DER RING IN ...in den Medien

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Eine Gemeinschaftsproduktion Richard Verband Minden Nordwestdeutsche Philharmonie Förderinstitutionen Kunststiftung NRW Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen www.ring-in-minden.de www.facebook.com/ringinminden FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Feuilleton MONTAG, 14. SEPTEMBER 2015 · NR. 213 · SEITE 13

Schrift und Zärtlichkeit Zum Tod des Schweizer Typographen Adrian Frutiger

Einmal, als ich Adrian Frutiger suchte, dung aus dem Hintergrund steuern, Feh- bei Bern, öffnete niemand die Tür. Also ler von vornherein vermeiden. ging ich zum Nachbarn, und bevor ich läu- Hier gab es eine Parallele zwischen tete, sah ich durch ein vertikales Fenster dem deutschen Typographen Hermann neben der Haustür das Esszimmer und Zapf (der vor wenigen Wochen starb) das ganze Leben der Familie vor mir. Die- und dem Schweizer Frutiger: Beide wa- se Art sozialer Transparenz – bildschö- ren verwurzelt im Handwerk und doch ner, moderner Calvinismus – war der Visionäre im Visuellen, Technischen und Ausgangspunkt von Frutigers Typogra- Wirtschaftlichen. Zapf war ein magi- phie. Sein Erfolg war immens, und sein scher Kalligraph; Frutiger privat ein Bild- Einfluss dringt bis heute in jede Ritze der hauer. Aus purer Lust schlug er Symbole Schriftgestaltung, sofern sie eine ist. in Stein; die Steine hatte er im eigenen Aufgewachsen bei Interlaken als Garten aufgestellt. Es gibt von ihm eine Sohn eines Handwebers, wurde Fruti- Unmenge illustrativer Entwürfe. Ein ger mit sechzehn in die Schriftsetzerleh- Kreissymbol knetete er zu geschlossenen re geschickt. Später ging er an die Kunst- und offenen Formen, die in einer Reihe gewerbeschule in Zürich. Seine Ab- (zum Beispiel) Folgendes bedeuteten: Sa- schlussarbeit handelte von der Weltge- men, Knospe, Schwangerschaft, Geburt, schichte der Schrift und war von Hand Mutterschaft, Zärtlichkeit. Frutiger war in Holzplanken geschnitzt. Sie erschien ein religiöser Charakter. 1951 als Buch. Nach zehn Jahren in Paris machte sich Der junge Mann aber fand die Nach- Frutiger 1962 dort selbständig, mit Bru- kriegsschweiz (wie sein Gegenpart, der no Pfäffli und André Gürtler. Zu den gro- Fotograf Robert Frank) altertümlich und ßen Aufträgen Frutigers gehörten die Be- behäbig und schickte seine Arbeit so- schriftung des Flughafens Orly, der gleich an Charles Peignot in Paris. Deber- Schweizer Autobahnen und des Flugha- ny & Peignot war eine Schriftgießerei, fens Charles de Gaulle. Man bat ihn, die deren Gründung auf Alexandre de Berny „Univers“ noch einmal zu zeichnen, we- zurückging, den Sohn der Mäträsse Bal- niger technisch, in Anlehnung an die run- zacs. Man holte den jungen Frutiger un- den Architekturen der Gebäude. Das Er- verzüglich, und nachdem er mit einigen gebnis war die eine Spur leiblicher wir- Ideenschriften bewiesen hatte, wie weit kende „Roissy“. Sie wurde von der Frank- er blickte, ließ man ihn Proben einer Seri- furter Firma Linotype auf den Markt ge- fenlosen zeichnen, ermutigte ihn, und bracht und wurde, „Frutiger“ genannt, brachte 1957 die „Univers“ auf den ziemlich erfolgreich. Markt. Das war ein Jahr nach der „Helve- Zu seinem sechzigsten Geburtstag er- tica“ von Max Miedinger. In der Erfolgs- schien eine aufwendige Übersicht seiner geschichte beider Schriften zeigte sich, „Schriften. Das Gesamtwerk“, über fünf- dass die „Helvetica“ jede Menge Projek- zig insgesamt. Dazu gehört auch, un- tionen auf sich zog, von werblichen bis wahrscheinlicherweise, die präzise auf demokratischen, ein ikonischer Magnet. Raster gebaute OCR-B, wie man sie un- Die „Univers“ war das Gegenteil, voll- ten auf dem Personalausweis findet: eine Ein Mörder wird gefasst: Mit dieser Szene endet der Siegerfilm des Filmfestivals von Venedig: „Desde Allá“ von Lorenzo Vigas. Foto Festival kommen ideologieresistent, praktikabel, frühe maschinenlesbare Schrift. Sein so nah an der „Unsichtbarkeit“ der Nachruhm zu Lebzeiten war bereits Schrift, wie ein Funktionalist es sich hät- enorm. Unter den Cognoscenti gab es üb- te träumen lassen. Man spricht ihren Na- rigens einige, die meinten, Frutigers gro- men bis heute französisch aus. ßes Talent habe gar nicht in Erfindungen Damals stand die Frage im Raum, ob gelegen, sondern in der Fähigkeit, Tradi- tionelles in Zeitgenössisches zu überset- Vonfernistimmernochzunah der Fotosatz das Ende eines hochkomple- xen Handwerks mit sich bringen würde – zen. Was dagegen spricht, ist die enorme des Bleisatzes an Maschinen – oder ob es Haltbarkeit und Frische seiner großen Die Jury unter dem Vorsitz von Alfon- Film aus Venezuela, der jemals in Vene- die ihm untertan ist, und bis zum Regie- eine Neubegründung der Tradition ge- Entwürfe; kaum kann man raten, aus Zwei Südamerikaner so Cuaròn vergab den Goldenen Löwen dig zu sehen war: Das ist alle Preise wert. rungswechsel mit Wissen des Geheim- ben könnte. Frutiger begriff, welche welchem Jahrzehnt die Schriften stam- an Lorenzo Vigas und seinen Film „Des- Und auch der Silberne Löwe für die bes- diensts, in den Siebzigern Leute entführt, men. Am Samstag ist Adrian Frutiger in gewinnen die Haupt- Chance sich ihm bot. Die „Univers“ kam te Regie ging nach Südamerika, an den Ar- Lösegeld erpresst und sie dann umbringt. Bremgarten bei Bern in aller Stille gestor- de Allá“. Es ist ein langsamer, ein sehr für den Bleisatz auf den Markt, gleichzei- preise in Venedig: langsamer Film, der in Caracas spielt und gentinier Pablo Trapero für „El Clan“, Ein düsteres Stück Genrekino, brutal, be- ben. ULFERDMANNZIEGLER tig aber für den Fotosatz. Der Schweizer von einem Mann mittleren Alters erzählt, eine (wahre) Geschichte über einen eisi- drückend. Die herausragenden Dokumen- verwarf die Ordnung von mager und Der Autor Ulf Erdmann Ziegler veröffentlichte Eine Überraschung, der ein Einzelgänger ist und Berührungen gen Vater, der mit Hilfe seiner Familie, tationen gingen leer aus. lue. halbfett und unterlegte seiner „Univers“ 2012 seinen Typographieroman „Nichts Weißes“. aber keine üble. soweit es geht vermeidet. Aber er holt ein Zahlensystem (von 39 bis 83), beglei- sich Straßenjungen für Bündel von Geld tet von einer Tabelle, die alle Anwendun- ins Haus, um beim Anblick ihres nackten gen auf einen Blick zeigte, die kursiven Rückens und Pos zu masturbieren. Einer eingeschlossen. Er hatte erkannt, dass Die Preise des 72. Filmfestivals von Venedig ie rührendste Sexszene spielte dieser Jungs, Elder, der sich dem wider- die Möglichkeiten des Fotosatzes nahezu Goldener Löwe: „Desde Allá“ (From Bester Darsteller: Fabrice Luchini in sich zwischen zwei Puppen ab setzt, besteht auf einer Art Beziehung, unendlich waren. Seine Konsequenz Afar) von Lorenzo Vigas „L’Hermine“ (dafür gab es den Großen Preis was den verschlossenen Amando überfor- war, ein großes System zu bauen, in dem Silberner Löwe für die beste Regie: Pa- jede Kleinigkeit definiert war. D der Jury: „Anomalisa“), den bes- dert. Elder schenkt ihm einen Liebesbe- Beste Darstellerin: Valeria Golino für blo Traperon für „El Clan“ Schließlich fand ich damals den alten ten Aktionfilm mit zahlreichen Referen- weis: einen Mord. „Per Amor Vostro“ von Giuseppe Herrn Frutiger doch, in einem Alters- zen zu anderen drehte ein Siebenundsieb- Natürlich geht in einem solchen Film Großer Preis der Jury: „Anomalisa“ Gaudino heim in Bremgarten, wenige hundert Me- zigjähriger (und ging leer aus: Jerzy Skoli- niemals die Sonne auf. Tiefenschärfe von Charlie Kaufman Marcello Mastroianni-Preis für den bes- mowski), am verliebtesten war ein wird möglichst vermieden, sobald wir DERter von RING seinem IN Haus DEN entfernt. MEDIEN Meiner 2015 Spezialpreis der FRANKFUR Jury: „Abluka“ (Fren-TERten ALLGEMEINE Nachwuchsdarsteller: AbrahamZEITUNG Frage, ob er glaube, dass das digitale Zeit- schlechtgelaunter Richter (zwei Preise: Amandos Blick einnehmen, die Straßen- zy) von Emin Alper Attah in „Beasts of No Nation“ alter die Standards der Schriftgestaltung „L’Hermine“), aber am Ende haben die szenen allerdings sind wunderbar, weil beiseite wischen würde, widersprach er wichtigsten Preise zwei Südamerikaner sie uns eine Welt zeigen, die das Kino bis- Bestes Drehbuch:ChristianVincent Löwe14. für das SEPTEMBER beste Debüt: „The Child- 2015 vehement. Im Gegenteil, im digitalen Zu- gewonnen – das ist schon ein verblüffen- her noch nicht abgegrast hat. Außerdem für seinen Film „L’Hermine“ hood of a Leader“ von Brady Corbet. griff könnte man jedes Detail der Anwen- Zeichenmagier: Adrian Frutiger Foto dpa des Ende für dieses Filmfestival. ist der Film ein Debüt, und es ist der erste Diese Rheintöchter könnten Winnetous Schwestern sein In Minden wird Wagners Mysterienspiel schlank und rhetorisch interpretiert, bei der Ruhrtriennale in klotzigem Plüsch: Zweimal „Rheingold“

Als „Das Rheingold“ nem Werk, in dem das Orchester grund- paar alberne Schwimmbewegungen in die asiatische Anmutung. Und Alberich ver- hepunkt seiner ersten Ruhrtriennale-Edi- einen Schauspieler als Kellner herumgeis- komponierte, war er noch nie am Rhein sätzlich schon im Voraus mehr weiß als Luft. So beginnt das bittere alte Myste- liert, wenn er, dank des Rings Gewalt, tion hat Johan Simons das Stück selbst in- tern zu lassen, der absurde Dinge tut, gol- gewesen. Sein „Rhein“ ist also recht ei- die Akteure, ist das von ganz besonderem rienspiel wie eine Brettl-Komödie, als ein ernsthaft, boshaft und erwachsen gewor- szeniert oder vielmehr, wie es in der An- dene Äpfel zu Mus zermanscht oder eine gentlich die Elbe. Die Rheintöchter lallen Reiz. Wagner-Comic. Zum Beispiel: Göttermut- den ist, nicht nur seine Locken; er legt kündigung heißt, „aufgebrochen“, mit soziologisch-ökonomische Brandrede ihr dadaistisches Wellenwiegenlied auf Mit leichter Hand dirigiert Beermann ter Fricka. Sie stöckelt herbei, sucht Streit auch stimmlich zu an Schwärze und Prunk, mit Aufwand. Bereits durchs Foy- hält über die verderbliche Macht des Gel- Sächsisch, die „freie Gegend auf Berges- die Nordwestdeutsche Philharmonie. Ein mit Gatte Wotan, und benützt dessen hei- Wucht und verwandelt sich, unter dem er schwappt der Es-Dur-Akkord, elektro- des, während ein paar Musiker auswan- höhen“, wo Riesen mit Brocken werfen, feines Orchester! Sie spielen Wagner pa- ligen Speer, aus der Weltesche geschnitzt, , in einen rotflammenden chine- nisch aufgemöbelt von Co-Komponist dern und einmal um das Publikum herum- Zwerge in Höhlen wohnen und Götter thosfrei, flüssig und schnell, mit differen- mit Runen bemalt, um den Schlafenden sischen Papierdrachen, der Zähne zeigt. Mika Vainio. Die Spielfläche ist gewiss marschieren. Keine Ahnung, wozu das sich eine Regenbogenbrücke bauen von ei- zierten dynamischen Abstufungen. Jede damit wach zu pieksen. ist ein kraftvoller Al- zehnmal so groß wie die in Minden. Sie gut sein soll. Aber keine Sorge: Sie kom- ner Felsnadel zur nächsten, ist das Elb- einzelne Instrumentenstimme lässt sich Dann wird es ernst. Selbst dem zyni- berich, Dan Karlström ein wandelbarer, bildet die eingestürzte Stuckdecke einer men wieder. Ein mordselektronisches sandsteingebirge. verfolgen, zumal die famosen Holzbläser schen Gott Loge geht allmählich der Witz hell-gellender Zwerg Mime, Renatus Mé- untergegangenen Gründerzeitvilla ab, ist Krachen ertönt, als die Riesen erschei- Es spricht aber nichts dagegen, den treten plastisch hervor, die Oboe meckert aus, selbst Wotan, der nie richtig zuhört, zár, wiewohl leicht erkältet, singt idioma- mit Trümmern übersät, Wasser drang ein, nen. Da macht sich auch das Orchester Schauplatz etwas weiter nach Westen zu höhnisch, Flöten und Klarinetten jubeln, was man ihm sagt, verschlägt es den tisch präzise den Wotan, und der satt tim- und nicht nur die „Ruhr“-Töchter, Anna größer, alle stehen auf und spielen im Ste- verlegen, zum Beispiel in den Teutobur- alle gehen ein so enges Dialogverhältnis Atem, als der Ring-Fluch erstmals wirkt brierte als Loge ist Patalong, Dorottya Láng und Jurgita Ada- hen – eine mitreißende Geste der Selbster- ger Wald, nahe Minden an der Weser. ein mit den Sängern, dass man jedes Wort und ein Bruder den anderen ermordet. eine echte Entdeckung: keine eindimen- monyté, haben Spaß am Plantschen, je- griffenheit, abgeschaut beim Venezolani- Dort, auf dem Dach des historischen gut versteht. Heinz fasst das „Rheingold“ als ein Kon- sionale Karikatur eines Strippenziehers, der Sänger macht sich mehr oder weniger schen Jugendorchester. Stadttheaters, Baujahr 1908, 528 Plätze, In der Vielfalt der Farben, in ihrer versationsstück auf, verfremdet mit Kabu- wie man ihn sonst oft sieht; vielmehr ein nass, sogar die wunderbare alte Erda. Sie Currentzis ist kein Kapellmeister, son- weht zurzeit wieder die Wagner-Fahne klangrednerischen Dynamik und Transpa- ki- und Bunraki-Elementen sowie klassi- ehrlicher und brillanter Mistkerl, ausge- singen sehr viel geschmeidiger, vibratorei- dern ein Musikdarsteller. Als solcher ist mit dem doppelt verschlungenen „W“. renz erinnert Beermanns Lesart des schen Brecht-Theatertricks. Vor das nur stattet mit allen Farben der Hölle. Von cher und volltönender als die Mindener er genial. Er dirigiert zwar dem Schlag Hier in Minden gibt es einen höchst effek- „Rings“ an den Bayreuther Keilberth- acht Meter breite Bühnenportal hat der diesem Sänger werden wir noch hören. Kolleginnen, freilich auch verwaschener, hinterher, aber er tanzt und tobt und tiven Ortsverband des Richard-Wagner- Ring von 1955 oder an den Bayreuther Pe- Bühnenbildner Frank Philipp Schlöss- Drei Tage nach der Mindener Premiere unverständlicher. treibt unermüdlich seine Truppe an, mit Vereins unter Vorsitz der erfindungsrei- trenko-Ring von 2013. Man staunt, wie so mann einen großen, runden Ring gesetzt, wird das „Rheingold“ dann noch mal ge- Außerdem singen alle mit Headset. Armbewegungen wie Windmühlenflügel, chen Jutta Winckler. Sie hatte es sich vor etwas möglich ist an diesem (un-)beschei- innen leuchtend, außen japanrot lackiert. raubt und verflucht, in Bochum an der Dass grundsätzlich verstärkt werden wobei ihm die Koordination manchmal dreizehn Jahren in den Kopf gesetzt, dass denen Ort, mit solch ad hoc zusammenge- Auch die Spielfläche hat eine lackartig Ruhr. Diesmal ist das Chefsache. Als Hö- muss, ist der Größe der Halle geschuldet, hörbar um die Ohren fliegt. Es sind, bei das als Musical-Bespielstätte vor sich hin- kauften Kräften. Ja, Beermann ist, das auch den Distanzen, welche die Sänger diesem Format, bei diesen technischen schlummernde Theater wieder wach ge- weiß man aus Chemnitz, ein nicht nur überwinden müssen, wenn sie einander Umständen auch keinerlei musikalische ansprechen, und der Tatsache, dass ein Feinheiten möglich, dafür dauerhafte Un- küsst werden müsse, mit dem „Fliegen- wagnererfahrener Kapellmeister, er ist ei- Shootingstar und Medienliebling wie Teo- sauberkeiten und Unschärfen. Aber auch den Holländer“, was glänzend glückte ner der besten, die zurzeit an deutschen dor Currentzis aus Perm zu Gast ist mit als grober Klotz auf grobem Keil funktio- (siehe F.A.Z. vom 9. November 2002). und ausländischen Opernhäusern unter- seinem jungen Orchester MusicAeterna. niert dieses Welttheater wunderbar. Nach dem „Tannhäuser“ (2005), dem „Lo- wegs sind, und inzwischen zu wahrer Grö- Currentzis ist berühmt dafür, dass er es In Minden konnten wir hören und erle- hengrin“ (2009) und dem „Tristan“ ße in Gelassenheit gereift. Zeit, dass er krachen lässt. Und wenn man sich diese ben, woher Wagner kommt: aus der Sing- (2012) sind jetzt wieder genug Sponsoren endlich an ein großes Haus wechselt. Berühmtheit schon leistet, dann möchte spieltradition, schlank und rhetorisch, beisammen, sogar die Kulturstiftung Beermann und das Orchester agieren man sie vorzeigen. Auch die Ruhrtrienna- von Carl Maria von Weber her und von NRW wurde überzeugt davon, dass nichts hinter einem Gazevorhang, je nach Licht- le, die zufällig ebenfalls 2002 begründet Lortzing. Plötzlich war wieder klar, wie Schöneres zu denken ist als ein komplett einfall können sie zu Schemen werden wurde, arbeitet also nach dem „Mindener unerhört revolutionär dieses durchkom- aus Bürgerkraft gestemmter „Ring des Ni- und verschwinden. Der schmale, über- Modell“: Das Orchester sitzt auf der Büh- ponierte Kunstwerk der Zukunft damals belungen“ in Minden. So gibt es jetzt eine deckte Graben davor funktioniert als ne. Die Sänger sortieren sich drumhe- gewirkt haben musste. Und das machte sehr verrückte, zugleich in fast jeder Hin- Spielfläche, sogar mit Versenkung. Und rum. Sie sind zwar ständig außer sich, die Sache sympathisch. In Bochum dage- sicht vorbildliche „Rheingold“-Produkti- sollte es doch einmal eng werden in der aber keiner von ihnen kann sich, trotz Mi- gen wurde wieder der große Kübel mit on zu sehen. Inszeniert wird sie von der Gemengelage mit dem geilen Herrn Albe- kro, verständlich machen. Man kann politischem Wagner-Rezeptionsmüll aus- Theaterlegende Gerd Heinz, zuletzt in rich, können die Fräulein Rheintöchter nicht einmal sagen, ob sie idiomatisch geleert. Mit diesem Ballast beschwert, Freiburg als Operndirektor tätig, dirigiert auch mal über eine Wendeltreppe in den schön und klar gesungen haben. Aber sie klingt die Musik wie eine Überwälti- vom Chemnitzer Generalmusikdirektor Rang ausweichen. Alberich, lockenköp- haben uns doch erfolgreich in den Sitz ge- gungsdroge. Und alles, was man so weiß , und zwar nach dem fig-tapsig, wirkt so herzig verspielt wie drückt, mit sportlichem Einsatz, mit Ef- darüber und noch einmal gesagt haben „Mindener Modell“: Da der Graben des eine Kreuzung zwischen und Pa- fekten. Und über diesem gigantischen Ba- will, etwa über den kapitalistischen Hauses für ein Wagnerorchester zu klein pageno. Die drei Sportmädel, die ihn ver- bel droht, errichtet halb unterm Dach der Bombast, den Plüsch, die Heuchelei, das ist, sitzen die Musiker auf der Bühne. führen, könnten Winnetous Schwestern Jahrhunderthalle, von Anfang an der Maschinenzeitalter und die Tatsache, Man sieht, wie Musik entsteht. Wie aus sein. Für den Fall, dass jemand immer schneeweiße Albtraum der Götterburg ali- dass Geld zwar glücklich macht, aber der Quelle des Nichts, Pianissimo, allmäh- noch meint, er befände sich hier im Stadt- as der Villa Hügel. nicht jeden, wurde nochmals gesagt. lich der Es-Dur-Akkord hervorrieselt, wie theater in Minden und nicht auf dem Andere Regie-Ideen hat sich Simons Das wissen wir nun. Das erleben wir je- er sich im Sechsachteltakt allmählich ver- Grunde des Rheins (oder der Elbe oder aus Bayreuth geliehen: Etwa, Teile des Pu- den Tag. Dafür müssen wir nicht in die breitert bis zum glänzenden Strom. Bei ei- Weser), malen die Mädchen ab und zu ein Oh, Lampenbaum: Jane Henschel als Erda im Bochumer „Rheingold“ Foto dpa blikums mit auf die Bühne zu setzen oder Oper gehen. ELEONOREBÜNING DER RING IN DEN MEDIEN DAS RHEINGOLD 2015 NEUE WESTFÄLISCHE, BIELEFELD 11. SEPTEMBER 2015

