69Die Massnahmen Der Landes Regierung Zur Aufrecht
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Schriftenreihe | Bibliothek am Guisanplatz | Bibliothek Schriftenreihe Die Massnahmen der Landes regierung 69zur Aufrecht erhaltung ihrer Führungsfähigkeit in Krisenzeiten Historischer Abriss anlässlich des 10-jährigen Bestehens des Stabs Einsatzunterstützung Landesregierung Jeremias Fellmann Herausgeber Bibliothek am Guisanplatz (BiG), Philippe Müller Autor Jeremias Fellmann Premedia Zentrum elektronische Medien, ZEM (80.112) Copyright Schriftenreihe der Bibliothek am Guisanplatz (alle Rechte vorbehalten), 2017 Bezugsadresse Bibliothek am Guisanplatz, Papiermühlestrasse 21a, 3003 Bern, www.guisanplatz.ch (Publikationen) Vertrieb BBL, Verkauf Bundespublikationen, CH-3003 Bern www.bundespublikationen.admin.ch, Art.-Nr. 500.1669.d ISBN 978-3-906969-85-5 ISSN 2296-4630 08.17 300 860406146 Die Massnahmen der Landesregierung zur Aufrecht erhaltung ihrer Führungsfähigkeit in Krisenzeiten Historischer Abriss anlässlich des 10-jährigen Bestehens des Stabs Einsatzunterstützung Landesregierung Jeremias Fellmann 4 Vorwort Wann soll der Bundesrat Bern verlassen? Wohin soll er dislozieren? Wer sorgt für den Schutz des Transports? Und: Arbeitet die Bundesverwaltung weiter oder nicht? Diese und andere Fragen finden wir in einem Memorandum der damali- gen Generalstabsabteilung vom 26. Februar 1948. Solche Fragestellungen waren damals nicht neu – die Armee hatte seit jeher auch immer die Aufgabe, den Bun- desrat in der Krise zu unterstützen. Der Zweite Weltkrieg löste die Sensibilität bezüglich dieses wichtigen Themas wieder zusätzlich aus. Natürlich, die sicherheitspolitische Lage hat sich zwischenzeitlich substanziell verändert. Und damit auch die Anforderungen an die Krisenorganisation. Weder die damals bereitgestellten sechzig Telefonanschlüsse im Postgebäude Engelberg noch die als Befehlsübermittler vorgesehenen fünfzig Pfadfinder mit ihren Fahrrädern würden heute ausreichen, die Kommunikationsbedürfnisse der Landesregierung in einer Krise zu befriedigen. Ich habe auch Zweifel, ob die Finanzkontrolle dank des reservierten Tresors mit Platz für 100 Tonnen Gold im Kloster Engelberg aufrecht erhalten werden könnte. Und ich kann Ihnen versi- chern: Es besteht kein Plan mehr, den Bundesrat im Krisenfall in einem Eisen- bahnzug mit Arbeits- und Schlafräumen einzuquartieren und in einem Tunnel auf der Gotthardstrecke zu parkieren. Wie beantworten wir diese Fragen denn heute? Im Gegensatz zu früher stehen vorbereitete Infrastrukturen mit modernsten Kommunikationsmitteln bereit. Basierend auf einer realistischen Einschätzung der heutigen Bedrohungslage haben wir Massnahmen geplant und vorbereitet, um die Funktionsfähigkeit der Landesregierung auch in ausserordentlichen Situationen sicherzustellen. Ich bin froh, dass ich mit dem Stab Ei Ustü LR auf ein Team von tatkräftigen, kompeten- ten Stabsoffizieren zählen kann, welches die Bundeskanzlei in diesem wichtigen Prozess der Krisenvorsorge unterstützt. Die vorliegende Schrift liefert – nebst den erwähnten Anekdoten – eine um- fassende geschichtliche Aufarbeitung der Unterstützung unserer Landesregie- rung durch die Armee. Eine solche