Graubünden Nummer 6 | Januar 2016 Pfarreiblatt Fegl Parochial Grischun | Bollettino Parrocchiale Grigione 2 Pfarreiblatt Graubünden | Januar 2016
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GRAUBÜNDEN Nummer 6 | Januar 2016 PFARREIBLATT Fegl parochial grischun | Bollettino parrocchiale grigione 2 Pfarreiblatt Graubünden | Januar 2016 800 JAHRE Editorial DOMINIKANERORDEN Foto: Atelier LE RIGHE GmbH Foto: Liebe Leserin Der Dominikanerorden wurde im 13. Jahrhundert von Domi- Lieber Leser nikus als Predigerorden gegründet. Das diesjährige weltweite Jubiläum zum 800-jährigen Bestehen des Ordens dauert bis Voller Tatendrang sind wir ins neue Jahr ge- zum 21. Januar 2017. startet. Der Blick nach vorne zeigt: Wir ste- Der Dominikanerorden gehört zu den wichtigsten Ordensgemeinschaften der hen am Anfang eines kirchlich ereignisrei- katholischen Kirche und nennt sich nach seinem Gründer, dem heiligen Do- chen Jahres: Nicht nur wegen des ausseror- minikus von Caleruega (1170–1221) aus Spanien. Dominikus gründete die Gemeinschaft als Predigerorden – deshalb auch das Ordenskürzel OP (Ordo dentlichen «Jubiläumsjahres der Barmher- fratrum Praedicatorum, Orden der Predigerbrüder). zigkeit». Die Dominikaner feiern 2016 die Dominikus und seine Ordensgeschwister gingen zu den Menschen in die 800-jährige Existenz ihres Ordens, Martin Welt hinaus, lebten mit ihnen in oftmals ärmsten Verhältnissen und predigten von Tours wurde vor 1700 Jahren geboren, ihnen die Frohe Botschaft Jesu Christi – genau wie es die Dominikanerinnen und Dominikaner noch heute tun. Weltweit gibt es heute rund 5500 Domini- im Februar geht das «Jahr der Berufung» zu kaner in 82 Ländern, etwa 2500 Ordensfrauen in Klausur sowie rund 24 000 Ende, laut «Vatican Insider» soll Mutter The- Angehörige von Schwesterngemeinschaften, die in der Erziehung, Bildung, resa im Dezember 2016 heiliggesprochen in der Pflege oder der Mission tätig sind. Hinzu kommen rund 120 000 Män- ner und Frauen, die in dominikanischen Laiengemeinschaften leben. werden ... Ereignisse, die auch uns in Grau- bünden voller Vorfreude sein lassen. Bereits Predigt und Leben müssen im Einklang sein heute freuen sich die Verantwortlichen des Dominikus wurde um 1170 in eine wohlhabende und fromme Familie von Pfarreiblattes aber über die 15 neuen Ge- Caleruega bei Burgos geboren. Mit 14 Jahren begann er ein Studium der Freien Künste, wandte sich aber bald der Theologie und Philosophie zu. meinden, die mit dieser Nummer zu uns ge- 1196 wurde er Kanonikus an der Kathedrale von El Burgo de Osma und stossen sind: Bonaduz, Cazis, Falera, Ilanz, 1201 Subprior. Die Reisen, die er in den folgenden Jahren mit seinem Bi- Laax, Lantsch/Lenz, Lumnezia-miez, Rhä- schof Diego de Acebo unternehmen durfte, führten ihn auch durch Süd- frankreich, wo die Katharer grossen Zulauf hatten. Als Katharer wurden die züns, Sagogn, Schluein, Thusis, Untervaz, Anhänger einer christlichen Glaubensbewegung (12. bis 14. Jh.) bezeich- Vals, Vorder- und Mittelprättigau und Zizers. net, die den Menschen Armut, Bescheidenheit und Enthaltsamkeit predigten, Herzlich willkommen! einen vorbildlichen Lebenswandel führten, in ihrer Lehre jedoch in manchen Im Interview mit Pater Urban erhalten wir Punkten vom Evangelium abwichen. Zudem