JAHRBUCH DER GEOLOGISCHEN BUNDESANSTALT Jb. Geol. B.-A. ISSN 0016–7800 Band 142 Heft 1 S. 95–143 Wien, Mai 2000

Geologie des Kaisergebirges (Tirol) Kurzerläuterungen zur Geologischen Karte1:25.000 und Exkursionsvorschläge

DIETER ZERBES & ERNST OTT*) 34 Abbildungen und 2 Tafeln (Beilagen)

Tirol Nördliche Kalkalpen Österreichische Karte 1 : 50 000 Stratigraphie Blätter 90, 91, 121, 122 Tektonik

Inhalt

1. Einleitung ...... 95 2. Geologischer und tektonischer Überblick ...... 95 3. Erforschungsgeschichte und Wandel der geologischen Deutung ...... 97 4. Erläuterungen zur Legende der Geologischen Karte ...... 100 5. Exkursionen ...... 120 Exkursion 1: Anfahrt auf der Straße von Kufstein nach Ellmau, Zustieg zu den Hütten auf der Südseite des Kaisergebirges .... 120 Exkursion 2: Von der Gaudeamushütte zum Baumgartenköpfl ...... 125 Exkursion 3: Gaudeamushütte – Gruttenhütte – Jubiläumssteig – Ellmauer Tor – Hintere – Steinerne Rinne – ...... 127 Exkursion 4: Stripsenjoch – Hoher Winkel – Kopftörl – Gruttenhütte ...... 130 Exkursion 5: Hüttling – Neue Ackerlhütte – Alte Ackerlhütte ...... 132 Exkursion 6: Kufstein – Vorderkaiserfeldenhütte – Naunspitze – Petersköpfl – Hinterkaiserfeldenalm ...... 135 Exkursion 7: Kufstein – Tischofer Höhle – Kaisertal – Hinterbärenbad – Stripsenjochhaus ...... 137 Exkursion 8: Stripsenjochhaus – Muldenkern am Feldalmsattel – Hochalm – Bärentaler Wände – Vorderkaiserfeldenhütte – Kufstein ...... 140 Literatur ...... 141

1. Einleitung

Mit der Geologischen Kaisergebirgskarte von LEUCHS dert werden. Neue Aufschlüsse mit großer Bedeutung für (1907) und der bereits wesentlich detaillierteren Karte von die Interpretation des tektonischen Werdeganges wurden AMPFERER (1933) wurden Meilensteine in der geologi- entdeckt. Diesen Entwicklungen Rechnung tragend schen Erforschung des Kaisergebirges gesetzt. Die An- schien es lohnenswert, eine neue Geologische Karte des schauungen dieser beiden Altmeister der Kaisergebirgs- Kaisergebirges herauszubringen. forschung bezüglich der relativen Autochthonie bzw. ver- Wie bereits die Karte von AMPFERER ist auch die neue meintlichen Deckennatur werden in dem Kapitel zur Erfor- Karte auf der Grundlage der Topographischen Alpen- schungsgeschichte näher vorgestellt. vereinskarte (hier Bl. 8, 5. Ausgabe 1992) gezeichnet Seit dem Erscheinen der hervorragenden Karte von worden. AMPFERER sind nunmehr rund 65 Jahre vergangen. An der Die Stratigraphie und Tektonik im Kaisergebirge, die TU München wurden seit 1975 eine Reihe von Diplomar- aufgrund des gebotenen Umfangs der vorliegenden Ar- beiten und Dissertationen zum Kaisergebirge angefertigt. beit nur im Überblick erläutert werden können, werden Die stratigraphischen und faziellen Kenntnisse haben zu- demnächst in einer Dissertation (ZERBES, in Vorb.) weiter- genommen und manche Serien konnten feiner unterglie- gehend erläutert.

2. Geologischer und tektonischer Überblick Das Kaisergebirge liegt an der Bayerisch-Nordtiroler gebirgs-Decke des Tirolikums (siehe Abb. 1). Die Abgren- Grenze östlich des Inns. Es gehört im regionalen Zusam- zung und Individualisierung des Tirolikums gegen die menhang der Nördlichen Kalkalpen zur Staufen-Höllen- Lechtaldecke vollzieht sich westlich und nördlich des

*) Anschrift der Verfasser: Dipl. Geol. DIETER ZERBES, Prof. Dr. ERNST OTT: Lehrstuhl für Allgemeine, Angewandte und Ingenieur-Geologie, Technische Universität München, Arcisstraße 21, D-80333 München.

95 Abb. 1. Überblick über die Position des Kaisergebirges in einer deckentektonischen Gliederung des Mittel- und Westteiles der Nördlichen Kalkalpen. Nach TOLLMANN (1985: Abb. 60) und LEISS (1990: Abb. 1).

Kaisergebirges, so dass zwischen diesen beiden Einhei- Die Schichtfolge im Kaisergebirge setzt diskordant mit ten noch keine Unterschiede in der stratigraphisch/faziel- den terrestrischen Hochfilzener Schichten des Perms len Entwicklung der Schichtfolge zu verzeichnen sind. über der paläozoischen Grauwackenzone ein. Der weit- Aus der tirolischen Decke wurde in der Savischen Pha- gehend terrestrisch-fluviatile Sedimentationscharakter se (Miozän) durch N–S-Einengung die Kaisergebirgs- hält bis etwa zum Anis an. Ab dem Anis dominiert eine scholle emporgepresst. marine Entwicklung mit sich faziell verzahnenden Flach- wasser- und Beckensedi- menten, die aufgrund von Subsidenz bis km-große Mächtigkeiten erreichen. Der Jura setzt z.T. über Beckensedimenten der Kössener Schichten (z.B. Eiberger Becken u. Schwendt), z.T. über Ober- rhät-Riffkalken (z.B. östlich Ebbs) ein und zeigt eine ins- gesamt hohe fazielle Diffe- renzierung der Gesteins- ausbildungen. Auf der Kai- sergebirgsscholle selbst sind von der kontinuierli- chen mesozoischen Schichtfolge nur Gesteine bis zum Oberlias erhalten (Manganschiefer des Toarc), die jüngeren Sedi- mente sind wegerodiert. Erst mit diskordant auf tria- dischen Gesteinen aufla- gernden Gosausedimenten bzw. Sedimenten der Inner- alpinen Molasse und Au- gensteinsedimenten sind erneut Reste jüngerer Sedi- mentationszyklen erhalten (Abb. 2).

Abb. 2. Schematischer, unmaßstäblicher Überblick über die stratigraphi- schen Anteile, die in den auf dem Kartenblatt vorkommenden tekto- nischen Einheiten erhalten sind. Quartär ist nicht berücksichtigt.

96 Mit den Gesteinen in der Umgebung der Kaisergebirgs- scholle ist eine den ganzen Jura umfassende Sedimenta- tion bekundet. Die heute noch anstehenden Sedimente des oberen Malm, die Aptychenschichten, die sich in den hangend folgenden Neokom-Aptychenschichten in die Unterkreide fortsetzen, implizieren eine reine Beckenent- wicklung im Malm und in der Unterkreide. In anderen Ge- steinen (z.B. in Gosausedimenten und im Kohlenbach- Abb. 3. konglomerat) erhaltene Gerölle und Komponenten einer Vereinfachte, schematische Skizze der Kaisergebirgsscholle. flachmarinen Malm- und Unterkreideentwicklung bewei- Durch Einengung und Raumverkürzung in N–S-Richtung wurde die Kai- sen jedoch, dass auch im Malm und in der Unterkreide im sergebirgsscholle (KS) aus dem Tirolikum (T) emporgepresst. Umfeld des Kaisergebirges flachmarine Schwellen aus- LD = Lechtaldecke, GWZ = Grauwackenzone. gebildet waren, selbst wenn die entsprechenden Gestei- ne hier nicht mehr direkt anstehen. mächtigen und somit primär-sedimentär schüsselförmig Mit den Neokom-Aptychenschichten endet auch in der angelegten Wettersteinkalk-Riff-Lagunen-Komplexes Umgebung der Kaisergebirgsscholle die zusammenhän- durch eine Ausweichbewegung nach oben mit im Norden gende Sedimentation. Branderfleckschichten bzw. Ge- nordvergenter und im Süden südvergenter Aufschup- steine des Gosauzyklus setzen diskordant über unter- pung auf das Vorland reagiert hat. schiedlich altem Untergrund ein. Die Sedimentation der Die Kaisergebirgsscholle selbst besteht insgesamt aus Gosau hält bis in das Mitteleozän an. Ab dem Obereozän einer großangelegten Mulde mit dem Zahmen Kaiser als setzt wiederum diskordant der Sedimentationszyklus der Nord- und dem Wilden Kaiser als Südflügel. In überregio- Inneralpinen Molasse ein, der mit Resten auch noch auf nalem Zusammenhang hat die südlich anschließende der Kaisergebirgsscholle erhalten ist. Die jüngsten tertiä- Grauwackenzone in etwa im Bereich des Kaisergebirges ren Gesteine sind reliktisch erhaltene Augensteinsedi- ihre weiteste Erstreckung nach Norden. Der Bereich der mente. Erst im Quartär, dessen Ablagerungen großflächig größten Einengung erfasst die Kaisergebirgsmulde in ih- und in großer Vielfalt erhalten sind, erfuhr das Kaiserge- rem Mittelteil, sodass die Muldenachse im Meridian von birge durch die erosive Wirkung des Gletschereises seine Stripsenjoch – Feldalmsattel eine Aufwölbung besitzt rezente morphologische Ausprägung. („gesattelte Mulde“, zurückgehend auf FUCHS, 1944). Die Die Kaisergebirgsscholle ist allseits von Störungen Großmulde taucht ab diesem Meridian mit ihrer Achse so- begrenzt. Dies sind im Westen die Inntalstörung, die sich wohl in östlicher als auch in westlicher Richtung mit einem nach Norden in der Prientalstörung fortsetzt und ein sini- Betrag von rund 10°–20° flach ab. strales Störungssystem darstellt (vgl. z.B. ORTNER & Ungeachtet des einfachen Prinzips einer Großmulde ist SACHSENHOFER, 1996). An der Kaisergebirgs-Nordrand- der tektonische Bau innerhalb der Kaisergebirgsscholle Störung ist die Kaisergebirgsscholle jüngstenfalls auf komplizierter. Im Detail erweist sich die Mulde als ein Mul- oberoligozäne Angerbergschichten aufgeschuppt. Im densystem mit mehreren, untergeordneten Mulden und Osten wird sie von der sog. Kohlental-Blattverschiebung Sätteln und anderen lokalen Komplikationen (z.B. aufge- begrenzt. An dieser Grenze haben jedoch auch ostver- wölbtes Wettersteinkalk-Vorkommen im Kaisertal, siehe gente Aufschuppungen stattgefunden, wie bei Griesenau Abb. 31), wie sie sich alleine schon aus mechanischen durch die Auflagerung von Hauptdolomit auf alttertiärer Gründen durch die Raumverkürzung im Muldenkern und Gosau an einer mittelsteilen Schubbahn belegt ist. Ost- die unterschiedlichen mechanischen/rheologischen wärts gerichtete Bewegungen werden in den Zusammen- Reaktionen der verschiedenen Gesteine ergeben. Im Zah- hang mit einer lateralen Extrusion der Ostalpen im Miozän men Kaiser endet der aufgerichtete Muldenflügel des gestellt (RATSCHBACHER et al., 1991a, 1991b; DECKER et Wettersteinkalkes nach Osten an der bedeutenden Stö- al., 1994). rung zwischen Roßkaiser/Ebersberg und dem Hauptdolo- Im Süden zeigt die Kaisergebirgsscholle an der Kaiser- mit des Habersauertales. Diese Störung hat den Charak- gebirgs-Südrand-Störung eine südvergente Aufschup- ter einer steilen Schere mit unbedeutenden oder geringen pung auf den südlich vorgelagerten Niederkaiserzug, der Versetzungsbeträgen im Südwest- und zunehmend grö- in sich ebenfalls verschuppt, tektonisch zerlegt und in ßeren Versetzungsbeträgen im Nordostteil. In streichen- E–W-streichende Mulden und Sättel gebogen ist. Hier der östlicher Verlängerung des Wettersteinkalkes vom sind jüngstenfalls alttertiäre Gesteine des Gosauzyklus Roßkaiser ist der Hauptdolomit in eine Sattelstruktur ge- einbezogen, in einer weiter südlich gelegenen Schubbahn faltet (Riederkogel-Antiklinale). (Peppenauer Graben) auch obereozäne bis mitteloligozä- Im Kaisergebirge dominiert insgesamt ein etwa ne Häringer Schichten. 165°-gerichtetes Störungssystem (vgl. Exkursion 7). Die- Die Bewegungsmuster zeigen eine Raumverkürzung in ses System ist früh (vermutlich bereits prägosauisch) als N–S-Richtung an, auf die die Kaisergebirgsscholle auf- a-c-System zur Großmulde angelegt und später immer grund des starren, randlich dünnen und im Zentralteil wieder reaktiviert worden.

3. Erforschungsgeschichte und Wandel der geologischen Deutung

Kurt LEUCHS hat an der Universität München seine Dok- stätigen schienen. Später musste sich LEUCHS dann mit torarbeit über das Kaisergebirge gemacht. Die Arbeit ist einer neuen Interpretation auseinandersetzen, der Kai- 1907 in Innsbruck erschienen, mit einer farbigen geologi- sergebirgs-Decke, die inzwischen von Otto AMPFERER schen Karte im Maßstab 1 : 33.000. Beim Bau der Eiberg- vorgestellt worden war (erstmals 1921). straße wurden neue Aufschlüsse geschaffen, die von AMPFERER war in den zwanziger Jahren als Aufnahms- LEUCHS (1912) erläutert wurden und die seine Auffassung geologe der Geologischen Bundesanstalt Wien mit der von der vertikalen Bruchtektonik im Kaisergebirge zu be- Aufnahme der Kartenblätter Kufstein und St. Johann be-

97 Abb. 4. Profil durch das Kaisergebirge aus dem Kalkalpen-Führer von K. LEUCHS (1921: 116, Abb. 51). auftragt. Deren Maßstab 1 : 75.000 schien ihm nicht aus- Muschelkalkes“, die zusätzlich zu jener vom Hochkaiser reichend, und so hat AMPFERER auf der Grundlage der da- bekannten Ausbildung hier noch verbreitet sein sollte, mals neuen Alpenvereinskarte 1 : 25.000 eine Neukartie- und zwar in Form von dunklen Kalken, Dolomiten und ge- rung durchgeführt, die 1933 mit seinem Geologischen legentlich schwarzen Mergeln. Bestimmend für Muschel- Führer für das Kaisergebirge erschienen ist. kalk waren für ihn wohl die vorwiegend dunklen Ge- Die unterschiedliche Auffassung der beiden Erforscher steinsfarben, denn fossilmäßig war – ohne Dünnschliffe geht am besten aus dem Vergleich ihrer entworfenen und Mikrofazies – nichts herauszuholen; außerdem stand Querprofile des Kaisergebirges hervor (Abb. 4 und 5). damals nichts weiter zur Wahl als entweder Muschelkalk Einigkeit besteht darin, dass Wilder Kaiser der Südflü- oder Wettersteinkalk. gel und Zahmer Kaiser der Nordflügel einer großen Mulde Nachdem nun in seinem faziell erweiterten Muschelkalk aus Wettersteinkalk sind, die über das Umland empor- alle möglichen Kalke neben Dolomiten und Mergeln Platz ragt. Bei LEUCHS (1921: Abb. 51) ist diese Großmulde an finden durften, hat LEUCHS sich im Zweifelsfall für diesen senkrechten Brüchen aus dem Untergrund emporgeho- entschieden. Das hat dazu geführt, dass er um den Hin- ben. Bei AMPFERER (1933: Fig. 11) ist es eine von Süden tersteiner See herum großzügig (von der Weißach- her eingeschobene Decke, die an der Basis abgewetzt schlucht bis zum Treffauer hinüber) nicht nur den Wetter- sein soll, eine „Mulde ohne Sohle“. steinkalk und dessen Äquivalente Partnachschichten und Soweit zu den Unterschieden in der abschließenden Partnachübergangskalk, sondern auch noch Raibler tektonischen Interpretation. Zum richtigen Verständnis Schichten und selbst den Hauptdolomit seinem Muschel- müssen aber die Differenzen in der Kartierung der beiden kalk einverleibt hat. Forscher nachvollzogen werden. Nur am Gruttenkopf und am Baumgartenköpfl, wo das Entscheidend ist hier der sogenannte Niederkaiserzug. Gestein die typisch helle Farbe hat, gibt es bei LEUCHS im Dieser dem Hochkaiser südlich vorgelagerte Triasstreifen Niederkaiser Wettersteinkalk. Wo er fehlt, muss es tekto- hat eine ganz andere Mitteltrias-Ausbildung. Der „Wet- nische Ursachen haben. tersteinkalk“ im Niederkaiser wird oft untypisch dunkel- AMPFERER hingegen hat im gesamten Niederkaiser den farben und sieht dann wie Muschelkalk aus; auch wenn er Wettersteinkalk durchziehen lassen; beim Vorliegen von hell und eindeutig ansprechbar ist, ist er jedenfalls viel Dolomiten hat er auf Ramsaudolomit erkannt. Auch im schmächtiger vertreten als im Hochkaiser und erreicht Osten, von der Regalm bis zum Labturkopf, wo in der jetzt höchstens ein Zehntel der dortigen Mächtigkeit. Er- vorliegenden Karte Partnachübergangskalk kartiert ist, schwerend kommt hinzu, dass im Wettersteinkalk-Niveau hält er an einer dünnen Lamelle aus Wettersteinkalk sowohl dunkle als auch helle Kalke in splittrigen Dolomit fest. Eine Begründung für diese Einstufung gibt AMPFERER übergehen können und dass manchmal auch Mergelein- nicht; nach den damaligen Kriterien der Gesteinsan- schaltungen vorkommen. sprache allein hätte er eigentlich wie sein Vorgänger aus Zu allen diesen Erscheinungen hat LEUCHS einzelne Be- dem dunklen Kalk dort Muschelkalk machen müssen. obachtungen gehabt, aber ein logisches Sedimentations- Aber offensichtlich wollte AMPFERER hier unbedingt zu- konzept war zu seiner Zeit nicht ersichtlich. Er hat schließ- sätzlich noch seinen Wettersteinkalk in der Schichtfolge lich Zuflucht genommen zu einer „zweiten Facies des haben.

Abb. 5. Profil durch das Kaisergebirge aus dem Kaiserführer von O. AMPFERER (1933: 53, Fig. 11).

98 Abb. 6. Profil durch den Südrand des Ostkaisers aus dem Kalkalpen-Führer von K. LEUCHS (1921: 122, Abb. 52).

Es ist nicht bloße Haarspalterei, ob da ein paar Meter fehlenden Wettersteinkalk durch eine Abschiebung un- als Wettersteinkalk oder als Muschelkalk zu kartieren terdrücken. Es gibt in seinem Profil 2 Störungen. Die obe- sind, es geht vielmehr um das tektonische Gesamtkon- re entspricht der Kaisergebirgsüberschiebung, aber sie zept! ist nicht flach wie bei AMPFERER, sondern genauso vertikal Zur Verdeutlichung der unterschiedlichen Auffassung wie seine untere. LEUCHS nimmt also einen tiefgreifenden werden zwei Profile durch den Südrand im Ostkaiser ge- und dabei sehr schmalen Graben an, in dem das Verbin- zeigt. Das Profil von LEUCHS liegt zwar 1 km östlicher, dungsstück zwischen Hochkaiser und Niederkaiser an aber im Prinzip ist es die gleiche Situation. vertikalen Störungen abgesenkt sei. Es geht um die in Abb. 7 unter Ziffer 5 bezeichnete Stufe Nach AMPFERER standen Hochkaiser und Niederkaiser bei der Regalm, wo AMPFERER die Wandstufe als Wetter- zur Zeit der Ablagerung der Schichten nicht in benachbar- steinkalk in eine ungestörte Schichtfolge eingliedert. In ter Lage. Der Niederkaiser hat eine eigene geringmächti- seinem Profil gibt es nur eine relativ flachliegende Stö- ge, aber ungestörte Schichtfolge in der Mitteltrias, die mit rung, nämlich die Überschiebung seiner Kaisergebirgs- dem Hochkaiser nicht zu vergleichen ist. Der Hochkaiser decke auf Gosau an der alten (nicht heutigen) Ackerlhütte. ist bei ihm als ortsfremde Decke erst nach der Gosauzeit Der dortige “Wettersteinkalk“ des Niederkaisers ist wie auf das Sockelgebirge des Niederkaisers geschoben gesagt alles andere als typisch, in Wirklichkeit handelt es worden. sich bei der Wandstufe um schwarzen Partnachüber- Weder LEUCHS noch AMPFERER hatten damals ein Fa- gangskalk, der außerdem im Hangenden von Partnach- ziesmodell für den Wettersteinkalk. Sie haben nicht in mergeln begleitet wird. Vorriff-, Riff- und Lagunenfazies differenziert, wie das Von LEUCHS wurde diese Wandstufe aufgrund des heute gemacht wird. Die zugehörige Beckenfazies der dunklen Kalkes selbstverständlich als m = Muschelkalk Partnachschichten hat LEUCHS gar nicht, AMPFERER nur in kartiert (Abb. 6). Konsequenterweise musste er den dann der Nordostecke des Zahmen Kaisers gefunden. Somit ist beiden Autoren entgangen, dass die Kaisergebirgsmulde auch im Süden von Partnachschichten flankiert ist. Ein schlüssiges Fazies- modell für das Kai- sergebirge lässt sich aber nur unter die-

Abb. 7. Profil durch den Südrand des Ostkaisers aus dem Kaiserführer von O. AMP- FERER (1933: 123, Fig. 51).

99 sem Gesichtpunkt und mit Einbeziehung des benachbar- am Ende Recht behalten hätte. Seine Fahrstuhltektonik ten Niederkaiserzuges rekonstruieren. Der Niederkaiser- musste mit unwahrscheinlich schmalen Grabenbrüchen zug ist der nach Süden ausdünnende Riffsaum des begründet werden, die dafür benötigten Vertikalstörun- Hochkaiser-Riffkomplexes. Der Riffsaum war gelappt, er gen sind entweder nicht vorhanden oder nachweislich hatte einspringende Partnach-Buchten und vorspringen- nicht vertikal. Die auf der Westseite der Treffauer Scholle de Riff-Sporne. offenkundige, flache Überschiebung hat er nicht kom- Für AMPFERER waren die scheinbar unvereinbaren Ge- mentieren müssen, weil er die jüngere Unterlage zu sei- gensätze im Wettersteinkalk von Hochkaiser und Nieder- nem Muschelkalk gemacht und damit eine scheinbar nor- kaiser ein Hauptargument für eine dem Sockelgebirge male Abfolge angenommen hat. fremd gegenüberstehende Kaisergebirgsdecke. Für OTT AMPFERER hatte unter dem Eindruck der von ihm ent- (1984) sind es gerade diese Befunde, welche eine sinnvol- deckten Karwendel-Überschiebung eine elegantere Lö- le Einbindung erlauben und damit die Kaisergebirgsdecke sung anzubieten, die keineswegs nur einer neuen Mode zu Fall bringen. entsprach, sondern viele Geländebefunde plausibler er- Man darf nun aber nicht so weit gehen und sagen, dass klären konnte. LEUCHS mit seiner übertrieben autochthonen Auffassung

4. Erläuterungen zur Legende der Geologischen Karte des Kaisergebirges

Hochfilzener Schichten (hs) keit, aufgrund der komplexen Tektonik ist jedoch die er- Die von TOLLMANN (1976: 36ff.) gegebene Definition der haltene Mächtigkeit nicht mit der primär-sedimentären Hochfilzener Schichten für einen terrestrischen bis flach- Mächtigkeit gleichzusetzen. marin beeinflussten Schichtstapel, In zeitlicher Hinsicht werden die Basalbrekzie und die „der sich aus einem tieferen Basalbrekzienkomplex unter den quarzporphyrischen Tuffen liegenden Anteile (Hochfilzener Basalbrekzie) und einem durch Übergang der Tonschiefer-Sandsteinserie ins Unterrotliegende verbundenen höheren Anteil aus einer Tonschiefer-Sand- eingestuft. Die hangende zeitliche Reichweite wird nach steinserie mit gelegentlichen Einschaltungen von Quarz- paläomagnetischen Hinweisen (SOFFEL &WOHL, 1987), konglomeraten (Hochfilzener Hangendserie) zusam- Schwefelisotopendatierungen (STINGL, 1989: 250f.) und weiteren Argumenten (BRANDNER, 1987) mit dem Sedi- mensetzt,“ mentationsumschwung von den Hochfilzener Schichten geht auf die im Raum Wörgl-Hochfilzen vorgenommene zum Alpinen Buntsandstein an der Perm/Trias-Grenze Gliederung des Permoskyth durch MOSTLER (1972: 157) fixiert. zurück und umfasst Schichtglieder, die im historischen Rückblick z.T. zum Alpinen Buntsandstein zugerechnet Alpiner Buntsandstein (Permoskythsandstein) (s) wurden, z.T. unter den Begriff des Alpinen Verrucano fal- Der Alpine Buntsandstein entwickelt sich aus den len und z.T. in Anlehnung an die faziell vergleichbare Ge- Hochfilzener Schichten kontinuierlich unter Zunahme der steinsserie der Prebichlschwelle in den östlichen NKA Sandsteine und Abnahme der Tonschiefer. Aufgrund des auch im Kaisergebirge als Prebichlschichten bezeichnet Sedimentationsumschwunges an der Perm/Trias-Grenze wurden. können die Sandsteine der Hochfilzener Schichten von je- Die Serie besteht im Bereich des Kaisergebirges aus nen des Alpinen Buntsandsteins nach lithologischen Kri- einer Basalbrekzie als reliefauffüllendes Fanglomerat terien unterschieden werden. So werden die Sandsteine (Söll, knapp südl. außerhalb des Kartenblattes), einem bis der Hochfilzener Schichten in ihrer Zusammensetzung 15 m mächtigen, jedoch nicht in allen Profilen ausgebil- von lithischen Areniten und Grauwacken dominiert, wäh- deten Liegendsandstein und einer Tonschiefer-Fein- rend die Sandsteine des Alpinen Buntsandsteins einen sandschiefer-Serie. In die Tonschiefer-Serie sind ohne la- höheren Anteil an monokristallinem Quarz und geringere terale Beständigkeit im cm–dm-Bereich gebankte, tonar- Anteile an Gesteinsbruchstücken und Feldspäten auf- me Sandsteine und geringmächtige (max. dm-Bereich) weisen. Desweiteren nehmen die Matrixanteile der Sand- Quarzkonglomerate und polymikte Konglomerate (mit steine von den Hochfilzener Schichten zum Alpinen Bunt- Quarzporphyrgeröllen) zwischengeschaltet. Letztere sandstein ab, während die texturelle und kompositionelle werden als Grobschüttungen infolge tektonischer Unru- Reife sprunghaft zunimmt (STINGL, 1987: 648f.; WANKER, hen im Zusammenhang mit der Saalischen Phase an der 1990: 86). Grenze Unter-/Oberrotliegend angesehen. Die Sandstei- Der Alpine Buntsandstein wird nach lithofaziellen Ge- ne nehmen zum Hangenden generell zu und gehen unter sichtspunkten in einen Unteren und einen Oberen Bunt- Abnahme der Tonschieferanteile in die Sandsteine des Al- sandstein unterteilt. Der untere Buntsandstein besteht pinen Buntsandsteins über. i.w. aus schräggeschichteten Ablagerungen eines ver- In der Tonschiefer-Sandsteinserie kommen Magnesit- flochtenen fluviatilen Systems mit Fining-upward-Klein- knollen vor, die in Größe, Häufigkeit und Verteilung erheb- zyklen und geht nach oben hin in eine zunehmend rand- lichen Schwankungen unterliegen. Sie sind im Mittelteil marin beeinflusste Fazies mit intertidalen Ablagerungen des Kartenblattes am häufigsten und durchschnittlich über. Diese Küstenfazies stellt die Annäherung an das cm-groß und nehmen nach Westen und Osten in Größe Werfener Meer dar, das jedoch mit seinem Vordringen aus und Häufigkeit ab. Ebenfalls innerhalb der Tonschiefer- SE bis etwa St. Johann das Kaisergebirge nur äußerst Sandsteinserie treten porphyrische Vulkanite (cm-dick) randlich erreicht. auf, die als subsequente, saure Vulkanite der Saalischen Der Obere Alpine Buntsandstein setzt aufgrund der Phase zugeordnet werden (MOSTLER, 1972: 158f.). nach S bis SE zurückweichenden Küstenlinie des Werfe- Die gesamte Serie der Hochfilzener Schichten erreicht ner Meeres mit einer Rekurrenz der fluviatilen Fazies mit im Bereich des Kartenblattes max. etwa 500 m Mächtig- Sandsteinen mit Fining-upward-Kleinzyklen ein. Durch

100 die oberskythische Transgression des Werfener Meeres, Rauhwackige Dolomitbrekzien (rhb) zu dem das Kaisergebirge eine nördliche Randlage ein- Basale Serie der Reichenhaller Schichten bestehend nahm, zeigen die Sedimente zum Hangenden hin zuneh- auch rauhwackig aussehenden bzw. anwitternden Dolo- mend Anzeichen intertidaler und mariner Beeinflussung, mitbrekzien mit Übergängen zu echten Rauhwacken, die z.B. Herringbone-Strukturen, sigmoidale Schrägschich- in Wechsellagerung mit dunklen Dolomitbrekzien auftre- tung, bimodale Schüttungsrichtungen, Ichnofossilien ten. Gips oder Anhydrit wurden anstehend in dieser Serie vom Typ Diplocraterion und eine Zunahme des Karbonatge- nicht gefunden, ein Hinweis auf ihr Vorkommen ist jedoch haltes im Übergang zu den Werfener Schichten (STINGL, neben dem tektonisch aufgeschleppten Gipsvorkommen 1987). am Ebersberg und den vereinzelt auftretenden Rauhwa- Im Schwermineralspektrum des Alpinen Buntsand- cken auch die Tatsache, dass dieser Horizont aufgrund steins mit Zirkon, Turmalin und Rutil, Apatit, Titanit, Gra- des duktilen Verhaltens häufig als Abscherungs- oder nat, Hornblende und Zoisit wird der Apatit im Oberen Alpi- Störungshorizont dient. Aufgrunddessen treten die rauh- nen Buntsandstein zum Hauptbestandteil. wackigen Dolomitbrekzien nicht überall als explizit aus- Die Gesamtmächtigkeit des Alpinen Buntsandsteins scheidbarer Horizont auf, sondern sind in ihrem Auftreten am Südrand des Kaisergebirges lässt sich aufgrund der und v.a. ihrer Mächtigkeit großen Schwankungen unter- komplizierten tektonischen Situation und des Mangels an worfen. Die beobachtete Mächtigkeit dieser wasserstau- zusammenhängenden Profilen nur annäherungsweise mit enden Serie (Quellhorizont) beträgt bis 40 m. etwa 400–500 m bestimmen. Der Gesteinscharakter wird bestimmt durch gelblich Im Hangenden ist im Übergang zu der flachmarinen, verwitternde, im Anschlag jedoch häufig graue oder karbonatisch-salinaren Entwicklung der Reichenhaller dunkle Gesteine mit zelliger oder kavernöser Anwitterung Schichten eine 10–50 m mächtige, überwiegend sandige und herauswitternden, calcitischen Stegen von meist do- Serie mit stark zunehmendem Karbonatgehalt und cha- lomitischen Brekzien. Die gelbe, zuckerkörnig rekristalli- rakteristischer Werfener Fauna mit Costatoria (= Myophoria) sierte Matrix umschließt dabei löcherig eckige, helle, gel- costata ZENKER und Gervilleia sp., Lamellibranchiatenfrag- blichgraue und dunkle oder grauschwarze Komponenten menten und vereinzelten, sehr schlecht erhaltenen Am- in mm- bis cm-Bereich. Die Komponenten sind z.T. selbst moniten ausgebildet, die einer Randfazies der Werfener entfestigt, mürbe oder verascht. In unterschiedlichem Schichten entspricht (in der Karte nicht dargestellt). Ausmaß eingeschaltet sind Lagen dolomitischer Brek- Mit dem Auftreten von Costatoria costata und Gervilleia sp. zien, die dicht und nicht porös sind. ergibt sich auch die Altersreichweite des Permoskyths im Aufgrund des Fehlens von Fossilien stützt sich die zeit- Kaisergebirge bis mindestens ins Campil (Oberskyth). liche Einordnung in das Oberskyth/Unteranis auf die stra- Diese Fossilien sind zwar für das Campil bezeichnend tigraphische Stellung hangend zu den unterlagernden (TOLLMANN, 1976: 63), Costatoria costata kann jedoch bis ins Gesteinen des Oberskyth. untere Anis hineinreichen (ROSENBERG, 1958: 296). Kalk-Dolomit-Brekzien-Wechsellagerung (rhk) Reichenhaller Schichten Wechsellagerung überwiegend dünnbankiger, verein- Gips (rhg) zelt auch massiger, hell- bis dunkelgrauer oder bräun- Gips der Reichenhaller Schichten tritt im Kaisergebirge lichgrauer, dichter bis zuckerkörniger Dolomite, charak- in tektonisch verquetschter Lage an der Aufschiebung der teristischer Pelsparite, untergeordnet auch Kalke, mit Reichenhaller Schichten der Kaisergebirgsscholle gegen Brekzienlagen. Die Brekzien zeigen eine Varianz sowohl Lias-Hornstein- und Fleckenkalke des nordöstlichen Vor- hinsichtlich der Komponentengröße und Zusammenset- landes auf (Ebersberg Ost-Seite, Zahmer Kaiser). zung von mono- bis polymikten Grob- bis Feinbrekzien Aufgrund der tektonisch bedingten Position als duktiles als auch hinsichtlich der Matrixfarbe, die über orange und Gleitmittel an der bedeutenden Kaisergebirgs-Nordrand- unterschiedliche Grautöne bis schwarz variiert. Verein- Aufschuppung handelt es sich nicht um reinen Gips, son- zelt ist auch eine Rekurrenz der gelbbraunen, löcherig- dern um eine Gipsbrekzie mit mechanisch eingearbeiteten, zelligen Ausbildung zu beobachten. Am Ebersberg treten dunklen Dolomitbruchstückchen im mm–cm-Bereich. z.T. polymikte, heterogene, bunte Brekzien auf, die als Komponenten in kalkiger Matrix Dolo- mite aller Farbschattierungen, gelbe Rauhwacken, schwarze und verein- zelt rötliche Kalke enthalten. Die Komponentengröße schwankt erheb- lich vom cm- bis in den dm-Bereich. Mit den Brekzien verzahnen sich Areale mit dunklen, z.T. kleine Wände bildenden Kalken, die von Gutenstei- ner Kalken nicht zu unterscheiden sind und daher im folgenden Ab- schnitt beschrieben werden.

Abb. 8. Schematische, unmaßstäbliche Skizze der Fa- ziesverzahnung im Oberskyth-Anis.