FREITAG Kultur / Medien 11. SEPTEMBER 2015 ?RTY >Z]]Z`_V_8RXV Wác 8`eedTYR]\+ ?CH Ê_UVce 8VdVek ¥ Düsseldorf (dpa). Nach der umstrittenen Millionen-Gage für die abgesetzte ARD-Vorabendserie von Thomas Gottschalk hat die NRW-Landesregierung den Entwurf für ein neues WDR-Ge- setz gebilligt. Das Gesetz schreibt vor, dass Programmbeschaf- fungen ab einer bestimmten Höhe auch dann von den WDR-Kon- trollgremien genehmigt werden müssen, wenn sie von Tochter- gesellschaften des Senders beauftragt werden. Gottschalk war 2012 die volle Gage für eine Vorabendserie bezahlt worden, obwohl die- se wegen Misserfolgs vorzeitig eingestellt wurde. =ZeVcRcZdTYVc 9VcSde Z_ 5Ve^`]U ¥ Bielefeld (nw). Zum 25. Mal eröffnet das Detmolder Litera- turbüro den „Literarischen Herbst“. Am Samstag, 19., und Sonn- tag, 20. September, gibt es zahlreiche Veranstaltungen zum The- ma Literatur. So geht etwa der Literaturkritiker Harald Hartung im Haus Münsterberg der Frage „Gedichte oder Steuererklärung –BrauchenwirnochGedichte?“nach.AmSonntagum11.30be- ginnt ein Literaturfest im Sommertheater mit Lesungen unter an- derem der beiden Lyriker Adam Zagajewski und Ann Cotten so- wie Konzerten. Karten unter Tel. (05231) 30 80 2-10. FU` =Z_UV_SVcX+ ?VfV 45 _VfV E`fc kf^ (! ¥ Baden-Baden (dpa). Mit 70 auf zu neuen „Panik-Abenteu- ern“: Rockstar Udo Lindenberg (69) will es zu seinem runden Ge- burtstag noch einmal krachen lassen. Ein neues Studioalbum – das erste seit 2008 – soll im Frühjahr nächsten Jahres erscheinen, und kurz nach seinem 70. am 17. Mai will er eine große Stadien- und Hallentour mit neun Stationen starten. Die „70“ zaubere ihm ein Lächeln ins Gesicht, erklärte der in Hamburg lebende Musi- ker, der am Donnerstag in Baden-Baden seine neuen Projekte vor- stellte. ?RkZCÊTYVc5cR^R Z_ GV_VUZX RfdXVSfYe ¥ Venedig (dpa). Das Nazi-Rächer-Drama „Remember“ mit Bru- no Ganz und Jürgen Prochnow ist am Donnerstag beim Film- festival in Venedig heftig ausgebuht worden. Regisseur Atom Egoy- an („Das süße Jenseits“) erzählt in der deutschen Koproduktion 6Z_ EcRf^ kVca]Reke hZV DVZWV_S]RdV_+ Alberich (Heiko Trinsinger, v.l.) verflucht den Ring der Macht, den ihm Loge (Thomas Mohr) und Wotan (Renatus Mészár) abgeluchst ha- die Geschichte des Juden Zev, der sich an dem Mörder seiner Fa- ben. Im Hintergrund ist die Nordwestdeutsche Philharmonie zu sehen. FOTO: DOROTHÉE RAPP milie rächen will. Die größte Stärke des Films ist Christopher Plum- mer. Der 85-jährige Oscarpreisträger spielt den verwirrten Zev so nuanciert, dass man ihm seltsame Wendungen des Drehbuchs ver- zeiht und ihm einfach gerne zuschaut. 5Vc CZ_X Zde XVdTY^ZVUVe =ZeVcRcZdTYV ERXf_X Umjubelte Premiere von Richard Wagners „Rheingold“ am Mindener Theater VON ANKE GROENEWOLD nervig und vital. Die Ausleuch- ten Bild genutzt, wenn Rhein- spektakulärer Alberich. Er lebt zár) anführt, ein durchtriebe- tung des Farbenreichtums, die tochter Woglinde (kraftvoll ly- seine Rolle mit jeder Faser und ner Bauherr, der die Handwer- ¥ Minden. Man muss sie ein- klangsinnliche Detailschärfe, risch: Julia Borchert) lasziv da- leuchtet die Figur ausdrucks- ker nicht bezahlen will. Die Rie- kf^ HVc\ AVeVc 9Z]]Vd fach bewundern, diese Min- lassen immer wieder aufhor- rauf herumturnt und mit der im stark aus. Alberichs Fluch ist ein sen nerven, zudem setzt ihm Vorträge und Diskussionen an drei Orten in OWL dener Leidenschaft für das chen. Das Orchester hat einen ersten Rang positionierten Gänsehautmoment. seine Frau Fricka zu, brillant Werk Wagners. Dieses unbe- bedeutenden Anteil daran, dass Wellgunde (Christine Buffle) Die Kostüme sind grau, sprachsensibel und feurig ge- ¥ Erwitzen (lon). Erinnerun- deutung. Die Reihe der Vor- irrbare, furchtlose „Wir ma- das zweieinhalbstündige und Floßhilde (Tiina Pentti- schlicht, dezent charakterisie- sungen von Kathrin Göring. gen an die berühmte Berliner träge beginnt am Samstag, 12. chen das“, auch wenn das „Rheingold“ einen dramati- nen) den lüsternen Alberich rend. Setzt der Regisseur doch Geisel Freia (frisch: Julia Bau- Kneipe „Zum Schwarzen Fer- September, 9.30 Uhr im Hille- schöne, aber kleine Mindener schen Sog erzeugt. Perfekt ist umgarnt. Der entsagt der Lie- auf Abstraktion und Zeitlosig- er) erweckt mitunter den Ein- kel“ bilden das Rahmenthema Haus in Erwitzen. Schlaglichter Theater nicht ideal ist – muss auch die Balance zwischen Or- be, raubt das Rheingold und keit. Solide arbeitet er eng an druck, sie würde gern mit dem des heute beginnenden Peter- auf Leben und Werk August die Nordwestdeutsche Phil- chesterklang und Gesang. Die schmiedet daraus den Ring, der Musik und Wort entlang, kon- verliebten Riesen Fasolt (ener- Hille-Wochenendes in Det- Strindbergs wirft Peter Schüt- harmonie doch auf der Bühne Sänger müssen keinen Druck Alberich „maßlose Macht“ gibt zentriert sich auf die Figuren, gisch: ) durchbren- mold, Erwitzen und Marien- ze. Auf die Beziehung zwischen Platz nehmen. Was dann noch machen, sie reiten die Klang- – über seinen Bruder Mime deren Beziehung zueinander, nen. Apropos Feuer: Thomas münster. Wie Michael Kien- Hille und Stanislaw Przybys- als Spielfläche übrig bleibt, welle, fast jedes Wort ist zu ver- (kantig: Dan Karlström) und die aufs Menschliche. Es tut sich ei- Mohr ist grandios als Loge, läs- ecker, Vorsitzender der Peter- zewski geht Rüdiger Bernhardt nennt Regisseur Gerd Heinz stehen. Nibelheimer, die von Sechst- niges im Wohnzimmer des sig im Spiel, unangestrengt im Hille-Gesellschaft, berichtet, ein. Michael Kienecker stellt ein selbst ein „Nudelbrett“ mit ei- Das beherrschende Bühnen- und Siebtklässlern des Rats- Götterclans, den der selbstherr- Gesang, mit betörend timbrier- zählte der aus Erwitzen bei Nie- neues Buch über bisher un- nem „Wohnzimmer“ davor. bildelement ist ein roter Ring, gymnasiums Minden gespielt liche Wotan (etwas indispo- tem, kernigem Tenor und über- heim stammende Schriftsteller veröffentlichte Hille-Hand- ein Kreis im Quadrat des Guck- werden. Heiko Trinsinger ist ein niert, aber gut: Renatus Més- ragend deutlicher Aussprache. Peter Hille zu einer illustren schriften vor. „Eigentlich ein Horror für je- kastens, das Objektiv, mit dem Ein bisschen Zauber muss Stammgastrunde der Gaststät- Auftakt des Wochenendes ist den Regisseur“, räumt er im das Treiben der Rheintöchter, auch im Psychodrama sein. te, deren zentrale Gestalt der eine Lesung der Grabbe-Preis- Programmheft ein. Dennoch ist Götter und Riesen herange- Gerd Heinz ließ sich vom ja- schwedische Dramatiker Au- trägerin 2014, Henriette Dus- Heinz dem Lockruf von Jutta zoomt wird. Im Laufe des INFO panischen Figurentheater ins- gust Strindberg war. he, heute, 19.30 Uhr, in der Lan- Hering-Winckler, Vorsitzende Abends sind in den Videos HRX_Vcd HVc\ Z_ >Z_UV_ pirieren. Als Alberich sich ver- In einer Zeit der Hochkultur desbibliothek Detmold. Mit ei- des örtlichen Wagner-Verban- (Matthias Lippert) mit ihrem wandelt, sind Schlange und europäischer Künstlerkolonien nem musikalisch-literarischen des und Motor des Mindener abstrakten Tanz der Formen ´ 2002 nahm das Wagner- ´ Vorstellungen „Das Rhein- Kröte als bunte Stabpuppen zu erlangte das „Schwarze Ferkel“ Streifzug „Vom Schwarzen Fer- Wagner-Traums, gefolgt, um neben Quadraten viele Ringe projekt des Mindener Ri- gold“ heute, 19.30 Uhr, am 13. sehen. Eher putzig als magisch. durch seine Verbindung zum kel zu anderem Pläsier“ klingt sich der Herausforderung zu und Kreise zu sehen. Ein na- chard-Wagner-Verbands, der September (18 Uhr), 18. Sep- Wie ein Regie-Einfall nach hin- Friedrichshagener Dichterkreis das Hille-Treffen am Samstag stellen. Im „Wohnzimmer“ in- heliegendes, visuelles Leitmo- Nordwestdeutschen Philhar- tember (19.30 Uhr) 20. Sep- ten losgehen kann, zeigt die und zu vielen ausländischen um 18 Uhr im Kulturzentrum szeniert er bis 2018 Wagners tiv, aber auch etwas überreizt. monie und des Mindener tember (16 Uhr) und 22. Sep- große Papphand mit Zeigefin- Künstlern eine hohe literatur- Marienmünster aus. Weitere Mammutwerk, den „Ring des Die Videos werden dezent ein- Stadttheaters mit dem „Flie- tember (19.30 Uhr), ohne ger, die bei Erdas Auftritt aus und kunstgeschichtliche Be- Infos: Tel. (02 51) 98 16 35 10. Nibelungen“. Der Anfang ist gesetzt, sind hypnotisch, gende Holländer“ Fahrt auf. Pause. dem Theaterhimmel herab- gemacht,dasPublikumhat„Das manchmal dekorativ, oft anre- ´ 2005 folgte „Tannhäuser“, ´ Karten für die heutige B- fährt. Evelyn Krahe rettet die Si- Rheingold“ bei seiner Premiere gend. 2009 „“, 2012 Premiere bei Jutta Winckler, tuation und singt so eindring- bejubelt. Auf der begrenzten Spielflä- „“. Tel. 05 71/2 05 77. Karten für lich, dass sie den albernen Mon- PERSÖNLICH Es ist ein berauschendes che platziert Bühnenbildner ´ Bis 2018 wird es in jedem alle anderen Vorstellungen ty-Python-haften Fingerzeig Hörerlebnis. Die Nordwest- Frank Philipp Schlößmann nur Jahr einen Teil der Tetralogie beim Express-Ticketservice in vergessen lässt. Den positiven 4`c_V]ZR 7f_\V (57), international be- deutsche Philharmonie unter wenige Requisiten. Eine Wen- geben, im Herbst 2019 dann Minden, Obermarktstr. 26 – Gesamteindruck kann das kaum kannte Schriftstellerin aus Westfalen, er- der Leitung von Frank Beer- deltreppe bringt Variation ins den kompletten Zyklus. 30, Tel. 05 71/ 8 82 77. trüben. Es hat sich gelohnt, das hält den Annette-von-Droste-Hülshoff- mann spielt transparent, fein- Spiel. Sie wird vor allem im ers- Unmögliche zu wagen. Preis 2015. Mit der Auszeichnung wür- den die herausragenden literarischen Leistungen der Jugendbuchautorin ge- würdigt, teilte der Landschaftsverband Westfalen-Lippe mit. Der Preis ist mit 5Vc ERX R_ UV^ >á_deVc C`T\XVdTYZTYeV dTYcZVS 12.800 Euro dotiert und wird Ende des Jahres verliehen. Funke sei eine „hin- Heute vor 50 Jahren traten Mick Jagger & Co. in der Halle Münsterland erstmals in Deutschland auf reißende und kunstvolle Erzählerin“, heißt es in der Begründung. FOTO: DPA VON THOMAS KLINGEBIEL nes und für immer Unvergessli- ater Castrop-Rauxel fragte an, vielen weiteren Orten im Land chen, die die Zeitungsseite über ches erlebt zu haben.“ ob meine Erinnerungen als ro- gezeigt. Der WDR besuchte Be- das Konzert im Sozialkunde- 2cg` AÊce,estnischerKomponist,wird ¥ Bielefeld. Heute ist es Rock- Vor zwei Jahren hat der Mu- ter Faden für ein Rolling-Sto- rens zu Hause in Verl und dreh- Unterricht eingesetzt haben“, heute 80 Jahre alt. Pärt ist einer der wich- geschichte, damals wurde es – siker anlässlich der damaligen nes-Stück verwendet werden te dort für eine Dokumentati- sagt Berens. Das Stadtmuseum tigsten Komponisten zeitgenössischer zumindest von der Eltern-Ge- Deutschland-Tour der Stones könnten“, erzählt der heute 65- on über das Münsteraner Sto- Münster erinnert noch bis Klassik weltweit. So erhielt er 2014 den neration – als Bedrohung emp- seine Eindrücke vom Münste- Jährige. Das Stück mit dem Ti- nes-Konzert. Der Beitrag wird Sonntag mit einer Ausstellung höchstdotierten Preis der Kunstwelt, die funden: Die „Rolling Stones“ raner Konzert in einem Beitrag tel „Let’s Spend the Night To- voraussichtlich am 25. Septem- an den Tag, als Münster Rock- japanische Auszeichnung Praemium Im- waren im Anmarsch. Am 11. für diese Zeitung detailliert ge- gether“ hatte im Juni vergan- ber um 23.15 im WDR-Fern- geschichte schrieb. Gezeigt periale. Der mit 110.000 Euro ausge- September 1965, heute vor 50 schildert. Die Veröffentlichung genen Jahres in Castrop-Rauxel sehprogramm gesendet. „Mich werden Aufnahmen des Zei- stattete Preis gilt als „Nobelpreis der Jahren, traten die als „unge- hatte Folgen. „Das Landesthe- Premiere und wurde danach an haben auch Lehrer angespro- tungsfotografen Willi Hän- Kunst“. Er machte sich einen Namen waschene Höhlenmenschen“ scheid, die das Zeitkolorit, auch durch Ton-Collagen und weitere un- angekündigten Rockmusiker in die Nervosität der Ordnungs- konventionelleTechnikenund prägte den Münster erstmals in Deutsch- hüter, auf beeindruckende so genannten Tintinnabuli-Stil. FOTO: DPA land auf. Der Verler Autor und Weise vermitteln. Auch Film- Liedermacher Roland Berens – ausschnitte vom Konzert und ERj]`c DhZWe (25), US-Sängerin („Shake damals 15 – war dabei. neue Dokumente sind zu se- it off“), hat Promisternchen Kim Kar- „Parkett links, Reihe 16.“ hen. Das Böse-Buben-Image der dashian (34) mit 45,7 Millionen Abon- Stolz präsentiert Berens seine bis Stones sollte sich wenige Tage nenten beim Kampf um die meisten Fol- heute in Ehren gehaltene Ein- später bewahrheiten. Während lower beim Onlinedienst Instagram trittskarte. Nur 25 Minuten der Münsteraner Auftritt fried- überholt. Abgehängt wurde auch Sän- dauerte der Auftritt von Sänger lich verlief, musste das „Bravo- gerin Beyoncé (34), deren Fotos sich bei Mick Jagger und seinen Band- Blitztournee“-Gastspiel auf der Instagram allerdings immer noch 45,1 kollegen. Doch Berens spürte, Berliner Waldbühne wegen Tu- Millionen Menschen ansehen. Der On- wie er erzählt, „den Anbruch ei- multen abgebrochen werden. linedienst, 2012 von Facebook übernom- ner neuen Zeit“. „Uns Jugendli- ´ Stadtmuseum Münster, bis 13. men, hat mehr als 300 Millionen aktive chen war bewusst, etwas ganz September, 10-18 Uhr, Sa. und Nutzer. FOTO: DPA Großes, Neues, nie Dagewese- r2_ScfTY VZ_Vc _VfV_ KVZe}+ Mick Jagger 1965 in Münster, Roland Berens (r.) FOTOS: STADTMUSEUM/HUSTERT So. 11-18 Uhr. DER RING IN DEN MEDIEN DAS RHEINGOLD 2015 WESTFALEN-BLATT, BIELEFELD 11. SEPTEMBER 2015

