Strahlendes Siegerlächeln, Didier Couche 2011.

24 | brauchtumschweiz.ch Schweizer Topsportler

Didier Cuche war 369 Mal am Start, gewann insgesamt 21 Rennen und stand sagenhafte 67 Mal auf dem Podest.

Ski alpin Didier Cuche Held auf Skiern

Der alpine Skirennfahrer Didier Cuche ist eine Schweizer Skilegende. Seine Lieb- Zu Beginn seiner Profikarriere nahm Cuche lingsdisziplinen waren Abfahrt, Super-G und Riesenslalom. Er prägte den Ski-Welt- an der Juniorenweltmeisterschaft 1993 teil, cup über Jahre und war einer der ganz Grossen. Doch auch eine Topkarriere ist von kam da aber nicht über einen zwölften Platz Auf- und Abs gezeichnet. Didier aber gab nie auf und zeigte stets eisernen Willen hinaus. Sein Debüt im Skiweltcup hatte er und unglaubliches Durchhaltevermögen. Hier seine Ski-Geschichte: 1993 in , wo er die Abfahrt auf der Pista Stelvio als Zweitletzter beendete. Nicht Von Heidi Meister weltcupfahrer werden würde, war nicht un- unbedingt ein verheissungsvoller Start, doch bedingt naheliegend. Doch während seiner Didier Cuche brachte das nicht aus der Didier Cuche wurde am 16. August 1974 in zwanzig jährigen aktiven Zeit stand Didier Ruhe, er trainierte hart. Le Pâquier Neuschatel geboren. Er wuchs Cuche 369 Mal am Start, gewann insgesamt Sein zweites Weltcuprennen bestritt als jüngster von drei Brüdern im Weiler Les 21 Rennen und stand sagenhafte 67 Mal auf er dann knapp zwei Jahre später in Gröden, Bugnenets auf, der zur Gemeinde Le Pâquier dem Podest. wobei er an der Abfahrt erstmals Weltcup- im Val de Ruz gehört und an der Nordwest- Punkte gewann. flanke des Chasseral liegt. Nur wenige Ski- Vom Metzger zum Skiheld Kaum hatte er im Ski-Zirkus Fuss sportler stammen aus dieser Gegend, aber Zwar unterstützten die Eltern von Didier gefasst, musste er in der Saison 1996/97 schon Didier ist sozusagen mit Skiern auf die Welt Cuche die Skileidenschaft des Sohnes, aber wieder pausieren, weil er sich das Schien- gekommen. Der Skilift zu seiner Skipiste bevor er sich in ein sportliches Abenteuer und Wadenbein gebrochen hatte. begann unmittelbar neben dem von seinen stürzen durfte, absolvierte er erst einmal Andere würden in solch einem Fall Eltern geführten Restaurant. Wenn Didier eine Berufsausbildung; er wurde Metzger. vielleicht aufgeben, nicht so Didier Cuche! nicht in der Schule war, dann war er schon Nach Abschluss der Lehre 1992 Im Laufe seiner Ski-Karriere durchlitt er als kleiner Knirps auf der Piste zu finden. arbeitete Didier noch ein Jahr als Metzger, manche Kriese, aber immer ging er gestärkt Dass aus dem Ski-Knirps einmal ein Ski- bevor es im Ski-Zirkus so richtig los ging. daraus hervor. So auch in der Skisaison

