Unabhängiges Magazin Ausgabe 10
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Je Woche 15. Jahrgang ISSN 1862 – 1996 Kulturexpress Unabhängiges Magazin Stuttgarter Innenstadtbebauung, Entwurf Herzog & de Meuron • Interaktive Gemeindekarte neuer Wohnungen 2017 • Dass sich die Stuttgarter das gefallen lassen! • Aufbruch Kulturquartier - Ideen zur Stuttgarter Kulturmeile Ausgabe 10 vom 03. - 09. März 2019 Inhalt o Interaktive Gemeindekarte neuer Wohnungen 2017 o Dass sich die Stuttgarter das gefallen lassen! o Aufbruch Kulturquartier - Ideen zur Stuttgarter Kulturmeile o Galerieeditionen zum Bauhaus-Jubiläum o Herzenssache - Wilhelm Busch malt o DIE BLÜTE DES EINKLANGS Regie: Naomi Kawase (Japan) Kinostart: 14. Februar 2019 Zeitschrift für Kunst, Kultur, Philosophie, Wissenschaft, Wirtschaft und Industrie Kulturexpress verpflichtet sich unabhängig über wirtschaftliche, politische und kulturelle Ereignisse zu berichten. Kulturexpress ist deshalb ein unabhängiges Magazin, das sich mit Themen zwischen den Welten aus Wirtschaft und Kultur aber auch aus anderen Bereichen auseinandersetzt. Das Magazin bemüht sich darin um eine aktive und aktuelle Berichterstattung, lehnt jedoch gleichzeitig jeden Anspruch auf Vollständigkeit ab. Impressum Finanzamt IV Frankfurt a/M Herausgeber Rolf E. Maass www.kulturexpress.de St-Nr.: 148404880 Postfach 90 06 08 www.kulturexpress.info USt-idNr.: 54 036 108 722 60446 Frankfurt am Main www.svenska.kulturexpress.info [email protected] mobil +49 (0)179 8767690 Kulturexpress in gedruckter Form Voice-Mail +49 (0)3221 134725 erscheint wöchentlich Wie viele Wohnungen wurden in meiner Gemeinde fertiggestellt? Interaktive Gemeindekarte der Baufertigstellungen 2017 Meldung: destatis Im Jahr 2017 wurden in Deutschland 284 800 Wohnungen fertig gestellt. Das waren im Durchschnitt 3,4 Wohnungen je 1 000 Einwohner. Wo genau die Wohnungen fertig gestellt wurden und in welchen Regionen eine hohe beziehungsweise niedrige Bautä- tigkeit herrscht, das zeigt die interaktive Gemeindekarte der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder. Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 10 - 2019 3 Erstmals werden in dieser Karte die Anzahl der nämlich 32,4 Wohnungen je 1 000 Einwohner. In fertig gestellten Wohnungen ins Verhältnis zur Gemeinden mit mehr als 100 000 Einwohnern Bevölkerungszahl der jeweiligen Gemeinde ge- wurden die meisten Wohnungen in Berlin-Lich- setzt. Neben dieser Verhältniszahl werden für tenberg und Potsdam mit jeweils 9 Wohnungen die Gemeinden auch die absolute Zahl der fertig je 1 000 Einwohner fertig gestellt. Weniger als gestellten Wohnungen und die Einwohnerzahl eine Wohnung je 1 000 Einwohner waren es in angegeben. Für Berlin und Hamburg werden so- Wuppertal, Hagen, Herne und Berlin Tempelhof- gar die Stadtbezirke dargestellt, während für Schöneberg. Rheinland-Pfalz die Verbandsgemeinden abge- Detaillierte Daten und lange Zeitreihen zu den bildet werden. Baufertigstellungen können über die Tabellen Die Karte zeigt, dass in Gemeinden mit mehr als Baufertigstellungen (31121) in der Datenbank 10 000 Einwohnern die meisten Wohnungen in GENESIS-Online abgerufen werden. Wentdorf bei Hamburg fertig gestellt wurden, Dass sich die Stuttgarter das gefallen