Massnahmenpaket Innenstadt St.Gallen Damit die Stadt nicht zum Hinterhof der Einkaufszentren wird Motivation Der Trend zu immer mehr Einkaufszentren, Fach- und Verbrauchermärkten auf der grünen Wiese und in peripheren Gewerbe- und Industriezonen ist ungebrochen. Ein Blick in den Westen St.Gallens zeigt dies eindrücklich auf. Tatsache ist, dass sich die Fahrten für Einkäufe und Freizeitvergnügen – die heute bereits zwei Drittel aller zurückgelegten Wege 1 ausmachen – Jahr für Jahr verlängern. Entscheidend für die Wahl des Verkehrsmittels ist immer die Erreichbarkeit eines Standorts. Sei dies mit dem Auto, dem öffentlichen Verkehr, mit dem Velo oder zu Fuss. Der Standort eines Geschäftes bestimmt damit direkt die Art und den Umfang der Mobilität.

Diese Entwicklung geht nicht spurlos am Einkaufsstandort Innenstadt vorbei. Die Peripherie lockt mit relativ tiefen Bodenpreisen, grossen Baupar­ zellen, grosszügigem Raum- und Parkplatzangebot und geringeren Auflagen bei der Baubewilligung. Es ist aber auch festzuhalten, dass die Innenstadt mit Neumarkt, Globus, der «neuen» Webersbleiche, CoopCity und ande- ren ebenfalls sogenannt «integrierte» Einkaufszentren bietet. Mit ihrem Branchenmix stellen sie eine attraktive Bereicherung für das Einkaufserlebnis dar und wirken als eigentliche Publikumsmagnete.

Mit den in diesem Massnahmenpaket enthaltenen Vorschlägen möchten wir die Diskussion um den Umgang mit der Mobilität im städtischen Raum ver- sachlichen. Diese dreht sich oft genug ausschliesslich um die Anzahl verfüg- barer Parkplätze. Mit konkreten Vorschlägen wollen wir Möglichkeiten zur Aufwertung der St.Galler Innenstadt aufzeigen. Es braucht in den nächsten Jahren einen Effort, um möglichst viele umweltbelastende und platzraubende Fahrten auf den Fuss- und Veloverkehr oder den öffentlichen Verkehr umzu- lagern. Dafür sind neue Lösungen gefragt.

1 Bundesamt für Statistik: Mikrozensus 2005 zum Verkehrsverhalten, Faktenblatt. Neuchâtel, 15. Mai 2007.

Massnahmenpaket Innenstadt St.Gallen  Inhalt Impressum

Ausgangslage 4 Herausgeber, Bestelladresse: Verkehrs-Club der Schweiz (VCS) Sektion St.Gallen/Appenzell Marktgasse 14, 9004 St.Gallen Fussverkehr: Einführung 6 www.vcs-sgap.ch, [email protected] Bauliche Massnahmen 8 in Zusammenarbeit mit: Fussverkehr Schweiz Verkehrsregime Innenstadt 10 Klosbachstrasse 48, 8032 Zürich www.fussverkehr.ch, [email protected] Veloverkehr: Einführung 12 Autoren: • Andreas Bernhardsgrütter, Gesamtsicht 14 Raumplaner HTL/FSU/SVI Bauliche Massnahmen 16 • Stefan Manser, Student Raumplanung • Daniel Schöbi, dipl. Ing. ETH/SVI Lektorat: • Thomas Schweizer, Geschäftsführer Öffentlicher Verkehr 18 Fussverkehr Schweiz, Zürich • Thomas Schwager, Geschäftsleiter Motorisierter Individualverkehr 20 VCS Sektion St.Gallen/Appenzell Gestaltung: Stefan Manser Orientierung im Stadtverkehr 22 Fotos: siehe Quellenverzeichnis Dienstleistungen in der Innenstadt 24 Erscheinungsdatum: Juli 2007 Nutzung von Innenstädten 26 Preis: CHF 30.00, CHF 20.00 für Mitglieder von VCS sowie Quellenverzeichnis 28 Fussverkehr Schweiz

Massnahmenpaket Innenstadt St.Gallen  Ausgangslage

Herausforderung Die Rolle der Innenstadt Seit 1970 hat sich im Schweizer Detailhandel die Zahl der Verkaufsstellen fast Die Innenstadt ist Stadtzentrum. Sie beinhaltet auf kleiner, überschau­ halbiert, während sich in der gleichen Zeit die Grösse der Verkaufsfläche mehr barer Fläche Geschichtsträchtiges und städtebauliche Besonderheiten. als verdoppelt hat 1! Das Konzept der Selbstbedienung erfordert eine attraktive Im Vergleich zu neueren Stadtteilen verfügt sie über einen «Bedeutungs­ Warenpräsentation. Ein wichtiger Punkt im Wettbewerb des Detailhandels. überschuss» in Öffentlichkeit, Handel, Kultur und Bildung, Verwaltung Es muss zudem ausreichend Raum für das Zirkulieren zwischen den Verkaufs­ und Politik, der weit über die Stadtgrenzen hinausgeht. Die Innenstadt regalen zur Verfügung stehen. Mit der Ausdehnung der Verkaufsfläche ging die repräsentiert in der Vorstellung von Besucherinnen und Besuchern Produktivität (Umsatz pro Quadratmeter) und der Personalbestand (Arbeitsplatz St.Gallen als Ganzes und stiftet Identität für die Wohnbevölkerung. pro Umsatzfranken) stark zurück. Handel, Einkauf und Dienstleistungen sind Funktionsschwerpunkte Grundsätzlich zieht es den Handel in die Nähe grosser Kundenpotenziale. Ob einer Stadt und tragen zur Lebendigkeit bei. Die Erreichbarkeit mit den die Kunden nun zu Fuss, per Velo, mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem verschiedenen Verkehrsträgern ist wichtig. Sie ist aber nur eine von meh- Auto den Weg ins Geschäft finden. Zu den bevorzugten Standorten gehören reren Voraussetzungen für eine lebendige und attraktive Innenstadt. Ge- jene bei Autobahnanschlüssen, bei Bahnhöfen und anderen Knotenpunkten des nauso wichtig sind Vielfalt der Nutzungen und die Aufenthaltsqualität. öffentlichen Verkehrs. Und natürlich die Stadtzentren. Die allgemeine Tendenz geht aber eindeutig in Richtung Aus- und Neubau abseits gelegener Geschäfte. 80% der Kundschaft reist per «Langsamverkehr» (Fuss- und Velo­ Die Konzentration des Angebots in autobahnnahen Standorten ermöglicht den verkehr) oder dem öffentlichen Verkehr in die Innenstadt 2. Weniger Investoren beträchtliche Einsparungen. Der Bau geht rationell und schnell über als 20% tun dies mit dem Auto (vgl. Tabelle S. 26). Zu Fuss gehende die Bühne, die Warenanlieferung ist einfacher als in der Innenstadt, Parkplätze sind für den städtischen Raum die wichtigsten Verkehrsteilnehmenden: lassen sich billig erstellen. Die Kundschaft schätzt es, ein reichhaltiges Angebot Sie verbinden Mobilität mit Aufenthalt, das Nützliche mit dem Ange­ unter einem Dach zu finden. Und dies oft zu tieferen Preisen als in der Stadt. nehmen. Voraussetzung: Der «Mix» und die Aufenthaltsqualität stimmt, und die Fusswege sind interessant und abwechslungsreich. Je attraktiver Die Schwindsucht des Detailhandels im Dorf, im Quartier und auch im Stadt- ein Weg ist, desto kürzer erscheint er uns. Und desto länger werden die zentrum ist die logische Folge. Die Kaufkraft wächst nicht im gleichen Tempo als «zumutbar» empfundenen Distanzen. Eine hohe Erschliessungsquali- wie die neuen peripheren Verkaufsflächen. Dies bedeutet auch, dass die durch- tät vergrössert das Einzugsgebiet der Innenstadt und verlinkt sie mit den schnittlichen Distanzen zu den Geschäften grösser werden und auf schnellere umliegenden Quartieren. Verkehrsmittel (motorisierter Individualverkehr (MIV) und öffentlicher Verkehr (ÖV) umgestiegen wird. Dies erzeugt eine «Verinselung» und die Schaffung 1 Schweiz. Verkaufsförderungs-Forum: Detailhandel Schweiz, Analysen-Strukturen- unattraktiver Durchfahrtsräume, was den Anliegen des Klimaschutzes und der Trends. IHA, GfM Institut für Marktanalysen AG, Hergiswil Nachhaltigkeit diametral entgegen läuft. 2 Swiss Retail Federation: Einkaufen in der Innenstadt. Institut für Handelsforschung, Köln 2004

Massnahmenpaket Innenstadt St.Gallen  Leistungsfähigkeit der Verkehrsmittel Der motorisierte Individualverkehr (MIV) ist innerhalb dichter Siedlungsgebiete zuwenig leistungsfähig, um wesentli­ ches Verkehrswachstum ohne massive Infrastrukturbauten zu bewältigen. Ein direkter Vergleich von zwei Verkehrsna- delöhren zeigt die unterschiedliche Lei- stungsfähigkeit eindrücklich: Während sich im stockenden Kolonnenverkehr auf dem Unteren Graben rund 1000 Personen pro Richtung, Spur und Stunde transpor- tieren lassen, bewegen rund 50 Busse, Trolleys und Zugkompositionen auf einer einzigen Spur des öffentlichen Verkehrs pro Richtung und Stunde ein Mehrfaches an Fahrgästen. Die Kapazitätsgrenze ist dabei noch nicht erreicht, und ein weiterer Ausbau erfordert keine teuren Platzbedarf der Verkehrsmittel Infrastrukturausbauten. Der VCS St.Gallen/Appenzell hat 2003 anlässlich einer Aktion eindrücklich Die Situation am Marktplatz ermöglicht aufgezeigt, wie unterschiedlich der Platz- den zu Fuss gehenden jederzeit das bedarf von öffentlichem und privatem spontane Überqueren der Verkehrsflä- Verkehr ist. Um 80 Personen in die Stadt che, während die Trennwirkung beim mo- zu transportieren sind bei durchschnitt- torisierten Verkehr am Unteren Graben licher Belegung über 60 Autos erforder- und die Lärm- und Luftbelastung um ein lich. Die gleiche Kapazität bringt ein Mehrfaches grösser sind! einziger Linienbus auf. Das beschränkte Raumangebot einer Stadt erfordert effi- ziente Verkehrsmittel, um die steigenden Mobilitätsbedürfnisse zu bewältigen.

