GEPHYRA 12, 2015, 1-88 Beiträge zur kleinasiatischen Münzkunde und Geschichte 11. Adleromina: Stadt- und Kultgründungen auf Geheiß des Zeus Johannes NOLLÉ «Stadtgründer müssen unbedingt mit der Art und Weise vertraut sein, wie die Dichter Mythen erzählen und von der diese, wenn sie sie dichten, nicht abweichen dürfen. Hingegen dürfen Stadt- gründer auf gar keinen Fall selbst Mythen dichten.»1 Platon Regula Kunkel gewidmet 1. Einführung Platon hat in seinem ‹Staat› von den Stadt- bzw. Staatsgründern gefordert, einen klaren Blick dafür zu haben, dass griechische Dichter genremäßig einer mythischen Weltsicht verpflichtet seien. Von den Gründern eines idealen Staates aber verlangt er, es ihnen nicht nachzutun und sich auf keinen Fall auf den Mythos einzulassen (sondern sich an den Realitäten zu orientieren). Tatsächlich haben die hellenischen Stadtgründer von der archaischen Zeit bis in den Hellenismus, soweit wir das be- urteilen können, sich meist mit wohlüberlegten und klaren Zielsetzungen zu einer Stadt- bzw. ‹Ko- lonie›gründung entschlossen, dann nach rationalen Gesichtspunkten geeignete Plätze für ihre Gründungen ausgewählt und schließlich die Städte gut geplant und klar durchdacht angelegt2 – * Prof. Dr. Johannes Nollé, Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik des DAI, Amalienstr. 73b, D- 80799 München (
[email protected]). Der Beitrag ist eine Fortsetzung von Gephyra 7, 2010 (2012), 71-126; über einige ausgewählte Aspekte dieser Thematik habe ich auf dem XV. Internationalen Numismatischen Kongress in Taormina im Septem-