101 Die Kalk-Dolomit-Brekzien-Serie erreicht an der Süd- schelkalkes, erreicht durchschnittlich Werte im 10er-Me- seite des Kaisergebirges eine Mächtigkeit bis rund 70 m. terbereich und Maximalwerte bis 150 m. Am Ebersberg ist trotz der großen Ausstrichbreite auf- Ein basales Einsetzen der Gutensteiner Kalke/Dolomite grund der Aufschlussverhältnisse, der Faltung und der bereits im Skyth ist im Kaisergebirge aufgrund der Ver- tektonischen Beeinträchtigung die Mächtigkeit nicht si- zahnung mit Reichenhaller Schichten und der zu den Rei- cher bestimmbar, dürfte aber Werte bis 200 m errei- chenhaller Schichten vergleichbaren Fauna nicht auszu- chen. schließen. Die Altersstellung der Gutensteiner Kalke/Do- Die Serie ist über weite Bereiche fossilfrei, in dunklen, lomite reicht von oberstem Skyth bis zum obersten Mittel- dünnbankigen Kalken kommen sehr spärlich Ostracoden anis (Pelson) (TOLLMANN, 1976: 78). und Foraminiferen (Glomospiren) vor. Als Besonderheit treten innerhalb der Serie sowohl am Gutensteiner Hangendrauhwacke (gr) Kaisergebirgs-Südrand (Brekzienzone zwischen Sonnen- Gelbliche Rauhwacke bzw. rauhwackig aussehende stein und Hochkaiser), als auch am Nordrand (Ebersberg, Dolomitbrekzie, die im Verbreitungsgebiet im Niederkai- NW-Flanke) grünliche Mergel und grüne Quarzsandsteine ser am Südostrand des Kaisergebirges hangend zu Gu- in karbonatischer Matrix auf (einige Meter Mächtigkeit). tensteiner Kalken auftritt. Diese etwa 10–15 m mächtige Die stratigraphische Position ist aufgrund der tektoni- Schicht ist entweder primär sedimentär oder infolge tek- schen Beeinträchtigung unklar, am Ebersberg kommen tonischer Ursachen nicht überall im Hangenden der Gu- solche Sandsteine auch als Komponenten in der erwähn- tensteiner Kalke ausgebildet. Aufgrund des sedimentären ten bunten Brekzie vor. Im Komponentenspektrum der Überganges in die hangenden Reiflinger Kalke und des grünen Sandsteine sind neben den dominierenden, ecki- Auflagerns auf Gutensteiner Wurstelkalken ist die strati- gen bis kantengerundeten Quarzkörnchen Glimmer- graphische Position jedoch eindeutig. Aus den gleichen schiefer, Biotit, helle Glimmer, kalkige oder dolomitische Gründen kann auch ausgeschlossen werden, dass es sich Fragmente und Minerale der Chloritgruppe (farbgebend) um tektonisch positionierte Rauhwacken aus dem Niveau zu finden, röntgenographisch lässt sich auch Feldspat der Reichenhaller Schichten handelt. nachweisen. Eine tuffitische Natur der Sandsteine ist bis- Die bislang nicht durch Fossilien gestützte Altersstel- her nicht bewiesen. lung in das Mittelanis/unteres Oberanis ergibt sich rein Aufgrund fehlender Fossilien für eine direkte Altersein- aus der stratigraphischen Stellung hangend zu den Gu- stufung wird für die Kalk-Dolomit-Brekzien-Wechselfolge tensteiner Kalken/Dolomiten. eine Altersstellung im Unteranis angenommen, ohne dass sich oberstes Skyth positiv ausgrenzen lässt (vgl. TOLL- Steinalmkalk/Dolomit (sk) MANN, 1976: 69f.). Steinalmkalk nimmt i.a. innerhalb der Serie des Alpinen Muschelkalkes ein mittleres Niveau zwischen den Guten- Gutensteiner Kalk/Dolomit (gk) steiner Schichten im Liegenden und den Reiflinger Im Anschlag graue bis schwarze, auch bräunliche, Schichten im Hangenden ein. Aufgrund der Faziesverzah- überwiegend dünnschichtige (mm–cm-Bereich) bis gut nung im Anis weichen die Geländeverhältnisse von die- gebankte (2–20 cm-Bereich), seltener massige (Ebers- sem Idealbild z.T. erheblich ab. So kann der Steinalmkalk berg), bituminöse Kalke mit glatten oder leicht welligen, in die Gutensteiner Schichten und auch die Reiflinger der Ausbildung als „Wurstelkalk“ auch knollig-wursteli- Schichten lateral partiell oder auch vollständig vertreten, gen Schichtflächen. Untergeordnet treten innerhalb der so dass sein Auftreten nicht durch ein stratigraphi- Folge auch Bänke laminierter (mm-rhythmiert) Dolomite sches Niveau, sondern vielmehr durch die Ausbildung de- auf. Die Verwitterungsfarbe ist heller als die Eigenfarbe. finiert ist. Das Gestein ist vielfach von weißen, unregelmäßigen Cal- Im Unterschied zu den anderen Gesteinen des Alpinen citadern durchzogen. Die im Meterbereich massigeren Muschelkalkes ist der Steinalmkalk ein heller, grau bis Partien unterscheiden sich hinsichtlich Aussehen und bräunlichgrauer, massiger und bereichsweise wandbil- Ausprägung nicht von den gebankten Ausbildungen, je- dender Kalk, der im Handstück mit Wettersteinkalk ver- doch deutlich von den helleren Steinalmkalken. Die cha- wechselt werden kann. Ein Bankung ist z.T. im Meter- bis rakteristischen Wurstelkalke dieser Serie führen finger- Zehnermeterbereich angedeutet. Der Steinalmkalk kann dicke, unregelmäßige, auf Bioturbation zurückgehende, auch in einer hellen, meist zuckerkörnigen dolomitischen dunkle „Wurstel“, die farblich von dem gelblich-bräunli- Vertretung vorkommen. Im hangenden Übergang zu den chen, mergeligen Zwischenmittel abgegrenzt sind. Reiflinger Schichten ist in vielen Profilen ein Dezimeter- Die Gutensteiner Kalke können in allen Niveaus von do- bis wenige Meter mächtiger Horizont aus Crinoidenspat- lomitisierten Äquivalenten vertreten werden. Gutenstei- kalken ausgebildet. ner Kalke/Dolomite treten bereits im Niveau der Reichen- Mikrofaziell handelt es sich um Mikrite (z.T. als Biomi- haller Schichten als Folge einer sedimentären Verzah- krite, Pelmikrite) und Sparite (Biosparite, Pelsparite, par- nung auf (vgl. Abb. 8). tiell Oosparite, Dasycladaceensparite und Crinoiden- Mikrofaziell handelt es sich überwiegend um Mikrite, sparite), z.T. Pseudosparite und Dismikrite. Stylolithe und vereinzelt auch um Pseudosparite, mit allgemein gerin- unregelmäßige Calcitadern sind häufig. Als Biogenkom- gem Anteil biogener Komponenten. Partiell sind auch Oo- ponenten kommen neben den in einzelnen Lagen domi- sparite und sog. „Sphärenmikrite“ (KUBANEK, 1969: 55) nierenden Crinoiden und Dasycladaceen (u.a. Physoporel- ausgebildet. Gezackte Druckflasernähte (Stylolithe) sind la-Arten, darunter Ph. praealpina PIA, Ph. pauciforata [GÜMBEL], häufig. Der spärliche, nur partiell reichere Biogengehalt desweiteren Macroporella alpina PIA, Teutloporella peniculiformis besteht aus Echinodermenschutt, Ostracoden, Gastro- OTT, Diplopora annulatissima PIA) noch Schalenreste, Bra- poden, Filamenten, Pellets und Foraminiferen (u.a. Nodo- chiopoden, Ostracoden und Kleinforaminiferen (u.a. Glo- saria sp., Frondicularia sp., Meandrospira sp., Glomospirella mospira sp., z.B. Glomospira densa [PANTIC], Trochammina almta- sp.). lensis K OEHN-ZANINETTI, Meandrospira dinarica K OCHANSKY-DE- Die Mächtigkeit der Gutensteiner Kalke/Dolomite vari- VIDÉ, “Turritellella“ mesotriasica KOEHN-ZANINETTI, Agathammina iert je nach lokaler, fazieller Ausbildung des Alpinen Mu- judicariensis PREMOLI-SILVA) vor.

102 Die Mächtigkeit schwankt entsprechend der faziellen Reiflinger Kiesel- und Hornsteinkalk (rfh) anisischen Entwicklung und erreicht max. etwa 100 m. Verkieselte Partien mit Hornsteinknauern oder -lagen Altersmäßig weisen die Dasycladaceen generell auf ein können bereits in den unteren Abschnitten der Reiflinger das ganze Anis umfassende Alter hin, mit „Turritellella“ me- Schichten auftreten, nehmen nach oben hin generell zu sotriasica ist ein Alter bis in den Anis/Ladin-Grenzbereich und kommen auf dem Kartenblatt des Kaisergebirges vor- angezeigt. Ein Hineinreichen in das Ladin ist nicht aus- wiegend im hangenden Bereich der Reiflinger Schichten geschlossen. vor. Sie unterscheiden sich in ihrer Ausprägung und Mik- rofazies, abgesehen von der Verkieselung, nicht von den Reiflinger Bankkalk/Dolomit (rfk) anderen Kalken der Reiflinger Schichten. Reiflinger Kalke entwickeln sich je nach fazieller Ausbil- Verkieselte Partien sind allgemein etwas heller und eher dung des Anis entweder über den Gutensteiner Kalken bräunlich als unverkieselte. Die bis mehrere cm großen oder über Steinalmkalk. Es sind im Dezimeter- (seltener Knollen kommen sowohl innerhalb der Bänke als auch auf Meter-) Bereich gebankte, überwiegend dunkle, graue, Bankfugen vor. Gleiches gilt auch für Schlieren und lagige graubraune bis schwarze, nur untergeordnet hellere Kal- Anreicherungen. Die Kieselknollen und -lagen sind grau, ke in zumeist knolliger oder knollig-flaseriger Ausbildung graubraun und z.T. rötlich gefärbt und wittern erhaben mit unebenen, knolligen und welligen Schichtflächen. In heraus. Aufgrund der tektonischen Beanspruchung und knollig-flaserigen Bereichen sind auch hellere, gelbliche ihrer spröden Reaktion sind sie meist von einem engma- bis bräunliche, mergelige Schlieren und Bestege zwi- schigen Kluftnetz durchsetzt. schen den Knollen erhalten, die möglicherweise Relikte Die Mächtigkeit der im Profil zusammenhängenden von Drucklösungsvorgängen darstellen. Untergeordnet Kiesel- und Hornsteinknollenkalke im oberen Bereich der kommen nicht schichtgebundene, dolomitisierte Berei- Reiflinger Schichten beträgt i.d. Regel nur wenige Meter che vor. (max. ca. 15 m). Die Hangendgrenze wird generell durch die Reiflinger Pietra-Verde-Horizont (T) Kiesel- und Hornsteinknollenkalke und die darin/darauf befindlichen Tuffite des Pietra-Verde-Horizontes mar- Im obersten Niveau (oberste Meter) bzw. am Top des kiert. Im Übergang zu den im Hangenden folgenden Part- Reiflinger Kalkes auftretende, die Ladin-Anis-Grenze nach-Übergangskalken kann noch ein geringmächtiger markierende seifig-tonige, pistazien- bis grasgrüne (“Pie- Bereich (einige Meter) ausgebildet sein, in dem die Horn- tra verde“), selten auch bräunliche oder rötliche Verwitte- steine und Kieselknollen stark zurückgehen oder fehlen. rungsprodukte vulkanischer Tuffe intermediärer bis basi- Von den ebenfalls dunklen Partnach-Übergangskalken scher Provenienz, deren bisher noch nicht vollständig ge- lassen sich die Reiflinger Kalke im Handstück sehr klärte Herkunft z.T. durch Einschwemmung oder Einwe- schlecht, mikrofaziell jedoch sehr gut durch das Fehlen hung (VIDAL, 1953: 67), z.T. im Zusammenhang mit auto- der in den Partnach-Übergangskalken typischerweise chthonem Vulkanismus in den NKA (MILLER, 1965: 199), vorkommenden, umgelagerten Rifforganismen des Wet- bzw. auch allgemein im Zusammenhang mit dem südalpi- tersteinkalkes unterscheiden. nen Vulkanismus der Buchensteiner Schichten gesehen wurde. In mikrofazieller Hinsicht handelt es sich bei den Reiflin- Die Bildungen können in einer oder mehreren cm- bis ger Schichten überwiegend um Mikrite und Biomikrite, max. dm-dünnen (z.B. Zustieg zur Ellmauer Halt) Lagen wobei im Biogengehalt Filamente häufig dominieren. Da- über einen bis max. 10 m mächtigen Bereich vorkommen, neben treten noch Radiolarien, Ostracoden, Echinoder- bzw. offenbar auch primär fehlen, treten meist jedoch nur menfragmente, Pellets, Calcisphären, vereinzelte Ga- als dünne, durch Diagenese und Drucklösungsvorgänge stropoden, Conodonten und Foraminiferen (u.a. Glomospi- in ihrer Zusammensetzung bereits veränderte Beläge be- ra sp., Glomospirella sp., Meandrospira sp., Agathammina sp., vorzugt auf flaserig-knolligen Schichtflächen verkieselter „Turritellella“ mesotriasica, Trochammina almtalensis) auf. Reiflinger Kalke auf. Als besondere Ausbildung in den oberen Anteilen bzw. Die grüne Farbe wird durch Chlorit bedingt (KUBANEK, an der Basis zu Partnach-Übergangskalk/Wettersteinkalk 1969: 167). tritt partiell (z.B. Treffauer Ostflanke) die rötliche bis rot- braune, Ammoniten führende (u.a. mit Ptychites flexuosus Wettersteinkalk und zeitgleiche Bildungen MOJSISOVICS) Varietät Schusterbergkalk auf. (p, pük, wkr, wkl, wd) Die erhaltene Mächtigkeit der Reiflinger Schichten Als gipfelbildendes und landschaftsprägendes Gestein insgesamt, d.h. inklusive der Kiesel- und Hornsteinkalke, verdient der Wettersteinkalk eine ausführlichere Behand- beträgt zwischen 15 und 70 Meter. lung. Der auf den Karten von LEUCHS (1907) und AMPFERER Nach der enthaltenen Fauna sind die Reiflinger Schich- (1933) noch einheitlich dargestellte Kalk wurde auf der ten zeitlich in das mittlere, hauptsächlich aber in das obe- neuen Karte nach der Fazies genauer kartiert. Es sind re Anis bis Unterladin einzuordnen. Eine Abgrenzung zu Partnach-Übergangskalk (pük), Riff-Fazies (wkr) und La- tieferen anisischen Anteilen ist jedoch nicht möglich. Die gunen-Fazies (wkl) ausgeschieden worden, dazu noch zeitlich verwertbaren Ammoniten des Schusterbergkal- sekundäre Dolomitisierung zu Wettersteindolomit (wd). kes sind leitend für die trinodosus-Zone. Die von KUBANEK Die Partnachschichten (p) bilden die zeitgleiche Becken- (1969: 170) angegebenen Conodonten weisen mit Verge- fazies zum Riff-Lagunen-Komplex des Wettersteinkalkes sellschaftungen von Gondolella excelsa (MOSHER), G. momber- (siehe Abb. 9). gensis TATGE und G. navicula HUCKRIEDE und darüberfolgen- Für Riff- und Lagunen-Fazies sind jeweils charakteristi- den Vergesellschaftungen mit dominierender Gladigondo- sche Fossilien kennzeichnend. Allerdings wird dem fos- lella tethydis (HUCKRIEDE) auf einen Übergang von Illyr silsuchenden Laien kaum ein Erfolgserlebnis zuteil wer- (Oberanis) zu Fassan (Unterladin) hin (vgl. TOLLMANN, den und selbst Geologie-Studenten finden in der Regel 1976: 89). Auch durch “Turritellella“ mesotriasica wird ein wenig. Schnecken, Muscheln oder gar Ammoniten ge- mögliches Überschreiten der Anis/Ladin-Grenze plausi- hören zu den größten Seltenheiten. Der Kalkstein ist bel. auch dort, wo er vegetationsfrei erscheinen mag, von

103 Reichweite bis an die Basis der Raibler Schichten, ist für die oberen Partnachschichten bereits ein unterkarni- sches Alter zu fordern. Partnach-Übergangskalk (pük) Den Namen Partnach-Übergangskalk gibt es erst seit 1976 (TOLLMANN) für einen Gesteinstyp, der zwischen Partnachschichten und Wettersteinkalk vermittelt. Das im Anschlag dunkle, grobbankige bis massige Gestein ist von Kalken des Alpinen Muschelkalkes nur schwer zu un- terscheiden. Das entscheidende Kriterium ist meist nur mit der Lupe (bzw. Mikroskop) zu finden. Es sind eingela- gerte Riffschuttpartikel oder Fossilbruchstücke, welche beweisen, dass während der Sedimentation schon in der Abb. 9. Nachbarschaft Wettersteinkalk-Riffe existiert haben Schematische, unmaßstäbliche Skizze der Faziesverzahnung des Wetter- müssen. Die Riffschutteinschüttungen haben die schwar- steinkalkes und der zeitgleichen Äquivalente. zen Beckensedimente entweder aufgewühlt und sich mit diesen wolkig vermischt oder liegen in einzelnen, durch einer hauchdünnen Kruste endolithischer Flechten be- die hellere Farbe deutlich abgrenzbaren, cm-dicken La- wachsen. gen vor. Die scheinbare Eintönigkeit des Wettersteinkalks ist Durch diese genetische Anbindung wird dem Gestein eine Frage des Auflösungsvermögens. Der in Wirklichkeit ein entsprechendes Alter zuordnet. Von LEUCHS (1907) ist vorhandene Fossilreichtum erschließt sich erst in Dünn- es fast immer als Muschelkalk kartiert worden; ebenso schliffen. Die meisten Fossilien sind für das unbewaffnete von AMPFERER (1933) im Zahmen Kaiser (Heuberg, Jofen- Auge zu klein. Aber Kleinvieh macht auch Riff. alm), im Niederkaiser hingegen bei gleichem Aussehen als Wettersteinkalk (vgl. Kap. Erforschungsgeschichte). Partnachschichten (p) Die Mächtigkeit ist aufgrund der paläogeographischen Hierher gehören die dunklen bis schwarzen, Pyrit füh- Bedingungen zur Bildungszeit bereits primär sedimentär renden Partnachmergel und darin eingeschaltete, dunkle, großen Schwankungen unterworfen. Sie erreicht auf dem im cm–dm-Bereich gebankte Mergelkalke. Im Normalfall Kartenblatt des Kaisergebirges durchschnittlich Werte in sind sie im Liegenden zum Partnachübergangskalk zu fin- der Größenordnung von mehreren Zehner-Metern und den. bereichsweise bis rund 300 m (Jofenalm, Winkelkar). In der Randfazies des Niederkaiserzuges können Part- Wettersteinkalk nachschichten auch noch im Hangenden von Partnach- übergangskalken auftreten. Wo sie die Basis der Raibler Riff-Fazies (wkr) Schichten bilden und – meist unter Almwiesenbedeckung Der überwiegend helle, typischerweise gelblichweiße – in die basalen Schiefertone der Raibler Schichten über- bis hell fleischfarbene, selten auch dunkler graue, massi- leiten, wurden sie früher nicht erkannt und als Raibler ge und wandbildende Wettersteinkalk ist in Riff-Fazies Schichten kartiert. (So z.B. auch die im 1. Weltkrieg abge- normalerweise an der Basis des Wettersteinkalkes und bauten Erpfendorfer Zementmergel in der Ostfortsetzung damit an den Außenflanken der Kaisergebirgsmulde in des Kaisergebirges). Nachdem die Raibler Schiefertone einer Mächtigkeit von 300 bis 500 m ausgebildet. Im Nie- aber im Gegensatz zu den Partnachmergeln praktisch derkaiserzug werden mit Ausnahme kleinerer Areale am karbonatfrei sind, ist die Abgrenzung mit dem markanten tektonisch kompliziert zerlegten Gaisberg alle anderen Auftreten von säurezeigendem Bewuchs möglich. Vorkommen von Riff-Fazies eingenommen (Pölven, Ach- Bekannt waren Partnachschichten bisher nur aus der leitnerkogel und Baumgartenköpfl). Umrahmung des Winkelkares im Zahmen Kaiser. Neu hin- Im folgenden werden einige charakteristische Struktu- zugekommen sind mehrere Vorkommen im Niederkaiser. ren und Fossilien im Wettersteinkalk erläutert: Das Vorkommen an der Westseite des Treffauer, das am Großoolithe: Wasinder Riff-Fazies des unteren Wet- Weg von der Kaiserhochalm zur Gruttenhütte liegt, er- tersteinkalkes noch am ehesten auffällt, sind die so weckt den Verdacht, dass die ganze Treffauer Scholle tek- genannten Großoolith-Strukturen, achatartig gebän- tonisch auf Partnachschichten des Niederkaisers liegt. Im derte Krusten mit teils bizarren Umrissen, bis mehrere Hochkaiser selbst sind Partnachschichten auf der Südsei- Zentimeter groß (Abb. 20). Um 1850, zu Beginn der Er- te des Sonnensteins gefunden worden, wo sie als Was- forschung, hatten sie noch den Namen Evinospongien serstauer für die spärliche Quelle des Kogelbrunn verant- und wurden demnach für Kalkschwämme gehalten. Es wortlich sind. sind aber anorganische Bildungen. Ursprünglich waren Makrofossilien sind sehr spärlich. Auch die Mikrofauna es Hohlräume im Gestein. Diese wurden von außen ist generell arm, an Fossilien sind Ostracoden, Echino- nach innen durch wandparallel sprossende Kristall-Pa- dermen, Radiolarien, Filamente und Foraminiferen zu er- lisaden verfüllt. Die Hohlräume waren nicht lediglich die wähnen. ursprünglichen Zwickel zwischen verstürzten Riff- Die beobachtbare Mächtigkeit erreicht bis 85 m, auf- schuttbrocken. Vor dem Zuwachsen waren sie offen- grund der paläogeographisch-faziellen Verteilung sind je- sichtlich durch kalkaggressives Wasser aufgeweitet doch unter der Treffauer Scholle mächtigere Vorkommen worden, da die Ränder ein Lösungsrelief zeigen. zu vermuten. Es besteht ein Zusammenhang im Vorkommen von Die Partnachschichten werden allgemein in das Anis Großoolithen im unteren Wettersteinkalk mit der Über- gestellt. Aufgrund der faziellen Verzahnung mit Wetter- lagerung durch die Plattformkalke der Lagunenfazies, steinkalk, der im Niederkaiserzug bis in das Unterkarn von denen bekannt ist, dass sie zeitweise trockengefal- reicht (Poikiloporella duplicata), und einer stratigraphischen len waren. Wie auch heute bei Koralleninseln im Pazifik

104 schwamm auf dem porösen, von Meerwasser durch- Schutt kann auch durch lawinenartige Ereignisse ins setzten Gestein eine Linse von leichterem Regenwas- Becken transportiert werden. Aufgewirbelter Fein- ser. Vergleichbar einem Eisberg reichte der Großteil schutt regnet dabei aus Trübewolken ab und liefert nach dieser Süßwasserlinse unter das Niveau des Meeres- Korngrößen sortierte Streifen von einigen Millimetern spiegels. Für die Lösungsvorgänge entscheidend war bis Zentimetern Dicke, die in feineren Kalkschlick ein- die Mischungskorrosion, die an der Kontaktzone der gelagert sind. Der Schlick selbst ist eher dunkel gefärbt, unterschiedlichen Wässer eintrat. Das Zuwachsen der die Schutteinstreuung weißlich. Der Schlick führt Schäl- Hohlräume durch die gebänderten Krusten erfolgte chen von Daonellen, freischwimmenden Muscheln mit schließlich beim weiteren Absinken aus der Mischungs- papierdünnen Schalen und Radiolarien; er ist damit als zone heraus in größere Tiefen. ein Beckensediment des tieferen Wassers ausgewie- Die Großoolith-Strukturen findet man im Wetterstein- sen. Die gradierten Streifen enthalten Riffschutt mit den kalk-Riff hauptsächlich dort, wo darüber noch Platt- dazugehörigen Flachwasser-Organismen. Es handelt formkalke der Lagune liegen, so z.B. auf der Südseite sich bei diesem Sedimenttyp um Folgen von Kalkturbi- des Ellmauer Tores. Auf der Pyramidenspitze und im diten, von episodischen Schutteinstreuungen vom Riff ganzen östlichen Zahmen Kaiser, wo im Wetterstein- her in die Beckenfazies hinein. Der Farbwechsel aus kalk die Riff-Fazies bis unter die Raibler Schichten hellen und dunklen Streifen ist äußerlich bei normal hochreicht, ohne dass die typischen Bankfolgen der La- grauer Anwitterung des Gesteins nicht zu sehen. Details gune noch dazwischenkommen, sucht man die großen lassen sich nur in glattgeschliffenen Wasserrunsen be- Großoolith-Muster vergeblich. Im geringmächtigen obachten (vgl. Abb. 26). Diese Fazies kommt auch nicht Wettersteinriffkalk des Niederkaiserzuges sind sie überall an der Front des vorwachsenden Wetterstein- ebensowenig vorhanden. kalkes vor. Studien in der Ostfortsetzung des Kaisers (Kalkstein-Kirchberg-Gruppe) haben gezeigt, dass sie Tubiphytes und Kalkschwämme: Auch wenn die bevorzugt in einspringenden Buchten zwischen halbin- einstigen Evinospongien nicht mehr zu den Kalk- selartig vorspringenden Riffzungen auftritt, wo von 2 schwämmen gezählt werden, so macht die Tiergruppe Seiten her Schutt eingespeist wurde. Vom üblicherwei- der Schwämme nach wie vor den Hauptteil der Riffbild- se massigen Riffkalk ist diese Turbiditfazies durch ihre ner im Wettersteinkalk aus. Das häufigste Fossil über- deutliche Bankung unterschieden. Besonders gut ist haupt tritt in Form milchweißer Flecken und Flämmchen dies an der Südflanke des Kopftörlgrates der Ellmauer von 0,5 bis 3 Millimeter Durchmesser auf, die das Ge- Halt zu sehen, wo spärlicher Grasbewuchs die Bankung stein locker durchsetzen. Sie erinnern im Auflicht etwas nachzeichnet. Es ist aber nicht jedes einzelne Turbidit- an die heutigen kalkabscheidenden Lithothamnien Ereignis durch eine Kalkbank markiert. Vielmehr können (Rotalgen) und wurden auch erstmals aus einem Äqui- mehrere helle, in Korngrößen verschiedene Turbidit- valent des Wettersteinkalkes in den Südalpen bei Re- streifen und zwischendrin wieder ein dunkles Schlick- coaro als Lithothamnium (?) alpinum abgebildet und be- band innerhalb derselben Bank ohne trennende Fugen schrieben. Inzwischen hat sich dafür der Name Tubiphy- aufeinanderfolgen. Bei der Neukartierung wurde Part- tes obscurus (MASLOV) eingebürgert. Die systematische nachübergangs-Kalk ausgeschieden, wenn die dunklen Zugehörigkeit dieses in Riffkalken der Perm- bis Mittel- Farben der Partnach-Beckenfazies nicht zu übersehen triaszeit wichtigen Problematikums ist nicht ganz klar, sind. Naturgemäß sind die Übergänge fließend und pro- doch weist der Besitz von Zentralkanal und Maschen- blematisch wird es, wenn die Schutteinschübe bei Wei- gewebe doch sehr in Richtung Kalkschwämme. Tubiphy- tem dominieren und das Resultat ein heller Schuttkalk tes ist bei guter Anwitterung etwas ins Nebengestein ist, den aber noch jeder Geologe als typischen Wetter- eingesenkt, aber beim geringen Farbkontrast im hellfar- steinkalk kartiert hat. Eine solche Sonderfazies wurde benen Wettersteinkalk schwer zu sehen, am besten aus kartiertechnischen Gründen beim Wettersteinkalk noch bei regennassem Gestein. Bei dunklem Wetter- belassen, obwohl sie streng genommen eigentlich ein steinkalk oder in Partnachübergangskalken fallen die Teil der Beckenfazies wäre. weißen Flecken hingegen sofort ins Auge. Zu den Kalkschwämmen gehören auch perlschnurar- Lagunäre Fazies (wkl) tige Gebilde, wie die altbekannte Colospongia. Zu ihr ge- Im Gegensatz zu eher massigen Kalken im Riffbereich sellen sich noch einige weitere Gattungen dieser ist die Lagunenfazies geprägt durch eine deutliche Ban- Sphinctozoen als Riffbildner (OTT, 1967). kung. Sie wird verursacht durch einen Wechsel von kom- Verschiedene stengelartige und verzweigte Gebilde, pakten grauen Kalkbänken mit weißlichen, dünnlamel- vermutlich primär aus Aragonit bestehend und daher lierten, meist dolomitischen Zwischenschichten (siehe meist zur Unkenntlichkeit rekristallisiert, werden übli- Abb. 21). Die Kalkbänke werden 1 bis mehrere Meter dick cherweise als Korallen angeführt. Dies ist aber nur ge- und widerstehen der Verwitterung besser als die nur we- rechtfertigt, wenn man im Querschnitt noch die für Ko- nige Dezimeter bis 1 Meter dicken Zwischenschichten. rallen typischen, radial gestellten Septen erkennen Besonders wenn die Schichten senkrecht aufgerichtet kann. Aus altersgleichen Riffkalk-Sturzbrocken (so sind, wie z.B. am Totenkirchl, oder im Grie- genannten Cipit-Kalken) in den Cassianer Schichten sener Kar, wittern die Zwischenschichten zu senkrechten Südtirols, wo die Feinstrukturen infolge günstiger Ein- Runsen und Kaminen heraus. bettung in tuffitische Mergel nicht kaputtgegangen Wo im Wilden Kaiser der Wettersteinkalk besonders sind, kennt man noch eine Reihe anderer Organismen- mächtig wird, gehört der überwiegende Teil zur Lagu- gruppen mit korallenartigen Wuchsformen, darunter nenfazies. Man sieht dies überzeugend an der nach Osten sogenannte Korallenschwämme oder Sklerospongien, abbrechenden Wandflucht des Wilden Kaisers, im Kamm- die logischerweise auch in einem Wettersteinkalkriff verlauf Maukspitze – Gamsfluchten – Lärchegg, weil der gelebt haben könnten. dort annähernd 2000 m mächtige Schichtstapel in einem Turbidit-Fazies als Sonderfall:DeramRiff durch Anschnitt quer zum Schichtstreichen entblößt und von mechanische und biologische Zerstörung erzeugte der Seite her gut überblickbar ist (vgl. Profil 3).

105 Wirtelalgen: Mit der Lagunenfazies betreten wir den Wir beschränken uns hier auf Beobachtungen, die auch Lebensraum der kalkabscheidenden Wirtelalgen oder mit unbewaffnetem Auge im Gelände gemacht werden Diploporen (Grünalgen), die fossil erhaltungsfähige können. Kalkröhrchen hinterließen. Auch diese sind nur kleine Die Großoolith-Strukturen im unteren Wettersteinkalk, Gebilde im Millimeterbereich. Im Wettersteinkalk treten welche ebenfalls im genetischen Zusammenhang mit sie stellenweise in gesteinsbildender Menge auf, so z.B. der vadosen Überprägung stehen, wurden schon bei am Gipfel der Zugspitze, wo anlässlich der Aufstellung der Riff-Fazies besprochen. des eisernen Gipfelkreuzes 1851 Gesteinsproben die- Speziell in der Lagunenfazies sind manche Kalkschlick- ses „Muschelkalkes“ mitgebracht wurden und somit bänke gespickt mit Löchern, die aussehen, als ob man diese Organismenreste erstmals in die Hände eines Pa- mit dem Taschenmesser hineingestochen hätte, wes- läontologen gelangten. Seither gelten sie als die Aller- halb diese Bänke auch Messerstichkalke heißen. Die weltsfossilien im Wettersteinkalk. Löcher werden als Hohlformen weggelöster Gipskris- Die Häufigkeit der Wirtelalgen ist aber im Kaisergebirge talle erklärt, die einst bei Eindampfungsbedingungen im nicht ausgeprägt. Vor allem die altbekannte Diplopora an- Schlick gewachsen waren. nulata (SCHAFHÄUTL) von der Zugspitze, ein Leitfossil für Dünne, rote Schmitzen im Gestein sind schichtparallele die ladinische Stufe der alpinen Trias, konnte im Kaiser- Einschwemmungen von rotem Lösungsrückstand. Zu- gebirge bisher nicht bestätigt werden. Für diese Art, die sammen mit Bodensatz aus dolomitischem Kristall-Silt z.B. im Karwendelhauptkamm im ehemaligen Zentrum in ehemaligen Lösungsräumen weisen sie auf immer einer weitflächigen Lagune dominiert, war die einstige, wieder stattgefundene Verkarstung beim Trockenfallen relativ kleine Kaisergebirgsplattform offenbar nicht der der Karbonatplattform hin. ideale Lebensraum. Fundortangaben über Diplopora an- Auffallend sind auch konzentrischschalig umrindete nulata im Kaiser beziehen sich teilweise auf zweifelsfreie Körner, erbsen- bis bohnengroß, ähnlich den Karlsba- Riffkern-Fazies, wo sie ohnehin nirgends vorkommt, der Sprudelsteinen. Man hat sie früher für Algenkalk- und beruhen vermutlich auf Verwechslungen mit Crinoi- knollen wie die Sphaerocodien in den Raibler Schichten den oder sonstigen röhrchen- und stengelartigen Ge- gehalten; es sind aber sog. vadose Pisoide, ohne er- bilden. Wo tatsächlich Wirtelalgen gefunden wurden, kennbare Beteiligung von Organismen im Zuge vadoser waren es stets andere Gattungen. Leicht zu erkennen, Überprägung im Sediment gewachsene Rindenkörner. wenn auch nicht allzu häufig, sind die Kalkhülsen der Teutloporella herculea (STOPPANI), einer in der riffnahen La- Wettersteindolomit (wd) gune lebenden Alge (vgl. Exk. 3); zu den Seltenheiten Sekundäre Dolomitisierung zu Wettersteindolomit gehört die gegliederte Teutloporella nodosa (SCHAFHÄUTL) kommt in untergeordnetem Maßstab sowohl in der La- (bisher nur Kopfkraxen, Scharlinger Böden). Am weite- gunen- als auch in der Riff-Fazies vor und erreicht in der sten verbreitet, aber nur im oberen Wettersteinkalk, ist Riff-Fazies am Gruttenkopf größere Verbreitung und eine Poikiloporella duplicata (PIA), eine Leitform für den schon Profilmächtigkeit von rund 250 m. Der Wettersteindolo- unterkarnischen Anteil der Wettersteinkalk-Lagune mit ist tendenziell etwas heller, weißlicher als die kalkige (z.B. Widauer-Steig in der Scheffauer-Nordflanke, Ausbildung und tritt morphologisch weniger prominent Heimköpfl bei der Vorderkaiserfeldenhütte, Hinterkai- hervor. Durch die Rekristallisation zu Dolomit erfolgte serfeldenalm). eine Überprägung und Kornvergrößerung, in weniger ver- Die Wirtelalgen haben nicht im Riff gelebt. Sie kommen änderten Bereichen entspricht der Dolomit hinsichtlich ausschließlich in der Lagunenfazies vor und hier in den Mikrofazies und Ausbildung jedoch noch weitgehend den Kompaktbänken. Sie bildeten Rasen unter ständiger kalkigen Äquivalenten. Wasserbedeckung, jedoch bei geringer Wassertiefe, da sie als Grünalgen nur in sehr seichtem Wasser von eini- Nordalpine Raibler Schichten gen Metern Tiefe optimale Lebensbedingungen vor- Raibler Schichten können auf dem Kartenblatt in Anleh- fanden. nung an ANGERMEIER et al. (1963) und JERZ (1966) geglie- Stromatolithe: Die in Wechsellagerung zu den Kalk- dert werden. Bezüglich der biofaziellen und lithofaziellen bänken auftretenden wellig-feinlamellierten, dolomiti- Einteilung nach JERZ (1966: 6) gehören die Vorkommen im schen Zwischenschichten sind Stromatolithe (Abb. 21). Kaisergebirge biofaziell zur Südfazies (Verbreitung mit Es sind Sedimentstrukturen, die man auch rezent von Sphaerocodium bornemanni ROTHPLETZ) und lithofaziell zur den Sabkha-Flächen z.B. des Persischen Golfes kennt. Zentralfazies (SCHULER, 1968: 12). Gebildet werden sie durch Matten von aufwachsenden Die maximale Gesamtmächtigkeit erreicht annähernd Cyanobakterien (früher Blaualgen genannt). Das Milieu 300 m. Zeitlich werden die Raibler Schichten generell in war extrem flach, im Intergezeitenbereich und darüber. das Obere Unterkarn (Jul) und Oberkarn (Tuval) gestellt. Brekzien aus plattigen Scherben solcher Stromatolith- Im Kaisergebirge folgen sie auf cordevolischen Anteilen krusten bezeugen sedimentäre Aufarbeitung. des Wettersteinkalkes bzw. auf als zeitgleich zum Wetter- Vadose Überprägung: Mit und während der Ablage- steinkalk anzunehmenden Partnachschichten. Hangend rung der Karbonatplattform erfolgte eine Überprägung ist durch den Übergang zum Hauptdolomit und die damit der Sedimente bei zeitweiligem Trockenfallen durch verbundene Schwierigkeit der Grenzziehung Unternor Kalkauflösung, Verdunstung und Wiederauskristallisie- nicht positiv ausgrenzbar. ren unter dem wechselnden Einfluss von Regenwasser, Schiefertone und Sandsteine (rs) übersalzenem und normalmarinem Wasser. Dies hat zu Schiefertone und Sandsteine treten bei vollständiger vielen Phänomenen einer sogenannten vadosen Über- Entwicklung der Raibler Schichten in 3 Horizonten auf, sie prägung geführt. Die Erscheinungen gibt es nicht nur im sind jedoch häufig tektonisch reduziert oder sogar voll- Wettersteinkalk, sie sind zu allen geologischen Zeiten ständig amputiert. Oft ist nur der Untere Schiefertonhori- bei entsprechenden Ablagerungsbedingungen ent- zont erhalten, der über Partnachschichten oder Wetter- standen. Details sind nur in Dünnschliffen zu studieren. steinkalk reliefausgleichend einsetzt. Er kann an seiner