Massnahmenpaket Innenstadt St.Gallen  Fussverkehr: Einführung

Zu Fuss Gehende sind gute Kunden Gehen ist gesund Regelmässige Bewegung ist die beste Gesundheitsvorsorge und hilft Arbeits- Über 40 % der Wegetappen im Einkaufsverkehr werden zu Fuss zurückge­ ausfälle und Kosten im Gesundheitswesen einsparen. legt. FussgängerInnen kaufen pro Besuch zwar weniger als Autofahrende ein – dafür kommen sie in der Regel mehrmals wöchentlich. Der typische Quartierladen lebt zu rund zwei Dritteln vom «Fussverkehr». In einem Innenstadtladen einer mittelgrossen Stadt wie St.Gallen ist etwa die Hälfte Urbanität Gehende Menschen beleben die Stadt. Durch Fussgänger frequentierte Quar- der Kundschaft zu Fuss unterwegs 1. In Randlagen an Autobahnausfahrten tiere und Strassenzüge sind sicherer. Dies schafft die Voraussetzung für ein beträgt der Fussverkehrsanteil gerade mal null bis fünf Prozent 2. vielfältiges Nebeneinander von Wohnen, Einkaufen, Schule und Arbeit: Die Fussgängerdichte ist ein untrügliches Zeichen der Urbanität und Attraktivi- In grösseren Städten kommt 60 % der Kundschaft mit dem ÖV, 17 % tät eines Zentrums. Sie ist Ausdruck seiner wirtschaftlichen Kraft. mit dem Auto und nur 10 % zu Fuss 3. In der Innenstadt legen dann aber sämtliche Kundinnen und Kunden teilweise beträchtliche Strecken zu Fuss zurück. Denn auch wer mit dem Auto oder dem ÖV anreist, ist in aller Regel zu Fuss unterwegs. So legt nach einer Untersuchung 4 in ein Bedürfnisse Wer den Fussverkehr fördern möchte, muss die spezifischen Bedürfnisse der durchschnittlicher Kunde einen Fussweg von werktags 2150 m und samstags Fussgängerinnen und Fussgänger berücksichtigen: 2400 m zurück. Dabei werden werktags 4,6 und am Samstag 5,5 Geschäfte • Direkte Wege: Zu Fuss Gehende sind sehr «umwegempfindlich». Umwege besucht. Oft wird das Shopping mit Restaurantbesuchen oder kulturellen erhöhen den spezifischen Widerstand und führen dazu, dass ein Weg gemie- Anlässen kombiniert. Oder einfach nur mit bummeln, sitzen, sehen und den wird. gesehen werden. Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Fussverkehrs ist • Attraktives Umfeld: Wer zu Fuss unterwegs ist, erlebt das Umfeld unmittel- offensichtlich: bar. Und will dabei auch etwas erleben!

Zu Fuss Gehende als Kunden Der Fussgängerverkehr ist das entscheidende Kriterium bei der Standortwahl 1 Socialdata München: Stadt Luzern, Baudirektion: Mobilität in Luzern, Innenstadt, Juni von Geschäften. Orte mit hohen Fussgängerströmen verfügen über entspre­ 1997 chende Umsätze und weisen auch hohe Mieten auf. Dies zeigt deutlich, wie 2 Arge Metron/Transitec/Fussverkehr Schweiz: Publikumsintensive Einrichtungen PE: attraktiv Lagen an belebten Fussgängerzonen sind. Planungsgrundlagen und Gesetzmässigkeiten Schlussbericht SVI 2001/545, 21.9.2006

3 Swiss Retail Federation: Einkaufen in der Innenstadt. Institut für Handelsforschung, Gehen spart Flächen – und damit Kosten Köln 2004 Der Fussverkehr ist beim Flächenbedarf am genügsamsten5: Ein Fussgänger 4 Hartmut H.Topp: Erreichbarkeit, Parkraum und Einzelhandel der Innenstadt in Strassen- benötigt zwei, ein Radfahrer zehn, ein Busfahrer 15 und ein Autofahrer 120 verkehrstechnik 5/98 Quadratmeter. Zudem benötigen zu Fuss Gehende keine teuren Parkplätze. 5 Fuss e.V.: Gehen bewegt die Stadt, Berlin 2005

Massnahmenpaket Innenstadt St.Gallen  Bahnhofstrasse Buchs Chur Die Buchser Bahnhofstrasse gilt als Ein- Das Gestaltunskonzept der dritten Etap- kaufsziel für die gesamte Region. An ihr pe geht auf einen Wettbewerb zurück. liegen diverse Geschäfte. Mit einem Um- Ein breites Natursteinband mit gross- bau der Strasse wurde eine angenehme formatigen Platten zieht sich durch die Einkaufsathmosphäre und ein fussgän- Hauptgasse. Die übrigen Flächen wurden gerfreundliches Zentrum geschaffen. Mit gepflästert. der Umgestaltung wurden die seitlichen Bleicheli St.Gallen In dieser Situation entschieden sich die Parkplätze entfernt und die Fahrbahn Das Natursteinband als flache Ebene ist Das Bleicheli war früher ein kleinge- Künstlerin Pipilotti Rist und der Archi- verschmälert. Dadurch liess sich mehr insbesondere bei allen Personen beliebt, werblich bestimmtes Gebiet mit klein- tekt Carloz Martinez im Rahmen eines Platz für den Fussverkehr gewinnen und welche etwas mit Rädern mit sich, vor strukturierten Bauten am Rande der eingeladenen Studienauftrages für eine der Strassenraum mit einer Baumreihe sich oder nach sich ziehen oder stossen. Altstadt. Mit dem Ausbau des Haupt- starke Geste: Die Aussenräume wurden freundlicher gestalten. Die Gestaltung mit wenigen Materialien sitzes der Raiffeisengruppe entstand zu Innenräumen erklärt und mit einem und die zurückhaltende Möblierung ein monofunktionales Stadtquartier mit roten Teppich ausgelegt. Der rote Teppich sorgen für eine gediegene Ausstrahlung. grossvolumigen Bürobauten. Die Räume aus Kunststoffgranulat ist denn auch Die Gestaltung zeigt sich zeitgemäss und zwischen den Gebäuden blieben Restflä- das bestimmende Gestaltungselement, fügt sich in die Altstadt ein, ohne sich chen mit Hinterhofcharakter. und hält das heterogene Quartier zusam- historisierend anzubiedern. men. Die Möblierung der Aussenräume orientiert sich im Sinne einer Stadt- lounge konsequent an Innenmobiliar mit Tischen, Bänken, Lampen und einer Wasserstelle.

Massnahmenpaket Innenstadt St.Gallen  Fussverkehr: Bauliche Massnahmen

Gestaltung Wer zu Fuss unterwegs ist, der bewegt sich langsam und nimmt die unmittel- bare Umgebung sehr direkt auf. Dies betrifft eine interessante Altstadtkulisse wie auch ein ansprechendes Angebot im Schaufenster. Umgekehrt aber auch Lärm, Gestank und unattraktive Wartezeiten an Fussgängerübergangen. Gefährdungen im Verkehr werden als bedrohlich wahrgenommen.

Untersuchungen haben gezeigt, dass dank einer guten Gestaltung Fuss­ gängerinnen und Fussgänger deutlich längere Wege unternehmen. Öde Flä- chen werden gemieden. So trennt etwa die vierspurige Strasse beim Blumen- markt die nördliche Altstadt von den Fussgängerströmen ab.

Vorbild Einkaufszentren? In Einkaufszentren besteht zwischen den Läden kein motorisierter Verkehr. Die einzelnen Geschäfte lassen sich von der Mall aus ungehindert und gefahrlos erreichen. Nur in der Innenstadt ist man der Meinung, dass vor jedem Ladeneingang auch ein Parkplatz platziert sein muss. Entsprechende Störungen werden dabei für die eigenen Kunden in Kauf genommen.

Beläge, Bepflanzung und Möblierung Zu einem guten Komfort gehören harte und ebene Beläge sowie Sitzgele- Mögliche Gestaltung der Goliathgasse genheiten. Aber auch schattenspendende Bäume oder Trinkbrunnen. Für Wo heute noch Autos parkieren, entsteht gehbehinderte Personen lassen sich auch bei gepflästerten Platzflächen durch Platz für Strassencafés. Ein Steinband Steinbänder gute Bedingungen schaffen. ermöglicht einen hohen Gehkomfort in einer der Altstadtsituation angemes- senen Gestaltung.

Massnahmenpaket Innenstadt St.Gallen  Einkaufsstrasse Biel Begonnen hat der Umbau mit einem im Jahre 1996 ausgeschriebenen Wettbe- werb. Im Siegerprojekt «Nuits blanches» ist die Beleuchtung das augenfälligste Gestaltungselement. Die Gestalter reihen – unabhänig der dahinter liegenden Ge- bäude oder Querstrassen – die filigranen Vadianstrasse St.Gallen Verbindung von Begegnungszonen Streuscheinwerfer immer im gleichen Trinkbrunnen Auf der Vadianstrasse besteht ein Deutliche Verbesserungen für Fussgän- Abstand entlang der Strasse aneinander. Ein Trinkbrunnen erlaubt es, sich zu grosser Passantenstrom. Im Bereich ger ergäben sich durch die Verbindung So entsteht ein eigenständiges Bild des erfrischen. Anders als bei den meisten des Neumarkts steht aber nur ein sehr von bestehenden Begegnungs- und Fuss- gesamten Strassenzuges. Brunnen der Stadt St.Gallen, deren schmales Trottoir zur Verfügung. Zudem gängerzonen in der St.Galler Innenstadt. Wasserstrahl zum Trinken meist uner­ muss die dreispurige Kornhausstrasse Damit sind durchgehende Begegnungs- Das zweite Gestaltungsmerkmal sind die reichbar ist, lässt sich dabei bequem der ohne Mittelinsel überquert werden. zonen vom Bahnhof bzw. Neumarkt bis in in den Boden eingelegten Granitstreifen. Durst stillen. Eine kleine Geste an die Die Darstellung zeigt einen beispiel- die Altstadt gemeint. Die gemeinsame Sprache der Gestal- Gäste. haften Gestaltungsvorschlag. Handlungs- tungselemente macht aus den drei bis bedarf besteht bei etlichen weiteren anhin nicht zwingend zusammengehö- wichtigen Querungsstellen wie etwa rigen Strassen tagsüber wie auch nachts beim Multertor, am Platztor, auf der eine zusammenhängende Achse. Leonhardstrasse im Bereich der Kanto- nalbank oder am Schibenertor und der Verbindung Poststrasse – Neugasse.

