem und mehr eingebürgerten Begriff der lanten. Auch wenn Spechts Versuch der manisch-depressiven Störungsbild zu- Vitalität“ [74]an.Spechtsahinderge- Paranoiaintegration in die Krankheits- geordnet, wohingegen unter Spechts steigerten Vitalität einen integrierenden entität des manisch-depressiven Irresein Nachfolger vor allem die schizophrenen Bestandteil des manischen Symptomen- scheiterte, so hat er gemäß Ewald „doch Erkrankungen den Hauptteil der Dia- komplexes.ImLaufederJahrehabeer der Bedeutung des manischen Elemen-

Der Nervenarzt Historisches tesinderParanoiaalsErsterGeltung (vgl. [43]). Der Krankheitsbegriff der sprach, so Klüber, von einer charaktero- verschaf[...],einJahrzehntseinerZeit „Verrücktheit, der Paranoia“ [20]hatte genen „Wahnbildung des Querulanten, vorauseilend“ [15]. „in den Jahrzehnten seit seiner Einfüh- die den hysterischen Einfällen und der Das Wesentliche in der Paranoia nach rung in die Psychiatrie eine Verschieden- pathologischen Lüge nahestehe“ [26], war die Erhaltung der artigkeit seiner Um- und Abgrenzung sich hingegen klar unterscheide von Persönlichkeit und das Paradigma des erfahren, wie kaum ein anderer“ [20], so dem chronischen Krankheitsbild einer Querulantenwahns (vgl. [47]). Genau zu Werner Gutsch 1918 als „Assistenzarzt Verrücktheit im Sinne der damaligen dem Zeitpunkt, als sich die Untersuchun- der Reserve“ [20]. Wilhelm Griesinger Paranoialehre. gen und Arbeiten Kraepelins mehr und (1817–1868) betonte bei der Paranoiafra- Hier setzte auch Specht mit seiner en- mehr durchsetzten und zu Umwälzun- ge einen psychischen Schwächezustand gen Verbindung von Querulantenwahn gen auf psychiatrischem Gebiet führten, als ätiologischen Faktor, Carl Westphal und manisch-melancholischem Irresein wandte sich Specht der Untersuchung (1833–1890) hingegen sah gemäß der bzw. chronischer Manie an. In Weiter- der Paranoiafrage und der damit eng as- Mendel-Ziehen-Definition der Paranoia führung von Schüle zeigte Specht, dass soziierten Wahnbildung zu. Mit Recht hauptsächlich Wahnideen und Sinnes- beim manisch Erkrankten bereits durch schrieb Josef Klüber (1873–1936) als Di- täuschungen als klinische Symptome seineReizbarkeit,seinenTatendrang,sei- rektor der Heil- und Pflegeanstalt Klin- relevant und stellte die Hypothese zum ne Vielgeschäfigkeit und sein gesteiger- genmünster und einstiger Specht-Schü- primären Ursprung der Paranoia auf tes Rechtsgefühl die querulatorische Ten- ler (vgl. [73]) in der Festschrif für Gustav (vgl. [79]). Der Stand der Paranoialehre denz angelegt sei (vgl. [26]). Specht „abgeschlossen am 25.12.1930“ vor Specht beinhaltete zwei Hauptrich- InAbgrenzungzuHitzigsahderKrae- [26], also direkt am Geburtstag des Ju- tungen. pelin-SchülerRobertGaupp(1870–1953) bilars, Folgendes: „Als mich – es war Die eine wurde repräsentiert vom 1903 enge Beziehungen der Wahner- im letzten Jahrzehnt des vorigen Jahr- PsychiaterundNeurophysiologenEduard krankung zu einer präpsychotischen hunderts – mein verehrter Lehrer Gustav Hitzig (1838–1907), der die Lehre West- Persönlichkeit (vgl. [19, 20]), womit sich Specht – in die Geheimnisse der theore- phals von der Paranoia als primärer Übergänge zur Lehre Spechts abzeich- tischen und praktischen Psychiatrie ein- Verstandeskrankheit übernommen hat- nen, wonach das manisch-melancholi- führte, da bot das Gebäude unserer Wis- te. Der mit seinem Lehrer Westphal sche Irresein, vor allem die manische senschaf noch ein wesentlich anderes zerstrittene (vgl. [6, 76]) Wernicke lehr- Komponente, zum „Querulantenwahn“ Bild wie heute. Ich darf nur daran erin- te, der Querulantenwahnsinn knüpfe führen könne. nern, dass damals E. Kraepelin erst einige ätiopathogenetisch immer an ein beson- „Als G. Specht mit seiner Abhandlung Zeit in Heidelberg lehrte und die ersten ders affektvolles Erlebnis oder an eine über die affektive Genese der Wahnbil- Auflagen seines Lehrbuches schrieb, dass Reihe derartiger Erlebnisse mit überwer- dungen im Jahre 1901 an die Öffentlich- also seine Lehren noch nicht Allgemein- tigen Ideen an. Carl Moeli (1849–1919), keit trat, fand er zunächst wenig Wider- gut der deutschen Psychiatrie geworden erster Direktor der 1893 eröffneten zwei- hall“ [15], was Ewald darauf zurückführ- waren. WelcheWandlung habenwir seit- ten Berliner Irrenanstalt Herzberge und te, dass Specht seinerZeit voraus gewesen dem in unsererWissenschaf erlebt!