Stadion-Porträt Stadion-Porträt

Blick vom Fernsehturm auf die Münchener Baustelle … Foto: Pressefoto Mühlberger …und auf den im Jahr 2004 Foto: Ney

zur europäischen Oberklasse und wurde dennoch nicht mehr als 63.000 Karten auch noch Schalkes Manager Rudi As- vom DFB und der UEFA gerne für wich- anbieten, weil sie im Gegenzug auf den sauer anhing, der sich gerade an seiner Ein Denkmal für die Zukunft tige Spiele genutzt. Mit seinen 63.000 Verkauf tausender Sitzplätze verzichten. nagelneuen Arena AufSchalke erfreute Das samt umgebendem Park beeindruckt noch immer durch einheit- Sitzplätzen, davon weit über die Hälfte Einzig im Lokalderby lag die Kapazität und noch nicht ahnte, dass die Zeitungen überdacht, und einem für die damalige zuletzt regelmäßig bei 69.000, nicht je- schon bald vom Arena-Fluch schreiben liche Gestaltung und gewagte Konstruktion, sucht aber neue Perspektiven. Zeit vorbildlichen Ehrengastbereich hatte doch wegen dem Verkauf schlechter Plät- würden.) Aber natürlich war es nicht nur es Mitte der Neunziger keineswegs den ze, sondern wegen der Vergrößerung der die vage Aussicht auf ein paar zusätzliche s dürften gut 150 Fußballinteressier- der Mittellinie, der durch die gewaltige der Aussichtsplattform zu sehen, scheint Ruf einer ungeliebten Schüssel. Dann Gäste-Stehbereiche. International melden Punkte, eine dichtere Atmosphäre und te sein, die an diesem kühlen No- Videowand oberhalb der Gegentribüne aber weit entfernt. Irgendwo hinter dem jedoch setzte hierzulande der Bauboom die Bayern seit Jahren bei 60.000 Fans komplette Überdachung, die die Vereine Evemberabend die Aussichtsplatt- verdeckt ist. Lichtermeer der nördlichen Vororte er- ein. Angeheizt durch die WM-Eupho- „ausverkauft“. in den Stadionneubau trieb: Auch die Ver- formen des Olympiaturms bevölkern. Zu Das Glück der Zuschauer auf der Aus- hebt sich die künftige Allianz-Arena. rie wurden zahlreiche Stadien um- oder Ganz anders der DFB: Bei seinem letz- marktungsmöglichkeiten in der 33 Jahre ihren Füßen, in wenigen hundert Metern sichtsplattform ist oft genug das Pech Doch mit ihrer silbrigen Hülle, die im neu gebaut, und das einstige Prunkstück ten Länderspiel im Olympiastadion nutz- alten Arena entsprachen irgendwann Entfernung leuchtet das satte Grün des der Fans im Stadion. Denn den Rasen Licht der Bauscheinwerfer glänzt, ähnelt drohte den Anschluss zu verlieren. 1997 te er die Maximalkapazität, verhökerte nicht mehr den Idealen des Fußballbusi- Münchner Olympiastadions. Langsam kann man vom Olympiaturm natürlich sie eher einem UFO und wirkt ziemlich war das Olympiastadion noch modern also auch die Plätze mit der schlechtesten ness. Weil heutzutage ein großer Teil der füllt sich auch die Haupttribüne der aus- nur deswegen so prima einsehen, weil surreal. Erst bei Tageslicht kann man genug für ein Champions-League-Finale, Sicht, wohl in der Hoffnung, die Gäste Zuschauereinnahmen nicht mehr durch verkauften Schüssel, und eine Mischung die Gegentribüne komplett unüberdacht erkennen, wie nah das neue Stadion in inzwischen ist es das einzig verbleibende aus England mit der größtmöglichen klassische Sitz- und Stehplätze, sondern aus Popmusik und Fangesängen weht ist. Über 20.000 Zuschauer sitzen oder Wirklichkeit ist, räumlich wie zeitlich. Bundesligastadion mit einer komplett Menschenmenge von 63.000 Zuschauern durch Logen und Business-Seats erzielt herauf zu denjenigen, die entweder keine stehen somit bei schlechtem Wetter im Die Konstruktion der Arena, die nur gut unüberdachten Seite. einzuschüchtern. Dies jedoch ohne Er- wird, beklagt vor allem der FC Bayern Karte mehr ergattern konnten oder we- Regen. Spätestens zur WM 2006 hätte 7 km vom Olympiastadion entfernt ent- Auch Leichtathletikanlagen sind die- folg. Und wer weiß, vielleicht machte es seit langem fehlende Chancengleichheit. gen des günstigen „Eintrittspreises“ von dieses Manko behoben werden müssen, steht, geht zügig voran. Die Fortschritte ser Tage in unserer Eliteliga eher die Aus- die 1:5-Demütigung den Bürgern leich- 3 Euro das Champions-League-Duell der doch konnten sich Architekt, Stadt und bei der Montage der Dach- und Fassa- nahme. Wenn man sie überhaupt noch ter, einige Wochen später bei einem Bür- Wärmedecken für die VIPs Bayern gegen Juventus Turin lieber vom Vereine hierbei nicht auf eine gemeinsa- dekissen sind unübersehbar, und auch  ndet, dann wurde meist wie in Bremen, gerentscheid für ein neues, enges Stadion Olympiaturm aus verfolgen möchten. me Linie einigen. Gemeinsam kam man sonst liegen die Arbeiten im Zeitplan, Berlin oder Nürnberg zumindest der In- in Fröttmaning und gegen den Verbleib Denn während sich der VIP-Bereich Keine schlechte Idee, denn die Perspekti- zu der Erkenntnis, dass der Umbau zu sodass dem für Sommer 2005 geplanten nenraum abgesenkt, um die Sicht auf im weiten Olympiarund zu stimmen. im Bauch der riesigen Haupttribüne noch ve von hier oben ist gar nicht mal so übel, einem zeitgemäßen Fußballstadion so- endgültigen Auszug des Fußballs aus das Spielfeld zu verbessern. In München Den Vereinen kam diese Niederla- immer durchaus sehen lassen kann und den Ball kann man recht gut sehen, und wohl ästhetischer wie auch  nanzieller dem Olympiapark nichts mehr im Wege hat man eine solche Anpassung nie vor- ge also möglicherweise sogar entgegen, über mehrere Restaurants und elegante wer die Aufstellungen der beiden Mann- Wahnsinn gewesen wäre. Aus diesem steht. genommen, stattdessen verzichten die schließlich hatten die Präsidenten Wild- Lounges verfügt, fällt die Infrastruktur schaften im Kopf hat, glaubt sogar, die Grund werden Fußballspiele im Olym- Dass das meist nur „Oly“ genannte Vereine seit Jahren darauf, Karten für die moser und Beckenbauer immer schon draußen auf der Tribüne deutlich be- einzelnen Spieler erkennen zu können. piastadion schon bald der Vergangenheit Rund so bald schon zum „alten Eisen“ Plätze mit der schlechtesten Sicht über- unisono betont, ein reines Fußballstadion scheider aus. Logen mit Blick auf das Das wichtigste jedoch: Man kann das angehören. zählen würde, hätte vor zehn Jahren haupt zu verkaufen. So kommt es, dass sei für fünf bis zehn zusätzliche Punkte Spielfeld, die bei den meisten Bundesli- gesamte Spielfeld überblicken, abgese- Die Zukunft der Münchner Vereine wohl niemand erwartet. Da galt es noch sie zwar durch die Umrüstung der Kur- pro Saison gut. (Eine Theorie, der zu die- gisten inzwischen zur Grundausstattung hen von einem kleinen Bereich auf Höhe ist von der gegenüberliegenden Seite als bestes Stadion Deutschlands, zählte ven in Stehränge Plätze gewinnen, aber sem Zeitpunkt im Herbst 2001 übrigens zählen, sucht man ausgerechnet im �

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s64-71_stadionporträt olympiastadion münchen.indd Abs1:64 18.11.2004 11:18:46 s64-71_stadionporträt olympiastadion münchen.indd Abs1:65 18.11.2004 11:19:13 Stadion-Porträt

…und auf den Olympiapark im Jahr 2004 Foto: Ney

zur europäischen Oberklasse und wurde dennoch nicht mehr als 63.000 Karten auch noch Schalkes Manager Rudi As- vom DFB und der UEFA gerne für wich- anbieten, weil sie im Gegenzug auf den sauer anhing, der sich gerade an seiner tige Spiele genutzt. Mit seinen 63.000 Verkauf tausender Sitzplätze verzichten. nagelneuen Arena AufSchalke erfreute Sitzplätzen, davon weit über die Hälfte Einzig im Lokalderby lag die Kapazität und noch nicht ahnte, dass die Zeitungen überdacht, und einem für die damalige zuletzt regelmäßig bei 69.000, nicht je- schon bald vom Arena-Fluch schreiben Zeit vorbildlichen Ehrengastbereich hatte doch wegen dem Verkauf schlechter Plät- würden.) Aber natürlich war es nicht nur es Mitte der Neunziger keineswegs den ze, sondern wegen der Vergrößerung der die vage Aussicht auf ein paar zusätzliche Ruf einer ungeliebten Schüssel. Dann Gäste-Stehbereiche. International melden Punkte, eine dichtere Atmosphäre und jedoch setzte hierzulande der Bauboom die Bayern seit Jahren bei 60.000 Fans komplette Überdachung, die die Vereine ein. Angeheizt durch die WM-Eupho- „ausverkauft“. in den Stadionneubau trieb: Auch die Ver- rie wurden zahlreiche Stadien um- oder Ganz anders der DFB: Bei seinem letz- marktungsmöglichkeiten in der 33 Jahre neu gebaut, und das einstige Prunkstück ten Länderspiel im Olympiastadion nutz- alten Arena entsprachen irgendwann drohte den Anschluss zu verlieren. 1997 te er die Maximalkapazität, verhökerte nicht mehr den Idealen des Fußballbusi- war das Olympiastadion noch modern also auch die Plätze mit der schlechtesten ness. Weil heutzutage ein großer Teil der genug für ein Champions-League-Finale, Sicht, wohl in der Hoffnung, die Gäste Zuschauereinnahmen nicht mehr durch inzwischen ist es das einzig verbleibende aus England mit der größtmöglichen klassische Sitz- und Stehplätze, sondern Bundesligastadion mit einer komplett Menschenmenge von 63.000 Zuschauern durch Logen und Business-Seats erzielt unüberdachten Seite. einzuschüchtern. Dies jedoch ohne Er- wird, beklagt vor allem der FC Bayern Auch Leichtathletikanlagen sind die- folg. Und wer weiß, vielleicht machte es seit langem fehlende Chancengleichheit. ser Tage in unserer Eliteliga eher die Aus- die 1:5-Demütigung den Bürgern leich- nahme. Wenn man sie überhaupt noch ter, einige Wochen später bei einem Bür- Wärmedecken für die VIPs  ndet, dann wurde meist wie in Bremen, gerentscheid für ein neues, enges Stadion Berlin oder Nürnberg zumindest der In- in Fröttmaning und gegen den Verbleib Denn während sich der VIP-Bereich nenraum abgesenkt, um die Sicht auf im weiten Olympiarund zu stimmen. im Bauch der riesigen Haupttribüne noch das Spielfeld zu verbessern. In München Den Vereinen kam diese Niederla- immer durchaus sehen lassen kann und hat man eine solche Anpassung nie vor- ge also möglicherweise sogar entgegen, über mehrere Restaurants und elegante genommen, stattdessen verzichten die schließlich hatten die Präsidenten Wild- Lounges verfügt, fällt die Infrastruktur Vereine seit Jahren darauf, Karten für die moser und Beckenbauer immer schon draußen auf der Tribüne deutlich be- Plätze mit der schlechtesten Sicht über- unisono betont, ein reines Fußballstadion scheider aus. Logen mit Blick auf das haupt zu verkaufen. So kommt es, dass sei für fünf bis zehn zusätzliche Punkte Spielfeld, die bei den meisten Bundesli- sie zwar durch die Umrüstung der Kur- pro Saison gut. (Eine Theorie, der zu die- gisten inzwischen zur Grundausstattung ven in Stehränge Plätze gewinnen, aber sem Zeitpunkt im Herbst 2001 übrigens zählen, sucht man ausgerechnet im �

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s64-71_stadionporträt olympiastadion münchen.indd Abs1:65 18.11.2004 11:19:13 Stadion-Porträt Stadion-Porträt