106 Vergesellschaftung mit der charakteristischen Sphaero- als auch der Mächtigkeit. Er kommt in allen tektonischen codienbank erkannt werden, die im oberen Anteil häufig Einheiten des Kartenblattes vor. mit einer Sandkalk-Oolith-Folge mit bis bis mehreren Me- Trotz der großen Verbreitung ist die überwiegend mo- tern Mächtigkeit auftritt, bzw. die untere Schieferton- notone Serie aufgrund der relativ einheitlichen Sedimen- Sandstein-Folge gegen den hangend folgenden, ersten tationsbedingungen und des geringen oder unspezifi- Karbonathorizont abgrenzt. schen Fossilgehaltes schwer zu gliedern. Erschwerend Die blättrig zerfallenden, häufig kleingefältelten Schie- kommt im Kaisergebirge die starke tektonische Bean- fertone sind überwiegend karbonatfreie, z.T. sandige, spruchung hinzu, weshalb AMPFERER (1933), allerdings dunkle graue und graubraune oder schwarze Gesteine mit geprägt durch sein tektonisches Konzept der Kaiserge- charakteristischer, rostbrauner Anwitterungsfarbe. Sie birgsdecke etwas zu schematisch, große Areale im bilden Vernässungszonen und Quellhorizonte. Mit ihnen Hauptdolomit als „Dolomit-Mylonit“ abgegrenzt hatte. sind kalkig gebundene, im unteren Schiefertonhorizont Gliederungsversuche in anderen Gebieten (Vorarlberg, nach oben hin zunehmende, Pflanzenhäcksel und Glim- Lechtaler Alpen [CZURDA & NICKLAS, 1970; MÜLLER-JUNG- mer führende, orangebraune bis graubraune Sandsteine BLUTH, 1970]) sind nur mit Vorbehalt übertragbar, da Se- assoziiert. Vereinzelt kommen auch Oolithbänke (Unt. dimentations- oder Faziesfolgen aufgrund der räumlich/ St.-Horizont), in den oberen Folgen zusätzlich auch Cri- zeitlichen Änderungen regional abweichen können. Ein noiden- und Ostreenbänke darin vor. Paläogeographie- und Sedimentationsmodell des Haupt- Kalke (rk) dolomites stellten FRUTH & SCHERREIKS (1984) vor. In der Abfolge der Raibler Schichten treten 3 Karbonat- Der Hauptdolomit ist ein dichtes, feinkörniges oder horizonte jeweils über den Schieferton-Sandstein-Folgen auch zuckerkörniges Gestein mit einer im Anschlag brei- auf. Der oberste Karbonathorizont geht durch Zunahme ten Farbpalette von bräunlichen, bräunlichgrauen, grauen dolomitischer Anteile in einem Übergangsbereich in den bis schwarzen Tönen und einer allgemein helleren Anwit- Hauptdolomit über. terunsfarbe als die Eigenfarbe. Neben monotonen Berei- Die graubraunen bis dunkelgrauen, überw. im dm-Be- chen treten auch laminierte und stromatholithische Va- reich gebankten, untergeordnet auch massigen Kalke mit rianten auf. Brekzien mit Komponenten im mm- bis meist ebenen, z.T auch unregelmäßigen und welligen, 2-cm-Bereich sind häufig. Dies sind z.T. sedimentäre, selten auch wulstigen Schichtflächen zeigen eine breite monomikte endostratische Brekzien, z.T. auch Brekzien, Ausbildungsvarianz von lutitischen bis arenitischen Kal- deren sedimentäre oder tektonische Genese unklar ist. ken, Mergelkalken, Kieselknollenkalken (typisch für den Das Gestein ist tektonisch stark beansprucht und häufig unteren Karbonathorizont), stromatolithischen Kalken, von einem engmaschigen Klüftungsnetz durchzogen. Ei- Biogendetrituskalken und charakteristischen Schlickge- ne gut ausgeprägte Bankung im cm–dm-Bereich kommt röllkalken. In die Kalke können dezimeterdicke Mergella- vor, ist jedoch überwiegend auf die unteren Anteile der gen eingeschaltet sein. Die z.T. reiche Makrofauna der Folge konzentriert. Kleinstückiger, polygonaler Verwitte- Raibler Schichten wurde schon mehrfach beschrieben rungsschutt ist typisch. (vgl. TOLLMANN, 1976: 166 mit weiteren Zitaten). Mikrofa- Der in mikrofazieller Hinsicht variabel ausgebildete ziell erweisen die Kalke sich überwiegend als Mikrite und Hauptdolomit besteht überwiegend aus Mikriten und Pseudomikrite mit wechselndem Biogengehalt, seltener Pseudomikriten. Der Biogengehalt ist allgemein spärlich auch als Biosparite. Der Biogengehalt besteht vorwie- und artenarm, in den meisten Dünnschliffen sind lediglich gend aus Schalen- und Echinodermenfragmenten, des vereinzelte Ostracoden und Schalenfragmente zu fin- Weiteren Ostracoden, Gastropoden und eine z.T. reiche den. Kleinforaminiferenfauna (u.a. Glomospira sp., Meandrospira Die Mächtigkeit des Hauptdolomites erreicht auf der sp., Glomospirella sp., Agathammina sp., Trochammina sp., Involu- Kaisergebirgsscholle, wo im Mittelteil der stratigraphi- tina sp., Nodosaria sp.). sche Verband noch vollständig ist, Werte bis 1900 Meter. Dolomite (rd) Aufgrund von Internfaltung sind dies jedoch Profilmeter, Monotone graue bis graubraune Dolomite kommen in die über dem Maximalwert der primär sedimentären unterschiedlich mächtigen, bis meterdicken Lagen inner- Mächtigkeit liegen. halb des Schichtverbandes vor, sie können jedoch Kalke Kalkige Einschaltungen (hk) auch lateral und ohne Horizontbeständigkeit vertreten. Im Gelände als Härtlinge vortretende kalkige Einschal- Dolomitische Partien sind dabei z.T. unscharf gegen kal- tungen mit Mächtigkeiten von Dezimetern bis mehreren kige Bereiche abgegrenzt, z.T. sind messerscharfe, unre- Metern und lateralen Erstreckungen bis zu 10er-Metern gelmäßige Kontakte ausgebildet. Des Weiteren treten kommen im Kaisergebirge in allen stratigraphischen Ni- auch stromatolithische Dolomite und vereinzelt Dasycla- veaus des Hauptdolomites vor. Sie stellen kurzzeitig bes- daceen-Dolomite (mit Poikiloporella duplicata) auf. ser durchlüftete Sedimentations- und Lebensbedingun- Die schichtgebundenen Dolomite werden generell in gen dar und sind daher etwas fossilreicher als der umge- Annäherung an den Hauptdolomit häufiger und erschwe- bende Hauptdolomit. ren die Grenzziehung. In den obersten Raibler Schichten Im Dünnschliff zeigen sich die graubraunen Kalke als können jedoch, sofern ausgebildet, löcherige und mürbe, Mikrite, Pelmikrite, Pseudosparite und Intrasparite. Im im dm-Bereich gebankte, arenitische, sandig verwittern- Biogeninhalt treten Ostracoden, Schalenfragmente, de Dolomite und rauhwackige Dolomite und Dolomitbrek- Kleinforaminiferen (u.a. Glomospirella sp.) auf, das Gefüge zien zur Grenzziehung verwendet werden. Diese löcheri- ist z.T. bioturbat. ge, rauhwackige Dolomitzone verzahnt sich lateral mit LEUCHS (1927: 151, 155) wählte für kalkige Einschaltun- „normalen“, nicht löcherigen Dolomiten und erreicht i.A. gen im Hauptdolomit den Namen Tierbergkalk und impli- Mächtigkeiten von wenigen Metern. zierte (1921: 47) eine stratigraphische Stellung im unteren Hauptdolomit (hd) Hauptdolomit. Da jedoch kalkige Einschaltungen in ver- Der norische Hauptdolomit ist eines der Hauptgesteine schiedenen Niveaus des Hauptdolomites auftreten, ergä- des Kaisergebirges sowohl hinsichtlich der Verbreitung ben sich somit auch verschiedene „Tierbergkalkniveaus“,

107 wodurch der Name als konkrete Bezeichnung eines strati- graphisch definierten Schichtgliedes unbrauchbar ist. Zudem treten selbst die Kalke der Typlokalität Thierberg westlich von Kufstein nicht innerhalb des Hauptdolomi- tes, sondern hangend zu diesem auf und entsprechen auch lithofaziell dem Typus heller Rhätkalke (vgl. Legen- denpunkt „Rehaukalk“). Die Bezeichnung Tier-(bzw. Thier-)bergkalk wird in der vorliegenden Arbeit daher nicht verwendet. Bituminöser Hauptdolomit („B“) Der generell vorhandene Bitumengehalt des Hauptdo- lomites (Geruch beim Anschlagen) ist lokal so stark ange- reichert, dass es partiell zur Ausbildung von Bitumen- schiefern bzw. „Ölschiefern“ kommt, die im Kaisergebirge zur Ölgewinnung auch abgebaut wurden (AMPFERER, Abb. 10. 1933: 36). Die Vorkommen halten jedoch weder vertikal Schematische, unmaßstäbliche Skizze der Faziesverzahnung im Ober- noch lateral mehr als einige Meter weit aus. Der Bitumen- nor/Rhät. gehalt ist entweder im Hauptdolomit diffus und schlecht abgegrenzt stark angereichert (Weißachschlucht südlich Beckens lagernden Vorkommen mit dem Arbeitsnamen des Eiberger Beckens) oder kommt in cm- bis dm-mächti- „Rehaukalk“ versehen, entspricht hinsichtlich seiner li- gen Wechsellagerungen von Dolomitbänken mit schwar- thologischen und mikrofaziellen Ausprägung dem Ober- zen Schiefern vor (Kaisertal, Nordflanke des Gamsber- rhätkalk. Er unterscheidet sich jedoch von jenem durch ges). Die Vorkommen sind an lokale Bildungsbedingun- seine stratigraphische Lagerung im Liegenden der Kös- gen gebunden und dürfen nicht parallelisiert oder be- sener Schichten (Abb. 10). Aus dieser Position ergibt sich stimmten stratigraphischen Niveaus zugeordnet werden. auch die zeitliche Stellung in das untere Rhät (bzw. mögl. Plattenkalk (plk) Obernor), da sich nach den vorhandenen Obertriasfora- Der Plattenkalk entwickelt sich in seinen Verbreitungs- miniferen eine zeitliche Einstufung nicht genauer vorneh- gebieten kontinuierlich aus dem Hauptdolomit und stellt men lässt. Trotz gewisser lithologischer Unschärfen in der einen Übergang zu besser durchlüfteten, weniger lebens- Charakterisierung der Kalke im Übergangsbereich Plat- feindlichen Faziesbedingungen dar. Aufgrund der benö- tenkalk – Kössener Kalk lässt sich der Rehaukalk von bei- tigten Faziesbedingungen ist er jedoch nicht überall im den lithologisch deutlich abgrenzen. Den Unterschied Hangenden des Hauptdolomites ausgebildet. zum Plattenkalk kann man am besten dadurch zum Aus- Plattenkalk tritt als gut gebanktes (vorw. dm-Bereich), druck bringen, dass AMPFERER (1933) diesen Kalk als Wet- bräunlichgraues und graubraun bis bläulich-grau anwit- tersteinkalk kartierte. Eine solche Verwechslung wäre ihm terndes Gestein mit ebenen bis leicht welligen Schichtflä- mit Plattenkalk sicherlich niemals passiert. chen auf. Vom unterlagernden Hauptdolomit unterschei- Kalke dieses Niveaus wurden in Anlehnung an die Ab- det er sich im Gelände durch das kompaktere Erschei- grenzung des Tierbergkalkes durch LEUCHS (1927: 151ff.,) nungsbild, die Anwitterungsfarbe, vereinzelt zu beobach- später z.T. allgemein als Thierbergkalk nach der Typloka- tende Karrenrillen und das Fehlen des kleinsplittrigen lität Thierberg nordwestlich von Kufstein bezeichnet. Die Verwitterungsschuttes. Häufige Calcitadern zeigen ein Kalke am Thierberg selbst stellen ebenfalls Rehaukalke zum Hauptdolomit unterschiedliches mechanisches Ver- dar. Wie im Abschnitt zum Hauptdolomit ausgeführt ist, halten bei tektonischer Beanspruchung. wurde jedoch die Bezeichnung Thierbergkalk strengge- Im Anschlag wirkt das dichte, Pyrit führende Gestein nommen auf hellbraune, massige, kalkige Einschaltungen fossilleer, v.a. zum Hangenden hin treten jedoch zuneh- innerhalb des Hauptdolomites definiert, so dass sie auf mend einzelne fossilreichere Lagen auf. die Rehaukalke liegend zu den Kössener Schichten nicht Mikrofaziell zeigt der Plattenkalk eine Varianz von z.T, anwendbar ist. Die Bezeichnung Thierbergkalk ist somit feinlaminierten Mikriten, Mikrospariten und Pseudospa- hinsichtlich des damit definierten stratigraphischen Ni- riten, bereichsweise mit „krümeligem“ Gefüge, vereinzelt veaus überholt. auch von Biospariten mit wechselndem Gehalt von Bioge- Kössener Schichten nen und Intraklasten. Im Biogenanteil treten Ostracoden, Gastropoden, Echinodermen, Schalenfragmente, Dasy- Mergel-Kalk-Wechsellagerung (km) cladaceen (Griphoporella curvata [GÜMBEL], Macroporella retica Dies sind Wechsellagerungen von Mergeln, Mergelkal- ZANIN-BURI), Holothurien, Foraminiferen (u.a. Triasina hant- ken und Kalken im cm- bis dm-Bereich (vgl. Abb. 14), die keni [MAJZON], Glomospira sp., Glomospirella sp., Involutina sp.) sich im Gelände häufig als gelbliche, lehmig-schmierige, und das Problematikum Thaumatoporella parvovesiculifera (RAI- wasserstauende Areale abzeichnen. Sie entwickeln sich NERI) auf. Die Mächtigkeit der Plattenkalke beträgt 0 bis aus dem Plattenkalk durch Zunahme der detritischen Be- max. 200 m. einflussung und Führung der mergeligen Zwischen- Aufgrund seiner faziell bedingten Ausbildung setzt der schichten. Die Gesteine sind überwiegend dunkel, meist Plattenkalk mit unterschiedlichem Alter über Hauptdolo- graubraun bis schwarzbraun, kalkige Bänke weisen typi- mit ein und wird auch hangend nicht überall zeitgleich von scherweise eine bis mehrere Zentimeter in das Gestein anderen Gesteinen abgelöst. Die Altersreichweite um- eindringende, orangebraune Verwitterungsrinde auf. fasst Obernor und unteres Rhät. In der Ausbildung und mikrofaziellen Ausprägung las- sen sich unterschiedliche Typen von mikritischen, selten Rhätkalke („Rehaukalk“) (nrk) auch pseudosparitischen Kalken und Kalkmergeln un- Dieser Kalk des unteren Rhät, in der vorliegenden Arbeit terscheiden, so z.B. Lumachellen (Lamellibranchiaten- nach dem bei der Lokalität Rehau im Osten des Eiberger Schillkalke und -Mergel), dichte, grauschwarze Mergel-

108 kalke und Mergel mit Pyrit aus schlecht durchlüfteten Be- Dasycladaceen (Acicularia sp.), Gastropoden, Ophiuren, reichen und Biomikrite mit reicher Makro- und Mikrofauna Ostracoden und Schalenfragmente. (u.a. Muscheln, Brachiopoden, Gastropoden, Ammoni- Die Fossilien des Riffs sind allgemein schlecht erhalten ten, Echinodermen, zahlr. Kleinforaminiferen, Dasycla- und z.T. vollständig rekristallisiert. Neben Thecosmilia sp., daceen). Echinodermenschutt und vereinzelten Foraminiferen sind Vereinzelt treten auch Korallenkalke innerhalb der Serie Strukturen erkennbar, die sich Kalkschwämmen, Algen auf, die sich durch charakteristische Fossilien auszeich- und Hydrozoen zuordnen lassen. nen, so z.B. Thecosmilia sp. und Microtubus communis FLÜ- Die Mächtigkeit der Oberrhätkalke westlich des Inns GEL. beträgt rund 90 m (WILMERS, 1971: Taf. 5), östlich von Die Mächtigkeit der Kössener Schichten liegt im Eiber- Ebbs rund 120 m. ger Becken bei rund 100 m. Im Kohlalmtal übersteigt die Infolge der Unterlagerung von Kössener Schichten und Profilmächtigkeit die 100 m, doch dürfte dies vorwiegend der Überlagerung durch liassische Crinoidenkalke ist auf tektonische Ursachen zurückgehen, so dass auch hier auch bei dem Vorkommen östlich von Ebbs, das von AMP- von einer primär sedimentären Mächtigkeit unter 100 m FERER (1933) noch als Wettersteinkalk kartiert wurde, eine auszugehen ist. stratigraphische und zeitliche Stellung im Oberrhät ein- Die Kössener Schichten werden zeitlich allgemein in deutig. Ein Hineinreichen in den Lias lässt sich aufgrund das Rhät gestellt. Auf dem Blatt des Kaisergebirges ist für der schlecht erhaltenen Fauna bisher nicht sicher nach- die Kössener Schichten in den Bereichen, in denen die weisen, kann aber auch nicht ausgeschlossen werden. Beckenentwicklung sich im Lias fortsetzt (Eiberger Be- cken, Schwendt, Kaisermuldenkern), Rhät durch Choristo- Schattwalder Schichten (ss) ceras marshi HAUER bis in die obersten Profilmeter (Eiberger Schattwalder Schichten kommen im Kaisergebirge le- Becken, nur Dezimeter unterhalb der Schattwalder diglich im Steinbruch des Zementwerkes bei Eiberg in Schichten) angezeigt. einem durchschnittlich 1 m, maximal 2 m mächtigen Band zwischen den unterlagernden Kössener Schichten Kalke (kk) und den überlagernden Fleckenkalken des Lias vor (siehe Unter diesem Legendenpunkt wurden Kössener Abb. 14). Sie markieren in zeitlicher Hinsicht die Rhät- Schichten zusammengefasst, die sich durch ein starkes Lias-Grenze. Zurücktreten der Mergel und eine Dominanz der kalkigen Es handelt sich um überwiegend rote und rötliche, z.T. Fazies auszeichnen. Nach den Lagerungsverhältnissen grauschwarze, blätterig-schieferige, karbonatfreie, ober- (Dux und Kohlalmtal) handelt es sich offenbar um untere flächlich meist weiche und sehr verwitterungsanfällige Anteile der Kössener Schichten. Eine rein tektonische Un- Tone. Die röntgendiffraktometrisch bestimmte mineralo- terdrückung der Mergel kann (insbesondere in der en- gische Zusammensetzung umfasst Quarz, Glimmer (Illit), gen Falte bei Dux) nicht ganz ausgeschlossen werden, Kaolin, Calcit, Dolomit und quellfähige Anteile. Farbge- im Kohlalmtal scheint es sich in der weitläufigeren Mulde bende Minerale sind Goethit und Hämatit. Corrensit und und dem häufigeren Auftreten der Mergel im Muldenkern Chlorit traten in den untersuchten Proben nicht auf. Fos- eher um eine faziell bedingte Dominanz der Kalke zu silien konnten bisher nicht gefunden werden. handeln. Aufgrund der Merkmale einer terrigenen Einschüttung Die Kalke entsprechen i.w. den im vorhergehenden Le- (Kaolin, Goethit, Hämatit) lässt sich ein Zusammenhang gendenpunkt beschriebenen Typen, zeigen jedoch mit der Schattwalder Schichten zu zeitgleichen Schwellenge- helleren Farben und partiell oolithischer Ausbildung z.T. bieten fordern, wobei jedoch die Entfernung und Positio- auch starke Anklänge an die Fazies der „Rehaukalke“ nierung der Schwelle(n) noch diskutiert wird. bzw. Oberrhätkalke. Aufgrund der Aufschlussverhältnisse und der Internfal- Fleckenkalke, Fleckenmergel („Allgäuschichten“) (lf) tung kann die Mächtigkeit nicht exakt angegeben werden, Fleckenkalke und untergeordnet z.T. mergelige Fle- dürfte aber in einem Bereich bis 50 m liegen. ckenkalke mit eingeschalteten Mergellagen (Flecken- mergel) finden im Eiberger Becken große Verbreitung. Sie Oberrhät- bzw. Rhätoliaskalke (rlk) lagern den Gesteinen des Rhät (Kössener Schichten bzw. Abgesehen von einzelnen Hungerriffen innerhalb der Schattwalder Schichten) konkordant auf und werden han- Beckenentwicklung der Kössener Schichten treten Ober- gend überwiegend von Gosau diskordant (prägosau- rhätkalke westlich des Inns (Marbling, Buchberg) und öst- isches Relief, siehe Abb. 13) gekappt. Die Mächtigkeit er- lich von Ebbs auf. Westlich des Inns folgen sie über Kös- reicht etwa 400 m. Die Kalke sind im dm-Bereich gut ge- sener Schichten, östlich von Ebbs treten sie in einem bankt, grau, muschelig bis splittrig brechend und zeigen kleinräumig verzahnten Bereich ebenfalls über gering- die typischen dunklen Flecken. Mikrofaziell handelt es mächtigen Kössener Schichten auf und werden von roten sich überwiegend um Biomikrite, der Biogengehalt um- Liaskalken überlagert. fasst Spiculae, Radiolarien, Ostracoden, Echinodermen, Die dickbankigen bis massigen Kalke zeigen eine Farb- Ammoniten, Brachiopoden und Foraminiferen. Kieselige varianz allgemein heller Farbtöne von weißlich-grau bis Anteile sind vereinzelt zu Hornsteinknauern oder -bän- graubraun. Partiell sind Dolomitisierungen, Verkieselun- dern angereichert. gen und Brekziierungen anzutreffen, Vermergelungen Aus dem Geißbach (Quadrant C 13) beschrieb STIER zeigen Rekurrenzen der Kössener Fazies an. Makrosko- (1986: 50) eine etwa 17 m mächtige Sonderentwicklung pisch sind vereinzelt Korallen, Gastropoden und Megalo- innerhalb der Allgäuschichten, bestehend aus roten, donten zu sehen. grauen und bunten, schlierigen und knolligen Mergeln, Mikrofaziell lassen sich Biomikrite der Oberrhätkalk- rötlichen Fleckenkalken und roten Knollenkalken. Han- Lagune von Oo- und Biospariten sowie Pelmikriten der gend auftretende schwarzgraue Mergel weisen Anklänge Riffkern- und Riffschuttfazies unterscheiden. Die Biomi- an Manganschiefer auf. Das Auftreten dieser roten, kon- krite führen reichlich rekristallisierte Involutinen („Angu- densierten, ammonitenführenden Fazies weist hinsicht- lodiscuskalke“ [FABRICIUS, 1966: 36]), desweiteren noch lich Ausbildung und Fossilführung (Belemniten, Bra-

109 chiopoden, Gastropoden, Echinodermen, Ostracoden, Lias-Entwicklung an eine rhätische Beckensedimentation div. Foraminiferen, u.a. Involutina liassica [JONES]) Anklänge anschließt, hier auf eine rhätische/rhätoliassische Riff- an die Rotkalkfazies auf. Derselbe Autor gab wiederum oder Flachwasserfazies. innerhalb der Fleckenkalke, 120 m bachaufwärts der ro- Die Kiesel- und Hornsteinkalke sind gut gebankte, ten Sonderentwicklung, einen geringmächtigen Brek- graue, mikritische Kalke mit glatten oder leicht welligen zienhorizont mit bis zu 2 cm großen, eckigen Komponen- Schichtflächen, die Varietäten westlich des Inns sind hel- ten ausschließlich von Fleckenkalken in einer grauen, fos- ler, grünlich- bis gelblichgrau, mit dunklen bis schwarzen silfreien Matrix an. Aufgrund des Komponentenspek- Hornsteinen. trums handelt es sich um eine lokal resedimentierte, intra- Stark kieselige Partien werden im Fossilanteil von formationelle Brekzie. Spongiennadeln dominiert, untergeordnet kommen Die Allgäuschichten im Eiberger Becken setzen zeitlich auch Radiolarien als Lieferanten der kieseligen Sub- im untersten Lias ein und reichen mindestens bis in den stanz in Frage. Daneben treten noch Echinodermen- Oberlias (Toarc), ein zeitliches Hineinreichen in den Dog- und Gastropodenfragmente, Serpel-Röhren, Ostraco- ger ist nicht ausgeschlossen. den, Fischzähnchen, Schalenfragmente und Foraminife- Im Gebiet von Schwendt wird der untere Lias durch ren auf. einen fleckenlosen, hornsteinfreien, im dm-Bereich ge- Hinsichtlich der zeitlichen Stellung lässt sich für das bankten, etwa 40 m mächtigen Kalk vertreten, der sich an Umfeld des Kaisergebirges feststellen, dass die Kiesel- die Beckenentwicklung der Kössener Schichten an- und Hornsteinkalke der verschiedenen Vorkommen un- schließt und seinerseits durch graue Kiesel- und Horn- terschiedliche Zeitabschnitte des Lias (und Dogger) re- steinkalke überlagert wird. Er ist aufgrund der Ausbildung präsentieren. Die Gesteine mit dem ältesten basalen Ein- und stratigraphischen Position trotz der geringeren satz sind jene des Muldenkerns, gefolgt von den unter- Mächtigkeit als Äquivalent der Fleckenkalke anzusehen bis mittelliassischen Gesteinen bei Schwendt. Den Vor- und fällt ebenfalls unter die Sammelbezeichnung „All- kommen westlich des Inns ist aufgrund ihrer stratigraphi- gäuschichten“. Der Graukalk repräsentiert zusammen mit schen Stellung (bis liegend zu den Filamentkalken des den hangend folgenden Kiesel- und Hornsteinkalken den Dogger) und der dortigen lithologischen Jura-Entwick- unteren und mittleren Lias. In den darüberfolgenden Rot- lung sowohl der größte Zeitumfang als auch das höchste kalken (die z.T. unmittelbar, ohne zwischengeschaltete Hineinreichen in den Dogger zuzuweisen. Eine den Kie- Kiesel- und Hornsteinknollenkalke, den fleckenlosen sel- und Hornsteinkalken entsprechende Gesteinsausbil- Graukalken auflagern) wies JAKSCH (1993: 65ff.) Ober- dung ist somit nicht zeitlich fixiert und kann in raum/zeitli- Pliensbach nach. cher Hinsicht abhängig von geeigneten Milieubedingun- gen in verschiedenen stratigraphischen Niveaus auftre- Kiesel- und Hornsteinkalke (lh) ten. Im Eiberger Becken entwickeln sich gebankte, graue Kieselkalke mit Hornsteinknollen und bis mehrere Zenti- Rotkalke (lk) meter dicken Hornsteinlagen und -schlieren durch Zu- Unter diesem Legendenpunkt sind allgemein Rotkalke nahme von Spongiennadeln aus den unterlagernden subsummiert, die in insgesamt geringer Verbreitung in Fleckenkalken. Da solche Ausbildungen bereits innerhalb unterschiedlicher lithologischer Ausbildung und unter- der Allgäuschichten beobachtet werden und hangend da- schiedlichen stratigraphischen Niveaus innerhalb der zu entweder primär oder aufgrund der Aufschlussverhält- Lias/Dogger-Schichtfolge auftreten. nisse und der weit überwiegenden und diskordanten Go- So folgen Rotkalke in geringmächtiger (wenige Meter) sauauflagerung auf Lias nur untergeordnet und gering- Verbreitung z.T. unmittelbar auf Oberrhätkalk (Lias-Ba- mächtig auftreten, wurden sie in der Karte im Eiberger siskalk; östlich Ebbs), in einer ca. 10 m mächtigen Folge Becken nicht als eigenständige Serie ausgeschieden. hangend zur Sequenz der Fleckenkalke sowie Kiesel- und Bei Schwendt treten Kiesel- und Hornsteinkalke han- Hornsteinkalke (z.B. Muldenkern) und bei Schwendt in gend zur fleckenlosen Graukalkfazies auf und erreichen einer rund 40 m mächtigen Folge (jedoch mit Profilver- bis zu 70 m Mächtigkeit. Sie werden ihrerseits von horn- doppelung) über Hornsteinknollenkalken und reichen steinfreien Rotkalken überlagert, die z.T. jedoch auch be- hier, mit einer 7 m mächtigen, zwischengeschalteten La- reits unmittelbar der fleckenlosen Graufazies aufsitzen, ge von Filamentkalken (Dogger), bis an die Basis der Ra- so dass offenbar die Kiesel- und Hornsteinkalke nicht diolarite. überall ausgebildet sind. Da Anzeichen eines tektoni- Die Ausbildungsvarianz der Rotkalke umfasst rote und schen Fehlens der Kiesel- und Hornsteinkalke nicht aus- rötlichgraue, z.T. rot-grau-flaserige oder fleckige, vorwie- zumachen sind, muss von einer lateralen Verzahnung und gend gut gebankte Mergelkalke, Kalke und Knollenkalke Vertretung der Graukalkfazies und der Kiesel- und Horn- mit partiell zwischengeschalteten Mergeln, mit ebenen, steinfazies ausgegangen werden. häufiger welligen oder knolligen Schichtflächen. Gleichsinnige Schlüsse legen auch die Verhältnisse im Im Dünnschliff handelt es sich allgemein um mikritische Muldenkern nahe, wo im entsprechenden stratigraphi- Lutite bis Arenite, häufig um arenitische Biomikrite mit schen Niveau Kiesel- und Hornsteinknollenkalke (z.T. als Echinodermen, Gastropoden, Ostracoden, Schalen- Fleckenkalke) unmittelbar den Kössener Schichten auf- fragmenten, Foraminiferen, Fischzähnchen und Ammo- sitzen und somit offenbar die hornsteinfreien Fleckenkal- niten, in den hornsteinführenden Ausbildungen auch mit ke vertreten. Sie werden von Rotkalken überlagert. Die Spongiennadeln und Radiolarien. Profilmächtigkeit beträgt hier rund 80 m, aufgrund der La- Die Altersstellung des Vorkommens östlich Ebbs ist ge im inneren Muldenkern ist jedoch eine Mächtigkeitszu- aufgrund des Auflagerns auf Rhätkalken Lias, im Mulden- nahme durch Verfaltung und Stauchung zu berücksichti- kern auch allgemein Lias, vermutlich Pliensbach, da die gen. Gesteine unterhalb der ins Toarc gestellten Mangan- Westlich des Inns treten Kiesel- und Hornsteinkalke in schiefer lagern. Bei Schwendt stellte JAKSCH (1993: 65ff.) einer Mächtigkeit bis max. 50 m auf, folgen jedoch, im Un- den unteren Anteil der Rotkalkfolge nach Ammoniten in terschied zu den Vorkommen östlich des Inns, wo die den Lias delta bis zeta und den oberen Anteil (Klaus-

110 schichten) in den Dogger. Die Serie wird dort hangend nerhalb der Rotkalkfolge (7 m), nördlich Kohlstatt (Qua- durch die malmischen Radiolarite begrenzt. drant H2) als kleiner tektonischer Schubspan, westlich des Inns (5 m) sowie im Eiberger Becken (ca. 5 m) liegend Manganschiefer im Muldenkern (lm) zu den Radiolariten auf. Die Manganschiefer bilden im innersten Muldenkern in Die Filamentkalke, untergeordnet auch als kieselige isoklinaler Lagerung das jüngste erhaltene Schichtglied Radiolarien-Filament-Kalke ausgebildet, bei Schwendt der kontinuierlichen mesozoischen Sedimentfolge der innerhalb der Rotkalkfolge z.T. mit radiolarienreichen Kie- Kaisergebirgsscholle. Die grünlich-grauen, graubraunen selkalken assoziiert und westlich des Inns ebenfalls mit bis blauschwarzen, äußerst brüchigen Schiefer sind in Kieselkalken vorkommend, sind gebankte, rötliche bis rund 2 m Mächtigkeit in spezialgefalteter, tektonisch ver- rot-grau geflaserte (Schwendt), z.T. auch graue oder quälter Form erhalten. Das Mangan liegt vorwiegend in grüngraue, mergelige Kalke mit geraden bis wellig-knolli- Mangankarbonaten (bzw. Ca-Mg-Mn-Fe-Mischkarbo- gen Schichtflächen. naten) und nur untergeordnet in Mn-Oxiden/Hydroxiden Mikrofaziell handelt es sich um Biomikrite, aufgrund oder Mn-Silikaten vor (GERMANN & WALDVOGEL, 1971). Die von Rekristallisationserscheinungen z.T. auch um Pseu- Fe- und Mn-Absolutgehalte zweier im Muldenkern ent- dosparite mit einem wechselnden Anteil eckiger, detriti- nommener Proben lagen bei rund 15 % atomarem Mn und scher Körnchen (generell Ͻ0,1 mm). Der Biogenanteil 10 % atomarem Fe (EBER, 1991: 66). Schlämmproben lie- umfasst neben massenhaft auftretenden Filamenten und ferten mit Holothurienskleriten, Spiculae, Radiolarien, partiell Radiolarien untergeordnet noch Schalenfrag- Foraminiferen und Schalenfragmenten eine spärliche mente, Aptychen, Ostracoden, Foraminiferen und Pro- Fossilführung eines pelagischen Bereiches, die Bildung toglobigerinen. Filamente sind bereichsweise in mm-gro- der Manganschiefer scheint jedoch weniger an paläoba- ßen Klümpchen angereichert, die sich hinsichtlich Matrix thymetrische Parameter als an geeignete Materialliefe- und Farbe vom Nebengestein unterscheiden, in dieses rung und chemische Milieuverhältnisse gebunden zu z.T. aber ohne scharfen Kontakt übergehen. sein. Die stratigraphische Position an der Basis der als Tief- Der in vergleichbarer stratigraphischer Position in den seebildungen gedeuteten Radiolarite und die pelagische NKA weitverbreitete Manganschieferhorizont wird zeit- Fauna spricht gegen ein Bildungsmilieu in seichtem lich generell in das Toarc gestellt. Als Herkunft des Man- Wasser, wie von KRYSTYN (1971: 501) angegeben, son- gans wird eine Verbreitung kontinentalen Mangans durch dern vielmehr für ein pelagisches Tiefwasser-Bildungs-

O2 -freie Wässer, submarin-hydrothermale oder vulkano- milieu. gene Zufuhr diskutiert („anoxic event“ [JENKYNS et al., Der Filamentkalk wird generell in den höheren Dogger 1991]). (i.w. Callovium [TOLLMANN, 1976: 335]) eingeordnet.