“ [26] einstiger Schüler Westphals, konnte sei- sei (vgl. [15, 53]). Den Kampf um den Paranoiabegriff be- ne Zweifel an der Grundlehre Westphals Während Kraepelin den sog. Que- zeichneteKlüberauch1930alsnochnicht bei der Berliner Paranoiadiskussion von rulantenwahn als Vorbild der echten abgeschlossen (vgl. [14, 26, 28, 39]), Os- 1894 unter Experten nicht geltend ma- Paranoia sah, stellte Specht 1901 klar wald Bumke (1877–1950) z.B. nenne die chen, sodass auch bei dieser Gelegenheit heraus, wie der Wahn eines chronisch Frage der paranoiden Erkrankungen „ei- noch die Lehre Westphals von der Pa- manischen Patienten dauernd „am Gän- ne der schwierigsten der klinischen Psy- ranoia als einer Verstandesstörung im gelband der pathologischen Stimmung chiatrie“ [13]. Sinne eines Dogmas anerkannt wurde. hängen“ [53] bleibt. Specht hinterfragte Die zweite, ältere Hauptrichtung fo- die bisherige Auffassung der Paranoia Zeitgenössische psycho- kussierte auf die genetische Affektan- als eine primäre Verstandeskrankheit. Er pathologische Diskussion omalie, wobei der Anstaltsdirektor von sah vielmehr in ihr ein „primär gestörtes Illenau, Heinrich Schüle (1840–1916), Affektleben“ [53]. Als limitierenden Fak- SpechtwidmetesichintensivdemKrank- ein wichtiger Repräsentant war und die tor seiner Betrachtungen gestand Specht heitsbildderManieunddemchronischen GenesedesQuerulantenwahnsinsbeson- die fehlende Empirie bezüglich der Af- Querulantentum, womit er bald nach der dere aus moralischer Minderwertigkeit fektgenese des paranoischen Wahnes ein, Jahrhundertwende in relativ rascher Ab- und aus angeborenem Misstrauen mit zumal die Stimmungsauffälligkeit neben folge bis 1912 mitten im Feld der Para- starker Affekterregbarkeit ableitete. Die- der Wahnidee eine separate Erschei- noiadiskussion agierte. sen manischen Zug unterstrich ebenso nung sein könne. 1905 betonte Specht, Der ursprüngliche Paranoiabegriff Max Koeppen (1859–1916), ein Schüler das Symptomenbild der chronischen entwickelte sich aus der einstigen „se- von Friedrich Jolly (1844–1904). Auch Manie sei bisher hauptsächlich in der kundären Verrücktheit“ [20], wobei das der gebürtige Nürnberger und Wernicke- chronischen Paranoia aufgegangen (vgl. Wesentliche der Prozesscharakter war Schüler Karl Heilbronner (1869–1914) [54]). Auf der bayerischen Psychiaterver-

Der Nervenarzt sammlung in München 1907 trat Specht sei. Nach Kraepelin jedoch führte eine Der wissenschafliche Diskurs um in der Diskussion den Ausführungen krankhafe Verstandestätigkeit – nicht die traumatische Neurose bis zum Ers- von Karl Willmanns (1873–1945), der ein pathologischer Affekt – zur Wahn- ten Weltkrieg wurde außerordentlich den Querulantenwahn als eigenartige bildung. Für den paranoischen Wahn intensiv geführt (vgl. [34]). Einerseits Entwicklungen einer psychopathischen relevant beurteilte Kraepelin damals zielte er ab auf akute oder chronische Persönlichkeit ansah, entgegen: „Es gibt insbesondere eine psychopathische Ver- seelische Erschütterung im Anschluss eine gar nicht kleine Gruppe von Para- anlagung. In seinem Vortrag „Über an unmittelbar lebensbedrohliche Ka- noikern, die unmöglich in der - paranoide Erkrankungen“ [29]aufder tastrophen im Sinne der Schreck- oder praecox-Gruppe Platz finden können. Versammlung Bayerischer Irrenärzte Panikreaktion. Andererseits bezog er Die echten und rechten Paranoiabil- in Regensburg betonte Kraepelin am sich auf einen Symptomenkomplex, bei der gehören – den klinischen