WESTFALEN-BLATT Nr. 211 KULTUR / FERNSEHEN Freitag, 11. September 2015 Tagung zum Für »K.I.Z.« gibt’s schon Karten Dichter Hille Bielefeld (WB). »Hurra, die Welt geht unter«, aber bevor es so- Nieheimer Poet in Berlin weit ist, spielen »K.I.Z.« noch ein- mal live in Bielefeld. Die Tour unter Nieheim (WB/aun). Die Tagung dem apokalyptischen Namen führt der Peter-Hille-Gesellschaft steht die Hip-Hop-Punks am 18. März in heute und morgen unter dem The- die Stadthalle, Karten gibt es ab ma »Kneipe, Kunst und Kollektiv: heute beim WESTFALEN-BLATT ›Das schwarze Ferkel‹ in Berlin«. unter 05 21/ 5 29 96-40. Schnell Die Teilnehmer wollen eine Berli- zugreifen, denn »K.I.Z.« sind der ner Phase im Leben des 1854 in Burner, wie ausverkaufte Hallen Nieheim geborenen Dichters Peter beweisen – für 19 von 25 Auftritten Hille († 1904) beleuchten. Im gibt es bereits zwei Monate vor »Schwarzen Ferkel« verkehrten in dem Tourstart keine Karten mehr. den 80er Jahren des 19. Jahrhun- Die vier Kreuzberger werden als derts außer dem Schriftsteller Hille Erneuerer einer Jugendkultur ge- auch der Dichter August Strind- feiert, die immer langweiliger wur- berg und die Maler Edvard Munch de. Außerdem hat die Band ihr ers- und Lovis Corinth. tes Open Air-Konzert für 2016 an- Die Hille-Tagung beginnt heute gekündigt: Am 20. August spielen um 19.30 Uhr in der Lippischen »K.I.Z.« in der Berliner Wuhlheide. Landesbibliothek Detmold mit einer Lesung der Grabbe-Preisträ- gerin 2014 Henriette Dushe. Sie RTL baut wird am Samstag um 9.15 Uhr im Hille-Haus in Nieheim-Erwitzen Nachrichten aus mit einem Vortrag über »Schlag- lichter auf August Strindberg« fort- Berlin (dpa). RTL baut in den gesetzt. Es folgen eine Hommage kommenden Monaten das Netz sei- an Otto Julius Birnbaum sowie Re- ner Auslandskorrespondenten aus. ferate zum Thema »Im Banne des Angesichts der unruhigen Weltlage Satanismus – Stanislaw Przybys- will der Privatsender in Spanien zewski, Peter Hille und andere« ein neues Büro für Süd- und Süd- und über das Verhältnis von Hille osteuropa eröffnen. Von dort soll zu Dagny Juel, einer Geliebten von Pia Schrörs berichten, die zuletzt Munch und Strindberg. Auch das Korrespondentin in China war. Buch »Welt und Ich – Neue Peter- Ihre Nachfolgerin in Peking steht Hille-Funde« wird vorgestellt. noch nicht fest. Außerdem will RTL Das Hille-Wochenende klingt um künftig wieder mit festen Korres- 18 Uhr im Konzertsaal der Kultur- pondenten in Brüssel und in Mos- stiftung in Marienmünster mit kau vertreten sein. Der Vertrag mit einem musikalisch-literarisch-ka- der Chefkorrespondentin Antonia barettistischen Streifzug rund ums Wotan (rechts) und Lohe (Mitte) erscheinen bei Alberich: Sie wollen seinen Ring, der alle Macht der Welt verspricht.Foto: Foto: Dorothée Luchterhandt Rapp Rados (62) wurde um drei Jahre »Schwarze Ferkel« aus. Infos verlängert. Rados ist seit 1994 mit unter 02 51 / 98 16 35 10. einer kurzen Unterbrechung 2008 für RTL und n-tv tätig. Ihre Basis- standorte bleiben Paris und Kairo. Was bringt Funkelndes Rheingold Bravorufe für die Inszenierung der ersten »Ring«-Oper in Minden Bildhauer Laib uns Lyrik? in Tokio geehrt Von Hermann Knaup stätigt, die sich noch heute auf die symbolstarken Videoprojektio- teren und Statischen, fernab auch Literaturfest in Detmold fremde Kosten ihr »Walhall« in Ge- nen von Matthias Lippert. von der einseitig überstrapazierten Berlin (dpa). Der schwäbische Minden (WB). Die me- stalt luxuriöser Paläste errichten. Ebenso symbolträchtig fügt sich Kapitalismuskritik mancher Bildhauer Wolfgang Laib (65) wird Detmold (WB). Das Literatur- Wagners »Ring« fordert als Konse- das Bühnenbild von Frank Philipp »Rheingold«-Aufführungen. mit dem japanischen »Praemium büro OWL eröffnet den »Literari- dienwirksamen Diskussionen quenz ein neues »Welt-Ethos« Schlößmann in das Gesamtereig- Die NWD bietet unter der Lei- Imperiale« geehrt. Die mit jeweils schen Herbst« prominent und um Frank Castorfs Bayreuther (Hans Küng), frei von Menschen- nis ein: ein überdimensionaler ro- tung des Generalmusikdirektors 112 500 Euro dotierte Auszeich- international: Zum Salon Littéraire »Rheingold«-Inszenierung ver- verachtung, Gewalt, Korruption, ter Ring mit zwei rechteckigen Frank Beermann (Chemnitz) eine nung gilt als weltweit wichtigster in Haus Münsterberg (Hornsche klingen, da beginnt in Minden Ausbeutung, bedrohlichen Ideolo- Rahmen. Das mag die »Quadratur überzeugende Leistung. Die Musi- Kunstpreis, vergleichbar mit dem Straße 38) in Detmold werden der gien und ihrer skrupellosen Um- des Kreises« der »Ring«-Drama- ker drücken, aber ohne die im- Nobelpreis. Es werde damit das »FAZ«-Literaturkritiker Harald der vollständige »Ring«. Das setzung. turgie andeuten. Dieses Bühnen- mense innere Dynamik des Or- Lebenswerk des Künstlers gewür- Hartung, der polnische Lyriker Publikum dankte am Mittwoch Das Stadttheater in Minden ist bild soll auch in den »Ring«-Opern chesterparts zu vernachlässigen. digt, teilte gestern Klaus-Dieter Adam Zagajewski, die Sprachartis- für eine begeisternde Premiere nicht als Opernhaus konzipiert. So der kommenden Jahre verwendet Bereits im Es-Dur-Vorspiel entwi- Lehmann, der Präsident des Goe- tin Ann Cotten und Hans Jürgen des »Rheingold« mit Bravo- galt es, aus der Not eine Tugend zu werden. Eine schlüssige und sinn- ckelt das Orchester ein über 136 the-Instituts, mit. Weitere Preisträ- Balmes, Lektor des S.-Fischer-Ver- machen, was den Akteuren be- volle Lösung. Takte andauerndes spannungsge- ger sind der japanische Maler Ta- lags, erwartet. Sie diskutieren am rufen und lang andauernden achtlich gut gelingt. Das Orchester Gerd Heinz realisierte eine In- ladenes Crescendo, das in den zu- danori Yokoo, der französische 19. September um 19.30 Uhr mit Standing Ovations. agiert aus dem Bühnenhinter- szenierung, in der Regie und Büh- nächst verspielten Auftritt der Architekt Dominique Perrault, die Brigitte Labs-Ehlert, der Leiterin grund, ein wenig abgeschirmt nenbild bewusst dem Werk Wag- Rheintöchter mündet. japanische Pianistin Mitsuko Uchi- des Literaturbüros, und dem Publi- Der Mindener Wagner-Verband, durch einen Gazevorhang. So ners dienen und keine selbstgefäl- Mit den Sängern hat man eine da und die französische Tänzerin kum über das Thema »Poesie oder das Stadttheater Minden und die übertönt der Orchesterklang nicht lige oder gar entstellende Selbst- gute Auswahl getroffen. Die Solis- Sylvie Guillem. Die Preise sollen Steuererklärung – Brauchen wir Nordwestdeutsche Philharmonie die hervorragenden Sänger, und inszenierung zelebrieren. So wirkt ten waren auch als Schauspieler am 21. Oktober in Tokio überreicht noch Gedichte?« oder: »Was bringt (NWD) haben ein höchst ehrgeizi- der Vorhang dient zugleich als alles reflektiert und moderat mo- stets präsent und mit klarer Dik- werden. Lyrik fürs Leben?«. ges musikalisches Langzeitprojekt transparente Projektionsfläche für dern, gelöst vom Klischee des Düs- tion gut verständlich. Sie über- Der Eintritt ist frei, Platzreser- begonnen. Der Regisseur Gerd zeugten mit enormer gesanglicher vierung aber erforderlich (Tel.: Heinz legt die vier »Ring«-Musik- und stimmtechnischer Leistung. Komponist Pärt 0 52 31 / 30 80 2-10). dramen als Chronologie der Besonderer Respekt gilt dem Am 20. September um 11.30 Menschheitsgeschichte, der Comé- Wotan-Darsteller Renatus Mészár, wird 80 Uhr wird ein Fest der Literatur mit die humaine an. Das »Rheingold« der trotz Erkältung seinen an- Lesungen und Konzerten began- steht für die Urzeit. Demzufolge spruchsvollen Part übernahm. Tallinn (dpa). Seit Jahrzehnten gen. Unter dem Motto »Die Welt werden Götter, Riesen, die Rhein- Zum Solistenensemble gehören prägt Arvo Pärt die Musikszene wird alt und wird wieder jung« töchter, Alben und Nibelungen als Andreas Kindschuh (Donner), und genießt international höchstes sind im Detmolder Sommertheater unterdrückte zwergenhafte Wesen André Riemer (Froh), Thomas Ansehen. Der estnische Komponist Schriftsteller, Schauspieler und aus dem diffusen Nibelheim mit Mohr (Loge), Kathrin Göring (Fri- ist einer bedeutendsten und meist- Musiker zu hören, die eine Spra- allzu menschlichen Attitüden dar- cka), Julia Brauer (Freia), Evelyn gespielten lebenden Komponisten. che – aber eben auch den Mut – ge- gestellt. So entwickelt sich die Ge- Krahe (Erda), Heiko Trinsinger (Al- Heute wird er 80. Pärts Werk ist funden haben, den gegenwärtigen schichte zum Paradigma menschli- berich), Dan Karlström (Mime), Tijl von der Reduktion auf das We- Krisen zum Trotz immer wieder chen Versagens und Scheiterns. Faveyts (Fasolt), James Moellen- sentliche geprägt, von Schlichtheit neu zu beginnen. Beim Fest sind Jener Ring, der durch Zauber- hoff (Fafner), Julia Borchert (Wog- und Ausdruck. Mit wenigen Tönen die Diskussionsteilnehmer vom kraft Macht verleiht, ist mit dem linde), Christina Buffle (Wellgun- füllt Pärt große Räume; er kompo- Vorabend zu Gast, außerdem die Fluch des Nibelungen Alberich be- de), Tiina Penttinen (Floßhilde). niert introvertierte und religiös Schauspieler Jens Harzer und An- haftet, den er ausspricht, als Wo- Als Nibelungen wirkten Schüler grundierte Musik. Gerne als »kom- gela Winkler, die sich Botho Strauß tan und Loge ihm den Ring entrei- des Ratsgymnasiums Minden mit. ponierender Mönch« verklärt, und seinem Werk widmen, sowie ßen: »Nun zeug’ sein Zauber Tod Auf die nächsten »Ring«-Dra- setzt er sich radikal von den Mo- Anna Lechner (Cello) und Zsófia dem, der ihn trägt!« Die Wirkung men in den Folgejahren darf man den der Neuen Musik ab. Sein Stil Boros (Gitarre), die die Lesungen bleibt nicht aus . . . gespannt sein. Für die übrigen führt jahrhundertealte Musiktradi- begleiten. Karten für 12, 15 bzw. Die Aktualität des Werkes wird »Rheingold«-Termine gibt es noch tionen fort. »Ich habe entdeckt, 20 Euro gibt’s ebenfalls telefonisch durch skandalöse Finanzgeschäfte Fasolt, Fafner, Lohe, Donner und Fricka (von links) haben Meinungsver- ganz wenige Restkarten (Tel.: dass es genügt, wenn ein einziger unter 0 52 31 / 30 80 2-10. und machtbesessene Politiker be- schiedenheiten. Foto: Foto: Dorothée Luchterhandt Rapp 05 71 / 88 27 00 und 2 05 77). Ton schön gespielt wird.« Viel größer als gedacht Erstaunliche Funde zur Ausdehnung Roms in der Königszeit

