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BAD 92 ALCHEMY rbd's favourites 2016 Burning Ghosts - Burning Ghosts (Orenda Records) Bob Drake - Arx Pilosa (ReR Megacorp) Fire! Orchestra - Ritual (Rune Grammofon) Barry Guy - The Blue Shroud (Intakt Records) Marc Hurtado w/Z'ev - Sang (MonotypeRec.) Mamma Non Piangere - N. 3 (AltrOck) Bobby Previte's Mass (RareNoise) Stian Westerhus - Amputation (House Of Mythology) Yugen - Death by Water (AltrOck) John Zorn - Pellucidar A Dreamers Fantabula (Tzadik) Leben heißt, die anderen mißzuverstehen, sie immer und immer wieder mißzuverstehen und sie dann, nach reiflicher Überlegung, noch einmal mißzuverstehen. Philipp Roth Kunst ist nicht eine bessere, sondern eine andere Existenz; sie ist nicht der Versuch, der Realität zu entfliehen, sondern das Gegenteil: ein Versuch, sie zu beseelen. Sie ist der Geist, der einen Leib sucht und Worte findet. Joseph Brodsky ...(the air is) filled with rambling ghosts and disturbed spirits. They're all screaming and forlorn. It's like they are caught in some weird web - some prugatory between heaven and hell and they can't rest. They can't live, and they can't die. It's like they were cut off in their prime, wanting to tell somebody something. It's all over the place... Robert Zimmerman Just read the first 600 pages. You’ll get the drift. Alsarah Gelesen Anna Achmatova - Poem ohne Held Sabahattin Ali - Der Dämon in uns Isaak Babel - Erste Hilfe. Sämtliche Erzählungen John Berendt - Midnight in the Garden of Good and Evil Cosey - Saigon-Hanoi Joe Fiorito - Die Stimmen meines Vaters Wilhelm Genazino - Idyllen in der Halbnatur Alexander Goldstein - Denk an Famagusta B. S. Johnson - Christie Malrys doppelte Buchführung Jaan Kross - Die Frauen von Wesenberg oder Der Aufstand der Bürger Ossip Mandelstam - Im Luftgrab. Ein Lesebuch Vladimir Nabokov - Pnin Philipp Roth - Amerikanisches Idyll Frank Schulz - Onno Viets und das Schiff der baumelnden Seelen J. J. Voskuil - Das Büro. Direktor Beerta 2 Artrock-Festival "Match & Fuse" 23.-24.09.2016 Der Blaue Adler ruft, und wir kommen gern für die versprochene "Match & Fuse"-Erfahrung, bloß die Musiker nicht. Sie stecken im Stau, haben den Ausstieg in Würzburg verpasst und müssen in Nürnberg wieder umkehren. Die Freaks bestehen den Härtetest ihrer Gutmütig- keit mit Bravour, schwärmen vom RIO Festival in Carmaux: Von Haco & Nippon Eldorado Ka- barett; von der skurrilen graphischen Partitur von Yumi Hara für Jump for Joy! (= 3/4 The Artaud Beats + Faust); von Oosh-Smeh-Dough- ma, mit denen Miroslav Wanek wieder Kafkas Axt schwang gegen das gefrorene Eis in uns allen. Und ganz besonders von Half The Sky, Yumi Haras Hommage an Lindsay Cooper, mit Dagmar Krause und Chris Cutler, zu 4/7 japanisch und zu 4/7 weiblich. Womit ich zwar nicht bei Upsilon Acrux bin, die immer noch verschollen sind, aber bei der Crux des Wochen- endes. Mr. Freakshow präsentiert ausschließlich die andere Hälfte des Himmels, die mit dem Y- Chromosom. Sagt nicht, das wäre wurst, weil Musik nur Eier braucht, keine Titten. Ich find Neil Blandford von WSP das, gelinde gesagt, ungut. Aber gut, nach dem Spruch 'Die Letzten werden die Ersten sein' marschiert das WORLD- SERVICE PROJECT auf