Massnahmenpaket Innenstadt St.Gallen  Fussverkehr: Verkehrsregime Innenstadt

Ausgangslage Störungen durch Anlieferungen am Mittag werden durch die kürzeren Anlie- ferungszeiten reduziert. In der Fussgängerzone hat der Fussverkehr gegenü- Heute gelten im Gebiet der Innenstadt verschiedene Verkehrsregime. Wäh­ ber anderen Verkehrsteilnehmenden Vortritt: Es gilt überall Schritttempo. rend in der zentralen Altstadt ein Fahrverbot mit Anlieferungszeiten bis um 13.00 Uhr besteht, ist die südliche Altstadt einer Begegnungszone zugeteilt. Im Bereich des Blumenmarktes und in der nördlichen Altstadt ist heute die Parkierung und Durchfahrt mit dem motorisierten Verkehr noch möglich. Mit dem Ausbau des Parkplatzangebotes im Brühltor, im Kongresshotel Einstein, der Webersbleiche und weiteren Parkgaragen wird das bisherige Angebot im Bereich der Altstadt um einen Drittel erhöht. Dies ermöglicht schon heute den Abbau der bisherigen Parkplätze in der Innenstadt. Und dies ohne den Bau einer zusätzlichen Parkgarage unter dem Marktplatz.

Massnahme Die Altstadt wird bis auf die Begegnungszone im südlichen Teil als Fuss­ gängerzone signalisiert. Der Zubringerverkehr wird nur bis 11.00 Uhr zugelassen. Für den öffentlichen Verkehr und den Veloverkehr werden Ausnahmen signalisiert. Die Strassen und Plätze in der Innenstadt werden etappenweise als Fussgängerzonen gestaltet.

Wirkung und Nutzen Diese Massnahmen werten den ganzen Altstadtbereich auf. Die bisherige breite Strasse im Bereich des Blumenmarktes lässt sich neu als Platz gestal- ten und nutzen. Die schmalen Gassen in der nördlichen Altstadt werden für den Fuss- und Veloverkehr attraktiv. Zum Vorteil für die Besucherinnen und Besucher und die anliegenden Geschäfte, aber auch für die Anwohner. Die bisherige städtebauliche Zäsur durch die vierspurige Strasse am Marktplatz Mögliche Gestaltung Blumenmarkt: Die heute zu breite Strasse wird als Platzfläche entfällt, wodurch sich insbesondere die nördliche Altstadt näher an die Fuss- gestaltet und die nördliche Altstadt damit besser an den Marktplatz angebunden. gängerströme anbinden lässt.

Massnahmenpaket Innenstadt St.Gallen 10 Altstadt Der Grundstein für diese Entwicklung Verkehrsregime Fussgängerzone Chur Graz: Tram in der Fussgängerzone Die Winterthurer Altstadt verfügt über die wurde – in verschiedenen Schritten – mit Mit der Eröffnung der letzten Umbau­ Die Altstadt von Graz steht als Welt­ grösste Fussgängerzone der Schweiz. Für der Einrichtung einer grosszügigen Fuss- etappe im Frühling 2005 wurde auch das kulturerbe unter Unesco-Schutz. Die einen ausgedehnten Einkaufsbummel gängerzone über die gesamte Altstadt Churer Verkehrsregime geändert und Altstadt wurde grossflächig einer bietet sie eine erstaunliche Auswahl: gelegt. 1973 stimmte die Bevölkerung mit eine Fussgängerzone eingeführt. Vorher Fussgängerzone zugewiesen. Zulässig Neben Detaillisten und vielen Klei- grossem Mehr einer verkehrsfreien Zone galt – ähnlich wie heute in St.Gallen ist neben dem Fuss- und Veloverkehr nur dergeschäften, kunsthandwerklichen im Stadtkern zu. Bis zur Eröffnung – ein Fahrverbot für Motorfahrzeuge. In noch der Tramverkehr, welcher auf sechs und originellen Läden sind hier auch aber lange Rechtsstreitigkeiten zu über- der neu geschaffenen Fussgängerzone Linien die Altstadt quert. Trotz recht verschiedene Möbelhäuser sowie die winden, bis die bestehenden Parkplätze gilt nun für den erlaubten Fahrverkehr engen Verhältnissen funktioniert das Migros einquartiert. Im Vergleich mit tatsächlich abgeräumt werden konnten. während den Anlieferungszeiten Schritt­ Nebeneinander mit den Trams recht gut. der St.Galler Altstadt bildet Winterthur tempo und Fussgängervortritt. Die Das Tram geniesst – anders als der Bus als Einkaufsort eine grössere Vielfalt mit Anlieferung ist nur noch bis 11.00 Uhr – gegenüber dem Fussverkehr auch in einem besseren Nutzungsmix. erlaubt. einer Fussgängerzone den Vortritt.

Die Altstadt lebt aber nicht nur durch die Läden während den Öffnungszeiten, sondern auch durch Theater, Kinos, Woh- nungen, Hotels, Altersheim und vielen Gaststätten. Gartenbeizen und schön gestaltete Plätze – auch ein Kinder- spielplatz – gehören zum kunterbunten Angebot.

Massnahmenpaket Innenstadt St.Gallen 11 Veloverkehr: Einführung

Ausgangslage Die Velofreundlichkeit umfasst ein ganzes Bündel gut aufeinander abge­ stimmter Massnahmen. Gut beschilderte, dicht vernetzte und sichere Velo­ Für Velofahrerinnen und Velofahrer als ungeschützte Verkehrsteilnehmende wege sorgen für optimales Vorankommen. Funktionelle Veloabstellplätze sind Attraktivität und Sicherheit untrennbar miteinander verbunden. Velo­ schützen vor Wetter und Diebstahl. Die rasche Sanierung unfallträchtiger fahrende suchen sich möglichst direkte und schnelle Wege. Entsprechend Schwachpunkte macht das Velofahren sicherer. Gezielte Öffentlichkeitsarbeit engmaschig soll das Netz möglicher Verbindungen sein. Dabei spielt es hält die Bevölkerung über die Velopolitik auf dem Laufenden und motiviert grundsätzlich keine Rolle, ob eine Route auf einer Haupt- oder einer Quar- zur Velonutzung. Dazu gehört auch ein regelmässig aktualisierter Velostadt- tierstrasse verläuft, solange die Sicherheit gewährleistet ist. plan.

Das Sicherheitsgefühl wird gesteigert durch ausreichende Wegbreiten, eine klare Verkehrsführung und die Vorhersehbarkeit der Ereignisse. Unter­ suchungen belegen, dass innerorts das Unfallrisiko auf separierten Radwegen Prozess In St.Gallen fehlt eine systematische Herangehensweise bei der Planung oft höher ist als bei der gemeinsamen Führung mit dem Autoverkehr. Das des Radverkehrs gänzlich. Ein Veloverkehrsplan ist mehr als ein Plan mit Velo muss als Selbstverständlichkeit im Stadtverkehr einen sicheren Platz fin- Radwegen oder eine Auflistung von Hauptradwegverbindungen: Der Velo- den. Erst dies ermöglicht eine Verbesserung des Verkehrsklimas zu Gunsten verkehr ist als System zu betrachten. Neben Verbesserungen bei der Infra- des Veloverkehrs. Es sind Massnahmen erforderlich, die ein Miteinander von struktur braucht es Information, Marketing und eine Gesamtstrategie über Velos und Autos erleichtern, indem sie ein korrektes und sicheres Verhalten die nächsten Jahre. Indem zwischen kurz-, mittel- und langfristigen Mass- beider Verkehrsträger fördert und unterstützt. Insbesondere in Knoten sind nahmen differenziert wird, lassen sich Prioritäten setzen. sichere Veloführungen von grosser Bedeutung, weil hier die Unsicherheit von Velofahrenden am grössten ist. Jeder Plan ist nur so gut, wie er auch umgesetzt wird. Darum braucht es ein Qualitätsinstrument, um die Wirkung zu überprüfen. Wichtig ist die Bedeutung Schaffung eines Veloforums, wo alle veloverkehrsrelevanten Planungen und Vorhaben vorgestellt und diskutiert werden. Anzustreben ist eine Auditie- Der Radverkehr ist volkswirtschaftlich hocheffizient und birgt ein hohes rung mit BYPAD 1. Das «Bicycle Policy Audit» stellt ein Instrument dar, mit Wachstumspotenzial. Er ist ein idealer Zubringer zum öffentlichen Verkehr. dem sich eine systematische und effiziente Entwicklungspolitik für das Velo Velofahrende legen meist Distanzen zwischen 200 Meter und zwei Kilometer realisieren lässt. Dabei wird im Rahmen eines Qualitätssicherungssystems zurück. 80 % sämtlicher Velowegetappen bleiben unter drei Kilometer. Auch eine ständige Erfolgskontrolle der entsprechenden Massnahmen durchge- ein Drittel aller Autofahrten ist kürzer als drei Kilometer. Das Einzugsge- führt. BYPAD untersucht in einer Qualitätskette aus neun Modulen, wie sich biet für den Veloverkehr für die St.Galler Innenstadt ist damit praktisch die eine ausgewogene Radverkehrspolitik gewährleisten lässt. ganze Stadt. Da sie ohne Fremdenergie unterwegs sind, sind Velofahrende umwegempfindlich und benötigen direkte, hindernisfreie und sichere Wege 1 Weitere Infos unter www.bypad.org und eine ausreichende Infrastruktur für die Parkierung.