Rom (dpa). Das antike Rom war sein. Darin soll eine hochrangige ten«, sagte die Ausgrabungslei- römischen Zeitrechnung; im Ge- in seiner Frühzeit deutlich größer Familie gelebt habt. Es ist der be- terin Mirella Serlorenzi. schichtsunterricht wurde früher als bisher angenommen. Dies er- deutendste archäologische Fund in Die außerordentlich gut erhalte- der Merkvers »Sieben – fünf – drei, gebe sich aus einem neuen sensa- Rom in den vergangenen Jahren. nen Fundamente wurden im Inne- Rom kroch aus dem Ei« benutzt. tionellen Fund auf dem Quirinal- Der Quirinal ist einer der sieben ren des im 19. Jahrhundert erbau- Zur Großmacht im Mittelmeer- Hügel, wie Archäologen heraus- Hügel des klassischen Roms, das ten Palazzo Canevari gefunden, in raum wurde Rom erst nach drei fanden. Dort hatten die Ausgräber bis etwa 470 v. Chr. von (zumeist dem sich früher ein geologisches Punischen Kriegen mit Siegen über am Mittwoch die Entdeckung der sagenhaften) Königen regiert wur- Institut befand. Der neue Eigentü- das nordafrikanische Karthago, Überreste eines Wohngebäudes de. Bisher waren die Forscher mer, eine Sparkasse, will darin Bü- zumeist im dritten vorchristlichen aus dem 6. vorchristlichen Jahr- aber davon ausgegangen, dass es ros einrichten. In der Nähe liegt Jahrhundert. Die heute noch er- hundert bekanntgegeben – als my- dort zu jener Zeit nur einen Fried- der Palazzo Quirinale, der Amts- haltenen bedeutendsten antiken thisches Gründungsdatum der hof gab und sich die Besiedlung auf sitz des Staatspräsidenten. Bauwerke wie das Kolosseum und Stadt gilt das Jahr 753 v. Chr. die Gegend des Forums am Kapi- Die heutige italienische Haupt- das Pantheon stammen aus der Das Gebäude aus der Zeit des tol-Hügel beschränkte. »Das be- stadt wurde der Legende nach von mit Augustus (Prinzipat von 27 Königs Servio Tullio (578-539 deutet, dass Rom zu Beginn des den Brüdern Romulus und Remus v. Chr. bis 14 n. Chr.) beginnenden v. Chr.) soll drei mal zehn Meter sechsten Jahrhunderts deutlich gegründet. Das Jahr 753 war über Kaiserzeit im ersten und zweiten Unter einem Palazzo fanden Archäologen diese Fundamente, die Roms weit und drei Meter hoch gewesen größer war als wir bisher erwarte- Jahrhunderte Ausgangspunkt der nachchristlichen Jahrhundert. große Ausdehnung schon in der Königszeit andeuten. Foto: dpa Mittwoch, 16. September 2015 !"# $%& "'()% !"#$"%

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5/0))%-6#"%)" 7"#/%"4"& „Jeder kennt Tatata Taaa“ Einmal mehr bereitete und Sebastian Mirow Fabrizio Ventura dirigiert alle Beethoven-Sinfonien in einer Saison / Dazu gibt es ein Schüler-Projekt die Westfälische Schule (17) aus Berlin (Duo: für Musik der Stadt Violoncello/Klavier). Von unserem Münster herausragenden Für den Wettbewerb um Redaktions- Preisträgerinnen und den „Klassikpreis“ 2015 mitglied C""'4.7"& %B C/%3-D /-345650 7891:4- ;58<1 +8;;89 98:9 =59>0? Preisträgern „Jugend waren vier Ensembles Harald 9589 -@; =A:9C +84 D89;A<<851# /010;2 E849<-:1F+,-G E4511- =A<:@18 musiziert“ eine attraktive und ein Solist von der Suerland Bühne: Am Wochenende Jury des Bundeswettbe- wurde dort um den mit werbs für die Teilnahme 89,2:;<= „In bis zu 6000 Euro dotier- vorgeschlagen worden. einem kleinen ten „WDR 3 Klassikpreis Voraussetzung war eine Dorf in Italien“, der Stadt Münster“ ge- hervorragende Bewer- erzählt Fabrizio spielt. Den Klassikpreis tung im Bundeswettbe- Ventura, „ent- 2015 erhielten Sophie werb „Jugend musiziert“ deckte ich kürz- (14) und Vincent Neeb 2015. Mit dem Preis ver- lich in einem (18) aus Oberhaching bunden war ein Konzert. Haus, an dessen (Klavier vierhändig), Le- Der WDR sendet die Auf- oberen Fenstern win Kneisel (14), aus zeichnung am 2. Novem- die Läden offen Berlin (Klarinette solo) ber ab 20.05 Uhr auf standen, Noten, sowie Antong Zou (17) WDR 3. *,+. die auf den Pla- fond gemalt wa- ren: Es war das 2"K'"'' 4.@@' 01@ L)6"-'"AM#"%) Freudenthema aus Beethovens Neun- Die Werke von sechs Au- „Sommerdreieck“, in dem ter!“ Für den Diri- torinnen und Autoren es um das lebendige genten ein Beleg sind für den renommier- Chaos der Wendezeit seiner These, dass ten Aspekte-Literatur- geht. Kat Kaufmann hat Ludwig van Beet- preis nominiert worden. in „Superposition“ die hovens Sinfonien Die Entscheidung soll Geschichte einer jungen eine „Schöpfung der am 9. Oktober bekannt- Jazz-Pianistin erzählt. Menschheit“ sind, gegeben werden. Unter Von Richard Schuberth ohne die man nicht den Finalistinnen sind ist die „Chronik einer leben kann. Kunst- Kristine Bilkau mit dem fröhlichen Verschwö- werke, die jeder ken- Generationenporträt „Die rung“ dabei, ein philoso- nen müsste – wie die Glücklichen“ und Mirna phischer Schelmenro- „Mona Lisa“, wie die Funk mit „Winternähe“, man. Vervollständigt Dramen William der Geschichte einer wird der Kreis der Fina- Shakespeares. deutschen Jüdin in Ber- listen von Dimitrij Wall, Kennt man sie wirklich?kli September krönen, davor er- um.“ Weil lin und Tel Aviv. Von der in „Gott will uns tot Münsters Generalmusikdi- klingt das Brahms-Violin- die neun Sinfonienf i Franziska Hauser sehen“ von der Kraft des rektor macht in dieser Sai- konzert mit der niederländi- ein ebenso vielfältiger wie kommt das Erstlingswerk Träumens schreibt. *+,-. son die Probe aufs Exempel schen Virtuosin Isabelle van geschlossener Korpus seien, wollen, und in der neunten wa in der „Eroica“ die Bläserlä und dirigiert „alle Neune“ in Keulen. Und dann geht es in als wären sie die Komponen- Sinfonie verleiht er Schillers am Höhepunkt des ersten den Sinfoniekonzerten. Um den nächsten Monaten, bunt ten einer einzigen großen Appell an die Brüderlichkeit Satzes so vehement gegen !"#$%"&'" (#$"&)'#*+"# damit auch zu zeigen, dass gemischt mit anderen Wer- Oper. Das unterscheide sie klingende Gestalt. die Streicher fauchen, dass eben nicht nur die bekann- ken, durch Beethovens sin- auch von den entsprechen- Wie aber will Fabrizio es auch heutigen Hörern Die Schauspielerin Ka- ten „Stellen“ hörenswert fonischen Kosmos. Mal als den Werkgruppen der Nach- Ventura solche Inhalte der schmerzhaft vorkommt, tharina Thalbach und sind, dass man sich nicht Konzertfinale, mal als Eröff- folger Mendelssohn, Schu- Musik zum Sprechen brin- müssen die gar nichts über der Theologe Richard nur mit „Eroica“ und „Pasto- nungsstück wie bei der Ers- mann oder Brahms. Zugleich gen? „Ich suche nicht das Beethovens Verhältnis zu Schröder werden mit rale“, sondern auch mit der ten oder Achten. Aber eine habe die Bedeutung der Glatte, sondern das Kantige“, Napoleon wissen, um diese dem Verdienstorden der vierten oder der tänzeri- Wertung mag Ventura da- Beethoven-Sinfonien doch verspricht der Dirigent, um Wirkung zu spüren. DER RINGBundesrepublik IN DEN MEDIEN Deutsch- DAS RHEINGOLD 2015 schen siebtenWESTFÄLISCHE Sinfonie be- NACHRICHTEN,raus nicht abgeleitet wissen,MÜNSTERviel mit der geschichtlichen auch jenen Zuhörern Beet- Übrigens geht Venturas land geehrt. Auch der schäftigen sollte. Und selbst sondern16. er SEPTEMBER betont: „Jedes 2015Situation des Komponisten hovens Bedeutung nahezu- Beethoven-Projekt noch frühere Ratsvorsitzende die legendäre „Fünfte“ darf dieser Stücke ist eigentlich zu tun: „Es ist die Zeit, in der bringen, die bewusst naiv an über die eigentlichen Auf- der Evangelischen Kirche ,%-./01) 234&"%$"# /0102 +,- man nicht unterschätzen: ein Hauptgang!“ der Mensch sich als Indivi- die Stücke herangehen: führungen hinaus: Von heu- in Deutschland, Niko- „Jeder kennt Tatata – Taaa. Beethoven lebte von 1770 duum durchsetzt, in der je- „Früher hat man alles sehr te an haben Schulklassen laus Schneider, der ita- keiten, die Bundespräsi- Aber wir wollen zeigen, dass bis 1827, denkt der Konzert- der Mensch sich politisch breit musiziert, in den letz- und Musikkurse die Mög- lienische Autor Claudio dent Joachim Gauck danach noch dreißig geniale besucher und wundert sich: einbringen kann“ erläutert ten Jahrzehnten klingt es lichkeit, an Proben teilzu- Magris und die österrei- zum Tag der Deutschen Minuten kommen.“ Ein Jubiläum ist nicht in Ventura, kurz: die Zeit der viel transparenter und ner- nehmen (Platzkontingent chische Theaterregisseu- Einheit auszeichnet. Die Mit „Tatata Taaa“ beginnt Sicht. „Das interessiert mich Französischen Revolution vöser: Man erlebt den Nerv begrenzt, Infos im Internet). rin Andrea Breth gehö- Orden werden am 1. Ok- das Projekt: Beethovens auch nicht so sehr“, erwidert und der Herrschaft Napo- des Rhythmus, es kocht die Motto des Ganzen: „Tatata ren zu den Persönlich- tober überreicht. *+,-. fünfte Sinfonie wird das ers- Ventura, „für dieses Projekt leons. Ihm hatte Beethoven ganze Zeit!“, beschreibt er Taaa“. > ???=)%&@.&%".#34")'"#A te Konzert der Saison am 22. braucht man kein Jubilä- seine dritte Sinfonie widmen diese Haltung. Und wenn et- B1"&)'"#=$" Kammerspiel mit starken Göttern Lockere Grenzen für die Kunst Das Theater Minden überzeugt mit dem „Rheingold“ und schmiedet einen „Ring“ Monika Grütters legt Gesetzesentwurf vor

Von unserem C;84896 59 E84@59# /0102 +,- triennale in Bochum. In für Kunstgeschäfte inner- Minden jetzt also ein „Weser- halb der EU gilt dem Ent- mungsrunde hoffe sie auf dem Gesetzesentwurf zu be- gold“? wurf zufolge etwa bei Ge- einen Beschluss im Kabinett fassen.“ Mit dem Gesetz wer- Das kann man durchaus F0) (#34")'"# ;A<8591 <59189 5H "<859 6: ;51689G I85@ D59+89; J4A<8;184C4-389 6: K@859 >L4 mälden erst dann, wenn das noch im Oktober, so Grüt- den laut Grütters EU-Vorga- so sagen, denn was sich Re- M-C984; C40N8 E8;816:9C 5;1# /0102 O0401 ???=?0+&"#A terin veröffentlicht. Nach bei und es gilt nun, sich in- ne Leihgaben aus Museen Philipp Schlößmann hat da- sammengestellten erstklassi- ganzen Stadt. Schulen be- 7"#G0&$AB%&$"&=$" einer weiteren Abstim- tensiv und konstruktiv mit abhängen ließ. DER RING IN DEN MEDIEN DAS RHEINGOLD 2015 MINDENER TAGEBLATT 11. SEPTEMBER 2015

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RHEINGOLD 2015 OW_11-2015_42-53.qxp_Layout OPERNWELT, 1 14.10.15 09:54 SeiteHAMBURG 51 NOVEMBER 2015

