INHALTSVERZEICHNIS

Editorial 79 Institut für Kunst 3 Dr. Reinhold und Architektur Mitterlehner (IKA) 4 Eva Blimlinger 80 ADP Analoge Digitale Andrea B. Braidt Produktion Karin Riegler 81 CMT Tragkonstruktion 36 Andreas Nierhaus Material Technologie Otto Wagner und 82 ESC Ökologie 8 Kimberly Bradley die Akademie der Nachhaltigkeit Traumakademie bildenden Künste Kulturelles Erbe 83 HTC Geschichte Theorie Kritik Institut für das Institut für bildende­ 84 GLC Geographie künstlerische Kunst (IBK) Landschaften Städte Lehramt (IKL) 42 Abstrakte Malerei 85 Bühnengestaltung 14 Kunst und Bildung 43 Erweiterter 15 Kontextuelle malerischer Raum Gestaltung 44 Gegenständliche 86 Paula Crabtree 16 Moden und Styles Malerei Kunstschaffende, 17 Kunst und 45 Grafik und druck­ Lehrende, Studie­ Kulturpädagogik grafische Techniken rende und For­ 46 Kontextuelle Malerei schende: künst­ 47 Konzeptuelle Kunst lerische Forschung 18 Institut für Kunst- 48 Kunst im an europäischen und Kulturwissen­ öffentlichen Raum Kunstuniversitäten schaften (IKW) 49 Kunst mit erweiterter malerischer Raum- Aktion/Skulptur/ 92 Bibliothek 20 Sarah Pichlkastner Installation im Postpest, Post­türken­ öffent­lichen Raum belagerung und in­ 50 Kunst und 93 Gemäldegalerie mitten der barocken digitale Medien Entfalt­ung: Wien um 51 Kunst und Film das Jahr 1692 52 Kunst und Forschung 94 Kupferstichkabinett 53 Kunst und Fotografie 54 Objekt-Bildhauerei 26 Institut für 55 Performative Kunst 95 Institut für Natur­ Konservierung – 56 Performative Kunst wissen­schaften Restaurierung (IKR) und Bildhauerei und Technologie in 57 Textuelle Bildhauerei der Kunst (INTK) 58 Video und 28 Monika Knofler Videoinstallation 1688, 1692, 1726, 1772. 59 Werkstätten/Labore 96 Manisha Jothady Die ersten 100 Studieren an der wechselvollen Akademie der Gründungsjahre der 64 Christian Bauer bildenden Künste Akademie der „Meine rohen Wien aus der Sicht bildenden Künste Lehrer waren mir von Student_innen Wien stets Feinde“ – Egon Schiele an der Wiener Akademie 104 Impressum

72 Kamila Staudigl- Ciechowicz 325 Jahre Akademie der bildenden Künste Wien – ein rechts­ historischer Abriss

325 JAHRE / 1

EDITORIAL

AKADEMIE DER BILDENDEN KÜNSTE WIEN – ACADEMY OF FINE 325-JÄHRIGES ARTS – GRÜNDUNGS­ 325TH ANNIVERSARY JUBILÄUM 2017 IN 2017

Die Akademie der bildenden Wir blicken heute auf die The Academy of Fine Arts is Künste ist aus dem universi­ Akademie als eine moderne inex­tricably connected with tären und kulturellen­ Leben Kunstuniversität, welche die the academic and cultural unseres Landes nicht wegzu­ Entwicklung der künstleri­ life of our country. Found­ed Today, we regard the Acade­ denken. Gegründet Ende schen Forschung als metho­ at the end of the 17th cen­tu­ my as a modern arts univer­ des 17. Jahrhunderts, ist die disch eigenständige­ Erkennt­ ry, the Academy looks back sity at the forefront of artis­ lange Ge­schich­te der Aka­ nisform vorantreibt und im on a long history that is tic research viewed as an demie untrennbar mit der internationalen Zusammen­ close­ly intertwined with inde­pendent methodology Geschichte Österreichs ver­ hang mitentwickelt. Aktuell that of . for acquiring knowledge that flochten. betreut die Akademie mit also plays a leading role in rund 1.400 Studierenden Great names such as Paul the international context. Große Namen wie etwa der so viele Menschen in ihrer Troger, a painter who served With some 1,400 students Maler Paul Troger als Rektor künstlerischen Bildung as Academy rector, and currently, the Academy is und Joseph von Sonnenfels wie nie zuvor. Darunter sind Joseph von Sonnenfels, providing an arts education als Sekretär und Präsident 40 Prozent internationale Academy secretary and to more people than ever der Akademie sind mit der Studie­rende, die das Leben president, are associat- be­fore. No less than 40 Gründungs­zeit, mit dem dieser traditio­nellen und ed with the founding years, percent of them are inter­ österreichischen Barock und zugleich in die Zukunft ge­ with the Austrian Baroque national students who are mit der Aufklärung verbun­ richteten Universität ent­ period, and the En­lighten­ decisively shaping the life den. Sie haben die kulturelle scheidend mitprägen. Zu­ ment. They left a lasting of this traditional and yet Landschaft nach­haltig ge­ dem verfolgt die Akademie mark on Austria’s cultural future-oriented university. prägt. Darüber hinaus finden eine konsequente Gleich­ landscape. The names of The Academy in addition sich zahlreiche bedeutende stellungspolitik und hat sehr many seminal artists can pursues a consistent policy Künstler auf der historischen konkret an der Umsetzung also be found in the historic of gender equality and has Liste der Lehrenden­ und von Maßnahmen der Frau­ roster of lecturers and worked in a targeted manner Studierenden: Otto Wagner, enförderung gearbeitet students: Otto Wagner, to promote women’s careers, Roland Rainer oder Ernst und sich zu Österreichs Uni­ Roland Rainer, and Ernst resulting in its status as the Fuchs, um nur einige zu versität mit den höchsten Fuchs, just to name a few. university with the greatest nennen. Gleichstellungswerten ent­ gender equality in all of wickelt. Far from dwelling on its Austria. Die Akademie hat sich je­ halcyon days, however, the doch nicht nur ihrer blühen­ In baulicher Hinsicht ist Academy has, on the initia­ In structural terms, the den Vergangenheit, sondern das Jubilä­ums­jahr 2017 tive of rector Eva Blimlinger, jubilee year 2017 also marks auf Initiative von Rektorin auch Anlass für den Start also set out to grapple with the launch of general reno­ Eva Blimlinger ebenso der der Generalsanierung des its more recent past: The vations of the magnificient Aufarbeitung der jüngeren klassizisti­schen Prunkbaues result is a thorough acade­ classical building on Schiller­ Vergangenheit gestellt: Das am Schillerplatz. Für dieses mic study on the students, platz. I wish the Academy of Ergebnis ist eine fundierte und alle weiteren Vorhaben teachers, and administrative Fine Arts the best of success wissen­schaftliche Studie zu wünsche ich viel Erfolg staff active during the Nazi in this and all its other pro­ den Studierenden, Lehren­ und gratuliere der Akademie era, along with those who jects, and offer my sincere den und dem Verwaltungs­ der bildenden Künste herz­ were harmed by its unjust congratulations on this mile­ personal, die im National­ lich zu ihrem Jubiläum! regime. stone anniversary! sozialismus tätig waren oder durch dessen Unrechts­ Dr. Reinhold Mitterlehner Dr. Reinhold Mitterlehner regime geschädigt wurden. Vizekanzler und Bundes­ Vice Chancellor of Austria minister für Wissenschaft, and Federal Minister Forschung und Wirtschaft of Science, Research and Economy

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LIEBE LESER_INNEN, wir freuen uns, Ihnen diese Son­­derausgabe der Ja, wir sind auf allerhand Wir feiern dieses Jubiläum Akademiezeitung derdiedas stolz: international renom­ mit dem Academy Album, bildende präsentieren zu mierte Lehrende, anspruchs­ 52 filmischen Minia­turen können. Die Doppelnummer volle und nachgefragte Stu­ von Amina Handke (zu widmet sich dem 325-jäh­ dienprogramme, Studierende sehen auf www.akbild.ac.at), rigen Jubiläum der Akade­ aus der ganzen Welt, den zahlreichen Ver­anstaltun­ mie der bildenden Künste jährlichen Rund­gang, die gen, Vorträgen und Aus­ Wien. zahlreichen Ausstellungen, stellungen sowie einer Präsentationen, Publi­katio­ Party am 21. Juni 2017 ab Bereits 1688 eröffnete Peter nen und Veranstaltungen 16 Uhr an der Akademie am Strudel, geboren um 1660 in Diese Jubiläumsausgabe für das Publikum, die gesell­ Schiller­­­platz. Und wenn Cles (Trentino), gestorben von derdiedas bildende wirft schaftspolitische Positio­ Sie so wollen, ein Jubiläums­ 1714 in Wien, eine private Schlaglichter auf die wech­ nierung in aktuellen politi­ geschenk haben wir schon Akademie. Gemeinsam mit selvolle Geschichte der Aka­ schen Diskursen wie zum bekommen. Das von Theo­ seinem Bruder Paul kam er demie der bildenden Künste Beispiel im Bereich der phil Hansen zwischen 1872 an den Hof in Wien, und Wien. Wie war das Leben in Flücht­lings­politik und den und 1877 errichtete Gebäude beide erhielten dort unter und rund um Wien Ende des LGBTQI-Diskussio­nen, die am Schillerplatz wird saniert Kaiser Leopold I. eine An­ 17. Jahrhunderts, dort, wo Gemäldegalerie mit ihrem und um einen Studiensaal stellung als kaiser­liche Hof- außer­halb der Stadtmauern Meisterwerk von Hierony­ für das Kupferstichkabinett und Kammermaler. Um eine Kunstaka­demie gegrün­ mus Bosch, das Kupferstich­ erweitert, damit auch künf­ das Jahr 1690 erwarb Peter det wurde, die erstmals eine kabinett und die Glyptothek, tig ein zeitgemäßer Uni­ Strudel in der Vorstadt, Ausbildung für künstlerische den Ausstellungsraum versitätsbetrieb garan­tiert auf dem „Rücken der Schot­ Berufe außerhalb der Zunft­ xhibit, die ausgezeichnete werden kann. tenpoint“, ein Grundstück ordnungen anbot? Und Verwaltung … ja, der Platz vom „gewesten kayserlichen wie war die rechtliche Ent­ reicht nicht aus, um alles Wir wünschen Ihnen eine Hatschieren-Rottmeister“ wick­lung dieser privat aufzuzählen. anregende Lektüre und Romanus Bernhard Tscha­ gegrün­deten Akademie, die laden Sie ein, mit uns ge­ gon und dessen Frau Marie eine kaiserliche wurde, hin meinsam die ersten 325 Polixena. Dort ließ er den zu einer Universität, die bis Jahre der Akademie der Strudelhof erbauen, und dort heute den Namen Akademie bildenden Künste Wien zu findet sich heute die durch führt? Und wer waren die feiern! den Roman von Heimito von Menschen, die an der Aka­ Doderer bekannt gewordene demie lehrten oder eben Eva Blimlinger Stiege. 1692 – und dies wird nicht lehrten, weil ihnen die Rektorin als Gründungs­datum der Berufung zum Professor Akademie der bildenden beziehungsweise zur Pro­ Andrea B. Braidt Künste Wien gesehen – kam fessorin verweigert wurde? Vizerektorin Kunst | es erstmals zu finanziellen Es sollte bis 1967 dauern, bis Forschung Zuwendungen des Hofes die an der Aka­demie lehren­ und damit zur ersten ur­ de Gerda Matejka-Felden Karin Riegler kundliche Erwähnung der zur ordentlichen Hochschul­ Vizerektorin Lehre | Akademie, die dann ab 1705 professorin berufen wurde. Nachwuchsförderung als „Kayserliche Acade­mie“ Heute sind wir stolz darauf, geführt wurde. Strudels Tod dass wir als einzige österrei­ 1714 führte zur Schließung chische Universität über der Akademie, die 1726 50 Prozent Professorinnen durch Jacob van Schuppen beschäftigen. als „Kayl: Mahler, und Bildhauer Academie“ neu gegründet wurde. Somit zählt die Akademie der bildenden Künste Wien zu den ältesten Kunstakade­ mien Mitteleuropas.

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We are celebrating our anni­ versary with the Academy Album, 52 film miniatures DEAR READERS, by Amina Handke (on view at www.akbild.ac.at), with We are pleased to present to numerous events, lectures, you a special edition of the and exhibitions, and with Academy magazine derdiedas a party on June 21, 2017, at bildende. This double issue 4 p.m. at the main Aca­de­my is devoted to the 325th anni­ building on Schillerplatz. versary of the Academy of And, if you will, we have Fine Arts Vienna. al­ready received an anniver­ sary gift. The building on A private academy for This anniversary issue of Schillerplatz, designed by art was already opened in derdiedas bildende highlights Theophil Hansen and con­ Vienna in 1688 by Peter Stru­ key moments in the turbu­ structed between 1872 and del, who was born around lent history of the Academy 1877, is to be restored and 1660 in Cles (Trentino) and of Fine Arts Vienna. What a study room for the Graphic died in Vienna in 1714. He was life like at the end of the Collection added, so that we came to the Viennese court 17th century in and around can con­tinue to ensure up- with his brother Paul, and Vienna, where an art aca­d­ to-date university facilities both were appointed by Em­ emy was founded outside the in the future as well. peror Leopold I as imperial city walls that for the first court painters. Around the time offered training for Yes, we are indeed proud We wish you stimulating year 1690, Peter Strudel artistic professions outside of many things: internation­ read­ing and invite you to purchased from the former the guilds? And what was ally renowned teachers; celebrate the first 325 years corporal of the imperial­ the legal development of this challenging and sought-after of the Academy of Fine Arts cavalry Romanus Bernhard privately funded academy, study programs; students Vienna with us! Tschagon and his wife, which became an imperial from all over the world; the Marie Polixena, a piece of institution and then a uni­ annual Open Days; the num­ Eva Blimlinger terrain “at the ridge of the versity, and which still today erous exhibitions, presen­ Rector Schotten­point.” There he carries the title “academy”? tations, publications, and built the Strudelhof mansion, Who were the people who events for the public; our Andrea B. Braidt where one still finds today taught at the Academy, or sociopolitical positioning in Vice Rector for Art | the staircase made famous did not teach there because current political discourses Research by ’s they were denied an appoint­ such as those on refugee novel. In 1692, the date that ment as pro­fessor? It would poli­cy and LGBTQI issues; Karin Riegler is regarded as the founding take until 1967 for the first the Paintings Gallery with its Vice Rector for Teaching | year of the Academy of Fine woman to be named a full masterpiece by Hieronymus Promotion of Early Stage Arts Vienna, its exis­tence professor at the Academy – Bosch; the Graphic Collec­ Artists/Researchers was documented for the first the honor going to Gerda tion and the Collection of time and the imperial court Matejka-Felden. Today, Plaster Casts; the xhibit contributed the first funds we are proud to be the only showroom; excellent admi­ to what would be known Austrian university to em­ nistration ... there is simply from 1705 on as the “Kayser­ ploy over 50 percent female not enough space here to list liche Aca­demie.” Strudel’s professors. it all. death in 1714 then led to the closure of the Academy, which was re-established in 1726 by Jacob van Schuppen as the “Kayl: Mahler, und Bildhauer Academie” (Im­ perial Court Academy of Painters, Sculp­tors). The Academy of Fine Arts Vienna is thus one of the old­est art academies in Central­ Europe.

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Der Jahrestag der Akademie der bildenden Künste Wien In den 325 Jahren ihres Bestehens hat die Akademie ist ein wahrer Festtag für die Stadt. Wie kaum eine andere der bildenden Künste Wien viele angehende Künstler_in­ Institution signalisiert sie die künstlerische Vitalität nen betreut und mit akademischem Rüstzeug für ihre und globale Relevanz Wiens. Das liegt einerseits an den Karriere ausgestattet. Ein prominenter Absolvent, Otto vielen großen Persönlichkeiten, die die Akademie als Wagner, beteiligte sich im Jahr 1909 sogar an der „Ideen- Lehrende über viele Jahrzehnte geprägt haben. Anderer­ Konkurrenz“ zum Bau des Technischen Museums für seits – und vielleicht sogar noch wichtiger – sind es die Industrie und Gewerbe. Doch nicht nur dies verbindet die Student_in­nen, die an die Akademie kommen, um die Akademie und das Technische Museum Wien: Seit vielen Künste für sich zu entdecken und zu revolutionieren. Jahren finden sich immer wieder Anknüpfungspunkte Dass diese Student_innenschaft immer transnationaler zwischen den bildenden Künsten und der Technik, wie wird, ist eines der großen Verdienste der Akademie zum Beispiel die Zusammenarbeit bei Ausstellungspro­ und einer der wichtigsten Motoren für die wunderbare jekten des TMW. 2004 konnte Prof. Elke Krasny für die Internationalisierung Wiens. Ausstellung Welt ausstellen – Schauplatz Wien 1873 gewonnen werden, und 2012 bereicherte der Lehrbeauf­ The anniversary of the Academy of Fine Arts Vienna tragte Harun Farocki die Ausstellung At Your Service mit is a genuine day of celebration for the city. Like hardly einer Videoinstallation. Die intensive Zusammenarbeit any other institution, the Academy stands for Vienna’s unserer beiden Häuser manifestiert sich auch in der seit ongoing artistic vitality and global relevance. This Jahren durchgeführten Provenienzforschung sowie im can be attributed on the one hand to the many prominent gemeinsamen Interesse an Themen wie Mobilität und personalities whose teaching has shaped the Academy Migration. over many decades. But perhaps even more important are the students who come here to discover the arts for In diesem Sinne wünsche ich der ältesten Kunstakademie themselves and then end up revolutionizing them. The Mitteleuropas noch viele erfolgreiche Jahrhunderte und increasingly transnational profile of the student body freue mich auf weitere gemeinsame Projekte. is one of the Academy’s great merits and at the same time a prime driver for the welcome internationalization of In the 325 years of its existence, the Academy of Fine Arts Vienna. Vienna has fostered many a budding artist and equipped them with the academic tools they need to embark upon a successful career. A prominent graduate, Otto Wagner, even participated in 1909 in the “ideas competition” for Matti Bunzl the building of the Technisches Museum für Industrie und Direktor / Director Gewerbe, today known as the Technisches Museum Wien. Wien Museum But that’s not all that connects the Academy and our museum: over the past several years many joint projects have been undertaken that bring together fine arts and technology, for example the collaborative exhibitions at the TMW. In 2004, Prof. Elke Krasny contributed her expertise to the exhibition Welt ausstellen – Schauplatz Wien 1873, and in 2012 lecturer Harun Farocki enhanced the exhibition At Your Service with a video installation. The intensive collaboration between our two institutions also includes many years of provenance research, as well as our common interest in issues such as mobility and migration.

In this sense, I wish Central Europe’s oldest art academy many more successful centuries and am looking forward to joining forces for further projects in the future.

Dr. in Gabriele Zuna-Kratky Direktorin / Director Technisches Museum Wien

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Nach 325 Jahren ist die Akademie der bildenden Künste Wien nicht zuletzt ein Denkmal. Das gilt für das Gebäude, aber auch für die Sammlungen der Gemäldegalerie, des Kupferstichkabinetts, der Glyptothek, der Bibliothek und des Archivs. Seit der Zwischenkriegszeit setzte sich das Bundesdenkmalamt für die denkmalgerechte Erhaltung und Pflege der baulichen Substanz und der dort aufbe­ wahrten Sammlungen ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg bemühte man sich um den Wiederaufbau des schwer getroffenen Gebäudes und begleitete die Erhaltungsmaß­ nahmen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ab 2017 steht der Akademie der bildenden Künste Wien eine Generalsanierung im wahrsten Sinn des Wortes ins Haus. Umfangreiche restaurierungswissenschaftliche Vorunter­ suchungen schufen ein sicheres Fundament für die erfolg­ reiche Abwicklung eines der größten Bauvorhaben in der Geschichte der Universität. Das Bundesdenkmalamt Als das ehrwürdige Gebäude am Schillerplatz 1877 gratuliert der Akademie zum Jubeljahr und freut sich eröffnet wurde, waren die Mauern des ganz in der Nähe auf die künftige Zusammenarbeit. geplanten kunsthistorischen Hofmuseums noch nicht einmal bis zur Dachgleiche hochgezogen – als die private After 325 years, the Academy of Fine Arts Vienna is Akademie Peter Strudels 1692 vom habsburgischen Hof nothing less than a monument. This is true of course for anerkannt wurde, waren die kunsthistorischen Sammlun­ the building but also for the Paintings Gallery, Graphic gen noch in halb Europa verstreut. Ich gratuliere der Collection, Collection of Plaster Casts, Library, and Akademie herzlich zum 325-jährigen Bestehen – bravo! Es Archive. Ever since the interwar period, the Bundesdenk­ ist mir zudem eine Ehre, die grandiose Gemäldesammlung malamt (Federal Monuments Office) has taken charge of während des Umbaus der Akademie im Theatermuseum the proper maintenance and preservation of the building beherbergen zu dürfen. Für diesen Zeitraum etwas näher and the collections housed therein. After the Second in die Innere Stadt gerückt, erwarte ich, dass Bosch, World War, no effort was spared to reconstruct the badly Rubens & Co immer wieder lustvoll in Erinnerung gerufen damaged building, and subsequent conservation measures werden. Auch Wientourist_innen, hiesige Kunstfreund_ were undertaken in the second half of the 20th century. innen und Vertreter_innen der Creative Industries werden Starting in 2017, the Academy of Fine Arts Vienna is due die Galerie als stete Inspirationsquelle erleben! for a complete refurbishment in the truest sense of the word. Extensive preliminary inspections by restoration When the venerable building on Schillerplatz opened its experts have laid a sound foundation for the successful doors in 1877, the walls of the imperial court’s museum carrying out of one of the largest construction projects of art history going up nearby had not even reached roof in the history of the university. The Bundesdenkmalamt level – and when the private academy founded by Peter would like to congratulate the Academy on its anniver­ Strudel was recognized by the Habsburg court in 1692, sary and is looking forward to continuing to work with it that court’s fine arts collections were still scattered across in the future. half of Europe. I would like to warmly congratulate the Academy on its 325th anniversary – bravo! I also have the great honor of hosting the magnificent collection of paintings at the Theatermuseum during the Academy’s Dr. in Barbara Neubauer renovation work. Now that Bosch, Rubens et al. have Präsidentin / President temporarily moved closer to the city center, I expect that Bundesdenkmalamt they will serve as a constant source of inspiration for tourists, art lovers, and representatives of the creative industries frequenting the gallery!

Dr. in Sabine Haag Generaldirektorin / General Director Kunsthistorisches Museum Wien

325 JAHRE / 7 KIMBERLY BRADLEY

TRAUMAKADEMIE

DREAM ACADEMY

Nichts ändert sich von Generation Frappant ist hier wie auch in den gebäude errichtet wurde und dessen zu Generation außer dem gesehenen anderen drei Gebäuden der Akademie Räume sogar noch höher sind. Offenbar Ding, und das macht eine Kompo­ die Rücksicht auf die Geschichte teilte er einmal seinen Erstsemestrigen sition. einer Institution, die älter ist als mein lautstark mit, ihre schicken Websites zu Gertrude Stein Heimat­land (die Akademie wurde stanzen und stattdessen an die Arbeit bekanntermaßen 1688 gegründet, die zu gehen – die Werbung zu vergessen, I Unabhängigkeitserklärung der Ver­ bevor man noch irgendeine Kunst ge­ einigten Statten 1776 unterzeichnet). macht hat. Dabei musste ich an meine Als ich zum ersten Mal meinen Fuß Zugleich ist man hier – mit Lehrver­ Studierenden in Amerika denken.2 in die Akademie der bildenden Künste anstaltungen an sechs Instituten und Auch sie sind ernst, clever und arbeit­ in Wien in ihrem Hauptgebäude am in 17 Kunstdisziplinen einschließlich sam, sorgen sich aber oft mehr darum, Schiller­platz setzte, hatte ich den neuer Medien, Performance, öffentli­ ihre Marke zu profilieren als, ihre Eindruck, eine Zeitkapsel zu betreten. cher Kunst und Fotografie – fest einem Kunst zu pflegen und reifen zu lassen. Verwirrt ging ich durch die fast leeren fortschrittlichen Denken verpflichtet. Gewölbegänge mit all ihren dekorierten Auch Transparenz wird respektiert. Guttmann erzählte mir später, dass Decken. Ich kam an der Aula vorbei, So akzeptiert die Akademie keinerlei er an der Akademie den Studierenden die ich aus amerikanischen Filmen Firmensponsoren, die gegen ihre poli­ ausreichend Zeit und Raum geben kannte und die mich immer an ein tische Ausrichtung verstoßen, was man dürfe, sich zu entwickeln. „Es ist eine römisches Forum erinnert. Vereinzelt als geradlinig progressiv bezeichnen sehr offene Akademie, eine der offen­ kamen Studierende oder Profs vorbei könnte. Es handelt sich zudem um sten, die ich kenne. In den Akademien und verschwanden durch irgendwelche die einzige Kunstakademie weltweit, im angloamerikanischen Raum lehrt massiven Holztüren in Räume, die die von drei Frauen geleitet wird, und man Effektivität, Schnelligkeit und auf ich (noch) nicht kannte und die all das die einzige Universität in Österreich, dem Laufenden zu bleiben, lässt die Wissen und die Kreativität beherber­ die sämtliche Studiengebühren an ihre Studierenden aber nicht ihr eigenes gen. Ich stellte mir vor, wie dieses im­ Studierenden rückerstattet. Denken und ihre eigene Kunst ent­ posante Gebäude wohl 1877, als hier der wickeln, das heißt langsam ihre poe­ erste Unterricht stattfand, ausgesehen Egal, wie lange ich als Amerikanerin in tische Richtung finden.“ haben mochte. Europa lebe (und das ist nun schon eine ganze Weile), manchmal kann ich kaum Bei Guttmann, aber auch in den Seither habe ich die Akademie auch glauben, dass es einen Ort wie diesen anderen Fachbereichen fördert die anders gesehen – brechend voll mit hier gibt. Aber es gibt ihn. Akademie augenfällig diese poetische Studierenden, die für soziale Anliegen Richtungsfindung, aber auch eine demonstrieren, voller Publikum, das II Art Entschleunigung und Tiefe, jene wie jeden Jänner den Rundgang durch Mischung aus Kreativität und Denken, die Ateliers besucht, und in großer Welchen Zweck hat eine Kunstakade­ die jede Künstlerin und jeder Künstler Aufregung während der Diplomwoche. mie heute – im Jahr 2017? Das Erlernen für sich entdecken muss, insbesondere Ich habe sie auch als Journalistin be­ technischer Fertigkeiten? Konzeptu­ heute unter den spätkapitalistischen sucht, um mit ihren hervorragenden elles Denken? Berufliche Ausbildung? Be­dingungen, die Kunst zur Ware Mitarbeiter_innen zu sprechen und Netzwerken? Oder soll die Kunst­ machen. Besonders seit der Studien­ endlich die mysteriösen Zimmer hinter akademie das Gewissen der Kunstwelt planreform in den frühen 1990er- den schweren Türen, die geräumigen sein, wie der Künstler und Lehrende Jahren hat sich die Akademie scharf Ateliers mit mehr oder weniger fertigen Ernesto Pujol in seinem Aufsatz „On vom Klischee des Geniekünstlers und experimentellen Kunstwerken zu the Ground“1 schreibt? Damit meint abgewandt. Sie stellt stattdessen ein betreten, die gedämpfte und peinlich er, dass die Verbindungen der Bildungs­ multidisziplinäres und flexibles Umfeld hellhörige Konservierungswerkstätte, insti­tutionen zur äußeren Kunstwelt zur Verfügung, mit dem sie als erste die großartige, abgedimmte Biblio- und ihrer dominanten Marktstruktur Kunsthochschule im deutschsprachi­ thek aus dem 19. Jahrhundert voller zwar nicht ignoriert, aber ausbalanciert gen Raum das übliche Meisterklassen­ aktueller Kunstzeitschriften und und geerdet werden sollen. Und was ist prinzip hinter sich ließ und man nun alter Bücher … sogar das große, aber mit der Globalisierung? ganze Semester andere Medien und gemütliche Eckbüro von Rektorin Ansätze erproben kann. Eva Blimlinger, ebenfalls voller Bücher Es gibt eine Anekdote über Martin und Kunst, mit einem großen Tisch, Guttmann, der als Professor den „Wir haben dafür gekämpft, das an dem sie Gäste und Fragesteller_in­ Fachbereich Kunst und Fotografie Diplomstudium beizubehalten und nen wie mich begrüßt. im Atelierhaus Lehárgasse leitet, das nicht auf das Bachelor-Master-System etwa zur gleichen Zeit wie das Haupt­ überzugehen“, sagt Dorit Margreiter,

325 JAHRE / 8 KIMBERLY BRADLEY selbst bekannte Künstlerin und Pro­ gramme in künstlerischer Forschung ger junger Maler namens Adolf Hitler fessorin für Video und Videoinstalla­ auf den Weg gebracht (selbige, ob man hier zweimal, nämlich 1907 und 1908, tion. Wie Guttmann hat auch sie schon mag oder nicht, derzeit ein großer vergeblich um Aufnahme ansuchte, an berühmten Kunstakademien welt­ Trend in der Kunstwelt). Partner­ was für die lange Geschichte strenger weit unterrichtet, zum Beispiel am schaften mit Wiener Institutionen wie Aufnahmekriterien an dieser Hoch­ CalArts. „Die künstlerische Tätigkeit dem mumok ermöglichen öffentliche schule spricht. Hitlers Gemälde waren, erfordert, obwohl es von außen Diskussionen spezieller Themen. mit Verlaub, Schrott). vielleicht nicht so aussieht, viel Zeit. „Institutionell geht es in dieser Schule um die Gegenwart“, sagt Diederichsen, Dann gibt es noch den Abendakt, eine Zeit und Flexibilität unterscheiden der vor fünf Jahren den Master in Anomalie nicht nur in seiner Schlicht­ diese Kunstakademie daher von an­de­ Critical Studies mitgegründet hat. heit, sondern auch wegen seiner Lang­ ren“, meint sie weiter. Die Studierenden Es handle sich um eine der wenigen samkeit. Dieser Zeichenkurs findet stellen ihre Ideen den Professor_in- Akademien in Europa, die wirklich ohne reguläre Anmeldung jeden Tag ­nen – und nicht umgekehrt – oft in wüssten, was zeitgenössisch bedeute, eine ruhige Stunde lang statt und bietet einer sehr demokratischen Situation fügt er noch hinzu.3 allen Studierenden die Möglichkeit, vor. Etwa 1.500 Studierende aus die Verbindung von Hand, Auge und 50 Ländern (neben vielen Gästen aus IV Gehirn zu trainieren. Da sitzen sie wie 100 Partnerinstitutionen) lernen hier, in einem gedämpften Amphitheater sich neuen Herausforderungen zu Doch je mehr sich verändert, desto und zeichnen unter der Anleitung eines stellen, globale Überlegungen nicht wichtiger wird die Fundierung be­ geduldigen Lehrers ihre Aktmodelle. nur zu diskutieren, sondern auch stimmter Aspekte der Akademie (das Eine Meditation inmitten der hekti­ in der Student_innenschaft zu leben. Motto von Gertrude Stein ist vielleicht schen Welt. „Es gab einen riesigen ein Beleg dafür). Seit der Entmateria­ Run aufs Aktzeichnen, wahrscheinlich III lisierung der Kunst, die in den späten weil eine neue Generation zu studieren 1960er-Jahren begann, hat sich das begonnen hat“, sagt Eva Blimlinger. Die Akademie fürchtet sich also nicht Kunststudium schubweise verändert. „Für sie ist die digitale Welt bereits vor Veränderung. Das ist vielleicht In den USA ist es meist digitaler und Alltag und das Zeichnen etwas Neues.“ einer der Gründe, warum sie drama­ konzeptueller geworden, um die Für mich indes bedeutete der Abendakt tische Umwälzungen durch 325 Jahre Studierenden auf Laufbahnen in einem die Erkenntnis, dass bestimmte kog­ni­ überstanden hat, und zwar nicht nur, schnell wachsenden Kunstfeld vorzu­ tive Tätigkeiten, zum Beispiel wie was die Betreuung der Studierenden, bereiten, in dem mehr Konkurrenz wir sehen, niemals von Bildschirmen sondern auch was den Zeitgeist und die herrscht als je zuvor, oder aber es blieb ersetzt werden können. Themen der jeweiligen Epoche betrifft. völlig traditionell und ignorierte die „Wir bauen auf das auf, was hinter uns Beschleunigung, die die Kunstwelt V liegt, und auf das Wissen daraus. So erfasst und erschüttert hat. Die Akade­ kann man Kunst weiterentwickeln mie in Wien verbindet diese beiden Ich habe anderswo festgehalten, dass und sogar verbessern“, erklärt Heimo Pole scheinbar mühelos. Um nur ein man die Akademie als Mikrokosmos Zobernig, als ich ihn in seinem Atelier Beispiel zu nennen: In der Bildhauerei der sie umgebenden Stadt verstehen mit der hohen Decke im Mezzanin des werden jahrtausendealte Fertigkeiten könnte. Für jemanden aus der Neuen 108 Jahre alten Bildhauereigebäudes wie Steinmetzarbeiten unterrichtet, Welt ist Wien verwirrend. Wien ist in der Nähe des Wurstelpraters bat, während man im Tonstudio mit aktu­ freigeistig und schockierend konser­ mir seine Unterrichtsmethoden zu ellstem Computerequipment zu Werke vativ zugleich (je nachdem mit wem erläutern. geht. man wo spricht). Wien blickt nach vorne (Stadtplaner_innen betreiben Zobernig ist nur einer von etwa Gewiss sind die Gebäude der Akademie Feldforschung hier, und die Stadt 300 Lehrenden, von denen viele be­ geschichtsträchtig, doch hinter der hat gegenüber anderen viele Vorteile, kannte Persönlichkeiten der österrei­ historischen Fassade verbergen sich weswegen sie auch auf den jährlichen chischen und internationalen Kunst­ einige geheime Juwelen wie die Ge­ Lebensqualitätshitparaden immer weit welt sind. Die meisten sind selbst aktiv mäldegalerie, ein kleines Museum im oben landet) und verirrt sich dennoch und daher in permanentem Kontakt Hauptgebäude, zu dessen Sammlung öfters im engmaschigen Netz seiner mit der Welt außerhalb des Elfenbein­ Werke alter Meister wie das Welt­ Vergangenheit. Und seit der Kaiserzeit turms. Guttmann kommt aus Israel gerichtstriptychon von Hieronymus ist die Stadt ein Schmelztiegel der via USA, Monica Bonvicini ist eine Bosch gehören, oder das Kupferstich­ Kulturen – wie die Akademie auch. in Berlin lebende Italienerin, der Maler kabinett, einer der Grafikschätze Daniel Richter sowie die Theoreti- der K.-u.-k.-Monarchie und eine Art Diese Melange an Einflüssen führt zu ker_innen Sabeth Buchmann und lebendes Gedächtnis oder Archiv der einer gewissen Reibung, die bisweilen Diedrich Diederichsen sind Deutsche. Institution. Apropos Gedächtnis. Den verwirrend sein kann. Doch Reibung Und neben vielen anderen sind da Geist der Vorfahren kann man hier erzeugt Wärme, die ihrerseits zu noch wichtige Österreicher_innen wie nicht leugnen. In den Annalen der Veränderungen führt. Und in Wien Erwin Bohatsch, Elke Krasny, Dorit Akademie finden sich weltberühmte hat die Reibung zwischen Vergangen­ Margreiter oder Wolfgang Tschapeller. Absolventen und Lehrende aus heit, Gegenwart und Zukunft immer Österreich wie Gustav Klimt, Egon schon zu Paradigmenwechseln Anlass Laufend kommen neue Schwerpunkte Schiele oder der Architekt Otto Wagner gege­ben. (Ich denke nur daran, dass hinzu. In den letzten fünf Jahren (und natürlich weiß auch ich als ameri­ Kaiser Franz Joseph so wütend auf wurden mehrere finanzierte Pro­ kanischer Kunstfan, dass ein ehrgeizi­ Adolf Loos’ klare Linien auf dem 1911

325 JAHRE / 9 KIMBERLY BRADLEY er­bauten Looshaus war, dass er auf der student or prof walked past, disappear­ and art instructor Ernesto Pujol puts it anderen Seite des Michaelerplatzes ing through massive wooden doors in his essay “On the Ground,”1 meaning sein Fenster schließen musste, um into rooms I couldn’t (yet) see but knew that the ties to the real art world and sich die kühne Moderne zu ersparen. harbored knowledge and creativity. its dominant market structures should Ich vermute allerdings, dass er tief in I imagined what this imposing building be acknowledged but also counter­ seinem Inneren wusste, dass man den might have been like in 1877, when the balanced and grounded by educational Fortschritt nicht aufhalten konnte und first classes were held in these spaces. institutions? What about globalism? seine Tage gezählt waren.) Die meisten Wiener_innen, besonders jene, die I’ve since witnessed the Academy I was once relayed a story about im Kultursektor arbeiten, tolerieren in many other states – packed with Academy professor Martin Guttmann, nicht nur intellektuelle und ästhetische students­ demonstrating for social who teaches Art and Photography Widersprüche, sondern bestärken sie causes, jammed with locals viewing the in the Atelierhaus (a studio building sogar. Aus Widersprüchen und Reibung Open Days student exhibitions each whose ceilings soar even higher than entstehen Innovation und Fortschritt. January, prickling with stress during in the main building) around the Diplom week. I’ve visited even as a corner from the main building and built Laut Akademie ist „Kunst eine spezi­ journalist, speaking to the institution’s around the same time. Apparently, he fische Erkenntnisform“ – namentlich illustrious staff, finally entering the vociferously told his first-year students eine, die hier mit immer seltener wer­ mysterious rooms behind the heavy to scrap their slick websites and get denden Abstraktionen von Zeit, Raum doors and seeing the workshops, caver­ to work; to forget marketing before und Förderung gepflegt wird. Diese nous studios with artwork in various they’ve made any art. I got to thinking Institution weiß, dass Kunst mehr ist states of completion or experimenta­ about my own American students2 – als Handwerk und historischer Kanon. tion, the hushed, meticulously sensitive earnest, smart, hardworking young Denn das gesehene Ding ändert sich conservation lab, a stunning low-lit people, but often worried more about immer – um auf das Zitat von Gertrude 19th-century library filled with current creating personal brands than percolat­ Stein zurückzukommen. Doch das, art journals and ancient volumes … ing and maturing their practices. was sich von Generation zu Generation even director Eva Blimlinger’s large but nicht ändert, könnte der couragierte cozy corner office, filled with books, art, Guttmann later told me how the Akt sein, sich dem zu stellen, was Kunst and a big table where she greets guests Academy allows him to give students ist und immer sein wird – angstlos and questioners like me. ample time and space to develop. und dem und den Anderen und Uner­ “It’s very open, one of the most open for­schten gegenüber aufgeschlossen. What remains striking, here and in the academies I know. In Anglo-Saxon Academy’s three other buildings, is schools, you teach [students] to be Immer noch wandle ich manchmal an the respect for an institutional history effective and fast and au courant, but stillen Tagen durch die Akademie und that’s quite a bit older than my country you don’t teach them to develop their ergötze mich an ihrer Atmosphäre. (the Academy was famously founded own line of thinking and practice, and Allerdings erscheint sie mir nicht mehr in 1688; the United States Declaration to slowly build their poetic direction.” als Zeitkapsel, sondern als zeitloses­ of Independence was signed in 1776), Refugium, als sicherer und stüt­zender combined with a simultaneous and Here and in other departments, the Raum für Gedanken und freies Schaf­- re­solute commitment to forward think­ Academy palpably fosters this poetic fen … während beide sich ent­wic­keln. ing – with courses in six institutes and direction, as well as a kind of decele­r­ In welche Richtung? Das wissen wir 17 artistic disciplines, including new ation and depth, a combination of nicht. Ich paraphrasiere einen Satz, media, performance, public art, and creation and thought that every artist den das indische Raqs Media Collective photography. Transparency, too, is re­ has to decide to pursue, especially now einmal schrieb: Eine Schule ist eine spected: the Academy takes no corpo­ in our state of late capitalism and art as Voraussetzung,­ um zu lernen, und der rate sponsorships that might go against product. Especially since its curricular Künst­ler oder die Künstlerin lernt nie its political bent, which is unapologet­ reform in the early 1990s, the Academy aus. Die Schule geht also nie zu Ende. ically progressive. It’s the only art aca­d­ has moved sharply away from the tired emy in the world run by three women, artist-as-genius trope towards a more and the only university in Austria multidisciplinary and fluid environ­ Nothing changes from generation that refunds its entire tuition fee to ment – and led the way in the German- to generation except the thing seen students. speaking world by allowing students to and that makes a composition. go beyond the usual master-apprentice Gertrude Stein No matter how long I’ve lived in structure and spend semesters explor­ Europe (and by now, it’s been a while), ing other mediums and approaches. I as an American, it’s sometimes hard “We fought to keep the degree earned for me to believe a place like this can a Diplom (diploma), and not go to the The first time I set foot in the Academy exist. But it does. bachelor-master system,” says Dorit of Fine Arts, in the main building Margreiter, a well-known artist and on Vienna’s Schillerplatz, I felt like II pro­fessor of video art and video in­ I’d stepped into a time warp. I walked, stalla­tion. Like Guttmann, she’s taught bemused, through the nearly empty What is the purpose of an art school, at high-profile art schools around corri­dors under vaulted, decorated right now, in 2017? Skill-building? the world, such as Cal Arts. “Artistic ceil­ings. I passed the Aula, which Conceptual thinking? Career training? activity – which might not always look I knew from American films and still Connections? Should the art school be like much from the outside – needs reminds me of a Roman forum. The odd the conscience of the art world, as artist a lot of time. Time and flexibility are

325 JAHRE / 10 KIMBERLY BRADLEY what differentiates this art school from IV a recognition that some cognitive others,” she says. Students here often activi­ties – like how to see – can never present ideas to their profs (not only Yet, the more things change, the more be replaced by the screen. the other way around) in a highly important it is that some aspects of the democratic environment. About 1,500 Academy stay firmly grounded. (The V students from 50 countries (along with Gertrude Stein quote above is perhaps lots of guests from the Academy’s 100 a testament to this.) Since the de­mate­ I’ve written elsewhere that the Aca­d­ partner institutions) learn to challenge rialization of art starting in the late emy might be a microcosm of its city. themselves here, allowing global con­ 1960s, art education has moved in fits For someone from the new world, siderations to not only be discussed but and starts – in the US often be­­coming Vienna is confusing – it’s libertine yet lived through the student body. more digital, conceptual, about prep­ can be shockingly conservative (de­ ping stu­dents for careers in a rapidly pending on whom you’re talking to and III ex­pand­ing art field that’s more com­ where you are). It’s forward-looking peti­tive than ever – or stayed com­ (urbanists have a field day here because The Academy is thus unafraid of pletely traditional, ignoring the rapid the city has many advantages others change, perhaps one reason why it has accele­rations currently shaking up don’t, which places it high on annual weathered the dramatic shifts of 325 the art world. The Academy combines quality-of-life lists) yet is often caught years – not only in terms of the care and these two poles rather seamlessly. in the complex web of its own past. feeding of artists and ideas, but in terms Just one example: the sculpture And since the imperial era, the city has of zeitgeist, the issues of our times. department teaches millennia-old been a melting pot of cultures – as is “We build on what’s behind us, and the skills like stonecutting­ while a sound the Academy. knowledge that’s within it. That makes studio works with state-of-the-art it possible to have art develop and make digital equipment. The mélange of influences results in a it even better,” sculpture professor certain friction – one that’s bewildering Heimo Zobernig told me when I asked The Academy’s physical buildings at times. But friction creates heat, him to explain his teaching methods. of course ooze history, but behind which leads to change and transfor­ His classes are held in a high-ceilinged, the obvious are a few secrets, like the mation. In Vienna, friction between the mezzanined studio in the 108-year-old Pictures Gallery, a mini-museum within past, present, and impending future has building dedicated to sculpture in­ the main building holding Old Masters always led to paradigm shifts. (I only struction, across town near the Prater works like Hieronymus Bosch’s Last think of Austria’s last emperor, Franz amusement park. Judgement Triptych, as well as the Josef, so angry at architect Adolf Loos’s Graphic Collec­tion, one of the Austrian clean lines on his Looshaus, completed Zobernig is just one professor among empire’s treasure troves of works on in 1911, that he had to shut his window 300-odd lecturers, many of them well- paper and a kind of living memory at the across the square, to known art-world players from Austria or archive of the institution. As to simply not look at the audacious mo­ and beyond, the majority active prac­ memory, the spirit of those who came der­nism. But I’m guessing deep down titioners of what they teach and thus in before cannot be ignored – the Acad­­ he knew progress was unstoppa­ble, constant contact with the world beyond emy annals list big-name historical and his days were numbered.) Most the ivory tower. Guttmann comes from Austrian alumni and former faculty Viennese, especially those in the city’s Israel via the United States; there’s like Gustav Klimt, Egon Schiele, and cultural fields, not only tolerate but Berlin-based Italian Monica Bonvicini, archi­tect Otto Wagner. (And of course – encourage intellectual and aesthetic Germans Daniel Richter, a painter, as an American art buff – even I know collisions. From collisions and friction theoreticians like Sabeth Buchmann or that an emerging painter named come innovation and progress. Diedrich Diederichsen, and many many Adolf Hitler applied here twice, and more, including important Austrian was twice rejected, in 1907 and 1908, According to the Academy, “art is natives like Erwin Bohatsch, Elke a testa­ment to the long legacy of the a speci­fic form of insight” – one that, Krasny, Dorit Margreiter, and Wolfgang Academy’s rigorous entrance require­ here, is fostered with the ever-rarer Tschapeller. ments. His paintings were, ahem, crap.) abstractions of time, space, and support. This institution knows that art New focuses are continually added – Then there’s the Nude Drawing Even­ transcends skill and historical canon­ in the past five years, several financed ing Class, an anomaly not only in its ization. To again take up the Stein programs in artistic research have simplicity but in its temporal quality. quote above, the things seen will indeed gotten underway (AR is a big trend in The course is a quiet hour running always change. But the “nothing that the art world at the moment, whether every day with no regular enrollment, changes from generation to generation” one likes it or not). Partnerships with just the chance for students to anchor might be the courageous act of facing city institutions like the mumok allow a connection between hand, eye, and what art is and will be, unafraid discussion of topical issues in a real- brain. They sit in a hushed amphi­ and welcoming of the Other(s) and world context. “Institutionally, this theater-like room drawing nude models the unexplored. academy is about the present,” says under the guidance of a patient pro­ Diederichsen, who cofounded the fessor. It’s meditation in a frenzied I still sometimes walk through the Academy’s Masters in Critical Studies world. “There has been a huge run on Academy on quiet days and bask in its program five years ago, adding that it’s the drawing class, probably because a atmosphere, but for me the institution one of the few academies in Europe new gene­ration is coming in. For them has gone from being a time warp to that has a true hold on what contem­ the digital world is everyday, drawing is being a timeless refuge, a safe, suppor­ porary means.3 innova­tion,” says Blimlinger. For me, it’s tive space for thought and independent

325 JAHRE / 11 KIMBERLY BRADLEY creation … as both evolve. To where? We don’t yet know. To paraphrase something the Indian artist group Raqs Media Collective once wrote: A school A Einblick in ein Malereiatelier is a condition of learning, and … an am Schillerplatz, Foto © Daniel artist’s education is never finished. Gebhart de Koekkoek School is never out. B Auf der Galerie im Atelierhaus, Lehargasse, Foto © Daniel Gebhart de Koekkoek 1 Ernesto Pujol, „On the Ground“, C Abendakt, Foto © Daniel Gebhart in: Art School (Propositions for de Koekkoek the 21st Century), hg. v. Steven D Einblick in die Bildhauerateliers, Henry Madoff, Cambridge/MA Kurzbauergasse, Foto © Daniel 2009, S. 1–15. Gebhart de Koekkoek 2 Ich unterrichte am Berliner Zweig E Hauptgebäude der Akademie der der New York University über bildenden Künste Wien am Schiller­ zeitge­nössische Kunst und den platz, Foto © Daniel Gebhart Kunstbetrieb. de Koekkoek 3 Obwohl sich Hal Foster oder sogar F Rektorin Eva Blimlinger, Foto Autoren-Künstler wie Liam Gillick © Daniel Gebhart de Koekkoek nicht immer auf den Begriff „zeitge­ nössisch“, ja nicht einmal über seine Sinnhaftigkeit einigen können. Vgl. What is Contemporary Art?, hg. v. Julieta Aranda, Brian Kuan Wood, Anton Vidokle, Berlin 2010.