lassen! Meldung: Der Raumjournalist Dieser Satz stammt nicht von irgendwem, sondern vom Mitinhaber eines der weltweit führenden Architektur und Planungsbüros: Pierre de Meuron aus Basel. Der verwun- derte Ausruf des Schweizer Stararchitekten bezieht sich auf ein Erbe der „autogerech- ten Stadt“, auf die Verkehrsschneise der B14, die sich abweisend wie eine offene Wunde durch Stuttgart zieht. Das Büro Herzog & de Meuron – u.a. Erbauer der Hamburger Elbphilharmonie – ist eines der fünf international renommierten Teams die auf Einladung der Initiative „Aufbruch Stuttgart“ in die Landeshauptstadt kamen. Ihr Auftrag war, ohne jegliche Art von Zwängen und Vorgaben und Verboten, Ideen für eine menschengerechte Zu- kunft der sogenannten „Kulturmeile“ zu entwickeln. Was dabei herauskam, sorgte bei der Präsentation im Stuttgarter Haus der Architekten für Staunen, Verblüffung und Applaus. Die Ergebnisse haben das Zeug dazu, die Stadt zu verändern. Wie kann aus der vom Autoverkehr beherrschten „Kulturmeile“ ein lebendiges Kulturquartier wer- den? Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 10 - 2019 4 Durchmischung, Entwurf Herzog & de Meuron Die Frage, was mit dem Schulgebäude des Köni- Abriss. Mit moderner Technik kann die Schule gin-Katharina-Stifts geschehen soll, gehört als Ganzes um bis zu 50 m verschoben werden schon seit Beginn der Diskussion um das Kultur- und so den Raum für ein weiteres Kulturge- quartier zu den ganz heißen Eisen. Jetzt ver- bäude, ein Konzerthaus, ein Museum oder eine blüffte das Münchner Büro Allmann Sattler neue Oper freimachen. Die Teilnehmer sind mit Wappner mit einer Idee, die insbesondere in der dem Königin-Katharina-Stift unterschiedlich um- Schweiz schon mehrfach praktiziert wurde: Die gegangen. Fast alle empfinden die Lage als Verschiebung des ganzen Gebäudes ohne Schulstandort nicht optimal. Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 10 - 2019 5 Entwurf Herzog & de MeuronDie Architekten „Die Konzentration auf das Zentrum ist essenzi- von Herzog & de Meuron würden dagegen di- ell. Die einmalige Chance der zentrumsnahen rekt an die B14 sogar ein neues Schulgebäude Stadtentwicklung im Gleisfeld Rosenstein darf stellen und den denkmalgeschützten Altbau als nicht davon ablenken, dass die Probleme in der Foyer eines ansonsten neuerbauten Kulturge- Innenstadt zwingend gelösten werden müssen“. bäudes nutzen. Der Entwurf des Basler Teams Der Ansatz, der von der niederländischen fasziniert vor allem durch eine Idee, die an die Gruppe KAW vorgeschlagen wird, betont die New Yorker Highline erinnert: Verwandlung der zentrale Rolle des Stadtraumes um die B14 für bestehenden Stadtautobahn in ein grünes Band, die Entwicklung der gesamten Innenstadt. das sich unter aufgebrochenen Dächern auch Teamchef Reimar von Meding denkt dabei im durch die Tunnels zieht, kombiniert mit insge- wahrsten Sinne „quer“ mit einer Öffnung und samt viel Grün auch in anderen Bereichen des Wiederbelebung von Sicht- und Fußgängerach- Quartiers, dazu eine Wiederbelebung alter Ach- sen im rechten Winkel zur B14 – damit die tren- sen und am Ende einer solchen – vom Littmann- nende Wirkung der Verkehrsschneise endlich Bau Richtung Königsstraße – könnte ein neues der Vergangenheit angehört. Dies verbindet