die Bühne, uniformiert wie Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band. Und erweist sich live als die Partyband, die ihr RareNoise-Album "For King & Country" ver- muten lässt. Als erstes stellt der den Ablauf moderierende Keyboarder Dave Morecroft klar, dass ihr Patriotismus nicht erst seit dem Brexit mit Stinkefinger daher kommt. Ihr Sarkasmus funkelt ja schon in Titeln wie 'Go Down, Ho'ses', 'Fuming Duck', 'Requiem for a Worm' (um wieder zu Atem zu kommen, aber letztlich doch auch hochprozentig funeralisiert), 'Fire in the Pet Shop' (mit uns als abgefackeltem Kleinvieh) oder 'Mr. Giggles' (mit Morecroft als bösem Clown). Saxophon und eine ver-FX-te Posaune blasen Feuerio. Morecroft, der mit dem europa- weiten Tour- & Festival-Netzwerk "Match & Fuse" auch die Überschrift lieferte, ist ein Irr- wisch, dessen Finger über die Keys und darüber hinaus wuseln wie Wile E. Coyote. Seine Keytar malträtiert er derart, dass sie beim zweiten Einsatz den Dienst verweigert. Überhaupt Bastien Andrieu von BCD Labelle haben sich die Londoner längst ihrer Uniform- jacken entledigt, die Feierbiesterfütterung ist Fotos: Monika Baus artrockpics.com doch zu schweißtreibend. 3 BCD LABELLE, die als nächstes nachrücken, sind mit Florian Nastorg an Sax und William Laudinat an FX-Trompete ähnlich bestückt, aber nicht um direkten Partyspaß zu machen, sie operieren mit düsterem Ambiente und Spannungsaufschub. 'Episch' raunt einer neben mir, mit Tendenz zu dramatisch. Hauptrollen spielen Juan Favarels Bass unter der Gürtellinie, Bastien Andrieus Moog als Raumschiff Orion, der Gitarrist als flexibler Kritzler am rechten Flügel. Dann geben die Toulouser Gas, werden zackig, nur um dubbig weiter zu morphen. Andrieu triggert Schauer- märchen, Psychedelik kaskadiert, Nastorg, an- fangs mit grollendem Bariton, dämpft jetzt ein Alto am Oberschenkel, Laudinat fingert mit einer Hand Effekte. Grummeliger Mulm wird wieder durch Bläserstakkato aufgemischt, Hardcoreriffs gehen über in ein lyrisches, aber dann immer intensiveres Gitarensolo. Zu Marche fùnebre-Pauke schreitend, verbreitet ein Andante Morricone-Feeling. Eine Jasper Stadhouders von Spinifex Bläserattacke und 4/4-Drive verdoppeln die Pace, brachialer Trolltanzbeat wird kakophon akzentuiert, die Gitarre spuckt Improsplitter. Andrieu betrillert in der Manier von ARFI-Meister Xavier Garcia bleierne Metal Hurlant- Riffs. In eine getragene Hymne und Bläserunisono mit wieder surrendem Bariton landet er per Hubschrauber für getrillerte Keyspoesie. Bis der Flow zur finalen Tarantella acceleriert. Als Encore schmurgeln die Frogs im Blindflug, morsen Mayday und rumpeln doch mit Karacho sicher ans Ziel. Noch können sie Present nicht das Schweißtuch reichen, aber dass sie sich hohe Ziele gesteckt haben, das hört man doch, oder? Die nun doch eingetroffene BENOÎT MARTINY BAND, die von einem luxemburgischen Drummer geleitet wird, erweist sich als bunte Truppe mit Gitarre, einem Ungarn am Fuzzbass und niederländischem Doppelsax. Sie huldigen dem Jazzrock der 70er, wichsgriffelig und unverdrossen. Ich gestehe, dass ich diesem Segment des Himmels den Rücken kehre, um zu schwätzen. Egal ob Jazz oder Rock, bei Musik, die weder durch Punk noch durch Frauenpower