Nachweis 29.06.1912 schließlich, die Selbststän- dem sich in der Folge eines Traumas werde ich nachher erbringen – in die digkeit der Gruppe krankhafer Per- ohne organische Schädigung – allein Gruppe des manisch-melancholischen sönlichkeiten könne im Sinne Spechts unter dem Eindruck einer „Begehrens- Irreseins. Zu dieser Anschauung bin angefochten werden, da sie der chroni- vorstellung“ – eine Neurose entwickelt. ich natürlich nicht gekommen, weil schen, besser wohl der konstitutionellen Während seiner Leitung des Berliner das manisch-melancholische Irresein Manie mit ihren paranoiaähnlichen Zu- Militärkrankenhauses für Nervenkrank- so in der Moderichtung liegt, sondern ständen zuzurechnen sei (vgl. [29]). heiten behandelte Hermann Oppenheim Schritt für Schritt hat mich seit Jahren Brodschöll und Strotzka sahen 1957 das (1858–1919) „Kriegszitterer“ (vgl. [35]). die klinische Erfahrung dazu gedrängt“ „Faszinierende am Paranoiaproblem“ Er führte deren Symptome auf trau- [58]. 1908 fasste Specht auf der Jahres- [12] darin, dass hiermit erstmals über mabedingte seelische Erschütterungen versammlung des Vereins bayerischer die Psychogenie der sog. „endogenen zurück, die zu funktionellen Störungen Psychiater zu Erlangen, als dessen Eh- Psychosen“ [12]diskutiertwordensei. des Gehirns führen, welche möglicher- renmitglied seine Personenkarte im Spechts Beschreibung des chronisch weise wiederum durch Umlagerungen Universitätsarchiv ihn auszeichnet (vgl. manischen Querulanten, bei welchem auf molekularer Ebene bedingt seien (vgl. [1]), seine Publikationen und Anschau- „[d]ie Entstehung des psychopathischen [34, 35]). Die Auffassung Oppenheims ungen über seine Paranoiaauffassung Zustandes [...] wohl immer mit der wurde jedoch von den meisten anderen zusammen: Die manischen Sympto- Ausreifung der Persönlichkeit zusam- Psychiatern nicht gestützt. Sie sahen viel- me der Paranoiker seien nicht bloße menfallen [wird]“ [53], mag wesentlich mehr eine „Willensschwäche“, welcher Begleiterscheinungen, vielmehr sei die dazu beigetragen haben, dass Kraepelin man mit rigoroser Disziplin begegnen Manie das Substrat für die Entstehung „schließlich auch den Querulantenwahn solle, um die Soldaten möglichst bald des paranoischen Zustandsbildes. Den von der Paranoia abtrennte und in die wieder fronttauglich zu machen. Bei der Querulantenwahn solle man daher kli- Gruppe der psychogenen Erkrankungen 8. Jahresversammlung der Gesellschaf nischnicht„Querulanten-Paranoia“[60], einreihte“ [20]. DeutscherNervenärzte inMünchen1916 sondern passender „Querulanten-Ma- GewissermaßenalsAntipodezuKrae- standen sich die Konzepte „traumatische nie“ [60] bezeichnen. Als Hagen-Schüler pelin trat Specht auch mit seinen wich- Neurose“ vs. „Willensschwäche“ eklatant (vgl. [21]) betonte Specht, die Wahnidee tigen Anregungen und klärenden Ge- gegenüber (vgl. [16]). stütze sich auf eine krankhaf gefälsch- sichtspunkten von 1913 im Fragenkom- Betrachtet man das aktuell intensiv te Erfahrung, bei welcher der Kranke plex um den sog. „exogenen Reaktionsty- beforschte Phänomen der posttraumati- subjektiv ubiquitär zu viel hinter den pus“ Bonhoeffers auf(vgl. [64]),die erum schen Belastungsstörung bei Soldaten im Erscheinungen der Außenwelt im Sinne die depressiven Zustandsbilder ergänzte, Kriegseinsatz (vgl. [82]), so ist zu beto- einer „krankhafe Eigenbeziehung“ [60] wie im biographischen Abschnitt aufge- nen,dassdiesamehestendemvonSpecht suche; das Misstrauen als „Mischgefühl“ zeigt. Kraepelin hatte irrtümlich gelehrt, unter dem Begriff „Emotionspsychosen“ [60] prädisponiere hierfür. Spechts „bio- dass jede psychoseinduzierende exogene [65] subsumierten Krankheitsbild ent- logisch orientierte Hypothese eines für Schädigung von Gehirn oder Organis- sprechen könnte, wobei eine tendenziöse das Krankheitsbild der Paranoia kon- mus eine ganz bestimmte Geistesstörung Diagnostik immer auch limitierend ei- stitutiven manischen