Stadion-Porträt Stadion-Porträt Blick vom Fernsehturm auf die Münchener Baustelle … Foto: Pressefoto Mühlberger …und auf den Olympiapark im Jahr 2004 Foto: Ney zur europäischen Oberklasse und wurde dennoch nicht mehr als 63.000 Karten auch noch Schalkes Manager Rudi As- vom DFB und der UEFA gerne für wich- anbieten, weil sie im Gegenzug auf den sauer anhing, der sich gerade an seiner Ein Denkmal für die Zukunft tige Spiele genutzt. Mit seinen 63.000 Verkauf tausender Sitzplätze verzichten. nagelneuen Arena AufSchalke erfreute Das Olympiastadion samt umgebendem Park beeindruckt noch immer durch einheit- Sitzplätzen, davon weit über die Hälfte Einzig im Lokalderby lag die Kapazität und noch nicht ahnte, dass die Zeitungen überdacht, und einem für die damalige zuletzt regelmäßig bei 69.000, nicht je- schon bald vom Arena-Fluch schreiben liche Gestaltung und gewagte Konstruktion, sucht aber neue Perspektiven. Zeit vorbildlichen Ehrengastbereich hatte doch wegen dem Verkauf schlechter Plät- würden.) Aber natürlich war es nicht nur es Mitte der Neunziger keineswegs den ze, sondern wegen der Vergrößerung der die vage Aussicht auf ein paar zusätzliche s dürften gut 150 Fußballinteressier- der Mittellinie, der durch die gewaltige der Aussichtsplattform zu sehen, scheint Ruf einer ungeliebten Schüssel. Dann Gäste-Stehbereiche. International melden Punkte, eine dichtere Atmosphäre und te sein, die an diesem kühlen No- Videowand oberhalb der Gegentribüne aber weit entfernt. Irgendwo hinter dem jedoch setzte hierzulande der Bauboom die Bayern seit Jahren bei 60.000 Fans komplette Überdachung, die die Vereine Evemberabend die Aussichtsplatt- verdeckt ist. Lichtermeer der nördlichen Vororte er- ein. Angeheizt durch die WM-Eupho- „ausverkauft“. in den Stadionneubau trieb: Auch die Ver- formen des Olympiaturms bevölkern. Zu Das Glück der Zuschauer auf der Aus- hebt sich die künftige Allianz-Arena. rie wurden zahlreiche Stadien um- oder Ganz anders der DFB: Bei seinem letz- marktungsmöglichkeiten in der 33 Jahre ihren Füßen, in wenigen hundert Metern sichtsplattform ist oft genug das Pech Doch mit ihrer silbrigen Hülle, die im neu gebaut, und das einstige Prunkstück ten Länderspiel im Olympiastadion nutz- alten Arena entsprachen irgendwann Entfernung leuchtet das satte Grün des der Fans im Stadion. Denn den Rasen Licht der Bauscheinwerfer glänzt, ähnelt drohte den Anschluss zu verlieren. 1997 te er die Maximalkapazität, verhökerte nicht mehr den Idealen des Fußballbusi- Münchner Olympiastadions. Langsam kann man vom Olympiaturm natürlich sie eher einem UFO und wirkt ziemlich war das Olympiastadion noch modern also auch die Plätze mit der schlechtesten ness. Weil heutzutage ein großer Teil der füllt sich auch die Haupttribüne der aus- nur deswegen so prima einsehen, weil surreal. Erst bei Tageslicht kann man genug für ein Champions-League-Finale, Sicht, wohl in der Hoffnung, die Gäste Zuschauereinnahmen nicht mehr durch verkauften Schüssel, und eine Mischung die Gegentribüne komplett unüberdacht erkennen, wie nah das neue Stadion in inzwischen ist es das einzig verbleibende aus England mit der größtmöglichen klassische Sitz- und Stehplätze, sondern aus Popmusik und Fangesängen weht ist. Über 20.000 Zuschauer sitzen oder Wirklichkeit ist, räumlich wie zeitlich. Bundesligastadion mit einer komplett Menschenmenge von 63.000 Zuschauern durch Logen und Business-Seats erzielt herauf zu denjenigen, die entweder keine stehen somit bei schlechtem Wetter im Die Konstruktion der Arena, die nur gut unüberdachten Seite. einzuschüchtern. Dies jedoch ohne Er- wird, beklagt vor allem der FC Bayern Karte mehr ergattern konnten oder we- Regen. Spätestens zur WM 2006 hätte 7 km vom Olympiastadion entfernt ent- Auch Leichtathletikanlagen sind die- folg. Und wer weiß, vielleicht machte es seit langem fehlende Chancengleichheit. gen des günstigen „Eintrittspreises“ von dieses Manko behoben werden müssen, steht, geht zügig voran. Die Fortschritte ser Tage in unserer Eliteliga eher die Aus- die 1:5-Demütigung den Bürgern leich- 3 Euro das Champions-League-Duell der doch konnten sich Architekt, Stadt und bei der Montage der Dach- und Fassa- nahme. Wenn man sie überhaupt noch ter, einige Wochen später bei einem Bür- Wärmedecken für die VIPs Bayern gegen Juventus Turin lieber vom Vereine hierbei nicht auf eine gemeinsa- dekissen sind unübersehbar, und auch ndet, dann wurde meist wie in Bremen, gerentscheid für ein neues, enges Stadion Olympiaturm aus verfolgen möchten. me Linie einigen. Gemeinsam kam man sonst liegen die Arbeiten im Zeitplan, Berlin oder Nürnberg zumindest der In- in Fröttmaning und gegen den Verbleib Denn während sich der VIP-Bereich Keine schlechte Idee, denn die Perspekti- zu der Erkenntnis, dass der Umbau zu sodass dem für Sommer 2005 geplanten nenraum abgesenkt, um