1 Ernesto Pujol, “On the Ground,” in: Art School (Propo­sitions for the 21st Century). Edited by Steven Henry Madoff, (Cambridge, MA, 2009), pp. 1–15. 2 I teach a course on contemporary art and the contempo­rary art world at New York University’s Berlin branch. 3 That is, even if scholars like Hal Foster or writer-artists like Liam Gillick can’t always agree on the concept, or even the term “con­ temporary’s” via­bility. See: What is Contemporary Art?, edited by Julieta Aranda, Brian Kuan Wood, and Anton Vidokle (Berlin, 2010). A

Kimberly Bradley ist eine amerika­nische Kunstkritikerin und Kulturjournalistin,­ deren Texte in ArtReview, Frieze, Monocle, The New York Times und vielen anderen Publika­ tionen erschienen sind. Sie gibt Monografien heraus und lehrt am Berliner Zweig der New York University. Bradley lebt und arbeitet in Berlin und Wien.

Kimberly Bradley is an American art critic and culture journalist whose work has appeared in ArtReview, Frieze, Monocle, The New York Times, and many other publications.­ She also edits monographs and teaches at New York Uni­ versity’s Berlin branch. She lives and works in Berlin and Vienna.

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KUNST UND BILDUNG

Das Lehramtsstudium Kunst Die Meisterschule für und Bildung für das schuli­ Kunsterziehung und sche Unterrichtsfach Bild­ Ausbildung der Kunster­ nerische Erziehung beruht zieher an höheren Schulen, auf der engen Verbindung gegründet unter Rektor von künstlerischer Praxis, Alexander Popp, illegaler Kunstvermittlung und theo­ Nationalsozialist seit 1935, riegeleiteter Analyse von und geleitet von August Kunst und Kunstvermittlung. Ernst Mandelsloh, NSDAP- Kunst wird als kritische und Mitglied seit 1932, orien­ öffentlich involvierte Teil­ tierte die Lehrer_innenaus­ habe an den komplexen bildung an den ideologischen Transformationsprozessen Grundlagen des National­ zeitgenössischer Gesell­ sozialismus. In Zusammen­ The Art and Education At the master school for art schaftlichkeit begriffen. arbeit mit den Historiker_in­ program brings together education and the training Das Studium fördert die nen Ina Markova, Rosemarie artistic practice, art media­ of secondary school art Zusammenarbeit­ mit lokalen Burgstaller und Sophie tion, and the theoretical teachers founded under Ak­teur_innen aus Kunst-, Bitter-Smirnov sowie analysis of art and art media­ Rector Alexander Popp, an Kul­tur-, Bildungs- und den Künstler_innen Anna tion. Art is understood as the illegal Nazi since 1935, and Zivilge­sellschaftskontexten. Artaker, Ramesch Daha, critical and publicly involved directed by August Ernst Der internationale Aus­ Zsuzsi Flohr/Benjy Fox- participation in the complex Mandelsloh, a member tausch wird durch Sympo­ Rosen/Eduard Freudmann/ processes of transformation of the Nazi Party since 1932, sien und Workshops in­ Eva Reinold/Luisa Ziaja, shaping contemporary soci­ teacher training was based tensiviert. Zen­tral sind Lena Rosa Händle, Minna ety. The program promotes on the ideological principles Frage­n von Globalisierung, L. Henriksson, Hansel Sato, cooperation with local stake­ of National Socialism. Migrations­gesellschaft, Sekretariat für Geister, holders from the contexts of In cooperation with the Geschlechter­verhältnissen Archivpolitiken und Lücken art, culture, education, and historians Ina Markova, und Ge­schichts­politik. (Nina Höchtl und Julia civil society. International Rosemarie Burgstaller, and Wieger) und Imayna exchanges are intensified Sophie Bitter-Smirnov, and Im Jahr 1941 ist die Meister­ Caceres/Pêdra Costa/Verena through symposia and the artists Anna Artaker, schule für Kunsterziehung, Melgarejo Weinandt von work­shops. Central issues Ramesch Daha, Zsuzsi aus der das heutige Institut „Wer hat Angst vor dem address­ed are globalization, Flohr/Benjy Fox-Rosen/ für das künstlerische Lehr­ Museum?“ verband das the migration society, gender Eduard Freudmann/Eva amt hervorging, durch das Projekt die Aufarbeitung relations, and the politics of Reinold/Luisa Ziaja, Lena NS-Regime gegründet wor­ des Archivs mit zeitgenössi­ history and remembrance. Rosa Händle, Minna L. den. Dies war der Anlass für schen transnationalen und Henriksson, Hansel Sato, die Ausstellung Unheimliche migran­tisch situierten künst­ The master school for art Sekretariat für Geister, Materialien. Gründungsmo­ leri­schen Positionen zu Ge­ education, which laid the Archivpolitiken und Lücken mente der Kunsterziehung. schichts­politik und Erin­ cornerstone for today’s (Nina Höchtl and Julia Die umfassende historische nerungsarbeit. Institute for Education in Wieger), and Imayna Aufarbeitung der Institutio­ the Arts, was established in Caceres/Pêdra Costa/Verena nalisierung der Kunster­zie­ Eine seit 2015 aktive Gruppe 1941 under the Nazi regime. Melgarejo Weinandt from hung an der Akademie ging von Dissertant_innen forscht This period was addressed “Wer hat Angst vor dem der Ausstellung, die 2016 zu feministischer und queer- in the exhibition Uncanny Museum?”, the project im xhibit stattfand, voraus. feministischer Kunst und Materials: Founding Mo­ linked the re-examination Architektur, urbanen Trans­ ments of Art Education. Pre­ of the archive with contem­ formationsprozessen, kriti­ ceding the exhibition, which po­rary transnational and scher Ausstellungsgeschichte took place at xhibit in 2016, migrant artistic positions on sowie performativen Strate­ was an extensive historical the politics of history and gien in Bildungsprozessen. reappraisal of the institu­ remembrance. tionalization of art education at the Academy. A group of doctoral candi­ dates active since 2015 is conducting research on Unheimliche Materialien. feminist and queer feminist Gründungsmomente der www.akbild.ac.at/kunst-und-bildung art and architecture, urban Kunsterziehung, Ausstel­lung transformation processes, im xhibit, 2016, Archiv­ critical exhibition history, installation von Elke Krasny as well as performative und Barbara Mahlknecht, strate­gies in educational Foto © Lisa Rastl 325 JAHRE / 14 processes. INSTITUT FÜR DAS KÜNSTLERISCHE LEHRAMT (IKL)

KONTEXTUELLE GESTALTUNG

The Design and Context Against this backdrop, the program negotiates the Design and Context program relationship between people links the procedural require­ and things. In the framework ments of design and pro­ of the program, design signi­ duction with analyses, fies the function-oriented methods, and knowledge practice of developing, pro­ from the fields of design and ducing, and using objects, architectural theory, Mate­ architectures, and spaces in rial Cultural Studies, critique a social environment. A leit­ of technology, theories of motif of the program is the globalization, gender theo­ mutual interdependence ries, and Postcolonial Stu­ of design and context. The dies. These theoretical Das Lehramtsstudium Kon­ Vor diesem Hintergrund object world and how we approaches take on special textuelle Gestaltung – Unter­ verknüpft das Lehramts­ deal with it influence and are relevance at the intersections richtsfach Technisches Wer­ studium Kontextuelle Ge­ at the same time influenced between the academic, ken verhandelt das Verhält­ staltung – Unterrichtsfach by technological, economic, didactic, practical school- nis von Menschen und Technisches Werken ent­ political, and social factors; based, and pedagogical Dingen. Gestaltung wird wurfsbedingte und ferti­ these alter the design pro­ aspects of the program. dabei als eine zweckgebun­ gungstechnische Anforde­ cesses while the designed Didactic and school-based dene Praxis der Entwick­ rungen von Gestaltungs­ things in turn have an impact aspects of the program are lung, Herstellung und prozessen mit Analysen, on all of these factors. Rapid­ taught in close association Verwendung von Gegen­ Methoden und Wissen aus ly changing production with design teaching in the ständen, Architekturen und dem Bereich der Design structures, new working three core subject areas Räumen in einem gesell­ und Architekturtheorie, der conditions, environmental (Technology/Product, schaftlichen Zusammenhang Material Cultural Studies, challenges, and sociopolitical Design/Architecture, City/ verstanden. Ein Leitmotiv Technikkritik, Globalisie­ changes are not only con­ Space), thus opening up des Studiums ist die wech­ rungstheorien, Gendertheo­ stantly rearranging the rela­ possibilities for an integrated selseitige Bedingtheit von rien und der Postcolonial tionship between humans understanding of material Gestaltung und Kontext. Die Studies. Eine besondere and things but also the and social design processes. Gegenstandswelt und der Relevanz kommt diesen design processes resulting Umgang mit dieser stehen Theorieansätzen an den from this relationship. in einem Wechselspiel mit Schnittstellen von fach­ technologischen, ökonomi­ wissenschaftlichen, fachdi­ schen, politischen und sozia­ daktischen, schulpraktischen len Faktoren; diese verän­ und pädagogischen Aspekten dern Gestaltungsprozesse, des Studiums zu. Didakti­ und gestaltete Dinge beein­ sche und schulpraktische flussen wiederum diese Aspekte des Studiums wer­ Studierende und Lehrende beim Faktoren. Sich rapide verän­ den in enger Anbindung an Bau einer Schanigartenterrasse­ dernde Produktions­truktu­ die gestalterische Ausbil­ im Hof des Institutsgebäudes, 2015, ren, neue Arbeitsverhäl­nisse, dung in den drei fachinhalt­ Foto © Anna Weiß ökologische Herausforde­ lichen Kernbereichen des rungen und gesellschafts­ Studiums (Technik/Produkt | politische Veränderungen Design/Architektur | Stadt/ ordnen nicht nur das Raum ) vermittelt, um da­ Mensch-Ding-Verhältnis durch ein Feld zu eröffnen, ständig neu, sondern auch das ein Zusammendenken die Gestaltungsprozesse, von materiellen mit sozialen die aus diesem Verhältnis Gestaltungsprozessen resultieren. erlaubt. www.akbild.ac.at/ kontextuelle-gestaltung

325 JAHRE / 15 INSTITUT FÜR DAS KÜNSTLERISCHE LEHRAMT (IKL)

MODEN UND STYLES

Am Fachbereich startet 2017 Doch soll eine Kunst­uni­ In 2017, this Studio will in­ But should an art university das Austrian Center for versität ein (Lehramts) augurate the Austrian Center declare as outdated an (arts Fashion Research, ein vier­ Studium zu den Schnittstel­ for Fashion Research, a education) study program at jähriges, HRSM-gefördertes len von Mode, Kunst und four-year research project the intersections of fashion, Forschungsprojekt. Um Alltagskultur, zur Vermit­ funded under the University art and everyday culture, Grundlagen kritischer pra­ tlung künstlerisch-gestal­ Struc­tural Funds Ordinance geared toward teaching xisbasierter Modeforschung terischen Arbeitens mit (HRSM). The goal of the artistic and creative work zu erarbeiten, Nachwuchs Moden, Textilien und Gen­ Cen­ter is to develop the with fashion, textiles, and zu fördern und längerfristig deridentitäten und zur prin­ciples of critical, prac­ gender identities and toward einen nationalen Sonderfor­ Ref­lexion der Politiken von tice-based fashion research, reflecting on the politics of schungsbereich aufzubauen, Körper- und Modeindustrie to promote young talent, and the body and fashion vernetzt es gemeinsam mit zum Auslaufmodell erklären, in the longer term to build a industry, just because the der Kunstuni Linz (Fashion weil die Pädagog_innen­ national specialized research government guidelines for & Technology) modeaffine bildung neu dies forciert? center, by working in con­ educating teachers force it to Theoretiker_innen, Desi­ Viele Gründe sprechen da­ junction with the University do so? Many reasons speak gner_innen, Künstler_innen gegen: die künstlerische und of Art and Design Linz against this decision: the und Kurator_innen öster­ wissenschaftliche Qualität (Fashion & Technology) artistic and academic quality reichischer (Kunst-)Univer­ einer breit gefächerten Lehr­ to bring together theorists, of broad-based teacher sitäten und Museen. amtsausbildung im Kontext designers, artists, and cura­ education in the context of von Schulautonomie und tors with an interest in the autonomy of schools and Als Diplomstudium für das berufsbildenden Schulen fashion at Austrian (art) vocational schools, as well Unterrichtsfach Textiles genauso wie Nachwuchs­ universities and museums. as the promotion of young Gestalten 2009 neu einge­ förderung an einem für talent in a subject area that richtet, unterliegt jedoch Österreich einzigartigen Newly established in 2009 is unique in all of Austria. das Curriculum Moden und Fachbereich. Dies sind gute as a diploma program, the These are good arguments Styles – wie alle künstleri­ Argumente, ein künstlerisch- curriculum of Fashions for maintaining at the schen Lehramtsstudien – wissenschaftlich wie ver­ and Styles – like all art Academy an artistic and den Gesetzen schulischer mittelnd ausgerichtetes teacher training programs – academic MA in Fashions Lehr- und Ausbildungspläne. MA-Studium Moden und is sub­ject to the statutory and Styles that is also geared Zukünftig sehen diese nur Styles auch zukünftig an der school teaching and training to mediation. In the autumn noch ein fusioniertes Schul­ Aka­demie zu belassen. Im plans. These provide in the of 2015, a curriculum of this fach aus/für Technisches Herbst 2015 ist ein solches future only for a merged kind with a focus on fashion und Textiles Werken vor. Als Curriculum mit Schwer­ school subject for Technical and art as well as Fashion dessen kunstuniversitäres punkten auf Moden und and Textile Design. As its and Textile Studies was Pendant wurde Gestaltung Kunst sowie Fashion und art uni­versity counterpart, already instituted at the im Kontext mit Start im Textile Studies bereits in Design in Context was Academy. There is also Wintersemester 2017/18 an Kraft getreten. Auch existiert adopt­­ed by the Academy an active group of doctoral der Akademie verabschiedet. eine aktive Dissertant_in­ as a study program to be candidates in this Studio Mit dem Fachbereich Kon­ nengruppe im Fach, die von launched in the winter doing research on topics textuelle Gestaltung geht der Geschichte der öster­ semester 2017/18. The new ranging from the history of es fortan um das Verhältnis reichischen Textilkultur und study program will hence­ Austrian textile culture and von Menschen und Dingen, des alternativen Designs bis forward deal with the rela­ of alternative design all the welches mittels handwerk­ hin zu Modedesignprozessen tionship between people way to processes­ in fashion licher Grundlagen, gestal­ unter Einfluss medialer and things, negotiated by design un­der the influence terischer, wissenschaftlicher Darstellungsmöglichkeiten means of crafts skills and of today’s possibilities und didaktisch-schulprak­ forscht. Unter dem Dach artistic, scholarly as well as for media representation. tischer Zugänge verhandelt der „Aesthetic Politics in practical didactic teaching Under the umbrella category wird. Fashion“ beheimatet sie approa­ches. of “Aesthetic Politics in Projekte zu Postcolonial Fashion,” the program is Fashion Studies, Migration, home to projects on Post­ Critical Crafting, Schön­ colonial Fashion Studies, heitsnormen und Celebrity migration, critical crafting, Culture. beauty standards, and celebrity culture.

www.akbild.ac.at/moden-und-styles

325 JAHRE / 16 INSTITUT FÜR DAS KÜNSTLERISCHE LEHRAMT (IKL)

Current research projects are devot­ed to issues of pedag­ogical professionalism with a focus on teaching KUNST- UND principles appli­ed in sexual education and media edu­ cation. These are assessed KULTURPÄDAGOGIK in terms of possibi­lities for pupils to critically examine their own living conditions Der Fachbereich widmet sich prinzipien Sexu­alpädagogik This study area devotes its and social rela­tions within in Lehre und Forschung den sowie Medien­erziehung. teaching and research acti­ the framework of art- and allgemeinen bildungs­wissen­ Diese werden hinsichtlich vities to the fundamentals of design-oriented instruction.3 schaftlichen Grundlagen­ für ihrer Möglich­keitsräume für general educational science die künstlerisch-gestalteri­ eine kritische Auseinander­ as they affect the fields of The establishment in 2008 schen Studien­fächer am setzung von Schüler_innen study in arts and design at of the study area Pedagogy, Insti­tut für das künstlerische mit eigenen Lebensbedin­ the Institute for Education Arts and Culture with Lehr­amt. Dabei wird die gungen und gesellschaft­ in the Arts. Students engage a special focus on general Leh­re sowohl in Auseinan­der­ lichen Verhält­nissen im with the current discourse educational science (at the setzung mit dem bil­dungs­ künst­lerisch-gestalterischen on educational science in time under the direction wissenschaft­lichen Diskurs­ Unter­richt ausgelotet.3 close connection with the of Agnieszka Czejkowska) stand als auch in enger An­ research activity in this marks the first time in bindung an die Forschungs­ Mit der Etablierung dieses study area.1 Austria that an institutio­n­ tätigkeit des Fach­bereichs Fachbereichs der Kunst- alized link in the Art and durchgeführt, reflektiert und und Kulturpädagogik unter Led by Elisabeth Sattler, this Education study program weiterent­wickelt.1 besonderer Berücksichti­gung program focuses on the rela­ was created between edu­ der Allgemeinen Er­ tionship between education, cation studies and art and Die Lehre des von Elisabeth ziehungswissenschaft im culture, and society from design, didactic methodology Sattler geleiteten Fachbe­ Jahr 2008 (unter der dama­ the viewpoint of educational and teaching practice, en­ reichs fokussiert das Verhält­ ligen Leitung von Agnieszka science and pedagogy. This abling interdisciplinary and nis von Bildung, Kultur und Czej­kowska) wurde erstmals enables students to examine transdisciplinary coopera­ Gesellschaft aus bildungs­ in Österreich eine institu­ the tensions inherent in tion between instructors and wis­senschaftlicher und tiona­lisierte Verbindung von institutions such as schools an intertwining of central pä­da­gogischer Perspektive. bil­dungswissenschaftlicher as well as opportunities for curriculum contents while Dies ermöglicht Studieren­ mit künstlerisch-gestalte­ teachers to shape the scope respecting their differences. den, die Spannungsfelder rischer, fachdidaktischer und of action there: an engage­ von Institutionen wie Schule schul­praktischer (Aus-) ment with basic concepts, 1 Cf. E. Sattler, S. Tschida, ebenso zu erschließen wie Bildung im künstlerischen theories, and research cul­ (eds.), Pädagogisches die Handlungsspielräume Lehramts­studium geschaf­f en, minates in the observation Leh­ren? Einsätze und von Lehrer_innen: Die die die inter- und trans­ and analysis of pedagogical Einsprü­che universitärer Be­­schäftigung mit Grund­ disziplinäre Zusammen­arbeit situations and forms the Lehre, Vienna 2015. E. be­grif­fen, Theorien und von Leh­ren­den und eine basis for students to be able Egermann, A. Pritz (eds.), Forschun­gen fließt in die Verschrän­kung von zentralen to try out various pedagog­ school works. Beiträge Beo­bachtung und Analyse Studien­inhalten ical approaches and react zu vermittelnder, künst­ päda­gogischer Situationen in Achtung ihrer Differenzen reflexively to their own ex­ lerischer und forschen­de ein und bildet mit dem ermöglicht. perience and actions as the Praxis, Vienna 2009. Erpro­ ben­ pädagogischen basis for developing their 2 Cf. http://www. Handelns und dem Einüben 1 Vgl. Sattler, E., Tschida, own professional education­ facingthedifferences.at/ eines reflexiven Verhält­ S. (Hg.), Pädagogisches al approach. 3 Cf. M. Thuswald, E. nisses zum eigenen Erleben Lehren? Einsätze und Sattler, teaching desires. und Agieren die Basis für die Einsprüche universitärer One emphasis of the re­ Möglichkeitsräume Entwicklung eines professio­ Lehre, Wien 2015. Eger­ search activity in the area of sexueller Bildung im nellen Selbstverständnisses. mann, E., Pritz, A. (Hg.), Pedagogy, Arts and Culture künstlerisch-gestalteri­ school works. Beiträge is on participatory and trans­ schen Unterricht, Vienna Ein Schwerpunkt der For­ zu vermittelnder, künstle­ disciplinary research pro­j­ 2016. schungstätigkeit der Kunst- ri­scher und forschende ects in which (education) und Kulturpädagogik liegt Praxis, Wien 2009. scholars, artists, pupils, stu­ auf partizipativ-transdiszi­ 2 Vgl. http://www. dents, and teachers conduct plinären Forschungszu­gän­ facingthedifferences.at/ research together.2 gen, in denen (Bildungs-) 3 Vgl. Thuswald, M., Sattler, Wissenschaftler_innen, Kün­ E., teaching desi­res. Mög­ st­ler_innen, Schüler_in­nen, lich­­keits­räume sexueller www.akbild.ac.at/ Studierende und Lehrer_in­­ Bildung im künstlerisch- kunst-und-kulturpaedagogik nen gemeinsam for­schen.2 gestal­terischen Unter­richt, Aktuelle Forschungs­projekte Wien 2016. widmen sich Fragen pädago­ gischer Professionali­sierung mit Fokus auf die Unterrichts­ ­ 325 JAHRE / 17 INSTITUT FÜR KUNST- UND KULTURWISSENSCHAFTEN (IKW)

KUNST- UND KULTURWISSENSCHAFTEN

Cathrin-Pichler-Archiv Foto © Manfred Krenn

325 JAHRE / 18 INSTITUT FÜR KUNST- UND KULTURWISSENSCHAFTEN (IKW)

Mit Blick auf die Feierlich­ Entsprechend variabel war keiten im Jahr 1992, die noch die Form der Lehrveranstal­ dem 300-jährigen Bestehen tungen, die zwar einen offi­ der Akademie gewidmet ziellen Beginn cum tempore waren, fällt auf, dass es das aufweisen konnten, aber Institut für Kunst- und Kul­ selten ein Ende fanden und turwissenschaften damals oft un­mittelbar anschließend noch gar nicht gab; was es an einem Ort außerhalb der The form taken by the cour­s­ bereits gab, waren einerseits Akademie weitergeführt es was accordingly variable: ein Institut für Gegenwarts­ wurden, an dem sich die although they could demon­ kunst, das einer Verknüpf­ Rollen von Lehrenden oder strate an official beginning ung zeitgenössischer kunst­ Lernenden je nach Thema at the academic quarter, they theoretischer und künstleri­ abwechselten oder ineinan­ Looking back at the festiv­ rarely came to an end and scher Entwicklungen ver­ der übergingen. Was sich auf ities in 1992 for the 300th were often immediately bunden war, und anderer­ diese Weise gewissermaßen anniversary of the Academy, afterwards continued at a seits einzelne Professuren zusammenbraute, war eine it must be noted that the location outside the Aca­de­ mit wissenschaftlicher Art von Inter- und Trans­ Institute for Art Theory my in which the roles of Venia, die anderen Instituten disziplinarität avant la lettre, and Cultural Studies did teacher and learner alter­ zugerechnet waren oder die sich im Zuge der „Aka­ not even exist at the time. nated depending on the frei flottierend einem inter­ demisierung der Akademie“ What did exist was an subject or were virtually essierten Publikum ver­ durch die veränderten ge­ Institute for Contemporary indistinguishable. What was pflichtet waren, das sich setzlichen Rahmenbedin­ Art devoted to linking con­ in a sense concocted in this nicht unbedingt, ja eher gungen (KUOG) und die temporary art theory and way was a kind of interdisci­ selten aus den Studierenden staatlich zuerkannte Univer­ artistic develop­ments as well plinarity and transdisciplin­­ am Hause zusammensetzte. sitätsreife des Kunstbegriffs as individual professorships arity avant la lettre, which (UG 2002) neu zu organi­ held by scholars,­ rather than in the course of the “acade­ Zu den Lehrveranstaltungen sieren hatte: als Organisa­ artists, asso­ciated with other mization of the Academy” kamen Interessierte, die tionseinheit, die sich auf nie insti­tutes or dedicated in brought about by the altered niemals an der Akademie aufeinander abgestimmten a free-float­ing manner to an legal framework (the Art studierten oder erst dann, Disziplinen, Kompetenzen inter­ested public that was Universities Organization wenn sie ihr Studium bereits und Studienplanzuordnun­ not necessa­ri­ly, and in fact Act) and the recognition abgeschlossen und keine gen ein- und umstellen rarely, com­posed of students by the state that art school Angst mehr hatten, sich den musste. Die buchstäbliche at the Academy. degrees are equivalent umstrittenen Einflüssen der Heterogenität der Diszipli­ to university degrees (the „Theorie“ (im generalisie­ nen am so entstandenen Courses were attended by Universities Act of 2002) renden Singular) auf die Institut für Kunst- und Kul­ interested members­ of the had to reorganize itself: as postulierte Unmittelbarkeit turwissenschaften galt es public who had never a collection of disciplines, der künstlerischen Praxis nun neu zu definieren und studied at the Acade­my or competencies, and curri­c­ auszusetzen. Im Horizont zu bewerten – die Rolle der who came when they had ulum categories that had der Freiwilligkeit des Be­ Theorien und Wissenschaf­ already completed their never before been coordi­ suchs von Lehrveranstal­ ten im Rahmen einer Kunst­ studies and were not afraid nated with each other as tungen hatte das so gewon­ universität genauso wie die anymore to expose them­ an organizational unit. The nene Publikum jeden Tag Fächer selbst. selves to the contro­versial literal heterogeneity of the aufs Neue den Charme einer influences of the “theory” (in disciplines at the resulting kontingenten Größe: Leh­ Der für das Institut charak­ the generalizing singular) on Institute for Art Theory and rende wussten nie, wer teristische methodenkriti­ the postulated immediacy of Cultural Studies now had kommt … ob überhaupt je­ sche Diskurs und dessen artistic practice.­ In view of to be redefined and evaluat­ mand kommt … oder warum Inter- und Trans­disziplinari­ the voluntary attendance at ed – both the role of theory plötzlich so viele da waren, tät sind in dieser Hinsicht these courses, the resulting and scholarship within the die dann über Jahr(zehnt)e mit der nicht mal 25-jäh­ audience displayed­ day after frame­­work of an art univer­ verstreut doch irgendwie rigen Geschichte des IKW day the charm of a contin­ sity as well as the subjects regelmäßig als Gäste teil­ verbunden und skizzieren­ gent size: Teachers never themselves. nahmen. zugleich dessen Aufga­ben knew who was coming ... if für eine strukturell post­ anyone at all ... or why there The method-critical dis­ disziplinäre Gesellschaft, were sudden­ly so many who, course charac­teristic for the deren Herausforderungen scattered across the years Institute and its inter- and mit homogenisierenden (or decades) somehow transdiscipli­narity can thus Regulativen nicht mehr regularly partici­pated as be traced to the not-even-25- beschrieben werden können. guest auditors. year history of the IKW and at the same time delineate the tasks it faces in a struc­ turally post-disciplinary www.akbild.ac.at/ikw soci­ety, whose challenges can no longer be described by homogenizing regulations.

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POSTPEST, POSTTÜRKENBELAGERUNG UND INMITTEN DER BAROCKEN ENTFALTUNG: WIEN UM DAS JAHR 1692

POST-PLAGUE, POST-TURKISH SIEGE, AND AMID BAROQUE EXUBERANCE: VIENNA CIRCA 1692

Wien 1692, das war vor allem Wien fischer, aber auch in gesellschaftlicher Bevölkerungsschichten aus nah und 13 Jahre nach der verheerenden Pest und demografischer Hinsicht. Erst fern. Adelige, Gebildete und auch von 1679 sowie neun Jahre nach der nachdem die osmanische Gefahr ge­ Künstler wie Peter Strudel und seine Zweiten Osmanischen Belagerung von bannt schien, konnten sich die Vor­ Brüder erhofften sich von der Nähe 1683. Nach der Belagerung begann der städte wirklich entfalten. Die bis dahin zum Kaiserhof Beschäftigungs- und bis 1699 dauernde sogenannte Große noch vielfach von Weingärten, Äckern Aufstiegsmöglichkeiten, ärmere Per­ Türkenkrieg, in dessen Zug ein Großteil und Wiesen geprägten Räume um sonen in der Stadt Arbeits- oder auch des bis dahin unter osmanischer Herr­ die Stadt erfuhren insbesondere nach Bettelmöglichkeiten. In der zweiten schaft stehenden Königreichs Ungarn 1683 große Veränderungen. Zum einen Hälfte des 17. Jahrhunderts verfügte ein für das Haus Habsburg unter dem da­ entstanden zahlreiche barocke Palais beträchtlicher Teil der in Wien ansässi­ maligen Kaiser Leopold I. (1640–1705) und Kirchen sowie auch Garten- gen Bevölkerung, arm und reich, über erobert werden konnte. Peter Strudel, und Klosteranlagen. Der kaiserliche einen „Migrationshintergrund“ und der Begründer der Akademie der bil­ Hof- und Kammermaler Peter Strudel stammte aus anderen Gebieten als denden Künste, nahm nach eigenen erwarb beispielsweise in der sogenan­ der Stadt und dem umliegenden Land Angaben 1686 – vermutlich mit seinem nten Schottenpoint vor dem Schotten­ unter der Enns, dessen Hauptstadt Bruder Dominik – an der erfolgreichen tor mehrere Weingärten, auf denen Wien damals war. Belagerung der Stadt Ofen (Buda) Anfang 1690 bereits das oben erwähnte teil. Durch den Frieden von Karlowitz Haus samt Garten errichtet war Das Betteln war in der Stadt seit spä­ 1699 rückte die bis dahin nahe Grenze („Stru­delhof“). Zum anderen breiteten testens 1443 offiziell nur mehr mit zum Osmanischen Reich für die Stadt sich die teilweise auf das Mittelalter obrigkeitlicher Bettelerlaubnis in Form Wien in weitere Ferne. Anders als die zurück­gehenden Vorstadtsiedlungen eines an der Kleidung anzubringenden Osma­nen kam die Pest jedoch noch rasant aus, da sie einer zunehmenden Bettelzeichens erlaubt. Im 17. Jahr­ einmal nach Wien zurück: Nachdem Anzahl an Angehörigen der städtischen hundert wurde das Zeichen als „Stadt­ ein Ausbruch­ 1691 eingedämmt werden Mittel- und Unterschichten Wohn- und zeichen“ und die Träger_innen als konnte, forderte sie schließlich im Lebens­raum bieten mussten. Dies hing „Stadtzeichner“ bezeichnet – mit Jahr 1713 ein letztes Mal zahlreiche einerseits mit der allgemeinen Bevöl­ der Akademie von Strudel hatte diese Todesopfer. Das Haus von Peter kerungszunahme, andererseits mit Bezeichnung somit nichts zu tun. Strudel, das in der „Währingergasse“ der fortschreitenden Verdrängung der 1692 wurde schließlich der Beschluss unweit verschiedener­ Pest- und nichtadeligen Bewohner_innen Wiens gefasst, Betteln in der Stadt vollkom­ Quarantäneeinrichtungen (Pestlazarett, von der Stadt in die Vorstädte zusam­ men zu verbieten und die bis dahin Kontumazhaus, Bäcken­häusel) ge- men. Zählte die Stadt Wien mit den dazu berechtigen Personen unterzu­ legen war, wurde in diesem Jahr in Vorstädten um die Mitte des 17. Jahr­ bringen und zu versorgen. Im Jahr die „Lazarett-Klausur“ (Sperr­gebiet) hunderts noch circa 50.000 Einwoh­ darauf eröffnete das Großarmenhaus in miteinbezogen und diente zur Unter­ ner_innen, hatte sich die Zahl bis um der Alser Straße (ab 1784 Allgemeines bringung von „gewöhnlichen“, aber 1700 verdoppelt, wobei nun der Bevöl­ Krankenhaus, heute Altes AKH). Rigo­ trotzdem verdächtigen Kranken. kerungsschwerpunkt anders als zuvor ros durchgesetzt werden konnte die in den Vorstädten lag. Bettelbeschränkung beziehungsweise Sowohl die Pest als auch die Belagerung in der Folge das Bettelverbot nicht, bildeten für die kaiserliche Reichs­ Als Haupt- und Residenzstadt bildete sodass unerlaubt Bettelnde in der Stadt haupt- und Residenzstadt einschnei­ Wien einen großen Anziehungspunkt und den Vorstädten zum städtischen dende Ereignisse. Dies gilt in topogra­ sowohl für höhere als auch niedrigere Alltagsbild gehörten.

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Neben bettelnden und auf Armenfür­ tischen Glauben gehörten in der Regel für Wien und seine Umgebung eine sorge in verschiedenen Formen ange­ nach den 1620er-Jahren nur mehr in beson­ders kalte Periode dar. Es kam zu wiesenen Personen gab es in der Stadt Wien tätige ausländische Diplomaten Miss­ernten und in der Folge zu Lebens­ Wien Ende des 17. Jahrhunderts auch sowie einige Großhändler an. Auch mittelknappheit und -teuerung sowie viele andere Unterschichtenangehörige eine jüdische Bevölkerung gab es in auch zu Hungersnöten. in oft prekären Arbeitsverhältnissen Wien 1692 nicht mehr, da sie bereits (Tagwerker_innen, niedrige Dienst­- 1669/1670 zum zweiten Mal nach Als Grundnahrungsmittel galt damals bot_innen und so weiter). Gleichzeitig 1420/1421 vertrieben worden war. Nur in der Zeit vor der Etablierung der war Wien auch eine Stadt der Hand­ einige wenige finanzstarke Juden mit Kartoffel vor allem Getreide, wobei werker, die – grob gesprochen – ge­ speziellen Privilegien wurden danach als Brotgetreide insbesondere Roggen meinsam mit Händlern, Besitzbürgern noch in der Stadt geduldet. diente. Neben der Unterkunft und der und gehobenen Bediensteten einen Kleidung spiegelten sich gesellschaft­ großen Teil der städtischen Mittel­ Die Stadt und die Vorstädte waren im liche Unterschiede auch in der Ernäh­ schicht ausmachten. Die Residenzstadt Vergleich zu heute um vieles „drecki­ rung wider. Während diese bei ärmeren als Konsumptionsstadt bot hier unter ger“ und damit verbunden auch sehr Bevölkerungsschichten besonders von anderem auch im Bereich des Luxus­ „geruchsintensiv“. Mit verschiedenen Getreidespeisen, den sprichwörtlichen gewerbes Betätigungsmöglichkeiten. Maßnahmen versuchten die Verant­ „Kraut und Rüben“, Hülsenfrüchten Über das Bürgerrecht, das für eine wortlichen die Situation zu verbessern und geringem Fleischkonsum geprägt aktive Beteiligung an der Stadtverwal­ (Straßenpflasterung, Regulierung war, stand den oberen Schichten eine tung (Bürgermeister und Rat, höhere der Tierhaltung und so weiter). Viele reichhaltige Auswahl an Nahrungs- und Stadtämter) Voraussetzung war, ver­ Menschen auf engem Raum bedeuteten Genussmitteln zur Verfügung. Mehl­ fügte nur ein sehr kleiner Teil der auch eine erhöhte Ansteckungs- und speisen bildeten quer durch die ver­ männlichen Bevölkerung, circa 2.000 Verbreitungsgefahr von Krankheiten. schiedenen Schichten in unterschied­ Personen. Als weitere „besondere“ Während der Belagerung 1683 hatte lichen Qualitätsausformungen eine Bewohner_innen der Stadt lassen sich beispielsweise die Ruhr viele Opfer, „Nahrungsinnovation“ und besonders neben Bürgern und Adeligen vor allem darunter auch den Bürgermeister, für ärmere Schichten eine wichtige Geistliche sowie Hofstaats- und Uni­ gefordert. Zur stationären Krankenver­ Fleisch- und Fischkompensation. versitätsangehörige ausmachen, die sorgung stand in Wien das im 13. Jahr­ Apropos Mehlspeisen: Kurz vor 1692, ebenfalls über einen eigenen Gerichts­ hundert gegründete Bürgerspital inner­ nämlich im Jahr 1685, wurde in Wien stand verfügten. Als politisches, admi­ halb der Stadtmauern samt seinen das erste Privileg zum Kaffeeausschank nistratives und repräsentatives Zent­ damaligen Filialen in und vor der vergeben, was jedoch nur der Legende rum des Landes unter der Enns sowie Stadt zur Verfügung (Pestlazarett nach in direkten Zusammenhang mit auch des Heiligen Römischen Reichs und Bäckenhäusel in der Währinger der Osmanischen Belagerung gebracht bot Wien viele „Jobs“ im Bereich der Straße, Parzmayerisches Haus im wird. Bezüglich der alkoholischen Regierung und Verwaltung sowie der Tiefen Graben). Auf die Behandlung Getränke war das Bier Ende des Hofhaltung. Die höheren Ämter blieben von Syphilis („Franzosenkrankheit“) 17. Jahrhunderts gerade dabei, dem dabei in der Regel Adeligen vorbehal­ spezialisiert war das ebenfalls auf Wein ernsthaft Konkurrenz zu machen. ten. Die verschiedenen gesellschaft­ das Mittelalter zurückgehende Spital lichen Schichten waren in Bezug auf St. Marx. Für Männer gab es zudem seit ihr Äußeres durch die jeweils leistbaren dem Beginn des 17. Jahrhunderts das Vienna in 1692: 13 years after the devas­ und auch durch Kleider- und Luxus­ Spital der Barmherzigen Brüder. Wenn tating plague of 1679 and nine years ordnungen gebotenen Kleidungs- und möglich, ließen sich die Menschen after the second Ottoman siege in 1683. Schmuckstücke sowie durch besondere jedoch zu Hause von handwerklich On the heels of the siege followed the funktionsspezifische Merkmale, wie ausgebildeten („Wundarzt“, „Bader“) so-called Great Turkish War, which sie die erwähnten Bettelzeichen dar­ und studierten Ärzten („Medikus“, dragged on until 1699. In the course stel­lten, differenziert. „Physikus“) sowie von den – wie of the battles, the die Wundärzte – von der Universität under Emperor Leopold I (1640–1705) Wien war nach der erfolgreichen geprüften Hebammen versorgen. was able to seize a large part of the Gegenreformation zumindest offiziell Mehrere Apotheken sicherten die Kingdom of Hungary, which had pre­ eine katholische Stadt. Die Barock­ Arzneiversorgung. viously been under Ottoman rule. By frömmigkeit war von prächtigen und his own account, Peter Strudel, founder pompösen Inszenierungen (Prozessio­ Neben Krankheiten und Kriegen war of the Academy of Fine Arts, took part nen, Wallfahrten und so weiter) sowie die Stadt auch von anderen „Elementar­ in the successful siege of the city of unter anderem von einer Ausweiterung ereignissen“ in Form von Naturkata­ Ofen (Buda) in 1686 – probably accom­ der Marien- und Eucharistieverehrung strophen betroffen. Die sich damals in panied by his brother Dominik. The und neuen populären Heiligen wie viele Arme verzweigende Donau mit border between the Austrian and Otto­ dem heiligen Leopold oder (dem ihren zahlreichen Inseln und auch man Empires, once in close proximity damals noch nicht heiliggesprochenen) der Wienfluss bildeten eine ständige to the city of Vienna, was then shifted Johannes Nepomuk geprägt. Es erfolgte Gefahr, wobei Überschwemmungen far away with the Treaty of Karlowitz etwa eine Zuschreibung des erfolg­ sowohl durch zu viel Wasser als auch in 1699. Unlike the Ottoman soldiers, reichen Entsatzes der Stadt 1683 an durch den Eisstoß, das Aufstauen the plague would return one more time die Jungfrau Maria. Getragen wurden von Eisschollen, verursacht werden to Vienna: after a 1691 outbreak had die Aktivitäten unter anderem von konnten. Das letzte Jahrzehnt des been successfully contained, the disease einer zunehmenden Anzahl an religiö­ 17. Jahrhunderts stellte innerhalb der claimed numerous lives one last time in sen Bruderschaften. Dem protestan­ frühneuzeitlichen „Kleinen Eiszeit“ 1713. Peter Strudel’s house, located on

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Währinger Straße near the Pestlazarett of Austria below the Enns, of which were as a rule reserved for the nobility. (plague hospital) and the quarantine Vienna was still the capital at that time. With regard to appearance, the various facilities set up in the Kontumazhaus social classes could be distinguished and Bäckenhäusel, was thus included At the latest since 1443, begging had by the type of clothing they could that year in the quarantined area and only been permitted to those who had afford, and also by special garments was used to accommodate “ordinary” obtained an official license in the form and jewelry decreed by official clothing patients who were nonetheless suspect­ of a begging badge, which was to be and luxury regulations, as well as by ed to be contagious. worn on the clothing at all times. In the a few functional specifications, such as 17th century, this emblem was referred the aforementioned beggar’s badge. Both the plague and the siege would to as the Stadtzeichen, or “city badge,” have far-reaching consequences for the and its wearers as Stadtzeichner – Following the success of the Counter- imperial capital and residence city. The although the German word Zeichner Reformation, Vienna was, officially after-effects were of a topographical as also means “draftsman,” this label had at least, a Catholic city. The era of well as social and demographic nature. nothing to do with Strudel’s Academy. Baroque piety was marked by magnifi­ Only after the Ottoman threat seemed In 1692, a resolution was then passed cent and grandiose productions (pro­ to have been averted could the suburbs to completely ban begging in the city cessions, pilgrimages, and so forth), really develop. The outskirts of the and to henceforward accommodate as well as by phenomena such as an city, still dominated by vineyards, fields, and provide for those individuals who extension of the cult of the Virgin Mary and meadows, thus underwent major had obtained an official license. The and the veneration of the Eucharist to changes especially after 1683. Numer­ Großarmenhaus (poorhouse) opened include new and popular saints such ous Baroque mansions and churches on Alser Straße the next year (known as St. Leopold and Johannes Nepomuk were built, along with gardens and from 1784 as the Allgemeines Kranken­ (who had not yet been canonized). The monastery complexes. The imperial haus [general hospital] and today as Virgin Mary was credited, for example, court and chamber painter Peter the Altes AKH). It proved impossible, with lifting the siege in 1683. Offering Strudel acquired several vineyards in however, to rigorously enforce the support for these devotional activities the so-called Schottenpoint area out­ restrictions and subsequent ban on were, among others, a growing number side the Schottentor (city gate), on begging, so that illegal beggars con­ of religious brotherhoods. As a rule, which he already built in early 1690 tinued to be an everyday sight in the the Protestant faith was professed the afore­mentioned house and gardens city and its suburbs. after the 1620s only by foreign diplo­ (“Strudel­hof”). During the same period, mats working in Vienna, as well as suburban settlements that dated in In addition to beggars and those depen­ some international merchants. Nor some cases to the Middle Ages grew dent on various forms of relief for the did Vienna any longer have a Jewish rapidly to provide housing and infra­ poor, there were also many members of population in 1692, as Jews had been structure for a growing number of the lower classes in the city of Vienna expelled in 1669/1670 for the second members of the urban middle and at the end of the 17th century who had time after the first pogroms in 1420/ lower classes. This growth was prompt­ to make their living under precarious 1421. Only a few wealthy Jews with ed both by a general boom in the working conditions (day laborers, special privileges were still tolerated in population and by the progressive dis­ the lower ranks of domestic workers, the city. placement of non-aristocratic Vienna and so on). Vienna was also a town of residents from the inner city out to the craftsmen, who – roughly speaking – In the 17th century, the city and the suburbs. While the city of Vienna com­ together with merchants, property- suburbs were much “dirtier” than plete with suburbs had a population of holding citizens, and higher officials, today, and thus also pervaded by strong around 50,000 in the mid-17th century, accounted for a large part of the urban odors. Those in charge tried to remedy the number of inhabitants had doubled middle class. With all of these potential the situation by undertaking diverse by circa 1700, although now the sub­ consumers among its inhabitants, the measures (paving the roads, regulating urbs were more heavily populated than imperial residence city thus offered livestock, etc.). So many people living the city center. plenty of jobs, including in the luxury in a confined area also meant an in­ sector. Only a very small share of the creased risk of proliferation of conta­ As capital of the empire and residence male population, approximately 2,000 gious diseases. During the siege of 1683, city of the Emperor, Vienna exerted persons, had citizens’ rights, which for example, dysentery claimed many an irresistible pull on both higher and were a condition for active participa­ victims, including the mayor. In-patient lower strata of society from near and tion in the municipal administration care for the sick was available at the far. Nobles, the educated elite, and also (mayor and council, higher town Bürgerspital (civic hospital) founded in artists such as Peter Strudel and his offices). Besides those with citizens’ the 13th century within the city walls, brothers hoped that proximity to the rights and the nobility, other “special” and at its various branches both within Imperial Court would bring them em­ residents of the city were members and outside the city (the Pest­lazarett ployment and advancement opportu­ of the clergy and of the Court and uni­ and Bäckenhäusel on Währinger nities, while poorer people came to the versity, who likewise had their own Straße, and the Parzmayerisches Haus city seeking work or promising pros­ jurisdiction. As the political, admini­s­ on Tiefer Graben). The Spital St. Marx pects for begging. In the second half of tra­tive, and representative center of (hospital of St. Marx), which likewise the 17th century, a considerable portion Austria below the Enns, and also of the dated back to the Middle Ages, specia­ of Vienna’s population, whether rich Holy Roman Empire, Vienna offered a lized in the treatment of syphilis (the or poor, had a “migration background” range of jobs in the area of government “French disease”), while the Spital and came from areas other than the and administration, as well as in the der Barmherzigen Brüder (Brothers city itself or the surrounding province royal household. The higher offices of Mercy hospital) had also been open

325 JAHRE / 22 SARAH PICHLKASTNER for men since the early 17th century. Auswahlbibliografie If possible, however, people preferred to be treated at home by artisanal Peter Csendes, Ferdinand Opll, Anita Sarah Pichlkastner, „Das Ende der healers and surgeons (Wundarzt, Traninger, Karl Vocelka (Hg.), Wien. Wiener StadtzeichnerInnen. Die Ein­ Bader) or academically educated Geschichte einer Stadt 2: Die früh­ führung des generellen Bettel­verbotes doctors (Medikus, Physikus), as well as neuzeitliche Residenz (16. bis 18. Jahr­ sowie der Beginn des Großarmen­ by midwives, who, like the Wundärzte, hun­dert), Wien, Köln, Weimar 2003. hauses 1692/93“, in: István Fazekas, could obtain certification from the Martin Scheutz, Csaba Szabó, Thomas university. Several pharmacies supplied Mark Hengerer, Kaiserhof und Adel Winkelbauer (Hg.), unter Mitarbeit medicines. in der Mitte des 17. Jahrhunderts. Eine von Sarah Pichlkastner, Frühneuzeit­for­ Kommunikationsgeschichte der Macht schung in der Habsburgermonarchie. In addition to diseases and wars, the in der Vormoderne (Historische Kultur­ Adel und Wiener Hof – Konfessionali­ city was also affected by other “ele­ wissenschaft 3), Konstanz 2004. sierung – Siebenbürgen (Publika­tionen mentary forces” in the form of natural der Ungarischen Geschichts­forschung disasters. The Danube River, which at Manfred Koller, Die Brüder Strudel. in Wien 7), Wien 2013, S. 451–471. the time had many arms that formed Hofkünstler und Gründer der Wiener numerous islands, as well as the Vienna Kunstakademie, Innsbruck, Wien 1993. Johannes Sachslehner, Wien anno 1683. River, posed a constant threat, with Sarah Pichlkastner, Das Wiener Stadt­ Ein europäisches Schicksalsjahr, Wien, floods caused both by too much water zeichnerbuch 1678–1685. Ein Bettler­ Graz, Klagenfurt 2015. and by the damming of ice floes. The verzeichnis aus einer frühneuzeitlichen final decade of the 17th century wit­ Stadt (Quelleneditionen des Instituts Roman Sandgruber, Anfänge der Kon­ nessed, within a longer period known für Österreichische Geschichts­ sum­­gesellschaft. Konsumgüterverbrauch, as the early modern “Little Ice Age,” forschung 12), Wien, Köln, Weimar Lebensstandard und Alltagskultur in an extremely cold period for Vienna 2014. Österreich im 18. und 19. Jahrhundert and its environs. Crops failed, leading (Sozial- und wirtschaftshistorische to food scarcity and driving up prices, Studien 15), Wien 1982. which culminated in some cases in famine. Johann Werfring, Europäische Pest­ lazarette und deren Personal. Mit beson­ Before the importation of the potato, derer Berücksichtigung der Wiener grain was the staple food in Europe, Verhältnisse, Dissertation, Universität with rye flour usually used to make Wien, 1999. bread. Social disparities were reflected not only in housing and clothing, but also in people’s diets. While the poorer members of society lived mainly on grain dishes, the proverbial “cabbage and turnips,” legumes, and very little meat, a rich selection of food and beverages was available to the upper classes. Pastries in various types and qualities formed a real “food inno­ vation” in Vienna across the various social strata, and provided especially for poorer people an important sub­ stitute for meat and fish. Speaking of pastries: Shortly before 1692, namely in 1685, the first permit was granted to open a coffee shop in Vienna, an event linked in legend only with the Ottoman Mag. Sarah Pichlkastner, MA, ist Doktorandin an der siege. With regard to alcoholic bev­ Uni­versität Wien (Geschichte) und Projektmitarbeiterin am erages, at the end of the 17th century, Institut für Österreichische Geschichtsforschung (Univer­ beer was just starting to put up some sität Wien) sowie am Institut für Realien­kunde des Mittel­ serious competition for wine. alters und der frühen Neuzeit (Krems, Universität Salzburg).