Stadionwelt: Wie hoch ist das jährliche Defi zit „Das wird nicht einfach.“ momentan? Interview mit Wilfried Spronk, Geschäftsführer der Olympiapark München GmbH Spronk: Etwa 10 Mio. € pro Jahr, allerdings Stadionwelt: Herr Spronk, in wenigen Mona- Spronk: Die Frage, ob ein „kleiner“ Umbau, darf man nicht vergessen, dass wir nicht ten zieht der Profi fußball endgültig aus dem also nur die Überdachung der Gegentribüne nur ein Stadion betreiben, sondern einen Olympiastadion aus. Was bedeutet das für die und ein paar Modernisierungen im Innenraum, kompletten Park. Wir möchten den Gästen Olympiapark GmbH? mit dem Architekten möglich gewesen wäre, sozialverträgliche Eintrittspreise bieten, wir Spronk: Ein großer Verlust, ohne Zweifel. Wir ist hypothetisch. Dies war politisch nicht ge- übernehmen die komplette Pfl ege des Parks waren gerne Gastgeber für die Münchner Ver- wollt, die volle Konzentration der Stadt galt nun und haben sogar unseren eigenen Sicher- eine, die Nationalmannschaft oder auch die einem kompletten Neubau an anderer Stelle. heitsdienst. Das sind alles Ausgaben, die WM 1974. Hier geht eine große Ära zuende. Wenn man der Sache etwas Positives für uns ansonsten in anderer Form den Haushalt der Und wirtschaftlich ist der Verlust ebenfalls abgewinnen möchte, dann höchstens, dass Stadt belasten würden. enorm. Fußballs ist für uns eine der wichtig- dadurch das Stadion in seiner ursprünglichen Stadionwelt: War die Zuschauerzahl im Sta- sten Einnahmequellen: Bei Fußballspielen Form erhalten bleibt. Nicht umsonst steht es dion bedingt durch mehr Stehplätze früher sind die Abläufe eingespielt, wir können im seit langem unter Denkmalschutz und ist ei- höher? Vorfeld gut planen, unser Risiko istgering. Da- nes der bekanntesten Stadien der Welt. Spronk: Ja, aber nicht nur durch die Stehplät- mit sind Fußballspiele für uns relativ schnell Stadionwelt: Ein sehr schönes, aber auch ze. Beim WM-Finale 1974 konnten auch dank und leicht verdientes Geld. sehr teures Denkmal... temporärer Zusatztribünen 80.000 Menschen Stadionwelt: Also kommen schwere Zeiten das Spiel verfolgen. Solche Zahlen sind heute auf Sie zu, wenn sie ohne dieses Geld wirt- „Eines der bekanntesten natürlich überhaupt nicht mehr machbar. schaften müssen? Stadionwelt: Was wurde in der Vergangenheit Spronk: Ja, das wird nicht einfach. Der Fußball Stadien der Welt“ noch umgebaut? hat 4 bis 5 Millionen Euro jährlich eingebracht, Spronk: Es gab immer wieder kleinere Verände- das ist nicht vollständig zu kompensieren. Un- Spronk: Ja, der Park und das Stadion sind rungen im Zuschauerbereich, meist wurden Si- sere GmbH gehört ja zu 100 % der Stadt, letzt- sicherlich aufwändiger gebaut worden als cherheits- oder Komfortstandards umgesetzt. lich wird diese ihre Zuschüsse an uns erhöhen ursprünglich geplant. In den Plänen, mit de- Zuletzt haben wir für die Leichtathletik-EM alle müssen. nen sich München erfolgreich für die Spiele Sitzschalen und die Laufbahn erneuert. Stadionwelt: Kann die Stadt sich das ange- beworben hat, war kein besonders spektaku- sichts leerer Kassen überhaupt weiterhin lei- läres Stadion vorgesehen. Die Idee mit dem „Konzerte, Events, sten? Zeltdach entstand erst später, dadurch wurde Spronk: Nun, die Münchner haben im Bürger- das gesamte Projekt deutlich teurer, aber so gerne auch Leichtathletik“ begehren von 2001 entschieden, dass sie entstand auch ein architektonische Highlight, Blick über die Haupttribüne auf den Stehplatzbereich Nord Foto: Ney neben dem Olympiastadion ein weiteres Groß- das noch heute die Besucher fasziniert. Stadionwelt: Das Dach ausgetauscht, die Sit- stadion möchten. Was da auch indirekt für Stadionwelt: Sie hatten vor ein paar Jahren ze erneuert. Ist das Stadion nicht eigentlich Stadion des renommiertesten deutschen Mit dem Olympiastadion bleibt dadurch Dachkante entlang kraxeln, sondern auch Kosten auf alle Münchner zukommen würden, Probleme mit dem Dach, die Glasplatten wur- noch zu jung für die Rente? Vereins vergeblich. Und die Ehrentribü- ein Bauwerk bestehen, das trotz aller die höchsten Gipfel der Zeltkonstruktion, wurde damals in der allgemeinen Neubaueu- den immer dunkler und mussten ausgetauscht Spronk: Wir werden versuchen, es trotzdem so ne, mit nur 350 Plätzen vergleichsweise Kritik der Fußballfans und Vereine als gut 50 Meter oberhalb des Spielfeldes, phorie wohl lieber verschwiegen. werden. Ist dieses Problem langfristig gelöst? gut wie möglich zu füllen. Wir sind der „ESEG“, klein, hat weder Polster- noch Lederses- phantastische Sportstätte in Erinnerung erklimmen. Je nachdem, welche Art der Stadionwelt: Welche Alternativen zu einem Spronk: Ja, das ist für die Zukunft ausge- der „European Stadium Event Group“, ange- sel zu bieten, stattdessen sitzen die Gäste bleiben wird. Denn dass das Oly zuletzt Führung man gewählt hat, geht man an- Neubau hätten Sie bieten können? schlossen. Was 1970 niemand ahnen konn- schlossen, der unter anderem auch das Sta- auf einfachen Plastikstühlen – einziges einzig an den Bedürfnissen des Pro fuß- schließend den Wartungsgang weiter zur te: Das Eisen, das aus Brandschutzgründen de de France oder das Olympiastadion von Komfortmerkmal der Ehrenplätze ist so- balls gemessen wurde, ist schlichtweg un- Südkurve hinab oder darf sich aus gut 40 „Wir haben alles in geringer Menge dem Acrylglas beigesetzt Barcelona angehören. Gemeinsam versuchen mit die Wolldecke, die man im Winter fair. Vielmehr sollte man sich vor Augen Metern auf die Tartanbahn abseilen. wurde, hat im Laufe der Jahre zu oxidieren be- wir, Großveranstaltungen zu gewinnen und vom Verein gereicht bekommt. halten, dass die Baupläne immerhin aus Kreative Ideen wie diese gibt es eini- für den Fußball getan“ gonnen. Dadurch wurden einige Glasplatten Synergieeffekte zu erzielen. Es wird auf jeden Den notwendigen Verbesserungen dem Jahr 1967 stammen und damals ih- ge auf Seiten der Betreibergesellschaft, allmählich immer trüber. Auf Fotos aus den Fall mehr Konzerte geben als bisher, eventuell dieser Infrastruktur stand lange der rer Zeit weit voraus waren. Die Idee, mit und alle haben in erster Linie zum Ziel, Spronk: Wir haben jahrelang alles dafür ge- späten 80er Jahren kann man das gut erken- auch Opernaufführungen. Nächsten Sommer Denkmalschutz im Wege. Die Situation einer Hängekonstruktion aus Acrylglas den Einnahmenausfall, der mit dem Ab- tan, die Fußballvereine zu halten, verschiede- nen, da sieht es immer so aus, als sei das werden einige Tribünenabschnitte für ein paar schien so verfahren, dass Bayern-Präsi- 40.000 Zuschauerplätze zu überdachen, zug der Fußballspieler verbunden ist, so ne Modelle entwickelt, Machbarkeitsstudien Stadiondach teilweise verdreckt. Das wäre Tage zu Weinbergen, für eine große Weinwelt dent Franz Beckenbauer bereits über un- ohne eine einzige störende Stütze in den gut wie möglich zu kompensieren. Ganz in Auftrag gegeben. Als feststand, dass die immer schlimmer geworden, also mussten im Innenraum. Im Winter wird die künstliche gewöhnliche Lösungsvorschläge nach- Innenraum setzen zu müssen, löste nicht wird das sicherlich nie gelingen, zumal WM 2006 nach Deutschland kommen wür- wir neue Glasplatten ohne Eisenbestandteile Skirampe, die zuletzt am Olympiasee endete, dachte: „Am besten ist, wir sprengen das nur bei Laien ungläubiges Kopfschütteln gerade Fußballspiele „schnell und leicht de, hatten wir zunächst auch die Stadt auf einbauen. künftig in den Stadioninnenraum führen, auch Stadion einfach weg. Es wird sich doch aus; auch Architekten und Statiker äußer- verdientes Geld“ bedeuten, wie Arno unserer Seite, wollten das Stadion komplett Stadionwelt: Was hat der Austausch des Da- ein großes „Snowboard Big Air“ veranstalten. ein Terrorist  nden, der für uns die Auf- sten zunächst ihre Skepsis. Hartung, Pressesprecher der Olympia- umbauen, enger machen, den Rasen tiefer- ches gekostet? Stadionwelt: Und Leichtathletik? gabe erledigen kann.“ Nun, bekanntlich park GmbH, betont: „Zwar kommt nur legen und die Gegentribüne mit zwei Rängen Spronk: Etwa 100 Millionen Mark, die wir aber Spronk: Gerne, wenn es größere Veranstal- hatte Beckenbauer dann doch noch eine Weltberühmtes Dach ein Drittel der jährlich etwa 5,5 Millionen wieder aufbauen. Als das Projekt abgesegnet komplett aus sogenannten Olympia-Rücklage tungen sind, die auch ein größeres Publikum bessere Idee. Indem er die WM 2006 nach zahlenden Besucher des Olympiaparks werden sollte, hat dann Günter Behnisch, der aufbringen konnten. 1972 hatte uns der Bund anziehen. Bei einem Stadion unserer Größe Deutschland holte, machte er auch den Und auch heute noch ist das gewalti- wegen der Fußballspiele, doch gerade Architekt, plötzlich sein Veto eingelegt. für genau solche Zwecke 130 Millionen Mark sollten schon 25–30.000 Zuschauer kom- Weg für einen kompletten Neubau im ge Dach der heimliche Star des Stadions hier sind die Abläufe perfekt eingespielt, Stadionwelt: Und gegen dessen Willen hätte überlassen, in den folgenden Jahren stieg men, ansonsten leidet die Stimmung. Münchner Norden frei, und das Oly wird und eines der Wahrzeichen der bay- sodass sich unser organisatorischer Auf- man nicht umbauen können? dieser Betrag sogar noch an, weil die neuen Stadionwelt: Sind auch dauerhafte Einrich- uns in seiner ursprünglichen Form erhal- rischen Landeshauptstadt. Ja, es ist so wand in engen Grenzen hält.“ Andere Spronk: Nein, Behnisch hatte ja nicht nur die Sportanlagen kaum gewartet werden mus- tungen geplant? ten bleiben. populär, dass die Olympiapark GmbH, Veranstaltungen sind da weitaus schwie- Umbaupläne entwickelt, auch das ursprüng- sten und das Geld gut verzinst war. Zwischen- Spronk: Das ist nicht so einfach, bei der Grö- Zum Glück. Nicht nur, weil nun mit die Betreibergesellschaft der olympi- riger zu organisieren, außerdem ist es gar liche Stadion von 1972 geht auf seine Idee zeitlich konnten wir über gut 200 Millionen ße des Stadions. Aber wir könnten uns gut der Allianz-Arena ein mehr als würdiger schen Anlagen, seit gut einem Jahr eigens nicht so leicht, Künstler oder Events zu zurück. Damit hatte er das uneingeschränkte Mark verfügen. Da wir aber seit jeher auch einen Kletterpark unter der Haupttribüne vor- Nachfolger entsteht – ein völlig anderer „Zeltdach-Führungen“ anbietet. Hierbei gewinnen, die ein Stadion dieser Größe Urheberrecht, dagegen hätten wir unmöglich den laufenden Betrieb des Parks aus dieser stellen. Auf jeden Fall werden wir gewährlei- Stadiontyp zwar, doch mit ähnlich beein- können die Besucher wie Bergsteiger füllen können. Nur die ganz großen Stars vorgehen können. Rücklage fi nanziert haben, ist das Geld seit sten, dass das Stadion auch nach 2005 als druckender Architektur und einer eben- gesichert nicht nur von der Nordkurve kommen hierfür in Frage, für alle ande- Stadionwelt: Bedeutete dieses Veto das end- einigen Jahren aufgebraucht. Seitdem muss Sportstätte und Veranstaltungsort attraktiv falls revolutionären Dachkonstruktion. aus den Wartungsgang an der vorderen ren steht neben dem Stadion seit je- � gültige Aus für alle Umbaupläne? die Stadt den Fehlbetrag zuschießen. bleibt.