die Sicht auf im weiten Olympiarund zu stimmen. im Bauch der riesigen Haupttribüne noch ve von hier oben ist gar nicht mal so übel, einem zeitgemäßen Fußballstadion so- endgültigen Auszug des Fußballs aus das Spielfeld zu verbessern. In München Den Vereinen kam diese Niederla- immer durchaus sehen lassen kann und den Ball kann man recht gut sehen, und wohl ästhetischer wie auch nanzieller dem Olympiapark nichts mehr im Wege hat man eine solche Anpassung nie vor- ge also möglicherweise sogar entgegen, über mehrere Restaurants und elegante wer die Aufstellungen der beiden Mann- Wahnsinn gewesen wäre. Aus diesem steht. genommen, stattdessen verzichten die schließlich hatten die Präsidenten Wild- Lounges verfügt, fällt die Infrastruktur schaften im Kopf hat, glaubt sogar, die Grund werden Fußballspiele im Olym- Dass das meist nur „Oly“ genannte Vereine seit Jahren darauf, Karten für die moser und Beckenbauer immer schon draußen auf der Tribüne deutlich be- einzelnen Spieler erkennen zu können. piastadion schon bald der Vergangenheit Rund so bald schon zum „alten Eisen“ Plätze mit der schlechtesten Sicht über- unisono betont, ein reines Fußballstadion scheider aus. Logen mit Blick auf das Das wichtigste jedoch: Man kann das angehören. zählen würde, hätte vor zehn Jahren haupt zu verkaufen. So kommt es, dass sei für fünf bis zehn zusätzliche Punkte Spielfeld, die bei den meisten Bundesli- gesamte Spielfeld überblicken, abgese- Die Zukunft der Münchner Vereine wohl niemand erwartet. Da galt es noch sie zwar durch die Umrüstung der Kur- pro Saison gut. (Eine Theorie, der zu die- gisten inzwischen zur Grundausstattung hen von einem kleinen Bereich auf Höhe ist von der gegenüberliegenden Seite als bestes Stadion Deutschlands, zählte ven in Stehränge Plätze gewinnen, aber sem Zeitpunkt im Herbst 2001 übrigens zählen, sucht man ausgerechnet im � 64 Stadionwelt 12/2004 Stadionwelt 12/2004 65 s64-71_stadionporträt olympiastadion münchen.indd Abs1:64 18.11.2004 11:18:46 s64-71_stadionporträt olympiastadion münchen.indd Abs1:65 18.11.2004 11:19:13 Stadion-Porträt …und auf den Olympiapark im Jahr 2004 Foto: Ney zur europäischen Oberklasse und wurde dennoch nicht mehr als 63.000 Karten auch noch Schalkes Manager Rudi As- vom DFB und der UEFA gerne für wich- anbieten, weil sie im Gegenzug auf den sauer anhing, der sich gerade an seiner tige Spiele genutzt. Mit seinen 63.000 Verkauf tausender Sitzplätze verzichten. nagelneuen Arena AufSchalke erfreute Sitzplätzen, davon weit über die Hälfte Einzig im Lokalderby lag die Kapazität und noch nicht ahnte, dass die Zeitungen überdacht, und einem für die damalige zuletzt regelmäßig bei 69.000, nicht je- schon bald vom Arena-Fluch schreiben Zeit vorbildlichen Ehrengastbereich hatte doch wegen dem Verkauf schlechter Plät- würden.) Aber natürlich war es nicht nur es Mitte der Neunziger keineswegs den ze, sondern wegen der Vergrößerung der die vage Aussicht auf ein paar zusätzliche Ruf einer ungeliebten Schüssel. Dann Gäste-Stehbereiche. International melden Punkte, eine dichtere Atmosphäre und jedoch setzte hierzulande der Bauboom die Bayern seit Jahren bei 60.000 Fans komplette Überdachung, die die Vereine ein. Angeheizt durch die WM-Eupho- „ausverkauft“. in den Stadionneubau trieb: Auch die Ver- rie wurden zahlreiche Stadien um- oder Ganz anders der DFB: Bei seinem letz- marktungsmöglichkeiten in der 33 Jahre neu gebaut, und das einstige Prunkstück ten Länderspiel im Olympiastadion nutz- alten Arena entsprachen irgendwann drohte den Anschluss zu verlieren. 1997 te er die Maximalkapazität, verhökerte nicht mehr den Idealen des Fußballbusi- war das Olympiastadion noch modern also auch die Plätze mit der schlechtesten ness. Weil heutzutage ein großer Teil der genug für ein Champions-League-Finale, Sicht, wohl in der Hoffnung, die Gäste Zuschauereinnahmen nicht mehr durch inzwischen ist es das einzig verbleibende aus England mit der größtmöglichen klassische Sitz- und Stehplätze, sondern Bundesligastadion mit einer komplett Menschenmenge von 63.000 Zuschauern durch Logen und Business-Seats erzielt unüberdachten Seite. einzuschüchtern. Dies jedoch ohne Er- wird, beklagt vor allem der FC Bayern Auch Leichtathletikanlagen sind die- folg. Und wer weiß, vielleicht machte es seit langem fehlende Chancengleichheit. ser Tage in unserer Eliteliga eher die Aus- die 1:5-Demütigung den Bürgern leich- nahme. Wenn man sie überhaupt noch ter, einige Wochen später bei einem Bür- Wärmedecken für die VIPs ndet, dann wurde meist wie in Bremen, gerentscheid für ein neues, enges Stadion Berlin oder Nürnberg zumindest der In- in Fröttmaning und gegen den Verbleib Denn während sich der VIP-Bereich nenraum abgesenkt, um die Sicht auf im weiten Olympiarund zu stimmen. im Bauch der riesigen
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