Elementes“ [44] bewirke, sodass eine ausgereife Diffe- ne ahistorisch-retrospektive Perspektive führte ihn zur Auffassung der Paranoia renzialdiagnostik das Unterscheiden ei- einnimmt. Als „Emotionspsychosen“ als affektpsychotischen Mischzustand. ner alkoholinduzierten von einer kokain- [65] bezeichnete Specht posttraumati- So hielt Specht 1908: „nach wie vor getriggerten Psychose sowie einer Ty- sche Reaktionen auf Kriegserlebnisse daran fest, dass der pathologische Affekt phuspsychose von einer Paratyphus-A- mit „gewöhnlich stürmisch einsetzen- auch für den spezifischen Paranoiawahn Psychose ermöglichen müsse. de[n] hysterische[n], epileptische[n], eine conditio sine qua non darstellt“ SeineRedebeimAntrittdesProrek- delirante[n] oder halluzinoseartige[n] [60]. torates 1913 gestaltete Specht antizipa- Paroxysmen“ [65]. „Man hat schon Kraepelin stimmte Specht damals torisch mit dem ernsten Tema „Krieg gesagt, wer nicht psychopathisch dis- teilweise zu, z.B. dass Wahnbildung Pri- und Geistesstörung“ [65]. poniert ist, wird auch im Krieg nicht mordialsymptom des Krankheitsbildes geisteskrank.Dasist[...]einerseitseine

Der Nervenarzt Historisches

Trivialität, andernteils nicht wahr, denn manisch-depressiv war, usw. Ähnlich Inanspruchnahme vergleichbarer Maß- unter Strapazen [...] kann auch der sind meine sonstigen einschlägigen Er- nahmen hierzulande „bis auf weiteres ,Gesündeste‘ aus dem Geleise geworfen fahrungen“ [60]. nicht zu denken ist“ [66]. Der Rassen- werden“ [65]. Specht zeigt sich also in Specht förderte die Erbbiologie, in- hygiene dienende operative Eingriffe seiner Position zur rein kriegsereignis- dem er die Untersuchungen seines Mitar- seien aber auch aus individuell-the- korrelierten psychischen Störung bereits beiters W.Medows „Zur Erblichkeitsfra- rapeutischen Gründen vorgeschlagen 1913 sehr fortschrittlich – ganz im Ge- geinderPsychiatrie“[31]anregte.W.Me- und bereits mehrfach – und zwar nicht gensatz z.B. zur Ansicht, die Friedrich dow untersuchte in seiner Arbeit als As- nur in Nordamerika – ausgeführt wor- Panse (1899–1973) als Begründer der sistenzarzt an der Psychiatrischen Klinik den: „Mit der Sterilisation hat man z.B. „Pansen“-Methode zur Wiederherstel- Erlangen 1914 die Frage, „ob durch syste- schwachsinnige Kindsmörderinnen vor lung der Fronttauglichkeit noch 1940 matische Nachkommenschafsverhinde- der Wiederholung ihrer Verbrechen, vertrat (vgl. [36]). runggeistigabnormerodergeistiggestör- moralischhaltloseImbezilevorSchwan- ter Personen die Möglichkeit eines Erlö- gerschafen geschützt und ihnen damit Specht in der NS-Zeit schens oder eines wenigstens als wesent- eine dauernde Anstaltsinternierung er- lich zu betrachtenden Rückganges geisti- spart. Mit der Kastration will man nicht Gemäß Friedrich Meggendorfer hatten ger Erkrankungen oder Abnormitäten zu nur die Dämpfung eines krankhafen SpechtsKonzepte„dieerbbiologische erwarten“ [31]ist.AlsProbandenhatte Geschlechtstriebes, sondern auch eine Forschung befruchtet“ [33]. So fun- er „sämtliche während eines Jahres auf Besserung des psychischen Gesamtzu- dierte Specht z.B. seine Auffassung der der Männerstation der Klinik befindliche standes bewirkt haben. Für unsere Ver- Paranoia als Mischbild des manisch- Kranke bezüglich ihrer Heredität unter- hältnisse kommen solche Eingriffe bis melancholischen Irreseins durch Hinzu- sucht, ohne eine Auswahl zu treffen“[31]. auf weiteres praktisch nicht in Betracht, ziehen von Erblichkeitsfragestellungen Nach Medows Befunden „scheint min- da die rechtlichen Voraussetzungen dazu unter Nachweis manisch-melancholi- destens in der Hälfe der Fälle eine di- noch fehlen“ [66]. scher Erkrankungen in „Sippen“[33]von rekte gleichartige Vererbung des reaktiv Implizit kommt an dieser Stelle zum Paranoikern und Querulanten. Specht psychopathischen Grundzustandes statt- Ausdruck, dass Specht bei Vorhanden- sah 1908 „die Melancholien und Ma- zufinden, worin