Johannes Schmidt, August Schleicher

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Johannes Schmidt, August Schleicher Philosophisch-historische Klasse Abhandlungen München, Neue Folge 140 Philosophisch-historische Klasse Abhandlungen München, Neue Folge 140 Zur Geschichte der Sprachwissenschaft im 19. Jahrhundert Briefe Johannes Schmidts an August Schleicher 1865–1868 Klaus Strunk (Hrsg.) Vorgetragen am 6. Juli 2007 Abbildung rechte Seite: Brief Johannes Schmidts an August Schleicher, Berlin, am 15. Juni 1866 ISSN 0005 710 X ISBN 978 3 7696 0128 2 © Bayerische Akademie der Wissenschaften München, 2014 Layout und Satz: a.visus, München Druck und Bindung: Pustet, Regensburg Vertrieb: Verlag C. H. Beck, München Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier (hergestellt aus chlorfrei gebleichtem Zellstoff) Printed in Germany www.badw.de www.badw.de/publikationen/index.html Inhalt i. Vorwort 7 ii. Einleitung 10 iii. Die Briefe Johannes Schmidts an August Schleicher 20 iv. Anhang: Briefe Johannes Schmidts an Wilhelm Schulze und Friedrich Max Müllers an Anonymus 120 Bayerische Akademie der Wissenschaften München Veröffentlichungen/Backlist 126 7 I. Vorwort i. Die im Editionsteil bekanntgemachten Briefe Johan- Vorwort nes Schmidts an August Schleicher aus den Jahren 1865–1868 wurden hier diplomatisch getreu in der ei- genwilligen Orthographie wiedergegeben, die der ju- gendliche Schreiber in Anlehnung an entsprechende Verfahrensweisen seines Lehrers Schleicher verwen- dete. Diese für moderne Leser befremdlich wirkende Schreibweise gründete in einem Mißbehagen an man- cherlei Unzulänglichkeiten der vor Erscheinen von Konrad Dudens Vollständigem orthographischen Wör- terbuch der deutschen Sprache ( 1. Auflage Leipzig 1880) üblichen Rechtschreibung; jenes Unbehagen wurde womöglich auch von Adalbert Kuhn geteilt, wenn Schmidts Bemerkung in seinem Brief Nr. 2 vom 1. 11. 1865, S. 2 unten, Kuhn habe ihm «auch eine Jere- miade über das standard-alphabet» gesungen, so zu verstehen ist. Jedenfalls suchten Schleicher und, ihm folgend, der junge Schmidt empfundenen Mängeln der zeitgenössischen Orthographie durch Schaffung und Gebrauch einer Rechtschreibung abzuhelfen, die sich an linguistischen Überlegungen und an manchen Befunden der historischen deutschen Sprachwissen- schaft orientierte. Das zeigt sich u. a. am Verzicht auf bestimmte Buch- staben (etwa <h>; <e> in <ie>), wenn sie nur als Dehnungssymbole insbesondere für erst im Spätmit- tel- bis Frühneuhochdeutschen lang gewordene Kurz- vokale betonter offener Silben dienen. So schreibt Schmidt nach Art des Mittelhochdeutschen z. B. «in» statt «ihn», «im» statt «ihm»; «vil» statt «viel» und ebenso archaisierend «wider» auch im Sinne von «wieder»1 = ‹nochmals, zurück›, das so erst im 17./18. Jh. 1 Graphien mit <ie> für <i:> in solchen Fällen – wie etwa auch in nieder (mhd. nider) – wurden bekanntlich als 8 I. Vorwort durch gelehrte graphische Differenzierung von sei- schern, aber auch historischer Ereignisse usw. wurden nem erstgenannten Etymon abgehoben worden war2. allgemein verfügbare Informationsquellen herange- Außerdem vermeidet Schmidt weitgehend – aber zogen; dies gilt nicht zuletzt für Meyers Konversati- nicht durchgängig – Schreibung von Doppelkonso- onslexikon. 