66 Stadionwelt 12/2004 Stadionwelt 12/2004 67

s64-71_stadionporträt olympiastadion münchen.indd Abs1:66 18.11.2004 11:19:46 s64-71_stadionporträt olympiastadion münchen.indd Abs1:67 18.11.2004 11:20:15 Stadion-Porträt Stadion-Porträt

Stadionwelt: Wie hoch ist das jährliche Defi zit „Das wird nicht einfach.“ momentan? Interview mit Wilfried Spronk, Geschäftsführer der Olympiapark München GmbH Spronk: Etwa 10 Mio. € pro Jahr, allerdings Stadionwelt: Herr Spronk, in wenigen Mona- Spronk: Die Frage, ob ein „kleiner“ Umbau, darf man nicht vergessen, dass wir nicht ten zieht der Profi fußball endgültig aus dem also nur die Überdachung der Gegentribüne nur ein Stadion betreiben, sondern einen Olympiastadion aus. Was bedeutet das für die und ein paar Modernisierungen im Innenraum, kompletten Park. Wir möchten den Gästen Olympiapark GmbH? mit dem Architekten möglich gewesen wäre, sozialverträgliche Eintrittspreise bieten, wir Spronk: Ein großer Verlust, ohne Zweifel. Wir ist hypothetisch. Dies war politisch nicht ge- übernehmen die komplette Pfl ege des Parks waren gerne Gastgeber für die Münchner Ver- wollt, die volle Konzentration der Stadt galt nun und haben sogar unseren eigenen Sicher- eine, die Nationalmannschaft oder auch die einem kompletten Neubau an anderer Stelle. heitsdienst. Das sind alles Ausgaben, die WM 1974. Hier geht eine große Ära zuende. Wenn man der Sache etwas Positives für uns ansonsten in anderer Form den Haushalt der Und wirtschaftlich ist der Verlust ebenfalls abgewinnen möchte, dann höchstens, dass Stadt belasten würden. enorm. Fußballs ist für uns eine der wichtig- dadurch das Stadion in seiner ursprünglichen Stadionwelt: War die Zuschauerzahl im Sta- sten Einnahmequellen: Bei Fußballspielen Form erhalten bleibt. Nicht umsonst steht es dion bedingt durch mehr Stehplätze früher sind die Abläufe eingespielt, wir können im seit langem unter Denkmalschutz und ist ei- höher? Vorfeld gut planen, unser Risiko istgering. Da- nes der bekanntesten Stadien der Welt. Spronk: Ja, aber nicht nur durch die Stehplät- mit sind Fußballspiele für uns relativ schnell Stadionwelt: Ein sehr schönes, aber auch ze. Beim WM-Finale 1974 konnten auch dank und leicht verdientes Geld. sehr teures Denkmal... temporärer Zusatztribünen 80.000 Menschen Stadionwelt: Also kommen schwere Zeiten das Spiel verfolgen. Solche Zahlen sind heute auf Sie zu, wenn sie ohne dieses Geld wirt- „Eines der bekanntesten natürlich überhaupt nicht mehr machbar. schaften müssen? Stadionwelt: Was wurde in der Vergangenheit Spronk: Ja, das wird nicht einfach. Der Fußball Stadien der Welt“ noch umgebaut? hat 4 bis 5 Millionen Euro jährlich eingebracht, Spronk: Es gab immer wieder kleinere Verände- das ist nicht vollständig zu kompensieren. Un- Spronk: Ja, der Park und das Stadion sind rungen im Zuschauerbereich, meist wurden Si- sere GmbH gehört ja zu 100 % der Stadt, letzt- sicherlich aufwändiger gebaut worden als cherheits- oder Komfortstandards umgesetzt. lich wird diese ihre Zuschüsse an uns erhöhen ursprünglich geplant. In den Plänen, mit de- Zuletzt haben wir für die Leichtathletik-EM alle müssen. nen sich München erfolgreich für die Spiele Sitzschalen und die Laufbahn erneuert. Stadionwelt: Kann die Stadt sich das ange- beworben hat, war kein besonders spektaku- sichts leerer Kassen überhaupt weiterhin lei- läres Stadion vorgesehen. Die Idee mit dem „Konzerte, Events, sten? Zeltdach entstand erst später, dadurch wurde Spronk: Nun, die Münchner haben im Bürger- das gesamte Projekt deutlich teurer, aber so gerne auch Leichtathletik“ begehren von 2001 entschieden, dass sie entstand auch ein architektonische Highlight, Blick über die Haupttribüne auf den Stehplatzbereich Nord Foto: Ney neben dem Olympiastadion ein weiteres Groß- das noch heute die Besucher fasziniert. Stadionwelt: Das Dach ausgetauscht, die Sit- stadion möchten. Was da auch indirekt für Stadionwelt: Sie hatten vor ein paar Jahren ze erneuert. Ist das Stadion nicht eigentlich Stadion des renommiertesten deutschen Mit dem Olympiastadion bleibt dadurch Dachkante entlang kraxeln, sondern auch Kosten auf alle Münchner zukommen würden, Probleme mit dem Dach, die Glasplatten wur- noch zu jung für die Rente? Vereins vergeblich. Und die Ehrentribü- ein Bauwerk bestehen, das trotz aller die höchsten Gipfel der Zeltkonstruktion, wurde damals in der allgemeinen Neubaueu- den immer dunkler und mussten ausgetauscht Spronk: Wir werden versuchen, es trotzdem so ne, mit nur 350 Plätzen vergleichsweise Kritik der Fußballfans und Vereine als gut 50 Meter oberhalb des Spielfeldes, phorie wohl lieber verschwiegen. werden. Ist dieses Problem langfristig gelöst? gut wie möglich zu füllen. Wir sind der „ESEG“, klein, hat weder Polster- noch Lederses- phantastische Sportstätte in Erinnerung erklimmen. Je nachdem, welche Art der Stadionwelt: Welche Alternativen zu einem Spronk: Ja, das ist für die Zukunft ausge- der „European Stadium Event Group“, ange- sel zu bieten, stattdessen sitzen die Gäste bleiben wird. Denn dass das Oly zuletzt Führung man gewählt hat, geht man an- Neubau hätten Sie bieten können? schlossen. Was 1970 niemand ahnen konn- schlossen, der unter anderem auch das Sta- auf einfachen Plastikstühlen – einziges einzig an den Bedürfnissen des Pro fuß- schließend den Wartungsgang weiter zur te: Das Eisen, das aus Brandschutzgründen de de France oder das Olympiastadion von Komfortmerkmal der Ehrenplätze ist so- balls gemessen wurde, ist schlichtweg un- Südkurve hinab oder darf sich aus gut 40 „Wir haben alles in geringer Menge dem Acrylglas beigesetzt Barcelona angehören. Gemeinsam versuchen mit die Wolldecke, die man im Winter fair. Vielmehr