Massnahmenpaket Innenstadt St.Gallen 12 Grafik Schema Altstadt (dito Bus Linie /?) mit Velo- route direkt über den Bohl Richtung Bahnhof und den andern wichtigsten Routen

Verbesserungen für den Veloverkehr Neue Velohauptroute durch die Schmiedgasse Bitte Absteigen! Spätestens seit der Veloinitiative im Jahr Innenstadt Die Schmiedgasse ist heute Teil der Velofahrende werden in St.Gallen selbst 1987 ist auch die Stadt St.Gallen in der Die offizielle Veloroute in der wichtigen Hauptveloroute durch die Altstadt. Auf- auf offiziellen Routen unnötig gebremst. Förderung des Veloverkehrs aktiv. Dazu West-Ost-Hauptachse führt in der Innen­ grund der engen Platzverhältnisse und Die Verkehrsführung für den Veloverkehr gehören erfolgreich umgesetzte Mass- stadt durch verschiedene Engpässe und der hohen Randsteine sind Begegnungen beim Globus und zur Vadianstrasse ist nahmen wie der Bau von Radstreifen und führt zu Konflikten mit Fussgängern. mit dem entgegenkommenden Verkehr äusserst unklar – und damit auch die Radwegen, ein Angebot an gedeckten Neben dieser «Bummlerroute» schlagen aber kritisch. Dank der Neugestaltung Missachtungsquote hoch. Konflikte mit Parkierungsanlagen oder die Einsetzung wir neu vor, Routen über den Gallusplatz der Schmiedgasse lässt sich die Situa- dem Fussverkehr sind vorprogrammiert. eines Velobeauftragten. und eine Direktverbindung über den tion durch die Einebnung der Fahrbahn Kleinere Verbesserungsvorschläge Marktplatz/Bohl für den Veloverkehr wesentlich verbessern. Die geplante werden laufend in den zweimal jährlich zu signalisieren. Damit würde sich für Sperrung des Durchgangsverkehrs wird stattfindenden Gesprächen zwischen Velofahrende die Erreichbarkeit der den Autoverkehr in der südlichen Altstadt dem VCS und der IG Velo einerseits und Innenstadt, aber auch des Bahnhofs, des ausdünnen und dadurch die Situation für Vertretern des städtischen Tiefbauamtes Spitals, von Schulen und Museen usw. den Veloverkehr entschärfen. sowie der Stadtpolizei diskutiert. verbessern.

Massnahmenpaket Innenstadt St.Gallen 13 Veloverkehr: Gesamtsicht

Integration in der Planung Kosten-Nutzen-Verhältnis Der öffentliche Strassenraum wird insbesondere im städtischen Umfeld von Massnahmen für den Veloverkehr sind im Allgemeinen sehr kostengünstig, vielen Nutzungen beansprucht. Daneben muss der Strassenraum hohen da häufig nur Ergänzungen auf dem bestehenden Strassennetz vorzunehmen städtebaulichen Kriterien genügen. Aussenräume sind aufzuwerten durch das sind. Eine Studie der INFRAS 1 im Auftrag des ASTRA (Bundesamt für Schaffen von Freiräumen und neuen Grünanlagen. Planung und Umsetzung Strassen) weist für Velomassnahmen diesen Vorteil aus. Das Kosten-Nut- von Massnahmen für den Veloverkehr sind deshalb anspruchsvolle Aufga- zen-Verhältnis von infrastrukturellen und betrieblichen Verbesserungen für ben. Die frühzeitige Koordination ist Voraussetzung, dass den verschiedenen, den Veloverkehr ist deutlich besser als der Ausbau der Infrastruktur für den teilweise gegenläufigen Interessen Rechnung getragen werden kann. Damit öffentlichen und den motorisierten Verkehr. lassen sich schwierige, oft nicht mehr mögliche Nachbesserungen vermeiden. Die Radwegführung soll dabei generell eindeutig, stetig und sicher sein.

Gesamtmobilität Im Zusammenhang mit der laufenden Überarbeitung des St.Galler Richt­ plans gebührt dem Langsamverkehr ausreichend Platz. Für die Förderung des Velos sprechen folgende Aspekte: • Velomassnahmen weisen wie der Fussverkehr die beste Kosteneffizienz auf. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis von infrastrukturellen und betrieblichen Verbesserungen für den Veloverkehr ist deutlich besser als der Ausbau der Infrastruktur für den öffentlichen oder gar den motorisierten Verkehr. • Auf kurzen bis mittleren Strecken und in Kombination mit dem öffent­ lichen Verkehr entlastet der Veloverkehr den an seine Kapazitätsgrenzen stossenden motorisierten Verkehr und trägt damit zur Optimierung des gesamten Verkehrssystems bei. • Velofahren fördert die Gesundheit und entlastet die Volkswirtschaft von Gesundheitskosten, die aufgrund von Bewegungsmangel anfallen. • Für Kinder und Jugendliche ist das Velo meist das erste Verkehrsmittel, mit dem sie individuell ihre Umgebung erfahren können. • Velofahrende beleben den öffentlichen Raum • attraktive Velorouten geben Impulse für Freizeit und Tourismus • Radwegführung generell: eindeutig, stetig, sicher 1 Effizienz von öffentlichen Investitionen in den Langsamverkehr, INFRAS im Auftrag des ASTRA, 2003

Massnahmenpaket Innenstadt St.Gallen 14 Einbahnstrassen für Velos freigeben! Velofahren auf der Busspur Velo und Bus können sich ergänzen Ausbildung und Kommunikation Velofahrende suchen sich möglichst Hauptverkehrsstrassen mit Buslinien bil- Durch die Lage zwischen den beiden Wesentliche Elemente einer Strategie direkte und schnelle Wege. Entsprechend den oft die direkteste Verbindung. Nicht Hügelzügen sind in St.Gallen Aufstiege zur Förderung des Veloverkehrs liegen engmaschig muss das Netz möglicher nur zwischen zwei Orten oder Quartie- unvermeidbar. Eine Verbesserung der neben der Infrastruktur in der Verkehrs- Verbindungen sein. ren, sondern auch von Aussenquartieren Mitnahmemöglichkeit von Velos in erziehung, Beratung und Kommunika- ins Zentrum. In Winterthur stehen die öffentlichen Verkehrsmitteln macht auch tion. Kinder sollen im Schulalter das Einbahnstrassen wie die Metzger- Busspuren auch den Velofahrenden Bergfahrten attraktiv. Velofahren und das sichere Verhalten im oder Webergasse sind für den Velo­ offen. Die Massnahme hat sich bewährt Verkehr erlernen. Mit der Kommunikation gegenverkehr freizugeben, um ein und sollte auch in St.Gallen realisiert Im Sinne der intermodalen Vernetzung realisierter Verbesserungen lässt sich die engmaschiges und attraktives Velonetz werden. mit den öffentlichen Verkehrsmitteln sind Öffentlichkeit sensibilisieren – und damit zu erhalten. Ergebnisse von Untersu- auch Angebote des Fahrradverleihs und auch motivieren, vermehrt das Velo zu chungen in andern Städten zeigen, dass Bike + Ride sinnvolle Massnahmen. benützen. Das Image des Radfahrens dadurch die Häufigkeit und Schwere von hat grossen Einfluss auf den Anteil des Unfällen nicht zunimmt. Radverkehrs.

Massnahmenpaket Innenstadt St.Gallen 15 Veloverkehr: Bauliche Massnahmen

Eigenschaften des Veloverkehrs Bauliche und betriebliche Hindernisse Im Gegensatz zu Velowegen oder markierten Radrouten beginnt und endet Wer mit dem Fahrrad unterwegs ist, weiss, dass der Veloverkehr immer wieder eine Velofahrt immer vor einer (Haus-)Tür. Ein Verkehrssystem, das Velofah- durch bauliche und betriebliche Barrieren behindert wird. Queren und Abbiegen renden ein Inseldasein auf eng begrenzten Velowegen abverlangt, ist deshalb sind oft mit grossen Risiken verbunden. Pfosten, Geländer, Engstellen, Bord- von vorne herein zum Scheitern verurteilt. Der Veloverkehr gehört innerorts steine und Schienen sind oft eine Gefahrenquelle für die Velofahrenden. Die Er- in erster Linie auf die Fahrbahn. Im Gegensatz zu den zu Fuss Gehenden höhung des Anteils des Veloverkehrs am Modalsplit ist aber nur möglich, wenn nehmen sich Velofahrende auch eher als Verkehrsteilnehmende wahr. Sie die Infrastruktur sicher und komfortabel funktioniert. Die Anforderungen an die sind eher zielgerichtet und die Aufmerksamkeit ist auf den Verkehr gerichtet. Sicherheit und eine direkte, komfortable sowie logische Verkehrsführung müssen möglichst ausgeglichen erfüllt sein. Die erforderliche Netzdichte für den Veloverkehr und damit die flächen­ deckende Erschliessung vorhandener Quell- und Zielorte (Wohnort, Einkaufen, Schulen, Arbeitsplatz und Freizeitziele) ist auf das bestehende Veloabstellanlagen Strassennetz angewiesen. Im Siedlungsbereich lassen die Bedingungen eine Gemäss Untersuchungen in Zürich werden 50% der abgestellten Velos nicht sinnvolle Verkehrstrennung gar nicht zu. Oder aber es entstehen bei Naht- täglich gebraucht, sondern stehen über längere Zeit (länger als zwei Wochen!) stellen zwischen Radweg und Strasse Gefahrenpunkte. ungenutzt da. Eine beträchtliche Zahl von Velos wird an Veloabstellplätzen voll- ends aufgegeben. Die übermässig lange abgestellten oder «herrenlosen» Velos Ein entscheidender Faktor für ein sicheres Verhalten im Verkehr ist die sind für die Überlastung der Veloabstellanlagen wie zum Beispiel beim Bahnhof gegenseitige Wahrnehmung und Rücksichtnahme. Ein Velofahrer benötigt massgebend, wenn auch nicht allein verantwortlich. einen Bewegungsraum von mindestens 1.20 m Breite. Radstreifen sollten deshalb eine Breite von 1.50 m aufweisen. Steigungen sind trotz moderner Für die eigentliche Zielgruppe stehen jedenfalls zu wenig Plätze zur Verfü- Fahrradtechnik ein Hindernis. 20 Meter Höhendifferenz entsprechen be­ gung. Des weiteren sind gewisse Zweiradparkplätze von Rollern überstellt. züglich Zeitaufwand und Energieeinsatz rund einem Kilometer zusätzlicher Insbesondere die Veloabstellplätze an den besten Lagen sind für den täglichen Weglänge. Gebrauch frei zu halten!