Mag. Sarah Pichlkastner, MA, is a doctoral student in history at the University of Vienna and a project team member at the Institute of Austrian Historical Research (University of Vienna) as well as at the Institute for Medieval and Early Modern Material Culture (Krems, University of Salzburg).

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A

B

A Votivbild anlässlich der Pest von A Votive picture commemoration 1679 mit einer vereinfachten Dar­ the plague of 1679 with a simplified stellung des Pestlazaretts, Pfarre depiction of the Pestlazarett (plague St. Michael, Foto © Peter Böttcher. hospital), parish of St. Michael, B Ansicht der Stadt Wien von Folbert photo © Peter Böttcher. van Alten-Allen kurz vor der Zwei­ B View of Vienna by Folbert van ten Osmanischen Belagerung von Alten-Allen shortly before the 1683. Im Vordergrund ist das noch second Ottoman siege in 1683. In unverbaute Gelände an der Alser the foreground, the terrain on Alser Straße zu sehen, auf dem ab 1693 Straße can be seen on which the das Großarmenhaus entstand. Lin­ Großarmenhaus (poorhouse) would ker Hand hinter dem Pestlazarett be built starting in 1693. On the mit seiner Kirche markie­ren Wein­ left, behind the Pestlazarett (plague gärten jenen Bereich, auf dessen hospital) with its church, vineyards rückwärtigem Teil Peter Strudel mark the area at the rear of which bald darauf sein Haus erbauen Peter Strudel would soon build sollte. Wiener Stadt- und Landes­ his house. Municipal and Provincial archiv, Kar­tografische Sammlung, Archives of Vienna – Cartographic Sammelbestand, P1: 1856. Collection, collective holdings, P1: 1856.

325 JAHRE / 24 SARAH PICHLKASTNER

C Stilisierte Darstellung des Pest­ lazaretts während der Pest von 1679, Kupferstich nach einer Zeichnung von Lodovico Ottavio Burnacini, um 1679, © Wien Museum. D Ansicht der Alser und der Wäh­ringer Straße um 1733, aus: Franciscus Dolfin, Lustra decem coronae Viennensis: Seu suburbia Viennensia ab anno MDCLXXXIII ad annum MDCCXXXIII (Wien 1734). Hier ist mittig das Groß­ armen­haus (Nr. 18) zu sehen, rech­ter Hand folgen das Pest- lazarett (Nr. 9) und der Kon­tu­ mazhof (Nr. 10), dann das Bäcken­ häusel (Nr. 8) sowie dahinter Haus und Garten von Peter Strudel (Nr. 6). Digitalisiert von der Uni­versität Wien (Phaidra), Lizenz CC BY-NC 2.0 AT.

C Stylized representation of the Pest­lazarett (plague hospital) during the plague of 1679, copper­ plate engrav­ing after a drawing by Lodovico Ottavio Burnacini, c. 1679, © Wien Museum. D View of Alser and Währinger C / D streets circa 1733, from: Franciscus Dolfin, Lustra decem coronae Viennensis: Seu suburbia Viennensia ab anno MDCLXXXIII ad annum MDCCXXXIII (Vienna 1734). The Großarmenhaus (poorhouse) can be seen at the center (No. 18), followed on the right by the Pestlazarett (plague hospital) at No. 10, then the Bäckenhäusel (No. 8), and behind it the Peter Strudel’s house and garden (No. 6). Digitized by the University of Vienna (Phaidra), licence no. CC BY-NC 2.0 AT.

325 JAHRE / 25 INSTITUT FÜR KONSERVIERUNG – RESTAURIERUNG (IKR)

INSTITUT FÜR KONSERVIERUNG – RESTAURIERUNG (IKR)

A / B / C

D / E

A Wässern von Papieren, Foto © Julia Wikarski F B Aufbewahrungssystem für Papier­ funde, Foto © IKR C Verleimung einer Laute von R. Teschner, Wien, Anfang 20. Jh., Foto © IKR D Restaurierung einer Deckenmalerei,­ Kirche am Hof, Wien, Foto © IKR E Seminar zu Wandmalerei­techniken, Foto © IKR F Retuschieren von Fehl­stellen, Schloss Ober St. Veit, Wien, Foto © IKR

325 JAHRE / 26 INSTITUT FÜR KONSERVIERUNG – RESTAURIERUNG (IKR)

G G Kartierungsarbeiten im Schloss Ober St. Veit, Wien, Foto © IKR H Atelier für Gemälde­restaurierung, Foto © IKR

H The study program in con­ Students become acquainted servation and restoration with current theories and was established in 1934 practices in conservation and is regarded worldwide and restoration and learn as one of the oldest of its how to responsibly handle kind. Under the direction originals. In practical study of Wolfgang Baatz, the focus projects, approaches and was then broadened to in­ strategies are taught that clude the conservation and span the entire process of restoration of paintings/ conservation and restoration. sculpture, objects/wood, This includes research on paper/photograph/books/ the historical and artistic archival material, as well as importance of an object, Die Studienrichtung Kon­ Studierende werden mit ak­ mural painting/architectural scientific material analyses, servierung – Restaurierung tuellen Theorien und Prak­ surfaces. In 2005, the estab­ documentation, and inter­ wurde 1934 begründet und tiken der Konservierung – lishment of a focus in the pretation, as well as detec­ gilt weltweit als eine der Restaurierung vertraut conservation and restoration tion and assessment of ältesten. Unter der Leitung gemacht und erlernen ver­ of modern and contemporary damage patterns. von Wolfgang Baatz wurde antwortungsvolles Handeln art under Gerda Kalten­ das Studienangebot auf anhand von Originalen. In bruner represented an­other Central educational content die Schwerpunkte Konser­­ praxisnahen Studienpro­ important milestone in the also includes drafting con­ vierung – Restaurierung jekten werden Herangehens­ development of the Institute. servation concepts, their von Gemälde/Skulptur, weisen und Handlungsstra­ practical implementation, Ob­jekt/Holz, Papier/Foto/ tegien vermittelt, die den The mission of the Institute and evaluation of the mea­ Buch/Archivmaterial sowie gesamten Prozess der Kon­ for Conservation – Resto­ sures carried out. Through Wand­malerei/Architektur­ servierung – Restaurierung ra­tion is to impart know­ practice and hands-on ober­fläche erweitert. Die umfassen. Dazu zählen Re­ ledge and skills that enable ex­perience, manual skills Einrich­tung des Studien­ cherchen zur historischen stu­dents to appreciate the are further developed and schwerpunkts Konservie­ und künstlerischen Bedeu­ significance of artefacts of hon­ed. The acquired skills rung – Restaurierung moder­ tung, materialwissenschaft­ art and cultural heritage are geared toward enabling ner und zeitgenössischer lich-analytische Untersu­ and to properly preserve students to care for and Kunst unter Gerda Kalten­ chungen, Dokumentation them for posterity. Due to maintain collections and bruner stellte 2005 einen und Interpretation sowie das the complex tasks involved, exhibitions, as well as take weiteren wichtigen Meilen­ Erkennen und Beurteilen the IKR works at the inter­ responsibility for their stein in der Ent­wicklung von Schadensbildern. face of various scientific and monitoring. des Instituts dar. artistic disciplines. Das Erstellen von Konser­ Das Institut für Konser­ vierungskonzepten, deren vierung – Restaurierung praktische Umsetzung und definiert sich über die Ver­ die Evaluierung der Maß­ mittlung von Kenntnissen nahmen sind zentrale Aus­ und Fertigkeiten, die dazu bildungsinhalte. Durch befähigen, Kunst- und Kul­ Übung und Erfahrung wer­ turgüter in angemessener den manuelle Fertigkeiten Weise langfristig zu erhalten weiterentwickelt und ver­ und in ihrer Bedeutung zu tieft. Darüber hinaus sollen würdigen. Aufgrund der die erworbenen Kompe­ komplexen Aufgabenstellung tenzen Studierende zur agiert das IKR daher an der Betreuung und Pflege von Schnittstelle verschiedener Sammlungen und Ausstel­ www.akbild.ac.at/ikr wissenschaftlicher und lungen sowie Monitoring künstlerischer Disziplinen. befähigen.

325 JAHRE / 27 MONIKA KNOFLER

1688, 1692, 1726, 1772. DIE ERSTEN 100 WECHSELVOLLEN GRÜNDUNGSJAHRE DER AKADEMIE DER BILDENDEN KÜNSTE WIEN

1688, 1692, 1726, 1772. THE FIRST 100 EVENTFUL FOUNDING YEARS OF THE ACADEMY OF FINE ARTS VIENNA

Wann wurde die Akademie der bilden­ Johann Georg Schmidt, als Gehilf lungen und schwierigen Raumbedin­ den Künste Wien nun wirklich gegrün­ Martino Altomonte, der Still­leben­maler gungen. det? Am Gebäude steht 1692, auf der Franz Werner Tamm und der Porträt­ Homepage 1688 und dann noch die maler Johann Kupetzky. Im ersten Quartier im Günther- Neugründung von 1726. Das früheste Sternegg’schen Haus, Kupferschmied­ Datum verdanken wir der Anzeige in Die 1712 ausgebrochene Pest beendete gasse/Kärntner Straße Nr. 20, blieb den Avvisi italiani vom 13. November diese erste Phase, da das Haus Strudels, man nur fünf Jahre, da für den Unter­ 1689. In dieser wird bemerkt, dass der Strudelhof, mitten in dem gesper­ richt lediglich drei große Räume zur der aus Italien stammende kaiserliche rten Gebiet lag. Peter Strudel starb Verfügung standen. Aufgrund der Kammermaler Peter Strudel in diesem am 31. Oktober 1714, und bereits zehn erhaltenen Grundrisse und der noch Herbst wie schon im vorigen Jahr seine Tage danach suchte der Kammermaler heute vorhandenen Unterrichtsmittel Zeichenakademie nach dem Modell und Kustos der kaiserlichen Gemälde­ kann man die bis Anfang des 19. Jahr­ gratis weiterführt. galerie Ignaz Heinitz von Haintzenthal hunderts an allen Akademien übliche (1657–1742) um die Weiterführung Ausbildung nachvollziehen: Zeichnen Das Datum 1692 gründet sich auf der Akademie an. Kaiser Karl VI. nach Vorlagen für die Anfänger, Zeich­ zwei Zahlungsbelege für Kosten der (1685–1740) soll sich zuerst selbst um nen nach Antiken oder Gipsabgüssen Akade­mie und für in Rom gekaufte einen Nachfolger gekümmert haben, und Zeichnen nach dem Modell. Gipsab­güsse von Antiken und zeit­ lehnte aber 1716 eine Petition der Bereits 1731 wurde das sogenannte genössi­schen Skulpturen. In diesen Künstler für eine Weiterführung ab. Schönbrunner Haus in den Tuchlauben wird zum ersten Mal der volle Titel Nr. 8 bezogen. Hier gab es nun sechs der Academia von der Mallerey, Bildt­ Erst 13 Jahre später kam es zur Neu­ Räume für den Unterricht, einen Fest­ hauer, Fortification, Prospectiv und gründung. Am 21. August 1725 suchte saal mit Vorraum und acht Neben­ Architec­tur-Khunst genannt. Erst der in geborene Kammermaler räume. Bereits im April 1733 zog man in nach dem Tod Kaiser Leopolds am Jacques van Schuppen (1670–1751) um das Haus des Protektors der Akademie 5. Mai 1705 gewährte sein Nachfolger die Fortführung der Accademie in der und Generalbaudirektors Gundacker Joseph I. (1678–1711) eine jährliche Mahlerey und anderen freyen Künsten Graf Althan (1665–1747) in der Seiler­ Unterstütz­ung, betonte den allge­ an, was ihm am 20. Jänner 1726 ge­ gasse Nr. 8/Spiegelgasse Nr. 7, das meinen Nutzen der Künste und die nehmigt wurde. Dieses Mal kam der noch heute existiert. Nun waren auf Bedeutung für die Wirtschaft und Impuls aus Frankreich. Der Statuten­ drei Stockwerken zwölf Räume für den ernannte Strudel zum Super-Intenden­ entwurf zeigt den Wandel von einer Unterricht, eine Kanzlei, drei Ausstel­ ten der Akademie. Über den Unterricht italienischen Studioakademie zu der lungsräume für die jährlichen Wett­ ist nichts weiter bekannt, als dass 1648 gegründeten Académie Royale bewerbe, eine Bibliothek und eine dieser täglich außer am Sonntag von in Paris, deren Mitglied van Schuppen Lehr­mittelstelle vorhanden. Die Anzahl halb sechs am Morgen bis acht Uhr am seit 1704 war. Diese Phase war geprägt der Schüler variierte zwischen 70 und Abend stattfand. Neben Peter Strudel von einer unsicheren politischen und 287, wobei der Unterricht in abwech­ und seinem Bru­der, dem Bildhauer finanziellen Situation aufgrund der selnden Gruppen zwischen acht Uhr Paul, finden sich als Vizeprofessor zahlreichen Kriege, häufigen Übersied­ morgens bis sechs Uhr abends statt­

325 JAHRE / 28 MONIKA KNOFLER fand. Neben der üblichen praktischen antiklassischer Stil entwickelt wurde ersten Exkursion, zum Zeichnen in der Ausbildung im Zeichnen führte van und deren Vertreter zu den heute Natur, aufbrach. Dies war für Wien ein Schuppen 1731 nach dem Pariser Vor­ bedeutendsten Künstlern des 18. Jahr­ Novum, das er in Paris bei dem Graveur bild Diskurse ein. Ein bildliches Mani­ hunderts zählen, wie Franz Anton du Roi Johann Georg Wille kennenge­ fest der Akademie und der von van Maulbertsch (1724–1796), Johann lernt hatte. Die zweite Neuerung wurde Schuppen in seinen Diskursen darge­ Bergl (1718–1789) und die Bildhauer ihm nicht bewilligt, die Verwendung legten theoretischen Fundamente stel­ Matthäus Donner (1704–1756), von weiblichen Modellen. Diese beklei­ len die Deckengemälde mit den Allego­ Balthasar Moll (1717–1785) und Jacob deten weiblichen Modelle sollten vor rien der Künste und Darstellun­gen des Schletterer (1699–1774). allem für die sogenannten Affekte im Unterrichts im Festsaal des ehemaligen Sinne Charles Le Bruns (1619–1690) Palais Althan, dem heuti­gen Eroicasaal Die neuerliche Übersiedlung in die verwendet werden. des Palais Lobkowitz, dar. Neue Aula der Universität am heutigen Dr.-Ignaz-Seipel-Platz erfolgte kurz Im Gegensatz zur kaiserlichen Aka­ 1742 musste aus Kostengründen wieder vor der Amtseinsetzung des neuen demie waren an der Kupferstecher­ übersiedelt werden, dieses Mal in die Direktors, des Hofmalers Martin van akademie zum täglichen freien Elemen­ leer stehende Wohnung des Präfekten Meytens (1695–1770), Ende August 1759, tarzeichenunterricht am Abend sowohl der Hofbibliothek. Nach der Ankunft womit das Experiment einer Rektorats­ Männer als auch Frauen zugelassen. von dessen Nachfolger Gerard van verfassung nach fast acht Jahren be­ Dort findet sich im Aufnahmeprotokoll Swieten (1700–1772) wurde diese 1746 endet wurde. Dass diese Änderung von 1768 als einzige weibliche Schüle­ wieder geräumt, und der Lehrbetrieb nicht widerstandslos hingenommen rin Katharina Heim aus Wien. Auch blieb nun drei Jahre unterbrochen. Die wurde, zeigt die Verfügung im Septem­ unter den wirklichen Kunstmitgliedern Neueröffnung erfolgte im Spätherbst ber 1759, die vier früheren Lehrkräften finden sich Frauen, wie die Frau von 1748 in den neuen Hofstallungen. Dort das Betreten der Akademie verbot. Im Conté, die kurpfälzische Hofmalerin standen den Studenten lediglich sechs Vergleich zu elf Professoren während Anna Dorothea Therbusch (1721–1782), Räume zur Verfügung. Analysiert man des Rektorates waren in der Zeit die Pariser Kupferstecherin Anne die Schülerlisten, so kam der Großteil van Meytens’ zeitweise nur fünf be­ Philibert Coulet (geb. 1736) und aus den Ländern der Monarchie, ziehungs­weise sieben Stellen besetzt. Gabrielle Beyer-Bertrand (1729–1802). gefolgt von den deutschen Landen, Zur gleichen Zeit wurden an der kaiser­ Italien, der Schweiz, Frankreich, Diese Situation erklärt sowohl die lichen Akademie als Ehrenmitglieder Spanien und den Niederlanden, doch Unzufriedenheit der Studierenden als die Töchter Maria Theresias, die Erz­ finden sich auch vereinzelte Schüler auch die Forderung nach Reformen. herzoginnen Maria Anna (1738–1789) aus Dänemark, der Türkei und einer Initiator der Reorganisation und auch und Maria Caroline (1752–1814), auf­ aus Amerika. der Gründungen von Spezialschulen genommen. Diese wurden seit 1764 wie der Manufakturzeichenschule 1758, von Gabriele Bertrand unterrichtet. Das nach dem Tod van Schuppens Ende der Kupferstecherakademie 1766 und Als weitere Ehrenmitglieder finden wir Jänner 1751 verfasste Übergabeinventar der Graveur- und Erzverschneider­ Gräfin Ernestine von Losymthal, die stellt die erste Auflistung der Lehrma­ schule 1767 war der spätere Protektor Tochter der Erzieherin, Vertrauten terialien der Akademie dar. Zu diesem der Akademie, Fürst Wenzel Anton von und späteren Obersthofmeisterin Maria Zeitpunkt umfassten diese 415 Hand­ Kaunitz-Rietberg (1711–1794). Dieser Theresias, Karoline Gräfin Fuchs, die zeichnungen, davon 276 sogenannte war während seiner Zeit als Botschafter Fürstin Marie Anne von Lamberg und Exemplaria zum Kopieren. Das waren in Paris mit den Strömungen der Auf­ die Baronin Gertrude de Pélichy. Nach vor allem Vorlagen für den Grund­ klärung und auch den neuen Kunst­ der Reorganisation der Akademie 1773 unter­richt im Zeichnen. Vorhanden tendenzen bekannt geworden. An kam es erst wieder im 20. Jahrhundert waren auch noch die von Strudel ange­ erster Stelle standen aber ökonomische zur Aufnahme von Künstlerinnen. kauften sechs Gipsabgüsse und weitere Interessen. Das Hauptaugenmerk 13 kleine Gipsfiguren, 63 Gipsköpfe und wurde auf die Hebung der künstleri­ Der Erfolg der Kupferstecherakademie Bruchstücke. Die Zeichnungen wurden, schen Qualität der Produkte des war enorm. Bereits 1770, vier Jahre ergänzt mit neuen Vorlagen späterer Handwerks und der Manufakturen nach ihrer Gründung, besuchten sie Professoren, bis Anfang des 19. Jahr­ gelegt, um im Sinne des Merkantilismus 219 Schüler. Im Gegensatz dazu war die hunderts verwendet und sind nach wie den Import dieser Waren einzuschrän­­ Anzahl der Studenten der Akademie vor im Kupferstichkabinett vorhanden. ken und den Export zu fördern. Sowohl auf 69 gesunken. Zu diesem Zeitpunkt Florian Zeiss (1712–1780), der spätere setzten sich Kaunitz und sein Kreis Und nun kommt es zu einer revolutio­ Direktor der Manufakturzeichenschule, bereits mit Plänen der Reorganisation nären Neuerung, einem vom Professo­ als auch Jakob Mathias Schmutzer der Akademie auseinander. Ziel war die ren­kollegium gewählten Rektorat im (1733–1811) vervollständigten ihre Vereinigung sämtlicher Kunstschulen Gegensatz zu einem vom Hof einge­ Ausbildung in Paris. Finanziert wurden und die gleichzeitige Errichtung einer setzten Direktor. Sowohl die Rektoren diese Aufenthalte teilweise vom Hof, Akademie der schönen Wissenschaften, als auch alle Professoren und Assisten­ bei Schmutzer vorrangig durch Kaunitz die aber aus Kostengründen abgelehnt ten wurden nun alle drei Jahre aus und ein frühes Crowdfunding durch wurde. Interessant war der Gedanke einem Dreiervorschlag gewählt. Als die Ehrenmitglieder der Akademie. des Direktors der k. k. Gemäldegalerie Rektoren wechselten sich Michael Daher erstaunt es auch nicht, dass er Joseph Rosa (1726-1805), der Anton Angelo Unterberger (1695–1758) und schon bald nach seiner Rückkehr aus Maron (1731–1809) als Direktor vor­ Paul Troger (1698–1762) ab. Aus künst­ Paris die Bewilligung zur Eröffnung schlug. Dabei wies er auf den Vorteil lerischer Sicht war dies eine sehr einer Kupfer­stecherakademie erhielt hin, dass dessen Frau Theresia Con­ erfolgreiche Zeit, in der ein eigener und bereits am 25. Juli 1766 zu der cordia (1725–1806), die Schwester von

325 JAHRE / 29 MONIKA KNOFLER

Anton Raphael Mengs (1728–1779), eine and for plaster casts of ancient and situation due to numerous wars, fre­ berühmte Miniaturmalerin und Mit­ contem­porary sculptures purchased quent relocations, and difficult spatial glied der in in Rome. The receipts note for the conditions. Rom sei. Dadurch könnten alle Bedürf­ first time the full title of the Academia nisse des Hofes abgedeckt werden, von der Mallerey, Bildthauer, Forti­ The Academy stayed at its first prem­ ohne einen weiteren Maler zu berufen. fication, Pros­pectiv und Architectur- ises in the Günther-Sternegg’sches Damit wurde unausgesprochen gesagt, Khunst (Aca­demy of Painting, Sculp­ Haus at Kupferschmiedgasse/Kärntner dass man für ein Gehalt zwei Künstler ture, For­tifi­cations, Perspective and Straße No. 20 for only five years, as only bekäme. Es ist trotzdem bemerkens­ Archi­tecture). It was only after the three large rooms were available for wert, dass überhaupt an eine Frau als death of Emperor Leopold on May 5, teaching. Thanks to the preserved floor Künstlerin und vielleicht sogar als 1705, however, that the Academy plans and the still-existing teach­ing Professorin gedacht wurde. was granted an official annual stipend, materials, we can trace the cus­tomary demonstrat­ing that his successor, teaching activities at all the successive Die offizielle Benachrichtigung der Joseph I (1678–1711), recognized the academies until the begin­ning of the Direktoren und des Kommerzienrates general benefits offered by the arts 19th century: object drawing for the über den Beschluss Maria Theresias and their importance for the economy. beginners, drawing antique sculptures zur Vereinigung der verschiedenen The new Emperor appointed Strudel or plaster casts, and life drawing. The Schulen zur k. k. Akademie der ver­ as Super-Intendent of the Academy. Academy already moved into new einigten bildenden Künste erfolgte am Nothing is known about the curriculum quarters in the so-called Schönbrunner­ 1. November 1772. Die neue Organisa­ there except that lessons took place haus at Tuchlauben No. 8 in 1731. Now tion unter dem Direktor Caspar Franz every day except Sunday from five- it had six classrooms at its disposal, Sambach (1715–1795) wurde in vier thirty in the morning to eight o’clock plus a ballroom with ante­room and Kunstschulen unter den bisherigen at night. Working there along­side Peter eight secondary rooms. The Academy Direktoren gegliedert: die der Maler Strudel and his brother, the sculptor relocated again in April 1733, to the und Bildhauer, der Baukunst, der Paul, was a Vice-Professor Johann house of its “Protector” and the city’s Kupferstecher und der Graveure. Georg Schmidt, an assistant named general building director Count Martino Altomonte, the still life painter Gundacker von Althan (1665–1747) at Ab 1786 konnte der Unterricht der Franz Werner Tamm, and the portrait Seilergasse No. 8/Spiegelgasse No. 7, gesamten Akademie im ehemaligen painter Johann Kupetzky. which still exists today. The house St.-Anna-Kloster, Annagasse 4 a/ offered twelve rooms on three floors Johannesgasse 6, abgehalten werden. When the plague broke out in Vienna for teaching, an office, three exhibition Nun wurden zum ersten Mal die Biblio­ in 1712, this first phase came to an end, galleries for the annual competitions, a thek mit einem Lesesaal, die Gemälde­ because the Strudels’ house, Strudelhof, library, and a storage area for teaching galerie und die Glyptothek eingerichtet. was located in the quarantined area. aids. The number of students varied Neben den Ateliers, den Werkstätten Peter Strudel died on October 31, between 70 and 287, with classes held der Bildhauer und einer Druckwerk­ 1714, and just ten days later, the court for alternating groups between eight stätte waren eine eigene Gipsgießerei painter and curator of the imperial o’clock in the morning and six in und ein eigener Raum für die Anato­ picture gallery Ignaz Heinitz von the evening. In addition to the usual miepräparate vorhanden. Zur Er­ Haintzenthal (1657–1742) requested practic­al training in drawing, van öffnung am 2. Oktober 1786 fand in permission to continue running the Schuppen introduced discourses based Anwe­senheit von Kaiser Joseph II. eine Academy. Empe­ror Karl VI (1685–1740) on the Paris model in 1731. The ceiling große Ausstellung mit 173 Exponaten apparently first looked for a successor paintings in the ballroom of the former und einem Katalog statt. Über 90 Jahre on his own, but in 1716 rejected a Palais Althan, today’s Eroica Room in blieb die Akademie im St.-Anna-Ge­ petition by the artists for a continuation the Palais Lobkowitz, constitute a kind bäude, bis am 3. April 1877 das heutige of the Academy. of pictorial manifesto of the Academy Gebäude am Schillerplatz feierlich and provide an impression of the eröffnet wurde. The Academy would have to wait theoretical foundations van Schuppen thirteen years before it re-opened. presented in his discourses, showing On August 21, 1725, the court painter allegories of the arts and scenes of art When was the Academy of Fine Arts Jacques van Schuppen (1670–1751) classes at work. Vienna actually founded? On the from Paris applied for the resumption building it says 1692, on the homepage of the Accademie in der Mahlerey und In 1742, cost pressure caused the Aca­d­ 1688, and then there was the Academy’s anderen freyen Künsten (Academy in emy to move once again, this time to re-establishment in 1726. The earliest Painting and Other Fine Arts), and his the vacant apartment of the prefect of date can be traced to a notice in Avvisi request was granted on January 20, the Court Library. When his successor, italiani from November 13, 1689, 1726. This time, the impetus came from Gerard van Swieten (1700–1772), announcing that the court painter . The draft statutes reveal the ar­rived, these premises were vacated Peter Strudel from Italy was once again changes that had occurred between again in 1746 and teaching was inter­ offering that autumn, as in the previous the establishment of the original Italian rupted for three years. The Academy year, his Zeichenakademie (drawing studio academy and the new institution re-open­ed in late autumn of 1748 in the academy), where students could learn modeled on the Académie Royale new court stables. Only six rooms were life drawing for free. found­­ed in Paris in 1648, of which van available to the students there. Analysis Schuppen had been a member since of the student lists shows that the The date 1692 is based on two receipts 1704. This phase was characterized majo­r­ity came from the lands ruled by for costs incurred by the Academy by a precarious political and financial the Austrian monarchy, followed by the

325 JAHRE / 30 MONIKA KNOFLER

German regions, Italy, Switzerland, This situation explains both the Aca­demy in the same era were the Arch­­­ France, Spain, and the Netherlands, student discontent and the demands duchesses Maria Anna (1738–1789) and with a few students from Denmark and for a re­form. The initiator of the reor­ Maria Caroline (1752–1814), daughters Turkey and one from America. ganiza­tion, and also the establishment of Maria Theresa. They were taught of special schools such as Manufaktur­ by Gabriele Bertrand beginning in 1764. The inventory taken after van zeichenschule (Industrial Drawing Other honorary members were Coun­t­ Schuppen’s death in late January 1751 School) in 1758, the Kupferstecher­ ess Ernestine von Losymthal, the represents the first stocktaking of the akademie (Engraving Academy) in daughter of Countess Karoline Fuchs, Academy’s teaching materials. At the 1766, and the Graveur- und Erzver­ the governess, confidante, and later time, these included 415 drawings, schneider­schule (Engravers’ and Ore lady chamberlain to Maria Theresa; 276 of them so-called Exemplaria for Cutters’ School) in 1767, was the future Princess Marie Anne von Lamberg; copying. These were used primarily as protec­tor of the Academy, Prince and Baroness Gertrude de Pélichy. After models for basic drawing instruction. Wenzel Anton von Kaunitz-Rietberg the reorganization of the Academy in Also listed in the inventory were six (1711–1794). During his tenure as 1773, however, it would take until the plaster casts that had been purchased Austrian Ambassador in Paris, Kaunitz 20th century before women artists by Strudel and a further 13 small plaster had come into contact with Enlighten­ were once again accepted. figures, 63 plaster heads, and some frag­ ment currents and the new art trends ments. The drawings, supplemented there. Economic interests were of The Engraving Academy was a with new templates by later professors, foremost importance in the Academy’s tremen­dous success. As early as 1770, were used until the beginning of the realign­ment, however. The main focus four years after its founding, it had 19th century and are still preserved in was on upgrading the artistic quality of 219 stu­dents enrolled. In contrast, the Graphic Collection. the products of artisans and manufac­ the number of students at the Court turers in order to boost exports while Academy had fallen to 69. At this time, The Academy now saw a revolutionary restricting­ the import of similar goods, Kaunitz and his circle were already innovation: a rector chosen by the pro­ in accor­dance with the rules of mercan­ making plans to reorganize the fessorial faculty rather than a director tilism. Both Florian Zeiss (1712–1780), old Academy. The aim was to bring appointed by the Court. The rectors the later director of the Industrial together all the art schools while as well as all professors and assistants Drawing School, and Jakob Mathias simultaneously estab­lishing an were now elected every three years Schmutzer (1733–1811) completed Academy of the Humanities, but this from a shortlist of three candidates. In their studies in Paris. Their stays were plan was rejected as too costly. Of the years that followed, Michael Angelo financed in part by the Court, in interest here is the suggestion made Unterberger (1695–1758) and Paul Schmutzer’s case primarily through by the director of the Imperial and Troger (1698–1762) took turns as rector. Kaunitz and, in an early form of crowd­ Royal Picture Gallery, Joseph Rosa From an artistic point of view, this was funding, by the honorary members (1726–1805), to appoint Anton Maron a very successful era for the Academy of the Academy. It therefore comes as (1731–1809) as director. Rosa pointed in which it was able to develop a signa­ no surprise that Schmutzer received out the advantage that Maron’s wife, ture anti-classical style whose repre­ approval for opening an Engraving Theresia Concordia (1725–1806), sentatives count today among the most Academy soon after his return from the sister of Anton Raphael Mengs important artists of the 18th century, Paris. He already set off on July 25, (1728–1779), was a famous painter including Franz Anton Maulbertsch 1766, on his first excursion to draw of miniatures and a member of the (1724–1796) and Johann Bergl (1718– outdoors from nature. This was Accademia di San Luca in Rome. 1789), and the sculptors Matthäus a first for Vienna, something he had These credentials would cover all Donner (1704–1756), Balthasar Moll learned in Paris from the Graveur du of the Court’s needs without having (1717–1785), and Jacob Schletterer Roi Johann Georg Wille. The second to appoint an additional painter. (1699–1774). innovation he wanted to introduce was Impli­cit in this recommendation was denied him: the use of female models. that the Academy would be getting The Academy’s latest relocation, These clothed models were to be used two artists for the price of one. It is to the Neue Aula (new auditorium) above all to capture the expression remarkable that a woman would be of the University, on what is today of emotion popularized by Charles considered at all in her capacity as an Dr. Ignaz Seipel Square, took place Le Brun (1619–1690). artist and perhaps even as a professor. shortly before the inauguration of the new director, the court painter In contrast to the Court Academy, the On November 1, 1772, the directors and Martin van Meytens (1695–1770) at Engraving Academy admitted women the Commercial Council were officially the end of August 1759, thus ending to the free elementary drawing lessons notified of the decision by Maria the experi­ment with a rectoral offered every evening. Katharina Heim Theresa to unite the various schools constitution after nearly eight years. from Vienna is listed in 1768 as the sole under the title k. k. Aka­demie der ver­ That this change did not take place female student. The artist members einigten bildenden Künste (Imperial and without some resistance is demon­ of the Academy also included some Royal Academy of United Fine Arts). strated by an injunction issued in women, however, among them Frau The new institution, under direc­tor September 1759 that banned access to von Conté, the Palatine court painter Caspar Franz Sambach (1715–1795), the Academy for four former teachers. Anna Dorothea Therbusch (1721–1782), was divided into four art schools under Compared to the eleven professors the Parisian engraver Anne Philibert their previous directors: a school for during the rectorate, in van Meytens’s Coulet (b. 1736), and Gabrielle Beyer- painters and sculptors, one for archi­ day only five or seven posts were Bertrand (1729–1802). Accepted tects, one for copperplate engravers, occupied at certain times. as honorary members of the Court and another for general engraving.

325 JAHRE / 31 MONIKA KNOFLER

The entire Academy was housed start­ ing in 1786 in the former Convent of St. Anna at Annagasse No. 4a/Johnnes­ gasse No. 6. For the first time, a library with reading room, a picture gallery, and a Glyptothek, or sculpture gallery, were set up at the Academy. In addition to artist studios, sculptors’ workshops, and a printshop, the Academy also had its own replica workshop and a sepa­ rate room for anatomy specimens. The opening on October 2, 1786, attended by Emperor Joseph II, was marked with a lavish exhibition of 173 works, accompanied­ by a catalogue. The Aca­d­ emy remained in the St. Anna building for over 90 years, until the current build­ing on Schillerplatz was inaugu­ rat­ed with a festive ceremony on April 3, 1877.

A / B

Monika Knofler studierte Kunst­ge­schichte, Archäologie und Psychologie in Innsbruck und München, Disserta­tion Clemens Holzmeister – Das architektonische­ Werk, 1978–1982 Albertina, 1982–1995 Art Director von UNICEF in Genf/ New York, 1995–2012 Direktorin des Kupferstichkabinetts der Akademie der bildenden Künste Wien. Arbeitet an dessen Sammlungsgeschichte.

Monika Knofler studied art history, archeology, and psycho­ logy in Inns­bruck and Munich, thesis on Clemens Holz­ meister – Das architektonische Werk, worked at the Albertina from 1978 to 1982, art director for UNICEF in Geneva/New York from 1982 to 1995, director of the Graphic Collection of the Academy of Fine Arts Vienna from 1995 to 2012. Knofler is currently working on a history of the Graphic Collection.

325 JAHRE / 32 MONIKA KNOFLER

D E / F

C

A Jakob van Schuppen, Vorder- und Seitenansichten eines Kopfes, ca. 1726/1740, © Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste Wien B Jakob van Schuppen, Augenstudie, ca. 1726/1740, © Kupferstichkabi­ nett der Akademie der bildenden Künste Wien C Jakob van Schuppen, Herkules Farnese, ca. 1726/1740, © Kupfer­ stichkabinett der Akademie der bildenden Künste Wien D Erzherzogin Maria Anna von Habsburg-Lothringen, Kopfstudie, um 1767, © Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste Wien E Johann Adam Loscher, Günther- Sternegg’sches Haus, Kupfer­ schmiedgasse/Kärntnerstraße, Möblierungsplan, 1726–1731, © Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste Wien F Johann Adam Loscher, Althan’sches Haus, Seilergasse 8/Spiegelgasse 7, Möblierungsplan, 1733–1742, © Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste Wien

325 JAHRE / 33 STATEMENTS

Am Anfang war sie ganz einfach der Inbegriff des irdi­ schen Paradieses: Dort wollte ich mich zum Maler adeln lassen. Später – nachdem die Illusion längst geplatzt und mir klar war, dass ich das Zeug zum Wissenschaftler, Historiker und Ästhetiker habe, aber nie und nimmer ein genuin schaffender Künstler werden würde –, später also wurde sie mir die liebste Gemäldegalerie Wiens: die Akademie am Schillerplatz. Auch dafür gab es aller­dings einen Grund, der nicht zum Geringsten mit meiner mittlerweile gescheiterten Existenz als Maler zu tun hatte. Es war der im ganzen Haus allgegen- wärtige Geruch des Terpentins, der mich gleich nach dem Öffnen der schweren Eichentüren berauscht und olfaktorisch auf die hinreißende Sammlung vorbereitet hat. Einige meiner absoluten Lieblingsbilder hängen bis heute in diesen längst neu eingerichteten und licht- wie klimatechnisch modernisierten Räumen. Der Pieter de Hooch verzaubert mich wie eh und je. Vor Tarquinius und Lucretia kann ich immer noch stundenlang über die Frage der „Vollendung“ des späten Tizian diskutieren. Ich habe miterlebt, wie aus einem interessanten Werkstattbild des Meisters aus ’s-Hertogenbosch nach der vorbildhaften Restaurierung ein Hauptwerk des Hieronymus Bosch wurde.

Die Akademie als eine der ältesten Kunsthochschulen und Und ich habe den Wandel der Lehrerschaft am Haus das Dorotheum als ältestes Auktionshaus sind seit Jahr­ mit­erlebt: die Transformation der Akademie. Selten hunderten miteinander verbunden. Der Akademie ver­ wurde eine traditionsreiche und ehrwürdige Institution dankt das Dorotheum auch einen Teil seiner Existenz. behut­samer und radikaler verändert. Es waren zuallererst Viele Arbeiten von Künstler_innen, die an der Akademie die mutigen Berufungen – mehr als die Lehrplan- und ausgebildet wurden und/oder auch unterrichtet haben, organisatorischen­ Strukturveränderungen –, die die wurden durch unser Haus an österreichische und inter­ Wiener Akademie der bildenden Künste zu einer der nationale Kunstsammler_innen vermittelt. Die Liste der führenden Ausbildungsstätten in Europa haben werden vom Dorotheum versteigerten Arbeiten von ehemaligen lassen. Rektoren, Lehrenden und Absolvent_innen ist lang: Sie reicht von Waldmüller bis West, von Amerling bis Meine geradezu sentimentale Liebe zu den beiden Zobernig. wunderbaren Sammlungen, dem Kupferstichkabinett und der Gemäldegalerie, ist nicht geringer geworden. Herzliche Gratulation zum Jubiläum und auf weitere Aber meine stete Neugier am „künstlerischen Output“ der Jahrhunderte! Akademie hat enorm zugenommen. Sie ist eine Instanz, an der studiert zu haben etwas bedeutet. Eigentlich schade, The Academy, as one of the oldest art universities, and dass es für mich nicht gereicht hat, den „Schillerplatz“ in the Dorotheum, as the oldest auction house, have been meinem Lebenslauf zu verankern! affiliated with each other for centuries. The Dorotheum also owes part of its existence to the Academy. Many works by artists who were trained and/or taught at the Academy have found their way through our house into the hands of art collectors in Austria and all over the world. A long list of artworks by former rectors, lecturers, and graduates have been auctioned by the Dorotheum, ranging from Waldmüller to West, from Amerling to Zobernig.

Our sincere congratulations on this landmark anniver­ sary and here’s to many more centuries to come!

Martin Böhm Geschäftsführender Gesellschafter / Managing Proprietor Dorotheum

325 JAHRE / 34 STATEMENTS

At the beginning, the Academy was quite simply the epitome of earthly paradise: This is where I wanted to have myself ennobled as a painter. Later – after disillu­ sionment had long set in and it had become clear to me that I had the makings of a scholar, historian, and aesthete but was never cut out to be a genuine creative artist – I came to value this place as my favorite paintings gallery in Vienna: the Academy on Schillerplatz. This, too, was based on a circumstance that had nothing at all to do with my failed career as a painter. It was the ubi­quitous smell of turpentine all through the building that intoxi­ cated me as soon as I opened the heavy oak doors and prepared me in olfactory fashion for the ravishing collec­ tion. Some of my absolute favorite paintings still hang today in these galleries, long since newly furnished and with the latest in lighting and climate control. The Pieter de Hooch still enthralls me as it always has. And I can still stand before Tarquin and Lucretia for hours and discuss the question of what “completion” meant for the late Titian. I have also witnessed how an exemplary restora­ tion served to transform an interesting workshop picture by the Master of ’s-Hertogenbosch into a masterpiece by In einer neuen Moderne, in der die Digitalisierung Hieronymus Bosch. disruptiv in immer mehr Lebensbereiche eindringt und erfolgreiche Start-ups als die neuen Superstars gefeiert And I have experienced the changes in the teaching staff werden, wirken Einrichtungen, die auf eine lange Tradi­ at the institution: the metamorphosis of the Academy. tion zurückblicken, eher benachteiligt. Wenn es solchen Rarely has such a tradition-steeped and venerable insti­ Institutionen aber gelingt, Tradition und Innovation zu tution been transformed so radically and yet so cautious­ regem Austausch zu verbinden, sind sie unschlagbar und ly. The courageous appointments – more than any changes unersetzlich. Die Akademie der bildenden Künste Wien in curriculum and organizational structure – are what ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür – auch in dem Sinn, have made the Academy of Fine Arts Vienna one of the dass sie über ihren Qualitätsanspruch bei Ausbildung, leading training institutions in Europe. Forschung und Sammlung hinaus ihre allgemeine gesell­ schaftspolitische Relevanz mit Überzeugung „lebt“. Das My positively sentimental love for the two wonderful MAK ist der Akademie in großer Wertschätzung ver­ collections, the Graphic Collection and the Paintings bunden und wünscht ihr für die kommenden, rasanten Gallery, has not waned over the years. But my constant technologischen Fortschritt erfahrenden 75 Jahre bis zum curiosity as regards the “artistic output” of the Academy 400. Geburtstag weiterhin Mut, Weitblick und unermüd­ has grown immensely. It really means something to have lichen Einsatz für die bildenden Künste. studied at this institution. What a pity then that my talent was not sufficient for me to add the “Schillerplatz” In a new modern era in which digitalization is disrupting to my resume! more and more areas of life and successful startups are hailed as the new superstars, institutions that look back on a long tradition are somewhat at a disadvantage. But when such institutions succeed at combining tradition Prof. Dr. Klaus Albrecht Schröder and innovation in a lively exchange, they become invin­ Direktor / Director cible and irreplaceable. The Academy of Fine Arts Vienna Albertina is an impressive case in point – also in the sense that, beyond the quality standards it represents in education, research, and collecting, it “lives out” with striking con­viction its general sociopolitical relevance. The MAK holds the Academy in great esteem and wishes it for the next 75 years of rapid technological change until its 400th anniversary continued courage, vision, and tireless efforts on behalf of the fine arts.