sollte man sich vor Augen Metern auf die Tartanbahn abseilen. wurde, hat im Laufe der Jahre zu oxidieren be- wir, Großveranstaltungen zu gewinnen und vom Verein gereicht bekommt. halten, dass die Baupläne immerhin aus Kreative Ideen wie diese gibt es eini- für den Fußball getan“ gonnen. Dadurch wurden einige Glasplatten Synergieeffekte zu erzielen. Es wird auf jeden Den notwendigen Verbesserungen dem Jahr 1967 stammen und damals ih- ge auf Seiten der Betreibergesellschaft, allmählich immer trüber. Auf Fotos aus den Fall mehr Konzerte geben als bisher, eventuell dieser Infrastruktur stand lange der rer Zeit weit voraus waren. Die Idee, mit und alle haben in erster Linie zum Ziel, Spronk: Wir haben jahrelang alles dafür ge- späten 80er Jahren kann man das gut erken- auch Opernaufführungen. Nächsten Sommer Denkmalschutz im Wege. Die Situation einer Hängekonstruktion aus Acrylglas den Einnahmenausfall, der mit dem Ab- tan, die Fußballvereine zu halten, verschiede- nen, da sieht es immer so aus, als sei das werden einige Tribünenabschnitte für ein paar schien so verfahren, dass Bayern-Präsi- 40.000 Zuschauerplätze zu überdachen, zug der Fußballspieler verbunden ist, so ne Modelle entwickelt, Machbarkeitsstudien Stadiondach teilweise verdreckt. Das wäre Tage zu Weinbergen, für eine große Weinwelt dent Franz Beckenbauer bereits über un- ohne eine einzige störende Stütze in den gut wie möglich zu kompensieren. Ganz in Auftrag gegeben. Als feststand, dass die immer schlimmer geworden, also mussten im Innenraum. Im Winter wird die künstliche gewöhnliche Lösungsvorschläge nach- Innenraum setzen zu müssen, löste nicht wird das sicherlich nie gelingen, zumal WM 2006 nach Deutschland kommen wür- wir neue Glasplatten ohne Eisenbestandteile Skirampe, die zuletzt am Olympiasee endete, dachte: „Am besten ist, wir sprengen das nur bei Laien ungläubiges Kopfschütteln gerade Fußballspiele „schnell und leicht de, hatten wir zunächst auch die Stadt auf einbauen. künftig in den Stadioninnenraum führen, auch Stadion einfach weg. Es wird sich doch aus; auch Architekten und Statiker äußer- verdientes Geld“ bedeuten, wie Arno unserer Seite, wollten das Stadion komplett Stadionwelt: Was hat der Austausch des Da- ein großes „Snowboard Big Air“ veranstalten. ein Terrorist  nden, der für uns die Auf- sten zunächst ihre Skepsis. Hartung, Pressesprecher der Olympia- umbauen, enger machen, den Rasen tiefer- ches gekostet? Stadionwelt: Und Leichtathletik? gabe erledigen kann.“ Nun, bekanntlich park GmbH, betont: „Zwar kommt nur legen und die Gegentribüne mit zwei Rängen Spronk: Etwa 100 Millionen Mark, die wir aber Spronk: Gerne, wenn es größere Veranstal- hatte Beckenbauer dann doch noch eine Weltberühmtes Dach ein Drittel der jährlich etwa 5,5 Millionen wieder aufbauen. Als das Projekt abgesegnet komplett aus sogenannten Olympia-Rücklage tungen sind, die auch ein größeres Publikum bessere Idee. Indem er die WM 2006 nach zahlenden Besucher des Olympiaparks werden sollte, hat dann Günter Behnisch, der aufbringen konnten. 1972 hatte uns der Bund anziehen. Bei einem Stadion unserer Größe Deutschland holte, machte er auch den Und auch heute noch ist das gewalti- wegen der Fußballspiele, doch gerade Architekt, plötzlich sein Veto eingelegt. für genau solche Zwecke 130 Millionen Mark sollten schon 25–30.000 Zuschauer kom- Weg für einen kompletten Neubau im ge Dach der heimliche Star des Stadions hier sind die Abläufe perfekt eingespielt, Stadionwelt: Und gegen dessen Willen hätte überlassen, in den folgenden Jahren stieg men, ansonsten leidet die Stimmung. Münchner Norden frei, und das Oly wird und eines der Wahrzeichen der bay- sodass sich unser organisatorischer Auf- man nicht umbauen können? dieser Betrag sogar noch an, weil die neuen Stadionwelt: Sind auch dauerhafte Einrich- uns in seiner ursprünglichen Form erhal- rischen Landeshauptstadt. Ja, es ist so wand in engen Grenzen hält.“ Andere Spronk: Nein, Behnisch hatte ja nicht nur die Sportanlagen kaum gewartet werden mus- tungen geplant? ten bleiben. populär, dass die Olympiapark GmbH, Veranstaltungen sind da weitaus schwie- Umbaupläne entwickelt, auch das ursprüng- sten und das Geld gut verzinst war. Zwischen- Spronk: Das ist nicht so einfach, bei der Grö- Zum Glück. Nicht nur, weil nun mit die Betreibergesellschaft der olympi- riger zu organisieren, außerdem ist es gar liche Stadion von 1972 geht auf seine Idee zeitlich konnten wir über gut 200 Millionen ße des Stadions. Aber wir könnten uns gut der Allianz-Arena ein mehr als würdiger schen Anlagen, seit gut einem Jahr eigens nicht so leicht, Künstler oder Events zu zurück. Damit hatte er das uneingeschränkte Mark verfügen. Da wir aber seit jeher auch einen Kletterpark unter der Haupttribüne vor- Nachfolger entsteht – ein völlig anderer „Zeltdach-Führungen“ anbietet. Hierbei gewinnen, die ein Stadion dieser Größe Urheberrecht, dagegen hätten wir unmöglich den laufenden Betrieb des Parks aus dieser stellen. Auf jeden Fall werden wir gewährlei- Stadiontyp zwar, doch mit ähnlich beein- können die Besucher wie Bergsteiger füllen können. Nur die ganz großen Stars vorgehen können. Rücklage fi nanziert haben, ist das Geld seit sten, dass das Stadion auch nach 2005 als druckender Architektur und einer eben- gesichert nicht nur von der Nordkurve kommen hierfür in Frage, für alle ande- Stadionwelt: Bedeutete dieses Veto das end- einigen Jahren aufgebraucht. Seitdem muss Sportstätte und Veranstaltungsort attraktiv falls revolutionären Dachkonstruktion. aus den Wartungsgang an der vorderen ren steht neben dem Stadion seit je- � gültige Aus für alle Umbaupläne? die Stadt den Fehlbetrag zuschießen. bleibt.

