Theater Pur Focus Online

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DER RING IN MINDEN ...in den Medien DAS RHEINGOLD 2015 die walküre 2016 siegfried 2017 götterdämmerung 2018 Print Frankfurter Allgemeine Zeitung Tageszeitungen (Auswahl) Neue Westfälische, Bielefeld Westfalen-Blatt, Bielefeld Westfälische Nachrichten, Münster Mindener Tageblatt Print Opernwelt, Berlin Magazine Das Opernglas, Hamburg Orpheus, München Neue Musikzeitung, Regensburg Das Orchester, Mainz Der Neue Merker, Wien Online Online Musik Magazin Der Opernfreund Theater Pur Focus Online Fernsehen, Rundfunk WDR Fernsehen Deutschlandradio Kultur Eine Gemeinschaftsproduktion Richard Wagner Verband Minden Nordwestdeutsche Philharmonie Stadttheater Minden Förderinstitutionen Kunststiftung NRW Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen www.ring-in-minden.de www.facebook.com/ringinminden FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Feuilleton MONTAG, 14. SEPTEMBER 2015 · NR. 213 · SEITE 13 Schrift und Zärtlichkeit Zum Tod des Schweizer Typographen Adrian Frutiger Einmal, als ich Adrian Frutiger suchte, dung aus dem Hintergrund steuern, Feh- bei Bern, öffnete niemand die Tür. Also ler von vornherein vermeiden. ging ich zum Nachbarn, und bevor ich läu- Hier gab es eine Parallele zwischen tete, sah ich durch ein vertikales Fenster dem deutschen Typographen Hermann neben der Haustür das Esszimmer und Zapf (der vor wenigen Wochen starb) das ganze Leben der Familie vor mir. Die- und dem Schweizer Frutiger: Beide wa- se Art sozialer Transparenz – bildschö- ren verwurzelt im Handwerk und doch ner, moderner Calvinismus – war der Visionäre im Visuellen, Technischen und Ausgangspunkt von Frutigers Typogra- Wirtschaftlichen. Zapf war ein magi- phie. Sein Erfolg war immens, und sein scher Kalligraph; Frutiger privat ein Bild- Einfluss dringt bis heute in jede Ritze der hauer. Aus purer Lust schlug er Symbole Schriftgestaltung, sofern sie eine ist. in Stein; die Steine hatte er im eigenen Aufgewachsen bei Interlaken als Garten aufgestellt. Es gibt von ihm eine Sohn eines Handwebers, wurde Fruti- Unmenge illustrativer Entwürfe. Ein ger mit sechzehn in die Schriftsetzerleh- Kreissymbol knetete er zu geschlossenen re geschickt. Später ging er an die Kunst- und offenen Formen, die in einer Reihe gewerbeschule in Zürich. Seine Ab- (zum Beispiel) Folgendes bedeuteten: Sa- schlussarbeit handelte von der Weltge- men, Knospe, Schwangerschaft, Geburt, schichte der Schrift und war von Hand Mutterschaft, Zärtlichkeit. Frutiger war in Holzplanken geschnitzt. Sie erschien ein religiöser Charakter. 1951 als Buch. Nach zehn Jahren in Paris machte sich Der junge Mann aber fand die Nach- Frutiger 1962 dort selbständig, mit Bru- kriegsschweiz (wie sein Gegenpart, der no Pfäffli und André Gürtler. Zu den gro- Fotograf Robert Frank) altertümlich und ßen Aufträgen Frutigers gehörten die Be- behäbig und schickte seine Arbeit so- schriftung des Flughafens Orly, der gleich an Charles Peignot in Paris. Deber- Schweizer Autobahnen und des Flugha- ny & Peignot war eine Schriftgießerei, fens Charles de Gaulle. Man bat ihn, die deren Gründung auf Alexandre de Berny „Univers“ noch einmal zu zeichnen, we- zurückging, den Sohn der Mäträsse