sich ebenfalls eine Ana- seinderentsprechendenrechtlichenVor- nien nicht minder wie die Paranoia logie zu den manisch-melancholischen aussetzungen durchaus die Praxis der der Hauptsache nach auf dem Boden Störungen“ [31] finden lasse. Während eugenischen Sterilisation und der foren- der Veranlagung entstanden“ [60]. Nach bislangnachMedowbeimanisch-depres- sisch-eugenischen Kastration in näheren Meggendorfer lehrte Specht Wichtiges sivem Irrsein die Beweismittel der erb- Betracht zog. in Bezug auf die prognostische Einschät- lichen Verhältnisse wenig herangezogen Medow zeigt sich als Anhänger posi- zung von Psychopathien: „Das Zyklothy- wurden, habe Specht als einziger „unter tiver Eugenik im Sinne von „Vorsicht in me, insbesondere das Manische, wirkt Verweis auf die psychopathische Durch- der Eheschließung mit allzu gefährdeten günstig, konservierend, es berechtigt zu seuchung der Geschlechter“ [31] bereits Individuen und Förderung der naturge- einer guten Prognose; das Schizotyh- die erbliche Belastung hervorgehoben. mäßen Hygiene und Kampf gegen die me ist ungünstig, es wirkt destruierend, Medow schloss sich ganz den Ansichten keimschädigenden Gife“ [31]. Folgende gestaltet die Prognose ungünstig“ [33]. Robert Sommers (1864–1937) und Bum- Aussage Spechts könnte ihn primär so- Specht führte die spezifische Heredität kes an, „welche die Sterilisation als Mittel gar als Skeptiker bezüglich positiver Eu- als Beweismaterial für seine Paranoia- im Kampfe gegen die Geisteskrankheiten genik erscheinen lassen: „Übrigens wäre lehre an: Er habe in den Familien einer ebenfalls zurückweisen“[31]–sozumin- zu bedenken, ob der gewissenhafe Arzt Reihe von Paranoikern „alle möglichen dest der Stand 1914. statt die immerhin nur möglichen Folgen Varianten des manisch-melancholischen Beim kritischeren Teil der psychiatri- psychiatrisch nicht ganz einwandfreier Irreseins feststellen können“ [60]: „eine schen Fachwelt werde „der vielgehörte Eheschließungen allzu ernst zu nehmen, mit einem gesunden Mann verheiratete Ruf nach gesetzlicher Regelung des seinen prophylaktischen Beruf nicht bes- Frau,beiderMoralinsanity(vgl.[32]) Schutzes der Nachkommenschaf vor ser erfüllt, wen er sich zum zukunfsfro- diagnostiziert war, die aber tatsächlich erblich-degenerativer Belastung kein hen Prediger des Regenerationsgedan- an chronischer Hypomanie mit periodi- williges Ohr“ [66]finden,soSpecht kens macht“ [66]; es gäbe ohnehin ge- schenSchwankungengelittenhatte,hatte 1916. Mit Verweis auf Nordamerika, nug Familien, in denen der chronische drei hochbegabte Kinder von denen die „wo in vielen Staaten bereits derartige Druck der Erblichkeitsfrucht für die See- zwei Töchter paranoisch wurden und Gesetze bestehen, in denen sogar die len eine schlimmere Belastung bedeute der Sohn ausgesprochen manisch-me- Sterilisation psychisch degenerativer In- wie die ererbte Keimesanlage (vgl. [66]). lancholisch, er endete frühzeitig durch dividuen vorgesehen ist, so lockt gerade Bei den Schizophrenien beurteilte Specht Selbstmord. Ein Mann, der an sogenann- dieses Beispiel nicht zur Nachahmung“ den Erbgang noch als „zu unübersicht- ter Querulantenparanoia litt, stammte [66]. Auf eine Pro- und Kontraargu- lich, um für ein wirksames Eheregulativ von einem chronischen Hypomaniker mentation verzichtete Specht 1916 unter verwertet werden zu können“ [66]. ab und hatte einen Sohn, der deutlich Verweis darauf, dass eine praktische