Spatkalke (ds) Radiolarit (mr) Gesteine dieses Typs kommen in nur geringer Verbrei- An der Basis (wenige m) graugrünes, weit überwiegend tung westlich des Inns vor. Dort (nördl. Marbling und jedoch rotes bis rötlichgraues, im cm-Bereich gut ge- Buchberg) liegen Echinodermenspatkalke konkordant banktes und z.T. kleingefälteltes Gestein mit dünnen auf Oberrhätkalk und werden ihrerseits von Kiesel- und eingeschalteten, meist dunkler roten Mergellagen. Im Ra- Hornsteinkalken überlagert. Die 20 m mächtige Serie be- diolarit können bis etwa 2 cm große, grünliche oder graue steht vom Liegenden zu Hangenden aus einem massigen, Flecken auftreten. Das bis 45 m mächtige Gestein leitet rötlichen Kalk (8 m), einem roten, im dm-Bereich gut ge- hangend in dem Vorkommen bei Schwendt in einer 3 m bankten Kalk mit pelitischem Material in den Bankfugen mächtigen Übergangslage, in der der Radiolarienanteil (2 m) und einem dünnbankigen grauen bis grünlichgrauen von 70 %–80 % auf etwa 40 %–50 % sinkt (Radiolarien- Spatkalk (10 m), der durch die Führung bräunlicher Horn- Mergel [MAYER 1989: 58]), zu mergeligen Knollenkalken steinknollen zum hangenden Kiesel- und Hornsteinknol- der Aptychenschichten über. lenkalk vermittelt. In mikrofazieller Hinsicht handelt es Als Radiolarien treten sowohl Formen der kugeligen sich im basalen Teil um einen Echinodermensparit, der Spumellarien, als auch der mützenförmigen Nassellarien hangende Anteil ist zunehmend mikritischer mit häufiger in einer Kalkschlammmatrix auf, als weitere Faunenele- auftretenden Brachiopoden. Aufgrund der stratigraphi- mente der pelagischen Fazies sind im Dünnschliff selten schen Position und des Fossilinhaltes sind diese Spatkal- Aptychen, Saccocomenfragmente und Spiculae zu be- ke zeitlich in den Lias zu stellen (WILMERS, 1971: 11ff.). obachten. Südlich des Längsees kommen graue Spatkalke in tek- Die Radiolarite dieses Niveaus werden in diesem Be- tonisch reduzierter Form und nur 1 m erhaltener Mächtig- reich der NKA allgemein ins Oxford und Kimmeridge ge- keit gemeinsam mit hornsteinführenden Kalken vor und stellt (TOLLMANN, 1976: 342), eine detailliertere Einstufung werden diskordant von Gosau überlagert. Aufgrund des existiert für das Kaisergebirge bisher nicht. isolierten Auftretens in einem tektonisch stark bean- spruchten Gebiet ist die stratigraphische und zeitliche Malm-Aptychenschichten (ma) (Lias–Dogger ?) Stellung dieses Vorkommens nicht gesi- Malm-Aptychenschichten folgen in den Verbreitungs- chert, infolge des südlich anschließenden Vorkommens gebieten konkordant auf die Radiolarite. Es handelt sich überkippt lagernder Rhätkalke und der Ausbildung ist je- um dichte, muschelig brechende, im dm-Bereich gut ge- doch eine Stellung analog zu den Verhältnissen nördlich bankte, rötlich graue bis gelblich-weißliche und bläu- Marbling wahrscheinlich. lich-graue, z.T. auch rötlich-grau geflaserte Kalke mit leicht welligen bis knolligen Schichtoberflächen. Mergel- Filamentkalke, Kieselkalke (dfk) kalke und mergelige Zwischenlagen in mm- bis cm-Mäch- Filamentkalke, nach Bositra buchi (RÖMER) = Posidonia alpina tigkeit können vorkommen. Die Mächtigkeit erreicht ge- GRAS. auch als Bositrakalk oder Posidonienkalk, bei TOLL- nerell wenige 10er-Meter, bei Schwendt bis annähernd MANN (1976: 333) als Reitmauerkalk bezeichnet, treten auf 200 m, jedoch mit ungeklärtem tektonischem Beitrag zur dem Kartenblatt der Kaisergebirgskarte bei Schwendt in- Mächtigkeit. Eine Rekurrenz kieseliger Hornsteinlagen im

111 unteren Bereich, wie sie in anderen Gebieten üblich ist, Gosau wurde bisher nicht angegeben. In dem Vorkommen im Ei- In der vorliegenden Arbeit wurde der Begriff „Gosau“ berger Becken treten dm-mächtige Einschaltungen tur- auf alle Schichtglieder des Gosauzyklus angewandt (= biditischer, allodapischer Kalke mit Flachwasseranzei- Gosau im weiteren Sinne nach TOLLMANN [1976: 404]). Er gern auf. umfasst neben der „eigentlichen Gosau“ zwischen „Ce- Der Fossilinhalt der Aptychenkalke besteht aus Radio- noman“ und den Nierentaler Schichten nach der Fassung larien, Echinodermenfragmenten, vereinzelten Filamen- von BRINKMANN (1934: 471) auch noch die Nierentaler ten, Spiculae, Ostracoden, Aptychen und z.T reichlich Schichten, Äquivalente der Zwieselalmschichten und die Calpionellen. mitteleozänen Jennbachschichten. Eine zeitliche Be- Die erfasste Altersstellung reicht von Tithon bis zu un- schränkung auf den kretazischen Anteil ist im Kaiserge- terem Berrias. birge nicht sinnvoll, da eine solche Abgrenzung aufgrund der offenbar kontinuierlichen und ohne Hiatus ausgebil- Neokom-Aptychenschichten (na) deten Sedimentation über die Kreide/Tertiär-Grenze hin- Neokom-Aptychenschichten (Schrambachschichten) weg (z.B. Sebi, Alte Ackerlhütte) lithologisch nicht fassbar entwickeln sich kontinuierlich aus den Malm-Aptychen- ist. Der Zeitraum der erhaltenen Gosaubildungen im Kai- schichten durch zunehmende Vermergelung, wodurch sergebirge umfasst somit Coniac bis Mitteleozän (Lutet). sich, als Unterscheidungskriterium im Gelände, der Ton Im regionalen Zusammenhang wurden die Gosauvor- beim Anschlagen mit dem Hammer von hellem zu dump- kommen im Umfeld des Kaisergebirges als Unterinntaler fem Ton verändert. Bei Schwendt schneidet der Kohlen- Gosau zusammengefasst. Die Gosau im Bereich des bach die Neokom-Aptychenschichten auf eine Länge von Hechtsees westlich des Inns wird als Hechtseefazies be- annähernd 1,5 km an. Die Mächtigkeit lässt sich hier mit zeichnet (RISCH, 1985: 94). Benachbarte Gosauvorkom- etwa 170–200 m erschließen, doch besteht aufgrund von men sind westlich des Kaisergebirges die Brandenberger Internfaltung und der Position im Wirkbereich der Kohlen- Gosau, in östlicher Fortsetzung die Gosau des Salzburg- tal-Störung Unsicherheit bezüglich des Betrages der pri- Reichenhaller Beckens. mär-sedimentären Mächtigkeit. Hinsichtlich der plattentektonisch gesteuerten, geody- Generell handelt es sich um hellgraue bis grünlich- namischen Entwicklung der vielgestaltigen und in den graue, feinbankige bis plattige Mergelkalke und Kalk- einzelnen Teilbereichen unterschiedlich abgelaufenen mergel, die mit dünnen Mergellagen wechsellagern und Gosausedimentation wird auf die umfangreiche, ein- kleine, vermutlich auf oxidierten Pyrit zurückgehende schlägige Spezialliteratur zu diesem Thema verwiesen. „Rostflecken“ aufweisen. Bei Schwendt wird die Sequenz Im Umfeld des Kaisergebirges setzt die Gosau generell von den kalkigeren, basalen Anteilen zunehmend merge- (sofern nicht tektonisch entfernt) mit untergrundbezoge- liger, ab dem Mittelteil überwiegen plattige Mergel, die nen Lokalbrekzien ein und geht hangend in die bunten, hangend in weiche, rötlich-braune, blättrig-schieferige überwiegend roten, pelagischen Mergel der Nierentaler Mergel übergehen. Schichten bzw. Sandsteine der Zwieselalmschichten Im Fossilinhalt treten Aptychen, Calpionellen, Fila- über. Obwohl mit den Nierentaler Schichten eine weitge- mente, Ostracoden und Foraminiferen auf. hende Vereinheitlichung der Sedimentation erreicht Die auf der Basis von Aptychen bestimmte Altersstel- wurde, zeigen Brekzien in allen Niveaus (z.B. tertiäre lung des Neokoms im Schwendter Raum umfasst in den Brekzien am Kaisergebirgs-Ostrand und im Eiberger basalen, kalkigen Anteilen Berrias, in den oliven Mergeln Becken), dass aufgrund anhaltender geodynamischer des Mittelteiles Valangien und in den hangenden Mergeln Vorgänge submarine, tektonisch induzierte Sedimenta- Hauterive. Die Vorkommen bei Sebi wurden nach Calpio- tion von Grobklastika in verschiedenen Zeitabschnitten nellen in das Berrias mit möglichem Hineinreichen in das erfolgte. Die zeitliche Varianz der Brekziensedimentation Valangien eingeordnet (TSCHEUSCHNER, 1985: 54). und ihre Reichweite bis ins oberste Paleozän (Mitterer- Wand-Brekzie) unterstreicht eine Kontinuität der tektoni- Branderfleckschichten (bf) schen Beanspruchung des Sedimentationsraumes und Branderfleckschichten, das „Cenoman“ der älteren Li- spricht gegen eine streng phasenhafte Einengung. teratur, kommen auf dem Kartenblatt des Kaisergebirges Durch die turbiditischen Jennbachschichten ist ein nur am äußersten Nordwestrand, am Höhenberg bei Fortbestand des Gosau-Sedimentationsbeckens im Be- Niederndorf, vor. Sie treten als undeutlich geschichtete reich des Kaisergebirges bis in das mittlere Eozän belegt, bis massige, mittelsteil nach SSW fallende Abfolge grau- erst durch die an der Wende Mittel-Obereozän gipfelnden er, Pflanzenhäcksel führender, sandig-mergeliger Gestei- Krustenbewegungen („Illyrische Phase“) wurde die Sedi- ne auf. In basalen Bereichen sind Konglomeratbänke mentation beendet. Gleichzeitig erfolgte durch die tekto- (Komponenten aus Trias bis Unterkreide) und synsedi- nischen Vorgänge eine Umstellung der Sedimentations- mentäre Brekzien aus aufgearbeiteten Mittelkreide- verhältnisse zum Zyklus der im Priabon beginnenden In- Sandsteinen enthalten. neralpinen Molasse-Sedimentation. Die sandig-mergelige Abfolge enthält eine z.T. reiche Die erhaltene bzw. aufschlussbedingt erschließbare Fauna (Orbitolinen-Solitärkorallen-Gastropoden-Verge- Mächtigkeit beträgt im Eiberger Becken und im Bereich sellschaftung, Lenticulinen-Sandschaler-Ostracoden- westlich des Inns ca. 370 m, am Kaisergebirgs-SW-Rand Vergesellschaftung [SCHLOSSER, 1924]). RAHMAN (1967) max. 100 m (Hölzentalalm), im Bereich von Sebi etwa schied 67 Gastropodenarten aus. Im mittleren Bereich 350–650 m (davon ca. 200–500 m Jennbachschichten), des Höhenberges treten Lagen mit massenhaften Vor- am Kaisergebirgs-NE-Rand rund 200 m (basale Gosau je- kommen von Exogyren auf („Exogyrenkalk“ [GÜMBEL, doch nicht aufgeschlossen) und am E- und SE-Rand ca. 1861]), wobei es sich nach GESSNER (1961) fast aus- 200 m (tektonisch summiert bis 340 m). Auf der tektoni- schließlich um Exogyra columba LAMARCK handelt. schen Kaisergebirgsscholle selbst sind nur reliktische Die zeitliche Reichweite umfasst unteres Mittelceno- Vorkommen mit einigen Metern Mächtigkeit erhalten. man bis Obercenoman. Turon wurde nicht nachgewie- Hinsichtlich der Beschreibung der einzelnen Vorkommen sen. sei auf die Dissertation (ZERBES, in Vorb.) verwiesen.

112 Gosau, oberkretazischer Anteil (v.a. Globotruncanen) in das untere Maastricht einge- Sandkalke, Brekzien, Konglomerate (kgb) stuft. Brekzien mit hoher Varianz der lithologischen Ausprä- Bei dem Vorkommen östlich Ebbs, in tektonischer Posi- gung, z.T. rein dolomitische, monomikte Brekzien, z.T. tion mit einer Mächtigkeit von wenigen 10er-Metern er- polymikte Brekzien mit sandigem Bindemittel und partiell halten, gilt eine Einstufung in den Bereich Coniac–Santon bauxitischen Resedimenten (Hechtseefazies), bereichs- nur vorbehaltlich, nach TSCHEUSCHNER (1985: 70) ist hier weise mit gerundeten Komponenten und konglomerati- selbst alttertiäres Alter nicht ausgeschlossen. schen Einschaltungen. Die Hechtseefazies, eine vorwie- Die nur als tektonische Relikte mit max. 10er-Meter- gend grobklastisch dominierte Folge (RISCH, 1985: 94) Mächtigkeit aufgeschlossenen Vorkommen nördlich der geht aus einer von Brekzien dominierten basalen Gosau Kaisergebirgsscholle stehen zeitlich im Obersanton (bis 250 m) hangend in plattige Psammite über, die mit (Fuchsanger, tirolische Deckenfront, Quadrant I 2), Un- dünnbankigen Kalken wechsellagern, und wird hangend termaastricht (Aschinger Kar, Kaisergebirgs-Nordrand- wiederum von einer bunten Brekzie überlagert. Aufgrund Aufschuppung, Quadrant J 4/5) und Campan–Unter- ihrer Mischung flachmariner und pelagischer Faunenan- maastricht (Jofenspan, Kaisergebirgs-Nordrand-Auf- teile wurden die Psammite z.T. als Turbidite interpretiert schuppung, Quadrant J/K 4) (GESSNER, 1961: 39f.; (LEISS, 1988: 33). Kalke in höheren Partien der Hechtsee- TSCHEUSCHNER, 1985: 68ff.). Die Bildungen am Nordost- folge (Mesnergraben [LEHMANN, 1989: 62f.]) wurden auf- rand der Kaisergebirgsscholle reichen zeitlich von Ober- grund der Characeen-Führung und des Fehlens mariner santon bis Maastricht (MAYER, 1989: 77). Fossilien als Brackwasserbildungen eingestuft. Die Vorkommen kretazischer Mergel der Nierentaler Als Alter der basalen Hechtseefazies wird Coniac- bis Schichten auf der Kaisergebirgsscholle selbst können Oberturon-Alter angenommen, die Psammite werden in nach umgelagerten Formen des Santon bis Maastricht das Campan gestellt (RISCH, 1985: 94ff.). nach den jüngsten Formen in das Maastricht gestellt wer- Im Eiberger Becken besteht die vielgestaltige, trans- den (Quadranten M 5/6 und N 6). Am Zasserlkögerl (N 6) gressive, basale Gosau v.a. aus untergrundbezogenen ist zusätzlich auch Campan nicht auszuschließen (OL- Brekzien und Konglomeraten, die zeitlich in das Unter- BRICH, 1986: 39ff.; EBER, 1991: 69ff.). Auf der Kaiserge- santon gestellt werden (IBRAHIM, 1976: 148ff.). Gleiches birgsscholle selbst ist für den gosauischen Sedimenta- gilt auch für die im östlichen Anschluss folgende Serie bei tionszeitraum ein Überschreiten der Kreide/Tertiär-Gren- der Hölzentalalm, allerdings erfolgte hier noch keine ge- ze bisher nicht belegt. nauere zeitliche Einstufung als allgemein Senon. Bei Sebi lagert die Gosau nicht mit transgressivem, Gosau, alttertiärer Anteil (Paleozän bis Mitteleozän) sondern mit tektonischem Kontakt auf Neokom. Es han- Sandkalke, Brekzien, Konglomerate (tgb) delt sich um eine Folge mit groben Konglomeraten und Bereichsweise wandbildende (Mitterer Wand, Reit- Blockbrekzien, die hangend in Schuttkalke, Sandkalke wand; Ostkaiser), ungleichkörnige, generell korn-, nur un- und sandige Mergel mit Mergelzwischenlagen übergeht. tergeordnet matrixgestützte Brekzien mit Komponenten- Das Komponentenspektrum der Brekzien und Konglome- größen bis 1 m. Die Komponenten sind kantig bis kan- rate umfasst Obertrias bis lokal resedimentierte Gosau, tengerundet, z.T. auch gut gerundet, untergeordnet tre- die Matrix enthält an Biogenfragmenten Crinoiden, Ino- ten auch konglomeratische Bereiche auf. Das Kompo- ceramen, Rudisten, Korallen, Milioliden und Rotalgen. Die nentenspektrum umfasst neben kalkalpinen Bestandtei- Schuttkalke führen Biogenschutt des Flachwassers (So- len (Mitteltrias bis Paleozän), bei denen Dolomite über- lenoporaceen, Dasycladaceen, Rotalgen, Korallen, wiegen, auch Quarz, Glimmer und Schwerminerale (u.a. Echinodermen, Bryozoen, Ostracoden, Inoceramen, Ru- Spinell, Granat, Turmalin, Rutil, Zirkon, Apatit). disten und eine arten- und individuenreiche Foraminife- Nach der Fauna (v.a. Globigerinen) der assoziierten renfauna). Die hangend folgenden, partiell geschichteten, Mergel bzw. der Matrix lässt sich das Alter der tertiären hellen Kalksandsteine führen neben Fossilbruchstücken Anteile der Brekzien am Ost- und Südostrand des Kaiser- auch Turmalin- und Rutilkörnchen (HAGN & HERM, 1982: gebirges als Paleozän bis zur Grenze Paleozän/Eozän an- C2; TSCHEUSCHNER, 1985: 74ff.). geben (ASCHAUER, 1984). Die Brekzien am Kaisergebirgs-Südostrand entspre- Die tertiäre, konglomeratische Brekzie mit kantenge- chen i.w. der Beschreibung, wie sie für die tertiären Brek- rundeten bis gut gerundeten Komponenten in rötlich- zien der dortigen Vorkommen gegeben werden, im Unter- grauer, mergeliger Matrix im Eiberger Becken (Quadrant schied zu jenen lassen sich jedoch keine Tertiärformen im B 12, fälschlich Signatur tgm statt tgb) weist kalkalpine Biogeninhalt finden. Sie werden nach dem Alter der jüng- Komponenten mit Größen bis 50 cm von Mitteltrias bis sten erhaltenen Globotruncanen in das Obermaastricht Gosau (mit Flachwasserkalken des Malm!) auf. Nach dem eingeordnet. Fossilinhalt lässt sich eine erste Umlagerung aus einer Flachwasserfazies in tieferes Wasser in der Oberkreide Mergel, Sandsteine (kgm) (Obercampan) und eine erneute Umlagerung im oberen Graue, grünlichgraue bis olivgraue, häufiger rötliche pe- Paleozän (Oberthanet) in eine pelagische Fauna rekon- lagische Mergel (Nierentaler Schichten) mit Einschaltun- struieren (STIER, 1986: 84ff.). Die Bedeutung dieses Vor- gen turbiditischer Sandsteinbänke bis ca. 1 m Mächtig- kommens liegt darin, dass damit auch im Eiberger Becken keit. Diese bunten „Senon“-Mergel (LEUCHS, 1907; AMPFE- ein Fortbestand der Gosausedimentation bis in das obere RER, 1933) wurden/werden im Umfeld des Kaisergebirges Paleozän bewiesen ist. (Eiberger Becken, Sebi) als Zementmergel abgebaut. Die Mergel setzen im Eiberger Becken im Campan ein Mergel, Sandsteine (tgm) und sind allgemein für das Campan kennzeichnend, die Rötliche, grünliche, gelbbraune und graue Mergel, san- Serie lässt sich jedoch zeitlich bis in das Untermaastricht dige Mergel und Sandsteine mit karbonatischem Binde- belegen (IBRAHIM, 1976: 148ff.). mittel. Die z.T. dünnplattig geschichteten Mergel führen Die Nierentaler Schichten mit eingeschalteten Turbi- Glimmerschüppchen auf Schichtflächen. Neben den rei- ditbänken bei Sebi wurden nach der pelagischen Fauna nen Mergeln, die mit einer autochthonen pelagischen

113 Fauna dem Typus der Nierentaler Schichten entsprechen, (1981) hinsichtlich des Komponentenspektrums der Kon- treten auch grobklastisch beeinflusste Mergel ohne er- glomerate untersuchten Abfolge der obereozänen Ober- kennbare Schichtung auf, die eingearbeitete, untergrund- audorfer Schichten an der etwa 6 km nordwestlich des bezogene Komponenten (Hauptdolomit, Plattenkalk) bis Kaisergebirges befindlichen Typlokalität sind auf dem 50 cm Durchmesser umfließen. Kartenblatt der Geologischen Karte nur geringe Anteile Mit der tertiären Foraminiferenfauna (v.a. Globigerinen) von wenigen 10er-Metern an der Tirolischen Deckenfront ist im Biogengehalt ein Anteil von 15 %–25 % umgela- auf der Lechtaldecke erhalten. gerter, kretazischer Globotruncanen enthalten. Nach dem Gesteinscharakter (Fabianii-Sandstein) han- Die roten, grünen und gelbbraunen Sandsteinbänke in- delt es sich nach Vergleichen mit der Abfolge an der Typ- nerhalb der Mergel, mit Bankdicken bis 30 cm, zeigen an lokalität mutmaßlich um einen mittleren Abschnitt der der Basis Sohlmarken und weisen insgesamt eine Gradie- Gesamtfolge. Die Unterlage ist nicht aufgeschlossen. Ba- rung auf. Es handelt sich um Turbidite in die pelagischen sal sind Schuttkalke in Form von aus dem Hang wittern- Mergel (Fazies der Zwieselalmschichten), die neben den Blöcken erhalten, darüber folgen Sandsteine. einem Anteil kalkalpiner Klasten (bis 2 cm Größe) auch Die Schuttkalke enthalten Lithoklasten bis 6 mm aus kristalline Schiefer, Quarz, Glimmer sowie Turmalin und ausschließlich kalkalpinem Material (haupts. Hauptdo- Granat führen. Als Biogene treten neben umgelagerten lomit, Oberrhätkalk, jurassische Echinodermenkalke, Globotruncanen und pelagischen, alttertiären Faunen Radiolarite, Spiculite und Calpionellenkalke), daneben auch aus Flachwasserbereichen umgelagerte Großfora- biogene Komponenten von Bivalven, Ostreen, Seeigel- miniferen und Rotalgen auf. stacheln, Bryozoen, Hydrozoen, Korallen und eine arten- Auf der Grundlage planktonischer Foraminiferen (v.a. und individuenreichen Mikrofauna. Abgerollte Fragmente Globigerinen) und Nannoplankton sind die tertiären Go- des Problematikums Microcodium elegans GLÜCK belegen saumergel am Ost- und Südostrand des Kaisergebirges in einen terrigenen Eintrag (TSCHEUSCHNER, 1985: 92). das Paleozän bis zur Paleozän/Eozän-Grenze einzustu- Die darüberfolgenden, z.T. fossilfreien, bereichsweise fen. Die turbiditischen Sandsteine sind auf den Grenzbe- fossilreichen Sandsteine mit partiell gesteinsbildendem reich Thanet/Ilerd bis zur Grenze unteres/mittleres Ilerd Auftreten von Nummulites fabianii (PREVER) und einer Mikro- fixiert. Die zeitliche Reichweite der umgelagerten kretazi- fazies mit dominierender Gypsina linearis (HANZAWA), gele- schen Fauna umfasst Untercampan bis Untermaastricht gentlicher Gypsina multiformis (TRAUTH) und einer Begleitfau- (ASCHAUER, 1984). na mit Milioliden, Seeigelstacheln, Ostreenfragmenten, Die tertiären Gosaumergel bei Sebi (Quadranten F 1 Ostracoden, Hydrozoen, Bryozoen und diversen Kleinfo- und F 2) ergaben nach der pelagischen Foraminiferenfau- raminiferen weisen auf ein flachmarines bis litorales Ent- na (v.a. Globigerinen) und Nannoplankton ebenfalls eine stehungsmilieu hin. Einstufung in das höhere Paleozän bis in den Grenzbe- reich Paleozän/Eozän. Umgelagerte Organismenreste Kohlenbachkonglomerat und Äquivalente (eok) (z.T. Flachwasserformen, z.B. Lithothamnium sp.) umfassen An der Typlokalität etwa 200 m mächtige Folge von einen Zeitraum von Campan bis zum unteren Maastricht Konglomeraten und vereinzelt linsenförmig eingeschal- (TSCHEUSCHNER, 1985: 75). teten, geringmächtigen (bis einige dm) Lagen von san- „Flyschoide Gosau“ (Jennbachschichten) (tgf) dig-schluffigen Mergeln und Sandsteinen. Die überwie- Jennbachschichten (Begriff nach TSCHEUSCHNER, 1985) gend gut gerundeten Gerölle weisen Größen vor Allem im treten am Nordrand des Kaisergebirges ostsüdöstlich von Fein- bis Grobkiesbereich auf, das Größtkorn reicht bis Niederndorf auf. Die Serie besteht aus bläulich-grauen, 40 cm. Die rötliche bis gelblichbraune, z.T. sandige, kar- grünlichen, z.T. gelblich anwitternden Gesteinen in einer bonatisch gebundene Matrix verkittet das Gestein zu im Zentimeter–Dezimeter-Bereich (bis ca. 1 m) gebankten einem harten Gefüge. Wechsellagerung von Mergeln, sandigen Mergelkalken Als Äquivalente werden die lithologisch vergleichbaren und Sandsteinen in mittelsteil nach Südwesten fallender Konglomerate in östlicher und westlicher (bis in den Be- Lagerung. Die Sedimente führen Schwerminerale (Gra- reich des Weißenbaches) Nachbarschaft der Typlokalität, nat, Rutil, Turmalin, Staurolith, Spinell). desweiteren ein kleines Vorkommen in einem tektonisch Die lithologische Ausbildung mit z.T. welligen Schicht- isolierten Schubspan an der Kaisergebirgs-Nordrand- flächen, Sohlmarken, Strömungswülsten, Lebensspuren Störung (“Jofenspan“) und das auf der Kaisergebirgs- (Chondrites, Helminthoides), Gradierung, rhythmischer Fein- scholle selbst befindliche Vorkommen im Habersauertal schichtung und Bioturbation weist der Serie einen turbidi- angesehen. tischen Sedimentcharakter zu. Der überwiegend umgela- Im von ALLERSMEIER (1981) detailliert untersuchten gerte Fossilinhalt umfasst Radiolarien, Schwammnadeln, Komponentenspektrum überwiegen Gesteine einer neri- Fischzähnchen, Ostracoden, Bryozoen- und Echino- tischen Malm- (Typ „Sulzfluh-“) bzw. Unterkreide- (Typ dermenschutt, reichlich planktonische Foraminiferen „Urgonkalk-“) Fazies mit einem Anteil zwischen 77 % und (u.a. Globigerinen, Globorotalien, Globotruncanen), 97 %. Kalkalpine Trias- (ausschließlich Obertrias-) und benthonische Foraminiferen (u.a. Milioliden) und Großfo- Juragerölle kommen mit Anteilen von wenigen Prozenten raminiferen (u.a. Nummuliten, Assilinen, Discocyclinen) bis 27 % vor. Infolge der aus dem stratigraphischen Zusammenhang (HAGN, MALZ & MARTINI, 1981). Der zeitliche Umfang der umgelagerten Formen reicht von Campan über Paleozän herausgelöst und isoliert vorkommenden Konglomerat- bis zu Hinweisen auf Untereozän. serie ist die stratigraphische Positionierung diskussions- Für die Jennbachschichten ergibt sich eine bisher er- würdig und erfolgt nach Indizien. Das Kohlenbachkonglo- fasste Altersstellung von oberem Untereozän bis unterem merat wurde früher z.T. zu den Häringer Schichten ge- Mitteleozän. stellt, wird jedoch in der vorliegenden Arbeit als eigen- ständiges Schichtglied angesehen. Aufgrund der zu den Oberaudorfer Schichten (eo) Konglomeraten der Oberaudorfer Schichten an der Typ- Von der gesamten von HAGN (1960: 150) benannten, an lokalität hinsichtlich der Kalke in Sulzfluh- und Urgon- der Typlokalität beschriebenen und von ALLERSMEIER Fazies qualitativ vergleichbaren Geröllführung, der im

114 Kohlenbachkonglomerat und in den Oberaudorfer 200 m mächtige Folge von Mergeln übergeht. Aufgrund Schichten vorkommenden Landschneckendeckel, der einer insgesamt hohen lateralen und horizontalen Fazies- wie bereits den oberen Oberaudorfer Schichten zueige- diversität lässt sich ein einheitliches, überregional gülti- nen fluviatilen Fazies und aufgrund des generellen Auftre- ges „Normalprofil“ für die Häringer Schichten nicht auf- tens im Liegenden (wenn auch mit Aufschlusslücke) der stellen (OEXLE, 1978: 47ff.). Häringer Schichten ist eine stratigraphische Stellung des Die Mergel wurden mikrofaunistisch mit Foraminiferen Kohlenbachkonglomerates anzunehmen, die im Obereo- durch Faunentypen charakterisiert (LINDENBERG, 1966: zän der limnofluviatilen Fazies der oberen Oberaudorfer 86ff., 1981: 145ff.), wobei Faunentyp a eine litorale bis Schichten entspricht oder etwas jünger ist und bis zur Ba- sublitorale Faunengemeinschaft bezeichnet, Faunentyp sis der Häringer Schichten reicht. b einem äußeren litoralen bis oberen bathyalen Bereich Hinsichtlich der Schüttungsrichtungen stehen sich die zuzuweisen ist, Faunentyp c sich vom Typ b vor allem Anschauungen einer Lieferung von N oder von S diametral durch Abnahme benthonischer Arten unterscheidet, Fau- entgegen, jedoch scheinen sich die Anzeichen einer ge- nentyp d durch eine artename planktonische sowie ar- nerellen Schüttung aus Norden zu verdichten, wie sie rein tenarme aber individuenreiche benthonische Fauna cha- lokal im Kohlenbach auch durch Imbrikationsgefüge an- rakterisiert ist und Faunentyp e sich durch eine erneute gezeigt ist. Zunahme benthonischer, allerdings zwergwüchsiger und artenarmer Anteile auszeichnet. Häringer Schichten (oh) Zum Alter der Häringer Schichten des Kaisergebirges Die Häringer Schichten mit ihrer Typlokalität rund 7 km lässt sich feststellen, dass die basalen Anteile mit einer südwestlich des Kaisergebirges, die in historischem charakteristischen Grenzgängerfauna des Eozän/Oligo- Rückblick aufgrund der enthaltenen Kohlevorkommen zän-Übergangsbereiches ein initiales Alter bereits im Eo- eine lange Forschungsgeschichte aufzuweisen haben, zän nahelegen. Die Eozän/Oligozän-Grenze stellt keine wurden im Laufe dieser Geschichte in ihrer stratigraphi- markante Zäsur dar und lässt sich sowohl in sedimento- schen Reichweite und ihrem Begriffsinhalt unterschied- logischer, als auch in faunistischer/floristischer Hinsicht lich gefasst. nicht scharf fassen. Die auf LINDENBERG (1966: 86) zurück- In der vorliegenden Arbeit wird unter dem Namen Härin- gehende Auffassung einer tektonischen Trennung obere- ger Schichten eine Gesteinsserie verstanden, die basal ozäner und oligozäner Sedimente, insofern als Obereo- faziell an das fluviatile Kohlenbachkonglomerat mit einer zän nur auf Lechtaldecke und Oligozän nur auf Tirolikum 1–2 m mächtigen Süßwasser-/Brackwasserbildung an- verbreitet sei, muss als unzutreffend zurückgewiesen schließt und eine bis 330 m mächtige Serie mariner, un- werden. terschiedlich ausgeprägter und z.T. in gegenseitiger fa- Für die Fischschiefer bzw. äquivalenten Zementmergel zieller Vertretung vorkommender Gesteine bis zum Ein- ist mit NP 22 unteroligozänes Alter bis zu den hangenden setzen der Unterangerbergschichten umfasst (siehe Knollenmergeln belegt (DOHMANN, 1991). Abb. 11). Die Serie besteht allgemein an der Basis aus z.T. lim- Angerbergschichten (oa) nofluviatilen, z.T. marinen, nummulitenführenden Kalken Die oberoligozänen Angerbergschichten stellen das oder marinen Konglomeraten, die hangend in sandige jüngste Schichtglied der Inneralpinen Molasse im Unter- Mergel und Sandsteine und schließlich in eine bis über inntaler Raum dar. Ursprünglich war der Name von

Abb. 11. Schematisches, unmaßstäbliches Faziesschema im Obereozän-Oligozän (Kohlenbachkonglomerat, Häringer Schichten, Angerbergschichten). Zusammengestellt nach OEXLE (1978), LINDENBERG (1962, 1966), KAMPIK (1985), TSCHEUSCHNER (1985), MAYER (1989), Fazieszonen nach LINDENBERG (1966) und LINDENBERG et al. (1981), Reichweite der NP 22 (schwarze Säulen) nach DOHMANN (1991).

115 SCHLOSSER (1895: 360) nach der Typlokalität im Inntal, ca. Zeitunterschied besteht. Aus diesem Grund ist auch zu 10 km südwestlich des Kaisergebirges, für eine Gesteins- betonen, dass zwischen der ursprünglichen Augenstein- serie verwendet worden, welche die über den Häringer Ausgangsschotterfläche und den heute erhaltenen Schichten folgenden, sandigen und konglomeratischen Augensteinsedimentenzeitlich und begrifflichunterschie- Klastika umfasste. HEISSEL (1951: 210) trennte jedoch die den werden muss. über der marinen Zementmergelserie der Häringer Im Kaisergebirge ergibt sich eine zeitliche Einstufung Schichten folgenden und ebenfalls marinen, sandig-glim- der Augensteinsedimente als Miozän oder jünger daraus, merigen Mergel von den Häringer Schichten ab und be- dass die Kaisergebirgsscholle in der Savischen Phase em- zeichnete sie als Unterangerbergerschichten, für die dar- porgepresst und damit von jeglicher weiterer Zufuhr überfolgenden limnisch-fluviatilen Konglomerate und von Quarzgeröllen abgeschnitten wurde. Sandsteine verwendete er den Namen Oberangerber- Die sedimentäre Zusammensetzung der Augensteinse- gerschichten. dimente reicht von feinkörnigen Sandsteinen über Grob- Der Hauptteil der Angerbergschichten ist nach den von sandsteine bis zu Feinkonglomeraten und Feinbrekzien MOUSSAVIAN (1984: 13: „unsymmetrische Repetitions- (siehe Abb. 23 und 30). Das Größtkorn der im Verband schichtung“) genannten Kriterien den Oberangerberg- befindlichen Sedimente beträgt rund 2 cm, das größte schichten zugeordnet. Im nördlichen Kaisergebirge ist je- bisher gefundene, einzelne Quarzgeröllfragment betrug doch eine 30–50 m mächtige Zone sandiger und sich grö- 6,3 cm. berklastisch entwickelnder, mariner Knollenmergel im Die Komponenten bestehen überwiegend aus Quarzen Liegenden der ersten Konglomerate entwickelt, die der und Quarziten, daneben noch aus Schiefern, Glimmern, Definition der Unterangerbergschichten entspricht. Der Feldspäten, Phylliten, vereinzeltem Alpinem Buntsand- Übergang der Häringer Schichten zu den Unteranger- stein und wechselnden Anteilen rein lokaler, aus dem un- bergschichten vollzieht sich im Bereich der unteren Knol- mittelbar Anstehenden ableitbarer Gesteine (Wetter- lenmergel (Übergang von der tonig-mergeligen zur sandig steinkalk, Hauptdolomit). Im Zusammenhang zur mögli- dominierten Ausbildung). chen Herleitung der Augensteinsedimente aus den Anger- In der vorliegenden Arbeit wird der Name Angerberg- bergschichten ist jedoch das Fehlen der in den Angerberg- schichten summarisch auf die Begriffsfassung von HEIS- schichten vorkommenden Karbonate bemerkenswert. SEL (1951) angewandt. Zusammen mit den Augensteinsedimenten kommen In fazieller Hinsicht werden die marinen Unteranger- immer auch Bohnerze und/oder mikroskopisch kleine bergschichten als Vorbau submariner Fächer im Vorfeld Brauneisenfragmente vor. eines schuttliefernden fluviatilen Systems charakterisiert, aus denen sich durch sukzessive Verfüllung und Verfla- Überschiebungsbrekzie chung des Ablagerungsraumes die fluviatilen Sedimente Überwiegend matrix-, seltener komponentengestützte der Oberangerbergschichten entwickeln (KROIS & STINGL, Brekzien mit Komponentengrößen im Millimeter- bis 1991: 300). Zentimeterbereich, mit einem Häufigkeitsmaximum zw. 3 Im Gesteinsspektrum der gut bis sehr gut gerundeten, und 5 Zentimetern. Die Matrix ist meist gelblich bis selten bis max. kopfgroßen, meist 1–7 cm messenden bräunlich, z.T. auch rötlich gefärbt und besteht aus kar- Gerölle der (Ober-)Angerbergschichten treten kalkalpine bonatisch gebundenen, zerriebenen Gesteinsfragmen- Bestandteile von Permoskyth bis Alttertiär, Magmatite, ten. Gelegentlich ist neugesprosster, idiomorpher Pyrit in Metamorphite sowie dunkle Dolomite fraglicher Herkunft mikroskopischer Größe zu finden. auf (MOUSSAVIAN, 1984: 14ff.; KROIS & STINGL, 1991: Brekzien dieses Types treten in Mächtigkeiten bis zu 300f.). mehreren Zehnermetern in einem Bereich südlich des Die in der Literatur z.T. mit 1000 m angegebene Mäch- Zettenkaisers, am Grüblerschrofen und in östlicher Fort- tigkeit scheint in Bezug auf eine primär sedimentäre setzung bis zu den Westabstürzen des Treffauers jeweils Mächtigkeit zu hoch gegriffen und bezieht sich vermutlich an der Basis tektonischer Schubmassen auf. Weiter öst- darauf, dass aufgrund tektonisch bedingter Stauchung lich, bzw. in anderen Bereichen an der Basis der Kaiser- der Serie infolge der Aufschuppung der Kaisergebirgs- gebirgsscholle, sind sie nicht ausgebildet oder unter scholle Profilmächtigkeiten bis über 1200 m zu ermitteln Schutt verborgen. sind. Die primär sedimentäre Mächtigkeit ist daher nur an- Diese Bildungen wurden früher entweder als Gosau nähernd erschließbar und dürfte eher im Größenbereich oder als tektonische Zertrümmerungszonen im Haupt- von 300–500 m liegen. dolomit angesehen (z.B. AMPFERER, 1933, Karte). Es han- delt sich jedoch um Überschiebungsbrekzien im Zusam- Augensteinbildungen (ag) menhang mit der Individualisierung und Positionierung Augensteinbildungen als Resedimente einer ehemali- der Kaisergebirgsscholle. Aus der genetischen Zuord- gen, tertiären Schotterflur treten im Kaisergebirge in klei- nung ergibt sich auch das Mindestalter der Brekzien aus neren Restvorkommen in Klüften und Karsthohlräumen der Altersäquivalenz zur Savischen Phase an der Grenze auf. Aufgrund des bei Hieflau (Ennstal) zu beobachtenden Miozän/Oligozän. Überganges des Ennstaltertiärs in eine Augensteinschot- Gegen eine Deutung als Hauptdolomitbrekzie spricht terfläche (WINKLER, 1928: 203) und der zum Ennstaltertiär trotz des Überwiegens dolomitischer Bestandteile im als Äquivalente angesehenen Angerbergschichten wären Komponentenspektrum die polymikte Zusammenset- im Bereich des Kaisergebirges als Ausgangsschotter der zung mit Anteilen von Reichenhaller Schichten/Alpinem Augensteinsedimente die Angerbergschichten anzu- Muschelkalk und partiell auch Wettersteinkalk. Diese nehmen. Eine zeitliche Gleichsetzung von Angerberg- Komponenten lassen sich, neben dem Fehlen typischer schichten und Augensteinsedimenten ist jedoch nicht faunistischer Begleiter der sicheren Gosauvorkommen, gerechfertigt, da zwischen der Sedimentation der präsa- auch als Argumente gegen eine Deutung als Gosau füh- vischen (oberoligozänen) Angerbergschichten und der ren, da zur Zeit der Gosausedimentation noch keine Rei- postsavischen Erosion bis hin zu den Resedimentations- chenhallerSchichten/Alpiner Muschelkalk in den fragli- bedingungen der Augensteinsedimente ein erheblicher chen Bereichen anstanden.