Bal- niger technisch, in Anlehnung an die run- zacs. Man holte den jungen Frutiger un- den Architekturen der Gebäude. Das Er- verzüglich, und nachdem er mit einigen gebnis war die eine Spur leiblicher wir- Ideenschriften bewiesen hatte, wie weit kende „Roissy“. Sie wurde von der Frank- er blickte, ließ man ihn Proben einer Seri- furter Firma Linotype auf den Markt ge- fenlosen zeichnen, ermutigte ihn, und bracht und wurde, „Frutiger“ genannt, brachte 1957 die „Univers“ auf den ziemlich erfolgreich. Markt. Das war ein Jahr nach der „Helve- Zu seinem sechzigsten Geburtstag er- tica“ von Max Miedinger. In der Erfolgs- schien eine aufwendige Übersicht seiner geschichte beider Schriften zeigte sich, „Schriften. Das Gesamtwerk“, über fünf- dass die „Helvetica“ jede Menge Projek- zig insgesamt. Dazu gehört auch, un- tionen auf sich zog, von werblichen bis wahrscheinlicherweise, die präzise auf demokratischen, ein ikonischer Magnet. Raster gebaute OCR-B, wie man sie un- Die „Univers“ war das Gegenteil, voll- ten auf dem Personalausweis findet: eine Ein Mörder wird gefasst: Mit dieser Szene endet der Siegerfilm des Filmfestivals von Venedig: „Desde Allá“ von Lorenzo Vigas. Foto Festival kommen ideologieresistent, praktikabel, frühe maschinenlesbare Schrift. Sein so nah an der „Unsichtbarkeit“ der Nachruhm zu Lebzeiten war bereits Schrift, wie ein Funktionalist es sich hät- enorm. Unter den Cognoscenti gab es üb- te träumen lassen. Man spricht ihren Na- rigens einige, die meinten, Frutigers gro- men bis heute französisch aus. ßes Talent habe gar nicht in Erfindungen Damals stand die Frage im Raum, ob gelegen, sondern in der Fähigkeit, Tradi- tionelles in Zeitgenössisches zu überset- Vonfernistimmernochzunah der Fotosatz das Ende eines hochkomple- xen Handwerks mit sich bringen würde – zen. Was dagegen spricht, ist die enorme des Bleisatzes an Maschinen – oder ob es Haltbarkeit und Frische seiner großen Die Jury unter dem Vorsitz von Alfon- Film aus Venezuela, der jemals in Vene- die ihm untertan ist, und bis zum Regie- eine Neubegründung der Tradition ge- Entwürfe; kaum kann man raten, aus Zwei Südamerikaner so Cuaròn vergab den Goldenen Löwen dig zu sehen war: Das ist alle Preise wert. rungswechsel mit Wissen des Geheim- ben könnte. Frutiger begriff, welche welchem Jahrzehnt die Schriften stam- an Lorenzo Vigas und seinen Film „Des- Und auch der Silberne Löwe für die bes- diensts, in den Siebzigern Leute entführt, men. Am Samstag ist Adrian Frutiger in gewinnen die Haupt- Chance sich ihm bot. Die „Univers“ kam te Regie ging nach Südamerika, an den Ar- Lösegeld erpresst und sie dann umbringt. Bremgarten bei Bern in aller Stille gestor- de Allá“. Es ist ein langsamer, ein sehr für den Bleisatz auf den Markt, gleichzei- preise in Venedig: langsamer Film, der in Caracas spielt und gentinier Pablo Trapero für „El Clan“, Ein düsteres Stück Genrekino, brutal, be- ben. ULFERDMANNZIEGLER tig aber für den Fotosatz. Der Schweizer von einem Mann mittleren Alters erzählt, eine (wahre) Geschichte über einen eisi- drückend. Die herausragenden Dokumen- verwarf die Ordnung von mager und Der Autor Ulf Erdmann Ziegler veröffentlichte Eine Überraschung, der ein Einzelgänger ist und Berührungen gen Vater, der