Christoph Thun-Hohenstein Generaldirektor / General Director MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst MAK – Austrian Museum of Applied Arts / Contemporary Art

325 JAHRE / 35 ANDREAS NIERHAUS

OTTO WAGNER UND DIE AKADEMIE DER BILDENDEN KÜNSTE

OTTO WAGNER AND THE ACADEMY OF FINE ARTS

Am 15. Oktober 1894 hielt Otto Kindern unserer Zeit […] heranzu­ Armee von modernen Architekten Wagner (Abb. A) seine Antrittsrede an bilden“. Rhetorisch war der Historis­ ausbilden“. Ihre Waffen waren freilich der Wiener Akademie der bildenden mus hier bereits an seinem Ende aus Papier: eindrucksvolle, visionäre Künste. Das Professorenkollegium angekommen – die Architektur selbst Entwürfe für Friedenspaläste, Fest­ hatte sich im Vorfeld rasch über die benötigte noch ein paar Jahre, um spiel­häuser oder Flughäfen, die Errun­ Nachfolge des im Jänner überraschend sich von der jahrzehntelangen Vorherr­ gen­schaften des 20. Jahrhunderts teil­ verstorbenen Carl Hasenauer geeinigt, schaft der Stile der Vergangenheit zu weise um Jahrzehnte vorwegnahmen galt doch der 53-jährige Wagner als emanzipieren. und in Europa, aber auch in den USA einer der vielseitigsten und zugleich rezipiert wurden. Dass die Wagner- vielversprechendsten Architekten WAFFEN Schule zugleich aber auch ein Hort Wiens, der es verstehe, „die Bedürfnisse AUS PAPIER des Antisemitismus gewesen sei, des heutigen Lebens sowie die Verwen­ wie immer wieder kolportiert wird, dung moderner Baumaterialien und Anders als sein Vorgänger wählte lässt sich nach derzeitigem Wissens­ Konstruktionen mit den künstlerischen Wagner jedes Jahr nur eine Handvoll stand nicht belegen. Allerdings war die Erfordernissen in Einklang zu bringen“. Studenten aus der großen Zahl an Zahl der jüdischen Studenten auffällig Erst im Jahr zuvor hatte er den Sieg Bewerbern aus. Als wichtigstes Krite­ nied­rig, und nicht wenige Schüler im Wettbewerb um den Generalregu­ rium galt ein überdurchschnittliches hatten nach 1938 ein Naheverhältnis lierungsplan für Wien davongetragen, Zeichentalent. Im ersten Studienjahr zu den National­sozialisten. und kurz vor seiner Berufung war mussten die Schüler ein Wiener Zins­ der Auftrag für eines der europaweit haus entwerfen, im zweiten ein öffent­ MODERNE größten Bauprojekte jener Zeit an ihn liches Gebäude (Abb. F), im dritten ARCHITEKTUR ergangen, die Wiener Stadtbahn. und letzten Jahr ein Fantasieprojekt, das der abschließenden Beurteilung Zwei Jahre nach dem Beginn seiner BEDINGUNGSLOSE zugrunde gelegt wurde. So stand das akademischen Tätigkeit veröffentlichte ZEITGENOSSENSCHAFT Zeichnen ganz selbstverständlich im Wagner seine einflussreiche Schrift Mittelpunkt der Ausbildung, und schon Moderne Architektur, die bis 1914 drei Wer sich von Wagner jedoch eine früh kam aufgrund der Fixierung auf Neuauflagen erleben sollte und heute bloße Erneuerung des unter starken die grafisch perfekte Ausarbeitung zu den Grundlagentexten der Architek­ Ermü­dungs­erscheinungen leidenden der Blätter unter den Schülern Kritik tur des 20. Jahrhunderts zählt. Sie war Histo­ris­mus erwartete, der wurde auf. Dennoch waren die Zeichnungen, zunächst vor allem als „Führer“ für die spätestens durch seine Antrittsrede die umgehend in Zeitschriften und Schüler gedacht, wobei sich Wagner eines Besseren belehrt. Aufmerksame Büchern publiziert wurden, das wich­ der Brisanz seiner Worte bewusst Zuhörer_innen konnten ahnen, dass tigste Medium zur Verbreitung der war. Was er in der Antrittsrede 1894 eine Revolution bevorstand: Dem neuen Architektur, die Wagner „die ange­deutet hatte, fand sich hier mit „Durchpeitschen aller Stilrichtungen“ Moderne“ nannte. Die Schüler starteten aller Wucht ausformuliert wieder: Der erteilte Wagner eine Absage und for­ daher bereits früh eine eigene Publika­ Histo­rismus sei tot, die Stilarchitektur derte von den Künstler_innen statt­ tionsreihe, um die Ergebnisse ihrer am Ende, ihre „Wahnsinnsgebäude“ dessen bedin­gungs­lose Zeitgenossen­ Experimente einem möglichst breiten müssten eingerissen werden: „Alle schaft – „der Ausgangspunkt jedes Publikum zu vermitteln. Als wichtigstes modernen Formen müssen dem neuen künstlerischen Schaffens müssen […] Labor eines neuen, zeitgemäßen Material, den neuen Anforderungen das Bedürfnis, das Können, die Mittel Bauens wurde die „Wagner-Schule“ unserer Zeit entsprechen, wenn sie zur und die Errungenschaften­ unserer Zeit international zum festen Begriff. Die modernen Menschheit passen sollen, sein“. Seinen Wahlspruch „Artis sola Schüler verstanden sich als Kampf­ sie müssen unser eigenes besseres, domina necessi­tas“ (in Wagners eigener truppe gegen die verstockte künstleri­ demokratisches, selbstbewusstes, Übersetzung: „Die Kunst kennt nur sche Konvention und bedienten sich ideales Wesen veranschaulichen und einen Herrn – das Bedürfnis“) stellte einer bewusst martialischen Rhetorik. den technischen und wissenschaft­ er als Motto über seine Lehrtätigkeit, Von Wagner selbst ist die Aussage lichen Erfolgen sowie dem durchge­ die darin bestand, seine Schüler „zu überliefert, seine Schule müsse „eine hen­den praktischen Zuge der Mensch­

325 JAHRE / 36 ANDREAS NIERHAUS heit Rechnung tragen – das ist doch KAISERHULDIGUNG EIN DENKMAL selbstverständlich!“ Bei den konser­ FÜR OTTO WAGNER vativen Architekten löste Wagners Während diese Entwürfe Papier Schrift einen Sturm der Entrüstung blieben, konnte er im Rahmen seiner Otto Wagner hatte an der Wiener aus, weil sie die Gefahr, die in seinen Lehrtätigkeit zumindest ein Projekt Akademie die bedeutendste Wor­ten lag, erkannten: Nicht mehr realisieren – auf Pergament. Es handelt Architekturschule der frühen Moderne Stil und Geschichte waren die Basis sich um die „Huldigungsadresse“ der etabliert. Es waren entscheidende der Kunst, sondern die nüchterne Trias Akademie anlässlich des 50. Thron­ Jahre, in denen der akademische von Zweck, Material, Konstruktion. jubiläums Kaiser Franz Josephs, die Historismus zahlreichen Widerständen Spätes­tens mit dem Austritt aus dem unter Wagners künstlerischer Leitung zum Trotz durch eine strahlende Künstlerhaus und dem Beitritt zur zwischen 1896 und 1898 entstand. „Zukunftsarchitektur“ abgelöst werden Secession 1899 wurde Wagner zuneh­ Das in der Art einer mittelalterlichen sollte. Wagners Bedeutung für die mend angefeindet und verlor Freunde Prachthandschrift gestaltete Buch Architektur des 20. Jahrhunderts geriet und Aufträge. Was blieb, war die umfasste ganzseitige Kunstblätter der im modernistischen Elan der 1920er- Professur an der Akademie, die ihm einzelnen Professoren sowie illumi­ Jahre rasch in Vergessenheit. Um höchste Autorität verschaffte und vor nierte Seiten mit einem Text, der dem diesen Pionier des „neuen Bauens“ dem wachsenden kulturpolitischen Kaiser als Protektor der Künste huldig­ in Erinnerung zu rufen, ließ der Öster­ Einfluss des Thronfolgers Erzherzog te. Wagner entwarf auch den Einband reichische Werkbund 1930 auf dem Franz Ferdinand schützte, der Wagners in Goldschmiedearbeit, der seinerseits Heldenplatz ein von Josef Hoffmann Architektur feindselig gegenüberstand in einem ledernen Etui lag (Abb. B). Mit gestaltetes Denkmal errichten (Abb. D). und seine Bauprojekte torpedierte. diesem imperialen Buchprojekt hatte Die Stele wurde 1939 abgetragen und Wagner, der sich zu jener Zeit intensiv erst 1959 unter Roland Rainer als NEUBAUPROJEKTE um Aufträge aus dem Kaiserhaus be­ Rektor an einem ungünstigen Standort mühte, die Möglichkeit, dem Herrscher vor der Seitenfassade der Akademie Obwohl Wagner während seiner Zeit persönlich und exklusiv sein Können in der Makartgasse wieder errichtet. an der Akademie zwischen 1894 und vorzuführen – vergeblich, denn auch Der bevorstehende 100. Todestag 1912 eine ganze Reihe prominenter nach der Übergabe des luxuriösen im Jahr 2018 würde die Gelegenheit Bauten wie die Kirche am Steinhof oder Werkes war das Interesse des Hofes bieten, für das Denkmal einen neuen die Postsparkasse realisieren konnte, an seiner „modernen Architektur“ Platz zu finden, der der Bedeutung blieb dennoch der Großteil der Pro­ begrenzt. Wagners für Wien gerecht wird. jekte – allein in diesem Zeitraum waren es nicht weniger als 70 – Papier. Auch DAS ENDE für die Akademie, deren Platzbedarf DER WAGNER-SCHULE On 15 October 1894, Otto Wagner durch das Gebäude Theophil Hansens (fig. A) held his inaugural address at schon längst nicht mehr gestillt werden Nachdem ihm noch ein außerordent­ the Academy of Fine Arts Vienna. konnte, entwickelte Wagner mehrere liches „Ehrenjahr“ gewährt worden The faculty had rapidly agreed on his Neubauprojekte. Keines davon wurde war, endete Wagners Lehrtätigkeit an appointment as successor to the late verwirklicht. Im Jahr 1896 entwarf der Akademie offiziell am 6. Juli 1912. Carl Hasenauer, who had passed away er ein Museum für die Sammlung von Zum Nachfolger hatte das Professoren­ unexpectedly in January; after all, Gipsabgüssen, das auf dem Grundstück kollegium Wagners Schüler Josef Wagner, 53 years old, was regarded des späteren Secessionsgebäudes er­ Plečnik bestimmt, was jedoch auf Be­ as one of the most versatile and also richtet werden sollte. Zwei Jahre später treiben des Thronfolgers vom Ministe­ most promising architects in Vienna. präsentierte Wagner auf der ersten rium verhindert wurde. Wagner über­ He knew just how to “reconcile the Ausstellung der Secession im neuen nahm also für ein weiteres Jahr den requirements of modern-day life, Gebäude einen spektakulären Entwurf Unterricht. Am Ende seiner Lehrtätig­ as well as the use of modern building für einen Neubau der Akademie am keit waren beinahe 200 Schüler von materials and construction methods, westlichen Stadtrand. Die aufwendig ihm ausgebildet worden. Da eine Be­ with artistic imperatives.” Only a year gerahmte Vogelschau (Abb. C) zeigt im rufung Plečniks aussichtslos war, ent­ before, he had won the competition Vordergrund eine Ehrenhalle, die von schied sich das Kollegium 1913 für for the master plan for Vienna, and Museums- und Verwaltungsgebäuden Leopold Bauer als Kompromisskandi­ shortly before his appointment to the flankiert wird. In der Parkanlage da­ daten. Bauer, ebenfalls ein Schüler Academy he had been commissioned hinter sind die Künstlerateliers verteilt. Wagners, der sich allerdings von den with one of Europe’s largest construc­ An eine Verwirklichung dieser hoch­ Zielen seines Lehrers distanziert hatte, tion projects at the time: the Vienna fliegenden Pläne war jedoch nicht zu schlug von Anfang an die Ablehnung city railway. denken. Erst im Jahr 1910, gegen Ende der Studenten entgegen. 1919 musste seiner akademischen Lehrtätigkeit, Bauer schließlich unter dem Druck UNCONDITIONAL beschäftigte sich Wagner noch einmal der Studenten von seinem Amt zurück­ MODERNITY mit dem Neubau der Akademie, die er treten. Nach langwierigen Verhandlun­ nun auf die Schmelz verlegen wollte gen übernahm 1922 mit Peter Behrens Anyone who expected Wagner to do no (Abb. E). Bemerkenswert ist hier – wie wieder ein „Stararchitekt“ die Nach­ more than update the time-worn his­ auch schon beim Entwurf von 1898 – folge, der mit den international ver­ toricist style was in for a surprise at the der Kontrast zwischen den repräsen­ netzten Aktivitäten rund um seine hoch latest when he gave his speech. Atten­ tativen Museums- und Verwaltungs­ angesehene „Meisterschule“ an den tive listeners might have even sensed bauten und den strikt funktionalen be­rühmten Vorgänger anzuknüpfen that a revolution was in the making. „Glashäusern“ der Ateliers. versuchte. Wagner rejected the contemporary

325 JAHRE / 37 ANDREAS NIERHAUS practice of “racing through every stylis­ only in Europe but also the USA. The his tenure at the Academy from 1894 to tic trend” and instead demanded of notion that the Wagner School was also 1912, among them the Kirche am Stein­ artists unconditional modernity – “the a hotbed of anti-Semitism, as is repeat­ hof and the Postsparkasse, the majority starting point of every artistic creation edly rumored, is not borne out by our of the projects he envisioned – no must be the need, ability, means and present state of knowledge. But the less than 70 during this period alone – achievements of our time.” His motto number of Jewish students was indeed re­mained mere drafts on paper. Wagner “Artis sola domina necessitas” (which conspicuously low, and quite a few of also developed several new buildings Wagner himself translated as: “Necessi­ Wagner’s students had a close relation­ for the Academy, which had long since ty is art’s only master”) was the princi­ ship to the National Socialists after 1938. outgrown the ensemble conceived by ple behind his teaching, which was Theophil Hansen. But none of these geared towards grooming his students MODERN projects came to fruition. In 1896, to become “children of our time.” Even ARCHITECTURE Wagner designed a museum for the if these words announced the end Academy’s Collection of Plaster Casts, of historicism, architectural practice Two years after taking up his post at the to be built on the site of the later would still need a few more years to Academy, Wagner published his most Secession building. Two years later, he emancipate itself from the decades- influential book, Modern Architecture, presented at the Secession’s inaugural long dictate of imitating the styles of which would go through four editions exhibition in its new premises a spec­ the past. by 1914 and today represents one of the tacular design for a new Academy primary texts on the architecture of complex on the western outskirts of the WEAPONS the 20th century. The book was initially city. The elaborately framed bird’s eye MADE OF PAPER designed as a “guide” for Wagner’s view (fig. C) shows in the foreground students,­ and he was fully aware of a hall of honor flanked by museum and Unlike his predecessor, Wagner select­ how provocative his words were at the administration buildings. The artist ed only a handful of students each year time. What he had only hinted at in his studios are dispersed throughout the from the large pool of applicants. He address to the Academy in 1894 was grounds behind the complex. The regarded above-average talent in draw­ forcefully articulated here: Historicism realization of these lofty plans was ing as the most important criterion. In was dead and eclectic architecture however out of the question. Wagner the first year of their studies, students imitating styles from the past must would not revisit the idea of a new were asked to design a Viennese apart­ come to an end and its “edifices of home for the Academy until 1910, at the ment house, and in the second year a luna­cy” be torn down: “All modern end of his academic tenure. This time, public building (fig. F). The assignment creations must correspond to the new the new complex was planned for the for the third and final year was a fan­ materials and demands of the present if Schmelz, open land on the periphery tasy project on which the final grade they are to suit modern man; they must of Vienna (fig. E). Remarkable here – would be based. Drawing was therefore illustrate our own, better, democratic, as was already conspicuous in the 1898 naturally the focus of training, and self-confident, ideal nature and take design – is the contrast between the early criticism of Wagner’s teaching at into account man’s colossal technical prestigious museum and administrative the Academy lamented his fixation on and scientific achievements, as well buildings and the strictly functional graphically perfect renderings executed as his thoroughly practical tendency – studios in the form of “glass houses.” by the students. The drawings, which that is surely self-evident!” Wagner’s were promptly published in journals book provoked a storm of protest TRIBUTE and books, nonetheless represented among conservative architects, who TO THE EMPEROR the most important medium for the recognized the threat inherent in his dis­sem­i­­nation of the new, “modern” words: Style and history would no Although his projects for a new Aca­d­ archi­tecture. Wagner’s students thus longer be the basis for art but rather emy complex remained but drafts on launch­ed their own series of publica­ the sober triad of purpose, material, paper, Wagner did accomplish at least tions early on in order to communicate and structure. At the latest when he one major undertaking while teaching – the results of their experiments to a withdrew from the Künstlerhaus and this time on parchment. That project broad audience.­ The “Wagner School” joined the Secession in 1899, Wagner was the so-called “Huldigungsadresse,”­ would become known internationally began making a growing number a lavish commemorative volume to be as the prime laboratory for a new of enemies, while losing friends and presented by the Academy to Emperor approach to building that was in step commissions. What remained was Franz Joseph on the occa­sion of his with modern times. The students saw his post as professor at the Academy, 50th anniversary on the throne. The themselves as a strike force against which gave him supreme authority and volume was put together from 1896 to entrenched artist­ic conventions and guarde­d him from the rising influence 1898 under Wagner’s art­istic tutelage. deliberately made use of martial on cultural policy exercised by heir to Designed in the style of a deluxe rhetoric in their writings. Wagner the throne Archduke Franz Ferdinand, medieval illuminated manus­cript, himself is supposed to have said that who was opposed to Wagner’s archi­ the book included full-page artworks his school had the task of “train­ing an tecture and torpedoed his building by the various professors, as well as army of modern architects.”­ Their projects. illumi­nated pages with a text that paid weapons were made only of paper, homage to the Emperor as guardian though: striking, visionary designs for NEW-BUILD of the arts. Wagner himself designed peace palaces, festival halls, or airports PROJECTS a cover embellished with gold and that in some cases anticipat­ed the precious metals as well as a leather achievements of the 20th cen­tury by Although Wagner was able to realize slipcase for the book (fig. B). This im­ decades and were well received not a host of prominent buildings during perial book project gave Wagner – who

325 JAHRE / 38 ANDREAS NIERHAUS was trying hard to obtain commissions unfortunate location on Makartgasse, at from the Imperial House – an opportu­ the side of the Academy. The upcoming nity to demonstrate his abilities to the 100th anniversary of Otto Wagner’s sovereign, personally and exclusively. death in 2018 would provide the perfect His efforts were in vain, however, opportunity to find a better setting for because even after the splendid work the monument that would do justice to had been handed to its recipient, the the architect’s importance for Vienna. court demonstrated only a limited interest in his “modern architecture.”

THE END OF THE WAGNER SCHOOL

After he had been granted an extra “honorary year,” Wagner’s professor­ ship at the Academy officially ended on 6 July 1912. The faculty proposed Wagner’s student Josef Plečnik as his successor, but this choice was rejected by the ministry at the instigation of the heir to the throne. Wagner was thus kept on for an addi­tional year. By the time he left the Academy, he had trained nearly 200 students. Since trying to get Plečnik appointed was Auswahlbibliografie futile, the faculty decided on Leopold Bauer in 1913 as a compromise can­ Walter Wagner, Die Geschichte der didate. Bauer, likewise a student of Akademie der bildenden Künste in Wien, Wagner’s but one who had dissociated Wien 1967. himself from his teacher’s objectives, was rejected by the students from Otto Antonia Graf, Otto Wagner. Das the start. Finally, Bauer was forced to Werk des Architekten, 2 Bände, Wien, resign in 1919 under pressure from the Köln, Graz 1985. student body. After prolonged negoti­ ations, a “star archi­tect” once again Andreas Nierhaus (Hg.), Rudolf Weiß – took up the post: Peter Behrens, whose Ein Schüler Otto Wagners (Ausstel­ highly acclaimed Meisterschule (master lungs­­­katalog Wien Museum), Wien class) in archi­tec­ture forged extensive 2016. international connections in an effort to take up where his famous predecessor had left off.

A MONUMENT Andreas Nierhaus, Dr. phil., geboren 1978 in Graz. Studium TO OTTO WAGNER der Kunst­geschichte und Geschichte an der Universität Wien. 2005–2008 wissen­schaftlicher Mitarbeiter der Otto Wagner succeeded in establishing Öster­reichischen Akademie der Wissenschaften.­ Seit 2008 at the Vienna Academy the most im­ Kurator für Archi­tektur am Wien Museum. Forschungs­ portant school of early modern archi­ schwerpunkte: Architektur und bil­dende Kunst im 19. und tec­ture. These were momentous years 20. Jahr­hun­dert, Historismus und Moderne, Medien der during which academic historicism Architektur, Architektur­zeichnungen, Otto Wagner und was to be replaced, despite concerted seine Schule. resistance, by a radiant “architecture of the future.” Wagner’s signal role Andreas Nierhaus, PhD, born in 1978 in Graz, studied in ushering in the architecture of the art history and history at the University of Vienna. He was 20th century was however quickly a research associate at the Austrian Academy of Sciences forgotten amidst the raging modernist from 2005 to 2008. Since 2008, Nierhaus has been curator spirit of the 1920s. In order to revive of architecture at the Wien Museum. His research focuses the memory of this trailblazer of on architecture and art in the 19th and 20th centuries, histor­­ a new functional architecture, the icism and modernism,­ architectural media, architectural Öster­reichischer Werk­bund erected drawings, and Otto Wagner and his school. a monument on Heldenplatz in 1930, designed by Josef Hoffmann (fig. D). The stele was then demolished in 1939 and not restored until 1959 under Academy rector Roland Rainer, in an

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A Otto Wagner, 1911, © Wien Museum B Otto Wagner, Entwurf zur Huldi­ gungsadresse der Akademie der bildenden Künste, 1898, © Wien Museum C Otto Wagner, Akademie der bildenden Künste, 1898, © Wien Museum D Otto-Wagner-Denkmal auf dem Heldenplatz, Fotografie der Österreichischen Lichtbildstelle, nach 1930, © Wien Museum E Otto Wagner, Akademie der bildenden Künste, 1910, © Wien F Museum F Rudolf Weiß, Hotel Wien, 1912, © Wien Museum

325 JAHRE / 41 INSTITUT FÜR BILDENDE KUNST (IBK)

ABSTRAKTE MALEREI

Über Malerei mit Gerlind Zeilner und Georg Frauenschuh, November 2016, Foto © Klemens Kohlweis

Der Fachbereich versteht Eine besondere Initiative The Studio for Abstract A special initiative of our sich als heterogenes Labor, unseres Fachbereichs stellt Painting sees itself as a Studio is the series About in dem technische, formale die Reihe Über Malerei dar. heterogeneous laboratory Painting, which invites out­ und inhaltliche Parameter Unterschiedliche Malerei­ where students investigate side artists to conceive an der Malerei in Bezug zu positionen werden einge­ technical, formal, and exhibition and provide in­ anderen Medien befragt laden, eine Ausstellung zu thematic parameters of sights on their own artistic werden. Eine sich stetig konzipieren und anhand painting in relation to other practice through talks or verändernde Kunstpraxis eines Vortrags oder im Ge­ media. In view of an art interviews. About Painting vor Augen, ist die Vermitt­ spräch Einblick in die eigene practice that is constantly takes place three times per lung eines zeitgemäßen künstlerische Praxis zu changing, one of our central semester and the exhibitions Malereibegriffes unter geben. Über Malerei findet concerns is to teach a con­ are documented in publica­ Berücksichtigung neuer dreimal pro Semester statt, temporary concept of paint­ tions. digitaler Bildsprachen eines die einzelnen Beiträge ing that takes into account unserer zentralen Anliegen. werden in Publikationen new digital pictorial idioms. Den Studierenden wird das dokumentiert. Students gain an under­ Verständnis für das Material, standing of the material, die Wahl der künstlerischen learn how to choose artistic Mittel, die Bedingungen der media and the conditions Präsentation und die sich for presentation, and how daraus ergebenden ästhe­ to deal with the resulting tischen Folgen nahegebracht. aesthetic consequences. Der Austausch zwischen Exchanges between students Studierenden und Lehren­ and teachers take place in den findet neben Einzelge­ individual conversations sprächen in wöchentlichen as well as weekly meet­ings Treffen statt, die durch at which presentations by Präsentationen aus­gewählter selected students stimulate­ Studierender dazu anregen, reflection on individual über das individu­elle künst­ artistic practice as students lerische Tun zu reflektieren learn to verbalize formal und zu lernen, formalästhe­ aesthetic decisions and tische Entschei­dungen und iconographic references. inhaltliche Bezugnahmen zu verbali­sieren. www.akbild.ac.at/abstrakte-malerei

325 JAHRE / 42 INSTITUT FÜR BILDENDE KUNST (IBK)

ERWEITERTER MALERISCHER RAUM

Daniel Richter

www.akbild.ac.at/ erweiterter-malerischer-raum

325 JAHRE / 43 INSTITUT FÜR BILDENDE KUNST (IBK)

GEGENSTÄNDLICHE MALEREI

Das Studium der Malerei Auch die Lehrenden sind There is still a big and even To observe others trying erfreut sich nach wie vor davon nicht ausgenom­men. growing interest in studying to find their way in their großen, man darf sogar Die korrelative Wahr­ painting at the Academy. artistic expression is an sagen: wachsenden Inter­ nehmung anderer bei ihrer How can this attractiveness en­richment and keeps one’s esses. Wie erklärt sich aber künstlerischen Wegfindung be explained? After all, there mind open for various possi­ nun die Attraktivität dieses ist eine Bereicherung und are today various ways to bilities of artistic interpre­ Studiums? Denn das Erwer­ hält den Geist offen für gain knowledge and compe­ tation. ben von Wissen und Können künst­lerische Interpreta­ tence in painting. An impor­ in der Malerei wäre gerade tionsmöglichkeiten. tant quality of academic An undogmatic basic heute auch auf anderen We­ studies is concentrated in attitude allows for a wide gen möglich. Eine wichtige Eine undogmatische Grund­ those parts that are more spectrum of contents and Qualität des akademischen einstellung ermöglicht ein difficult to describe than the forms of representation. In Studiums liegt wohl in jenem breites Spektrum von Inhal­ methods for teaching pure spite of a great deal of free­ Teil der künstlerischen ten und Darstellungsformen. knowledge or technical dom, the instruction should Leh­re, der allerdings viel Bei aller Freiheit ist es frei­ skills. Art cannot be taught serve to raise the student’s schwie­riger zu beschreiben lich das Ziel, das künstleri­ but can be learned in versa­ artistic level in all criteria: ist als die Vermittlung von sche Niveau auf allen Ebe­ tile ways. technical skills, openness Wissen und Können. Kunst nen schrittweise anzuheben, to criticism, and the ability kann man nicht lehren, aber also sowohl technische The Studio for Figurative for self-criticism. auf vielseitige Art erlernen. künstlerische Fähigkeiten Painting aims to create als auch Kritikfähigkeit structures that provide space To deal with this tension Der Fachbereich ist bestrebt, und Selbstreflexion zu ent­ for the different essential between free experimen­ Strukturen zu schaffen, um wickeln. parameters for artistic deve­l­ tation, unregulated activity, allen wesentlichen Faktoren opment. The most valuable which is essential, and the einer künstlerischen Ent­ Das Spannungsfeld zwischen results are namely those that necessity to observe, pre­ wick­lung Raum zu geben. Experimentieren, dem un­ unfold from the visual and serve, and develop a certain Die eigentlichen wertvollen reglementierten Tun, das verbal interactions between standard of artistic quality Ergebnisse sind nämlich unerlässlich ist, und dem students and lecturers. Indi­ poses a permanent challenge jene aus den visuellen und Beobachten, Entwickeln und vidual artistic effort, motiva­ for the members of the Studio verba­len Interaktionen Bewahren eines künstle­ tion, and initiative provoke a for Figurative Painting. von Leh­renden und Stu­ rischen Qualitätsanspruches complex feedback process in dieren­den. Das individuelle ist eine ständige Herausfor­ the group. Lecturers are not künst­leri­sche Bestreben, derung für alle Angehörigen excluded from this process. die Motivation­­ und Eigen­ des Fachbereichs Gegen­ initiative der Einzelnen ständliche Malerei. bewirken bei anderen einen vielschich­tigen Rückkop­pelungspro­zess. www.akbild.ac.at/ gegenstaendliche-malerei

alle Fotos © Christoph Rodler

325 JAHRE / 44 INSTITUT FÜR BILDENDE KUNST (IBK)

GRAFIK UND DRUCK- GRAFISCHE TECHNIKEN

A / B / C

Der Fachbereich beschäftigt Die Weiterentwicklung des The Studio for Graphic Arts The evolution of drawing sich mit den Möglichkeiten Zeichnerisch-Grafischen and Printmaking Techni­ skills and graphic abilities grafischen Arbeitens, mit in ein malerisches Arbeiten ques deals with the possibi­ into a painting practice, as zeichnerischen Umsetzun­ und die Ausdehnung zeich­ lities offered by graphic well as the extension of gra­ gen und Formulierungen im nerischer Ansätze in räum­ work, drawing, and related phic approaches to spatial Kontext aktueller Kunstpro­ liches und skulpturales methods in the context of and sculptural work are duktionen. Methoden der Agieren sind weitere Mög­ current art production. Stu­ further possibilities open Grafik und die Verwendung lichkeiten, die durch den dents are encouraged to try to students in this Studio. verschiedener technischer Fachbereich Grafik und out and combine diffe­rent und inhaltlicher Ansätze druckgrafische Techniken graphic art techniques and The graphic workshops pro­ werden erprobt, kombiniert erschlossen werden können. various technical and con­ vide all the technical equip­ und im Wechselspiel zwi­ tent-based approaches and ment students require to schen visueller Wahrneh­ Die Grafikwerkstätten bieten then to inquire into the explore artistic printmaking mung und bildlicher Dar­ die technischen Grundlagen relationship between visual techniques that, in combi­ stellung hinterfragt. Durch zur Erprobung künstlerisch- perception and graphic re­ nation with drawing, focus (auf )zeichnendes Denken grafischer Drucktechniken, presentation. Starting with on specific procedures for als Ausgangspunkt ent­ die ergänzend zur Zeich­ sketches to record emerging encoding artistic languages wickeln sich vielfältige For­ nung spezifische Verfahren ideas, a wide range of com­ into storage materials. Stu­ men komplexer Wechsel­ des Einschreibens künstle­ plex inter­actions develop dents can try their hand beziehungen zwischen rischer Sprachen in Spei­ between perception, repre­ at letterpress, intaglio, or Wahr­nehmung, Darstellung cher­materialien thematisie­ sentation, and interpretation. flat-screen printing, as well und Deutung. ren. Hoch-, Tief- und Flach­ as silk screen printing and druck sowie Siebdruck und Students are assisted in computer-aided methods. Wahrnehmendes grafisches computergestützte Verfah­ honing their graphic per­ They are then encouraged Denken, experimentelles ren sind hier zu erlernen ceptual capabi­lities through to put these techniques Arbeiten, reflektiertes und in ihrer Offenheit für experimental working meth­ to use for contemporary Mit­einander werden hier heutige Interpretationen ods and group discussion,­ interpre­tations of artistic unter­stützt und sollen so künstle­risch-druckgrafischer with the goal of developing printmak­ing in the context zu selbstständigem künst­ Pro­duktion im Umfeld der an independent artistic point of repro­duced and multi­ lerischem Denken und re­produzierten und ver­ of view and practice. plied images. Handeln füh­ren. vielfältigten Bilder zu verwenden.

A Diplom 2016, Johannes Niesel B Arbeiten von Karina Eybatova, www.akbild.ac.at/ Annamaria Tatu und Juli Augusta grafik-und-druckgrafische-techniken C Arbeiten von Patrick Scherer und Frank Furtschegger alle Fotos © Veronika Dirnhofer

325 JAHRE / 45 INSTITUT FÜR BILDENDE KUNST (IBK)

KONTEXTUELLE MALEREI

Studierende sollen im Fach­ bereich zu gemeinschaft­ lichem Arbeiten motiviert werden. Im Interessen­ zentrum steht, Begehrens­ strukturen, Körperlich­ keiten, Machtverhältnisse von künstlerischen Praxis­ formen bewusst zu erfahren. Gefördert werden Trans­ themen: Transmedia/- genre/-gender, Queerness, Postporn, Fragen zu Global South und Dekolonialisie­ A / B rung, Abhängigkeit von Ökonomie, Markt, Körper­ lichkeit in der digitalen The Studio for Contextual Projects in recent years Globalisierung. Durch Painting motivates students included: Dildo Anus Macht: konstruktives Feedback und to see their work in the con­ Queer Abstraction, a con­ Kollaborationen sollen eine text of the wider community. ference at the Academy of kollegiale Arbeitsumgebung The focus is on helping them Fine Arts Vienna in 2012; und Diversität ermöglicht to consciously experience Ins Blaue/Ins Graue, Schika­ werden. structures of desire, various neder, 2013/14; Pink Labor C / D / E types of corporeality, and on Golden Street – Queer Art In den letzten Jahren ent­ the power relations inherent Practices, Erharter, Schwärz­ standen Projekte wie Dildo in specific forms of artistic ler, Sircar, Scheirl (eds.), Anus Macht: Queere Abstrak­ prac­tice. “Trans”-issues are Sternberg Press, 2015; With tion, Konferenz an der Aka­ promoted here: trans-media/ Eyes Aghast: Transmannerist demie der bildenden Künste -genre/-gender, queerness, Reactions, xhibit, 2015/16; Wien, 2012; Ins Blaue/Ins post-porn, questions regard­ and Open Context in the Graue, Schikaneder, 2013/14; ing the Global South and framework of Donnerstags Pink Labor on Golden Street – deco­lonization, and the in der Bibliothek, 2016/17. Queer Art Practices, Erharter, depen­dence on economics, Students and alumni of Schwärzler, Sircar, Scheirl the market, and physicality the Studio are involved in (Hg.), Sternberg Press, 2015; in the world of digital globa­ Vienna’s vibrant perfor­ A Rini Mitra, Crazy too/2, Aufgerissenen Auges: Trans­ lization. Constructive feed­ mance scene, including 2016 manieristische Reaktionen, back and collaborations Burlesque Brutal, FMQueer, B Florian Aschka und xhibit, 2015/16; Open Context are designed to create and Hotel Butterfly, Klub Mutti, Larissa Kopp, ohne Titel, im Rahmen von Donnerstags a friendly and cooperative Gender Crash, Paradise 2016 in der Bibliothek, 2016/17. atmosphere with a large Summer Splash, Squallo­ C Parastu, Observa­tions Studierende und Alumni_ae degree of diversity. scope, and Crazy Bitch in on/with Manfraid, Agnes des Fachbereichs sind auch a Cave. May­bach, kuratiert von an Wiens lebhafter Perfor­ Alma Zevi, Köln, 2016 manceszene beteiligt: Bur­ D Pêdra Costa, The Lady lesque Brutal, FMQueer, in White, Ponta-Negra- Hotel Butterfly, Klub Mutti, Strand, Natal, Brasilien, Gender Crash, Paradise 2015, Foto © Arthur Summer Splash, Squallo­ www.akbild.ac.at/ Little scope, Crazy Bitch in a Cave. kontextuelle-malerei E David Zeller, mapping 7, 2015, Foto © Ernst Herold

325 JAHRE / 46 INSTITUT FÜR BILDENDE KUNST (IBK)

KONZEPTUELLE KUNST

To summarize, our work consists in: – a precise analysis of con­ temporary art and global capitalism. One of our tasks is to contextualize contem­ porary art through an explicitly political agenda focusing on Western demo­c­ racy and imperialism/colo­ nialism. Artistic practices are thus inherently connected with an antiracist policy. – a consistent critique of rising anti-Semitism in the European context, and a redefinition of the new fascist movements throug­h­ out Europe. – developing artistic prac­ tices with trans-feminist, trans-migrant, and queer Aktivismus, Politik und Zusammenfassend: Activism, politics, and theory positions. Theo­rie sind von größter Unsere Arbeit besteht aus … are of the utmost importance – developing projects such as Bedeutung für den Zugang – einer präzisen Analyse der for the approach of PCAP research trips and platforms der PCAP (Post-Conceptual zeitgenössischen Kunst und (Post-Conceptual Art for community-based works Art Practices), wenn wir an des globalen Kapitalismus. Prac­tices) in terms of visual and publishing projects. den Umgang mit Praktiken Es ist eine unserer Aufgaben, practices and the politics of des Visuellen und der Politik zeitgenössische Kunst durch representation. “Theory” von Repräsentation heran­ eine ausdrücklich politische refers here to a contem­po­ gehen. „Theorie“ meint hier Agenda zu kontextualisieren, rary theoretical and critical eine zeitgemäße theoreti­ Demokratie westlicher Prä­ way of thinking that helps sche, kritische Art zu den­ gung und Imperialismus/ students to develop multi- ken, die den Studierenden Kolonialismus zu unter­su­ layered processes for the hilft, Prozesse für die Kon­ chen. Daher haben künstleri­ conceptualization of fine arts zeptualisierung der Künste sche Praxen auch eine inhä­ and the politics of the world. und der Politiken der Welt rente Verbindung mit anti­ zu entwickeln, die viele rassistischer Politik. unter­schiedliche Schichten – einer konsequenten Kritik aufweisen. des wachsenden Antisemi­ tismus in europäischen Zusam­menhängen und einer Rede­finierung neuer faschisti­scher Bewegungen in Europa. Performative Interventionen mit dem – der Erarbeitung von trans­ Titel Veränderung und Fluktuation feministischen, transmigran­ der PCAP, Radio Symposium LaPublika, tischen und queeren Posi­ San Sebastián, Spanien, 28.10.2016, tionen. Foto © Luís Brunet – der Entwicklung von Projekten wie zum Beispiel Forschungsreisen und Platt­ www.akbild.ac.at/ formen für gemeinschafts­ konzeptuelle-kunst basiertes Arbeiten sowie von Publikationsprojekten.

325 JAHRE / 47 INSTITUT FÜR BILDENDE KUNST (IBK)

KUNST IM ÖFFENTLICHEN RAUM

Erik Norden, Entwurf Akademiebus (Wettbewerb), Fotos © Erik Norden­

Art in the public space has The Studio for Art and constantly had to face shift­ Public Space therefore tries ing ideas of just what consti­ to prepare students for the tutes this “public space” – its exceptional standing of definition, mission, use, and fine arts in the public space, design, as well as the ques­ which is determined through tion of who possesses the a plethora of competing Kunst im öffentlichen Raum Ziel des Fachbereichs ist power to dispose of this and often diverging social, hat sich konsequent den es somit, auf die besondere scarce commodity. On the eco­nomic, political, and wandelnden Vorstellungen Situation bildender Kunst in basis of the common ground parti­cipa­tory claims, and des „öffentlichen Raums“ – dem durch eine Vielzahl von gained to varying extents to enable them to carry out seiner Definition, Aufgabe, konkurrierenden und teils bet­ween urban officials, autonomous artistic inter­ Nutzung und Gestaltung divergierenden gesellschaft­ build­ing clients, and propo­ ventions in this context. The ebenso wie der Frage der lichen, ökonomischen, poli­ nents of art, art in the out­ definition of artistic work in Verfügungsmacht über tischen und partizipativen door space and outside the the public space comprises dieses rare Gut – zu stellen. Ansprüchen bestimmten scope of institutional pre­ not only an engagement with Auf der Basis des in unter­ öffentlichen Raum vorzube­ sentation must be under­ material and form but also schiedlicher Reichweite reiten und zu eigenständigen stood as a specific opportu­ a deft handling of various errungenen Miteinanders künstlerischen Eingriffen in nity for society to identify tools for communication. It von städtischen Verantwort­ diesem Kontext zu befähi­ with urban situations, in is therefore of great impor­ lichen, Bauherr_innen und gen. Die Auseinandersetzung turn triggering new pro­ tance that students cultivate Träger_innen der Kunst mit Material und Form ist cesses of thought. an interdisciplinary interest muss es darum gehen, Kunst ebenso in der Definition des in the current issues facing im Außenraum und außer­ künstlerischen Arbeitens im architecture, spatial and halb institutioneller Präsen­ öffentlichen Raum enthalten urban planning, and ecology. tation als Möglichkeit einer wie der gezielte Umgang mit spezifischen gesellschaft­ verschiedenen Kommunika­ lichen Anbindung an urbane tionsinstrumenten. Größter Situationen und als Impuls Wert wird auf interdiszi­ für Denkprozesse zu ver­ plinäres Interesse an den stehen. gegenwärtigen Fragestellun­ www.akbild.ac.at/ gen der Architektur, Raum- kunst-im-oeffentlichen-raum und Stadtplanung sowie Ökologie gelegt.

325 JAHRE / 48 INSTITUT FÜR BILDENDE KUNST (IBK)

KUNST MIT ERWEITERTER MALERISCHER RAUM-AKTION/SKULPTUR/ INSTALLATION IM ÖFFENTLICHEN RAUM

Current tendencies toward conformity, constriction, and delimitation call for more comprehensive thought and perceptual processes. Ex­ tend­ing the aesthetic con­ cept of what constitutes art is just as important as broad­ en­ing our perception of the media used in terms of both content and form. Students in the Studio for Expanded Pictorial Space-Action/ Sculpture/Installation in Public Space are encourag­ ed to engage intensively and with passion with text, image, object, photography, performance, installation, sculpture, and the related media inter(re)actions of Let’s talk about freestyle Aktuelle Tendenzen von Ebenso wird der Themati­ representations in space, as in the contemporary Konformität, Einengung und sierung von Erfahrungen well as with the production art practice – it’s needed! Abgrenzung verlangen nach der eigenen Lebensrealitäten of that space. Opportunities umfassenden Denk- und Raum gegeben. Eine Sensi­ are also given for them to Wahrnehmungsprozessen. bilisierung in der Beschäfti­ address their own life Eine Erweiterung des ästhe­ gung mit den Kontextvaria­ experiences in their work. tischen Kunstbegriffes ist tionen der Präsentations­ Students are actively ebenso von Bedeutung wie formen und dem Material­ sensitized to the variations die Erweiterung der inhalt­ ausdruck in unterschied­ in context entailed by differ­ lichen und formalen media­ lichen Präsentationszusam­ ent forms of presentation len Wahrnehmung. Die menhängen wird aktiv in and how the environment Studierenden werden unter­ Beziehung zu soziokulturel­ in which a work is shown stützt in einer intensiven len Fragestellungen gesetzt. also affects its material ex­ und lustvollen Auseinan­ pression in relation to socio­ dersetzung mit Text, Bild, cultural issues. Objekt, Fotografie, Perfor­ mance, Installation, Skulptur und den damit verbundenen medialen inter(re)agieren­ den Darstellungen im Raum www.akbild.ac.at/ sowie der Produktionen kunst-mit-erweiterter-malerischer- von Raum. raum-aktion-skulptur-installation- im-oeffentlichen-raum

Julia Riederer, The Longer The Better, Performance, OMG Wien, 2016, alle Fotos © Julia Riederer 325 JAHRE / 49 INSTITUT FÜR BILDENDE KUNST (IBK)

KUNST UND DIGITALE MEDIEN

Im Rahmen des Studiums Dabei wird nicht von einer werden künstlerische Vorstellung von „Medien­ Praktiken im Hinblick auf kunst“ im Sinne des inzwi­ mediale Diskurse, zeitba­ schen bereits als historisch sierte Produktionsformate aufzufassenden Begriffs, des zwi­schen Film, filmischer damit in Zusammenhang Installation,­ Video und digi­ stehenden Vokabulars und talen Kulturen aus theoreti­ der daraus hervorgegan­ scher und praktischer Per­ genen ästheti­schen Formen spektive und vor dem Hin­ ausgegangen, sondern eine tergrund historischer und von (digitalen) Medien und aktueller Kunstbegriffe netzbasierten Technologien, er­schlossen und vermittelt. aber auch von kinemato­gra­ fischen und per­formativen Im Zentrum steht die Ent­ Produktions­formen infor­ wick­lung einer künstleri­ mierte Kunst­auffassung The Studio for Art and The premise here is not schen Methode, die aus den und Praxis er­arbeitet. Diese Digital Media introduces “media art” in the sense of ge­nannten unterschiedlichen Programma­tik (Operating students to artistic practices the historical term, along Diskursen und Feldern her­ System und Interface gleich­ involving media discourses with the related vocabulary vorgeht und darauf abzielt, zeitig) kann als „mixing and time-based production and resulting aesthetic neue Formen des Narrativen, board“, als „Mischpult“, formats including film, forms, but rather a concept „new genres“, zu untersu­ auf­gefasst werden, welches film­ic installation, video, of art and practice informed chen und herzustellen. Dabei Kunst­praxis durch die Syn­ and digital cultures from by (digital) media and web- fungieren einerseits digitale tax zeit­basierter, medialer both a theoretical and based technologies as well as Kulturen sowie zugleich der Kulturen kanalisiert, um practical perspective and cinematographic and perfor­ Rückgriff auf Filmgeschichte neue, zeitge­nössische against the backdrop of mative forms of production. als auch auf aktuelle filmi­ „Scripts“ zu erzeu­gen. historical and contemporary This agenda (serving as both sche Praktiken zwischen Diese „Scripts“ erlauben die artistic concepts. operating system and inter­ Kunst und Kino als zentrale Entwicklung gegenwär­tiger face) can be seen as a kind of Schnittstellen und Relais, Narrative, welche aus der The focus is on developing “mixing board” channeling um von dort aus zeitbasierte künstlerisch kritischen an artistic method predicat­ artistic practice through the Medienkulturen anzuvisie­ Reflexion technologisch ed on the various above- syntax of time-based media ren (Film/Video/„television ver­mittelter, politischer named discourses and fields cultures in order to create cultures“; Performance; und sozialer Welten hervor­ while investigating and new, con­temporary “scripts.” Sound-Art, reale und virtu­ gehen. Die Untersuchung creat­ing new narrative forms These scripts then allow for elle „public spaces“; netz­ und experimentelle Erar­ and new genres. Digital the development of current basierte Technologien, bei­ beitung neuer Formen des culture as well as a recourse narratives that emerge from spielsweise „game cultures“, Narrativen, welche diszipli­ to film history and current artistically critical reflection und Social Media), aus näre und mediale Grenzen cinematic practices that on technologically mediated denen avancierte künstle­ zu überschreiten vermögen, conjoin art and cinema serve political and social worlds. rische Produktionen hervor­ haben das Potenzial, den as central interfaces and The investigation and ex­per­ gehen sollen. formatierenden und den­ relays propelling students i­mental development of noch fragmentierenden to realize advanced artistic new forms of narrative with Aus­wirkungen digitaler productions using time- the ability to cross discipli­ Techno­logien künstlerische based media (film/video/ nary and media borders Antwor­ten entgegen­zu­ television cultures; perfor­ offer the potential to propose stellen. mance; sound art; real and artistic responses to the virtual public spaces; web- formatting power and yet based technologies including fragmented impact of digital game cultures; and social techno­l­ogies. media). www.akbild.ac.at/ kunst-und-digitale-medien

The Rehearsals, Jessyca R. Hauser mit Anna Rot, 325 JAHRE / 50 Rundgang 2013 INSTITUT FÜR BILDENDE KUNST (IBK)

KUNST UND FILM

Foto © Sarah Blaßkiewitz

Notizen … ein Raum ständiger Kon­ Notes ... a space of constant con­ … Der Fachbereich bietet flikte. Konflikte, an denen … The Studio for Art and flicts. Conflicts that make Raum für freie Diskussion, man wächst und an denen Film provides space of free you grow and that let you wo alle ihre Meinung teilen man scheitert. Konflikte, die discussion where everybody fail. Conflicts that challenge dürfen, ohne verurteilt zu eine_n fordern, Anstrengung is allowed to share her or you, require effort, demand werden. Nicht ein einziger fordern, Wissen fordern, his opinion without being knowledge, require think- Film, den wir anschauen, Denken fordern, Konflikte, judged. Not a single film we ing, conflicts that call into bleibt in einem Stück. Du die die eigenen Positionen are watching stays in one question your own position kannst sicher sein, dass die hinterfragen und sie stärken, piece. You can be sure that and strengthen it by making anderen deine Arbeit in ihre in der Verteidigung dieser. the others will smash your you defend it. The fact that Klein­teile zerlegen. Aber Dass ich im letzten Jahr work to pieces. But thanks over the last year I have dank der Atmosphäre überwiegend Romane zum to the atmosphere of the mostly been reading novels während der Besprechungen antifaschistischen Wider­ sessions you won’t ever take on the anti-fascist resistance, würdest du das niemals stand, überleitend zum it personally … (P. H.) and then on life in the Soviet persönlich nehmen … (P. H.) Leben im sowjetischen … The goal of confrontation Union or East Germany, is … Nicht das Einverständnis Raum beziehungsweise der is not approval but under­ no coincidence ... (L. M.) ist Ziel der Auseinander­ DDR, gelesen habe, ist auch standing, an awareness ... There is nothing better setzung, sondern Verständ­ kein Zufall … (L. M.) of what is not obvious to than picturing something. nis, ein Bewusstsein für … Es gibt nichts Schöneres, me. (H. E.) Something that is there. das, was mir nicht selbst­ als sich ein Bild zu machen. No matter what project, So that it reveals itself. This verständ­lich ist. (H. E.) Von dem, was ist. So, dass es what idea, what theme I take not only forces you to take Egal, welches Projekt, wel­ sich zeigt. Das zwingt nicht up for a documentary film, it a closer look, again and che Idee, welches Thema ich nur zu immer wieder neuem, overwhelms me. I have this again, to penetrate beneath für einen Dokumentarfilm genauem Hinsehen, dem feeling of insecurity that the surface; it also forces you anfasse, es überfordert mich. Durchdringen von Ober­ prevents me from, or makes to grasp what is general in Es ist eine Unsicherheit, die fläche, es zwingt eine_n, das it difficult to simply tackle the particular, to understand mich dabei hindert, die es Allgemeine in Konkretes, the things required for a a person by a certain name mir schwer macht, Dinge in den Menschen eines Namens project and to launch into as this generality in his Bezug auf Projekte einfach als eben dieses Allgemeine in it without an idea of “the time ... (T. H.) anzupacken und zu begin­ seiner Zeit zu fassen … (T. H.) finished product” ... What ... It means focusing your nen, ohne dabei den Gedan­ … Das heißt, den Blick in interests me is: How do view of the world through ken an „das Fertige“ zu die Welt auch durch Texte, people live together? How texts, sketches, designs, haben … Was mich inte­ Skizzen, Entwürfe, Versuche do they go about their attempts (and thus also ressiert, ist: Wie leben zu verdichten (und dadurch every­day lives? How do they expanding it). Developing Menschen gemeinsam? Wie auch zu erweitern). Lust con­duct their marriages an urge to get to know what gestalten sie ihren Alltag? zu entwickeln, mit Unbe­ or relationships? (V. H.) is unknown. (Ch. K.) Wie führen sie ihre Ehen kanntem sich bekannt zu oder Beziehungen? (V. H.) machen. (Ch. K.)

www.akbild.ac.at/kunst-und-film

325 JAHRE / 51 INSTITUT FÜR BILDENDE KUNST (IBK)

KUNST UND FORSCHUNG

Entscheidend für die Kon­ Während sich die inhalt- zeption der Schnittstelle liche Programmierung von Kunst und Forschung ist des Programms­ generell die Annahme, dass Kunst als an den Forschungsprojekten Raum sozialer, politischer, der Kandidat_innen orien­ kultureller und ökonomi­ tiert, ist das Studienjahr scher Konflikte verstanden 2016/17 der Vorbereitung werden kann, in dem des Bei­trags Hauntopia / Wissens- und Wahrheits­ What If im Artistic-Research- ansprüche verhandelt wer­ Pavillon während der den. Ein solches Verständnis Bienna­le in Venedig­, wo von künstlerischer Praxis die Methodologie des basiert auf kritischen Episte­ „haunt­ing“ auf das Konzept mologien, wie sie in jüngerer der Utopie trifft: Ausstellung Zeit unter anderem im Kon­ und Symposium versuchen text feministischer, queerer, sich in der Beschwörung postkolonialer, ökologischer, von geisterhaften Angele­ postmarxistischer und ande­ genheiten, welche die unauf­ rer politischer, emanzipato­ gear­beitete soziale Gewalt rischer Projekte entwickelt der Vergangenheit in die wurden. Gegen­wart treten lässt, die Geister zum Tanz auffordert Der PhD-in-Practice der und so auf eine mögliche Essential for conceiving the The PhD in Practice at the Aka­­demie der bildenden Zukunft im Hier und Jetzt interface between art and Academy of Fine Arts Vienna Künste Wien ist ein post­ hindeutet. research is the assumption anchored at the Studio for graduales Studium der that art can be understood Art and Re­search is a post­ forschungsbasierten bilden­ as a realm of social, political, graduate study program in den Kunst. Im Fokus des cultural, and economic con­ research-based fine art. Programms stehen die spe­ flicts in which claims to The program focuses on the zifische Produktivität künst­ knowledge and truth are specific prod­uctivity of re­ lerischer Verfahren und negotiated. Such an under­ search-based artistic tech­ Stra­tegien als Forschung standing of artistic practice niques and strategies, as well sowie die kritische Reflexion is based on recently devel­ as critical reflection on one’s der eigenen künstlerischen oped critical epistemologies, own artistic practice, which Praxis, die zur Methode for example in the context of can be used as both a method wie zum Gegenstand der feminist, queer, postcolonial, and subject of research. For­schung werden kann. ecological, post-Marxist, and While the topics addressed other political and emanci­ in the program are in general pa­tory projects. based on the research proj­­ ects being undertaken by the candidates, the academic year 2016/17 is devoted to preparing a contribution to the Artistic Research Pavilion during the Venice Biennale called Hauntopia / What if. Hauntopia / What If, mumok, Wien, Here, the methodo­logy of PhD-in-Practice, 2016, alle Fotos “haunt­ing” adjoins with the © Pat Blashill con­cept of utopia: Exhibition and symposium try to sum­ mon ghostly mat­ters left www.akbild.ac.at/ over in the present from a kunst-und-forschung failure to come to terms with the social vio­lence of the past, calling upon the spirits to dance, and thus suggesting a possible future in the here 325 JAHRE / 52 and now. INSTITUT FÜR BILDENDE KUNST (IBK)