Die Veloabstellanlagen sind gemäss folgenden Anforderungen zu verbessern: • möglichst nahe bei den Zielen (z.B. Einkaufsläden) • gut einsehbar und beleuchtet • Witterungsgeschützt und mit Anbindemöglichkeit

Massnahmenpaket Innenstadt St.Gallen 16 Strassenraumgestaltung in Ascona Veloführung bei ÖV-Haltestellen Veloabstellplätze Velo-Selfservice-Stationen Die Gestaltung der Fahrbahnunterlage Für den Veloverkehr stellen Kaphalte- Wo Abstellmöglichkeiten fehlen, werden Eine Selbstbedienungsservicestation wirkt auf die Wahrnehmung und das stellen zusätzliche Gefahrenstellen dar. Velos direkt vor dem Eingang parkiert. – wie hier in – erlaubt es, das Verhalten der Velofahrenden in weit In St.Gallen sind im Bereich der Merkur Mit genügend gut platzierten Abstellan- Velo zu warten und vor Ort kleinere Repa- stärkerem Masse als dies bei zu Fuss und Calatrava-Bushaltestelle Konflikte lagen, die regelmässig auf «Veloleichen» raturen auszuführen. Luftdruckschlauch, Gehenden der Fall ist. In Ascona führen zwischen Fussgängern und Velofahrern überprüft werden, lässt sich auch das Werkzeuge und Kettenöl stehen rund durch den gepflasterten Bereich zwei vorprogrammiert. Die Führung des Velo- «wilde Parkieren» an ungeeigneten um die Uhr kostenlos zur Verfügung. So Asphaltbänder. Diese Bänder kanalisie- verkehrs ist im Bereich Marktplatz/Bohl Stellen vermindern. bleiben die Velos im Schuss. ren die Velofahrenden, weil diese den zusammen mit den Gestaltungsmassnah- Belag mit dem geringeren Rollwiderstand men und einer neuen «Velohauptroute» Es soll nicht nur die Rede sein von grös- vorziehen. Details entscheiden oft, ob durch das Zentrum zu klären. seren Anlagen, sondern ganz beson- eine Route für den Veloverkehr attraktiv ders auch von genügend dezentralen, ist – oder halt gemieden wird. In Zürich wird mit einer klaren Signalisa­ kleineren Abstellplätzen. Velofahren tion konsequent aufgezeigt, auf welchen setzt voraus, dass man bis unmittelbar Routen die Velos ihren Weg finden sollen. zum Ziel heranfahren kann.

Übrigens: Auf einem einzigen Autopark- platz finden rund 12 Velokundinnen und -kunden Platz!

Massnahmenpaket Innenstadt St.Gallen 17 Öffentlicher Verkehr

Bedeutung Vorschläge Eine Untersuchung der Swiss Retail Federation (Verband des Detailhandels) Im Herbst 2003 hat der VCS in seiner Studie «Richtig Verkehrt» 2 zahl- zum Einkaufsverhalten in der Innenstadt hat gezeigt, dass in den untersuch­ reiche Verbesserungsvorschläge für einen Ausbau des öffentlichen Verkehrs ten grösseren Städten rund 70 Prozent der Kunden in Innenstädten mit dem eingebracht. Diese reichen vom Tram, neuen Durchmesserlinien bis hin zu öffentlichen Verkehr anreisen. Der grösste Vorteil der Innenstadt ist denn tariflichen Massnahmen. Neben diesen Vorschlägen schlagen wir kurz- bis auch ihre zentrale Lage und ihre gegenüber den Einkaufszentren auf «der mittelfristig folgende Verbesserungen vor: grünen Wiese» bessere Erreichbarkeit mit dem und den regionalen und städtischen Bussen. Auch die Innenstadt St.Gallens wird von den meisten Neue Buslinie südliche Altstadt Buslinien bedient. Der Bahnhof St.Gallen ist als grösster ÖV-Knoten der Eine neue Buslinie erschliesst das Gebiet Raiffeisen, Kongresszentrum Ostschweiz nur zehn Gehminuten vom Zentrum entfernt. Diesen gegenüber Einstein und die südliche Altstadt mit dem Bahnhof. Gleichzeitig lässt sich den peripheren Zentren bestehenden Wettbewerbsvorteil gilt es zu wahren. das Gebiet Wildeggstrasse, Linsenbühl und das Quartier Flurhof besser erschliessen. Neue Bushaltestellen vor dem Hotel bzw. Kongresszentrum Ein- stein und bei der Talstation Mühleggbahn würden die südliche Altstadt mit Handlungsbedarf Buskunden beleben. Die Linienführung der Linie 7 müsste auf dem östlichen Im Vergleich mit anderen Städten schneidet das Busangebot in St.Gallen Ast neu geführt und könnte beispielsweise via Bahnhof St.Fiden/Migros Bach insbesondere beim Alter des Fahrzeugparkes, bei den Abonnementskosten zum Heiligkreuz geführt werden. Folgende neuen Linienverknüpfungen sind und der Reisegeschwindigkeit ungenügend ab 1. Mit der geplanten Neube- denkbar: schaffung der Busse wird sich der Komfort dank bequemem Einstieg aber bald verbessern. • Linie 2: Haggen – Bahnhof – südliche Altstadt – Flurhof – Neudorf • Linie 3: Heiligkreuz – Bahnhof – St.Georgen Die ungenügenden Reisegeschwindigkeiten sind durch die Behinderungen • Linie 7: Abtwil – Bahnhof – St.Fiden - Heiligkreuz durch den Autoverkehr bedingt. Solche Konflikte lassen sich mit der disku­ tierten Eigentrassierung auf der Ost-West Achse verbessern, aber wohl nicht Angebotsverdichtungen ganz verhindern. Kurz- bis mittelfristig dürften die Störungen des Busbe­ Am Samstag und am Donnerstag Abend während dem Abendverkauf be­ triebes mit Eröffnung zahlreicher weiterer Parkhäuser in der Innenstadt steht der grösste Andrang. Aber ausgerechnet während diesen Zeiten ist das sogar noch zunehmen. So wird die Busbevorzugung an den Kreuzungen Fahrplanangebot auf dem Busnetz ausgedünnt und entspricht nicht dem üb- ausgerechnet an Spitzenzeiten ausgesetzt. Dies ist für das System des öffent- lichen Takt. Angebotsverdichtungen während diesen Spitzenzeiten verkürzen lichen Verkehrs – welches auf die Einhaltung der Anschlüsse angewiesen ist einerseits die Wartezeiten, erhöhen andererseits aber auch das Sitzplatzange- – mehr als nur ärgerlich. Weiterer Handlungsbedarf besteht bei der Abde- bot und dienen damit auch dem Komfort. ckung der südlichen Altstadt und angrenzender Gebiete an den öffentlichen Verkehr.

Massnahmenpaket Innenstadt St.Gallen 18 Freie Fahrt für den Bus Die Bevorzugung des Busses ist weiterhin sicher zu stellen, insbesondere im wichtigsten Bereich zwischen Kreuzbleiche und St.Fiden, bzw. der Olma. Dazu gehören ein autofreies Regime zwischen Union und Waaghaus, ein au- tofreier Bahnhofplatz und die Priorisierung an den Knoten. Einschränkungen der Busbevorzugung zu den Spitzenzeiten – wie sie im Bereich Kreuzbleiche praktiziert werden – sind inakzeptabel. Bestehende Kapazitätsprobleme des motorisierten Verkehrs sind nicht auf Kosten des öV zu lösen, sondern durch die Bereitstellung geeigneter Stauräume ausserhalb der Stadt.