Unterstützung ist äusserst wertvoll, denn wir wissen: Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen – und schon gar nicht die Zukunft gestalten. Ich bin deshalb froh, dass Oberst Beat Gujer, Kommandant Stab Ei Ustü LR, die Idee zur Aufarbeitung der Geschichte der militärischen Unterstützung der Landesregierung hatte und die Realisierung in der für ihn gewohnt engagierten Art vorangetrieben hat. Bundeskanzler Walter Thurnherr 5 6 Dank Der Beitrag der Armee im Bereich «Schutz und Sicherheit zugunsten der Lan- desregierung in ausserordentlichen Lagen» hat sich seit dem zweiten Weltkrieg kontinuierlich den äusseren Rahmenbedingungen angepasst. Dabei wurde dem Grundsatz des Primats der Politik stets grosse Bedeutung beigemessen, was in der Direktunterstellung der jeweiligen Einheiten beim Bundesrat (handelnd durch den/die Bundeskanzler/in) zum Ausdruck kam. Um die Weiterentwick- lung des Stabes Einsatzunterstützung Landesregierung adäquat vorantreiben zu können, ist das Wissen um die Anfänge und die Wurzeln für alle Beteiligten es- sentiell. Denn: erst wenn man weiss, woher man kommt, kann man bestimmen, wohin die Reise geht! Mit der vorliegenden Schrift konnten diesen Anliegen im Sinne einer Annä- herung sehr gut Rechnung getragen werden. Wir alle danken unserem Kamera- den und Historiker Jeremias Fellmann sehr für seinen grossen Einsatz und seine präzisen Recherchen bei der Erarbeitung. Erstmals liegen nun vertieft Fakten und Hintergründe in historischer Abfolge vor, welche es erlauben, angepasst an die heutigen Verhältnisse die Zukunft des Stabes Einsatzunterstützung mit Au- genmass zu gestalten. Oberst Beat Gujer, Chef Stab Ei Ustü LR 7 Inhalt 1 Einleitung S. 15 1.1 Einführung · 15 1.2 Fragestellung · 16 1.3 Quellen · 16 1.4 Gang der Untersuchung · 17 2 Von der Jahrhundertwende bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs S. 21 2.1 Studie vom 10. März 1906 · 21 2.2 Endphase des Ersten Weltkriegs · 23 2.3 Das Dispositiv in den 1930er Jahren · 23 2.4 Zwischenfazit: Stand vor dem Zweiten Weltkrieg · 25 3 Vom Beginn des Zweiten Weltkriegs bis zum 31. Dezember 1940 S. 31 3.1 Ausgangslage · 31 3.2 Die Vorbereitungen des Bundesrates bis zum Westfeldzug im Mai 1940 · 35 3.3 Unmittelbare Auswirkungen der Westoffensive Deutschlands · 37 3.4 Zwischenergebnis: Der deutsche Westfeldzug als Zäsur · 40 3.5 Die Konkretisierung der Evakuationsvorbereitungen nach dem Westfeldzug · 41 3.6 Zusammenfassung · 45 9 Schriftenreihe der Bibliothek am Guisanplatz | Nr. 69 4 Die Weichenstellungen im Jahr 1941 S. 51 4.1 Situation in Europa und Wahl von Karl Kobelt in den Bundesrat · 51 4.2 Neue Standortwahl des Bundesrates · 52 4.3 Vorbereitungen aufgrund des Bundesratsbeschlusses über die Standortwahl · 59 4.4 Bericht von Evakuationsoffizier Sessler vom 31. Dezember 1941 · 60 4.5 Zusammenfassung · 62 5 Von Anfang 1942 bis zum Kriegsende S. 67 5.1 Die Situation in Europa · 67 5.2 Für den Schutz und die Evakuation des Bundesrates zuständige Armeeformationen · 68 5.3 Vorkehrungen zum Transport · 78 5.4 Kriegsunterkunft und Betrieb der Anlagen · 81 5.5 Verbindungen · 84 5.6 Zusammenfassung · 86 5.7 Kriegsende · 87 10 Inhalt 6 Vom Beginn des Kalten Kriegs bis zur Jahrtausendwende