5. Auflage (17 Bände und ein Ergänzungs- nanten oder ihrer Substitute (<ck>, <m¯ > usw.), an- band). Leipzig und Wien 1894–1898. Auf benutzte scheinend zumindest vor folgenden weiteren Konso- wissenschaftliche Sekundärliteratur ist jeweils geson- nanten; so finden sich beispielsweise in seinem Brief dert an einschlägigen Stellen der Erläuternden An- Nr. 20 einerseits «unglück. Alles ...» (auf S. 3), anderer- merkungen verwiesen, ohne daß dort gebotene Biblio- seits «unglüklicher» (auf S. 4). Der Frage, ob mit sol- graphische Einzelheiten nochmals in einer eigens chen oder ähnlichen Varianten grundsätzlich komple- erstellten Literaturliste zusammengefaßt wurden. mentäre Verteilungen (<ck> in Pausa und vor Vokal, <k> vor Konsonant) intendiert waren oder (auch) mit Zur Verwendung von indizierenden Zahlen und Buch- bloßen Inkonsequenzen zu rechnen ist, wurde vom staben sowie von Klammern und Punkten: Herausgeber nicht eigens nachgegangen. Generelle Kleinschreibung aller Wortarten (Aus- 1. Zahlen: nahmen: am Satzanfang nach Punkt; bei Eigennamen Hochgestellte Zahlen verweisen in Vorwort und Einlei- und pronominalen Höflichkeitsformen des Typs tung auf entsprechend numerierte Fußnoten auf der «Sie») pflegten wie Schmidt zu jener Zeit viele andere gleichen Seite; im Editionsteil beziehen sie sich auf in ebenfalls. gleicher Weise markierte Erläuternde Anmerkungen Verbalkomposita erscheinen bei Schmidt gewöhn- im Anschluß an den jeweiligen Brieftext. lich mit Spatium zwischen Präverb und Verb, anders nur in seltenen Fällen, wenn das Verbum als Simplex 2. nicht vorkommt bzw. eine andere Bedeutung als in- Hochgestellte Buchstaben im Text des Editionsteils nerhalb des Kompositums hat. betreffen entsprechend gekennzeichnete Details von Zahlen jeweils beginnender neuer Seiten der Origi- ‹Lesarten› im ‹Apparat› am Seitenfuß. nalbriefe werden im fortlaufenden edierten Text zwi- schen Schrägstrichen (z. B. /2/; /3/ usw.) angegeben. 3. Klammern: Bei Querverweisen auf Briefstellen in den Erläutern- < > (spitze Klammer) umschließt entweder a) Gra- den Anmerkungen des Herausgebers beziehen sich pheme oder b) ein im Originalbrief ausgespartes oder Angaben von Seiten im Anschluß an die Nummer des irrtümlich ausgelassenes Segment, das im edierten betreffenden Briefes nicht auf diejenigen des edierten Text konjektural ergänzt ist; Textes, sondern auf die in letzterem solcherart kennt- [ ] (eckige Klammer) enthält a) einen phonetischen lich gemachten Seiten des Originals. Lautwert, steht b) für im Originalbrief unleserliche Slavische – d. h. vornehmlich russische – Wörter Buchstaben oder Zeichen, umschließt c) eine deutsche und Passagen seiner Briefe hat Schmidt in geschriebe- Übersetzung einer voranstehenden fremdsprachigen ner Kyrilliza geboten. Der Einfachheit und besseren Textpassage (so etwa einer russischen im Brief Nr. 17) Lesbarkeit halber wurde diese Notation in die Edition oder fungiert d) als Klammer in einer (runden) Klam- weder übernommen noch dort verfälscht durch ge- mer; druckte Kyrilliza ersetzt, sondern nach den geltenden { } (geschweifte Klammer) enthält ein im Originalbrief Normen – wie auch in historischen und vergleichen- überflüssiges, z. B. irrtümlich zweimal geschriebenes den Grammatiken