Der Nervenarzt Eine weitere Analyse Spechts „erb- der choreatischen Erscheinungen Be- versitäts-Zahnklinik und Rektor der gesundheitlicher“ Untersuchungen und achtung gezollt“ [1]. An dieser Stelle Friedrich-Alexander-Universität von Aussagen in seinem Lehrbuch von 1916 datierte Specht die Publikation Kihns 1933 bis 1935. 1931 war es zum Eklat lassen ihn weniger skeptisch, sondern zeitlich um ein Jahr zurück (vgl. [23, zwischen Specht und Reinmöller bei den vielmehr eugenikaffin erscheinen. So riet 24]). Ob dies bewusst strategisch war, Senatssitzungen gekommen (vgl. [1]): er von allzu frühem Heiraten ab, „weil muss offen bleiben. Hatte Specht 1916 Am 04.04.1931 ließ sich Specht beim eine große Anzahl von konstitutionel- den Erbgang bei den Schizophrenien RektorderErlangerUniversitätaufgrund len Psychosen erst in der zweiten Hälfe noch als zu unklar angesehen, um po- von Unstimmigkeiten mit Reinmöller der Zwanziger zum Ausbruch zu kom- sitive Eugenik anwenden zu können, so „für alle Senatssitzungen als entschuldigt men pflegt“ [66]. Specht betonte an die- vergab er sogar noch als Emeritus ein betrachten“ [1]. Am 01.07.1931 begrün- ser Stelle, es gebe bereits gewissen ge- Dissertationsthema über „[d]ie Nach- dete Specht sein Vorgehen detaillierter: setzlichen Rückhalt in Form der vor- kommenvonSchizophrenenunddas „AuchdavonwillichnichtsNäheresver- sorglichenEntmündigung,derEheschei- GZVeN“ [17]: „Es sind die phänotypisch raten, welch’ unerhörte Szenen wir schon dungsnichtigkeits- und Anfechtungskla- Gesunden aber Keimträger, aus denen seitens Reinmöllers in der Fakultät über gen, welche „einen gewissen Schutz ge- die Schizophrenie sich immer erneuert“ uns ergehen lassen mussten. Man kann gen psychiatrisch bedenkliche Kinderer- [17]. Diese seien nicht dem GzVeN un- schlankweg behaupten, dass Ähnliches zeugung“ [66] „immerhin von Fall zu terworfen, sodass weitere Hilfsmittel „im in keiner Fakultät Deutschlands geduldet Fall“ [66]gewährenwürden[66]. Ka- Vorbeugekampf gegen die Schizophre- worden wäre. Zu seiner Entschuldigung suistiken hierzu führte Specht 1935 wei- nie“ [17] notwendig seien. Den Anfang habe ich schon vor Jahren einmal in der ter aus (vgl. [72]). Innerhalb des psy- hierzu sah Spechts Doktorand Fuchs in Fakultät eine psychiatrische Begutach- chopathischen Erkrankungskreises ließ den gemäß GzVeN-Ergänzungsgesetz tung seines Geisteszustandes abgegeben. Specht den klinisch wesensgleichen For- vom 26.06.1935 gesetzlich geregelten [...] So übtProf. Reinmöller wie in der men ein schwereres Belastungsgewicht Schwangerschafsunterbrechungen so- Fakultät so im Senat einen terrorisie- zukommen: „Anders ausgedrückt, neigt wie der verkürzten Einspruchsnotfrist. renden Einfluss aus, der jede sachliche man jetzt mehr zur Annahme, dass nicht Hierdurch könnten auch „vereinzel- Aussprache unmöglich macht“ [1]. Die eine spezifische Veranlagung zu geisti- te Fälle von Schizophreniekandidaten“ Aussage Spechts, er habe Reinmöller psy- ger Erkrankung überhaupt, sondern ei- [17] erfasst werden. chiatrisch begutachtet, lässt sich nicht ne spezifische Veranlagung zu besonde- Eventuell könnte Specht durch sein auf Richtigkeit prüfen. Ein entsprechend renklinischenKrankheitsformenvererbt als Emeritus betreutes Promotionsthema schriflich fixiertes Gutachten konnte wird“ [66]. Wenn Kleist dafür plädierte, politische Gunst erworben haben: Hatte in den eingesehenen Archivbeständen die „Psychopathie“ solle unter das Ge- sichdasBayerischeStaatsministeriumfür nicht gefunden werden. 1937 sandte setz zur Verhütung erbkranken Nachwu- Unterricht und Kultus am 18.12.1935 ge- Specht seinem einstigen Widersacher ches (GzVeN) fallen (vgl. [42]), um ei- gen eine Gratulation zu Gustav Spechts Reinmöller ein Geschenk zum 60. Ge- nerVermehrungder„weitgefährlicheren 75. Geburtstag entschieden, so findet burtstag (vgl. [1]). Diese Geste könnte intelligenten psychopathischen Gemein- sich eine Notiz vom 02.10.1939, wonach hinweisen auf Spechts Bemühen um ei- schafsschädlinge“ [46] entgegenzuwir- die Übersendung eines „Glückwunsch- ne späte Aussöhnung. Alternativ könnte ken, so könnte dies auch die – der geän- schreibens (zum 80. Geburtstag)“ [1] sie Spechts Buhlen um parteiliche Pro- derten Gesetzgebung angepasste – Mei- veranlasst worden sei. „Bedenken wegen tektion durch das NSDAP-, SA- und nung seines ehemaligen Lehrers Gustav der früheren und jetzigen politischen SS-Mitglied Reinmöller