UID Jg. 25 1971 Nr. 8, Union in Deutschland

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UID Jg. 25 1971 Nr. 8, Union in Deutschland isdionst der Christlich Demokratischen U nion Deuts chlan Bonn Nr. 8/71 ^Februar £ gggg • 25. Jahrgang • t Thema der Woche Aschermittwoch HEUTE Seite bei der SPD Sozialdemokraten in der Krise In der SPD ist Aschermittwoch. Er wird einige Zeit filierter SPD-Mann wie Vogel auf sein Amt verzichtet. Auslassungen dauern. Nach dem aufsehenerregenden Protest- Wehners in Polen schritt des Münchner Oberbürgermeisters Vogel Die SPD sei von linken Kadern in eine schwere Krise getrieben wor- vermag selbst die stramme SPD-Disziplin nicht mehr den, so umschrieb CDU-Sprecher Förderung junger die Katerstimmung in der Partei zu verbergen. Willi Weiskirch die fatale Lage der Wissenschaftler SPD. Steht der SPD eine Spaltung bevor? Wiederholen sich die Vor- Noch in der letzten Bundestags- Dies ist keine lohnende Angele- Fehlender gänge von 1917, als Haase und debatte reagierte die SPD allergisch genheit — wie Brandt fälschlich Trennungsstrich Kautsky die Partei verließen und die auf die besorgten Hinweise aus der meinte. Die Spatzen pfeifen es in- „Unabhängige Sozialdemokratische Union, daß linksradikale Kräfte, die zwischen von den Dächern, daß ein- Partei Deutschlands" gründeten, aus sich kaum mehr von Kommunisten flußreiche Kräfte die SPD ungestraft der die Revolutionäre Karl Lieb- unterscheiden, in der SPD zuse- als Tummelplatz für anarchistische knecht und Rosa Luxemburg her- Der frühere gesamt- hends an Einfluß gewinnen. Vogel Umtriebe benützen können. vorgingen, und von der sich dann deutsche Minister und bestätigte durch seinen Pauken- Vor gar nicht allzu langer Zeit hat wiederum die Kommunisten abspal- schlag die Befürchtung der CDU/ jetzige CDU-Abgeordnete die Oberbürgermeisterin von Ober- teten? Dr. Mende erklärte in CSU, als er erklärte, daß radikale hausen, Luise Albertz, ihre Partei- Tendenzen drauf und dran ' sind, ämter aus dem gleichen Grund wie Diese Möglichkeit ist vor allem Bonn zu der 6. Runde des seine Partei zu ruinieren. Vogel niedergelegt. An Signalen dann nicht auszuschließen, wenn innerdeutschen Dialogs der Parteivorsitzende Brandt nicht Der SPD muß an Weiberfastnacht hat es also keineswegs gemangelt. zwischen Staatssekretär mit seinem ewigen Zaudern aufhört, das Lachen vergangen sein und der München ist eben kein lokaler Vor- Bahr und dem Staats- mit dem er bereits in der Bundes- Spitze der SPD - von SPD-Führung gang; die besorgten Stimmen aus sekretär beim DDR- politik so viel Schaden angerichtet kann ohnehin nicht mehr die Rede der SPD im ganzen Bundesgebiet Ministerrat, Kohl, es hat. Doch hier wie dort zaudert sein — hat es offensichtlich sogar mehren sich. Die SPD wurde syste- Brandt, läßt die Dinge treiben, be- bestehe begründete die Sprache verschlagen, nachdem matisch aufgerollt. achtet keine Warnungen. Besorgnis, daß die Vogel das Ende der Narrenfreiheit Wie stark muß sich der radikale Gespräche weit über das vor allem für die Jusos gefordert Kurs in der SPD bereits durchge- Wenn schon die SPD-Spitze nicht hinausgingen, was der hatte. setzt haben, wenn nun ein so pro- in der Lage ist, im eigenen Haus Ordnung zu schaffen, wenn die Par- Öffentlichkeit