slavischer Sprachen üblich – jeweils und im edierten Text zu tilgendes Segment. in lateinische Druckschrift transliteriert. Für Angaben bloßer Fakten in den Erläuternden 4. Punkte: Anmerkungen wie vor allem Lebens-, Karriere- und Mehrere Punkte auf einer Textzeile der Edition deuten Publikationsdaten von bei Schmidt erwähnten For- Worte oder Passagen im Originalbrief an, die der Herausgeber wegen ihrer Belanglosigkeit für heutige Leser (z. B. Nr. 18, S. 2–3; Nr. 19, S. 1 eine Anzahl von sogenannte ‹umgekehrte› Schreibungen an <ie> alter Korrekturhinweisen für die Fahnen zur 3. Auflage von Diphthonge (wie z. B. in lieb, Dieb usw. vorliegend) angegli- Schleichers Compendium) und zur Raumersparnis chen, die mittlerweile den Lautwert von monophthongi- weggelassen hat. schem langem ī (<i:>) erreicht hatten. 2 Vgl. Kluge-Seebold, Etymologisches Wörterbuch der deut- Ein Punkt unter einem Buchstaben des edierten schen Sprache. 24. Auflage Berlin–New York, s. v. ‹wider›. Textes besagt, daß der betreffende Buchstabe im Origi- 9 I. Vorwort nalbrief unklar oder mehrdeutig, dabei auch mit dem- Reinhard Stempel (Bonn), Stefan Zimmer (Bonn/ jenigen, der an dieser Stelle konjektural in die Edition St. Augustin). gesetzt wurde, graphisch vereinbar ist. Ausarbeitung und Fertigstellung dieser kommentier- Nicht zuletzt bleibt hier mehreren Kollegen, Freunden ten Briefausgabe haben sich wider frühe Erwartungen und Bekannten herzlich für wertvolle Unterstüt- wegen unvorhergesehener privater Umstände und da- zungen und Auskünfte zu danken, die erheblich da- mit verbundener zeitaufwendiger Verpflichtungen zu beigetragen haben, daß die kommentierte Briefaus- des Herausgebers erheblich verzögert. Er hofft auf Ver- gabe in der vorgelegten Form zustande kommen ständnis dafür, daß die vollständige Edition aus den konnte: Jens-Uwe Hartmann (München), Eugen Hill angedeuteten Gründen erst relativ spät nach ihrer ers- (München, jetzt Berlin), Maria Kozianka (Jena), Adel- ten umrißartigen Vorstellung in der Philosophisch- heid Mette (München), Peter Mumm (München), Karl historischen Klasse der Bayerischen Akademie der Horst Schmidt (Bonn), Regine Sonntag (München), Wissenschaften veröffentlicht werden kann. 10 II. Einleitung ii. Der folgendem kommentierten Edition liegt ein Fund Einleitung zugrunde. Dieser lagerte neben anderen handge- schriebenen Kostbarkeiten im Institut für Allgemeine und Indogermanische Sprachwissenschaft der Univer- sität München, genauer: in einem Stahlschrank des dortigen Vorstandszimmers. Es handelt sich um eine Sammlung von in der Hauptsache 34 autographischen und bisher unerschlossenen Briefen aus den Jahren 1865–1868, die der in der Folgezeit berühmt gewordene Indogermanist Johannes Schmidt aus Stettin, Berlin und Bonn an seinen kaum weniger renommierten akademischen Lehrer August Schleicher in Jena ge- schrieben hat. Außerdem enthält das Korpus: a) ein weiteres Schreiben Schmidts vom 19. November 1891, in dem er – mittlerweile seit anderthalb Jahr- zehnten Inhaber des Lehrstuhls für vergleichende Sprachwissenschaft an der Universität Berlin – den damaligen Privatdozenten Wilhelm Schulze in Greifs- wald nach einem Gespräch mit dem bei ihm zu Gast weilenden
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