die Opernhaus seinen attraktiven Platz finden. Entwürfe sämtlicher Teams. Ascan Mergenthaler, verantwortlich für den Bau der Elbphilharmonie vertritt eine klare Position: Entwurf Allmann Sattler Wappner Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 10 - 2019 6 Die Münchner Architekten von Allmann Sattler folgen eine Vorgehensweise, die der Schaffung Wappner setzen dabei dezidiert auf die Ver- attraktiver Stadträume, Priorität vor einer Lö- wandlung der „Kulturmeile“ in einen „Kultur- sung der Verkehrsfragen einräumt. Die Notwen- boulevard“, der nach und nach dem Autover- digkeit eines Tunnelbaus wird von einem Teil kehr entzogen wird. Anziehende öffentliche zwar nicht generell ausgeschlossen, soll aber Räume, Höfe und Gärten sollen im Wechsel mit erst nachgeordnet entschieden werden. Erst soll präzise positionierten Baukörpern die verlorene Lebensqualität entstehen. Stadtraumqualität zurückholen. Alle Teams ver- Entwurf Christoph Mäckler Architekt Christoph Mäckler ist überzeugt: „Die Der Vorschlag der Züricher will stattdessen eine Stadtgesellschaft braucht keine abweisenden Raumfolge aus Ufern, Staffeln und einer neuen Verkehrsstraßen, sondern Stadtstraßen mit Auf- Arkade, Räume für die Stuttgarter, die ganzjäh- enthaltsqualität“. Die interdisziplinäre Gruppe rig einladen und einen Neuanfang erlauben. Das Urban–Think Tank aus Zürich argumentiert ähn- Thema Zukunft der Stuttgarter Oper ist mit der lich. Hubert Klumpner beklagt: „Die Stadt hat Neugestaltung der Kulturmeile untrennbar ver- hochwertige einzelne Objekte und öffentliche bunden. Generell wird der Umbau der Oper, der Räume, die weiterentwickelt werden können.“ nach Einschätzung der Fachleute eigentlich Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 10 - 2019 7 keine Sanierung ist, sondern zum Großteil Neu- weniger bedeutenden Schulbau als zentrales Ar- bau gleichkommt, als völlig unkalkulierbares gument gilt. „Der Workshop hat gezeigt, dass Abenteuer mit hohen Realisierungs- und Kosten- bisher in Stuttgart zu eng gedacht wurde. Auf- risiken eingestuft. Verwundert zeigten sich die bruch Stuttgart sieht die Ergebnisse des Wo- eingeladenen Architekten, dass bei der Opern- chenendes als Angebot an Politik und Öffentlich- sanierung der Denkmalschutz außer Kraft ge- keit.“ setzt wird, während er beim baugeschichtlich Entwurf KAW Architects Vorstandsmitglied Arno Lederer: „Wir hoffen hochkarätigen Workshops als Ideenpaket in die sehr, dass die Kommunalpolitik die Diskussion Entscheidungsfindung miteinbezieht“. Die bauli- um Oper und Kulturmeile nicht vorzeitig für ent- chen Fakten, die jetzt geschaffen werden, haben schieden erklärt, sondern die Früchte unseres zentrale Bedeutung für die künftige Lebens- Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 10 - 2019 8 qualität Stuttgarts. Nicht, dass am Ende wieder neue Hamburger Wahrzeichen, die Elbphilhar- der Satz fällt: „Dass sich die Stuttgarter das ge- monie, das Augenmerk einer breiten Öffentlich- fallen lassen.“ keit. Die Namen der fünf beteiligten Büros lassen auf- Aus Rotterdam hat das Team von KAW Archi- horchen: Das Basler Team von Herzog & de tects teilgenommen. Die innovative Crew, die Meuron ist mit seinen Projekten weltweit prä- sich selbst als „motivated and a little