116 Gehängebrekzie (pbc) scheint aufgrund der randlichen Überlagerung durch Gehängebrekzien sind karbonatisch verkittete Hang- Fernmoräne ein Prä-Würm-zeitliches Alter plausibel, für schutt- und Bergsturzmassen, die in einzelnen Vorkom- die anderen, kleineren Vorkommen ist die zeitliche Stel- men als Reste einer ehemals größeren Verbreitung im lung nicht geklärt. Kaisergebirge übriggeblieben sind. Diese vormals größe- re Verbreitung zeigt sich an zahlreichen Blöcken von Ge- Eisbelastete Seetone im Kaisertal (pl) hängebrekzie, die als Blockstreu (Aschinger Kar), als um- Mit dieser Signatur sind auf dem Kartenblatt des Kai- gelagerte Komponenten (Moränen, Bergsturz von sergebirges nur die Seetone im Kaisertal (in der Legende Durchholzen) oder als Schutt in Bächen und Gräben noch fälschlich Kaiserbachtal), im Schrambachgraben westlich zu finden sind. der Antoniuskapelle, bezeichnet. Sie weisen in dem nur Gehängebrekzien bestehen aus überwiegend eckigen, etwa 1 Meter hoch und einige Meter lateral aufgeschlos- seltener kantengerundeten Komponenten aller Größen. senen Bereich eine so starke Kompaktion auf, dass sie Die Korngröße liegt bei generell schlechter Sortierung im beim Anschlagen an definierten, z.T. durch Fe-Hydroxide allgemeinen zwischen 0,5 bis 10 cm, erreicht jedoch ver- braun imprägnierten Klüften brechen. Einzelne Areale zei- einzelt sogar Kubikmetergröße (siehe Abb. 28). gen vermutlich durch Gletscherdruck „chaotisch“ ein- Hauptbestandteil ist Wettersteinkalk, je nach Einzugs- gearbeitete, bis kopfgroße Kristallinbrocken, „dropsto- gebiet kann noch ein wechselnder Anteil lokal anstehen- nes“ weisen auf eisrandnahe Bildung hin. der Komponenten hinzukommen. Extrem selten findet Eine zeitliche Stellung mindestens im frühen Würm- man auch Kristallingerölle, die als in den Hangschutt ein- Glazial ist neben der eisauflastbedingten Kompaktion gearbeitete Bestandteile von Fernmoränen interpretiert auch durch die Überlagerung mit Fernmoräne ange- werden können. zeigt. Ein direkter Altersbeweis ist noch nicht erbracht, die Al- terseinstufung beruht nur auf Indizien. Das Auftreten von Erratische Geröllstreuung/Erratische Einzelblöcke Gehängebrekzie als in Fernmoränen assimilierte Kompo- Die Signatur „erratische Geröllstreuung“ bezieht sich nenten und die zur Verkittung nötige Jahresmitteltempe- auf das Vorkommen von durch Gletscher herantranspor- ratur über 0 °C rechtfertigt die Einstufung in ein Intergla- tierten Kristallinkomponenten (im Zahmen Kaiser auch Al- zial, welches der Würm-Vereisung vorausging, mutmaß- piner Buntsandstein) in Arealen, in denen die Geröllstreu- lich also das Riß-Würm-Interglazial. ung nicht so groß ist, dass eine Abgrenzung als Moräne gerechtfertigt wäre. Es handelt sich z.T. sogar nur um Einzelfunde, die jedoch anzeigen, welche Gebiete vom Konglomerate (pkg) Ferneis überflossen wurden, bzw. bis in welche Höhen Unter diesem Legendenpunkt wurden Bildungen sub- hinauf der Materialtransport der Ferngletscher im Kaiser- sumiert, bei denen es sich in rein lithologischer Hinsicht gebirge noch nachweisbar ist. um Konglomerate handelt. Die Konglomerate können je- Als „erratische Blöcke“ wurden markante Einzelblöcke doch unter genetischen und altersmäßigen Gesichts- mit mindestens 60 cm Durchmesser (die meisten Blöcke punkten nicht automatisch gleichgeschaltet und als äqui- sind weitaus größer und erreichen bis zu 3 m Kantenlän- valente Bildungen angesehen werden. ge) ausgewiesen. Allgemein können „alte“ Konglomerate mit einem Kom- ponentenspektrum von zentralalpinen Geröllen (Gneise, Drumlin/Gletscherschliff Granite, Amphibolite, Glimmerschiefer, Quarze) und kalk- Drumlins treten in der Umgebung des Walchsees (nördl. alpinen Bestandteilen von „kalkalpinen“ Konglomeraten, Zahmer Kaiser) und beim Hintersteiner See (südwestl. die sich im Komponentenspektrum durch das Fehlen von Wilder Kaiser) im Verbreitungsgebiet von Grundmoränen Kristallingeröllen auszeichnen, unterschieden werden. als rundhöckerartige, glazigene Bildungen auf. Sie kön- „Alte“ Konglomerate sind jene von Durchholzen, der nen entweder gänzlich aus Moränenmaterial bestehen, Gagasalm (nördl. Zahmer Kaiser), im Seebach- und im Ir- oder einen Kern aus anstehendem Gestein aufweisen. singgraben (südl. Wilder Kaiser). Die Sortierung ist wech- Gletscherschliffe wurden nur dort ausgewiesen, wo sie selnd und umfasst ein breites Spektrum von gut bis wenig besonders deutlich und/oder in flächenmäßig großer Ver- ausgeprägt. Die Komponentengröße reicht von Millime- breitung die abschleifende Wirkung von Gletschereis an- tern bis 0,5 m, die Rundung ist überwiegend gut. Auf- zeigen (z.B. Steinerne Rinne, Abb. 19). grund der festen Verkittung wurden die Komglomerate z.T. als Mühlsteine verwendet (Mühlsteinkonglomerat). Kristallinführende Fernmoräne (wmf) Die sedimentologischen Merkmale weisen auf eine Abla- Charakteristisches Merkmal der Fernmoränen ist ein gerung der Schotter in fluviatilem Milieu hin, nach dem hoher bindiger, tonig-schluffig-sandiger Matrixanteil. Die aus der Geröllzusammensetzung ablesbaren Einzugsge- Färbung schwankt je nach Verbreitungsgebiet und ist biet (Juliergranit) handelt es sich um Innschotter einer überwiegend orange-gelbbraun, im Verbreitungsgebiet ehemalig höher hinaufreichenden Umschotterung des von Alpinem Buntsandstein und Hochfilzener Schichten Kaisergebirges. auch rotbraun, an der Kaisergebirgs-Nordseite z.T. auch „Kalkalpine“ Konglomerate kommen in mehreren iso- graublau. lierten Aufschlüssen in geringer Verbreitung vor. Sie kön- Im Komponentenspektrum ist der Anteil an Kristallin nen regional nicht parallelisiert werden. Die Komponen- generell hoch, je nach lokalen Bedingungen kommt noch tengröße liegt allgemein im cm-Bereich und erreicht ein unterschiedlich großer Anteil an lokalen Komponen- Maxima bis etwa 80 cm Durchmesser. Genetisch handelt ten hinzu. Die überwiegende Komponentengröße liegt im es sich um lokal verkittete Bachschotter bzw. mögl. auch Kies-Korngrößenbereich, größere als kopfgroße Be- lokale Eisrandschotter als Produkte eines im Quartär so- standteile sind selten, kommen jedoch vereinzelt bis Me- wohl in räumlicher als auch in zeitlicher Hinsicht schnell tergröße vor. Gekritzte Geschiebe sind häufig. wechselnden Sedimentationsgeschehens. Im Graben Die Fernmoränen sind reich an gut bis sehr gut gerun- des Hausbaches südlich der Wochenbrunner Alm er- deten Geröllen, bereichsweise erreichen sie ein eher

117 Abb. 12. Verbreitung von Lokalmoränen (grau) mit Höhenangaben für die tiefste Lage erhalte- ner Reste. A = Ackerlsp., E = Ellm. Halt, F = Feldberg, L = Lärchegg, M = Mitterkaiser, Mk = Mauk, N = Naunsp., P = Pyramidensp., Pr = Pre- digtstuhl, Sf = Scheffauer, Sk = Schei- benkg., So = Sonneck, Str = Stripsenk., To = Totenkirchl, Tr = Treffauer.

schotteriges Erscheinungsbild (schotterreiche Moräne) und wur- den von AMPFERER (1933) auf sei- ner Karte als Schotter eigens ab- gegrenzt. Aufgrund der Übergänge von Geröllen in bindiger Matrix bis hin zu rein schotterigen Bereichen und der allgemein großen lithofa- ziellen Schwankungsbreite in der Zusammensetzung von Moränen kann eine solche Abgrenzung je- doch nicht konsequent vorge- nommen werden, so dass auf die Darstellung in der Karte verzichtet wurde. Lokalmoräne (wm) Lokalmoränen sind im Unterschied zu Fernmoränen gla- Eine partielle Einordnung als im Vorfeld des vorrücken- ziale Geschiebe, deren Genese der rein lokalen Eigenver- den Eises geschüttete Vorstoßschotter ergibt sich im Be- gletscherung des Kaisergebirges zuzuweisen ist. Sie sind reich der Walchsee-Eintalung durch die Überlagerung von häufig durch eine blockige Beschaffenheit gekennzeich- Schottern durch Fernmoräne (z.B. Kiesgrube südl. Halb- net, weshalb sie AMPFERER (1933) generell als Blockmorä- ruck, nordöstlich außerhalb des Kartenblattes). nen bezeichnete. Der größte Anteil dieser Sedimente entstammt jedoch Das Komponentenspektrum spiegelt das lokale Ein- dem vielfältigen und wechselhaften spät- bis postglazia- zugsgebiet wider, als Hauptkomponente überwiegt je- len Entwässerungsprozess der abschmelzenden Fern- doch generell der Wettersteinkalk, insbesondere bei den und Lokalgletscher. größeren Komponenten und Blöcken (Ausnahme: Haber- sauer- und Kohlalmtal, wo kein Wettersteinkalk im Ein- Seetone (wl) zugsgebiet ansteht). Vereinzelt, bzw. rein lokal gehäuft Seetone treten auf dem Kartenblatt des Kaisergebirges (z.B. Breitau), führen die Lokalmoränen auch Kristallinge- innerhalb der glazialen und postglazialen Sedimente als rölle als aus den überfahrenen Fernmoränen aufgearbei- Ablagerungen im Stillwasserbereich glazialer Entwässe- tete und assimilierte Bestandteile. Der bindige Anteil ist rungssysteme oder als Sedimente von durch Gletscher- i.d.R. sehr gering oder fehlt ganz, so dass als Matrix meist eis aufgestauten Seen in vielen kleinen Vorkommen auf, nur ein lockeres, nicht bindiges, bröseliges Zwischenmit- von denen im gegebenen Maßstab nicht sämtliche auf der tel übrigbleibt. Karte verzeichnet werden konnten. Eine Abgrenzung gegen andere lokale Bildungen wie Seetone mit einer im cm-Bereich gebänderten Abfolge Bergsturzmaterial, Hangschutt, Schwemmfächer, Fließ- durch Ton-, Schluff- und Feinsandlagen erreichen am erden und Verwitterungsschutt ist nicht immer zweifels- westlichen Nordrand der Karte im Bereich des Aschinger- frei zu treffen, insbesondere da die bereits primär nicht und Staudinger Baches größere Ausdehnung bei einer immer deutlich morphologisch abgegrenzten Moränen in- Mächtigkeit bis 35 m. Sie können als Sedimente eines folge der postglazial erfolgten Umgestaltung der Land- nach Westen durch Gletschereis des Spätglazials abge- schaft durch die erwähnten Bildungen z.T. stark über- dämmten Sees interpretiert werden. Eine postgenetische prägt und unkenntlich gemacht wurden. Dennoch sind in Überlagerung durch Eis ist aufgrund der hohen Plastizität vielen Bereichen Wallformen ausgeprägt, wobei nur von der Tone unwahrscheinlich und durch Geländebefunde jüngeren Stadialen Endmoränenwälle, von der am weites- nicht angezeigt. ten herabreichenden Lokalkvereisung jedoch nur Sei- Einige weitere Vorkommen von Seetonen (z.B. süd- tenmoränenwalle erhalten geblieben sind. westlich von Schwendt, Kaisertal etc.) sind genetisch ebenfalls an spätglaziale Eisrandlagen gebunden, da bei den isolierten und z.T. in Hanglagen befindlichen Vorkom- Eisrand- und Eisrückzugssedimente men nur eine Abdämmung der Seen durch Gletschereis Schotter, Sande (wg) plausibel ist. Hierunter sind in nicht näher differenzierter oder gene- tisch zugeordneter Weise Sedimente subsumiert, die im Bergsturz von Durchholzen Zusammenhang mit dem fluvioglazialen und fluviatilen Das von seiner Umgebung scharf abgegrenzte Areal mit Sedimentationsgeschehen sowohl beim Vorstoß als auch unruhiger, buckeliger Morphologie mit der Oberflächen- beim Zurückschmelzen der letzten Vergletscherung im beschaffenheit einer „Thomalandschaft“ westlich und Kaisergebirge und seinem Umland stehen. südwestlich von Durchholzen wurde historisch betrachtet

118 unterschiedlich interpretiert. Von LEUCHS (1907) als Berg- Blockschutt aus Hauptdolomit tritt nicht auf, lediglich ver- sturz bereits richtig erkannt, stellte es AMPFERER (1933) einzelt kommen größere, aus dem unmittelbar Anstehen- auf seiner Karte als „Blockmoräne der Schlussvereisung“ den stammende Blöcke von Hauptdolomit vor. dar. Viele Areale mit Hangschutt sind bereits wieder von Ve- Nach morphologischen Gesichtspunkten (konvexe getation bedeckt, so z.B. der markante Schuttfächer der Struktur, keine Seiten- oder Endwälle, keine Entwässe- Kaiserleiten (südl. Roßkaiser). Dies ist ein Anzeichen da- rungsrinnen) handelt es sich jedoch eindeutig um einen für, dass die postglaziale Schuttlieferung unmittelbar Bergsturz. nach Abschmelzen des Eises stärker war, als sie es heute Das Bergsturzmaterial besteht hauptsächlich aus Ge- ist. Gleiches gilt auch für Bergstürze, die sich nach dem hängebrekzie, untergeordnet auch aus Wettersteinkalk, Abschmelzen der stützenden Eiswiderlager in entfestig- Komponenten der Angerbergschichten und des Durch- ten Wandbereichen häufiger als heute lösten. holzener Konglomerates. Aufgrund der Auflagerung der Bergsturzmassen auf Lo- Kalktuffe (kt) kalmoräne und Sedimenten des Eisrückzuges, des Feh- Kalktuffbildungen können an zahlreichen Quellaustrit- lens von Anzeichen einer Beeinflussung durch Eis, der gu- ten und in Bachbetten im Kaisergebirge und seinem Um- ten morphologischen Erhaltung und da desweiteren bis- land beobachtet werden. Es handelt sich überwiegend her noch keine Pflanzen- oder Baumreste aus dem Berg- um sehr kleine Vorkommen, die im gegebenen Maßstab sturzmaterial bekannt sind, ist eine Altersstellung in einer nicht alle in der Geologischen Karte verzeichnet werden Zeit anzunehmen, in der die Lokalgletscher der Spätverei- konnten. Hinsichtlich der Lage der wichtigsten Vorkom- sung bereits abgeschmolzen, die Landschaft jedoch noch men sei auf die Dissertation (ZERBES, in Vorb.) verwie- weitgehend vegetationsfrei war. sen. Die Kalktuffe bilden in Bächen z.T. geschlossene, grau- Fließerden grüne Kalkkrusten, die die Bachbetten auskleiden und Fließerden des Spät- und Postglazials kommen im geradezu „betoniert“ erscheinen lassen (Ebbsbach, Hint. Kaisergebirge an mehreren Stellen in einem Ausmaß vor, u. Vord. Wörnsbach). Überwiegend handelt es sich um das ihre Darstellung in der Geologischen Karte gerecht- gelbliche, poröse Massen, die Blätter, Ästchen etc. über- fertigt erscheinen lässt. Sie sind lithologisch an Raibler krusten und verkitten. Schiefertone, Kössener Mergel und Partnachmergel ge- Die maßgeblichen Faktoren für die Kalkfällung und Tuff- bunden. Im Gelände zeichnen sie sich durch ihre morpho- bildung sind die Veränderung des Kalk-Kohlensäure- logische Ausprägung mit einer bereichsweise gut aus- Gleichgewichtes durch CO2 -Entzug an Quellaustritten, geprägten, konvexen Fließfront aus. Aufgrund der was- die einerseits auf Turbulenz, Erwärmung, Veränderung serstauenden Wirkung der Ausgangsgesteine tragen sie und pH-Wertes und andererseits auf die Einwirkung der häufig eine zur unmittelbaren Umgebung unterschiedli- Lebenstätigkeit von Organismen (z.B. Algen, Moose, che Vegetationsdecke. In den Fließerden wurden Fließge- Cyanobakterien) zurückgehen. schwindigkeiten bis zu 2 m pro Jahr beobachtet. In Gebieten mit Fernmoränenablagerungen sind auf- Schwemmfächer grund des hohen Anteils an bindigem Material und des Schwemmfächer spiegeln ebenso wie trocken ge- ausgeprägten Reliefs sicherlich ebenfalls Fließbewegun- schüttete Hangschuttmassen in ihrer lithologischen Zu- gen messbar. In Bewegung gewesene oder noch in Bewe- sammensetzung ihr Einzugsgebiet wider. Im Unterschied gung befindliche Bereiche sind hier jedoch aufgrund der zu trocken geschüttetem Hang-/Blockschutt ist jedoch insgesamt weichen, kuppigen Umgebungsmorphologie die maximale Korngröße durch die Transportkraft des nicht deutlich als eigene Körper kenntlich. Daher wurde Wassers limitiert. Zudem weisen Schwemmfächer flache- auf Fernmoränen auf eine Abgrenzung von Fließerden re Hangneigungen als trocken geschüttete Bildungen auf. verzichtet. Der Feinanteil ist in der Regel höher und die Komponenten können in Abhängigkeit von der Transportweite bereits Hangschutt/Blockschutt einen gewissen Rundungsgrad aufweisen. Otto AMPFERER (1925a) bezeichnete die Schuttaus- Die Vielzahl der Schwemmfächer auf dem Kartenblatt strahlung als eine „Lebensfunktion des Gebirgskörpers“. des Kaisergebirges spiegeln das rezente und, in stärke- Nach diesem Kriterium ist das Kaisergebirge eine äußerst rem Maße, das subrezente Entwässerungsgeschehen lebendige Landschaft. nach dem Ende des Spätglazials wider. Dabei spielte zu- Der Hangschutt/Blockschutt spiegelt in seiner Zusam- nächst das Abschmelzen der Eismassen die größere Rol- mensetzung das Einzugsgebiet wider und entstammt vor- le, jedoch können auch spätere klimatische Schwankun- wiegend den massigen Kalken. gen Einfluss auf die erneute Aktivierung und Vorschüt- Hauptsächlicher Hangschutt-/Blockschuttlieferant ist tung von Schwemmfächern genommen haben. An vielen aufgrund der morphologisch herausragenden Stellung Stellen ist eine solche Mehrphasigkeit in der Vorschüt- der Wettersteinkalk. In großen Schuttkörpern ist grob tung der Schwemmfächer zu erkennen. eine Korngrößenzonierung zu beobachten, insofern als Besonders die großen Schwemmfächer an der Kaiser- feinerer Schutt eher weiter oben zu liegen kommt, wäh- gebirgssüdseite sind Zeugen einer postglazial weitaus rend größere Brocken infolge ihrer größeren kinetischen größeren Wasserführung. Die Fächer sind heute z.T. inak- Energie gehäuft in den distalen Bereichen der Schuttkör- tiv und vegetationsbedeckt. per auftreten. In Bereichen von in die größeren Bäche einmündenden Der Hauptdolomit entsendet trotz seiner flächenmäßig Seitenbächen sind jedoch auch rezent noch eine Vielzahl großen Verbreitung keine bedeutenden Schuttfächer, kleinerer, aktiver Schwemmfächer ausgebildet. wird aber dennoch lokal (z.B. Straße zwischen Griesenau und St. Johann, außerhalb des Kartenblattes) in sog. Vernässungszonen, anmoorige Flächen „Kiesgruben“ abgebaut. Hauptdolomitschutt ist leicht an Vernässungszonen, Feuchtwiesen und anmoorige Flä- seiner grusigen, kleinsplittrigen Ausbildung zu erkennen. chen kommen im Kaisergebirge in großer Anzahl vor. Ver-

119 nässungszonen sind lokal feuchte Bereiche mit eher tem- Talalluvionen (und Schotterterrassen im Inntal) (a) porärem Charakter, da sie bei längeren Schönwetterpe- Talalluvionen füllen im Kaisergebirge und seiner Umge- rioden vollständig austrocknen können, während Feucht- bung die rezenten Fluss- und Bachläufe. Sie sind durch wiesen permanent feucht bleiben und durch Zutritt von erosive und kumulative Vorgänge ständigen Veränderun- Quell-, Sicker- oder flächig austretendem Schichtquell- gen unterworfen und bestehen aus Sanden und Schot- wasser auch in längeren Schönwetterphasen vor Aus- tern, v.a. im Inntal auch noch aus feinkörnigeren Auese- trocknung geschützt bleiben. dimenten. Im Flussbett des Inns wurden auch die nicht Anmoorige Flächen stellen durch beginnende Moorbil- weiter untergliederten rezenten und subrezenten Schot- dung und eine charakteristische Vegetation Übergangs- terterassen unter diesem Legendenpunkt zusammenge- bildungen zu echten Mooren dar. fasst. Diese sind jedoch aufgrund der Kanalisierung des Vernässungszonen und Feuchtwiesen sind häufig an Inns, der Flussbettregulierung und den damit unterblei- tonig-mergelige Gesteine der kalkalpinen Schichtenfol- benden Aueüberschwemmungen keinen größeren Verän- ge mit wasserstauender Wirkung gebunden, so z.B. derungen mehr unterworfen. Hochfilzener Schichten, Partnachmergel, Raibler Schie- Kupfervererzungen (cu) fertone, Kössener Schichten, mergelige Aptychenschich- Kupfervererzungen kommen im tektonisch stark zer- ten, Gosaumergel und partiell, in kleinerem Umfang, legten Gebiet des Gaisberges im Niederkaiserzug nord- mergelige Bereiche der Häringer- und Angerbergschich- östlich von Scheffau vor. Die Mineralisation (Malachit, ten. Azurit, Fahlerz, Kupferkies) ist nicht schichtgebunden, Die bedeutendsten Wasserstauer sowohl hinsichtlich sondern tritt in Klüften innerhalb verschiedener Gesteine der Häufigkeit als auch der Größe der Vernässungszonen, auf, so z.B. im Alpinen Buntsandstein, den Hochfilzener Feuchtwiesen und anmoorigen Flächen sind glaziale Bil- Schichten, in den Reichenhaller Schichten/Alpinen Mu- dungen, hierbei neben Stauhorizonten spätglazialer Eis- schelkalk und im Wettersteinkalk (resp. Wetterstein-Do- rückzugsbildungen insbesondere die Fernmoränen der lomit) (STINGL, 1983: 216; KEIM, 1995: 166). Würmvereisung. Sie sind auch an der Abdichtung der Als Ursache der Mineralisation kommen aus der Grau- Seen im Umkreis des Kaisergebirges maßgeblich betei- wackenzone stammende, an tektonischen Diskontinui- ligt, auch wenn die primäre Anlage mancher Seen (z.B. tätsflächen aufsteigende, mineralisierte Lösungen in Eglsee, Längsee, Hechtsee, Hintersteiner See) tektoni- Frage. Auffällig ist, dass die Karbonate im Bereich der Mi- scher Natur ist. neralisation meist dolomitisiert sind. Vor allem im Umkreis der Seen sind auch sumpfige Ge- Obwohl offenbar in historischer Zeit Tagebau stattge- biete erhalten (Bsp. Walchsee), die die postglazial grö- funden hat und Erkundungsstollen angelegt wurden ßere Ausdehnung der Seen und ihre sukzessive Verlan- (KUNTSCHER, 1986: 288f., 1994: 7f.), kam es aufgrund der dung anzeigen. Bereichsweise kam es auch zur Ausbil- nur geringfügigen Mineralisation nie zu einem Abbau nen- dung von Torf (Walchsee, Peppenauer Moor nördlich des nenswerten Ausmaßes wie etwa in der südlich benach- Pölven). barten Grauwackenzone.

5. Exkursionen

Exkursion 1 Ein klassischer, schon von LEUCHS (1912) beschriebe- Anfahrt auf der Straße von Kufstein nach Ellmau. ner künstlicher Aufschluss, der etwas von der Unterlage Zustieg zu den Hütten der Gosau zeigt, folgt nach 400 m (ca. 100 m nach Gast- auf der Südseite des Kaisergebirges hof Luise, niedriger Hügel östlich der Straße): Der aus ei- niger Entfernung schon ins Auge fallende rote Grus In der Regel ist man bei der Anreise zu einer Überschrei- stammt vom dünnbankigen Radiolarit. Der Aufschluss tung des Kaisergebirges von Süden nach Norden erst um zeigt den Übergang in die grauen Aptychen-Schichten. die Mittagszeit in Ellmau und steht vor der Frage, was man Die Schichten fallen mit 30 Grad nach Südosten ein und nach den relativ kurzen Hüttenanstiegen mit dem ange- sind diskordant von grobklastischen Bildungen der Go- brochenen Tag noch anfangen soll. sau gekappt. Über einer groben Brekzie aus aufgearbei- Es wird daher die Anfahrt auf der Straße mit einigen tetem Substrat stellen sich Gosau-Sandsteine und -Mer- Wahlmöglichkeiten näher beschrieben, sowie die „Fern- gel ein, die in südlicher Fortsetzung des Hügels auf Stra- geologie“ von Ellmau aus, für den Fall einer guten Aus- ßenniveau herunterkommen und sporadisch in grauen sicht. Anrissen aus dem Gebüsch schimmern. Kufstein und Eiberger Becken Falls dieser Aufschluss nicht einfach im Vorbeifahren Der Festungsberg von Kufstein ist eine Aufragung von zur Kenntnis genommen wird, sei noch eine Besonderheit Hauptdolomit. Er gehört in die Verlängerung der Mulden- vermerkt: Knapp über der Basis der Aptychenschichten füllung der Kaisergebirgsmulde (vgl. Prof. 14). ist eine Bank eingelagert, die sich auffällig vom Nebenge- Südlich von Kufstein führt die Straße aus dem Inntal stein unterscheidet. Sie ist mit 30 cm dicker als die übri- heraus in die sogenannte Klemm, die untere der Weiß- gen, an der Basis rötlich und oben hellgrau gefärbt und ach-Schluchten. Sie ist in einer Verwerfung parallel zum zeigt an der Bankunterseite Sohlmarken. Schon mit blo- Inntal angelegt. Der westliche Teil (Kufsteiner Wald auf ßem Auge sind dünne Streifen aus gröberen, bis 2 mm Hauptdolomit) ist herausgehoben gegenüber dem östli- großen Partikeln zu sehen, die unter Korngrößenabnahme chen, auf dem die Straße im Plattenkalk-Niveau verläuft. in feinere Lagen übergehen. Die Bank setzt sich aus meh- Nach 1 km Klammstrecke öffnet sich plötzlich das Tal. Die reren gradierten Turbiditen zusammen, welche Kompo- Wand aus Hauptdolomit in der scharfen Linkskurve mar- nenten aus einem Flachwasserschelf (Kalkalgen, Koral- kiert die steilstehende Nordrandstörung des Eiberger lengrus, Benthos-Foraminiferen, Ooide) ins pelagische Beckens. Die Hügel an der Straße und südlich der Milieu der Aptychenschichten transportiert haben. Damit Weißach sind Gosau-Sandstein. ist ein erster Hinweis auf die Existenz einer Malm-Karbo-

120 Abb. 13. Straßenaufschluss der Gosautransgres- sion auf Allgäuschichten im Eiberger Be- cken.

natplattform gegeben. Sie hat dann in der Oberkreide Malm-Riff- kalkgerölle in die Eiberger Gosau geliefert; heute steht Malmriff-Fa- zies in der Gegend nirgends mehr an. Beim Eiberger Zementwerk führt die Umgehungsstraße, bei- derseits durch Fangzäune flan- kiert, mit einem neuen und tiefen Einschnitt durch einen Felsriegel. Etwa hundert Meter dahinter liegt günstig ein offizieller Parkplatz. Man geht das Stück zurück; hinter den Fangzäunen kann man unbe- helligt vom Straßenverkehr den steil geböschten Aufschluss besichtigen (Abb. 13). In Der Rothorizont bildet genau die Grenze zwischen den dickbankige, nach NW einfallende Fleckenkalke der All- Kössener Schichten und den Liasfleckenkalken gäuschichten greift teilweise taschenförmig massiger (Abb. 14). Schon bald nach Fertigstellung der Böschung Gosausandstein ein, der auch den Gipfel des Hügels bil- ist in ihm eine Rinne ausgewaschen worden, das ausge- det. LEUCHS (1912) hat diesen Hügel, der zu seiner Zeit auf schwemmte Material sammelt sich am Fuß der Bruch- der anderen Seite längs der Weißach frisch angeschnitten wand. Der Ton ist als Ergebnis einer lateritischen Fest- war, aufgefasst als „Riff, das den brandenden Wogen des landsverwitterung aufzufassen. Er kann in der vorliegen- Gosaumeeres widerstand“. Fossilien (mit Lupe): den Position kaum in situ entstanden sein, weil darüber Schwammnadeln und Radiolarien in den Allgäuschichten, und darunter Fleckenkalke mit Ammoniten (im Rhät) und Bruchstücke von Inoceramen-Schalen mit ihren charak- Belemniten (im Lias) liegen, also typische Sedimente des teristischen Prismen im Gosausandstein. tieferen Wassers. Produziert wurde er vermutlich auf Vom Parkplatz aus bietet sich ein Blick über die Weiß- einer Schwellenregion, die an der Trias-Jura-Wende auf- ach hinweg ins Werksgelände auf eine große künstliche getaucht war; von dort wurde Verwitterungsrückstand in Böschung. Sie zeigt die südliche Fortsetzung der eine tiefere Wanne eingespült. Schichtfolge (Zutritt ist möglich, aber nur nach telefoni- Bei der Weiterfahrt steigt die Straße nach Überquerung scher Voranmeldung). Unter den kieseligen Fleckenkal- der Weißach steil an. Nach der Linkskurve öffnet sich der ken der Allgäuschichten (die als Zementrohstoff un- Blick nach Südwesten auf einen großen Steinbruch in brauchbar sind, aber mitabgebaut und auf Deponie ge- Ost–West-streichenden, 60–70 Grad nordfallenden Go- fahren werden mussten) folgen in konkordanter Lagerung saumergeln; die Südwand des Bruches ist Hauptdolomit, die teilweise fossilreichen Kössener Schichten. Beach- der an der steil einfallenden Eiberg-Südrand-Störung tung verdient, dass hier die obersten 20 m der Kössener aufschießt. Nach der folgenden Rechtskurve – schon an- Schichten ebenfalls als Fleckenkalke ausgebildet sind gesichts der Kuppe, die das Ende der Steigung anzeigt, und leicht mit Liasfleckenkalken verwechselt werden könnten, wenn man nur isolierte Vorkom- men irgendwo im Gelände hätte. Im Eiberger Zementwerk-Profil sind sie durch die leitende Ammo- nitengattung Choristoceras fossilbe- legt. Eine Besonderheit, die im ganzen Kaisergebirge nur in die- sem Großaufschluss zu sehen ist, ist ein etwa 1,5 m dicker rotge- färbter Horizont, der aus einem weichen, stark zerschieferten und absolut kalkfreien Ton besteht.

Abb. 14. Eiberger Zementwerk. In der rechten Bildhälfte die Kössener Schichten, in der linken Bildhälfte Flecken- kalke der Allgäuschichten. Dazwischen das Band der Schattwalder Schichten.