predigten die Katharer damals als Einzige in der Volkssprache und nicht in Latein wie der Klerus. einen Blick hinter die Klostermauern von Di- Für Dominikus, der sich einigen Zisterzienseräbten angeschlossen hatte, die sentis, wie das «Januarloch» mit den Kind- im Auftrag des Papstes die Menschen missionieren sollten, war sofort klar, heitsgeschichten Jesu zusammenhängt, er- dass ein Prediger nur erfolgreich sein konnte, wenn seine Worte mit seinen fahren Sie auf der romanischen Seite und Taten übereinstimmten. So lebte Dominikus ein diszipliniertes geistliches Le- ben und widmete sich dem intensiven Studium, um gegen allfällige Einwän- anlässlich des Weltfriedentages (1. Januar) de gewappnet zu sein. legt uns Professorin Marinella Perroni ihre Gedanken auf der italienischen Seite dar. Ein erstes Frauenkloster Dominikus war ein überzeugender Prediger, weshalb sich ihm schon bald Und wie immer hoffe ich, dass Sie beim einige Frauen anschlossen. In einem Haus in Prouille bildeten sie eine erste Lesen das eine oder andere entdecken, das Klostergemeinschaft, die Dominikus «Praedicatio Jesu Christi» nannte. In Sie interessiert, freut oder beflügelt. den folgenden Jahren entstand um Dominikus eine erste Gruppe von sechs Männern, darunter ein Bürger aus Toulouse, in dessen Haus die Brüder wohnten. Der Bischof von Toulouse erteilte Dominikus und seinen Brüdern Mit herzlichen Grüssen den Auftrag zur Predigt und Seelsorge und stellte ihnen eine Kirche zur Ver- fügung. 1216 erhielt diese kleine Gemeinschaft die päpstliche Anerkennung, Wally Bäbi-Rainalter gewisse Privilegien für die Seelsorge und die Befugnis zur Verkündigung – Präsidentin der Redaktionskommission das heisst zur Predigt für die gesamte Kirche. Dominikus verpflichtete die Männer und Frauen des Ordens auf die bereits bestehende Augustinusregel. Januar 2016 | Pfarreiblatt Graubünden 3 gen (1286). Die Konvente waren das ganze Mit- Ältestes Bild des telalter hindurch Orte des intellektuellen Lebens heiligen Dominikus, und der Predigt. Gerade der Konvent von Basel 14. Jahrhundert, besass eine bedeutende Bibliothek, die dank der unbekannter Künstler, humanistischen Tradition der Stadt während der Basilika des heiligen Reformation vor der Zerstörung bewahrt wurde. Dominikus, Bologna, Alle anderen mittelalterlichen Brüderkonvente Italien. wurden während der Reformationszeit (16. Jh.) aufgehoben. Doch das dominikanische Leben überlebte in den Klöstern der Schwestern: So in Weesen, Schwyz und Estavayer-le-Lac. Diese Klöster sind seit dem 13. Jahrhundert ununterbro- chen lebendig. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts kamen wieder Predigerbrüder in die Schweiz und liessen sich im Kloster Géronde bei Siders und in Fribourg nie- der. Als die Universität Fribourg 1890 gegründet wurde, verpflichteten sich die Dominikaner, fünf Professoren für die theologische und drei für die philosophische Fakultät zu stellen. Zurzeit gibt es in Fribourg zwei Brüdergemeinschaften: St. Hya- zinth und das Albertinum. Die Schweizer Provinz Weil es für die Gründung einer Provinz gemäss dem Ordensrecht mindestens drei Konvente braucht, wurde 1941 ein Konvent in Luzern er- öffnet, St. Hyazinth zum Konvent erhoben (1943) und ein Konvent in Annemasse (1951) gegründet. Georges