Panorama

harmonie für sechs Konzerte an. Oder wenn Frau (Julia Borchert, Christine Bufe, Tiina Penttinen) Held des Abends war Dirigent Mimenorchester: die Basler Madrigalisten, Foto Lucerne Festival/Priska Ketterer Hering-Winckler ruft, die Vorsitzende des Minde- bleiben eine Spur unter diesem Niveau. Doch auch Yannick Nézet-Séguin, der mit vor- ner Richard Wagner Verbandes. Und das hat die die Damen artikulieren so textverständlich klar, wärtsdrängenden Spannungsbögen agile Juristin jetzt schon zum fünften Mal getan. wie man das selten in einer Wagner-Vorstellung und einem außergewöhnlich durch- Weil sie sich in den Kopf gesetzt hatte, nach «Hol- erlebt. sichtigen Orchesterklang an seinen länder» (2002), «Tannhäuser» (2005), «Lohen- Dass es am «Ring»-Vorabend auf den Konver- «Don Carlos»-Erfolg vom letzten grin» (2009) und «Tristan» (2012) den ganzen sationscharakter des Stücks ankommt, betont Jahr anknüpfen könnte. Aleksandrs «Ring» in Angriff zu nehmen. Mehr als 150 Spen- nicht zuletzt die behutsam verfremdende, narra- Antonenko, in der Premiere hörbar der verzeichnet das Programmheft zum «Rhein- tive Regie von Gerd Heinz. Zu ihren Paten gehö- indisponiert, hatte die Titelpartie in gold»-Auftakt. Selbst die Kunststiftung Nordrhein- ren Brecht sowie das japanische Kabuki- und der zweiten Aufführung wieder si- Westfalen hilft mit, das Wagner-Bürgerboot an Bunraki-Theater; dazu passen die fernöstlich tim- cher im Griff, sang mit erfreulicher der Weser flottzuhalten. brierten Formen, Bilder und Farben der unauf- dynamischer Flexibilität und leich- Denn längst hat sich herumgesprochen, dass wendig-zweckdienlichen Ausstattung (Philipp ter Höhe. «Dio! Mi potevi scagliar» hier keine megalomanen Marotten gepflegt, son- Schlößmann). Ein «Rheingold» für Anfänger und gestaltete er nach dem Vorbild dern professionelle Produktionen mit verblüffen- Fortgeschrittene, das mit frischer Fantasie aus be- James McCrackens im Semi-Par- dem Mehrwert gestemmt werden. Davon künden scheidenen Mitteln Funken schlägt. Für 2016 ist lando. Mit Routine und klar proji- schon die weiß-gelb-rot schimmernden Es-Dur- die «Walküre» geplant, 2019 sollen zwei komplette zierter Artikulation des Textes Wogen, die der Chemnitzer GMD Frank Beer- Zyklen gezeigt werden. Wir sind schon jetzt ge- konnte er seine eher durchschnittli- mann von der Hinterbühne über den hölzernen spannt. – Albrecht Thiemann chen schauspielerischen Qualitäten chende Geigerin Carolin Widmann und eine Blas- Grund des Rheins, durch den leuchtenden Ring- wettmachen. Insbesondere im vier- musik zum Hauptteil der Hommage überleitete. Rundrahmen, der das Portal einfasst, und durch Wagner: Das Rheingold ten Akt fand er zu guter Form. Ve- «Gargantua chez les Helvètes du Haut-Valais», den Gazeschleier schickt, der die Musiker mit- Premiere am 9. September 2015 nedigs «Mohr» trat ohne schwarze die Bilderfolge nach Rabelais, die Wyttenbach zu- unter schattenhaft entrückt. Höchst transparent, Musikalische Leitung: Frank Beermann Schminke auf – ein Novum in den MIT FEUERSCHWEIF Inszenierung: Gerd Heinz sammengestellt und in Musik gebracht hat, mach- kammermusikalisch schlank agiert das in redu- Ausstattung: Frank Philipp Schlößmann USA, von der Met für PR-Zwecke ten da den ersten Höhepunkt aus. Äußerst derb, zierter Besetzung angetretene Orchester, der Video: Matthias Lippert aber übermäßig aufgebauscht. aber nirgends blöd, vielmehr unglaublich lustig Wagner: Das Rheingold Klang mischt sich famos mit den vorn strömen- Licht: Michael Kohlhagen Als Desdemona glänzte Sonya Minden / Stadttheater Solisten: Renatus Mészár (Wotan), Andreas Kindschuh Sonya Yoncheva wurden hier die Geburt Pantagruels und die damit den Stimmen. Auch die zeigen sich von der besten (Donner), André Riemer (Froh), Thomas Mohr (Loge), Yoncheva. Charmant im Auftreten, (Desdemona) verbundenen Nöte seiner Eltern Gargantua und Seite. Renatus Mészár gibt Wotan als schrundigen Kathrin Göring (Fricka), Julia Bauer (Freia), Evelyn Krahe zeichnete sie ein unverstelltes, indi- Foto Ken Howard/ Badebec geschildert: von dem stimmgewaltigen Zweifler, Heiko Trinsinger ist ein kraftstrotzender (Erda), Heiko Trinsinger (Alberich), Dan Karlström (Mime), viduelles Rollenporträt, tief berüh- Tijl Faveyts (Fasolt), James Moellenhoff (Fafner), Julia Sprecher Franziskus Abgottspon, der den von Alberich, der seinen am örtlichen Ratsgymnasium Borchert (Woglinde), Christine Buffle (Wellgunde), rend und von Pathos durchdrun- Wyttenbach aus dem Französischen übersetzten utta Hering-Winckler hat es wieder ge- rekrutierten Nibelheim-Sklaven das Fürchten Tiina Penttinen (Floßhilde) u. a. gen vor allem im vierten Akt. Ihr lyrischer Sopran Text in den herben Oberwalliser Dialekt übertra- schafft. Die große Wagner-Welt ins kleine lehrt. Einen Coup (wie bei sei- www.stadttheater-minden.de klingt frisch und energetisch – eine breitere Farb- gen hat, sowie einem Instrumentalensemble aus Minden geholt. Ans Theaterchen ihrer Hei- nem Mindener Tristan-Debüt vor drei Jahren) lan- palette wird sie sich mit zunehmender Reife aneig- der Musikhochschule Luzern. matstadt, das zwar kein Ensemble, aber jede det Thomas Mohr als ätzend hintersinniger Loge: nen. Zeljko Lucic, ein entspannt-ironischer Jago, GLANZ UND Die eigentliche Überraschung bot aber das JMenge Energie hat. Es gibt Kabarett, Musical, Ope- Ein geschmeidiger, blitzgescheiter Zyniker, dessen verfügt über ein eher zuverlässiges als herausra- «WyttenbachMatterial», das in einer szenischen rette, Schauspiel in dem 568-Plätze-Haus, alles ein- vokaler Feuerschweif in vielen Farben glimmt, gendes Instrument, überwand aber die Intonati- VERKOMMENHEIT Einrichtung von Désirée Meiser auf die Bühne des gekauft. Sieben Abo-Reihen sind aktuell im Ange- heizt dem zaudernden Götterclan ein. Kathrin DIE onsschwierigkeiten, mit denen er anfangs in der Luzerner Theaters kam. Das zentrale Stück bildete bot, weitere vier speziell für Kinder und Jugendli- Görings frustrierte Fricka, Julia Bauers angstver- Mittellage häufig zu kämpfen hatte. Der gefragte Tschaikowsky: Eugen Onegin hier «Der Unfall», ein 1972 an die Hand genom- che. Aus Herford reist die Nordwestdeutsche Phil- spannte Freia, auch die sportiven Rheintöchter Bass Günther Groissböck bewegte sich als Lodo- UNGLÜCKLICHE Sankt Gallen / Theater menes, aber erst jetzt fertiggestelltes Madrigalspiel vico hörbar jenseits seines Fachs. Wenig ersprieß- Wyttenbachs auf einen Text seines Freundes Mani HAND lich auch Dimitri Pittas als Vibrato-geplagter Cas- Matter, des Ende 1972 selbst einem Unfall zum sio. Chad Shelton und Tyler Duncan überzeugten Opfer gefallenen Berner Liedermachers. Darum Verdi: Otello als Roderigo und Herold. Völlig hilflos Shers Um- ls klassischer Dreispartenbetrieb in herum fügten sich die scherzhaften Chor-Lieder gang mit dem Chor – der nur herumstand, wenn einer Stadt von knapp 75 000 Einwoh- «Sutil und Laar» und Chansons für Instrumenta- New York / The Metropolitan Opera er sang. Letzteres allerdings hervorragend. nern zählt das Theater St. Gallen zu listen, die eben nicht nur ihr Instrument spielen. – David Shengold den kleineren Einrichtungen auf dem Besonders erheiternd der Sprecher, hier der äu- (Aus dem Englischen von Katharina Duda) großenA Marktplatz der Oper. Immer wieder ßerst virtuose Silvester von Hösslin, der sich in artlett Sher musste am Premieren- schwingt sich das Haus jedoch zu Leistungen auf, Endlos-Sätzen verheddert und dabei von einer abend Buhs einstecken. Am Broadway die überraschen, ja staunen lassen. So jetzt mit Sackgasse in die nächste taumelt. Und das alles zu mag der Regisseur eine glückliche Verdi: Otello «Eugen Onegin» von Peter Tschaikowsky. Gewiss, Musik, die mit Doppelbödigkeit und Widerhaken Hand haben – für die Oper beweist er Premiere am 21., besuchte Vorstellung am unter der wenig inspirierten Leitung des Ersten nicht spart. – Peter Hagmann wenigB Gespür. Mit dem neuen «Otello» jedenfalls 25. September 2015 Kapellmeisters Attilio Tomasello kam das Sinfo- Musikalische Leitung: Yannick Nézet-Séguin hat die Metropolitan Opera leider eine solide Pro- Inszenierung: Bartlett Sher nieorchester St. Gallen in der besuchten Vorstel- Wyttenbach: WyttenbachMatterial duktion durch eine schwächere ersetzt, charakte- Bühne: Es Devlin lung nicht auf das Niveau, das es mit seinem Chef- risiert durch Klischees wie Videoprojektionen von Kostüme: Catherine Zuber dirigenten Otto Tausk erreicht; verwackelte Ein- Premiere am 21., besuchte Vorstellung am 22. August 2015 Licht: Donald Holder Musikalische Leitung: Raphael Immoos Meereswellen, billig wirkendes Rotlicht und Plexi- Chor: Donald Palumbo sätze, Mängel in der Intonation und der strohige Szenische Einrichtung: Désirée Meiser glaskulissen, die an IKEA-Lagerhäuser erinnerten. Solisten: Aleksandrs Antonenko (Otello), Sonya Yoncheva Klang der hohen Streicher zeugten davon. Aber Solisten: Basler Madrigalisten, Silvester von Hösslin Verdächtig nach einer Leihgabe aus der hauseige- (Desdemona), Zeljko Lucic (Jago), Dimitri Pittas (Cassio), das junge Ensemble war in seiner Weise erstklassig (Sprecher), Noëlle-Anne Darbellay (Violine und Gesang), Heiko Trinsinger (Alberich), Thomas Günther Groissböck (Lodovico), Jennifer Johnson Cano Matthias Schranz (Violoncello), Lanet Flores Otero Mohr (Loge), Renatus Mészár (Wotan) nen «Luisa Miller»-Produktion sahen die düsteren (Emilia), Chad Shelton (Roderigo), Jeff Mattsey (Montano), besetzt – und ging förmlich auf in der ausgezeich- (Klarinette), Daniele Pintaudi und Blanka Kertész (Klavier) Foto Theater/Dorothée Rapp Charles-Dickens-Kostüme aus. Einen Nerv traf Tyler Duncan (Un araldo) net durchdachten, wirksam ausgeführten Inszenie- OPERNWELT November 2015 www.lucernefestival.ch OPERNWELT November 2015 der Schlussakt, der fast ohne Bühnenbild auskam. www.metopera.org rung von Lydia Steier.

50 51 DER RING IN DEN MEDIEN DAS RHEINGOLD 2015 DAS OPERNGLAS, BERLIN OKTOBER 2015

SAISONSTART

Kammerspiel vor großem Orchester: »Das Rheingold« in Minden

MINDEN Rund eines großen Ringes. Für das Bühnen- dem „Singspiel“ widmen, was dem Charak- uniform stattlich ausstaffi ert, sorgte der ge- bild war Frank Philipp Schlößmann gewon- ter des Vorabends gut entsprach. Die starke bürtige Belgier mit mächtig-klirrendem Bass Das Rheingold nen worden, der schon für zwei Bayreuth- Männerriege wurde von Heiko Trinsinger als für knisternde Spannung. James Moellenhoff 9. September Produktionen (den aktuellen »Tristan« und Alberich angeführt, der mit einer exzellent als Fafner blieb hinter dieser Leistung etwas den »Ring« in der Regie von Tankred Dorst) geführten Stimme mit warmem, balsami- zurück, überzeugte aber dennoch mit dezen- Das kleine Stadttheater im westfälischen die passenden Bilder gefunden hatte. Auch schem Timbre und kräftig aufsingend auf ter geführtem, fülligem Bass. Dan Karlström Minden wagt sich an den »Ring«. Unter hier ging die Rechnung auf, entpuppte sich sich aufmerksam machte. Abgründig de- gestaltete den Mime mit wunderbar pronon- den Augen der inzwischen ehemaligen doch die von ihm gestaltete rampenartige, klamierend bestach sein „Habet acht“, und ciertem Klageton und dezent angepasstem, Bayreuther-Festspielchefi n Eva Wagner-Pas- reduzierte Fläche ohne viel Brimborium als auch der Fluch geriet packend. Der Loge von hellem Timbre. An dreas Kindschuh als quier wurde die Tetralogie ganz herkömm- passende Keimzelle für das Drama, das von Thomas Mohr stand dieser Leistung kaum markanter Donner, André Riemer als Froh lich mit dem »Rheingold« eingeleitet, bis Regisseur Gerd Heinz mit stringenter Perso- nach. Mit gesetzt-nuanciertem Tonfall ins- mit etwas enger geführtem Tenor und Eve- 2019 sollen dann die weiteren Teile folgen. nenführung inszeniert wurde, voll Schwung, besondere in den mittleren bis tiefen Lagen lyn Krahe als marienhafte Erda (von einem Der ortsansässige Wagnerverband zeichnet Energie und bisweilen auch mit Witz, der gut seines sicher geführten glänzte auch etwas zu simplen Regieeinfall mit einem zusammen mit dem Stadttheater und der beim Publikum ankam. er durch intensive Diktion. Der Bariton von von oben heruntergelassenen Fingerzeig à Nordwestdeutschen Philharmonie verant- Dreh- und Angelpunkt in jedem Moment Renatus Mészár (als etwas indisponiert an- la Michelangelo angekündigt) mit charak- wortlich für die übergreifende Organisation. war aber bereits durch den ihr zugedachten gekündigt) bot mit kräftiger Stimme einen tervoll breit geführtem Alt vervollständigten Diese Konstellation scheint fruchtbar zu Platz die Musik, die von Frank Beermann insgesamt doch farbig gestalteten Wotan, das Mindener »Ring«-Ensemble neben den sein, denn bereits für den Vorabend konnte mit der Nordwestdeutschen Philharmonie der seines Speeres müde ist: Immer wieder Rheintöchtern von Julia Borchert, Christine ein ansprechendes Ensemble zusammenge- wunderbar abgemischt dargeboten wurde. muss ihm – sei es von Fricka oder Loge – die- Buffl e und Tiina Penttinen, die mit hypno- stellt werden, das einige Erfahrung im gro- Beermann sorgte für einen optimalen Zu- ses Macht-Symbol und -Instrument hinter- tisierendem Schlangentanz in Wellenbewe- ßen deutschen Fach mitbrachte. Dies führte sammenklang mit dem Sängerensemble hergetragen werden. Kathrin Göring steuerte gungen versuchten, Alberich vom Rheingold Allison Oakes (Isolde) zu einer musikalisch sehr ausgeglichenen und für eine fi ligran-luftige, aber trotzdem hierzu einen vehementen Mezzo bei, der für abzubringen. Am Ende begeisterter Applaus. Premierenvorstellung vor ungewöhnlichem, nachdrückliche und dichte Interpretation. In die starke Fricka an der Seite des zögern- S. Barnstorf die Exekution Morolds, der als Delinquent Anders sah es bei den Sängern aus. Vor aber durchaus überzeugendem Arrange- mäßigem Tempo geriet das dezidiert vorge- den Göttervaters in dominanter Pose über- dargestellt wird. allem das Protagonistenpaar konnte nicht ment, das zum einen der Beengtheit des tragene Vorspiel, in fl irrend-expressionisti- aus passend erschien. Gleichwohl gelang Der erste Aufzug wird also nicht nur mit überzeugen. Die beiden ersten Akte hin- Raumes, zum anderen aber auch der Be- scher Einheit beeindruckte das Logefeuer, ihr eine getragene, spannungsvoll auf der einer falschen Grundvoraussetzung einge- durch schien den Tristan „auf grenztheit der (fi nanziellen) Mittel geschul- und auch im pathetischen Finale gelang Linie gesungene Interpretation. Julia Bauer DORTMUND leitet – Morold war der Verlobte Isoldes, den Sparfl amme“ zu kochen, von einer eigent- det schien. Mit dem im Bühnenhintergrund mit präzisen Bläsern das Gewitter-Finale debütierte als Freia mit sehr hell und spitz Tristan im Kampf tötete, der jedoch auch lich indiskutablen Textartikulation einmal sichtbar hinter einem Gazevorhang platzier- überzeugend. klingendem Sopran, der den ebenso raum- Tristan und Isolde zuvor Tristan mit einem vergifteten Hieb abgesehen wirkt die Höhe mühsam und ten Orchester entspinnt sich die Handlung Bedingt durch die hervorragende Akustik füllend aussingenden Tijl Faveyts als Fasolt 6.September seines Schwertes so verletzte, dass Isolde eng, arg gewöhnungsbedürftig sein sehr

Foto: Rapp Foto: auf überschaubarer Spielfl äche unter dem konnten sich alle Protagonisten passioniert nachvollziehbar beeindruckte. In Soldaten- Tristan, der sich als Tantris ausgab, heilen unregelmäßiges Vibrato. Erst im dritten Die Dortmunder Opernsaison eröffnete musste –, sondern die eigentliche Handlung Akt steigerte der Tenor seine Leistung. An dieses Jahr mit Wagners »Tristan und Isol- auch aktionistisch zerstört. So kann man im seiner Seite war Allison Oakes insofern eine 10/2015 DAS OPERNGLASde«,15 inszeniert von Hausherr Jens-Daniel ersten Akt ständig Statisten beobachten, die adäquate Isolde, als auch bei ihr die Höhe Herzog. Richard Wagner hat musikalisch als Reisende offenbar eine Grenze und die teilweise angestrengt klang. Schlichtweg mit der „unendlichen Melodie“ eine inne- Zollkontrolle passieren und dabei mehr „nervig“ war ihre Angewohnheit, einige ex- re Seelenhandlung konzipiert, die in seiner oder weniger von Wachhabenden schika- ponierte Töne fanfarenartig und spitz her- Deutung der Schopenhauer’schen „Welt als niert werden. So auch Brangäne, die sich auszustellen. Wille und Vorstellung“ in genialer Weise so- mit an dieser Stelle nicht näher zu beschrei- Überzeugend klang Martina Dike als wohl instrumental aus auch gesangstech- benden körperlichen Übergriffen seitens Brangäne, die mit satter, aber schlanker, nisch-textlich den Liebestrieb mit dem To- der Soldaten konfrontiert sieht. Nach dem nicht allzu dunkler Stimme ihre Partie ver- destrieb verbindet – damals wie heute eine Genuss des Liebestrankes – „stilecht“ wird sah. Lucian Krasznec faszinierte als junger enorme Herausforderung für alle. er aus dem Becher einer Thermosfl asche Seemann (Hirt) mit guter Textverständlich- Jens-Daniel Herzog verfolgt ein anderes getrunken, die Brangäne aus ihrem Koffer keit und geschmeidigem Tenor, ebenso wie Konzept und überbordet die einfache Hand- hervorkramt – benehmen sich Tristan und Blazey Greg als Steuermann. Auch Sangmin lung mit einem Aktionismus, der den Zu- Isolde so, als hätten sie ein wenig Crack oder Lee als Kurwenal war stimmlich präsent und schauer in die Welt einer Diktatur versetzt, Ecstasy eingeworfen, und hüpfen herum wie spielte überzeugend. Einen noch jungen, in die eigenartigerweise sogar viele einrei- kleine Kinder. Hierbei setzte Bühnenbildner überaus gut aussehenden und schneidigen sen wollen. So spielen die Orchestereinlei- Mathis Neidhardt erstmals die Drehbühne König Marke kreierte Karl-Heinz Lehner mit tung und der erste Aufzug offensichtlich ein. schlankem, makellos geführtem Bass. an einer Zollstation, über die auch Isolde Musikalisch war die Aufführung hetero- Insgesamt, trotz teilweiser exzellenter und Brangäne einreisen, die aber auch als gen: Erfreulich agil und präzise agierten die musikalischer Leistungen ein eher unbefrie- Kommandozentrale für Exekutionen dient. Dortmunder Philharmoniker unter der Lei- digender Abend, weshalb es bei der Premie- Tristan agiert wie ein Funktionär beim Mili- tung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz re viel Applaus für Sängerinnen, Sänger und tär, der sich hinter seinem Schreibtisch ver- die ganzen drei Akte hinweg, auch kleinere Orchester gab, vernehmliche Buh-Rufe für schanzt, über dem das Bild seines Onkels Soli im Orchester gelangen biegsam und das Regieteam, dabei aber insgesamt nur

Marke hängt, und leitet von hier aus auch punktgenau, dynamisch sehr differenziert. zwei Vorhänge ... M. Lode-Gerke Jauk Foto:

16 DAS OPERNGLAS 10/2015 DER RING IN DEN MEDIEN DAS RHEINGOLD 2015 ORPHEUS, MÜNCHEN NOVEMBER / DEZEMBER 2015

Gut Immling / Hoffmanns Erzählungen & Tosca Minden / Das Rheingold Der arme Poet Die Fünfte von Wagner Traumhafte Fantastereien und ein knallharter Politkrimi machen das Festival im Oberbayerischen zum Erfolg die Wagner-Freunde staunen, genießen, jubeln

