Auferstehung Oder Die Kraft Der Zuversicht Foto: Karl-Heinz Schein
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Pfarrblatt der katholischen Stadtkirche Leoben 46. Jg. / Nr. 2 / März - Juni 2021 Auferstehung oder die Kraft der Zuversicht Foto: Karl-Heinz Schein Naturwissenschaften und Technik haben viel Gutes bewirkt, aber eines nicht vermocht: „das Bedürf- nis nach Trost zu stillen oder zum Vergessen zu bringen.“ Auch Optimismus ist berechnend und auf den positiven Ausgang fixiert, denn der Optimist denkt, dass sich die Dinge trotz allem noch zum Guten wenden könnten. Es gibt aber Situationen im Leben, in denen die Rechnung nicht aufgeht. Dann braucht es eine andere Art von innerer Stärke, die den Optimismus übersteigt: Mut. Das ist der Kern der Zuversicht. Zuversicht überspringt wissenschaftliche Prognosen und den Optimismus, dass etwas doch noch ein Happy End findet. Auch im menschlichen Scheitern und in der Ohnmacht des Leides einen Sinn erkennen zu können, auch wenn er nicht verständlich ist, ist die Basis für Zuver- sicht. Das könnte die Botschaft der Auferstehung und der Blick in das Himmelreich sein. MJP LeitartikeXXX L März - Juni 2021 2 Interview mit Mag. Johannes Freitag, MBA, Pfarrer des Seelsorgeraumes Vordernbergertal KK Und auf vielfältige Weise erkenne ich Dass wir da vielleicht Aufholungsbe- eben, dass die Krise uns bei all den darf haben, spirituelle Quellen wieder Herausforderungen auch hilft, zu ler- neu zu erschließen, das glaube ich nen, dass das Leben nie selbstver- schon! Denn wenn man schaut, wo die ständlich ist. Leute überall hinrennen, um irgend- wo spirituelle Bedürfnisse zu stillen, Pfarrer Markus Plöbst: und dabei oft weit entfernt sind von Der Pfarrer von Trofaiach, J. Frei- Uns ist ja der Vorwurf gemacht wor- einer transzendenten Vertiefung, son- tag, und der Pfarrer von Leoben, den – auch mir –, dass wir schon lange dern näher lukrativen Geschäftsmo- M. Plöbst, im Gespräch. in der Kirche den spirituellen Aspekt dellen! in das Soziale hineinverlagert haben. Gerade im Blick auf unsere Kirchen Pfarrer Markus Plöbst: Wir sollen uns nicht nur um soziale gibt es da viel an spirituellen Quellen Lieber Johannes, lieber Nachbarpfar- Anliegen kümmern, sondern vielmehr zu entdecken. Allein die vielfältigen rer! Wie geht es dir in dieser jetzigen um das Seelische. Kümmern wir uns heiligen Räume der Leobner Kirchen- Krise? als Kirche zu wenig um die Kernbot- landschaft kann da als großer Reich- Pfarrer Johannes Freitag: schaft unseres Glaubens? tum neu entdeckt werden. Für mich persönlich hat die Krise Pfarrer Johannes Freitag: ähnlich wie eine Münze zwei Seiten Ich glaube, dass das eher in konzent- Pfarrer Markus Plöbst: oder gleicht dem Wechsel von Tag und rischen Kreisen zu sehen ist. Die Mit- Du warst ja jahrelang Pastoralamts- Nacht. Es gibt sicher viel Herausfor- te ist sicher in der Sammlung im Ge- leiter unserer Diözese. Welche Schritte derndes, das man mit einem Schatten heimnis des Dreifaltigen Gottes, auf würdest du jetzt da setzen? vergleichen kann. Aber ich denke mir, diese Mitte hin richten wir uns in je- Pfarrer Johannes Freitag: wo Schatten ist, bemühe ich mich, aus der Liturgie und jetzt oft auch stell- Also mir ist zum Beispiel gerade im einer christlichen Hoffnung heraus, vertretend für andere hin aus. Aber Blick auf die letzten Monate einfach auch Licht zu sehen. diese Vertiefung kann zum Segen für bewusst geworden, nicht mehr zu zäh- Was mir in dieser Krise bisher gehol- alle werden und ist bewusst oder un- len. Ich habe endgültig gelernt, von 1 fen hat, ist, dass ich lernen musste, bewusst in unseren Lebenswelten auf 100 zu zählen und nicht mehr von auf das Notwendige zu schauen: Was spürbar. 