bisher zur tei selbst nicht genügend Kraft auf- Kenntnis gebracht worden bringt, die Unterwanderung zu stop- sei. Mende, der Mitglied pen, wird es der Wähler tun. des Bundestagsaus- Gerhard Stoltenberg hat mit Recht schusses für innerdeutsche Anerkennung im Visier darauf hingewiesen, daß Vogel mit Beziehungen ist, erinnerte seinem Schritt auch Männer wie den in diesem Zusammenhang „roten Jochen" im Visier hatte, Jo- Der stellvertretende SPD-Vor- sich die Aufnahme der .beiden deut- chen Steffen, der den „langen an die Gespräche zwischen sitzende, Herbert Wehner, hat den schen Staaten' in die UNO durchaus Marsch durch die Institutionen" be- Bahr und dem Faden wieder aufgenommen, den vorstellen. reits hinter sich hat und das Bild sowjetischen Außen- er — wohl aus taktischen Grün- Kein Zweifel, die Sozialdemokra- der sozialdemokratischen Partei den — in den letzten Wochen fallen minister Gromyko, in ten haben die völkerrechtliche An- Schleswig-Holsteins nach seinen gelassen hatte. Seit dem vergange- denen bereits ein Vertrag erkennung, die Brandt noch in sei- Vorstellungen prägt (vgl. UiD Sei- nen Wochenende ist er dabei, seine ner Regierungserklärung weit von te 7). ausgehandelt worden war, Partei und die deutschen Öffentlich- sich gewiesen hat, ins Visier genom- während Bahr noch von keit daran zu gewöhnen, daß es in Gleiches gilt auch für den SPD- men. Damit beginnen sie, nun offen Mitteleuropa zwei .gleichberechtigte' Spitzenkandidaten für die Landtags- Sondierungen gesprochen auf die Kernforderung des Ostens deutsche Staaten gibt, die ihr ge- wahlen in Rheinland-Pfalz, Dröscher, habe. Der CDU-Abge- einzuschwenken, mit der die Tei- genseitiges Verhältnis .völkerrechts- der dafür bekannt ist, daß er nichts lung Deutschlands besiegelt werden ordnete deutete an, daß wirksam' regeln müssen. dagegen hätte, wenn die SPD noch soll. Wenn Brandt und Wehner etwas mehr nach links abwandern Bahr und Kohl schon über glauben sollten, sie könnten damit würde. einen Generalvertrag Wischt man den verbalen Nebel, östliche Zugeständnisse — beispiels- zwischen der Bundes- in den Wehner seine Absichtserklä- weise in der Berlin-Frage — erkau- Die Wähler wollen wissen, wohin rungen zu hüllen pflegt, beiseite, fen, dann müssen sie wissen, daß die Reise der SPD geht. Und sie republik und der DDR dann heißt das schlicht und einfach: sie auf die schärfste Ablehnung werden bei den kommenden Land- verhandeln, und er Die SPD-Führung ist offenbar ge- der CDU stoßen werden — eine Ab- tagswahlen in Berlin, Schleswig-Hol- äußerte die Besorgnis, sonnen, die DDR völkerrechtlich an- lehnung, die von der Mehrheit des stein und Rheinland-Pfalz der SPD zuerkennen. Dieser Eindruck ver- daß Öffentlichkeit und Volkes geteilt wird. zeigen, daß sie nichts von einer stärkt sich, wenn man hinzunimmt, unterwanderten Partei wissen wol- Parlament vor vollendete was Willy Brandt zur gleichen Zeit Willi Weiskirch len, die selbst nicht weiß, wohin Tatsachen gestellt würden. angedeutet hat - nämlich: Er könne Sprecher der CDU sie getrieben wird. Seite 2 Union in Deutschland Nr. 8/1971 man sich wie ein kleinbürgerlicher Fall Vogel Liberaler, bei dem der Sozialismus längst auf etwas soziale Aufge- schlossenheit reduziert worden ist — diese Doppelzüngigkeit, die