symbolisieren. Specht wiedergeben. Haltung sowie wegen der Abstammung War Specht im Kaiserreich Mitglied der Im Rahmen der zunehmend an Be- und der früheren Logenzugehörigkeit national liberalen Partei, so gehörte er deutung gewinnenden rassenhygieni- bestehen nicht“ [1]. Ob Gustav Specht zur Zeit der Weimarer Republik der schen Bestrebungen änderte sich näm- tatsächlich zu seinem 79. Geburtstag von linksliberalen Deutschen Demokrati- lich Spechts Position in Bezug auf erb- Seiten des Bayerischen Staatsministeri- schen Partei an. Die Personenkarten- hygienische Maßnahmen. Hatte Specht ums für Unterricht und Kultus verfrühte Felder „Mitglied der NSDAP seit“ [1] 1914 die distanzierte Betrachtungswei- Glückwünsche zum 80. Geburtstag er- und „MitgliedsNr“ [1] zeigen sich bei se Medows in Bezug auf eugenische hielt, lässt sich nicht rekonstruieren. Specht leer. Maßnahmen gefördert, so ließ er später Spechts Perspektivwechsel in puncto seinen Oberarzt Berthold Kihn unge- „Erbgesundheit“ lässt sich interpretieren Diskussion hindert regimeangepasst eine negative als Anpassung an das NS-Regime mit Eugenik und sogar „Euthanasie“ propa- seiner Legalisierung eugenischer Inter- Während Gustav Specht heutzutage gieren. In seinem Empfehlungsschreiben ventionen. – ganz zu Unrecht – unter deutschen für Kihn betonte Specht, dieser habe der Interessant zeigt sich auch Spechts Psychiatern und sogar Psychiatriehis- Erbgesundheitslehre „1931 schon in ei- zunehmend versöhnliches Verhalten ge- torikern wenig bekannt ist, scheinen ner Studie über die Ausschaltung der genüber Johannes Reinmöller (1877– seine Arbeiten zu Lebzeiten auch von Minderwertigen und in Bearbeitung 1955), dem Direktor der Erlanger Uni- japanischer Seite her rege verfolgt wor-

Der Nervenarzt Historisches den zu sein, zumal Specht Ehrenmitglied werden, sollte der phänomenologisch- Ein in vielen Fällen hervorstechendes des Verbands japanischer Psychiater war. anthropologisch geschulte Psychopatho- Symptom sei „die Selbstmordneigung in Wenn die fachpsychiatrische Diskussion, loge in interdisziplinärem Dialog mit derFormdesanhaltendbetätigtenSelbst- ob die unipolare Manie eine spezielle den verwandten Sozial-, Geistes- und vernichtungstriebes.WodiesesSymptom Unterform der bipolar affektiven Stö- Kulturwissenschafen stehen. sich zeigt, da darf man zu allererst an rung oder womöglich eine abgegrenzte Als Wegweisend für unser heutiges Hysteromelancholie denken. Haben wir nosologische Entität darstellt, weiterhin Krankheitsverständnis der emotional bei anderen Melancholieformen immer nicht zu einer eindeutigen Antwort ge- instabilen Persönlichkeitsstörung vom mit dem gelegentlichen oder verstohle- funden hat (vgl. [81]), so könnte sich Borderline-Typ(vgl.[77]) könnte – unter nenAufretendieserGefahrzurech- eine Reevaluation von Spechts strenger Beachtung oben genannter Limitationen nen, so tritt sie uns hier in fortgesetz- Trennung des sekundären manischen bei retrospektiver Diagnostik – Spechts ten Alarmierungen aufdringlich entge- Dauerzustandes von der echten chroni- Werk „Ueber Hystermelancholie“ [56] gen und gestaltet sich umso unangeneh- schen Manie (vgl. [26, 40, 54]) durchaus gelten. Specht sah zu viel Teoreti- mer, als man ihr gegenüber sich geradezu lohnen. sches in der Hysteriefrage kultiviert, ratlos fühlen kann“ [56]. Ganz besonders Im Jahr 1998 schrieb Schmidt-De- wobei anzumerken ist, dass sich diese hob Specht hervor, „dass diese Kranken genhard der Paranoiaauffassung der funktionelle Neurose in den damaligen tatsächlich schwer leiden“ [56]. Specht Erlanger Schule einen „richtigen Kern“ medizinischen Kategorien zusammen- betonte, der Schmerz der Patienten sitze [44] zu: „wenn wir das Wesen der mani- setzte aus einer Konstellation folgender tief und er wollte das Krankheitsbild auf schen Auslenkung bzw. der depressiven Symptome: Stimmungs- und Charak- der Basis breiter klinischer Beobachtung Phase in elementaren