Nicht zuletzt des einmaligen Naturambientes wegen pil- sus stammende Sopranistin Tatiana Larina äußerst souve- Beim Festakt im Rathaus trug sich Eva Wagner-Pasquier len Mime. Trotz Ansage wirkte die Leistung von Renatus gern mittlerweile Opernfans aus aller Welt zum oberbay- rän in der Darstellung, stimmlich samtig weich, mit prä- in das Goldene Buch der Stadt Minden ein, wie früher ihr - erischen »Grünen Hügel«. Darauf dürfen Intendant Lud- Vater Wolfgang und ihre Tante Verena, die vor Eva den wig Baumann und seine musikalische Leiterin Cornelia Ehrenvorsitz des dortigen Richard-Wagner-Verbandes in- Faveyts, der Donner von Andreas Kindschuh und mit et- von Kerssenbrock mit Recht stolz sein. Wenn dann auch Wucht, aber auch mit sensiblen Zwischentönen. nehatte. Motor mit Herz und Seele ist seit 1999 Jutta He- noch das Wetter zum Festival-Finale bei den diesjährigen Mit vokaler Wandlungsfähigkeit ist Rhys Jenkins als Kathrin Göring eine elegante sopranige Fricka. Die leicht- beiden Neuproduktionen mitspielt, bedeutet das puren ihrer Leitung ging mit dem »Rheingold« die fünfte eige- stimmige Freia von Julia Bauer berührte mit ihrer gefühl- Hochgenuss. Widersacher. Als Nicklausse/Muse sticht in Figur und ne Wagnerproduktion in Zusammenarbeit mit der Stadt ten Nähe zum Riesen Fasolt. Evelyn Krahe in bewährter Stimme Antonela Barnat heraus, Bonko über die Bühne. 2019 wird dann der komplette Zyklus zu Qualität als Warnerin Erda. Die drei Rheintöchter, von Karadjov ist mit agilem Charaktertenor erleben sein. denen allergrößte Beweglichkeit verlangt wurde, klangen Andrès, Spalanzani sowie Frantz. Cor- Die umjubelte Premiere war in großem Maße der Nord- nelia von Kerssenbrock leitet das Fes- westdeutschen Philharmonie unter Frank Beermann zu tivalorchester Gut Immling, stets den verdanken. Auf dem hinteren Bühnenraum postiert, ent- Einen Vorteil hat dieses kleine Theater mit den großen - faltete das Orchester einen rauschhaften Sog. Transpa- Werken – man kommt ihnen hautnah auf die Spur, der wahrend, mit forschen Tempi. renz, Farbenreichtum und Vitalität faszinierten. Genuss ist unendlich. »Eine Herausforderung für jeden Regisseur, ein Nudel- Rainer Schouren Zum anderen »Tosca«: Karsten Bohn brett mit einem kleinen Wohnzimmer da- transponiert das Stück in Kostümen von vor«, soweit der Regisseur Gerd Heinz zu Bettina Richter in die Zeit des italieni- den Arbeitsbedingungen. Auch er hat seine schen Faschismus. Dafür passend hat die - Bühne von Claus Hipp wenige Versatz- chend, die Musik ausdeutend. stücke parat. Frank Philipp Schlößmann baute einen über- Mit ihrer großen, kräftig leuchtenden dimensionalen Ring in das Bühnenquadrat, Stimme begeistert die russische Sopra- in dessen Brennpunkt die Handlung fokus- nistin Elena Stikhina. Vladimir Chmelo siert wird, und mit Anleihen beim japani- brilliert mit farbenreichem Bariton als schen Bunraku-Theater Verwandlungen märchenhaft, überraschend einfach vollzo- Scarpia. Publikumsliebling Mario Zhang gen wurden. Die Kostüme – dunkelgrün bis singt mit ausgesprochen schöner Linie erdfarben – fügten sich perfekt in das durch und strahlendem Tenor. Bei seinem Ca- stimmungsvolle Lichtregie bereicherte Büh- nenbild ein. Matthias Lipperts Videogestal- - Enttäuschung, wie nur selten so ergrei- tung besaß große Momente. fend gehört, eng beisammen. Fast nicht zu glauben, an einem Abend so viel hervorragende Leistungen zu erleben! Der Loge von Thomas Mohr machte in seiner - Perfektion sprachlos: berückendes Timbre, manns Erzählungen« mit ihrem Nebeneinander von besetzt, und der Festivalchor Gut Immling glänzt wie im- Traum und Wirklichkeit. Regie und Bühnenbild verant- mer. Spiel, grandios. Heiko Trinsinger als Alberich geht stimm- stammen von Wiebke Horn), und sie hat ein Ambiente den Münchner Symphonikern Puccinis Musik mit klang- lich und darstellerisch auch in die Vollen, reicher Italianità, Schmelz und auch brutaler Dramatik sein Fluch war zum Atem-Anhalten! Mit ei- Großartige Sängerleistungen: Kathrin Göring/Fricka, Andreas bewältigt. Kindschuh/Donner und Thomas Mohr/Loge

Antonia, Giulietta sowie Stella – gibt die aus dem Kauka- Joachim Dracke Richter Nicole Foto timbriert, gab Dan Karlström einen skurri- Minden Theater Foto Foto: Dorothée Rapp

38 November/Dezember 2015 November/Dezember 2015 39 DER RING IN DEN MEDIEN DAS RHEINGOLD 2015 NEUE MUSIKZEITUNG, REGENSBURG OKTOBER 2015

Kulturpolitik Oktober 2015 nmz 10/15 Seite 10 Wo das Rheingold zum Wesergold wird Im ostwestfälischen Minden hat man sich mit Erfolg an den Ring getraut

Minden im September 2015. Wer durch glieder singen und spielen auf absolut die beschauliche Stadt in Ostwestfalen hohem und professionellem Niveau, läuft, dem begegnen auf Schritt und ganz zu schweigen von der Nordwest- Tritt große dunkelblaue Plakate. Oben deutschen Philharmonie unter Gastdi- ein heller Vollmond, dessen Licht sich in rigent Frank Beermann. Da wird fein einer Wasserfläche spiegelt. In großer nuanciert und rundum sängerfreund- breiter Schrift dann „Das Rheingold“ lich musiziert. und, etwas kleiner, „Der Ring des Ni- Wagner-Oper in Minden: das ist für belungen“. Richard Wagners „Ring“ sich genommen schon eine Attraktion. in Minden? Man staunt und reibt sich Noch erstaunlicher aber ist, wie der verwundert die Augen. Wagner-Verband ein solches Ereignis in die Bevölkerung hineinträgt – auch icher, Minden hat ein Stadttheater. dieses Jahr wieder. Denn schon etliche Ein sehr schönes sogar – gut hun- Monate vor dem Premierentermin war S dert Jahre alt, mit einem attrak- der „Ring“ nachgerade Stadtgespräch, tiven Programm und mit über 500 dank eines bereits im Januar 2015 ge- Plätzen nicht gerade klein. Aber wie starteten Rahmenprogramms mit viel- soll Oper gehen in diesem Haus mit fältigen Angeboten für unterschied- doch eher bescheidener Bühnentech- lichste Zielgruppen. Auch für Kinder nik? Keine Hebepodeste, kaum Züge, und Jugendliche, die sich in ihren je- von einer Drehscheibe schon gar nicht weiligen Schulen mit dem Thema „Ring zu reden. Und erst der Orchestergra- des Nibelungen“ auseinandergesetzt ha- ben: viel zu klein für Wagner. Dennoch ben – und bei den sieben „Rheingold“- traut Minden sich an den „Ring“. Ohne Aufführungen zum Teil als Statisten mit eigenes Ensemble, ohne eigenes Or- auf der Bühne agierten. Diverse Einfüh- chester. Motor dieses Unterfangens ist rungsvorträge beleuchteten die Inter- der örtliche Wagner-Verband und vor pretations- und Inszenierungsgeschich- allem dessen energiegeladene Vorsit- te oder stellten die Frage „Was hat ‚Das zende Jutta Winckler. „Wir schaffen Großes als Kammerspiel: Die Bühne des Mindener Stadttheaters kann auch Wagner. Foto: Dorothée Rapp Rheingold‘ mit der aktuellen Finanzkri- das“, sagt sie. Und sie dürfte Recht be- se zu tun?“ Barbara Salesch, die in der halten. Denn die Wagner-begeisterte Ju- häuser“ in der Inszenierung von Keith ausreichen. Gerd Heinz, Altmeister des kurze, sinnfällige Videosequenzen von Nähe von Minden wohnt und als ehema- ristin und ihre Mitstreiter betreten mit Warner, 2009 der „Lohengrin“, den John Theaters und Regisseur des Mindener Matthias Lippert – das war’s. lige Fernseh-Richterin einem Millionen- dem „Ring“ keineswegs musiktheatra- Dew herausbrachte, und schließlich „Rings“, nennt diese Fläche mit einem Und das Publikum sitzt ganz nahe publikum bekannt ist, mobilisierte ihr lisches Neuland in ihrer Heimatstadt. 2012 „Tristan und Isolde“. Dafür zeich- Augenzwinkern „Nudelbrett“ oder „ein dran, geht sozusagen auf Tuchfühlung uraltes Talent als Malerin und ließ sich Im Gegenteil: Die Umsetzung von Wag- nete als Re- kleines Wohnzimmer“. Aber er begreift, mit Alberich und Mime, mit Wotan und vom „Rheingold“ zu neuen Arbeiten in- ners Tetralogie ist so etwas wie die lo- gisseur verantwortlich. Dass dann ir- wie schon seine Kollegen der früheren Fricka und all den übrigen Akteuren. spirieren, die im Theaterfoyer zu sehen gische Konsequenz der bemerkens- gendwann einmal auch der „Ring“ auf Inszenierungen, diese Einschränkung Viel intimer kann man sich ein „Rhein- waren. Eine von vornherein geplante werten Verbandsarbeit der letzten drei- der Agenda stehen würde, konnte man nicht als Mangel sondern als Chance. gold“ kaum vorstellen, zumal nahezu geschlossene Schulvorstellung war im zehn Jahre. Denn die Mindener haben absehen. Im September nun war es so Er macht aus Wagners großem Musik- jedes gesungene Wort textverständlich Nu überbucht und man musste zusätz- in dieser zurückliegenden Zeit bereits weit und „Das Rheingold“ ging über die drama ein Kammerspiel, profitiert gera- herüberkommt. Und gesungen wird lich auf die Generalprobe ausweichen. stolze vier Opernproduktionen „ge- Bühne. A propos Bühne: die war, ist dezu von der Enge der Bühne und zeigt, ganz großartig. Von einem Ensemble, Der Auftakt zum „Ring“: alles ande- stemmt“ und dabei jede Menge Erfah- und bleibt eine echte Herausforderung. dass es wesentlich nicht um tolle Bil- dass wie immer eigens für diese Pro- re als ein Event nur für die Gutsituier- rung gesammelt. Möglichkeiten für großartige Effekte der, viel Bühnenzauber wie Feuer, Ne- duktion zusammengestellt wurde. Re- ten, eher für die ganze Bandbreite der Alles begann im Jahr 2002. Da be- und schnelle Kulissenwechsel sind da bel oder Wasser geht, sondern um die natus Mészár als Wotan, Thomas Mohr Menschen vor Ort. Getragen von Spon- schenkte der Wagner-Verband sich nämlich sehr eingeschränkt, auch gibt Beziehungen der Figuren, die da agie- als Loge, Dan Karlström in der Rolle soren und vor allem vielen einzelnen selbst zu seinem 90. Geburtstag mit ei- es nicht viel Raum für Bewegung. Das ren. Ausstatter Frank Philipp Schlöß- des Mime (eine Idealbesetzung!), Ka- Personen, die hier bürgerschaftliches ner ersten auf das Haus zugeschnitte- Orchester – von Anfang an als Partner mann hat dazu einen überdimensio- thrin Göring als Fricka. Heiko Trinsin- Engagement beweisen. Und das geht nen Inszenierung: „Der fliegende Hol- mit dabei: die Nordwestdeutsche Phil- nalen Ring in das fast quadratische Büh- ger hat in der Vergangenheit in Minden weiter: Am „Ring“ wird nun Jahr für länder“. Und siehe da: es funktionierte. harmonie Herford – sitzt am hinteren nenportal gesetzt, eine Wendeltreppe bereits den Wolfram (im „Tannhäuser“) Jahr weiter gearbeitet. Bis zur zykli- Das machte Mut, weitere Projekte in Rand der Bühne, der restliche Platz da- installiert, die hinauf in den Rang führt. und den Telramund (im „Lohengrin“) schen Aufführung im Herbst 2019. Das Angriff zu nehmen. So folgte drei Jahre vor und der kleine hochgefahrene Or- Ein kleiner Felsen als Requisite für Al- gegeben. Nun ist er als Alberich mit im schaffen die Mindener, garantiert! nach dem „Holländer“ Wagners „Tann- chestergraben müssen als Spielfläche berich und die Rheintöchter, dazu noch Team. Auch alle anderen Ensemblemit- „ Christoph Schulte im Walde

informativ das ist kritisch taktlos hellwach

Nahe Fremde Musik aus Flüchtlings-Kulturen

Menschen auf der Flucht werden quer durch Europa getrieben. Mit den Vertriebenen reisen ihre Erfah- rungen in die neue, unbekannte Heimat und treffen auf existieren- de Heimatlosigkeit. Wieviel Kul- tur braucht der Mensch, wie schwer lässt sie sich transportieren und re- kultivieren an den neuen Orten und wie wichtig ist sie dabei? Musik als Gegenstand von Identität und idee: HuPe-kollektiv – Foto: Martin Hufner Kommunikation, darum geht es bei „taktlos“ am 8. Oktober um 21.05 Uhr live auf BR-KLASSIK. Moderation: Marlen Reichert und Theo Geißler.

taktlos im Internet: www.nmz.de/taktlos/ Frequenzen BR-KLASSIK: www.br.de/radio/br-klassik/service/empfang-und-technik/br-klassik-frequenzen-empfang100.html DER RING IN DEN MEDIEN DAS RHEINGOLD 2015 DAS ORCHESTER, MAINZ NOVEMBER 2015 DER RING IN DEN MEDIEN DAS RHEINGOLD 2015 DER NEUE MERKER, WIEN NOVEMBER 2015

MINDEN/ Stadttheater: DAS RHEINGOLD – Festspielwürdiges an der Weser Vorabend des Bühnenfestspiels „“ von Richard Wagner