Marketing Ein Angebot, das benutzt werden will, muss auch beworben werden. Dadurch können einerseits bestehende Kunden in Ihrem Verhalten bestär- kt werden, andererseits lassen sich auch neue Passagiere gewinnen. Nicht umsonst wenden Autokonzerne beträchtliche Mittel auf, um bestehende Kunden zu halten. Die vielfältigen Vorteile des öffentlichen Verkehrs für den Einzelnen sind aktiv zu kommunizieren. Ein gelungenes Beispiel intelligenter Werbung zeigt der Zürcher Verkehrsverbund (ZVV) bzw. die Zürcher Ver- Verlauf der neuen Buslinie durch die Altstadt kehrsbetriebe (VBZ). Vorgeschlagene Linienverknüpfung der Buslinie 2: Haggen – Bahnhof – südliche Altstadt – Flurhof – Neudorf 1 umverkeR Schweiz: öV-Test 2006, Zürich 2006 2 VCS Sektion St.Gallen/Appenzell: Studie «Richtig verkehrt! Lösungen statt Strassen- bau», St.Gallen September 2003

Massnahmenpaket Innenstadt St.Gallen 19 Motorisierter Individualverkehr

Bedeutung Vorschläge Die Bedeutung des motorisierten Verkehrs für den innerstädtischen Detail­ Der VCS fordert eine Aufhebung oberirdischer Parkplätze in der Innenstadt handel ist gross. So wird gemäss Untersuchung der Swiss Retail Federation mit der Realisierung der Parkgaragen im Verhältnis von 1:1. Die rund 150 im Kernbereich grösserer Städte rund ein Drittel des Umsatzes mit Auto­ Plätze in der Altstadt sind mit den bereits eröffneten Garagen bereits mehr kunden generiert. Streitpunkt in der öffentlichen Diskussion ist das Parkplat- als kompensiert. Ein weiterer Ausbau des Angebotes ist auf Grund des zangebot in der Innenstadt. Das Bedürfnis der Kunden besteht nach einfach bestehenden sehr grossen Angebotes nicht nötig. Und aufgrund des bereits erreichbaren Parkplätzen, ohne dass sie diese lange suchen muss. Zu berück- stark belasteten Strassennetzes auch nicht zweckmässig. sichtigen gilt es weiter, dass auch Autofahrende während ihres Einkaufsbum- mels schnell mehrere Kilometer in der Innenstadt zu Fuss unterwegs sind. Die Aufhebung oberirdischen Parkplätze macht aus verschiedenen Gründen Sinn: • Vermeidung von Zusatzverkehr Deutlich steigendes Parkplatz-Angebot 100 neue öffentlich zugängliche Parkplätze sorgen für ca. 1000 bis 1500 Das Parkplatzangebot in der Innenstadt wurde bzw. wird noch um 1300 Zusatzfahrten. Plätze oder rund 40 Prozent erhöht. Dazu zählen: • Vermeidung von Parksuchverkehr • 231 Parkplätze in der Erweiterung der Parkgarage am Brühltor Eine Konzentration der Parkgaragen in grössere an das Parkleitsystem • 240 Parkplätze in der Parkgarage zum Einkaufszentrum Webersbleiche angeschlossene Anlagen führt zur Reduktion von Parksuchverkehr. Wenn • 285 Parkplätze im Kongresszentrum Einstein aber einzelne oberirdische Parkplätze in der Altstadt noch bestehen, gehen • 60 Parkplätze in der Erweiterung Parkgarage Kantonalbank viele Automobilisten nachsehen, ob noch einer frei sind – was dann eben • 205 Parkplätze im neu erstellten Athletik-Zentrum selten der Fall ist. • 300 Parkplätze im geplanten Neubau Bahnhof Nord (Fachhochschule) • Ortsbauliche Gründe Ein Parkplatz benötigt viel Platz im Strassenraum. Ihre Verlagerung in Bei einer vorsichtig geschätzten fünffachen Belegung generieren diese Park­ Parkhäuser erlaubt die Neunutzung und attraktivere Gestaltung der öffent- plätze täglich rund 13‘000 Fahrten. Dies entspricht etwa der Hälfte des lichen Aussenräume. Verkehrs am Oberen Graben. Eine Untersuchung der Belegung der einzelnen • Verkehrsberuhigung Parkgaragen 1 weist nach, dass von einer Knappheit nur an wenigen Tagen Der Platz in der Altstadt lässt sich vom motorisierten Verkehr befreien. pro Jahr ausgegangen werden kann. Jeder Punkt der Altstadt lässt sich in • Ökonomische Gründe einer Distanz von rund 200 m von einer Parkierungsanlage aus erreichen. An Ein Abbau oberirdische Parkplätze erhöht die Auslastung der Parkgaragen. den etwas entfernteren Anlagen hat es auch an einem Sonntagsverkauf vor Damit lassen sich die dort getätigten Investitionen besser amortisieren. Weihnachten noch Platz; mit einem Kombiticket Parkplatz/Bus liesse sich das Angebot und die Auslastung etwa der Anlage Kreuzbleiche verbessern. 1 VCS St.Gallen/Appenzell: Auswertung Belegung Parkplätze des Parkleitsystems Oktober 2005 bis März 2006

Massnahmenpaket Innenstadt St.Gallen 20 Parkplatzkompromiss Innenstadt Poststrasse St.Gallen Engelgasse St.Gallen Seequai Rapperswil Mit dem Verkehrskompromiss wurde Mit dem Neubau des Manors in der Die Engelgasse wird derzeitig mit rund Wer vor noch wenigen Jahren den eine Plafonierung der Anzahl der Park­ Webersbleiche wurde im Rahmen der zehn Parkplätzen belegt. An ihr liegen Seequai entlang spazierte, defilierte an plätze insgesamt und deren Verlegung in Einspracheverhandlung mit dem VCS die nicht nur verschiedene Geschäfte, einer langen Parkplatzreihe vorbei. Dank Tiefgaragen festgelegt. Ähnliche Verein- Entfernung der Parkplatzreihe entlang sondern auch zahlreiche Wirtschaften. einem Kehrplatz am Ende des Park- barungen bestehen auch für Zürich und der Poststrasse vereinbart. Dadurch lässt Der enge Gassenraum ist geteilt durch platzes wurde dieser Bereich auch als Basel. In Bern konnte so auf verschie- sich die Poststrasse als wichtige Fuss- Fahrbahn, Parkplätze und zwei schmale «Schaufahren» zum Herzeigen der Boli- denen städtischen Plätzen die Parkie- gängerverbindung zwischen Bahnhof Trottoirs. Die Schaufenster werden durch den genutzt. Mit dem Bau der Tiefgarage rung entfernt und die Plätze umgestaltet und Altstadt auch räumlich aufwerten parkierte Fahrzeuge verstellt, den Wirt- am Fischmarktplatz wurde der Fisch- werden. So etwa am Bundesplatz, am und als «Rambla» gestalten. Allerdings schaften fehlt der Platz für eine Garten- marktplatz und der Seequai autofrei. Casinoplatz oder Waisenhausplatz. entspricht die Aufhebung der Parkplätze beiz. Dank der Entfernung der Parkierung Es entstand eine in der Deutschschweiz keinem Ersatz nach der Formel 1:1. liesse sich die Gasse nicht nur in ihrer wohl einzigartige Flaniermeile, mit einem ganzen Breite vom Fuss- und Radver- sehr dichten gastronomischen Angebot, kehr in Beschlag nehmen, sondern auch welches an Ascona erinnert. attraktiver gestalten.

Massnahmenpaket Innenstadt St.Gallen 21 Orientierung im Stadtverkehr

Mobilitätsplan Physisches Orientierungssystem Jedes Verkehrsmittel hat seine Eigenschaften. Velofahrende in der Stadt Damit sich die Besucherinnen und Besucher in der Stadt zurecht finden, fahren nicht die gleichen Wege, welche sie mit dem Auto fahren würden. Sie brauchen sie ein funktionierendes Orientierungssystem. Und unser Besuch meiden wahrscheinlich starkes Gefälle, vielleicht auch stark belastete Haupt- – sei es zum Einkaufen, als Tourist oder als Kongressteilnehmende – reist strassen. Und auf keinen Fall möchten sie Umwege in Kauf nehmen. eben nicht immer mit dem Auto an. Deshalb ist es mit den herkömmlichen Strassensignalen noch lange nicht getan. Wer mit dem Auto von A nach B will, folgt seinerseits nicht den Trassen des öffentlichen Verkehrs von A nach B. Wie alle anderen sucht sich auch sie Gemeint ist vielmehr ein Orientierungssystem, das auf zu Fuss Gehende zuge­ oder er den Weg des geringsten Widerstandes durch das Stadtgefüge. schnitten ist. Denn selbst wer sein Auto einmal in der Tiefgarage abgestellt hat oder aus der Bahnhofunterführung emporsteigt, wird für die Dauer des Darum sind Stadtpläne mit spezifischen Informationen für einzelne Verkehrs­ Aufenthaltes in der Stadt zum Fussgänger Es muss den Besuchenden durch mittel sehr viel wertvoller als jene, die es allen recht machen wollen, an geeignete Wegweisung ermöglicht werden, ihre Ziele zu Fuss zu erreichen. diesem Anspruch aber scheitern. Diese Stadtpläne werden gemeinhin Zunächst sind Ankommende an Bahnhöfen und wichtigsten Parkierungs- Mobilitätspläne genannt. Von diesen profitieren alle, ganz besonders aber anlagen durch Wegweiser abzuholen. Dann sind sie in der Stadt von Ziel zu der Velo- und Fussverkehr. Herkömmliche Stadtpläne enthalten zwar oft in Ziel zu führen. beschränktem Mass Informationen über das Netz des öffentlichen Verkehrs und das Hauptverkehrsnetz, grössere Parkierungsanlagen und Einbahnstras- Neben Wegweisern sind auch mehrere Stadtplanstelen in der Stadt erforder­ sen – welche für Radfahrer nicht zwingend auch gelten – enthalten jedoch lich. Und zumindest am Hauptbahnhof sind brauchbare Informationen zur kaum je spezifische Informationen zum Velo- und Fusswegnetz, zu Veloab- Busbenützung unabdingbar: Zum Netz mit allen Haltestellen, zum Tarifsy- stellplätzen oder CarSharing-Standorten. stem und zu Benützungsbedingungen.

Ein Mobilitätsplan soll informieren über die jeweiligen Wegnetze, Parkie- Das Schaffen eines benutzerfreundlichen Wegweisungssystems ist kom- rungs- und Abstellanlagen, wichtige Verkehrsziele, besondere Gefahren plex. Ist es zuwenig ausgeklügelt, so lässt man es lieber gleich bleiben. Man und Belastungen der Wegabschnitte und Wegknoten bzw. Umsteigepunkte. kommt nicht darum herum, dabei mit Profis aus den Bereichen Stadtpla- Ebenso zu berücksichtigen sind die verschiedenen Zieleinrichtungen in den nung, Fussverkehr, Signaletik und Visueller Kommunikation zusammenzuar- Bereichen Einkauf, Kultur und Freizeit, Verwaltung, Soziales und Gesund- beiten. heit, Bildung und weiteres mehr.