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s64-71_stadionporträt olympiastadion münchen.indd Abs1:66 18.11.2004 11:19:46 s64-71_stadionporträt olympiastadion münchen.indd Abs1:67 18.11.2004 11:20:15 Stadion-Porträt Stadion-Porträt

Diesen Ausblick… Foto: Ney Die Dachkonstruktion: Eine Pionierleistung der Ingenieure Foto: Ney

Heitere Atmopsphäre während der Olympia-Eröffnungsfeier 1972 Foto: Sportimage Gewagt gewonnen Wie aus einem Architektenbluff ein Baudenkmal und der Schauplatz historischer

…erlebt man bei der Dachtour. Foto: Ney Schwindelerregende Handarbeit Fotos: Pressefoto Mühlberger Sportereignisse entstand.

her die bereit, die mit ihren büne jedoch war nur eine provisorische zungskonzept spätestens mittelfristig ge- m Anfang stand ein gelungener ser Größenordnung existierten nicht, im Untergrund fort, bis sie ihre endgültige bis zu 11.000 Plätzen bei Rockkonzerten Stahlrohrkonstruktion und wurde direkt waltig  oppte. Nur die umstrittene „Kör- Bluff. Die Skizzen, mit denen sich Prinzip musste das Zeltdach völlig neu Verankerung erreichten. So kam es, dass eine Konkurrenz aus den eigenen Reihen nach den Spielen durch eine Glasfront perwelten“-Präsentation von Gunther AArchitekt Günter Behnisch 1967 erfunden werden. Erst nach zahlreichen für den Stadionbau Straßen aufgerissen für das Stadion darstellt. ersetzt. Die heute noch 2.000 Zuschauer- von Hagen brachte Geld und Renom- am Architekturwettbewerb für das Stadi- erfolglosen Materialtests und nachdem werden mussten, die vom Olympiapark Die Situation für die Parkbetreiber ist plätze sind bei Wettkämpfen weiterhin mee, alle anderen Versuche, den großen on der Olympischen Spiele 1972 beteilig- sich Otto und Behnisch zusammengetan eigentlich weit entfernt lagen. Da traf es also knif ig – dabei können sie sich noch mehr als genug, dafür bietet die Halle mit Bau sinnvoll auszulasten, gingen schief. te, sahen ein riesiges, aber doch  ligran hatten, fand man gemeinsam Lösungen, sich gut, dass wegen des U-Bahn-Aus- selbst auf die Schultern klopfen dafür, ihren Panoramafenstern seitdem einen Kein Wunder also, dass die Olympiapark wirkendes Dach vor und sorgten bei der das ambitionierte Dach wie geplant um- baus ohnehin überall in der Stadt gebud- dass bei allen olympischen Planungen herrlichen Blick auf Park und Olympiasee GmbH trotz bestmöglicher Vorbereitung Jury für Begeisterung. Allein – die techni- zusetzen. delt wurde. besonderer Wert auf sinnvolle Nachnut- und ist eines der beliebtesten Schwimm- mit gemischten Gefühlen dem Tag entge- sche Umsetzung der Pläne war ungewiss, Dieser Aufwand schlug sich auch in zung gelegt wurde. „Wenn ich mir all bäder der Stadt. Die Olympiahalle ist genblickt, an dem die Fußballer nach 33 und niemand im Stuttgarter Büro des Ar- Wurzeln im Untergrund den Baukosten für den Olympiapark nie- die Neubauten in Athen oder Sydney multifunktional, sodass sie nicht nur für Jahren ihrer alte Heimat den Rücken keh- chitekten hatte besondere Erfahrung im der. Angesichts der Tatsache, dass die anschaue, dann frage ich mich, wie das Konzerte und Kongresse, sondern auch ren und sich jenseits des Olympiaturms in Bau von Zeltdächern. Der Urheber hatte Besonders aufwändig war die Verle- Spiele bereits nach München vergeben später alles unterhalten werden soll“, so für alle möglichen Sportveranstaltungen ihrem neuen UFO niederlassen werden. sich vielmehr von einem aufsehenerre- gung der Stahlseile, die an der vorderen worden waren und ein prestigeträchtiges Hartung. „Wir haben hier eine der am in Frage kommt, von Super Cross über Dann nämlich müssen Arno Hartung genden Bauwerk seines Kollegen Frei Dachkante gespannt wurden und die Stadion somit gar nicht mehr notwendig nachhaltigsten genutzten Olympia-An- Sechstagerennen der Radsportler bis hin und seine Kollegen gleich zwei große Otto inspirieren lassen, dem deutschen Zeltkonstruktion auf Zug halten sollten. war, wetterte der Bund der Steuerzahler lagen weltweit und bekommen ständig zu „Holiday on Ice“. Und das Boxturnier verlassene Sportstätten mit Leben füllen Pavillon auf der gerade statt ndenden Denn die 400 oberirdischen Meter zwi- über das Zeltdach als die „verschwende- Besuch von Delegationen, die sich unsere fand 1972 der Einfachheit halber in ei- und am Leben erhalten, ohne dabei allzu Weltausstellung von Montreal. schen Nord- und Südkurve waren nur rischste Inspiration der Welt“. Und hat- Konzeption erklären lassen. Zuletzt aus ner umgebauten Eishalle statt, nach den viel Geld zu verlieren. Und die 150 Besu- Doch während in Kanada eher ästhe- ein Bruchteil deren Gesamtlänge. Nach- te nicht NOK-Vizepräsident Max Danz Peking.“ olympischen Spielen prügelten sich hier cher, die bei Fußballspielen künftig wohl tische als technische Aspekte die Kon- dem die Kabel hinter beiden Kurven je- 1966 bei der Vergabe der Spiele nach Den Gästen aus Fernost zeigt man dann schon bald wieder wie gewohnt die Eis- nicht mehr den Olympiaturm besuchen struktion bestimmt hatten, galt es in weils in Betonsockeln der Größe eines München verkündet: „Wir müssen Maß zum Beispiel die Olympia-Schwimmhal- hockeyspieler. werden, sind bei dieser Rechnung sicher- München aufgrund der Größe des Da- Einfamilienhauses verschwunden wa- halten, nichts überbewerten, und nicht le, die einst bei den olympischen Spielen Einziges Sorgenkind ist das ehemalige lich der am leichtesten zu verschmerzen- ches vor allem statische Herausforderun- ren, setzten sie wie Wurzeln ihren Weg in Versuchung geraten, die größten und 9.000 Zuschauer fasste. Die große Osttri- Radstadion, in dem fast jedes Nachnut- de Verlust. ��Matthias Ney gen zu meistern. Referenzprojekte in die- noch kilometerweit durch den Münchner bombastischsten Spiele veranstalten �

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s64-71_stadionporträt olympiastadion münchen.indd Abs1:68 18.11.2004 11:20:41 s64-71_stadionporträt olympiastadion münchen.indd Abs1:69 18.11.2004 11:21:23 Stadion-Porträt Stadion-Porträt

Diesen Ausblick… Foto: Ney Die Dachkonstruktion: Eine Pionierleistung der Ingenieure Foto: Ney

Heitere Atmopsphäre während der Olympia-Eröffnungsfeier 1972 Foto: Sportimage Gewagt gewonnen Wie aus einem Architektenbluff ein Baudenkmal und der Schauplatz historischer