die Re- Sozialdemokraten den von Brandt und Wehner vor den Jungsozialisten gekennzeichnet hat, ist für die Sozialdemokratie auf die in der Krise Dauer verhängnisvoller als der linke Elan der Neomarxisten in ihren Reihen. Auch jetzt noch, nach dem Signal, das der Münchener Ober- bürgermeister Vogel seiner Partei gegeben hat, scheint die Offensichtlich setzen selbst er- Führung der Sozialdemokraten ihre Hauptsorge darin zu er- fahrene und gewichtige Parteimit- Trotz der sitzungsfreien Woche blicken, wie die allmähliche Machtübernahme der radikal glieder wie Hermann Schmitt- im Bundestag fanden in dieser linken Kräfte in der Partei vor der Öffentlichkeit bagatellisiert Vockenhausen keine Hoffnung mehr auf die Führungskraft der Partei- Woche zwei öffentliche Aus- und vertuscht werden kann. Anders läßt sich das Kommunique schußsitzungen statt. Der Aus- des Präsidiums der SPD nicht verstehen. spitze; er ruft nach einer Umfrage schuß für Arbeit hörte Sachver- unter den Parteimitgliedern als letztem Mittel, wo eine klare ideolo- ständige zu den Entwürfen der Bedauert werden „die Formen hat im Dezember vor dem Bundes- Bundesregierung und der CDU/ gische Abgrenzung allein helfen der Auseinandersetzung in der kongreß der Jungsozialisten die CSU über eine Änderung des könnte. Die Autorität der Partei- Münchener SPD", als ob die Formen feinen Differenzierungen ausdrück- spitze und die Autorität von Brandt Betriebsverfassungsgesetzes, und nicht der ideologische Hinter- lich dargelegt, die von den soziali- reicht offenbar nicht mehr aus, um während der Ernährungsaus- grund das eigentliche Problem bil- stischen Sozialdemokraten heute als die Auseinandersetzung aufnehmen schuß sich mit aktuellen Fakten deten. Außerdem sollte das Präsi- Schlupflöcher durch die Maschen der Landwirtschaftspolitik be- zu können. Die Sozialdemokraten dium der SPD am ehesten wissen, des fraglichen Beschlusses benutzt befinden sich in einer Krise, die für faßte. Diese Beratungen werden daß es nicht um ein Münchener Er- werden. Nach Wehner ist mit den die Partei, aber nicht nur für sie, fortgesetzt. eignis von lokaler Bedeutung geht. Kommunisten folgendes möglich: bedrohlich ist. Während wir uns Am Dienstag tagte in Bonn Es weicht seiner Verantwortung aus, „Die Diskussion Ja, das Ringen Ja, außenpolitisch mit dem Kommunis- das Aktionskomitee für die Ver- wenn es den Landesvorstand und das Abstimmen Ja, aber nicht mit mus auseinandersetzen müssen, einigten Staaten von Europa den Bezirksvorstand beauftragt, das, ihnen gemeinsam als Organisationen unterwandern seine Ideen innen- (Monnet-Komitee), dem führende was es „Schwierigkeiten in der etwas organisieren, in die Wege politisch wie Termiten das Gebäude Politiker aus den sechs EWG- Münchener Partei" nennt, zu er- leiten, in die Wege rufen." Also jener Partei, die z. Z. die Regie- Staaten und Großbritannien an- örtern und zu berichten. selbst das Abstimmen wäre dem- rungsverantwortung in den Händen nach statthaft, nur als Organisation gehören. Für die CDU/CSU nah- Es ist noch nicht lange her, daß hält. Wir erwarten in dieser Situation darf die SPD nicht gemeinsam mit men an dieser Sitzung der Frak- Helmut Schmidt geschrieben hat, es von der SPD mehr
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