und polaren Ver- teranomalie, Krampfanfälle, sensorische geschildertwissen.SpechtsVertrauenda- schiebungen des Selbstgefühls erblicken, und sensible Störungen, schmerzhaf- rauf, dass die „Krankheitsform der Hys- so wird ersichtlich, dass der Pathologie te Druckpunkte sowie Lähmungen mit teromelancholie[...]dieihrgebührende des Selbstwertgefühls in der Dynamik oder ohne Kontrakturen (vgl. [45]). klinische Stellung definitiv erhalten“ [56] der Paranoia eine zentrale Bedeutung Wird heutzutage der Selbstverlet- wird, könnte – unter der Einschränkung zukommt“ [44]. Die aktuell wenig dis- zungstendenz bei Patienten mit emo- retrospektiver Diagnostik – wohl am ehe- kutierte Paranoiafrage verweist auf ein tional instabiler Persönlichkeitsstörung sten seine Erfüllung gefunden haben in Dilemma der allgemeinen Psychopatho- vom Borderline-Typ u. a. durch sog. deraktuellendiagnostischenEinheitder logie: „Letztlich geht es hier um die Frage Skills zur Verminderung des Schneide- emotional instabilen Persönlichkeitsstö- nachWahnsinnundVerrücktseinundih- drucks begegnet, so vertrat Specht bei rung vom Borderline-Typus. rer Bedeutung für das Selbstverständnis den hysteromelancholischen Patienten der Psychiatrie“ [44]. Nach Kraepelin ist dietherapeutischeDevise„alleinau- Schlussfolgerung die Geschichte des Paranoiabegriffes aufs ßergewöhnliche Verhältnisse erfordern engste mit der gesamten Entwicklung außergewöhnliche Massnahmen“ [56]. FundiertespsychopathologischesWissen der psychiatrisch-klinischen Anschau- So trat nach mechanischer Beschrän- und interdisziplinärer Austausch tragen ungen verknüpf (vgl. [49]). Schmidt- kung „prompte psychische Beruhigung“ dazu bei, der psychischen Störung des Degenhard begründete das mangelnde [56] bei Spechts Patienten ein. Patienten als Individuum möglichst ge- zeitgenössische fachpsychiatrische Pa- SpechtzeigtsichalsogenerellZwangs- recht zu werden. Das Schlusswort ge- ranoiainteresse mit einer weitgehenden maßnahmen gegenüber nicht abgeneigt. bührt Specht selbst mit einer Aussage, Vernachlässigung des allgemein-psycho- So hält er auch die Isolierung „[m]it die uns die Wichtigkeit eines adäquaten pathologischen Diskurses. Dieser schien Auswahl, in richtiger Weise angewandt interdisziplinären psychopathologischen damals schon beinahe auf operational- [...] of für einen Segen für alle Teile“ Diskurses verdeutlicht, denn metrische Diagnostik zur Optimierung [71]. Auch über das Dauerbad solle nach „Was sich uns im hellen Licht des unmit- der Klassifikationsforschung reduziert Specht „nicht der Stab gebrochen sein; telbaren Erlebens bietet, sind psychopa- zu werden. Daher sah Schmidt-De- auchwirinErlangenmachenvonihmviel thische Bilder; sie sind unser spezifisches genhard in der Paranoiafrage „eher Gebrauch,trotzdem es jetzt [...] [1930] Forschungsgebiet. Ihre Unterscheidung ein nosologisches Scheinproblem“ [44], wieder einmal in Ungnade gefallen ist“ und Zusammenfassung bleibt unsere al- die nur partiell eine nosologische Te- [71]. Ebenso könne man die Zellisolie- lererste Aufgabe auch dann, wenn wir matik beinhalte. Vielmehr spiegle die rungen „so in Bausch und Bogen“ [71] einmal dem idealen Abschluss unserer Paranoiafrage ein zentrales Problem „nicht zum alten Eisen werfen“ [71]. Disziplin näher gerückt sein sollten“ [70]. der allgemeinen Psychopathologie und Heutzutage könnte eine Fixierung bei womöglich auch der empirischen und Schneidedruck allenfalls dann näher er- philosophischen Anthropologie wider: wogen werden, wenn der Borderline-Pa- DasWähnendesWahnkrankenführtzur tient dies ausdrücklich wünscht, wobei radikalen Abwendung zwischenmensch- sorgfältige Aufklärung und Dokumenta- licher Reziprozität. Um dem paranoi- tion unerlässlich sind (vgl. [18]). schen Menschen in seiner Not gerecht zu

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Der Nervenarzt Historisches

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Der Nervenarzt