Jansoone, Wikimedia Commons Georges Jansoone, Wikimedia Die Gründung der Schweizer Provinz folgte 1953. Nach dem Zweiten Vatikanum und im Zuge der Protestbewegung der späten Sechzigerjahre wur- Die «Spürhunde» des Herrn de auch die Schweizer Provinz von einer heftigen Innerhalb von sechs Jahren verbreitete sich der Krise erschüttert: Viele Schwestern und Brüder Dominikanerorden in ganz Europa. Im Zentrum verliessen den Orden, andere versuchten ihr do- der missionarischen Aktivitäten standen die Pre- minikanisches Ordensleben zu erneuern. digt, die Seelsorge und die Bekämpfung der «Ket- Heute zählt die Schweizer Dominikaner-Provinz zer» durch die Predigt. Etliche Jahre nach Domini- 35 Mitglieder in vier Niederlassungen, die sich kus Tod rief die päpstliche Kurie die Inquisition ins in Genf, Fribourg, Luzern und Zürich befinden. In Leben und beauftragte die Dominikaner (1231) der Schweiz leben aber über 60 Dominikaner, die mit deren Leitung. Damit begann ein dunkles nicht zur Provinz gehören. Verschiedene Professo- Kapitel der Ordensgeschichte. Wegen ihrer Tätig- ren an der Universität Fribourg und Doktoratsstu- keit in der Inquisition wurden die Dominikaner in denten aus anderen Provinzen des Ordens leben einem Wortspiel auch «Domini canes», «(Spür-) im Konvent Albertinum, das direkt dem Ordens- Hunde des Herrn», genannt. meister unterstellt ist. Provinzial der Schweizer Ungeachtet dessen taten sich regelmässig einzel- Dominikaner ist der ehemalige Rektor der Univer- ne Mitglieder des Ordens in Seelsorge, Wissen- sität Fribourg, Guido Vergauwen. Bei den Frauen schaft und Kunst mit herausragenden Leistungen sind es rund 350 Dominikanerinnen, die in ihren hervor. So waren beispielsweise Albertus Magnus, jeweiligen Gemeinschaften leben. Meister Eckhart, Katharina von Siena oder Tho- mas von Aquin allesamt Dominikaner. Frauen- und Männerklöster Während sich die Männer des Ordens weltweit Geschichte des Ordens in der Schweiz in Provinzen organisierten, bildeten sich in den Schon vor der Gründung des ersten Prediger- Anfängen des Ordens meist in der Nähe der konvents in Zürich (1230) zogen Predigerbrüder Männerklöster geschlossene Frauengemeinschaf- durch die Schweiz. Es folgten weitere Gründun- ten: selbständige kontemplative Klöster (zwei- gen in Basel (1233), Lausanne (1234), Genf ter Orden), die bis heute direkt dem Ordens- (1263), Bern (1269), Chur (um 1280) und Zofin- meister unterstehen. In der Schweiz sind dies: 4 Pfarreiblatt Graubünden | Januar 2016 Estavayer-le-Lac, Weesen und Schwyz. Die Frau- die Landesgrenzen hinaus und als Missio narinnen en des zweiten Ordens werden Moniales oder auf andere Kontinente. Die Schwestern lebten und Nonnen genannt. Auch die Dominikanerinnen in leben in kleineren oder grösseren Gemeinschaften. Cazis und Wil verstehen sich als kontemplative Gerade im 19. Jahrhundert gaben sie eine Antwort Klöster des zweiten Ordens. auf die sozialen Nöte der Gesellschaft, indem sie Hauptsächlich im 19. Jahrhundert kam eine weite- Aufgaben erfüllten, die heute zum grossen Teil re dominikanische Lebensform für Frauen auf: die – zumindest in der westlichen Welt – vom Staat Kongregationen (dritter Orden). Die Frauen, die in wahrgenommen werden. den Kongregationen leben, nennen sich Schwes- Die Dominikanerinnen