121 aber ohne Parkmöglichkeit – ist oberhalb der Straße ein streut und auch nicht so bräunlich wie der Dolomit an der massiver Fangzaun, hinter dem ein buntes Haufwerk von Weißachschlucht. Für Hauptdolomit spricht, dass in strei- Gesteinstrümmern hervorschimmert. Es ist ein Olistho- chender Fortsetzung nach Osten, bei Hoheneiberg, wo strom in Gosaumergeln. dieser Dolomit nicht mehr so zerrüttet ist, bituminöse und Auf der Kuppe selbst befindet man sich schon jenseits stromatolithische Partien gefunden wurden, die lagunäre der Eiberg-Südrandstörung auf dem Hauptdolomit 60 m Ablagerungsbedingungen beweisen, wie sie für den Wet- über der Weißach. tersteindolomit des Niederkaisers ausgeschlossen wer- Die Straße verläuft nun weiter im Hauptdolomit und nä- den können. hert sich mit leichtem Gefälle wieder dem Fluss, dessen Dass die Gesamtschichtfolge des Niederkaisers hier so Klamm unterhalb des Hofes Hoheneiberg von 2 Brücken geringmächtig ist, liegt hauptsächlich am Fehlen des überspannt wird. Wettersteinkalkes. Er könnte theoretisch zusammen mit den ebenfalls fehlenden Raibler Schichten unterdrückt Schichtfolge des Niederkaiserzuges sein, aber es ist anzunehmen, dass er hier schon primär- an der Weißachklamm sedimentär nie vorhanden war, sondern Partnachschich- In der nur 250 m langen Felsböschung, an der man über ten. Man sieht auf der Geologischen Karte, dass die be- der Klamm entlang fährt, wird die gesamte Trias-Schicht- nachbarten Wettersteinkalkriffe sowohl vom Pölven im folge des Niederkaiserzuges durchquert. Westen her als auch vom Achleitkogel im Osten her aus- Weil sich spärliche Parkmöglichkeiten erst am südli- dünnen und in schmale Zungen von Partnachübergangs- chen Ausgang der Schlucht bieten, fährt man am besten kalk übergehen, die aber auch nicht mehr die Weißach- durch, stellt das Auto ab und kann dann im Zurückgehen schlucht erreichen. Wenn man die Störung von der Straße die Schichtfolge bis zum Hauptdolomit betrachten. weg nach Westen hinauf verfolgt, so erscheinen als erstes Den bröseligen Dolomit im Nordteil muss man im Vor- ausgequetschte Reste von Partnachmergeln, ehe dann beifahren anschauen, weil neben der vielbefahrenen Stra- Partnachübergangskalk und der schmale Wetterstein- ße kaum Platz zum Halten bleibt. Verschieden orientierte kalkspan an der Wöhrer Alm folgen. Bei Rekonstruktion Harnischflächen sind auch vom Auto aus erkennbar, eine der ursprünglichen Becken-Riff-Verteilung ergibt sich Schichtlagerung hingegen nicht. Im Mikrobereich ist das demnach zwischen den Riffen des Pölven im Westen und Gestein stark zertrümmert. des Achleitkogel im Osten eine einspringende Bucht mit Der Südteil der Felsböschung zeigt dann kompakteres Partnachschichten. Nicht zufällig ist der Riegel des Nie- Gestein, schwarze, steil nach Norden fallende Bankfol- derkaiserzuges gerade hier nach Norden durchbrochen gen der Gutensteiner Schichten. Die Wand ist nun etwas worden. zurückgesetzt, weil hier einmal beim Bau der Straße ein Die Raibler Schichten sind an der weit verfolgbaren, Steinbruch angelegt war, wie LEUCHS (1912) berichtete. südgerichteten Rückaufschiebung des Hauptdolomites Der südlichste Profilabschnitt ist teilweise verbaut und in diesem Bereich überall unterdrückt. Sie fehlen im Han- nur schlecht aufgeschlossen. Die Grenze Buntsandstein genden der Wettersteinkalke des Großen und Kleinen zu Reichenhaller Schichten befindet sich im südlich an- Pölven, sowie in der Furche zum Hintersteiner See hinauf schließenden Jungfichtenwald bei einer Wasserfassung. und erscheinen erst östlich dieses Sees (vgl. Geologische Quellhorizont sind wie häufiger im Kaisergebirge die Rei- Karte). chenhaller Rauhwacken, von denen aber dort nur Lese- steine zu finden sind. Es folgen zum Hangenden hin 60 m Eventueller Abstecher zu den Häringer Schichten Dolomitbrekzien, dann 20 m dünnschichtige Dolomite mit im Peppenauer Graben Mergelzwischenlagen, ehe die kompakteren bankigen Haltepunkt auf der stillgelegten alten Weißachbrücke. Dolomite einsetzen, welche seinerzeit als Straßenbau- Man blickt nach Norden auf eine mit Würm-Grundmoräne steine verwendet wurden. Kalke sind nur untergeordnet überkleisterte Talweitung. Im Flussbett stehen am Ende eingeschaltet. Zum Hangenden hin kommen massigere, der Klamm auf 200 m Länge nordfallende Zementmergel und deutlich hellere splittrige Dolomite, die hier als dolo- der Häringer Schichten an. Die Häringer Schichten strei- mitische Vertretung des Steinalmkalkes interpretiert wer- chen aus dem von Westen her einmündenden Peppenau- den müssen, weil darüber nun etwa 10 m hornsteinfüh- er Graben heraus und sind auch gegenüber in dem von rende Knollenkalke der Reiflinger folgen. Auf der welligen Osten her einmündenden Wührergraben oberhalb von Schichtoberfläche der obersten Bank ist ein größeres Hoheneiberg noch zu finden. Man steht hier in einer Ammonitenfragment zu finden, besonders aber sind die ENE–WSW-streichenden Störungszone zwischen zwei grünen Bestege der Pietra verde zu beachten, die auch Hauptdolomit-Streifen. Die Häringer Schichten liegen schon LEUCHS (1907) an dieser Stelle als grüne Überzüge transgressiv auf dem südlichen Hauptdolomit, der zum und tonige Schiefer aufgefallen sind, ohne dass man da- Niederkaiserzug gehört, und sie werden vom nördlichen mals von der Tuffit-Natur etwas gewusst hat. Hauptdolomitstreifen, durch den man seit Verlassen des Nach einer kurzen Aufschlusslücke folgt der schon er- Eiberger Beckens gefahren ist, an einer südgerichteten wähnte Dolomit. In der neuen Karte ist er als Hauptdolo- Aufschiebung überfahren. mit kartiert, im Gegensatz zu den älteren Karten. Nach- Die transgressive Auflagerung der Häringer Schichten dem im Profil kein Wettersteinkalk und keine Raibler auf den südlichen Hauptdolomit konnte von LEUCHS nach Schichten vorhanden sind und eine bedeutende Störung einem Hochwasserereignis 1912 am Ostufer der Weißach nicht gerade offensichtlich ist, war es für die älteren Auto- beobachtet werden. Über einem Grundkonglomerat fand ren naheliegend, den fraglichen Dolomit in stratigraphi- er 8 Meter mächtige, Nummuliten führende „Granitmar- schen Verband mit der liegenden Trias zu bringen. LEUCHS more“ (= Lithothamnienschutt-Kalke) als Basis der Mer- (1907) hat ihn noch zum Muschelkalk dazugerechnet; gel. Heute ist dort nichts mehr zu sehen. Vielfältige Trans- AMPFERER (1933) hat ihn als Wettersteindolomit kartiert, gressionsbildungen sind aber zu finden, wenn man den wobei er wie überall im Niederkaiser dafür mit Absicht den Weg etwa 100 Meter weit in den Peppenauer Graben hin- Namen Ramsaudolomit wählte. Der Wettersteindolomit ein verfolg (Zeitbedarf mindestens eine Stunde, wenn im Niederkaiserzug ist aber stets in die Riff-Fazies einge- man die beiderseits des Weges anstehenden Gesteine

122 Abb. 15. Ansicht des Wilden Kaisers von Süden. Die schattige Scharte in der Mitte ist das Ellmauer Tor; nach links (Westen) folgt die Vord. Karlspitze, der Kopftörlgrat und die Ellmauer Halt, am linken Bildrand das Massiv des Treffauers; rechts (östlich) des Ellmauer Tores: Goinger Halt, Bauernpredigtstuhl, Törltürme und Regalpspitze, als höchste Erhebung die Ackerlspitze und ganz rechts das Bollwerk der Mauk. als reliefauffüllendeBrekzie nichtüberallvor- ariden Klimaentstandenist. Naturgemäßistes das durchperiodischeSchuttströme ineinem obachten. Eshandeltsichum einFanglomerat, lung derKomponentenistnichthäufigzube- lagerung. DasGesteinwirktmassig,Einrege- Brekzien undroteTonbatzenzeugenvonUm- gelbe Dolomite.Trümmerschonverfestigter fer, rötlicheQuarzite,Gangquarze,dunkleund und umfassengrünlicheWildschönauerSchie- Untergrund derNördlichenGrauwackenzone kantengerundet. Siestammenausdemlokalen Die Komponentensindunsortiertundnurleicht weinroten, glimmerreichenTonschiefermatrix. große, bunteGesteinsscherbenliegenineiner cm aber womanschlechtanhaltenkann.Bis20 auf demWeiterwegnachEllmauohnehinfährt, Bundesstraße östlichvonSöll,durchdenman cher AufschlussistderStraßendurchstich mem Wanderweghineingelangt.Einzusätzli- an derBundesstraßevonobenheraufbeque- möstlichvonSöll,indiemanMühlbichl 500 schlossen inderSchluchtdesMühlbaches hänge. besten EinblickindieregionalenZusammen- begnügen wird.Manhatvondortauchden dem mansichausZeitmangelnormalerweise ling derBasisbrekziedirektanStraße,mit dem Minigolfplatz,hatmaneinenflachenHärt- bar. AmnördlichenOrtsrandinSöll,gegenüber formen undFeuchtwiesen(Stausee)bemerk- sandschiefer-Untergrund inweichenGelände- sandstein, beimAnstiegmachtsichderFein- schlucht. StegenselbstliegtnochaufQuarz- kmnachderWeißach- haus Stegenab,1 Die StraßenachSöllhinaufzweigtbeimWirts- gere UmwegüberdieOrtschaftSöllzunehmen. kmlän- tes sonstnirgendszusehenist,istder1 Schichten, dieaufdemGebietdesKartenblat- Eventuelle AbzweigungnachSöll 11). tet wurden(vgl.Abb. hatte, ehedieZementmergelüberallesgebrei- Aufragungen desUntergrundesüberwältigt Strandbildung, alsdasMeerdortdieletzten offenbar einedenTurbiditenzeitgleiche achufer gefundenenLithothamnienkalkesind eigentlichen Zementmergelzufinden. ten undLithothamnienschuttanderBasis ten AbbaustollenssindTurbiditemitNummuli- hunderts hierabgebaut.AmMundlocheinesal- der HäringerKohle,wurdenanfangsdesJahr- mdickenBitumenmergel,einÄquivalent 3–4 Hauptmasse desProfilsdarüberkommen.Die lagert, bevordievollmarinenZementmergelals werden zunächstvonBitumenmergelnüber- denkalke (insgesamtabernurwenigeMeter) ten SchneckengehäusensowiereineMilioli- Schillkalke ausKrabbenpanzernundzerdrück- und Characeen-Oogonien,Hydrobienkalke, prägt: Oolith-KalkemitHauptdolomitschutt Süßwasser- undBrackwasserbildungenge- Transgressionsbasis istdortgrößtenteilsdurch finden undmitderLupeanschauenwill).Die Eindrucksvoller istdieBasisbrekzieaufge- Wegen derBasisbrekzieHochfilzener Die vonL EUCHS (1912)seinerzeitamWeiß- 123 handen. Am Minigolfplatz sind die Komponenten relativ köpfls (auf der AV-Karte auch Brennender Palven, klein, Quarzite überwiegen. Die Mächtigkeit um Söll wird 1572 m). Von ihm aus zieht ein breiter, im Westen mit Lat- auf 40–60 m geschätzt, der Liegendkontakt ist hier aller- schenpelz bestandener Gratrücken empor, dem der Steig dings nirgends aufgeschlossen. zum Kleinen Törl hinauf folgt. Vom Baumgartenköpfl an Blick von Ellmau auf Wilden Kaiser und Niederkaiser aufwärts durchquert man zunächst das Profil der Raibler Schichten (man sieht von Ellmau aus nur die Wandstufen Bei entsprechender Sicht wird empfohlen, am Südrand von 3 Raibler Kalkrippen aus den Latschen leuchten), im der Ortschaft Ellmau (z.B. Marienkapelle) einen Aus- oberen Teil dann noch etwa hundert Höhenmeter im sichtspunkt zu suchen. Hauptdolomit, bis man an die Überschiebung des Hoch- Die auffallende breite Einschartung im Kammverlauf kaisers kommt. des Hochkaisers ist das Ellmauer Tor. Von ihm ziehen Die schrofigen Südabstürze des Baumgartenköpfls ausgedehnte Schutthalden aus Wettersteinkalk-Schutt sind der Wettersteinkalk des Niederkaiserzuges. Man nach Süden. sieht deutlich, wie dieser Wettersteinkalk nach Westen Ansicht östlich des Ellmauer Tores (vgl. Abb. 15) wie nach Osten hin ausdünnt. Im Baumgartenköpfl selbst Rechts des Ellmauer Tores steigt der Hang relativ zahm bildet der Wettersteinkalk das Widerlager für den erwähn- an zur leicht erreichbaren Goinger Halt (Exkursionsziel). ten breiten Gratrücken, der auf ihm fußt. Links und rechts Es folgt die horizontale Gipfelflur der Törlspitzen bis zu davon (wo der Wettersteinkalk sich mit Partnachschich- einer auffallenden U-förmigen Scharte, dem Kleinen Törl. ten und Partnachübergangskalken verzahnt) ist dieses Östlich vom Kleinen Törl kommt die Törlwand mit praller Widerlager durchbrochen von Talkerben (es ist die glei- Südwand, dann ein Doppelgipfel aus Regalpwand und che Situation wie an der Weißachschlucht). Regalpspitze, schließlich das hohe Massiv der Ackerl- spitze und als östlichster Eckpfeiler die Maukspitze mit Wir wenden nun den Blick auf den Hauptkamm blanker Südwestwand. westlich des Ellmauer Tores (vgl. Abb. 15) Unter der Mauer aus Wettersteinkalk sieht man von den Mit senkrechtem Ostabbruch erhebt sich der Wetter- Schutthalden unterhalb des Ellmauer Tores her begrünte steinkalk der Karlspitze; aus der westlich anschließenden Bänder bis in die Scharte des Kleinen Törls hinüberzie- Scharte steigt der zackengekrönte Kopftörlgrat an zur Ell- hen; es sind die Bankfolgen des Alpinen Muschelkalkes, mauer Halt, dem mit 2344 m höchsten Gipfel im Kaiser- die hier verdoppelt in 2 Schuppen vorliegen (vgl. Profil 4). gebirge. Am Wandfuß der Ellmauer Halt sieht man die be- Über das Kleine Törl hinaus kann man den oberen Mu- grünten Muschelkalk-Bänder der Gamsänger, welche in schelkalk als auffallendes Grasband unter der Törlwand- westlicher Fortsetzung in die Rote-Rinn-Scharte im Südwand hindurch verfolgen bis unterhalb der Regalp- Hauptkamm hinaufziehen. Man sieht von Ellmau aus die spitze. Dann hören die hochgelegenen Grasbänder auf Scharte selbst nicht, sondern nur den Fächer einer steilen und es kommt ein steiler Wandabbruch bis auf die Schutt- Schuttreiße, die offensichtlich hinter einer Kulisse nach halden herab, der nur noch aus Wettersteinkalk allein be- Westen hinaufzieht. steht (Ackerlspitze und Maukspitze, vgl. Profil 3). Der Einblick in die Rote-Rinn-Scharte wird verwehrt Die Überschiebung des Hochkaisers auf sein südliches durch den Kaiserkopf, den Eckpfeiler im kilometerlangen Vorland ist ganz im Osten deutlich mit dem Fuß der Steil- Ostgrat des Treffauer-Massivs. Der Treffauer ist namen- wände aus Wettersteinkalk erkennbar. Vom Ellmauer Tor gebend für eine nach Süden vorspringende, vom Hoch- her ist die Hochkaiser-Überschiebung in den grasdurch- kaiser abgetrennte Scholle. Der im Hintergrund sichtbare setzten Schrofenbändern nicht klar zu sehen, und außer- Treffauer-Hauptgipfel (2304 m) entsendet einen weiteren dem liegt dort noch eine Komplikation vor: An der Basis langen Verbindungsgrat zum südlichen Vorposten des des Muschelkalkes kommt nochmals ein eingeklemmter, Tuxegg (2226 m), welches seine mit Latschen bekleideten dünner Span aus Wettersteinkalk zum Vorschein. Gut zu Schuttflanken breitflächig in das bewaldete Vorland des sehen ist dieser Wettersteinkalkspan unterhalb des Klei- Niederkaisers ergießt. nen Törls in Form von 2 dreieckförmigen, massigen Dies bringt uns zum Niederkaiser: Als Gegenstück zum Wandabbrüchen, getrennt durch die Schlucht, welche di- Wettersteinkalk des Baumgartenköpfls unter dem Ostkai- rekt vom Kleinen Törl herunterzieht. Am Fuß dieser Wand- ser bietet sich hier die Wettersteinkalk-Bastion des Grut- stufen ist die obere Grenze des Latschenbewuchses. Die tenkopfes an, auf der das Unterkunftshaus der Grutten- Latschen stehen noch auf Hauptdolomit, darüber setzt hütte (1620 m) steht. Nach Morphologie und Gesteinsbe- die Einheit des Hochkaisers ein, hier mit einer Basis- stand scheint es an einem solchen Zusammenhang kei- schuppe aus Wettersteinkalk. Von diesem deutlichen An- nen Zweifel zu geben. Im Gegensatz zur Situation am haltspunkt aus kann man die Überschiebungslinie mit Baumgartenköpfl ziehen aber nördlich der Gruttenhütte, dem Gefälle der Latschengrenze schräg abwärts nach also zwischen Gruttenkopf und dem dahinter aufragen- Westen verfolgen, wo sich vor den verhüllenden Schutt- den Hochkaiser, keine Raibler Schichten und kein Haupt- halden wiederum eine Linse aus Wettersteinkalk in Form dolomit durch. Bedeutsamer aber ist, dass man aus dem einer auffallend mächtigeren Wandstufe bemerkbar Wettersteinkalk des Gruttenkopfes nach Westen in den macht. (Vgl. Geol. Karte u. Profil 4). Wettersteinkalk des Treffauerstockes gehen kann, ohne Das Südgehänge unterhalb der Hochkaiser-Überschie- eine glaubhafte tektonische Grenze zu überschreiten. Der bung gehört geologisch gesehen noch zur Trias-Schicht- Gruttenkopf ist demnach als Bestandteil der Treffauer folge des Niederkaiserzuges. Das Rückgrat dieses Zuges Scholle aufzufassen (vgl. Karte und Prof. 5–7). Die Trias ist in Form seiner gelegentlichen Wettersteinkalkgipfel des eigentlichen Niederkaiserzugs im Sinne geologi- vorgezeichnet. Als selbständiger Bergzug mit dem Na- schen Zusammenhanges ist hier unterdrückt, liegt tekto- men Niederkaiser tritt er erst in Erscheinung, wo der da- nisch darunter und kommt erst weiter im Westen am Hin- hinter aufragende Hochkaiser im Osten abrupt endet, also tersteiner See (z.B. im Achleitnerkogel 1229 m) wieder östlich der Maukspitze. Von Ellmau aus sieht man einen morphologisch zur Geltung. Unter der Treffauer Scholle Kulminationspunkt des Niederkaiserzuges im schwach gibt es wahrscheinlich überhaupt keinen Wettersteinkalk ausgeprägten Wettersteinkalk-Gipfel des Baumgarten- im Niederkaiser, sondern nur Partnachschichten.

124 Zustieg zu den Hütten auf der Südseite codium bornemanni bekannt) sowie die normalen Ooide sind Auf einer Teerstraße kann man bis zum großen gebüh- in der braunen Anwitterung viel besser zu sehen als im renpflichtigen Parkplatz auf der Wochenbrunner Alm frischen, schwarzen Bruch, weshalb diese schöne Stelle fahren. Unterwegs besteht Parkverbot. für Exkursionsteilnehmer zum Geoschob (amtlich für: Bei Exkursionen mit Studenten hat sich bewährt, die geologisch schützenswertes Objekt) erklärt wurde, dem nur eine halbe Stunde von Wochenbrunn entfernte Gau- man sich nur mit Lupe und nicht mit Hammer widmet. Es deamushütte als 1. Quartier zu wählen, weil man von dort ist die einzige Stelle, wo direkt am Weg die Sphaeroco- am späten Nachmittag noch leicht (ohne Gepäck) die Ex- dienbank so schön aufgeschlossen ist. kursion 2 im Niederkaiserzug unternehmen kann. Daher wird die Exkursion 3 von der Gaudeamushütte her be- Partnachschichten schrieben. auf Partnach-Übergangskalk und Wettersteinkalk – Direkt zur Gruttenhütte (falls gewünscht) gelangt man eine ungewohnte Faziesabfolge im Vertikalprofil vom Parkplatz Wochenbrunn aus auf dem Normalweg in Der Weg steigt weiter an auf einer nach Westen geneig- 1,5 Std., über Schutt und Wettersteinkalk an der Westsei- ten Felsrampe mit Rundkarren, die natürlich das Dach des te des Gruttenkopfes. Am ausgesprengten Weg im obe- darunterliegenden Wettersteinkalkes sein muss. Aber ty- ren Teil (schon angesichts der oberhalb thronenden Hüt- pischer Wettersteinkalk, wie er später dann am Baumgar- te) lassen sich im Anstehenden Tubiphyten und sonstige tenköpfl zu sehen ist, ist das im Anschlag dunkle Gestein Riffbildner erkennen und mit einigem Glück auch Sedi- hier nicht. Ein Aufenthalt lohnt nicht, weil nach wenigen mentfüllungen in Großoolith-Strukturen, die es ermögli- Minuten ein besserer Aufschluss kommt: chen, die horizontale Lagerung dieses Wettersteinkalkes Nach einem flachen Wegstück mit einer Feuchtstelle im zu beweisen. Häufig wird durch Klüftung eine steilstehen- schütteren Buchenwald geht es in den schutterfüllten de Schichtung vorgetäuscht. Im übrigen ist der Anstieg Graben hinein, der in SW-Richtung auf die nicht sichtbare geologisch nicht lohnenswert. Gaudeamushütte hinunterzieht. In ihm muss man etwas Von der Gruttenhütte aus könnte man am frühen Mor- absteigen, um ins Anstehende zu kommen. Wenn bei An- gen des nächsten Tages die Ellmauer Halt ersteigen und näherung an die ersten flachliegenden Bänke etwas Was- anschließend dann noch gemäß Exk. 3 den Übergang ser austritt oder vereinzelt noch in Gumpen steht, ist dies zum Stripsenjoch durchführen. Man unternimmt das von Vorteil, weil man die glattgeschliffenen Felstufen zum aber besser als Einzelgeher. Bei einer Exkursion mit meh- besseren Einblick benetzen kann. reren Teilnehmern wird vom Klettersteig auf die Ellmauer Man steigt am besten zunächst die etwa 20 Höhenme- Halt abgeraten. Der Gipfelanstieg selbst (im Wetterstein- ter ab, bis das breite und gutgestufte Bachbett an einem kalk) ist zwar üppig mit Eisen versichert, aber im unteren Steilabsturz endet. Teil auf dem Gamsängersteig quert man auf grasdurch- Das Bachbett verengt sich zu einem kaminartigen Ein- setzten Felsbändern der Reiflinger Kalke. Sie werden bei schnitt, in dem nur noch eine Person Platz hat, um zwei Nässe infolge von Pietra verde und schmierigem Humus weitere Meter zu einem Standplatz abzusteigen, dann ist gefährlich, weil sie kaum seilgesichert sind und außer- wegen des haushohen Steilabbruches endgültig Schluss. dem Steinschlaggefahr durch andere Partien (Kopftörl- Der beste Aufschluss ist leider an diesem kleinen Stand- grat) besteht. Abgesehen von der Aussicht ist geolo- platz im Kamin; dort bietet die durch gelegentliche Hoch- gisch nichts geboten, was man nicht auf den beschriebe- wässer geschliffene Ostseite einen guten Einblick, am nen Exkursionen gefahrloser demonstrieren kann. besten natürlich bei nasser Oberfläche: Das massige Ge- stein ist eine Brekzie mit auffallend eckigen, dunklen Kalkbrocken, als größter ein nahezu rechteckiger mit et- Exkursion 2 wa 15 cm Länge. Sie sind durchschwärmt von den por- Von der Gaudeamushütte zellanig weißen Anschnitten von Tubiphyten. zum Baumgartenköpfl Es genügt, wenn ein geländegängiger Teilnehmer in- den Kamin steigt und die Erläuterungen gibt, denn auch Höhenunterschied: 310 Hm zum Baumgartenköpfl. Zeit- von oben, wo mehrere Personen Platz finden, lässt sich bedarf etwa 3 St. aus 3 Metern Entfernung noch das massige Gestein als Sphaerocodienbank der Raibler Schichten Brekzie erkennen und der Farbkontrast der weißen Tubi- Von der Alpenvereins-Hütte weg geht es 200 m über phyten zur dunklen Kalkmatrix. einen bewachsenen Schuttkegel empor, bis der Steig Die Felsstufen im Hangenden sind bequemer zu studie- sich nach Osten in Richtung zum Baumgartenköpfl wen- ren und bieten größere nackte Flächen. Die durchwegs det. dunklen Schlammkalke zeigen hier nur selten noch An- Gleich am Beginn der nun steileren Flanke häufen sich schnitte von Fossilien. Neben wenigen Nestern von Tubi- in der ausgetretenen Wegfurche schmierige Stellen infol- phyten sind es eingeschwemmte Trümmer von Riffor- ge ausgeronnener Raibler Schiefer und es kommt eine ganismen und sogar einmal eine Hülse von Teutloporella Partie mit auffällig braun anwitternden Felsblöcken, die herculea, die gewiss nicht hier gewachsen war. etwas verrutscht sein können, aber im ursprünglichen Auf der obersten, eindeutig noch anstehenden Bank Verband geblieben sind. Über bröckeligen Schiefern liegt kann man im Bachbett selbst, wo die entblößte Oberflä- 1 m Sandstein mit einem Flechtenbewuchs, wie er auf che hinten unter Sturzblöcken und Dolomitgrus ver- Kalken nie auftritt; darauf kommt eine 2 m dicke Kalk- schwindet, noch Reste von tiefschwarzen, weicheren bank, die im unteren Teil nur aus millimetergroßen Ooiden Mergelkalken freikratzen. Dass dieses Material tatsäch- besteht und am Top aus zentimetergroßen Onkoiden, oh- lich sedimentär draufliegt, sieht man an der Grabenschul- ne dass eine Bankfuge zwischen Oolith- und Onkolith-Ab- ter einige Meter weiter westlich, wo am Grat unter Wur- schnitt vorhanden wäre; überlagert wird das Ganze wie- zeln dünnplattige, schwarze Kalke anstehen. Dies sind derum durch schwarze Schiefertone. Die konzentrisch- nicht die zu erwartenden Raibler Schichten, denn diese schaligen, oft um Cardita-Schalen gewachsenen Cyano- setzen mit zerscherten Schiefern ein, aus denen man nie – bakterien-Krusten (in den Raibler Schichten als Sphaero- wie hier – ein Handstück schlagen könnte und die außer-

125 dem mit HCl nicht brausen. Hier sind es 3 bis 5 cm dicke Die oberste Wandstufe besteht aus einem Kalkkon- Mergelkalkplatten, wie sie für Partnachschichten typisch glomerat. Die besten Aufschlüsse sind nicht im Auslug sind. der Wilderkanzel am Weg, sondern rechts an den mit Kar- Die Überlagerung dieser Partnachschichten durch kar- ren zerfurchten und von tiefen Zerreißungsspalten durch- bonatfreie Raibler Schiefer ist an diesem Profil nicht auf- setzten Wandstufen. Die dunklen Kalkkomponenten sind geschlossen, sie ist aber weiter im Osten im Niederkaiser- nichtausälterenFormationenzugeführt,siewurdenoffen- zug und seiner Fortsetzung mehrfach zu beobachten. Wir bar noch im weichen Zustand transportiert. Das Gestein können also im vorliegenden Vertikalprofil, soweit es zu- wird als Schlickgeröll-Kalk bezeichnet. gänglich ist, nachvollziehen, dass ein schon stark in Eine Fortsetzung des Profils durch den Latschengürtel dunkler Matrix eingebetteter Tubiphytes-Standort begra- lohnt weniger. Es folgen im wesentlichen Dolomite. Die ben wird von einigen Metern dunkler Kalke mit nur gele- Grenze zum darüberliegenden Hauptdolomit ist nicht gentlichen Bioklasten (= Partnach-Übergangskalke) und überzeugend zu demonstrieren. Eine Hangendrauhwa- über diese noch wenige Meter typischer Partnachmergel- cke als Grenzhorizont ist zwar in schwachen Anklängen kalke kommen. Normalerweise greift Wettersteinkalk mit vorhanden, aber man tut sich schwer, einige Handstücke seinen Gerüstbildnern auf Partnachschichten über; hier zu finden, die wie eine echte Rauhwacke mit HCl brausen; ist es aber umgekehrt abgelaufen. das meiste sind Dolomitbrekzien. Es wird deshalb emp- fohlen, an der Wildererkanzel umzukehren und den Profil der Raibler Schichten Gipfel des Baumgartenköpfls aufzusuchen. über dem Baumgartenköpfl Die Raibler Schichten am Südabfall des Wilden Kaisers Gipfel des Baumgartenköpfls und Blick nach Osten haben in der Erarbeitung der alpinen Trias-Stratigraphie Beim Übertritt vom Wiesengelände in die Felsen der eine wichtige Rolle gespielt. Die Frage war damals, ob Nordseite sieht man, dass auch am Baumgartenköpfl die nicht zwei verschiedene Stockwerke von Cardita-Schich- obersten Bänke dunkle Mergelkalke der Partnachschich- ten vorhanden sind, die den Wettersteinkalk zwischen ten sind. Am Gipfel selbst steht typisch heller Wetterstein- sich einschließen. Als man die relativ unauffällige Über- kalk in Riff-Fazies an, mit Tubiphytes obscurus und Uvanella irre- schiebung des Hochkaisers innerhalb der konkordanten gularis OTT in den Blöcken am Grabkreuz. Schichtabfolge des Südabsturzes noch nicht erkannte DerWettersteinkalkistimNiederkaiserzughieramdeut- und den schmächtigen und meist untypischen Wetter- lichsten ausgeprägt. Er bildet das Widerlager für den an- steinkalk des Niederkaisers zum Muschelkalk rechnete, setzenden Gratsporn des Raibler Profils. musste man hier annehmen, dass es auch unterhalb des In östlicher Fortsetzung des Baumgartenköpfls fehlt so Wettersteinkalkes Cardita-Schichten gibt. ein Widerlager, es ist der Rehplaikgraben eingeschnitten, Das Profil des Baumgartenköpfls haben im 19. Jahr- weil dort wahrscheinlich nur Partnachfazies ansteht. hundert, also schon vor LEUCHS, berühmte Autoren Am Gegenufer sieht man wieder ein Köpfl aufragen. Sei- wie C.W. V. GÜMBEL,F.V. RICHTHOFEN,E.V. MOJSISOVICS,A. ne Südabstürze sind kein heller Wettersteinkalk mehr, BITTNER,F.V. WÖHRMANN, Th. SKUPHOS und A. ROTHPLETZ sondern Partnach-Übergangskalk. Soweit der Blick nach besucht. Es ist eine „berühmte Stätte geologischer For- Osten reicht, kommt als Rückgrat des Niederkaiserzu- schung“ in Tirol. ges nie mehr dickerer Wettersteinkalk vor, auch nicht in Der Weg führt über die Baumgarten-Alm, wo man den der größeren Felsmasse des Labturkopfes (1434 m), der kürzeren, oberen Weg nimmt. Die Lägerflora der Almhüt- ebenfalls aus Partnach-Übergangskalk gebildet wird (vgl. ten steht auf Raibler Schiefern, die private Freiberghütte Profil 1). oberhalb auf Raibler Kalken. Der obere Weg folgt von der Die nördlich anschließenden Almwiesen liegen nicht Freiberg-Hütte dem Streichen der Raibler Kalke, die im ausschließlich auf Raibler Schiefern, wie die Karten von Anschlag dunkel sind und faustgroße Hornsteinknollen LEUCHS (1907) und AMPFERER (1933) vorgeben. Auf dem führen. Unterhalb sind steile Wiesenhänge mit gelegentli- Partnach-Übergangskalk folgen zunächst noch Part- chen Blaiken, in denen die schwarzen Schiefer sichtbar nachmergel. Bei der Grander Hochalm, auf halbem Weg werden. Um die gesamte Basisabfolge aufzunehmen, zwischen dem Labturkopf und dem Baumgartenköpfl, müsste man von der Baumgartenalm zuerst den unteren sind in diese Partnachschichten kleinere Linsen von ver- Weg nehmen und dann im Aufstieg zum oberen Weg die mergelten Wetterstein-Riffknospen eingelagert, die wie- einzelnen Aufschlüsse im Zickzack zusammen suchen, derum von Partnachschichten eingedeckt wurden (einge- was aber zeitraubend ist. Der Sandstein- und Oolithhori- tragen in Profil 3, siehe auch Abb. 27). zont wäre hier noch in einem Grabenaufschluss zu sehen; am Baumgartenköpfl ist er aber tektonisch unterdrückt, Blick nach Westen auf den Gruttenkopf denn in dem Wiesenjoch nördlich des Wettersteinkalkes Als logische Fortsetzung des Baumgartenköpfls ist keine Spur davon zu finden. scheint im Westen auf den ersten Blick der Wetterstein- Das Interesse neuerer Autoren hat sich mehr auf die Se- kalk des Gruttenkopfes in Frage zu kommen (Abb. 16). dimentologie der mannigfaltigen Gesteine innerhalb der Wie man aber auf der Exkursion beim Aufstieg gese- Raibler Schichten gerichtet: Die Kieselknollen sind für die hen hat, geht der Wetterstein-Riffkalk des Baumgarten- dunklen Raibler Kalke im Hangenden des untersten köpfls auch nach Westen allmählich über in Partnach- Schiefers charakteristisch; sie sind umso häufiger, je Übergangskalk, der im Graben oberhalb der Gaudeamus- mächtiger dieser erste Schieferhorizont darunter ist. hütte noch von ein paar Metern Partnachschichten überla- Eine Mobilisierung von Kieselsäure aus dem darunter lie- gert wird. Der Trend geht in Richtung Westen zu einer Be- genden Sediment soll allerdings nicht in Frage kommen. ckenfazies und man sollte bei der Gaudeamushütte den Eine biogene Quelle für die Kieselsäure (Radiolarien, Beginn einer Partnachbucht erwarten. Schwammnadeln) ist ebensowenig ersichtlich. Um Sedi- Stattdessen erhebt sich kaum 500 m gegenüber aus mente tieferen Wassers handelt es sich bei den dunklen den Schutthalden die Wettersteinkalk-Bastion des Grut- Schlickkalken nicht; stromatolithische Kalke und Dolo- tenkopfes. Die Lagerung und Mächtigkeit dieses Wetter- mite liegen unmittelbar darüber. steinkalkpaketes lässt sich nicht auf den ersten Blick be-

126 Ab. 16. Blick von der Baumgartenalm nach (Nord-) Westen. Im Hintergrund: Ganz rechts Ellmauer Tor, links anschließend Vord. Karlspitze, in der Mitte die Ellmauer Halt, nach links mit der Rote-Rinne-Scharte gegen den Kaiserkopf abgesetzt; links im Bild der Treffauer. Im Mittelgrund: Grasbewachsen zwischen Karlsp. und Ellm. H. der Alp. Muschelkalk der Köpfeln; in der Bildmitte dunkler grau abgesetzt der Hauptdolomit, links anschlie- ßend (durch eine Schlucht getrennt) der hellere Wettersteindolomit; links der Wet- tersteinkalk des Gruttenkopfes, mit Grut- tenhütte.

stimmen; was von weitem wie Schichtung aussieht, ist nur Klüf- tung. Beim Anstieg von Wochen- brunn zur Gruttenhütte hinauf kann man sich davon überzeugen, dass aufgrund der Fossilien eine typische Riff-Fazies vorliegt. Außerdem kann man an aus- ten sind. Sandsteine und Feinbrekzien enthalten hier ne- gesprengten Wegstrecken Geopetalgefüge finden, die ben Karbonatschutt auch rote Sandstein-Komponenten eine söhlige Lagerung oder ein nur leichtes Einfallen nach und Phyllitfetzen der Grauwackenzone, die bei weiter Nord beweisen. Demnach kommen von der Gruttenhütte nördlich gelegenen Vorkommen von Augensteinbildungen (1620) bis zu den Schutthalden am Wandfuß (1200 m) im Kaiser nicht auffallen. Beim Ausstieg aus der klammar- schon 400 m Mächtigkeit zusammen, wobei der Liegend- tigen Verengung sieht man rechts im Schluchtgrund, dass kontakt zum Muschelkalk noch nicht aufgeschlossen ist. auf einem Karrenrelief des anstehenden Wettersteinkalkes Die sprunghafte Änderung von Mächtigkeit und Fazies Brauneisenkrusten kleben, an die wiederum die Sand- über eine so kurze Horizontalentfernung spricht gegen die steine angelagert sind. Die Sedimente sind also nicht tek- Auffassung von AMPFERER (1933), die im Gruttenkopf die tonisch eingeschuppt, sondern primär in eine Karstspal- normale Fortsetzung des Niederkaisers sieht. Der Grut- te-im Wettersteinkalk einsedimentiert worden. Spuren tenkopf gehört zur tektonischen Treffauer-Scholle, die als tektonischer Beanspruchung sind demnach jünger. Abkömmling der Kaisergebirgsscholle die an dieser Stelle Nach AMPFERER (1933) soll die Gruttenhütte selbst auf anzunehmenden Partnachschichten des Niederkaiserzu- Wettersteinkalk (des Niederkaiserszuges) stehen, vor der ges begräbt. Hüttentüre wären die Raibler an einer Störung ausge- quetscht, und das wenige Meter nördlich erbaute Schlaf- Exkursion 3 haus stünde bereits auf Hauptdolomit. Gaudeamushütte – Gruttenhütte – Jubiläums- Wenn man allerdings das flache Wegstück zum Beginn steig – Ellmauer Tor – Hintere Goinger Halt – des Jubiläumssteiges hinübergeht (oder auch den unte- Steinerne Rinne – Stripsenjochhaus ren Weg zum Klamml), so blinken wenige Meter oberhalb Nur für Geübte. Teilweise versicherte Steige, im Früh- des Weges manchmal aus dem Grasbewuchs Blöcke, sommer Altschneereste. teilweise auch mehrere Quadratmeter umfassende Fels- Von der Gaudeamushütte 360 Hm zur Gruttenhütte partien, die schon von weitem nach Kalk und nicht nach (AV-Hütte), weitere 375 Hm ins Ellmauer Tor, weitere Dolomit aussehen. Es sind keine Sturzblöcke, sondern 195 Hm zur Hint. Goinger Halt; Gesamtaufstieg 930 Hm; Relikte von gesundem Wettersteinkalk inmitten des splitt- Abstieg zum Stripsenjochhaus (AV-Hütte): 620 Hm. rigen Dolomites. Der Übergang von Kalk zum umgeben- Aufstiegszeit 5 St., gesamter Übergang 7–8 St. den Dolomit kann innerhalb eines Handstückes beobach- Von der Gaudeamushütte auf markiertem Weg nach W tet werden. Somit ist der Splitterdolomit hier nicht als zum Klamml (in der AV-Karte: Klammel). Zunächst über Hauptdolomit, sondern als Wettersteindolomit einzustu- Blockmoränen der Schlussvereisung, vorbei an einem fen. Geübte Lupenbenutzer können an den ausgespreng- hausgroßen Block aus Wettersteinkalk, der nur auf Eisun- ten Dolomitfelsen vor dem Schlafhaus der Gruttenhütte terlage hierher gelangt sein kann. noch erkennbare Tubiphytes-Anschnitte finden und somit Vor Erreichen des Gruttenkopfes quert man den zer- die ursprüngliche Riffkalk-Natur nachweisen. schnittenen Schwemmkegel am Fuß der Steilschlucht, AMPFERER (1933) hat auf seiner Karte den ganzen welche dann später weiter oben auf dem Jubiläumssteig in scheinbaren Hauptdolomit um die Gruttenhütte herum Gegenrichtung gequert wird und die den dunklen Bän- außerdem noch mit einer Übersignatur als tektonisch zer- derdolomit (Hauptdolomit) im Osten vom hellen Wetter-- trümmertes Gestein ausgewiesen, wie er überhaupt gerne steindolomit im Westen scheidet. im Niederkaisers übertrieben große Flächen als Mylonite Wo die Schutthalde an gelben Überhängen des Grut- kartiert hat, weil dies seinen Vorstellungen von der Über- tenkopfes endet, wird der Weg schmierig infolge lehmig- fahrung durch die Kaisergebirgsdecke entgegenkam. sandiger Sedimente, in denen lößkindlartige Konkretio- Besonders am westlichen Einstieg zum Jubiläumssteig nen zu finden sind. Es sind (vermutlich bereits umgela- ist der Dolomit unheimlich stark zertrümmert und von Har- gerte) Augensteinsedimente (siehe dazu auch Exk. 4 u. 6), nischen und rotgefärbten Reibungsbrekzien durchsetzt. die aus der klammartigen Verengung weiter oben herzulei- Er ist an dieser Stelle wegen der benachbarten großen

127 Störung in der Jubiläumssteig-Schlucht so stark in Mitlei- durch Flechtenüberzug vegetationsverhüllt. Der Überzug denschaft gezogen. fehlt hier aber wegen der langen Schneebedeckung – des- Bevor man in die Schlucht des Jubiläumssteiges ab- halb sollte man den bevorstehenden Schutthatscher nut- steigt, sollte man die Kanzel knapp südlich des Einstieges zen, um die herumliegenden Sturzblöcke anzuschauen. genauer anschauen; dort befindet sich ebenfalls eine In- Dieses erste Schuttkar wird von Westen her gespeist, sel mit gesundem Wettersteinkalk mitten im Dolomit. Und vom (tektonisch verdoppelten) Muschelkalk der Köpfeln man sieht schon von hier aus deutlich, dass der weiße Do- und vom basalen Wettersteinkalk aus Friedrichsturm und lomit am Standort nicht derselbe sein kann wie der relativ Vorderer Karlspitze. Dunkle, meist dünnplattige Kalke mit dunkle Bänder-Dolomit auf der gegenüberliegenden Sei- welligen Schichtoberflächen, mit oder ohne Hornstein- te. Die Schlucht trennt den echten Hauptdolomit vom führung, sind Reiflinger Kalke. An einigen sieht man die Wetterstein-Riffdolomit. anhaftenden dünnen Beläge mit grüner Pietra verde. Ver- Der Weiterweg jenseits der Schlucht (Leiter) sieht in der einzelt können auch rote Reiflinger Knollenkalke (Varietät Aufsicht schlimmer aus, als er ist. Unangenehm kann le- Schusterbergkalk) vorkommen, die irrtümlich schon am diglich das Schneefeld werden, das bis zum Frühsommer Treffauer als Jurakalke publiziert wurden. Aufpassen muss im Schluchtgrund liegt und am frühen Morgen bei hartge- man bei kleinsplittrig auswitternden Nestern, die man frorenem Zustand gefährlich ist. leicht mit den Hornsteinputzen der Reiflinger Kalke ver- Auf drahtseilversicherten Querungen, die aus dem wechseln kann; es sind aber Dolomitnester (Kratzprobe splittrigen bituminösen Hauptdolomit gehauen wurden, am Hammer) und sie sind typisch für eine Varietät des geht man schichtparallel einige Tobel in der wild zerrisse- Steinalmkalkes und demgemäß meist an helleren und nen und mit bizarren Turmfiguren verzierten Felsland- massigeren Kalkblöcken zu finden. Auch helle Kalke mit schaft aus, bis man auf sichtlich besseren, kalkigen Fels rötlichen Flasern und Schlieren gehören zum Steinalm- gelangt. Es ist ein schmaler Span von Wettersteinkalk, der kalk. Schwierig wird es bei den zahlreichen indifferenten hier an der Basis der Kaisergebirgsscholle eingeklemmt grauen bis weißen Feinschuttkalken. Sie könnten zwar ist. Teilweise geht man direkt auf dem scharfen Kontakt auch aus dem Steinalmkalk sein, aber so viele wie hier der „Deckenüberschiebung“ entlang. Bevor man auf die herumliegen, können die wenigen in Frage kommenden grasbesetzten Partien nahe dem Kübelkar hinauskommt, Bänke nicht liefern. Das Material stammt aus der basalen sollte man nach einer engen Scharte einen Blick nach Turbiditserie des Wettersteinkalkes, in die man dann bald Westen hangaufwärts richten: Man überblickt dann die bei der Querung der nächsten anstehenden Felspartien durch helle und zuoberst latschengekrönte Felsköpfe kommt. Vorher aber läuft man noch im Schutt direkt im markierte Wettersteinkalkrippe, die an dieser Stelle den Weg über Böcke mit sehr schönen, dezimetergroßen, Steig quert. Rechts anschließend folgen die mehr gras- achatartigen Sinterstrukturen der Großoolithe aus der durchsetzten Schrofen des Muschelkalkes, wobei die Riff-Fazies des Wettersteinkalkes (Kalke aus der Lagunen- kompakteren Wandstufen zum Steinalmkalk gehören. Der fazies können in diese Seitennische des Kares nicht ge- Weg selbst verläuft in Gutensteiner Kalken, wobei an der langen, sie stellen sich erst weiter oben ein. Hingegen ist letzten Ecke vor dem Kübelkar typische Platten mit den Schutt aus dem Muschelkalk nur hier unten zu finden). charakteristischen Wühlspuren der Wurstlkalke herum- Man quert die schon erwähnte Passage im Anstehen- liegen. Auch das überhängende Wandl an der Vereinigung den des untersten Wettersteinkalkes der Karlspitze (tw. mit dem von Süden kommenden Hauptweg gehört dazu. Drahtseile) und kommt dann beim anschließenden Beim Eintritt ins schutterfüllte Kübelkar fällt der Wall Schräganstieg in den Schüttungskegel, der die Riffge- aus Lokalmoräne auf, der eine oft weit in den Sommer steine von den östlich des Kares aufragenden Gipfeln hinein mit Schnee erfüllte Wanne abdämmt. Der weitere bringt. Die Riffgesteine machen sich durch ein extrem Anstieg zum Ellmauer Tor geht, wenn nicht über diesen raues Relief in der Anwitterung bemerkbar, das von den Schnee, über Blockschutt. An dem sieht man wesentlich erhaben ausgewitterten Palisaden der Großoolith-Rinden mehr als im Anstehenden, denn dieses ist in der Regel herrührt (zu Fossilien vgl. stratigraphischer Teil). Zu- oberst unterhalb des Ellmauer To- res kommen im Schutt dunkle Kalkscherben vor, die auffallend große Dasycladaceen (Teutloporella herculea) enthalten; hier in einer merkwürdig bituminösen Fazies. Vom Ellmauer Tor aus sollte man den Abstecher auf die Hintere Goinger Halt machen. Sie ist der leichteste Gipfel im Wilden Kaiser, nur eine steile Felsrinne mit Draht- seil verlangt ein Zupacken der Hände. Gerade an dieser Steilrinne sieht man, dass der Rinnenboden

Abb. 17. Blick von der Hinteren Goinger Halt nach Osten in das Griesener Kar, mit Fritz- Pflaum-Hütte (rechter Bildrand, Mitte). Im mittleren Vordergrund der Mitterkaiser, dahinter Lärchegg (links) und Gams- fluchten.