magazinbrauchtum.ch | 25 Die letzte Abfahrt 2012

1997/98. Er gewann nämlich 1998 völlig über­ Der legendäre Skisalto 30. Januar 2004 stach der Sieg auf der raschend die erste der Abfahrten auf der In der nächsten Ski-Saison konnte Kandahar-Abfahrt in Garmisch-Partenkir- Streif in Kitzbühel und am Tag danach wurde Cuche in den Disziplinen Riesenslalom und chen heraus, ansonsten waren seine Leistun- er in der etwas längeren „klassischen“ Hahnen- Super-G dann seine ersten Weltcupsiege fei- gen in der Saison 2003/04 im Vergleich zu kamm-Abfahrt zweiter. A star was born! ern. Insbesondere sein Sieg im Januar 2002 früheren Jahren eher mittelmässig. Cuche qualifizierte sich zudem für am Chuenisbärgli in , der wohl die im gleichen Jahr stattfindenden Olympi- schwierigsten Riesenslalomstrecke der Welt, Die Katastrophe von Adelboden schen Winterspiele in Nagano und gewann sorgte in der Schweiz für Begeisterung. Am Mit zwei Podestplätzen im Riesen- dort im Super-G prompt die Silbermedaille. Ziel wollte er den Ski aus der Bindung slalom begann die Saison 2004/05 vielver- Zum Abschluss der Saison folgte der erste kicken, doch der Ski machte unbeabsichtigt sprechend. Umso härter traf den Sportler die Schweizer Meistertitel. einen spektakulären Salto. Weil das beim Katastrophe in Adelboden! Beim Training Nach dem Höhenflug folgte ein wei- Publikum so gut ankam, perfektionierte zog er sich im Januar 2005 einen Kreuzband­ teres Down. In der darauffolgende Saison Cuche kurzerhand diese originelle Art des riss im rechten Knie zu und musste die konnte er die hochgeschraubten Erwartun- Skiabschnallens, die zu seinem Markenzei- Saison sofort beenden. gen nicht erfüllen. Sein bestes Ergebnis war chen wurde. War das nun das OUT? Im Alter von ein vierter Platz gegen Saisonende beim Enttäuschend verliefen für ihn die einunddreissig Jahren stand er am Tiefpunkt Super-G in . Olympischen Winterspiele 2002 in Salt Lake seiner Karriere. Doch da war er wieder, der Die Saison 1999/2000 brachte wiederum City. Er wurde in der Abfahrt Zehnter und Kampfgeist. Seinen Weg zurück an die Spitze eine spürbare Leistungssteigerung mit drei verpasste nach bester Zwischenzeit im Su- durfte die Öffentlichkeit miterleben, denn Podestplätzen. Nachdem er bisher vor allem per-G das letzte Tor. während der Verletzungspause entstand der in den schnellen Disziplinen aufgefallen war, In der Saison 2002/03 konnte Cuche Dokumentarfilm „Der Zweifel“ (franz. „Le stiess er nun auch im Riesenslalom in die viermal einen Podestplatz herausfahren, Doute“). Schonungslos wird Cuches be- Nähe der Weltspitze vor. darunter einen Sieg in einem Super-G. Am schwerlicher Kampf eindrücklich dokumen-