KUNST UND FOTOGRAFIE

Der Fachbereich Kunst und A significant number of stu­ Fotografie zeichnet sich dents have been investigat­ durch seine Offenheit gegen­ ing the relationship between über verschiedenen Medien, photography and abstract künstlerischen Herange­ painting. These investiga­ hensweisen und ästhetischen tions are intended to shed Haltungen aus. Die große light on both of the elements Mehrheit der hier Studie­ combined. On the one hand renden versteht sich nicht they provide an investigation als Fotograf_innen, sondern into the structure of the als Kunstschaffende, die mit abstract image; on the other Fotografie arbeiten. Es folgt they expand the subject eine Auflistung der wichtig­ matter and sensibilities of sten künstlerischen Rich­ photography. tungen der Studierenden. Die Kategorien passen nicht Another group of students auf alle und jede_n, aber ein have shown interest in art­ großer Prozentsatz der Stu­ works that are concerned dierenden fällt doch in eine with the way art institutions der folgenden vier Gruppen. shape the meaning of what is shown therein. Students who Eine der ergiebigsten Rich­ Die nächste Gruppe inter­ The Studio for Art and follow this direction try to tungen ist, Fotografien und essiert sich für Kunstwerke, Pho­tography is character­ create various interventions digitale Bilder in frei stehen­ die sich damit beschäftigen, ized by openness to various in the spatial and institution­ de skulpturale Objekte ein­ wie Institutionen die Bedeu­ media, artistic practices, and al aspects of the art spaces zubauen. Die fotografischen tung der in ihnen gezeigten aesthe­tic attitudes. The great where they show in order to Elemente stehen dabei nicht Kunst mitbestimmen. Die majo­rity of the students do arrive at an insight into the unbedingt im Gegensatz zu Studierenden dieser Rich­ not see themselves as photog­ relations between content den skulpturalen. Manchmal tung intervenieren in die ra­phers but as artists who and context. Works from this erweitern sie diese zu kom­ architektonischen und use photography. What category frequently have plexen räumlichen Anord­ institutionellen Aspekte der follows is a list of some of so­cial and political dimen­ nungen, die mit ihnen in Räume, in denen sie ausstel­ the artistic directions of the sions. einen in Beziehung treten. len. Damit gelangen sie zu students. The categories Eine größere Anzahl der Einsichten in die Beziehung do not apply to everybody, The preoccupation with Studierenden thematisiert zwischen Kunst und Kon­ but a large per­centage of the performative practices and die Beziehung zwischen text. Die Arbeiten dieser students can be divided into mixtures between visual art Fotografie und abstrakter Kategorie haben oft gesell­ the following four categories. and sound has been a strong Malerei. Ihre Untersuchun­ schaftliche und politische undercurrent of the contem­ gen sollen dabei sowohl Dimensionen. One of the most fruitful porary art world. This type auf die Fotografie als auch directions has been to embed of work is well-represented auf die abstrakte Malerei Die Beschäftigung mit per­ photographic prints and among students in the Studio ein neues Licht werfen. formativen Praxen und digital images within free­ for Art and Photography. Einer­seits wird der Aufbau Hybridformen von bildender standing sculptural objects. des abstrakten Bilds analy­ Kunst und Sound ist in der The photographic elements The creative life of the siert, andererseits werden heutigen Kunst ein beträcht­ do not necessarily stand in Studio has been enriched Thema­tiken und Eigenheiten licher Seitenstrang. Auch contrast with the material by a series of excursions, der Fotografie genauer be­ diese Praxis ist unter den elements; in some cases projects, and group shows trachtet. Studierenden im Fachbe­ they introduce into the work that have been carried out reich Kunst und Fotografie complex spatial structures collectively. häufig vertreten. which interact with the three-dimensional sculptural Das kreative Leben des elements. Fachbereichs wird zudem von gemeinsamen Exkur­ sionen, Projekten und www.akbild.ac.at/ Gruppenaus­stellungen kunst-und-fotografie Rundgang 2016, Ausstel- bereichert. lung Studierender des Fach­bereichs Kunst und Foto­grafie, Foto © Michael Höpfner 325 JAHRE / 53 INSTITUT FÜR BILDENDE KUNST (IBK)

OBJEKT-BILDHAUEREI

Die zuerst etwas diffus er­ scheinende Benennung des Fachbereichs Objekt-Bild­ hauerei kann einige grund­ sätzliche Fragen zum Status der Skulptur anregen: Ist die Skulptur autonom oder lässt sie sich aus unterschied­ ­li­ chen Blickwinkeln mit immer wieder neuen Bedeu­ tungen aufladen? Ist ein In­ halt nötig, um einer Skulptur Daseinsberech­tigung zu verschaffen, oder verstän­ digen wir uns über Volumen, Oberflächen und Formen? Können wir über­haupt mit einem Objekt kommunizie­ ren? Wo verläuft der feine Grat zwischen Design und Skulptur und wie muss ein Gegenstand beschaffen sein, um die Auszeichnung Skulptur zu verdienen? The title of the Studio for Along these lines, we discuss Off The Coast Of Me, Object Sculpture may various working methods gemeinsame Ausstellung Entlang dieser Frage­ at first give rise to some and aesthetics in both one- der Studierenden in einem stellungen erörtern wir im confusion but is actually able on-one and group discuss­ leer stehenden Geschäfts­ Gruppen- und Einzelge­ to trigger a number of basic ions, and we touch on the lokal, 1070 Wien, 2016, alle spräch unterschiedliche questions on the status of effects of sculpture in vari­ Fotos © Ivan Perard Arbeitsmethoden und Ästhe­ sculpturing: Is sculpture ous exhibition situations tiken sowie die Wirkungs­ autonomous, or can it be and spatial constellations. weisen von Skulptur in vested with ever-new In addition, we elaborate on verschiedenen Ausstellungs­ meanings from a variety of how what we imagine can be situationen und Raumkon­ perspectives? Is content adjusted to real conditions stellationen. Ebenso erörtern necessary for giving a sculp­ and economics, and how wir, wie Vorstellungen den ture a right to exist, or do we a project/concept can be realen Gegebenheiten und communicate via volumes, realiz­ed, incorporating the Ökonomien angepasst wer­ surfaces, and forms? Can we metal, wood, and casting den und wie ein Projekt/ actually communicate with workshops and a joint con­ Konzept umgesetzt wird, an object at all? Where is sideration of sculpture, de­ unter Einbindung der the fine line between design sign, film, literature, paint­ Metall-, Holz- und Gieß­ and sculpture, and what does ing, music, and performance. werkstätten und der gemein­ an object have to be like to samen Betrachtung von merit the distinction of being Moreover, we deal with the Skulptur, Design, Film, called a “sculpture”? influences and conditions Literatur, Malerei, Musik that enable the creation und Performance. of art, and with the develop­ ment of a language that Außerdem beschäftigen reflects individual artistic wir uns mit den Einflüssen practice. und Bedingungen, die das Schaffen von Kunst ermög­ lichen, als auch mit dem Herausarbeiten einer der individuellen künstlerischen Praxis entsprechenden www.akbild.ac.at/objekt-bildhauerei Sprache.

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PERFORMATIVE

KUNST Performance art is about joy, about making something that’s so full of kind of a wild joy that you really can’t put into words. Laurie Anderson

A / B C D

Wie, vor welchem Hinter­ Ausgangspunkt sind Fragen How does a performance This Studio for Perfor­ grund und wo entwickelt und Überlegungen zur per­ develop and out of what and mative Art engages with sich eine Performance? Wel­ formativen Kunst in den where does it arise? Which questions and issues relating che subjektiven/werkimma­ Bereichen der Inszenierung, subjective and work-related to performative art in the nenten Entwicklungs­pro­ der Dokumentation, der processes of development fields of staging/enactment, zesse sind möglich? Was für Theorie und der Geschichte are possible? What kinds documentation, and the Zugänge zur Performance­ in der bildenden Kunst. Wo of approaches exist towards theo­ry and history of fine kunst gibt es? Welcher Zu­ überschneiden und unter­ performance art? Which arts. Furthermore, we in­ gang passt zu welchem scheiden sich Performance, approach matches which vestigate performance with Inhalt? Welche speziellen Tanz, Theater, Musik und content? Which special regard to differences and Techniken wie Sprach- oder Theorie in der bildenden performative techniques, overlaps between dancing, Körpertraining werden be­ Kunst? Speziell in Österreich such as vocal or physical music, and theory of fine nötigt? Ist die Performance ist ein Lehrangebot zur per­ training, are needed? Is arts. Especially in Austria, a durchkomponiert? Wo und formativen Kunst notwendig, performance totally pre- project-oriented study ap­ wie beginnt die Improvisa­ um in der performativen composed and pre-written? proach to performative art is tion? Wann und wie beginnt Geschichte der Wiener Where and how do we start required in order to question die Probe? Wie sehen die Gruppe und des Wiener with improvisation? Where the specifically performative unterschiedlichen Produk­ Aktionismus sowie in der and when do we start to history of the Wiener Gruppe tionsbedingungen für Per­ bisher kaum beachteten rehearse? What do different (Viennese Group), Viennese former_innen aus verschie­ feministischen und queeren production conditions for Actionism, and the feminist denen Sparten der bildenden Geschichte der Subkultur zu performers from different and queer sub­cultures, to Kunst, des Tanzes und des forschen und diese in einen areas, such as fine arts, negotiate and to juxtapose Theaters aus? internationalen Kontext zu dance, or theatre, look like? them to an inter­national stellen und zu hinterfragen. context.

A Sigrid Mau, Performance, 2016 B Ksenia Perek, Performance, 2016 C Charlotte Evans und Mette Kristensen, Performance, 2016 (Performances bei den www.akbild.ac.at/ wöchent­lichen Treffen) performative-kunst D Performance von LA GEORGETTA, Praterstraße 14, 1020 Wien, 2016 alle Fotos © Raffaela Bielesch

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PERFORMATIVE KUNST UND BILDHAUEREI

The theoretical foundations for the sculptural practice of performative art, based on minimal and conceptual art – happenings, installa­ tions, architectural inter­ vention, performance art, process art, research-based art, institu­tional critique, relational art – are studied in talks, groups, and one- on-one conversa­tions. Intro­ ducing students to flexible working methods and con­ cepts spanning different branches and media pro­ motes the development of an autonomous critical engagement with art. The investigation of economic, Foto © Monica Bonvicini Theoretische Grundlagen Im Bereich der Produktion sociopolitical, and institu­ und Bildrecht, Wien 2017 einer bildhauerischen Praxis werden die Studierenden tional place-specific struc­ performativer Kunst werden durch indivi­duelle Beratung tures – which establish ausgehend von Minimal und und prak­tische Einführung gender roles and identities – Conceptual Art – Happen­ in die technisch-materielle in art history and in our ing, Installation, architekto­ Arbeit an ihren Projekten present-day world are the nischer Interven­tion, Per­ unter­stützt. Besonderer focus of attention in terms formance, Process-Art, Wert wird auf die Zusam­ of content. Research-based Art, Insti­ menarbeit der Student_in­ tutional Critique, Relational nen untereinan­der und mit Students of the Studio Art – in Vorträ­gen, Gruppen- anderen Fachbe­reichen der for Performative Art – und Einzel­gesprächen erar­ Akademie gelegt. Sculpture are support­ed beitet. Flexible Arbeitsme­ in their technical-material thodiken mit sparten- und work on their pro­ductions medien­übergreifenden Kon­ through individual coun­ zepten sollen die Entwick­ seling and practical intro­ lung selbstständiger, kriti­ duc­tions. We place special scher Auseinandersetzung em­phasis on colla­boration mit Kunst fördern. Die Un­ bet­ween students and their ter­suchung ökonomischer, cooperation with other sozialpolitischer, institu­ studios at the Academy. tioneller – Geschlechter­ rollen und Identitäten stif­ tender – ortsspezifischer Strukturen in Kunstge­ schichte und im aktuellen Geschehen steht inhaltlich im Vordergrund. www.akbild.ac.at/ performative-kunst-bildhauerei

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TEXTUELLE BILDHAUEREI

Sculpture is an art category that has changed more significantly over the past decades than perhaps any other. In the Studio for Textual Sculpture, the historical foundations of sculpture form the basis for discussing the social and A / B intellectual fields in which sculpture is still relevant, and for inquiring in general into what art can be today. In talks and discussion, stu­dents learn to distinguish between developing an idea and then bringing it to fru­ ition, and how to reconcile the two. Students do a great deal of reading as well as C / D learning craftsmanship skills through workshop courses A former bell street Kaum eine künstlerische Um 2000 haben wir mit in which they explore how project space, Glocken­ Kategorie hat sich in den dieser Präambel mit einer resistance posed by materials gasse 22, 1020 Wien, 2011, letzten Jahrzehnten so stark in vielen Bereichen refor­ and economic conditions Fotocollage © Archiv gewandelt wie diejenige der mierten Lehre begonnen, influences the creation and Textuelle Bild­hauerei Skulptur. Ihre historischen und sie ist nach wie vor construction of sculpture. B ohne Titel (Filmset­ Formulierungen bieten unter von gleicher Gültigkeit. Die performancebühne­film), anderem eine Grundlage für Räume sind renoviert wor­ With this preamble, we Christoph Meier die Diskussion über das, was den, und die neu eingerich­ intro­­duced around 2000 a (Diplom), 2009, Foto © sie für unsere Zeit bedeutet, teten Werkstätten entspre­ reformed approach to teach­ Gregor Titze in welchem sozialen Raum chen den Anforderungen ing in many areas – one that C Exkursion nach Zlín, und geistigen Feld das skulp­ gegenwärtiger Technologien. is still just as valid today. 2014, Bata-Fabrik, turale Arbeiten von Relevanz Über die Jahre hinweg ist The rooms were renovated gemeinsamer Workshop ist, und ganz im Allgemei­ der Ort unserer Produktion and the workshops newly mit Studierenden des nen, was heute Kunst sein ein immer wiederkehrendes equipped with the latest in Skulpturateliers von könnte. In Gesprächen und Thema, um die künstleri­ technology. Over the years, Dominik Lang und Diskussionen gilt es, zwi­ schen Traditionen und die our place of production has Edith Jeřábková, Foto © schen Vorstellungen und Geschichte des Hauses zu been a recurring theme as Archiv Skulptur­atelier, deren Realisierungen die erforschen und zu reflektie­ we explore and reflect on Akademie für Kunst, Differenzen zu erarbeiten ren. Unser Ziel ist es, da­ the artistic traditions and Architektur und Design, oder die beiden zur Deckung durch unsere Gegenwart the history of the Academy. Prag zu bringen. Die Pflege der besser zu verstehen und Our goal thereby is to better D Eröffnung Österreichi­ Lektüre ist dabei genauso Zukunftsperspektiven wei­ understand our present day scher Skulpturenpark, gefordert wie die hand- terzuentwickeln. So machen and to further develop pros­ Universal­museum werk­lichen Grundlagen, wir Akademie, damit wir pects for the future. This is Joanneum, Unter­ die un­terstützt werden sie dann vergessen können. how we make an Academy, premstätten, 2016, Foto durch die Kurse in den so that we can then simply © Archiv Textuelle Werk­stätten, wo danach zu take it for granted. Bildhauerei suchen ist, wie die Wider­ stände der Materi­alität und die ökonomischen Bedin­ www.akbild.ac.at/ gungen Einfluss neh­men textuelle-bildhauerei hinsichtlich des Auf­richtens, der Konstruktion.

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VIDEO UND VIDEOINSTALLATION

P / Q / R

F / G / H / I / J K / L / M / N / O A / B / C / D / E

A Adnan Balcinovic, Blättern, 2010 H Katharina Aigner, O Sasha Pirker, LIVEPAN, 2013 B Anna Barfuss, Paisley – Mögliches Studies on Pantheon, 2016 P Simona Obholzer, 6–8, 2012 Filmset, 2012 I Luisa Huebner, bubbles, 2016 Q Theo Maier, Manuell, 2016 C Anna Lerchbaumer, J Martina Stapf, MARTINASTAPF, R Ulrike Koppinger, The Art of Touching, 2016 2013 Bis zum Morgen I, 2007 D Antoinette Zwirchmayr, K Melisande Seebald, Schmerz, 2016 House and Universe, 2015 L Nestor Jankovic, Heim, 2016 E Dorit Margreiter, M Nicole Szolga, Le Bord de la Mer, www.akbild.ac.at/ Transfer (Monument Valley), 2016 2016 video-und-videoinstallation F Frank Hagen, N Philipp Fleischmann, same same but different, 2012 MAIN HALL, 2013 G Isabella Brunäcker, INTO THE WHITE, 2016 325 JAHRE / 58 INSTITUT FÜR BILDENDE KUNST (IBK)

WERKSTÄTTEN/LABORE

Im Auftrag des anthropo­ Werk­stätten und Labore logischen Instituts der spielen in der Vermittlung Universität Wien und der der entspre­chenden prak­ Österreichischen Aka­demie tischen Fähig­keiten eine der Wissenschaften wurden Schlüsselfunk­tion, um einer­ unter der Deklara­tion der seits in Entwicklung­ befind­ Forschung von Rudolf Pöch liche Pro­jekte umzusetzen Wie kann ein so heterogenes Eine Tradition, die bis heute während des Ersten Welt­ und andererseits dem freien Feld wie die Labore und nach­wirkt, denn manche kriegs Gipsab­güsse von Experimentieren ohne den Werk­stätten in einem relati­ Werkstätten sind noch russi­schen Kriegs­gefangenen (manchmal selbst aufer­ ven kurzen Artikel abgebil­ immer enger an ver­wandte in Kriegsgefan­genenlagern legten) Druck, „große Kunst“ det werden? Die 16 verant­ Fachbereiche gebun­den, gefertigt, an denen auch schaffen zu müssen, Raum wortlichen Personen aller während die neu gegründe­­ Mitarbeiter unserer Werk­ zu geben. Darüber hinaus 16 Werkstätten und Labore ten Labore durch ihre jün­ stätten betei­ligt waren – bilden sie einen Kommu­ni­ kamen zu einer Diskussion gere Geschichte und zum ein dunkles Kapitel der Ge­ kationsort zwischen Stu­die­ zusammen und sprachen Beispiel durch ihr techni­ schichte der Werkstätten, renden verschiedener Fach­ rund zwei Stunden über das sches Umfeld sehr übergrei­ das erst kürz­lich ein Stu­ bereiche und Studien­rich­ Verbindende und das jeweils fend agieren, wie etwa das dent1 in einer Videoarbeit tungen. Aber auch der fach­ Spezifische, über die Ent­ Computerlabor. Manche im Medienlabor künstlerisch liche Austausch, das Zusam­ stehungsgeschichten und die Werkstätten waren noch vor im Sinne eines dekolonisie­ menbringen der je­weiligen aktuelle Situation, über das wenigen Dekaden Studie­ renden Diskurses bearbei­ Kompetenzen und die Kolla­ Verhältnis zu den Fachberei­ renden grundsätzlich nicht tete. boration unterei­nander sind chen und die Stellung inner­ zugänglich und „dienten“ für Lehrende in diesem Be­ halb der Institution. Klar ausschließlich dem Pro­ Der sogenannte Abend­akt reich im Zeitalter zuneh­ wurde dabei auch, was auf­ fessor. Andere verfolgten war möglicherweise rich­ mender Medienkon­vergenz grund der gewünschten erfolgreich Geschäftsmo­ tungsweisend im Sinne einer im Kunstfeld besonders­ Kürze des Textes nicht Ein­ delle: Die Gipsabgusssam­ Loslösung der Werk­stätten spannend. gang finden würde: die spe­ mlung reagierte im 19. Jahr­ von Meisterschulen in seiner zielle Situation jedes Labors, hundert auf die intensive autonomen Funk­tion als Als künstlerische Forschung jeder Werkstätte in der Nachfrage nach Abformun­ Bin­de­glied zwischen den in der bildenden Kunst ein je­weiligen historischen gen und etablierte eine einzelnen Klassen. Da­mals Thema wurde, wurden die Gewachsenheit und in der Kunsthandlung. Die Objekte wie heute kamen Stu­dieren­ Labore Film und Fernsehen aktuellen Verfasstheit zu wurden in der hauseigenen de aller Studien­rich­tungen sowie Sound gegrün­det. be­schreiben. Vielmehr Gipsformerei hergestellt, nach den Vor­lesungen be­ For­schungsprojekte wie zum spiegeln die Werk­stätten welche über einen eigenen ziehungsweise anderen Bei­spiel das von 2010 bis und Labore die ver­änderten Schauraum verfügte. Der künst­lerischen Akti­vitäten 2013 vom Wissenschafts­ Kunstpraxen und neue Erfolg währte nur zwei am Abend zusam­men, um fonds geförderte PEEK-Pro­ Lehrsituationen wider und Jahrzehnte, danach musste noch gemeinsam anhand von jekt MemScreen und später sind nicht zuletzt ein die Kunsthandlung aus Modellen (manchmal sogar Conserved Memories (2013– Resultat einer umfassenden wirtschaftlichen Gründen Pferden!) nach der Natur zu 2016) wurden hier beantragt, Studienplanänderung An­ wieder geschlossen werden. zeichnen. Die Zugänglichkeit unterstützt und umgesetzt. fang der 2000er-Jahre. Die Die Gipsformerei blieb für alle Studierende ist heute klassischen künstlerischen allerdings für die Akademie ein Hauptcharakteristikum Techniken in der Malerei noch bis Anfang des 20. aller Labore und Werkstät­ und Bildhauerei wurden Jahrhunderts aktiv und war ten. Die Durchlässigkeit des früher innerhalb der damals eine ganz wesentliche Ein­ Studiums ermöglicht es den so genannten Meisterschu­ richtung für den Tausch von Studierenden, sich in den len von den Assistent_innen Abgüssen und für die Er­ verschiedenen künstleri­ ohne spezifischen Lehrauf­ weiterung des Sammlungs­ schen Feldern auszuprobie­ trag gelehrt. Das Einführen bestandes. ren, indem sie Werkstätten und Unter­richten einer und Labore und somit die künstlerischen Technik jeweiligen künstlerischen geschah zunächst nur für die Techniken innerhalb von „eigenen“ Studie­renden und Lehrveranstaltungen ken­ in enger Anbin­dung an den nen­lernen und vertiefen Professor. können, um sie später selbst­­­ ständig auszuführen.

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During the First World War, Workshops and labs play plaster casts were then made a key role in imparting the on behalf of the Anthro­ requisite practical skills both pological Institute at the for implementing projects University of Vienna and already in development and the Austrian Academy of for free-form experimen­ Sciences, for questionable tation without the (some­ ethnological research times self-imposed) pressure undertaken by Rudolf Pöch of having to create “great on Russian prisoners of art.” In addition, they pro­ war – a dark chapter in the vide a central meeting place How can a field as heterog­e­ This tradition still reverbe­r­ history of the workshops for students from different neous as that of laboratories ates today, because certain that was only recently the studios and study programs. and workshops be treated in workshops are still closely subject of a video artwork What is also exciting for a relatively short article? The bound to the related studios, done by a student1 in the teachers in this area given 16 people responsible for all while the newly established Media Laboratory within today’s increasing media 16 workshops and labs came labs with their more recent the framework of a decolo­ convergence in the field together for a discussion and history and, among other nization discourse. of art is the opportunity for talked for about two hours things, their technical en­ technical exchanges and about what they have in vironment, act in a more The Nude Drawing Evening collaborative projects that common and what makes cross-disciplinary fashion, Class with its autonomous bring together diverse them different, about their for example the Computer function as a link between competencies. various histories and the Laboratory. Some workshops the different classes was current situation, about their were generally inaccessible arguably crucial in helping When research in the visual relationship with the studios to students just a few de­ the workshops to disengage arts became a topical theme, and their position within cades ago, “serving” only the from the master schools. the Laboratories for Film the institution. What became professor. Others pursued Then, as now, stu­dents and Television, as well as clear was an aspect that successful business models: from all fields of study came for Sound were founded. would go beyond the scope In the 19th century, the together in the evening Support was provided here of this brief text: the impor­ Plaster Cast Collection, for after their lectures or other for research projects such tance of describing the spe­ instance, responded to the artistic activities to draw as the PEEK project Mem- cif­ic situation of each lab and intense demand for molds side-by-side from live Screen, funded from 2010 to each workshop in its respec­ by establishing an art dealer­ models (and sometimes even 2013 by the Austrian Science tive historical development ship. The objects were pro­ horses!). Accessibility for Fund, and later Conserved and current constitution. duced in the Academy’s all students is today one Memories (2013–2016). In general, it can be said that in-house replica workshop, of the main hallmarks of the workshops and labs re­ which had its own show­ all labs and workshops. The flect changing art practices room. The commercial ven­ open concept of the Fine and new teaching situations ture enjoyed two decades of Arts study program at the and are not least the result success before it had to be Academy enables students of a sweeping change in closed again for financial to try their hand at various the curriculum in the early reasons. The replica work­ artistic fields by frequenting 1 Jannik Franzen, Unbehag­ 2000s. The classic artistic shop still served the Acade­ the workshops and labs, liche Sammlung, 2016, Video, techniques in painting and my until the beginning of the where they can become ausgestellt beim Rundgang sculpture were once taught 20th century and was essen­ more closely acquainted 2016 und 2017. Franzen in so-called “master schools” tial for the exchange of casts with the respective artistic arbeitet mit einem histori­ by assistants without a spe­ and for the expansion of the techniques within the schen Filmausschnitt einer cific academic teaching posi­ collection. context of courses and then Abformung eines Kopfes tion. The introduction to and later try them out on their zur Untersuchung morpho­ teaching of an artistic tech­ own. lo­gischer „Rassenmerkmale“. nique was initially geared only for the master school’s 1 Jannik Franzen, Unbehag­ “own” students, in close con­ liche Sammlung, 2016, video, sultation with the professor. exhibited at the Open Days in 2016 and 2017. Franzen works with a historical film clip of a mold of a head to investigate morphological www.akbild.ac.at/ “racial characteristics.” werkstaetten-labore

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Am Institut für bildende There are differentwork ­­ Kunst gibt es unterschied­ shops and labs at the Insti­ liche Werk­­­stätten und tute for Fine Arts, housed Labore in drei verschiedenen in three different buildings. Häusern. Am Schillerplatz On Schillerplatz, where mit Schwer­punkt auf Male­ the focus is on paint­ing and rei und (Druck-)Grafik sind graphic art/print­making, dies die Werkstätten für there are workshops for verschiede­ne Druckverfah­ various printmaking tech­ ren (Hoch-, Tief- und Sieb­ niques (Letterpress, Intaglio, druck, Lithografie),­ der Silk Screen, Lithog­raphy), Abendakt sowie die Malerei­ the Nude Drawing Evening werkstatt. In der Kurzbauer­ Class and the Painting­ gasse mit dem Schwerpunkt Workshop. Sculpture is the auf Bild­hauerei finden sich focus on Kurzbauergasse, entspre­chende Werkstätten with workshops for Wood­ Mitarbeiter_innen und für Holz, Metall, Abform- working, Metalworking, Leiter_innen der Werk­ und Gusstechniken und die Molding and Casting Tech­ stätten und Labore des IBK Steinbearbeitung. niques, and Stone Cutting. V. l. n. r. Friedemann Derschmidt Im Atelierhaus versammeln In the studio building are Magdalena Blaszczuk sich Labore, welche alle­- labs offering and teaching Johannes Hoffmann samt – im Kanon der Kunst­ what are considered “new” Matthias Hammer geschichte gesehen – „neue“ techniques in the art histo­r­ Wolfgang Hölbling künstle­rische Techniken ical canon: the Computer, Thomas Freiler anbieten und vermitteln: das Sound, Photo and Media Thomas Renoldner Com­puter-, Sound-, Foto- Laboratories, as well as the Richard Reisenberger und Medienlabor sowie der Laboratory for Artistic Ani­ Bettina Henkel künstlerische Animations­ mated Film and the Con­ Richard Hilbert film und die Werkstätte für struction Workshop, which Franz Pomassl Fügungstechniken, die sich focuses on the realization Nobuhiko Numazaki mit Realisationen für Raum­ of space installations. Roland Kollnitz installationen beschäftigt. Thomas Kersten Gerd Hasler Wolfgang Marx (nicht im Bild: Michael Hedwig Kurt Straznicky Rudolf Weisgrab Norbert Wimmer)

Foto © Magdalena Blaszczuk 325 JAHRE / 61 INSTITUT FÜR BILDENDE KUNST (IBK)

A Fügungstechnik, Foto © Florian Reiter B Tiefdruckwerkstatt, Foto © Michael Hedwig C Siebdruckwerkstatt, Foto © Nobuhiko Numazaki D Abendakt, Foto © Wolfgang Hölbling E Holzwerkstatt, Foto © Johannes Hoffmann F Hochdruck- und Lithografiewerk­statt, Foto © Nobuhiko Numazaki G Computerlabor, Foto © Markus Krottendorfer

A

B

E / F / G

C

D

325 JAHRE / 62 INSTITUT FÜR BILDENDE KUNST (IBK)

P

M / N / O

H Malereiwerkstatt, Foto © Malgorzata Kugler I Medienlabor, Foto © Mark Lewis J Abform- und Gusstechniken, Foto © Tatjana Danneberg K Künstlerischer Animationsfilm, Foto © Thomas Renolder L Soundlabor, Foto © Franz Pomassl M Fotolabor, Foto © lab_ N Steinbearbeitung, Foto © Roland Kollnitz O Metallwerkstatt, Foto © Matthias Hammer P Anatomie und anatomisches Zeichnen: Anna H / I / J / K / L Bochkova, Anatomisches Institut, Studierlokal, Tuschezeichnung, 2016/17

325 JAHRE / 63 CHRISTIAN BAUER

„MEINE ROHEN LEHRER WAREN MIR STETS FEINDE“1 EGON SCHIELE AN DER WIENER AKADEMIE

“MY CRUDE TEACHERS WERE MY CONSTANT ENEMIES”1 EGON SCHIELE AT THE VIENNA ACADEMY

Egon Schieles Zeit an der Akademie Allen voran war das Studium erkenn­ an der Akademie, die ersten vier als der bildenden Künste ist voller Wider­ barstes Zeichen seines Entschlusses, Gast, die letzten zwei als ordentlicher sprüche. Sie spiegelt darin genau jenen Künstler zu werden. Dieses Berufsziel Schüler. Schiele blieb seinem Schulstil Abschnitt wider, als die Moderne mit gegen die mehr als penetranten Sozia­ treu und war ein überaus schlechter voller Wucht auf das 19. Jahrhundert lisierungszwänge seines Umfelds (zum Student. Fast alle Noten fielen auf geprallt ist. Im Funkenflug dieses angehenden Ingenieur) durchgesetzt „genügend“, die Prüfung zur „Perspek­ Crashs machte sich eine neue Genera­ zu haben war der bis dahin größte tive“ musste der Künstler am 17. Okto­ tion um Egon Schiele daran, die Kunst­ Erfolg des 16-Jährigen. ber 1907 wiederholen. Sein Talent war geschichte von Wien aus zu erneuern. dennoch ebenso erkennbar wie seine Mit dem Studium war Schiele, der den Verhaltensauffälligkeit: „Dieser Schiele Aus heutiger Sicht ist die Studien­ Großteil der ersten 16 Lebensjahre in hat die anderen Schü­ler, die bislang geschichte des charismatischen Tulln und Klosterneuburg verbracht brav in zwei Stunden den jeweiligen „rookie“ an der Akademie vielleicht hatte, endlich in der damaligen Welt­ Akt soweit sie konnten durchgezeich­ am spannendsten. Nahezu sämtliche metropole Wien gelandet. Schon nach net haben, ganz durch­einander ge­ Erlebnisse Schieles anfangs des den ersten Monaten mietete er ein bracht. Um das Modell herumgehend 20. Jahrhunderts sind auch jetzt die Atelier in der Kurzbauergasse an. Nun hat er mit unheimlicher Sicherheit Ingredienzien einer Unilaufbahn, und fand er in der Leopoldstadt zwei höchst nicht eine, sondern acht und mehr Akt­ das nicht im schlechtesten Sinne. Dies gegensätzliche Lebensbereiche vor. zeichnungen im Umkrei­senden, langen obwohl der Studienbetrieb für Schiele Da war einmal sein kleines Atelier, das und festen Strichen herunter­geschrie­ durch und durch hassenswert und in Schiele selbst als ärmlich beschreibt, ben und so überzeu­gend Bewegung vielerlei Hinsicht wenig von der Schul­ und daneben – als Kontrast – die luxu­ und Charakter wieder­gegeben, dasz zeit unterscheidbar war. Die Ordnungs­ riöse Wohnung des Onkels Leopold offensichtlich wurde, der Kerl hat den gefüge dienten dem Zwang, nahezu Czihaczek. Nur einen Steinwurf ent­ Griepenkerl erfaszt, so erfaszt, dasz alles – vom Verhalten bis zum künst­ fernt lag der Wiener Prater mit all er ihm nichts mehr sagen konnte.“2 lerischen Strich – zu disziplinieren seinen Verlockungen, den sonntäg­ und einer Schablone anzugleichen. lichen Vergnügungen der Firmlinge Christian Griepenkerl war als Leiter Für einen kreativen, freiheitsliebenden ebenso wie der Welt der Wiener der allgemeinen Malerschule ein Künstler konnten allerdings in der Strizzis und der Prostitution. Dieses ausgewiesener Feind der Moderne und Ablehnung der Systeme neue Konzepte Stück Wien hatte Schiele schon wäh­ dadurch ein Brechmittel für alle fort­ und Netzwerke entstehen. Egon Schiele rend der Schulzeit fasziniert, nun schrittlichen Künstler. Zu Beginn des hat an der Akademie seine Mitstreiter saugte er das Geschehen vor der Haus­ Jahrhunderts hatte Richard Gerstl gefunden, nicht nur für seine Studien­ tür förmlich auf. gravierende Probleme mit Griepenkerl zeit, sondern für sein gesamtes Künst­ gehabt, die zum Akademieaustritt lerleben, und der Unterricht brachte GROSSES TALENT UND führen sollten. Gerstl nahm an der auch Lichtblicke, die Schieles späteres DESASTRÖSER STUDENT – Spezialschule von Professor Lefler ab Schaffen nachhaltig beeinflussen DIE AKADEMIE SETZT März 1906 einen neuen Anlauf und sollten. Erkenntnisse der Medizin und SCHIELES SCHULWEG FORT verbrachte das Studium von Oktober Physiognomik, wie sie an der Akademie 1906 bis Sommer 1908 gemeinsam mit gelehrt wurden, wurden für Schiele Schieles Studienverlauf begann vielver­ Schiele an der Akademie. Es ist kaum Grundlagen seines bahnbrechenden sprechend, die Prüfung am 3. Oktober vorstellbar, dass sich die beiden nicht Schaffens, auch wenn der Künstler 1906 bestand er furios. Der Künstler begegneten. Der Glatzkopf Gerstl selbst das nie so formuliert hätte. verbrachte insgesamt sechs Semester musste Schiele ebenso auffallen, wie

325 JAHRE / 64 CHRISTIAN BAUER umgekehrt Gerstl den Ärger Schieles lichkeit gerückt und als Entdeckung mit Anton Faistauer eine Auswahl von mit Griepenkerl als Déjà-vu erlebt gefeiert.4 Als Heller die Lehrtätigkeit Kollegen zur Neukunstgruppe. Zu ihr haben muss. an der Akademie aufnahm, wurden gehörten sieben Studienkollegen seines seine Forschungen zum Inhalt des Jahrgangs (darunter Anton Peschka Schieles Akademiestudium hat aber Anatomieunterrichts, denn die Masken und Franz Wiegele), ein Schulfreund auch Seiten, die sein späteres Schaffen waren für den Einsatz an Kunstschulen aus Klosterneuburg und zwei Auto­ beeinflussen sollten und den künst­ geschaffen und schon an der Wiener didakten. Der Freundeskreis unter­ lerischen Umgang mit medizinischen Kunstgewerbeschule erprobt worden, zeichnete nun am 17. Juni 1909 eine Fragenstellungen betreffen. Medizin wo Heller ebenfalls unterrichtet hatte. Garantieerklärung, die für Dezember und Kunst waren in der Zeit um Der Mediziner hatte dort im Winter­ des gleichen Jahres angesetzte 1900 viel näher beisammen, als dies semester 1904/19055 auf den jungen Ausstellung des Kunstsalons Pisko heute der Fall ist. Der Drang, Wissen Oskar Kokoschka einen starken Ein­ ausreichend mit Bildern zu bestücken. zu ­ver­netzen, war durch die Natur­ druck gemacht, wie dieser in einem wissen­schaften vorangetrieben worden späten Interview ausführte – ohne den Diese Garantie war offenbar das Papier und von Darwins Botschaft inspiriert, Lehrer namentlich zu nennen: „Die nicht wert, auf dem sie geschrieben dass Menschen auf die gleiche Weise Griechen haben ihren Schau­spielern stand, denn rund die Hälfte der Künst­ wie Tiere biologisch zu erforschen Masken aufgesetzt, um den Charakter ler fehlte bei der folgenden Ausstellung. seien. zu fixieren – traurig, leiden­schaftlich, Im Gegenzug kamen elf Künstler hinzu, zornig […]. Ich habe das auf meine Art mehr als die Hälfte aus der Akademie. Schieles Studium spiegelt diesen gemacht […]. Nur auf die Verstärkung Viel ungewöhnlicher allerdings war Zeitgeist im Anatomieunterricht von des Ausdrucks ist es mir angekommen der Umstand, dass nun zwölf Künst­ Hermann Vincenz Heller wider, der […]. Anatomie hatten wir auch an lerin­nen an der Ausstellung teilnah­ mit dem Jahrgang Egon Schieles seine der Kunstgewerbeschule. Da war ein men, die fast zur Gänze der Kunst­ Lehrtätigkeit an der Akademie der verrückter Doktor, der hat uns darin schule für Frauen und Mädchen ent­ bildenden Künste aufnahm. unterrichtet, er war ein sehr guter stammten, auch wenn sie teilweise eine Lehrer.“6 Ausbildung­ an der Kunstgewerbeschule DER MEDIZINER ab­sol­viert hatten. UND KÜNSTLER Hellers Leistung liegt in der Ver­ HERMANN HELLER mittlung des künstlerischen Aus- Egon Schiele übernahm gemeinsam mit ALS LEHRER SCHIELES drucks als theatralische Inszenierung Anton Faistauer die Konzeption der DIE AUSDRUCKSLEHRE­ an eine neue Künstlergeneration. Neukunstgruppe. Die zentrale Formel Seine Sam­mlung an Fotografien lag in der Herausarbeitung von Gegen­ Heller, der als akademischer Maler, von Duchenne de Boulogne, der mit sätzen zum Kunstbetrieb, etwa in den Bildhauer und Mediziner den Positi­ der elektrischen Reizung einzelner Antipoden „Jung gegen Alt“, festge­ vismus der Jahrhundertwende be­ Gesichtsmuskeln künstlich zum macht an den Lehrmethoden der Aka­ gleitete, war zur Zeit seiner Berufung Ausdruck der Mimik gelangte, belegt demie. Mit „Rezept ist ihr Gegensatz“7 an die Akademie knapp 40-jährig und das Interesse am Aufeinanderwirken gab Schiele die Marschroute vor. blickte bereits auf eine umfassende von Ausdruck und Seelenleben im Arthur Roessler machte in seiner Aus­ Karriere zurück. Im letzten Jahrzehnt Gesicht des Menschen. stellungskritik zur Pisko-Schau diesen des 19. Jahrhunderts hatte er mit seinen Gegensatz zum zentralen Gegenstand: Forschungen zur Physiognomik den Insgesamt liegt in Hellers Unterricht „Die Antwort war die Androhung der Grundstein seiner späteren Laufbahn eine wichtige Wurzel für Schieles Ausschließung. […] Und doch hätte gelegt. Heller begann mit seiner Grimassen, wobei das spätere Mimik­ unter den obwaltenden Umständen den wissenschaftlichen Publikation zur repertoire mit Seherfahrungen der jungen Leuten Besseres nicht begegnen Mimik des menschlichen Gesichts, Folgejahre angereichert und auf höch­ können, denn um nicht ‚hinausge­wor­ die zehn Jahre später – im Jahr 1902 – ster Ebene reflektiert wird. fen‘ zu werden, verließen sie selbst die unter dem Titel Grundformen der Akademie.“8 Mimik des Antlitzes erscheinen sollte. DIE NEUKUNSTGRUPPE Die Untersuchung kreist um den EGON SCHIELE Die Darstellung Roesslers machte Zusammenhang von Seele und Mimik ALS MARKETINGGENIE Schule, doch sie stimmt nicht ganz. und begründet, „warum durch Seelen­ Einmal entstammten nicht die meisten erregungen gewisse Gesichtsmuskeln Eine andere zentrale Erkenntnis Aussteller dem Akademiebetrieb, son­ in Spannung versetzt werden“.3 Heller Schieles, die dem Studienbetrieb ge­ dern nur etwas mehr als ein Drittel. setzt Profil- und En-face-Fotografien schuldet war, sind Überlegungen in Zweitens fand nicht nur kein gemein­ seines Kopfes in unterschiedlichen Fragen der Inszenierung und der samer Austritt aus der Akademie statt, Ausdrucksvarianten an den Anfang des Selbstvermarktung, die an Raffinement sondern kein einziger Student trat im Entstehungsprozesses von 50 Gesichts­ kaum zu übertreffen sind. Dies alles Sinne Roesslers aus. Schiele schloss masken. Er griff damit eine Thematik führte zum kalkulierten Showdown, das Studium nach drei Jahren mit dem auf, die hochaktuell war. Kurz nach der in die Gründung der Neukunst­ Triennium ab. Faistauer unterbrach dem Beginn seiner Lehrtätigkeit an der gruppe und in die Lösung vom Akade­ das Studium und nahm es kurzzeitig Akademie wurden in der Frühjahrs­ miebetrieb münden sollte. 1911 wieder auf. Alle anderen Akademie­ ausstellung des Hagenbundes 1907 die stu­denten setzten nach der Ausstellung Alabasterbüsten Franz Xaver Messer­ Noch während der Laufzeit der Kunst­ im Kunstsalon Pisko ihr Akademie­ schmidts aus dem Depot der Staats­ schau 1909, wo Schiele mit vier Werken studium fort – auch unter Christian gewerbeschule ins Licht der Öffent­ vertreten war, vereinte er gemeinsam Griepenkerl. Die umwälzende Kraft der

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Gruppierung­ ist ebenfalls enden some flashes of inspiration that would he executed with uncanny confidence wollend. Die Ausstellungsliste führt last­ingly shape his later work. Know­ not one but eight or more nude draw­ mehr konventio­nelle Künstler als ledge of medicine and physiognomy ings in circling, long and firm strokes, Erneuerer. Von einer Avantgarde­ as taught at the Academy laid the foun­ so convincingly capturing­ movement gruppierung kann daher keine Rede dation for Schiele’s groundbreaking and character that it was apparent that sein. practice, even though the artist himself the fellow had also grasped Griepen­ would never have put it that way. kerl, and had done it so skillfully that Mit Arthur Roessler trat schon zu the teacher had nothing left to say.” 2 Be­ginn der Ausstellung ein Kunst­ His studies were above all the most historiker auf den Plan, der sich zum conspicuous sign of his determination Christian Griepenkerl was head of Mit­streiter Schieles entwickeln und im to be an artist. Enforcing this career the general school of painting and a Leben des Künstlers ein atemberau­ goal against the overpowering con­ staunch enemy of modernism, making bend breites Feld an Tätigkeiten und straints of his environment and socia­l­ him a force to be contended with by all Themen abdecken sollte, im Kern aber ization (as a budding engineer) was progressive artists. At the beginning of die Rolle eines Promoters innehatte. the 16-year-old’s greatest success up the century, Richard Gerstl had locked Damit ist schon am Karrierebeginn to that time. horns with Griepenkerl, ultimately Schieles eine spürbare Zone zwischen causing Gerstl to leave the Academy. tatsächlichen Ereignissen und Legen­ After having spent the greater part of He tried to make a fresh start of it in den definiert, die der strategischen the first 16 years of his life in Tulln and March 1906 in the special school run Darstellung des Künstlers breiten Klosterneuburg, Schiele’s art studies by Pro­fessor Lefler, and he studied with Raum gab. Dass Schieles kometenhafter finally took him to the world metropolis Schiele at the Academy from October Aufstieg von einem professionellen of Vienna. After just a few months, 1906 until the summer of 1908. It is Management begleitet wurde, mag he was already renting a studio on hardly conceivable that the two would unseren Blick auf seine Entwicklung Kurzbauergasse. In the Leopoldstadt never have met. Schiele must have ergänzen, ändert aber nichts an der district, he experienced two sharply noticed Gerstl with his bald head, bahnbrechenden Neuerung seiner contrasting aspects of city life: on the just as Gerstl must have experienced Kunst, die bis heute nichts an Aktualität one hand, his own small studio, which Schiele’s clashes with Griepenkerl verloren hat. Schiele himself described as humble, as a déjà vu. and on the other, the luxurious apart­ ment of his uncle Leopold Czihaczek. There were also aspects of Schiele’s The years Egon Schiele spent at the Only a stone’s throw away was the Academy studies, however, that would Academy of Fine Arts Vienna are rife Vienna Prater with all its temptations, influence his later work and his artistic with contradictions. They correspond including the Sunday pastimes pur- treatment of medical issues. Medicine exactly with the period when moder­ sued by candidates for confirmation and art were much more closely asso­ nism collided full force with the 19th and the world of Vienna’s pimps and ciated in the years around 1900 than century. In the sparks sent flying by this prostitutes.­ This side of Vienna had they are today. The urge to share know­ crash, a new generation surrounding already fascinated Schiele during ledge across disciplines had been driv­ Egon Schiele set out to renew the art his school days, and now he eagerly en by the natural sciences, inspired by history of Vienna. drank in all the goings-on right on his Darwin’s message that not only animals doorstep. but humans could be the subjects of The student days of the charismatic biological research. “rookie” at the Academy are perhaps A TALENTED BUT most interesting when regarded in TERRIBLE STUDENT – This zeitgeist is reflected in Schiele’s hind­sight from today’s standpoint. SCHIELE PERSISTS anatomy lessons with Hermann Nearly all of the experiences Schiele IN BEING DIFFICULT Vincenz Heller, who took a teaching had at the beginning of the 20th cen­ AT THE ACADEMY post at the Academy of Fine Arts while tury are still the ingredients of a univer­ Schiele was a student there. sity career today, and not in a bad way. Schiele’s studies got off to a promising This is the case even though Schiele start when he passed his exam on THE PHYSICIAN AND found his studies thoroughly detestable October 3, 1906, with flying colors. The ARTIST HERMANN HELLER and indistinguishable in many ways artist spent a total of six semesters at AS SCHIELE’S TEACHER: from his school days. The organization­ the Academy, four as an auditor and the LESSONS IN EXPRESSION al structure at the Academy catered last two as a regular student. Schiele to the compulsion to impose discipline remained true to the habits of his Heller, who as an academic painter, and to subject almost everything to school­days and proved to be a very poor sculptor, and physician benefited from a standard template – from behavior student. Hardly any of his grades was the prevailing mood of positivism at down to the artistic line. But for a better than “satisfactory,” and he had the turn of the last century, was almost crea­tive and freedom-loving artist, to repeat the test on “perspective” on 40 years old when appointed to the flouting the system could also open October 17, 1907. Nevertheless, his Academy and already looked back on a up the way toward new concepts and talent was just as obvious as his defiant wide-ranging career. In the last decade connecting with others. Egon Schiele behavior: “This Schiele completely of the 19th century, his research into found com­rades at the Academy who disrupted the other students, who had physiognomy laid the cornerstone would accom­pany him not only during been dutifully sketching the respective for his later work. Heller embarked his studies but also in his subsequent nude as well as they could for the last on a systematic study of human facial life as an artist, and his courses brought two hours. Walk­ing around the model, ex­pressions, work he would publish

325 JAHRE / 66 CHRISTIAN BAUER ten years later, in 1902, under the title THE NEUKUNSTGRUPPE: Roessler’s account was often repeated, Grundformen der Mimik des Antlitzes. EGON SCHIELE AS but it’s not entirely true. For one thing, The study revolves around the rela­ MARKETING GENIUS only slightly more than one-third of tionship between the soul and facial those exhibiting came from the Aca­ expressions, explaining “why emotions Another central area of knowledge that demy in the first place. Second, there lead to tension in certain facial Schiele took away from his studies was was no collective withdrawal from the muscles.”3 Heller used profile and promotion and self-marketing, abilities Academy – in fact, not a single student frontal photographs of his own face he honed to perfection. All of this led left in the way Roessler describes. displaying different expressions to to the intended showdown, culminating Schiele graduated after three years with model 50 masks. He was taking up a in the establishment of the Neukunst­ the “triennium” degree. Faistauer inter­ theme that was highly topical. Shortly gruppe and his with­drawal from the rupted his studies but briefly resumed after Heller took up a teaching post Academy. them in 1911. All other Academy stu­ at the Academy, Franz Xaver Messer­ dents exhibiting their work continued schmidt’s alabaster busts, languishing While the 1909 Academy Art Show, their studies after the show at Kunst­ in storage at the Staatsgewerbeschule, in which Schiele was represented with salon Pisko – in some cases with were brought out into the light and four works, was still running, he and Christian Griepenkerl as lecturer. The presented to the public at the spring Anton Faistauer joined forces with transformative power of the group exhibition held by the Hagenbund selected colleagues to form the Neu­ likewise came to an end. The list of artists’ association in 1907; the busts kunstgruppe. Its members were seven exhibitors includes more conventional were hailed as a great discovery.4 When fellow-students in his year (including artists than innovators. We can there­ Heller began teaching at the Academy, Anton Peschka and Franz Wiegele), fore not speak here of an avant-garde his research became teaching material a schoolmate from Klosterneuburg, group. for anatomy lessons, because masks and two self-taught artists. On June 17, were ideal for use in art schools and 1909, the circle of friends signed a dec­ With Arthur Roessler, an art historian had in fact already been tried out at the lara­tion guaranteeing that they would came to the fore right at the start of the Wiener Kunstgewerbeschule, where pro­vide sufficient pictures for an ex­ exhibition who would turn out to be Heller had also taught. The physician hibi­tion scheduled for December of the an important ally of Schiele’s. Roessler had made a strong impression on same year at the Kunstsalon Pisko. covered a breathtakingly broad range the young Oskar Kokoschka there in of activities and tasks in the artist’s life, the winter semester 1904/19055, as But this guarantee was evidently not but mainly played the role of promoter. Kokoschka mentioned in a late inter­ worth the paper it was printed on, Thus, a noticeable zone is already view – without citing the teacher because about half of the artists were de­fined at the beginning of Schiele’s by name: “The Greeks put masks on missing from the subsequent exhibi­ career between real events and legends, their actors to establish a character – tion. However, eleven new artists providing ample opportunity for the sad, passio­nate, angry [...]. I did the joined in, more than half of them from strategic presentation of the artist. same thing in my own way [...]. I was the Academy. Much more unusual, That Schiele’s meteoric rise was guided inter­ested only in accentuating the though, was the fact that twelve female by professional management may ex­pression [...]. We had anatomy artists now took part in the exhibition, supple­ment our knowledge of his lessons at the Kunstgewerbeschule.­ almost all of them from the Kunst­ develop­ment, but it detracts nothing There was a crazy doctor who taught schule für Frauen und Mädchen (Art from the seminal innovation of his art, them; he was a very good teacher.”6 School for Women and Girls), even which has lost nothing of its relevance though some of them had also com­ today. Heller’s achievement was to teach pleted training at the Kunstgewerbe­ artistic expression as theatrical mise- schule. en-scène to a new generation of artists. 1 Egon Schiele, Skizze zu einem His collection of photographs by Egon Schiele and Anton Faistauer Selbst­­bildnis, 07/1910, Egon Schiele Duchenne de Boulogne showing the took on the task of coming up with a Daten­bank der Autographen, electrical stimulation of individual concept for the Neukunstgruppe. The Leopold Museum-Privat­stiftung, facial muscles being used to artificially central formula lay in defining what Wien, ID 291. create facial expressions demonstrates made it different from the normal 2 Karl Ludwig Strauch, „Schiele Egon his interest in the mutual effects of art scene, for example the antipodes österr. Maler 1890–1918“, hand­ expression and inner life in the human “young versus old,” taking the teaching schrift­liche Erinnerungen, Nieder­ face. methods of the Academy as example for österreichi­sches Landesmuseum, the latter. With “Rezept ist ihr Gegen­ Sankt Pölten. Heller’s teaching can in fact be seen as satz” (for­mula is anathema),7 Schiele 3 Theodor Piderit, Mimik und Physio­ a key source for the grimaces found in established the line of approach to be gnomik, Detmold 1886, S. IV. Schiele’s artworks, whereby his later taken. Arthur Roessler made this oppo­ 4 Vgl. Ludwig Hevesi, „Vom alten repertoire of facial expressions was sitional stance the focus of his review Messerschmidt“, Artikel vom then augmented by his own visual of the Pisko ex­hi­bition: “The response 13. März 1907, in: Ludwig Hevesi, experiences in subsequent years, was to threaten to expel them. […] And Altkunst – Neu­kunst, Wien 1909, becoming an enduring preoccupation yet under the circum­stances nothing wieder heraus­gegeben von Otto of the artist. better could have hap­pened to the Breicha, Klagenfurt 1886, S. 90. young people, because in order not to 5 Vgl. Archiv der Universität für be ‘thrown out,’ they left the Academy ange­wandte Kunst, Schuljahr of their own accord.”8 1904/1905, Gegenstand „Anatomie“;

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die Prü­fung wurde von Kokoschka am 1. Juli 1905 mit vorzüglichem Erfolg abgelegt. 6 Vgl. „Ein Gespräch zwischen Oskar Kokoschka und Ludwig Goldschei­ der in Villeneuve 1962“, in: Ludwig Gold­scheider, Kokoschka, Herr­ sching 1975, S. 15. 7 Manifest der Neukunstgruppe – Variante 1, Egon Schiele Datenbank der Autographen, Leopold Museum-Privat­stiftung, Wien, ID 231. 8 Vgl. Arbeiter-Zeitung vom Dienstag, 7. Dezember 1909, S. 7.