128 Abb. 18. Blick von der Hinteren Goinger Halt nach Westen auf Hintere Karlspitze (links), Christaturm (Bildmitte) und Fleischbank.

eingetieft ist in eine stromatolithi- sche Lage zwischen den Kom- paktbänken der Lagune. Solche Zwischenschichten quert man beim Serpentinenaufstieg des Öf- teren und wenn irgendwo nicht ge- quert wird, sondern ein paar Meter Direktanstieg drin sind, geschieht das im Streichen der Stromatoli- the. Die annähernd senkrecht la- gernde Lagunenfazies fängt etwa in diesem Bereich der Goinger Halt an und setzt sich geprägt von dieser Wechsellagerung von Kom- paktbänken und stromatolithi-

Abb. 19. Eisschliff in der Wettersteinkalk-Lagunen- fazies der Steinernen Rinne und den basa- len Felspartien der Fleischbank. schen Zwischenschichten fort bis unter die Raibler Schichten. Man sieht das besonders schön vom Gipfel aus bei einem Blick nach Osten ins Griesener Kar auf den gleichmäßigen Schichtstapel des Mitterkaiser-Grates, bzw. den dahinter aufragenden Kammver- lauf Lärchegg – Gamsfluchten (Abb. 17). Der vom Griesener Kar hufei- senförmig umrahmte Mitterkai- ser-Grat besitzt eine lange ebene Gratschneide. Er scheint aus einer alten Karbodenfläche durch Eis herausmodelliert. Nicht nur im westlichen und östlichen Ast des Griesnerkares ist er durch eis- überschliffene Buckel und Kar- schwellen flankiert, auch im Sü- den ist er durch eine Ausschürfung freigestellt. Dabei ist die dort sehr fossilreiche Riff-Fazies bei der Fritz-Pflaum-Hütte erodiert wor- den. Südlich davon ist eine mar- kanten Scharte in der gleichmäßi- gen Gipfelflur des Ostkaisers, das Kleine Törl (2111 m). Bis dorthin reicht von Süden her der Alpine Muschelkalk heran. Der Abstieg durch die Steinerne Rinne führt nach dem ersten Schnee- und Schuttfeld über eis- geschliffenen Fels auf gesicherter

Abb. 20. Achatartige, sog. Großoolith-Strukturen der Wettersteinkalk-Riff-Fazies, hier in einem Mauerblock der Fritz-Pflaum-Hütte.

129 Raibler Schichten. In den Runsen und Gräben im nördlich anschließenden Latschengelände sieht man den glei- chen bituminösen unteren Hauptdolomit wie am Jubi- läumssteig bei der Gruttenhütte.

Exkursion 4 Stripsenjoch – Hoher Winkel – Kopftörl – Gruttenhütte In Kombination mit Exkursion 3 und Übernachtung im Stripsenjochhaus als alternativer Rückweg zur Wochen- brunneralm empfohlen. Höhenunterschied: ca. 180 Hm Abstieg zum Eingang in den unteren Hohen Winkel westlich des Totenkirchls, 660 Hm Aufstieg zum Kopftörl, 440 Hm Abstieg zur Grut- tenhütte, weitere 530 Hm Abstieg zur Wochenbrunner- alm. Aufstiegszeit: 3 St. zum Kopftörl, gesamter Übergang ca. 5–6 St. Vom Stripsenjoch steigt man nach Westen durch den Hauptdolomit etwa 100 Hm ab und wählt dann den Steig nach Süden, der an den Nordwestausläufern des Toten- kirchls in das Kar des Hohen Winkels leitet (Abzweigung ca. bei Höhe 1470 m). Auf diesem Steig verlässt man den Hauptdolomit bald und erreicht das Band der Raibler Schichten am Fuße des Totenkirchls. Die Raibler Schich- ten dieses Bereiches sind zwar in ihrer Mächtigkeit insge- samt tektonisch reduziert, zeigen aber noch eine Wech- selfolge von Kalk-/Dolomit-Horizonten mit Schieferton- Sandstein-Horizonten, die sich auch morphologisch durch die unterschiedliche Verwitterbarkeit der einzelnen Schichtmitglieder bemerkbar macht. Abb. 21. Am Südrand des Neustadler Grabens quert man bis Stromatolithische Zwischenschichten zwischen Kompaktbänken in der zum Punkt 1416, an dem der Steig den von Hinterbären- Lagunenfazies des Wettersteinkalkes, Steinerne Rinne. bad in den Hohen Winkel leitenden Wanderweg trifft, den Wettersteinkalk des Totenkirchls. Steiganlage. Besonders die Ostwand der Fleischbank Der Wettersteinkalk zeigt am Wandfuß der zum Kar ex- zeigt wellig verbogene, tektonisch angelegte Kluftflächen, ponierten Mauern deutliche Eisschliffspuren, z.T. in Form die durch Eisschliff-Kuhlen weiter überformt wurden einer ausgeprägten Hohlkehle. Der Lokalgletscher aus (Abb. 19). Im Botzong-Kamin an der Westflanke des Pre- dem Hohen Winkel übte an seiner östlichen Seitenbe- digtstuhls (nicht mit Exkursion zugänglich) hat sich im Ka- grenzung aufgrund der leichten Ablenkung des Eises in mingrund ein Schotter mit gerundeten Wettersteinkalk- westliche Richtung großen Druck auf den Wettersteinkalk Geröllen erhalten, der in einer Gletschermühle zwischen aus, so dass die Schliffspuren besonders ausgeprägt Fels und Eisrand entstanden sein muss. Wie schon beim sind. Aufstieg zur Goinger Halt folgt die Steiganlage bei Que- Der weitere Aufstieg im Hohen Winkel vollzieht sich im rungen oft Rinnen in den weicheren stromatolithischen Schutt der Wettersteinkalkwände und in den Lokalmorä- Zwischenschichten (Abb. 21). Wenn man sie mit dem nenresten der Eigenvergletscherung. Dabei fällt insbe- Auge verfolgt, verlieren sie sich meist in den prallen Wän- sondere an der westlichen Karseite (am Wandfuß der Klei- den. Wenn man die zahlreichen herausgewitterten nen Halt) auf, dass dort zwischen den eher in der Karmitte Schichttafeln oben auf den Firsten der Grate in Erinnerung befindlichen Moränenresten und dem Wettersteinkalk der hat, so muss man sich fragen, warum eigentlich in den Kleinen Halt ein Streifen mit feinerem Schutt erhalten ist, Wänden der Steinernen Rinne nur so wenig Kamine oder der in morphologischer Hinsicht eine kleine Hohlform Risse sichtbar werden und warum die mindestens zehn- bzw. Rinne bildet, anstatt, wie man wohl eher erwarten tausend Jahre seit der Eiszeit nicht gereicht haben, die würde, einen morphologisch erhabenen Schuttkegel. Härteunterschiede wieder herauswittern zu lassen. Die Ursache hierfür liegt darin, dass beim Zurück- In ihrem unteren Abschnitt quert man aus der Steiner- schmelzen der Gletscher am Fuße der schattigen Wetter- nen Rinne exponiert nach Westen heraus in einen Wiesen- steinkalkwände lokale Firnreste den unmittelbaren boden, der auf schuttüberstreuten Raibler Schichten Wandfuß vor einer Zufüllung sowohl mit Geschiebeschutt liegt, die gleichfalls annähernd saiger stehen. Das gesam- als auch mit aus den Wänden herabstürzenden Gesteins- te Raibler Profil sieht man vor sich im zerscharteten Grat, massen bewahrt haben. Auch jetzt noch sind dies die der vom Totenkirchl hinüber zum Stripsenjoch zieht. In der Karbereiche, in denen sich winterliche Firnreste, vor Son- Rinne zwischen den obersten Bankkalken des Wetter- neneinstrahlung geschützt, am längsten der Frühjahrs- steinkalkes und dem ersten Raibler-Kalk-Turm der so und frühsommerlichen Schmelze verweigern und rezent genannten Bismarck-Figur sind zuoberst in der Scharte eine Zufüllung mit Hangschutt verhindern. die schwarzen Halobienschiefer des klastischen Raibler Der Anstieg durch den Hohen Winkel vermittelt einen Basishorizontes entblößt. In den Serpentinen des kurzen eindrucksvollen Einblick in die Lagerung und Mächtigkeit Gegenanstieges zum Stripsenjoch geht man über höhere des Wettersteinkalkes. Störungen machen sich durch

130 Abb. 22. Brauneisenkrusten auf Wettersteinkalk, Kopftörl. markante Scharten und Einschnit- te bemerkbar. Eine der bedeu- tendsten Störungen ist die zwi- schen dem Totenkirchl und der Hinteren Karlspitze durchziehende und nach ihrem Erstbegeher be- nannte Winklerschlucht (Abb. 34). An dieser Störung, die sich nach Südosten bis ins Ellmauer Tor ver- folgen lässt, müssen bedeutende Bewegungen stattgefunden ha- ben, da sie den allgemein nordfal- lenden Wettersteinkalk des Toten- kirchls und des östlichen Wilden Kaisers vom eher nordwestlich ein- fallenden Wettersteinkalk der Klei- nen Halt (bzw. des westlichen Wil- den Kaisers) trennt (vgl. Exk. 7). Eine weitere bedeutende Störung zieht durch den Ho- tungs und Resedimentationsprozess immer noch im Gan- hen Winkel, über das Kopftörl und nördlich der Köpfeln ge ist, da die Sandsteine und Feinkonglomerate des Kopf- vorbei ins Kübelkar. Diese Störung macht sich nördlich törls einige 10er-Meter nördlich (direkt am Aufstiegsweg) des Kopftörls durch eine 10er-Meter-breite Zertrümme- von episodischen Rinnsalen rezent resedimentiert wer- rungszone und Rinne im Wettersteinkalk bemerkbar,in der den (Abb. 23). auch der drahtseilversicherte Aufstieg erfolgt. Im Kopftörl Der Abstieg nach Süden streift den liegend zum Wet- selbst ist dessen westliche Begrenzung als ausgeprägte, tersteinkalk lagernden Alpinen Muschelkalk nur in einem glatte Schubfläche erhalten. Dass diese Schubfläche tek- kurzen Abschnitt anstehend und vollzieht sich weiter süd- tonischer Natur ist und nicht etwa durch Eisschliff ange- lich im Hang- und Blockschutt westlich der Köpfeln. Am legt wurde, zeigen die bis cm-dicken Brauneisenbildun- Grat der Köpfeln erreicht der Alpine Muschelkalk jedoch gen, die als Krusten auf dem Wettersteinkalk erhalten aufgrund tektonischer Verschuppung und Verdoppelung sind (Abb. 22). Im Falle einer glazigenen Anlage der Wand der Abfolge eine große Mächtigkeit und Ausstrichbreite. wären sie durch das Eis restlos abgehobelt worden. Die verschiedenen Schichtglieder des Alpinen Muschel- Im Zusammenhang zu den Brauneisenbildungen stehen kalkes (Gutensteiner Kalk, Steinalmkalk, Reiflinger Kalk auch die so genannten Bohnerze, die als Bestandteile in bzw. dolomitische Varianten dieser Kalke, Pietra-Verde- den Augensteinsedimenten vorkommen. Die Bohnerze Horizont) können auch als Komponenten im Schutt be- können in dem für Kalkalpin weitgehend exotischen Kom- trachtet werden. ponentenbestand der Augensteinsedimente zwanglos als Unter dem Schutt sind in sich morphologisch nicht lokaler Beitrag aus den Brauneisenkrusten abgeleitet wer- auswirkender, unspektakulärer Weise bedeutende tekto- den. So enthalten auch die Augensteinsedimente des nische Suturen verborgen. Diese sind zum einen die Kai- Kopftörls häufig und z.T. auch in großen Mengen Braun- sergebirgs-Südrand-Störung, an der die Kaisergebirgs- eisenbeimengungen in verschiedenen Korngrößen. scholle mit südvergenter Bewegungsrichtung relativ Historisch betrachtet wurden die Augensteinsedimente im Kopf- törl von LEUCHS (1924) erstmals beschrieben und als Gosauum- lagerungen angesehen, AMPFERER (1925b) stellte die Bildungen sogar direkt in die Gosau. Die Augensteinsedimente im Kopftörl sind Sandsteine und Feinkonglomerate (weitere Erläu- terungen zu Augensteinsedimen- ten in Exk. 6), die als Resedimen- te einer ehemaligen, tertiären Schotterflur auf sekundärer Lager- stätte erhalten sind. Insbesondere hierim Kopftörl kann beobachtet werden, dass dieser Umarbei-

Abb. 23. Horizontal geschichtete Augenstein-Rese- dimente in der Kopftörl-Störungszone nördlich des Kopftörls.

131 zum südlichen Vorland emporgepresst wurde. Diese be- und dem Kübelkar entsandten Lokalgletscher des Würm- deutende Störung wird auch in Exkursion 3 am Jubi- Spätglazials. läumssteig gequert und ist dort nicht durch Schutt ver- deckt. Ihre Fortsetzung nach Westen trennt bis zum Son- Exkursion 5 nenstein südlich des Wiesberges die tektonisch isolierte Hüttling – Neue Ackerlhütte – Alte Ackerlhütte sog. Treffauer Scholle, die dem Hauptzug des Wetter- Anfahrt: Von der Verbindungsstraße Going – St. Johann steinkalkes des Wilden Kaisers südlich vorgelagert und i.T. Abzweigung beim Gasthaus Stanglwirt Richtung ihrerseits dem südlichen Vorland aufgeschoben ist. Zum Prama, Badesee, bei der nächsten Alternative rechts anderen beginnt südwestlich der Köpfeln auch die Stö- Richtung Badesee. Am Badesee vorbei Richtung Hütt- rung, die die Treffauer Scholle nach Osten gegen den Nie- ling, vor Hüttling Parkplatz unmittelbar am Sinnersbach. derkaiserzug abgrenzt. Die nach Westen streichende Ver- Unterwegs ist nur die Graspoint-Niederalm als Jausen- längerung des Niederkaiserzuges ist vollständig unter der station bewirtschaftet, die Neue Ackerlhütte ist Selbst- Treffauer Scholle begraben. versorgerhütte und nur mit AV-Schlüssel zugänglich. Un- Der Weg selbst bleibt jedoch nach Querung der Stö- mittelbar nördlich der Neuen Ackerlhütte gibt es zwar eine rungszone in der tektonischen Einheit der Treffauer Kluftwasserquelle im Hauptdolomit, die Wasserführung Scholle, zu der auch der Wettersteinkalk des Gruttenkop- setzt bei Trockenheit jedoch z.T. aus. Von der Alten fes gehört. Der Wettersteinkalk dieses Bereiches tritt in Ackerlhütte stehen nur noch Fundamentreste. Höhen- großen Arealen in einer dolomitischen Ausbildung auf. unterschied: 660 Hm bis zur Neuen Ackerlhütte, 900 Hm Aus diesem Grund hat ihn AMPFERER (1933) auf seiner bis zur Alten Ackerlhütte, Aufstiegszeit ca. 3–4 St. bis zur Geologischen Karte als Hauptdolomit verzeichnet und ihn Alten Ackerlhütte. gegen den südlich anschließenden Wettersteinkalk des Der Aufstieg verläuft etwas westlich von Profil 3 der Gruttenkopfes tektonisch abgegrenzt. Seiner Meinung Profiltafel, entspricht jedoch in der Geologie weitgehend nach bildete somit der Gruttenkopf die westliche Fortset- Profil 3. zung des Niederkaiserzuges, der erst westlich anschlie- Die erste Wegstrecke vom Parkplatz folgt man dem ßend am Massiv des Treffauers tektonisch endet. Dass es Sinnersbach, der sich hier sein Bett durch Alpinen Bunt- sich bei den Dolomiten dieses Bereiches jedoch um Wet- sandstein gebahnt hat. An den guten Aufschlüssen kön- tersteindolomit und nicht um Hauptdolomit handelt und nen die sedimentologischen Ausprägungen des Bunt- der Gruttenkopf in tektonischer Hinsicht bereits zur Tref- sandsteins beobachtet werden (Schichtung, Schräg- fauer Scholle gehört, wurde bereits in der Exkursion 3 schichtung, Geröllkomponenten, aufgearbeitete und re- dargelegt. sedimentierte Tongeröllchen etc.). Gleichzeitig ist zu er- Der weitere Abstieg von der Gruttenhütte kann entwe- kennen, dass die Farbe des Buntsandsteins vom üblichen der durch das in Exkursion 3 beschriebene Klamml, oder Rotton abweichen kann und dass Entfärbungen zu weißli- direkt nach Süden über den Wettersteinkalk des Grutten- chen und graugrünlichen Tönen in verschiedenem Maß- kopfes erfolgen. Wählt man letztere Variante, durchquert stab möglich und nicht unbedingt schichtgebunden sind. man den in Riff-Fazies ausgebildeten Wettersteinkalk als Die tektonische Beanspruchung zeichnet sich an den einziges anstehendes Gestein. Der im Liegenden zu er- zahlreichen Klüften ab. wartende Alpine Muschelkalk ist vom Hangschutt des Etwa ab der Kaisermann-Niederalm verändert sich so- Gruttenkopfes verhüllt. Gleiches gilt auch für die tektoni- wohl der Bewuchs als auch die Morphologie der Land- sche Grenznaht der Treffauer Scholle gegen das südliche schaft. Die Verflachungen und vernässten Stellen sind Vorland. nicht alleine durch die hier verbreiteten und an ihrer Kris- Im letzten Wegstück bis zur Wochenbrunner Alm durch- tallinführung und den gut gerundeten Geröllen leicht zu schreitet man Moränen mit z.T. erhaltenen Wallformen erkennenden Fernmoränen bedingt, sondern partiell auch der aus dem Hochgrubach (nicht zu verwechseln mit dem durch die im Untergrund befindlichen Hochfilzener gleichnamigen Hochgrubachkar südlich der Ackerlspitze) Schichten. Im Gegensatz zur früheren Stellung der Hoch- filzener Schichten zum Begriffsin- halt des Alpinen Buntsandsteins wurden sie durch TOLLMANN (1976) vom Alpinen Buntsandstein i.e.S. begrifflich abgetrennt. Ihre ge- samte Serie umfasst eine Basal- brekzie und eine Tonschiefer- Sandsteinfolge mit eingeschalte- ten Quarzkonglomeraten. Die Ba- salbrekzie ist jedoch nur südlich des geologischen Kartenblattes der Kaisergebirgskarte (bei Söll, siehe Exk. 1) aufgeschlossen, so dass der hier beschriebene Auf-

Abb. 24. Breitau, aufgenommen von der in Abb. 25 gezeigten kleinen Wandstufe mit Blick nach Süden: Abflussgebiet des von den Südabstürzen von Ackerlspitze und Mauk entsandten Lo- kalgletschers.

132 Abb. 25. Blick aus der Breitau nach Norden. Im Vordergund die Wandstufe des Nieder- kaisers, dahinter, links der Bildmitte, das Massiv der Ackerlspitze; rechts der Bildmit- te Mauk. stieg lediglich die Tonschiefer- Sandsteinserie kreuzt. Gute Auf- schlüsse in diesen meist intensiv rot bis rotviolett gefärbten, tonig- schiefrigen, teils sandigen Gestei- nen sind hier nur entlang der künstlichen Einschnitte durch die Forststraßen (bzw. im schlecht zu- gänglichen Sinnersbachgraben) zu finden. Die im Mittelabschnitt des südlichen Kaisergebirges in den Hochfilzener Schichten häufig anzutreffenden und dort bis meh- rere cm Größe messenden, gelb- lichen Magnesitknollen sind in die- sem Profilbereich selten und zu- dem sehr klein (z.T. nur im Dünnschliff erkennbar). rung des Kaisergbirges ihre größte Ausdehnung erst er- Ab der Graspoint-Niederalm wählt man entweder den reichen konnte, nachdem sie nicht mehr gegen den Wider- direkten, steileren Steig über Moränen und unterlagernde stand der Fernvereisung im Würm-Hochglazial ankämpfen Hochfilzener Schichten bzw. Alpinen Buntsandstein zur musste, also erst im Spätglazial (Bühlstadium). Aufgrund Breitau über den Buchwald, oder den bequemeren Forst- der überfahrenen Fernmoränen enthält auch das vom Lo- weg nach Nordosten bis zum Rettenbach (Richtung kaleis aufgearbeitete und verschobene Material partiell Schleierfall). Der aus der Breitau mündende Graben wird einen sehr hohen Geröll- und Kristallinanteil. nicht überquert, man folgt den Moränenresten der Lokal- Dem weiteren Anstieg zur Ackerlhütte stellt sich südlich moräne zur Breitau (falls diese Abzweigung verpasst wird, der Breitau eine kleine Felsstufe entgegen (Abb. 25). Un- gelangt man zum Schleierfall; man folgt dann dem Steig terhalb der Wandstufe findet man an dem kleinen Bach- am Fuße der Felswand nach Westen zur Breitau). Der einschnitt kalkig-dolomitische Brekzien und rauhwa- Übergang der Hochfilzener Schichten in den Alpinen ckig aussehende Dolomitbrekzien, die den Reichenhaller Buntsandstein i.e.S. ist im Gelände nur schwierig nachzu- Schichten zuzuordnen sind. Die Felsstufe selbst, die vollziehen, da die hangenden Partien der Hochfilzener überwiegend aus einem dunklen, fast schwärzlichen Kalk Schichten zunehmend sandiger werden, so dass die besteht, wurde, wie im Kapitel zur Erforschungsgeschich- Grenzziehung innerhalb einer Sandsteinserie erfolgt. Zu- te dargelegt, unterschiedlich interpretiert. LEUCHS (1907) dem kommen auch im Alpinen Buntsandstein Tonschie- stellte sie am Anfang des Jahrhunderts in völliger Überein- ferlagen in bis zu Dezimeter dicken Lagen vor. Die Sand- stimmung mit den damaligen Kartierkriterien als Mu- steine der Hochfilzener Schichten lassen sich jedoch von schelkalk dar. AMPFERER (1933), geprägt durch seine tek- jenen des Alpinen Buntsandsteins i.e.S. im Dünnschliff tonische Anschauung, kartierte die Stufe als Wetterstein- durch sedimentologische Merkmale (Reifegrad) ab- kalk des Sockels (vgl. die Abb. 6, 7 und 27). grenzen. In der Breitau steht man auf dem orographisch rechten Seitenmo- ränenwall einer Lokalmoräne, die sich von den Südabstürzen der Ackerlhütte (Östliches Hochgrub- achkar) über das Kar der heuti- gen Graspoint-Hochalm erstreck- te und eine Gletscherzunge durch die Breitau Richtung Rettenbach entsandte (Abb. 24). Dieser Gletscher der Lokalvereisung überfuhr in der Breitau Geschiebe- lehme der Würmvereisung. Dies zeigt, dass die Lokalvergletsche-

Abb. 26. Partnach-Übergangskalk der in Abb. 25 ge- zeigten Wandstufe des Niederkaisers. Der Farbunterschied zwischen den hellen Schuttkalken und der dunklen Beckenfazies ist deutlich zu sehen.

133 Abb. 27. Schematische Skizze der geo- logischen Situation bei der Grander Hochalm.

Die Stufe besteht je- doch aus Partnach- Übergangskalk. In der Stufe sind direkt durch den Wanderweg Fels- partien aufgeschlos- sen, die eine charakte- ristische hell-dunkel- Bänderung im cm- bis dm-Bereich erkennen lassen (am besten bei regennassem Fels zu sehen). Diese Südwestlich des Pkt. 1396 ist wiederum eine Lagerung wird bedingt durch kleine Rutschungen von hellem Schutt verwirklicht, die sich in einem Profil als direkte Überlage- des Wettersteinkalk-Riff- bzw.- Vorriffbereiches in das rung von Partnachschichten durch Raibler Schiefertone Becken der dunklen Partnachschichten (Abb. 26). darstellt. Im Gegensatz zu den bisherigen Aufschlüssen Oberhalb der Wandstufe (am Wanderweg selbst jedoch dieser Exkursion sind in diesem Bereich (in den steilen leider von Moräne bzw. Hangschutt überdeckt, vgl. Geol. Grasflanken, angeschnitten durch kleine Rinnsale) die Kt.) folgen erneut Partnachschichten, ein Beweis dafür, Partnachschichten, die hangend zur nach Westen hin dass man sich hier paläogeographisch im Verzahnungs- morphologisch ausklingenden Steilstufe des Niederkai- bereich des Wettersteinkalk-Riff-Komplexes mit dem serzuges lagern, besonders schön zu sehen. Partnachbecken befindet, so dass auf engstem Raum Fa- Unmittelbar westlich vom Pkt. 1396 quert der Weg ein ziesrekurrenzen beobachtet werden können. löcheriges, brekziöses Gestein. Diese Gehängebrekzie, die im Kaisergebirge im Gebiet der Bärentaler Wände Ein lohnender Abstecher (ca. 1 St.) zum Verständnis der (Zahmer Kaiser, Abb. 28) größere Ausdehnung erreicht, Faziesverzahnungen wäre der Anstieg nach Osten, an der kann auch unmittelbar unterhalb (südl.) der Neuen Ackerl- Graspoint-Hochalm vorbei zum flachen Rücken der Gran- hütte beobachtet werden. Es handelt sich um karbona- der Hochalm. Dort folgen in einem Profil übereinander (Profil 3) Partnach-Übergangskalk, Partnachschichten (mit verdünnter HCl brausende, lederig verwitternde Kalkbänkchen) und Raibler Schichten (nicht brausend, weitg. karbonatfrei). Innerhalb der Partnachschichten sind zwei kleinere Riffstotzen entwickelt (bereits mit freiem Auge, besser mit Lupe Tubiphytes obscurus erkenn- bar), die jeweils als Riffkeime von der rückwandernden Fazies der Partnachschichten erstickt wurden. Unmittel- bar an der Graspoint-Hochalm ist im angeschnittenen Hang ein weiterer kleiner Riffstotzen erhalten und dient möglicherweise als natürliches Fundament der Alm. Bek- kennah zur Partnachfazies ist auch die übliche Lehrbu- chabfolge Partnachschichten – Wettersteinkalk – Raibler Schichten nicht ausgebildet, hier werden die Partnach- schichten unmittelbar von Raibler Schichten überlagert. Auch die sich durch weiche Hangformen und oberfläch- liche Fließerdebildungen auszeichnenden, wasserstau- enden Geländeabschnitte, die sich beim Blick nach Osten Richtung Labturkopf zwischen den Abstürzen des Part- nach-Übergangskalkes des Niederkaiserzuges (Schlei- erfälle) und den eher bewaldeten Raibler Kalken und dem nördlich folgenden Hauptdolomit erkennen lassen, be- stehen, anders als in den bisherigen Geol. Karten einge- zeichnet, anteilig sowohl aus Raibler Schiefertonen als auch aus Partnachschichten. Aufgrund der Fließerden zeigt sich jedoch der Kontakt an der Oberfläche nicht durch einen Wechsel der Vegetation. Der kürzeste Anstieg von der Grander Hochalm bzw. Graspoint-Hochalm zur von dort aus bereits sichtbaren Neuen Ackerlhütte erfolgt durch direkten Anstieg von SE. Empfohlen wird jedoch, auf dem Steig um den Pkt. 1396 nach Westen in das Kar der Regalm zu queren und von dort den bequemeren Weg von W zur Neuen Ackerlhütte Abb. 28. zu wählen, da dies der geologisch weitaus interessantere Gehängebrekzie mit großen Blöcken. Anstieg ist. Aus dem Gebiet der Bärentaler Wände, Zahmer Kaiser.

134 tisch verkittete Reste von lokalem Hangschutt und Berg- gut erhaltener Moränenwälle der ausklingenden Lokalve- sturzmassen. reisung an. Das blockige Erscheinungsbild der Moränen Der weitere Weg zur Regalm verläuft in Lokalmoränen im Östlichen Hochgrubachkar macht deutlich, warum der Eigenvergletscherung des Kaisergebirges (und natür- AMPFERER (1933) meist von „Blockmoränen“ der Schluss- lich jüngerem, auflagerndem Hangschutt). Der Lokalglet- vereisung schrieb. scher aus dem Westlichen Hochgrubachkar kam im Be- Die schuttverhüllte Senke zwischen Hauptdolomit/Go- reich der Regalm zu einem temporären Halt. Die Endmo- sau und dem aufragenden Wettersteinkalk markiert die räne dieses Stadials zeigt andeutungsweise noch eine tektonisch bedeutende Rücküberschiebung der Kaiser- Wallform. Dieses Stadial entspricht nicht jenem, welches gebirgsscholle auf den Niederkaiserzug. Am Wandfuß der die Moränenreste der Breitau hinterließ, sondern ist auf- Wettersteinkalkwände ist in diesem Bereich kein Alpiner grund der höheren Lage und der als Karabschluss ausge- Muschelkalk zu sehen. Er ist entweder unter dem Schutt bildeten Wälle jünger. Es vermittelt in seiner Stellung zwi- verborgen, oder, wie auch weiter östlich am Südfuß der schen den Moränen der größten Lokalgletscherausdeh- Maukspitze, tektonisch unterdrückt. Erst in den grasigen nung (Breitau, Endmoräne nicht erhalten) und den Morä- Felsbändern am westlichen Ende des Westlichen Hoch- nen noch jüngerer Rückzugsstadien, wie sie auf dieser grubachkares kommt der Alpine Muschelkalk der Kaiser- Exkursion im Hochgrubachkar (Alte Ackerlhütte) bestens gebirgsscholle zum Vorschein. zu sehen sind. Westlich der Regalm sind auch noch Reste Ein weiterer Anstieg von der Alten Ackerlhütte zur der Fernvereisung erhalten, wie an der Komponentenrun- Ackerlspitze (ca. 630 Hm) ist nur in bergsteigerischer Hin- dung und dem Geröllspektrum leicht zu erkennen ist. sicht interessant und erfordert Trittsicherheit und Von der Neuen Ackerlhütte erschließt sich nach Westen Schwindelfreiheit. Er wird daher für die Exkursion nicht (bei geeignetem Wetter) am Baumgartenköpfl (Exkursion empfohlen. Der Aufstieg bewegt sich in der Riff-Fazies 2) die Abfolge des Niederkaisers vom Wettersteinkalk des Wettersteinkalkes (mit „Großoolithen“, Hohlraum- (Baumgartenköpfl) über Raibler Schichten bis hin zur süd- strukturen, Tubiphyten, Korallen, Kalkschwämmen, z.B. gerichteten Überschiebung des Wilden Kaisers auf den Colospongia etc., Lupe nicht vergessen, falls doch bis hier- Hauptdolomit des Niederkaiserzuges und weiter über die her gegangen wird). Erst am Verbindungsgrat der Ackerl- grasigen Schrofen des Alpinen Muschelkalk zu den schneid zur Maukspitze erschließt sich der Blick in die schroffen Wänden und Gipfeln des Wettersteinkalkes der steil nach N einfallende, gut gebankte lagunäre Fazies. Kaisergebirgsscholle. Falls bisher die Mühen des Aufstieges nicht gescheut wurden, empfiehlt sich von hier der Gegenanstieg zur Der weitere Aufstieg von der Neuen Ackerlhütte nach Maukspitze und der weitere Abstieg über die markante Norden verläuft in einem tektonisch stark beanspruchten Rampe nach Westen in den Niedersessel. Beim Anstieg und zerscherten Hauptdolomit. Fast unmerklich erfolgt zur Maukspitze von Westen quert man aus der Rifffazies vor dem Erreichen der Fundamentreste der Alten Ackerl- in die Lagunenfazies und einige 10-er-Meter südlich des hütte der Übergang in die Brekzien der Gosaubildungen. Gipfels der Maukspitze erneut in die Rifffazies. Die Gosauabfolge besteht hier aus groben Brekzien an der Basis (Komp. bis 70 cm Durchm.), z.T. kalkigen Sand- steinen mit Brekzienlagen und Mergeln (siehe Abb. 29). Die insgesamt etwa 60 m mächtige Folge ist jedoch tekto- Exkursion 6 nisch verdoppelt, in sich zerschert und lagert invers, eine Kufstein – Vorderkaiserfeldenhütte – Naun- Gradierung ist in der Abfolge und auch im Dünnschliffbe- spitze – Petersköpfl – Hinterkaiserfeldenalm reich nachvollziehbar. Demzufolge sind die gröbsten Bil- Anfahrt: AB-Ausfahrt Kufstein Nord, in Kufstein Ortsteil dungen nördlich am Abstieg zum Schutt der Wetterstein- Sparchen. Ausgangspunkt ist der gebührenpflichtige kalkwände zu finden, während am Kontakt zum Hauptdo- Parkplatz am Kaiserbach (Sparchenbach). lomit vorwiegend Sandsteine lagern. In den mit den Brek- Rietzalm und Vorderkaiserfeldenhütte (AV-Hütte) be- zien vergesellschafteten Mergeln ist eine kretazische- wirtschaftet. Fauna mit Globotruncanen und In- oceramen ohne umgelagerten ter- tiären Fauneninhalt erhalten, wäh- rend in darüberliegenden Sand- steinen durch Globigerinen be- reits Alttertiär (in der Geol. Karte noch nicht erfasst) nachgewiesen ist. Insgesamt wird durch die Ab- folge ein die Kreide/Tertiär-Gren- ze überschreitender Sedimenta- tionszeitraum von Maastricht bis Paläozän angezeigt. Westlich an die von den Gos- ausedimenten gebildete Erhe- bung schließt sich im Westlichen Hochgrubachkar eine Staffel sehr

Abb. 29. Gosaubrekzien aus dem Gosau-Schichtbe- stand bei der Alten Ackerlhütte. Eine lagige Anordnung der Komponenten ist andeutungsweise zu erkennen.