Massnahmenpaket Innenstadt St.Gallen 22 Mobilitätsplan Zürich Signalisation Stadtpläne im öffentlichen Raum Dynamische Fahrgastinformation Die Stadt Zürich gibt einen Mobilitäts­ Fussgängerorientierte Wegweiser gibt es Ein besonderes Manko besteht in Mittlerweile haben verschiedene Städte plan 1 heraus. Dieser besteht aus mehre- in vielen Städten, so auch in St.Gallen. St.Gallen aber punkto Stadtplänen im in der Schweiz wie auch im Ausland alle ren Stadtplänen und Büchlein mit Tipps Ob Stelen oder Wegweiser à la Wander- öffentlichen Raum. Kaum irgendwo ist oder viele Haltestellen des öffentlichen zum Mobilitätsverhalten. Ziel ist es, die wegweiser sind viele Formen möglich. In ein Stadtplan zu finden. Im Vergleich Verkehrs mit elektronischen Anzeigeta- Interessierten – Ansässige, Zuziehende, St.Gallen hat man sich für typografisch dazu findet man in verschiedenen feln ausgestattet. Damit sind die Fahr- Pendelnde oder Besuchende – bei derer ansprechende Schilder entschieden, Städten selbst in Aussenquartieren oder gäste zu jeder Zeit informiert – über den individuellen Verkehrsmittelwahl zu welche allerdings nur auf das Zentrum an wichtigen Einfallsachsen informative regulären wie auch irregulären Betrieb. unterstützen. Für welches Verkehrsmittel beschränkt und selbst dort viel zu wenig Stadtplanstelen. In einigen grösseren auch immer man sich schliesslich ent- dicht verteilt sind. Städten gehört es zum Standard jeder In Luzern geht die dynamische Fahrga- scheidet: Auf dem entsprechenden Stadt- Bushaltestelle, dass ein lokaler Aus- stinformation so weit, dass am Bahnhof plan findet sich das spezifische Netz mit Besonders schlecht werden in St.Gallen schnitt des Stadtplans vorhanden ist. auf grossen Monitoren angezeigt wird, seinen Lücken und Tücken. Damit kann die Velofahrenden über Ziele und Routen wann auf welchem Perron welcher Bus man den bevorstehenden Weg optimal informiert. Für sie sind meistens weder Die Vorteile von Stadtplänen gegenüber fährt. Für nicht Ortskundige ein wert- planen. Idealerweise geht einem solchen die Fussgängerbeschilderungen noch allen anderen Wegweisungssystemen voller Service. Im Vergleich zu entspre- Plan eine konzeptionelle Netzplanung die standardisierten Verkehrswegweiser liegen auf der Hand: Sie enthalten nicht chenden Informationen in gedruckter voraus, welche oft die Voraussetzung ist dienlich. Ziele wie Bahnhöfe, das Stadt­ nur ausgesuchte, sondern alle Ziele. Version besticht die dynamische für ein solides Grundnetz, das sich sehen zentrum, Freizeiteinrichtungen, grosse Idealerweise ergänzt um ein Strassen- Fahrgastinformation durch ihre hohe lassen kann. Einkaufshäuser gehören zu den inner- verzeichnis. In Stadtplänen kann man Flexibilität. städtischen Zielen, zu denen die Wege sich ein Bild über einen Weg machen, 1 Tiefbauamt Zürich: Mobilitätsplan Zürich, gewiesen werden sollten. Dazu kann von den man sich merken oder notfalls gar September 2004 (CHF 19.80). den herkömmlichen roten Velowegsigna- skizzieren kann. Wegdistanzen lassen lisationen Gebrauch gemacht werden. sich einfach abschätzen.

Massnahmenpaket Innenstadt St.Gallen 23 Dienstleistungen in der Innenstadt

Taschendepot Fussgängerrolli Wer beim „Shoppen“ nicht dauernd volle Taschen mit sich herumtragen Selbst ohne Hauslieferdienst lässt sich autofrei einkaufen. Dazu können muss, bleibt länger. Auch in der Innenstadt soll deshalb die Möglichkeit die altbekannten Rollis helfen, die noch vor einigen Jahren viel häufiger entstehen, Taschen vorübergehend zu deponieren. Es spielt dabei kaum eingesetzt worden sind – bevor sie durch tonnenschwere motorisierte Ein- eine Rolle, ob die Gepäckstücke in Schliessfächern deponiert oder an einer kaufswägeli ersetzt wurden. Mit etwas Abstellplatz könnten die Geschäfte betreuten Stelle abgegeben werden können. In grossen Einkaufszentren ist die Voraussetzungen dafür schaffen, den Rollis ihre verdiente Renaissance zu diese Dienstleistung längst gang und gäbe. Und dabei denken die Unterneh- ermöglichen. Im Gegensatz zu Autoabstellplätzen kosten solch bescheidene men nicht einmal nur an die Komfortbedürfnisse der Kundschaft: Je weniger Einrichtungen kaum Geld. Und übrigens: Die Rollis selbst werden erst noch Gepäckstücke durchs Einkaufszentrum getragen werden, desto weniger im Stadtzentrum gekauft. Ladendiebstähle müssen verzeichnet werden.

Eine Chance — für Kunden wie Anbieter Kinderhort Nicht alle vier Vorschläge müssten unbedingt umgesetzt werden. Abzuklären Mit Kindern in die Papeterie oder die Bijouterie? Das müsste nicht sein. ist, für welche Massnahmen ein besonders grosses Kundenbedürfnis besteht. Bevor die Kinder sich langweilen und die Nerven der Eltern strapazieren, Allerding liesse eine zentrale Stelle leicht zu – zum Beispiel im Bereich Bohl könnten die Sprösslinge einfach einem gut betreuten Hort anvertraut wer- – gleich alle vier geforderten Dienstleistungen vereint anzubieten. Das wäre den. Auch dies eine Dienstleistung, die in grösseren Einkaufszentren längst für die Kundschaft das Optimum. Aber nicht nur für sie! Die Arbeitsge- zum Grundangebot gehört. meinschaft Pro Stadt könnte diese Chance nutzen und sich aktiv und sehr werbewirksam für ihre Kunden engagieren. Natürlich sind auch andere Or- ganisationsformen denkbar. So könnten einzelne Geschäfte je eine Aufgabe Hauslieferdienste übernehmen. Dank eines Hauslieferdienstes oder Päcklidienstes könnten auch sperrige Artikel bequem in der Innenstadt gekauft werden – ohne Auto. Die Kund- Und zuletzt noch dies: In den Einkaufszentren werden die Dienstleistungen schaft bummelt frei von Lasten. Sie lassen die gewählten Produkte an der zwar fast immer gratis angeboten. Das müsste in der Innenstadt aber nicht Kasse stehen und erhalten diese nur wenige Stunden später nach Hause gelie- zwingend auch so sein. Entstehende Betriebskosten liessen sich zumindest fert. Selbst wenn sperrige Güter zu transportieren sind, ist die Kundschaft teilweise an die Benutzenden weitergeben. dank Mobility-CarSharing nicht mehr auf ein eigenes Auto angewiesen. Das schwedische Möbelhaus IKEA macht es vor: Dank einer Partnerschaft mit Mobility können alle Kunden – auch ohne Mobility-Mitgliedschaft – das neue Möbel nach Hause fahren.

Massnahmenpaket Innenstadt St.Gallen 24 Schliessfächer im Mediamarkt Kinderhort Ikea Hauslieferdienst Burgdorf Rollidepot Madrid Die gebührenpflichtigen Schliessfächer Verschiedene Geschäfte in der Altstadt Seit 1997 betreibt die bewachte Velo- Der praktische Wert des Einkaufsrolli ist an den SBB-Bahnhöfen werden rege in St.Gallen wie auch anderswo bieten station der IG Velo Burgdorf den öko­ in Spanien breit erkannt. Viele Kunden Anspruch genommen. Für Kunden der kleine Spielecken für die Kinder.Wenige nomisch und ökologisch sinnvollen benutzen den Rolli, und die Geschäfte Innenstadt ist die Lage am Bahnhof Dinge wie ein Disney-Tickfilm, ein reit- Hauslieferdienst. Kundinnen und Kunden haben sich darauf eingestellt. So weist allerdings zu weit entfernt. Aber nicht nur bares Tier oder ein buntes Plastikhaus können in fast 50 Geschäften (inkl. aller dieses Geschäft in der Innenstadt von an Bahnhöfen lassen sich Gepäckstücke reichen aus, damit die Kleinen für eine Grossverteiler) ihre Ware an der Kasse Madrid neben Schliessfächern für das deponieren. Auch in Einkaufszentren Weile zufrieden sind. stehen lassen. Die Waren werden inner- Deponieren von Taschen auch ein eigent- sind Schliessfächer gang und gäbe. Ge- halb von drei Stunden vor die Haustür liches Rolli-Depot auf. Die Rollis lassen päckstücke können oft auch kostenlos an Doch deutlich benutzerfreundlicher sind gestellt oder dort persönlich abgegeben. sich mit Ketten an einer Stange sichern. Informationsstellen zurückgelassen wer- echte Horts mit vertrauenswürdigem Die Lieferung erfolgt durch das Beschäfti- Eine gute Sache für ihre Besitzer, welche den. Schliesslich verringert sich dadurch Personal. Solche findet man zum Beispiel gungsprogramm für Langzeitarbeitslose ihren Rolli sicher wissen. das Diebstahlrisiko erheblich. Ausser- bei Ikea. In deren Einrichtungshäuser mit Elektrovelos und Transportanhän- dem fühlen sich die Kunden befreit und können Kinder im «Kinderparadies» gern. Für die Geschäfte hat dies den Vorteil, ungebunden. unter Betreuung zurückgelassen werden dass die Kunden ihre Taschen und Rollis und zum Beispiel im berühmten Ball- Der Hauslieferdienst in Burgdorf ist vor den Kassen deponieren. Der Platz Beispielhaft sind die Schliessfächer im becken spielen. «... so haben Sie die ausserordentlich beliebt. Heute nutzen zwischen den Regalen ist so weniger Mediamarkt Westcenter Winkeln. Im Falle Möglichkeit, sich ein wenig allein zu ihn bereits 1/5 der Haushalte. 21 % der eng, was den Ladendiebstahl erschwert. der Migros im Zürcher Flughafen, wo vergnügen», wirbt Ikea auf ihrer Schwei- im Herbst 2002 befragten Benutzenden das Gepäck ebenfalls vor dem Eingang zer Homepage. Die Eltern haben Zeit, erklärten, wegen des Angebots auf das abgegeben werden kann, steht das Platz- ihre ganze Aufmerksamkeit dem Einkauf Auto zu verzichten. Die Idee ist so oder Argument im Vordergrund. Abgegebene zu widmen – denn schliesslich kann es ähnlich bereits in mehreren Schweizer Gepäckstücke beanspruchen viel weniger dabei um grosse Entscheidungen gehen. Gemeinden eingeführt worden. Platz als Mitgeschlepptes. www.wir-bringens.ch

