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Beiträge zu Geschichte und Gegenwart des IX. Bezirks 9 Wege im 9. Alfred Wolf Teil 2 Um den Dom des Alsergrundes 53. Jahrgang DAS HEIMATMUSEUM ALSERGRUND 201 Mitteilungsblatt des Bezirksmuseums Alsergrund April 2012 AU ISSN 0017-9809 Sehr geehrte Damen und Herren des Museumsvereins! Hier der zweite Teil des Bezirksführers, den das Ehrenmitglied des Bezirksmuseums, der ehemalige Museumsleiter Prof. Alfred Wolf, geschrieben hat. Wir werden uns bemühen, Ihnen die anderen Teile des Bezirksführers noch heuer zu liefern. Diesmal ist die Votivkirche und ihre Umgebung das Ziel einer kultur- und heimatge- schichtlichen Umschau. Gleichzeitig arbeiten wir seit einem Jahr an der Durchführung und Umsetzung des ehrgeizigen Projektes „My Kyuku“ - „Mein Neunter“. Dieser eng- lisch-japanische Titel zeigt schon, worum es gehen soll: wichtige Teile, Gegenden und Bauwerke des Alsergrundes werden durch Hinweistafeln mit deutschen, englischen und japanischen Texten Einheimischen und Touristen zugänglicher gemacht. Hier der Text, der für die Votivkirche vorgesehen ist: Votivkirche Die Votivkirche, auch „Ringstraßendom“ genannt, wurde am 24. April 1879 geweiht. Sie gilt heute als einer der bedeutendsten neogotischen Sakralbauwerke der Welt. Die Kirche entstand im direkten Zusammenhang mit dem Attentat auf den jungen Kaiser Franz Joseph I. am 18. Februar 1853. Sein Bruder Erzherzog Ferdinand Maximilian, späterer Kaiser von Mexiko, rief nach dem Attentat zu einer Spende auf. Zum Dank für die Rettung der Majestät sollte daher eine Kirche in Wien gebaut werden. Der soge- nannte Ringstraßendom wurde daher als „Dankgeschenk“, auch Votivgabe genannt, errichtet und trägt daher seinen Namen „Votivkirche“. Nach dem Bau der Kirche wollte man zunächst aus dem „Ringstraßendom“, dem Vorbild der Londoner „Westminster Abbey“ entsprechend, eine Art Ruhmeshalle für „große“ Österreicher machen. Den Ansatz der Verwirklichung dieser Idee konnte man eigentlich nur durch die Aufstellung der Tumba von Graf Niklas Salm sehen. Nach einer 23 jährigen Bauzeit wurde 1879 der Bau zwar abgeschlossen, jedoch als den „Dom der Völker“, wie es zunächst vorgesehen war, konnte man ihn damals nicht sehen. Der Grund war, dass es gegenüber 1853 in der Habsburgermonarchie zu ganz unterschiedli- chen Grundstimmungen kam. Ausschlaggebend war der politische Sieg des National- liberalismus, welcher zu erbitterten Kämpfen der Nationalitäten führte. Des Weiteren war die Votivkirche, auf Anordnung Kaisers Franz Joseph I., ebenfalls zwischen 1862 und 1918 die katholische Garnisonskirche Wiens. Heute gilt sie als Heimstätte für viele verschiedene fremdsprachige Gemeinden in Wien und es leben auf dem Pfarrgebiet etwa 2.700 Katholiken und Katholikinnen. Die Kirche wird von ver- schiedenen englischsprachigen Gemeinden wie auch deutschsprachigen Pfarrgemein- den genutzt. Der Bogen den man also damals nicht spannen konnte, ist heute durch die EU und ihre Erweiterung, gelungen. Die Votivkirche gilt heute als ein sehr dem Kos- mopolitismus verpflichtetes Gotteshaus. So können alle Völker, auch die der früheren „Donaumonarchie“, wie es einst gedacht war, ihre geistige Heimat finden. Weg: U-Bahn-Station Station Währinger Straße-Volksoper - Währinger Gürtel - Acha- mergasse - Grüner Durchgang - Wilhelm-Exner-Gasse - Fuchsthallergasse - Nußdorfer Straße - Alserbachstraße - Boltzmanngasse - Strudlhofgasse - Strudlhofstiege - Paste- 2 urgasse - Liechtensteinstraße - Bauernfeldplatz - Harmoniegasse - Wasagasse - Diet- richsteingasse - Thurnstiege - Thurngasse - Währinger Straße - Arne-Karlsson-Park - Nußdorfer Straße - Widerhofergasse - Pichlergasse - Währinger Straße - Prechtlgasse - Severingasse - Wilhelm-Exner-Gasse - Schlagergasse - Währinger Gürtel - U-Bahn- Station Währinger Straße-Volksoper Wir verlassen die U6 in der STATION WÄHRINGER STRASSE-VOLKSOPER. Sie wurde 1897 noch im 18. Bezirk gebaut. Erst nach Begradigung der Anlage des Linien- walls und nach dessen Schleifung konnte die Gürtelstraße geradlinig angelegt werden. 1905 kamen die stadtseitig gelegenen Verkehrsflächen zum Alsergrund. Ihr Willi Urbanek I Erwin Steinhauer Katharina Stemberger Heinz Sichrovsky 3 6. VOM WÄHRINGER BACH ZUR werden. So kam es nach starken Regen- SCHOTTENPOINT güssen in seinem Quellgebiet zu Über- schwemmungen bei der Mündung in den 01 Achamergasse 5 Alsbach unterhalb der Markthalle. Da die Hochwässer auch Todesopfer forderten, fasste man den Plan, den Währinger Bach auf den Inneren Gürtel abzuleiten. Er fließt seit 1910 darunter bis zur Nußdor- fer Straße - Latschkagasse zum Josef-Lud- wig-Wolf-Park. Dort befindet sich wieder eine Einstiegstelle in den Bachkanal. Sol- cherart gezähmt, rinnt er unter der Alt- hanstraße bis zum Julius-Tandler-Platz weiter, wo er gemeinsam mit dem Alsbach zum Donaukanal fließt. Das überwölbte Bachbett zwischen Fuchsthallergasse und Sechsschimmelgasse wird nun vom Stadt- gartenamt betreut. 02 Grüner Durchgang An der Ecke zur kurzen Achamergasse - Johann A(i)chham(m)er war der Glo- ckengießer der ersten „Pummerin“ - fällt WÄHRINGER GÜRTEL 104 / ACHA- MERGASSE 5 ein Neubau auf: das Ar- beitsmarktservice für den 9. und 19. Be- zirk. Das Nachbarhaus WÄHRINGER GÜR- TEL 102 / FUCHSTHALLERGASSE 20 war im Besitz des Pianisten Norbert Paw- licky, der als treuer musikalischer Beglei- ter den beliebten Heinz Conrads bei über 10.000 Rundfunksendungen am „Geflü- gel“ betreute und sich auch als Kompo- nist und Kapellmeister betätigte. Dieser GRÜNE DURCHGANG führt mit Wir folgen nun ein Stück dem Währinger Stufen und Rampen 120 m durch jenen Bach, zu dessen Kanal sich rechts vom Teil, der mit Bauverbot belegt, fußgeher- Ausgang der U-Bahn-Station ein stern- freundlich abseits des Straßenverkehrs förmiger Einstieg befindet. Der Währin- zwischen Lustkandlgasse 8 und 10 begin- ger Bach ist 4 km lang, er entspringt im nt. Wenzel Lustkandl war Jurist und libe- Pötzleinsdorfer Schlosspark und floss ge- raler Politiker. Der Weg quert die kurze mütlich durch den 18. Bezirk, bis er hier- Altmüttergasse, die mit der Erschließung her kam. Auf dem Steilstück des Michel- des Sechsschimmelberges Ende des 19. beuerngrundes konnte er aber gefährlich Jahrhunderts entstand. Georg Altmüt- 4 ter war Technologe. Er erkannte die melpfortgrund. Da der untere Teil des Wichtigkeit der industriellen Fertigung Durchgangs nicht öffentlich ist, wandern und sammelte 20.000 