1 Egon Schiele, Sketch for a Self-Por­ trait, 07/1910, Egon Schiele Autog­ raph Database, Leopold Museum Private Foundation, Vienna, ID 291. 2 Karl Ludwig Strauch, “Schiele Egon österr. Maler, 1890-1918,” hand­ written memoirs, Landesmuseum Nieder­österreich, Sankt Pölten. 3 Theodor Piderit, Mimik und Physio­ gnomik, Detmold 1886, p. IV. 4 Cf. Ludwig Hevesi, “Vom alten Messerschmidt,” article from 13 March 1907, in: Ludwig Hevesi, Altkunst – Neukunst, Vienna 1909, reprinted by Otto Breicha, Klagen­ furt 1886, p. 90. 5 Cf. Archive of the University of Applied Arts Vienna, school year 1904/1905, subject: “Anatomy”; Kokoschka took the exam on July 1, A 1905, with an excellent grade. 6 Cf. “Ein Gespräch zwischen Oskar Kokoschka und Ludwig Gold­ scheider in Villeneuve 1962,” in: Ludwig Gold­scheider, Kokoschka, Herrsching 1975, p. 15. Christian Bauer ist Direktor der Landes­galerie Niederöster­ 7 Manifesto of the Neukunstgruppe – reich, deren Eröffnung im Jahr 2018 in Krems als Neubau der Variant 1, Egon Schiele Autograph Architekten marte.marte geplant ist. Er ist Kurator von Aus­ Database, Leopold Museum Private stellungen und Herausgeber von Büchern zur österreichi­ Foundation, Vienna, ID 231. schen Moderne und zu Fragen des Kulturmanagements. Die 8 Cf. Arbeiter-Zeitung from Tuesday, Kunst Egon Schieles ist Inhalt von bislang zwei Publikatio­ December 7, 1909, p. 7. nen: Auf Egon Schiele. Der Anfang (München 2013) folgte vor zwei Jahren Egon Schiele. Fast ein ganzes Leben (München 2015). Beide Bücher sind im Hirmer Verlag erschienen.

Christian Bauer is the Artistic Director of the State Gallery of Lower Austria, which plans to inaugurate a new building in Krems in 2018, design­ed by marte.marte architects. He is an exhibition curator and editor of books on Austrian moder­ nism and cultural management issues. He has published two books on Egon Schiele: Egon Schiele. The Beginning (Munich 2013) was followed two years ago by Egon Schiele. Almost a Lifetime (Munich 2015). Both books were published by Hirmer Verlag.

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B

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A Egon Schieles Schülerausweis der Akademie, 1908, © Albertina Wien B Anatomiestudien im Aktzeichensaal der Akademie der bildenden Künste Wien, Schiele hinten links, Juni 1907, © IMAGNO/Austrian Archives C Egon Schiele im Kreise seiner Stu­ dien­kollegen, 2. Reihe von rechts nach links – Anton Faistauer, dane­ ben Egon Schiele, © Dr. W. Fischer London D Hermann Vinzenz Heller, foto­ grafisches Selbstporträt (Studie zur plastischen Mimikserie), undatiert, D / E © Landessammlungen Niederöster­ reich, Foto: Christoph Fuchs E Egon Schiele und Arthur Roessler auf der Brücke des Inselschlosses Orth am Traunsee, 1913, © IMAGNO/Austrian Archives

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Das mumok und die Akademie der bildenden Künste Wien sind in einem ständigen Austausch. Eine Vielzahl landes­weiter und internationaler Kooperationen macht das mumok kino zu einem experimentellen Umschlagplatz für neue künstlerische Ansätze und Diskurse, an denen die Akademie einen wesentlichen Anteil hat. Ein Höhepunkt unserer Kooperation war die Ausstellung Blühendes Gift, zu der das mumok Studierende des Programms „Master in Critical Studies“ eingeladen hat, in einem kuratori­schen Projekt eine Ausstellung zur Museumssammlung zu erar­beiten. Dabei entstand die Idee, in einem kreativen Aus­tausch zwischen den beiden Einen weiten Weg ist sie gegangen, die Akademie der unterschiedlichen Insti­tutio­nen die diskursive und bildenden Künste Wien, in den 325 Jahren ihrer Existenz. bildungspolitische Funktion des Museums sowie seine Gegründet noch im Feudalismus des ausgehenden Rolle als Forschungs- und Ideen­werkstatt in den 17. Jahr­hunderts, verankert in der höfischen Kultur, das, Vordergrund zu stellen. Für mein Team und mich was später Aufklärung heißen sollte, noch nicht wirklich eröffneten sich in der Auseinandersetzung mit dieser im Blick, hat sie es geschafft, bis heute relevant zu bleiben. Ausstellung neue Ansatzpunkte und Sicht­weisen auf Dazu kann man nur gratulieren. Ich tue dies einerseits unsere Sammlung, die wir in Zukunft weiter vertiefen aus der Perspektive einer zutiefst republikanischen, wollen. Ich gratuliere der Rektorin Eva Blimlinger zum vom Utilitarismus geprägten, jungen Schweiz, die im 325-Jahr-Jubiläum und freue mich auf eine weitere Gründungsjahr der Akademie noch gar nicht existierte fruchtbare Zusammenarbeit mit der Akademie. und die die Gründung von künstlerischen Ausbildungen erst im 19. Jahrhundert und auch dann vorerst nur als Mumok and the Academy of Fine Arts Vienna are Anstalten zur Heranbildung von Lehrer_innen und zur caught up in a process of continuous exchange. A number Vermittlung kunstgewerblicher Fähigkeiten zuließ. Ich of national and international collaborations make the gratuliere andererseits auch im Namen der European mumok cinema an experimental hub for new artistic League of Institutes of the Arts (ELIA), der Dachorganisa­ approaches and discourses in which the Academy plays tion der europäischen Kunsthochschulen, der ich aktuell a substantial role. A high point of our cooperation was präsidiere. Das, wofür die Akademie heute steht, Innova­ the exhibition Blühendes Gift, for which mumok invited tion in Forschung und Lehre, eine führende Position in students in the Master in Critical Studies program Fragen der Gleichstellung und die Rolle als Bindeglied to develop in a curatorial project an exhibition of the zwischen Ost und West, ist auch für ELIA von unschätz­ museum’s collection. The project gave rise to the idea barem Wert. Auf viele weitere Jahre! of focusing on the discursive and educational function of the museum, as well as its role as a research and It’s come a long way, the Academy of Fine Arts Vienna, idea workshop, by way of a creative exchange between in the 325 years of its existence. Founded in the late the two different institutions. For my team and myself, 17th century in a feudalist society and anchored in courtly engaging with this exhibition opened up new perspectives culture, at a time when what would later be known as on our collection and new approaches to working with Enlightenment was not yet really on the horizon, the it which we would like to explore in greater depth in the Academy has succeeded in remaining relevant to this day. future. I would like to congratulate Rector Eva Blimlinger We can only congratulate it on this achievement. I would on the 325th anniversary of the Academy and look like to do so, on the one hand, from the perspective of forward to further fruitful cooperation. a deeply republican, utilitarianist, young Switzerland, which did not even exist yet in the founding year of the Academy. Here, the first institutions for artistic training would not be founded until the 19th century, and even Karola Kraus then only as schools for training teachers and imparting Generaldirektorin / General Director artisanal skills. I would like to congratulate the Academy mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien on the other hand on behalf of the European League of Institutes of the Arts (ELIA), the umbrella organization of European art schools, which I currently preside over. What the Academy stands for today – innovation in research and teaching, a leading position on issues of gender equality, and a role as a link between East and West – is of inestimable value for ELIA as well. Here’s to many more years!

Thomas D. Meier Rektor / Rector Zürcher Hochschule der Künste / Zurich University of the Arts

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die legitimität einer rückschau? Künstler_innen der Akademie der bildenden Künste!

325 jahre rückschau müssten, um sinn zu erzeugen, zu­ Diese Akademie gäbe es nicht ohne euch: Seid neugierig mindest 32,5 jahre vorausschau beinhalten, speziell bei und kritisch, ja fordernd und, wenn nötig, widerständig, einer auf zukunft ausgerichteten „bild-kunst-institution“: stellt euch mit eurer Arbeit und als eigenständige Persön­ also eine suche nach vertieften erkenntnissen zur gegen­ lichkeiten mitten in die Gesellschaft und greift weit über wärtigen und künftigen verfasstheit der kunst in ihrem sie hinaus, ohne Scheu und Scham: Hört und seht euren sozialen und politischen umfeld. das bedeutet, wir müssen Lehrer_innen zu, um schließlich besser zu werden als sie, den kunstdiskurs von der ästhetik (!) der kunst auf die denn wenn sie gute Künstler_innen sind, werdet ihr es ästhetik (!) der macht erweitern. auch sein können. vor 325 jahren haben sich die aristokratien meist Kunst ist ein wesentliches Merkmal einer freien Gesell­ deswe­gen mit kunst umgeben, um die macht des realen schaft. Ohne die Freiheit der Kunst gibt es kein funktio­ in einem ästhetischen (!) kanon auf die symbolische nierendes Gemeinwesen. Ohne Künstler_innen gibt es macht zu er­weitern und für alle zukunft abzusichern. keine Museen, Galerien, keinen Kunsthandel. Deshalb ist nachdem sich die kunst spätestens mit der finanzkrise eure Akademie ein Ort höchster gesellschaftlicher Rele­ vom freiheitlich-ästhetischen auftrag verabschiedet und vanz. Und dass es in Wien seit mehr als drei Jahrhun­ ein freiheitlich-ästhetisches vakuum hinterlassen hat, derten eine hohe Schule für zeitgenössische Kunst gibt, wird das, was kunst ist beziehungsweise von ihr übrig ist wahrlich ein gutes Zeichen. Dennoch heißt es, mutig geblieben ist, von der aristokratie 2.0, vom „machtregime“ und wachsam zu sein: Hört nicht auf, diese ehrwürdige unserer tage, den millionär_innen und milliardär_innen Insti­tution ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken als der „siegerkunst“ (w. ullrich) beziehungsweise der „neuen den Ort von Fortschritt und Erneuerung der Kunst im auftragskunst“ (s. vogel) definiert und realisiert. sie Bewusst­­sein einer großen Tradition. haben sich alle freiheit genommen, das vakuum mit der Glückwunsch! „ästhetik des kapitals“ zu besetzen. PS: Und wo wird es künftig die besten Feste geben? herausfordernde jahre für die jungen „bild-kunst- Keine Frage! künstler_innen“. Students of the Academy of Fine Arts! the legitimacy of a review? Without you, this Academy would not exist. Be curious in order to be meaningful, a review of the past 325 years and critical, even demanding and, when necessary, would have to also include an outlook onto at least the stubborn; claim your place with your work and as inde­ next 32.5 years, especially in the case of a “visual arts pendent personalities right in the middle of society and institution” that is geared to the future: in other words, reach far beyond it, without fear or shame. Listen to a search for deeper insights into the current and future and watch your teachers, to finally become better than state of art in its social and political context. this would they are, because if they are good artists, you can be mean extending the art discourse from the aesthetics (!) too. Art is an essential feature of a free society. Without of art to the aesthetics (!) of power. the freedom of art, there can be no functioning sense 325 years ago, aristocrats surrounded themselves with of community. Without artists, there would be no art mostly as a way of augmenting their real power with museums, galleries, or art dealers. This is why your the symbolic power inherent in an aesthetic (!) canon Academy is a place of great social relevance. And the and thus securing it forever after. at the latest in the fact that it has been a premier school for contemporary wake of the financial crisis, art then divorced itself from art in Vienna for more than three centuries is surely a its liberal-aesthetic mandate, leaving behind a liberal- good sign. Nevertheless, stay courageous and alert: Don’t aesthetic vacuum, and leaving art, or anyway what is stop putting this venerable institution into the limelight left of it, to be defined and realized by the aristocracy as a place of progress and renewal in art, in the con­ 2.0, the “power regime” of our day, the millionaires and sciousness of looking back on a time-honored tradition. billionaires of the “art of the winners” (w. ullrich) or Congratulations! the “new commissioned art” (s. vogel). they have taken the liberty of filling the vacuum with the “aesthetics PS: And where will the best celebrations be held in the of capital.” future? There’s no doubt about it! challenging years for young “visual artists.”

Christoph Becker Direktor / Director Richard Kriesche Kunsthaus Zürich Präsident / President Alumniverein der Akademie der bildenden Künste Wien / Alumni Club of the Academy of Fine Arts Vienna

325 JAHRE / 71 KAMILA STAUDIGL-CIECHOWICZ

325 JAHRE AKADEMIE DER BILDENDEN KÜNSTE WIEN — EIN RECHTSHISTORISCHER ABRISS

325 YEARS OF THE ACADEMY OF FINE ARTS VIENNA – A SUMMARY OF ITS LEGAL HISTORY

Die Wiener Akademie der bildenden Akademie wurde als Kunstschule de­ Akademiemitglieder der militärischen Künste kann auf eine rechtlich bewegte finiert und führte die Bezeichnung Pflichten, was insbesondere vor dem Vergangenheit zurückblicken. Ihre kaiserl. königl. Akademie der bildenden Hintergrund der zu diesem Zeitpunkt Gründung geht auf eine private Mal­ Künste. Die Leitung übernahm ein vom geführten militärischen Auseinander­ schule zurück, die sich im Gegensatz Kaiser bestellter Kurator, für den die setzungen mit Napoleon bedeutsam zu den landesfürstlich errichteten Uni­ Akademie eine Person, die ein höheres war. ver­sitäten ihre Anerkennung als Hoch­ Hof- oder Staatsamt bekleidete, vor­ schule erst allmählich erkämpfen schlagen konnte. Die Akademie unter­ Zwölf Jahre später wurden die Statuten musste. 1688 eröffnete der Maler Peter teilte sich in vier „Hauptschulen“, wel­ revidiert. Die neuen Statuten8 wiesen Strudel eine private Malschule, die ab che jeweils von einem Direktor geleitet zwar nur wenige, dafür jedoch einige 1690 im von ihm erbauten Strudelhof wurden. Alle Direktoren und Professo­ signifikante Änderungen auf. Insbe­ residierte.1 Das Besondere an dieser ren saßen im Akademischen Rat, da­ sondere erhielten die Professoren der Malschule war, dass sie die „erste all­ rüber hinaus konnte der Kaiser auch Akademie mehr Mitspracherechte, die gemeine Ausbildungsstätte für Künstler andere Personen – „wirkliche Künstler zentralen Machtbefugnisse verblieben außerhalb der Zunftordnungen“ war.2 oder kunstliebende Gelehrte“ – in den allerdings beim Kurator, dessen Stel­ Akademischen Rat berufen.6 Der Aka­ lung noch verstärkt wurde. Während Im Dezember 1705 erklärte Kaiser demische Rat unterstand direkt dem nach dem Statut von 1800 der Kaiser Joseph I. die Akademie zur „öffentl. Kurator und bereitete dessen Entschei­ die Professoren ernannte, übernahm kayserl. Academie von Mahlerey- dungen unter der Führung des vom nach dem Statut von 1812 der Kurator Bild­hauer auch Bau- und Prospectiv Kaiser bestellten Präses vor. Die Aka­ diese Aufgabe. Ein wesentlicher Ausbau Kunst“ und ernannte Strudel zu deren demie fungierte nicht nur als Kunst­ der Kompetenzen der Akademie – „General-Superintendenten“.3 Nach schule, sie versammelte auch Künstler zumindest de lege – erfolgte durch die dem Tod Strudels 1714 wurde die Aka­ und Kunstliebhaber in einer Kunstge­ Bestellung der Akademie zur Kunst­ demie für rund zehn Jahre geschlossen sellschaft. Das Statut normierte genau, behörde der Nation. Hof- und Länder­ und erst auf Initiative des Kammer­ma­ was für ein Kunstwerk eingeschickt stellen waren verpflichtet, bei ihr lers Jakob von Schuppen 1726 wieder­ werde musste, um die Bewerbungs­ „Gutachten in Kunstsachen oder bei eröffnet. Große strukturelle Ver­ände­ voraussetzungen für die Aufnahme in öffentlichen Denkmälern einzuholen“. rungen folgten in der Regierungs­ ­zeit die Kunstgesellschaft zu erfüllen. So Die faktische Bedeutung der Akademie Maria Theresias, die 1772 aus den musste ein Porträtmaler ein Gemälde als Kunstbehörde dürfte allerdings „ehemals gesonderten Akademien der einschicken von „wenigstens eine[r] relativ gering gewesen sein.9 Gutachten Mahlerey, Bildhauerey, Architektur, Figur mit Händen“.7 Zwar waren die wurden unter anderem zur Renovie­ Kupferstecherey und Medailleurs“ Professoren der Akademie nicht de lege rung des „carolinischen Mausoleums die k. k. Akademie der vereinigten bil­ Staatsbeamte, doch nach dem Statut in der Fürstenkapelle zu Seccau“, zur denden Künste schuf.4 Diese Be­zeich­ den Staatsbeamten explizit gleich zu Restaurierung der Gemälde Andrea nung blieb im Wesentlichen bis zum behandeln. Neben organisatorischen Pozzos in der Wiener Universitäts­ heutigen Tag unverändert – ein Um­ Bestimmungen gewährte das Statut von kirche und der Erneuerung der Altare stand, der ange­sichts der wech­selnden 1800 den Mitgliedern der Akademie in der Kirche Maria am Gestade Hochschul­gesetzgebung nicht selbst­ Begünstigungen. Die Kunstmitglieder erstellt.10 Das Amt des Kurators übte verständlich ist. waren kraft ihrer wirklichen Mitglied­ von 1810 bis 1848 der Staatskanzler schaft berechtigt, ihre Kunst „unab­ Clemens Wenzel von Metternich Das 19. Jahrhundert begann durchaus hängig von allen Zunft- und Innungs­ aus.11 Im Oktober 1850 schmälerte günstig für die Akademie. Bereits im verbindlichkeiten auszuüben“, und Unter­richtsminister Leo von Thun- November 1800 bestätigte Kaiser Franz genossen darüber hinaus steuerliche Hohen­stein die Kompetenzen der II. neue Statuten der Akademie.5 Die Privilegien. Das Statut enthob die Akademie. Sie wurde ihrer Funktion

325 JAHRE / 72 KAMILA STAUDIGL-CIECHOWICZ als Kunst­behörde und Kunstgesell­ anschaulich­ die Fälle Klimt und Plečnik: erschwerten Neuberufungen, des schaft verlustig­ erklärt.12 Die gutachter­ 1912 schlug das Professorenkollegium Weiteren war die Akademie von den liche Tätig­keit führte die Akademie Josef Plečnik als Nachfolger von Pro­ 1934 durchgeführten Personalabbau­ im spä­ten 19. und im 20. Jahrhundert fessor Otto Wagner vor, die Berufung maßnahmen betroffen. Während der trotz­dem fort. Unter anderem arbeite­ scheiterte am Unterrichtsministerium. nationalsozialistischen Periode konnte ten Mitglieder der Akademie in bera­ Gleich mehrmals stand Gustav Klimt zwar die Schließung der Akademie tender Funktion an der Novellierung als Professor zur Diskussion.19 1901 abgewendet werden, aber sie büßte des Urheberrechts 1930 mit.13 schlug das Professorenkollegium ihre Autonomie ein und wurde einer Gustav Klimt gar einstimmig zum kommissarischen Leitung – eingesetzt Als Kunstschule unterstand die Akade­ Pro­fessor vor,20 was jedoch nichts durch die Landesparteileitung der mie nach 1850 dem 1848 gegründeten daran änderte, dass das Unterrichts­ NSDAP – unterstellt.23 In Folge des Ministerium für Unterricht und Kultus, ministerium nicht bereit war, Klimt zu „Anschlusses“ 1938 wurde ein Fünftel woraus sich zunächst eine starke berufen. 1908 scheiterte die Berufung der Beschäftigten von der Akademie Abhängigkeit entwickelte.14 Mit dem Klimts dann an der Intervention des vertrieben.24 neuen Statut von 1865 begann sich Thronfolgers Franz Ferdinand. Letzt­ diese Abhängigkeit etwas zu lockern.15 endlich war das Professorenkollegium In der Zweiten Republik wurde die Trotzdem hatte das Ministerium bei gezwungen, in der Causa Klimt auf die Rechtsstellung der Universitäten und Berufungen die entscheidende Stimme, Ehrenmitgliedschaft auszuweichen, Hochschulen im Hochschul-Orga­ was das öffentliche Ansehen der ohne­ was 1917 gelang. nisationsgesetz 1955 geregelt.25 Da die hin seit 1850 durch den Verlust der Akademie sich durch ihre künstlerische Kompetenzen geschwächten Akademie Nach außen hin wurde das Ansehen Ausrichtung von den anderen Hoch­ verringerte. Im März 1872 verabschie­ der Akademie in dieser Periode schulen, die ihren Schwerpunkt im dete das Abgeordnetenhaus eine Reso­ durch den prunkvollen Neubau des wissenschaftlichen Bereich hatten, lution, welche die Regierung auffor­ Akademiegebäudes gesteigert. Die unterschied, erließ der Bundesgesetz­ derte, die Situation zu verbessern.16 neuen Räumlichkeiten, gelegen am geber für sie ein eigenes Akademie- Fünf Monate später, im August 1872, Schillerplatz, wurden von Theophil Organisationsgesetz (AOG 1955).26 genehmigte Kaiser Franz Joseph I. Hansen entworfen und beherbergen Das AOG 1955 stand durchaus in der ein neues Organisationsstatut für die heute nach wie vor das Hauptgebäude Tradi­tion der früheren Akademiever­ Aka­demie.17 Dieses stellte fest, dass der Akademie der bildenden Künste. fassun­gen, differenzierte allerdings den die Akademie eine Hochschule sei. Die Im Zeichen des „wieder gefestigten Lehrkörper stärker. Explizit wurde die organisationsrechtlichen Bestimmun­ Ansehens der Akademie“ stand die eingeschränkte Rechtspersönlichkeit gen orientierten sich an dem Organisa­ kaiserliche Ernennung des Professors der Akademie geregelt, und die Kom­ tionsgesetz für die Universitäten und Friedrich von Schmidt zum Mitglied petenzen des Professorenkollegiums adaptierten dieses auf die Bedürfnisse des Herrenhauses 1889.21 wurden im autonomen Wirkungsbe­ der Akademie. Die Akademie unter­ reich taxativ aufgezählt. Im Gegensatz stand direkt dem Unterrichtsministe­ Erst spät öffnete die Akademie ihre zu den früheren Verfassungen der rium, ihre Leitung hatte das Professo­ Tore für Künstlerinnen. Während Akademie normierte das AOG 1955 renkollegium inne, an dessen Spitze der einzelne Fakultäten der österreichi­ eigens die Erlangung der Lehrbefugnis Rektor stand. Das Professorenkollegium schen Universitäten – so beispielsweise an der Akademie. In weiterer Folge setzte sich aus ordentlichen und außer­ die Wiener philosophische Fakultät – gelang es der Akademie der bildenden ordentlichen Professoren der Haupt- Ende des 19. Jahrhunderts Frauen Künste, ihre Sonderstellung zu und Hilfsfächer zusammen. Die zum Studium zuließen, sprach sich verteidigen. Während die anderen Lehrenden der Hilfswissenschaften – die Akademie 1904 nach wie vor gegen Akademien, die zuvor noch keine Professoren wie auch Dozenten – ein Frauenstudium im künstlerischen hochschulähnliche Organisation nahmen nur bei Bedarf an den Sit­ Bereich aus. Als Argument wurde die aufwiesen, 1970 in Kunsthochschulen zungen des Professorenkollegiums teil Behauptung vorgebracht, Mädchen umgewandelt wurden und ihre Be­ und hatten diesfalls nur eine beratende entbehren „mit seltenen Ausnahmen zeichnung einbüßten, fiel die Akademie Stimme. Das Professorenkollegium […] des schöpferischen Geistes auf dem der bildenden Künste nicht in den wählte den Rektor für zwei Jahre aus Gebiet der großen Kunst“.22 Erst 1920 Geltungsbereich des Kunsthochschul- den ordentlichen Professoren der Aka­ erfolgte die Zulassung von Frauen zum Organisationsgesetzes 1970.27 Bestre­ demie. Somit war die Akademie wie Studium an der Akademie. bungen, die Organisation der Akademie auch die Universitäten zu dieser Zeit im Sinne der schrittweisen Demo­ im Sinne einer „Ordinarienrepublik“18 In der Ersten Republik wurden zwar kratisierung des Hochschulbereiches organisiert. Die Kompetenzen des die Statuten der Akademie mehrmals zu adaptieren, glückten erst Ende 1987 Professorenkollegiums erstreckten geändert, die Rechtsstellung und in abgeschwächter Form. Das neue sich auf alle Unterrichts- und Diszip­ Struktur der Akademie blieben jedoch Akademie-Organisationsgesetz28 linar­angelegenheiten der Akademie. im Wesentlichen gleich. Die Forderung sah nach dem Vorbild einer „Gruppen­ In diesen Angelegenheiten genoss das der Akademie nach einem eigenen universität“29 als oberstes Organ neben Professorenkollegium weitgehende Staatsamt für die Verwaltung der dem Rektor ein Kollegium (Akademie­ Autonomie, während es in Personal­ Kunstangelegenheiten blieb erfolglos. kollegium) vor, welches auch Vertreter fragen lediglich Dreiervorschläge an Wie auch die anderen österreichischen der Hochschülerschaft und der Höre-­ das Unterrichtsministerium erstatten Hochschulen war die Akademie von r_in­nen vorsah. Trotz der Öffnung des konnte. Dass das Ministerium des den wirtschaftlichen und finanziellen leitenden Organs auf den „Mittelbau“ Öfteren die Wünsche des Professo­ Schwierigkeiten der jungen Republik und die Studierenden waren die Ordi­ renkollegiums ignorierte, zeigen betroffen. Die Einsparungsmaßnahmen narien die stärkste, entscheidende Kraft

325 JAHRE / 73 KAMILA STAUDIGL-CIECHOWICZ in diesem Gremium.30 Mit der Unter­ Künste (Imperial and Royal Academy was further strengthened. While the stellung unter das Bundesgesetz über of United Fine Arts).4 This designation 1800 statutes stipulated that the Em­ die Organisation der Universitäten has remained essen­tially unchanged to peror was entitled to appoint the pro­ der Künste (KUOG)31 1998 wurde der the present day – a circumstance that fessors, the curator was assigned this legisti­sche Sonderweg der Akademie was not inevitable given the constantly task in 1812. The Academy was now schlussendlich aufgegeben. Die Aka­ changing legis­lation on higher educa­ named a “National Art Authority,” demie behielt zwar ihre Bezeichnung, tion in Austria. entailing – at least on paper – signifi­ wurde aber explizit als Universität cant­ly expanded competencies. Offices der Künste in den Geltungsbereich des The 19th century got off to an auspi­ of the imperial court and provinces KUOG aufgenommen. Bereits 2002 cious start for the Academy. By Novem­ were now obliged to obtain from the folgte ein neues Organisationsgesetz ber 1800, Emperor Franz II had already Academy “expert opinions in matters für alle Universitäten – das Universi­ confirmed the institution’s new stat­ pertaining to art or public monuments.” tätsgesetz (UG).32 Mittels einer utes.5 The Academy was defined as an The de facto importance of the Acade­ Sonderbestimmung wurde dabei die art school and bore the name kaiserl. my as art authority is likely to have Organisation der Gemäldegalerie und königl. Akademie der bildenden Künste been quite limited, however.9 Expert des Kupferstichkabinetts abgesichert. (Imperial Royal Academy of Fine Arts). opinions were commissioned for pro­j­ Mit dem UG war einerseits die nun­ In charge of managing the Academy ects including the renovation of the mehrige Vollrechtsfähigkeit der Uni­ was a curator appointed by the Emper­ Carolingian mausoleum in the royal ver­sitäten verbunden. Zugleich mit or, for which post the Academy could chapel in Seckau, the restoration dieser Stärkung der universitären propose a person who held a higher of the paintings by Andrea Pozzo in Autonomie ging die Schwächung der court or state office. The Academy was the Vienna University Church, and Entscheidungsbefugnisse ihrer Mit­ divided into four “main schools,” each the modernization of the altars in the glieder einher. Diese Entwicklung im of them head­ed by its own director. The church of Maria am Gestade.10 State gesamtuniversitären Bereich bringt der directors and professors all sat on the Chancellor Clemens Wenzel von Ausspruch Manfried Welans von der Academic Council, to which the Emper­ Metternich served as curator of the „Demokratie ohne Autonomie zur or could also appoint further members – Academy from 1810 to 1848.11 In Autonomie ohne Demokratie“ treffend “regu­lar artists or art-loving scholars.”­ 6 October 1850, Minister of Education auf den Punkt.33 The Academic Council reported direct­ Leo von Thun-Hohenstein then de­ ly to the curator and prepared his limited the Academy’s competencies, decisions under the guidance of its depriving it of its function as art The Academy of Fine Arts Vienna can president, appointed by the Emperor. authority and art society.12 Neverthe­ look back on an eventful legal history. The Acade­my not only acted as an art less, the Academy continued to issue It was first founded as a private paint­ school but also gathered artists and art expert opinions in the late 19th and ing school and, unlike the universities enthusiasts together to form an art the 20th centuries. Members of the established by provincial sovereigns, society. The statutes specified precisely Academy also acted in an advisory had to struggle for its eventual recog­ what kind of artwork had to be sub­ capacity, for example, on an amend­ nition as an institute of higher learning. mitted to meet the requirements for ment to copyright law in 1930.13 The painter Peter Strudel opened the admission to the art society. A portrait private painting school in 1688, which painter, for example, had to submit As an art school, the Academy was after was housed from 1690 onward in the a painting of “at least one figure, in­ 1850 under the purview of the Ministry residence he had built for himself, the cluding the hands.”7 Although the of Education and Culture formed in Strudelhof.1 What made the school Acad­emy professors were not legally 1848, which led at first to a substantial special was that it was the “first general recognized as public officials, the loss of autonomy.14 With new statutes training center for artists outside the statutes explicitly called for them to be adopted in 1865, this dependency guilds.”2 treated as such. In addition to organ­ then began to loosen somewhat.15 The izational provisions, the 1800 version Ministry still retained the deciding vote In December 1705, Emperor Joseph I of the statutes also granted members of in the matter of appointments, however, granted the school the title “öffentl. the Academy certain privileges. The which led to a further decline in the kayserl. Academie von Mahlerey- artist members were entitled as regular Academy’s public reputation, already Bildhauer auch Bau- und Prospectiv members to “practice their art regard­ weakened by the loss of its respon­ Kunst” (Public Imperial Academy less of all trade guild obligations” and sibilities in 1850. In March 1872, the of Painting and Sculpture, Architectural also enjoyed tax benefits. The statutes Chamber of Deputies passed a reso­ and Perspective Art) and appointed absolved Acade­my members from lution calling on the government to Strudel as its “General Superinten­ military duty, which was particularly remedy this situation.16 Five months dent.”3 After Strudel’s death in 1714, significant during this period of regular later, in August 1872, Emperor Franz the Academy closed for about ten years, military clashes with Napoleon. Joseph I approved a new organizational not reopening until 1726, on the initia­ statute that converted the Academy tive of the chamber painter Jakob von Twelve years later, the statutes were into a Hochschule (college).17 The new Schuppen. Major structural changes then revised. The amended version8 regulations were based on the Organi­ ensued during the reign of Maria had only a few modifications, but some zation Act for Universities but adapted Theresa, who in 1772 created out of these were significant. The pro­ to the needs of the Academy. The Aca­d­ of the “formerly separate academies fessors were in particular granted a emy was now directly accountable to of painting, sculpture, architecture, greater say in the running of the Acade­ the Ministry of Education and was run engraving, and medal-making” the my, but the central power was still by a faculty of professors headed by a k. k. Akademie der vereinigten bildenden vested in the curator, whose position rector. The faculty was made up of full

325 JAHRE / 74 KAMILA STAUDIGL-CIECHOWICZ and associate professors teaching the During the First Republic, the pre­scribed alongside the rector a main and secondary subjects. Those Academy’s statutes were amended council (Academy Council) as supreme teaching classes in the secondary sub­ several times, but its legal status and decision-making organ which would jects – professors and lecturers alike – structure remained basically the also include representatives from the participated in meetings of the faculty same. The Academy’s petitions for student body. Despite the fact that the only as needed and had a mere advisory a special government office charged governing body of the Academy had vote. The faculty appointed one of with admi­nistering artistic affairs were now been opened up to “mid-level” the full professors at the Academy as unsuc­cessful. Like other Austrian staff and the students, the professors rector for a term of two years. Thus universities, the Academy was greatly still held the strongest decision-making the Academy as well as the universities affected by the economic and financial power on the Council.30 Finally, in were organized during this period woes of the young Republic. Cost- 1998, the Art Universities Organization as an Ordinarienrepublik, or republic cutting measures hindered new Act (KUOG) was passed,31 which of professors.18 The faculty was appoint­ments, and regulations intro­ extended as well to the regulation of responsible for all teaching and disci­ duced in 1934 to reduce staffing at the Academy, thus ending its special plinary matters at the Academy. In public institutions also had a negative legal status. The Academy kept its name these affairs, the faculty was largely impact on its work. Although it man­ but was explicitly included as a uni­ autonomous, but when it came to hiring aged to avert closure during the Nazi ersity of the arts within the scope of the new personnel, it was entitled only era, the Academy forfeited its auto­ KUOG. A new organization law for all to propose three possible candidates nomy and was placed under the autho­r­ universities – the University Act (UG) – to the Ministry of Education. The cases ity of a provisional management board followed shortly thereafter, in 2002.32 of Klimt and Plečnik show that the engaged by the regional Nazi party It included a special clause providing Minis­try in fact often ignored the leadership.23 Following the Anschluss, for the organization of the Paintings wishes of the faculty. In 1912, the facul­ or annexation of Austria by the German Gallery and Graphic Collection at the ty proposed Josef Plečnik as successor Reich in 1938, one-fifth of the Academy Academy. The 2002 UG ensured the to Professor Otto Wagner, but the staff was expelled.24 universities’ future legal autonomy, appointment was refused. Gustav Klimt while at the same time weakening was proposed as professor several In the Second Republic, the legal status the decision-making powers of their times,19 even unanimously in 1901,20 of universities and colleges was regu­ members. Manfried Welan aptly but the Ministry was not prepared to lated by the University Organization describes this development throughout appoint him on any of these occasions. Act of 1955.25 Since the Academy with the Austrian universities as following In 1908, Klimt’s ordination was then its artistic orientation differed from the path from “democracy without hindered by the intervention of suc­ other universities, which focused on autonomy to autonomy without cessor to the throne Archduke Franz the academic field, the federal legis­la­ democracy.”33 Ferdinand. The faculty was ultimately ture issued in addition a special Aca­d­ forced to relinquish its efforts and emy Organization Act (AOG 1955).26 suffice itself with making Klimt an The AOG 1955 followed in the tradition 1 Helmut Engelbrecht, Geschichte honorary member in 1917. of the previous Academy statutes, but des österreichischen Bildungswesens. finer distinctions were made between Erzie­hung und Unterricht auf dem The Academy enjoyed a boost in various groups of faculty members. Boden Österreichs, 3: Von der frühen prestige during this period at least The Academy’s rights as a limited legal Aufklä­rung bis zum Vormärz, Wien: outwardly through a magnificent new entity were explicitly named and the Bundes­verlag, 1984, S. 48. building. The new premises, located on competencies of the faculty in its 2 Ebd. Schillerplatz, were designed by Theo­ autonomous sphere of influence were 3 Wiennerisches Diarium v. phil Hansen and still constitute today exhaustively enumerated. In contrast 19.–22.12.1705, Nr. 249. the main building of the Academy of to the previous Academy statutes, the 4 Wiener Zeitung v. 26.12.1772, Fine Arts. Likewise contributing to the AOG 1955 specifically standardized Nr. 104. “re-establishment of the Academy’s how the right to teach at the Academy 5 Statut v. 21.11.1800, PGS XV/55. high standing” was the Emperor’s was to be granted. In subsequent de­ 6 § 8 Statut v. 21.11.1800. ordaining of Professor Friedrich von cades, the Academy of Fine Arts would 7 § 30 Abs. 2 Statut v. 21.11.1800. Schmidt as a member of the House of succeed in defending its privileged 8 Statut v. 4.2.1812, PGS XXXVIII/21. Lords in 1889.21 position. While other academies that 9 Walter Frodl, Idee und Verwirkli­ had not previously attained the status chung. Das Werden der staatlichen The Academy was quite late in opening of a university-like organization were Denkmalpflege in Österreich, Wien its doors to women artists. While some converted into art colleges in 1970 and u. a.: Böhlau, 1988, S. 30. departments at Austrian universities – lost their designation as “academy,” 10 Ebd., S. 32–34. such as the department of philosophy the Academy of Fine Arts did not fall 11 Ebd., S. 30. in Vienna – began permitting women within the scope of the Art University 12 RGBl 426/1850. to enroll by the end of the 19th century, Organization Act of 1970.27 Efforts to 13 Walter Wagner, Die Geschichte in 1904 the Academy was still opposed adapt the organization of the Academy der Akademie der bildenden Künste to women studying art there. The to the gradual democratization taking in Wien, Wien: Brüder Rosenbaum, argu­ment proffered was that girls were place at the Austrian universities finally 1967, S. 300. “with rare exceptions […] lacking in succeeded in late 1987, if only in wa­ 14 Ebd., S. 148–184. the creative spirit in the field of great tered-down form. The new Academy 15 Helmut Engelbrecht, Geschichte art.”22 Women would not be admitted Organization Act,28 which was modeled des österreichischen Bildungswesens. to studies at the Academy until 1920. on the idea of a “group university,”29 Erzie­hung und Unterricht auf dem

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Boden Österreichs, 4: Von 1848 bis 1 Helmut Engelbrecht, Geschichte des 29 Ilse Reiter-Zatloukal, “Restaura- zum Ende der Monarchie, Wien: österreichischen Bildungswesens. tion – Fort­schritt – Wende. Politik Bundesverlag, 1986, S. 257. Erzie­hung und Unterricht auf dem und Hochschulrecht 1945–2015,” in: 16 Stenographische Protokolle Boden Österreichs, 3: Von der frühen Mitchell G. Ash, Josef Ehmer (eds.), zum Abgeordnetenhaus, 7. Session, Aufklä­rung bis zum Vormärz, Universität – Politik – Gesellschaft 23. Sitzung v. 8.3.1872, 417. Vienna: Bundes­verlag, 1984, p. 48. (= 650 Jahre Universität Wien – 17 RGBl 135/1872. 2 Ibid. Aufbruch ins neue Jahrhundert, 18 Sascha Ferz, Ewige Universitäts­ 3 Wiennerisches Diarium, 19–22 vol. 2), Göttingen: V&R unipress, reform. Das Organisationsrecht der December 1705, no. 249. 2015, p. 474. österreichischen Universitäten von 4 Wiener Zeitung, 26 December 1772, 30 Helmut Engelbrecht, Geschichte den theresianischen Reformen no. 104. des öster­reichischen Bildungswesens. bis zum UOG 1993 (= Rechts- und 5 Statute from 21 November 1800, Erziehung und Unterricht auf dem Sozial­wissen­schaftliche Reihe PGS XV/55. Boden Österreichs, 5: Von 1918 bis zur Bd. 27), Frankfurt: Peter Lang, 6 Statute from 21 November 1800, § 8. Gegenwart, Vienna: Bundesverlag, 2000, S. 220 m. w. N. 7 Statute from 21 November 1800, 1988, p. 528. 19 Wagner, Geschichte, S. 251–256, § 30 para. 2. 31 BGBl I 130/1998. 282 f. 8 Statute from 4 February 1812, 32 BGBl I 120/2002. 20 Grazer Tagblatt v. 28.12.1901, PGS XXXVIII/21. 33 Quoted in Christian Brünner, Nr. 358, S. 16. 9 Walter Frodl, Idee und Verwirkli­ “Braucht die Universität Partizipa­ 21 Wagner, Geschichte, S. 231. chung. Das Werden der staatlichen tion?,” in: Wissenschaftliche Karriere 22 Ebd., S. 265. Denkmalpflege in Österreich, Vienna und Partizipation – Wege und Irr­ 23 Ebd., S. 336. et al.: Böhlau, 1988, p. 30. wege, pp. 29–35, here: p. 29, URL: 24 Vgl. ausführlich Verena Pawlowsky, 10 Ibid., pp. 32–34. www.wissenschaftsrat.ac.at/news/ Die Akademie der bildenden Künste 11 Ibid., p. 30. Tagungsband_2011.pdf (accessed on Wien im Nationalsozialismus. 12 RGBl 426/1850. 11 December 2016). Lehrende, Studierende und Verwal­ 13 Walter Wagner, Die Geschichte der tungspersonal, Wien u. a.: Böhlau, Akademie der bildenden Künste in 2015, hier: S. 23. Wien, Vienna: Brüder Rosenbaum, 25 BGBl 154/1955. 1967, p. 300. 26 BGBl 237/1955. 14 Ibid., pp. 148–184. 27 BGBl 54/1970. 15 Helmut Engelbrecht, Geschichte 28 BGBl 25/1988. des österreichischen Bildungswesens. 29 Ilse Reiter-Zatloukal, „Restaura- Erzie­hung und Unterricht auf dem tion – Fortschritt – Wende. Politik Boden Österreichs, 4: Von 1848 bis und Hoch­schulrecht 1945–2015“, in: zum Ende der Monarchie, Vienna: Mitchell G. Ash, Josef Ehmer (Hg.), Bundesverlag, 1986, p. 257. Universität – Politik – Gesellschaft 16 Stenographic logs of the Chamber (= 650 Jahre Universität Wien – of Deputies, 7th session, 23rd Aufbruch ins neue Jahrhundert assembly, 8 March 1872, 417. Bd. 2), Göttingen: V&R unipress, 17 RGBl 135/1872. 2015, S. 474. 18 Sascha Ferz, Ewige Universitäts­ 30 Helmut Engelbrecht, Geschichte reform. Das Organisationsrecht des österreichischen Bildungswesens. der österreichischen Universitäten Erziehung­ und Unterricht auf dem von den theresianischen Reformen Boden Österreichs, 5: Von 1918 bis zur bis zum UOG 1993 (= Rechts- und Gegen­wart, Wien: Bundesverlag, Sozialwissenschaft­liche Reihe, 1988, S. 528. vol. 27), Frankfurt: Peter Lang, 31 BGBl I 130/1998. 2000, p. 220 and notes. 32 BGBl I 120/2002. 19 Wagner, Geschichte, pp. 251–256, 33 Zit. n. Christian Brünner, „Braucht 282 f. die Universität Partizipation?“, 20 Grazer Tagblatt, 28 December 1901, in: Wissenschaftliche Karriere und no. 358, p. 16. Partizi­pation – Wege und Irrwege, 21 Wagner, Geschichte, p. 231. S. 29–35, hier: S. 29, URL: www. 22 Ibid., p. 265. wissenschaftsrat.ac.at/news/ 23 Ibid., p. 336. Tagungsband_2011.pdf (abgerufen 24 Cf. for more details Verena Paw­ am 11.12.2016). lowsky, Die Akademie der bildenden Künste Wien im Natio­nalsozialismus. Lehrende, Studierende und Ver­wal­ tungspersonal, Vienna et al.: Böhlau, 2015, here: p. 23. 25 BGBl 154/1955. 26 BGBl 237/1955. 27 BGBl 54/1970. 28 BGBl 25/1988.