durchlauferhitzt ist, fehlt mir leicht mal das gewisse Etwas, das in meinen Ohren erst zum Freakdom qualifiziert. Egal ob mit der Verve der Harry Pussy- Tommlerin Adris Hoyos (die Paul Lai von Upsilon Acrux heiß verehrt), oder mit Lindsay Coopers Sophistication (meine Himmelsleiter). Was in meinem Rücken erschallt, das klingt mir einfach nur altbacken, zu 'normal', zu bieder. Dafür würd's langen, wenn ich in den Spiegel gucke. Als UPSILON ACRUX dann endlich doch das Festival eröffnen, ist es Zwei in der Früh und meine Sensoren, die auf Schlafmodus umstellen möchten, diktieren eine Protestnote nach der andern. Ich schau mir, da ich nun mal da bin, die Boys in ihrer bizarren Symmetrie dennoch ne Weile an, die Kalifornier sind schließlich eine Cuneiform-Band. Allerdings hat Acrux-Master Paul Lai sie nach "Radian Futura" (2009) komplett neu aufgestellt. Ein Lackel mit Totenkopftattoos auf der Brust und ein halber Japaner trommeln so mental verkoppelt wie das Pilotenteam eines Pacific Rim-Jaegers. Einer nannte das später einen geclonten Charles Hayward mit vier Armen, einem Hirn. Gegenüber von Lai mit seiner verwegenen Piratenvisage gibt es in ähnlicher 'Drift' einen zweiten Gitarrero. Zentral ist der Keyboarder positioniert, ein schmaler, bebrillter Nikkei-Hipster. Unverändert ist die Coolness ihrer Zahnradvirtuosität, ihrer acruxen Brachialität, die ihnen Vergleiche einbrachte mit Ahleuchatistas, Behold... The Arctopus und Don Caballero. Die beim Formulieren ihrer konkreten Lyrik bis zum Ende durchhielten und eine finale Steigerung genießen konnten, ließen wenig Zweifel daran, dass ich was versäumt habe. 4 ÇA, ein Vox Project-Trio aus Lyon, bieten, kaum dass ich Samstag um Zwei (mittags) mit "Guten Morgen" begrüßt worden bin, erneut den Groß-Klein-Kontrast. Mit Quentin Mascarino als bärtigem Pferdeschwanz-Kentauren am E-Bass und Lucas Ottin als Quark tretendem Kobold an der Gitarre. Die Botschafter des Freudschen Es akzentuieren ihre von Julien Jousselme vehement betrommelten Knatterbretter mit Exklamationen, nur scheinbarem Nonsense, der sich, Stück für Stück, komplettiert zu "Mon tout petit Ça à moi s'est dévoilé au grand jour quand j'ai su le voir sans lunettes." Kaum werden sie mal ganz lind, beginnen sie gleich wieder zu tatzeln. Wie sagte ich bei Acrux? Präzis-brachial! Ich versteh nur petit und grand, da werden sie plötzlich kastriert und dazu verdonnert, Bruchrechnen zu üben. Es haut hin, sogar mit 32steln. Und Crescendo können sie auch. Die traurigen Enthüllungen gipfeln in Oi-Punk und Frog'n'Roll. 'Ne Encore mit wieder einem linden Part bringt alles noch mal gerafft. UHL bringt geschmeidigen Hyperdrivejazz. Die Saarbrückener zeigen schnell, dass man bei gleicher Instrumentierung völlig anders klingen kann. Die Gitarre von Johannes Schmitz ist King, seine Virtuosität ist auf krasse Weise rasant. Für 'Robocop' macht Martial Frenzel eine seiner so herrlich menschelnden Ansagen und lässt dann das Becken flirren wie mit Kolibriflügeln. Wo Ça kantig knattert, fiebert Uhl mit mandelbrotschen Blumenkohlöhrchen. Lukas Reidenbachs Bass schrammt an der Schallmauer entlang, die Stöckchen tickeln wieder so schnell, dass es nur flimmert. Schmitz ray-russellt, 'Hoch leben