Exponate, die den wir die Fuchsthallergasse zur Nußdorfer Grundstock für das spätere Technische Straße hinunter. Der Seidenzeugfabri- Museum bildeten. Der öffentlich zu- kant Karl Fuchsthal(l)er war lange Zeit gängliche Teil des Weges endet zwischen Grundrichter, Armen- und Kirchenva- Wilhelm-Exner-Gasse 17 und 19. Wil- ter auf dem Michelbeuerngrund. Der helm Exner war Gründer und Direktor nach ihm benannte, breite Straßenzug des Technologischen Gewerbemuseums zeigt eine einheitliche späthistoristische (TGM). Die Umbenennung der früheren Zinshausverbauung, wurde jedoch 1964 Eisengasse erfolgte als besondere Ehrung an seinem Ende beim Währinger Gürtel noch zu seinen Lebzeiten. durch einen Erweiterungsbau der Volkso- per fast auf die halbe Breite eingeengt. WILHELM-EXNER-GASSE 17 / FUCH- STALLERGASSE 8 wohnte der Architekt 04 Portrait Franz Schubert der Oesterreichischen Nationalbank, Le- opold Bauer („Um den Dom des Alser- grundes“) 03 Grenzstein FUCHSTHALLERGASSE 1 / NUSSDOR- FER STRASSE 15 stammt aus dem Jahr 1909. Das hoch aufragende Eckhaus zeigt eine ungewöhnliche Fassadengliederung mit Erker und Balkons. Auf der Fuchst- hallergassenseite ziert es ein Relief mit dem Portrait Franz Schuberts. Ein Blick auf den Stadtplan verrät, dass sich die Grünzone über dem alten Bett des FUCHSTHALLERGASSE 2 / NUSSDOR- Währinger Baches etwa doppelt so weit, FER STRASSE 19 ist, wie das Nachbar- bis zur Nußdorfer Straße 19, erstreckt. Im gebäude Fuchsthallergasse 4, mit einem Garten von WILHELM-EXNER-GASSE prächtigen Stiegenhaus und Ätzglasfen- 34 markiert ein großer Grenzstein am stern interessant. Im Vorgängerbau lag einstigen Ufer die natürliche Grenze zwi- seit 1858 das Bezirkspolizeikommissariat schen dem Michelbeuern- und dem Him- Roßau. Zuvor war es an der Alser Straße, 5 an der Bezirksgrenze situiert und daher „Antriebsvorrichtungen für Lenkräder für viele Bewohner schlecht erreichbar. von Automobilen“. Im folgenden Jahr Nach der Übersiedlung befand sich das erhielten sie auf der Wiener internatio- Polizeikommissariat zwar im Mittel- nalen Automobilausstellung die Silberne punkt seines Amtsbereiches, doch kam Medaille für ihren Wagen mit Vorderrad- es bei jeder Regulierung der umgebenden antrieb. 1902 gründeten alle drei Brüder Straßen immer tiefer unter deren Ni- mit einem Gesellschafter die Gräf & Stift veau zu liegen. Seine Verlegung erfolgte OHG. 16 Arbeiter werkten in der Nuß- schließlich in die Boltzmanngasse 20. dorfer Straße 19 und in Währing, Gym- nasiumstraße 32. Schon zwei Jahre später 05 genügte dies dem expandierenden Un- 7265a ternehmen nicht mehr, es übersiedelte in das neu errichtete Wohn- und Werkstät- In einem Souterrain-Lokal des Hauses tenhaus nach Döbling, Weinberggasse 70. NUSSDORFER STRASSE 19 wurde Au- 1971 ging das Unternehmen in der MAN tomobilgeschichte geschrieben: Hier Nutzfahrzeuge AG auf. entstand das erste Auto der Welt mit Vor- derradantrieb. Um die Mitte des 19. Jahr- NUSSDORFER STRASSE 21 / SECHS- hunderts war der Schlosser Ferdinand SCHIMMELGASSE 1 entstand ebenfalls Gräf aus Schlesien nach Wien gekommen, aus einem Handwerksbetrieb ein Groß- wo er in Lichtental, Wiesengasse 16, eine unternehmen. Löblich & Co Kessel und Eisenwarenhandlung