26 | magazinbrauchtum.ch Didier Cuche – seine Erfolge im Überblick: tiert und im März 2007 im Schweizer Fern- sehen ausgestrahlt. Debüt im Weltcup: Abfahrt, Bormio 1993 Erste Weltcuppunkte: Abfahrt, 1995 Erster Weltcupsieg: Sprintabfahrt, Kitzbühel 1998 Sportler des Jahres Während der Saison 2005/06 war es für ihn Seine grössten sportlichen Erfolge: vor allem wichtig, den alten Formstand wie- Olympiade Nagano 1998: 2. Platz im Super-G der zu erlangen, was ihm in den nächsten WM St. Moritz 2003: 4. Abfahrt Saisons auf eindrückliche Weise auch gelang. WM Åre 2007: 3. Riesenslalom, 4. Super-G Cuche konnte schliesslich zum Auf- WM Val d‘Isère 2009: 1. Super-G, 2. Abfahrt WM Garmisch-Partenkirchen 2011: 2. Abfahrt takt der Saison 2009/10 im Alter von etwas über 35 Jahren den Riesenslalom auf dem Weltcup Saison 1997/98: 8. Gesamt, 4. Abfahrt, 6. Super-G Rettenbachferner in Sölden gewinnen. Er ist Weltcup Saison 2001/02: 3. Gesamt, 2. Super-G, 4. Riesenslalom seither der älteste Weltcupsieger in dieser Weltcup Saison 2002/03: 3. Super-G Disziplin. Einen weiteren „Altersrekord“, Weltcup Saison 2006/07: 3. Gesamt, 1. Abfahrt, 3. Super-G Weltcup Saison 2007/08: 3. Gesamt, 1. Abfahrt, 2. Super-G, diesmal in der Abfahrt, stellte er dann im 4. Riesenslalom November 2009 mit seinem Sieg in Lake Weltcup Saison 2008/09: 3. Gesamt, 1. Riesenslalom Weltcup Saison 2009/10: 3. Gesamt, 1. Abfahrt Louise auf. Kurz danach wurde er zum Weltcup Saison 2010/11: 1. Abfahrt Schweizer Sportler des Jahres 2009 gewählt, Podiumsplatzierungen: wobei er sich gegen den favorisierten Tennis­ spieler durchsetzen konnte. 1. Rang 2. Rang 3. Rang Abfahrt 12 16 4 Super-G 6 5 12 Ältester Abfahrts-Weltcupsieger Riesenslalom 3 5 4 Im Januar 2010 gewann Cuche auf der Streif Besondere Auszeichnungen: in Kitzbühel trotz einer gebrochenen Rippe sowohl den Super-G als auch die Abfahrt. Schweizer des Jahres: 2011 Schweizer Sportler des Jahres: 2009 & 2011 Er ist damit nach und erst der dritte Fahrer, dem dies gelang. Enttäuschend verliefen hinge- gen die Olympischen Winterspiele 2010. Trotz eines gebrochenen Daumens gehörte zum vierten Mal den Sieg in der Abfahrts- im Super-G und auf 37 Jahre und 6 Monate er – vor allem in der Abfahr – zu den meist- Disziplinen-Wertung und gleich darauf stand in der Abfahrt. genannten Favo­riten, kam aber nicht über er auch im Super-G als Gesamtsieger fest. einen sechsten Platz hinaus. Mit dem Sieg in Das letzte Rennen der vorletzten Abfahrt der Saison in Kvitfjell Schicksalsjahr Beim Weltcupfinale in Schladming fuhr sicherte er sich aber zum dritten Mal den Zu Beginn der Saison 2011/12 gewann Cuche am 17. März 2012 schliesslich sein Abfahrtsweltcup. Cuche die Abfahrt in Lake Louise, stand letztes Rennen. Den zweiten Durchgang Am 22. Januar 2011 holte Cuche sich aber danach zunehmend im Schatten vom dieses Riesenslaloms bestritt er zum Ab- mit seinem Abfahrtssieg auf der Streif in jungen Schweizer Abfahrtsfahrer . schied auf Holz-Skiern und in nostalgischer Kitzbühel von Walchhofer den Titel als ältes- Auf dem Höhepunkt seiner Karriere, wenige Ski-Bekleidung – und vollführte im Ziel ter Abfahrts-Weltcupsieger zurück und löste Tage nach seiner Wahl zum „Schweizer des natürlich auch mit diesen Brettern seinen gleichzeitig Marco Büchel als ältesten Welt- Jahres“, gab Didier Couche am 19. Januar Ski-Salto. Eine eindrückliche Ski­rennfahrer- cupsieger überhaupt ab. Mit seinem vierten 2012 anlässlich einer Pressekonferenz in Karriere ging damit auf eine ganz spezielle Abfahrtssieg in Kitzbühel zog er mit Franz Kitzbühel seinen bevorstehenden Rücktritt Art zu Ende. Klammer und gleich. Eine Wo- im März 2012 bekannt. Heute, so schreibt er auf seiner eige- che später siegte Cuche auch in Chamonix. Doch Didier Cuche fuhr weiter, wie nen Website, ist sein Terminkalender voller Bei der Weltmeisterschaft 2011 in wenn nichts gewesen wäre und nur zwei Tage als je zuvor! Und das lässt hoffen, dass wir Garmisch-Partenkirchen gewann er die Sil- später gewann er die klassische Hahnen- auch in Zukunft wieder von ihm hören wer- bermedaille in der Abfahrt und im März kammabfahrt zum vierten Mal insgesamt den … 2011 den Super-G von Kvitfjell. Seither ist und zum dritten Mal hintereinander! Cuche auch in dieser Disziplin der älteste Es folgten zwei weitere Siege in Sieger eines Weltcuprennens. Garmisch-Partenkirchen und Crans-Mon- Mit einem vierten Platz beim Welt- tana. Die von ihm gehaltenen Altersrekorde cupfinale in Lenzerheide sicherte er sich erhöhte er somit auf 37 Jahre und 7 Monate

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