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K. k. Statut für die Akademie der bildenden Künste in Wien, 1872 © Akademie der bildenden Künste Wien

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Handschriftlicher Entwurf © Akademie der bildenden Künste Wien

Kamila Staudigl-Ciechowicz ist Rechtshistorikerin an der Forschungs­stelle für Rechtsquellenerschließung (FRQ) des Instituts für Rechts- und Verfassungsgeschichte der Universität Wien. Sie forscht und publiziert u. a. zur Univer­ sitätsrechtsgeschichte sowie dem Habilitations-, Dienst- und Diszi­plinarrecht der Universitäts­angehörigen.

Kamila Staudigl-Ciechowicz is a legal historian at the University of Vienna Legal Sources Research Center. Her research and publications deal with subjects including university legal history as well as the laws governing employ­ ment, disciplinary action and habilitation at the University.

325 JAHRE / 78 INSTITUT FÜR KUNST UND ARCHITEKTUR (IKA)

ARCHITEKTUR : FÜNF PLATTFORMEN

Archi­tektur am IKA ist eine Architecture at the IKA is Konstella­tion aus fünf inter­ a constellation of five inter­ agierenden Plattformen. acting platforms.

Das Neben­einander dieser The juxtaposition of these fünf Platt­formen ermöglicht five platforms allows stu­ es Studie­renden und Lehren­ dents and teachers to delve den, sich in präzise Frage­ deeper into specific ques­ stellungen zu vertiefen und tions while exploring how diese gleichzeitig in Bezug they relate to other issues. zu anderen Themen zu Each platform comprises setzen. Die Plattformen bil­ a research and a design den je­weils ein Forschungs- laboratory. These are view­ und Entwurfslabor. Sie sind ing platforms floating freely frei schwebend im Raum in space. The platforms­ are positio­nierte Aussichtsplatt­ not tempera­ture-controlled formen. Diese Plattformen rooms. They are not archi­ sind keine tem­perierten tecture. They don’t need to Räume. Sie sind nicht Archi­ keep the body at a constant tektur. Sie müssen nicht den operating temperature of Körper auf einer Betriebs­ 37 degrees Celsius. They are temperatur von 37 Grad instead walk-through pros­ Celsius halten. Es sind be­ pects, tiers without an edge gehbare Aussichten,­ Ebenen whose figuration promotes ohne Rand, deren Figuration specific outlooks on the spezifische Ausblicke auf das universe of architecture. Universum der Architektur fördert. Project presentations, work­ shops, lecture series, publi­ Projektpräsentationen, cations, and excursions serve Workshops, Vortragsreihen, as negotiating spaces and Publikationen oder auch friction surfaces. The plat­ Exkursionen sind Verhand­ forms are changeable and ADP Analogue Digital lungsraum und Reibungs­ easy to move; they vibrate Production – Analoge fläche. Die Plattformen sind and shift against each other. Digitale Produktion veränderlich, sie bewegen They sometimes collide. sich leicht, sie vibrieren und They transform themselves. CMT Construction verschieben sich gegenei­ Material Technology – nander. Sie stoßen zusam­ Konstruktion Material men. Sie verändern sich. Technologie

ESC Ecology Sustainability Cultural Heritage – Ökologie Nachhaltigkeit Kulturelles Erbe

HTC History Theory Criticism – Geschichte Theorie Kritik

GLC Geography Landscapes Cities – Geographie Landschaften Städte

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ADP ANALOGE DIGITALE PRODUKTION

ADP Analoge Digitale­ Pro­ Es ist eine Versuchsanord­ ADP Analog Digital The project Between Matter, duktion ist eine von fünf nung aus Materialien und Production is one of the Machine and Designer by Platt­formen des IKA, des Maschinen, die selbst Archi­ five platforms of the IKA, Rena Giesecke2 demon­ Instituts für Kunst und tektur ist. Protokolliert man the Institute for Art and strates just such a “tool for Archi­­tektur an der Akademie das Verhalten dieser Ver­ Archi­tecture at the Academy imagination.” It is an expe­r­ der bildenden Künste Wien. suchsanordnung, so erhält of Fine Arts Vienna. Is this imental setup made up of Ist diese Plattform gut kon­ man Architektur. Architek­ plat­form well-designed? materials and machines that struiert? Hat sie überflüssige tur muss nicht erdacht oder Does it have any superfluous is at the same time architec­ Teile? Können wir Ballast entworfen werden. Archi­ parts? Can we cast off some ture. When the behavior of abwerfen? Können wir Teile tektur kann durch genaue ballast? Can we discard this experiment is logged, abwerfen? Beobachtung auf- und ab­ certain parts? the result is architecture. geschrieben werden. Die Architecture must hence not Wahrscheinlich nicht, wir Maschine bezeichnet genau Probably not: we need them be conceived or designed. brauchen sie alle, wir brau­ die Stelle, an der analoge all, we need “analog,” “digi­ Architecture can be recorded chen „Analog“, „Digital“ und und digitale Prozesse offen tal,” and “production,” but and copied through exacting „Produktion“, aber in den zueinander werden und sich during the few years in observation. The machine wenigen Jahren, in denen ineinanderschreiben, wäh­ which we have been working describes exactly the point wir mit den Begriffen arbei­ rend in Intraspace3 über with these terms, their be­ where analog and digital ten, haben sich ihr Verhalten performative Aktivitäten hav­ior and their consistency processes become open to und ihre Konsistenz verän­ virtuelle und reale Kompo­ has changed. Originally each other and inscribe dert. Die ursprünglich hart nenten miteinander ver­ strict­ly separated and seen themselves in each other, voneinander getrennten und woben werden. Sichtbar as dialogical opposites, these while in Intraspace3 virtual als dialogisches Gegensatz­ wird dabei, dass es keiner terms are now fluid, open, and real components are paar gesetzten Begriffe sind dialogischen Brücken mehr and transparent, of diapha­ interwoven through perfor­ nun weich, offen und durch­ bedarf. Beide, realer Raum nous consistency. They now mative activity. What be­ sichtig, von diaphaner Kon­ und virtueller Raum, sind work together and are nested comes evident here is that sistenz. Sie wirken nun von „diaphaner Konsistenz“. within each other, stimulat­ we no longer need dialogical gleichzeitig­ und liegen inei­ Sie sind so durchsichtig ing a kind of production bridges. Both real space nander, um eine Produktion zueinander, dass sie nur that is not only an economic and virtual space are of zu stimulieren, die nicht nur noch mit Mühe voneinander transformation process but a “di­apha­nous consistency.” ökonomischer Transforma­ getrennt werden können. above all a spirited creative They are so transparent tionsprozess ist, sondern dynamic that avails itself of to each other that they can vor allem lustvoll kreative ADP, die Plattform für Ana­ a variety of tools at the same be separated only with great Dyna­mik, die verschiedenste loge und Digitale Produk­ time or develops them anew, difficulty. Werkzeuge gleichzeitig tion, ist eine besondere Platt­ not in order to design com­ ver­wendet oder neue ent­ form. Sie ist ohne Gewicht, ponents and buildings but ADP, the platform for Analog wickelt, nicht um Bauteile unendlich leicht. Schwere­ rather – as Michael Hans­ and Digital Production, und Gebäude zu entwickeln, los, gefertigt aus durchschei­ meyer demands of his “tools is a special platform. It is sondern um – wie Michael nenden Materialien, manche for imagination”1 – to render weight­less, infinitely light. Hansmeyer von seinen „tools ihrer Tragstäbe sind virtuell. the unimaginable imagi­n­ Ethereal, made of trans­ for imagination“1 fordert – able, because we can now lucent materials, with some das Unvorstellbare vor­ 1 Michael Hansmeyer, materialize anything we of its supporting columns stellbar zu machen, da wir Professor für ADP am IKA like through technology, only virtual. technisch ohnehin alles 2015/2016. both the imaginable and materialisieren können, das 2 Masterthesis, ADP 2016. unimagi­n­­able alike, but the 1 Michael Hansmeyer, Vorstellbare wie das Unvor­ 3 Von Wolfgang Tschapel­ unima­ginable only once Professor of ADP at the IKA stellbare gleichermaßen, das ler, Christina Jauernigg, we have brought it into 2015/2016. Unvorstellbare jedoch erst Simon Oberhammer, PEEK- the realm of what we can 2 Master’s thesis, ADP 2016. dann, wenn wir es in die Forschungsprojekt am Insti­ imagine. 3 By Wolfgang Tschapeller, Vorstellbarkeit geholt haben. tut für Kunst und Archi­ Christina Jauernigg, Simon Im Projekt Between Matter, tektur. Oberhammer, PEEK re­ Machine and Designer von search project at the Insti­ Rena Giesecke2 wird ein www.akbild.ac.at/adp tute for Art and Architecture. sol­­ches „tool for imagina­ tion“ demonstriert.

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CMT TRAG­KONSTRUKTION MATERIAL TECHNOLOGIE

FORSCHEN Die neue, überaus mächtige RESEARCH Oft meint man, die gegebene und ausgetüftelte Techno­ One tends to assume that the Information sei nützlich, logie ermöglicht uns indes, information given is useful, tatsächlich lähmt sie darauf wenigstens einen kleinen but it often serves to cripple folgende Entwürfe. Teil der Komplexität der ensuing propositions. BEOBACHTEN Umwelt zu erfassen. Was uns OBSERVE Marcel Proust sagte einmal, einst chaotisch erschien, ist Marcel Proust once said das Entdecken sei kein Su­ nun komplex, interaktiv und that discovery consists not chen nach Neuland, son­dern geordnet. Die Zukunft der in seeking new lands but in ein Sehen mit neuen Augen. Technik liegt nicht in der seeing with new eyes. MACHEN Vereinfachung von Proble­ MAKE Eigene Hand ans Werkstück men, sondern im Erkennen Laying one’s own hands on zu legen stimmt uns auf ihrer Komplexität. Diese the workpiece attunes us to dessen Komplexität und Tatsache anerkennend, ver­ the complexity and potential potenzielle Kraft ein. öffentlichten wir von CMT power of the built. Making Machen ist Denken. bereits 2015 im Birkhäuser is Thinking. Verlag Research Observe Das Jahr 2016 begann mit Make – An Alternative 2016 began with the grim With the advent of massively der makabren Nachricht, Manual for Architectural news that the number of powerful and sophisticated dass die Anzahl der Todes­ Education. Das Buch be­ annual deaths caused by technology, we are at last fälle durch Umweltver­ schreibt die Entwicklung pollution is now greater than capable of grasping a small schmutzung nunmehr jene einer Lehrmethode, die auf malaria and HIV combined. part of the complexity of durch Malaria und HIV der Überzeugung beruht, On the 28th of August 2016, our environment; thus, what zusammen übersteige. Am dass die bessere Interaktion an expert group of clima­ seemed chaotic to us has 28. August 2016 empfahl mit der Umwelt nicht nur tologists presented the re­ been revealed as complex, dann eine Gruppe von eine ungeahnte Inspira­ commendation that a new interactive, and ordered. Klimaexpert_innen, ein tionsquelle ist, sondern, geological epoch – the The future of technology lies neues geologisches Zeitalter wenn wir nur genau genug Anthropocene – be declared. not in the simplification of auszurufen – das Anthropo­ hinschauen, auch neue At the same time, through problems but in embracing zän. Zur selben Zeit wurden Lösungen bringen kann. events such as Brexit, their complexity. In CMT moderne Werte, die ge­ Trump, and the crises caused Con­struction Material sichert und dauerhaft schie­ by the reckless behavior of Techno­logy we recognize nen, durch Ereignisse wie banks, aspects of the modern this fact and in 2015 we den Brexit, Trump und world we had thought published Research Observe durch die von ruchlosen valued, engrained, and Make – An Alter­native Banken verursachten Krisen permanent were suddenly Manual for Archi­tec­tural plötzlich infrage gestellt. called into question. We Education with Birk­häuser Wir müssen zum Schluss cannot avoid the conclusion Verlag. It describes the kommen, dass diese Arten that both types of cataclysm evolution of a teaching von Katastrophen zusam­ are connected. The further method predicated on the menhängen. Je weiter wir we separate ourselves from conviction that greater uns von der Welt entfernen, the world, the more damage interaction with the world desto mehr Schaden fügen we do to ourselves and the around us can provide un­ wir uns selbst zu und desto more lost we feel. told levels of inspiration and verlorener fühlen wir uns. indeed propose solutions if we only look closely enough.

www.akbild.ac.at/cmt

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ESC ÖKOLOGIE NACHHALTIGKEIT KULTURELLES ERBE

The second word – Sustain­ a­­bility – is a difficult one: „Kunst lebt im Vorgriff heavily laden with precon­ auf die Zeit ihrer Wirkung.“ ceptions, it carries with it Diese vorwärtsgewandte all the weaknesses of vogue Devise eines unbekannten words, yet at least it is a term Autors gilt nicht nur für die that literally refers to the Kunst, sondern naturgemäß preliminary statement above. auch für die Architektur. Ein architektonischer Einfall While the appropriateness oder Entwurf lebt im Vor­ of the second word in the griff seiner Wirkung auf platform’s name is constantly vielfältige Umwelten und questioned, the adequacy of der Vorhersage zukünftiger the third is highly doubted. Lebensbedingungen des The recent renaming from Menschen. Conservation to Cultural Heritage could not liberate So gesehen, hat das erste Die Ökologie lehrt uns, dass “Art lives in anticipation of the platform’s title from its Wort im Namen der Platt­ unsere zunehmend instabi­ the time of its impact.“ This conservative nature, but the form ESC, „Ökologie“, seine len Umwelten und ihre kom­ forward-looking prediction title’s first transformation zentrale Bedeutung, wahre plexen Wechselwirkun­gen of unknown authorship might trigger its continuous Notwendigkeit und zuneh­ von permanentem Zer­fall applies not only to the arts alteration. mende Wichtigkeit für ein und Erneuerung charakte­ but inevitably to architecture zukunftsorientiertes Archi­ risiert sind. Dadurch wird too. An architectural idea or Ecology teaches us that our tekturstudium sowie für auch das Potenzial des K design exists in anticipation increasingly unstable envi­ architektonische Forschung (Kulturelles Erbe) evident: of its impact on a variety ronments and their complex und Praxis bereits erwiesen. K wie Konversion, wie Kon­ of environments, and by its reciprocities are character­ tamination, wie Kritikalität, capacity to engage future ized by pro­cesses of constant Das zweite Wort – „Nach­ Krise, Katastrophe und Zer­ human conditions. decay and renewal. Thus, the haltigkeit“ – ist schwieriger. störung. potential of the C becomes Aufgeladen mit Vorurteilen, In this regard, the first word evident: bringt es alle Schwächen Weiteres Nachdenken über in the ESC platform’s name – eines Modeworts mit sich. die Bedeutung des Buchsta­ Ecology – has proven its C as in Conversion, Contami­ Zumindest aber ist es ein bens K könnte, wenn schon greater importance, actual nation, Criticality, Crises, Begriff, der genau zur ein­ zu keiner Wende, so doch zu need, and growing signifi­ Catastrophe, and Cataclysm. gangs erwähnten Devise einem Denkfortschritt füh­ cance for future-oriented Ongoing reflections on the passt. ren, der nach einem neuen architectural education, meaning of this letter C Namen verlangt. Einem re­search, and practice. might provoke not a turn­ Wenn die Angemessenheit Namen, der eine architekto­ around but progress in des zweiten Worts schon nische Praxis bezeichnet, die thinking that calls for an­ infrage steht, so ist jene des den kritischen Bedingungen other designation – one that dritten noch zweifelhafter. unserer dynamischen Um­ reflects an architectural Die jüngste Umbenennung welten wirklich Rechnung practice that engages with von „Konservierung“ auf trägt. the critical conditions of „Kulturelles Erbe“ konnte our dynamic environments. nichts am konservativen Touch des Plattformnamens ändern, doch verweist sie Andreas Zissler und Raffael vielleicht auf weitere Umbe­ Schwärzer, DIOQSK64, nennungen in Zukunft. www.akbild.ac.at/esc MArch 2016/17, ESC/GLC, Critical Environments (Tutors: Kathrin Aste, Hannes Stiefel)

325 JAHRE / 82 INSTITUT FÜR KUNST UND ARCHITEKTUR (IKA)

HTC GESCHICHTE THEORIE KRITIK

A / B

Die Architekturmoderne Seit einigen Jahren wird an The modernist architects For the past several years, hat Praxis und Theorie des der Plattform HTC mit der radically changed the prac­ the platform HTC has been Architekturentwurfs gravie­ Verknüpfung von Forschung tice and theory of architec­ experimenting with the link rend verändert: durch die und Lehre im Rahmen von tural design by including the between research and teach­ Einbeziehung des Faktors Entwurfsstudios experimen­ factor of time, by integrating ing in the context of design Zeit, durch die Einbeziehung tiert, indem bestimmte theo­ new media, and by involving studios, by exploring specific von neuen Medien, durch retische oder konzeptuelle other disciplines and tech­ theoretical or con­ceptual die Einbeziehung anderer Fragestellungen der Archi­ nologies. The history of issues in architecture and Disziplinen und Techniken. tektur und ihrer Entwurfs­ architecture since the be­ its design practices through Deshalb ist die Geschichte praxis durch performative ginning of the 20th century performative formats such der Architektur seit Beginn Formate wie zum Beispiel is therefore also the (cul­ as re-enact­ments, perfor­ des 20. Jahrhunderts auch Reenactments, Performan­ tural) history and theory man­ces, presentations, and die (Kultur-)Geschichte und ces, Aufführungen und so of its design. The platform more. The performative Theorie ihres Entwerfens. weiter erforscht werden. Die HTC History Theory method has the advantage Die Plattform HTC befindet performative Methode hat Criticism acts precisely of replac­ing passive teach- sich genau an der Schnitt­ den Vorteil, dass sie passive at the interface of design ing mate­ri­als with “active stelle von Entwurfslehre und Lehrmaterialien durch teaching and architectural know­ledge objects,” en- Architekturtheorie, weshalb „aktive Wissensobjekte“ theory, which is why it can hanc­ing tradi­tio­nal archi­ sie in Forschung und Lehre ersetzt, dass sie die tradierte contri­bute fundamental tecture scholarship­ through Grundlegendes zu diesem Architekturwissenschaft value to this complex in new methods of “artistic Komplex beitragen kann. durch neue Methoden der terms of both research and research,” and thus provid­ „künstlerischen Forschung“ teaching. ing a deeper under­stand­ing bereichert und ein vertieftes of the posi­tion of architec­ Verständnis für die Stellung tural design in the 20th and des Architekturentwurfs 21st cen­turies. Ini­tial results im 20. und 21. Jahrhundert have just been pub­lished by liefert. Erste Ergebnisse Angelika Schnell, Eva haben Angelika Schnell, Eva Sommer­egger, and Waltraud Sommeregger und Waltraud Indrist under the title Ent­ Indrist gerade unter dem werfen Erfor­schen. Der “per­ Titel Entwerfen Erforschen. formative turn” im Architek­ Der „performative turn“ turstudium. im Architekturstudium ver­ öffentlicht.

A Desislava Petkova, Paula Strunden, Le Corbusier in Action, HTC-Studio Build­ing the Design, Foto © Romana Prokop www.akbild.ac.at/htc B Kay Sallier, Doris Scheicher, Aldo Rossis Palimpsest der Erinnerungen, HTC-Studio Building the Design Foto © Angelika Schnell

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GLC GEOGRAPHIE LANDSCHAFTEN STÄDTE

Landscape We understand the land­scape as a conversion pro­cess, informed by coexis­tence and diversity. As a material fabric whose morpho­logy can be des­crib­ed and whose compo­ nents and links can be in­ vesti­gated as structure. A configuration in which all existence is related in some way to its environ­ment, symbiotically and per se Die Erde beschreiben, die Landschaften Describing the Earth, under­ contextually. We are not Landschaft als Umwand­ Wir verstehen die Land­ standing the landscape as a faced with the necessity of lungsprozess verstehen und schaft als Umwandlungs­ conversion process, and con­ making distinc­tions between Kultur zu Raum verdichten. prozess, geprägt durch densing culture into space. real and fic­titious, natural Koexistenz und Vielfalt. Als and artificial. As an anti- Geographie stoffliches Gebilde, dessen Geography territorial and virtual experi­ Wir entwerfen die Erde, Morphologie beschrieben We design the Earth by ment, the landscape expands indem wir sie beschreiben, und dessen Bestandteile und describing it, immersing being and trans­cends the tauchen ein in Wolken aus Verknüpfungen als Struktur ourselves in clouds of points concrete. Punkten und Linien und untersucht werden können. and lines and wandering streifen durch Felder aus Eine Konfiguration, in wel­ through fields of vectors. Cities Vektoren. Wir machen das cher jegliche Existenz im We make the invisible into If we condense culture into nicht Sichtbare zum Gegen­ Verhältnis zu ihrer Umwelt something tangible. space, the result is a city. The stand des Erscheinens. steht, symbiotisch ist und process of metabolic cycles per se kontextuell. Deciphering multi-layered transforms both social and Die Dechiffrierung mehr­ topologies of information physical environments and schichtiger Topologien von Die Notwendigkeit der Un­ enables us to extract the produces new and distinctive Informationen ermöglicht terscheidung in real und qualities of a place beyond social and physical milieus. uns, die Qualitäten eines fiktiv, in natürlich und künst­ what is obvious. Its compo­ Atmospheres – environment, Ortes jenseits des Offensicht­ lich stellt sich uns nicht. Als nents are visualizations of ambience, milieu – unfurl lichen zu extrahieren. Ihre antiterritoriales und virtu­ landscapes in which well- dimensions that go beyond Komponenten sind Visuali­ elles Experiment erweitert known forms of accumula­ the standard scale. Atmo­ sierungen von Landschaften, die Landschaft das Sein und tion converge in geometries sphere lends a charge and in welchen bekannte Formen überwindet das Konkrete. of new structures. Seemingly increases the pressure. A city der Akkumulation in Geo­ endless and yet countable, without atmosphere is un­ metrien neuer Strukturen Städte their presence is both spatial thinkable. konvergieren. Scheinbar Verdichten wir Kultur zu intervention and expansion. unendlich und dennoch Raum, entsteht Stadt. Der zähl­bar, ist ihre Präsenz so­ Prozess metabolischer Kreis­ wohl räumliche Intervention läufe verwandelt sowohl als auch Expansion. soziale als auch physische Umgebungen und produziert neue, unverwechselbare so­ zi­ale und physische Milieus.­ Atmosphären – Umgebung,­ Ambiente, Milieu – eröffnen Dimensionen jen­seits nor­ © Uwe Brunner mierter Maßstäb­lichkeit. Atmosphäre lädt auf und erhöht den Druck. Stadt www.akbild.ac.at/glc ohne Atmosphäre ist un­ denkbar.

325 JAHRE / 84 INSTITUT FÜR KUNST UND ARCHITEKTUR (IKA)

BÜHNENGESTALTUNG

abbilden abwägen analysie­ ren kritzeln lackieren lernen aestheticize analyze appro­ intervene irritate judge ren aneignen anfangen an­ lesen malen messen mischen priate archive argue articu­ knead lacquer learn listen schauen arbeiten archivieren modellieren modulieren late ask associate attempt look make music measure argumentieren artikulieren musizieren nachahmen build calculate change check mimic mix model modulate assoziieren ästhetisieren nähen organisieren patinie­ choreograph clarify collage observe organize paint ausprobieren auswählen ren phantasieren philoso­ collect colorize communi­ patinate philosophize beizen bauen beobachten phieren positionieren prä­ cate compare compose photograph picture position berechnen berühren besich­ sentieren präzisieren proben con­centrate concretize present prime project tigen beurteilen choreogra­ probieren projizieren pro­ con­struct copy criticize cut protest read realize reduce fieren collagieren darstellen testieren radieren realisieren dawdle define depict design reflect rehearse reject definieren diskutieren recherchieren reden redu­ discover discuss distance request research scribble dis­tanzieren dokumentieren zieren reflektieren reisen document doubt dramatize search select sew share sing dramatisieren einfühlen sammeln schneiden schnei­ draw emancipate empathize sketch speak specialize stage emanzipieren entdecken dern schreiben singen enlarge erase examine stain start stick tailor take experimentieren fordern skizzieren spazieren spezia­ experiment explore fantasize responsibility talk touch forschen fotografieren lisieren sprechen suchen fight gesture illu­sionize train travel try vary verbalize fragen gestalten gestikulie­ teilen theatralisieren trainie­ illustrate improvise inform visit wait walk watch weigh ren grundieren hospitieren ren trödeln überprüfen work write illusionieren illustrieren untersuchen uraufführen improvisieren informieren variieren verändern verant­ inszenieren intervenieren worten verbalisieren verbild­ irritieren kämpfen kleben lichen vergleichen vergrö­ kneten kolorieren kommuni­ ßern versuchen verwerfen zieren komponieren konkre­ warten zeichnen zuhören tisieren konstruieren kon­ zweifeln zentrieren kopieren kritisie­ www.akbild.ac.at/ buehnengestaltung

Foto © Phillip Farra, Lasha Iashvili 325 JAHRE / 85 PAULA CRABTREE

KUNSTSCHAFFENDE, LEHRENDE, STUDIERENDE UND FORSCHENDE: KÜNSTLERISCHE FORSCHUNG AN EUROPÄISCHEN KUNSTUNIVERSITÄTEN

ARTISTS, TEACHERS, STUDENTS, AND RESEARCHERS: ARTISTIC RESEARCH IN ARTS UNIVERSITIES THROUGHOUT EUROPE

Ein Gespräch rung beinhaltete den Vorschlag, auf ratsstudium äußerte, sondern auch, von derdiedas bildende ein zweistufiges System mit Bachelor weil der Begriff Forschung im Rahmen mit Paula Crabtree und Master umzustellen. Das Doktorat des Masterprogramms und in gerin­ stand damals noch nicht so sehr im gerem Ausmaß auch unseres neuen derdiedas bildende Die Akademie der Vordergrund, sondern wurde erst 2003 Bachelorprogramms explizit genannt bildenden Künste Wien hat vor fast in den Bologna-Prozess einbezogen.3 wurde. Bei der Entwicklung des Bache­ zehn Jahren einen PhD-in-Practice Ungefähr zur selben Zeit gründete lors und des Masters hatten wir völlige für künstlerische Forschung eingeführt. ELIA, die European League of Institu­ Freiheit, mussten uns jedoch an die Sehen Sie das als Teil eines gesamt­ tes of the Arts, eine Arbeitsgruppe Vor­gaben des norwegischen Ministe­ europäischen Trends? namens Qualification Frameworks in riums (nach Bologna) halten. Fast the Arts.4 Ziel war, die Bedenken und gleich­zeitig planten wir ein (nationales) Paula Crabtree Die höheren Kunst­ Spannungen hinsichtlich der Auswir­ Doktorat für Kunst in allen Sparten. ausbildungsinstitutionen ganz Europas kungen des Bologna-Prozesses auf In zahlreichen Ländern wurde der haben sich bereits seit mehr als 20 Jah­ das Kunststudium zu zerstreuen. Also Ver­such unternommen, das Bildungs­ ren mit künstlerischer Forschung be­ führte man allgemeine Rahmenstudien­ system einerseits mit dem Bologna- schäftigt. In manchen Ländern wurden pläne für die Bachelor-, Master- und Prozess und andererseits mit den schon in den Neunzigerjahren die PhD-Studien ein.5 nationalen Qualifikationsrahmen in entsprechenden Doktoratsstudien Einklang zu bringen – oder eben auch, etabliert. Aber erst um die Jahrtausend­ derdiedas bildende Welche Änderun­ dagegen zu argumentieren. Zur selben wende breitete sich der Diskurs um gen ergaben sich aus Bologna denn für Zeit organisierten sich viele europä­ künstlerische Forschung wirklich über die Kunstakademien? Und welche Ini­ ischen Kolleginnen und Kollegen, die ganz Europa aus.1 tiativen entstanden mittelbar aufgrund mit den Auswirkungen von Bologna dieser Änderungen? auf den Kunstsektor zu kämpfen hatten derdiedas bildende Was war der Aus­ oder gegen ihn opponierten, in von löser für diese Offensive? Crabtree Alle europäischen Kunstaka­ Kunst­unis und ihren Netzwerken ver­ demien mussten ihre Lehr- und Lern­ anstalteten Initiativen – Seminaren, Crabtree Obwohl der Bologna-Pro­ strukturen angesichts des Bologna- Symposien, Konferenzen. Die Debatten zess2 nicht im Zentrum der Debatte Prozesses neu bewerten. Ich arbeitete um die künstlerische Forschung wur­ stand und eindeutig nicht als Katalysa­ damals gerade an der Kunst- und den dadurch aus dem lokalen Kontext tor für die künstlerische Forschung Design­hochschule Bergen in Norwegen auf größere europäische Plattformen fungierte, so war er doch der Hinter­ und musste unser vier bis fünf Jahre gehoben. Dies geschah mit Meetings grund, vor dem sich die höhere Kunst­ dauerndes Kunstdiplomstudium wie dem EARN (European Artistic ausbildung damals veränderte und bewer­ten und in ein Bachelor- und Network) im Jahr 2004, das zum Ziel entwickelte. Naturgemäß gab er auch Mastersystem überführen. Gleichzeitig hatte, Wissen und Erfahrungen hin­ für die Kunst einen zusätzlichen Im­ stand bereits die künstlerische For­ sichtlich künstlerischer Forschung puls für die Etablierung von Doktora­ schung auf der Tagesordnung, was sich auszutauschen. Der Fokus lag dabei ten. Die 1999 erfolgte Bologna-Erklä­ nicht nur in anderen Staaten als Dokto­ besonders auf der Etablierung von

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Postgraduiertenprogrammen, aber auch Immerhin gibt es auf den Akademien en­den. Dies gewährleistet auch den auf PR-Maßnahmen zur Bekanntma­ zwar die künstlerische Forschung Dialog aller Fachbereiche und Kunst­ chung von künstlerischer Forschung. noch nicht lange, aber recherchierende sparten mit der künstlerischen For­ So diente die Reihe Sensuous Knowledge Künstler_innen haben eine lange schung. Wo sehen Sie, wenn überhaupt, an der Kunst- und Designhochschule Tra­dition, und viele davon arbeiten ja die Grenze zwischen Kunst und künst­ Bergen (KHiB) oder 2005 die ELIA/ heute auf Kunstuniversitäten – auch lerischer Forschung? UdK-Konferenz Re:search – in and ohne Doktorat. Damals wie heute gibt through the arts der Schaffung und es aber viele Lösungen für das Be­ Crabtree Die meisten, wenn auch Ausarbeitung kritischer Reflexion von treuungsproblem. Einen Konsens hin­ keineswegs alle Kunstpraxen haben von künstlerischer Forschung. Anfänglich sichtlich der Betreuung künstlerischer jeher Forschung umfasst. Der Haupt­ wurde auf diesen Konferenzen und Doktorate sprechen die „Prinzipien unterschied ist vielleicht, welchen Treffen meist diskutiert, was denn von Florenz“ an,6 die jedoch die Frage, Schwerpunkt der oder die jeweilige auf künstlerische Forschung überhaupt sei, wel­che formale Qualifikation zur Be­ diese Recherchen und die Methoden, um gemeinsame Vereinbarungen und treu­ung nötig sei, glücklicherweise wie Neues gesucht wird, setzt. Neues Definitionen zu erarbeiten. Die ge­ nicht behandeln. Wissen entsteht, wenn sich die Kunst­ nannten Konferenzen und Symposien praxis an Forschungsthemen orientiert bildeten freilich nur einen kleinen Teil derdiedas bildende Für jedes Dokto­ und dabei Konzepte, Prozesse, Arte­ der Debatten über künstlerische For­ ratsstudium ist das Forschungsumfeld fakte und Performances generiert. schung. Im Allgemeinen ging es bei von entscheidender Bedeutung. Wie Der oder die künstlerisch Forschende ihnen – jedenfalls am Anfang – nicht wichtig ist künstlerische Forschung für präsentiert diese dann seinen Kol- so sehr ums Doktorat und die Studie­ die Universitäten selbst? leg_in­nen (innerhalb der Akademie, ren­den der künstlerischen Forschung, aber auch außerhalb) sowie einem sondern um die künstlerische For­sch­ Crabtree Ob künstlerische Forschung breiteren Publikum in Ausstellungen. ung an sich. wichtig ist? Das ist sie, wenngleich Wie wird das neue Wissen und Ver­ man auch kaum feststellen kann, ständnis dem breiteren Publikum derdiedas bildende In Österreich ob die Ein­führung von Forschung in kommuniziert? „Ausstellung“ ist für ermöglichte 2005 eine Änderung des die höhere Kunstausbildung zu einer diese Frage ein Begriff, der immer Universitätsgesetzes die Einführung besseren, qualitativ höherstehenden wichtiger wird. Eine Ausstellung künstlerischer Doktorate (neben den Kunst führt, die man auch außerhalb umfasst diverse Produktions-, Wahr­ wissenschaftlichen). Wo sehen Sie der Kunstunis anerkennt. Künstlerische nehmungs-, Interpretations-, Präsen­ im europäischen Vergleich die Unter­ Forschung von Kunstschaffenden/ tations- und Dokumentationsarten, die schiede und Eigenheiten, wie stark Lehrenden/Forschenden wird in den entweder das gesamte Artefakt oder künstlerische Doktorate mit Forschung heutigen Kunstuniversitäten europa­ das ganze Ereignis bilden oder aber und/oder künstlerischer Praxis zu­ weit immer besser verankert. Die von anderen Kommunikationsmitteln sammenhängen? Lehrenden und Kunstschaffenden auf ergänzt werden. Das Ergebnis einer den Kunstunis arbeiten immer öfter Forschung wird jedenfalls auf die ihm Crabtree Im Vereinigten Königreich im Rahmen von Forschungsprojekten, angemessene Art und Weise präsen­ sind künstlerische PhDs schon länger die zumeist mit ihrer Kunstpraxis tiert. Der Besuch der Ausstellung ist etabliert. Wenig später folgten Finnland zusammenhängen. Entscheidend daher der Schlüssel, um den ästheti­ und Irland, doch wählte man überall in ist – jedenfalls für die Universitäten –, schen, epistemologischen, ethischen, Europa andere Modelle, die sich ihrer dass sie dadurch Forschungsumfelder politischen und sozialen Inhalt der Form nach unterschieden. Manche schaffen, an die Doktoratsstudierende Forschung begreifen zu können. So galten nur in einzelnen Institutionen, andocken können, was umgekehrt gesehen, ist künstlerische Forschung andere waren universitätsübergreifende wiederum dazu beiträgt, dass das ganze wichtig, weil sie eine „Sprache“ von Graduate Schools wie zum Beispiel die Milieu robuster und selbstbewusster Künstler_innen für Künstler_innen GradCam in Dublin, und wieder andere wird. Gleichzeitig wird aber immer entwickelt. Und genau deshalb halte hatten nationale Programme wie das öfter gefordert, dass das Studium ich es für so wichtig, dass die Kunst­ Norwegische Stipendienprogramm selbst forschungsgeleitet sein soll universitäten die Verantwortung, ihr oder in Schweden das Staatliche und die Forschung (in Person der For­ Doktorat so zu gestalten, wie es zur Künstlerische Doktoratsprogramm. schenden) mit der Gesellschaft kolla­ Kunstpraxis in und außerhalb der Uni Wie Österreich bietet auch Schweden borieren oder auf die Gesellschaft passt, selbst in die Hand nehmen. Sie wissenschaftliche und künstlerische einwirken soll. Wenn die künstlerische dürfen nicht die Doktorate aus anderen Doktorate an. Manche Länder setzten Forschung der Wegbereiter einer Fächern imitieren. Die europäischen fest, dass alle Lehrenden ein Doktorat be­stimmten künst­lerischen Praxis ist, Kunstuniversitäten bieten Bachelor-, haben müssen, während andere diesem dann ist es natür­lich sinnvoll, dass Master- und Doktorgrade auf Grund­ Ansinnen aktiv entgegenwirkten, weil die Studierenden an diesem hervor­ lage der Methoden, der Unterrichts- Kunststudierende und das Kunst­ ragenden Milieu teil­haben, um ihre und Lernsituationen, der Betreuung studium im Allgemeinen sowohl Künst­ Kunst zu entwickeln. und nicht zuletzt der Prüfungsmodali­ ler_innen aus dem aktiven Kunstfeld täten, die zu Kunst und Kunstschaf­ als auch Künstler_innen mit Doktorat derdiedas bildende Auf der Akademie fenden passen. All dies geschieht benötigten. Dabei ging es nicht zuletzt der bildenden Künste Wien bilden die jedoch in einem Rahmen, der sie mit um die Dissertationsbetreuung. Wenn von interdisziplinären, oft mit inter­ anderen Fächern und akademischen Professor_innen selbst kein Doktorat nationaler Beteiligung durchgeführten Graden kompatibel macht. Und wie so haben, wer soll dann die neuen Dok­ Forschungsprojekte einen Teil des gut in den „Prinzipien von Florenz“ toratsstudierenden betreuen? For­schungsumfelds für die Dokto­rier­ beschrieben, gilt dasselbe Augenmerk

325 JAHRE / 87 PAULA CRABTREE für die Relevanz der Kunst auch für das und das ganze Programm evaluiert und derdiedas bildende What changes did Doktoratsstudium. nicht zuletzt weiterentwickelt. Das Bologna imply for art schools? And PEEK profitiert also nicht nur vom what initiatives did these changes help derdiedas bildende Oft wird auf den Input der künstlerischen Forschung auf to take shape? interdisziplinären Charakter der künst­ den hiesigen Kunstunis, sondern auch lerischen Forschung hingewiesen. Wie von einem internationalen Gremium. Crabtree Arts schools across Europe würden sie die Transdisziplinarität Voraussetzung ist zudem, dass Projekt­ were having to re-assess their teaching dieses Bereichs – das heißt seine Bezie­ anträge internationale Partner_innen and learning structures within the hung zu anderen Forschungsfeldern – besitzen. Das ist natürlich eine politi­ Bologna Process. For me, then working beschreiben? sche Entwicklung. Sie gewährleistet at the Fine Arts Academy at KHiB in nicht nur ein internationales „Bench­ Norway, it meant having to re-assess Crabtree Künstlerische Forschung ist marking“, sondern auch, dass die ge­ our single-cycle 4/5-year Fine Art auch der Schlüssel für andere Forsch­ förderten Projekte im In- und Ausland diploma and develop two new cycles – ungsfelder. Künstlerisch Forschende aktiv und sichtbar werden. BA and MA degrees. At the same time, nehmen am Diskurs mit anderen artistic research was clearly on the Disziplinen teil und machen dadurch agenda, evident not only as a third- Ideen fruchtbar, die zwischen den Dialogue between derdiedas cycle degree/PhD in other countries, Künsten und Wissenschaften aus­ Bildende and Paula Crabtree but also as the term “research” became getauscht werden. Dadurch können explicitly formulated within our new neue Wissensgebiete entstehen. Kunst­ derdiedas bildende The Academy of second-cycle MA and to a lesser extent schaffende sind für Forschungsmetho­ Fine Arts Vienna established a PhD-in- within our new BA degree. As we had den prädestiniert, auf die Wissenschaft­ Practice program for artistic research had complete freedom to develop ler_innen vielleicht nicht so gut vorbe­ almost ten years ago. Do you see this as the BA and MA degrees as we saw fit, reitet sind. So lernen Kunststudierende, part of a European development? within the structure demanded by the ihre Arbeit zu organisieren und Kon­ Norwegian Ministry (after Bologna), texte zu erfassen, die komplex und Paula Crabtree In general, higher edu­ we nonetheless worked almost simul­ unvorhersehbar sind und daher neue cation institutions for the arts across taneously on devising a (national) PhD strategische Ansätze erfordern. Sie Europe have for more than two decades level for the arts across all the arts dis­ sind es also gewohnt, sowohl Einzel- been focusing on artistic research. ciplines. While many countries were als auch Gruppenprojekte abzuwickeln Some countries had established PhDs working on aligning their education und dabei die Verantwortung für alle in the nineties, but it wasn’t until the systems with the Bologna Process and Arbeiten alleine oder im Team zu über­ turn of this century that the discourse with their own National Qualification nehmen. surrounding artistic research began to Frameworks – or arguing against it – at take off in earnest more widely through­­ the same time an increasing number of derdiedas bildende Sie waren out Europe.1 initiatives – seminars, symposiums and Gründungsmitglied im Beirat des conferences – arranged by arts univer­ Programms zur Entwicklung und derdiedas bildende What was the sities and arts university networks Erschließung der Künste (PEEK) des trigger for this intense development? became progressively evident and vital österreichischen Wissenschaftsfonds to European colleagues struggling with FWF (Fonds zur Förderung der wissen­ Crabtree While the Bologna Process2 and often opposing the impact that schaftlichen Forschung). Diese Förder­ is not the focus of this discussion and Bologna was having upon the sector. schiene war richtungsweisend für is clearly not the catalyst for artistic The discussions on artistic research ganz Europa. Viele Länder sind ihrem research, it nevertheless forms a back­ were lifted out of the local contexts Beispiel gefolgt … drop to changes and developments and onto wider European platforms in occurring in higher arts education at meetings such as in 2004 with EARN, Crabtree Wie jede andere Forschung the time and conceivably created fur­ the European Artistic Network, which braucht auch die künstlerische For­ ther impetus for the development of focused on sharing and exchanging schung Fördermittel, die nach den Kri­ doctoral degrees not least in the arts. knowledge and experience with respect terien der jeweiligen Kunstgattungen The Bologna Declaration came in to artistic research and with particular verteilt werden. In ganz Europa gibt 1999 and with it the proposed adoption reference to the development of post­ es daher meist auf staatlicher Ebene of a system based on two main cycles – graduate programs. Another focus was mehrere Fördertöpfe. Besonders die under­graduate and graduate. The on promoting platforms for the disse­m­ kleineren Länder mussten erst offene doctoral level was not emphasized at ination of artistic research; for ex­ample, und belastbare Systeme schaffen, um this point, but was formally introduced the Sensuous Knowledge series at die Peerreview der Förderungsanträge into the Bologna Process in 2003.3 Bergen National Academy of the Arts zu gewährleisten. In Norwegen und Around this time, ELIA, the European (KHiB), which was intended to contri­b­ Österreich bedeutete das beispiels­ League of Institutes of the Arts, formed ute to the creation and refining of weise, dass die Anträge nun von inter­ a working group on Qualification a discourse for critical reflection on nationalen Expert_innen begutachtet Frameworks in the Arts4 in an attempt artistic research, and in 2005 the ELIA/ werden. Das österreichische PEEK ging to address concerns and tensions re­ Universität der Künste Berlin confe­r­ noch einen Schritt weiter, als es 2009 garding the impact of the Bologna ence Re:search – in and through the arts. ein internationales Gremium von Ex­ Process on higher arts education. First-, To begin with, these conferences and pert_innen aus verschiedenen Ländern second-, and third-cycle-level descrip­ meetings frequently tended to focus on implementierte, das über den Gut­ tions were included in the Qualification grasping and discussing what artistic achter_innen der Einzelprojekte steht Framework descriptors.5 research is, with attempts to arrive at

325 JAHRE / 88 PAULA CRABTREE a common understanding or definition. Crabtree Is artistic research impor­ and established concept. Exposition Of course, the conferences and tant? It has so far been somewhat involves various forms of production, symposia mentioned above were but diffi­cult to ascertain whether the intro­ viewing, interpretation, presentation, a few of the arenas for debating artistic duction of research into higher arts and documentation, which may include research, but in the beginning at least, education results in a better, higher- the whole of the artistic artefact or they generally were less focused on quality art production that is evident event, but can also be supplemented the PhD and the artistic research beyond the arts university walls. By by other types of communication. The student and more on artistic research now, artistic research undertaken by outcome is presented on its own terms. per se. artists/teachers/researchers within arts The encounter with the exposition of universities is increasingly well-estab­ the research therefore provides a key to derdiedas bildende In Austria, a lished across Europe. Arts universities understanding its aesthetic, epistemo­l­ University Law amendment in 2005 are populated by artists/teachers who ogical, ethical, political, and social allowed the introduction of artistic increasingly work with research pro­j­ content. In this way, artistic research is doctorates (alongside scientific docto­ ects that are mostly connected with important for the development of the rates). Where do you see differences their arts practices. Crucially, for the “language” for artists by artists. This is and specificities across Europe in universities at least, they create re­ precisely why I maintain that it is cru­ the way artistic doctorates relate search environments that artistic doc­ ci­al for arts universities to take owner­ to research and/or artistic practice? toral students join, which in turn allows ship and responsibility for making the the milieu to become more robust and artistic PhD so that it is formed accord­ Crabtree In the UK, artistic PhDs were self-confident. At the same time, there ing to how arts are practiced in and already long established. Finland and are increasing demands that education beyond the universities rather than Ireland were very soon to follow, but should be research-led and that re­ mimicking the PhD from other fields throughout Europe other models were search (and researchers) should colla­b­ of research. Arts universities in Europe being founded. These varied in form – orate with/have an impact upon the have provided arts undergraduate some institution-specific, others gra­d­ society at large. If artistic research is and graduate degrees based on meth­ uate schools between universities at the cutting edge of a particular arts odolo­gies, teaching and learning situ­ such as GradCam in Dublin and some practice, then clearly it makes sense ations, supervision, and not least exam national programs such as the Norwe­ that students at the very least should proce­dures that are relevant for the gian Fellowship Program in Norway be involved in a milieu at the very arts and for artists. All this is done and the National Artistic Doctoral fore­front of their own developing in a frame­work that is at the same Program in Sweden. Like Austria, art practices. time compati­ble with undergraduate Sweden offers both scientific doctorates and graduate degrees in other fields as well as artistic doctorates. Some derdiedas bildende At the Academy, and disciplines. The same attention countries began to insist that teaching part of the research environment for to relevance to the arts applies to staff at universities should all have PhD researchers is formed by research the third cycle/PhD which has been PhDs, while others actively opposed projects taking place at the university aptly described in the “Florence this move, contending that students led by interdisciplinary teams, often Principles.” and art education generally need both with international participation. This professional artists from the field as process also ensures the dialogue derdiedas bildende Often, the inter­ well as artists with PhDs. There was between all studios and areas of art disciplinary nature of artistic research also the issue of supervision. If no practice with research. Where do you is pointed out. How would you see artists had artistic PhDs themselves, see the boundaries (if you see any) the transdisciplinarity of the field, i.e., who could supervise the new doctoral between art practice and artistic the relation to other research areas? students? Artistic research does not research? have a long history within the Academy, Crabtree Artistic research is also yet artists have a long history of work­ Crabtree Most arts practices, although key in relation to other research areas. ing with research within their own not by any stretch of the imagination Artistic researchers participate in practices, and many are the lecturers all, have always had research integral discourses with other fields, thereby and professors found in art universities to the practice. The main difference is cross-fertilizing ideas from and today without a PhD themselves. Once perhaps how explicit the artist is about between the arts and sciences and again, there were and still are many the research and the methodologies per­mitting the development of new different solutions for dealing with surrounding the search for knowing areas of understanding and knowledge. supervision. However, a more general something new. New knowledge is Artists are exceptionally equipped for agreement on supervision in artistic created by means of artistic practice research in ways that researchers from doctoral research/studies is addressed being oriented towards research issues other disciplines might not be. In their in the Florence Principles,6 although and generating concepts, processes, undergraduate and graduate studies, fortunately they avoid the question artefacts, and performances. The arts students learn how to manage of what formal qualification the super­ artistic researcher presents these for work or study contexts that are com­ visors themselves should have. peers (colleagues in their artistic field plex and unpredictable and that require within the academy and outside it) and new strategic approaches. They are derdiedas bildende For doctoral a wider public by means of exposition. used to working with and leading both edu­cation, the research environment How is new knowledge and under­ individual projects as well as group is of crucial importance. How is standing communicated more widely projects and used to taking respon­ artistic research important for the to a broad audience? “Exposition” is sibility for managing both individual universities? gradually becoming a more widely used and teamwork.