S. 93 6.1 Überblick · 93 6.2 Für den Bundesrat zuständige Formationen und Stäbe · 95 6.3 Themen im Zusammenhang mit dem Schutz und den Bedürfnissen der Landesregierung in Krisensituationen · 99 6.4 Zusammenfassung · 113 7 Armee XXI: Stab Einsatzunter stützung Landesregierung S. 119 8 Fazit S. 127 11 1Einleitung 11. Einleitung 1 1.1 Einführung Diriger, c’est prévoir – das gilt auch und besonders für die Frage, welche Vorkeh- rungen die politische Führung trifft, um in einer Krisenlage reaktions- und funk- tionsfähig zu bleiben. Ein wichtiges Instrument, welches der Bundesrat zu seiner Unterstützung in besonderen und ausserordentlichen Lagen seitens der Armee beiziehen und nutzen kann, ist der Stab Einsatzunterstützung Landesregierung (Stab Ei Ustü LR2). Der Stab Ei Ustü LR wurde 2004 gebildet und hat namentlich die Aufgabe, die Landesregierung in besonderen und ausserordentlichen Lagen oder im Rahmen eines speziellen Auftrages (Übungen, spezielle Einsätze, etc.) zu unterstützen. Der Stab Ei Ustü LR ist im Einsatz verantwortlich für die Betriebsbereitschaft und den Betrieb der geschützten Arbeitsräume der Landesregierung. Er plant, organisiert und führt in besonderen und ausserordentlichen Lagen gesicherte Transporte der Landesregierung und Teilen der Verwaltung in diese geschützten Arbeitsräume durch. Zudem stellt er die Verbindungen der Landesregierung zu den Aussenstel- len des Bundes und zu den Kantonen sicher. Bei Bedarf unterstützt der Stab Ei Ustü LR den Bundesrat auch über diese Kernaufgaben hinaus.3 Ausdruck der ausschliesslichen Zweckwidmung des Stabs Ei Ustü LR für die Bedürfnisse der Landesregierung, welche in dieser Art einmalig ist, sind einerseits die Ernennung des Stabschefs4 durch die Bundeskanzlerin und andererseits dessen Unterstel- lung unter die Bundeskanzlerin im Ernstfall.5 Wiewohl der Stab Ei Ustü LR erst 2004 gebildet und damit auf eine relativ junge Geschichte zurückblicken kann, ist er freilich nicht im luftleeren Raum entstanden: Die Armee hat seit langem die Aufgabe, den Bundesrat zur Aufrecht- 1 Das Manuskript wurde im August 2013 abgeschlossen. 2 Abkürzungen werden im vorliegenden Dokument in ihrer jeweiligen historischen Schreibweise und nicht basierend auf dem geltenden Reglement 52.002/II Militärische Schriftstücke/Abkürzungen verwendet. 3 Vgl. Weisungen des Bundesrates über organisatorische Massnahmen in der Bundesverwaltung zur Bewälti- gung von besonderen und ausserordentlichen Lagen vom 24. Oktober 2007, BBl 2007 8293-8296 [fortan: Weisungen Stab Ei Ustü LR] und den Auftrag der Bundeskanzlerin an den Chef Stab Ei Ustü LR vom 23. März 2010. 4 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird hier und im Folgenden auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten, wo sich aus dem (historischen) Kontext nicht etwas anderes ergibt, gleichwohl für beide Geschlechter. 5 Art. 13 Abs. 1 Weisungen Stab Ei Ustü LR. 15 Schriftenreihe der Bibliothek am Guisanplatz | Nr. 69 erhaltung seiner Funktionsfähigkeit in Krisenlagen zu unterstützen. Anlässlich des bald 10-jährigen Bestehens des Stabs Ei Ustü LR hat dessen Chef, Oberst Beat Gujer, den Auftrag erteilt, die Geschichte des Stabes aufzuarbeiten und für einen interessierten