100 auf 1. Und das ist mir in der Kir- ist wirklich notwendig in dieser Zeit, Diese Mitte aufzusuchen und mich che sehr, sehr wichtig geworden. Ich wo Möglichkeiten begrenzt sind, auch auf sie auszurichten, habe ich noch denke mir, früher hat man sich Sor- seelsorglich, menschlich, in einem nie so intensiv gespürt wie in der Co- gen gemacht, weil aus einer Pfarre Dienst als Priester? Und ebenso habe rona-Zeit, ebenso dieses stellvertre- mit 12.000 Leuten an Werktagen nur ich neu lernen müssen, das, was ich tende Dasein. Und das ist letztlich wenige bei der Abendmesse da sind. tue, bewusst zu tun. immer ein spiritueller Ansatz, dass Das ist ja eigentlich armselig, oder? Ich merke einfach, ich bin ein biss- ich stellvertretend auch für andere Ich bemerkte nun bewusster an Orten chen herausgekommen aus dem Akti- mich in Gott vertiefe, in Gott sammle. des Gebetes, zum Altar gewandt, zum onismus, mehr in ein bewusstes Tun, Und von dem ausgehend natürlich Allerheiligsten, dass die Kirchentür und das hat mich indirekt entschleu- das Hinausgehen zu den Menschen, häufiger aufgeht und Menschen gera- nigt, obwohl mitunter der Radius des Werke der Liebe, der Nächstenliebe, de in dieses mystische Element mit- seelsorglichen Wirkens nicht unbe- der Caritas zu setzen, das bedingt ein- eintauchen. Also, wenn wir da sind, dingt kleiner geworden ist. Manches ander ja. Ich habe eher so den Ein- wenn wir selber auch spürbar ma- habe ich überlegter gemacht und druck gehabt, dass das herausfor- chen, dass wir davon leben, von der durch technische Möglichkeiten mit dernder ist in einer Zeit, wo es nicht Vertiefung, vom Gebet, vom Dasein, dem Team gut abgestimmt. so selbstverständlich ist, aufeinander das spricht an und hat Folgen. zuzugehen. Da habe ich auch ein biss- Ich mache mir keine Sorgen mehr! chen gebraucht, Formen zu finden, Also meistens, wenn ich mich umdre- um innerhalb der Regeln den Spiel- he und mit der heiligen Messe begin- Zur Person raum für Karitatives und soziales En- ne, sind gar nicht wenige da! Mag. Johannes Freitag, MBA ist seit gagement mit zu ermöglichen. Ich denke, dass wir einfach unsere 2006 Pfarrer im Seelsorgeraum Vor- Das Spirituelle! Ich bemerke öfter, Heiligtümer selber beleben müssen dernbergertal (Vordernberg, St.Peter- dass wir in unserem Denken oft vom auf unterschiedliche Art und Weise, Frst. und Trofaiach). Seit Herbst ar- „Entweder – Oder“ geprägt sind. Das und dass das Mystische, z.B. Anbe- beitet er in der steir. Militärseelsorge „Sowohl – Als auch“ könnte stärker zu tung, Weihrauch, Kerzen, Musik… in mit und vertritt derzeit den im Aus- einem Maßstab für unser Tun wer- Kirchen mit allen Sinnen stärker er- landseinsatz befindlichen Militärpfar- den. Zwar klingt betend arbeiten - ar- lebbar sein muss. rer. Als