mit Hilfe seiner Familie, tationen gingen leer aus. lue. halbfett und unterlegte seiner „Univers“ 2012 seinen Typographieroman „Nichts Weißes“. aber keine üble. soweit es geht vermeidet. Aber er holt ein Zahlensystem (von 39 bis 83), beglei- sich Straßenjungen für Bündel von Geld tet von einer Tabelle, die alle Anwendun- ins Haus, um beim Anblick ihres nackten gen auf einen Blick zeigte, die kursiven Rückens und Pos zu masturbieren. Einer eingeschlossen. Er hatte erkannt, dass Die Preise des 72. Filmfestivals von Venedig ie rührendste Sexszene spielte dieser Jungs, Elder, der sich dem wider- die Möglichkeiten des Fotosatzes nahezu Goldener Löwe: „Desde Allá“ (From Bester Darsteller: Fabrice Luchini in sich zwischen zwei Puppen ab setzt, besteht auf einer Art Beziehung, unendlich waren. Seine Konsequenz Afar) von Lorenzo Vigas „L’Hermine“ (dafür gab es den Großen Preis was den verschlossenen Amando überfor- war, ein großes System zu bauen, in dem Silberner Löwe für die beste Regie: Pa- jede Kleinigkeit definiert war. D der Jury: „Anomalisa“), den bes- dert. Elder schenkt ihm einen Liebesbe- Beste Darstellerin: Valeria Golino für blo Traperon für „El Clan“ Schließlich fand ich damals den alten ten Aktionfilm mit zahlreichen Referen- weis: einen Mord. „Per Amor Vostro“ von Giuseppe Herrn Frutiger doch, in einem Alters- zen zu anderen drehte ein Siebenundsieb- Natürlich geht in einem solchen Film Großer Preis der Jury: „Anomalisa“ Gaudino heim in Bremgarten, wenige hundert Me- zigjähriger (und ging leer aus: Jerzy Skoli- niemals die Sonne auf. Tiefenschärfe von Charlie Kaufman Marcello Mastroianni-Preis für den bes- mowski), am verliebtesten war ein wird möglichst vermieden, sobald wir DERter von RING seinem IN Haus DEN entfernt. MEDIEN Meiner DAS RHEINGOLD 2015 Spezialpreis der FRANKFUR Jury: „Abluka“ (Fren-TERten ALLGEMEINE Nachwuchsdarsteller: AbrahamZEITUNG Frage, ob er glaube, dass das digitale Zeit- schlechtgelaunter Richter (zwei Preise: Amandos Blick einnehmen, die Straßen- zy) von Emin Alper Attah in „Beasts of No Nation“ alter die Standards der Schriftgestaltung „L’Hermine“), aber am Ende haben die szenen allerdings sind wunderbar, weil beiseite wischen würde, widersprach er wichtigsten Preise zwei Südamerikaner sie uns eine Welt zeigen, die das Kino bis- Bestes Drehbuch:ChristianVincent Löwe14. für das SEPTEMBER beste Debüt: „The Child- 2015 vehement. Im Gegenteil, im digitalen Zu- gewonnen – das ist schon ein verblüffen- her noch nicht abgegrast hat. Außerdem für seinen Film „L’Hermine“ hood of a Leader“ von Brady Corbet. griff könnte man jedes Detail der Anwen- Zeichenmagier: Adrian Frutiger Foto dpa des Ende für dieses Filmfestival. ist der Film ein Debüt, und es ist der erste Diese Rheintöchter könnten Winnetous Schwestern sein In Minden wird Wagners Mysterienspiel schlank und rhetorisch interpretiert, bei der Ruhrtriennale in klotzigem Plüsch: Zweimal „Rheingold“ Als Richard Wagner „Das Rheingold“ nem Werk, in dem das Orchester grund- paar alberne Schwimmbewegungen in die asiatische Anmutung. Und Alberich ver- hepunkt seiner ersten Ruhrtriennale-Edi- einen Schauspieler als Kellner herumgeis- komponierte, war er noch

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