…erlebt man bei der Dachtour. Foto: Ney Schwindelerregende Handarbeit Fotos: Pressefoto Mühlberger Sportereignisse entstand. her die Olympiahalle bereit, die mit ihren büne jedoch war nur eine provisorische zungskonzept spätestens mittelfristig ge- m Anfang stand ein gelungener ser Größenordnung existierten nicht, im Untergrund fort, bis sie ihre endgültige bis zu 11.000 Plätzen bei Rockkonzerten Stahlrohrkonstruktion und wurde direkt waltig  oppte. Nur die umstrittene „Kör- Bluff. Die Skizzen, mit denen sich Prinzip musste das Zeltdach völlig neu Verankerung erreichten. So kam es, dass eine Konkurrenz aus den eigenen Reihen nach den Spielen durch eine Glasfront perwelten“-Präsentation von Gunther AArchitekt Günter Behnisch 1967 erfunden werden. Erst nach zahlreichen für den Stadionbau Straßen aufgerissen für das Stadion darstellt. ersetzt. Die heute noch 2.000 Zuschauer- von Hagen brachte Geld und Renom- am Architekturwettbewerb für das Stadi- erfolglosen Materialtests und nachdem werden mussten, die vom Olympiapark Die Situation für die Parkbetreiber ist plätze sind bei Wettkämpfen weiterhin mee, alle anderen Versuche, den großen on der Olympischen Spiele 1972 beteilig- sich Otto und Behnisch zusammengetan eigentlich weit entfernt lagen. Da traf es also knif ig – dabei können sie sich noch mehr als genug, dafür bietet die Halle mit Bau sinnvoll auszulasten, gingen schief. te, sahen ein riesiges, aber doch  ligran hatten, fand man gemeinsam Lösungen, sich gut, dass wegen des U-Bahn-Aus- selbst auf die Schultern klopfen dafür, ihren Panoramafenstern seitdem einen Kein Wunder also, dass die Olympiapark wirkendes Dach vor und sorgten bei der das ambitionierte Dach wie geplant um- baus ohnehin überall in der Stadt gebud- dass bei allen olympischen Planungen herrlichen Blick auf Park und Olympiasee GmbH trotz bestmöglicher Vorbereitung Jury für Begeisterung. Allein – die techni- zusetzen. delt wurde. besonderer Wert auf sinnvolle Nachnut- und ist eines der beliebtesten Schwimm- mit gemischten Gefühlen dem Tag entge- sche Umsetzung der Pläne war ungewiss, Dieser Aufwand schlug sich auch in zung gelegt wurde. „Wenn ich mir all bäder der Stadt. Die Olympiahalle ist genblickt, an dem die Fußballer nach 33 und niemand im Stuttgarter Büro des Ar- Wurzeln im Untergrund den Baukosten für den Olympiapark nie- die Neubauten in Athen oder Sydney multifunktional, sodass sie nicht nur für Jahren ihrer alte Heimat den Rücken keh- chitekten hatte besondere Erfahrung im der. Angesichts der Tatsache, dass die anschaue, dann frage ich mich, wie das Konzerte und Kongresse, sondern auch ren und sich jenseits des Olympiaturms in Bau von Zeltdächern. Der Urheber hatte Besonders aufwändig war die Verle- Spiele bereits nach München vergeben später alles unterhalten werden soll“, so für alle möglichen Sportveranstaltungen ihrem neuen UFO niederlassen werden. sich vielmehr von einem aufsehenerre- gung der Stahlseile, die an der vorderen worden waren und ein prestigeträchtiges Hartung. „Wir haben hier eine der am in Frage kommt, von Super Cross über Dann nämlich müssen Arno Hartung genden Bauwerk seines Kollegen Frei Dachkante gespannt wurden und die Stadion somit gar nicht mehr notwendig nachhaltigsten genutzten Olympia-An- Sechstagerennen der Radsportler bis hin und seine Kollegen gleich zwei große Otto inspirieren lassen, dem deutschen Zeltkonstruktion auf Zug halten sollten. war, wetterte der Bund der Steuerzahler lagen weltweit und bekommen ständig zu „Holiday on Ice“. Und das Boxturnier verlassene Sportstätten mit Leben füllen Pavillon auf der gerade statt ndenden Denn die 400 oberirdischen Meter zwi- über das Zeltdach als die „verschwende- Besuch von Delegationen, die sich unsere fand 1972 der Einfachheit halber in ei- und am Leben erhalten, ohne dabei allzu Weltausstellung von Montreal. schen Nord- und Südkurve waren nur rischste Inspiration der Welt“. Und hat- Konzeption erklären lassen. Zuletzt aus ner umgebauten Eishalle statt, nach den viel Geld zu verlieren. Und die 150 Besu- Doch während in Kanada eher ästhe- ein Bruchteil deren Gesamtlänge. Nach- te nicht NOK-Vizepräsident Max Danz Peking.“ olympischen Spielen prügelten sich hier cher, die bei Fußballspielen künftig wohl tische als technische Aspekte die Kon- dem die Kabel hinter beiden Kurven je- 1966 bei der Vergabe der Spiele nach Den Gästen aus Fernost zeigt man dann schon bald wieder wie gewohnt die Eis- nicht mehr den Olympiaturm besuchen struktion bestimmt hatten, galt es in weils in Betonsockeln der Größe eines München verkündet: „Wir müssen Maß zum Beispiel die Olympia-Schwimmhal- hockeyspieler. werden, sind bei dieser Rechnung sicher- München aufgrund der Größe des Da- Einfamilienhauses verschwunden wa- halten, nichts überbewerten, und nicht le, die einst bei den olympischen Spielen Einziges Sorgenkind ist das ehemalige lich der am leichtesten zu verschmerzen- ches vor allem statische Herausforderun- ren, setzten sie wie Wurzeln ihren Weg in Versuchung geraten, die größten und 9.000 Zuschauer fasste. Die große Osttri- Radstadion, in dem fast jedes Nachnut- de Verlust. ��Matthias Ney gen zu meistern. Referenzprojekte in die- noch kilometerweit durch den Münchner bombastischsten Spiele veranstalten �

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s64-71_stadionporträt olympiastadion münchen.indd Abs1:68 18.11.2004 11:20:41 s64-71_stadionporträt olympiastadion münchen.indd Abs1:69 18.11.2004 11:21:23 Stadion-Porträt