Diözesanverantwortlicher für beitend beten ein bisschen fromm, Zu dieser geheimnisvollen Erfahrung, den Rundfunk begleitet er die Radio- aber macht diese Mitte spürbar und die nicht zerredet werden soll, kommt u. Fernsehgottesdienste aus steir. sichtbar, von der sich all unser Tun auch die Mystagogie dazu, die Befähi- Pfarren und kirchl. Einrichtungen. ableitet. gung, verständlich Zugänge zum Hei- 3 März - Juni 2021 LeitartikeXXX L Schein Interview mit Mag. Johannes Freitag, MBA, Pfarrer des Seelsorgeraumes Vordernbergertal „Ein Gespräch wir sind“ ligen zu erschließen. Manchmal eine unverbindliche, offene Geleitwort des Stadtpfarrers Diese mystagogische Aufgabe wird ge- Veranstaltung, man hat zwischen- Liebe Leserin! Lieber Leser! genwärtig und zukünftig noch viel durch die Kirchtüre geöffnet, ist ein- Ostern und der Frühling stehen vor mehr eingefordert werden. Es braucht fach rausgegangen, eine rauchen, der Tür, doch durch die Pandemie sie auch, damit Feiern und Orte unse- dann hat man wieder hereingeschaut: kommt es nicht wie erwartet zu einem res christlichen Glaubens nicht zur Ist der Firmling schon dran? Ich bin Termin- und „Sakramentenstau“. Im Leere verfallen. auch draufgekommen, dass sich die Gegenteil, es gibt noch kaum Anmel- Leute bei diesen Feiern zunehmend dungen für Hochzeiten, Taufen oder Pfarrer Markus Plöbst: aufreiben. Dass jene, die wirklich aus sonstige Festivitäten. Dafür laufen die Schon, aber Fakten sind eben Fakten. dem Glauben leben und etwas erwar- Erstkommunion- und Firmvorberei- Voriges Jahr sind eine Reihe von Tau- ten, in dieser volkskirchlichen Stim- tung seit Semesterbeginn auf Hochtou- fen und auch Hochzeiten abgesagt mung einfach „verwurschtet“ worden ren. Über mehrere Kanäle wurden die worden. Wir haben heuer kaum Tauf- sind. Anmeldungen verbreitet, jeder Firm- anmeldungen und auch kaum Hoch- Ich habe es bei der Sakramentenspen- ling sollte einen Brief und Materialien zeitsanmeldungen! Müssen wir nicht dung in der Corona-Zeit positiv erlebt, empfangen haben. Die geplanten Ter- eine Sakramentenoffensive starten? dass begrenzte, aber dafür reservierte mine für Erstkommunion und Fir- Pfarrer Johannes Freitag: Plätze zur Mitfeier viel mehr Ruhe in mung finden Sie im Kalendarium, wo- Also ich bin auch gespannt, wie das die Feiergemeinschaft gebracht ha- bei unser Pastoralverantwortlicher weitergeht. Werden die Taufen Post- ben. Das ist sicher ein Impuls aus dem Gernot Schönlechner alles general- Corona nachgeholt? Ist man jetzt noch vergangenen Jahr, den ich in Zukunft stabsmäßig koordiniert hat. Danke! zurückhaltend, weil die Gastronomie stärker beachte, damit kommt auch Natürlich sind wir momentan auf di- noch nicht offen hat? Oder ist es die mehr Qualität in die gemeinsame Fei- gitale Medien angewiesen. Umso mehr Erkenntnis Einzelner: Es geht mir er. Und oft ist es ja auch so: Es reißt gilt der Dank allen Familien für ihre vielleicht gar nichts ab. sich ja nicht jeder drum, dass er bei Geduld und die Bereitschaft in dieser Vielleicht hat die Corona-Zeit das, den großen Feiern wie Erstkommuni- außergewöhnlichen Zeit selbst die Vor- was im Inneren da ist, äußerlich stär- on oder Firmung in die Kirche mitge- bereitungen zu begleiten. Die Familie