Massnahmenpaket Innenstadt St.Gallen 25 Nutzung von Innenstädten

Man hält sich aus vielen Gründen im Stadtzentrum auf: Für die Arbeit, Verkehrsmittelwahl je nach Geschäftslage eine Ausbildung, als Wohnort, als Treffpunkt, zum Bummeln oder für den Erhebungen zeigen, wie stark die Wahl des Verkehrsmittels im Detailhan- Kunstgenuss. del standortabhängig ist. Autoorientierte Agglomerationsstandorte weisen

drei- bis fünfmal höhere Autoanteile auf wie Innenstadt- oder Quartierstand- Monofunktionalität bedeutet Verlust an Lebendigkeit. Qualität des Aussen­ orte. Lässt sich der Trend zu mehr Standorten im Agglomerationsbereich raumes, öffentliche Flächen und historische Fassaden und ein möglichst nicht stoppen, ist eine starke Erhöhung des Autoanteils im Kundenverkehr vielfältiger Mix an Funktionen und Dienstleistungen schaffen Attraktivität. unausweichlich. Bei solchen Standorten sind Anteile des motorisierten Indi­ Eine im Auftrag der Pro Stadt erstellte Kundenzufriedenheitsanalyse kommt vidualverkehrs MIV von 80% und mehr die Regel 4. Der Umsteigeeffekt zum gleichen Schluss: «nachhaltige Verbesserungen können nur mit einem flankierender Massnahmen wie Parkplatzbewirtschaftung oder Förderung Gesamtkonzept erzielt werden». Der Hauptgrund, in die Innenstadt zu von Fuss-/Veloerschliessung und öffentlichem Verkehr ist begrenzt. Entschei- kommen, ist für rund 80% der Befragten das «Shoppen». Den Kunden ist dend bleibt die Standortwahl. auch die Atmosphäre sehr wichtig. Gemäss einer Umfrage werden aber ihre Erwartungen in der Innenstadt St.Gallen nicht erfüllt. Die grösste Differenz zwischen Erwartung und Erfüllung ist bei der Attraktivität von Parks und 1 Strategische Analyse der Arbeitsgemeinschaft PRO STADT und erweiterte Kundenzu- Gassen. friedenheitsanalyse der Detaillistenkunden der St.Galler Innenstadt, Praxisarbeit FHS St.Gallen, 2006

2 Freizeit- und Erlebniswelten Metron: Detailhandel und Verkehr. Im Auftrag von BUWAL und Cercl’air 3 Bergmann, Frehn: Umweltauswirkungen grossflächiger Einzelhandelsprojekte. UVP- Die gewachsenen Strukturen eines Siedlungszentrums sind aber durch den Report 4+5, 1997, Seiten 239-242 Erfolg künstlicher Freizeit- und Erlebniswelten bedroht. Quer durch die 4 Mobilitätsverhalten: Einkaufs- und Freizeitverkehr Glatttal, Regionalplanung Zürich und ganze Schweiz schiessen «Zentren» aus dem Boden. Keine Einkaufszentren Umgebung, RZU im herkömmlichen Sinne mehr, sondern wie der Werbung beispielsweise des 5 Swiss Retail Federation: Einkaufen in der Innenstadt. Institut für Handelsforschung, Köln «Ebisquare» im Luzernischen Ebikon zu entnehmen ist, ein «Urban Enter- 2004 tainment Center»: Eine Mischung aus Einkaufszentrum und Freizeitpark mit Kinos, Restaurants, Hotels, Wellness und Einkaufen. Alles unter einem LV ÖV MIV Dach. Eine in sich abgeschlossene «heile» Welt, die ihre Besucher möglichst Luzerner Innenstadt 56% 27% 17% lange faszinieren und an sich binden will. Diese Entwicklung signalisiert Bahnhofstrasse Zürich 82% 18% letztlich die Bereitschaft, Verantwortung für die Gestaltung der eigenen Frei- Glattzentrum Wallisellen 15% 85% zeit preiszugeben zugunsten eines risikolosen Konsums mit Erlebnisgarantie. Quartierzentrum 70% 10% 20%

Verkehrsmittelwahl im Einkaufsverkehr je nach Geschäftslage 5

Massnahmenpaket Innenstadt St.Gallen 26 SpediThun Mobility CarSharing Bedeutung von Märkten Kinderspielplatz in Winterthur Anlieferverkehr in der Innenstadt stellt Das eine tun, ohne das andere zu lassen. Markt und Stadt gehören untrennbar Winterthur bietet mitten in der Stadt sowohl bezüglich Sicherheit, Effizienz Die Vorteile der kombinierten Mobilität zusammen. Waren früher Märkte der einen Kinderspielplatz, wo sich Kinder und Sicherheit ein Problem dar. Grosse sind offensichtlich. Mobility-Kunden zentrale Einkaufsmagnet, konzentrieren austoben und Mütter und Väter ausruhen Camions mit Lieferungen für Geschäfte steht die ganze Mobility-Fahrzeugpa- sich im Zeitalter von Shoppingzentren können. Neben einem vielfältigen Bran- im Stadtzentrum fahren oft wegen lette zur kostengünstigen Nutzung zur die Märkte auf Nischen: Bauern-, Blu- chenmix tragen Restaurants, Veranstal- kleinen Paketen in die enge Innenstadt. Verfügung. Autolose Haushalte brauchen men, Öko-, Flohmärkte und so fort. Diese tungen, Märkte, usw. massgeblich zur Dies ist sowohl für die Chauffeure als darum auch beim grossen Einkauf nicht Nische lässt sich aber auch gezielt durch Attraktivität bei. auch Anwohner, Kunden, Touristen und auf ein Auto zu verzichten. Im Herbst Bücher-, Themen- und Tauschmärkte wei- Geschäftsinhaber unattraktiv. Das City- 2007 eröffnet IKEA sein Möbelhaus in terentwickeln, um damit die Innenstadt logistik Projekt SpediThun sammelt die St.Gallen. Und bietet seiner Kundschaft zu bereichern. Lieferungen nahe der Autobahn in einem zum Transport der neu erstandenen Terminal und gewährleistet die Feinver- Schwedenmöbel zwei Mobility Ford teilung der Güter mit wenigen Transport- Transit Bi-Fuel. Also gasbetriebene fahrten und angepassten Fahrzeugen. Fahrzeuge, die zusätzlich über einen Das innovative Projekt hat sich seit Som- Benzintank verfügen. mer 2000 erfolgreich etabliert und ist in St.Gallen zur Nachahmung empfohlen Für die Innenstadt denkbar wären auch – damit würde das Schlendern durch die speziell nur für CarSharing-Kunden reser- Multergasse auch vormittags möglich. vierte Parkplätze. Ein zusätzlicher Vorteil für die kombinierte Mobilität.

Massnahmenpaket Innenstadt St.Gallen 27 Literatur, Quellen Bilder, Illustrationen, Grafiken

• Schweizerisches Verkaufsförderungs-Forum: Detailhandel Schweiz, Analy- • Andreas Bernhardsgrütter senStrukturen-Trends. IHA, GfM Institut für Marktanalysen AG, Hergiswil • Fussverkehr Schweiz • Swiss Retail Federation: Einkaufen in der Innenstadt. Institut für Handels- • FuVeMo, Fussgänger- und Velomodellstadt Burgdorf forschung, Köln 2004 • Markus Hartmann • Arge Metron / Transitec / Fussverkehr Schweiz: Publikumsintensive Einrich- • Andrea Hugelshofer tungen PE: Planungsgrundlagen und Gesetzmässigkeiten Schlussbericht • Doris Königer SVI 2001/545 21. September 2006 • Regina Kühne • Hartmut H.Topp: Erreichbarkeit, Parkraum und Einzelhandel der Innenstadt • Stefan Manser in Strassenverkehrstechnik 5/98 • Mobility CarSharing Schweiz • Fuss e.V.: Gehen bewegt die Stadt, Berlin 2005 • Daniel Schöbi • www.bypad.org • Effizienz von öffentlichen Investitionen in den Langsamverkehr, INFRAS im Auftrag des ASTRA, 2003 • umverkeR Schweiz: öV-Test 2006, Zürich 2006 • VCS Sektion St.Gallen/Appenzell: Studie Richtig verkehrt! Lösungen statt Strassenbau, St.Gallen September 2003 • VCS St.Gallen/Appenzell: Auswertung Belegung Parkplätze des Parkleit- systems Oktober 2005 bis März 2006 • Tiefbauamt Zürich: Mobilitätsplan Zürich, September 2004 (CHF 19.80). • www.wir-bringens.ch • Strategische Analyse der Arbeitsgemeinschaft PRO STADT und erweiterte Kundenzufriedenheitsanalyse der Detaillistenkunden der St.Galler Innen- stadt, Praxisarbeit FHS St.Gallen, 2006 • Metron: Detailhandel und Verkehr. Im Auftrag von BUWAL und Cercl’air • Bergmann, Frehn: Umweltauswirkungen grossflächiger Einzelhandels- projekte. UVP-Report 4+5, 1997, Seiten 239-242 • Mobilitätsverhalten: Einkaufs- und Freizeitverkehr Glatttal, Regionalplanung Zürich und Umgebung, RZU

Massnahmenpaket Innenstadt St.Gallen 28