zu wollen“? Nun würden es also doch fortsetzen.“ Doch echte Freude kam an früher als geplant den Rücken zu kehren. die teuersten Spiele aller Zeiten werden, den verbleibenden fünf Wettkampftagen Schalke hätte einen Sieg gebraucht, um von der Schlichtheit des ursprünglichen nicht mehr auf. die Bayern noch abzufangen, aber kam Stadionmodells war nichts mehr übrig- So blieb es dem Fußball vorbehalten, vor 79.000 Zuschauern mit 5:1 unter die geblieben. Andererseits sahen die Ver- für die fröhlichsten Erinnerungen an das Räder. Anschließend holten die Bayern antwortlichen, allen voran Münchens Stadion zu sorgen. Und dabei waren nicht in ihrer neuen Heimat 15 weitere Titel damaliger Oberbürgermeister Hans-Jo- nur die Finals der Weltmeisterschaft 1974 in 32 Spielzeiten – eine Dominanz, die in chen Vogel, die Chance, mit diesem Sta- und der EURO 1988 bemerkenswert. der Allianz-Arena nur schwer zu über- dion das Ideal der heiteren und leichten Die Geschichte deutscher Länder- bieten sein wird. Spiele zu verwirklichen. Damit, so hoff- spiele im Olympiastadion endete so, te man, könnten die Erinnerung an die wie sie begonnen hatte: mit einem Pau- 1860 mit ewigem Zuschauerrekord zu Propagandazwecken missbrauchten kenschlag! Am 1. September 2001 räch- Spiele von 1936 und den von München, ten sich die Engländer auf grausame Der TSV 1860 hingegen war im Olym- Hitlers „Stadt der Bewegung“, ausgegan- Weise dafür, dass die Deutschen ihnen piastadion weniger glücklich. Immer genen Zweiten Weltkrieg endlich ausge- zuvor den Abschied von „Old Wem- wieder pendelten die Löwen zwischen löscht werden. In diesem Sinne musste bley“ verdorben hatten, und fegten die den Ligen hin und her, ebenso zwischen aber auch der hier während des Wieder- Nationalmannschaft mit 5:1 vom Platz. den Stadien. So auch zuletzt, als der TSV aufbaus aufgehäufte und das Gelände Im letzten Länderspiel der Geschichte nach dem Abstieg aus der Bundesliga prägende Kriegsschutt verschwinden. des Olympiastadions traf Michael Owen beschloss, 2004/05 so viele Spiele wie Behnisch wählte die naheliegende Vari- gleich dreifach und erinnerte damit an möglich wieder in der alten Heimat, ante: Er ließ die Trümmerhalden zu einer Gerd Müller, der auf diesem Rasen ins- dem Grünwalder Stadion, zu absolvie- geschwungenen Berglandschaft model- gesamt über 200 Tore erzielt hatte. So ren. Nur fünf so genannte „Risikospiele“ lieren und begrünen. Rund um diesen auch am 26. Mai 1972, also zwei Monate werden die Löwen voraussichtlich diese „Olympiaberg“ schuf er einen Park mit vor Eröffnung der Olympischen Spiele, Spielzeit im aus Sicht vieler Fans un- kleinen Wäldern, Wiesen und einem See. als er beim ersten Sportereignis über- geliebten Olympiastadion absolvieren. Pünktlich zu den Olympischen Spielen haupt im neuen Stadion die UdSSR fast Ihren letzten Titel errangen sie übrigens waren die Erinnerungen an den Krieg aus im Alleingang besiegte: Mit vier Toren 1966, just in dem Jahr, in dem München Münchens Stadtbild verschwunden, und in nur 17 Minuten! (Endstand 4:1 vor die Olympischen Spiele zugesprochen die heiteren Spiele konnten beginnen. 80.000 Zuschauern). Seinen wichtigsten wurden. Fast scheint es, als habe das Treffer im heimatlichen Stadion erzielte Olympiastadion den Bayern so viel 1972: Keine heiteren Spiele er jedoch zwei Jahre später: Als er in sei- Glück gebracht, dass für die Sechziger nem letzten Länderspiel am 7. Juli 1974 keins mehr übrig blieb. Immerhin, einen Die Hoffnungen schienen sich zu nach einer seiner typischen unvorher- Rekord können sie für sich verbuchen, erfüllen. Die Spiele begannen als Fest, sehbaren Drehungen um die eigene Kör- den ihnen auch der große FC Bayern selbst das Wetter war heiter, das Olym- perachse das 2:1 gegen Holland erzielte München nicht mehr abjagen wird: Am piadach erzielte die gewünschte Wir- und damit Deutschland zum Weltmei- 15. August 1973 emp ngen die Löwen kung und die Gastgeber konnten sich vor ster machte. in der Regionalliga Süd (damals die 2. Komplimenten kaum retten. Als dann Wie die Nationalmannschaft so hat Liga) den FC . Gerade war der am Abend des 4. September die völlig auch der FC Bayern gute Erinnerungen berühmte Helmut Haller nach Jahren in unbekannte 16-jährige Ulrike Meyfahrt an seinen allerersten Auftritt im Oly. Italien in seine Heimat zurückgekehrt Hochsprung-Gold für die Bundesrepu- Zum Finale der Saison 1971/72 emp ng und wollte in Augsburg die Karriere blik errang, dabei gar den Weltrekord man als Tabellenführer die zweitplatzier- ausklingen lassen. Verbunden mit der egalisierte, kannte die Begeisterung keine ten Schalker. Grund genug, dem Stadion Rivalität zwischen den Vereinen sorgte Grenzen mehr. Doch sie hielt nur wenige an der Grünwalder Straße schon ein Spiel dies für eine unbeschreibliche Eupho- Stunden: Im Morgengrauen des rie. Das Olympiastadion war nächsten Tages schlichen acht mit 80.000 Zuschauern restlos Palästinenser ins Olympische ausverkauft, doch viele tausend Dorf, töteten zwei israelische Anhänger standen noch draußen Sportler, nahmen neun weitere vor den Toren. Als in der dritten als Geiseln und beendeteten mit Minute das 1:0 für den TSV 1860 einem Schlag die Leichtigkeit der  el, gab es kein Halten mehr. Zu Spiele. Eine Tragödie nahm ihren Tausenden kletterten die Löwen Lauf, an deren Ende alle neun über die Zäune und sorgten so Geiseln, fünf Terroristen und ein für die höchste Zuschauerzahl, Polizist ihr Leben ließen. die das Olympiastadion je erlebt Auf der Trauerfeier, die am hat. Niemand kann sagen, wie nächsten Tag im voll besetzten viele Fans es genau waren, die Olympiastadion stattfand, stellte Schätzungen reichen von 85.000 IOC-Präsident Avery Brundage bis 100.000. heraus, dass man sich dem Terror Um vorhersagen zu kön- nicht beugen dürfe: „Die Spiele nen, dass sich unter Behnischs müssen weitergehen. Wir erklä- gewaltigem Olympiadach nie ren hiermit den heutigen Tag mehr so viele Zuschauer zu ei- zum Tag der Trauer und werden nem Fußballspiel versammeln alle Veranstaltungen einen Tag werden, muss man kein Prophet später als ursprünglich geplant Hilfskonstruktion für die Dachmontage Foto: Pressefoto Mühlberger sein. ��Matthias Ney

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s64-71_stadionporträt olympiastadion münchen.indd Abs1:70 18.11.2004 11:21:57 Stadion-Porträt

Zum Komplex gehören das Ajax-Gelände und der ArenA-Boulevard Foto: ArenA

Aus Kriegsschutt modellierte man den Olympiapark, der ein perfektes Ensemble mit dem Stadion bildet Foto: Ney Daten & Fakten Sportliche Betreibergesellschaft: Olympiapark München GmbH Höhepunkte Spiridon-Louis-Ring 21 Fußball 80809 München ��WM 1974: 5 Spiele, darunter Tel.: 089-3067-0 das Finale Niederlande – BRD 1:2 Fax: 089-3067-2222 ��EM 1976 – Viertelfi nale: www.olympiapark-muenchen.de BRD – Spanien 2:0 E-Mail: [email protected] ��EM 1988: 2 Spiele, darunter Erbaut: 1969-1972 das Finale am 25.6. Eröffnung: 26.05.1972 Die edlen VIP-Lounges Foto: Ney Niederlande – UdSSR 2:0 mit dem Fußball-Länderspiel BR Deutschland – UdSSR 4:1 Europapokal-Finals: Kapazität: 69.267 Plätze ��Landesmeistercup 1979: (58.066 Sitzplätze, 63.666 Plätze Nottingham – Malmö 1:0 bei reiner Sitzplatznutzung) ��Champions League 1993: Da die unteren 4 Reihen keinen freien Marseille – AC Mailand 1:0 Blick auf das Spielfeld bieten, werden ��UEFA-Cup 1996 (Hinspiel): diese Plätze in der Regel nicht verkauft. Bayern München – Bordeaux 2:0 Somit gilt die Kapazität national 63.000 ��Champions League 1997: und international 60.000 Plätze. Dortmund – Juventus Turin 3:1 VIP-Bereich: Ehrentribüne mit ca. 350 Plätzen, keine VIP-Logen. Weitere sportliche Höhepunkte Überdachung: Das Dach ist aus über ��Olympische Sommerspiele 1972 4.000 Acrylglasplatten zusammenge- Stapelstühle für die Ehrengäste Foto: Ney (26.8. bis 11.9.) setzt und überspannt etwa 39.000 Zu- ��Speedway-Weltfi nale 1989 schauerplätze. IAAF Grand Prix Flutlicht: 556 Fluter à 3,5 kW, ��Leichtathletik-Finale 1999 mit 1.875 Lux eines der stärksten ��Leichtathletik-EM 2002 Stadion-Flutlichter weltweit. Anzeigetafeln: 2 Anzeigetafeln Sonstige Ereignisse à 145 qm, 1 Videowand à 80 qm ��1987 Messe von Papst Spielfeldgröße: 105 x 68 m Johannes Paul II Besichtigungen/Führungen: Besichti- gungen und verschiedene Führungen Open-Air-Konzerte tägl. außer an Veranstaltungstagen ��5x Rolling Stones Telefon: 089-3067-2414 ��4x Michael Jackson E-Mail: besucherservice@olympiapark- ��2x Pink Floyd muenchen.de Der Presseraum Foto: Ney ��2x „Rock im Park“

Stadionwelt 12/2004 71

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