325 JAHRE / 89 PAULA CRABTREE derdiedas bildende You were one of 4 Das European Qualifications Frame­ 3 The Salzburg Principles of 2005 the founding members of the Board work (EQF) agiert wie ein Über­ further elaborated the introduction of the PEEK program, the Programm setz­­ungs­dienst, der nationalstaat­ of doctoral education, identifying zur Entwicklung und Erschließung liche akademische Grade in ganz 10 principles for third-cycle degrees der Künste initiated by the Austrian Europa verständlich macht. (EUA). Science Fund (FWF). This funding 5 Vgl. „Peer Power – The Future of 4 The European Qualifications program has been pivotal in Europe, Higher Arts Education in Europe“ – Frame­work (EQF) acts as a trans­ with many countries following its ELIA artesnet Europe 2009, sowie lation device to make national example … „Tuning Educational Structures in qualifications more readable across Europe“, 2007. Europe. Crabtree As with all research, artistic 6 „Florence Principles on the Docto­ 5 See: “Peer Power – The Future of research needs support and funding rate in the Arts“, ELIA 2016. Higher Arts Education in Europe” – that is accessible in a way that is rele­ ELIA artesnet Europe 2009, and vant to the artistic fields. Throughout 1 The SHARE network (2010–2013) “Tun­ing Educational Structures in Europe, there are various, usually succinctly described artistic Europe,” 2007. national, systems for applying for research as including “a range of 6 The “Florence Principles on the artistic research funding. Smaller models, inter­pretations and para­ Doctorate in the Arts,” ELIA 2016. countries especially have had to find digms (practice-led research, prac­ open, robust systems for peer reviewing tice-based research, art research, applications. In Norway and Austria, research in and through the arts, for example, this means that applica­ etc.) while establishing a shared tions are read by international experts. core concern with research The Program for Arts-Based Research grounded in actual art practices.” (PEEK) in Austria took it a step further 2 The Bologna Process, put simply, when in 2009 a committee was estab­ is a system of “easily readable and lished comprising international peers compar­able degrees” across Europe from different countries, on top of the that is implemented in the 48 states project-specific peer reviewers, to help that de­fine the European Higher assess and not least to develop PEEK. Education Area (EHEA). In this way, PEEK has managed to advance by garnering input within the Austrian artistic research fields at arts universities as well as from the inter­ national committee. PEEK has also demanded that the project applications should include international partners. This is of course a political develop­ ment; it ensures international “bench­ Paula Crabtree ist Künstlerin, Anthro­pologin und seit Mai marking” and ensures that the funded 2014 Vizerektorin der Universität der Künste in Stock­holm. projects are active and visible within Davor war sie von 2010 bis 2014 Rektorin der Kunst- und and beyond Austria. Designhoch­schule Bergen (KHiB), wo sie von 2002 bis 2010 bereits Vorsitzende der Abteilung für bildende Kunst war. An der KHiB, der Uniarts in Stockholm so­wie in der Euro­ 1 Das Netzwerk SHARE (2010–2013) päischen Liga der Kunstinstitutionen (ELIA) ist eines ihrer definierte künstlerische Forschung Hauptanliegen die Entwicklung der künstlerischen For­ knapp als „eine Reihe von Modellen, schung. Crabtree war Mitglied im Beirat des Programms Interpretationen und Paradigmen zur Entwicklung und Erschließung der Künste (PEEK) beim (praxisgeleitete und -bezogene For­ österreichischen Fonds zur Förderung der wissenschaftli­ schung, Kunstforschung, Forschung chen Forschung und später auch beim Evaluationsgremium in den und durch die Künste usw.), für das Schweize­rische Universitätsprogramm für kollabo­ die sich um eine auf künstlerischer rative Doktorate. Praxis begründete Forschung grup­ pieren“. Paula Crabtree is an artist and anthropologist and has held 2 Der Bologna-Prozess ist, vereinfacht the position of Vice-Chancellor at Stockholm University of gesagt, ein System einheitlicher the Arts in Sweden since May 2014. Previously she was Stu­dienabschlüsse in ganz Europa, Rector at Bergen Academy of Art and Design (KHiB) (2010– das von jenen 48 Staaten implemen­ 2014), where she was also Dean at the Dept. of Fine Art tiert wurde, die gemeinsam den (2002–2010). The development of artistic research has been Europäischen Hochschulraum a central concern for her at KHiB, Uniarts in Stockholm, and (European Higher Education Area, in the European League of Institutes of the Arts (ELIA). EHEA) bilden. Crabtree was a member of the Austrian Advisory Board of 3 Die Salzburger Prinzipien präzisier­ the Program for Arts-Based Research (PEEK), part of the ten 2005 die Einführung von Dokto­ Austrian Science Fund (FWF), and more recently a member ratsstudien durch zehn Leitsätze of the Evaluation Panel for the Swiss University Program for (EUA). collaborative doctorates.

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A INTRA SPACE (FWF-PEEK, AR299-G21), Handkamera. Carla und Christina, 2016, © INTRA SPACE B Medien der Geschichte (FWF-Elise- Richter PEEK V 426), Anna Artaker, C aus der Serie The Pencil of Nature, vergrößertes Detail eines Natur­ selbstdrucks, 2017 C Dizziness – A Resource (FWF- PEEK, AR 224), 2016, Foto: Ruth Anderwald + Leonhard Grond, © Bildrecht, Wien 2017

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BIBLIOTHEK

The Library serves along with the Archive as the me­ mory and information store­ house of the Academy of Fine Arts Vienna. It houses some 250,000 printed works. The historical reading room on Schiller­platz has also increasingly been used in recent years for events.

The Academy Library offers The goal of these events is to a diverse program of events integrate the Library into the after regular opening hours artistic and academic work on Tuesdays and Thursdays of the Academy. Opening our during the semester. The doors to contemporary art Die Bibliothek ist – mit dem Ziel der Veranstaltungen series Thursdays at the Lib­ also gives artists the oppor­ Archiv – das Gedächtnis und ist es, die Bibliothek in die rary shows exhibitions, artist tunity to experiment with der Informationsspeicher künstlerische und wissen­ talks, and performances, different concepts in a der Akademie der bildenden schaftliche Arbeit der Aka­ as well as spatial and video historical environment. Künste Wien. Ihr Print­ demie einzubinden. Auch installations by young visual bestand umfasst 250.000 soll durch die Öffnung für artists, primarily from the For Ein ausgang, the last Werke. Der historische zeitgenössische Kunst Academy. The program is exhibition before the Lesesaal am Schillerplatz Künstler_innen die Möglich­ announced at the beginning Library’s upcoming move to wird in den letzten Jahren keit gegeben werden, mit of the semester in a flyer the Augasse, and also mark­ aber auch zunehmend für verschiedenen Konzepten designed each time by other ing the Academy’s 325th Veranstaltungen genutzt. in einer historisch gewach­ Academy students. On Tues­ year anniversary, students senen Umgebung zu experi­ days, the Library invites of Daniel Richter will build Die Akademiebibliothek mentieren. visitors to attend book pre­ an interactive installation bietet an Dienstagen und sentations, cabaret evenings, which, starting on the day Donnerstagen im Semester Zur letzten Ausstellung vor and in 2017 what will be of the opening, will be dis­ nach der regulären Öff­ dem Umzug in die Augasse the fourth Library Slam. mantled piece by piece. nungszeit ein vielfältiges und zum 325-Jahr-Jubiläum On special occasions, the Veranstaltungsprogramm Ein ausgang bauen Studie­ Library presents special Oh, by the way: Picture an. Die Reihe Donnerstags rende von Daniel Richter collections from its holdings, or it didn’t happen! Events in der Bibliothek zeigt Aus­ eine interaktive Installation, for example historical books at the Academy Library stellun­gen, Artist-Talks, die ab der Vernissage Stück on Hieronymus Bosch, or are announced at http:// Performan­ces sowie Raum- für Stück abgetragen wird … comics and graphic novels. www.facebook.com/ und Video­installationen akademiebibliothek and in junger bilden­der Künstler_ Ach, übrigens: Picture or it the future at the Academy innen, vorrangig von Aka­ didn’t happen! Die Veranstal­ Repository as well. demieangehörigen. Das Pro­ tungen in der Akademie­ gramm wird zu Semester­ bibliothek gibt es zum beginn auf einem Flyer vor­ Nachsehen unter http:// gestellt, der von einer_m www.facebook.com/ jeweils anderen Studieren­ akademiebibliothek und den des Hauses gestaltet künftig auch im Akademie- wird. An Dienstagen lädt die Repositorium. Bibliothek zu Buchpräsen­ Ausstellungseröffnung Open Context I: tationen, Kleinkunstabenden Geviert, Lesesaal der Akademie­ und 2017 zum bereits vierten bibliothek, 6.10.2016, Foto © Joanna Library Slam ein. Anlassbe­ Pianka zogen präsentiert die Bib­ liothek Sondersammlungen aus ihrem Bestand; ausge­ stellt werden historische www.akbild.ac.at/bib Bücher zu Hieronymus Bosch ebenso wie Comics und Graphic Novels.

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GEMÄLDEGALERIE

Die Akademie der bildenden Künste Wien gehört nicht The Academy of Fine Arts In 1822, the successful diplo­ nur zu den ältesten Kunst­ Vienna is not only one of mat Count Anton Franz de akademien in Europa, son­ the oldest art academies Paula von Lamberg-Sprin­ dern beherbergt bis heute Heute werden 180 Spitzen­ in Europe but is still home zenstein, who presided over kostbare Kunstsammlungen. werke der europäischen today to priceless art the Academic Council during Malerei in der permanenten collections. his last years of life, be­ Gemäldegalerie, Kupfer­ Dauerausstellung in den queathed approximately 750 stichkabinett und Glypto­ Räumen der Gemäldegalerie The Paintings Gallery, paintings to the Academy. thek sind nach wie vor un­ präsentiert: Hauptwerke Graphic Collection, and Lamberg’s generous dona­ trennbar mit der Akademie von Lucas Cranach d. Ä., von Collection of Plaster Casts tion was subject to the con­ verbunden – eine Seltenheit Botticelli, Tizian, Rubens are still inextricably linked dition that the collection be in Europa, da heute nur noch oder van Dyck sowie von with the Academy – a rarity displayed publicly so as to be wenige Kunstuniversitäten Rembrandt und den Meis­ in Europe, because only a made accessible to everyone. ihre eigenen Sammlungen tern des Goldenen Jahrhun­ few art universities today Thus was born Austria’s first beherbergen. Der Grund­ derts der holländischen have their own collections. art museum. In the course of stock der Wiener Akademie- Malerei. Besonders hervor­ The foundations of the the 19th and 20th centuries, Sammlungen entstand im zuheben sind ebenso die Vienna Academy Collections many more private donations 18. Jahrhundert und um­ Werke aus Spätbarock und were laid in the 18th century, increased the size of the fasste in erster Linie Auf­ Wiener Klassizismus, ver­ primarily through works collections. nahmewerke von Akademie- treten durch Tiepolo, submitted by candidates Mitgliedern, Preisstücke und Guardi, Maulbertsch oder for Academy membership, Today, 180 masterful Euro­ Vorlagewerke für den Unter­ Füger. prize-winning pieces, and pean paintings are presented richt. Im 19. Jahrhundert artworks used as models for in the permanent exhibition erfolgten umfangreiche Auch wenn diese Gemälde teaching. The 19th century of the Paintings Gallery: Schenkungen und Legate, unbestritten zu den Meister­ saw extensive donations major works by Lucas weshalb sowohl die Ge­ werken der Sammlung zäh­ and bequests, which is why Cranach the Elder, Botticelli, mäldegalerie als auch das len, ist doch der Besucher_ both the Paintings Gallery Titian, Rubens, and Van Kupferstichkabinett heute innenmagnet das Triptychon and Graphic Collection Dyck, as well as by Rem­ zu den bedeutendsten mit der Darstellung des today rank among the most brandt and the masters of Kunstsammlungen in Öster­ Jüngsten Gerichts von impor­tant art collections the Golden Age of Dutch reich gehören. Hieronymus Bosch um 1450. in Austria. painting. Likewise note­ worthy are the many works 1822 vermachte der erfolg­ from the Late Baroque reiche Diplomat Anton period and Viennese Neo­ Franz de Paula Graf von classicism, represented by Lamberg-Sprinzenstein, der Tiepolo, Guardi, Maul­ in seinen letzten Lebens­ bertsch, and Füger. jahren als Präses dem aka­ demischen Rat angehörte, Even though these paintings der Akademie etwa 750 are undisputedly among Gemälde. Die Stiftung hatte the masterpieces of the zur Bedingung, die Kollek­ collection, the absolute tion öffentlich und für jeder­ visitor magnet is still the mann zugänglich zu machen. Last Judgement Triptych So entstand das erste Kunst­ painted by Hieronymus museum in Österreich. Im Bosch around 1450. Laufe des 19. und 20. Jahr­ hunderts vermehrten zahl­ Einblick in die „Hansengalerie“, reiche weitere private © Gemäldegalerie der Akademie Schen­kungen die Bestände der bildenden Künste Wien, Foto © der Sammlungen. Lisa Rastl

www.akbild.ac.at/gemaeldegalerie

325 JAHRE / 93 KUPFERSTICHKABINETT

KUPFERSTICH-

KABINETT The Graphic Collection of the Academy of Fine Arts Vienna stores some 40,000 The holdings, amassed since drawings, 22,000 photo­ the founding of the Academy graphs, and an estimated in 1692, are like a visual 100,000 prints. Originally memory documenting the part of the Library, it was history of the institution. granted the status of a While in the 18th century separate department in 2003, collecting activity focused while the collection itself mostly on template sheets Das Kupferstichkabinett Um den Gedanken eines remains the property of the for use in teaching, the der Akademie der bildenden visuellen Hausarchivs bis Republic of Austria. Since spectrum broadened starting Künste Wien verwahrt etwa heute fortzuführen, ver­ April 2016, the Graphic in the 1830s through exten­ 40.000 Zeichnungen, 22.000 anstaltet das Kupferstich­ Collection has been under sive donations, bequests, and Fotografien und geschätzte kabinett seit 1996 jährlich joint management with the acquisitions to constitute a 100.000 Druckgrafiken. Als mit der Unterstützung der Paintings Gallery and the universal graphic art collec­ ursprünglicher Bestandteil Gesellschaft der Freunde der Collection of Plaster Casts. tion. Works can thus be der Bibliothek erhielt es im bildenden Künste eine Jury, It is considered the largest found here spanning the Jahr 2003 den Status einer um vornehmlich Werke von and most significant prints various epochs of European eigenständigen Abteilung, Absolvent_innen des Hauses and drawings collection in art his­tory from the 14th die Sammlung verblieb aber anzukaufen. Austria after the Albertina. century to the present. im Eigentum der Republik Österreich. Seit April 2016 In order to keep the idea steht es unter gemeinsamer of a visual Academy archive Direktion mit der Gemälde­ fresh and alive, the Graphic galerie und der Glyptothek. Collec­tion has been holding Es gilt nach der Albertina als an annual jury session since die größte und bedeutendste 1996 with the support of the grafische Sammlung in Gesellschaft der Freunde der Österreich. bildenden Künste (Friends’ Society) in order to acquire Der seit der Gründung mainly works by Academy der Akademie im Jahr 1692 graduates. zusammengetragene Be­ stand dokumentiert die Haus­geschichte in Form eines visuellen Gedächt­ nisses. Wurden im 18. Jahr­ hundert hauptsächlich Vor­ lageblätter zur Verwen­dung im Unterricht gesammelt, erweiterte sich durch um­ fangreiche Schenkungen, Legate und Ankäufe ab den 1830er-Jahren das Spektrum hin zu einer grafischen Universalsammlung. Daher umfasst der Bestand diverse Epochen der europäischen Albrecht Dürer, Bildnis eines Kunstgeschichte vom 18-jährigen Jünglings, 1503, 14. Jahrhundert bis in die © Kupferstichkabinett der Akademie Gegenwart. der bildenden Künste Wien

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325 JAHRE / 94 INSTITUT FÜR NATURWISSENSCHAFTEN UND TECHNOLOGIE IN DER KUNST (INTK)

NATURWISSENSCHAFTEN UND TECHNOLOGIE IN DER KUNST

Die theoretischen Fächer The theoretical subjects Farbenlehre sowie Farben­ of color science and color chemie und Materialkunde chemistry as well as mate­ wurden bereits mit dem rials science were already Dekret vom 15. August 1872 introduced at the Academy an der Akademie der bil­ of Fine Arts by decree on denden Künste eingeführt. August 15, 1872. As teachers, Als Lehrende dafür konnten the Academy was able sowohl Professoren und to attract professors and Dozenten der Technischen lec­turers from the Vienna Universität Wien, damals University of Technology, Polytechnikum, als auch at the time called the Poly­ Lehrer der Kunstgewerbe­ technic, as well as teachers schule (heute Universität from the Kunstgewerbe­ für angewandte Kunst) und schule (today the University der Handelsakademie der of Applied Arts) and the Wiener Kaufmannschaft Vienna Busi­ness School on am Karlsplatz verpflichtet Karlsplatz. werden. In 1950, an associated pro­ Im Jahr 1950 wurde ein fessorship for color science Extraordinariat für Farben­ and color chemistry was lehre und Farbenchemie created and an eponymous geschaffen sowie ein gleich­ institute founded in response namiges Institut gegründet, to the international trend for welches dem internationalen offering materials science Trend nach einer material­ training to art academy kundlichen Ausbildung students. Although the re­ der Studierenden an einer quirements at the Institute Kunstakademie Rechnung for Natural Sciences and tragen sollte. Obwohl sich Technology in the Arts die Anforderungen an dieses have undergone sweeping Institut in den letzten Jahren changes in recent years, vor allem im Bereich der especially in the field of Forschungs- und Service­ research and service acti­v­ tätigkeit stark geändert ities, the commitment to haben, ist die Lehrverpflich­ teaching color science, color tung in den Bereichen chemistry, and materials Farbenlehre sowie Farben­ science has remained the chemie und Materialkunde same. Other subject areas A Nichtinvasive Material­analyse einer Grafik nach wie vor gegeben. Als that have been added in von Franz West, Foto © INTK weitere Aufgabengebiete recent years are Science in B Blick in die Pigment­sammlung des INTK, kamen die Themen „Natur­ Conservation and Science Foto © INTK wissenschaften in der Kon­ for Cultural Heritage. C Röntgenradiografie des Decius-Mus-Zyklus servierung – Restaurierung“ von Peter Paul Rubens in der Fürstlichen (Science in Conservation) Sammlung Liechtenstein in Wien, und „Naturwissenschaften Foto © INTK im Bereich der Kunst- und Kulturerforschung“ (Science for Cultural Heritage) hinzu. www.akbild.ac.at/intk

325 JAHRE / 95 MANISHA JOTHADY

STUDIEREN AN DER AKADEMIE DER BILDENDEN KÜNSTE WIEN AUS DER SICHT VON STUDENT_INNEN

STUDYING AT THE ACADEMY OF FINE ARTS VIENNA FROM THE PERSPECTIVE OF THE STUDENTS

Ein Gespräch mit fünf Studierenden sche wie praktische Unterrichtsangebot erlauben und sich vor allem mit dem der bildenden Kunst, Lisa Jäger, noch immer spannend. Es gibt noch so Auswendiglernen von Skripten verbin­ Clemens Matschnig, Benedikt Muxel, viel zu erfahren und zu entdecken. Die den, der Aneignung von Inhalten, die Luz Olivares und Heti Prack, Ateliersituation allerdings hat sich auch man im Leben vielleicht nie anwenden moderiert von Manisha Jothady. für mich schwierig gestaltet. wird. Das Studium an der Akademie hat den Vorteil, dass viele Lehrveran­ Manisha Jothady Mit welchen Erwar­ Luz Olivares Meine Erwartungs- stal­tungen prüfungs- und anwesen­ tungshaltungen habt ihr euer Studium halt­ung war sehr niedrig, da ich aus heits­immanent sind, wodurch viel an der Akademie begonnen? einem Land komme, in dem das Raum für die Entfaltung eigener Inter­ Kunststudium viel schulischer abläuft. essen bleibt. Lisa Jäger Ich habe ein sehr leben­ Ich kam aus Südamerika nach Wien, diges, buntes Umfeld erwartet und um das, was ich gelernt hatte, in einem Jothady Was zeichnet das Studium an mich auf die interessanten Menschen, anderen kulturellen Kontext zu ent­ der Akademie besonders aus? die ich kennenlernen würde, und einen falten. Vom theoretischen wie praxis­ Atelierplatz gefreut, an dem ich mit bezogenem Unterrichtsangebot war Olivares Das breit gefächerte und meiner Arbeit loslegen kann. Dann ich überwält­igt. Auch davon, dass man qualitativ gute Lehrangebot. Man habe ich allerdings zunächst einmal hier grund­sätzlich um Atelierplätze be­kommt zum Beispiel technische keinen Atelierplatz bekommen. Das für die Studierenden bemüht ist. Aspekte­ eines Mediums ebenso gehalt­ war durchaus ernüchternd, wurde aber Ich hatte das Glück, einen Platz zu voll vermittelt wie die entsprechende durch die anregenden Vorlesungen und bekommen. Theo­rie. Toll ist auch, dass man dem spannenden Leute an der Akademie Unter­richt in anderen Fachbereichen, relativiert. Heti Prack Ich habe erst spät begon­ selbst wenn man dort nicht inskribiert nen, Kunst zu studieren. Mein Wunsch, ist, beiwohnen kann. Für manche meiner Kolleg_innen war an der Akademie auf ein Leben vor­be­ es, so mein Eindruck, etwas schwierig, reitet zu werden, in dem man als Künst­ Muxel Was mir in diesem Zusam- mit der plötzlichen Selbstverantwort­ ler_in bestehen kann, war wohl auch menhang positiv auffällt, ist, dass im ung und Freiheit umzugehen, sprich: deshalb groß. Ganz unabhängig davon, Rahmen der Besprechungen der sich abseits eines schulischen Regel­ ob man nach dem Studium von der einzelnen Fachbereiche unterschied­ systems zurechtzufinden, da man im ei­genen Kunst leben kann oder nicht, liche Semes­ter versammelt sind und Kunststudium ja weniger mit konkreten denke ich, dass man hier wichti­ge es dadurch keine Hierarchien zwi- Aufgabenstellungen konfrontiert ist, Stra­tegien vermittelt bekommt, die schen Diplo­mand_innen, Höher- und sondern sich die Aufgaben selbst stellen das künst­lerische Selbstverständnis Anfangs­semestern gibt. Auch der Aus­ muss. stärken. tausch mit den Professor_innen und Assistent_in­nen findet meiner Meinung Benedikt Muxel Meine Erwartungen Clemens Matschnig Vor dem Eintritt nach viel mehr auf Augenhöhe statt, hinsichtlich der zu erlebenden Vielfält­ in die Akademie habe ich Jus, Kunstge­ als das an anderen Kunstuniversitäten igkeit wurden auch erfüllt. Auch einige schichte und Philosophie zu studieren der Fall ist. Semester später finde ich das theoreti­ begonnen – Fächer, die wenig Freiheit

325 JAHRE / 96 MANISHA JOTHADY

Olivares Man hat auch unglaublich wären. Also das, was in der künstle­ Prack Dass manche Professor_innen viele Möglichkeiten zu experimen­ rischen Projektentwicklung letztlich Ausstellungsmöglichkeiten für ihre tieren. So kann man sich, obwohl man idealerweise zusammenfließt. Studierenden schaffen – sei es, indem zum Beispiel im Fachbereich Grafik eigene Räume zu diesem Zweck ange­ inskribiert ist, trotzdem in anderen Matschnig Großartig wäre freilich mietet werden, sei es, indem sie sie in Medien wie Film, Video, Installation, auch, wenn die Werkstätten weniger Gruppenausstellungen integrieren –, Fotografie et cetera erproben. Das hilft lehrveranstaltungsgebunden, sondern liegt sicherlich im Naheverhältnis enorm weiter, wenn man noch auf der frei zugänglich wären. Aber das ist zwischen Lehrenden und Studierenden Suche nach bestimmten künstlerischen vermutlich auch aus Platzgründen begründet, wofür die Akademie ein Lösungen ist. schwer organisierbar. Es ist nur, dass gutes Klima schafft. dadurch die Realisierung mancher Als Migrantin ist es mir zudem sehr Ideen ins Stocken gerät. Muxel Früher war es ja durchwegs wichtig zu sagen, dass meine Herkunft üblich, dass Studierende den Pro- an der Akademie nie eine Rolle gespielt Jäger Manche Werkstättenkurse fessor_innen bei der Fertigung ihrer hat. Die Akademie ist der einzige Ort müsste man auch aufgrund der hohen Arbeiten zur Hand gingen, wodurch in Österreich, wo ich mich nicht als Anzahl an Studierenden mehrfach im der Gedanke, gemeinsam auszustellen, Migrantin fühle. Semester anbieten. Ich bin jetzt im naheliegend war. Heute ist das natür­ siebten Semester und hatte leider noch lich etwas anders, aber Lehrende be­ Matschnig Ja, die Akademie ist multi­ keine Möglichkeit, mir Gusstechniken stär­ken eine_n weitestgehend darin kulturell, was es interessant macht, hier anzueignen. Auch fachbereichsüber­ auszustellen und stehen auch mit Rat zu studieren, da man es mit so vielen greifende Aktivitäten vermehrt zu ini­ zur Seite. unterschiedlichen kulturellen Back­ tiieren wäre sicherlich spannend. Da grounds zu tun hat. Und da die einzel­ die Fachbereiche nicht alle im Haupt­ Olivares In Bezug auf Ausstellungen, nen Fachbereiche von überschaubarer gebäude am Schillerplatz untergebracht die sich aus dem Akademiezusammen­ Größe sind, kann man einander viel sind, findet zwischen den Studierenden hang ergeben, erinnere ich mich an das besser kennenlernen, einen Eindruck unterschiedlicher Fachbereiche wenig Curator-in-Residence-Programm, das von der Arbeit der anderen bekommen Austausch statt – der aber mitunter es vor ein paar Jahren an der Akademie und Interessen teilen. Auch mit den sehr bereichernd wäre. gab. Junge Kurator_innen wurden Professor_innen und Assistent_innen damals eingeladen, mit Studierenden kommt man viel leichter ins Gespräch, Olivares Aber es steht uns ja allen der Akademie Ausstellungskonzepte als das bei einem Massenstudium der offen, die eine oder andere Bespre­ zu erarbeiten, die dann im sogenannten Fall ist. chung zu besuchen. Also ich habe Demonstrationsraum, in der Aula der mich immer wieder den Treffen Akademie am Schillerplatz, präsentiert Jäger Die Akademie bietet generell anderer Fach­bereiche angeschlossen. wurden. viele Möglichkeiten, den eigenen Das ist sehr spannend, man erfährt, Horizont zu erweitern und dadurch wie die ein­zelnen Fachbereiche funk­ Matschnig Das klingt sehr spannend, zu sich selbst zu finden. Was ich hier tionieren, wo die Schwerpunkte in zumal hier beide Seiten voneinander als sehr angenehm empfinde, ist, dass den Diskussio­nen liegen, ob mehr auf lernen können. Ein Vernetzungsprojekt es zwischen den Studierenden kein die technische Um­setzung oder das dieser Art ist hoffentlich in Zukunft nennenswertes Konkurrenzverhalten theoretische Funda­ment einer Arbeit wieder realisierbar. gibt und man von den Lehrenden ernst Wert gelegt wird. Und es gibt Fach­ genommen und sehr freundlich behan­ bereiche, in denen die Koppelung der Jothady Muss ein künstlerisches delt wird. Selbst kritische Feedbacks Vermittlung von technischem und Stu­dium unweigerlich in eine Existenz auf die künstlerische Arbeit fallen sehr wissenschaft­lichem Wissen durchwegs als Künstler_in münden? konstruktiv aus. praktiziert wird. Jäger Ich weiß von einigen, dass sie Prack Der Austausch mit qualifizierten Jothady Inwiefern wird man an der nur nebenbei an der Akademie studie­ Lehrkräften und die Freiheit, mit Akademie auch auf das Agieren am ren. Für mich war allerdings immer unter­schiedlichen Medien und Tech­ freien Kunstmarkt, zum Beispiel auf klar, dass ich Künstlerin werden will, niken experimentieren zu dürfen, konkrete Ausstellungssituationen, was vielleicht etwas naiv klingt … als auch die Option, den Fachbereich vorbereitet? wech­seln zu können, ohne dabei wie­ Jothady … oder konsequent. der ganz am Anfang zu stehen, schaffen Olivares Es kommt immer wieder vor, für Akademiestudierende schon eine dass sich, abgesehen von den akademie­ Prack Außerdem können sich ziemlich privilegierte Situation. internen Ausstellungen im xhibit zum Studie­rende des Instituts für bildende Beispiel, Ausstellungsbeteiligungen Kunst ja auch dazu entscheiden, ihren Jothady Das Studium an der durch die Empfehlung einzelner Ab­schluss am Institut für Kunst- und Akademie der bildenden Künste Wien Lehrender ergeben. Das ist insofern Kul­turwissenschaften zu machen. lässt offensichtlich­ keine Wünsche wichtig, da man dadurch sämtliche offen … prinzipiell notwendigen Erfahrungen Muxel Man darf das auch nicht so sammeln kann. Etwa, wie man ein ausschließlich betrachten. Innerhalb Muxel Es wäre sicherlich interessant, Portfolio erstellt, eine Biografie der Kunst sind ja viele Wege denkbar. wenn Praxis, Theorie und Kunstge­ strukturiert, Transporte organisiert, Es ist nicht zwingend nötig, Kunst zu schichte in manchen Unterrichtsein­ vielleicht einen Kurztext zur eigenen machen, um beruflich im Kunstbereich heiten stärker aneinandergekoppelt Arbeit verfasst. Fuß zu fassen. Ich denke, dass das

325 JAHRE / 97 MANISHA JOTHADY

Studium an der Akademie auch hierfür to earn a living as an artist. No matter size, you can get to know each other gute Anregungen liefert. Gerade weil whether you can live from your art much better, get an impression of what hier so viel Freiheit herrscht, öffnen after graduating or not, I think that you the others are working on and share sich viele gangbare Wege. learn important strategies here that your interests. It is also much easier strengthen your self-confidence as to talk informally with professors and an artist. other instructors than it would be at a A conversation with five fine arts huge university. students – Lisa Jäger, Clemens Clemens Matschnig Before enrolling Matschnig, Benedikt Muxel, Luz at the Academy, I had begun studies in Jäger The Academy in general offers Olivares, and Heti Prack – moderated law, art history, and philosophy – sub­ many opportunities to expand your by Manisha Jothady. jects that don’t give the student much horizons and therefore to find yourself. freedom and which require above all What I really like here is that there is Manisha Jothady What expectations learning scripts by heart and memo­ no noticeable competition between the did you have when you began your rizing content that you may never need students, and that the teachers take you studies at the Academy? again your whole life. Studying at seriously and treat you so kindly. Even the Academy has the advantage that critical feedback on your artistic work Lisa Jäger I expected a very lively and there are many continuous assessment is always very constructive. diverse environment and was looking courses, allowing plenty of room for forward to meeting interesting people the development of your own interests. Prack The exchanges with highly and to having a studio space where qualified instructors and the freedom I could launch into my work. I didn’t Jothady What is distinctive about to experiment with different media get a studio space at first, though. That studying at the Academy? and techniques, as well as the option was a bit sobering, but was put into to change your studio without starting perspective by the stimulating lectures Olivares The wide-ranging and high- all over again, create a pretty privileged and exciting people at the Academy. quality curriculum. For example, you situation for the students at the learn the technical aspects of a medium Academy. I had the impression that some of the just as thoroughly as the corresponding other students in their first year had theory. It’s also great that you can audit Jothady Studying at the Academy a hard time dealing with the sudden courses even if you’re not enrolled in of Fine Arts Vienna evidently leaves freedom and taking responsibility them. nothing to be desired ... for themselves; in other words, with find­ing their way without the system Muxel Something positive I’ve noticed Muxel It would certainly be interest­ of rules they were used to at school, in this context is that students from ing, though, if practice, theory, and art because in art studies you are not really different levels take part together in history would be more strongly linked given specific assignments to do but meetings, meaning there is no hierar­ in some of the courses. In other words, instead have to plan your own set of chy between students who are about the areas that ideally come together tasks to accomplish. to graduate and those at higher levels in developing an art project. or beginners. In my opinion, exchanges Benedict Muxel My expectations were with professors and teaching assistants Matschnig It would also be great if likewise met in terms of experiencing also take place on a much more equal the workshop spaces were not nece­s­ diversity and variety here. A few semes­ footing here than at other art univer­ sar­ily tied to a particular course but ters in, I still find the range of theo­ sities. instead freely accessible. But that retical and practical course offerings would probably­ be hard to organize for exciting. There is so much to experi­ Olivares And you have an incredible space reasons. I do think the present ence and to discover here! The studio number of opportunities to experiment. situation hinders the realization of situation has however proven difficult So even if you’re enrolled in Graphic some ideas. for me as well. Arts, you can still try out other media such as film, video, installation, photog­ Jäger The most popular workshop Luz Olivares My expectations raphy, et cetera. This is enormously courses could be offered to multiple were very low, because I come from helpful if you are still looking for spe­ groups during the semester. I am now a country where art studies are set up cific artistic solutions. in my seventh semester and unfortu­ much more like instruction at school. nately have still not had a chance I came to Vienna from South America As an immigrant, I also find it very to learn casting techniques. Initiating in order to try out what I had learned important to point out that where more cross-disciplinary activities in a different cultural context. I was I come from has never played a role would also be exciting. Since not over­whelmed by the number of courses at the Academy. The Academy is the all studios are housed in the main offered in both theory and practice. only place in Austria where I don’t building on Schillerplatz, little ex­ And also by the fact that efforts are feel like an immigrant. change takes place between them – made to find a studio space for every which would in some cases be very student. I was lucky enough to get Matschnig Yes, the Academy is multi­ enriching, though. a space. cultural, which makes it interesting to study here because you come into Olivares But we do have the option Heti Prack I decided to study art contact with people from so many of attending meetings by other studios. late in my career. So I had high hopes different cultural backgrounds. And I have joined in meetings in other that the Academy would prepare me since the studios are of a manageable studios many times. This is really

325 JAHRE / 98 MANISHA JOTHADY ex­citing, because you can learn how Jäger I know of some people who are the various studios function, where only studying part-time at the Academy. the priorities lie in their discussions, I have always known that I wanted to whether more emphasis is placed be artist, though, which maybe sounds on the technical implementation or a bit naive ... the theoretical foundation of a work. And there are studios where teaching Jothady ... or determined. defi­nitely brings together technical and scholarly knowledge. Prack Students at the Institute of Fine Arts can also choose to do their degree Jothady How well does the Academy at the Institute for Art Theory and prepare you for a role in the art market, Cultural Studies. for example for specific exhibition situations? Muxel You shouldn’t look at things so categorically. Many paths are conceiv­ Olivares Apart from the exhibitions able within art. You can have a career in at the Academy, for instance at xhibit, the art field without necessarily making opportunities occasionally come up to art. I think that studies at the Academy take part in outside exhibitions through provide plenty of inspiration here as recommendations from instructors. well. Especially because you have so This is in principle an important way much freedom here, many viable routes to gather all the experience you need. open up. For example, how to create a portfolio, structure a biography, arrange for transport, or maybe write a short text about your own work.

Prack The fact that some professors find opportunities for their students to exhibit – whether in spaces leased for that purpose or in group exhibitions – is surely due to the close relationship between faculty and students, for which the Academy creates the right climate.

Muxel It used to be customary for students to help professors pro- duce their own work, which made it only logical that they would then exhibit together. Today things are a bit different, of course, but the faculty really encourages you to exhibit and give you advice on how to go about it. Manisha Jothady lebt als freischaf­fende Kunstkritikerin in Wien. Sie ist Verfasserin zahlreicher thematischer und Olivares Speaking of exhibitions mono­grafischer Katalogbeiträge und publiziert in Kunstzeit­ that arise out of the Academy context, schriften (etwa Camera Austria, Eikon) und der Wiener I remember the curator-in-residence Zeitung. Seit dem Winter­semester 2016/17 ist sie Mitarbei­ program here a few years ago. Young terin der Akademie der bildenden Künste Wien, Fachbereich curators were invited to develop Abstrakte Malerei. exhibition concepts with students at the Academy that were then presented Manisha Jothady is a freelance art critic who lives in in the so-called Demonstration Room, Vienna. She has written numerous essays for thematic and in the Academy’s auditorium on monographic catalogues and has published in art magazines Schillerplatz. including Camera Austria, Eikon, and the Wiener Zeitung. Jothady has been employed in the Studio for Abstract Matschnig That sounds very exciting, Painting at the Academy of Fine Arts Vienna since Winter especially as both sides can then learn Semester 2016/17. from each other. Hopefully, this type of networking project can be realized again in the future.

Jothady Do art studies always have to culminate in a career as an artist?

325 JAHRE / 99 MANISHA JOTHADY

A

A Rundgang 2017, David Mohoric, Stipendiat des Ministeriums für Kultur von Slowenien, Szenografie (IKA), Foto © Lisa Rastl B Rundgang 2017, Semesterthema B Krausmaterial, Entwurf zu Arthur Schnitzlers drei Einaktern Komödie der Worte, Szenografie (IKA), Foto © eSeL.at C Rundgang 2017, v. l. n. r. Gabriele Edelbauer und Julia Goodman, Heti Prack, Zoe DeWitt, Larissa Kopp, Moritz Gottschalk, Kontextuelle Malerei (IBK), Foto © Lisa Rastl D Rundgang 2017, Katharina Kneip, Erasmus-Studentin (IBK), Foto © Lisa Rastl E Rundgang 2017, Toni Renaissance (IBK), Foto © Lisa Rastl

325 JAHRE / 100 MANISHA JOTHADY

C

D

E

325 JAHRE / 101 STATEMENTS

Ich kam 1997 auf die Akademie, nach vielen gescheiterten Versuchen hatte ich es endlich geschafft. Und es war der beste Moment anzufangen: Sechs alte Professoren gingen in Pension, und sechs neue kamen – mit neuem Wind und neuen Ideen.

Zum ersten Mal gab es nun etwa eine Klasse für Foto­ grafie und eine Klasse für Neue Medien. Der Akademie verdanke ich unglaublich viel, beruflich sowieso, aber vor allem persönlich: Sie wurde zu meiner Familie, ich habe mich zum ersten Mal willkommen ge­ Ich schätze unrunde Jubiläen mehr als runde, und fühlt in Österreich. 325 Jahre, wiewohl eine lange Zeit, gehen als unrunder Peter Kogler, mein Professor, Richard Hilbert, der mir Zeitraum gerade so durch. Ich schätze zufällige Momente alles über Video beigebracht hat, und die liebe Katharina der Erinnerung mehr als verordnete, und 325 Jahre, Koch, unsere Sekretärin – sie alle fragten mich, wie es mir wiewohl eine respektable Zahl, sind genauso zufällig wie geht und ob sie mir irgendwie helfen können. der 23. Dezember 2016, an dem ich diesen Text schreibe. Nach Traiskirchen, Flüchtlingspension und sechs Jahren Ich schätze es, zur richtigen Zeit relevanter Ereignisse zu anonymer und hierarchischer Strukturen auf der Uni gedenken, und wiewohl die erste urkundliche Anerken­ Wien war ich das nicht gewöhnt. nung durch das Kaiserhaus ein willkürlicher Akt in der Geschichte einer Institution ist, soll man die Akademie zu Ich gratuliere der Akademie herzlich zum Geburtstag und jeder Zeit ehren. Also auch in 7, 53 und 229 Jahren. wünsche, dass sie weiterhin so bleibt.

I appreciate the in-between anniversaries more than I came to the Academy in 1997 – after many failed the milestone ones, and 325 years, although a long time, attempts, I had finally made it. And it was the best can almost pass as such an in-between period of time. moment at which to start: Six old professors were retiring I appreciate random moments of remembering more than and six new ones arriving – bringing a breath of fresh air prescribed ones, and 325 years, although a respect­able and new ideas. number, is just as random as the 23rd of December 2016, the day I am writing this text. I appreciate commemo­ For the first time, there was now a class for photography rating relevant events at the right time, and even though and a class for new media. the first documented recognition by the Imperial House I owe an incredible amount to the Academy, profession­­ is an arbitrary act in the history of an institution, ally of course, but above all personally: It became my the Academy should actually be honored at all times. family and I felt welcome in Austria for the first time. Including in 7, 53, and 229 years. Peter Kogler, my professor, Richard Hilbert, who taught me everything I know about video, and dear Katharina Koch, our secretary – all of them constantly asked me how I was doing and if there was anything they could do to Andreas Fogarasi help. Künstler und Absolvent der Akademie der bildenden After Traiskirchen, refugee housing, and six years of Künste Wien / Artist and graduate of the Academy anonymous and hierarchical structures at the University of Fine Arts Vienna of Vienna, I was not used to that.

I warmly congratulate the Academy on its anniversary and hope that it stays just the way it is.

Anna Jermolaewa Künstlerin und Absolventin der Akademie der bildenden Künste Wien / Artist and graduate of the Academy of Fine Arts Vienna

325 JAHRE / 102 STATEMENTS

Mit großem Respekt schaue ich auf das Jubiläum, das I look to the anniversary that the Academy of Fine Arts die Akademie der bildenden Künste Wien in diesem Jahr Vienna is privileged to celebrate this year with the feiern kann. Allein die Zahl 325 lässt eine facettenreiche greatest respect. The number 325 alone speaks of a multi­ Geschichte erahnen, die auf dem Weg zum Jetzt einer faceted history, which on the way to the vibrant and lebendigen wie zeitgemäßen Kunstakademie mutmaßlich cutting-edge art academy of today has likely been replete voll der spannenden Sprünge, Risse und Brüche sein muss, with exciting leaps, breaches, and fractures that concealed in denen sich die utopische Moderne und Postmoderne the utopian currents of modernism and postmodernism. verbarg. Vor der nicht nur optisch wirksamen Silhouette Against the visually imposing and momentous silhouette der einst hochbedeutsamen Kaiserstadt, die vor – staats­ of the once supremely significant imperial city, which tragender – Kultur und Kunst nur so strotzte, zumal ein­ teemed with state-supporting culture and art, and gebettet in einen Bilder liebenden Katholizismus, gedieh embedded in a Catholicism enamor­ed of imagery, the fine die bildende Kunst in Wien von jeher, musste aber auch arts have always flourished in Vienna, but have had to umso massiver ihren Willen zur Eigenständigkeit und assert their claim to indepen­dence and freedom all the Freiheit behaupten. Aus der Perspektive des Kunsthoch­ more vehemently. From the perspective of the president of schulpräsidenten in einer norddeutschen Kaufmannsstadt an art academy in a northern German merchant city, this mutet dieses Szenario fremd und faszinierend zugleich scenario seems at once alien and fascinating. The high an. Schließlich ist der hohe Stellenwert, wie er den status that the arts and in particular the Academy have Künsten und insbesondere auch der Akademie in Wien always enjoyed in Vienna is still today tremendously beigemes­sen wurde und wird, enorm förderlich für die conducive to the recognition of artists and thus also to Akzeptanz von Künstlerinnen und Künstlern und damit artistic training. auch für die künstlerische Ausbildung. There the Academy stands today, splendid and self- Prächtig und selbstbewusst steht die Akademie heute assured, having represented the fine arts for the past da und vertritt seit 325 Jahren in aller Selbstverständ- 325 years with the utmost implicitness, sovereignty, lichkeit, Souveränität und der ihr historisch­ gemäßen and the dignity accorded by its history. In contrast, I see Würde die freie bildende Kunst. Demgegenüber sehe the 75 years younger, and thus almost youthful HFBK ich die 75 Jahre jüngere, also nahezu jugendliche Hamburg as being shaped by the context of a Protestant HFBK Hamburg geprägt von dem Kontext einer prote­ town of burghers with a republican attitude. Art has stantischen Bürger­stadt mit republikanischer Grund­ always been committed here to useful applications and haltung. Die Kunst wurde hier stets auf das Nützliche has largely been overshadowed by the word. It would thus und Angewandte verpflichtet und stand im Schatten take a long time until artistic emancipation led to the des Wortes. Entspre­chend lang dauerte die Periode der formulation of a radical conceptual art whose poles are künstlerischen Eman­zipation bis zur Ausformulierung marked at the HFBK by a graduate like Hanne Darboven einer radikalen Konzept­kunst, deren Pole durch eine and a teacher like Franz Erhard Walther. This brief juxta­ Absolventin wie Hanne Darboven und einen Lehrenden position may already make apparent why the exchange wie Franz Erhard Walther an der HFBK gesteckt sind. between the art academies in Vienna and Hamburg, Diese kurze Gegenüberstellung mag erkennbar machen, between students and teachers, has always been especially warum der Austausch zwischen den Kunstakademien attractive for both sides, and from whence the mutual Wien und Hamburg, zwischen Studierenden und Lehren­ attraction stems. den für beide Seiten immer besonders attraktiv war und woher die gegenseitige Anziehungskraft rührt. My dear Academy of Fine Arts Vienna, we admire you for the way you so brazenly live by and celebrate art; for Liebe Kunstakademie Wien, wir mögen Euch sehr, weil how you so fantastically and lavishly put your personal, Ihr so schamlos die Kunst leben und feiern könnt; weil spatial, and financial resources in the service of an Ihr so fantastisch-verschwenderisch Eure personellen, unconditional development of the arts (as we can neither räumlichen und finanziellen Ressourcen erfolgreich in den afford nor dare to do); for how you are able to represent Dienst einer bedingungslosen Kunstentwicklung stellt the fine arts with an incredibly congenial narcissism and (wie wir es uns weder leisten können noch wagen dürften); self-confidence. You constantly hold up a mirror to our weil Ihr die bildende Kunst mit einer unglaublich sympa­ own deficiency, one that unfortunately sometimes leads thischen Selbstverliebtheit und -gewissheit vertreten to unproductive inner turmoil. Thank you for that! In könnt. Wie ein Spiegel haltet Ihr uns damit auch immer a certain sense, you have always been and always will be unseren Mangel vor Augen, einen, der leider auch mal in a place of longing for us up here in the north. To thine unproduktive Zerrissenheit führt. Danke dafür! So wart own self be true – for the next 325 years as well! und seid Ihr auch immer ein wenig Sehnsuchtsort für uns hier im Norden. Bleibt Euch treu, auch in den nächsten 325 Jahren! Prof. Martin Köttering Präsident / President HFBK Hamburg

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Herausgeberin © 2016 Akademie Akademie der bildenden der bildenden Künste Künste Wien Wien, Autor_innen, Schillerplatz 3, 1010 Wien Künstler_innen und Fotograf_innen Schlussredaktion Linda Klösel Die namentlich gezeichneten Grafik Beiträge geben die persön­ Dorothea Brunialti liche Meinung der Autor_in­ Übersetzungen nen wieder. Thomas Raab Jennifer Taylor Printed in Austria Lektorat m∞bius Alle Rechte vorbehalten. Druck Jegliche Art der Vervielfäl­ „agensketterl“ tigung, insbesondere die Druckerei GmbH elektronische Aufbereitung von Texten oder der Gesamt­ heit dieser Publikation, be­ darf der vorherigen schrift­ lichen Zustimmung durch die Urheber_innen.

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