135 Höhenunterschied: 890 Hm zur Vorderkaiserfelden- anzeigen. Der Weg selbst verlässt den Hauptdolomit bis hütte, weitere 360 Hm zum Petersköpfl. zur Rietzalm nicht. Aufstiegszeit ca. 3 St. zur Vorderkaiserfeldenhütte, 1,5 Der Bereich der Rietzalm ist geprägt durch ein kleinräu- St. zum Petersköpfl; von dort über die Hinterkaiserfel- miges und kompliziertes tektonisches Muster von Haupt- denalm zur Vorderkaiserfeldenhütte 1,5 St. dolomit und Raibler Kalk. Landschaftlich fällt vor allem Vom Parkplatz am Kaiserbach gewinnt man auf dem auf, dass der Wettersteinkalkzug des Zahmen Kaisers steilen Weg zum Einstieg ins Kaisertal rasch an Höhe. Hier zwischen Zehnerkopf im Westen und den Westabstürzen wird der Wettersteinkalk des Zahmen Kaisers überwun- der Naunspitze im Osten morphologisch aussetzt. Da im den, der seiner Fortsetzung nach Westen durch eine in Kartenbild geologischer Karten diese Scharte im Wetter- der Inntalfurche verlaufenden Störung beraubt ist. Diese steinkalkzug räumlich mit dem inmitten von Hauptdolo- Störung grenzt die Kaisergebirgsscholle von ihrem Um- mit auftretenden Wettersteinkalk und Raibler Schichten in land ab und setzt sich nach Nordosten in der Kaiserge- der Umgebung der Antoniuskapelle korreliert ist, lag es birgs-Nordrand-Störung fort. Die morphologische Promi- nahe, zu prüfen, ob es sich beim Wettersteinkalk der An- nenz der im Westen endenden Wettersteinkalkrippe hat, toniuskapelle nicht um eine große Gleitscholle aus dem wie in Exkursion 7 beschrieben wird, einige Bedeutung für Bereich der Rietzalm handelt. Es stellte sich jedoch her- die Quartärgeologie des Kaisertales. aus, dass der Wettersteinkalk der Antoniuskapelle als Beim Aufstieg über die Stufen quert man die hier ober- Aufsattelung lokal aus dem Untergrund hochgepresst flächlich verlaufende Druckleitung, in der Wasser aus wurde (Profile 10 u. 11 und Abb. 31). dem Kaisergebirge zur Stromerzeugung und Trinkwas- Ab der Rietzalm nach Osten nehmen die Raibler serversorgung nach Kufstein geleitet wird. Schichten eine breite Ausstrichfläche ein. Dies liegt, wie Oberhalb der Stufe verflacht sich das Gelände beim man beim weiteren Aufstieg zur Vorderkaiserfeldenhütte Eintritt in den hier tektonisch unmittelbar auf Wetterstein- prüfen kann, an einer annähernd hangparallelen Schicht- kalk folgenden Hauptdolomit. Die Raibler Schichten sind lagerung (vgl. Profil 10). durch den großen tektonischen Druck, den die relativ Von der Vorderkaiserfeldenhütte lohnt sich vor einem starre Rippe des Wettersteinkalkes bei der Emporpres- weiteren Aufstieg Richtung Naunspitze/Petersköpfl ein sung der Kaisergebirgsscholle auf die benachbarten Ge- kurzer Abstecher nach Westen Richtung Heimköpfl. Hier steine ausübte, partiell unterdrückt. Nach einer kurzen kann man im obersten Wettersteinkalk, an der Grenze zu Passage im kleinsplittrig zerfallenden Hauptdolomit er- den Raibler Schichten, Brauneisenkrusten finden, die im reicht man jedoch eine kleine Wand aus dunklem Raibler Zusammenhang mit einem Trockenfallen des Wetter- Kalk. Auf dem Wegstück bis zur Kreuzung, an der man die steinkalkes vor der Sedimentation der Raibler Schichten zum Pfandlhof führende Forststraße verlässt und den gesehen werden („frühkarnische Hebung“). Das Heim- steileren linken Abzweig Richtung Rietzalm wählt, wird köpfl selbst bietet eine gute Fundstelle für die rel. klein- (mit verdünnter Salzsäure) durch die wechselnde kalkige wüchsige Dasycladaceenart Poikiloporella duplicata, die in und dolomitische Ausbildung des Gesteins deutlich, dass zeitlicher Hinsicht in der Lagunenfazies des Wetterstein- sich der Übergang aus dem Raibler Kalk in den Hauptdo- kalkes die bisher im Kaisergebirge noch nicht nachgewie- lomit fließend vollzieht und dieser Grenzfestlegung in sene ladinische Art Diplopora annulata ablöst und bereits Un- einer Karte ein willkürlicher Anteil anhaftet. teres Karn anzeigt. Beim weiteren Anstieg zur Rietzalm quert man neben Der weitere Aufstieg zu Naunspitze/Petersköpfl voll- Arealen mit Hangschutt und Bergsturzmaterial auch klei- zieht sich vorwiegend im unteren Schieferton-Horizont nere Rinnen, in denen gelbliche Erden, z.T. mit Sandstei- der Raibler Schichten, an deren wasserstauende Wirkung nen und Schiefertonen, erhalten sind. Es handelt sich je- auch die Wasserversorgung der Vorderkaiserfeldenhütte doch hier nicht um anstehende Raibler Schichten, son- gebunden ist. Beim Abstecher zur Naunspitze bewegt dern um Fließerden, die das Vorhandensein von Raibler man sich schließlich in der gut gebankten, mittelsteil nach Schiefertonen und Sandsteinen in oberen Hanglagen Süden einfallenden Lagunenfazies des Wettersteinkal- kes. Der Blick vom Gipfel nach Norden vermittelt auf eindrucks- volle Weise die morphologisch prominente Stellung des Kaiser- gebirges über das Umland. Südwestlich des Petersköpfls liegt auf ca. 1640 m Höhe ein Vor- kommen von Augensteinsedi- menten, die in einer Kluft dem Wettersteinkalk oberflächlich als etwa 2 cm dicker Belag fest anhaf- ten (Abb. 30). Die kleine Fundstel- le ist nicht unmittelbar am Weg und nicht einfach zu finden. Au- gensteinsedimente (dies können Sandsteine, Brekzien, Konglome- rate sein) sind z.T. mehrfach um-

Abb. 30. Augensteinsedimente mit Quarzgeröllen und Bohnerzen als dünne Tapete auf Wet- tersteinkalk; Petersköpfl, Zahmer Kaiser.

136 Abb. 31. Schematische, unmaßstäbliche Übersichtsskizze der geologischen Situation bei der Antoniuskapelle.

gelagerte Sedimente einer ehemaligen Schotterflur, die in ihrer erhaltenen Zu- sammensetzung neben einem wechselnd großen lokalen Komponentenanteil überwiegend Quarz- und Quarzitkomponenten füh- ren (ehem. vorhandene Kar- bonatanteile sind weitge- hend aufgelöst) und damit auf ein Herkunftsgebiet hindeuten, dass sich nach Süden weit über die Nördli- chen Kalkalpen hinaus er- streckte. Ihre zeitliche Ein- stufung im Kaisergebirge in das Miozän (oder jünger) er- gibt sich aus der Tatsache, dass in der Savischen Pha- se an der Grenze Chatt-Aquitan das Kaisergebirge empor- Blockmoräne der Schlussvereisung, was jedoch auf- gepresst und somit von jeglicher weiteren Zufuhr von grund der morphologischen Charakteristik und der Hö- Quarzgeröllen abgeschnitten wurde. Augensteine sind hen-(bzw. Tiefen-)Verbreitung in südexponierter Lage nicht nur im Kaisergebirge (sowohl im Zahmen als auch im nicht zutrifft. In der Geologischen Karte von Bayern, Bl. Wilden Kaiser), sondern über weite Bereiche der Nördli- 665 Schliersee, ist er versehentlich sogar als Fernmoräne chen Kalkalpen verbreitet (z.B. auch Wetterstein, Kar- dargestellt. wendel, Dachstein, Totes Gebirge, Gailtaler Alpen etc.). Der Rückweg zur Vorderkaiserfeldenhütte erfolgt gänz- Das Petersköpfl markiert die westliche Begrenzung lich in Raibler Schichten. Während bei der Hinterkaiserfel- einer „Plateau“ genannten Hochfläche im Wettersteinkalk denalm in großflächigen Aufschlüssen besonders die des Zahmen Kaisers, die nach Osten bis etwa zur Pyrami- Schiefertone (mit tektonischer Kleinfaltung) und die daran denspitze reicht. Das Plateau ist Rest einer alten Land- geknüpfte Wasserführung im Vordergrund stehen, können oberfläche, die ihre Erhaltung den verkarstungsfähigen weiter westlich die verschiedenen Ausprägungen der Raib- Gesteinen im Untergrund verdankt. Das Regenwasser ler Kalke (sog. Laminierte Fenstergefüge, Schlickgeröll- kann hier nicht flächig erosiv wirken, da es durch den kalke, dolomitisierte Bereiche etc.) beobachtet werden. Karst sofort in den Untergrund gelangt (vgl. Zusammen- Von der Vorderkaiserfeldenhütte empfiehlt sich der Ab- hang zur Hydrogeologie, nächstfolgende Exkursion). Als stieg über den Kegelboden, vorbei an der durch eine Stö- Beweis der Verkarstung sind auf dem Plateau in einer un- rung bedingten kleinen Felswand im Raibler Kalk der Lo- übersichtlichen Vielfalt dolinenartige Vertiefungen mit kalität Hölle. Die Wegkurve, bei der der Steig auf den Durchmessern bis über 10 m ausgebildet, deren Anzahl in Fahrweg zur Rietzalm mündet, schneidet wiederum den einer von DISTEL & SCHECK (1911) eigens zu diesem Thema aus der Steingrube entsandten Blockstrom. angefertigten Arbeit mit 972 angegeben wurde. Beim weiteren Abstieg gelangt man aus dem Hauptdo- Der Abstieg vom Petersköpfl erfolgt auf dem Steig nach lomit in die Raibler Kalke, die die Aufwölbung des Wetter- Südosten über Wettersteinkalk und Raibler Schichten zur steinkalkes der Antoniuskapelle einrahmen (vgl. Abb. 31). Hinterkaiserfeldenalm. Östlich der Alm ist in tektonisch Hier ist besonders zu erwähnen, dass der sich fließend komplizierter Position als Folge von Aufschuppungen mit vollziehende Übergang aus dem Hauptdolomit in die zeitlich ineinandergreifender Rotation von Schollenteilen Raibler Kalke primär sedimentärer und nicht tektonischer ein Areal von Wettersteinkalk (mit Poikiloporella duplicata) in- Natur ist. Raibler Schiefertone bedingen im Bereich der mitten der Raibler Schichten erhalten. Bödenalm die für Almwirtschaft nützbaren Geländever- Das Kar der Steingrube, das randlich noch von Morä- flachungen. Auch direkt am Weg, besonders in der letz- nenresten der Lokalvereisung flankiert wird, ist Aus- ten, nach Osten leitenden Kurve nördlich des Hinterkai- gangsort eines postglazialen Blockstromes, der sich bis serhofes, sind Raibler Schiefertone vereinzelt in tekto- in den Kaiserbach erstreckt. Nach Abschmelzen der stüt- nisch verquetschter Position aufgeschlossen. zenden Eisschilde im ausklingenden Glazial wurde im Kar Westlich des Schrambachgrabens wandert man aus blockiges Schuttmaterial akkumuliert, das jeweils nach dem Raibler Kalk wieder ohne tektonische Grenze in den Überschreitung einer kritischen Masse mehrphasig bzw. Hauptdolomit, der im Bereich von Hofinger und Pfandlhof wiederholt talwärts glitt. Da größere (bis hausgroße) ent- durch fette, saure Wiesen auf Kristallin und Buntsand- festigte Blöcke den Transport im Verband überstanden, stein führenden Fernmoränen der Würmvereisung über- ist anzunehmen, dass die Bewegungen zumindestens deckt ist. Nach kurzem Marsch erreicht man den eingangs teilweise schonend auf einer frühjahrlichen Firnunterlage bereits beschriebenen Steilabfall des Wettersteinkalkes erfolgten. AMPFERER (1933) kartierte den Blockstrom als ins Inntal.

137 Exkursion 7 serbach südlich der Antoniuskapelle. Im Kaisergebirge ist Kufstein – Tischofer Höhle – Kaisertal – allgemein neben den Quellen, die an die wasserstauen- Hinterbärenbad – Stripsenjochhaus den Gesteine und die Kluftwasserführung im Hauptdolo- mit gebunden sind, im tiefgründig verkarsteten Wetter- Anfahrt: wie bei letztbeschriebener Exkursion. Emp- steinkalk ein hydrologisches System ausgebildet, das fiehlt sich als 2-Tages-Tour in Kombination mit nachfol- durch die Muldenform des Kaisergebirges begünstigt gender Exkursion, mit einer Übernachtung auf dem Strip- wird. Auch im Kaisertal selbst sind in den oberen geologi- senjochhaus. schen Stockwerken eine Vielzahl z.T. nur episodisch Veitenhof, Pfandlhof, Hinterbärenbad (AV-Hütte), schüttender Quellen mit lokal begrenztem Einzugsgebiet Hans-Berger-Haus und Stripsenjochhaus (AV-Hütte) be- und geringen Schüttungsmengen vorhanden. Im Bereich wirtschaftet. des Wettersteinkalkes der Antoniuskapelle jedoch, in Höhenunterschied: 330 Hm nach Hinterbärenbad, wei- dem auch die Hofingerquelle liegt, wird die Wasserfüh- tere 750 Hm zum Stripsenjochhaus. rung des im Wettersteinkalk befindlichen Karstsystems Aufstiegszeit ca. 3,5–4 St. nach Hinterbärenbad (mit angeschnitten (Abb. 32). Abstecher zur Tischofer Höhle und am Karg Gartl), weitere Untersuchungen von VÖLKL (1988) ergaben, dass selbst 2,5 St. zum Stripsenjoch. im Griesener Kar (Wilder Kaiser) eingespeiste Markier- Wie bei der letztgenannten Exkursion steigt man von stoffe in der mit durchschnittlich 100 l/sec schüttenden Sparchen über die Steilstufe ins Kaisertal. Noch vor Er- Hofinger Quelle nachweisbar sind, die unterirdischen Ab- reichen des Zottenhofes leitet ein kleiner Steig Richtung flussrichtungen sind somit nicht an das oberflächliche Kaiserbach rund 80 Hm zur Tischofer Höhle hinab (Hin- Abflusssystem gebunden (Abb. 33). Markierstoffe, die weisschild). Bereits Mitte des letzten Jahrhunderts fanden nördlich des Plateaus im Zahmen Kaiser eingespeist wur- in dieser an Knochen reichen Höhle Ausgrabungen statt, den (Egersgrinn), waren sogar bereits 36 Stunden nach sehr gründlich untersucht und ausführlich beschrieben der Einspeisung in der Hofingerquelle zu finden. wurde die 77 Hm über dem heutigen Bett des Kaiserba- Der Wettersteinkalk der Antoniuskapelle ist infolge des ches befindliche „Bärenhöhle“ von SCHLOSSER (1910). In der Höhle wurden Reste von mindestens 200 erwachse- tektonischen Druckes, der zu seiner Aufpressung führte, nen Exemplaren und ebensovielen Jungtieren von Höhlen- stark zerbrochen und geklüftet. Obwohl man sich hier in bären gefunden, daneben noch Reste von Höhlenhyäne, der ansonsten gut gebankten lagunären Fazies befindet Höhlenlöwe, Wolf, Fuchs, Rentier, Gemse und Steinbock. ist eine Bankung nicht zu erkennen und man hat einige In oberen Schichten wurden desweiteren Menschenkno- Mühe, die Lagerung herauszufinden. chen, Geräte, Tonscherben, Schmuck und Haustierkno- Bei den Gräben vom Schwarzen Bachl und Trockenen chen (Schaf, Rind, Schwein, Hund) zutage gefördert. Bachl quert die Forststraße die unteren Ausläufer des 14C-Datierungen ergaben ein frühjungpaläolithisches Al- Blockstromes aus der Steingrube, der bereits bei der Ex- ter (Aurignacien, 30.000–25.000 J.v.h. [KNEUSSL, 1973]). kursion zur Hinterkaiserfeldenhütte beschrieben wurde. In diesem Interstadial war das Inntal bis in seinen Mittel- Im Hauptdolomit der Haupttrift-Klause sind noch bereich eisfrei, was u.a. auch durch die Bändertone von Reste der Schleusen zu sehen, mit denen das Wasser in Baumkirchen belegt ist. Menschenknochen der oberen der anschließenden Talverbreiterung in historischer Zeit Schichten sollen z.T. aus der frühen Bronzezeit stammen, gestaut und dann mit einer Fracht gefällter Bäume in einer Bronzearbeiten sind durch Schlackestückchen und Bron- Flut zu Tale gelassen wurde. zeklümpchen angezeigt. Vor Erreichen des Karg Gartl empfielt sich ein kurzer Beim weiteren Aufstieg durch das Kaisertal fallen im Be- Abstecher auf dem Forstweg in den von Nordosten ein- reich zwischen Pfandlhof und Hinterkaiser fette, saure mündenden Graben. In einer Höhenverbreitung zwischen Wiesen mit charakteristischem Bewuchs auf. Sie sind 780 und 810 m sind am Weg in ihrem Sedimentcharakter Reste von Moränen der Fernvereisung und enthalten zahl- uneinheitliche, plastische Seetone angeschnitten, die reiche Gerölle von Buntsandstein und Kristallin. Würm-Fernmoräne auflagern. Da die Seetone sich an Die geologische Situation des Vorkommens vom Wet- einem Hang befinden und an den in Frage kommenden tersteinkalk der Antoniuskapelle und einer Umrahmung Gegenhängen nicht anzutreffen sind, muss die Abdäm- aus Raibler Schichten ist in Abb. 31 dargestellt. Die Aufwöl- bung des Wettersteinkalkes ist zwar im Westen, Süden und Osten tektonisch begrenzt, im Norden zeigt sie jedoch einen normalen sedimentären Übergang bis in den Hauptdolomit. An die geologische Besonder- heit dieses Auftretens von Wetter- steinkalk inmitten des Kaisertales ist auch die für die Wasserversor- gung von Kufstein bedeutende Hofingerquelle gebunden. Die ge- fasste Quelle befindet sich am Kai-

Abb. 32. Skizze der Wasserstockwerke und Quell- horizonte im westlichen Zahmen Kaiser.

138 Abb. 33. Einzugsgebiet der Hofingerquelle. Das Einzugsgebiet umfasst weite Teile des Kaisergebirges und ist nicht an die oberflächlichen Vorfluter gebunden. Nach VÖLKL (1988).

mung nach Westen durch Gletschereis erfolgt sein. Die Eisrandlage wird auch durch die bis zu faustgroßen, im Feinsediment befindlichen „dropstones“ angezeigt. Da Lokalgletscher westlich des Vorkommens nicht in so tiefe Lagen vordringen konnten, kommt als Abdämmung nach Westen nur ein durch das Kai- sertal dringender Seitenarm des Inngletschers während des Spätglazials in Frage. Beim weiteren Aufstieg in Richtung Hinterbärenbad schneidet der Kaiserbach an seinem orographisch linken (vom Weg gegenüberliegenden) Ufer ebenfalls ein Vor- Wilden Kaisers von einer leicht nach Nordwesten fallenden kommen von Seetonen an. Auch hier muss eine Abdäm- Lagerung im westlichen Teil des Wilden Kaiser getrennt. mung nach Westen durch Eis angenommen werden. Diese Dieser Wechsel in der Streichrichtung der Lagerung er- Seetone sind jedoch, von der aufgeweichten Oberfläche folgt auf einem Meridian der größten Süd–Nord-Einen- abgesehen, stärker kompaktiert als jene des vorigen Auf- gung des Kaisergebirges. Auf diesem Meridian liegen schlusses. Inwieweit eine Gleichstellung der Seetone er- auch die jüngsten Gesteine des Muldenkerns der Kaiser- laubt ist, bzw. ob diese Seetone aufgrund der Kompaktion gebirgsmulde. Dass der Wettersteinkalk des westlichen eisüberfahren sind, kann diskutiert werden. Wilden Kaisers trotz der nordwestfallenden Schichtung Etwa ab diesem Bereich nach Osten gewinnen Lokal- insgesamt dennoch eine weitgehend E–W-gerichtete Er- moränen der Eigenvergletscherung des Kaisergebirges streckung behält, liegt an einem System etwa 165°-strei- hinsichtlich ihrer Verbreitung und Ausprägung an Bedeu- chender Störungen (a-c-Störungen bezüglich der Faltung, tung. Sie begleiten mit z.T. schön erhaltenen Wallformen z.B. Straßwalchschlucht) mit vorwiegend dextralen Ver- den weiteren Aufstieg bis zum Neustadler Holzschlag am sätzen. Ausgang des Hohen Winkels. Der unter Schutt und Lokalmoränen verborgene (bzw. in Auf dem Weg bis Hinterbärenbad erschließen sich aus Bereichen starker Einengung tektonisch unterdrückte) dem Kaisertal großartige Blicke auf die markanten Gipfel Streifen der Raibler Schichten in stratigraphisch hangen- des Wilden Kaisers. Insbesondere die plattigen Wand- der, jedoch morphologisch tieferliegender Position relativ fluchten der Nordwestwand der Kleinen Halt und die senk- zum Wettersteinkalk setzt am Neustadler Holzschlag wie- rechte Westwand des Totenkirchls leuchten einem entge- der ein und zieht in einem an Breite leicht zunehmenden gen (Abb. 34). Während die Platten an der Kleinen Halt durch die Schichtung der lagunären Wet- tersteinkalk-Fazies bedingt sind, man also direkt auf Schichtflächen blickt, ist in der Totenkirchl-West- wand die Schichtung schräg ange- schnitten. Durch ein System von Störungen zwischen Totenkirchl und der Klei- nen Halt, wovon eine die berühmte Winklerschlucht bedingt, wird die allgemein nordfallende Lagerung des Wettersteinkalkes im östlichen

Abb. 34. Blick aus dem Kaisertal nach (Süd-)Osten auf die Kleine-Halt-Nordwestwand (rechts), Totenkirchl-Westwand (ganz links) und die Hintere Karlspitze. Die markante Schlucht dazwischen ist die Winklerschlucht.

139 Streifen bis zum Stripsenjoch empor. Der Aufstiegsweg als Rhätkalk (nrk) mit dem Arbeitsnamen „Rehaukalk“ selbst weicht jedoch leicht nach Norden aus und verbleibt abgegrenzt. bis zur Stripsenjochhütte im Hauptdolomit. Hangend dazu folgen nun die mergeligen und wasser- Das Stripsenjoch bildet die Wasserscheide für die ober- stauenden Kössener Schichten, deren Fossilreichtum in flächlichen Vorfluter Kaiserbach und Kaisertalbach und sog. Lumachellen, Gesteinen die überwiegend aus dün- bietet aufgrund seiner zentralen Position im Kaisergebir- nen Schalenfragmenten bestehen, gipfelt. ge einen prächtigen Ausblick insbesondere auf die lagu- In weiterer Annäherung an den innersten Muldenkern näre Fazies des Wettersteinkalkes des Wilden Kaisers. überschreitet man eine Zone dunkler, z.T. fleckiger Kie- Die steilstehende Lagerung bedingt durch die leichter sel- und Hornsteinkalke, die ihrerseits hangend von herauswitternden dolomitischen Zwischenschichten die einem nur wenige Meter mächtigen Horizont roter, selte- zahlreichen kletterbaren Kamine, wohingegen die Terras- ner grünlicher, mergeliger Knollenkalke des Lias überla- sen am Totenkirchl ihre Entstehung rampenartigen Stö- gert sind. rungsflächen verdanken. Als jüngstes Gestein der kontinuierlichen mesozoi- Am Stripsenjoch können dem Weg zum Totenkirchl fol- schen Sedimentfolge der Kaisergebirgsscholle und gend die Raibler Schichten in einem Profil bis in den stra- gleichzeitig als innerster Muldenkern treten die tekto- tigraphisch liegenden Wettersteinkalk in ihrer mannigfal- nisch stark verquetschten, maximal 2 m mächtigen, tigen Gesteinsausbildung begutachtet werden. schwarzen Manganschiefer auf. Nach Norden hin folgen die Gesteine des bisher be- schriebenen Muldenflügels in umgekehrter Reihenfolge Exkursion 8 bis zum Hauptdolomit. Einzige Ausnahme bildet der ooli- Stripsenjochhaus – Muldenkern am Feldalm- thische Kalk des unteren Rhät, der im nördlichen Mulden- sattel – Hochalm – Bärentaler Wände – flügel offenbar primär sedimentär nicht mehr ausgebildet Vorderkaiserfeldenhütte – Kufstein ist, da einer tektonischen Unterdrückung wohl eher die Falls diese Exkursion nicht als 2-Tages-Tour zusam- weicheren Kössener Schichten zum Opfer gefallen wären. men mit vorherig beschriebener Route begangen wird, Die breitere Ausstrichfläche des Plattenkalkes wird durch steigt man am besten von Osten (Anfahrt über Griesenau, Spezialfaltung verursacht, die an der Westseite des Ro- Parkplatz Griesener Alm) zum Stripsenjoch auf, beendet panzens direkt beobachtet werden kann. Der Buckel des die Exkursion bei den Bärentaler Wänden und kehrt auf Ropanzen verdankt seine morphologische Stellung dem gleichem Wege zurück. Raibler Schichten können auch im Vergleich zum Hauptdolomit etwas verwitterungsre- am Zustieg zum Stripsenjoch angeschaut werden. sistenteren Plattenkalk. Höhenunterschied: Griesener Alm – Stripsenjoch ca. Auf etwa halber Strecke zwischen dem Ropanzen und 600 Hm, Stripsenjoch – Feldalmsattel (absteigend) ca. den Hochalmen durchschreitet man inmitten des Haupt- 140 Hm, weitere 120 Hm zum Bärentaler Grinn, Höhen- dolomites wiederum eine Zone liassischer Kiesel- und weg zur Vorderkaiserfeldenhütte (absteigend) 150 Hm. Hornsteinkalke, die tektonisch aus ihrem stratigraphi- Aufstiegszeit: 2 St. zum Stripsenjoch, 1 St. zum Feld- schen Verband in ihre gegenwärtige Position geschürft almsattel, gut 1 St. zu den Bärentaler Wänden; Übergang wurden. Der saure Untergrund wird auch an seinem auf zur Vorderkaiserfeldenhütte ca. 2–3 St. reinem Hauptdolomit nicht vorkommenden Bewuchs mit Vom Stripsenjoch wählt man den Weg in (nordwestli- charakteristischen Zeigerpflanzen (z.B. Borstgras mit cher) Richtung zum Feldalmsattel. Westlich des Stripsen- einseitswendigen Ähren; Nardus stricta) angezeigt. kopfes durchquert man im Hauptdolomit eine Zone mit Nördlich der Hochalmen schwenkt der Weg beim mor- mehreren schmalen Rippen, die sich als Härtlinge mor- phologisch hier noch wenig ausgeprägten Graben des phologisch bereits bemerkbar machen und mit verdünn- Bärentales in eine westliche Richtung um. Er durch- ter Salzsäure deutlich reagieren. Kalkige Partien können schneidet den sich vom Roßkaiser nach Süden erstre- in allen stratigraphischen Niveaus des Hauptdolomites ckenden, subrezenten, grasbewachsenen Schuttkegel auftreten. Sie zeigen auf dem als Schlickareal charakteri- der Kaiserleiten. Westlich davon lagern unmittelbar auf sierten Sedimentationsraum des Hauptdolomites besser dem schrofig abstürzenden Hauptdolomit der Bärentaler durchlüftete Bereiche bzw. Frischwasserzufuhr an. Damit Wände Gehängebrekzien, die als verkittete, lokale Hang- wird partiell bereits innerhalb des Hauptdolomites dieje- und Bergsturzmassen bereits bei der Exkursion zur Alten nige Fazies vorweggenommen, die hangend zum Haupt- Ackerlhütte Erwähnung fanden. Die Lagerung lässt sich dolomit einen eigenständigen Charakter erlangt und als hier aufgrund ausgeprägter Materialwechsel als etwa Plattenkalk vom Hauptdolomit abgetrennt wird. 30°–35° südfallend bestimmen und repräsentiert somit Der Plattenkalk wird am Steig beim Abstieg in die Ver- eine Neigung, wie sie auch in rezenten, trockenen Hang- flachung des Feldalmsattels erreicht. Als Besonderheit schuttkegeln üblich ist. folgen hier nun hangend zum Plattenkalk nicht sofort die Im Bereich der Bärentaler Grinn grenzt der Hauptdolo- mergeligen Kössener Schichten, sondern zunächst ein mit an einer tektonischen Linie unmittelbar an den Wetter- oolithischer Kalk, den man an anderer Stelle bedenkenlos steinkalk des Roßkaisers. Man befindet sich hier wieder- als Oberrhätkalk ansprechen würde (Profil 6). Dieser Kalk um in etwa auf dem Meridian der größten Nord–Süd- ist in seiner sedimentologischen und mikrofaziellen Aus- Einengung des Kaisergebirges. Die Raibler Schichten prägung im Dünnschliff mit dem Oberrhätkalk weitestge- sind tektonisch vollständig unterdrückt, lassen sich je- hend identisch. Das besondere hier ist jedoch, dass die- doch nach Nordosten an dieser tektonischen Sutur in Re- ser vermeintliche Oberrhätkalk nicht wie zu erwarten sten wiederfinden. Nach Westen setzen sie südlich der hangend, sondern liegend zu den Kössener Schichten la- Hinteren Kesselschneid wieder ein und erlangen in ihrer gert und somit in zeitlicher Hinsicht kein Ober- sondern weiteren westlichen Fortsetzung bis zur Vorderkaiserfel- ein Unterrhätkalk ist. Diese oolithische Fazies tritt im denhütte infolge annähernd hangparalleler Lagerung grö- Kaisergebirge noch an anderen Stellen in gleicher strati- ßere Ausstrichbreiten. Die den Raibler Kalken zwischen- graphischer Position auf, so. z.B. bei der Lokalität Rehau geschalteten Tonschiefer-Sandsteinhorizonte lassen westlich des Eiberger Beckens, und ist daher in der Karte sich im westlichen Zahmen Kaiser nur in tektonisch ver-

140 quetschter Position mit stark reduzierter Abfolge wieder- FABRICIUS, F. (1966): Beckensedimentation und Riffbildung an finden, so dass ein vollständiges „Normalprofil“ hier nicht der Wende Trias/Jura in den Bayerisch-Tiroler Kalkalpen. – In- aufgenommen werden kann. tern. Sed. Petr. Ser. 9, 143 S., 24 Abb., 7 Tab., 27 Taf., (Brill) Der weitere Wanderweg zur Vorderkaiserfeldenhütte Leiden. FRUTH, I. & SCHERREIKS, R. (1984): Hauptdolomit – Sedimentary verbleibt überwiegend im stratigraphischen Niveau der and Paleogeographic Models (Norian, Northern Calcareous Raibler Schichten, kreuzt jedoch an den südlichen Aus- Alps). – Geol. Rdsch., 73 (1), 305–319, 14 Abb., Stuttgart. läufern der Vorderen Kesselschneid (mit 2001 m höchster FUCHS, A. (1944): Untersuchungen am tektonischen Gefüge der Gipfel des Zahmen Kaisers, Pyramidenspitze erreicht nur Tiroler Alpen II (Kalkalpen Achensee-Kaisergebirge). – N. Jb. 1997 m), Öchselweidschneid und Steingrubenschneid Min. etc., 88, Abt. B, Abh., 337–373, 29 Abb., Taf. 31–33, 5 den Wettersteinkalk der lagunären Fazies. In den Ausläu- Beil., Stuttgart. fern der zwischenliegenden Kare überwindet man als Er- FUNDSCHLER, L. (1976): Geologie des Kaisergebirgs-Südrandes innerung an die immerwirkende Erosion mächtige Hang- zwischen Baumgartenköpfl und Laubtur (Tirol). – Unveröff. und Blockschuttströme. Dipl.-Arb. TU München, 76 S., 25 Abb., 2 Anl., München.

Bei der Vorderkaiserfeldenhütte erreicht man die Route GERMANN, K. & WALDVOGEL, F. (1971): Mineralparagenesen und der Exkursion 6, deren Beschreibung man eine Empfeh- Metallgehalte der „Manganschiefer“ (unteres Toarcian) in den lung für den weiteren Abstieg entnehmen kann. Allgäu-Schichten der Allgäuer und Lechtaler Alpen. – N. Jb. Geol. Paläont., Abh., 139, 316–345, 10 Abb., 4 Tab., Stutt- gart. Literatur GESSNER, D. (1961): Geologisch-paläontologische Untersuchun- AMPFERER, O. (1925a): Über die Verwendung der Schuttausstrah- gen im Unterinntal zwischen Inn und Walchsee (Tirol). – Un- lung zur Erkennung von Gebirgsverschiebungen. – Jb. Geol. veröff. Dipl.-Arb. LMU München, 99 S., 16 Abb., 3 Tab., 2 Anl., B.-A., 74 (1924), 117–134, 6 Zeichn., Wien. München. AMPFERER, O. (1925b): Beiträge zur Morphologie und Tektonik GÜMBEL, C.W. VON (1861): Geognostische Beschreibung des der Kalkalpen zwischen Inn und Salzach. – Jb. Geol. B.-A., 75 bayer. Alpengebirges und seines Vorlandes. – 950 S., 25 Abb., (1/2), 19–44, 15 Zeichn., Wien. 42 Profiltaf., 5 geol Kt., 1 Taf., (Perthes) Gotha. AMPFERER, O. (1933): Geologischer Führer für das Kaisergebirge. – Geol. B.-A. Wien, 131 S., 48 Abb., 6 Federzeichn., 1 Geol. Kt. HAGN, H. & HERM, D. (1982): Stop 5, Sebi. – C 27–C 29, In: Exkur- (1 : 25.000), Wien. sionsführer zum 2. Symposium Kreide, München 1.–7. Juni ANGERMEIER, H.-O., PÖSCHL, A. & SCHNEIDER, H.J. (1963): Die Glie- 1982, München. derung der Raibler Schichten und die Ausbildung ihrer Lie- HEISSEL, W. (1951): Beiträge zur Tertiär-Stratigraphie und Quar- gendgrenze in der „Tirolischen Einheit“ der östlichen Chiem- tärgeologie des Unterinntales. – Jb. Geol. B.-A., 94 gauer Alpen. – Mitt. Bayer. Staatssamml. Paläont. hist. Geol., (1949–1951), Festbd., 207–221, 14 Abb., Taf. 21–22, Wien. 3, 83–105, 3 Abb., 1 Tab., München. HOGGER, G. (1986): Die Geologie des Miesberg- und Riedbergzu- ASCHAUER, J. (1980): Geologie der Treffauer Scholle am Südrand ges in Tirol (Nördliche Kalkalpen). – Unveröff. Dipl.-Arb. TU des Kaisergebirges in Tirol. – Unveröff. Dipl.-Arb. TU Mün- München, 82 S., 37 Abb., 2 Anl., München. chen, 103 S., 36 Abb., 2 Anl., München. ASCHAUER, J. (1984): Die Oberkreide- und Alttertiärgesteine im IBRAHIM, A. (1976): Biostratigraphische Untersuchungen mit Fo- östlichen Kaisergebirge (Nördliche Kalkalpen/Tirol). – Unver- raminiferen in der Oberkreide des Gosau-Beckens von Eiberg öff. Diss. TU München, 82 S., 32 Abb., 7 Tab., 2 Fototaf., 1 Anl., (Tirol). – Unveröff. Diss. LMU München, 170 S., 3 Abb., 1 Tab., München. 23 Prof., München.

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Manuskript bei der Schriftleitung eingelangt am 10. Oktober 1999 ■

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