„Ei nun, er wagt´s“kann man über den Richard Wagner Ver- Ganz grosses Format in Gesang und Spiel zeigte Heiko Trin- band Minden und seine ausserordentlich tatkräftige Vorsitzen- singer als sein Gegenspieler Alberich. Die Wandlung vom am de Dr. Jutta Winckler mit den Worten von Kunz Vogelgesang Riff herumkriechenden Lustmolch zum gewalttätigen Herr- aus den „Meistersingern“sagen. Er wagt´s nämlich, zusammen scher über seine Bergarbeiter bis zum verzweifelten Beraubten mit Frank Beermann und der Nordwestdeutschen Philhar- gelang unheimlich glaubhaft. Sein den weiteren „Ring“ be- monie im kleinen Stadttheater von Minden in vier Jahren hin- stimmender Fluch gab ihm mythische Grösse. tereinander den gesamten „Ring des Nibelungen“ aufzuführen. Loge wird häufig dargestellt von ehemaligen Heldentenören. Für die Regie wurde Gerd Heinz gewonnen, früher Intendant Bei Thomas Mohr dagegen hörte man beste heldentenorale des Züricher Schauspielhauses und später Opernregisseur und Kraft. Er wußte sie aber geschickt zu verbinden mit der sehr Musikprofessor in Freiburg. beweglichen Stimmführung – etwas beim grellen „Geraten ist Der „normalen“ Reihenfolge entsprechend wurde in diesem ihm der Ring“ – und ebensolchem Spiel. Jahr mit dem Vorabend „Das Rheingold“ begonnen.. Da wie bei früheren Wagner-Aufführungen das Orchester hin- Kathrin Göring war stimmlich und darstellerisch eine stolze ten auf der Bühne spielte, blieb vorne nur wenig Spielfläche für Fricka, konnte aber auch die liebende Ehefrau spielen. Mit die szenische Darstellung. Trotz dieser Einschränkung für die sonorer Altstimme ohne falsches Vibrato auf den langen Tönen abwechslungsreiche Handlung des Vorabends zeigte Gerd sang Evelyn Krahe die Erda. Stimmlich treffend aber gequält Heinz, daß Wagner am spannendsten wird, wenn seiner Ton- als unterdrückten Bruder stellte Dan Karlström den Mime dar. sprache gemäß inszeniert wird und nicht eigene Phantasien des Einen edlen Baß verlieh Tijl Faveyts dem Riesen Fasolt, man Regisseurs zu seiner Musik ausgelebt werden. Jeder Auftritt konnte verstehen, daß Freia (Julia Bauer mit hellem Sopran) und jede Bewegung paßten, angefangen von den verführeri- ihn augenscheinlich mochte. Er war mit der Schlagzeuggruppe schen Rheintöchtern bis hin zu den grossen dramatischen Sze- des Orchesters und Schülerinnen und Schülern auch für die nen wie Alberichs Fluch oder der Ermordung Fasolts durch Ambosse in Nibelheim zuständig. Dagegen klang James Mo- Fafner mit einem gewaltigen Schlag seines Holzpfahls in Zeit- ellenhoff als Fasolt der Rolle gemäß brutal. Mit mächtiger lupe. Es wurde deutlich, daß hier Welttheater stattfand und Stimme und eiseerner Hand ließ Andreas Kindschuh als nicht eine Geschichte vom unbezahlten Häuschen. Ohne über- Donner das Gewitter grollen, mit hellem Tenor führte André flüssige Zutaten wurde so auch die Kritik am Frühkapitalismus Riemer als Froh die „Brücke zur Burg“. Verführerisch sangen für jeden Zuschauer verständlich. und zeigten wohlgeformte Beine die Rheintöchter Tiina Pent- Das Bühnenbild von Frank Philipp Schlößmann – Bayreuth- tinen, Christine Buffle und Julia Borchert, wobei letztere als erfahren – bestand aus einem das ganze Bühnenportal einneh- Woglinde ihr hohes C traf. Schülerinnen und Schüler des menden Quadrat mit einem darin befindlichen riesigen Ring, Ratsgymnasium Minden traten als ausgebeutete und gequälte dessen Innenseite entsprechend der jeweiligen Handlung be- Nibelungen sprich Bergarbeiter auf. leuchtet wurde. Über eine Treppe links konnten die Rheintöch- Am allermeisten zu bewundern in der Aufführung war die ter zu Beginn und die Götter zum Schluß sich nach oben be- Nordwestdeutsche Philharmonie unter Leitung von Frank wegen. Frank Philipp Schlößmann entwarf auch die Kostü- Beermann. Da das Orchester, wenn auch meistens im Hinter- me und kleidete mit wenigen Nuancen Rheintöchter. Riesen, grund, dauernd sichtbar war, sah man auch und hörte nicht nur, Götter und Nibelungen in „grämliches Grau“, in ihrer Gier wie zu Beginn des Vorspiels die Kontrabässe mit dem ersten nach Macht sind alle ähnlich ausser Erda. Grossen Eindruck tiefen Es einsetzten, dann Fagotte und Hörner folgten – immer hinterliessen die Videos von Matthias Lippert, immer auch in wieder ein musikalisches Wunder! Überhaupt sind neben den Form von Ringen und Quadraten, die jeweils passend zur Streichern sowohl Holz- als auch Blechbläser im „Rheingold“ Handlung ausgefüllt wurden, besonders eindrucksvoll Ab- und mit schwierigen Aufgaben betraut, müssen sie doch häufiger Aufstieg nach und von Nibelheim und der zum Schluß in einen leise oder mezzoforte und dabei im runden Mischklang spielen Spiralnebel sich verwandelnde Regenbogen. Eine grosse Hand als richtig laut, etwa bei Begleitung der Szenen mit dem Tarn- wies mit dem Finger auf die Bedeutung von Erdas Weissagung helm. Dies gelang vom Ende der Götter hin. durchhörbar sauber intoniert bei allen einzelnen Gruppen und Soli. Daß die Sänger dauernd textverständlich sein konnten, Für Alberichs Verwandlungen wurden Anleihen gemacht beim hatte natürlich auch hierin seinen Grund. Seine ganze Klang- japanischen „Bunraku-Theater“ Durch einen Vorhang wurde pracht konnte es dann in den Zwischenspielen und nach exakt Alberich eher witzig verdeckt. Puppenspieler bewegten eine intoniertem Schwertmotiv am Schluß zeigen. Frank Beer- ostasiatische Schlange und eine Kröte, hier wie auch in der mann wählte rasche Tempi,- den Auftritt der Riesen hat man Rheintöchter-Szene zu Beginn ein etwas heiterer Gegenpol zur schon wuchtiger gehört – wurde aber dann langsamer, wenn ernsten Handlung. eines der für den ganzen „Ring“bedeutenden Motive erstmalig Auch wohl, weil sie vor dem Orchester sangen, waren alle erklang und paßte hörbar sich den Sängern an. Sänger, vielleicht stimmlagenbedingt mit Ausnahme von Freia, Nach dieser fulminanten Aufführung gab im vollbesetzten äusserst textverständlich, es brauchte keine Übertitel. Das ist Theater natürlich hochverdienten Jubel, Applaus und Bravos – wohl auch der Studienleitung von Thomas Michael Gribow wie heute üblich auch stehend – auch und besonders für den zu verdanken. Regisseur und das Orchester mit seinem Dirigenten. Daß sol- Renatus Mészár als Wotan ließ sich erkältet ansagen, was cher Jubel und grosse Anstrengung aller Mitwirkenden allein kaum zu hören war. Gleich zu Anfang geriet der grosse Sprung nicht reichen, zeigt die grosse Zahl von Sponsoren – weit über bei „hehrer herrlicher Bau“ punktgenau. Zuerst die Stimme hundert! – nach solchem Erfolg werden es sicher noch mehr, schonend steigerte er sich zum Schluß, allerdings doch nicht zunächst für „Die Walküre“ fest geplant für den nächsten Sep- ganz so edel singend wie bei ihm gewohnt. Das machte er tember! mehr als wett durch sein Spiel erst hochnäsig lässig, dann doch Sigi Brockmann 13. September 2015 immer mehr die Bedrohung seiner Herrschaft erkennend. DER RING IN DEN MEDIEN DAS RHEINGOLD 2015 WWW.OMM.DE 13.SEPTEMBER 2015

Ein Hauch von Bayreuth in Ostwestfalen Von Thomas Molke Fotos © Dorothée Rapp

Seit einigen Jahren pflegt das Stadttheater Minden, das über kein eigenes Opern- oder Schauspielensemble verfügt, bereits eine regelrechte "Wagner- Tradition". Zu verdanken ist dies vor allem dem unermüdlichen Einsatz des dort ansässigen Richard Wagner Verbandes und seiner Vorsitzenden Dr. Jutta Hering-Winckler, die es mit zahlreichen Sponsoren und Kontakten zu Künstlerkreisen immer wieder schafft, Werke Richard Wagners im Stadttheater zur Aufführung zu bringen. So wurden in den letzten Jahren hier beispielsweise eigene Produktionen von Tannhäuser, Lohengrin und Tristan und Isolde herausgebracht. Nun hat man sich etwas noch viel Größeres vorgenommen. In den kommenden Jahren soll hier Wagners umfangreichstes Werk, Der Ring des Nibelungen, zu einer szenischen Aufführung gelangen. Geworben wird mit einer Umsetzung des Stoffes, der von Wagners Musik und dem Text ausgehen solle, was vielleicht als ein Grund genannt werden kann, wieso sich für dieses Projekt zahlreiche Sponsoren gefunden haben, die im Pro- grammheft auf zwei Seiten aufgeführt werden. In diesem Jahr startet man nun mit dem Vorabend und braucht sich auch musikalisch nicht hinter Produk- tionen in den namhaften Opernmetropolen verstecken.

Ist man auch szenisch von dem derzeitigen Regie-Ansatz in Bayreuth meilenweit entfernt, weht dennoch ein Hauch von Bayreuth an diesem Abend durch Ostwestfalen. So treten wie am Grünen Hügel vor der Vorstellung die Bläser auf den Außenbalkon des Theaters und präsentieren ein Motiv aus dem Rheingold, um die in Kürze beginnende Vorstellung anzukündigen. Der Orchestergraben im Stadttheater bietet für ein Wagner-Orchester nicht genügend Platz, so dass die Nordwestdeutsche Philharmonie auf der Bühne untergebracht ist und für die szenische Umsetzung lediglich ein kleiner Teil der Vorder- bühne und der hochgefahrene Orchestergraben zur Verfügung stehen. Aber Gerd Heinz gelingt es, mit einer geschickten Regie und Personenführung auch auf diesem kleinen Raum die Geschichte des Rheingolds in eindrucksvollen Bildern zu erzählen. Frank Philipp Schlößmann hat die Bühne mit ei- nem riesigen roten Ring eingerahmt, der genauso wie ein an die Rückwand der Bühne projizierter goldener Ring als Thema über dem ganzen Abend steht. Auf der linken Seite führt eine rote Wendeltreppe hinauf in den ersten Rang, über die die Götter am Ende des Abends in Walhall einziehen. Die Kostüme, für die ebenfalls Schlößmann verantwortlich zeichnet, sind relativ schlicht und farblos gehalten. Selbst der Feuergott Loge unterscheidet sich in seinem grau gehaltenen Anzug nicht von den anderen Göttern.

Dass die Solisten vor dem Orchester spielen und damit dem Publikum sehr nahe sind, wirkt sich absolut positiv auf die Textverständlichkeit aus. Selten hat man bei einem Rheingold fast jedes Wort so gut verstehen können wie an diesem Abend. Die Anfangstakte des ersten Bildes werden von Matthias Lippert mit beeindruckenden Videoprojektionen begleitet. Zunächst sieht man einen grünen Lichtstreifen am unteren Bühnenrand und einen blauen Strei- fen in der Mitte der Bühne. Wie der Rhein scheinen diese Streifen zu fließen und entwickeln sich passend zur Musik zu immer größeren Wogen, bis man sich durch diese Projektion wirklich inmitten der Tiefen des Rheins wähnt. Nun reichen eine leicht bläuliche Lichteinstellung und ein kleiner brauner Fel- sen aus Pappmaché, der aus dem herabgelassenen Orchestergraben herausragt, um diese Illusion in der kompletten Szene aufrecht zu erhalten. Julia Borchert, Christine Buffle und Tiina Penttinen treten nun als Rheintöchter bei ihrem Spiel im Wasser auf dem ersten Rang und auf der kleinen Bühne auf und begeistern mit klarem Sopran beziehungsweise Mezzosopran. Wenn dann Heiko Trinsinger als Alberich aus dem Orchestergraben auftritt, kippt das sorglose Spiel und weicht einem gemeinen Necken des Alben. Dabei nutzen Borchert, Buffle und Penttinen die Möglichkeiten der Treppe und des Rangs aus, um Trinsinger immer wieder zu entwischen. Trinsinger begeistert als Alberich nicht nur darstellerisch, wenn er immer wieder an dem Felsen herab- rutscht oder in den Orchestergraben hineinfällt, sondern stattet den Alben auch mit markantem Bariton aus. Wenn er der Liebe entsagt, um sich des Goldes zu bemächtigen, geht sein Schwur unter die Haut.

Der Szenenwechsel wird erneut durch Videoprojektionen von Lippert eingeleitet. Nun steigen die Zuschauer durch weißen Nebel in einem Viereck zu den luftigen Höhen auf, in denen sich die Götter befinden und auf die Fertigstellung ihrer Burg Walhall warten. Drei halbrunde Bögen liegen auf dem Boden, die die Fortsetzung des Ringes andeuten könnten, der die ganze Bühne einrahmt. Hier träumt Wotan, bis er etwas unsanft von seiner Frau Fricka ge- weckt wird. Mutet die zweifarbige Bemalung der Gesichter der Götter auch etwas merkwürdig an, wird dennoch dem Text Rechenschaft getragen, und Wotans linkes Auge, das er einst für den Trank aus der Quelle der Weisheit opfern musste, ist so schwarz bemalt, dass es wie ein Loch in seinem Ge- sicht wirkt. Jutta Winckler kündigt den Sänger des Wotan, Renatus Mészár, zwar zu Beginn der Vorstellung als leicht indisponiert an. Mészár lässt sich aber stimmlich an diesem Abend kaum etwas anmerken und verfügt über eine sonore Tiefe. Nur in den Höhen klingt seine Stimme zeitweise etwas be- legt. Kathrin Göring begeistert als Fricka mit einem satten Mezzosopran mit großer Durchschlagskraft in den Höhen. Auch darstellerisch setzen die bei- den ihre eheliche Auseinandersetzung großartig um.

Julia Bauer wird als Freia mit leuchtendem Sopran der Göttin der ewigen Jugend stimmlich mehr als gerecht. Auch die beiden Riesen sind mit Tijl Faveyts als Fasolt und James Moellenhoff als Fafner hochkarätig besetzt. Faveyts begeistert mit kräftigem Bass, dem er in seiner Liebe zu Freia einen leichten lyrischen Tonfall zu geben vermag, während Moellenhoff mit schwarzer Tiefe deutlich macht, dass er mehr am Besitz des Goldes interessiert ist als an der schönen Göttin der Jugend. So wird es auch gut nachvollziehbar, dass er im Streit um das Gold seinen Bruder kurzerhand erschlägt. Moellenhoff setzt diese Szene mit enormer Kälte um. Auch Bauer lässt in bewegendem Spiel durchblicken, dass sie für Fasolt durchaus Gefühle hegt und über sei- nen Tod traurig ist. Wenn sie hinterher in die Burg Walhall einzieht, lässt Heinz sie einen Moment verharren, bevor sie mit den anderen in der Burg ver- schwindet. Andreas Kindschuh stattet den Gott Donner mit kräftigem Bariton aus. Vor allem im vierten Bild trumpft er auf, wenn er mit einem Donner- schlag den Nebel zerschlägt. André Riemer verfügt als Froh über einen leichten Tenor. Einen weiteren musikalischen Glanzpunkt des Abends stellt Tho- mas Mohr als Feuergott Loge dar. Auch wenn man diese Figur in der Personenregie schon wesentlich taktierender angelegt gesehen hat, begeistert Mohr vor allem durch saubere Diktion und einen strahlenden tenoralen Klang.

Dan Karlström stattet Alberichs Bruder Mime mit kräftigem Tenor aus und überzeugt darstellerisch als findiger Zwerg. Für Alberichs Verwandlungen im dritten Bild bedient sich Heinz des japanischen Bunraku-Theaters. Hierbei werden Puppen verwendet, die von schwarz gekleideten Puppenspielern be- dient werden. Wenn Alberich also seinen Tarnhelm aufsetzt, verschwindet er unter einem schwarzen Tuch, und die Puppenspieler, die von den Rhein- töchtern übernommen werden, führen zunächst eine chinesische Schlange auf die Bühne, die den Wurm darstellt und die Götter in Angst und Schrecken versetzen soll, und anschließend eine kleine Kröte, die im Takt über die Bühne hüpft und dann von Loge und Wotan überwältigt wird. Wenn Wotan und Loge Alberich den Ring rauben, lässt Trinsinger als Alberich seinen Fluch wie ein Gewitter über das Publikum hereinbrechen. Damit lässt sich dann auch erklären, wieso Wotan sich von Erda umstimmen lässt, den Riesen den Ring mit dem Hort zu überlassen. Evelyn Krahe hat als Erda einen großartigen Auftritt. Eingerahmt wird sie von drei schwarzen Gestalten, die wahrscheinlich die Nornen darstellen. Mit profunder Tiefe stattet Krahe die Urwala aus und warnt Wotan vor den Folgen des Rings. So ist es kein Wunder, dass Wotan im Anschluss unbedingt zu Erda hinabsteigen möchte, um mehr zu erfahren. Eine wunderbare Projektion gelingt Lippert auch bei dem Einzug der Götter in Walhall. In einem Kreis über der Bühne entwickelt sich langsam ein Re- genbogen, der wie ein Weg in die Burg zu führen scheint. Frank Beermann, der die Nordwestdeutsche Philharmonie mit winzigen Abstrichen am Beginn des Abends ansonsten absolut präzise durch die Klangwelten dieses Vorabends führt, rundet den szenisch überzeugenden Abend musikalisch wunder- bar ab, so dass es für alle Beteiligten am Ende frenetischen Applaus gibt. Der Regisseur Gerd Heinz, der sich auch nach der B-Premiere dem Publikum präsentiert, wird mit riesigem Jubel überschüttet.

FAZIT

Es ist wirklich erstaunlich, was in dem kleinen Minden mit großer Unterstützung auf die Beine gestellt worden ist, und es bleibt zu hoffen, dass die Gelder reichen, dieses Projekt wirklich bis zum Ende durchzuführen. Wer Kultur fördern will und kein Fan von modernem Regie-Theater ist, kann sein Geld hier mit gutem Gewissen anlegen und unterstützt damit ein Produktion, die nicht nur traditionelle Wagner-Anhänger ins Schwärmen bringen dürfte. DER RING IN DEN MEDIEN DAS RHEINGOLD 2015 WWW.DEROPERNFREUND.DE 13.SEPTEMBER 2015

DAS RHEINGOLD Premiere: 9. September 2015 Besuchte Vorstellung: 11. September 2015

Die Möglichkeit zwei Rheingold-Inszenierungen innerhalb mann Wotans, lässt keinerlei Kritik am Verhalten seines zweier Tage zu erleben, zu erleben, hat man nicht alle Tage. Chefs erkennen und entreißt Alberich sogar selbst den Ring. Der Mindener Richard-Wagner-Verband und die Ruhrtrien- Loges Abkehr von den Göttern im Finale wird so nicht nale bringen ihre Produktionen innerhalb weniger Tage plausibel. heraus. Das Mindener „Rheingold“-Ensemble, das sich vor allem In Minden gibt es zwar ein hübsches Kleines Theater mit aus Sängern aus Chemnitz, Leipzig und Essen zusammen- 568 Plätzen, jedoch kein eigenes Opernensemble und kein setzt, ist beachtlich und würde auch an anderen Häusern eigenes Orchester, dafür einen sympathisch größenwahn- starken Eindruck machen. Heiko Trinsinger besitzt zwar sinnigen Wagner-Verband. Der hat seit 2002 in Koproduk- eine helle Stimme, ist aber ein eindringlich-scharfer Al- tion mit der Nordwestdeutschen Philharmonie Herford be- berich, der an diesem Abend den meisten Applaus be- reits vier Wagner-Opern heraus gebracht, zuletzt 2012 kommt. Renatus Mészár, der den Wotan singt, ist als indis- „Tristan und Isolde“. Dabei war immer klar, dass man ir- poniert angekündigt, bietet aber doch ein überzeugendes gendwann um den „Ring des Nibelungen“ nicht herum Rollenporträt mit einer schön gefärbten und biegsamen kommen würde und nun startet das auf fünf Jahre angelegte Stimme. Großprojekt. Den Loge singt Thomas Mohr und er gestaltet ihn nicht nur Da es in Minden nur einen kleinen Orchestergraben gibt, ist höchst intelligent, sondern zeigt auch mit wie viel Belcanto die Nordwestdeutschen Philharmonie auf der Bühne plat- Wagner diese Rolle angelegt hat. Bereits im Detmolder ziert, die Spielfläche besteht daher nur aus dem Bereich des Ring war Evelyn Krahe eine intensive Erda mit großer Orchestergrabens und dem vorderen Bühnenbereich. Mit Stimme und daran knüpft sie nun mühelos ein. Kathrin Ausstatter Frank Philipp Schlössmann, der gerade erst Göring ist eine perfekt singende und selbstbewusst spielen- „Tristan und Isolde“ in Bayreuth und dort auch schon die de Fricka. Inszenierung von Tankred Dorst ausgestattet hat, hat man Die Riese sind mit Tijl Faveyts als Fasolt und James Moel- sich in Minden einen der größten Namen der Zunft enga- lenhof als Fafner stark besetzt. Besonders Faveyts beein- giert. druckt mit seiner wohl gerundeten und schön gefärbten Sein Bühnenbild besteht aus einem großen Portalrahmen, Stimme. Während Andreas Kindschuh als Donner so der die Stimmen der Sänger gut in den Saal fokussiert und schmettert, als wolle er sich gleich für den Wotan bewer- einem riesigen Ring, der sich in diesem Rahmen befindet. ben, bleiben Andre Riemer als Froh und Julia Bauer als Das sieht toll aus, kann als Spielfläche aber überhaupt nicht Freia sängerisch solide, ohne den Figuren großes Profil zu genutzt werden. Lediglich die Wendeltreppe auf der linken geben. Die Rheintöchter sind Julia Borchert, Christine Buf- Bühnenseite findet szenische Verwendung. fle und Tiina Pettinen gut besetzt. Ansonsten wird auf der leeren Bühne gespielt, und das ge- Eine hervorragende Leistung bieten die Nordwestdeutsche naue Spiel der Akteure in der Regie von Theater-Veteran Philharmonie Herford unter dem Dirigat des Chemnitzers Gerd Heinz ist es dann auch, was die Bühne eigentlich aus- GMD Frank Beermann. Der hält die Musik im dramati- füllt. Vielleicht hätte man auch noch ein bisschen mehr in schen Fluss, arbeitet die Leitmotive schön heraus und bietet die abstrakt-geometrischen Videos von Matthias Lippert auch mal Überraschungen, wenn er das Riesenthema forsch investieren können, die nur im Vorspiel und in den Ver- voran stürmen lässt. Mit zwei Stunden und 25 Minuten wandlungsmusiken zum Einsatz kommen. Als Kontrapunkt Aufführungsdauer liegt er im mittleren Bereich. oder Untermalung des szenischen Geschehens könnten Fazit dieses Rheingold-Wochenendes: Sängerisch hat Min- diese Videos die Inszenierung noch weiter voran bringen. den das bessere Ensemble. Beide Orchester bieten eine Ansonsten hat Gerd Heinz das Stück zuverlässig am Stück spanende Aufführung, klanglich hat MusicAeterna in Bo- entlang inszeniert, wobei ihm die Dialog-Szenen besser chum die Nase vorne, gleichzeitig würde man sich von gelingen, als die turbulenten Szenen zwischen Alberich und Currentzis nicht bloße Klangmagie, sondern auch den dra- den Rheintöchtern. In manchen Szenen lässt das gesungene matischen Fluss wünschen, wie ihn Frank Beermann bietet. Wort noch von großen Gesten unterstreichen, was im klei- Die Bühne von Bettina Pommer ist in ihrer Gigantomanie nen Mindener Theater, wo man den Sängern hautnah beim stärker als die von Frank Philipp Schlössman in Minden. Spielen zuschaut, überflüssig ist. Manchmal fragt man sich, Ob die Ruhrtriennale einen kompletten Ring plant, steht ob das szenische Ergebnis nicht ähnlich ausgefallen wäre, noch in den Sternen. Besser wäre es, dort würde man sich wenn die Sänger mithilfe von Wagners Original-Regie-An- auf Stücke konzentrieren, die in normalen Theatern nicht weisungen die Produktion selbst gestaltet hätten. gezeigt werden können. Minden hat schon die Walküren- Überraschend ist, wie wenig Heinz an entscheidenden Stel- Premiere für den 9. September 2016 terminiert. len in die Psychologie der Figuren eindringt und diese bloß Rudolf Hermes 13.9.15 oberflächlich zeigt. So kehrt Freia nach ihrem Freikauf Bilder siehe unten! ganz fröhlich zu ihrer Verwandtschaft zurück, die sie gera- de verschachern wollte. Loge ist hier ein getreuer Gefolgs- DER RING IN DEN MEDIEN DAS RHEINGOLD 2015 WWW.THEATERPUR.NET 13.SEPTEMBER 2015

theater:pur

Weser-Gold

von Thomas Hilgemeier

Das „Mindener Modell“ geht in die nächste Runde! Nach dem berührenden Tristan schmiedet man unter Federführung des dortigen Wagner-Verbandes jetzt den Ring. Und wie bei den vorherigen Inszenierun- gen auch scheint ganz Minden im Wagner-Fieber zu sein. Allein die lange Liste von Einzelsponsoren im aufwändig gestalteten Programmheft zeugt von großer Anteilnahme an dem Projekt. Es gibt viele Be- gleitveranstaltungen, Schulklassen sind involviert....Wagner also nicht nur für Enthusiasten!

Durch einen großen roten Ring fällt der Blick auf einen schön durchsichtigen Gaze-Vorhang, hinter dem die Nordwestdeutsche Philharmonie Herford Platz genommen hat. Platz genommen ist in diesem Fall wörtlich zu nehmen, denn der riesige Orchesterapparat lässt dem Regie-Team von der ohnehin kleinen Mindener Bühne nur noch eine ganz winzige Spielfläche. Umbauten verbieten sich da von selbst. Und so haben wir den Rhein, Nibelheim und Walhall quasi in einem Wohnzimmer. Frank Philipp Schlößmann baut links eine Wendeltreppe, die in eine Loge führt und einen in zwei Teile zerbrochenen Ring rechts auf die Bühne. Schöne Lichtprojektionen künden vom jeweiligen Ort des Geschehens– das war’s. Und dennoch: auch mit so wenigen Mitteln gelingt es Regisseur Gerd Heinz Das Rheingold prima zu erzählen. Und das unter fast völligem Verzicht auf Requisiten. Mindener Schüler lassen Alberich hinter einer schwarzen Plane verschwinden, wenn er unsichtbar wird, tragen einen chinesischen Drachen über die Bühne, in den sich der Nibelung verwandelt. Das ist einfach, tut aber seine Wirkung. Etwas banal hinge- gen der Hort, dargestellt durch gelbe Buchstaben (G-O-L-D).

Wenn es hier und da auch manchmal etwas statuarisch zugeht – über den ganzen Verlauf gesehen ar- beitet Heinz in der Personenregie mit fein herausgearbeiteten Interaktionen. Und das ist dann auch der Vorteil von „großem“ Wagner auf kleiner Bühne. Wo kann man den Akteuren schon so genau ins Gesicht schauen – Mimik und Gestik bis ins Kleinste wahrnehmen? Oder einem Wagner-Orchester und seinem Leiter bei der Arbeit?

Denn für’s Mindener Rheingold gilt ganz klar: prima la musica! Die Herforder unter Frank Beermann leis- ten tolle Arbeit: da glitzert das Gold fein auf dem Boden des Flusses, wird Nibelheims bedrohliche Enge fast greifbar. Und alles ganz fein abgestimmt auf den Mindener Theaterraum.

Die Sänger agieren in erdfarbenen Kostümen und scheinen sich richtig wohl zu fühlen. Julia Borchert, Christine Buffle und Tiinia Penttinen als Rheintöchter necken Alberich mit voller Hingabe – ihre Stimmen mischen sich wunderbar. Andreas Kindschuh und André Riemer (Donner und Froh) sind forsche junge Götter, während Julia Bauer eine sehr mädchenhafte Freia gibt. Herrlich zu beobachten, wie sie dem fe- schen Riesen Fasolt heimlich verliebte Blicke zuwirft. Den singt Tijl Faveyts mit absolut frischer, nobler Stimme, während James Moellenhoff mit rabenschwarzem Bass den Fafner zu einem absoluten Fiesling macht. Kathrin Görings Fricka ist eher besorgte Ehefrau denn aufbegehrende, stolze Göttin. Zurückhal- tend ist Renatus Mészárs Wotan. Ihn plagt eine stimmliche Indisposition. Evelyn Krahe ist Erda – mit ih- rem vollen, tiefen Alt die perfekte Mahnerin. Eine ideale Besetzung ist auch Dan Karlström als Mime. Sein heller Tenor gellt bei den Klagerufen unnachahmlich durch das Theater.

Den Alberich stattet Heiko Trinsingers wandlungsfähiger Bariton mit einer nuancierten Gefühlswelt aus und macht erfahrbar, wie aus dem verletzlichen, sich nach Liebe sehnendem Außenseiter ein lebensver- achtender Hassender wird. Genauso vielschichtig sein Antipode: Thomas Mohr verdeutlicht die Gedan- kenwindungen Loges – das Hin- und Her, das Suchen nach Auswegen - mit seinem flexiblen Tenor auf das Anschaulichste.

Das Publikum nimmt den Abend mit Begeisterung auf – ein verheißungsvoller Auftakt für den Ring des Nibelungen – auch wenn Regisseur Gerd Heinz noch nichts von seinen interpretatorischen Grundgedan- ken für den gesamten Zyklus verrät. Das macht aber nichts, denn so bleibt es spannend und alle sind 2016 zur Walküre wieder da. DER RING IN DEN MEDIEN DAS RHEINGOLD 2015 FOCUS ONLINE 24. FEBRUAR 2014

Drucken Theater Große Oper im kleinen Minden

Montag, 24.02.2014, 19:06

Vergrößern Teilen und Details dpa/dpa Minden wird zur Wagner-Stadt. Das Stadttheater im ostwestfälischen Minden ist ein kleines Haus. Im Jahr 1908 im neobarocken Stil erbaut, verfügt es über kein eigenes Ensemble und über einen Orchestergraben, in dem nicht mehr als 30 Musiker Platz finden.

Dennoch wird man hier demnächst wieder große Oper erleben können: Von 2015 bis 2019 kommt Richard Wagners kompletter „Ring des Nibelungen“ zur Aufführung. Ermöglicht wird dies durch ein hohes Maß an bürgerschaftlichem Engagement, denn die Finanzierung des Millionenprojektes erfolgt ausschließlich durch Sponsoren.

„Es ist immer ein großer Bettelakt“, berichtete Jutta Hering-Winckler, Vorsitzende des rund 350 Mitglieder zählenden Richard Wagner Verbandes Minden. Mit dem Eintreiben von Spenden und Sponsorengeldern kennen sie und ihre Mitstreiter sich inzwischen aus. Denn seit dem Jahr 2002 konnten in der 80 000-Einwohner-Stadt auf diese Weise bereits vier Wagner-Opern realisiert werden – und das keineswegs, wie man vermuten könnte, auf Provinzniveau.

International bekannte Künstler wie die Sopranistin Anne Schwanewilms und der Regisseur John Dew ließen sich in der Vergangenheit ebenso auf die große Oper im kleinen Minden ein wie die Nordwestdeutsche Philharmonie, deren bis zu 70 Musiker wegen des beengten Platzes auch beim „Ring des Nibelungen“ auf der Bühne sitzen werden. Für Regisseur Gerd Heinz, der den kompletten Mindener „Ring“ inszenieren wird, liegt der besondere Reiz darin, das „größte Bühnenwerk der Menschheitsgeschichte“ auf so kleinem Raum zu zeigen. „Weil die Zuschauer so nah am Geschehen sind, überträgt sich die große Emotionalität der Wagnerschen Musik viel stärker als in größeren Häusern“, sagte er.

Am 9. September 2015 wird „Das Rheingold“ den Wagner-Zyklus in der Weserstadt eröffnen, es folgen „Die Walküre“ (2016), „Siegfried“ (2017) und „Götterdämmerung“ (2018). Im Jahr 2019 werden alle vier Teile aufgeführt.

dpa

© FOCUS Online 1996-2015 Drucken DER RING IN DEN MEDIEN DAS RHEINGOLD 2015 WDR FERNSEHEN 8. SEPTEMBER 2015

Am 8. September 2015 um 19:30 Uhr wurde im WDR Fernsehen ein ausführlicher Bericht zur Rheingold-Produktion gesendet, der am 31. August während der Büh- nenorchesterproben aufgezeichnet worden war. Darin wurden in kurzen Interviews mit Sängern, mit der Initiatorin des „Mindener Opernwunders“, Frau Dr. Jutta He- ring-Winckler und mit weiteren Produktionsbeteiligten die wesentlichen Aspekte und Besonderheiten dieses mehrjährigen Großprojektes gezeigt. DER RING IN DEN MEDIEN DAS RHEINGOLD 2015 DEUTSCHLANDRADIO KULTUR 9. SEPTEMBER 2015

RHEINGOLD IM STADTTHEATER MINDEN Begeisterung über das "ostwestfälische Bayreuth"

Von Dieter David Scholz

Mit dem "Ring des Nibelungen" von Wagner hat das kleine Stadttheater in Minden ein ehrgeiziges Pro- jekt in Angriff genommen - und hat es meisterhaft bewältigt. Nicht nur die Besetzung sei durch die Bank überzeugend, meint unser Kritiker Dieter David Scholz.

Es ist eines der kleinsten Stadttheater Deutschlands mit der wohl größten Wagnerambition, das Stadttheater im ostwestfälischen Minden. In den vergangenen 13 Jahren hat es bereits "Holländer", "Tannhäuser", "Lohen- grin" und "Tristan" gestemmt. Mit Wagners Opus Magnum, dem "Ring des Nibelungen" hat es nun sein ehrgei- zigstes Projekt in Angriff genommen und einmal mehr unter Beweis gestellt, dass man in der Lage ist, an ei- nem so kleinen Haus ohne eigenes Opernensemble Wagner angemessen realisieren zu können. Zu verdan- ken ist dies vor allem Jutta Winkler, Chefin des Mindener Richard Wagner Verbands. Sie ist in der Stadt au- ßerordentlich gut vernetzt und schafft es immer wieder, die Spendenbereitschaft der Mindener Bürger und Bet- uchten zu aktivieren. Dank dieses mäzenatischen Wunders hat sich Minden inzwischen den Ruf eines "ost- westfälischen Bayreuths" erworben. Gerd Heinz, zuletzt leitender Opernregisseur und Mitglied der Operndirektion am Theater Freiburg, hat den "Vorabend" der kapitalismuskritischen Parabel von der Welt Anfang und Ende als Kammerspiel angelegt, handwerklich gut gearbeitet, ohne alle Aktualisierungen, politisierende Winke mit Zaunpfählen und ohne Bebil- derungszwang. Er bleibt nah am Stück und greift bei den Verwandlungen und illusionistischen Momenten des Stücks in die Trickkiste des Kabuki- bzw. Bunrakiheaters. Frank Philipp Schlössmann, der auch den letzten Bayreuther "Ring" ausstattete, hat für den Mindener eine so einfache wie sinnfällige szenische Lösung gefun- den. Publikum war außer Rand und Band Da das Orchester wegen des unzureichend geräumigen Orchestergrabens auf der Bühne platziert ist, lässt er Vorbühne und hochgefahrenen Orchestergraben bespielen, eingerahmt von einem symbolischen roten "Ring" in einem Quadrat. Nur wenige Requisiten werden benötigt, so gut wie keine Kulissen. Dafür gibt es symbolisch abstrakte Laserillumination. Die Darsteller treten zeitlos "modern" in sackleinernen Kostümen auf, denn Gerd Heinz geht es in der Walhallsaga vor allem um zeitlose menschliche Konflikte. Ein einleuchtendes Konzept. Das Orchester im Rücken, können die Sänger außerordentlich textverständlich singen, zumal Dirigent Frank Beermann sie auf Händen trägt und auf exzessive Phonstärke verzichtet. Die Besetzung ist durch die Bank überzeugend. Bedauerlich, dass der Wotansänger Renatus Mészar, der die Partie schon in Weimar überzeugend sang, indisponiert war. Um so mehr faszinierte der außerordentlich kulti- viert singende Tenor Thomas Mohr als Loge, Heiko Trinsinger singt einen kraftvollen Alberich. Der Mime von Dan Karlström ist die Sensation des Abends. Er gibt den bösen Zwerg als giftige Mischung aus kleinem Bub und geschundener Kreatur, mit treffsicherem Charaktertenor und sportlich-agilem Körpereinsatz. Aus den weiblichen Partien ragt die altgriechisch gemummte Erda von Evelyn Krahe heraus. Die Nordwestdeutsche Philharmonie, die in Minden regelmäßig gastiert und auch die bisherigen Wagnerpro- duktionen spielte, hat in erweiterter Großbesetzung und ungewöhnlicher Aufstellung unter Frank Beermann, GMD des Theaters Chemnitz einen gänzlich unteutonischen, romantisch-sensiblen Wagner gespielt, klang- prächtig, höchst kompetent und klug durchdacht. Ein großer Wagnerabend im kleinen Stadttheater Minden. Das Publikum war außer Rand und Band vor Begeisterung. Man darf gespannt sein auf die Komplettierung dieses "Rings" in den nächsten drei Jahren.